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Beiträge zur Mittelstands- und Strukturpolitik Nr. 37 - KfW

Beiträge zur Mittelstands- und Strukturpolitik Nr. 37 - KfW

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<strong>KfW</strong>-Research<br />

Sonderband "Innovationen im Mittelstand"<br />

186361<br />

<strong>37</strong><br />

<strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong>.


IMPRESSUM.<br />

Herausgeber:<br />

<strong>KfW</strong> Bankengruppe, Konzernkommunikation<br />

Redaktion:<br />

<strong>KfW</strong> Bankengruppe, Abteilung Volkswirtschaft<br />

Frankfurt am Main, Juli 2006<br />

ISSN 1618-8691<br />

Bitte teilen Sie uns ggfs. Anschriftsänderungen mit:<br />

Iris Brandt<br />

Telefon 069 7431-3148<br />

oder E-Mail research@kfw.de


Inhaltsverzeichnis.<br />

Vorwort.<br />

Kurzfassung. 1 - 6<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Struktur der Innovationsaktivitäten im Mittelstand. 7 - 35<br />

Beschäftigungseffekte von Innovationen<br />

in bestehenden kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen. <strong>37</strong> - 67<br />

Schaffen innovative Gründungen mehr Arbeitsplätze?<br />

Bestimmungsfaktoren der Beschäftigungswirkung<br />

neu gegründeter Unternehmen. 69 - 93<br />

Innovationsfinanzierung: Stand, Hindernisse, Perspektiven. 95 - 147<br />

Immaterielle Vermögenswerte <strong>und</strong> Unternehmensfinanzierung. 149 - 165


Vorwort.<br />

Innovationen, technischer Fortschritt <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />

sind für ein rohstoffarmes <strong>und</strong> exportorientiertes Land wie Deutschland von zentraler<br />

Bedeutung. Erfolgreiche Innovationen eröffnen den Unternehmen neue Märkte <strong>und</strong> Gewinnpotenziale.<br />

Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht bewirkt der technische Fortschritt einen<br />

beschleunigten strukturellen Wandel hin zu neuen zukunftsfähigen Sektoren, die auch auf<br />

internationalen Märkten bestehen können. Innovationen bilden somit den Gr<strong>und</strong>stein für<br />

Wirtschaftswachstum <strong>und</strong> steigenden Wohlstand. Doch nur diejenige Innovation, die zu einem<br />

Markterfolg wird, ist mit positiven Wirkungen verb<strong>und</strong>en.<br />

Deutschland weist im internationalen Vergleich nach wie vor eine hohe Innovationskraft <strong>und</strong><br />

technologische Leistungsfähigkeit auf. Betrachtet man einschlägige Indikatoren für die Innovationskraft<br />

einer Volkswirtschaft wie die FuE-Intensität, die Patentintensität oder den Anteil<br />

der Unternehmen mit Produktneuheiten so zeigt sich, dass Deutschland zwar häufig hinter<br />

den USA, Japan <strong>und</strong> den skandinavischen Ländern <strong>zur</strong>ückbleibt, jedoch in der Regel besser<br />

dasteht als vergleichbare europäische Länder wie Großbritannien oder Frankreich <strong>und</strong> die<br />

anderen großen europäischen Volkswirtschaften Italien <strong>und</strong> Spanien weit hinter sich lässt.<br />

Ungeachtet des auf den ersten Blick sehr guten Abschneidens Deutschlands bei internationalen<br />

Vergleichen ist die Innovationsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft – vor allem mittel-<br />

bis langfristig – gefährdet. So ist beispielsweise der Anteil der FuE-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt<br />

gegenüber den 80er-Jahren deutlich gesunken. Gerade bei seinen traditionellen<br />

Stärken – wie etwa der Hochwertigen Technik – sieht sich Deutschland einer zunehmenden<br />

Konkurrenz gegenüber. Infolgedessen verliert Deutschland zunehmend Weltmarktanteile<br />

beim Handel mit FuE-intensiven Gütern. Auch im Bildungssystem zeigen sich zunehmend<br />

Defizite. Angesichts geringer Hochschulabsolventenquoten insbesondere in den Natur- <strong>und</strong><br />

Ingenieurswissenschaften besteht die Gefahr einer zunehmenden Knappheit an hochqualifizierten<br />

Fachkräften, so dass die Abwanderung wissens- <strong>und</strong> technologieintensiver Produktions-<br />

<strong>und</strong> Dienstleistungsprozesse droht.<br />

Um auch weiterhin im sich verschärfenden internationalen Wettbewerb bestehen zu können,<br />

müssen wir unsere Innovationsanstrengungen zukünftig verstärken. Dafür ist ein leistungsstarkes<br />

Bildungssystem, eine rege Gründungsaktivität in den Zukunftsbranchen der Spitzentechnologie<br />

<strong>und</strong> den wissensintensiven Dienstleistungen ebenso wie eine Erhöhung der Innovationskraft<br />

von etablierten Unternehmen notwendig. Besonders wichtig ist es, bestehende<br />

Hemmnisse bei der Innovationstätigkeit von Unternehmen zu identifizieren <strong>und</strong> zu beseitigen,<br />

um somit bisher brachliegendes Innovationspotenzial nutzbar zu machen.


Ein besonderes Charakteristikum der deutschen Wirtschaft ist die große Bedeutung des Mittelstandes.<br />

So beschäftigen die 3,5 Mio. KMU r<strong>und</strong> 70 % aller Arbeitnehmer, tätigen 52 %<br />

aller Unternehmensinvestitionen <strong>und</strong> generieren 41 % der Unternehmensumsätze. Diese<br />

Zahlen zeigen eindrucksvoll, dass der Mittelstand nach wie vor das Rückgrat der deutschen<br />

Volkswirtschaft ist. Daher kommt den Innovationsaktivitäten mittelständischer Unternehmen<br />

eine wichtige Rolle für die Leistungsfähigkeit des deutschen Innovationssystems zu. Die Rolle<br />

von kleinen <strong>und</strong> großen Unternehmen im Innovationsprozess ist dabei als komplementär<br />

anzusehen <strong>und</strong> variiert je nach Art der Innovation, der Phase des Branchenlebenszyklus <strong>und</strong><br />

den technologischen Bedingungen. So greifen junge innovative Unternehmen neue Technologien<br />

häufig als erste auf <strong>und</strong> entwickeln daraus marktgängige Produkte, während etablierte<br />

kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen in jungen Branchen häufiger als Technologienehmer auftreten.<br />

In reifen Branchen bedienen kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen vor allem Marktnischen<br />

<strong>und</strong> bieten k<strong>und</strong>enspezifische Lösungen an. Kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen sorgen somit<br />

sowohl für neue Basisinnovationen als auch für die Diffusion von Innovationen in die Breite.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> untersuchen in diesem Band <strong>KfW</strong> <strong>und</strong> ZEW gemeinsam die aktuelle<br />

Entwicklung der Innovationstätigkeit kleiner <strong>und</strong> mittlerer Unternehmen, deren Beitrag <strong>zur</strong><br />

Schaffung neuer Arbeitsplätze sowie die Struktur <strong>und</strong> die Probleme der Finanzierung von<br />

Innovationen. Die Bündelung des Know-hows beider Institutionen sowie die Auswertung einzigartiger<br />

Datenbasen ermöglichen dabei eine umfassende Analyse der Entwicklung, der<br />

Wirkungen sowie der Finanzierung von Innovationen mittelständischer Unternehmen. Die<br />

Themen dieser Ausgabe sind:<br />

• Entwicklung <strong>und</strong> Struktur der Innovationsaktivitäten im Mittelstand<br />

• Innovationen <strong>und</strong> Beschäftigung: Beschäftigungseffekte von Innovationen in kleinen <strong>und</strong><br />

mittleren Unternehmen<br />

• Schaffen innovative Gründungen mehr Arbeitsplätze? Bestimmungsfaktoren der Beschäftigungswirkung<br />

neu gegründeter Unternehmen<br />

• Innovationsfinanzierung: Stand, Hindernisse, Perspektiven<br />

• Immaterielle Vermögenswerte <strong>und</strong> Unternehmensfinanzierung<br />

Der erste Beitrag beleuchtet detailliert die aktuelle Entwicklung der Innovationstätigkeit von<br />

kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen für die Jahre 2002 <strong>und</strong> 2004. Im Fokus der Auswertungen<br />

stehen die Branchen-, Größen <strong>und</strong> Altersverteilung innovativer <strong>und</strong> nicht innovativer<br />

KMU.


Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der hohen <strong>und</strong> anhaltenden Arbeitslosigkeit in Deutschland rücken zunehmend<br />

auch die Beschäftigungswirkungen von Innovationen in den Mittelpunkt des Interesses.<br />

Daher untersucht der zweite Beitrag die Bestimmungsfaktoren des Beschäftigtenwachstums<br />

in kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen für das Jahr 2004. Das Hauptaugenmerk<br />

liegt dabei auf der Frage, ob Innovationen zu mehr Beschäftigung im innovierenden Unternehmen<br />

selbst führen.<br />

Der 3. Beitrag widmet sich der Beschäftigungswirkung von neu gegründeten Unternehmen.<br />

Im Mittelpunkt der Analyse steht dabei, ob innovative Gründungen bereits innerhalb des ersten<br />

Jahres nach der Gründung mehr Beschäftigung schaffen als andere neu gegründete<br />

Unternehmen.<br />

Im Zentrum des 4. Beitrags steht die Frage der Finanzierung von Innovationen sowie nach<br />

möglichen Finanzierungshemmnissen. So wird die Bedeutung verschiedener Finanzierungsquellen<br />

aufgezeigt, Finanzierungsschwierigkeiten bei der Umsetzung von Innovationsprojekten<br />

beschrieben sowie mögliche innovationspolitische Ansatzpunkte <strong>zur</strong> Verbesserung der<br />

Innovationsfinanzierung diskutiert.<br />

Der 5. Beitrag gibt einen Überblick über die Rolle immaterieller Vermögenswerte für die Unternehmensfinanzierung.<br />

Er stellt den Bedeutungszuwachs von immateriellen Vermögenswerten<br />

als Produktionsfaktor dar, beschreibt die aktuellen Nutzungsmöglichkeiten von Immateriellem<br />

für die Unternehmensfinanzierung <strong>und</strong> geht auf die Voraussetzungen für eine weitergehende<br />

Nutzung immateriellen Vermögens für Finanzierungszwecke ein.<br />

Ohne die Ergebnisse im Detail vorweg zu nehmen, können folgende zentrale Implikationen<br />

der Studie hervorgehoben werden: Nachweislich schaffen innovierende Unternehmen – sowohl<br />

Gründungen als auch bestehende Mittelständler – signifikant mehr Arbeitsplätze als<br />

andere Unternehmen. Zwar hat sich die Innovationstätigkeit von kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen<br />

positiv entwickelt, allerdings sind die Potenziale bei Weitem noch nicht ausgeschöpft.<br />

Dabei zeigt sich, dass das Haupthindernis einer höheren Innovationstätigkeit Finanzierungsschwierigkeiten<br />

darstellt.<br />

Deshalb sieht es die <strong>KfW</strong> als eine ihrer wichtigsten Aufgaben an, gemeinsam mit dem B<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> der Privatwirtschaft <strong>zur</strong> Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Innovations- <strong>und</strong><br />

Gründungsfinanzierung beizutragen.<br />

Dr. Norbert Irsch<br />

Chefvolkswirt der <strong>KfW</strong>


Innovationen im Mittelstand 1<br />

Kurzfassung der Studien dieser Sonderpublikation.<br />

In dieser Ausgabe untersuchen <strong>KfW</strong> <strong>und</strong> ZEW gemeinsam die aktuelle Entwicklung der Innovationstätigkeit<br />

kleiner <strong>und</strong> mittlerer Unternehmen, deren Beitrag <strong>zur</strong> Schaffung neuer Arbeitsplätze<br />

sowie die Struktur <strong>und</strong> die Probleme der Finanzierung von Innovationen. Dabei<br />

zeigen sich folgende Ergebnisse:<br />

1. Entwicklung <strong>und</strong> Struktur der Innovationsaktivitäten im Mittelstand.<br />

• Die Innovatorenanteile im Mittelstand sind zwischen 2002 <strong>und</strong> 2004 von 38 auf 42% gestiegen.<br />

Lediglich der Anteil der originären Innovatoren war leicht rückläufig (2002: 8%<br />

2004: 7%).<br />

• Die deutlichste Zunahme bei den Innovatorenanteilen ist in den wissensintensiven<br />

Dienstleistungen mit 11%-Punkten auf 47% zu verzeichnen. In dieser Branche findet sich<br />

auch für alle Innovationsindikatoren ein positiver Trend. Die höchste Innovatorenquote<br />

weist das FuE-intensive Verarbeitende Gewerbe aus (62%). Auch in diesen Wirtschaftszweigen<br />

nahm der Innovatorenanteil insgesamt zu. Dieser Anstieg ist auf die imitierenden<br />

Produktinnovatoren <strong>zur</strong>ückzuführen, während der Anteil der Prozessinnovatoren sowie<br />

der originären Produktinnovatoren abgenommen hat.<br />

• Im Gegensatz zum Gesamttrend waren die Innovatorenanteile bei jungen KMU zwischen<br />

2002 <strong>und</strong> 2004 rückläufig. Dies gilt mit einem Rückgang von 11% auf 6% insbesondere<br />

für die Quote der originären Innovatoren. Angesichts der Tatsache, dass in der Regel<br />

insbesondere junge Unternehmen für radikale Innovationen <strong>und</strong> damit für besonders<br />

starkes Beschäftigungswachstum sorgen, kann dieser Bef<strong>und</strong> als Gefahr für die Leistungsfähigkeit<br />

des deutschen Innovationssystems gedeutet werden. Vor dem Hintergr<strong>und</strong>,<br />

dass Innovationsentscheidungen i.d.R. strategische Entscheidungen sind, die bereits<br />

bei Aufnahme der Geschäftstätigkeit getroffen werden, könnte dieses Verhalten zum<br />

Heranwachsen einer Kohorte der „Innovationsverweigerer“ führen.<br />

• Die Innovationsbeteiligung steigt kontinuierlich mit der Unternehmensgröße. So liegt die<br />

Innovatorenquote bei den kleinsten KMU mit weniger als 5 Beschäftigten bei 39%, während<br />

sie bei den großen Mittelständlern mit 50 <strong>und</strong> mehr Beschäftigten 71% beträgt.<br />

Große Mittelständler weisen bei allen Indikatoren die höchste Innovatorenquote auf. Dabei<br />

bauen große KMU ihre relative Position gegenüber den kleineren KMU weiter aus.<br />

• Zwar hat sich die Innovationstätigkeit von kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen positiv<br />

entwickelt, jedoch gilt dies nicht für alle Arten von Innovationen. Vor allem die originären


2 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

Innovationen von jungen Unternehmen, die oft ursächlich für radikale Neuerungen <strong>und</strong><br />

das Entstehen gänzlich neuer Branchen oder Märkte sind, waren rückläufig. Insgesamt<br />

zeigt sich, dass die Innovationspotenziale im Mittelstand bei Weitem noch nicht ausgeschöpft<br />

sind.<br />

2. Beschäftigungseffekte von Innovationen in bestehenden kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen.<br />

• Im Durchschnitt über alle Branchen beträgt im Jahr 2004 das Beschäftigungswachstum<br />

in innovierenden Unternehmen r<strong>und</strong> 1,8%, in nicht innovierenden Unternehmen dagegen<br />

nur r<strong>und</strong> 0,5%. Somit liegt der Beschäftigtenzuwachs in innovierenden Unternehmen um<br />

das r<strong>und</strong> 3,4fache höher als in nicht innovierenden Unternehmen.<br />

• Auch die tiefer gehende, multivariate Analyse bestätigt, dass von Innovationen deutliche,<br />

positive Wirkungen auf die Beschäftigung in einem Unternehmen ausgehen.<br />

• So kann für ein Unternehmen, das eine Produktinnovation einführt, welche lediglich eine<br />

Neuigkeit aus Sicht des Unternehmens darstellt – nicht jedoch eine Marktneuheit ist –,<br />

mit 1,7% ein knapp 4mal so starker Beschäftigtenanstieg festgestellt werden, als für ein<br />

nicht innovatives Unternehmen mit ansonsten jedoch denselben Merkmalen (0,5%). Für<br />

Produktinnovationen, die zugleich Marktneuheiten sind, liegt der Zuwachs in innovierenden<br />

Unternehmen mit 3,3% sogar um knapp das 7½fache höher. Auch Unternehmen, die<br />

Prozessinnovationen durchführen, wachsen mit 2,3% r<strong>und</strong> 5mal so schnell wie die nicht<br />

innovativen Vergleichsunternehmen mit ansonsten identischen Merkmalen.<br />

• Ein Vergleich der Stärke des Einflusses von Innovationen auf die Beschäftigtenentwicklung<br />

mit jenen der anderen untersuchten Bestimmungsfaktoren zeigt, dass von Innovationen<br />

besonders starke Effekte auf die Beschäftigtenentwicklung in einem Unternehmen<br />

ausgehen. So sind ähnlich hohe Beschäftigungssteigerungen, wie sie von Innovationen<br />

bewirkt werden, lediglich bei sehr jungen <strong>und</strong> sehr kleinen Unternehmen zu beobachten,<br />

wobei jedoch zu berücksichtigen ist, dass hier das niedrigere Ausgangsniveau eine wichtige<br />

Rolle für die Höhe des ermittelten prozentualen Wachstums spielt. Um mit den Innovationen<br />

– insbesondere den originären Innovationen – vergleichbar starke Effekte zu erreichen,<br />

müsste die konjunkturelle Entwicklung äußerst dynamisch verlaufen, ebenso wäre<br />

eine erhebliche Senkung der Arbeitskosten notwendig.<br />

• Die Ergebnisse machen sehr deutlich, dass vor allem von wirtschaftspolitischen Maßnahmen,<br />

welche gezielt auf die Stärkung der Innovationskraft von Unternehmen abstellen,<br />

die gewünschten positiven Wirkungen auf dem Arbeitsmarkt zu erwarten sind. Da (o-


Innovationen im Mittelstand 3<br />

riginäre) Innovationen insbesondere von kontinuierlich FuE-treibenden Unternehmen<br />

hervorgebracht werden, muss das Ziel entsprechender Maßnahmen sein, auch kleine<br />

<strong>und</strong> mittlere Unternehmen zu einer kontinuierlichen Entwicklungstätigkeit an<strong>zur</strong>egen.<br />

3. Schaffen innovative Gründungen mehr Arbeitsplätze? Bestimmungsfaktoren der Beschäftigungswirkung<br />

neu gegründeter Unternehmen.<br />

• In einer innovativen Gründung – definiert als Gründung, die auf neuen oder weiterentwickelten<br />

Geschäftsideen basiert <strong>und</strong> bei der <strong>zur</strong> Entwicklung der Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />

eigene Anpassungs- oder FuE-Arbeiten notwendig waren – entstehen innerhalb<br />

des ersten Jahres nach der Gründung deutlich mehr Arbeitsplätze als in einer nicht innovativen<br />

Gründung. So übersteigt die Anzahl der Beschäftigten in einer innovativen Gründung<br />

mit 5,8 Vollzeitbeschäftigten jene in einer nicht innovativen, ansonsten jedoch identischen<br />

Gründung, um das r<strong>und</strong> 2,3fache im Verarbeitenden Gewerbe, im Dienstleistungssektor<br />

(2,7 Vollzeitbeschäftigte) sogar um das Dreifache (den Gründer nicht mitgerechnet).<br />

• Gründer mit Hochschulausbildung schaffen (pro gegründetem Unternehmen) mehr Arbeitsplätze<br />

als andere Gründer. Der stärkste Beschäftigungsimpuls geht von Gründungen<br />

aus, die zugleich innovativ sind <strong>und</strong> von einem Hochschulabsolventen gegründet wurden.<br />

Die Gründungsgröße eines solchen Unternehmens beträgt für das Verarbeitende Gewerbe<br />

mit 6,2 Vollzeitbeschäftigten das 2,5fache – im Dienstleistungssektor mit 2,9 Vollzeitbeschäftigten<br />

das 3,2fache – eines Unternehmens, welches die beiden Merkmale<br />

nicht aufweist, ansonsten jedoch identisch ist.<br />

• Insgesamt sind die Gründungsgrößen im Dienstleistungssektor deutlich kleiner als im<br />

Verarbeitenden Gewerbe. So ist der Beschäftigungsimpuls von innovativen Akademikergründungen<br />

im Dienstleistungssektor (2,9 Vollzeitbeschäftigte) weniger als halb so groß<br />

als jener im Verarbeitenden Gewerbe (6,2 Vollzeitbeschäftigte).<br />

• Die Schaffung von neuen (zukunftssicheren) Arbeitsplätzen ist eine der Erwartungen,<br />

welche die Wirtschaftspolitik mit Gründungen verknüpft. Wie die Analyse zeigt, erfüllen<br />

innovative Gründungen diese Erwartung im besonderen Maße. Die Förderung von innovativen<br />

Gründungen erscheint somit als eine zielführende Maßnahme der Wirtschaftspolitik,<br />

um den erhofften Effekt auf dem Arbeitsmarkt zu erreichen.


4 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

4. Innovationsfinanzierung: Stand, Hindernisse, Perspektive.<br />

• Innovationen werden überwiegend aus den internen Mitteln des Unternehmens (Gewinn/Cashflow,<br />

Rückstellungen) finanziert. Fremdmittel werden wegen der höheren Kosten<br />

<strong>und</strong> ihres Fixkostencharakters tendenziell gemieden. So finanzieren im Durchschnitt<br />

aller innovativ tätigen Betriebe mit sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten 59% ihre<br />

Innovationsaktivitäten ausschließlich aus internen Quellen, während nur 5% ausschließlich<br />

Fremdkapital nutzen. Dabei weisen kleine Betriebe den höchsten Anteil mit einer reinen<br />

Innenfinanzierung auf (62 %), während Großbetriebe am häufigsten Kombinationen<br />

aus Fremdkapital <strong>und</strong> internen Mittel sowie reine Fremdkapitalfinanzierungen (zusammen<br />

50 %) nutzen.<br />

• Eine Fremdfinanzierung von Innovationen wird eher dann gewählt, wenn eine Innenfinanzierung<br />

(wegen schlechter Ertragslage oder anderer Gründe) nicht verfügbar ist.<br />

• Wagniskapital spielt für die Finanzierung von Innovationen in Deutschland quantitativ<br />

eine geringe Rolle. Aktuell werden nicht mehr als 1 % der gesamten Innovationsaufwendungen<br />

der deutschen Wirtschaft über Wagniskapitalinvestitionen finanziert.<br />

• Im Zeitraum 2001-2003 erhielten 44 % der Großunternehmen eine staatliche Innovationsförderung,<br />

während dieser Anteil bei den kleinen <strong>und</strong> mittelgroßen Unternehmen nur<br />

zwischen 22 <strong>und</strong> 26 % betrug. Somit haben über drei Viertel der KMU in Deutschland<br />

keine finanzielle staatliche Beteiligung an ihren Innovationskosten erhalten.<br />

• Innovationsaktivitäten <strong>und</strong> Innenfinanzierung stärken sich gegenseitig: Innovatoren erzielen<br />

höhere Renditen, höhere Renditen erleichtern die Innenfinanzierung <strong>und</strong> befördern<br />

die Höhe der Innovationsaufwendungen. Dies bedeutet, dass es für erfolgreiche Innovatoren<br />

tendenziell einfacher ist, ihre künftigen Innovationsprojekte aus eigener Kraft zu finanzieren,<br />

während sich nicht innovationsaktive sowie weniger erfolgreich innovierende<br />

Unternehmen dagegen tendenziell einer ungünstigeren Ertragslage gegenüber sehen,<br />

die auch die Finanzierung von Innovationen erschwert. Dieses Insider-Outsider-Problem<br />

führt tendenziell zu einer Zweiteilung zwischen erfolgreichen Innovatoren <strong>und</strong> nicht innovierenden<br />

Unternehmen <strong>und</strong> droht den Innovationswettbewerb sowie die Nutzung der in<br />

den nicht innovierenden Unternehmen vorhandenen Innovationspotenziale zu schwächen.<br />

• Finanzierungsschwierigkeiten waren im Jahr 2004 für alle Unternehmen das mit Abstand<br />

wichtigste Innovationshemmnis. Kleinere oder junge Unternehmen sind davon deutlich<br />

stärker betroffen. Dies gilt insbesondere für die Gruppe der nicht innovierenden Unter-


Innovationen im Mittelstand 5<br />

nehmen. So geben ein Viertel der nicht innovativen Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten<br />

einen Mangel an Finanzierungsquellen als Gr<strong>und</strong> für das Unterlassen von Innovationsaktivitäten<br />

an, während dieser Anteil bei den Großunternehmen lediglich 3%<br />

beträgt.<br />

• Finanzierungshemmnisse in bereits innovativen Unternehmen betreffen vor allem die<br />

sehr innovationsintensiven Unternehmen.<br />

• Ein Abbau von Finanzierungshemmnissen <strong>und</strong> eine Verbesserung der Finanzierungsbedingungen<br />

führen vor allem bei kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen zu einer Ausweitung<br />

der Innovationsaktivitäten. Dort können die größten Innovationspotenziale erschlossen<br />

werden.<br />

• Für alle Unternehmen gilt, dass eine verbesserte Innenfinanzierungskraft die Innovationsaktivitäten<br />

steigern würde. Darüber hinaus sind für bestehende KMU vor allem verbesserte<br />

Kreditfinanzierungsbedingungen wichtig.<br />

5. Immaterielle Vermögenswerte <strong>und</strong> Unternehmensfinanzierung.<br />

• Als Finanzierungsinstrument spielen immaterielle Vermögenswerte bisher fast ausschließlich<br />

eine indirekte Rolle, indem sie beispielsweise über die Ratingnote Einfluss auf<br />

den Kreditzugang <strong>und</strong> die Kapitalkosten nehmen. Die Stärke dieses Einflusses auf Kreditzugang<br />

<strong>und</strong> –kosten war bislang jedoch gering.<br />

• Als direktes Finanzierungsinstrument (z. B. als Kreditsicherheit) war die Bedeutung immaterieller<br />

Vermögenswerte bisher nahezu vernachlässigbar, da verlässliche <strong>und</strong> kostengünstige<br />

Bewertungsverfahren für Immaterielles nur sehr begrenzt verfügbar waren<br />

<strong>und</strong> immaterielles Vermögen nur sehr eingeschränkt handelbar war.<br />

• In den letzten Jahren sind jedoch – zumindest für Patente – eine Reihe von Bewertungsverfahren<br />

entstanden. Mit der Etablierung dieser Bewertungsverfahren am Markt ist zu<br />

erwarten, dass sich sukzessive spezielle Märkte für immaterielle Vermögenswerte entwickeln.<br />

Im Zuge dessen dürfte auch die Bedeutung von Immateriellem als Finanzierungsinstrument<br />

zunehmen.<br />

• Ein im deutschen Finanzsystem erfolgsversprechender Weg, immaterielle Vermögenswerte<br />

stärker für die Unternehmensfinanzierung zu nutzen, könnte darin bestehen, Patente<br />

<strong>und</strong> andere geistige Eigentumsrechte verstärkt als Kreditsicherheiten einzusetzen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> fehlender Erfahrungswerte mit Patenten als Kreditsicherheiten <strong>und</strong> der damit


6 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

einhergehenden hohen Unsicherheit für die Vorreiter, besteht allerdings die Gefahr, dass<br />

der Markt ein solches Angebot nicht rechtzeitig <strong>und</strong> in adäquatem Ausmaß hervorbringt.<br />

Fazit: Zusammenfassend können folgende zentrale Implikationen der Studien dieser Publikation<br />

hervorgehoben werden: Innovierende Unternehmen – sowohl Gründungen als auch<br />

bestehende Mittelständler – schaffen signifikant mehr Arbeitsplätze als andere Unternehmen.<br />

Zwar hat sich die Innovationstätigkeit von kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen positiv<br />

entwickelt, jedoch nicht durchgängig. Vor allem die originären Innovationen, die oft ursächlich<br />

für radikale Neuerungen <strong>und</strong> das Entstehen gänzlich neuer Branchen oder Märkte sind,<br />

waren rückläufig. Zudem sind die Innovationspotenziale im Mittelstand bei Weitem noch nicht<br />

ausgeschöpft. Dabei zeigt sich, dass Finanzierungsprobleme das Haupthindernis einer höheren<br />

Innovationstätigkeit von kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen sind.<br />

Die <strong>KfW</strong> Bankengruppe sieht es deshalb als eine ihrer wichtigsten Aufgaben an, gemeinsam<br />

mit dem B<strong>und</strong> <strong>und</strong> der Privatwirtschaft <strong>zur</strong> Verbesserung der Innovations- <strong>und</strong> Gründungsfinanzierung<br />

sowie der hierfür maßgeblichen Rahmenbedingungen beizutragen.


Entwicklung <strong>und</strong> Struktur der Innovationsaktivitäten im Mittelstand 7<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Struktur der Innovationsaktivitäten im Mittelstand.<br />

1. Hintergr<strong>und</strong>.<br />

Mit dem Wandel <strong>zur</strong> Wissensgesellschaft <strong>und</strong> dem sich zusehends verschärfenden internationalen<br />

Wettbewerb nimmt die Bedeutung, die Forschung <strong>und</strong> Entwicklung (FuE) für den<br />

Wohlstand einer Gesellschaft haben, stetig zu. Ziel der FuE-Aktivitäten ist die Hervorbringung<br />

von Innovationen in Form von neuen oder wesentlich verbesserten Produkten <strong>und</strong> Produktionsprozessen.<br />

Diese sind Voraussetzung für die internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> stellen (auf lange Sicht) eine der wichtigsten Quellen für das Wirtschaftswachstum dar.<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung hat sich eine Erhöhung der Aufwendungen für Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

in Deutschland von derzeit 2,5 % auf mindestens 3 % des Bruttoinlandsprodukts bis<br />

2010 zum Ziel gesetzt.<br />

Diese Entwicklung ist nicht nur für Großunternehmen mit eigenen FuE-Abteilungen, sondern<br />

auch für den Mittelstand von hoher Relevanz. Denn den kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen<br />

kommt im Innovationsprozess eine besondere Rolle zu. Aufgr<strong>und</strong> ihrer schlanken Organisationsstruktur<br />

<strong>und</strong> ihrer größeren Flexibilität können sie i. d. R. schneller auf neue technologische<br />

Entwicklungen reagieren als Großunternehmen. Sie besetzen Marktnischen, in die es<br />

sich für Großunternehmen aufgr<strong>und</strong> der geringeren Absatzmöglichkeiten nicht zu investieren<br />

lohnt, <strong>und</strong> sind eher in der Lage, neue Produkte den individuellen K<strong>und</strong>enbedürfnissen anzupassen.<br />

Für neu gegründete Unternehmen gelten diese Vorteile in besonderem Maße. Sie<br />

sind zudem ein wichtiger Transferkanal für die Kommerzialisierung radikaler technologischer<br />

Fortschritte. Denn zum einen sind radikale Neuerungen häufig mit hohen Erwartungen über<br />

erzielbare Einkommen verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> beflügeln die Entscheidung <strong>zur</strong> Selbständigkeit. Zum<br />

anderen haben innovative Gründungen im Gegensatz zu bestehenden Organisationsstrukturen<br />

nicht mit „hausinternen“ Widerständen bei der Einführung radikaler Neuerungen <strong>und</strong><br />

auch bei der Übernahme der Innovationen Dritter zu kämpfen. Damit haben neue Unternehmen<br />

einen besonderen Stellenwert bei der Durchsetzung <strong>und</strong> Verbreitung neuer Technologien.<br />

Die Entwicklung der Innovationsaktivitäten im Mittelstand, der für über 99% der Unternehmen,<br />

für etwa 70% der Beschäftigten <strong>und</strong> für über 50% der Unternehmensinvestitionen steht,<br />

ist daher ein wichtiger Gradmesser für die Beurteilung struktureller Anpassungsprozesse <strong>und</strong><br />

des technologischen Wandels einer gesamten Volkswirtschaft. In der vorliegenden Untersuchung<br />

soll deshalb das Innovationsverhalten des deutschen Mittelstandes für die Jahre 2002<br />

<strong>und</strong> 2004 detailliert dargestellt werden. Im Fokus der Auswertungen stehen die Branchen-,


8 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

Größen <strong>und</strong> Altersverteilung innovativer <strong>und</strong> nicht innovativer KMU. Ferner soll das Innovationsverhalten<br />

in den neuen <strong>und</strong> alten B<strong>und</strong>esländern verglichen werden.<br />

Kasten 1: Die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick<br />

• Die Innovatorenanteile im Mittelstand sind zwischen 2002 <strong>und</strong> 2004 gestiegen. Lediglich der<br />

Anteil der originären Innovatoren war leicht rückläufig.<br />

• Die deutlichste Zunahme bei den Innovatorenanteilen ist in den wissensintensiven Dienstleistungen<br />

zu verzeichnen. In dieser Branche findet sich auch für alle Innovationsindikatoren ein positiver<br />

Trend.<br />

• Das FuE-intensive Verarbeitende Gewerbe weist zwar die höchsten Innovatorenquoten aus.<br />

Allerdings ist dort nur der Anteil der Produktinnovatoren gestiegen, während der Anteil der Prozessinnovatoren<br />

abgenommen hat.<br />

• Der Anstieg des Anteils der Produktinnovatoren im FuE-intensiven Verarbeitenden Gewerbe wird<br />

vor allem durch eine Zunahme der Produktimitatoren getrieben, während der Anteil originären<br />

Innovatoren rückläufig ist. Folglich gehen insbesondere innovierende Unternehmen im FuEintensiven<br />

Verarbeitenden Gewerbe ein zunehmend geringeres Markrisiko ein.<br />

• Die Innovationsbeteiligung steigt kontinuierlich mit der Unternehmensgröße. Große Mittelständler<br />

weisen gemessen an allen Indikatoren die höchste Innovatorenquote auf. Dabei bauen große<br />

KMU ihre relative Position gegenüber den kleineren KMU weiter aus. Dies gilt insbesondere bei<br />

Marktneuheiten.<br />

• Im Gegensatz zum Gesamttrend waren die Innovatorenanteile bei jungen KMU zwischen 2002<br />

<strong>und</strong> 2004 rückläufig. Dies gilt insbesondere für die Quote der originären Innovatoren. Lediglich<br />

bei den Prozessinnovationen haben junge KMU den höchsten Anteil.<br />

• Dieser Bef<strong>und</strong> wirft die Frage auf inwieweit junge KMU auch weiterhin ihre Rolle als wichtiger<br />

Transferkanal für radikale technologische Neuerungen ausfüllen können. Vor dem Hintergr<strong>und</strong>,<br />

dass Innovationsentscheidungen i.d.R. strategische Entscheidungen von hoher Persistenz sind,<br />

die bereits bei Aufnahme der Geschäftstätigkeit getroffen werden, könnte dieses Verhalten zum<br />

Heranwachsen einer Kohorte der „Innovationsverweigerer“ führen.<br />

• Die Innovatorenanteile in den neuen B<strong>und</strong>esländern sind gr<strong>und</strong>sätzlich geringer als in den alten.<br />

Allerdings konnten ostdeutsche KMU zumindest den Abstand bei der Quote der originären Innovatoren<br />

zwischen 2002 <strong>und</strong> 2004 verkürzen.<br />

Der insgesamt erfreuliche Trend bei der Entwicklung der Innovatorenquote, der insbesondere von<br />

den wissensintensiven Dienstleistern getragen wird, zeigt, dass der deutsche Mittelstand in Punkto<br />

Wettbewerbsfähigkeit auf dem richtigen Weg ist. Allerdings wird dieser positive Gesamttrend durch<br />

den Rückgang der originären Innovatoren gerade bei den jungen KMU getrübt. Hier besteht die Gefahr<br />

des Heranwachsens einer Kohorte weniger innovativer Unternehmen <strong>und</strong> somit eines langfristigen<br />

Verlustes der technologischen Leistungsfähigkeit. Um dieser möglichen Abwärtsspirale entgegen<br />

zu wirken ist die Wirtschaftspolitik gefordert. Wichtig hierbei ist die Überwindung von Finanzierungsrestriktionen.<br />

Diese sind aufgr<strong>und</strong> der ungleichen Möglichkeiten von innovierenden Unternehmen<br />

<strong>und</strong> potenziellen Finanzierungsgebern die Risiken <strong>und</strong> Chancen eines Vorhabens zu beurteilen,<br />

oftmals vom privaten Kapitelmarkt nicht zu überwinden. Deshalb ist neben einer begrenzten Gewährung<br />

von Zuschüssen für gr<strong>und</strong>legende <strong>und</strong> marktferne Forschungsvorhaben vor allem die Bereitstellung<br />

von öffentlich gefördertem Wagniskapital <strong>und</strong> speziellen Innovationskrediten weiterhin notwendig.<br />

Bei der Konzeption von Förderprodukten muss zwischen verschiedenen Segmenten differenziert<br />

werden, denn nur dann ist ein zielgerichtetes, spezifisches Angebot möglich. Wichtig ist vor<br />

allem die Unterscheidung zwischen bestehenden innovativen Unternehmen <strong>und</strong> jungen, neu gegründeten<br />

Unternehmen, die um eine innovative Idee entstanden sind. Für die Finanzierung innovativer<br />

Bestandsunternehmen kann beispielhaft das neu gestaltete ERP-Innovationsprogramm der<br />

<strong>KfW</strong> Bankengruppe genannt werden. Dieses Programm trägt mit seiner mezzaninen Finanzierungsstruktur<br />

den hohen Risiken von Innovationsprojekten Rechnung. Im Bereich der Gründungen <strong>und</strong><br />

jungen KMU stellen der ERP-Startfonds für junge <strong>und</strong> innovative Technologieunternehmen sowie<br />

der gemeinsam von <strong>KfW</strong>, B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Partnern aus der Industrie aufgelegte High-Tech-Gründerfonds<br />

für technologieorientierte Unternehmensgründungen Beteiligungskapital <strong>zur</strong> Verfügung.


Entwicklung <strong>und</strong> Struktur der Innovationsaktivitäten im Mittelstand 9<br />

2. Datenbasis <strong>und</strong> Definitionen.<br />

2.1 Das <strong>KfW</strong>-<strong>Mittelstands</strong>panel.<br />

Das <strong>KfW</strong>-<strong>Mittelstands</strong>panel stellt den ersten (<strong>und</strong> bisher einzigen) repräsentativen Längsschnittdatensatz<br />

für alle mittelständischen Unternehmen in Deutschland dar. 1 Die Daten hierfür<br />

werden im Rahmen einer schriftlichen Wiederholungsbefragung der KMU in Deutschland<br />

mit einem Umsatz von bis zu 500 Mio. EUR pro Jahr erhoben. Gemäß dieser Definition gibt<br />

es knapp 3,5 Mio. mittelständische Unternehmen in Deutschland. Bisher stehen drei Wellen,<br />

erhoben in den Jahren 2003, 2004 <strong>und</strong> 2005, <strong>zur</strong> Verfügung. Schwerpunktmäßig werden mit<br />

dem <strong>KfW</strong>-<strong>Mittelstands</strong>panel jährlich wiederkehrend Informationen <strong>zur</strong> Unternehmensentwicklung,<br />

<strong>zur</strong> Investitionstätigkeit <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Finanzierungsstruktur erfragt. Darüber hinaus werden<br />

in den einzelnen Wellen auch Informationen zu speziellen Themenkomplexen erhoben. In<br />

den Befragungen 2003 <strong>und</strong> 2005, die auch Gr<strong>und</strong>lage der vorliegenden Untersuchung sind,<br />

wurden z.B. detailliert die Innovationsaktivitäten der KMU beleuchtet.<br />

Die Daten des <strong>KfW</strong>-<strong>Mittelstands</strong>panels basieren auf vergleichsweise großen Stichproben. In<br />

der ersten Befragungswelle wurden insgesamt 86.429 Unternehmen (Bruttostichprobe) angeschrieben,<br />

von denen 15.154 (Nettostichprobe) einen verwertbaren Fragebogen <strong>zur</strong>ückschickten.<br />

In der Nettostichprobe der zweiten Welle finden sich 10.692 Unternehmen <strong>und</strong> in<br />

der der dritten Welle 11.061 KMU. Die Qualität eines Paneldatensatzes lässt sich mitunter<br />

am Anteil <strong>und</strong> an der Anzahl der wiederholt teilnehmenden Unternehmen ablesen. Im <strong>KfW</strong>-<br />

<strong>Mittelstands</strong>panel haben 6.984 (etwa 46% der Nettostichprobe der 1.Welle) sowohl in der<br />

ersten als auch in der zweiten Welle teilgenommen. Unter den Unternehmen der dritten Welle<br />

finden sich sogar 7.168 (fast zwei Drittel) wiederholt befragte KMU.<br />

2.2 Definitionen.<br />

Definition von Innovationstätigkeit.<br />

Als Innovationen bezeichnet man üblicherweise neue oder merklich verbesserte Produkte<br />

<strong>und</strong> Prozesse, die in den Markt eingeführt bzw. in den Produktionsprozess implementiert<br />

worden sind. Nach der in der Innovationsforschung heute gängigen Definition ist es nicht<br />

erforderlich, dass die Innovation neu im Sinne von „neu für den Markt“ oder gar „weltweit<br />

neu“ ist, sondern nur, dass sie „neu für das Unternehmen“ ist. Es sind also auch „passive“<br />

Innovationen enthalten, wie beispielsweise der Erwerb neuer, innovativer Maschinen oder<br />

die Imitation von Produktinnovationen, die bereits von anderen Unternehmen im Markt ange-<br />

1 Eine ausführliche Beschreibung der Gr<strong>und</strong>gesamtheit, Stichprobenziehung <strong>und</strong> -realisierung sowie<br />

der Strukturmerkmale findet sich bei Reize (2005a).


10 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

boten werden. Die Definition umfasst damit neben den Marktneuheiten (originäre Innovationen)<br />

auch den Diffusionsprozess, durch den diese Innovationen nach der weltweit ersten<br />

Implementierung in weitere Länder, Regionen, Märkte, Branchen <strong>und</strong> Unternehmen hineingetragen<br />

werden. Der Nachteil dieses weiten Innovationsbegriffs liegt darin, die für die Initiierung<br />

des technologischen Wandels relevanten originären Innovationen nicht von der Menge<br />

der passiven Innovationen (auch Imitationen) zu unterscheiden.<br />

Innovationen können sowohl Produkt- als auch Prozessinnovationen sein. Produktinnovationen<br />

sind dabei neue oder merklich verbesserte Produkte bzw. Dienstleistungen, die ein<br />

Unternehmen auf den Markt gebracht hat. Als Prozessinnovationen werden neue oder<br />

merklich verbesserte Fertigungs- <strong>und</strong> Verfahrenstechniken bzw. Verfahren <strong>zur</strong> Erbringung<br />

von Produkten <strong>und</strong> Dienstleistungen, die im Unternehmen eingeführt worden sind, bezeichnet.<br />

Innovatoren sind dann Unternehmen, die innerhalb eines <strong>zur</strong>ückliegenden Dreijahreszeitraums<br />

(z.B. für 2002: in den Jahren 2000 bis 2002) zumindest ein Innovationsprojekt erfolgreich<br />

abgeschlossen, d.h. zumindest eine Innovation eingeführt haben.<br />

Zur Messung der Innovationsaktivitäten mittelständischer Unternehmen werden im Rahmen<br />

der vorliegenden Untersuchung insgesamt vier Innovationsindikatoren verwendet:<br />

• Die Innovatorenquote gibt den Anteil erfolgreicher Innovatoren an der Gesamtzahl<br />

der KMU wieder. Dabei kann es sich sowohl um Produkt- als auch um Prozessinnovatoren<br />

handeln.<br />

• Die Produktinnovatorenquote gibt den Anteil der Unternehmen, die erfolgreich<br />

neue Produkte eingeführt haben, an der Gesamtzahl der KMU wieder. Die neuen<br />

Produkte können dabei sowohl Marktneuheiten (originäre Produktinnovationen) als<br />

auch nur für das Unternehmen neue Produkte (Imitationen) darstellen.<br />

• Die Prozessinnovatorenquote gibt den Anteil der Unternehmen, die erfolgreich<br />

neue Prozesse eingeführt haben, an der Gesamtzahl der KMU wieder. Bei den neuen<br />

Prozessen wird dabei nicht zwischen weltweit neu <strong>und</strong> neu für das Unternehmen unterschieden.<br />

• Die Quote der originären Produktinnovatoren, gibt den Anteil der Unternehmen<br />

wieder, der erfolgreich eine Marktneuheit eingeführt hat.


Entwicklung <strong>und</strong> Struktur der Innovationsaktivitäten im Mittelstand 11<br />

Definitionen: Branche, Größe <strong>und</strong> Alter.<br />

Die Brancheneinteilung erfolgt nach NIW/ISI-Liste wissensintensiver Industrien <strong>und</strong> Dienstleistungen,<br />

die auf der WZ 93-Systematik des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes beruht. Dabei<br />

wurde die grobe Abgrenzung verwendet (vgl. Grupp, Legler u.a, 2000). Gemäß dieser groben<br />

Abgrenzung werden als Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsintensives (FuE-intensives) Verarbeitendes<br />

Gewerbe solche Branchen des Verarbeitenden Gewerbes bezeichnet, deren<br />

durchschnittliche FuE-Intensität (FuE-Aufwendungen/Umsatz) bei über 3,5% liegt. Als wissensintensive<br />

Dienstleistungen werden Dienstleistungsbranchen bezeichnet, die entweder<br />

einen überdurchschnittlich hohen Akademikeranteil (z.B. Rechtsberatung, Wirtschaftsprüfung,<br />

Steuerberatung, Markt- <strong>und</strong> Meinungsforschung, Unternehmens- <strong>und</strong> PR-Beratung<br />

sowie Werbung) oder eine starke Technologieorientierung (z.B. Fernmeldedienste, Datenverarbeitung,<br />

FuE-Dienstleister, Architektur- <strong>und</strong> Ingenieurbüros) aufweisen.<br />

Entsprechend wurden die Wirtschaftszweigzugehörigkeiten in der vorliegenden Untersuchung<br />

in die Kategorien FuE-intensives Verarbeitendes Gewerbe, sonstiges Verarbeitendes<br />

Gewerbe, Bau, wissensintensive Dienstleistungen <strong>und</strong> sonstige Dienstleistungen unterteilt.<br />

Die restlichen Branchen wie Land-, Forstwirtschaft <strong>und</strong> Fischerei sowie Energie <strong>und</strong> Bergbau<br />

werden in dieser Untersuchung nicht berücksichtigt. Die Zuordnung der Unternehmen zu den<br />

Wirtschaftszweigen erfolgte jeweils auf Basis der Antworten auf die Frage nach der wichtigsten<br />

Produktgruppe oder Dienstleistung.<br />

Für das Strukturmerkmal Unternehmensgröße wird die Zahl der vollzeitäquivalenten (Full-<br />

Time-Equivalent, kurz FTE) Beschäftigten verwendet. Die Zahl der FTE-Beschäftigten berechnet<br />

sich aus der Zahl der Vollzeitbeschäftigten (inklusive Inhaber) zuzüglich der Zahl der<br />

Teilzeitbeschäftigten multipliziert mit dem Faktor 0,5. Auszubildende werden bei den vollzeitäquivalenten<br />

Beschäftigten nicht berücksichtigt. Die Einteilung der Größenklassen erfolgt<br />

dann gemäß den Kategorien „bis zu 4 FTE-Beschäftigte“, „5-9 FTE-Beschäftigte“, „10-49<br />

FTE-Beschäftigte“ <strong>und</strong> „50 <strong>und</strong> mehr FTE-Beschäftigte“.<br />

Zur Darstellung des Strukturmerkmals Unternehmensalter werden ebenfalls Klassen verwendet.<br />

Diese sind definiert als „5 Jahre oder jünger, „5 bis einschließlich 10 Jahre“, „10 bis<br />

einschließlich 20 Jahre“ <strong>und</strong> eine offene Altersklasse „ab 20 Jahre“.<br />

Im Rahmen der regionalen Analyse des Investitionsverhaltens wird schließlich zwischen den<br />

alten <strong>und</strong> neuen B<strong>und</strong>esländern unterschieden, wobei Berlin zu den neuen B<strong>und</strong>esländern<br />

gezählt wird.


12 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

3. Entwicklung der Innovationstätigkeiten im Mittelstand.<br />

Steigende Innovatorenanteile im Mittelstand zwischen 2002 <strong>und</strong> 2004.<br />

Die Innovatorenquote, d. h. der Anteil der Unternehmen, die in den <strong>zur</strong>ückliegenden drei<br />

Jahren Innovationen eingeführt haben, ist im Jahr 2004 im Vergleich zum Jahr 2002 insgesamt<br />

von 38 auf 42% gestiegen (vgl. Grafik 1). 2<br />

Innovatoren<br />

Produktinnovatoren<br />

Prozessinnovatoren<br />

Innovatoren mit<br />

Marktneuheit<br />

7%<br />

8%<br />

18%<br />

20%<br />

31%<br />

35%<br />

38%<br />

42%<br />

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45%<br />

2002 2004<br />

Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete Werte auf der Basis von 13.748 Beobachtungen in der Stichprobe<br />

des Jahres 2003 <strong>und</strong> 10.430 Beobachtungen in der Stichprobe des Jahres 2005<br />

Grafik 1: Innovationskennzahlen in den Jahren 2002 <strong>und</strong> 2004<br />

Die Entwicklung am aktuellen Rand ist dabei weitestgehend unabhängig von der Art der Innovation.<br />

Der Anteil der produktinnovierenden KMU hat von 31 auf 35% zugenommen <strong>und</strong><br />

der Anteil der prozessinnovierenden von 18 auf 20%. Lediglich der Anteil der Unternehmen<br />

die eine Marktneuheit eingeführt haben, ist zwischen den Jahren 2002 <strong>und</strong> 2004 von 8 auf<br />

7% gesunken. 3<br />

2<br />

Die Innovatorenanteile können sich marginal von denen in Reize (2005a) publizierten unterscheiden.<br />

Zum einen basieren die Ergebnisse bei Reize auf den vorläufigen Daten der 3.Welle des <strong>KfW</strong>-<br />

<strong>Mittelstands</strong>panels. Zum anderen wurden ebendort auch die Branchen Land-, Forstwirtschaft, Fischerei,<br />

Bergbau sowie Energie- <strong>und</strong> Wasserversorgung mit berücksichtigt.<br />

3<br />

Damit liegen die Innovatorenanteile unter denen, die aktuell vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung<br />

(ZEW) auf Basis des Mannheimer Innovationspanels (MIP) für KMU veröffentlicht<br />

werden (vgl. Aschhoff, Doherr, Ebersberger, Peters, Rammer <strong>und</strong> Schmidt, 2006). Diese Diskrepanz<br />

lässt sich auf die Gruppe von KMU mit weniger als 5 Beschäftigten <strong>zur</strong>ückführen, die zwar im <strong>KfW</strong>-<br />

<strong>Mittelstands</strong>panel enthalten sind, aber im MIP keine Berücksichtigung finden.


Entwicklung <strong>und</strong> Struktur der Innovationsaktivitäten im Mittelstand 13<br />

Somit zeichnet sich für den Mittelstand insgesamt ein positives Bild hinsichtlich der Entwicklung<br />

seiner Innovationsaktivitäten ab. Dieser Trend ist vor dem Hintergr<strong>und</strong> der Verschlechterung<br />

des konjunkturellen Umfelds umso bemerkenswerter. Während zwischen 2000 <strong>und</strong><br />

2002 die reale Wachstumsrate des BIP 4,6% betrug, waren es zwischen 2002 <strong>und</strong> 2004 lediglich<br />

1,5%. Allerdings ist anhand der <strong>zur</strong> Verfügung stehenden Datenbasis, mit ihrem kurzen<br />

Beobachtungszeitraums, der eigentliche Auslöser der positiven Entwicklung der Innovationsaktivitäten<br />

von KMU nur un<strong>zur</strong>eichend zu ermitteln. So kann neben dem konjunkturellen<br />

Umfeld auch die Unternehmensstruktur als Erklärungsfaktor eine wichtige Rolle spielen.<br />

Deshalb sollen im Folgenden die vier Innovationsindikatoren genauer hinsichtlich ihrer Entwicklung<br />

in bestimmen Branchen, Größen-, Altersklassen <strong>und</strong> Regionen untersucht werden. 4<br />

3.1 Entwicklung der Innovationsindikatoren nach Branchen.<br />

Deutliche Zunahme der Innovatorenanteile in den wissensintensiven Dienstleistungen.<br />

Der positive Trend in der Innovatorenquote wird in nahezu allen Branchen widergespiegelt<br />

(vgl. Grafik 2). Allerdings hat der Anteil der Innovatoren zwischen 2002 <strong>und</strong> 2004 in manchen<br />

Branchen deutlich stärker zugenommen als in anderen. Insbesondere bei wissensintensiven<br />

Dienstleistern war der Anstieg mit einem Plus von 11%-Punkten auf 47% sehr hoch. Im Unterschied<br />

hierzu blieb der Anteil der innovierenden KMU im Bereich der nicht wissensintensiven<br />

Dienstleistungen im Beobachtungszeitraum unverändert bei 38%. Insgesamt ist die Innovatorenquote<br />

im gesamten Verarbeitenden Gewerbe deutlich höher als in den anderen<br />

Wirtschaftszweigen. Erwartungemäß zeichnen sich die FuE-intensiven Industrieunternehmen<br />

mit dem im Branchenvergleich eindeutig höchsten Innovatorenanteil von über 60% aus. Aber<br />

auch im nicht FuE-intensiven Verarbeitenden Gewerbe ist der Anteil innovierender KMU höher<br />

als in den wissensintensiven Dienstleistungen, wobei der Abstand in der Innovatorenquote<br />

zwischen diesen beiden Branchen von 2002 auf 2004 deutlich <strong>zur</strong>ückgegangen ist. Die<br />

wenigsten Innovatoren finden sich in der Baubranche mit einem Anteil von 30% im Jahr<br />

2004.<br />

4 An dieser Stelle gilt es nochmals zu verdeutlichen, dass der Fokus dieses Beitrags auf die deskriptive<br />

Darstellung der Innovatorenanteile gerichtet ist <strong>und</strong> nicht auf die Ableitung ursächlicher Faktoren,<br />

die das Innovationsverhalten von KMU bestimmen. Hierzu findet sich in Abschnitt 3.5 ein kurzer Exkurs,<br />

der die untersuchten Strukturmerkmale im Rahmen einer multivariaten Analyse beleuchtet.


14 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

FuE-intensives<br />

Verarbeitendes Gewerbe<br />

Sonstiges Verarbeitendes<br />

Gewerbe<br />

Bau<br />

Wissensintensive<br />

Dienstleistungen<br />

Sonstige Dienstleistungen<br />

24%<br />

30%<br />

36%<br />

38%<br />

38%<br />

45%<br />

47%<br />

51%<br />

60%<br />

62%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%<br />

2002 2004<br />

Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete Werte auf der Basis von 13.748 Beobachtungen in der Stichprobe<br />

des Jahres 2003 <strong>und</strong> 10.430 Beobachtungen in der Stichprobe des Jahres 2005.<br />

Grafik 2: Innovatorenanteile in den Jahren 2002 <strong>und</strong> 2004 nach Branche<br />

Zunehmende Produkt- <strong>und</strong> sinkenden Prozessinnovationen im FuE-intensiven Verarbeiten-<br />

den Gewerbe.<br />

Unterteilt man jedoch die Innovatorenquote in Produkt- <strong>und</strong> Prozessinnovationen wird deutlich,<br />

dass die Innovationsaktivitäten im Mittelstand sich z.T. in sehr unterschiedliche Richtungen<br />

entwickeln. Insbesondere die Zunahme der Innovatorenanteile im Verarbeitenden Gewerbe<br />

sind vor allem auf vermehrte Produktinnovationen <strong>zur</strong>ückzuführen (vgl. Grafik 3). So<br />

hat der Anteil der Produktinnovatoren im FuE-intensiven Verarbeitenden Gewerbe zwischen<br />

2002 <strong>und</strong> 2004 von 47 auf 54% zugenommen. In den nicht FuE-intensiven Industriezweigen<br />

betrug der Zuwachs sogar 9%-Punkte.


Entwicklung <strong>und</strong> Struktur der Innovationsaktivitäten im Mittelstand 15<br />

FuE-intensives<br />

Verarbeitendes Gewerbe<br />

Sonstiges Verarbeitendes<br />

Gewerbe<br />

Bau<br />

Wissensintensive<br />

Dienstleistungen<br />

Sonstige Dienstleistungen<br />

17%<br />

21%<br />

30%<br />

32%<br />

33%<br />

36%<br />

39%<br />

45%<br />

47%<br />

54%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%<br />

2002 2004<br />

Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete Werte auf der Basis von 13.748 Beobachtungen in der Stichprobe<br />

des Jahres 2003 <strong>und</strong> 10.430 Beobachtungen in der Stichprobe des Jahres 2005.<br />

Grafik 3: Produktinnovatorenanteile in den Jahren 2002 <strong>und</strong> 2004 nach Branche<br />

Im Unterschied hierzu hat der Anteil der Prozessinnovatoren gerade im FuE-intensiven Verarbeitenden<br />

Gewerbe deutlich abgenommen (vgl. Grafik 4). Dort beträgt die Prozessinnovatorenquote<br />

im Jahr 2004 nur noch 28%, nach 36% im Jahr 2002. Folglich ist die unterdurchschnittliche<br />

Zunahme in der Innovatorenquote im FuE-intensiven Verarbeitenden Gewerbe in<br />

erster Linie auf eine Reduktion der Prozessinnovationen <strong>zur</strong>ückzuführen. Eine Erklärung<br />

kann darin liegen, dass gerade im Hochtechnologiebereich Rationalisierungspotenziale,<br />

durch die Einführung von informationstechnologiebasierten Fertigungsprozessen in den vergangen<br />

Jahren, bereits ausgeschöpft wurden <strong>und</strong> der Fokus vermehrt auf der Herstellung<br />

neuer Produkte liegt. Diese These wird auch dadurch erhärtet, dass im sonstigen Verarbeitenden<br />

Gewerbe der Anteil der Prozessinnovatoren zumindest konstant 22% beträgt.<br />

Im Unterschied <strong>zur</strong> Industrie nimmt in den Dienstleistungsbranchen sowohl der Anteil der<br />

Produkt- als auch der Anteil der Prozessinnovatoren zu. Allerdings ist auch in den wissensintensiven<br />

Dienstleistungen die aktuelle Innovationskonjunktur in erster Linie durch die Zunahme<br />

der Produktinnovatoren geprägt. Deren Anteil hat zwischen 2002 <strong>und</strong> 2004 um 9%-<br />

Punkte von 30 auf 39% zugenommen, während die Prozessinnovatorenquote im gleichen<br />

Zeitraum nur von 21 auf 23% angestiegen ist.<br />

Bei den sonstigen Dienstleistungen findet sich sowohl bei den Produkt- als auch bei den<br />

Prozessinnovationen ein marginaler Zuwachs von 1%-Punkt.


16 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

FuE-intensives<br />

Verarbeitendes Gewerbe<br />

Sonstiges Verarbeitendes<br />

Gewerbe<br />

Bau<br />

Wissensintensive<br />

Dienstleistungen<br />

Sonstige Dienstleistungen<br />

12%<br />

15%<br />

17%<br />

18%<br />

21%<br />

22%<br />

22%<br />

23%<br />

28%<br />

36%<br />

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40%<br />

2002 2004<br />

Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete Werte auf der Basis von 13.748 Beobachtungen in der Stichprobe<br />

des Jahres 2003 <strong>und</strong> 10.430 Beobachtungen in der Stichprobe des Jahres 2005.<br />

Grafik 4: Prozessinnovatorenanteile in den Jahren 2002 <strong>und</strong> 2004 nach Branche<br />

Anteil der originären Innovatoren im FuE-intensiven Verarbeitenden Gewerbe rückläufig.<br />

Betrachtet man abschließend den Anteil der Innovatoren mit Marktneuheiten, werden zwei<br />

Sachverhalte deutlich sichtbar (vgl. Grafik 5). Zum einen ist der Anteil originärer Innovatoren<br />

im Verarbeitenden Gewerbe deutlich höher als in den Dienstleistungen. Das Baugewerbe<br />

weist den niedrigsten Anteil originärer Innovatoren auf. Zum anderen wird deutlich, dass der<br />

Zuwachs der Produktinnovatoren im FuE-intensiven Verarbeitenden Gewerbe in erster Linie<br />

durch Imitationen <strong>und</strong> weniger durch Marktneuheiten getragen wird. So ist der Anteil der Innovatoren<br />

mit Marktneuheiten im FuE-intensiven Verarbeitenden Gewerbe von 15 auf 10%<br />

gesunken. Eine unterschiedliche Entwicklung zeigt sich im sonstigen Verarbeitenden Gewerbe.<br />

Dort hat der Anteil der originären Innovatoren um 3%-Punkte auf 15% zugenommen.<br />

Bei den wissensintensiven Dienstleistungen blieb die Quote der Innovatoren mit Marktneuheiten<br />

zwischen 2002 <strong>und</strong> 2004 nahezu unverändert bei etwa 8%, während bei den sonstigen<br />

Dienstleistungen eine rückläufige Quote zu verzeichnen ist.<br />

Somit verbergen sich hinter dem eingangs gef<strong>und</strong>en positiven Trend hinsichtlich der Innovationsindikatoren<br />

sehr unterschiedliche Entwicklungen in den einzelnen Branchen. Der moderate<br />

Zuwachs von 2%-Punkten in der Innovatorenquote im FuE-intensiven Verarbeitenden<br />

Gewerbe ist in erster Linie auf eine Zunahme der Produktimitationen <strong>zur</strong>ückzuführen. Sowohl<br />

Prozessinnovationen als auch originäre Innovationen sind in diesen Branchen rückläufig.<br />

Diese Entwicklung ist zwar auch im gesamten Mittelstand beobachtbar. Allerdings versuchen


Entwicklung <strong>und</strong> Struktur der Innovationsaktivitäten im Mittelstand 17<br />

insbesondere Unternehmen im FuE-intensiven Verarbeitenden Gewerbe ein geringeres<br />

Markrisiko einzugehen <strong>und</strong> auf riskante, aber auch wachstums- <strong>und</strong> profitträchtige Marktneuheiten<br />

zu verzichten.<br />

Im Unterschied hierzu ist der ansteigende Innovatorenanteil im sonstigen Verarbeitenden<br />

Gewerbe auch auf eine Zunahme der Innovatoren mit Markneuheiten <strong>zur</strong>ückzuführen, während<br />

bei den wissensintensiven Dienstleistern alle Innovationsindikatoren einen positiven<br />

Trend aufweisen.<br />

FuE-intensives<br />

Verarbeitendes Gewerbe<br />

Sonstiges Verarbeitendes<br />

Gewerbe<br />

Bau<br />

Wissensintensive<br />

Dienstleistungen<br />

Sonstige Dienstleistungen<br />

3%<br />

3%<br />

5%<br />

7%<br />

8%<br />

8%<br />

10%<br />

12%<br />

15%<br />

15%<br />

0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% 16%<br />

2002 2004<br />

Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete Werte auf der Basis von 13.748 Beobachtungen in der Stichprobe<br />

des Jahres 2003 <strong>und</strong> 10.430 Beobachtungen in der Stichprobe des Jahres 2005.<br />

Grafik 5: Anteil der Innovatoren mit Marktneuheiten in den Jahren 2002 <strong>und</strong> 2004 nach Branche<br />

3.2 Entwicklung der Innovationsindikatoren nach Unternehmensgröße.<br />

Große Mittelständler weisen die höchste Innovatorenquote auf.<br />

Der Anteil innovierender Unternehmen nimmt sukzessive mit steigender Unternehmensgröße<br />

zu (vgl. Grafik 6). Dieser Zusammenhang gilt für den gesamten Zeitraum. Bei den kleinsten<br />

KMU mit weniger als 5 FTE-Beschäftigten liegt die Innovatorenquote zwischen 34 <strong>und</strong><br />

29%, während sie bei den großen Mittelständlern mit 50 <strong>und</strong> mehr FTE-Beschäftigten zwischen<br />

63 <strong>und</strong> 71% beträgt. Die gr<strong>und</strong>sätzlich bedeutend höhere Innovationsbeteiligung der<br />

größeren Unternehmen lässt sich durch die spezifischen Vorteile größerer Unternehmen im<br />

Innovationsprozess erklären. In der Literatur ist dabei vielfach diskutiert worden, inwieweit<br />

die Unternehmensgröße <strong>und</strong> die Marktstrukturen innovative Aktivitäten begünstigen. Schumpeter<br />

(1942) betonte die überlegene Innovationskraft großer, marktmächtiger Unternehmen.


18 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

Nur sie verfügten über ausreichende Ressourcen, um das Risiko umfangreicher FuE-<br />

Investitionen zu tragen. Die Anreize <strong>und</strong> die Möglichkeiten zu innovieren, wären daher bei<br />

diesen Unternehmen stärker als bei kleinen Unternehmen. Diese Hypothesen wurden von<br />

Galbraith (1952), Arrow (1962) u.a. aufgegriffen <strong>und</strong> sind heute als Neo-Schumpeter-<br />

Hypothesen (Unternehmensgröße <strong>und</strong> Innovation; Unternehmenskonzentration <strong>und</strong> Innovation)<br />

bekannt.<br />

bis 4<br />

5 bis 9<br />

10 bis 49<br />

50 <strong>und</strong> mehr<br />

34%<br />

39%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%<br />

2002 2004<br />

Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete Werte auf der Basis von 13.748 Beobachtungen in der Stichprobe<br />

des Jahres 2003 <strong>und</strong> 10.430 Beobachtungen in der Stichprobe des Jahres 2005. Fehlende Werte für die Beschäftigten<br />

wurden über eine Regression imputiert.<br />

Grafik 6: Innovatorenanteile in den Jahren 2002 <strong>und</strong> 2004 nach Unternehmensgröße<br />

Die aktuelle Entwicklung im Mittelstand lässt dabei eher eine weitere Verschlechterung der<br />

relativen Position der kleinen Mittelständler befürchten. Der Abstand im Innovatorenanteil<br />

zwischen KMU mit weniger als 5 FTE-Beschäftigten <strong>und</strong> Mittelständlern mit 50 <strong>und</strong> mehr<br />

FTE-Beschäftigten hat sich im Zeitraum 2002 bis 2004 um 3 auf 32%-Punkte erhöht.<br />

Große Mittelständler tragen am meisten <strong>zur</strong> steigenden Produktinnovatorenquote bei.<br />

Dieser größer werdende Abstand in den Innovatorenanteilen zwischen kleinen <strong>und</strong> größeren<br />

Mittelständlern findet sich sowohl bei den Produkt- wie auch bei den Prozessinnovationen.<br />

Zwar nimmt für alle Unternehmensgrößenklassen der Anteil der Produkt- <strong>und</strong> Prozessinnovatoren<br />

zwischen 2002 <strong>und</strong> 2004 zu (vgl. Grafik 7 <strong>und</strong> Grafik 8). Allerdings ist dieser Zuwachs<br />

bei den größeren KMU am stärksten ausgeprägt. So tragen große KMU mit mindestens 50<br />

FTE-Beschäftigten mit einem Plus von 8%-Punkten am meisten zum Wachsen der Produkt-<br />

44%<br />

47%<br />

50%<br />

55%<br />

63%<br />

71%


Entwicklung <strong>und</strong> Struktur der Innovationsaktivitäten im Mittelstand 19<br />

innovatorenquote bei. Die Prozessinnovatorenquote für diese Unternehmensgruppe steigt<br />

zwischen 2002 <strong>und</strong> 2004 um 4%-Punkte.<br />

bis 4<br />

5 bis 9<br />

10 bis 49<br />

50 <strong>und</strong> mehr<br />

28%<br />

33%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%<br />

36%<br />

2002 2004<br />

Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete Werte auf der Basis von 13.748 Beobachtungen in der Stichprobe<br />

des Jahres 2003 <strong>und</strong> 10.430 Beobachtungen in der Stichprobe des Jahres 2005. Fehlende Werte für die Beschäftigten<br />

wurden über eine Regression imputiert.<br />

Grafik 7: Produktinnovatorenanteile in den Jahren 2002 <strong>und</strong> 2004 nach Unternehmensgröße<br />

Darüber hinaus verdeutlicht Grafik 8, dass die großen KMU im Vergleich zu kleinen Mittelständlern,<br />

über den gesamten Beobachtungszeitraum, auch über einen höheren Anteil an<br />

Prozessinnovatoren verfügen. 58% dieser größeren KMU haben 2004 Prozessinnovationen<br />

durchgeführt, aber nur 18% der ganz kleinen Unternehmen. Beim Anteil der Prozessinnovatoren<br />

lässt sich ein deutlicher Sprung (19%-Punkte) zwischen Unternehmen mit 10-49 FTE-<br />

Beschäftigten <strong>und</strong> Unternehmen mit 50 <strong>und</strong> mehr FTE-Beschäftigten feststellen. Im Unterschied<br />

hierzu beträgt die Differenz in der Produktinnovatorenquote zwischen diesen beiden<br />

Unternehmensgruppen nur 14%-Punkte.<br />

40%<br />

39%<br />

44%<br />

50%<br />

58%


20 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

bis 4<br />

5 bis 9<br />

10 bis 49<br />

50 <strong>und</strong> mehr<br />

16%<br />

18%<br />

23%<br />

25%<br />

28%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%<br />

31%<br />

2002 2004<br />

Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete Werte auf der Basis von 13.748 Beobachtungen in der Stichprobe<br />

des Jahres 2003 <strong>und</strong> 10.430 Beobachtungen in der Stichprobe des Jahres 2005. Fehlende Werte für die Beschäftigten<br />

wurden über eine Regression imputiert.<br />

Grafik 8: Prozessinnovatorenanteile in den Jahren 2002 <strong>und</strong> 2004 nach Unternehmensgröße<br />

Große Mittelständler mit konstantem Anteil originärer Innovatoren.<br />

Dieser eindeutige Bef<strong>und</strong> einer positiven Korrelation zwischen Unternehmensgröße <strong>und</strong> Innovationsaktivitäten<br />

kann für Marktneuheiten nur noch bedingt festgestellt werden (vgl.Grafik<br />

9). Lediglich im Jahr 2004 nimmt der Anteil der originären Innovatoren sukzessive mit der<br />

Unternehmensgröße zu, von 6% bei KMU mit bis zu vier FTE-Beschäftigten bis 12% bei<br />

KMU mit mindestens 50 FTE-Beschäftigten. Im Jahr 2002 hingegen war die Quote der Innovatoren<br />

mit Markneuheiten bei Mittelständlern mit 10 bis 49 FTE-Beschäftigten mit 14% am<br />

höchsten. Diese Unternehmensgruppe trägt mit einem Minus von 5%-Punkten aber am<br />

stärksten zum Rückgang der Gesamtquote der originären Innovatoren bei.<br />

Der Bef<strong>und</strong> – anlog zu den Innovationen insgesamt – einer verbesserten relativen Position<br />

der größeren Mittelständler im Vergleich zu den kleinen KMU findet sich allerdings auch<br />

beim Indikator Marktneuheiten. Während, wie bereits ausgeführt, KMU mit bis zu 49 FTE-<br />

Beschäftigten ihren Anteil an originären Innovatoren reduziert haben, blieb diese Quote bei<br />

den großen Mittelständlern mit mindestens 50 FTE-Beschäftigten zumindest konstant. Folglich<br />

sinkt, aufgr<strong>und</strong> der steigenden Anteile an Produktinnovatoren in allen Größenklassen,<br />

die relative Bedeutung von Marktneuheiten im Vergleich zu Imitationen im gesamten Mittelstand.<br />

Dies unterstreicht den eingangs gemachten Bef<strong>und</strong> einer Reduzierung des Markrisikos<br />

bei innovativen Unternehmen, wobei diese Zurückhaltung bei kleineren KMU stärker<br />

ausgeprägt ist.<br />

46%<br />

50%


Entwicklung <strong>und</strong> Struktur der Innovationsaktivitäten im Mittelstand 21<br />

Als zentrales Ergebnis über alle Innovationsindikatoren bleibt, dass größere Mittelständler<br />

nicht nur eine größere Innovationsbeteiligung aufweisen, sondern ihren Vorsprung bezüglich<br />

ihrer Innovationstätigkeit gegenüber den kleinen KMU sogar noch ausgebaut haben.<br />

bis 4<br />

5 bis 9<br />

10 bis 49<br />

50 <strong>und</strong> mehr<br />

6%<br />

7%<br />

7%<br />

0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% 16%<br />

2002 2004<br />

Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete Werte auf der Basis von 13.748 Beobachtungen in der Stichprobe<br />

des Jahres 2003 <strong>und</strong> 10.430 Beobachtungen in der Stichprobe des Jahres 2005. Fehlende Werte für die Beschäftigten<br />

wurden über eine Regression imputiert.<br />

Grafik 9: Anteil der Innovatoren mit Marktneuheiten in den Jahren 2002 <strong>und</strong> 2004 nach Unternehmensgröße<br />

3.3 Entwicklung der Innovationsindikatoren nach Unternehmensalter.<br />

Rückläufiger Innovatorenanteil bei jungen KMU.<br />

Im Unterschied <strong>zur</strong> Größenverteilung liefert die Altersverteilung der Innovatoren kein einheitliches<br />

Bild (vgl. Grafik 10). Während im Jahr 2002 junge Unternehmen einen überdurchschnittlich<br />

hohen Anteil an Innovatoren aufgewiesen haben, lag dieser Anteil im Jahr 2004<br />

unter dem Durchschnitt. In allen anderen Altersklassen hat, im Gegensatz zu jungen Unternehmen,<br />

der Anteil innovierender KMU zugenommen. Am aktuellen Rand finden sich die<br />

höchsten Innovatorenanteile bei KMU im Alter von 5 bis 10 Jahren.<br />

9%<br />

10%<br />

12%<br />

12%<br />

14%


22 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

bis 5 Jahre<br />

5 bis 10 Jahre<br />

10 bis 20 Jahre<br />

mehr als 20 Jahre<br />

32%<br />

36%<br />

35%<br />

40%<br />

39%<br />

42%<br />

46%<br />

48%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%<br />

2002 2004<br />

Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete Werte auf der Basis von 13.748 Beobachtungen in der Stichprobe<br />

des Jahres 2003 <strong>und</strong> 10.430 Beobachtungen in der Stichprobe des Jahres 2005.<br />

Grafik 10: Innovatorenanteile in den Jahren 2002 <strong>und</strong> 2004 nach Unternehmensalter<br />

Dieses Ergebnis widerspricht zunächst der eingangs formulierten These das neue Unternehmen<br />

gegenüber etablierten Unternehmen Vorteile bei der Entwicklung <strong>und</strong> Einführung<br />

neuer Produkte <strong>und</strong> Prozesse haben. Folglich wären bei den jungen Unternehmen eigentlich<br />

höhere Innovatorenquoten zu erwarten gewesen.<br />

Bei der Analyse des Anteils innovierender Unternehmen nach dem Alter gilt es allerdings zu<br />

beachten, dass Größen- oder Brancheneffekte mögliche Alterseffekte überlagern können.<br />

Wie weiter oben ausgeführt, haben größere <strong>und</strong> damit i.d.R. auch etablierte Unternehmen<br />

aufgr<strong>und</strong> ihrer umfangreicheren Ressourcen <strong>und</strong> besseren Möglichkeiten der Risikostreuung<br />

Vorteile im Innovationsprozess. Auf der anderen Seite sind junge <strong>und</strong> damit i.d.R. eher kleine<br />

KMU bei der Einführung gänzlich neuer Produkte in neuen oder jungen Branchen im Vorteil.<br />

Wie sich letztendlich Größen- <strong>und</strong>/oder Altersvorteile auf die Innovationskraft der KMU auswirken<br />

kann nur über eine multivariate Analyse beantwortet werden. So kommt eine einfache<br />

multivariate Regressionsanalyse zu dem Ergebnis, dass unter Berücksichtigung von Branche,<br />

Unternehmensgröße, Unternehmensalter, Region <strong>und</strong> Zeitraum, junge KMU eine höhere<br />

Wahrscheinlichkeit aufweisen innovativ zu sein als etablierte Mittelständler (s. Abschnitt<br />

3.5).<br />

Ein weiterer Gr<strong>und</strong> für die rückläufige Innovatorenquote bei den jungen KMU, könnte auch<br />

der Gründungsboom bei technologieorientierten Unternehmen Ende der 90er Jahre Anfang<br />

2000 darstellen, was zu einem Anstieg des Anteils junger innovierender Unternehmen ge-


Entwicklung <strong>und</strong> Struktur der Innovationsaktivitäten im Mittelstand 23<br />

führt hatte. Aktuellere Studien 5 zeigen denn auch dass die späteren Innovations- <strong>und</strong> FuE-<br />

Aktivitäten im Wesentlichen schon mit der Aufnahme der Geschäftstätigkeit festgelegt werden.<br />

Folglich sind spätere Wechsel, von zunächst nicht innovierenden Unternehmen zu Innovatoren<br />

selten. Diese Persistenz im Innovationsverhalten würde letztendlich auch den hohen<br />

<strong>und</strong> steigenden Innovatorenanteil der KMU im Alter von 5 bis 10 Jahren erklären, welche<br />

die Gründerkohorte der Jahre 1995 bis 2000 repräsentieren.<br />

Betrachtet man die Anteile der Produktinnovatoren, ergibt sich ein ähnliches Bild wie für die<br />

Innovatorenquote insgesamt (vgl. Grafik 11). Auch hier weisen Unternehmen im Alter von 5<br />

bis 10 Jahren nicht nur die höchsten Innovatorenquoten auf, sie verzeichnen zwischen 2002<br />

<strong>und</strong> 2004 auch den stärksten Zuwachs. Ebenso ist bei den jungen KMU im Alter von bis zu 5<br />

Jahren die Produktinnovatorenquote im Jahr 2002 leicht überdurchschnittlich <strong>und</strong> im Jahr<br />

2004 knapp unter dem Durchschnitt. Insgesamt weisen die ältesten KMU die geringsten Anteile<br />

an Produktinnovatoren auf.<br />

bis 5 Jahre<br />

5 bis 10 Jahre<br />

10 bis 20 Jahre<br />

mehr als 20 Jahre<br />

27%<br />

27%<br />

29%<br />

33%<br />

34%<br />

34%<br />

41%<br />

42%<br />

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45%<br />

2002 2004<br />

Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete Werte auf der Basis von 13.748 Beobachtungen in der Stichprobe<br />

des Jahres 2003 <strong>und</strong> 10.430 Beobachtungen in der Stichprobe des Jahres 2005.<br />

Grafik 11: Produktinnovatorenanteile in den Jahren 2002 <strong>und</strong> 2004 nach Unternehmensalter<br />

5<br />

Vgl. z.B. Rammer (2005), Peters (2005) sowie Rammer, Zimmermann, Müller, Heger, Aschhoff <strong>und</strong><br />

Reize (2006).


24 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

bis 5 Jahre<br />

5 bis 10 Jahre<br />

10 bis 20 Jahre<br />

mehr als 20 Jahre<br />

13%<br />

18%<br />

19%<br />

19%<br />

20%<br />

19%<br />

22%<br />

24%<br />

0% 5% 10% 15% 20% 25%<br />

2002 2004<br />

Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete Werte auf der Basis von 13.748 Beobachtungen in der Stichprobe<br />

des Jahres 2003 <strong>und</strong> 10.430 Beobachtungen in der Stichprobe des Jahres 2005.<br />

Grafik 12: Prozessinnovatorenanteile in den Jahren 2002 <strong>und</strong> 2004 nach Unternehmensalter<br />

Im Vergleich zu den Produktinnovatoren liefert die Altersverteilung Prozessinnovatorenanteile<br />

ein verändertes Bild (vgl. Grafik 11). Hier weisen junge KMU unter 5 Jahren tatsächlich mit<br />

24% die höchsten Innovatorenquoten auf. Offensichtlich ist bereits in der Aufbau- <strong>und</strong> Festigungsphase<br />

eine Verbesserung der Produktionsprozesse für KMU von zentraler Bedeutung.<br />

Dabei hat der Prozessinnovatorenanteil bei den jungen KMU zwischen 2002 <strong>und</strong> 2004 um<br />

4%-Punkte zugenommen. Wenig überraschend haben nur Mittelständler, die schon seit<br />

mehr als 20 Jahren am Markt sind einen noch höheren Zuwachs an Prozessinnovatoren zu<br />

verzeichnen. Bei diesen Unternehmen hat die Prozessinnovatorenquote im Betrachtungszeitraum<br />

von 13 auf 19% zugenommen. Sinkende Prozessinnovatorenanteile finden sich nur<br />

bei Unternehmen im Alter von 10 bis 20 Jahren. 6<br />

Anteil originärer Innovatoren bei jungen KMU stark rückläufig.<br />

Eine weitere Erklärung der relativ niedrigen Innovatorenquote bei den jungen KMU könnte<br />

auch im bisher verwendeten Innovationsbegriff zu finden sein. Bisher wurde bei der Analyse<br />

der Innovationstätigkeit nach dem Unternehmensalter nicht zwischen Imitation <strong>und</strong> originärer<br />

Innovation unterschieden, während die eingangs formulierte These der höheren Innovations-<br />

6 Huergo <strong>und</strong> Jaumandreu (2004) kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Auf Basis eines Regressionsmodells<br />

können sie zeigen, dass Gründungen die höchste Wahrscheinlichkeit aufweisen Prozessinnovationen<br />

durchzuführen. Diese Wahrscheinlichkeit sinkt dann kontinuierlich bis zu einem Unternehmensalter<br />

von 19 Jahren um für ältere Unternehmen wieder auf ein Niveau knapp unterhalb dessen<br />

für Gründungen anzusteigen.


Entwicklung <strong>und</strong> Struktur der Innovationsaktivitäten im Mittelstand 25<br />

kraft von jungen Unternehmen explizit auf originäre Innovationen bzw. radikale technische<br />

Neuerungen abzielt. Folglich ist bei einer Analyse des Anteils der Innovatoren mit Markneuheiten<br />

zu erwarten, dass junge KMU über die höchsten Innovatorenanteile verfügen.<br />

Ein Blick auf Grafik 13 zeigt jedoch, dass dieser Sachverhalt nur für das Jahr 2002 erfüllt ist.<br />

In diesem Jahr weisen junge Mittelständler mit 11% die höchste Quote an originären Innovatoren<br />

auf. Allerdings fällt diese Quote im Jahr 2004 auf nunmehr 6% <strong>und</strong> liegt damit knapp<br />

unter dem Durchschnitt. Dieses Ergebnis zeigt sehr deutlich, dass der leichte Rückgang<br />

beim Anteil der Innovatoren mit Marktneuheiten insbesondere auf einen Rückgang bei den<br />

jungen KMU <strong>zur</strong>ückzuführen ist. Scheinbar waren diese Unternehmen zwischen den Jahren<br />

2002 <strong>und</strong> 2004 stärker bestrebt weniger risikoreiche Innovationsprojekte (Prozessinnovationen,<br />

Produktimitationen) durchzuführen als Produktneuheiten auf dem Markt einzuführen. Im<br />

Unterschied hierzu haben KMU im Alter von 5 bis 20 Jahren ihre Anteile an originären Innovatoren<br />

leicht ausbauen können.<br />

bis 5 Jahre<br />

5 bis 10 Jahre<br />

10 bis 20 Jahre<br />

mehr als 20 Jahre<br />

5%<br />

6%<br />

6%<br />

6%<br />

7%<br />

8%<br />

8%<br />

11%<br />

0% 2% 4% 6% 8% 10% 12%<br />

2002 2004<br />

Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete Werte auf der Basis von 13.748 Beobachtungen in der Stichprobe<br />

des Jahres 2003 <strong>und</strong> 10.430 Beobachtungen in der Stichprobe des Jahres 2005.<br />

Grafik 13: Anteil der Innovatoren mit Marktneuheiten in den Jahren 2002 <strong>und</strong> 2004 nach Unternehmensalter<br />

Auf Basis dieser Bef<strong>und</strong>e stellt sich die Frage inwieweit junge KMU auch weiterhin ihre Rolle<br />

als wichtiger Transferkanal für radikale technologische Neuerungen ausfüllen können. Zwischen<br />

2002 <strong>und</strong> 2004 ist nicht nur die Innovatorenquote der jungen Unternehmen unter den<br />

Durchschnitt im gesamten Mittelstand gesunken. Vor allem der Anteil der KMU mit Marktneuheiten<br />

ist in diesem Segment bedenklich <strong>zur</strong>ückgegangen. So zeigen denn auch Analysen<br />

des ZEW (ZEW-Gründungsreport, 2006), dass die Gründungsdynamik im Bereich der


26 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

Spitzentechnik seit Jahren stagniert oder sogar rückläufig ist. Vor dem Hintergr<strong>und</strong>, dass<br />

Unternehmen ihre Innovations- <strong>und</strong> FuE-Aktivitäten bereits mit Aufnahmen der Geschäfttätigkeit<br />

festlegen, hat diese Entwicklung auch langfristig negative Auswirkungen auf die technologische<br />

Leistungsfähigkeit Deutschlands. Um langfristig Defizite in der technologischen<br />

Leistungsfähigkeit zu verhindern ist folglich eine hohe Zahl an Unternehmensgründungen im<br />

Spitzentechnologiebereich unerlässlich. Nur so ist ein steter Zustrom an neuen Unternehmen<br />

in die Gruppe der Spitzentechnologieunternehmen zu gewährleisten <strong>und</strong> die hohe Zahl an<br />

Unternehmen, die in andere Gruppen wechseln (d.h. die Intensität ihrer Innovations- <strong>und</strong><br />

FuE-Aktivitäten ändern oder schlicht älter werden) zu kompensieren.<br />

Eine zentrale Ursache für diese negative Entwicklung kann in hohen <strong>und</strong> zunehmenden Finanzierungshemmnissen<br />

zu finden sein. Aktuelle Analysen von Reize (2005b) oder Rammer<br />

et al. (2006) zeigen, dass insbesondere junge <strong>und</strong> innovative mittelständische Unternehmen<br />

von Finanzierungsrestriktionen betroffen sind.<br />

3.4 Regionale Analyse der Innovatorenanteile bei KMU.<br />

In den neuen B<strong>und</strong>esländern deutlich niedrigere Innovatorenquote.<br />

Die Innovatorenanteile in den neuen B<strong>und</strong>esländern liegen deutlich unter denen der alten<br />

(vgl. Grafik 14). Entsprechend betrug die Innovatorenquote in den neuen Ländern im Jahr<br />

2004 lediglich 36%, während sie in den westlichen B<strong>und</strong>esländern bei 43% lag. Allerdings<br />

konnten die neuen B<strong>und</strong>esländer ihren Abstand in der Innovatorenquote zwischen 2002 <strong>und</strong><br />

2004 von 11%-Punkten auf 7%-Punkte verringern.<br />

Neue B<strong>und</strong>esländer<br />

Alte B<strong>und</strong>esländer<br />

29%<br />

36%<br />

40%<br />

43%<br />

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50%<br />

2002 2004<br />

Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete Werte auf der Basis von 13.748 Beobachtungen in der Stichprobe<br />

des Jahres 2003 <strong>und</strong> 10.430 Beobachtungen in der Stichprobe des Jahres 2005.<br />

Grafik 14: Innovatorenanteile in den Jahren 2002 <strong>und</strong> 2004 nach Region


Entwicklung <strong>und</strong> Struktur der Innovationsaktivitäten im Mittelstand 27<br />

Neue B<strong>und</strong>esländer: schrumpfender Rückstand bei der Produktinnovatorenquote, aber zu-<br />

nehmender Abstand bei der Prozessinnovatorenquote.<br />

Diese Entwicklung spiegelt sich auch bei den Produktinnovatorenanteilen wider (vgl. Grafik<br />

15). Zwar sind die Produktinnovatorenquoten in Ostdeutschland niedriger als in den westlichen<br />

Ländern. Allerdings war im Jahr 2004 der Anteil der Produktinnovatoren in den neuen<br />

B<strong>und</strong>esländern mit 31% nur noch 5%-Punkte niedriger als in Westdeutschland.<br />

Neue B<strong>und</strong>esländer<br />

Alte B<strong>und</strong>esländer<br />

24%<br />

31%<br />

32%<br />

36%<br />

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40%<br />

2002 2004<br />

Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete Werte auf der Basis von 13.748 Beobachtungen in der Stichprobe<br />

des Jahres 2003 <strong>und</strong> 10.430 Beobachtungen in der Stichprobe des Jahres 2005.<br />

Grafik 15: Produktinnovatorenanteile in den Jahren 2002 <strong>und</strong> 2004 nach Region<br />

Im Unterschied zu den Produktinnovationen findet sich dieser Aufholprozess der neuen Länder<br />

nicht bei den Prozessinnovatorenanteilen (vgl. Grafik 16). Auch hier weisen die neuen<br />

B<strong>und</strong>esländer deutlich niedrigere Quoten auf als die KMU in den alten Ländern. Allerdings ist<br />

die Quote der Prozessinnovatoren in den östlichen B<strong>und</strong>esländern zwischen 2002 <strong>und</strong> 2004<br />

sogar leicht rückläufig.


28 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

Neue B<strong>und</strong>esländer<br />

Alte B<strong>und</strong>esländer<br />

15%<br />

14%<br />

19%<br />

21%<br />

0% 5% 10% 15% 20% 25%<br />

2002 2004<br />

Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete Werte auf der Basis von 13.748 Beobachtungen in der Stichprobe<br />

des Jahres 2003 <strong>und</strong> 10.430 Beobachtungen in der Stichprobe des Jahres 2005.<br />

Grafik 16: Prozessinnovatorenanteile in den Jahren 2002 <strong>und</strong> 2004 nach Region<br />

Zunahme der originären Innovatoren in den Neuen B<strong>und</strong>esländern.<br />

Diese relativ schlechte Position im Innovationsprozess der KMU in den neuen Ländern im<br />

Vergleich zu KMU in Westdeutschland ist bei Betrachtung der originären Innovatoren deutlich<br />

weniger ausgeprägt (vgl. Grafik 17). Im Unterschied zum Gesamttrend im Mittelstand<br />

<strong>und</strong> damit auch <strong>zur</strong> Entwicklung in den alten B<strong>und</strong>esländern hat der Anteil der Innovatoren<br />

mit Marktneuheiten in den neuen B<strong>und</strong>esländern zwischen 2002 <strong>und</strong> 2004 von 5 auf 6%<br />

zugenommen. Damit liegt dieser Innovatorenanteil nur noch 1%-Punkt unter dem der westlichen<br />

Länder. In den alten B<strong>und</strong>esländern hat im gleichen Betrachtungszeitraum der Anteil<br />

der originären Innovatoren um 2%-Punkte abgenommen.<br />

Dieser letzte Bef<strong>und</strong> nährt die Hoffnung, dass auch ostdeutsche KMU, nicht nur in der Lage<br />

sind, sich im internationalen Wettbewerb zu behaupten, sondern ihre Position auch zunehmend<br />

verbessern. Denn insbesondere diese „radikalen“ Innovationen bergen hohe Wachstumschancen<br />

<strong>und</strong> Profiterzielungsmöglichkeiten.


Entwicklung <strong>und</strong> Struktur der Innovationsaktivitäten im Mittelstand 29<br />

Neue B<strong>und</strong>esländer<br />

Alte B<strong>und</strong>esländer<br />

0% 1% 2% 3% 4% 5% 6% 7% 8% 9% 10%<br />

5%<br />

2002 2004<br />

Anmerkung: Mit der Anzahl der Unternehmen hochgerechnete Werte auf der Basis von 13.748 Beobachtungen in der Stichprobe<br />

des Jahres 2003 <strong>und</strong> 10.430 Beobachtungen in der Stichprobe des Jahres 2005.<br />

Grafik 17: Anteil der Innovatoren mit Marktneuheiten in den Jahren 2002 <strong>und</strong> 2004 nach Region<br />

3.5 Exkurs: Multivariate Regressionsanalyse der Innovationswahrscheinlichkeit bei<br />

KMU.<br />

Wie bereits in den vorherigen Kapiteln ausgeführt kann auf Basis eines deskriptiven Vergleichs<br />

letztendlich keine Aussage über den Einfluss von Branchen- Größen- oder Altersvorteilen<br />

auf die Innovationskraft der KMU getroffen werden. Allerdings ist der Fokus dieses<br />

Beitrags auch nicht auf die Wirkung, die unterschiedliche Einflussfaktoren auf das Innovationsverhalten<br />

haben, gerichtet, sondern auf die Beschreibung der Strukturmerkmale innovativer<br />

<strong>und</strong> nicht innovativer Unternehmen. Hierbei ist die Entwicklung der Innovatorenquote ein<br />

wichtiger Indikator für die Beurteilung struktureller Anpassungsprozesse <strong>und</strong> des technologischen<br />

Wandels einer Volkswirtschaft. Gleichwohl sollen im Rahmen dieses Exkurses zentrale<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Aussagen der deskriptiven Auswertungen anhand einfacher multivariater<br />

Analysen unterfüttert werden. Hierfür wurden mehrere so genannte Probitmodelle geschätzt,<br />

auf deren Basis die Wahrscheinlichkeit, ob ein Unternehmen erfolgreich innoviert hat, in Abhängigkeit<br />

bestimmter Einflussfaktoren ermittelt werden kann. 7 Als Einflussfaktoren wurden<br />

eben die in den vorherigen Kapiteln beschriebenen Strukturmerkmale Branche, Größe, Alter<br />

7 Im Unterschied zu der Analyse des Einflusses bestimmter Strukturmerkmale auf die Innovationsneigung,<br />

untersucht der Beitrag von Zimmermann (2006), im selben Band, auf Basis multivariater Regressionsanalysen<br />

die Wirkung unterschiedlicher Innovationsaktivitäten auf die Beschäftigungsentwicklung<br />

von KMU.<br />

6%<br />

7%<br />

9%


30 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

<strong>und</strong> Region verwendet. Weiterhin wurde auch der Zeitraum in dem die Innovation durchgeführt<br />

wurde sowie die Stichprobenzusammensetzung berücksichtigt.<br />

Im Wesentlichen untermauern die Regressionsanalysen die in den deskriptiven Auswertungen<br />

gef<strong>und</strong>enen Zusammenhänge. So zeigt sich, dass im Vergleich der Branchen Unternehmen<br />

des FuE-intensiven Verarbeitenden Gewerbes die höchste Wahrscheinlichkeit aufweisen<br />

Innovationen durchzuführen. Dies gilt für alle Innovationsindikatoren, abgesehen von<br />

den Prozessinnovationen. Hier unterscheiden sich KMU des FuE-intensiven Verarbeitenden<br />

Gewerbes nicht signifikant von den sonstigen Industrieunternehmen.<br />

Der Bef<strong>und</strong> der zunehmenden Innovationsaktivitäten mit steigender Unternehmensgröße<br />

findet sich für alle Innovationsindikatoren sowie für die beiden analysierten Untersuchungszeiträume.<br />

Im Unterschied hierzu sind die Altersunterschied weniger ausgeprägt (vgl. hierzu auch S. 17)<br />

Zumindest kann aber festgehalten werden, dass etablierte Unternehmen mit einer Markterfahrung<br />

von 20 <strong>und</strong> mehr Jahren niedrigere Innovationswahrscheinlichkeiten aufweisen als<br />

sehr junge KMU im Alter von bis zu 5 Jahren. Für die weiteren Innovationsindikatoren (Produktinnovation,<br />

Prozessinnovation <strong>und</strong> Marktneuheiten), sind die Ergebnisse ähnlich, wobei<br />

insbesondere bei den Marktneuheiten die Altersunterschiede nur schwach signifikant sind.<br />

Die regionale Analyse liefert das eindeutige Ergebnis, dass KMU in den alten B<strong>und</strong>esländern<br />

eine höhere Wahrscheinlichkeit aufweisen zu innovieren als Unternehmen in den neuen<br />

B<strong>und</strong>esländern.<br />

Schließlich bestätigen die multivariaten Analysen den gef<strong>und</strong>enen Trend bei den einzelnen<br />

Innovationsindikatoren. Sowohl bei den Innovatoren allgemein wie bei den Produkt- <strong>und</strong> Prozessinnovatoren<br />

ist zwischen 2002 <strong>und</strong> 2004 eine signifikante Zunahme der Innovationswahrscheinlichkeit<br />

festzustellen. Im Unterschied hierzu geht im gleichen Zeitraum die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass Marktneuheiten eingeführt werden signifikant (wenn auch nur auf dem<br />

10%-Niveau) <strong>zur</strong>ück.<br />

4. Fazit.<br />

Die Analyse des Innovationsverhaltens der KMU hat gezeigt, dass der Anteil innovierender<br />

Unternehmen im Mittelstand zwischen 2002 <strong>und</strong> 2004 zugenommen hat. Dies gilt sowohl für<br />

den Anteil der Prozess- als auch für den Anteil der Produktinnovatoren. Lediglich die Quote<br />

der originären Innovatoren war leicht rückläufig. Dabei verdeutlichen die Auswertungen, dass<br />

der Anstieg der Innovatorenquoten zu einem Gutteil durch die wissensintensiven Dienstleis-


Entwicklung <strong>und</strong> Struktur der Innovationsaktivitäten im Mittelstand 31<br />

tungen befördert wird. In dieser Branche findet sich sogar beim Anteil der Unternehmen mit<br />

Marktneuheiten ein positiver Trend. Weiterhin wird deutlich, dass gerade Unternehmen aus<br />

dem FuE-intensiven Verarbeitenden Gewerbe vermehrt auf risikoreiche originäre Innovationen<br />

zugunsten von Produktimitationen verzichteten.<br />

Ein zentraler Bef<strong>und</strong> der Auswertungen zum Innovationsverhalten kleiner <strong>und</strong> mittlerer Unternehmen<br />

ist, dass die Innovationsaktivitäten in kleinen KMU weitaus geringer ausgeprägt<br />

sind als bei großen Mittelständlern, <strong>und</strong> dass sich die Innovationsindikatoren bei den kleinsten<br />

Unternehmen in jüngster Zeit im Vergleich ungünstiger entwickeln. Insbesondere im Bereich<br />

der originären Innovationen wächst der Vorsprung der großen KMU gegenüber den<br />

kleinen Unternehmen. Dennoch ist am aktuellen Rand über alle Unternehmensgrößen, wie<br />

im gesamten Mittelstand, eine Zunahme der Innovationsaktivitäten, abgesehen von den originären<br />

Innovationen, zu verzeichnen.<br />

Auf Basis dieser Bef<strong>und</strong>e lässt sich allerdings nicht der Schluss ziehen, dass größere Unternehmen<br />

die „besseren“ Innovatoren sind als kleine. Vielmehr sind die Rollen kleiner <strong>und</strong> großer<br />

Unternehmen im Innovationsprozess als komplementär anzusehen. Junge, innovative<br />

Unternehmen als Teilmenge der KMU haben insbesondere Vorteile in jungen Branchen mit<br />

gänzlich neuen Produkten. In älteren Branchen, in denen ein breites (Erfahrungs-)Wissen<br />

<strong>zur</strong> Hervorbringung weiterer Produktverbesserungen erforderlich ist <strong>und</strong> Prozessinnovationen<br />

im Vordergr<strong>und</strong> stehen, profitieren große, etablierte Unternehmen von ihrer Herstellererfahrung<br />

<strong>und</strong> ihrer kontinuierlich betriebenen FuE. Kleine etablierte Unternehmen treten häufiger<br />

als Technologienehmer auf <strong>und</strong> bedienen vor allem Marktnischen <strong>und</strong> bieten k<strong>und</strong>enspezifische<br />

Lösungen an.<br />

Allerdings zeigen die Auswertungen, dass sich der Anteil der innovierenden jungen Unternehmen<br />

zwischen 2002 <strong>und</strong> 2004 im Unterschied zum allgemeinen Trend reduziert hat. Dieses<br />

Ergebnis ist insbesondere deshalb bedenklich, da der Rückgang der Innovatorenquote<br />

bei den jungen KMU vor allem auf einen massiven Rückgang bei den originären Innovatoren<br />

<strong>zur</strong>ückzuführen ist. Offensichtlich scheuen sich immer mehr junge KMU besonders risikoreiche<br />

Innovationsprojekte anzugehen <strong>und</strong> konzentrieren ihre Anstrengungen deshalb eher auf<br />

die Verbesserung ihrer Produktionsprozesse. Dieser Bef<strong>und</strong> wirft die Frage auf inwieweit<br />

junge KMU auch weiterhin ihre Rolle als wichtiger Transferkanal für radikale technologische<br />

Neuerungen ausfüllen können. Vor dem Hintergr<strong>und</strong>, dass Innovationsentscheidungen i.d.R.<br />

strategische Entscheidungen von hoher Persistenz sind, die bereits bei Aufnahme der Geschäftstätigkeit<br />

getroffen werden, könnte dieses Verhalten zum Heranwachsen einer Kohorte<br />

der „Innovationsverweigerer“ führen. Dies würde nicht nur ein Aufholen im Bereich der Spitzentechnologie,<br />

der seit Jahren mit einer rückläufigen Gründungsdynamik kämpft, erschwe-


32 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

ren, sondern die Entwicklung der technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands auf Jahre<br />

hinaus schwächen.<br />

Eine mögliche Erklärung, für den Rückzug der jungen Unternehmen aus dem Bereich der<br />

originären Produktinnovationen, könnten größere Finanzierungsrestriktionen sein, die vor<br />

allem junge KMU mit besonders risikoreichen Innovationsprojekten treffen. Neuere Studien<br />

zeigen denn auch (vgl. Rammer et al., 2006 <strong>und</strong> Reize, 2005b), dass gerade diese KMU-<br />

Gruppe besonders häufig mit Finanzierungshemmnissen konfrontiert ist. Auslöser dieser<br />

Finanzierungsrestriktionen sind die Innovationsaktivitäten inhärente, besonders große, Unsicherheit<br />

über den Erfolg des Projektes sowie Informationsasymmetrien über das ökonomische<br />

<strong>und</strong> technologische Potenzial von Innovationsvorhaben. Aus diesen Gründen gestaltet<br />

sich vor allem die Kreditfinanzierung von besonders risikoreichen Innovationsprojekten, in<br />

der Regel schwierig bzw. ist nur unter Akzeptanz eines höheren Zinssatzes <strong>und</strong> bei Bereitstellung<br />

ausreichender Realsicherheiten möglich. Gerade letzteres dürfte für junge Unternehmen<br />

eine hohe Hürde darstellen. So verfügen junge KMU in technologieintensiven Branchen<br />

in erster Linie über immaterielle Vermögenswerte <strong>und</strong> weisen entsprechend einen<br />

Mangel an Realsicherheiten auf (vgl. Ehrhart, 2006). Weiterhin ist der deutsche Beteiligungskapitalmarkt<br />

durch den massiven Vertrauensverlust in Folge des Einbruchs an den<br />

deutschen Börsen in Mitleidenschaft gezogen worden. Insbesondere für junge Technologieunternehmen<br />

war er in den letzten vier Jahren nahezu ausgetrocknet. Im Zuge der Marktbereinigung<br />

<strong>und</strong> der damit einhergehenden Umschichtung der investierten Mittel weg von der<br />

Früh- <strong>und</strong> Expansionsphase hin <strong>zur</strong> Spätphase (insbesondere den großvolumigen Buy-Outs)<br />

schieden Marktteilnehmer mit einer Spezialisierung auf die technologieorientierte Frühphasenfinanzierung<br />

aus (vgl. Achleitner, Ehrhart <strong>und</strong> Zimmermann, 2006).<br />

Um diese Finanzierungsrestriktionen zu überwinden <strong>und</strong> damit einer drohenden Abwärtsspirale<br />

bei der technologischen Leistungsfähigkeit entgegenzuwirken, ist die Wirtschaftspolitik<br />

gefordert. Neben der Gewährung von staatlichen Zuschüssen für die Finanzierung marktferner<br />

Forschungsvorhaben, ist vor allem die Bereitstellung von Wagniskapital, insbesondere<br />

<strong>zur</strong> Finanzierung innovativer Gründungen, sowie von geeigneten Innovationskrediten, z.B. in<br />

Form von zinsgünstigem Mezzaninekapital, notwendig. Bei der Konzeption von Förderprodukten<br />

muss dabei zwischen verschiedenen Segmenten differenziert werden, denn nur dann<br />

ist ein zielgerichtetes, spezifisches Angebot möglich. Wichtig ist vor allem die Unterscheidung<br />

zwischen bestehenden innovativen Unternehmen <strong>und</strong> jungen, neu gegründeten Unternehmen,<br />

die um eine innovative Idee entstanden sind. Für die Finanzierung innovativer Bestandsunternehmen<br />

kann beispielhaft das neu gestaltete ERP-Innovationsprogramm der<br />

<strong>KfW</strong> Bankengruppe genannt werden. Dieses Programm trägt mit seiner mezzaninen Finanzierungsstruktur<br />

den hohen Risiken von Innovationsprojekten Rechnung. Im Bereich der


Entwicklung <strong>und</strong> Struktur der Innovationsaktivitäten im Mittelstand 33<br />

Gründungen <strong>und</strong> jungen KMU stellen der ERP-Startfonds für junge <strong>und</strong> innovative Technologieunternehmen<br />

sowie der, gemeinsam von <strong>KfW</strong>, B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Partnern aus der Industrie,<br />

aufgelegte High-Tech-Gründerfonds für technologieorientierte Unternehmensgründungen<br />

Beteiligungskapital <strong>zur</strong> Verfügung.<br />

Ansprechpartner: Dr. Frank Reize: 069/7431-4971


34 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

Literatur.<br />

Achleitner A.-N., N. Ehrhart <strong>und</strong> V. Zimmermann (2006), Beteiligungsfinanzierung nach der<br />

Marktkonsolidierung : anhaltende Defizite in der Frühphase ; eine Analyse der Arbeitsstrukturen,<br />

Finanzierungsmuster <strong>und</strong> Marktlücken im deutschen Beteiligungsmarkt,<br />

Frankfurt am Main.<br />

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der deutsch Wirtschaft. Indikatorenbericht <strong>zur</strong> Innovationserhebung<br />

2005, Mannheim.<br />

Ehrhart, N. (2006), Immaterielle Vermögenswerte <strong>und</strong> Unternehmensfinanzierung. <strong>Mittelstands</strong>-<br />

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Mifflin Company, Boston.<br />

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Huergo, E. <strong>und</strong> J. Jaumandreu (2004), How Does Probability of Innovation Change with Firm<br />

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Peters, B. (2005), Persistence of Innovation: Stylised Facts and Panel Data Evidence, ZEW<br />

Discussion Paper No. 05-81, Mannheim.<br />

Rammer, C. (2005), FuE-Verhalten von jungen Unternehmen in Deutschland – eine Panelanalyse<br />

für den Zeitraum 1998 – 2003. Studien zum deutschen Innovationssystem <strong>Nr</strong>.8-<br />

2005.<br />

Rammer, C., V. Zimmermann, E. Müller, D. Heger, B. Aschhoff <strong>und</strong> F. Reize (2006), Innovationspotenziale<br />

von kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen, ZEW- Wirtschaftsanalysen <strong>Nr</strong>.<br />

79.<br />

Reize, F. (2005a), <strong>KfW</strong>-<strong>Mittelstands</strong>panel 2005 – Ist der Mittelstand fit für die Zukunft?,<br />

Frankfurt am Main.


Entwicklung <strong>und</strong> Struktur der Innovationsaktivitäten im Mittelstand 35<br />

Reize, F. (2005b), Investitionsfinanzierung im Mittelstand – gibt es ausreichend Kredite für<br />

kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen?, <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. 33, 17-42.<br />

Schumpeter, J. (1942), Capitalism, Socialism and Democracy.<br />

Zimmermann, V. (2006), Innovation <strong>und</strong> Beschäftigung. Beschäftigungseffekte von Innovationen<br />

in kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen. <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong>, 17-<br />

42.


Beschäftigungseffekte von Innovationen in bestehenden KMU <strong>37</strong><br />

Beschäftigungseffekte von Innovationen in bestehenden kleinen <strong>und</strong><br />

mittleren Unternehmen.<br />

1. Einleitung.<br />

Die Frage nach der Bedeutung von Innovationen <strong>und</strong> technischem Fortschritt auf Wachstum,<br />

Wohlstand <strong>und</strong> insbesondere auf die Beschäftigung sind beinahe so alt wie die moderne<br />

Volkswirtschaftslehre selbst. 1 In einer Phase lang anhaltender Arbeitslosigkeit rücken insbesondere<br />

auch die Beschäftigungswirkungen von Innovationen in den Fokus der Betrachtung.<br />

Dieser Beitrag geht daher der Frage nach, ob <strong>und</strong> in welchem Umfang von Innovationen<br />

Auswirkungen auf die Beschäftigung in kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen ausgehen (s.<br />

Kasten „Die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick“). 2 Dazu werden – nach einem kurzen<br />

deskriptiven Überblick in diesem Kapitel – im sich anschließenden Kapitel 2 theoretische<br />

Überlegungen zu den Wirkungen von Innovationen auf die Beschäftigung in Unternehmen<br />

zusammengefasst. In Kapitel 3 werden die Datenbasis <strong>und</strong> die Untersuchungsmethode beschrieben<br />

sowie die Ergebnisse der multivariaten Analyse vorgestellt. Kapitel 5 fasst die wesentlichen<br />

Aspekte der Untersuchung zusammen.<br />

Kasten 1: Die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick<br />

Dieser Beitrag untersucht die Bestimmungsfaktoren des Beschäftigtenwachstums in kleinen <strong>und</strong><br />

mittleren Unternehmen für das Jahr 2004. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Frage, ob Innovationen<br />

zu mehr Beschäftigung im innovierenden Unternehmen selbst führen. Die folgenden Ergebnisse<br />

können ermittelt werden:<br />

Im Durchschnitt über alle Branchen beträgt im Jahr 2004 das Beschäftigungswachstum in innovierenden<br />

Unternehmen r<strong>und</strong> 1,8 %, in nicht innovierenden Unternehmen dagegen nur r<strong>und</strong> 0,5 %.<br />

Somit liegt der Beschäftigtenzuwachs in innovierenden Unternehmen um das r<strong>und</strong> 3,4fache höher<br />

als in nicht innovierenden Unternehmen. Eine höhere Beschäftigungssteigerung in innovierenden<br />

Unternehmen kann für alle untersuchten Unternehmensgrößenklassen sowie Wirtschaftszweige –<br />

mit Ausnahme der wissensintensiven Dienstleistungen – ermittelt werden. Besonders ausgeprägt ist<br />

dieser Unterschied zwischen innovierenden <strong>und</strong> nicht innovierenden Unternehmen der FuEintensiven<br />

Wirtschaftszweige des Verarbeitenden Gewerbes.<br />

Auch die multivariate Analyse bestätigt, dass von Innovationen deutliche, positive Wirkungen auf die<br />

Beschäftigung in einem Unternehmen ausgehen.<br />

So kann entsprechend den Regressionsergebnissen für ein Unternehmen, das im Zeitraum zwischen<br />

2002 <strong>und</strong> 2004 eine Produktinnovation einführte, welche keine Marktneuheit ist – sondern<br />

lediglich eine Neuigkeit aus Sicht des Unternehmens darstellt –, ein Beschäftigtenanstieg in Höhe<br />

von 1, 7% berechnet werden. Damit beträgt die Beschäftigungssteigerung gegenüber einem Unter-<br />

1<br />

So revidierte bereits Ricardo (1821) seine Einschätzung zum Beitrag von Innovationen <strong>zur</strong> allgemeinen<br />

Wohlfahrt <strong>und</strong> äußerte sich zuletzt pessimistisch über die Wirkung von technologischem Wandel<br />

auf die Beschäftigung. Zitiert nach König (1997).<br />

2<br />

Dieser Beitrag beschäftigt sich somit mit den Wirkungen von Innovationen, während sich der erste<br />

Beitrag dieses Bandes mit der Entwicklung <strong>und</strong> den Bestimmungsfaktoren der Innovationstätigkeit<br />

befasst.


38 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

nehmen, welches nicht innovativ ist, ansonsten jedoch dieselben Merkmale aufweist, knapp das<br />

4fache. Für Produktinnovationen, die zugleich Marktneuheiten sind, liegt der Zuwachs im innovierenden<br />

Unternehmen mit 3,3 % sogar um knapp das 7½fache höher als in nicht innovativen Unternehmen.<br />

Auch für Prozessinnovationen kann eine positive Wirkung auf die Anzahl der Beschäftigten in einem<br />

Unternehmen ermittelt werden. Mit 2,3 % Beschäftigtenzunahme wächst ein Unternehmen, das Prozessinnovationen<br />

durchführt, r<strong>und</strong> 5mal so schnell als das nicht innovative Vergleichsunternehmen<br />

mit ansonsten identischen Merkmalen.<br />

Unternehmen, die eigene FuE durchführen, wachsen ebenfalls stärker. So weisen Unternehmen, die<br />

in den Vorjahren gelegentlich eigene FuE-Arbeiten durchgeführt haben, mit 1,7 % einen r<strong>und</strong> 3½mal<br />

so hohen Beschäftigungszuwachs auf als Unternehmen ohne eigene FuE. Mit einem Beschäftigtenzuwachs<br />

in Höhe von 2,4 % kann für die Durchführung kontinuierlicher, eigener FuE sogar eine noch<br />

höhere Beschäftigungswirkung ermittelt werden. Da Innovationen insbesondere von Unternehmen,<br />

die FuE betreiben, hervorgebracht werden <strong>und</strong> die Entscheidung über die Durchführung von eigener<br />

FuE häufig eine strategische Langfristentscheidung des Unternehmens ist, kann vermutet werden,<br />

dass sich in dem Merkmal „Regelmäßigkeit der FuE-Beteiligung in der Vergangenheit“ die Beschäftigungswirkungen<br />

weiter <strong>zur</strong>ückliegender erfolgreicher Innovationen, widerspiegeln, die in der Analyse<br />

ansonsten nicht berücksichtigt werden konnten.<br />

Darüber hinaus können weitere Zusammenhänge ermittelt werden: Das Ausmaß des Beschäftigtenzuwachses<br />

nimmt mit steigendem Anteil von Hochschulabsolventen in einem Unternehmen zunächst<br />

zu. Ab einem Akademikeranteil von ca. 30 % ist das Beschäftigungswachstum jedoch wieder<br />

rückläufig. Kleine beziehungsweise junge Unternehmen wachsen – bei ansonsten identischen<br />

Merkmalen – schneller als größere <strong>und</strong> ältere Unternehmen. Wie erwartet, weiten Unternehmen, die<br />

sich einer positiven Branchenkonjunktur gegenüber sehen ihre Beschäftigung aus, während steigende<br />

Arbeitskosten mit geringeren Beschäftigungszuwächsen verb<strong>und</strong>en sind.<br />

Ein Vergleich der Stärke des Einflusses von Innovationen auf die Beschäftigtenentwicklung mit jenen<br />

der anderen untersuchten Bestimmungsfaktoren zeigt, dass von Innovationen besonders starke<br />

Effekte auf die Beschäftigtenentwicklung in einem Unternehmen ausgehen. So sind ähnlich hohe<br />

Beschäftigungssteigerungen, wie sie von Innovationen bewirkt werden, lediglich bei sehr jungen <strong>und</strong><br />

sehr kleinen Unternehmen zu beobachten. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass insbesondere<br />

für kleine Unternehmen auch das niedrigere Ausgangsniveau eine wichtige Rolle für die Höhe des<br />

ermittelten prozentualen Wachstums spielt. Auch der Vergleich mit dem Einfluss der Branchenkonjunktur<br />

oder einer Veränderung der Arbeitskosten zeigt, die hohe Arbeitsplatzwirkung von Innovationen.<br />

Um mit den Innovationen vergleichbar starke Effekte zu erreichen, müsste die konjunkturelle<br />

Entwicklung äußerst dynamisch verlaufen, ebenso wäre eine erhebliche Senkung der Arbeitskosten<br />

notwendig.<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass insbesondere in innovativen Unternehmen neue Arbeitsplätze<br />

geschaffen werden. Dies gilt nicht nur für die Entwicklung <strong>und</strong> Einführung neuer Produkte<br />

sondern – anders als in der öffentlichen Diskussion häufig geäußert – auch für neue Prozesse <strong>und</strong><br />

Herstellungsverfahren. Vor allem innovierende Unternehmen sind in der Lage, einen deutlichen Beitrag<br />

<strong>zur</strong> Senkung der Arbeitslosigkeit zu leisten. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der hohen <strong>und</strong> lang anhaltenden<br />

Arbeitslosigkeit in Deutschland wird somit deutlich, dass insbesondere von wirtschaftspolitischen<br />

Maßnahmen, welche auf die Stärkung der Innovationskraft von Unternehmen abzielen, die gewünschten<br />

Wirkungen auf dem Arbeitsmarkt zu erwarten sind. Da Innovationen insbesondere von<br />

kontinuierlich FuE-treibenden Unternehmen hervorgebracht werden, muss das Ziel entsprechender<br />

Maßnahmen sein, gerade auch kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen zu einer kontinuierlichen Entwicklungstätigkeit<br />

an<strong>zur</strong>egen.<br />

Tabelle 1 <strong>und</strong> Grafik 2 geben einen ersten deskriptiven Überblick zum Zusammenhang zwischen<br />

Innovationen <strong>und</strong> der Beschäftigtenentwicklung in kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen.<br />

Dargestellt ist die prozentuale Veränderung der Anzahl der Beschäftigten im Jahr 2004 nach<br />

Wirtschaftszweigen <strong>und</strong> Unternehmensgrößen in Abhängigkeit davon, ob ein Unternehmen


Beschäftigungseffekte von Innovationen in bestehenden KMU 39<br />

im Zeitraum zwischen den Jahren 2002 <strong>und</strong> 2004 eine Innovation im Unternehmen eingeführt<br />

hat. 3 Die Anzahl der Beschäftigten wird dabei als Vollzeitäquivalente gemessen. 4<br />

Insgesamt zeigt sich für das Jahr 2004 ein Zuwachs der Beschäftigung in kleinen <strong>und</strong> mittleren<br />

Unternehmen von 1,3 %, wobei die Beschäftigungsveränderungen zwischen einzelnen<br />

Branchen <strong>und</strong> Unternehmensgrößenklassen unterschiedlich ausfallen. So ist das Beschäftigungswachstum<br />

mit 1,8 % im Dienstleistungssektor am Größten, während in der mittelständischen<br />

Baubranche ein Beschäftigungsrückgang um 2,7 % zu verzeichnen war. Bezüglich<br />

der Größenklassen zeigt sich generell ein abnehmendes prozentuales Wachstum mit zunehmender<br />

Unternehmensgröße. Dieses Muster wird allerdings von der Gruppe der Unternehmen<br />

mit zwischen 5 bis unter 10 Beschäftigen durchbrochen, welche als einzige der<br />

ausgewiesenen Unternehmensgrößenklassen ein negatives Beschäftigungswachstum aufweist.<br />

Tabelle 1: Wachstumsrate der Beschäftigung in kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen nach Wirtschaftszweigen<br />

2004<br />

Nichtinnovator Innovator Insgesamt<br />

In v.H. In v.H. In v.H.<br />

Verarbeitendes Gewerbe<br />

darunter: FuE-intensive Wirt-<br />

-0,38 1,80 1,27<br />

schaftszweige -3,32 2,25 1,53<br />

Bau -3,17 -1,91 -2,72<br />

Dienstleistungen inkl. Handel<br />

darunter: wissensintensive<br />

1,<strong>37</strong> 2,11 1,81<br />

Dienstleistungen 3,01 0,43 1,20<br />

Insgesamt 0,54 1,84 1,34<br />

Anmerkung: Mit der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete Werte; Beschäftigung gemessen als Vollzeitäquivalente, dabei<br />

gehen Teilzeitbeschäftigte als halbe Vollzeitbeschäftigte in die Berechnung ein.<br />

Quelle: <strong>KfW</strong>-<strong>Mittelstands</strong>panel, eigene Berechungen.<br />

Tabelle 2: Wachstumsrate der Beschäftigung in kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen nach Unternehmensgröße<br />

2004<br />

Nichtinnovator Innovator Insgesamt<br />

In v.H. In v.H. In v.H.<br />

unter 5 Beschäftigte 2,50 9,<strong>37</strong> 5,<strong>37</strong><br />

5 bis unter 10 Beschäftigte -1,47 0,05 -0,78<br />

10 bis unter 50 Beschäftigte 0,09 1,04 0,62<br />

50 Beschäftigte <strong>und</strong> mehr -0,36 0,44 0,25<br />

Insgesamt 0,54 1,84 1,34<br />

Anmerkung: Mit der Anzahl der Beschäftigten hochgerechnete Werte; Beschäftigung gemessen als Vollzeitäquivalente, dabei<br />

gehen Teilzeitbeschäftigte als halbe Vollzeitbeschäftigte in die Berechnung ein.<br />

Quelle: <strong>KfW</strong>-<strong>Mittelstands</strong>panel, eigene Berechungen.<br />

3<br />

Diese Wachstumsrate wird berechnet als die Anzahl der Vollzeitbeschäftigten zum Zeitpunkt<br />

31.12.2004 abzüglich der Anzahl der Vollzeitbeschäftigten zum Zeitpunkt 31.12.2003. Dieser Ausdruck<br />

wird sodann auf die Anzahl der Vollzeitbeschäftigten zum Zeitpunkt 31.12.2003 bezogen.<br />

4<br />

In die Berechung der Anzahl der Beschäftigten gehen die angestellten Vollzeitbeschäftigten, die in<br />

der Unternehmensleitung aktiv tätigen Inhaber sowie Teilzeitbeschäftigte ein, wobei zwei Teilzeitbeschäftigte<br />

als ein Vollzeitäquivalent gezählt werden.


40 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

Sehr deutliche Unterschiede im Beschäftigungswachstum zeigen sich gerade auch zwischen<br />

jenen Unternehmen, die im Zeitraum zwischen den Jahren 2002 <strong>und</strong> 2004 in ihrem Unternehmen<br />

Innovationen eingeführt haben, sowie jenen, für die dies nicht gilt. 5 So weisen die<br />

innovierenden Unternehmen in allen vorgestellten Unternehmensgrößenklassen sowie Wirtschaftszweigen<br />

– mit Ausnahme der wissensintensiven Dienstleistungen – größere Beschäftigungssteigerungen<br />

auf als nicht innovierende Unternehmen. Im Durchschnitt über alle<br />

Branchen liegt das Beschäftigungswachstum in innovierenden Unternehmen um das r<strong>und</strong><br />

3,4fache höher als in nicht innovierenden Unternehmen. Besonders ausgeprägt ist dieser<br />

Unterschied zwischen innovierenden <strong>und</strong> nicht innovierenden Unternehmen der FuEintensiven<br />

Wirtschaftszweige des Verarbeitenden Gewerbes. 6 Bei den nicht innovierenden<br />

Unternehmen dieser Wirtschaftszweige beträgt der Beschäftigungsrückgang r<strong>und</strong> 3,3 %,<br />

während die Innovatoren ihre Beschäftigtenzahl um 2¼ % steigerten. Dies kann als Hinweis<br />

auf eine starke Wettbewerbsintensität in diesen Wirtschaftszweigen gedeutet werden, die<br />

hauptsächlich über die Qualität <strong>und</strong> den Neuigkeitsgrad der Angebotspalette ausgetragen<br />

wird.<br />

Anders als im Verarbeitenden Gewerbe – bei dem die FuE-intensiven Wirtschaftszweige<br />

schneller wachsen als der Branchendurchschnitt – verzeichnen die wissensintensiven<br />

Dienstleister geringere Beschäftigungszuwächse als der Dienstleistungssektor insgesamt.<br />

Der geringere Beschäftigungszuwachs bei den wissensintensiven Dienstleistungen im Jahr<br />

2004 dürfte insbesondere auf die Entwicklungen bei den EDV-Dienstleistern <strong>zur</strong>ückzuführen<br />

sein, die aufgr<strong>und</strong> einer rückläufigen Branchenkonjunktur in den Jahren 2001 bis Mitte 2004<br />

auch deutliche Rückgänge bei den Beschäftigtenzahlen hinnehmen mussten. 7<br />

Dieser erste, deskriptive Überblick deutet bereits darauf hin, dass innovative Unternehmen<br />

einen positiven Beitrag <strong>zur</strong> Schaffung neuer Arbeitsplätze leisten. Im Folgenden wird daher<br />

im Detail untersucht, welche Wirkungen von Innovationen auf die Beschäftigung in einem<br />

Unternehmen ausgehen. Dazu werden im sich anschließenden Kapitel 2 theoretische Über-<br />

5<br />

Als Innovationen werden Produkte oder Prozesse dann eingestuft, wenn sie neu oder in wesentlichen<br />

Eigenschaften gegenüber dem Vorgängerprodukt beziehungsweise -prozess merklich verbessert wurden.<br />

Dabei ist zunächst nicht erforderlich, dass eine Innovation neu im Sinne von „neu für den Markt“<br />

oder gar „weltweit neu“ ist, sondern nur, dass sie „neu für das Unternehmen“ ist.<br />

6<br />

Die Abgrenzung der Branchen nach Wissensbasiertheit sowie FuE-Intensität erfolgt nach der derzeit<br />

üblichen Einteilung gemäß Legler <strong>und</strong> Grupp (2000). Als forschungsintensiv gelten Wirtschaftszweige,<br />

die eine FuE-Intensität (FuE-Aufwendungen bezogen auf den Jahresumsatz) von über 3,5 v.H. aufweisen.<br />

Als wissensintensiv werden Wirtschaftszweige eingestuft, wenn sie überdurchschnittliche Anteile<br />

von Naturwissenschaftlern/Ingenieuren oder von (Fach-)Hochschulabsolventen an allen Beschäftigten<br />

aufweisen. Die Einteilung nach FuE-Intensität sowie Wissensbasiertheit bezieht sich lediglich auf die<br />

Branchendurchschnitte <strong>und</strong> sagt nichts über den FuE-Einsatz beziehungsweise die Qualifikation der<br />

Beschäftigten in einem einzelnen Unternehmen aus.<br />

7<br />

Vgl. Gürtler (2005).


Beschäftigungseffekte von Innovationen in bestehenden KMU 41<br />

legungen zu den Wirkungen von Innovationen auf die Beschäftigung in Unternehmen zusammengefasst<br />

<strong>und</strong> in Kapitel 3 die Datenbasis sowie die Untersuchungsmethode beschrieben.<br />

Das nachfolgende Kapitel 4 stellt die Ergebnisse der multivariaten Analyse vor <strong>und</strong> Kapitel<br />

5 fasst die wesentlichen Aspekte der Untersuchung zusammen.<br />

2. Theoretische Überlegungen zu den Bestimmungsfaktoren der Beschäftigungsent-<br />

wicklung in Unternehmen.<br />

Der folgende Abschnitt befasst sich mit theoretischen Überlegungen zu den Bestimmungsfaktoren<br />

der Beschäftigtengröße von Unternehmen. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf<br />

jenen Wirkungen, die von Innovationen auf die Anzahl der Beschäftigten im innovierenden<br />

Unternehmen ausgehen.<br />

Theoretische Modelle <strong>zur</strong> Erklärung der Wirkung von Innovationen auf die Beschäftigung in<br />

einem Unternehmen berücksichtigen in der Regel die Menge der produzierten Güter, das<br />

dafür verwendete Herstellungsverfahrens sowie auch spezifische Eigenschaften der produzierten<br />

Güter, wie etwa deren Qualität. 8 Veränderungen in der Produktqualität werden dabei<br />

als Produktinnovationen, Veränderungen im Herstellungsverfahren als Prozessinnovationen<br />

aufgefasst (s. Kasten 2 „Herleitung der Regressionsgleichung“). Die erwarteten Einflüsse<br />

dieser, sowie weiterer darüber hinaus denkbarer Bestimmungsgrößen auf die Beschäftigungsentwicklung<br />

werden im Folgenden erläutert.<br />

2.1 Der Einfluss von Innovationen auf die Arbeitsnachfrage von Unternehmen.<br />

Um die Wirkung von Innovationen auf die Beschäftigung in Unternehmen zu analysieren,<br />

wird in der Regel zwischen Prozess- <strong>und</strong> Produktinnovationen unterschieden. Als direkter<br />

Effekt einer Prozessinnovation – d. h. einer Veränderung im Herstellungsverfahren – auf die<br />

Arbeitsnachfrage eines Unternehmens wird ein veränderter Einsatz von Beschäftigung aufgr<strong>und</strong><br />

einer höheren Produktivität bei gleichbleibender Produktionsmenge bezeichnet. 9 Daher<br />

kann für den direkten Effekt einer Prozessinnovation erwartet werden, dass er in der Regel<br />

beschäftigungsmindernd im innovierenden Unternehmen wirkt. Es ist jedoch auch ein<br />

positiver direkter Beschäftigungseffekt von Prozessinnovationen denkbar. Ein positiver direkter<br />

Beschäftigungseffekt von Prozessinnovationen tritt dann ein, wenn eine Prozessinnovati-<br />

8<br />

Vgl. beispielsweise Zimmermann (1987), König, Buscher <strong>und</strong> Licht (1995), Rottmann <strong>und</strong> Ruschinski<br />

(1997), Smolny <strong>und</strong> Schneeweis (1999) sowie Lachenmaier <strong>und</strong> Rottmann (2006).<br />

9<br />

Veränderungen im Herstellungsverfahren müssen jedoch nicht zwangsläufig mit dem Ziel einer Steigerung<br />

der Arbeitsproduktivität durchgeführt werden. Weiter Ziele von Prozessinnovationen können<br />

auch beispielsweise Energie-, Materialeinsparung oder Umweltschutzaspekte sein.


42 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

on die Arbeitsproduktivität derart stark erhöht, dass sich für ein Unternehmen die Substitution<br />

von Kapital durch Arbeit lohnt. 10<br />

Kasten 2: Herleitung der Regressionsgleichung<br />

Der Ausgangspunkt einer Untersuchung der Beschäftigungswirkung von Innovationen bildet die<br />

Nachfragefunktion nach Arbeit eines Unternehmens. Die Nachfrage nach Arbeit wird üblicherweise<br />

von den Faktoren Technologie T , Produktqualität Q , Arbeitskosten W , Kapitalnutzungskosten K ,<br />

dem Output Y sowie weiteren zum Teil nicht beobachtbaren Einflussgrößen λ abhängig gemacht:<br />

L = f T , Q , W , K , Y , λ )<br />

i<br />

( i i i i i i<br />

Diese Arbeitsnachfragefunktion wird logarythmiert <strong>und</strong> dann erste Differenzen gebildet. Der Vorteil<br />

der Differenzenbildung liegt in der Eliminierung von unbeobachteter, zeitkonstanter Heterogenität,<br />

welche das Regressionsergebnis verfälschen kann. So kann vermutet werden, dass die Einflüsse<br />

von nicht beobachtbaren Faktoren mit den Innovationsindikatoren korreliert sind <strong>und</strong> daher in einer<br />

Schätzung zu verzerrten Ergebnissen für diese Variablen führen können. Ein solcher nicht beobachtbarer<br />

firmenspezifischer Einflussfaktor kann beispielsweise die Fähigkeit <strong>zur</strong> Aufnahme externen<br />

Wissens sein. Diese Fähigkeit kann nicht nur die Umsetzung von technologischen Neuerungen (Produkt-<br />

<strong>und</strong> Prozessinnovationen) begünstigen, sondern auch andere Erfolgsfaktoren eines Unternehmens<br />

beeinflussen. Wird für solche nichtbeobachtbare <strong>und</strong> mit den Innovationsindikatoren korrelierte<br />

firmenspezifische Faktoren nicht kontrolliert, gehen diese Einflüsse in die Regressionskoeffizienten<br />

für die Innovationsindikatoren ein. Die Wirkung der Innovationsindikatoren wird somit verzerrt<br />

wiedergegeben. Durch die Bildung von Differenzen werden alle Einflüsse von firmenspezifischen<br />

zeitkonstanten unbeobachtbaren Faktoren λ i aus der Schätzgleichung eliminiert. Somit ergibt sich:<br />

Δ L = ε ΔlnT<br />

+ ε ΔlnQ<br />

+ ε Δ lnW<br />

+ ε Δ ln K + ε ΔlnY<br />

,<br />

ln i LT i LQ i LW i LK i LY i<br />

wobei die ε die jeweiligen Elastizitäten der Arbeitsnachfrage angeben. Die Differenzen logarithmierten<br />

Größen können als Approximation von Wachstumsraten verstanden werden. Da zu erwarten ist,<br />

dass ein wesentlicher Teil der Wirkungen von Innovationen auf die Beschäftigung über Veränderungen<br />

des Outputs erfolgen, wird die Höhe des Outputs Y eines Unternehmens nicht als erklärende<br />

Variable in die Untersuchung einbezogen. Werden des Weiteren die Veränderungen in Produktionstechnologie<br />

<strong>und</strong> in der Produktqualität als Prozessinnovationen PZ <strong>und</strong> Produktinnovationen PD<br />

interpretiert <strong>und</strong> weitere Kontrollvariablen X in der Regressionsgleichung zugelassen, so erhält<br />

man als Regressionsgleichung:<br />

L − L 1 W<br />

0 t −Wt<br />

−1<br />

Kt<br />

− Kt<br />

−1<br />

= α + β1<br />

* PZ + β2<br />

* PD + β3<br />

* + β 4 * + 5 X u,<br />

W<br />

K<br />

β<br />

t t−<br />

β +<br />

Lt−1<br />

t−1<br />

t−1<br />

wobei u für zufällige Einflüsse auf die Beschäftigungsentwicklung steht. Die Analyse erfolgt mit Hilfe<br />

der Kleinst-Quadrate-Methode.<br />

Der direkten Beschäftigungswirkung einer Prozessinnovation steht jedoch ein indirekter Effekt<br />

gegenüber: Kostensenkungen können für Preissenkungen genutzt werden, die wiederum<br />

die Nachfrage nach dem oder den Produkten des innovierenden Unternehmens steigern<br />

können. Mit der Zunahme der Produktion ist ein Anstieg der Beschäftigung verb<strong>und</strong>en. Diese<br />

Zunahme der Beschäftigung kann gerade auch auf einer der Prozessinnovation vor- oder<br />

nachgelagerten Produktionsstufe innerhalb des Unternehmens erfolgen. Ob dieser indirekte<br />

10 Es ist jedoch auch ein positiver direkter Beschäftigungseffekt von Prozessinnovationen denkbar. Ein<br />

positiver direkter Beschäftigungseffekt von Prozessinnovationen tritt dann ein, wenn eine Prozessinnovation<br />

die Arbeitsproduktivität derart stark erhöht, dass sich für ein Unternehmen die Substitution<br />

von Kapital durch Arbeit lohnt. Vgl. Katsoulacos (1986).


Beschäftigungseffekte von Innovationen in bestehenden KMU 43<br />

– auf einer Umsatzveränderung – basierende Effekt den in der Regel beschäftigungsmindernden<br />

direkten Produktivitätseffekt überwiegt, hängt wesentlich von dem Ausmaß der<br />

Preisreduktion sowie der Reaktion der Nachfrage auf diese Preissenkung ab <strong>und</strong> kann mit<br />

Hilfe theoretischer Überlegungen nicht pauschal beantwortet werden.<br />

Bei Produktinnovationen wird häufig nur jene Wirkung auf die Beschäftigung betrachtet, die<br />

auf einer Veränderung der Nachfrage nach Produkten eines Unternehmens beruht, welche<br />

durch ein neues oder weiterentwickeltes Produkt ausgelöst werden. Dieser Effekt wird in der<br />

Regel als „direkte“ Beschäftigungswirkung von Produktinnovationen bezeichnet. 11 Diese<br />

Vorgehensweise impliziert, dass eine Wirkung von Produktinnovationen auf die Beschäftigung<br />

in einem Unternehmen nur dann eintritt, wenn sich ein neues oder verbessertes Produkt<br />

nach seiner Einführung im Unternehmen als erfolgreich auf dem Markt erweist <strong>und</strong> damit<br />

auch Umsätze erzielt werden.<br />

Auch bei Produktinnovationen können jedoch „indirekte“ Beschäftigungseffekte auftreten. So<br />

steht dem positiven direkten Beschäftigungseffekt dann ein indirekter negativer (Substitutions-)Effekt<br />

gegenüber, wenn das neue Produkt aus Sicht des Abnehmers ein altes Produkt<br />

des Unternehmens ersetzt. Als Beispiel hierfür kann die Entwicklung <strong>und</strong> Markteinführung<br />

des Farbfernsehers angeführt werden, der die bis dahin üblichen schwarz/weiß Fernseher<br />

ablöste. 12 Der indirekte Effekt einer Produktinnovation kann jedoch auch positiv sein, wenn<br />

das neue Produkt gemeinsam mit einem bereits vorhandenen Produkt dieses Unternehmens<br />

genutzt wird. 13<br />

Die Ausführungen zeigen, dass für die Beschäftigungswirkung von Innovationen auf Unternehmensebene<br />

aufgr<strong>und</strong> theoretischer Überlegungen keine eindeutige Aussage getroffen<br />

werden kann. Es bedarf somit einer empirischen Analyse, um den Zusammenhang zwischen<br />

Innovationen <strong>und</strong> Beschäftigungsveränderungen zu bestimmen.<br />

11<br />

Diese Darstellung der direkten <strong>und</strong> indirekten Wirkungen von Produktinnovationen folgt anhand der<br />

in neuerer Zeit üblicherweise verwendeten Definitionen. Vgl. beispielsweise Lehner, Beathge, Kühl<br />

<strong>und</strong> Stille (1998) oder Peters (2003). Alternativ zu dieser Definition kann auch bei den Produktinnovationen<br />

– analog <strong>zur</strong> Definition bei Prozessinnovationen – als direkter Effekt bezeichnet werden, wenn<br />

das neue oder verbesserte Produkt – etwa aufgr<strong>und</strong> einer höheren Produktqualität – einen höheren<br />

Arbeitseinsatz bei konstantem Output notwendig macht. Bei einer solchen Betrachtungsweise handelt<br />

es sich dann bei den beschriebenen Nachfrageeffekten von Produktinnovationen bereits um nachgelagerte,<br />

„indirekte“ Effekte. Vgl. <strong>zur</strong> Verwendung dieser Definitionen Rottmann <strong>und</strong> Flaig (1999), König,<br />

Buscher <strong>und</strong> Licht (1995) oder Zimmermann (1987).<br />

12<br />

Als Produktinnovation ohne (wesentliche) negative indirekte Wirkungen auf die Beschäftigung wird<br />

häufig der Walkmann angeführt, von dem aufgr<strong>und</strong> seines besonderen Einsatzes als mobiles Phonogerät,<br />

kaum eine verdrängende Wirkung auf Stereoanlagen <strong>und</strong> herkömmliche Kassettenrekorder<br />

ausging.<br />

13<br />

Als Beispiel kann hier die Erfindung eines für breite Anwendungen geeigneten Internetbrousers<br />

angeführt werden, durch den sich die Anwendungsmöglichkeiten von PCs steigerten.


44 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

2.2 Höhe des Outputs als Determinante der Beschäftigung.<br />

Auch die Höhe der Produktion eines Unternehmens ist ein wesentlicher Bestimmungsfaktor<br />

für seine Arbeitsnachfrage. Wie im vorangegangenen Abschnitt bereits argumentiert wurde,<br />

ist zu erwarten, dass – unter der Voraussetzung der Vollauslastung des Faktors Arbeit im<br />

Unternehmen – bei einer Zunahme der Produktion auch die Beschäftigung in einem Unternehmen<br />

steigt.<br />

Da in diesem Beitrag jedoch die Untersuchung der Beschäftigungswirkung von Innovationen<br />

im Mittelpunkt der Analyse steht <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> der dargelegten theoretischen Überlegungen<br />

zu erwarten ist, dass wesentliche Wirkungen von Innovationen auf die Beschäftigung in einem<br />

Unternehmen über Veränderungen des Outputs erfolgen, darf in der nachfolgenden<br />

Analyse die Höhe des Outputs eines Unternehmens nicht als erklärende Variable einbezogen<br />

<strong>und</strong> damit exogen vorgegeben werden. 14 Die Wirkung von Umsatzveränderungen auf<br />

die Beschäftigung kann daher in dieser Analyse nicht explizit untersucht werden.<br />

Um in der Analyse gesamtwirtschaftliche Nachfrageeffekte auf die Beschäftigungsentwicklung<br />

in einem Unternehmen zu berücksichtigen, wird jedoch die Veränderung der Bruttowertschöpfung<br />

auf Branchenebene als erklärender Faktor in die Untersuchung aufgenommen.<br />

2.3 Kosten der Produktionsfaktoren Arbeit <strong>und</strong> Kapital.<br />

Weitere wesentliche Bestimmungsfaktoren, welche aus der Theorie <strong>zur</strong> Arbeitsnachfrage<br />

eines Unternehmens abgeleitet werden können, sind die Kosten, die für den Einsatz der<br />

Produktionsfaktoren „Arbeit“ <strong>und</strong> „Kapital“ anfallen. So kann erwartet werden, dass je teuerer<br />

der Einsatz eines Faktors ist, desto weniger davon in einem Unternehmen eingesetzt wird.<br />

Dies kann zunächst darin begründet liegen, dass – bei gleicher produzierter Menge <strong>und</strong> unveränderten<br />

Kosten der anderen Produktionsfaktoren – ein sich verteuernder Faktor durch<br />

einen anderen ersetzt wird. 15 Aufgr<strong>und</strong> dieser Überlegungen kann erwartet werden, dass<br />

steigende Arbeitskosten bei gleicher produzierter Menge <strong>und</strong> unveränderten Kosten des<br />

Produktionsfaktors „Kapital“ dazu führen, dass weniger Arbeit eingesetzt wird <strong>und</strong> die Beschäftigung<br />

in einem Unternehmen <strong>zur</strong>ückgeht. Bei steigenden Kosten für den Einsatz von<br />

14<br />

Ansonsten würde der Transmissionskanal über die Umsatzveränderung ausgeschlossen werden<br />

<strong>und</strong> die Wirkung von Innovationen bei unverändertem Umsatz („ceteris paribus“) ermittelt werden. Ein<br />

großer Teil der erwarteten Wirkungen von Innovationen würde dann nicht den Innovationen zugerechnet<br />

werden können.<br />

15<br />

Somit findet also eine Veränderung der Produktionstechnologie statt. Diese Änderungen in der Produktionstechnologie<br />

können in der Realität in sehr kleinen Schritten vorgenommen werden, so dass<br />

sie von einem Unternehmen nicht als Prozessinnovation wahrgenommen werden, obwohl sie in einem<br />

weiten Sinn als Prozessinnovation eingestuft werden können. Siehe Abschnitt 3.2 für die in der Analyse<br />

verwendete Definition von Produkt- <strong>und</strong> Prozessinnovationen.


Beschäftigungseffekte von Innovationen in bestehenden KMU 45<br />

„Kapital“, einer unveränderter Produktionsmenge sowie unveränderten Kosten das Produktionsfaktors<br />

„Arbeit“ ist analog dazu die Substitution von Kapital durch Arbeit <strong>und</strong> damit ein<br />

positiver Beschäftigungseffekt zu erwarten. 16<br />

Darüber hinaus ist auch möglich, dass aufgr<strong>und</strong> von sich verteuernder Produktionsfaktoren<br />

die Produktionskosten insgesamt steigen <strong>und</strong> ein Unternehmen aufgr<strong>und</strong> zunehmender Produktionskosten<br />

an Wettbewerbsfähigkeit verliert. Erleidet ein Unternehmen Absatzeinbussen,<br />

so ist mit negativen Beschäftigungseffekten zu rechnen.<br />

2.4 Weitere Bestimmungsfaktoren der Arbeitsnachfrage von Unternehmen.<br />

Abgesehen von den bislang genannten Einflussfaktoren sind bei einer Erweiterung des dargelegten<br />

Gr<strong>und</strong>modells weitere Bestimmungsfaktoren auf die Beschäftigungsentwicklung<br />

denkbar. Die erwarteten Wirkungsrichtungen der weiteren, in der Untersuchung berücksichtigten<br />

Merkmale sollen im Folgenden erläutert werden.<br />

FuE-Tätigkeit in der Vergangenheit.<br />

In der Analyse wurde zusätzlich berücksichtigt, in welchem Umfang die Unternehmen eigene<br />

Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsarbeit (FuE) geleistet haben. Eine direkte Wirkung von FuE<br />

auf die Veränderung der Beschäftigung ist aus theoretischer Sicht zwar nicht zu erwarten.<br />

Da jedoch insbesondere kontinuierlich FuE-treibende Unternehmen Innovationen hervorbringen<br />

17 <strong>und</strong> die Entscheidung über die Durchführung von eigener FuE in der Regel eine strategische<br />

Langfristentscheidung des Unternehmens ist, 18 kann vermutet werden, dass sich in<br />

dem Merkmal „Regelmäßigkeit der FuE-Beteiligung“ auch die Beschäftigungswirkungen weiter<br />

<strong>zur</strong>ückliegender, erfolgreicher Innovationen, die im Modell ansonsten nicht erfasst werden,<br />

widerspiegeln. Dies gilt insbesondere, da Studien zeigen, dass Beschäftigungswirkungen<br />

von Innovationen teilweise mit erheblicher zeitlicher Verzögerung, auch noch Jahre nach<br />

der Markteinführung der Innovation eintreten. 19<br />

16<br />

Da eine Berechung der Kapitalnutzungskosten auf vielfältige Probleme stößt, wird in dieser Untersuchung<br />

auf eine explizite Berücksichtigung einer Veränderung der Kapitalnutzungskosten auf die<br />

Beschäftigung verzichtet.<br />

17<br />

Vgl. Zimmermann (2003a), Zimmermann (2003b) oder Andres <strong>und</strong> Zimmermann (2001).<br />

18<br />

Vgl. Rammer (2005), Peters (2005) sowie Rammer, Zimmermann, Müller, Heger, Aschhoff <strong>und</strong><br />

Reize (2006).<br />

19<br />

Vgl. etwa Rottmann <strong>und</strong> Ruschinski (1998).


46 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

Unternehmensalter <strong>und</strong> -größe.<br />

Ebenfalls wird in Untersuchungen häufig ein möglicher Zusammenhang zwischen der Unter-<br />

nehmensgröße <strong>und</strong> dem Beschäftigungswachstum sowie dem Unternehmensalter <strong>und</strong> dem<br />

Beschäftigungswachstum diskutiert. Während Gibrat (1931) keinen Zusammenhang zwischen<br />

der Größe eines Unternehmens <strong>und</strong> dem Beschäftigungswachstum annimmt, deuten<br />

jüngere Ansätze sehr wohl auf eine solche Beziehung hin. So wird argumentiert, dass Unternehmensgründungen<br />

häufig mit einer zu geringen Größe erfolgen <strong>und</strong> die Unternehmen daher<br />

zunächst zu einer „mindestoptimalen Betriebsgröße“ wachsen müssen, ab der – etwa<br />

aufgr<strong>und</strong> von Skaleneffekten – eine rentable Produktion erst möglich ist. 20 Entsprechend<br />

diesen Überlegungen ist zu erwarten, dass insbesondere junge <strong>und</strong> kleine Unternehmen<br />

höhere Wachstumsraten aufweisen als ältere <strong>und</strong> größere Unternehmen.<br />

Qualifikationsstruktur der Beschäftigten.<br />

Auch von der Qualifikationsstruktur der Beschäftigten können Wirkungen auf die Beschäftigungsentwicklung<br />

in einem Unternehmen ausgehen. Daher wird in der Untersuchung des<br />

Weiteren berücksichtigt, wie hoch der Anteil der Hochschulabsolventen an den Beschäftigten<br />

eines Unternehmens ist. Bezüglich des Anteils der Hochschulabsolventen sind zwei Wirkungskanäle<br />

auf die Beschäftigungsentwicklung denkbar.<br />

So kann ein hoher Akademikeranteil als Indikator für das Humankapital eines Unternehmens<br />

betrachtet werden. Von Unternehmen mit einem höheren Humankapitalbestand kann angenommen<br />

werden, dass sie erfolgreicher am Markt agieren. So kann ein hoher Akademikeranteil<br />

etwa für die Güte des Managements eines Unternehmens stehen oder auch als ein<br />

Indikator für die Qualität der Innovationstätigkeit angesehen werden. Diese Überlegungen<br />

lassen erwarten, dass Unternehmen mit einem hohen Anteil an Hochschulabsolventen<br />

schneller wachsen <strong>und</strong> somit auch das Beschäftigungswachstum höher ausfällt als in einem<br />

Unternehmen mit niedrigem Akademikeranteil.<br />

Diese positive Wirkung der Qualifikationsstruktur auf das Beschäftigtenwachstum kann jedoch<br />

je nach der Beschäftigtenstruktur im Unternehmen unterschiedlich hoch ausfallen. So<br />

ist es für die Umsetzung von Umsatzwachstum in mehr Beschäftigung wesentlich, wie arbeitsintensiv<br />

die Produktion in einem Unternehmen ist. Dahinter verbirgt sich die Überlegung,<br />

dass eine Umsatzsteigerung dann zu einem stärkeren Beschäftigungswachstum in einem<br />

Unternehmen führt, je größer der Anteil der Beschäftigten ist, der unmittelbar mit der Herstel-<br />

20 Vgl. Scherer <strong>und</strong> Ross (1990) sowie Audretsch (1994).


Beschäftigungseffekte von Innovationen in bestehenden KMU 47<br />

lung der Produkte beschäftigt ist, im Vergleich zum Anteil jener Beschäftigten, die etwa in der<br />

Verwaltung oder in der Entwicklung tätig sind.<br />

Der Anteil der Beschäftigten, der sich unmittelbar mit der Herstellung der Produkte in einem<br />

Unternehmen befasst, kann sich nun in der Qualifikationsstruktur niederschlagen. So kann<br />

vermutet werden, dass Hochschulabsolventen vergleichsweise selten in der unmittelbaren<br />

Produktion sondern eher im kaufmännischen Bereich oder in der Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

tätig sind. Gelten diese Überlegungen, so ist zu erwarten, dass die Beschäftigungsveränderungen<br />

etwa aufgr<strong>und</strong> eines Umsatzanstiegs in Unternehmen mit einem hohen Hochschulabsolventenanteil<br />

niedriger ausfallen als in Unternehmen mit einem vergleichsweise niedrigen<br />

Akademikeranteil. Auch ist hierbei zu berücksichtigen, dass ein Zuwachs an Beschäftigten<br />

in Unternehmen mit einem hohen Akademikeranteil aufgr<strong>und</strong> der höheren Löhne für das<br />

Unternehmen mit höheren Kosten als in Unternehmen mit nur wenigen Akademikern verb<strong>und</strong>en<br />

ist. Dies lässt erwarten, dass Unternehmen mit einem hohen Akademikeranteil auch<br />

aus diesem Gr<strong>und</strong> ihre Beschäftigung nur in einem geringeren Maß ausweiten. Somit ist die<br />

erwartete Wirkung des Anteils an Hochschulabsolventen auf die Stärke des Beschäftigtenwachstums<br />

mit Hilfe theoretischer Überlegungen nicht eindeutig bestimmbar.<br />

Rechtsform, Region.<br />

Um weitere mögliche Einflüsse auf die Beschäftigungsentwicklung zu berücksichtigen, werden<br />

auch die Rechtsform eines Unternehmens sowie die Unterscheidung zwischen in den<br />

neuen <strong>und</strong> alten B<strong>und</strong>esländern angesiedelten Unternehmen in die Analyse aufgenommen.<br />

In diesen Merkmalen können sich verschiedene Einflüsse auf die Beschäftigung widerspiegeln,<br />

die sich zum Teil nicht eindeutig trennen lassen.<br />

So können sich in der Rechtsform unterschiedliche Managementkonzepte <strong>und</strong> somit differierende<br />

Entscheidungswege widerspiegeln. Haftungsregelungen <strong>und</strong> das persönliche Verlustrisiko<br />

der mit der Geschäftsführung betrauten Personen können beispielsweise die Innovationstätigkeit<br />

eines Unternehmens beeinflussen. Allgemein kann vermutet werden, dass in<br />

Unternehmen, die aufgr<strong>und</strong> ihrer Rechtsform in ihrer Haftung beschränkt sind oder die von<br />

einem Management geleitet werden, das nicht zugleich Kapitaleigner ist, häufiger risikoreiche<br />

Entscheidungen gefällt werden. 21 Diese Annahmen basieren auf der Überlegung, dass<br />

insbesondere im Falle eines Misserfolgs die Konsequenzen für ein Unternehmen mit beschränkter<br />

Haftung beziehungsweise für eine Geschäftsführung, die nicht mit ihrem Privat-<br />

21 Vgl. Czarnitzki <strong>und</strong> Kraft (2004), Zimmermann (2003a), Zimmermann (2003b), Czarnitzki <strong>und</strong> Kraft<br />

(2003), Haid <strong>und</strong> Wiegand (2001) sowie Czarnitzki <strong>und</strong> Kraft (2000) für den Einfluss der Rechtsform<br />

eines Unternehmens auf die Durchführung von Innovationen.


48 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

vermögen von den Verlusten betroffen ist, als deutlich geringer eingeschätzt werden. Darüber<br />

hinaus kann das Merkmal „Rechtsform“ auch weitere nicht in der Untersuchung berücksichtigte<br />

Faktoren widerspiegeln.<br />

Die Region des Unternehmenssitzes kann eine von der branchenspezifischen Nachfrage<br />

abweichende Nachfrage nach Produkten von Unternehmen aus den neuen B<strong>und</strong>esländern<br />

widerspiegeln. Studien zeigen, dass ostdeutsche Unternehmen zum Teil weniger Wettbewerbsfähig<br />

sind <strong>und</strong> ihre Innovationsvorhaben weniger gut in Markterfolge umsetzen können.<br />

Deshalb werden von Unternehmen aus den neuen B<strong>und</strong>esländern trotz vergleichsweise hohen<br />

Inputs in den Innovationsprozess vergleichsweise geringe Umsatzanteile mit neuen Produkten<br />

erzielt. 22 Diese Überlegungen lassen vermuten, dass Unternehmen aus den neuen<br />

B<strong>und</strong>esländern langsamer wachsen als westdeutsche Unternehmen. 23<br />

3. Empirische Untersuchung.<br />

3.1 Datengr<strong>und</strong>lage <strong>und</strong> Untersuchungsmethode.<br />

Die Analyse stützt sich auf die dritte Welle des <strong>KfW</strong>-Mittelstanspanels. 24 Der Befragungszeitpunkt<br />

war im Frühjahr 2005, so dass Informationen <strong>zur</strong> Höhe der Beschäftigung in den Unternehmen<br />

für die Jahre 2003 <strong>und</strong> 2004 <strong>zur</strong> Verfügung stehen. In die Berechung der Anzahl<br />

der Beschäftigten gehen die in der Unternehmensleitung aktiv tätigen Inhaber, die angestellten<br />

Vollzeitbeschäftigten sowie Teilzeitbeschäftigte ein, wobei zwei Teilzeitbeschäftigte als<br />

ein Vollzeitäquivalent gezählt werden. 25 Die durch die Analyse zu erklärende Variable ist die<br />

Wachstumsrate der so ermittelten Anzahl der Beschäftigten im Jahr 2004. 26 Die multivariate<br />

Analyse erfolgt mit Hilfe einer Kleinst-Quadrate-Regression (s. Kasten 2 „Herleitung der Regressionsgleichung“).<br />

Für die nachfolgende Analyse liegen Angaben von r<strong>und</strong> 5.600 kleinen<br />

<strong>und</strong> mittleren Unternehmen vor. Das durchschnittliche Beschäftigungswachstum der in der<br />

Untersuchung berücksichtigten Unternehmen beträgt 1,6 %, der Median liegt bei 0 %.<br />

22 Vgl. Legler, Rammer, Schmoch, Gehrke <strong>und</strong> Schasse (2004), Zimmermann <strong>und</strong> Plankensteiner<br />

(2005) sowie Zimmermann (2003c).<br />

23 Vgl. Almus, Engel <strong>und</strong> Nerlinger (1999).<br />

24 Siehe den ersten Beitrag dieser Ausgabe für eine nähere Beschreibung der <strong>KfW</strong>-<strong>Mittelstands</strong>-<br />

panels.<br />

25 Die Anzahl der geleisteten Arbeitsst<strong>und</strong>en wird in der verwendeten Datenbasis nicht erfasst.<br />

26 Die Wachstumsrate wird berechnet als die Anzahl der Beschäftigten zum Zeitpunkt 31.12.2004<br />

abzüglich der Anzahl der Beschäftigten zum Zeitpunkt 31.12.2003. Dieser Ausdruck wird sodann bezogen<br />

auf die Beschäftigten zum Zeitpunkt 31.12.2003.


Beschäftigungseffekte von Innovationen in bestehenden KMU 49<br />

3.2 Erklärende Variable.<br />

Im folgenden Abschnitt wird dargelegt, wie die entsprechend den theoretischen Überlegungen<br />

wichtigen Einflussfaktoren auf die Beschäftigungsentwicklung in der Untersuchung berücksichtigt<br />

werden. Dazu müssen jene beobachtbaren Unternehmensmerkmale identifiziert<br />

werden, welche die entsprechenden Einflussfaktoren widerspiegeln.<br />

Produkt-, Prozessinnovationen <strong>und</strong> eigene FuE-Beteiligung.<br />

Die Innovationsaktivitäten der untersuchten Unternehmen stehen im Zentrum der Betrachtung.<br />

In der Analyse können drei verschiedene Innovationsaktivitäten unterschieden werden.<br />

So wird im <strong>KfW</strong>-<strong>Mittelstands</strong>panel erfasst, ob in den Jahren 2002 bis 2004 Produkt- oder<br />

Prozessinnovationen in einem Unternehmen eingeführt wurden. Als Innovationen werden<br />

Produkte oder Prozesse dann eingestuft, wenn sie neu oder in wesentlichen Eigenschaften<br />

gegenüber dem Vorgängerprodukt beziehungsweise -prozess merklich verbessert wurden.<br />

Dabei ist zunächst nicht erforderlich, dass eine Innovation neu im Sinne von „neu für den<br />

Markt“ oder gar „weltweit neu“ ist, sondern nur, dass sie „neu für das Unternehmen“ ist. 27 Bei<br />

der Durchführung der empirischen Analysen stellte sich heraus, dass es bezüglich der Produktinnovationen<br />

darüber hinaus sinnvoll ist, zwischen Neuheiten aus Sicht des Unternehmens<br />

<strong>und</strong> Marktneuheiten zu unterscheiden. 28 Von den in die Analyse einbezogenen Unternehmen<br />

haben in dem genannten Zeitrum r<strong>und</strong> drei Viertel Innovationen in ihrem Unternehmen<br />

eingeführt, wobei 32 % der Unternehmen ihre Herstellungsverfahren änderten <strong>und</strong> 34 %<br />

neue Produkte aus Sicht ihres Unternehmens sowie 9 % Marktneuheiten realisierten. 29<br />

Um die Wirkung <strong>zur</strong>ückliegender Innovationserfolge zu berücksichtigen, wird des Weiteren in<br />

die Regressionsgleichung aufgenommen, ob die Unternehmen in den Jahren zwischen 2002<br />

<strong>und</strong> 2004 kontinuierlich oder gelegentlich eigene Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsarbeit (FuE)<br />

geleistet haben. 10 % der in der Analyse berücksichtigten Unternehmen geben an, in den<br />

<strong>zur</strong>ückliegenden Jahren gelegentlich, weitere 12 % kontinuierlich FuE betrieben zu haben.<br />

27<br />

Damit decken sich die hier verwendeten Definitionen mit jenen, die in der Innovationsforschung<br />

gängig sind. Die genaue Fragestellung lautet: „Haben Sie in den Jahren 2002 – 2004 Produktinnovationen<br />

[bzw. Prozessinnovationen] in ihrem Unternehmen durchgeführt?“.<br />

28<br />

Dazu schließt sich an die Frage nach der Einführung von Innovationen folgende Frage an: „Und<br />

wurden zum Zeitpunkt der Einführung in Ihrem Unternehmen ähnliche Produkte [bzw. Prozesse] von<br />

Ihren Konkurrenten angeboten oder eingesetzt?“.<br />

29<br />

Siehe Tabelle 3 im Anhang für die deskriptiven Statistiken der erklärenden Variablen.


50 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

Weitere in der Untersuchung berücksichtigte Merkmale.<br />

• Veränderung der Arbeitskosten<br />

Auch die Arbeitskosten stellen gemäß den theoretischen Überlegungen einen wichtigen<br />

Bestimmungsfaktor für die Höhe der Beschäftigung dar. In der verwendeten Datenbasis<br />

liegt der Personalaufwand eines Unternehmens für jedes Jahr vor. Um die<br />

Wirkung der Veränderung der Arbeitskosten auf die Beschäftigtenentwicklung zu ermitteln,<br />

wird der Personalaufwand eines Unternehmens auf die Anzahl der Vollzeitäquivalente<br />

30 bezogen <strong>und</strong> davon die Wachstumsrate für das Jahr 2004 gebildet.<br />

• Sektorale Nachfrageveränderung<br />

Wesentlicher Bestimmungsfaktor der Beschäftigung ist die Nachfrage nach Produkten<br />

<strong>und</strong> Dienstleistungen eines Unternehmens. Um gesamtwirtschaftliche Effekte,<br />

wie etwa eine nach branchendifferenzierte Nachfrageentwicklung, zu berücksichtigen,<br />

wurde jedem Unternehmen aufgr<strong>und</strong> seiner Branchenzugehörigkeit die Wachstumsrate<br />

der Bruttowertschöpfung zwischen den Jahren 2002 auf 2004 zugespielt. 31<br />

Insgesamt können den untersuchten Unternehmen die Bruttowertschöpfungen von<br />

46 verschiedenen Wirtschaftszweigen zugeordnet werden. Die Entwicklung der Bruttowertschöpfung<br />

variiert zwischen -12,2 % für das Ledergewerbe <strong>und</strong> 18,6 % für die<br />

R<strong>und</strong>funk- <strong>und</strong> Nachrichtentechnik. Der Mittelwert <strong>und</strong> der Median liegen bei 1,8 beziehungsweise<br />

2,4 %.<br />

• Unternehmensalter <strong>und</strong> -größe<br />

Um eine mögliche Abhängigkeit des Ausmaßes einer Beschäftigungsveränderung<br />

vom Unternehmensalter sowie der Größe – wie sie etwa unter dem Begriff des<br />

Gibrats Law diskutiert werden – zu berücksichtigen, gehen in die Regressionsgleichung<br />

auch das Alter sowie die Beschäftigtengröße im Jahr 2003 ein. Da in dieser<br />

Untersuchung die Kapitalnutzungskosten nicht explizit berücksichtigt werden, ist es<br />

auch möglich, dass sich in der Größe <strong>und</strong> im Alter eines Unternehmens ebenfalls unterschiedliche<br />

User Costs of Capital widerspiegeln können. So ist denkbar, dass auf-<br />

30<br />

Die Anzahl der geleisteten Arbeitsst<strong>und</strong>en wird im <strong>KfW</strong>-<strong>Mittelstands</strong>panel nicht erfasst. In die Berechnung<br />

der Vollzeitäquivalente gehen Teilzeitbeschäftigte mit dem Faktor 0,5 ein.<br />

31<br />

Die Zuordnung erfolgt nach den Vorgaben, die durch die Publikation der Bruttowertschöpfung durch<br />

das B<strong>und</strong>esamt für Statistik in der Fachserie 18, Reihe 1.4.1 entstehen. Die Zuordnung kann gemäß<br />

der NACE-Klassifikation für die meisten Wirtschaftszweige auf der Zweiststeller-Ebene bzw. einer<br />

Aggregation über verschiedene Zweiststeller-Ebenen erfolgen. Zum Analysezeitpunkt lagen die auf<br />

Zweisteller-Ebene disaggregierten Daten für das Jahr 2004 noch nicht vor, so dass die entsprechenden<br />

Werte der verwendeten Wirtschaftszweigunterteilungen für 2004 aufgr<strong>und</strong> der Entwicklung in den<br />

jeweiligen Hauptgruppen fortgeschrieben werden mussten.


Beschäftigungseffekte von Innovationen in bestehenden KMU 51<br />

gr<strong>und</strong> eines höheren Risikos bei diesen Unternehmen sowie der – im Vergleich zum<br />

Kreditvolumen – höheren Kosten der Kreditbearbeitung, diese Unternehmen einen<br />

erschwerten Zugang zu externer Finanzierung haben <strong>und</strong> somit in ihren Investitionsmöglichkeiten<br />

im Vergleich zu großen <strong>und</strong> etablierten Unternehmen eingeschränkt<br />

sind. 32 Diese Überlegungen sprechen dafür, dass kleine <strong>und</strong> junge Unternehmen<br />

langsamer wachsen, während das im vorangegangenen Abschnitt diskutierte<br />

Argument der „mindestoptimalen Betriebsgröße“ das Gegenteil impliziert. Vorliegende<br />

Studien deuten daraufhin, dass der zuletzt genannte Aspekt überwiegt. 33<br />

• Qualifikationsstruktur<br />

Die Qualifikationsstruktur in einem Unternehmen wird durch den Anteil der Hochschulabsolventen<br />

erfasst. Der durchschnittliche Anteil an Hochschulabsolventen in<br />

einem Unternehmen beträgt knapp 13 %.<br />

• Rechtsform<br />

In die vorliegende Untersuchung werden Dummyvariable aufgenommen, welche die<br />

Rechtsform des Unternehmens wieder geben. In der Datenbasis können die Rechtsformen<br />

Einzelunternehmen, Personengesellschaften, GmbH&CoKG, Kapitalgesellschaften<br />

sowie sonstige Rechtsformen unterschieden werden, wobei Kapitalgesellschaften<br />

mit 54,3 % <strong>und</strong> Einzelunternehmen mit 27,4 % der Unternehmen die größten<br />

Gruppen bilden.<br />

• Region<br />

Die Region des Unternehmenssitzes wird durch eine Dummyvariable in der Untersuchung<br />

berücksichtigt, die wiedergibt, ob ein Unternehmen in den neuen oder alten<br />

B<strong>und</strong>esländern angesiedelt ist.<br />

3.3 Regressionsergebnisse.<br />

Im Folgenden werden die Resultate der empirischen Untersuchung vorgestellt, wobei die<br />

Regressionsergebnisse an Hand eines so genannten „Referenzunternehmens“ diskutiert<br />

werden. 34 Dieses Referenzunternehmen hat im betrachteten Zeitraum keine Innovationen im<br />

Unternehmen eingeführt <strong>und</strong> auch keine eigene FuE-Tätigkeiten vorgenommen. Es hat die<br />

32<br />

Vgl. zum Einfluss von Unternehmenscharakteristika auf den Zugang zu Krediten Zimmermann<br />

(2006), Zimmermann <strong>und</strong> Schumacher (2005) sowie Reize (2005b).<br />

33<br />

Vgl. Almus <strong>und</strong> Nerlinger (2000); Almus <strong>und</strong> Nerlinger (1999) sowie Schäper (2004).<br />

34 Siehe Tabelle 4 im Anhang.


52 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

Rechtsform einer Kapitalgesellschaft <strong>und</strong> ist in den neuen B<strong>und</strong>esländern angesiedelt. Die<br />

stetigen Merkmale Alter <strong>und</strong> Beschäftigung zum Ausgangszeitpunkt, Qualifikationsstruktur,<br />

Veränderung der Arbeitskosten sowie Veränderung der Nachfrage auf Branchenebene nehmen<br />

die Werte des entsprechenden Medians in der Stichprobe an. 35 Somit ist dieses Unternehmen<br />

im Jahr 2003 15 Jahre alt <strong>und</strong> hat 17 Beschäftigte (darunter 3 % Akademiker). Die<br />

Veränderung der Arbeitskosten je Vollzeitmitarbeiter betragen in diesem Unternehmen<br />

0,68 % <strong>und</strong> die Nachfrage in der entsprechenden Branche wächst im betrachteten Zeitraum<br />

um 2,36 %. Ein so definiertes Unternehmen weist im Jahr 2004 ein Beschäftigungswachstum<br />

in Höhe von 0,5 % auf. Der Einfluss eines Merkmals auf die Wachstumsrate der Beschäftigten<br />

kann nun dargestellt werden, wenn gegenüber dem Referenzunternehmen genau dieses<br />

Merkmal variiert wird <strong>und</strong> alle weiteren Merkmale unverändert bleiben.<br />

Innovationen führen zu deutlichen Beschäftigungszuwächsen.<br />

Grafik 1 zeigt den Einfluss von Innovationen auf die Veränderung der Beschäftigtenzahl in<br />

einem Unternehmen. Wie aus ihr ersichtlich ist, können für Innovationen deutliche, positive<br />

Wirkungen auf die Beschäftigung in einem Unternehmen ermittelt werden. So beträgt im Jahr<br />

2004 mit 1,7 % das Beschäftigungswachstum in einem Unternehmen, das im Zeitraum zwischen<br />

2002 <strong>und</strong> 2004 eine Produktinnovation einführte, welche keine Marktneuheit darstellt,<br />

knapp das 4fache eines Unternehmens, welches nicht innovativ ist, ansonsten jedoch dieselben<br />

Merkmale aufweist. Für Produktinnovationen, die zugleich Marktneuheiten sind, liegt<br />

der Zuwachs im innovierenden Unternehmen mit 3,3 % sogar um knapp das 7½fache höher<br />

als in nicht innovativen Unternehmen. Somit gehen von Produktinnovationen deutliche, positive<br />

Wirkungen auf die Beschäftigung in einem Unternehmen aus. 36 Die Größe der Beschäftigungswirkung<br />

hängt dabei wesentlich vom Neuigkeitsgrad der Produktinnovation ab. So<br />

zeigt sich, dass von Marktneuheiten eine größere Wirkung ausgeht als von Innovationen, die<br />

lediglich für das Unternehmen, nicht jedoch für den Markt neu sind.<br />

Entsprechend den Überlegungen aus Abschnitt 2.1 sind aus theoretischer Sicht insbesondere<br />

die Wirkungen von Prozessinnovationen auf die Beschäftigung in einem Unternehmen<br />

unbestimmt. Wie Grafik 1 zeigt, können in dieser Untersuchung auch von Prozessinnovationen<br />

positive Wirkungen auf die Anzahl der Vollzeitbeschäftigten in einem Unternehmen ermittelt<br />

werden. Mit 2,3 % Beschäftigtenzunahme wachsen Unternehmen, die Prozessinnovationen<br />

durchführen, im Jahr 2004 r<strong>und</strong> 5mal so schnell als das nicht innovativen Referenzun-<br />

35<br />

Siehe Tabelle 3 im Anhang für die deskriptiven Statistiken der in die Untersuchung einbezogenen<br />

Merkmale.<br />

36<br />

Die Differenz in den Regressionskoeffizienten der entsprechenden Variablen erweist sich als statistisch<br />

signifikant. So lehnt ein F-Test die Null-Hypothese auf Gleichheit beider Koeffizienten mit einem<br />

P-Wert = 0,0175 ab.


Beschäftigungseffekte von Innovationen in bestehenden KMU 53<br />

ternehmen. Somit übersteigen die beschäftigungsausweitenden Wirkungen von Prozessinnovationen<br />

die beschäftigungsmindernden Effekte deutlich. <strong>37</strong><br />

[%]<br />

4<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

0,45<br />

keine Innovation<br />

(Referenzunternehmen)<br />

1,71<br />

Produktinnovation:<br />

Imitation<br />

3,33<br />

Produktinnovation:<br />

Marktneuheit<br />

2,31<br />

Prozessinnovation<br />

Anmerkung: Dargestellt sind die Ergebnisse für ein Unternehmen mit den folgenden Merkmalen: Das Unternehmen hat im<br />

betrachteten Zeitraum keine eigene FuE-Tätigkeiten vorgenommen. Es hat die Rechtsform einer Kapitalgesellschaft <strong>und</strong> ist in<br />

den neuen B<strong>und</strong>esländern angesiedelt. Die stetigen Merkmale Alter <strong>und</strong> Beschäftigung zum Ausgangszeitpunkt, Qualifikationsstruktur,<br />

Veränderung der Lohnkosten sowie Veränderung der Nachfrage auf Branchenebene nehmen die Werte des entsprechenden<br />

Medians in der Stichprobe an.<br />

Grafik 1: Einfluss von Innovationen auf das Beschäftigtenwachstum in KMU 2004<br />

FuE-treibende Unternehmen schaffen mehr Arbeitsplätze<br />

Auch die Durchführung von FuE führt zu positiven Beschäftigungseffekten in einem Unternehmen<br />

(s. Grafik 2). So weisen im Jahr 2004 Unternehmen, die in den Jahren 2002 bis<br />

2004 gelegentlich eigene FuE-Arbeiten durchgeführt haben, mit 1,7 % einen r<strong>und</strong> 3½mal so<br />

hohen Beschäftigungszuwachs auf als Unternehmen ohne eigene FuE. Mit einem Beschäftigtenzuwachs<br />

in Höhe von 2,4 % kann für die Durchführung kontinuierlicher, eigener FuE<br />

sogar eine noch höhere Beschäftigungswirkung ermittelt werden.<br />

Da Innovationen insbesondere von Unternehmen, die FuE betreiben hervorgebracht werden<br />

<strong>und</strong> die Entscheidung über die Durchführung von eigener FuE häufig eine strategische Langfristentscheidung<br />

des Unternehmens ist, kann vermutet werden, dass sich in dem Merkmal<br />

<strong>37</strong> Zusätzlich durchgeführte Untersuchungen zeigen keine Unterschiede in der Beschäftigungswirkung<br />

von Innovationen danach, ob sie von Unternehmen mit eigener FuE oder ohne eigene FuE hervorgebracht<br />

wurden.


54 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

„Regelmäßigkeit der FuE-Beteiligung“ die Beschäftigungswirkungen weiter <strong>zur</strong>ückliegender,<br />

erfolgreicher Innovationen, widerspiegeln, die im Modell ansonsten nicht erfasst werden.<br />

[%]<br />

4<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

0,45<br />

keine FuE<br />

(Referenzunternehmen)<br />

1,65<br />

2,42<br />

gelegentliche FuE kontinuierliche FuE<br />

Anmerkung: Dargestellt sind die Ergebnisse für ein Unternehmen mit den folgenden Merkmalen: Das Unternehmen hat im<br />

betrachteten Zeitraum keine Innovationen im Unternehmen eingeführt. Es hat die Rechtsform einer Kapitalgesellschaft <strong>und</strong> ist in<br />

den neuen B<strong>und</strong>esländern angesiedelt. Die stetigen Merkmale Alter <strong>und</strong> Beschäftigung zum Ausgangszeitpunkt, Qualifikationsstruktur,<br />

Veränderung der Lohnkosten sowie Veränderung der Nachfrage auf Branchenebene nehmen die Werte des entsprechenden<br />

Medians in der Stichprobe an.<br />

Grafik 2: Einfluss der Durchführung von eigener Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungstätigkeit auf<br />

das Beschäftigtenwachstum in KMU 2004<br />

Kleine <strong>und</strong> junge Unternehmen wachsen stärker.<br />

Um einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Alter beziehungsweise der Unternehmensgröße<br />

<strong>und</strong> dem Wachstum der Beschäftigung zu untersuchen, wurden auch diese Größen<br />

in der Regressionsgleichung berücksichtigt. Wie Grafik 3 <strong>und</strong> Grafik 4 zeigen, können<br />

für beide Größen ein negativer Zusammenhang <strong>zur</strong> Wachstumsrate der Beschäftigten festgestellt<br />

werden. 38 Insbesondere zeigt sich, dass kleine <strong>und</strong> junge Unternehmen schneller<br />

wachsen als größere oder ältere Unternehmen. Im Vergleich zum 15 Jahre alten Referenzunternehmen<br />

beträgt der Beschäftigtenzuwachs in einem 10 Jahre alten Unternehmen mit<br />

1,4% r<strong>und</strong> das 3,3fache. Diese Ergebnisse bestätigen andere Studien 39 <strong>und</strong> bekräftigen die<br />

theoretischen Überlegungen <strong>zur</strong> „mindestoptimalen Betriebsgröße“, die – etwa aufgr<strong>und</strong> von<br />

38<br />

In die Regressionsanalyse gehen sowohl das Alter als auch die Beschäftigtenanzahl in logarythmierter<br />

Form ein. Um die beste Anpassung der Daten an das ökomometrische Modell zu ermitteln,<br />

wurden auch Regressionen durchgeführt, die Polynome zweiter <strong>und</strong> dritter Ordnung für beiden Größen<br />

beinhalteten. Diese zusätzlichen Untersuchungen bestätigen die hier ausgewiesenen Resultate.<br />

39<br />

Vgl. Almus <strong>und</strong> Nerlinger (2000); Almus <strong>und</strong> Nerlinger (1999) sowie Schäper (2004).


Beschäftigungseffekte von Innovationen in bestehenden KMU 55<br />

Skaleneffekten – ein schnelleres Wachstum für junge <strong>und</strong> kleine Unternehmen impliziert.<br />

Auch spielt für das ermittelte höhere prozentuale Wachstum bei kleinen Unternehmen das<br />

niedrigere Ausgangsniveau eine Rolle.<br />

[%]<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

-4<br />

1 6 11 16 21 26 31 36 41 46 51 56 61 66 71<br />

Anmerkung: Dargestellt sind die Ergebnisse für ein Unternehmen mit den folgenden Merkmalen: Das Unternehmen hat im<br />

betrachteten Zeitraum keine Innovationen im Unternehmen eingeführt <strong>und</strong> auch keine eigene FuE-Tätigkeiten vorgenommen.<br />

Es hat die Rechtsform einer Kapitalgesellschaft <strong>und</strong> ist in den neuen B<strong>und</strong>esländern angesiedelt. Die stetigen Merkmale Alter<br />

zum Ausgangszeitpunkt, Qualifikationsstruktur, Veränderung der Lohnkosten sowie Veränderung der Nachfrage auf Branchenebene<br />

nehmen die Werte des entsprechenden Medians in der Stichprobe an.<br />

Grafik 3: Einfluss der Unternehmensgröße (Vollzeitbeschäftigte) auf das Beschäftigtenwachstum<br />

in KMU 2004


56 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

[%]<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

-4<br />

5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75<br />

Anmerkung: Dargestellt sind die Ergebnisse für ein Unternehmen mit den folgenden Merkmalen: Das Unternehmen hat im<br />

betrachteten Zeitraum keine Innovationen im Unternehmen eingeführt <strong>und</strong> auch keine eigene FuE-Tätigkeiten vorgenommen.<br />

Es hat die Rechtsform einer Kapitalgesellschaft <strong>und</strong> ist in den neuen B<strong>und</strong>esländern angesiedelt. Die stetigen Merkmale Beschäftigung<br />

zum Ausgangszeitpunkt, Qualifikationsstruktur, Veränderung der Lohnkosten sowie Veränderung der Nachfrage auf<br />

Branchenebene nehmen die Werte des entsprechenden Medians in der Stichprobe an.<br />

Grafik 4: Einfluss des Unternehmensalters auf das Beschäftigtenwachstum in KMU 2004<br />

Unternehmen mit einem Akademikeranteil in Höhe von r<strong>und</strong> einem Drittel wachsen am<br />

schnellsten.<br />

Grafik 5 zeigt den Einfluss der Qualifikationsstruktur auf das Beschäftigtenwachstum in einem<br />

Unternehmen. Wie aus der Grafik ersichtlich ist, wachsen Unternehmen mit steigendem<br />

Anteil an Hochschulabsolventen zunächst stärker. Ab einem Akademikeranteil von 31 %<br />

nimmt das Beschäftigtenwachstum jedoch wieder ab. Dieser Verlauf steht in Einklang zu den<br />

in Abschnitt 0 geäußerten Überlegungen, wonach ein hoher Akademikeranteil für die Güte<br />

des Managements eines Unternehmens stehen oder auch als ein Indikator für die Qualität<br />

der Innovationstätigkeit angesehen werden kann <strong>und</strong> somit anzunehmen ist, dass mit einem<br />

steigendem Anteil an Hochschulabsolventen, auch der Unternehmenserfolg zunimmt.<br />

Ein hoher Akademikeranteil bedeutet jedoch auch, dass lediglich ein vergleichsweise kleiner<br />

Anteil der Beschäftigten unmittelbar in der Produktion tätig ist <strong>und</strong> somit Produktions- <strong>und</strong><br />

Umsatzsteigerungen in einem solchen Unternehmen mit vergleichsweise kleinen Beschäftigungsveränderungen<br />

zu bewerkstelligen sind. Daher nimmt das Ausmaß des Beschäftigtenwachstums<br />

ab einem bestimmten Akademikeranteils jedoch wieder ab.<br />

Wird jedoch berücksichtigt, dass der Median des Anteils an Hochschulabsolventen bei 30 %<br />

liegt <strong>und</strong> 90 % der in die Untersuchung einbezogenen kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen


Beschäftigungseffekte von Innovationen in bestehenden KMU 57<br />

einen Akademikeranteil von weniger als 40 % aufweisen, gilt für den Großteil der kleinen <strong>und</strong><br />

mittleren Unternehmen, dass mit einem höheren Anteil an Hochschulabsolventen auch ein<br />

höheres Beschäftigtenwachstum verb<strong>und</strong>en ist. Gegenüber Unternehmen ohne Akademiker<br />

kann für ein Unternehmen mit einem Akademikeranteil in Höhe von 31 % ein 6,7faches Beschäftigtenwachstum<br />

ermittelt werden.<br />

[%]<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

-4<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80<br />

Anmerkung: Dargestellt sind die Ergebnisse für ein Unternehmen mit den folgenden Merkmalen: Das Unternehmen hat im<br />

betrachteten Zeitraum keine Innovationen im Unternehmen eingeführt <strong>und</strong> auch keine eigene FuE-Tätigkeiten vorgenommen.<br />

Es hat die Rechtsform einer Kapitalgesellschaft <strong>und</strong> ist in den neuen B<strong>und</strong>esländern angesiedelt. Die stetigen Merkmale Alter<br />

<strong>und</strong> Beschäftigung zum Ausgangszeitpunkt, Veränderung der Lohnkosten sowie Veränderung der Nachfrage auf Branchenebene<br />

nehmen die Werte des entsprechenden Medians in der Stichprobe an.<br />

Grafik 5: Einfluss der Qualifikationsstruktur auf das Beschäftigtenwachstum in KMU 2004<br />

Expandierende Branchen schaffen Arbeitsplätze.<br />

Wie erwartet, weiten Unternehmen aus Branchen, in denen die Bruttowertschöpfung steigt,<br />

auch ihre Beschäftigung aus (s. Grafik 6). Entsprechend den Regressionsergebnissen steigt<br />

für das Jahr 2004 die Beschäftigung im Referenzunternehmen um 0,11 %, wenn die Bruttowertschöpfung<br />

in den Jahren 2003 <strong>und</strong> 2004 in der entsprechenden Branche um insgesamt<br />

1 % zunimmt. 40<br />

40 Auch für den Einfluss der Bruttowertschöpfung auf die Beschäftigungsveränderung in einem Unternehmen<br />

wurden alternative Regressionen durchgeführt. Bei Verwendung eines Polynom dritten Grades<br />

zeigt sich, dass – wie zu erwarten ist – die Beschäftigungsveränderungen überproportional stark<br />

ausfallen, wenn auch die Bruttowertschöpfung stark sinkt oder steigt. Dieses Ergebnis erweist sich<br />

jedoch als nur schwach signifikant, so dass hier auf die einfachere Schätzung mit lediglich einem linearen<br />

Zusammenhang <strong>zur</strong>ückgegriffen wird.


58 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

[%]<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

-0,5<br />

-1<br />

-1,5<br />

-2<br />

-5 -4,5 -4 -3,5 -3 -2,5 -2 -1,5 -1 -0,5 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 4,5 5<br />

Anmerkung: Dargestellt sind die Ergebnisse für ein Unternehmen mit den folgenden Merkmalen: Das Unternehmen hat im<br />

betrachteten Zeitraum keine Innovationen im Unternehmen eingeführt <strong>und</strong> auch keine eigene FuE-Tätigkeiten vorgenommen.<br />

Es hat die Rechtsform einer Kapitalgesellschaft <strong>und</strong> ist in den neuen B<strong>und</strong>esländern angesiedelt. Die stetigen Merkmale Alter<br />

<strong>und</strong> Beschäftigung zum Ausgangszeitpunkt, Qualifikationsstruktur sowie Veränderung der Lohnkosten nehmen die Werte des<br />

entsprechenden Medians in der Stichprobe an.<br />

Grafik 6: Einfluss der sektoralen Nachfrageentwicklung auf das Beschäftigtenwachstum in<br />

KMU 2004<br />

Arbeitskosten spielen bei der Beschäftigungsausweitung eine wichtige Rolle.<br />

Entsprechend den theoretischen Überlegungen spielt auch die Entwicklung des Personalaufwands<br />

je Vollzeitbeschäftigten eine wichtige Rolle für die Veränderung der Beschäftigung<br />

in einem Unternehmen (s. Grafik 7). So kann zwischen der Veränderung der Arbeitskosten<br />

<strong>und</strong> dem Wachstum der Beschäftigung in einem Unternehmen ein negativer Zusammenhang<br />

ermittelt werden, d. h. mit zunehmenden Arbeitskosten je Vollzeitbeschäftigen sinkt die Zuwachsrate<br />

der Beschäftigung. 41 Für eine Steigerung der Lohnkosten um ein 1 % gegenüber<br />

dem Median kann für das Referenzunternehmen ein Rückgang der Anzahl der Beschäftigten<br />

in Höhe von 0,74 % ermittelt werden.<br />

41 Auch hier wurden verschiedene Regressionen durchgeführt, um den Einfluss einer Veränderung der<br />

Lohnkosten auf die Beschäftigungsentwicklung zu bestimmen. Die beste Anpassung der Daten zeigte<br />

sich bei der hier ausgewiesenen Verwendung eines Polynoms zweiten Grades.


Beschäftigungseffekte von Innovationen in bestehenden KMU 59<br />

[%]<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

-4<br />

-10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10<br />

Anmerkung: Dargestellt sind die Ergebnisse für ein Unternehmen mit den folgenden Merkmalen: Das Unternehmen hat im<br />

betrachteten Zeitraum keine Innovationen im Unternehmen eingeführt <strong>und</strong> auch keine eigene FuE-Tätigkeiten vorgenommen.<br />

Es hat die Rechtsform einer Kapitalgesellschaft <strong>und</strong> ist in den neuen B<strong>und</strong>esländern angesiedelt. Die stetigen Merkmale Alter<br />

<strong>und</strong> Beschäftigung zum Ausgangszeitpunkt, Qualifikationsstruktur Lohnkosten sowie Veränderung der Nachfrage auf Branchenebene<br />

nehmen die Werte des entsprechenden Medians in der Stichprobe an.<br />

Grafik 7: Einfluss der Entwicklung der Arbeitskosten auf das Beschäftigtenwachstum in KMU<br />

2004<br />

Weitere Einflussgrößen auf das Beschäftigtenwachstum.<br />

Um weitere mögliche Einflüsse auf die Beschäftigungsentwicklung zu berücksichtigen, wurden<br />

auch die Rechtsform eines Unternehmens sowie die Unterscheidung zwischen in den<br />

neuen <strong>und</strong> alten B<strong>und</strong>esländern angesiedelten Unternehmen in die Analyse aufgenommen.<br />

In diesen Merkmalen können sich verschiedene Einflüsse auf die Beschäftigung widerspiegeln,<br />

die nicht explizit in die Analyse Eingang gef<strong>und</strong>en haben <strong>und</strong> deren Wirkungen sich<br />

zum Teil nicht eindeutig trennen lassen.<br />

Die Betrachtung nach Rechtsformen zeigt, dass Einzelunternehmen langsamer wachsen als<br />

Unternehmen, die eine andere Rechtsform haben. Unternehmen aus den neuen B<strong>und</strong>esländern<br />

wachsen auch nach Kontrolle aller weiteren in der Untersuchung berücksichtigten<br />

Merkmale deutlich langsamer als ihre westdeutschen Pendants. Dieses Ergebnis kann als<br />

Hinweis darauf verstanden werden, dass weitere relevante Einflussfaktoren auf die Beschäftigtenentwicklung<br />

nicht in der Analyse berücksichtigt werden konnten.


60 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

4. Fazit.<br />

Dieser Beitrag untersucht die Bestimmungsfaktoren des Beschäftigtenwachstums in kleinen<br />

<strong>und</strong> mittleren Unternehmen für das Jahr 2004. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Frage,<br />

ob Innovationen zu mehr Beschäftigung im innovierenden Unternehmen selbst führen.<br />

Im Durchschnitt über alle Branchen beträgt im Jahr 2004 das Beschäftigungswachstum in<br />

innovierenden Unternehmen r<strong>und</strong> 1,8 %, in nicht innovierenden Unternehmen dagegen nur<br />

r<strong>und</strong> 0,5 %. Somit liegt der Beschäftigtenzuwachs in innovierenden Unternehmen um das<br />

r<strong>und</strong> 3,4fache höher als in nicht innovierenden Unternehmen. Eine höhere Beschäftigungssteigerung<br />

in innovierenden Unternehmen kann für alle untersuchten Unternehmensgrößenklassen<br />

sowie Wirtschaftszweige – mit Ausnahme der wissensintensiven Dienstleistungen –<br />

ermittelt werden. Besonders ausgeprägt ist dieser Unterschied zwischen innovierenden <strong>und</strong><br />

nicht innovierenden Unternehmen der FuE-intensiven Wirtschaftszweige des Verarbeitenden<br />

Gewerbes.<br />

Auch die multivariate Analyse bestätigt, dass von Innovationen deutliche, positive Wirkungen<br />

auf die Beschäftigung in einem Unternehmen ausgehen. So kann entsprechend den Regressionsergebnissen<br />

für ein Unternehmen, das im Zeitraum zwischen 2002 <strong>und</strong> 2004 eine Produktinnovation<br />

einführte, welche keine Marktneuheit ist – sondern lediglich eine Neuigkeit<br />

aus Sicht des Unternehmens darstellt –, ein Beschäftigtenanstieg in Höhe von 1,7 % berechnet<br />

werden. Damit beträgt die Beschäftigungssteigerung gegenüber einem Unternehmen,<br />

welches nicht innovativ ist, ansonsten jedoch dieselben Merkmale aufweist, knapp das<br />

4fache. Für Produktinnovationen, die zugleich Marktneuheiten sind, liegt der Zuwachs im<br />

innovierenden Unternehmen mit 3,3 % sogar um knapp das 7½fache höher als in nicht innovativen<br />

Unternehmen. Auch für Prozessinnovationen kann eine positive Wirkung auf die Anzahl<br />

der Beschäftigten in einem Unternehmen ermittelt werden. Mit 2,3 % Beschäftigtenzunahme<br />

wächst ein Unternehmen, das Prozessinnovationen durchführt, r<strong>und</strong> 5mal so schnell<br />

als das nicht innovative Vergleichsunternehmen mit ansonsten identischen Merkmalen.<br />

Unternehmen, die eigene FuE durchführen, wachsen ebenfalls stärker. So weisen Unternehmen,<br />

die in den Vorjahren gelegentlich eigene FuE-Arbeiten durchgeführt haben, mit<br />

1,7 % einen r<strong>und</strong> 3½mal so hohen Beschäftigungszuwachs auf als Unternehmen ohne eigene<br />

FuE. Mit einem Beschäftigtenzuwachs in Höhe von 2,4 % kann für die Durchführung kontinuierlicher,<br />

eigener FuE sogar eine noch höhere Beschäftigungswirkung ermittelt werden.<br />

Da Innovationen insbesondere von Unternehmen, die FuE betreiben, hervorgebracht werden<br />

<strong>und</strong> die Entscheidung über die Durchführung von eigener FuE häufig eine strategische Langfristentscheidung<br />

des Unternehmens ist, kann vermutet werden, dass sich in dem Merkmal<br />

„Regelmäßigkeit der FuE-Beteiligung in der Vergangenheit“ die Beschäftigungswirkungen


Beschäftigungseffekte von Innovationen in bestehenden KMU 61<br />

weiter <strong>zur</strong>ückliegender erfolgreicher Innovationen, widerspiegeln, die in der Analyse ansonsten<br />

nicht berücksichtigt werden konnten.<br />

Darüber hinaus können weitere Zusammenhänge ermittelt werden: So wachsen kleine beziehungsweise<br />

junge Unternehmen schneller als größere <strong>und</strong> ältere Unternehmen. Auch<br />

nimmt das Ausmaß des Beschäftigtenzuwachses mit steigendem Anteil von Hochschulabsolventen<br />

in einem Unternehmen zunächst zu. Ab einem Akademikeranteil von 31 % ist das<br />

Beschäftigtenwachstum jedoch wieder rückläufig. Gegenüber Unternehmen ohne Akademiker<br />

kann für ein Unternehmen mit einem Akademikeranteil in Höhe von 31 % ein 6,7fach<br />

höheres Beschäftigtenwachstum ermittelt werden. Wie erwartet, weiten Unternehmen, die<br />

sich einer positiven Branchenkonjunktur gegenüber sehen, ihre Beschäftigung aus. So führt<br />

die Steigerung der Bruttowertschöpfung in einer Branche um 1 % zu einem Zuwachs der<br />

Beschäftigten in Höhe von 0,11 %. Auch sinkende Arbeitskosten sind mit Beschäftigungszuwächsen<br />

verb<strong>und</strong>en sind. Für eine Senkung der Arbeitskosten um 1 % kann ein Zuwachs an<br />

Beschäftigten um 0,74 % berechnet werden.<br />

Ein Vergleich der Stärke des Einflusses von Innovationen auf die Beschäftigtenentwicklung<br />

mit jenen der anderen untersuchten Bestimmungsfaktoren zeigt, dass von Innovationen besonders<br />

starke Effekte auf die Beschäftigtenentwicklung in einem Unternehmen ausgehen.<br />

So sind ähnlich hohe Beschäftigungssteigerungen, wie sie von Innovationen bewirkt werden,<br />

lediglich bei sehr jungen <strong>und</strong> sehr kleinen Unternehmen zu beobachten. Hierbei ist jedoch zu<br />

berücksichtigen, dass insbesondere für kleine Unternehmen auch das niedrigere Ausgangsniveau<br />

eine wichtige Rolle für die Höhe des ermittelten prozentualen Wachstums spielt. Auch<br />

der Vergleich mit dem Einfluss der Branchenkonjunktur oder einer Veränderung der Arbeitskosten<br />

zeigt, die hohe Arbeitsplatzwirkung von Innovationen. Um mit den Innovationen vergleichbar<br />

starke Effekte zu erreichen, müsste die konjunkturelle Entwicklung eine völlig unrealistische<br />

Dynamik entfalten ebenso wäre eine erhebliche Senkung der Arbeitskosten notwendig.<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der hohen <strong>und</strong> lang anhaltenden Arbeitslosigkeit in Deutschland<br />

wird somit deutlich, dass insbesondere von wirtschaftspolitischen Maßnahmen, welche<br />

auf die Stärkung der Innovationskraft von Unternehmen abzielen, die gewünschten Wirkungen<br />

auf dem Arbeitsmarkt zu erwarten sind. Da Innovationen insbesondere von kontinuierlich<br />

FuE-treibenden Unternehmen hervorgebracht werden, muss das Ziel entsprechender Maßnahmen<br />

sein, gerade auch kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen zu einer kontinuierlichen Entwicklungstätigkeit<br />

an<strong>zur</strong>egen.<br />

Ansprechpartner: Dr. Volker Zimmermann: 069/7431-<strong>37</strong>25


62 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

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Zimmermann, K. (1987), Innovation <strong>und</strong> Beschäftigung. In: Bombach, G. (Hrsg.), Arbeitsmärkte<br />

<strong>und</strong> Beschäftigung – Fakten, Analysen, Perspektiven. Tübingen.<br />

Zimmermann, V. (2006), Entwicklung <strong>und</strong> Determinanten des Zugangs zu Bankkrediten. <strong>KfW</strong><br />

Research. <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> 35, S. 45-76.<br />

Zimmermann, V. (2003a), originäre Innovatoren <strong>und</strong> Nachahmer: Innovationsaktivitäten von<br />

kmU des Dienstleistungssektors. In: L. Bellmann u. R. Hujer (Hrsg.), "Betriebliche<br />

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Zimmermann, V. (2003b), Innovationsaktivitäten von kmU im Verarbeitenden Gewerbe: Was<br />

zeichnet Imitatoren <strong>und</strong> originäre Innovatoren aus? ZEW Discussion Paper No. 03-<br />

<strong>37</strong>.


Beschäftigungseffekte von Innovationen in bestehenden KMU 65<br />

Zimmermann, V. (2003c), Zur Entwicklung der Innovationstätigkeit von kleinen <strong>und</strong> mittleren<br />

Unternehmen. Empirische Ergebnisse für die alten <strong>und</strong> neuen B<strong>und</strong>esländer 1991 -<br />

2001, in Pleschak, F. (Hrsg.), Wachstum durch Innovation, S. 39-56, Wiesbaden<br />

Zimmermann, V. u. D. Plankensteiner (2005), Kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen in Ostdeutschland:<br />

Stand <strong>und</strong> Perspektiven; <strong>KfW</strong> Research. <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong><br />

34, S. 11-32.<br />

Zimmermann V. u. J. Schumacher (2005), Unternehmensfinanzierung: Immer noch schwierig,<br />

aber erste Anzeichen einer Besserung. Rating erreicht zunehmend die kleinen<br />

Unternehmen. Auswertung der Unternehmensbefragung 2005, Sonderveröffentlichung<br />

<strong>KfW</strong>


66 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

Anhang<br />

Tabelle 3: deskriptive Statistiken der verwendeten erklärenden variablen<br />

Innovationstätigkeit<br />

FuE-Tätigkeit<br />

Rechtsform<br />

Arbeitskostenkosten<br />

Anteil/<br />

Mittelwert<br />

Produktinnovation: Imitation 34,38<br />

Produktinnovation: Marktneuheit 9,30<br />

Prozessinnovation 32,28<br />

Keine Innovation 24,04<br />

Gelegentlich eigene FuE 10,33<br />

Kontinuierliche eigene FuE 12,07<br />

Keine eigene FuE 77,60<br />

Kapitalgesellschaft 54,21<br />

Einzelunternehmen 27,41<br />

Personengesellschaft 6,18<br />

GmbH & Co KG 10,71<br />

Sonstige Rechtsform 1,49<br />

Median<br />

Veränderung der Arbeitskosten je Vollzeitmitarbeiter (in %) 3,17 0,68<br />

Bruttowertschöpfung auf Branchenebene<br />

Veränderung der Bruttowertschöpfung in den Jahren 2003 <strong>und</strong> 200<br />

%) 1,81 2,36<br />

Unternehmensgröße<br />

Vollzeitbeschäftigte 47,05 17<br />

Unternehmensalter<br />

Alter in Jahren 33,6 15<br />

Qualifikationsstruktur<br />

Anteil Hochschulabsolventen (in %) 13,15 3,0


Beschäftigungseffekte von Innovationen in bestehenden KMU 67<br />

Tabelle 4: Regressionsergebnisse Wachstumsrate der Beschäftigung (Vollzeitäquivalente)<br />

2003-2004<br />

Koeffizient t-Wert<br />

Innovationstätigkeit (Referenzkategorie: keine Innovation)<br />

Produktinnovation: Imitation 0,0130125 2,59<br />

Prozessinnovation<br />

FuE-Tätigkeit (Referenzkategorie: keine eigene FuE)<br />

Unternehmensalter 2003<br />

Unternehmensgröße 2003<br />

Qualifikationsstruktur<br />

Produktinnovation: Marktneuheit 0,0314851 3,97<br />

Gelegentliche eigene FuE<br />

Kontinuierliche eigene FuE<br />

0,019<strong>37</strong>9 4,1<br />

0,0120078 1,78<br />

0,0197449 2,85<br />

Log(Alter) -0,0242418 -10,23<br />

Log(Vollzeitäquivalente) -0,0135156 -6,01<br />

Anteil Hochqualifizierter / 100 0,0772084 2,45<br />

(Anteil Hochqualifizierter / 100) 2 -0,1230<strong>37</strong>6 -3,40<br />

Bruttowertschöpfung auf Branchenebene<br />

Veränderung der Bruttowertschöpfung (in %) 0,113087 2,17<br />

Arbeitskosten<br />

Rechtsform (Referenzkategorie: Kapitalgesellschaft)<br />

Region<br />

Veränderung der Arbeitskosten -0,4778964 -18,96<br />

(Veränderung der Arbeitskosten) 2 0,3980474 9,61<br />

Einzelunternehmen<br />

Personengesellschaft<br />

GmbH & Co KG<br />

Sonstige Rechtsform<br />

-0,0091802 -1,53<br />

0,0014026 0,16<br />

0,0110758 2,00<br />

0,0239<strong>37</strong> 2,46<br />

Ostdeutschland -0,019618 -4,21<br />

Konstante 0,1066218 8,99<br />

Zahl der Beobachtungen 5567<br />

F ( 18, 5548) 36,97<br />

Prob > F 0,0000<br />

R 2 0,1988<br />

Anmerkung: robuste t-Werte. Zur Kontrolle der Stichprobenzusammensetzung wurde zusätzlich der Förderstatus in der Analyse<br />

berücksichtigt.


Schaffen innovative Gründungen mehr Arbeitsplätze? 69<br />

Schaffen innovative Gründungen mehr Arbeitsplätze?<br />

Bestimmungsfaktoren der Beschäftigungswirkung neu gegründeter<br />

Unternehmen.<br />

Unternehmensgründungen sind eine der wichtigen Antriebskräfte des wirtschaftlichen<br />

Wachstums. Ihnen wird eine besondere Bedeutung für Innovationen, für den Erhalt <strong>und</strong> die<br />

Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft <strong>und</strong> vor allem für die Schaffung<br />

neuer Arbeitsplätze zugemessen. Daher stehen Gründungen seit nunmehr zwei Jahrzehnten<br />

fest im Fokus der Wirtschaftspolitik.<br />

Dieser Beitrag untersucht die Beschäftigungswirkung von neu gegründeten Unternehmen. Im<br />

Mittelpunkt der Analyse steht dabei, ob innovative Gründungen bereits zu einem frühen<br />

Zeitpunkt – d. h. innerhalb des ersten Jahres nach der Gründung – mehr Beschäftigung<br />

schaffen als andere neu gegründete Unternehmen (siehe Kasten 1 „Die wichtigsten Untersuchungsergebnisse“).<br />

Während für bestehende Unternehmen verschiedene Untersuchungen<br />

vorliegen, 1 wurde die Beschäftigungswirkung von Innovationen in neu gegründeten<br />

Unternehmen bislang – auch weil kaum geeignete Datenbasen dafür <strong>zur</strong> Verfügung standen<br />

– wenig erforscht. Die vorliegende Analyse will dazu beitragen, diese Lücke zu schließen.<br />

Kasten 1: Die wichtigsten Untersuchungsergebnisse<br />

Dieser Beitrag untersucht die Bestimmungsfaktoren der Beschäftigungswirkung neu gegründeter<br />

Unternehmen. Im Mittelpunkt der Analyse steht die Frage, ob innovative Gründungen mehr Beschäftigung<br />

schaffen als andere Gründungen. Folgende Ergebnisse können ermittelt werden:<br />

• Innovative Gründungen bilden nur einen Bruchteil des gesamten Gründungsgeschehens in<br />

Deutschland. So beträgt der Anteil der Gründungen, die auf neuen oder weiterentwickelten<br />

Geschäftsideen basieren r<strong>und</strong> 34 % aller Vollerwerbsgründungen. Wird für die Einstufung als<br />

innovative Gründung darüber hinaus verlangt, dass eigene Anpassungs- oder FuE-Arbeiten<br />

bei der Ausarbeitung der Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen notwendig waren, liegt der Anteil der<br />

innovativen Gründungen mit 25 % deutlich niedriger. Mit 11 % kommen Gründungen, die auf<br />

eigenen Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsarbeiten (FuE) im engeren Sinne basieren, noch seltener<br />

vor.<br />

• Die multivariate Analyse zeigt, dass in einer innovativen Gründung – definiert als Gründung,<br />

die auf neuen oder weiterentwickelten Geschäftsideen basiert <strong>und</strong> bei der <strong>zur</strong> Ausarbeitung<br />

der Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen eigene Anpassungs- oder FuE-Arbeiten notwendig war –<br />

innerhalb des ersten Jahres nach der Gründung deutlich mehr Arbeitsplätze entstehen als in<br />

einer nicht innovativen Gründung. So übersteigt die Anzahl der Beschäftigten in einer innovativen<br />

Gründung mit 5,8 Vollzeitbeschäftigten jene in einer nicht innovativen, ansonsten jedoch<br />

identischen Gründung, um das r<strong>und</strong> 2,3fache im Verarbeitenden Gewerbe, im Dienstleistungssektor<br />

(2,7 Vollzeitbeschäftigte) sogar um das Dreifache (den Gründer nicht mitgerechnet).<br />

1<br />

Vgl. beispielsweise Rammer et al. (2005), Dehio et al. (2005), Schäper (2004), Peters (2004) sowie<br />

Brüderl, Preisendörfer <strong>und</strong> Ziegler (1996).


70 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

• Gründer mit Hochschulausbildung schaffen (pro gegründetem Unternehmen) mehr Arbeitsplätze<br />

als andere Gründer. Für Akademikergründungen kann im Verarbeitenden Gewerbe<br />

(4,2 Vollzeitbeschäftigte) eine um 70 % höhere Anzahl an Beschäftigten ermittelt werden als<br />

in Nicht-Akademikergründungen mit ansonsten identischen Merkmalen. Für Akademikergründungen<br />

im Dienstleistungssektor (1,7 Vollzeitbeschäftigte) beträgt dieser Wert 90 %.<br />

• Der stärkste Beschäftigungsimpuls geht von Gründungen aus, die zugleich innovativ sind <strong>und</strong><br />

von einem Hochschulabsolventen gegründet wurden. Die Gründungsgröße eines solchen Unternehmens<br />

beträgt für das Verarbeitende Gewerbe mit 6,2 Vollzeitbeschäftigten das 2,5fache<br />

– im Dienstleistungssektor mit 2,9 Vollzeitbeschäftigten das 3,2fache – eines Unternehmens,<br />

welches die beiden Merkmale nicht aufweist, ansonsten jedoch identisch ist.<br />

• Insgesamt sind die Gründungsgrößen im Dienstleistungssektor deutlich kleiner als im Verarbeitenden<br />

Gewerbe. So ist der Beschäftigungsimpuls von innovativen Akademikergründungen<br />

im Dienstleistungssektor (2,9 Vollzeitbeschäftigte) weniger als halb so groß als jener im<br />

Verarbeitenden Gewerbe (6,2 Vollzeitbeschäftigte).<br />

• Neben diesen Ergebnissen können weitere Zusammenhänge ermittelt werden: Unternehmen<br />

von Gründern, die aus der Arbeitslosigkeit starten, weisen nur halb so viele Beschäftigte auf<br />

als andere Gründungen. Ebenso zeigt sich, dass Frauen mit weniger Beschäftigten gründen<br />

als Männer.<br />

Die Schaffung von neuen (zukunftssicheren) Arbeitsplätzen ist eine der Erwartungen, welche die<br />

Wirtschaftspolitik mit Gründungen verknüpft. Wie die Analyse zeigt, erfüllen innovative Gründungen<br />

diese Erwartung im besonderen Maße: Von innovativen Gründungen geht ein größerer direkter<br />

Beschäftigungseffekt aus als von Gründungen ohne Innovation. Diese höhere Beschäftigungswirkung<br />

stellt sich bereits frühzeitig – d. h. im ersten Jahr nach der Gründung – ein. Die<br />

Förderung von innovativen Gründungen erscheint somit als eine zielführende Maßnahme der<br />

Wirtschaftspolitik, um den erhofften Effekt auf dem Arbeitsmarkt zu erreichen.<br />

1. Hinführung.<br />

Tabelle 1 gibt einen ersten, deskriptiven Einblick bezüglich der Anzahl der Beschäftigten<br />

sowie des Finanzierungsbedarfs von innovativen <strong>und</strong> nicht innovativen Gründungen. Bereits<br />

dieser einfache Vergleich von innovativen <strong>und</strong> nicht innovativen Gründungen deutet darauf<br />

hin, dass von innovativen Gründungen im Durchschnitt höhere Beschäftigungsimpulse ausgehen<br />

als von anderen Gründungen. So weisen innovative Gründungen im ersten Jahr nach<br />

der Gründung mit durchschnittlich 3,6 Vollzeitbeschäftigten ein Vielfaches an Beschäftigten<br />

von nicht innovativen Gründungen auf.<br />

Tabelle 1: Vollzeitbeschäftigte in neu gegründeten Unternehmen in Abhängigkeit der Innovationstätigkeit<br />

(nur Vollerwerbsgründungen) 2004<br />

Vollzeitbeschäftigte<br />

(ohne Gründer)<br />

Median Mittelwert<br />

Keine Innovationstätigkeit 0 1,0<br />

Innovative Gründung a) 1 3,6<br />

Anmerkung:<br />

a) Zur genauen Abgrenzung von innovativen <strong>und</strong> nicht innovativen Gründungen siehe Kapitel 3.<br />

Quelle: <strong>KfW</strong>-Gründungsmonitor 2005


Schaffen innovative Gründungen mehr Arbeitsplätze? 71<br />

Dieser einfache Überblick ist jedoch nicht ausreichend, um den tatsächlichen Zusammenhang<br />

zwischen Innovationen <strong>und</strong> der Gründungsgröße zu bestimmen, da sich bei dieser<br />

Vorgehensweise die Einflüsse verschiedener Merkmale überlagern können <strong>und</strong> so nicht<br />

eindeutig festgestellt werden kann, welches Merkmal letztlich für die beobachteten Unterschiede<br />

ursächlich ist.<br />

Die vorliegende Untersuchung befasst sich daher mit der Analyse der Bestimmungsfaktoren<br />

der Beschäftigungswirkung von Gründungen, wobei der Fokus insbesondere auf den Einfluss<br />

von Innovationen auf die Beschäftigungsentwicklung in neu gegründeten Unternehmen<br />

gelegt wird. Der Beitrag gliedert sich wie folgt: Nach theoretischen Überlegungen zu den<br />

Bestimmungsfaktoren der Beschäftigungswirkung von Gründungen (Kapitel 2) werden in<br />

Kapital 3 die Datenbasis <strong>und</strong> die Untersuchungsmethode beschrieben. Das nachfolgende 4.<br />

Kapitel stellt die Ergebnisse einer Regressionsanalyse vor <strong>und</strong> Kapitel 5 fasst die wesentlichen<br />

Aspekte der Untersuchung zusammen.<br />

2. Theoretische Überlegungen zu den Bestimmungsfaktoren der Beschäftigungswir-<br />

kung neu gegründeter Unternehmen.<br />

Der folgende Abschnitt befasst sich mit theoretischen Überlegungen zu den Beschäftigungswirkungen<br />

neu gegründeter Unternehmen. Die Darstellung beschränkt sich dabei auf<br />

die für die vorliegende Analyse wichtigsten Ansätze. Neben Überlegungen, welche besonderen<br />

Beschäftigungswirkungen bei innovativen Gründungen zu erwarten sind, soll dabei insbesondere<br />

auf den in der Gründungsforschung weit verbreiteten Opportunitätskostenansatz<br />

eingegangen werden. 2<br />

Die Entscheidung einer Person, ein Unternehmen zu gründen, hängt von einer Vielzahl von<br />

Einflussfaktoren ab, die das Umfeld, aber auch die Person des potentiellen Gründers betreffen.<br />

3 Gr<strong>und</strong>lage für die Gründungsentscheidung einer Person sind Überlegungen, welchen<br />

„Nutzen“ eine Person aus der Gründung <strong>und</strong> damit einer selbständigen Tätigkeit im Vergleich<br />

zu ihrem Nutzen aus alternativen Erwerbsarten oder auch aus der Arbeitslosigkeit hat:<br />

Ein potenzieller Gründer wird abwägen, welche Vor- <strong>und</strong> Nachteile – zum Beispiel in Form<br />

von Einkommen oder auch der Selbstbestimmung seines Handelns – er aus der Selbständigkeit<br />

zieht <strong>und</strong> diese mit den Vor- <strong>und</strong> Nachteilen etwa einer (alternativ zu wählenden)<br />

2 Vgl. beispielsweise Reize (2004), Gentry <strong>und</strong> Hubbard (2000), Boadway et al. (1998), Pfeiffer (1994)<br />

oder Evans <strong>und</strong> Jovanovic (1989).<br />

3 Vgl. beispielsweise <strong>Mittelstands</strong>Monitor 2005, S. 39ff.


72 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

abhängigen Beschäftigung vergleichen. 4 Seinen Möglichkeiten als Gründer stellt er dabei<br />

jene abhängigen Beschäftigungen gegenüber, die er entsprechend seinen Arbeitsmarktchancen<br />

5 ergreifen kann. Der Nutzen, den eine Person aus der alternativen, abhängigen<br />

Beschäftigung zieht, stellt bei dieser Betrachtung die Opportunitätskosten seiner Gründung<br />

dar. Gemäß diesen Überlegungen wird eine Person nur dann ein Unternehmen gründen,<br />

wenn der Nutzen aus der Selbständigkeit die Opportunitätskosten in Form einer alternativen,<br />

abhängigen Beschäftigung übersteigt.<br />

Aus dieser, auf Opportunitätskostenüberlegungen basierenden Entscheidung können Folgerungen<br />

für die Charakteristika der Gründungen von verschiedenen Personen abgeleitet<br />

werden. Da Personen mit guten Arbeitsmarktchancen auch hohe Opportunitätskosten einer<br />

Gründung aufweisen, kann erwartet werden, dass solche Personen relativ aufwändige Gründungen<br />

– wie zum Beispiel große Gründungen – realisieren werden. 6 Personen mit vergleichsweise<br />

geringen Arbeitsmarktchancen weisen hingegen nur geringe Opportunitätskosten<br />

auf. Für sie können bereits kleine, einfache Gründungen eine lohnenswerte Alternative<br />

zu den ihnen offen stehenden abhängigen Beschäftigungen sein.<br />

Auch von der Innovationstätigkeit eines neu gegründeten Unternehmens können Effekte auf<br />

den Umfang der Beschäftigung ausgehen, wobei die Wirkungsrichtung aus theoretischer<br />

Sicht jedoch nicht eindeutig ist. Die möglichen Effekte von Innovationen auf die Beschäftigung<br />

in neu gegründeten Unternehmen werden im Folgenden erläutert.<br />

Innovationen sind häufig mit Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsarbeiten verb<strong>und</strong>en. Sind diese<br />

Entwicklungsarbeiten zum Gründungszeitpunkt noch nicht abgeschlossen, so kann erwartet<br />

werden, dass neu gegründete Unternehmen eine höhere Anzahl an Mitarbeitern beschäftigen,<br />

da die Durchführung von FuE-Arbeiten häufig personalintensiv ist. Von neu gegründeten<br />

Unternehmen, die Innovationstätigkeiten durchführen, ist somit anzunehmen, dass sie<br />

eine größere mindestoptimale Betriebsgröße aufweisen. 7 Einen im Vergleich zum erzielten<br />

Umsatz höheren Personalbestand für junge Unternehmen mit umfangreichen Innovationsaktivitäten<br />

bestätigen empirischen Untersuchungen. 8 Auch zeigt sich für Unternehmen mit einer<br />

4<br />

Vgl. Knight (1921). Analog dazu vergleicht auch ein arbeitsloser potenzieller Gründer seine Möglichkeiten<br />

als Gründer oder abhängiger Beschäftigter mit den Vor- <strong>und</strong> Nachteilen der Fortsetzung seiner<br />

Arbeitslosigkeit.<br />

5<br />

Die Arbeitsmarkchancen werden durch seine Qualifikation <strong>und</strong> Fähigkeiten, seine soziodemografischen<br />

Merkmale <strong>und</strong> weitere Einflussfaktoren bestimmt.<br />

6<br />

Zu diesem Ergebnis kommen beispielsweise auch Gansel, Raith <strong>und</strong> Wilker (2005) in einer aktuellen<br />

Studie.<br />

7 Vgl. Becker <strong>und</strong> Dietz (2002).<br />

8 Vgl. Egeln et al. (2003).


Schaffen innovative Gründungen mehr Arbeitsplätze? 73<br />

starken Forschungsorientierung zum Zeitpunkt des Markteintritts, dass sie diese Orientierung<br />

auch in den Folgejahren zum größten Teil beibehalten. 9 Diese Überlegungen sprechen<br />

dafür, dass von innovativen Gründungen eine größere Beschäftigungswirkung als von nicht<br />

innovativen Gründungen ausgeht.<br />

Für die weitere Untersuchung der Beschäftigungswirkung von Innovationen ist die Unterscheidung<br />

in Produkt- <strong>und</strong> Prozessinnovationen notwendig. 10 So wird von Produktinnovationen<br />

im Allgemeinen erwartet, dass sie mit positiven Beschäftigungseffekten im neu gegründeten<br />

Unternehmen verb<strong>und</strong>en sind. Dies gilt, da eine auf dem Markt erfolgreiche Produktinnovation<br />

eine hohe Nachfrage nach diesem Produkt nach sich zieht. Für neu gegründete<br />

Unternehmen, die mit innovativen Produkten auf den Markt gehen, kann dies bedeuten, dass<br />

sie in Erwartung der hohen Nachfrage bereits mit einer höheren Anzahl an Beschäftigten<br />

gegründet werden. Ebenfalls kann angenommen werden, dass diese Unternehmen aufgr<strong>und</strong><br />

der hohen Nachfrage ihre Produktion schneller ausweiten <strong>und</strong> damit auch mehr Arbeitsplätze<br />

schaffen als andere Unternehmen.<br />

Die Wirkung von Prozessinnovationen – d. h. der Neuentwicklung oder Verbesserung von<br />

Herstellungsverfahren – auf die Gründungsgröße <strong>und</strong> das Wachstum neu gegründeter Unternehmen<br />

ist aus theoretischer Sicht dagegen nicht eindeutig bestimmt. Prozessinnovationen<br />

führen zu einer höheren Arbeitsproduktivität <strong>und</strong> ermöglichen so einen gleichen Output<br />

bei geringerem Einsatz an Beschäftigung. Dies spricht dafür, dass Prozessinnovationen in<br />

der Regel mit weniger Beschäftigung in einem neu gegründeten Unternehmen verb<strong>und</strong>en<br />

sind. 11 Dieser direkten Wirkung von Prozessinnovationen können jedoch Effekte auf der<br />

Outputseite gegenüberstehen: Führen Prozessinnovationen zu geringeren Kosten <strong>und</strong> ermöglicht<br />

dies niedrigere Preise der angebotenen Produkte, so können Prozessinnovationen<br />

eine erhöhte Nachfrage nach den Produkten des neu gegründeten Unternehmens bewirken,<br />

was zu höheren Umsätzen führen kann. Übertrifft dieser Umsatzeffekt einer Prozessinnovation<br />

die (in der Regel) beschäftigungsmindernde Wirkung der Produktivitätserhöhung, so<br />

geht von einer Gründung, die auf einer Prozessinnovation beruht, eine größere Beschäftigungswirkung<br />

aus als von einer nicht innovativen Gründung. Welcher Effekt jedoch über-<br />

9 Vgl. Rammer (2005).<br />

10 Vgl. Lehner et al. (1998).<br />

11 Dies muss nicht zwangsläufig der Fall sein. So ist es aus theoretischer Sicht möglich, dass eine<br />

Prozessinnovation die Produktivität des Faktors Arbeit derart erhöht, dass – bei gleicher Produktionsmenge<br />

– mehr Arbeit <strong>und</strong> weniger Kapital eingesetzt wird. Vgl. Katsoulacos (1986).


74 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

wiegt, hängt von verschiedenen Faktoren ab <strong>und</strong> kann mit Hilfe theoretischer Überlegungen<br />

nicht pauschal für alle Gründungen beantwortet werden. 12<br />

Somit ist aus theoretischer Sicht – insbesondere für Prozessinnovationen – die Wirkung von<br />

Innovationen auf die Beschäftigungsentwicklung in neu gegründeten Unternehmen unbestimmt.<br />

3. Empirische Untersuchung.<br />

3.1 Datengr<strong>und</strong>lage <strong>und</strong> Untersuchungsmethode.<br />

Datengr<strong>und</strong>lage dieser Untersuchung bildet die aktuelle Erhebung zum <strong>KfW</strong>-<br />

Gründungsmonitor. 13 Der <strong>KfW</strong>-Gründungsmonitor ist eine jährliche, bevölkerungsrepräsentative<br />

Befragung zum Gründungsgeschehen in Deutschland, welche mit Hilfe von Telefoninterviews<br />

erfolgt. Erhoben werden personenbezogene Merkmale – wie Schulbildung oder Arbeitsmarktstatus<br />

des Gründers – ebenso wie Merkmale der Gründung selbst (Mitarbeiterzahl,<br />

Finanzierungsbedarf). Als Gründer werden dabei all jene Personen im Alter ab 14<br />

Jahren gezählt, die innerhalb der letzten 12 Monate eine selbständige Tätigkeit im Voll- oder<br />

Nebenerwerb aufgenommen haben. Mit diesem sehr weiten Gründungsbegriff erfasst der<br />

<strong>KfW</strong>-Gründungsmonitor auch Gründungen, die in anderen Statistiken kaum erfasst werden,<br />

wie z. B. Gründer in den Freien Berufen.<br />

Da Gründungen im Voll- <strong>und</strong> Nebenerwerb sehr heterogen sind <strong>und</strong> eine gemeinsame Untersuchung<br />

daher wenig aussagekräftig ist, beschränkt sich die vorliegende Untersuchung<br />

auf Gründungen im Vollerwerb. Die Zahl der für die Untersuchung <strong>zur</strong> Verfügung stehenden<br />

Beobachtungen in der Datenbasis liegt bei 280 Gründern.<br />

Ob eine Gründung im Zusammenhang mit einer Innovation steht, wird im <strong>KfW</strong>-<br />

Gründungsmonitor auf folgende Weise erfasst: Der Gründer wird befragt, ob die Produkte<br />

<strong>und</strong> Dienstleistungen seines Unternehmens auf einer vollständig neuen oder weiterentwickelten<br />

Geschäftsidee basieren. 14 Wird dies bejaht, schließt sich die Frage an, ob für die<br />

Ausarbeitung der Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen eine eigene Forschungs- <strong>und</strong> Entwick-<br />

12 Vgl. Katsoulacos (1986).<br />

13 Die Angaben beziehen sich auf das Jahr 2004.<br />

14 Die genaue Fragestellung lautet: „Beruhen die Produkte oder Dienstleistungen, die Sie anbieten,<br />

auf einer vollständig neuen Geschäftsidee, haben Sie eine bestehende Idee weiterentwickelt, oder<br />

haben Sie auf eine Idee <strong>zur</strong>ückgegriffen, die bereits existierte?“.


Schaffen innovative Gründungen mehr Arbeitsplätze? 75<br />

lungstätigkeit oder zumindest im Vorfeld eigene Anpassungsarbeiten notwendig waren. 15<br />

Tabelle 2 zeigt die Verteilung der Antworten zu den Innovationsfragen. So beträgt der Anteil<br />

der Gründungen, die auf neuen oder weiterentwickelten Geschäftsideen basieren 34 %. Wird<br />

für die Einstufung als innovative Gründung darüber hinaus verlangt, dass eigene Anpassungs-<br />

oder FuE-Arbeiten bei der Ausarbeitung der Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen notwendig<br />

waren, liegt der Anteil der innovativen Gründungen mit 25 % bereits deutlich niedriger.<br />

Noch seltener kommen Gründungen vor, die auf eigenen Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsarbeiten<br />

(FuE) im engeren Sinne basieren (11 %). Im Unterschied zu anderen Erhebungen<br />

(z. B. ZEW-Gründungspanel) basiert die Einstufung in innovative <strong>und</strong> nicht innovative Gründungen<br />

im <strong>KfW</strong>-Gründungsmonitor somit auf dem konkreten Vorhaben <strong>und</strong> nicht etwa auf<br />

der Zugehörigkeit zu speziellen Branchen.<br />

In der nachfolgenden Untersuchung wurde für die Einstufung als innovative Gründung neben<br />

einer neuen oder weiterentwickelten Geschäftsidee auch das Vorliegen von eigenen Anpassungs-<br />

oder FuE-Arbeiten verlangt. Diese Definition wurde gewählt, da die Beurteilung des<br />

Neuigkeitsgrads der Geschäftsidee auf der Selbsteinschätzung des Befragten beruht. Mit<br />

dem zusätzlichen Kriterium der eigenen Anpassungs- oder Entwicklungstätigkeit sollen die<br />

Anforderungen für eine Einstufung als innovative Gründung höher gesetzt werden. Dies<br />

geschieht zum einen um die Einstufung stärker zu objektivieren <strong>und</strong> zum anderen um die<br />

Beschäftigungswirkung von innovativen Gründungen im Vergleich zu nicht innovativen<br />

Gründungen deutlicher herauszuarbeiten. 16<br />

15<br />

Die genaue Fragestellung lautet: „Waren für die Ausarbeitung dieser Produkte oder Dienstleistungen<br />

eigene Forschungs- oder Entwicklungsarbeiten notwendig?“. Als Antwortkategorien wurden<br />

vorgegeben „nein, es waren keine eigenen Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsarbeiten notwendig“, „ja,<br />

eigene Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsarbeiten waren notwendig“; „ja, kleinere Anpassungen der<br />

Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen waren notwendig“.<br />

16<br />

Zur Überprüfung der Wirkung verschiedener Abgrenzungen des Innovationsbegriffs auf die Untersuchungsergebnisse<br />

wurde die vorliegende Analyse auch mit der weiteren Definition einer innovativen<br />

Gründung (ohne die Beschränkung auf Gründungen mit eigenen Anpassungsarbeiten oder eigener<br />

Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungstätigkeit) durchgeführt. Diese Untersuchung führt zu gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

identischen Ergebnissen; jedoch ist die Beschäftigungswirkung einer so definierten innovativen<br />

Gründung dann geringer. Aufgr<strong>und</strong> der geringen Anzahl an Beobachtungen wurde auf Analysen mit<br />

der engen Innovationsdefinition (nur Innovationen die auf FuE i.e.S. basieren) verzichtet.


76 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

Tabelle 2: Anteil der innovativen Gründungen an allen (Vollerwerbs-)Gründungen 2004<br />

Anteil an allen Gründungen<br />

a) Nicht-innovative Gründung 65 %<br />

b) Gründung mit vollständig neuer oder weiterentwickelter Geschäftsidee 35 %<br />

Zusätzlich zu b) folgende Kriterien:<br />

unter Einbeziehung eigener Anpassungsarbeiten oder eigener Forschungs- <strong>und</strong><br />

Entwicklungstätigkeit (FuE)<br />

25 %<br />

unter Einbeziehung eigener Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungstätigkeit (FuE) 11 %<br />

Quelle: <strong>KfW</strong>-Gründungsmonitor 2005.<br />

Der direkte Beschäftigungsimpuls einer Gründung wird durch die Anzahl der Vollzeitbeschäftigten<br />

gemessen, wobei Mitarbeiter in Teilzeit als halbe Vollzeitmitarbeiter gezählt werden.<br />

Der Gründer selbst wird hierbei nicht mitgezählt. Grafik 1 gibt die Häufigkeitsverteilung der<br />

Anzahl der (Vollzeit-)Beschäftigten in neu gegründeten Unternehmen zum Befragungszeitpunkt<br />

wieder. Hierbei ist zu beachten, dass dieser Zeitpunkt um bis zu 12 Monate nach der<br />

Gründung liegen kann. Somit ist nicht eindeutig, ob die erhobene Anzahl an Beschäftigten<br />

die Größe des Unternehmens zum Gründungszeitpunkt wiedergibt oder (zumindest z. T.)<br />

bereits das Ergebnis eines Wachstumsprozesses des jeweiligen Unternehmens seit der<br />

Gründung darstellt. 17 Wie zu erkennen ist, weist ein Großteil der Gründungen im Vollerwerb<br />

keine weiteren Mitarbeiter außer dem Gründer selbst auf (r<strong>und</strong> 67 %). Lediglich r<strong>und</strong> 10 %<br />

der neu gegründeten Unternehmen haben dagegen zum Befragungszeitpunkt mehr als 4<br />

Beschäftigte. Deutliche Unterschiede in der Beschäftigtengröße sind auch zwischen innovativen<br />

<strong>und</strong> nicht innovativen Gründungen erkennbar. So zeigt Grafik 1, dass innovative Gründungen<br />

im ersten Gründungsjahr deutlich seltener keine Beschäftigten außer dem Gründer<br />

selbst aufweisen. Dagegen beschäftigt r<strong>und</strong> ein Fünftel der innovativen Gründungen vier<br />

oder mehr Mitarbeiter (ohne den Gründer), während dieser Wert unter den nicht innovativen<br />

Gründungen nur bei knapp 8 % liegt.<br />

17 Zur sprachlichen Vereinfachung wird im Folgenden von der Beschäftigungswirkung von Gründungen<br />

gesprochen, auch wenn in der Analyse nicht unterschieden werden kann, ob die Gründung<br />

bereits mit der angegebenen Beschäftigtenanzahl erfolgte oder ob das Unternehmen bis zum Befragungszeitpunkt<br />

gewachsen ist.


Schaffen innovative Gründungen mehr Arbeitsplätze? 77<br />

Anteil in %<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

67,1<br />

72,9<br />

50,0<br />

15,0 14,8 15,7<br />

15,7<br />

7,5<br />

8,6<br />

4,8 5,7 4,8<br />

5,7<br />

4,3<br />

2,5 1,9 2,2<br />

1,0<br />

0 0,5 bis unter 2 2 bis unter 4 4 bis unter 8 8 bis unter 20 20 <strong>und</strong> mehr<br />

Anzahl der Vollzeitbeschäftigten<br />

alle Gründungen nicht innovative Gründungen innovative Gründungen<br />

Anmerkung: Teilzeitbeschäftigte werden als halbe Vollzeitmitarbeiter gezählt; ohne Gründer.<br />

Quelle: (<strong>KfW</strong>-Gründungsmonitor 2005).<br />

Grafik 1: Häufigkeitsverteilung der Beschäftigtenzahl bei Vollerwerbsgründungen<br />

Im Folgenden soll dieser Zusammenhang detaillierter untersucht werden. Die multivariate<br />

Analyse der Bestimmungsfaktoren der Gründungsgröße erfolgt mit einem Tobit-Modell. 18<br />

Dabei wird die Anzahl der Beschäftigten in neu gegründeten Unternehmen durch die Innovationsorientierung<br />

der Gründung sowie durch weitere Merkmale erklärt, die im Folgenden<br />

vorgestellt werden.<br />

Als weitere mögliche Bestimmungsfaktoren für die Beschäftigungswirkung von neu gegründeten<br />

Unternehmen können in einem solchen Modell neben der Innovationstätigkeit personenbezogene<br />

Merkmale des Gründers sowie vorhabensbezogene Charakteristika der Gründung<br />

herangezogen werden. Außerdem spielen insbesondere Faktoren, welche die Alternativen<br />

eines potenziellen Gründers <strong>zur</strong> Selbständigkeit beeinflussen, eine wichtige Rolle. 19 Im<br />

18<br />

Das Tobit Modell (auch als „corner solution model„ oder als „censored regression model„ bekannt)<br />

wird bei dieser Untersuchung dem OLS-Modell vorgezogen, da die zu schätzende Variable „Anzahl<br />

der Vollzeitbeschäftigten„ nach unten hin auf 0 begrenzt ist. Für die Untersuchung einer solchen<br />

„corner solution„ ist das gewöhnliche OLS-Modell nicht geeignet. Eine nähere Darstellung des Tobit<br />

Modells ist im Anhang gegeben.<br />

19<br />

Vgl. hierzu auch Hofmann, Tilleßen <strong>und</strong> Zimmermann (2005).


78 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

Folgenden werden die in der Untersuchung berücksichtigten Merkmale näher dargestellt.<br />

Tabelle 3 im Anhang zeigt deskriptive Statistiken der verwendeten Variablen.<br />

3.2 Humankapital des Gründers.<br />

Wie in Kapitel 2 dargestellt wurde, sind die Arbeitsmarktchancen eines Gründers wesentlich<br />

für die Gründungsentscheidung. Die Arbeitsmarktchancen einer Person wiederum sind stark<br />

durch sein Humankapital bestimmt.<br />

Als Indikator für die formale Qualifikation wird in dieser Untersuchung berücksichtigt, ob der<br />

Gründer einen Hochschulabschluss besitzt. 20 Entsprechend den theoretischen Überlegungen<br />

in Kapitel 2 wird erwartet, dass Unternehmensgründungen von Hochschulabsolventen<br />

größer ausfallen als die Gründungen von Personen mit niedrigeren Bildungsabschlüssen.<br />

Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass auch ein Zusammenhang zwischen einer Hochschulausbildung<br />

<strong>und</strong> einer innovativen Gründung bestehen kann. So erfolgen innovative –<br />

insbesondere FuE-basierte – Gründungen oftmals von Absolventen mathematischer oder<br />

technisch-naturwissenschaftlicher Studiengänge, häufig auch im Rahmen von Spin-offs aus<br />

Universitäten. In der hier verwendeten Datenbasis beträgt der Anteil der innovativen Gründungen<br />

unter den Hochschulabsolventen 28 %, während sich dieser Anteil unter den Gründern<br />

ohne Hochschulabschluss auf 24 % beläuft. Daher ist es möglich, dass der Einfluss der<br />

Hochschulausbildung auf die Beschäftigtenzahl von Neugründungen sich (zumindest teilweise)<br />

bereits im Merkmal „innovative Gründung“ widerspiegelt. Dies kann dazu führen, dass<br />

die (Gesamt-)Wirkung einer Hochschulausbildung – inklusive der indirekten Wirkung über<br />

den Wirkungskanal „innovative Gründung“ – auf die Gründungsgröße durch die in die Untersuchung<br />

aufgenommene Variable „Hochschulabschluss“ nicht exakt wiedergegeben, sondern<br />

eher unterschätzt wird. 21<br />

Als weiterer Indikator für das Humankapital wird in dieser Untersuchung berücksichtigt, ob<br />

der Gründer vor dem Start in die Selbständigkeit arbeitslos war. Arbeitslosigkeit vor der<br />

Existenzgründung kann zum einen als ein Anzeichen für ein vergleichsweise niedriges Hu-<br />

20<br />

Dazu zählen auch Absolventen von Fachhochschulen <strong>und</strong> Berufsakademien. Aufgr<strong>und</strong> der niedrigen<br />

Anzahl an Beobachtungen wird auf eine feinere Untergliederung der Bildungsabschlüsse verzichtet.<br />

21<br />

Um die indirekte Wirkung eines Hochschulabschlusses – über den Zusammenhang zwischen<br />

einem Hochschulabschluss <strong>und</strong> einer innovativen Gründung – von der direkten Wirkung eines<br />

Hochschulabschlusses auf die Gründungsgröße exakt zu trennen, müsste die Untersuchung in einem<br />

zwei-stufigen Modell erfolgen, bei dem in der ersten Stufe zunächst die Bestimmungsfaktoren<br />

einer innovativen Gründung ermittelt werden. In der zweiten Stufe könnte so dann die Wirkung der<br />

Innovation auf die Beschäftigung analysiert werden. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der geringen Anzahl an<br />

Beobachtungen wird jedoch auf diese Vorgehensweise verzichtet.


Schaffen innovative Gründungen mehr Arbeitsplätze? 79<br />

mankapital des Gründers gesehen werden. So kann etwa davon ausgegangen werden, dass<br />

eine Person mit hohem Humankapital tendenziell mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit<br />

arbeitslos wird. Auch wird mit zunehmender Verweildauer in der Arbeitslosigkeit das Humankapital<br />

entwertet, etwa weil das fachliche Wissen an Aktualität verliert. Aus diesem Gr<strong>und</strong><br />

kann des Weiteren erwartet werden, dass mit zunehmender Arbeitslosigkeitsdauer die Qualifikation<br />

abnimmt. 22 Diese Überlegungen legen nahe, dass arbeitslose Gründer wegen ihrer<br />

geringeren Arbeitsmarktchancen <strong>und</strong> den damit verb<strong>und</strong>enen geringeren Opportunitätskosten<br />

der Selbständigkeit kleinere Unternehmen gründen. 23<br />

3.3 Geschlecht.<br />

Auch das Geschlecht des Gründers gehört zu den in der Gründungsforschung vorrangig<br />

untersuchten Merkmalen. So kann die Größe einer Gründung auch aufgr<strong>und</strong> von unterschiedlichen<br />

Opportunitätskosten bei Männern <strong>und</strong> Frauen differieren: Im Vergleich zu ihrem<br />

Anteil an allen abhängig Erwerbstätigen sind Frauen seltener in höheren Berufspositionen<br />

vertreten als Männer. 24 Eine in diesem Zusammenhang häufig geäußerte Vermutung ist,<br />

dass Frauen geringere Aufstiegschancen haben als Männer. So ist denkbar, dass bei der<br />

Besetzung höherer Stellen Männer immer noch den Frauen vorgezogen werden, ohne dass<br />

dies über die Qualifikation begründet werden kann. Zudem können auch der Wunsch nach<br />

Kindern <strong>und</strong> eine damit verb<strong>und</strong>ene Babypause der Frau die weiteren Aufstiegschancen<br />

mindern.<br />

Negativ auf die Aufstiegschancen kann sich auch auswirken, dass die Verantwortung für die<br />

Erziehung der Kinder traditionell bedingt oftmals noch bei der Frau liegt. Die Möglichkeiten<br />

für ein Engagement auf dem Arbeitsmarkt sind dadurch unter Umständen begrenzt. Geht<br />

man also von geringeren Aufstiegschancen von Frauen in einer abhängigen Beschäftigung<br />

aus, so bedeutet dies, dass die Aufnahme der Selbständigkeit bei Frauen mit geringeren<br />

Opportunitätskosten verb<strong>und</strong>en ist <strong>und</strong> Frauen somit kleinere Unternehmen gründen.<br />

22<br />

Gleichzeitig kann sich hinter der Arbeitslosigkeit auch die Situation auf dem (regionalen) Arbeitsmarkt<br />

verbergen. So kann das Humankapital eines Gründers zwar vergleichsweise hoch sein, ihm<br />

jedoch eine Beschäftigungsalternative in der Region fehlen. Auch in diesem Fall ist Arbeitslosigkeit<br />

ein Indikator für – zumindest was den regionalen Arbeitsmarkt betrifft – geringe Arbeitsmarktchancen.<br />

23<br />

Für einige Befragte liegen keine Angaben zu einer eventuellen Arbeitslosigkeit vor der Gründung<br />

vor. Um die Anzahl der Beobachtungen nicht weiter zu reduzieren, werden diese Beobachtungen<br />

nicht aus dem Datensatz entfernt, sondern mit einer Dummyvariable für das fehlende Merkmal gekennzeichnet,<br />

in die Untersuchung miteinbezogen.<br />

24<br />

So beträgt der Anteil der Frauen an allen abhängig Erwerbstätigen 47 % während sich ihr Anteil<br />

unter den höheren Angestellten <strong>und</strong> Beamten auf lediglich 33 % beläuft. Die Angaben beziehen sich<br />

auf den März 2004. Quelle: Leben <strong>und</strong> Arbeiten in Deutschland. Ergebnisse des Mikrozensus 2004.<br />

Tabellenanhang <strong>zur</strong> Pressebroschüre, Tabelle 28.


80 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

Auch hier ist es möglich, dass neben dem eben beschriebenen, direkten Zusammenhang<br />

zwischen der Gründungsgröße <strong>und</strong> dem Geschlecht des Gründers ein zusätzlicher, indirekter<br />

Zusammenhang über die Innovationstätigkeit der Gründung besteht. So ist es etwa<br />

denkbar, dass Gründerinnen risikoaverser als männliche Gründer sind. Auch ist möglich,<br />

dass Frauen seltener technische Bildungsgänge belegen. Beides kann dazu beitragen, dass<br />

Frauen seltener innovative Gründungen vornehmen. Somit gelten auch für das Geschlecht<br />

des Gründers die bezüglich der Hochschulausbildung genannten Einschränkungen für die<br />

Interpretation der Ergebnisse. 25<br />

3.4 Handelsregistereintrag <strong>und</strong> Branche.<br />

Um für weitere Einflüsse auf die Gründungsgröße zu kontrollieren, werden außerdem die<br />

Merkmale Branchenzugehörigkeit sowie eine eventuelle Eintragung in das Handelsregister in<br />

die Untersuchung aufgenommen.<br />

Der Eintrag in das Handelsregister ist mit Formalitäten verb<strong>und</strong>en, so dass ein Handelsregistereintrag<br />

als Indikator für Transaktionskosten einer Gründung aufgefasst werden kann. Da<br />

hohe Transaktionskosten sich jedoch nur bei Gründungen mit entsprechender Größe lohnen,<br />

kann vermutet werden, dass Gründungen mit Handelsregistereintrag mit mehr Beschäftigten<br />

starten als solche ohne Eintrag. Darüber hinaus ist auch möglich, dass angehende Gründer<br />

vor der Gründung Erwartungen über die Größe ihrer Gründung bilden <strong>und</strong> entsprechend<br />

ihrer Erwartungen eine Rechtsform für ihr Unternehmen wählen. Somit ist anzunehmen,<br />

dass Gründer, die vorhaben, ein großes Unternehmen zu gründen, eine Rechtsform wählen,<br />

die einen Handelsregistereintrag notwendig macht. 26 Entsprechend diesen Überlegungen<br />

wird die Entscheidung über die Gründungsgröße <strong>und</strong> über einen Handelsregistereintrag<br />

simultan getroffen, so dass der in der Analyse ermittelte Zusammenhang zwischen dem<br />

Vorliegen eines Handelsregistereintrags <strong>und</strong> der Gründungsgröße nicht kausal interpretiert<br />

werden darf.<br />

Daneben kann die Größe eines neu gegründeten Unternehmens auch von der mindestoptimalen<br />

Betriebsgröße in der jeweiligen Branche beeinflusst sein. So ist bei kapitalintensiven<br />

Branchen wie dem Verarbeitenden Gewerbe von einer hohen Mindestbetriebsgröße auszu-<br />

25<br />

Siehe hierzu auch Fußnote 21.<br />

26<br />

Unternehmen, die nicht als Kleingewerbetrieb oder BGB-Gesellschaft geführt werden, müssen<br />

einen Eintrag ins Handelsregister vornehmen. Kleingewerbebetriebe oder BGB-Gesellschaften können<br />

sich jedoch freiwillig ins Handelsregister eintragen lassen. Dies kann etwa aus der Überlegung<br />

heraus erfolgen, ein von (potentiellen) Geschäftspartnern positiv eingeschätztes Signal zu setzen,<br />

indem man sich freiwillig der Anwendung kaufmännischer Regelungen <strong>und</strong> Gebräuche (insbesondere<br />

dem HGB) unterwirft.


Schaffen innovative Gründungen mehr Arbeitsplätze? 81<br />

gehen, während insbesondere bei den Dienstleistungen die Mindestbetriebsgröße niedrig<br />

sein dürfte. 27 Neben der mindestoptimalen Betriebsgröße können sich in der Zugehörigkeit<br />

zu einer bestimmten Branche zudem auch die Marktsituation, wie etwa die Branchenkonjunktur<br />

oder die Wettbewerbssituation, widerspiegeln.<br />

4. Untersuchungsergebnisse.<br />

Im Folgenden werden die Ergebnisse der Analyse vorgestellt. 28 Da sich die mit Hilfe des<br />

Tobit Modells ermittelten Regressionsergebnisse nicht direkt anschaulich interpretieren<br />

lassen, werden die Ergebnisse an Hand von so genannten „Referenzunternehmen“ diskutiert.<br />

Dieses Referenzunternehmen ist definiert als eine nicht innovative Gründung im Verarbeitenden<br />

Gewerbe. Die gründende Person ist männlich, hat keinen Hochschulabschluss<br />

<strong>und</strong> war vor dem Schritt in die Selbständigkeit nicht arbeitslos. Ein Eintrag ins Handelsregister<br />

erfolgte bei dieser Gründung nicht. Eine derartige Referenzgründung weist gemäß den<br />

Regressionsergebnissen zum Befragungszeitpunkt im Durchschnitt 2,5 Vollzeitbeschäftigte<br />

(den Gründer nicht mitgerechnet) auf. Der Einfluss eines Merkmals auf die Zahl der Beschäftigten<br />

kann nun dargestellt werden, wenn gegenüber der Referenzgründung genau dieses<br />

Merkmal variiert wird <strong>und</strong> alle weiteren Merkmale unverändert bleiben. Da sich die Beschäftigungseffekte<br />

von Gründungen im Dienstleistungssektor zum Teil deutlich von jenen im<br />

Verarbeitenden Gewerbe unterscheiden, werden im Folgenden auch die Einflüsse der untersuchten<br />

Merkmale auf die Gründungsgröße eines Unternehmens aus dem Dienstleistungssektor<br />

ausgewiesen. 29<br />

4.1 Gründungen im Verarbeitenden Gewerbe haben mehr Beschäftigte als Gründun-<br />

gen im Dienstleistungssektor.<br />

Die Regressionsergebnisse zeigen, dass die Branche, in der gegründet wird, für die Beschäftigtenzahl<br />

von Neugründungen – zumindest für bestimmte Branchen – eine Rolle spielt.<br />

So beschäftigt ein neu gegründetes Unternehmen, das sich vom Referenzunternehmen nur<br />

27<br />

Vgl. bspw. Brixy <strong>und</strong> Grotz (2004): Die Untersuchung von Gründungen in Ostdeutschland im Zeitraum<br />

1994 bis 1995 zeigt, dass Gründungen im Verarbeitenden Gewerbe <strong>und</strong> im Baugewerbe mit<br />

mehr Mitarbeitern starten als etwa Gründungen im Dienstleistungssektor. Ob allerdings das Ergebnis<br />

für die Baubranche aufgr<strong>und</strong> der aktuellen Krise dieser Branche noch Gültigkeit besitzt ist fraglich.<br />

28<br />

Siehe Tabelle 4 im Anhang für eine Übersicht der Regressionsergebnisse.<br />

29 Dazu wurde die Regressionsanalyse für eine Gründung wiederholt, welche zum Dienstleistungssektor<br />

anstatt zum Verarbeitenden Gewerbe zählt, ansonsten jedoch die gleichen Merkmale wie das<br />

oben beschriebene Referenzunternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe aufweist. Anschließend<br />

wurde an Hand der Regressionsergebnisse für die so definierte Referenzgründung, die Stärke<br />

der Einflüsse der erklärenden Variablen auf die Anzahl der Beschäftigten berechnet.


82 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

dadurch unterscheidet, dass die Gründung im Dienstleistungssektor anstatt im Verarbeitenden<br />

Gewerbe erfolgte, zum Beobachtungszeitpunkt mit 0,9 Beschäftigten (ohne Gründer)<br />

deutlich weniger Mitarbeiter als die Referenzgründung aus dem Verarbeitenden Gewerbe mit<br />

2,5 Beschäftigten (s. Grafik 2). Für die Branchen Bau <strong>und</strong> Handel hingegen sind im Vergleich<br />

zum Verarbeitenden Gewerbe keine Unterschiede in der Beschäftigtenzahl feststellbar.<br />

Diese Beobachtungen stehen in Einklang mit den eingangs formulierten Überlegungen<br />

<strong>zur</strong> mindestoptimalen Betriebsgröße. Wie vermutet, wird in den Dienstleistungen mit den<br />

wenigsten Beschäftigten gegründet, während im Verarbeitenden Gewerbe die Beschäftigtenzahl<br />

in neu gegründeten Unternehmen vergleichsweise hoch ist.<br />

Verarbeitendes Gewerbe<br />

Dienstleistungen<br />

0 1 2 3 4 5 6 7<br />

Vollzeitbeschäftigte<br />

Anmerkung: Dargestellt sind die Ergebnisse für Gründungen mit den folgenden Merkmalen (Referenzgründung): Die gründende<br />

Person ist männlich, weist keinen Hochschulabschluss auf <strong>und</strong> war vor der Gründung nicht arbeitslos. Die Gründung ist nicht<br />

innovativ <strong>und</strong> erfolgt ohne Eintrag in das Handelsregister.<br />

Grafik 2: Beschäftigtengröße einer Gründung im Dienstleistungssektor im Vergleich zum<br />

Verarbeitenden Gewerbe<br />

4.2 Innovative Gründungen haben mehr Arbeitsplätze als andere Gründungen.<br />

Bezüglich der Beschäftigtengröße innovativer Gründungen bestätigen die Ergebnisse der<br />

multivariaten Analyse die deskriptiven Auswertungen: Innovative Gründungen schaffen<br />

deutlich mehr Arbeitsplätze als nicht innovative Gründungen. So beträgt im Verarbeitenden<br />

Gewerbe die Anzahl der Mitarbeiter in einem innovativen, neu gegründeten Unternehmen mit<br />

5,8 Beschäftigten das r<strong>und</strong> 2,3fache einer nicht innovativen Referenzgründung mit sonst<br />

identischen Merkmalen (vgl. Grafik 3). Auch im Dienstleistungssektor kann für innovative<br />

Gründungen eine deutlich höhere Beschäftigungswirkung ermittelt werden. Mit 2,7 Beschäftigten<br />

ist die Gründungsgröße von innovativen Unternehmen im Dienstleistungssektor zwar


Schaffen innovative Gründungen mehr Arbeitsplätze? 83<br />

nur r<strong>und</strong> halb so groß wie im Verarbeitenden Gewerbe, weist jedoch im Vergleich zu einer<br />

nicht-innovativen Dienstleistungsgründung dreimal so viele Beschäftigte auf. Die Untersuchungsergebnisse<br />

bieten somit einen weiteren Beleg dafür, dass in innovierenden Unternehmen<br />

die beschäftigungserweiternden Wirkungen die beschäftigungsmindernden Effekte<br />

von (Prozess-)Innovationen deutlich übersteigen. Insbesondere deuten die Ergebnisse daraufhin,<br />

dass innovative Gründungen damit die in sie gesetzten Erwartungen der Wirtschaftspolitik,<br />

neue Arbeitsplätze zu schaffen, in einem hohen Maße erfüllen <strong>und</strong> so einen wesentlichen<br />

Beitrag <strong>zur</strong> Bekämpfung der Arbeitslosigkeit leisten.<br />

keine Innovation<br />

Innovation<br />

0 1 2 3 4 5 6 7<br />

Vollzeitbeschäftigte<br />

Dienstleistungen Verarbeitendes Gewerbe<br />

Anmerkung: Dargestellt sind die Ergebnisse für Gründungen mit den folgenden Merkmalen (Referenzgründung): Die gründende<br />

Person ist männlich, weist keinen Hochschulabschluss auf <strong>und</strong> war vor der Gründung nicht arbeitslos. Die Gründung erfolgt<br />

ohne Eintrag in das Handelsregister.<br />

Grafik 3: Beschäftigtengröße einer innovativen Gründung im Vergleich zu nicht-innovativen<br />

Gründungen<br />

4.3 Starker Einfluss des Humankapitals auf die Gründungsgröße.<br />

Auch die Überlegungen, wonach das Humankapital des Gründers einen großen Einfluss auf<br />

die Beschäftigung in neu gegründeten Unternehmen hat, können in dieser Untersuchung<br />

bestätigt werden. So zeigt sich für Gründer mit Hochschulabschluss – ansonsten aber identischen<br />

Merkmalen – für das Verarbeitende Gewerbe eine um r<strong>und</strong> 70 % (4,2 Vollzeitbeschäftigte),<br />

für die Dienstleistungen (1,7 Vollzeitbeschäftigte) sogar eine knapp 90 % höhere<br />

Beschäftigtenzahl (s. Grafik 4). Dieses Ergebnis steht somit in Einklang zu den theoretischen


84 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

Überlegungen des „Opportunitätskostenansatzes“, der – aufgr<strong>und</strong> der besseren alternativen<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten – größere Gründungen von Hochschulabsolventen impliziert. 30<br />

kein Hochschulabschluss;<br />

keine Innovation<br />

Hochschulabschluss<br />

Innovation<br />

Innovation <strong>und</strong><br />

Hochschulabschluss<br />

0 1 2 3 4 5 6 7<br />

Vollzeitbeschäftigte<br />

Dienstleistungen Verarbeitendes Gewerbe<br />

Anmerkung: Dargestellt sind die Ergebnisse für Gründungen mit den folgenden Merkmalen (Referenzgründung): Die gründende<br />

Person ist männlich <strong>und</strong> war vor der Gründung nicht arbeitslos. Die Gründung erfolgt ohne Eintrag in das Handelsregister.<br />

Grafik 4: Beschäftigtengröße einer Gründung eines Hochschulabsolventen im Vergleich zu<br />

Gründungen von Nichtakademikern<br />

Des Weiteren wurde für das Verarbeitende Gewerbe <strong>und</strong> den Dienstleistungssektor untersucht,<br />

welche Beschäftigungswirkung von Gründungen ausgeht, die sowohl innovativ sind<br />

als auch von Personen mit Hochschulabschluss vorgenommen werden. 31 Für innovative<br />

Akademikergründungen des Verarbeitenden Gewerbes kann eine Beschäftigtenanzahl von<br />

6,2 ermittelt werden, während für entsprechende Dienstleistungsunternehmen die Gründungsgröße<br />

2,9 Beschäftigte beträgt. Damit übersteigt die Anzahl der Beschäftigten in neu<br />

gegründeten innovativen Unternehmen von Hochschulabsolventen jene Anzahl an Beschäftigten<br />

in nicht-innovativen Nichtakademiker-Gründungen um das 2,5fache im Verarbeitenden<br />

30<br />

Wie in Kapitel 3.2 dargelegt wurde, zeichnet sich ebenfalls ein Zusammenhang zwischen einer<br />

innovativen Gründung <strong>und</strong> einer Hochschulausbildung des Gründers ab, so dass darüber hinaus<br />

eine indirekte Wirkung einer Hochschulausbildung auf die Beschäftigtenanzahl in Neugründungen<br />

als wahrscheinlich erscheint.<br />

31<br />

Zwar erweist sich der Interaktionsterm für die Merkmale „Hochschulausbildung“ <strong>und</strong> „innovative<br />

Gründung“ erweist als insignifikant, ein Wald-Test auf den gemeinsamen Einfluss der Merkmale<br />

„Hochschulausbildung“, „innovative Gründung“ <strong>und</strong> des Interaktionsterms lehnt die Nullhypothese,<br />

dass von diesen Merkmalen kein Einfluss auf die Beschäftigtengröße ausgeht, jedoch mit einem P-<br />

Wert von 0,0019 ab.


Schaffen innovative Gründungen mehr Arbeitsplätze? 85<br />

Gewerbe beziehungsweise das 3,2fache bei den Dienstleistungen. Innovative Gründungen<br />

von Hochschulabsolventen weisen somit die höchste Beschäftigungswirkung auf.<br />

Verarbeitendes Gewerbe<br />

Dienstleistungen<br />

0 1 2 3 4 5 6 7<br />

Vollzeitbeschäftigte<br />

arbeitslos nicht arbeitslos<br />

Anmerkung: Dargestellt sind die Ergebnisse für Gründungen mit den folgenden Merkmalen (Referenzgründung): Die gründende<br />

Person ist männlich <strong>und</strong> weist keinen Hochschulabschluss auf. Die Gründung ist nicht innovativ <strong>und</strong> erfolgt ohne Eintrag in das<br />

Handelsregister.<br />

Grafik 5: Beschäftigtengröße einer Gründung aus der Arbeitslosigkeit im Vergleich zu Gründungen,<br />

bei denen der Gründer vor Aufnahme der Selbständigkeit nicht arbeitslos war<br />

Für Gründungen aus der Arbeitslosigkeit kann gegenüber neu gegründeten Unternehmen,<br />

bei denen der Gründer vor Aufnahme der Selbständigkeit nicht arbeitslos war – mit ansonsten<br />

jedoch identischen Merkmalen –, eine deutlich geringere Anzahl an Mitarbeitern ermittelt<br />

werden: Mit 1,4 Beschäftigten für das Verarbeitende Gewerbe beziehungsweise 0,4 Beschäftigten<br />

für den Dienstleistungssektor sind Gründungen von ehemals Arbeitslosen nur<br />

etwa halb so groß wie die Unternehmen von Gründern in der jeweiligen Branche, die vor der<br />

Gründung nicht arbeitslos waren (s. Grafik 5). Somit bestätigen die Regressionsergebnisse<br />

die in Kapitel 3 geäußerten Überlegungen, wonach für vorher arbeitslose Gründer aufgr<strong>und</strong><br />

der geringeren Opportunitätskosten eines Wechsels in die Selbständigkeit bereits kleine,<br />

einfache Gründungen (d. h. Gründungen ohne oder nur mit einer geringen Anzahl an Beschäftigten)<br />

lohnenswert erscheinen können.<br />

4.4 Weitere Einflussfaktoren auf die Beschäftigtenzahl von Gründungen.<br />

Die häufig geäußerte Vermutung, dass Frauen kleiner gründen als Männer, wird in dieser<br />

Untersuchung bestätigt. Der Unterschied kann wieder anhand eines Vergleichs mit der Referenzgründung<br />

deutlich gemacht werden. Gründet eine Frau mit den sonstigen Gründungs-


86 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

merkmalen des jeweiligen Referenzunternehmens, so beträgt die ermittelte Beschäftigtenzahl<br />

1,5 Beschäftigte für Gründungen im Verarbeitenden Gewerbe beziehungsweise 0,4<br />

Beschäftigten im Dienstleistungsbereich. Somit sind diese Gründungen zum Befragungszeitpunkt<br />

r<strong>und</strong> 40 % beziehungsweise 55 % kleiner als vergleichbare Unternehmen männlicher<br />

Gründer (s. Grafik 6). Die eingangs dargelegten Überlegungen, wonach Frauen aufgr<strong>und</strong><br />

ihrer geringeren Opportunitätskosten eines Wechsels in die Selbständigkeit kleiner gründen<br />

als Männer, werden damit bestätigt. 32<br />

Verarbeitendes Gewerbe<br />

Dienstleistungen<br />

0 1 2 3 4 5 6 7<br />

Vollzeitbeschäftigte<br />

Frau Mann<br />

Anmerkung: Dargestellt sind die Ergebnisse für Gründungen mit den folgenden Merkmalen (Referenzgründung): Die gründende<br />

Person weist keinen Hochschulabschluss auf <strong>und</strong> war vor der Gründung nicht arbeitslos. Die Gründung ist nicht innovativ erfolgt<br />

ohne Eintrag in das Handelsregister.<br />

Grafik 6: Gründungsgröße eines von einer Frau gegründeten Unternehmens im Vergleich <strong>zur</strong><br />

Größe eines von einem Mann gegründeten Unternehmens<br />

Unternehmen, die einen Eintrag ins Handelsregister erfordern, sind auch nach Kontrolle der<br />

in dieser Analyse berücksichtigten Merkmale deutlich größer als Gründungen, die keinen<br />

Handelsregistereintrag erfordern. So kann für Neugründungen im Dienstleistungssektor mit<br />

Handelsregistereintrag eine Mitarbeiteranzahl von 3,8 – für Gründungen im Verarbeitenden<br />

Gewerbe sogar von 7,6 – ermittelt werden. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass – entspre-<br />

32 Damit unterscheiden sich die Ergebnisse dieser Untersuchung von den Resultaten von Hofmann,<br />

Tilleßen <strong>und</strong> Zimmermann (2005). Beide Untersuchungen sind jedoch nicht direkt miteinander vergleichbar,<br />

da in der zuletzt genannten Untersuchung neben den Vollerwerbs- auch Nebenerwerbsgründungen<br />

berücksichtigt wurden, was die Verwendung eines anderen statistischen Verfahrens<br />

notwendig machte.


Schaffen innovative Gründungen mehr Arbeitsplätze? 87<br />

chend der Überlegungen in Kapitel 2 – der ermittelte Zusammenhang zwischen Gründungsgröße<br />

<strong>und</strong> einem Handelsregistereintrag nicht als kausal interpretiert werden darf.<br />

5. Fazit.<br />

Dieser Beitrag untersucht die Bestimmungsfaktoren der Beschäftigungswirkung neu gegründeter<br />

Unternehmen. Im Mittelpunkt der Analyse steht die Frage, ob innovative Gründungen<br />

mehr Beschäftigung schaffen als andere Gründungen.<br />

Innovative Gründungen bilden dabei nur einen Bruchteil des gesamten Gründungsgeschehens<br />

in Deutschland. So beträgt der Anteil der Gründungen, die auf neuen oder weiterentwickelten<br />

Geschäftsideen basieren r<strong>und</strong> 34 % aller Vollerwerbsgründungen. Wird für die Einstufung<br />

als innovative Gründung darüber hinaus verlangt, dass eigene Anpassungs- oder<br />

FuE-Arbeiten bei der Ausarbeitung der Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen notwendig waren,<br />

liegt der Anteil der innovativen Gründungen mit 25 % bereits deutlich niedriger. Mit 11 %<br />

kommen Gründungen, die auf eigenen Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsarbeiten (FuE) im<br />

engeren Sinne basieren, noch seltener vor.<br />

Die multivariate Analyse zeigt, dass in einer innovativen Gründung – definiert als Gründung,<br />

die auf neuen oder weiterentwickelten Geschäftsideen basiert <strong>und</strong> bei der <strong>zur</strong> Ausarbeitung<br />

der Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen eigene Anpassungs- oder FuE-Arbeiten notwendig war –<br />

innerhalb des ersten Jahres nach der Gründung (im Einzelfall) deutlich mehr Arbeitsplätze<br />

entstehen als in einer nicht innovativen Gründung. So übersteigt die Anzahl der Beschäftigten<br />

in einer innovativen Gründung mit 5,8 Vollzeitbeschäftigten jene in einer nicht innovativen<br />

(„Referenz“-)Gründung im Verarbeitenden Gewerbe um r<strong>und</strong> das 2,3fache, im Dienstleistungssektor<br />

(mit 2,7 Vollzeitbeschäftigten) sogar um das Dreifache (den Gründer nicht<br />

mitgerechnet). Auch schaffen Gründer mit Hochschulausbildung mehr Arbeitsplätze als<br />

andere Gründer, wobei die Wirkung eines Hochschulabschlusses auf die Gründungsgröße<br />

für sich genommen – mit 70 % (Verarbeitendes Gewerbe) beziehungsweise 90 % (Dienstleistungen)<br />

mehr Beschäftigten – jedoch kleiner ausfällt als jene von innovativen Gründungen.<br />

Der stärkste Beschäftigungsimpuls geht dagegen von Gründungen aus, die zugleich<br />

innovativ sind <strong>und</strong> von einem Hochschulabsolventen gegründet wurden. Die Gründungsgröße<br />

eines solchen Unternehmens beträgt mit 6,2 Vollzeitbeschäftigten für das Verarbeitende<br />

Gewerbe das 2,5fache – im Dienstleistungssektor mit 2,9 Vollzeitbeschäftigten das 3,2fache<br />

– eines Unternehmens, welches die genannten Merkmale nicht aufweist, ansonsten jedoch<br />

identisch ist.<br />

Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die starken relativen Beschäftigungseffekte, die<br />

für innovative Akademikergründungen im Dienstleistungssektor ermittelt werden können


88 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

darauf <strong>zur</strong>ückzuführen sind, dass im Dienstleistungssektor insgesamt kleiner gegründet wird.<br />

So ist der Beschäftigungsimpuls von innovativen Akademikergründungen im Dienstleistungssektor<br />

mit 2,9 Vollzeitbeschäftigten weniger als halb so groß als jener im Verarbeitenden<br />

Gewerbe (6,2 Vollzeitbeschäftigte).<br />

Neben diesen Ergebnissen können weitere Zusammenhänge ermittelt werden: Unternehmen<br />

von Gründern, die aus der Arbeitslosigkeit starten, weisen nur halb so viele Beschäftigte auf<br />

als andere Gründungen. Ebenso zeigt sich, dass Frauen mit weniger Beschäftigten gründen<br />

als Männer. Darüber hinaus unterscheidet sich die Beschäftigtenzahl von Gründungen mit<br />

<strong>und</strong> ohne Eintrag ins Handelsregister.<br />

Die Schaffung von neuen (zukunftssicheren) Arbeitsplätzen ist eine der Erwartungen, welche<br />

die Wirtschaftspolitik mit Gründungen verknüpft. Wie die Bef<strong>und</strong>e dieser Studie zeigen,<br />

erfüllen innovative Gründungen diese Erwartung im besonderen Maße: Von einer innovativen<br />

Gründungen geht ein größerer direkter Beschäftigungseffekt aus als von einer Gründung<br />

ohne Innovation. Diese höhere Beschäftigungswirkung stellt sich bereits frühzeitig – d. h. im<br />

ersten Jahr nach der Gründung – ein. Die Förderung von innovativen Gründungen erscheint<br />

somit als eine zielführende Maßnahme der Wirtschaftspolitik, um den erhofften Effekt auf<br />

dem Arbeitsmarkt zu erreichen.<br />

Ansprechpartner: Dr. Volker Zimmermann: 069/7431-<strong>37</strong>25<br />

Christoph Hofmann


Schaffen innovative Gründungen mehr Arbeitsplätze? 89<br />

Literatur.<br />

Acs, Z. J. u. D. B. Audretsch (1990), Innovation and Small Firms. Cambridge: MIT Press.<br />

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Schaffen innovative Gründungen mehr Arbeitsplätze? 91<br />

Anhang<br />

Tabelle 3: Deskriptive Statistik der erklärenden Variablen<br />

Innovation<br />

Anteil in %<br />

Innovation: nein 75,0<br />

Innovation: ja 25,0<br />

Hochschulabschluss<br />

ohne Hochschulabschluss 73,2<br />

mit Hochschulabschluss 26,8<br />

Arbeitslosigkeit<br />

vor Gründung nicht arbeitslos 43,2<br />

vor Gründung arbeitslos 52,5<br />

k.A. 4,3<br />

Geschlecht<br />

männlich 68,6<br />

weiblich 31,4<br />

Branche<br />

Verarbeitendes Gewerbe 3,9<br />

Bau 8,9<br />

Handel 14,3<br />

Dienstleistungen 69,3<br />

sonstige 3,6<br />

Handelsregistereintrag<br />

Handelsregistereintrag: nein 83,6<br />

Handelsregistereintrag: ja 16,4


92 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

Regressionsanalyse der Beschäftigtenanzahl von Neugründungen<br />

Die Bestimmungsfaktoren der Beschäftigtenzahl werden im Rahmen eines Tobit Modells<br />

ermittelt. Ein solches Modell ist notwendig, da die Zahl der Beschäftigten zwar (annähernd)<br />

stetig ist – d. h. es liegen viele unterschiedliche beobachtbare Werte für die einzelnen Unternehmen<br />

vor –, aber dennoch bestimmte Werte entweder nicht beobachtbar sind oder sie<br />

gehäuft vorkommen. Nicht beobachtbar ist eine negative Beschäftigtenzahl. Somit ist die zu<br />

schätzende Zielgröße, die Zahl der Beschäftigten, an der Stelle Null zensiert. Diese Zensierung<br />

an sich würde ein Tobit Modell noch nicht erfordern, da durch geschickte Transformation<br />

(z. B. Logarithmierung) ein Wertebereich zwischen minus unendlich <strong>und</strong> plus unendlich<br />

erzielt werden kann. Problematisch ist jedoch, dass die Werte an der Zensierungsgrenze<br />

(hier die „0“) gehäuft auftreten. Insgesamt sind in der verwendeten Datenbasis 67 % der<br />

Beobachtungen zensiert. Dadurch werden z. B. die Verteilungsannahmen des typischerweise<br />

für lineare Regressionsmodelle verwendeten Kleinst-Quadrate-Schätzer verletzt. Als<br />

Folge würden bei Verwendung der Kleinst-Quadrate-Methode die Stärke der zu untersuchenden<br />

Einflüsse auf die Beschäftigtenzahl neugegründeter Unternehmen verzerrt geschätzt.


Schaffen innovative Gründungen mehr Arbeitsplätze? 93<br />

Tabelle 4: Determinanten der Beschäftigtenzahl zum Gründungszeitpunkt<br />

Abhängige Größe: Anzahl der Beschäftigten<br />

bei Gründung, gemessen zu je 10<br />

Mitarbeitern Koeffizient t-Wert<br />

Konstante<br />

Hochschulausbildung<br />

-0,23 -0,67<br />

ohne Hochschulausbildung Referenzkategorie<br />

mit Hochschulausbildung<br />

Arbeitslosigkeit<br />

0,35 * 1,80<br />

vor Gründung nicht arbeitslos Referenzkategorie<br />

vor Gründung arbeitslos -0,34 ** -2,33<br />

k. A.<br />

Geschlecht<br />

-0,30 -0,81<br />

männlich Referenzkategorie<br />

weiblich<br />

Innovative Gründung<br />

-0,33 * -1,96<br />

innovativ: nein Referenzkategorie<br />

innovativ: ja<br />

Interaktionsterm: Innovation x Hochschulabschluss<br />

0,62 *** 3,40<br />

Innovation x Hochschulabschluss: nein Referenzkategorie<br />

Innovation x Hochschulabschluss: ja<br />

Branche<br />

-0,30 0,89<br />

Verarbeitendes Gewerbe Referenzkategorie<br />

Bau -0,01 -0,02<br />

Handel -0,10 -0,27<br />

Dienstleistungen -0,59 * -1,77<br />

sonstige<br />

Handelsregistereintrag<br />

-0,08 -0,18<br />

Handelsregistereintrag: nein Referenzkategorie<br />

Handelsregistereintrag: ja 0,86 *** 4,98<br />

Zahl der Beobachtungen 280<br />

Zahl der zensierten Beobachtungen 188<br />

Log-Likelihood -191,55<br />

Likelihood-Ratio-Test chi2(11) 77,26<br />

Pseudo-R2 0,168<br />

Anmerkungen:<br />

Die Koeffizienten der Schätzung können nicht direkt als marginaler Effekt interpretiert werden.<br />

* signifikant auf dem 90 %-Niveau; ** signifikant auf dem 95 %-Niveau; *** signifikant auf dem<br />

99 %-Niveau.


Innovationsfinanzierung: Stand, Hindernisse, Perspektiven 95<br />

Innovationsfinanzierung: Stand, Hindernisse, Perspektiven.<br />

1. Einleitung. 1<br />

Dieser Beitrag untersucht die Situation der Innovationsfinanzierung von Unternehmen in<br />

Deutschland, wobei das besondere Augenmerk auf kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen gelegt<br />

wird. Nach einem kurzen Überblick über die verschiedenen Formen der Finanzierung von Innovationen<br />

(Kapitel 2) wird in Kapitel 3 die Bedeutung verschiedener Finanzierungsquellen<br />

aufgezeigt. Kapitel 4 beschreibt Finanzierungsschwierigkeiten, die bei der Umsetzung von<br />

Innovationsprojekten auftreten. Der Beitrag schließt (Kapitel 5) mit einer Diskussion möglicher<br />

innovationspolitischer Ansatzpunkte <strong>zur</strong> Verbesserung der Finanzierungssituation für<br />

Innovationen (s. Kasten „Die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick“).<br />

Kasten: Die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick<br />

Dieser Beitrag untersucht die Situation der Innovationsfinanzierung von kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen<br />

in Deutschland. Er zeigt die Bedeutung verschiedener Finanzierungsquellen auf, beschreibt<br />

Finanzierungsschwierigkeiten, die bei der Umsetzung von Innovationsprojekten auftreten, <strong>und</strong> diskutiert<br />

mögliche innovationspolitische Ansatzpunkte <strong>zur</strong> Verbesserung der Innovationsfinanzierung. Die<br />

Hauptergebnisse sind:<br />

• Innovationen werden überwiegend aus den internen Mitteln des Unternehmens (Gewinn/Cashflow,<br />

Rücklagen) finanziert. Fremdmittel werden wegen der höheren Kosten tendenziell<br />

gemieden. So finanzieren im Durchschnitt aller innovativ tätigen Betriebe mit sozialversicherungspflichtigen<br />

Betriebe 59% ihre Innovationsaktivitäten ausschließlich aus internen Quellen, während<br />

nur 5% ausschließlich Fremdkapital nutzen. Dabei weisen kleine Betriebe mit weniger als 50 Beschäftigten<br />

den höchsten Anteil mit einer reinen Innenfinanzierung auf (62 %), Großbetriebe nutzen<br />

am häufigsten Kombinationen aus Fremdkapital <strong>und</strong> internen Mittel sowie reine Fremdkapitalfinanzierungen<br />

(zusammen 50 %).<br />

• Eine Fremdfinanzierung von Innovationen wird eher dann gewählt, wenn eine Innenfinanzierung<br />

wegen schlechter Ertragslage nicht verfügbar ist.<br />

• Wagniskapital spielt für die Finanzierung von Innovationen in Deutschland quantitativ eine geringe<br />

Rolle. Aktuell werden nicht mehr als 1 % der gesamten Innovationsaufwendungen der deutschen<br />

Wirtschaft über Wagniskapitalinvestitionen finanziert. Höhere Finanzierungsbeiträge von maximal<br />

bis zu 5 % wurden nur im Boomjahr des deutschen Wagniskapitalmarkts (2000) erreicht. Der Anteil<br />

der innovativ tätigen Unternehmen, die Wagniskapital erhalten, überschreitet in keinem Jahr<br />

die 2 %-Marke deutlich. Für einzelne Branchen <strong>und</strong> Regionen hat Wagniskapital jedoch mitunter<br />

eine recht hohe Bedeutung, so z. B. in der Biotechnologie in der zwischen einem Fünftel <strong>und</strong> einem<br />

Viertel der FuE-Ausgaben wagniskapitalfinanziert sind.<br />

• Im Zeitraum 2001-2003 erhielten 44 % der Großunternehmen eine staatliche Innovationsförderung,<br />

während dieser Anteil bei den kleinen <strong>und</strong> mittelgroßen Unternehmen nur zwischen 22 <strong>und</strong><br />

26 % betrug. Der Beitrag staatlicher Innovationsförderung <strong>zur</strong> Abdeckung der gesamten Innovationskosten<br />

der deutschen Wirtschaft dürfte insgesamt 5 % nicht überschreiten.<br />

1 Die Autor/inn/en danken Dana Müller <strong>und</strong> Peter Jakobebbinghaus vom IAB <strong>und</strong> Birgit Aschhoff vom<br />

ZEW für die Unterstützung bei der Datenaufbereitung <strong>und</strong> -analyse sowie Volker Zimmermann von<br />

der <strong>KfW</strong> für hilfreiche Anmerkungen.


96 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

• Die staatliche FuE-Förderung macht für die meisten Unternehmen nur einen sehr kleinen Teil an<br />

den gesamten Innovationsaufwendungen aus. So erreichen die Finanzierungsbeiträge <strong>zur</strong> Durchführung<br />

von FuE 10 % der entsprechenden Kosten.<br />

• Innovationsaktivitäten <strong>und</strong> Innenfinanzierung stärken sich gegenseitig: Innovatoren erzielen höhere<br />

Renditen, <strong>und</strong> höhere Renditen befördern die Höhe der Innovationsaufwendungen. Für einen<br />

positiven Einfluss höherer Renditen auf die Bereitschaft, innovativ tätig zu werden bzw. zu bleiben,<br />

liegen aktuell jedoch keine Hinweise vor.<br />

• Mit einer niedrigen Rendite gehen sowohl höhere interne wie höhere externe Finanzierungsrestriktionen<br />

einher. Dies hängt vermutlich mit der (auch) an der Unternehmensrendite orientierten<br />

Bonitätseinstufung <strong>und</strong> den dadurch für renditeschwache Unternehmen höheren Kreditkosten<br />

bzw. schwierigerem Zugang zu Kreditmitteln zusammen. Ein Mangel an internen Finanzierungsquellen<br />

kann somit nicht einfach durch Fremdkapital ersetzt werden.<br />

• Insgesamt zeigen sich positive Wechselwirkungen zwischen erfolgreichen Innovationen <strong>und</strong> der<br />

Höhe der Rendite. Dies bedeutet, dass es für erfolgreiche Innovatoren tendenziell einfacher ist,<br />

ihre künftigen Innovationsprojekte aus eigener Kraft zu finanzieren, während sich nicht innovationsaktive<br />

sowie weniger erfolgreich innovierende Unternehmen dagegen tendenziell einer ungünstigeren<br />

Ertragslage gegenüber sehen, die auch die Finanzierung von Innovationen erschwert.<br />

Dieses Insider-Outsider-Problem führt tendenziell zu einer Zweiteilung zwischen erfolgreichen<br />

Innovatoren <strong>und</strong> nicht innovierenden Unternehmen <strong>und</strong> droht den Innovationswettbewerb<br />

sowie die Nutzung der in den nicht innovierenden Unternehmen vorhandenen Innovationspotenziale<br />

zu schwächen.<br />

• Finanzierungsschwierigkeiten waren im Jahr 2004 das mit Abstand wichtigste Innovationshemmnis<br />

in Deutschland. R<strong>und</strong> ein Sechstel aller Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe sowie der<br />

wissensintensiven Dienstleister waren dadurch in ihrer Innovationstätigkeit eingeschränkt. Die<br />

Mehrzahl der Unternehmen mit Finanzierungshemmnissen klagte gleichermaßen über interne <strong>und</strong><br />

externe Finanzierungsrestriktionen (knapp 60%). Sowohl interne wie externe Finanzierungshemmnisse<br />

treten in Unternehmen mit niedrigen Renditen deutlich häufiger auf.<br />

• Kleinere Unternehmen sind von Finanzierungshemmnissen deutlich stärker betroffen. Dies gilt<br />

insbesondere für die Gruppe der nicht innovierenden Unternehmen. So geben ein Viertel der nicht<br />

innovativen Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten einen Mangel an Finanzierungsquellen<br />

als Gr<strong>und</strong> für das Unterlassen von Innovationsaktivitäten an, während dieser Anteil bei den<br />

Großunternehmen lediglich 3% beträgt. Finanzierungshemmnisse in bereits innovativen Unternehmen<br />

betreffen vor allem die sehr innovationsintensiven Unternehmen.<br />

• Ein Abbau von Finanzierungshemmnissen <strong>und</strong> eine Verbesserung der Finanzierungsbedingungen<br />

führen vor allem bei kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen zu einer Ausweitung der Innovationsaktivitäten.<br />

Dort können die größten Innovationspotenziale erschlossen werden.<br />

• Für alle Unternehmen gilt, dass eine verbesserte Innenfinanzierungskraft die Innovationsaktivitäten<br />

steigern würde. Für bestehende KMU sind darüber hinaus vor allem verbesserte Kreditfinanzierungsbedingungen<br />

wichtig.<br />

Die Analysen dieses Beitrags basieren auf dem MIP – der Erhebung des Zentrums für Europäische<br />

Wirtschaftsforschung Mannheim zum Innovationsverhalten von Unternehmen des Verarbeitenden<br />

Gewerbes sowie aus den distributiven <strong>und</strong> unternehmensnahen Dienstleistungen mit mindestens fünf<br />

Beschäftigten – sowie dem IAB-Betriebspanel – der Erhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- <strong>und</strong> Berufsforschung<br />

(IAB) zu den Bestimmungsgrößen der Beschäftigung in Betrieben mit mindestens einem<br />

sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten.<br />

Zu hohe Kosten von Innovationsprojekten <strong>und</strong> ein Mangel an geeigneten Finanzierungsquellen<br />

zählen seit vielen Jahren zu den am häufigsten genannten Innovationshemmnissen. Dies<br />

gilt für deutsche Unternehmen 2 ebenso wie für die Unternehmen in den meisten anderen eu-<br />

2 Vgl. Rammer (2006), S. 26; Penzkofer <strong>und</strong> Schmalholz (1999), S. 38.


Innovationsfinanzierung: Stand, Hindernisse, Perspektiven 97<br />

ropäischen Ländern. 3 In der Regel verfügen die Unternehmen über mehr Ideen für technisch<br />

realisierbare <strong>und</strong> von K<strong>und</strong>en auch nachgefragte Innovationen, als sie mit den verfügbaren<br />

Mitteln finanzieren können oder wollen. 4 Finanzierungsrestriktionen verringern somit den<br />

Umfang von Innovationsaktivitäten.<br />

Solche Finanzierungsrestriktionen sind auf der einen Seite unvermeidlich <strong>und</strong> dienen dazu,<br />

angesichts knapper Mittel die Ressourcen auf jene Projekte zu lenken, die die höchsten Erträge<br />

versprechen. Zum anderen gibt es aber auch Hinweise, dass die Unternehmen in<br />

Summe weniger finanzielle Mittel für Innovationsprojekte bereitstellen, als gesamtwirtschaftlich<br />

wünschenswert ist. 5 Finanzierungsseitig hat dies im Wesentlichen zwei Ursachen:<br />

• Erstens ergibt sich für viele Innovationsprojekte aufgr<strong>und</strong> der eingeschränkten exklusiven<br />

Aneigenbarkeit der Erträge 6 aus Innovationsaktivitäten eine ungünstige Ertrag-<br />

Kosten-Relation, d. h. die Innovationskosten erscheinen aus einzelwirtschaftlicher<br />

Perspektive als zu hoch. Hat ein Unternehmen - unter hohen finanziellen Aufwendungen<br />

- eine bestimmte Innovationsidee <strong>zur</strong> Marktreife entwickelt oder einen Lösungsweg<br />

für ein bestimmtes technisches Problem gef<strong>und</strong>en, so ist es für andere Unternehmen<br />

oft einfach <strong>und</strong> mit deutlich niedrigeren Kosten verb<strong>und</strong>en, diese Innovation<br />

nachzuahmen. Dadurch verteilen sich die Erträge der Innovation auf den Erstinnovator<br />

<strong>und</strong> die Nachahmer, während der Erstinnovator den größten Teil der Kosten<br />

zu tragen hat. Die Gewährung von exklusiven Nutzungsrechten z. B. über den Patentschutz<br />

ist ein Weg, um die Erträge-Kosten-Relation für Erstinnovatoren zu<br />

verbessern. Allerdings sind nicht alle Innovationen schutzfähig, <strong>und</strong> durch die Offenlegungspflicht<br />

können Patente zum Abfluss von wettbewerbsrelevantem technischen<br />

Wissen an Wettbewerber beitragen <strong>und</strong> so ebenfalls die Innovationserträge schmälern.<br />

• Zweitens stellen Kreditgeber nur eingeschränkt Mittel für Innovationsprojekte bzw.<br />

allgemein für innovative Unternehmen bereit, sodass Unternehmen, die auf eine zumindest<br />

teilweise externe Finanzierung von Innovationsaktivitäten angewiesen sind,<br />

nicht ausreichend mit finanziellen Mitteln für die Durchführung ihrer Innovationsvorhaben<br />

versorgt werden. In der Literatur werden unterschiedliche Gründe hierfür angeführt,<br />

die von Informationsasymmetrien <strong>und</strong> den damit verb<strong>und</strong>enen Problemen des<br />

3 Vgl. Europäische Kommission (2004).<br />

4 Vgl. Peeters <strong>und</strong> van Pottelsberghe (2003).<br />

5 Vgl. Hall (2005).<br />

6 Vgl. Arrow (1962).


98 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

moral hazard sowie einer absichtlich ungünstigen Projektauswahl (adverse selection),<br />

dem Vorliegen von Unsicherheit (über die technologische Machbarkeit <strong>und</strong> Marktakzeptanz<br />

von Innovationsideen) <strong>und</strong> der sich daraus ergebenden Risikoaversion externer<br />

Kapitalgeber bis hin zu einer generell geringen Eignung von Krediten <strong>zur</strong> Finanzierung<br />

von immateriellen Investitionen (die für Innovationsprojekte dominierend<br />

sind) aufgr<strong>und</strong> des Fehlens von Sicherheiten reichen. Eine Rationierung von Krediten<br />

<strong>zur</strong> Finanzierung von Innovationsaktivitäten bedeutet wiederum, dass innovative Unternehmen<br />

verstärkt auf interne Mittel (Cashflow) oder andere externe Finanzierungsquellen<br />

(Wagniskapital, öffentliche Fördermittel, Anleihen, Aktienmarkt) <strong>zur</strong>ückgreifen<br />

müssen. Aber auch diese Mittel stehen nur begrenzt <strong>zur</strong> Finanzierung von Innovationen<br />

<strong>zur</strong> Verfügung. Der Cashflow schwankt üblicherweise stark mit dem Konjunkturzyklus,<br />

während Innovationsaufwendungen meist eine kontinuierliche Finanzierung<br />

über mehrere Jahre hinweg benötigen.<br />

Im Zentrum dieses Beitrags steht der zweitgenannte Aspekt, d. h. Finanzierungsrestriktionen<br />

für Innovationen, die aus den spezifischen Finanzierungsanforderungen <strong>und</strong> den verfügbaren<br />

Finanzierungsquellen herrühren. Besonderes Augenmerk wird auf die kleinen <strong>und</strong> mittelgroßen<br />

Unternehmen (KMU) gelegt. Denn zum einen dominieren sie von der Zahl der Unternehmen<br />

her ganz eindeutig das Innovationsgeschehen in Deutschland. Von den – gemäß<br />

dem MIP – r<strong>und</strong> 77 Tsd. Unternehmen mit 5 oder mehr Beschäftigten im verarbeitenden<br />

Gewerbe <strong>und</strong> den wissensintensiven Dienstleistungen, die im Zeitraum 2002 bis 2004 erfolgreich<br />

Innovationen eingeführt haben, hatten 98 % weniger als 500 Beschäftigte. 7 Ihr Anteil an<br />

den gesamten Innovationsaufwendungen ist mit 28 % gleichwohl deutlich niedriger. Zum anderen<br />

liegen verschiedene Hinweise vor, dass bei KMU spezifische Finanzierungsrestriktionen<br />

wirken <strong>und</strong> dass sie generell stärker durch Finanzierungshemmnisse an Innovationsaktivitäten<br />

behindert werden als Großunternehmen. 8<br />

Ziel des Beitrags ist es, die Situation der Innovationsfinanzierung von Unternehmen in<br />

Deutschland zu beschreiben sowie mögliche Ansatzpunkte <strong>zur</strong> Überwindung bestimmter Finanzierungshemmnisse<br />

zu diskutieren. Hierfür wird zum einen auf in den vergangenen Jahren<br />

veröffentlichte empirische Arbeiten <strong>zur</strong>ückgegriffen. Zum anderen werden Informationen<br />

aus dem IAB-Betriebspanel 9 , das in der Befragungswelle 2004 u. a. auch Fragen <strong>zur</strong> Innova-<br />

7<br />

Die Berechnungen basieren auf dem Mannheimer Innovationspanel (MIP). Vgl. Aschhoff, Doherr,<br />

Ebersberger, Peters, Rammer, Schmidt (2006).<br />

8 Vgl. Harhoff (1998).<br />

9 Das IAB-Betriebspanel ist eine repräsentative Arbeitgeberbefragung zu betrieblichen Bestimmungsgrößen<br />

der Beschäftigung des Instituts für Arbeitsmarkt- <strong>und</strong> Berufsforschung (IAB). Es werden nur<br />

Betriebe (nicht Unternehmen) erfasst, die mindestens einen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />

aufweisen.


Innovationsfinanzierung: Stand, Hindernisse, Perspektiven 99<br />

tionsfinanzierung beinhaltete, sowie dem Mannheimer Innovationspanel (MIP) 10 des ZEW<br />

genutzt, um Kennzahlen <strong>zur</strong> Innovationsfinanzierung <strong>und</strong> dabei auftretender Hemmnisse zu<br />

ermitteln.<br />

2. Formen der Innovationsfinanzierung.<br />

Für die Finanzierung von Innovationsaktivitäten ergeben sich ähnliche Rahmenbedingungen<br />

wie für die Finanzierung von Sachkapitalanschaffungen: In beiden Fällen handelt es sich um<br />

Investitionen, d. h. um Ausgaben in einer aktuellen Periode, denen erst Erträge in künftigen<br />

Perioden gegenüberstehen. Wie für alle Arten von Investitionen kommen gr<strong>und</strong>sätzlich vier<br />

Finanzierungsformen in Frage:<br />

• interne Finanzierung über den laufenden Cashflow, Rücklagen oder Barreserven,<br />

• externe Finanzierung über Kredite,<br />

• externe Finanzierung über frisches Eigenkapital (Wagnis- <strong>und</strong> anderen Formen von<br />

Beteiligungskapital, Ausgabe neuer Anteilsscheine, Einzahlung durch Gesellschafter<br />

etc.),<br />

• öffentliche Förderungen.<br />

Der Investitionscharakter von Innovationsaktivitäten legt dabei die zumindest teilweise Finanzierung<br />

aus externen Quellen nahe. Denn um Innovationsprojekte zu realisieren, benötigen<br />

Unternehmen oft hohe Mittel innerhalb kurzer Zeiträume, die die verfügbaren Mittel aus<br />

dem laufenden Geschäft oder die verfügbaren Barreserven <strong>und</strong> Rücklagen übersteigen können.<br />

In der Modellwelt von Modigliani <strong>und</strong> Miller (1958) gilt, dass gegenüber der Finanzierungsform<br />

(Cashflow, Kredite, Neuaufnahme von Eigenkapital) neutral ist. Allerdings können Informationsasymmetrien<br />

<strong>und</strong> moral hazard Probleme zwischen Fremdkapitalgeber <strong>und</strong> dem<br />

investierenden Unternehmen sowie eine ungleiche Besteuerung interner <strong>und</strong> externer Finanzierungsquellen<br />

zu unterschiedlichen Kosten der einzelnen Finanzierungsformen führen <strong>und</strong><br />

die Neutralitätsannahme aufheben. 11 Außerdem können Informationsasymmetrien <strong>und</strong> Unvollkommenheiten<br />

in den Vertragsgestaltungsmöglichkeiten <strong>zur</strong> Verhinderung von moral hazard<br />

sowie adverse selection zu einer Kreditrationierung führen 12 , wodurch externe Finanzie-<br />

10 Mit dem MIP erhebt das ZEW Informationen zum Innovationsverhalten der deutschen Wirtschaft. Es<br />

enthält nur Unternehmen mit mindestens fünf Beschäftigten aus dem Verarbeitenden Gewerbe <strong>und</strong><br />

dem Bergbau sowie aus den distributiven <strong>und</strong> unternehmensnahen Dienstleistungssektoren.<br />

11 Vgl. Hall (2005).<br />

12 Vgl. Bester <strong>und</strong> Hellwig (1987).


100 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

rungsquellen nur eingeschränkt <strong>zur</strong> Investitionsfinanzierung <strong>zur</strong> Verfügung stehen. 13 Diese<br />

Finanzierungsrestriktionen gelten für alle Investitionsformen, <strong>und</strong> somit auch für Innovationen.<br />

Die Finanzierung von Innovationen weist im Vergleich <strong>zur</strong> Finanzierung von Sachkapitalanschaffungen<br />

allerdings einige Besonderheiten auf, die auf spezifische Merkmale von Innovationsaktivitäten<br />

<strong>zur</strong>ückzuführen sind <strong>und</strong> zu höheren bzw. zusätzlichen Finanzierungsrestriktionen<br />

führen können. Im Gegensatz zu Sachkapitalinvestitionen umfassen Aufwendungen<br />

für Innovationen in erster Linie laufende Aufwendungen für Personal oder Vorleistungen, die<br />

z. B. im Rahmen von Forschung <strong>und</strong> Entwicklung (FuE), Konstruktion, Design, Produktionsvorbereitung,<br />

Schulung <strong>und</strong> Markteinführung entstehen. So entfielen auf Investitionen in<br />

Sachkapitalgüter (inklusive immaterieller Vermögensgegenstände wie Patentrechte, Lizenzen<br />

<strong>und</strong> Markenrechte) im Jahr 2004 nur r<strong>und</strong> ein Drittel der gesamten Innovationsaufwendungen<br />

in Industrie <strong>und</strong> wissensintensiven Dienstleistungen Deutschlands (s. Grafik 1). Zwei<br />

Drittel der Aufwendungen waren Personal- <strong>und</strong> Sachaufwendungen (inklusive vergebener<br />

Dienstleistungsaufträge an Dritte). Diese Aufwendungen (soft investments) eigenen sich - im<br />

Gegensatz zu investiven Ausgaben - jedoch nicht <strong>zur</strong> Besicherung von externem Kapital,<br />

das gegebenenfalls <strong>zur</strong> Vorfinanzierung dieser Aufwendungen benötigt wird.<br />

Eine weitere Besonderheit betrifft die Ergebnisse von Innovationsaktivitäten. Innovationsaktivitäten<br />

zielen darauf ab, neue Produkte <strong>und</strong>/oder effizientere Verfahren zu entwickeln <strong>und</strong><br />

einzuführen. Wenngleich am Ende von Innovationsprojekten oftmals materielle Güter (neue<br />

Produkte, neue Prozesstechnologien) stehen, so liegt der entscheidende Beitrag der Innovationsanstrengungen<br />

in dem Wissen, wie neue Produkte hergestellt <strong>und</strong> erfolgreich vermarktet<br />

werden können <strong>und</strong> wie effizientere Prozesse zu organisieren sind. Dieses Wissen ist nur<br />

begrenzt kodifizierbar <strong>und</strong> liegt oft in Form von Erfahrungswissen der Mitarbeiter <strong>und</strong> bestimmten<br />

organisatorischen Abläufen vor. Vor allem aber ist es stark unternehmensspezifisch<br />

<strong>und</strong> damit schwer ohne Anpassungskosten in andere Unternehmen transferierbar. Dadurch<br />

eignen sich die Ergebnisse von Innovationsaktivitäten kaum, um auf sie als Sicherheit<br />

im Fall von Zahlungsschwierigkeiten des innovierenden Unternehmens <strong>zur</strong>ückzugreifen. 14<br />

13 Vgl. Harhoff (1998).<br />

14 Vgl. Williamson (1988).


Innovationsfinanzierung: Stand, Hindernisse, Perspektiven 101<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Verarbeitendes Gew erbe (inkl. Bergbau)<br />

Wissensintensive Dienstleistungen<br />

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Quelle: MIP. – Berechnungen des ZEW. Alle Werte sind hochgerechnet auf die Gr<strong>und</strong>gesamtheit der Unternehmen ab 5 Beschäftigten.<br />

Grafik 1: Anteil der investiven an den gesamten Innovationsaufwendungen in Deutschland<br />

1997-2004 (in %)<br />

Hinzu kommt, dass Innovationsaktivitäten stets durch ein hohes Risiko gekennzeichnet sind,<br />

das zum einen die technologische Realisierbarkeit <strong>und</strong> zum anderen die Marktakzeptanz der<br />

Neuerungen betrifft. Um das Ausmaß dieses Risikos einschätzen zu können, sind sehr spezifische<br />

Informationen über die innovativen Fähigkeiten des Unternehmens, die konkreten<br />

technologischen Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen, die Bedürfnisse <strong>und</strong> Ansprüche der K<strong>und</strong>en<br />

sowie die möglichen Reaktionen der Wettbewerber (einschließlich der von diesen vorangetriebenen<br />

Innovationen) notwendig. Solche Informationen zu beschaffen <strong>und</strong> korrekt zu beurteilen<br />

ist für Externe in der Regel viel schwieriger als für das innovierenden Unternehmen<br />

selbst.<br />

Schließlich ist zu beachten, dass Innovationsprojekte durch Mindestgrößen <strong>und</strong> Mindestlaufzeiten<br />

gekennzeichnet sind. Dadurch ist eine Anpassung des Projektvolumens an die Finanzierungsmöglichkeiten<br />

nur eingeschränkt bzw. nur zu hohen Kosten möglich. Dies gilt insbesondere<br />

in einer dynamischen Perspektive. Vor allem für Forschungsaktivitäten gilt, dass eine<br />

kurzfristige Anpassung des Umfangs von FuE-Aktivitäten nur schwer möglich ist, da sich<br />

Forschungsprojekte nicht beliebig zeitlich strecken oder verkürzen lassen. 15 Ein kurzfristiger<br />

Ausstieg aus Innovationsaktivitäten ist üblicherweise mit hohen sunk costs verb<strong>und</strong>en, während<br />

bei einem kurzfristigen Einstieg mit einer hohen Fixkostenbelastung zu rechnen ist<br />

(z. B. Anstellung von spezialisierten Fachkräften, Einrichtung eines Labors).<br />

15 Vgl. Himmelberg <strong>und</strong> Petersen (1994).


102 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

2.1 Kreditfinanzierung von Innovationen.<br />

Diese spezifischen Eigenschaften von Innovationsaktivitäten führen dazu, dass eine Kreditfinanzierung<br />

- zusätzlich zu den bereits oben angeführten Gründen - bei der Finanzierung<br />

von innovativen Projekten an weitere Grenzen stößt. 16<br />

• Zur Abdeckung des höheren Risikos, das mit innovativen Projekten bzw. innovativ tätigen<br />

Unternehmen einhergeht, verlangen Kreditgeber einen Risikoaufschlag auf die<br />

marktüblichen Zinsen. Aufgr<strong>und</strong> von Informationsasymmetrien bezüglich Kosten, Risiko<br />

<strong>und</strong> zu erwartenden Erträgen von Innovationen kann es zu einer Abweichung<br />

der erwarteten (<strong>und</strong> aus Sicht des innovativen Unternehmens ausreichend hohen) internen<br />

Rendite eines Innovationsprojekts von der vom Fremdkapitalgeber verlangten<br />

Verzinsung kommen. An dem dann zu hohen Zinssatz kann die Finanzierung von Innovationsprojekten<br />

scheitern. Das Problem von Informationsasymmetrien stellt sich<br />

insbesondere bei neu gegründeten oder sehr jungen Unternehmen. Für diese Unternehmen<br />

liegen für potenzielle Fremdkapitalgeber kaum Informationen <strong>zur</strong> Unternehmensgeschichte<br />

vor, um die Erfolgsaussichten von Projekten beurteilen zu können.<br />

• Hohe Zinssätze <strong>zur</strong> Fremdfinanzierung von Innovationsprojekten können dazu führen,<br />

dass Kreditnehmer mit weniger risikobehafteten Projekten wegen der zu hohen<br />

Kosten auf eine Kreditnachfrage verzichten oder bewusst risikoträchtigere Vorhaben<br />

wählen (bzw. das Risiko eines Projekts gezielt erhöhen), um im Erfolgsfall eine höhere<br />

Rendite zu erzielen, die die Fremdkapitalzinsen übertrifft. Zum einen steigt dadurch<br />

das Ausfallrisiko, sodass Kreditgeber mit einer sehr <strong>zur</strong>ückhaltenden Kreditvergabe<br />

(Kreditrationierung) reagieren werden. 17 Zum anderen werden weniger risikobehaftete<br />

Innovationsprojekte <strong>zur</strong>ückgestellt, so dass sich eine ungünstige Risikostruktur<br />

der Innovationsaktivitäten ergibt.<br />

• Vor allem im Fall von sehr risikobehafteten Unternehmen, in denen die Durchführung<br />

von Innovationsprojekten die wesentliche Unternehmenstätigkeit darstellt <strong>und</strong> von deren<br />

Erfolg auch die weitere Unternehmensexistenz abhängt, kann es zu einer Kreditrationierung<br />

durch die Fremdkapitalgeber kommen. Denn während der Kreditgeber<br />

im Erfolgsfall nur im Ausmaß des - vorab vereinbarten - Zinssatzes am Unternehmenserfolg<br />

beteiligt ist, partizipiert er im Fall des Scheiterns von Innovationsprojekten<br />

bis <strong>zur</strong> vollen Kreditsumme, da ein solches Scheitern in der Regel die Unternehmens-<br />

16 Vgl. Himmelberg <strong>und</strong> Petersen (1994).<br />

17 Vgl. Stiglitz <strong>und</strong> Weiss (1981), Goodacre <strong>und</strong> Tonks (1995).


Innovationsfinanzierung: Stand, Hindernisse, Perspektiven 103<br />

insolvenz <strong>zur</strong> Folge hat. Da in solchen Unternehmen nur sehr begrenzt Sicherheiten<br />

<strong>zur</strong> Abdeckung des Kreditvolumens verfügbar sind, kommt dies in vielen Fällen einem<br />

Totalausfall des Kredits gleich. Bestimmte Innovationsprojekte bzw. sehr innovationsintensive<br />

Unternehmen erhalten dadurch selbst dann keine Kreditmittel, wenn<br />

sie sehr hohe Zinssätze zu zahlen bereit sind.<br />

• Die Verfügbarkeit von Sicherheiten aus dem zu finanzierenden Innovationsprojekt ist<br />

aufgr<strong>und</strong> des überwiegend immateriellen Charakters von Inputs <strong>und</strong> Outputs begrenzt.<br />

Um Kredite <strong>zur</strong> Finanzierung von Innovationsprojekten abzusichern, muss<br />

daher in der Regel auf andere Aktiva des Unternehmens <strong>zur</strong>ückgegriffen werden. Vor<br />

allem in kleinen, jungen, sehr innovationsintensiven sowie in bereits stark fremdkapitalfinanzierten<br />

Unternehmen stehen solche Sicherheiten oft nicht im ausreichendem<br />

Maß <strong>zur</strong> Verfügung. Gleichzeitig ist anzunehmen, dass Unternehmen, die in risikoreiche<br />

Projekte investieren möchten <strong>und</strong> diese Projekte gleichzeitig einen bedeutenden<br />

Teil der Unternehmensaktivität ausmachen, keinen Anreiz haben, Sicherheiten aus<br />

ihrem nicht risikobehafteten (d. h. den bereits im Markt etablierten) Geschäft dafür zu<br />

stellen. Denn im Fall eines Scheiterns des Innovationsprojektes würde dies den Gesamtbestand<br />

des Unternehmens gefährden. Deshalb verzichten solche Unternehmen<br />

auf die Fremdkapitalfinanzierung von Innovationsvorhaben. 18<br />

Die Möglichkeit der Kreditfinanzierung von Innovationen ist somit stark von der Art der Innovationsaktivität<br />

abhängig. Je risikobehafteter ein Projekt ist, d. h. je stärker es auf eigener<br />

FuE basiert <strong>und</strong> auf die Einführung radikaler Innovationen (d. h. von Innovationen, die bislang<br />

noch nicht im Markt angeboten werden <strong>und</strong> ein hohes technisches Risiko beinhalten),<br />

desto weniger dürfte sich eine Kreditfinanzierung eignen. Innovationsprojekte, die einen hohen<br />

Anteil an Sachkapitalinvestitionen aufweisen (z. B. für neue Anlagen im Rahmen von<br />

Prozessinnovationen), sind dagegen herkömmlichen Investitionsprojekten sehr ähnlich <strong>und</strong><br />

stoßen bei einer Kreditfinanzierung auf deutlich geringere Schwierigkeiten.<br />

2.2 Finanzierung von Innovationen mit Hilfe von Wagniskapital.<br />

Eine Alternative zu Krediten als externe Finanzierungsquelle von Innovationen ist die Aufnahme<br />

von frischem Eigenkapital. Neben der Bereitstellung zusätzlicher Eigenmittel aus dem<br />

Vermögen der bestehenden Gesellschafter <strong>und</strong> der Ausgabe neuer Aktien spielt hier insbe-<br />

18 Vgl. Rammer, Licht <strong>und</strong> Beschorner (2005b).


104 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

sondere der Beteiligungskapitalmarkt eine größere Rolle. 19 Die Finanzierung von Innovati-<br />

onsaktivitäten über Wagniskapital hat gegenüber der Kreditfinanzierung mehrere Vorteile:<br />

• Es existiert keine Asymmetrie in der Partizipation am Erfolg zwischen Unternehmen<br />

<strong>und</strong> externem Kapitalgeber. Der Wagniskapitalgeber partizipiert im Ausmaß seines<br />

Beteiligungsanteils gleichermaßen an den Gewinnen, den Verlusten <strong>und</strong> der Wertveränderung<br />

des Unternehmens.<br />

• Wagniskapitalinvestoren spezialisieren sich üblicherweise auf bestimmte Märkte <strong>und</strong><br />

Technologiefelder, sodass sie eher in der Lage sind, die spezifischen Risiken <strong>und</strong> Potenziale<br />

von Innovationsprojekten bzw. innovativen Unternehmen zu beurteilen. Zudem<br />

sind Wagniskapitalinvestitionen häufig mit einer Beteiligung von Wagniskapitalgebern<br />

in der Geschäftsführung des Unternehmens verb<strong>und</strong>en, jedenfalls aber mit<br />

einer deutlich engeren Kontrolle der Geschäftsführung als im Fall von Kreditgebern.<br />

Dadurch verringern sich mögliche Informationsasymmetrien, das Risiko von Innovationsprojekten<br />

nimmt beträchtlich ab <strong>und</strong> moral hazard Probleme können deutlich verringert<br />

werden. Dies reduziert die Kosten von Wagniskapital gegenüber einer Kreditfinanzierung<br />

von Innovationen.<br />

• Wagniskapitalinvestitionen erfordern zu einem geringeren Umfang die Bereitstellung<br />

von Sicherheiten als im Fall einer Kreditfinanzierung.<br />

Gleichwohl weist auch Wagniskapital verschiedene Grenzen für die Finanzierung von Innovationen<br />

auf. So ist es in der Regel nicht vollständig möglich, Informationsasymmetrien abzubauen<br />

<strong>und</strong> moral hazard auszuschließen. Dadurch tendieren Wagniskapitalgeber zu einem<br />

ähnlichen Verhalten wie Kreditgeber, d. h. sie suchen Rückgriffsmöglichkeiten auf Sicherheiten<br />

im Fall eines ungünstigen Geschäftsverlaufs. Untersuchungen von Kaplan <strong>und</strong><br />

Stromberg (2000) zu Verträgen von Wagniskapitalgesellschaften in den USA zeigten, dass<br />

die Verträge überwiegend eine komplexe Kombination von Kredit- <strong>und</strong> Beteiligungskomponenten<br />

aufwiesen. Im Fall eines ungünstigen Geschäftsverlaufs kommt die Beteiligung den<br />

Eigenschaften eines Kredits nahe (d. h. die Wagniskapitalgesellschaft erhält Kontrollrechte<br />

<strong>und</strong> Zugriff auf Sicherheiten), während im Fall eines günstigen Geschäftsverlaufs die Wagniskapitalgesellschaft<br />

der Geschäftsführung freie Hand gewährt. Untersuchungen zum deut-<br />

19 Da über den informellen Beteiligungskapitalmarkt nur wenige Informationen vorliegen, beziehen<br />

sich die folgenden Ausführungen vornehmlich auf den formellen Beteiligungskapitalmarkt.


Innovationsfinanzierung: Stand, Hindernisse, Perspektiven 105<br />

schen Beteiligungskapitalmarkt zeigen ebenfalls solche Kombinationen in der Vertragsge-<br />

staltung. 20<br />

Des Weiteren sind Wagniskapitalgeber an einem möglichst raschen Rückfluss von Gewinnen<br />

interessiert. Dies kann zu einem Druck auf kurze Projektlaufzeiten <strong>und</strong> einer raschen<br />

Markteinführung von Innovationen führen, die allerdings zu suboptimalen Ergebnissen von<br />

Innovationsprozessen führen. Um die Transaktionskosten gering zu halten, versuchen Wagniskapitalgeber<br />

häufig, einen Mindestumfang von Investitionen je Beteiligungsfall zu erreichen.<br />

Dadurch können insbesondere KMU, die einen vergleichsweise geringen Finanzierungsbedarf<br />

haben, aus dem Finanzierungsangebot von Wagniskapitalgebern herausfallen.<br />

Eine Untersuchung von Achleitner et al. (2005) zeigte, dass Wagniskapitalgeber zwar keine<br />

fixen Untergrenzen im Sinn von Mindestanforderungen für eine Beteiligungswürdigkeitsprüfung<br />

anwenden (insbesondere nicht bei Beteiligungsgesellschaften, die sich auf Frühphasenfinanzierungen<br />

konzentrieren), 21 dass aber kleine Investitionsumfänge dennoch vergleichsweise<br />

selten auftreten. Beteiligungsgeber sehen insbesondere bei kleinen Dealgrößen „Angebotslücken“,<br />

insofern als dass das Angebot an Beteiligungskapital unter der Nachfrage<br />

liegt. 22<br />

2.3 Finanzierung von Innovationen über Interne Mittel.<br />

Die Verwendung interner Mittel ist angesichts der bestehenden Restriktionen bei der Beschaffung<br />

von externem Kapital sowie der höheren Kosten (aufgr<strong>und</strong> höherer Risikoaufschläge<br />

<strong>und</strong> höherer Transaktionskosten) in vielen Unternehmen die präferierte Form der Innovationsfinanzierung.<br />

Darauf deuten auch die wenigen vorliegenden empirischen Untersuchungen<br />

hin. Harhoff (1998) untersuchte auf Basis eines Paneldatensatzes von 236 überwiegend<br />

großen Unternehmen den Einfluss des Cashflows auf Sachkapitalinvestitionen <strong>und</strong><br />

FuE-Aufwendungen <strong>und</strong> konnte einen positiven, wenngleich geringen Einfluss des Cashflows<br />

auf die Höhe der FuE-Aufwendungen zeigen. 23 Auf Basis der selben Datenquelle <strong>und</strong><br />

eines längeren Stützzeitraums kommen Haid <strong>und</strong> Weigand (2001) zu sehr ähnlichen Ergebnissen.<br />

Rammer et al. (2004a) zeigten auf Basis der Daten der FuE-Erhebungen des Stifterverbands,<br />

dass der Zinssatz für Fremdkapital einen negativen (kurzfristigen) Einfluss auf die<br />

Höhe der FuE-Aufwendungen ausübt, während das Umsatzwachstum (als Proxy für die In-<br />

20 Vgl. Bienz, Hirsch <strong>und</strong> Zimmermann (2005).<br />

21 Vgl. Achleitner, Ehrhart <strong>und</strong> Zimmermann (2006), S. 26ff.<br />

22 ebd., S. 87f.<br />

23 Vgl. auch Bond, Harhoff <strong>und</strong> van Reenen (2003) für einen deutsch-britischen Vergleich.


106 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

nenfinanzierungsmöglichkeiten) einen positiven Effekt hatte. Müller <strong>und</strong> Zimmermann (2006)<br />

wiesen auf Basis des <strong>KfW</strong>-<strong>Mittelstands</strong>panels, eines umfangreichen Datensatzes der <strong>KfW</strong><br />

Bankengruppe, der knapp 5.800 Unternehmen aus Industrie <strong>und</strong> Dienstleistungssektoren<br />

umfasste, einen positiven Einfluss der Eigenkapitalausstattung von KMU auf die Höhe der<br />

FuE-Aufwendungen nach, jedoch nicht auf die Entscheidung, FuE zu betreiben. Zu einem<br />

vergleichbaren Ergebnis kommen Czarnitzki <strong>und</strong> Kraft (2004b) für einen Paneldatensatz von<br />

279 überwiegend großen Industrieunternehmen, für die ein negativer Einfluss des Verschuldungsgrads<br />

auf die Patentaktivitäten ermittelt wird.<br />

Gleichwohl zeigen Czarnitzki <strong>und</strong> Kraft (2004a) für ein großes Sample von 2.947 Industrieunternehmen<br />

aus dem Mannheimer Innovationspanel (MIP), dass die Bonitätseinstufung von<br />

Unternehmen bis zu einer bestimmten Schwelle positiv von Innovationsindikatoren (FuE-<br />

Intensität, Patentstock, Umsatzanteil mit neuen Produkten) beeinflusst wird, wobei der<br />

Schwellenwert, ab dem die Bonitätseinstufung wegen einer hohen Risikoexposition wieder<br />

abnimmt, sehr hoch liegt (FuE-Intensität: 13 %, Patentstock: 1,4 Patente je 1 Mio. EUR Umsatz,<br />

54 % Umsatzanteil mit neuen Produkten). Da die Bonitätseinstufung ein wesentlicher<br />

Faktor für den Zugang zu Fremdkapital ist, deutet dies auf tendenziell günstigere Fremdfinanzierungsbedingungen<br />

für innovative Unternehmen hin. Allerdings ist zu beachten, dass<br />

Innovationsaktivitäten in der Regel (zumindest mittelfristig) zu einer besseren Ertragslage<br />

beitragen, so dass dieser indirekte Ertragseffekt die entscheidende Größe für die günstigere<br />

Bonitätseinstufung sein könnte. Ebenfalls auf Basis von Daten aus dem MIP zeigte Czarnitzki<br />

(2006), dass die FuE-Aufwendungen von westdeutschen Unternehmen sowohl durch interne<br />

(Bruttoumsatzrendite) als auch externe (Bonitätseinstufung) Finanzierungsrestriktionen<br />

beeinflusst sind, während für ostdeutsche Unternehmen kein solcher Einfluss beobachtbar<br />

ist. Dort zeigte sich vielmehr ein starker positiver Einfluss der öffentlichen Förderung, die die<br />

Finanzierungsrestriktionen offenbar kompensierte.<br />

Ein wesentlicher Nachteil der Nutzung interner Mittel <strong>zur</strong> Finanzierung von Innovationsaktivitäten<br />

ist ihre tendenziell höhere Fluktuation zwischen den einzelnen Jahren sowie die Begrenztheit<br />

der verfügbaren internen Mittel. Beruht die Innovationsfinanzierung ausschließlich<br />

auf internen Mitteln, so ist die Fortführung von Innovationsaktivitäten in Zeiten eines niedrigen<br />

oder gar negativen Cashflows gefährdet, sofern nicht in den Vorjahren Finanzreserven<br />

(Rücklagen, Barreserven) angelegt wurden. Da jedoch kurzfristige Anpassungen des Umfangs<br />

von Innovationsprojekten nur zu hohen Kosten <strong>und</strong> mit negativen Rückwirkungen auf<br />

den Innovationsoutput möglich sind, kann eine ausschließliche Innenfinanzierung den Erfolg<br />

von Innovationsaktivitäten gefährden. Hinzu kommt, dass für bestimmte Innovationsaktivitäten<br />

kurzfristig hohe Kosten anfallen können (z. B. für die Anschaffung von Prozesstechnologie<br />

oder für umfangreiche Entwicklungs- <strong>und</strong> Testaktivitäten), die den verfügbaren Cashflow


Innovationsfinanzierung: Stand, Hindernisse, Perspektiven 107<br />

deutlich übersteigen. Im Fall einer reinen Innenfinanzierung von Innovationsaktivitäten ist<br />

daher anzunehmen, dass Unternehmen den Umfang ihrer Innovationsaktivitäten – vor allem<br />

längerfristig orientierte Komponenten wie FuE betreffend – niedriger halten, als <strong>zur</strong> Erreichung<br />

eines optimalen Outputs notwendig wäre, um hohe Anpassungskosten im Fall von<br />

Cashflow-Schwankungen zu vermeiden. 24<br />

2.4 Öffentliche Förderung von Innovationen.<br />

Öffentliche Förderungen für Innovationsprojekte in Form von Zuschüssen oder Kostenminderungen<br />

(z. B. von Steuern oder Abgaben) erhöhen den Cashflow der Unternehmen <strong>und</strong><br />

sind damit einer internen Finanzierungsquelle ähnlich. Der wesentliche Unterschied besteht<br />

allerdings in den compliance costs, die zum Erhalt einer öffentlichen Förderung entstehen.<br />

Diese sind abhängig von der Ausgestaltung des jeweiligen Programms <strong>und</strong> können direkte<br />

Kosten (Information über die Programmmerkmale, Erstellung eines Antrags, Suche <strong>und</strong> Einbindung<br />

von Kooperationspartnern, Einrichtung eines spezifischen Berichtswesens <strong>zur</strong> Erfüllung<br />

der Abrechnungs- <strong>und</strong> Controllinganforderungen) <strong>und</strong> Opportunitätskosten umfassen.<br />

Zu letzteren zählt z. B. die Wahl eines bestimmten Designs für ein Innovationsprojekt, um öffentliche<br />

Auflagen in Hinblick auf die eingesetzte Technologie, die Einbindung von Kooperationspartnern,<br />

die Laufzeit, den Projektumfang oder die Anwendung bestimmter Schutzmechanismen<br />

(z. B. Patente) zu erfüllen. Dies kann zu einem suboptimalen Projektdesign führen,<br />

<strong>und</strong> damit zu langfristig niedrigeren Erträgen im Fall einer erfolgreichen Projektumsetzung.<br />

Der Erhalt öffentlicher Fördermittel kann außerdem mit Veröffentlichungspflichten<br />

(z. B. Veröffentlichung des Projektantrags oder wichtiger Projektergebnisse) einhergehen<br />

<strong>und</strong> damit im Widerspruch zu den Strategien des Unternehmens zum Schutz seines geistigen<br />

Eigentums stehen. Schließlich ist die unter Umständen geringe Planbarkeit des Erhaltens<br />

von öffentlichen Fördermitteln ein Hemmnis für die Nutzung dieser Finanzierungsquelle.<br />

Hohe compliance costs, Veröffentlichungspflichten <strong>und</strong> die Unsicherheit über den Erhalt<br />

können dazu beitragen, dass Unternehmen auf staatliche Zuschüsse <strong>zur</strong> Finanzierung von<br />

Innovationsprojekten verzichten. Dabei sind jedoch deutliche Unterschiede in Abhängigkeit<br />

von der Ausgestaltung der Förderinstrumente zu erwarten. Zuschussprogramme auf Antragsbasis,<br />

die in Deutschland heute die vorherrschende Form der staatlichen Innovationsfinanzierung<br />

von Unternehmen darstellen, bieten einen hohen Beitrag zu den gesamten Kosten<br />

eines Innovationsprojektes (von bis zu 50 %) an, haben in der Regel jedoch vergleichsweise<br />

hohe compliance costs. Programme, die auf eine indirekte Förderung von Innovationskosten<br />

abzielen, indem sie eine Verringerung von Steuern oder Abgaben für innovativ tä-<br />

24 Vgl. Himmelberg <strong>und</strong> Petersen (1994).


108 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

tige Unternehmen vorsehen, sind in der Regel durch deutlich niedrigere compliance costs<br />

gekennzeichnet, tragen meist aber auch nur zu einem deutlich geringeren Teil der Gesamtkosten<br />

von Innovationsaktivitäten bei.<br />

2.5 Finanzierung von Innovationen <strong>und</strong> Unternehmensgröße.<br />

Die Finanzierung von Innovationen unterscheidet sich aus mehreren Gründen auch nach der<br />

Unternehmensgröße. Dies hängt mit unterschiedlichen Merkmalen von Innovationsaktivitäten<br />

in KMU 25 im Vergleich zu Großunternehmen sowie mit unterschiedlichen Effekten der<br />

einzelnen Finanzierungsformen auf die Innovations- <strong>und</strong> sonstigen Aktivitäten in KMU <strong>und</strong><br />

Großunternehmen zusammen. Hierbei sind folgende Punkte von Bedeutung. 26<br />

• Innovationsaktivitäten von KMU zeichnen sich durch stärker idiosynkratische Risiken<br />

27 aus, die aus einer Fokussierung von Innovationsaktivitäten auf Nischenmärkte<br />

oder k<strong>und</strong>enspezifische Lösungen resultieren. 28 Dadurch erhöht sich tendenziell die<br />

Informationsasymmetrie zwischen KMU <strong>und</strong> externem Kapitalgeber über Risiko <strong>und</strong><br />

Erfolgsaussichten von Innovationsprojekten, so dass die Kosten für externes Kapital<br />

zunehmen. Für junge Unternehmen, die einen vergleichsweise hohen Anteil unter<br />

den innovativ tätigen KMU ausmachen 29 , ist eine solche Beurteilung aufgr<strong>und</strong> des<br />

Fehlens einer Unternehmensgeschichte nochmals schwieriger.<br />

• KMU verfügen in der Regel über einen niedrigeren Bestand an Vermögenswerten,<br />

der als Sicherheit im Fall der Aufnahme von externem Kapital dienen kann. Dieser<br />

resultiert im Wesentlichen aus einer im Mittel geringeren Sachkapitalintensität der<br />

Produktion sowie eines geringeren durchschnittlichen Alters der Unternehmen.<br />

• Aufgr<strong>und</strong> von Mindestprojektgrößen <strong>und</strong> Mindestlaufzeiten von Innovationsprojekten<br />

ist der Finanzierungsbedarf für Innovationen in Relation <strong>zur</strong> Unternehmensgröße in<br />

KMU überproportional hoch. So liegt der Anteil der Innovationsaufwendungen am<br />

25<br />

Sofern nicht anders angegeben, sind KMU hier als Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten<br />

definiert.<br />

26 Vgl. Harhoff (1998).<br />

27 D.h. Risiken, die nur für ein bestimmtes Unternehmen gelten <strong>und</strong> nicht oder nur un<strong>zur</strong>eichend durch<br />

beobachtbare Merkmale des Unternehmens <strong>und</strong> seines Markt- <strong>und</strong> Technologieumfeldes abgebildet<br />

werden können.<br />

28 Vgl. Rammer, Peters, Schmidt, Aschhoff, Doherr <strong>und</strong> Niggermann (2005a), S. 116, <strong>zur</strong> Bedeutung<br />

verschiedener Innovationsstrategien in KMU <strong>und</strong> Großunternehmen.<br />

29 Vgl. Rammer (2004).


Innovationsfinanzierung: Stand, Hindernisse, Perspektiven 109<br />

Umsatz in innovativ tätigen Unternehmen mit weniger als 20 Beschäftigten bei knapp<br />

18 %, während er in innovativen Großunternehmen nur bei 7 % liegt (s. Grafik 2).<br />

unter 20 Beschäftigte<br />

20 bis 49 Beschäftigte<br />

50 bis 99 Beschäftigte<br />

100 bis 249 Beschäftigte<br />

250 bis 499 Beschäftigte<br />

500 bis 999 Beschäftigte<br />

1.000 bis 1.999 Beschäftigte<br />

2.000 bis 9.999 Beschäftigte<br />

10.000 <strong>und</strong> mehr Beschäftigte<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18<br />

Innovationsintensität: gesamte Innovationsaufwendungen in % des Umsatzes von Unternehmen mit positiven Innovationsaufwendungen.<br />

Quelle: MIP. – Berechnungen des ZEW. Mittelwerte der Nettostichprobe, Unternehmen ab 5 Beschäftigte.<br />

Grafik 2: Innovationsintensität von innovativ tätigen Unternehmen in Deutschland 2004 nach<br />

Beschäftigtengrößenklassen (in %)<br />

• Für eine Fremdfinanzierung von Innovationskosten bedeuten diese hohen Innovati-<br />

onsintensitäten in KMU, dass ein wesentlicher Teil der Unternehmensaktiva als Sicherheit<br />

bereitgestellt werden müsste. Ein Scheitern von Innovationsprojekten könnte,<br />

wenn auf diese Sicherheiten <strong>zur</strong>ückgegriffen wird, den Bestand des Unternehmens<br />

insgesamt gefährden. Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist für innovationsintensive KMU die<br />

Kreditfinanzierung von Innovationsprojekten eine wenig attraktive Option. 30<br />

• Innovationsprojekte von KMU haben trotz der im Mittel hohen Innovationsintensität<br />

einen vergleichsweise geringen absoluten Umfang. So gab im Jahr 2004 jedes zweite<br />

innovativ tätige Unternehmen mit weniger als 100 Beschäftigten 100.000 EUR oder<br />

weniger für Innovationsaktivitäten aus. Für innovativ tätige KMU insgesamt lag der<br />

Median der Innovationsaufwendungen bei etwa 150.000 EUR. Diese niedrigen Werte<br />

stellen für viele externe Kapitalgeber unterkritische Investitionssummen dar, da die<br />

Transaktionskosten eines solchen Investitionsprojektes rasch einen wesentlichen Anteil<br />

der gesamten zu erwartenden Erträge ausmachen. Gleichzeitig sind einer standardisierten<br />

Abwicklung von Innovationsfinanzierungen enge Grenzen gesetzt. Deshalb<br />

sind sowohl Kreditgeber wie Wagniskapitalgeber <strong>zur</strong>ückhaltend bei der Finanzierung<br />

von Innovationen in kleinen Unternehmen.<br />

30 Für eine formale Darstellung dieses Arguments vgl. Rammer, Licht <strong>und</strong> Beschorner (2005b), S. 32f.


110 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

• Die Belastung durch compliance costs der Nutzung öffentlicher Innovationsförderpro-<br />

gramme – soweit sie Zuschussprogramme auf Antragsbasis betreffen – ist in KMU<br />

tendenziell höher als in Großunternehmen, da diese zu einem guten Teil einmalige<br />

Lern- <strong>und</strong> Informationskosten sowie die Einrichtung einer spezifischen Infrastruktur<br />

(z. B. für die Projektabrechnung) umfassen. Gleichzeitig können KMU über diese<br />

Programme in der Regel deutlich höhere Anteile ihrer gesamten Innovationskosten<br />

abdecken als Großunternehmen (siehe Abschnitt 3.4).<br />

Diese Besonderheiten von Innovationsprozessen <strong>und</strong> ihrer Finanzierungsmöglichkeiten in<br />

KMU legen die Vermutung nahe, dass KMU <strong>zur</strong> Finanzierung von Innovationen überwiegend<br />

auf interne Mittel <strong>zur</strong>ückgreifen. Hao <strong>und</strong> Jaffe (1993) konnten für US-amerikanische Unternehmen<br />

einen solchen Effekt für kleine Unternehmen nachweisen. Eine Cashflow-basierte<br />

Innovationsfinanzierung kann allerdings wieder Rückwirkungen auf die Ausgestaltung der Innovationsprojekte<br />

haben. Sie legt ein Projektdesign nahe, dass eine kurzfristige, flexible Anpassung<br />

an die Finanzierungsmöglichkeiten erlaubt, um auf kurzfristige Schwankungen des<br />

Cashflows reagieren zu können. Dies schließt Vorkehrungen zum kurzfristigen Einstieg in<br />

bzw. Ausstieg aus Innovationsaktivitäten mit ein. Eine Untersuchung von Peters (2006) auf<br />

Basis des MIP kam zu einer deutlich geringeren Persistenz der Innovationsaktivitäten in<br />

KMU. Eine auf kurzfristige Anpassungen angelegte Innovationstätigkeit kann allerdings für<br />

die Hervorbringung radikaler Innovationen, die größere Forschungsanstrengungen <strong>und</strong> längere<br />

Projektlaufzeiten benötigen, hinderlich sein <strong>und</strong> die Wettbewerbsposition von KMU gegenüber<br />

Großunternehmen schwächen.<br />

3. Bedeutung unterschiedlicher Finanzierungsformen für Innovationen.<br />

Informationen <strong>zur</strong> Finanzierung von Innovationen in deutschen Unternehmen liegen nur in<br />

sehr begrenztem Umfang vor. Dies hängt mit der gr<strong>und</strong>sätzlichen Schwierigkeit zusammen,<br />

die Finanzierungsquellen von Innovationen innerhalb eines Unternehmens zu bestimmen.<br />

Denn Unternehmen stellen in der Regel - darauf deuten Interviews mit Unternehmen immer<br />

wieder hin - keine spezifischen Finanzierungspläne für einzelne Innovationsprojekte auf, insbesondere<br />

wenn Innovationsprojekte einen hohen Anteil an laufenden Kosten (Personal- <strong>und</strong><br />

Sachaufwendungen) aufweisen. Vielmehr werden Budgetmittel für Innovationsprojekte meist<br />

im Rahmen einer Finanzplanung für das gesamte Unternehmen reserviert, ohne dass diesen<br />

bestimmte Finanzierungsquellen zugeordnet sind. Dadurch entspricht die Finanzierung von<br />

Innovationsprojekten der Finanzierung des Unternehmens insgesamt. Diese setzt sich üblicherweise<br />

aus einem Mix von internen <strong>und</strong> externen Mitteln zusammen. Eine gesonderte Finanzplanung<br />

für Innovationsprojekte ist am ehesten dann anzutreffen, wenn die Innovationsaktivitäten<br />

überwiegend Sachkapitalinvestitionen umfassen oder wenn eigene rechtliche Ein-


Innovationsfinanzierung: Stand, Hindernisse, Perspektiven 111<br />

heiten <strong>zur</strong> Durchführung bestimmter Innovationsaktivitäten gegründet werden (sogenannte<br />

special purpose vehicles). Letzteres ist vor allem bei großen Unternehmen anzutreffen, wenn<br />

Technologien, die mit hoher Unsicherheit behaftet sind, entwickelt werden sollen.<br />

Im Folgenden werden unter Nutzung verschiedener Datenquellen einige Hinweise <strong>zur</strong> Situation<br />

der Innovationsfinanzierung von Unternehmen in Deutschland zusammengetragen. Zunächst<br />

wird auf das Verhältnis von Eigen- zu Fremdfinanzierung <strong>und</strong> die Determinanten der<br />

Fremdkapitalfinanzierung von Innovationen eingegangen. Hierfür werden Daten aus einer<br />

aktuellen Welle des IAB-Betriebspanels genutzt. Danach wird die Rolle des Gewinns <strong>zur</strong> Finanzierung<br />

von Innovationen untersucht, wobei die Frage nach sich selbst verstärkenden<br />

Prozessen durch positive Effekte von erfolgreichen Innovationsaktivitäten auf die Gewinne<br />

(<strong>und</strong> damit auf zunehmende Unterschiede in den internen Finanzierungsmöglichkeiten von<br />

Innovationen in innovativen <strong>und</strong> nicht innovativen Unternehmen) im Zentrum steht. Hierfür<br />

werden aktuelle Daten aus dem Mannheimer Innovationspanel des ZEW herangezogen. Die<br />

Bedeutung von Wagniskapital für die Finanzierung von Innovationsaktivitäten wird auf Basis<br />

von aggregierten Daten zum deutschen Wagniskapitalmarkt <strong>und</strong> der Relation von Wagniskapitalinvestitionen<br />

zu den gesamten Innovationsaktivitäten analysiert. Schließlich werden<br />

noch einige Informationen <strong>zur</strong> Rolle öffentlicher Fördermittel für die Finanzierung von Innovationen<br />

dargestellt.<br />

3.1 Innovationsfinanzierung über Eigen- <strong>und</strong> Fremdmittel.<br />

Trotz dieser gr<strong>und</strong>sätzlichen Schwierigkeiten wurde im Rahmen des Betriebspanels des Instituts<br />

für Arbeitsmarkt- <strong>und</strong> Berufsforschung (IAB) im Jahr 2004 eine Frage <strong>zur</strong> Finanzierung<br />

von Innovationsaktivitäten aufgenommen. Dabei wurde gefragt, ob Innovationsaktivitäten<br />

ausschließlich aus internen Mitteln, ausschließlich aus externen Mitteln oder sowohl aus internen<br />

als auch aus externen Mitteln finanziert wurden. Referenzzeitraum waren die Innovationsaktivitäten<br />

des Jahres 2003. Im Durchschnitt aller innovativ tätigen Betriebe mit sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten in Deutschland finanzierten 59 % Innovationsaktivitäten<br />

ausschließlich aus internen Quellen, 36 % verwendeten sowohl interne als auch externe<br />

Quellen, <strong>und</strong> 5 % nutzten ausschließlich Fremdkapital (s. Tabelle 1). Differenziert nach Beschäftigtengrößenklassen<br />

zeigt sich tendenziell der erwartete Zusammenhang: Kleine Betriebe<br />

mit weniger als 50 Beschäftigten weisen den höchsten Anteil mit einer reinen Innenfinanzierung<br />

auf (62 %), während Großbetriebe am häufigsten auch Fremdmittel nutzen<br />

(50 %). Unter den KMU findet sich allerdings auch ein etwas höherer Anteil von Betrieben,<br />

die ausschließlich auf eine Fremdfinanzierung <strong>zur</strong>ückgreifen. Dies kann darauf <strong>zur</strong>ückgeführt<br />

werden, dass sich unter den Großbetrieben zum einen kaum welche finden, denen keinerlei<br />

Innenfinanzierungsmittel <strong>zur</strong> Verfügung stehen, sodass hier auch im Fall einer überwiegenden<br />

Fremdfinanzierung ein Einsatz von internen Mitteln zumindest in einem geringen Aus-


112 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

maß wahrscheinlich ist. Hinzu kommt, dass Großbetriebe eine größere Zahl unterschiedlicher<br />

Innovationsprojekte gleichzeitig durchführen als KMU. Dadurch steigt auch die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass für die Finanzierung von zumindest einem dieser Projekte auch Eigenmittel<br />

herangezogen werden.<br />

Tabelle 1: Innen- <strong>und</strong> Fremdfinanzierung von Innovationen in Betrieben Deutschlands im Jahr<br />

2003 nach Betriebsmerkmalen (Anteile in %)<br />

Form der Innovationsfinanzierung<br />

nur Innenfinanzierung<br />

Innen- <strong>und</strong><br />

Fremdfinanzierung<br />

nur Fremdfinanzierung<br />

Betriebsgröße<br />

bis 49 Beschäftigte 62,2 32,8 5,0<br />

50 bis 99 Beschäftigte 51,9 43,1 4,9<br />

100 bis 249 Beschäftigte 54,6 41,1 4,3<br />

250 bis 499 Beschäftigte 52,6 41,2 6,2<br />

500 <strong>und</strong> mehr Beschäftigte 50,2 46,0 3,8<br />

Sektor<br />

verarbeitendes Gewerbe 49,9 44,3 5,8<br />

sonstige Produktionssektoren (inkl. Landwirtschaft) 53,8 42,4 3,8<br />

wissensintensive (gewerbliche) Dienstleistungen 74,5 22,3 3,2<br />

sonstige (gewerbliche) Dienstleistungen 56,7 <strong>37</strong>,5 5,8<br />

öffentliche Dienstleistungen (inkl. Erziehung, Ges<strong>und</strong>heit) 65,5 29,4 5,1<br />

Art der Innovationstätigkeit<br />

mit Produktinnovationen 56,8 38,8 4,4<br />

ohne Produktinnovationen 60,7 34,0 5,3<br />

mit eigener FuE 58,7 38,0 3,3<br />

ohne eigene FuE 59,1 35,8 5,1<br />

Investitionen in Sachkapital<br />

Ja 60,8 34,6 4,6<br />

Nein 55,9 38,6 5,6<br />

Rechtsform<br />

Einzelunternehmen 60,4 34,0 5,6<br />

Personengesellschaft 55,6 38,8 5,6<br />

GmbH 55,5 39,9 4,6<br />

Aktiengesellschaft 66,0 31,2 2,8<br />

Körperschaften öffentlichen Rechts 64,6 32,8 2,7<br />

Sonstige (Verein, Genossenschaft etc.) 67,3 30,2 2,5<br />

Ertragslage<br />

sehr gut 71,2 22,3 6,5<br />

Gut 65,0 32,5 2,4<br />

Befriedigend 57,9 26,5 5,6<br />

Ausreichend 57,5 <strong>37</strong>,2 5,3<br />

mangelhaft 52,2 40,8 7,0<br />

Gesamt 59,1 36,0 4,9<br />

Quelle: IAB-Betriebspanel, Befragung 2004. – Berechnungen des ZEW. Alle Werte sind hochgerechnet auf die Gr<strong>und</strong>gesamtheit<br />

der Betriebe mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland.<br />

Die Bedeutung von Sicherheiten für die Nutzung von Fremdfinanzierungsmitteln zeigt sich an<br />

der Verteilung der drei Finanzierungsformen nach Sektorgruppen: Im verarbeitenden Gewerbe,<br />

dessen Betriebe in der Regel über einen recht hohen Sachkapitalbestand in Relation<br />

zum Umsatz verfügen, ist der Anteil der innovativen Betriebe mit zumindest teilweiser<br />

Fremdfinanzierung von Innovationen deutlich über dem Durchschnitt (50 %), während in den<br />

wissensintensiven Dienstleistungen, in denen eine humankapitalintensive Produktion vor-


Innovationsfinanzierung: Stand, Hindernisse, Perspektiven 113<br />

herrscht, nur ein Viertel der innovativen Betriebe auch Fremdkapital <strong>zur</strong> Finanzierung von In-<br />

novationen einsetzt.<br />

Die Daten des IAB erlauben bedauerlicherweise nicht, den Umfang der Innovationsaktivitäten<br />

zu kontrollieren, da keine Informationen über die Zusammensetzung der Innovationsaufwendungen<br />

vorliegen. Die einzigen verfügbaren Hinweise auf die Art der Innovationstätigkeit<br />

sind Informationen <strong>zur</strong> Einführung von Produktinnovationen (differenziert nach drei Typen)<br />

sowie das Vorliegen einer FuE-Aktivität. Unter den Betrieben mit Produktinnovationen befindet<br />

sich ein etwas höherer Anteil, der auch Fremdkapital nutzt. Hinsichtlich der FuE-Tätigkeit<br />

zeigt sich kein Zusammenhang.<br />

Innovativ tätige Betriebe, die in der gleichen Periode auch Sachkapitalgüter angeschafft haben,<br />

weisen einen höheren Anteil ausschließlicher Innenfinanzierung von Innovationen auf.<br />

Dies ist überraschend, da Sachkapitalinvestitionen als ein Indikator für die Verfügbarkeit von<br />

Sicherheiten für Bankkredite gewertet werden können. Differenziert nach der Rechtsform ist<br />

ein überproportionaler Anteil von Betrieben mit einer zumindest teilweisen Fremdfinanzierung<br />

von Innovationsaktivitäten in der Gruppe der Personengesellschaften <strong>und</strong> der haftungsbeschränkten<br />

Kapitalgesellschaften zu finden.<br />

Der stärkste Zusammenhang mit der Form der Innovationsfinanzierung zeigt sich für die Ertragslage.<br />

71 % der innovativ tätigen Betriebe, die nach Selbsteinschätzung im Jahr 2003 eine<br />

sehr gute Ertragslage hatten, finanzierten ihre Innovationsvorhaben ausschließlich aus<br />

Eigenmitteln. Unter den Betrieben mit einer mangelhaften Ertragslage finden sich nur 52 %,<br />

die ausschließlich innenfinanziert Innovationsaktivitäten betrieben. Interessant ist, dass sich<br />

unter den besonders profitablen Betrieben auch ein relativ hoher Anteil mit reiner Fremdfinanzierung<br />

findet. Hier kann vermutet werden, dass die günstige Ertragslage auch zu günstigen<br />

Fremdfinanzierungskonditionen führte, so dass Fremdfinanzierung die kostengünstigere<br />

Alternative im Vergleich <strong>zur</strong> Innenfinanzierung darstellte.<br />

Zur Beurteilung der Bedeutung der verschiedenen beobachtbaren Einflussfaktoren der Finanzierungsform<br />

von Innovationen wurde ein multinominales Logitmodell geschätzt. Die Ergebnisse<br />

bestätigen die meisten der oben dargestellten bivariaten Zusammenhänge (s.<br />

Tabelle 2): Die Unternehmensgröße hat einen positiven Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit,<br />

Fremdfinanzierungsmittel zu nutzen. Allerdings ist dieser Einfluss nicht linear: Bis zu einer<br />

Unternehmensgröße von knapp 300 Beschäftigten steigt die Wahrscheinlichkeit einer zumindest<br />

teilweisen Fremdfinanzierung an, danach nimmt sie mit zunehmender Beschäftigtenzahl<br />

jedoch wieder ab. Für das Vorhandensein einer FuE-Aktivität ergibt sich auch im<br />

multivariaten Modell kein statistisch signifikanter Einfluss auf die Finanzierungsform von Innovationen.<br />

Dieses Ergebnis steht im Widerspruch <strong>zur</strong> theoretisch abgeleiteten Erwartung,


114 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

dass mit steigender Risikoexposition von Innovationsaktivitäten eine Fremdkapitalfinanzierung<br />

unattraktiver wird. Allerdings ist zu beachten, dass das Maß für FuE-Aktivitäten sehr<br />

grob ist <strong>und</strong> vermutlich sehr unterschiedlich risikobehaftete Aktivitäten umfasst, zumal der<br />

Fragebogen keine Definition von FuE enthält, sodass es an der Selbsteinschätzung der befragten<br />

Betriebsleiter lag, ob sie sich als FuE-aktiv betrachteten.<br />

Für Betriebe, die in den Jahren 2002 <strong>und</strong> 2003 Produktinnovationen eingeführt hatten, zeigen<br />

die Schätzergebnisse eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine Mischfinanzierung aus<br />

Eigenmitteln <strong>und</strong> Fremdkapital. Die Investitionsintensität, die die Investitionen des Jahres<br />

2003 in Relation <strong>zur</strong> Beschäftigtenzahl setzt <strong>und</strong> als ein Maß für die Sachkapitalintensität interpretiert<br />

wird, zeigt den erwarteten positiven Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit einer<br />

Fremdfinanzierung von Innovationen. Die Exportorientierung von innovativen Betrieben übt<br />

dagegen keinen Einfluss auf die Finanzierungsform aus.<br />

Tabelle 2: Determinanten der Finanzierungsform von Innovationen in Betrieben Deutschlands<br />

im Jahr 2003: Schätzergebnisse eines multinomialen Logitmodells<br />

Referenz: Reine Innenfinanzierung Innen- <strong>und</strong> Fremdfinanzierung Reine Fremdfinanzierung<br />

Koeffizient z-Wert Koeffizient z-Wert<br />

ln(Beschäftigtenzahl) 0,<strong>37</strong>2 5,47 *** 0,512 3,29 ***<br />

ln(Beschäftigtenzahl) 2 -0,033 -4,03 *** -0,045 -2,<strong>37</strong> **<br />

FuE-Aktivitäten -0,054 -0,25 -0,607 -0,99<br />

Produktinnovator mit FuE-Aktivitäten 0,194 0,87 0,408 0,64<br />

Produktinnovator 0,144 2,27 ** -0,085 -0,59<br />

Investitionsintensität (Investitionen/Beschäftigten)<br />

10,622 3,77 *** 10,926 3,44 ***<br />

Exportanteil<br />

Ertragslage (Referenz: sehr gut)<br />

0,066 0,42 -0,570 -1,28<br />

Gut -0,031 -0,22 0,119 0,27<br />

Befriedigend 0,220 1,57 0,907 2,10 **<br />

Ausreichend 0,281 1,94 * 0,961 2,19 **<br />

Mangelhaft 0,287 1,91 * 1,397 3,18 ***<br />

Anzahl Beobachtungen 6.402<br />

Pseudo R 2 0,054<br />

Im Modell wurden außerdem Indikatorvariablen für die Branchenzugehörigkeit (WZ-Zweisteller), die Rechtsform, die Eigentümerstruktur<br />

(Betriebe mit/ohne Mehrheitseigentümer) sowie der organisatorische Status des Betriebs (Zentrale/Hauptverwaltung,<br />

Niederlassung/Filiale) berücksichtigt.<br />

***signifikant auf dem 1 %-Niveau, **signifikant auf dem 5 %-Niveau, *signifikant auf dem 10 %-Niveau<br />

Quelle: IAB-Betriebspanel, Befragung 2004. – Berechnungen des ZEW.<br />

Für die Ertragslage zeigt sich auch im multivariaten Zusammenhang ein negativer Effekt auf<br />

die Wahrscheinlichkeit einer Fremdkapitalfinanzierung von Innovationen. Dieser ist für eine<br />

reine Fremdfinanzierung deutlich stärker als für eine gemischte Finanzierung aus Eigen- <strong>und</strong><br />

Fremdmitteln. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass Betriebe eine Innenfinanzierung von<br />

Innovationsaktivitäten präferieren. Erlaubt es die Ertragslage, so werden Innovationsprojekte<br />

häufig ausschließlich aus Eigenmitteln finanziert. Im Fall einer ungünstigen Ertragslage wird<br />

(muss?) verstärkt auf - vermutlich teureres - Fremdkapital <strong>zur</strong>ückgegriffen werden. Dieses<br />

Resultat stimmt mit dem anderer Untersuchungen überein. Czarnitzki <strong>und</strong> Kraft (2004a) zeig-


Innovationsfinanzierung: Stand, Hindernisse, Perspektiven 115<br />

ten, dass der Verschuldungsgrad (Verhältnis von Fremdkapital <strong>zur</strong> Bilanzsumme) Patentaktivitäten<br />

negativ beeinflusst. Müller <strong>und</strong> Zimmermann (2005) weisen einen positiven Effekt der<br />

Eigenkapitalquote auf die FuE-Intensität nach.<br />

Anhand der Daten des IAB wurde in einem zweiten Schritt getestet, ob die Form der Innovationsfinanzierung<br />

einen Einfluss auf den Innovationserfolg ausübt. Innovationserfolg wurde<br />

dabei über den Umsatzanteil gemessen, der mit verschiedenen Kategorien von neuen Produkten<br />

im Jahr 2003 erzielt wurde. Die Schätzergebnisse zeigten jedoch durchweg keinen<br />

statistisch signifikanten Einfluss der Form der Innovationsfinanzierung. Dieses Ergebnis sollte<br />

jedoch nicht zu weitreichend interpretiert werden, als eine Querschnittsschätzung <strong>zur</strong> Untersuchung<br />

einer solchen Frage nur sehr eingeschränkt geeignet ist. Denn die aktuellen Innovationserfolge<br />

gehen mit großer Wahrscheinlichkeit nicht auf die aktuell betriebenen Innovationsprojekte,<br />

sondern auf die früherer Perioden <strong>zur</strong>ück. Über die Finanzierung dieser früheren<br />

Innovationsaktivitäten liegen jedoch keine Informationen vor. Dass diese in gleicher<br />

Form finanziert wurden wie die aktuellen ist insofern nicht zwingend, als die Form der Innovationsfinanzierung<br />

offensichtlich stark von der Ertragslage der Betriebe abhängt, <strong>und</strong> diese<br />

sich kurzfristig merklich ändern kann.<br />

3.2 Innovationsfinanzierung <strong>und</strong> Unternehmensgewinne.<br />

Die große Bedeutung der Innenfinanzierung von Innovationen legt die Vermutung nahe, dass<br />

die Höhe der Unternehmensgewinne auf die Innovationsaktivitäten der Folgeperioden einen<br />

merklichen Einfluss ausübt. Theoretische Modelle lassen erwarten, dass Unternehmen bemüht<br />

sind, einen bestimmten Sockelbetrag an Innovationsaktivitäten zu halten den sie auch<br />

im Fall einer (vorübergehend) sehr ungünstigen Ertragssituation nicht unterschreiten, um hohe<br />

Anpassungskosten bei einer späteren erneuten Ausweitung zu vermeiden. Erhöht sich<br />

der Gewinn (oder Cashflow) über ein bestimmtes Maß, werden die zusätzlich verfügbaren<br />

Mittel in risikoträchtige, zusätzliche Projekte investiert, d. h. die Innovationsaufwendungen<br />

steigen. Ein Rückgang des Gewinns auf oder unter das langfristige Zielmaß würde zu einer<br />

entsprechenden Einschränkung dieser zusätzlichen Innovationsmittel führen.<br />

Um zu prüfen, ob ein solcher Mechanismus tatsächlich dominierend für das Innovationsverhalten<br />

der Unternehmen in Deutschland ist, wären Paneldaten zu Innovationsaufwendungen<br />

<strong>und</strong> Gewinnen über einen längeren Zeitraum notwendig, die jedoch nicht vorliegen. Allerdings<br />

kann auf Basis von Daten aus dem MIP der kurzfristige Einfluss der Umsatzrendite auf<br />

die Bereitschaft, Innovationsaktivitäten vorzunehmen, sowie auf die Höhe der für Innovationsprojekte<br />

bereitgestellten Mittel untersucht werden. Dabei zeigt sich für die Industrieunternehmen,<br />

dass von der Höhe der Umsatzrendite des Vorjahres kein Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit<br />

ausgeht, im Folgejahr Innovationsprojekte durchzuführen (s. Tabelle 3). Dieses


116 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

Ergebnis ist insofern nicht überraschend, als sich Entscheidungen <strong>zur</strong> Durchführung von Innovationsaktivitäten<br />

aufgr<strong>und</strong> der in der Industrie relativ hohen Einstiegsbarrieren (Fixkosteneffekte)<br />

nicht an der kurzfristigen Renditesituation orientieren dürften, sondern an strategischen<br />

Entscheidungen <strong>zur</strong> Marktpositionierung <strong>und</strong> Wettbewerbsstrategie. Allerdings zeigt<br />

sich ein positiver Einfluss der Umsatzrentabilität des Jahres 2003 auf die Höhe der Innovationsaufwendungen<br />

des Jahres 2004 (s. Tabelle 3, rechter Teil). Dieser gilt allerdings nur für<br />

eine hohe Umsatzrentabilität von 10 % oder mehr.<br />

Neben dem Einfluss des Unternehmensgewinns auf die Höhe der Innovationsaufwendungen<br />

ist auch ein umgekehrter Einfluss zu erwarten: Denn erfolgreiche Produktinnovationen – insbesondere<br />

wenn es sich um originäre Innovationen <strong>und</strong> nicht um Nachahmerprodukte handelt<br />

– sollten den Innovatoren (vorübergehende) Monopolpositionen in den Absatzmärkten<br />

<strong>und</strong> dadurch höhere Gewinne verschaffen. Erfolgreiche Prozessinnovationen, sofern sie auf<br />

rationellere Verfahren abzielen, sollten mit niedrigeren Stückkosten einhergehen, die den<br />

Prozessinnovatoren bei einem gegebenen Marktpreis eine höhere Gewinnspanne versprechen.<br />

Tabelle 3: Determinanten der Innovationsintensität im verarbeitenden Gewerbe Deutschlands<br />

im Jahr 2004<br />

Innovationsaktivität Innovationsintensität<br />

Umsatzrentabilität (Referenz: unter 2 %)<br />

2 bis unter 7 % 0,033 -0,007<br />

7 bis unter 10 % 0,026 -0,014<br />

10 % <strong>und</strong> mehr 0,029 0,021 **<br />

ln(Beschäftigtenzahl) 0,071 *** -0,013<br />

Exportintensität 0,112 ** 0,047 ***<br />

ln(Arbeitsproduktivität) 0,022 -<br />

Herfindahl-Index der Branchenkonzentration 0,010 -0,003<br />

Wettbewerbskennzeichen: Preiswettbewerb -0,062 -0,018 ***<br />

Wettbewerbskennzeichen: Qualitätswettbewerb 0,052 * 0,002<br />

Wettbewerbskennzeichen: technischer Vorsprung 0,130 *** 0,029 ***<br />

Anzahl der Hauptkonkurrenten 6-15 -0,017 -0,019 **<br />

Anzahl der Hauptkonkurrenten >15 -0,007 -0,010<br />

multinationale Unternehmensgruppe 0,030 -0,016<br />

nationale Unternehmensgruppe 0,065 * -0,026<br />

Unternehmenssitz in Ostdeutschland 0,041 0,032 ***<br />

Schätzungen basieren auf einem Heckman-Modell. Dargestellt sind die marginalen Effekte auf die Wahrscheinlichkeit Innovationsaktivitäten<br />

im Jahr 2004 durchzuführen <strong>und</strong> marginale Effekt auf die Innovationsintensität gegeben, dass Innovationsaktivitäten<br />

durchgeführt werden. Im Modell wurden außerdem Indikatorvariablen für die Branchenzugehörigkeit (WZ-Zweisteller) berücksichtigt.<br />

Anzahl der Hauptkonkurrenten: Referenzgruppe sind 0-5 Hauptkonkurrenten.<br />

***signifikant auf dem 1 %-Niveau, **signifikant auf dem 5 %-Niveau, *signifikant auf dem 10 %-Niveau.<br />

Quelle: MIP, Befragung 2005. – Berechnungen des ZEW.<br />

Dieser positive Effekt von Innovationen auf die Ertragssituation zeigt sich auch anhand des<br />

Einflusses von erfolgreich eingeführten Innovationen der Jahre 2002 bis 2004 auf die Umsatzrentabilität<br />

des Jahres 2004. Wie bereits in Rammer et al. (2005a, Tab. 24, 25) anhand<br />

der Daten für den Zeitraum 2000-2002 gezeigt, gilt dies zum einen für die Gruppe der Innovatoren<br />

insgesamt, d. h. Unternehmen, die erfolgreich neue Produkte <strong>und</strong>/oder neue Prozesse<br />

einführen konnten, erzielen ceteris paribus höhere Umsatzrenditen. Für einzelne Innovationsindikatoren<br />

zeigen sich für den Zeitraum 2002-2004 aber zum Teil andere Ergebnis-


Innovationsfinanzierung: Stand, Hindernisse, Perspektiven 117<br />

se. Waren in der Periode 2000-2002 insbesondere Produktneuheiten von entscheidender<br />

Bedeutung für die Umsatzrendite im Jahr 2002, so sind es in der Periode 2002-2004 vor allem<br />

Prozessinnovationsaktivitäten, die zu einem signifikant höheren Unternehmenserfolg im<br />

Jahr 2004 beitragen (s. Tabelle 4). Dabei muss berücksichtigt werden, dass der Effekt noch<br />

unterschätzt wird, da ein Teil der Nicht-Innovatoren in der jeweiligen Periode bis Ende 2004<br />

bereits aus dem Markt ausgeschieden sein dürfte (hier wird nur die Umsatzrentabilität der<br />

überlebenden Unternehmen betrachtet). Der stärkere Effekt von Prozess- gegenüber Produktinnovationen<br />

könnte eine Folge der konjunkturellen Lage sein: Die schwache Nachfrageentwicklung<br />

<strong>und</strong> der scharfe Preiswettbewerb in der Folge der Rezession von 2001<br />

schränkt die Möglichkeit für Produktinnovatoren, höhere Preise im Vergleich zu den bereits<br />

im Markt angebotenen Produkten durchzusetzen, merklich ein. Unternehmen, die mit Hilfe<br />

von Prozessinnovationen Kostenvorteile erzielen konnten, sind in einem solchen Umfeld eher<br />

in der Lage, ihre Gewinne zu steigern.<br />

Tabelle 4: Determinanten der Umsatzrendite von Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe<br />

Deutschlands im Jahr 2004: Parameterschätzwerte eines geordneten Probitmodells mit bekannten<br />

Schwellenwerten (Parameterschätzwerte)<br />

Betrachtete Innovationsvariablen<br />

keine Innovationsaktivitäten allgemein<br />

Innovationsausrichtung<br />

Innovator – 0,746 *** – – –<br />

Innovator mit FuE – – 0,621 ** – –<br />

Innovator ohne FuE – – 1,001 *** – –<br />

Nur Produktinnovator – – – 0,225 –<br />

Nur Prozessinnovator – – – 1,196 *** –<br />

Produkt- <strong>und</strong> Prozessinnovator – – – 1,002 *** –<br />

Nur Produktinnovator mit FuE – – – – -0,078<br />

Nur Produktinnovator ohne FuE – – – – 1,009 *<br />

Nur Prozessinnovator mit FuE – – – – 0,583<br />

Nur Prozessinnovator ohne FuE – – – – 1,742 ***<br />

Produkt- <strong>und</strong> Prozessinnovator mit FuE – – – – 1,118 ***<br />

Produkt- <strong>und</strong> Prozessinnovator ohne FuE<br />

Quantitative Variablen:<br />

– – – – 0,010<br />

ln(Beschäftigtenzahl)<br />

ln(Beschäftigtenzahl)<br />

– -1,281 *** -1,278 *** -1,254 *** -1,169 ***<br />

2 – 0,121 *** 0,122 *** 0,115 *** 0,106 ***<br />

ln(Arbeitsproduktivität) – 0,785 *** 0,785 *** 0,806 *** 0,792 ***<br />

Exportintensität – 1,072 * 1,131 * 1,063 1,048<br />

ln(Kapitalintensität) – 0,046 0,052 0,035 0,049<br />

Beschäftigtenanteil v. Hochschulabsolv. – -0,873 -0,792 -0,749 -0,614<br />

Diversifizierungsgrad – -0,127 -0,121 -0,129 -0,130<br />

Herfindahl-Index (3-Steller-Ebene)<br />

Qualitative Variablen:<br />

0,266 0,265 0,263 0,246<br />

Wettbewerbsform: Preiswettbewerb -1,428 *** -1,442 *** -1,438 *** -1,436 ***<br />

Wettbewerbsform: Qualitätswettbewerb 0,122 0,123 0,104 0,100<br />

Anzahl der Hauptkonkurrenten 6-15 -0,925 *** -0,925 *** -0,934 *** -0,926 ***<br />

Anzahl der Hauptkonkurrenten >15 -1,048 *** -1,051 *** -1,074 *** -1,057 ***<br />

multinationale Unternehmensgruppe – 0,519 0,530 0,507 0,535<br />

nationale Unternehmensgruppe – -0,194 -0,184 -0,189 -0,197<br />

Unternehmenssitz in Ostdeutschland – 0,244 0,257 0,223 0,256<br />

Konstante 4,671 *** 9,348 *** 9,356 *** 9,414 *** 9,263 ***<br />

Im Modell wurden außerdem Indikatorvariablen für die Branchenzugehörigkeit (WZ-Zweisteller) berücksichtigt. Anzahl der<br />

Hauptkonkurrenten: Referenzgruppe sind 0-5 Hauptkonkurrenten.<br />

***signifikant auf dem 1 %-Niveau, **signifikant auf dem 5 %-Niveau, *signifikant auf dem 10 %-Niveau.<br />

Quelle: MIP, Befragung 2005. – Berechnungen des ZEW.


118 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

Innerhalb der Gruppen der Produkt- <strong>und</strong> Prozessinnovatoren zeigen sich erwartungsgemäß<br />

große Unterschiede in der Gewinnwirkung in Abhängigkeit der konkreten Stoßrichtung von<br />

Innovationen. Marktneuheiten üben einen positiven Einfluss aus, während von Nachahmerprodukten<br />

kein eigenständiger Gewinnbeitrag ausgeht (s. Tabelle 5). Diese Effekte sind 2002<br />

<strong>und</strong> 2004 sehr ähnlich. Den höchsten Beitrag <strong>zur</strong> Umsatzrendite können Prozessinnovatoren<br />

realisieren, die ausschließlich auf Kostensenkungsmaßnahmen gesetzt haben. Prozessinnovationen,<br />

die weder zu niedrigeren Stückkosten noch zu einer Qualitätsverbesserung führen,<br />

leisten keinen Beitrag zu einer höheren Umsatzrendite.<br />

Tabelle 5: Einfluss der Produktions- <strong>und</strong> Prozessinnovationsausrichtung auf die Umsatzrendite<br />

von Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe Deutschlands 2002 <strong>und</strong> 2004 (Parameterschätzwerte) <br />

ProduktinnovationsProzessinnovationsausrichtungausrichtung<br />

2002 2004 2002 2004<br />

Marktneuheiten mit Sortimentsneuheiten 1,204 *** 0,949 ** – –<br />

Marktneuheiten ohne Sortimentsneuheiten 1,118 ** 1,143 ** – –<br />

Imitationen mit Sortimentsneuheiten 0,070 0,210 – –<br />

Imitationen ohne Sortimentsneuheiten 0,603 0,465 – –<br />

Kostenreduktion <strong>und</strong> Qualitätsverbesserung – 0,686 * 0,998 ***<br />

Kostenreduktion ohne Qualitätsverbesserung – 0,264 1,687 ***<br />

Qualitätsverbesserung ohne Kostenreduktion<br />

weder Kostenreduktion noch Qualitätsverbesse-<br />

– 0,<strong>37</strong>7 1,233 **<br />

rung – 0,017 0,626<br />

Schätzungen basieren auf einem geordneten Probitmodell mit bekannten Schwellenwerten. Weitere im Modell berücksichtigte<br />

Variablen (nicht dargestellt): Mit Ausnahme der Innovationsvariablen gingen die gleichen erklärenden Variablen in die Schätzung<br />

ein wie in Tabelle 3. In der Schätzung des Einflusses der Produkt- bzw. Prozessinnovationsausrichtung wurde zusätzlich<br />

eine Indikatorvariable für nur Prozess- bzw. nur Produktinnovationen berücksichtigt.<br />

***signifikant auf dem 1 %-Niveau, **signifikant auf dem 5 %-Niveau, *signifikant auf dem 10 %-Niveau.<br />

Quelle: MIP, Befragung 2005, sowie Rammer et al. (2005, 244). – Berechnungen des ZEW.<br />

Innovatoren, die FuE betreiben <strong>und</strong> somit Innovationsprojekte mit tendenziell höherem technologischen<br />

Risiko betreiben, erzielten im Jahr 2004 eine niedrigere Umsatzrendite als Innovatoren<br />

ohne FuE (s. Tabelle 4). Dies war 2002 noch umgekehrt gewesen. Ein positiver Effekt<br />

der FuE-Tätigkeit zeigt sich nur für jene Innovatoren, die gleichzeitig Produkt- <strong>und</strong> Prozessinnovationen<br />

eingeführt haben. Im Jahr 2002 ergaben sich die höchsten Effekte von<br />

FuE-Aktivitäten für Unternehmen, die nur Prozessinnovationen oder die nur Produktinnovationen<br />

eingeführt hatten. Dies bedeutet, dass <strong>zur</strong> Erzielung von kurzfristigen Gewinneffekten<br />

aus FuE-Aktivitäten aktuell eine komplexere Innovationstätigkeit notwendig ist, die sowohl<br />

<strong>zur</strong> Hervorbringung von „radikalen“ Produktinnovationen als auch <strong>zur</strong> Realisierung von effizienteren<br />

Produktionsverfahren führt. Generell deuten die Ergebnisse auf niedrigere Gewinnbeiträge<br />

von FuE-Aktivitäten hin, was Rückwirkungen auf die Finanzierungssituation von<br />

FuE-aktiven Unternehmen hat.<br />

Insgesamt zeigt sich eine positive Wechselwirkung zwischen Innovationen <strong>und</strong> Rendite, sofern<br />

die Innovationsaktivitäten von Erfolg gekrönt sind. Dies bedeutet, dass es für erfolgreiche<br />

Innovatoren tendenziell einfacher ist, ihre künftigen Innovationsprojekte aus eigener


Innovationsfinanzierung: Stand, Hindernisse, Perspektiven 119<br />

Kraft zu finanzieren. Nicht innovationsaktive sowie erfolglos innovierende Unternehmen sehen<br />

sich dagegen tendenziell einer ungünstigeren Ertragslage gegenüber, die auch die Finanzierung<br />

von Innovationen erschwert.<br />

Dieser Zusammenhang zeigt, dass für Unternehmen deutliche Anreize bestehen, in Innovationen<br />

zu investieren. Allerdings bedeutet er auch, dass viele Unternehmen trotz dieser Anreize<br />

aufgr<strong>und</strong> fehlender Mittel keine Möglichkeit sehen, in das Innovationsgeschäft einzusteigen<br />

bzw. ihre Innovationsaktivitäten auf einen Umfang zu erhöhen, der für erfolgreiche<br />

Innovationen notwendig ist. Dieses Insider-Outsider-Problem könnte tendenziell zu einer<br />

Zweiteilung zwischen erfolgreichen Innovatoren <strong>und</strong> nicht innovierenden Unternehmen führen<br />

<strong>und</strong> den Innovationswettbewerb sowie die Nutzung der in den nicht innovierenden Unternehmen<br />

vorhandenen Innovationspotenziale schwächen.<br />

3.3 Innovationsfinanzierung über Wagniskapital.<br />

Die Bedeutung von Wagniskapital für die Innovationsfinanzierung in Unternehmen in<br />

Deutschland zu ermitteln, ist komplex. Denn Wagniskapital dient in der Regel <strong>zur</strong> Finanzierung<br />

von Unternehmensaktivitäten insgesamt <strong>und</strong> zielt meist nicht auf die Finanzierung einzelner<br />

Projekte innerhalb eines Unternehmens ab. Allerdings kann vermutet werden, dass<br />

die Finanzierung bestimmter Unternehmensphasen mit der Durchführung von Innovationsaktivitäten<br />

eng verknüpft ist, <strong>und</strong> dass die für diese Phasen bereitgestellten Wagniskapitalmittel<br />

überwiegend oder ausschließlich <strong>zur</strong> Finanzierung von Innovationen dienen. In Bezug auf<br />

die in der internationalen Wagniskapitalstatistik üblichen Phaseneinteilung betrifft dies die<br />

Seed- <strong>und</strong> Startup-Phasenfinanzierung, einen bedeutenden Teil der Expansionsphasenfinanzierung<br />

sowie bestimmter Spätphasenfinanzierungen (Turnaro<strong>und</strong>, Bridge, Replacement-<br />

Capital) sofern sie innovationsaktive Unternehmen betreffen.<br />

Als eine Obergrenze des Beitrags von Wagniskapital <strong>zur</strong> Innovationsfinanzierung in Deutschland<br />

kann der Umfang der für Früh- <strong>und</strong> Expansionsphasenfinanzierungen sowie innerhalb<br />

des Spätphasensegments für Turnaro<strong>und</strong>, Bridge <strong>und</strong> Replacement-Capital Transaktionen<br />

bereitgestellten Beteiligungskapitals betrachtet werden. Diese machten laut Angaben des<br />

B<strong>und</strong>esverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) im Jahr 2005 1,27<br />

Mrd. EUR aus. 31 Davon wurden 0,95 Mrd. EUR für Expansionsphasenfinanzierungen <strong>und</strong> 0,3<br />

Mrd. EUR für Startup-Phasenfinanzierung eingesetzt. Diese Beträge umfassen nur Investitionen<br />

durch in Deutschland ansässige Beteiligungskapitalgesellschaften. Hinzu<strong>zur</strong>echnen<br />

wären Wagniskapitalinvestitionen durch ausländische Beteiligungskapitalgesellschaften, über<br />

deren Umfang keine Informationen vorliegen. Gleichzeitig ist zu berücksichtigen, dass<br />

31 Vgl. BVK (2006).


120 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

30 % der gesamten Beteiligungsinvestitionen (d. h. inklusive von Nicht-<br />

Wagniskapitalinvestitionen wie z. B. Buy-outs) von in Deutschland ansässigen Beteiligungskapitalgesellschaften<br />

außerhalb Deutschlands getätigt wurden. Da es nicht unplausibel ist,<br />

dass die Wagniskapitalinvestitionen in deutsche Unternehmen durch ausländische Gesellschaften<br />

in etwa der Größenordnung der Wagniskapitalinvestitionen in ausländische Unternehmen<br />

durch BVK-Mitglieder entsprechen, können die BVK-Zahlen zum deutschen Wagniskapitalmarkt<br />

als eine Näherungsgröße für die tatsächlichen Wagniskapitalinvestitionen in<br />

deutsche Unternehmen betrachtet werden.<br />

Setzt man diese Investitionen in Relation zu den gesamten Innovationsaufwendungen der<br />

Unternehmen in Deutschland (wobei einige Branchen wie Energie- <strong>und</strong> Wasserversorgung,<br />

Baugewerbe, Einzelhandel, Gaststätten, Bildungs- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitswesen, persönliche <strong>und</strong><br />

öffentliche Dienstleistungen nicht erfasst sind), so zeigt sich ein nur geringer Finanzierungsbeitrag<br />

von Wagniskapital (s. Grafik 3). Im Jahr 2000, d. h. in der Boomphase des weltweiten<br />

Wagniskapitalmarktes, erreichte diese Relation 4,5 %. Vor <strong>und</strong> nach dem Boom der Jahre<br />

1999-2001 lag der rechnerische maximale Finanzierungsbeitrag bei 0,7 bis 1,6 %. Im Jahr<br />

2005 lag der maximale Finanzierungsbeitrag von Wagniskapital bei etwa 1,3 %.<br />

Setzt man die Zahl der Unternehmen, die Wagniskapital (gleichgültig in welcher Höhe) erhalten<br />

haben, <strong>zur</strong> Zahl der Unternehmen mit Innovationen in Bezug, erhält man einen Hinweis<br />

auf die Obergrenze der Größenordnung der durch Wagniskapital erreichten innovierenden<br />

Unternehmen. Dabei wird angenommen, dass alle Unternehmen mit Wagniskapitalinvestitionen<br />

zu den Innovatoren zählen. Als Referenzgruppe dienen nur die innovierenden Unternehmen<br />

in der Industrie <strong>und</strong> in den wissensintensiven Dienstleistungen, da Unternehmen in<br />

Branchen, in denen Innovationen von untergeordneter Bedeutung für den Wettbewerb sind<br />

(z. B. Handel, Transportgewerbe, konsumnahe Dienstleistungen), für eine Innovationsfinanzierung<br />

über Wagniskapital kaum in Frage kommen.<br />

Der so ermittelte maximale „Erreichungsgrad“ von Wagniskapital liegt zwischen 1 <strong>und</strong> 2 %.<br />

Werte deutlich über 1 % wurden nur in den Jahren 2000 bis 2002 erreicht. Im Jahr 2004 entsprach<br />

die Zahl der Unternehmen mit Wagniskapitalinvestitionen 1,1 % der innovierenden<br />

Unternehmen in Industrie <strong>und</strong> wissensintensiven Dienstleistungen.<br />

Diese Zahlen zeigen, dass Wagniskapital für die Innovationsfinanzierung im deutschen Unternehmenssektor<br />

insgesamt eine sehr untergeordnete Rolle spielt. Ein signifikanter Finanzierungsbeitrag<br />

zeigt sich nur in jenen Jahren, die als extreme Boomphase des Wagniskapitalmarktes<br />

gelten. Dass sehr hohe Investitionen, wie sie in den Jahren 1999 bis 2001 zu beobachten<br />

waren, dauerhaft erreicht werden könnten, scheint aus heutiger Perspektive unrealistisch.<br />

Allerdings entsprach das damaligen Niveau der Wagniskapitalinvestitionen in


Innovationsfinanzierung: Stand, Hindernisse, Perspektiven 121<br />

Deutschland einem Anteil am BIP von etwa 1,5 % - <strong>und</strong> damit einem Wert, der in Ländern<br />

wie Großbritannien oder den USA auch in Zeiten außerhalb von Boomphasen erreicht wird. 32<br />

5,0<br />

4,5<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

Unternehmen mit Wagniskapitalinvestitionen<br />

in Relation <strong>zur</strong> Gesamtzahl<br />

der Unternehmen mit Innovationen**<br />

Umfang der Wagniskapitalinvestitionen<br />

in Relation zu den gesamten<br />

Innovationsaufw endungen*<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

Wagniskapital: Seed-, Startup-, Expansion-, Replacement-Capital-, Turnaro<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Bridge-Investitionen.<br />

* Innovationsaufwendungen des verarbeitenden Gewerbes (inkl. Bergbau) <strong>und</strong> ausgewählter Dienstleistungssektoren (Großhandel,<br />

Verkehr/Nachrichtenübermittlung, Banken/Versicherungen, EDV, Forschung <strong>und</strong> Entwicklung, Unternehmensnahe<br />

Dienstleistungen, Entsorgung); Werte für 2005: Planzahlen der Unternehmen.<br />

** Innovatoren im verarbeitenden Gewerbes (inkl. Bergbau) <strong>und</strong> in den wissensintensiven Dienstleistungen (Telekommunikation,<br />

Banken/Versicherungen, EDV, Forschung <strong>und</strong> Entwicklung, Unternehmensberatung, technische Büros <strong>und</strong> Labors, Werbung).<br />

Quelle: BVK, MIP – Berechnungen des ZEW.<br />

Grafik 3: Beitrag von Wagniskapital <strong>zur</strong> Finanzierung von Innovationen in Deutschland 1995-<br />

2005<br />

In einigen ausgewählten Branchen spielt Wagniskapital für die Innovationsfinanzierung jedoch<br />

eine herausragende Rolle. Dies betrifft zuallererst die Biotechnologiebranche. Hier<br />

wurden laut Angaben des BVK in den Jahren 2001 bis 2005 jahresdurchschnittlich 214 Mio.<br />

EUR an Beteiligungskapital durch deutsche Beteiligungskapitalgesellschaften bereit gestellt.<br />

Dabei dürfte es sich ganz überwiegend um Wagniskapital handeln. Diesem Betrag steht ein<br />

Umfang von FuE-Ausgaben durch Kernunternehmen in der deutschen Biotechnologie von<br />

1,09 Mrd. EUR (2002) bzw. 0,74 Mrd. EUR (2004) gegenüber. 33 Dies lässt den Rückschluss<br />

zu, dass zumindest ein Fünftel bis ein Viertel der FuE-Ausgaben in der Biotechnologiebranche<br />

wagniskapitalfinanziert sind. Dabei sind Finanzierungen von ausländischen Beteiligungskapitalgesellschaften,<br />

die für die deutsche Biotechnologiebranche eine wichtige Rolle<br />

spielen, nicht berücksichtigt.<br />

32 Vgl. Rammer (2006).<br />

33 Vgl. Statistisches B<strong>und</strong>esamt (2005), S. 43.


122 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

Andere Branchen, in denen Wagniskapital eine überdurchschnittliche Bedeutung für die Innovationsfinanzierung<br />

zukommt, sind die Medizintechnik, die Automatisierungs-, Mess-,<br />

Steuer- <strong>und</strong> Regelungstechnik, die Softwareindustrie, die Kommunikationstechnik <strong>und</strong> der<br />

Maschinenbau. Allerdings überschreiten die im Zeitraum 2001-2005 jahresdurchschnittlich<br />

investierten Wagniskapitalmittel deutscher Beteiligungskapitalgesellschaften in keiner dieser<br />

Branchen 10 % der jährlichen Innovationsaufwendungen. In der Regel liegen die Werte in<br />

einer Größenordnung von etwa 5 %.<br />

3.4 Innovationsfinanzierung über staatliche <strong>Beiträge</strong>.<br />

B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Länder stellten im Jahr 2003 2,32 Mrd. EUR an direkten Zuschüssen für Unternehmen<br />

<strong>zur</strong> Durchführung von FuE bereit (inkl. Auftragsforschung im militärischen Bereich).<br />

Davon entfielen 1,79 Mrd. EUR auf den B<strong>und</strong> <strong>und</strong> 0,53 Mrd. EUR auf die Länder. 34 Angaben<br />

zu direkten öffentlichen Zuschüssen für nicht auf FuE abzielende Innovationsaktivitäten liegen<br />

nicht vor. Diese dürften jedoch gering sein, da der B<strong>und</strong> keine Zuschussprogramme mit<br />

einem nennenswerten Mittelfluss an Unternehmen in diesem Bereich anbietet <strong>und</strong> entsprechende<br />

Länderprogramme (z. B. Förderung von „Innovationsassistenten“, Designförderung,<br />

Förderung des Einsatzes neuer Technologien, Innovationsberatung) tendenziell einen geringen<br />

Umfang aufweisen.<br />

Die von der EU für Unternehmen bereitgestellten Mittel für FuE in Unternehmen betreffen in<br />

erster Linie Mittel aus den Rahmenprogrammen für Forschung <strong>und</strong> technologische Entwicklung.<br />

Im 5. Rahmenprogramm (1998-2002) wurden an durchführende Stellen in Deutschland<br />

(Wissenschaft plus Unternehmenssektor) gut 2 Mrd. EUR an Mitteln zugesagt. 35 Rechnet<br />

man mit einem hälftigen Anteil von Mitteln für Unternehmen, ergibt dies pro Jahr eine Größenordnung<br />

von etwa einer Viertel Mrd. EUR.<br />

Im Bereich des staatlichen Angebots an Krediten <strong>zur</strong> Finanzierung von Innovationsprojekten<br />

ist die Kreditvariante des ERP-Innovationsprogramms ein zentrales Instrument. In den Jahren<br />

2002 <strong>und</strong> 2003, d. h. vor der Umgestaltung des Programms 2004/05, wurden Mittel im<br />

Umfang von ca. 240 Mio. EUR pro Jahr zugesagt. Die meisten Länder bieten ebenfalls Kreditprogramme<br />

<strong>zur</strong> Innovationsfinanzierung an. Zudem ist es wahrscheinlich, dass insbesondere<br />

Prozessinnovationsaktivitäten auch öffentliche Förderungen erhalten, die nicht aus innovationspolitischen,<br />

sondern aus regionalpolitischen (z. B. Gemeinschaftsaufgabe) oder<br />

umweltpolitischen (z. B. Förderung von Umweltschutzinvestitionen) Programmen sowie aus<br />

Programmen <strong>zur</strong> allgemeinen Investitionsförderung (z.B. <strong>KfW</strong>-Unternehmerkredit) stammen.<br />

34 Vgl. Rammer <strong>und</strong> Binz (2006).<br />

35 Vgl. Rammer, Polt, Egeln, Licht <strong>und</strong> Schibany (2004b), S. 182.


Innovationsfinanzierung: Stand, Hindernisse, Perspektiven 123<br />

Da es sich dabei in der Regel um Kreditprogramme handelt, ist der Zuschussbetrag (Barwert)<br />

dieser Förderungen allerdings als deutlich geringer anzusetzen als bei den direkten<br />

Zuschüssen von B<strong>und</strong>, Ländern <strong>und</strong> EU.<br />

Eine weitere Form der staatlichen Innovationsfinanzierung ist die Förderung des privaten<br />

Wagniskapitalmarktes. So geht der B<strong>und</strong> bzw. die <strong>KfW</strong> stille Beteiligungen an Unternehmen<br />

(als Zweitinvestor zu einem privaten Leadinvestor) ein <strong>und</strong> bietet Refinanzierungs- <strong>und</strong> Garantieprogramme<br />

für private Wagniskapitalgeber an. Nach dem Abflauen der Booms auf dem<br />

Wagniskapitalmarkt entwickelten sich diese Programme ab 2002 rückläufig. Ab 2004 wurde<br />

mit dem EIF-/ERP-Dachfonds ein neues Instrument <strong>zur</strong> Förderung des Wagniskapitalmarkts<br />

eingerichtet. Das BTU-Programm wurde durch den neuen ERP-Startfonds ersetzt, <strong>und</strong> ab<br />

Mitte 2005 ein neuer Hightech-Gründerfonds gemeinsam von B<strong>und</strong>, <strong>KfW</strong> <strong>und</strong> Industriepartnern<br />

eingerichtet (der auch private Finanzierungsanteile enthält), über den direkte Beteiligungen<br />

(ohne privaten Leadinvestor) an jungen, innovativen Unternehmen möglich sind.<br />

Der Umfang der direkten staatlichen Förderung von FuE in Unternehmen durch B<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

Länder von 2,31 Mrd. EUR im Jahr 2003 entsprach 6 % der gesamten internen FuE-<br />

Aufwendungen der deutschen Wirtschaft (s. Grafik 4). Dieser staatliche Finanzierungsanteil<br />

nimmt seit 1996, als er noch über 10 % betrug, stetig ab. Hauptverantwortlich hierfür ist ein<br />

Rückgang der militärischen FuE-Aufträge. Deren Volumen ging von 1,25 Mrd. EUR (1996)<br />

auf 0,58 Mrd. EUR (2003) deutlich <strong>zur</strong>ück.<br />

12<br />

11<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

KMU<br />

Großunternehmen<br />

Gesamt lt. BMBF/OECD<br />

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Gerade Jahre für KMU <strong>und</strong> Großunternehmen nicht erfasst <strong>und</strong> in der Darstellung interpoliert.<br />

Quelle: SV-Wissenschaftsstatistik. - Berechnungen des NIW (vgl. Rammer <strong>und</strong> Binz 2006).<br />

Grafik 4: Anteil der staatlichen Finanzierung über direkte Zuschüsse an den internen FuE-<br />

Aufwendungen von Unternehmen in Deutschland 1991-2004, differenziert nach KMU <strong>und</strong> Großunternehmen<br />

(in %)


124 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

Ein niedrigerer staatlicher Finanzierungsbeitrag zu FuE ergibt sich, wenn anstelle der Zahlen<br />

der FuE-Mittel vergebenden staatlichen Einrichtungen die Unternehmen gefragt werden. Auf<br />

Basis der FuE-Erhebung des Stifterverbands 36 meldeten die Unternehmen staatliche Finanzierungsbeiträge<br />

von 1,68 Mrd. EUR für das Jahr 2003. Dies ergibt einen Anteil von 4,4 %.<br />

Dabei zeigt sich, dass KMU von staatlichen FuE-Mitteln stärker profitieren als Großunternehmen:<br />

In KMU lag der Anteil der staatlich finanzierten FuE-Aufwendungen im Jahr 2003<br />

bei 6 %, <strong>und</strong> bei Unternehmen mit weniger als 100 Beschäftigten betrug er sogar 10 %.<br />

Großunternehmen finanzierten dagegen nur r<strong>und</strong> 3 % ihrer gesamten FuE-Kosten aus staatlichen<br />

Quellen.<br />

Der staatliche Finanzierungsanteil ist vermutlich niedriger als oben dargestellt, wenn anstelle<br />

der FuE-Aufwendungen die gesamten Innovationsaufwendungen als Bezugsbasis herangezogen<br />

werden. Denn zum einen dürfte - wie oben angesprochen - der Umfang der für Unternehmen<br />

bereitgestellten staatlichen Finanzierungsmittel für Innovationsaktivitäten außerhalb<br />

des Bereichs FuE recht gering sein. Zum anderen sind die gesamten Innovationsaufwendungen<br />

der deutschen Wirtschaft r<strong>und</strong> doppelt so hoch wie die FuE-Aufwendungen. Statt eines<br />

Finanzierungsbeitrags von 6 % zu den FuE-Aufwendungen erhielte man vermutlich einen<br />

staatlichen Finanzierungsbeitrag zu den gesamten Innovationsaufwendungen von zwischen<br />

3 <strong>und</strong> 4 %.<br />

Trotz des niedrigen Anteils an der Gesamtfinanzierung von FuE <strong>und</strong> Innovationen erhält ein<br />

bedeutender Anteil der innovativ tätigen Unternehmen eine staatliche finanzielle Unterstützung<br />

für Innovationsaktivitäten. Auf Basis von Daten aus dem MIP kann der Anteil der staatlich<br />

geförderten Unternehmen jeweils für dreijährige Referenzzeiträume ermittelt werden. Im<br />

Zeitraum 2001-2003 erhielten 24 % der Unternehmen mit 5 <strong>und</strong> mehr Beschäftigten aus dem<br />

verarbeitenden Gewerbe (inkl. Bergbau) <strong>und</strong> den wissensintensiven Dienstleistungen irgend<br />

eine Form von staatlicher finanzielle Unterstützung für Innovationen (s. Grafik ). Im Zeitraum<br />

1998-2000 waren es 21 % gewesen. Dabei ist zu beachten, dass zwischen den zwei Zeiträumen<br />

die absolute Zahl von innovationsaktiven Unternehmen um knapp 6 % <strong>zur</strong>ückgegangen<br />

ist. Gleichwohl stieg auch die Anzahl der geförderten Unternehmen in absoluten<br />

Zahlen um gut 7 %.<br />

Der wichtigste Fördermittelgeber war in der Periode 2001-2003 der B<strong>und</strong> sowie von ihm beauftragte<br />

Einrichtungen (Förderungen der <strong>KfW</strong> sind dabei ebenfalls dem „B<strong>und</strong>“ zugerechnet),<br />

13 % aller innovativen Unternehmen erhielten von dieser Seite finanzielle Unterstützung.<br />

Dies ist mehr als noch in der Periode 1998-2000 (9 %). Die Bedeutung der Länder hat<br />

36 Vgl. Wudtke (2005).


Innovationsfinanzierung: Stand, Hindernisse, Perspektiven 125<br />

dagegen im Vergleich abgenommen (11 % 2001-2003, nach knapp 15 % 1998-2000). Zugenommen<br />

hat der Anteil der durch die EU geförderten Unternehmen (knapp 7 % 2001-2003,<br />

nach 4 % 1998-2000).<br />

Innovationsförderung erhalten<br />

darunter: von den Ländern<br />

darunter: vom B<strong>und</strong><br />

darunter: von der EU<br />

5 bis 49 Beschäftigte<br />

50 bis 99 Beschäftigte<br />

100 bis 499 Beschäftigte<br />

ab 500 Beschäftigte<br />

a. Innovationsförderung nach Mittelgeber*<br />

2001-2003<br />

1998-2000<br />

0 5 10 15 20 25<br />

b. Erhalt von Innovationsförderung nach Größenklassen<br />

2001-2003<br />

1998-2000<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50<br />

Zahl der Unternehmen, die in den Jahren 1998 bis 2000 bzw. 2001 bis 2003 eine finanzielle Förderung für Innovationsprojekte<br />

durch staatliche Stellen erhalten haben (ohne Auftragsforschung für öffentliche Auftraggeber), in % aller Unternehmen ab 5 Beschäftigten<br />

mit Innovationsaktivitäten im Zeitraum 1998-2000 bzw. 2001-2003.<br />

* Mehrfachnennungen bei Mittelgebern Länder, B<strong>und</strong> <strong>und</strong> EU möglich, zusätzlich wurden noch „sonstige Mittelgeber“ erfasst<br />

(z. B. Gemeinden, andere supranationale Organisationen); B<strong>und</strong> inklusive <strong>KfW</strong>.<br />

Quelle: MIP. -- Berechnungen des ZEW (vgl. Rammer <strong>und</strong> Binz 2006).<br />

Grafik 5: Anteil der Unternehmen, die eine öffentliche finanzielle Förderung für Innovationsprojekte<br />

erhalten haben, differenziert nach Mittelgebern <strong>und</strong> nach Größenklassen (1998-2003, verarbeitendes<br />

Gewerbe <strong>und</strong> wissensintensive Dienstleistungen Deutschlands, in %)<br />

Die hohen Anteile geförderter Unternehmen bei gleichzeitig geringen Finanzierungsbeiträgen<br />

des Staates deuten darauf hin, dass die Förderungen für die meisten Unternehmen nur einen<br />

sehr kleinen Teil an den gesamten Innovationsaufwendungen ausmachen. Dies liegt einerseits<br />

an dem hohen Anteil, den sehr große Unternehmen an den gesamten Innovationsaufwendungen<br />

aufweisen. Zwar erhalten fast die Hälfte aller großen, innovationsaktiven Unternehmen<br />

öffentliche Fördermittel für Innovationen, allerdings sind die Förderbeträge im<br />

Vergleich zu ihren Gesamtaufwendungen sehr gering, da der größte Teil der Innovationsprojekte<br />

ohne jegliche staatliche Mittelzuschüsse durchgeführt wird. Andererseits ist aber auch<br />

der Mittelzuschuss je gefördertem KMU gering. Denn die Summe der staatlichen FuE-<br />

Förderung an KMU betrug in den Jahren 2001 <strong>und</strong> 2003 pro Jahr gut 300 Mio. EUR. Gleichzeitig<br />

erhielten im Zeitraum 2001-2003 über 20.000 KMU laut eigenen Angaben öffentliche<br />

Fördermittel. Selbst wenn man davon ausgeht, dass jedes KMU nur einmal in diesem Zeitraum<br />

von B<strong>und</strong> oder Land gefördert wurde, <strong>und</strong> dass nur r<strong>und</strong> die Hälfte der geförderten


126 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

KMU eine FuE-Förderung erhielten, <strong>37</strong> läge die durchschnittliche jährliche Fördersumme je<br />

KMU bei etwa 100.000 EUR.<br />

Während im Zeitraum 2001-2003 44 % der Großunternehmen eine staatliche Innovationsförderung<br />

erhielten, waren es bei den kleinen <strong>und</strong> mittelgroßen Unternehmen nur zwischen 22<br />

<strong>und</strong> 26 %. Somit haben über drei Viertel der KMU in Deutschland keine finanzielle staatliche<br />

Beteiligung an ihren Innovationskosten erhalten.<br />

3.5 Zwischenfazit: Finanzierungsstruktur von Innovationen.<br />

Auch wenn eine quantitative Aufteilung der Innovationsfinanzierung von Unternehmen in<br />

Deutschland nach den verschiedenen Finanzierungsquellen mangels entsprechender Informationen<br />

nicht möglich ist, kann jedoch die relative Bedeutung, <strong>und</strong> teilweise auch in einer<br />

groben Näherung der quantitative Beitrag, einzelner Quellen angegeben werden:<br />

• Die bedeutendste Finanzierungsform stellt zweifelsfrei die Innenfinanzierung dar.<br />

Jedes zweite innovativ tätige Unternehmen finanziert Innovationen ausschließlich aus<br />

Eigenmitteln. Dabei können sich tendenziell Innenfinanzierungsmöglichkeiten <strong>und</strong> Innovationsaktivitäten<br />

gegenseitig verstärken: Innovationen tragen, wenn sie erfolgreich<br />

umgesetzt werden, zu einer höheren Umsatzrendite <strong>und</strong> damit einer verbesserten<br />

Innenfinanzierungskraft der Unternehmen bei. Dies gilt für Produktinnovationen,<br />

so sie originäre Innovationen darstellen, als auch für Prozessinnovationen <strong>und</strong> die<br />

damit erzielten Rationalisierungseffekte. Eine hohe Umsatzrendite wirkt wiederum<br />

positiv auf die Höhe der Innovationsaufwendungen in innovativ tätigen Unternehmen:<br />

Profitabel wirtschaftende Unternehmen stellen anteilig an ihrem Umsatz höhere Beträge<br />

für Innovationsprojekte bereit. Dies erhöht - einen effizienten Mitteleinsatz unterstellt<br />

- tendenziell den Innovationsoutput.<br />

• Kreditfinanzierung ist die zweitwichtigste Finanzierungsform von Innovationen. Allerdings<br />

ist eine ausschließliche Kreditfinanzierung von Innovationen sehr selten anzutreffen.<br />

Kreditmittel werden verstärkt von jenen Unternehmen eingesetzt, die tendenziell<br />

über eine ungünstigere Ertragslage verfügen. Dies kann so interpretiert werden,<br />

dass Kreditmittel zum einen als Ersatz für fehlende Eigenmittel dienen. Die Kosten<br />

für Kredite als Finanzierungsform für Innovationen liegen über den Kosten von<br />

<strong>37</strong> Diese Überschlagsrechnung ist insofern nicht unrealistisch, als eine Auswertung der FuE-<br />

Förderprogramme des B<strong>und</strong>es eine Zahl von geförderten Unternehmen im Jahr 2002 von ca. 5.000<br />

(inkl. Doppelzählungen) ergab. Vgl. Rammer, Polt, Egeln, Licht, Schibany (2004b), S. 128. Abzüglich<br />

Mehrfachzählungen <strong>und</strong> zuzüglich von ausschließlich über Länderprogramme geförderter Unternehmen<br />

kann von zumindest 5.000 unterschiedlichen Unternehmen, die im Jahr 2002 eine FuE-<br />

Förderung durch B<strong>und</strong> oder Länder erhalten haben, ausgegangen werden.


Innovationsfinanzierung: Stand, Hindernisse, Perspektiven 127<br />

Eigenmitteln, sodass Unternehmen mit einer günstigen Ertragslage auf eine Fremdfinanzierung<br />

verzichten. Dieses Ergebnis stimmt mit den theoretisch abgeleiteten Erwartungen<br />

sowie mit den Ergebnissen anderer Untersuchungen überein.<br />

• Staatliche Finanzierungsbeiträge werden zwar von knapp einem Viertel aller innovativ<br />

tätigen Unternehmen in Anspruch genommen. Ihr Beitrag <strong>zur</strong> Abdeckung der<br />

gesamten Innovationskosten der deutschen Wirtschaft ist jedoch vergleichsweise gering<br />

<strong>und</strong> dürfte insgesamt 5 % nicht überschreiten. Für die Gruppe der kleinen Unternehmen<br />

erreichen die staatlichen Finanzierungsbeiträge, zumindest was die FuE-<br />

Kosten betrifft, 10 %. Entsprechend der Ausgestaltung der Programme können die<br />

staatlichen Zuschüsse bis zu 50 % der FuE-Kosten eines geförderten Unternehmens<br />

in einer bestimmten Periode erreichen.<br />

• Wagniskapital hat für die Finanzierung von Innovationen in Deutschland eine geringe<br />

Rolle. Aktuell werden nicht mehr als 1 % der gesamten Innovationsaufwendungen<br />

der deutschen Wirtschaft über Wagniskapitalinvestitionen finanziert. Höhere Finanzierungsbeiträge<br />

von maximal bis zu 5 % wurden nur im Boomjahr des deutschen<br />

Wagniskapitalmarkts (2000) erreicht. Der Anteil der innovativ tätigen Unternehmen,<br />

die Wagniskapitalinvestitionen erhalten, überschreitet in keinem Jahr die 2 %-Marke<br />

deutlich. Gleichwohl ist dieser Anteil in bestimmten Teilgruppen, wie z. B. jungen <strong>und</strong><br />

sehr forschungsintensiven Unternehmen, deutlich höher. Dies gilt allen voran für die<br />

Biotechnologiebranche. Deren FuE-Aufwendungen sind zu einem wesentlichen Teil<br />

über Wagniskapital finanziert.<br />

Eine Analyse des Zusammenhangs zwischen Innovationen <strong>und</strong> Unternehmensgewinn<br />

deutet - bei allen notwendigen Vorbehalten aufgr<strong>und</strong> des sehr kurzen Beobachtungszeitraums<br />

<strong>und</strong> der Außerachtlassung von dynamischen Effekten - darauf hin, dass sich Innovationsaktivitäten<br />

<strong>und</strong> Innenfinanzierungsmöglichkeiten gegenseitig verstärken: Innovatoren erzielen<br />

höhere Renditen, <strong>und</strong> höhere Renditen wirken sich positiv auf den Umfang der für Innovationsprojekte<br />

eingesetzten Mittel aus. Für den aktuellen Beobachtungszeitraum (Rendite<br />

2003, Innovationsintensität 2004) zeigt sich der zuletzt genannte Einfluss jedoch nur für sehr<br />

hohe Renditen. Ein positiver Einfluss der Umsatzrendite auf die Bereitschaft, überhaupt innovativ<br />

tätig zu werden oder zu bleiben, konnte dagegen nicht festgestellt werden. Hierfür<br />

mag aber auch die spezifische konjunkturelle Situation eine Rolle spielen.<br />

Die positive Wechselwirkung zwischen erfolgreichen Innovationen <strong>und</strong> der Höhe der Rendite,<br />

bedeuten, dass es für erfolgreiche Innovatoren tendenziell einfacher ist, ihre künftigen Innovationsprojekte<br />

aus eigener Kraft zu finanzieren, während nicht innovationsaktive sowie<br />

weniger erfolgreich innovierende Unternehmen sich dagegen tendenziell einer ungünstigeren


128 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

Ertragslage gegenüber sehen, die auch die Finanzierung von weiteren Innovationen erschwert.<br />

Dieser Zusammenhang schafft zum einen deutliche Anreize für Unternehmen, in<br />

Innovationen zu investieren. Allerdings bedeutet er auch, dass viele Unternehmen trotz dieser<br />

Anreize aufgr<strong>und</strong> fehlender Mittel keine Möglichkeit sehen, in das Innovationsgeschäft<br />

einzusteigen bzw. ihre Innovationsaktivitäten auf einen Umfang zu erhöhen, der für erfolgreiche<br />

Innovationen notwendig ist. Dieses Insider-Outsider-Problem führt tendenziell zu einer<br />

Zweiteilung zwischen erfolgreichen Innovatoren <strong>und</strong> nicht innovierenden Unternehmen <strong>und</strong><br />

droht den Innovationswettbewerb sowie die Nutzung der in den nicht innovierenden Unternehmen<br />

vorhandenen Innovationspotenziale schwächen.<br />

4. Finanzierung als Innovationshemmnis.<br />

Die Finanzierung von Innovationsprojekten zählt zweifelsfrei zu einer der großen Herausforderungen<br />

im Innovationsmanagement jedes Unternehmens. Wie bei jedem Investitionsprojekt<br />

gilt es auch bei Innovationen, eine Abwägung zwischen den voraussichtlichen Kosten<br />

<strong>und</strong> den zu erwartenden Erträgen vorzunehmen. Im Gegensatz zu Sachkapitalinvestitionen<br />

bestehen jedoch bei beiden Größen deutlich höhere Risiken, bis hin zu einer Situation der<br />

Ungewissheit. Dies bedeutet, dass aufgr<strong>und</strong> des Fehlens von Erfahrungswissen viele Innovationsprojekte<br />

für das Unternehmen Neuland darstellen <strong>und</strong> keine Angaben über die Wahrscheinlichkeit<br />

gemacht werden können, ob ein Projekt technologisch umsetzbar ist, welche<br />

Kosten letztlich entstehen werden, ob das daraus resultierende neue Marktangebot von den<br />

K<strong>und</strong>en auch angenommen wird, welcher Preis durchsetzbar ist, wie die Wettbewerber reagieren<br />

bzw. ob eine Prozessinnovation die erwarteten Effekte zeigt. Von daher verw<strong>und</strong>ert<br />

es auch nicht, dass Finanzierungsfragen immer wieder <strong>zur</strong> Behinderung von Innovationsaktivitäten<br />

führen, sei es, dass die Kosten von Innovationsprojekten als zu hoch eingeschätzt<br />

werden, sei es wegen eines als zu hoch wahrgenommenen Risikos, sei es aufgr<strong>und</strong> des<br />

Fehlens von konkreten Finanzierungsquellen <strong>zur</strong> Umsetzung von Innovationsideen.<br />

4.1 Verbreitung des Hemmnisses „Mangel an Finanzierungsquellen“.<br />

Zu hohe Innovationskosten, ein zu hohes wirtschaftliches Risiko <strong>und</strong> ein Mangel an Finanzierungsquellen<br />

stellen seit zehn Jahren die Spitze der Innovationshemmnisse in Industrie <strong>und</strong><br />

wissensintensiven Dienstleistungen Deutschlands (s. Tabelle 6) dar. In der Industrie stehen<br />

die zu hohen Innovationskosten in jeder betrachteten Periode an erster Stelle der Innovationshemmnisse<br />

<strong>und</strong> in den wissensintensiven Dienstleistungen ist teilweise auch das zu hohe<br />

wirtschaftliche Risiko das wichtigste Innovationshemmnis. Beide Hemmnisse hängen mit<br />

Finanzierungsfragen zusammen, liegen allerdings auch in der Natur der Innovationstätigkeit<br />

begründet. Hohe Kosten im Vergleich zu den stets ungewissen Erträgen sind Kennzeichen


Innovationsfinanzierung: Stand, Hindernisse, Perspektiven 129<br />

eines jeden Innovationsprojekts. Insofern ist es unvermeidlich, dass ein Teil der Innovationsvorhaben<br />

von Unternehmen aufgr<strong>und</strong> von Kosten- <strong>und</strong> Risikoabwägungen nicht aufgenommen<br />

oder abgebrochen werden.<br />

Tabelle 6: Verbreitung von Innovationshemmnissen in Unternehmen in Deutschland 1996 bis<br />

2004 (in % aller Unternehmen)<br />

a. verarbeitendes Gewerbe (inkl. Bergbau)<br />

1994-1996 1) 1996-1998 1) 1998-2000 2) 2000-2002 1) 2002-2004 2)<br />

Zu hohe Innovationskosten 14 23 19 20 21<br />

Zu hohes wirtschaftliches Risiko 13 21 14 19 16<br />

Mangel an Finanzierungsquellen 11 14 15 14 17<br />

Lange Verwaltungs- u. Genehmigungsverfahren<br />

7 8 n.e. 9 9<br />

Gesetzgebung, rechtliche Regelungen,<br />

Normen<br />

7 10 9 7 8<br />

Mangelnde K<strong>und</strong>enakzeptanz 6 11 4 11 6<br />

Fachpersonalmangel 9 15 14 11 6<br />

Organisatorische Probleme im Unternehmen 10 15 5 14 4<br />

Fehlende Marktinformation 5 8 3 5 3<br />

Fehlende technologische Information 6 9 2 7 2<br />

Interne Widerstände n.e. 8 n.e. 6 2<br />

Irgendeines der angeführten Hemmnisse 22 36 <strong>37</strong> 47 38<br />

b. wissensintensive Dienstleistungen<br />

1994-1996 1) 1996-1998 1) 1998-2000 2) 2000-2002 1) 2002-2004 2)<br />

Zu hohe Innovationskosten n.e. 23 17 23 19<br />

Zu hohes wirtschaftliches Risiko 24 26 16 24 18<br />

Mangel an Finanzierungsquellen 30 21 18 26 17<br />

Lange Verwaltungs- u. Genehmigungsverfahren<br />

18 16 n.e. 16 7<br />

Gesetzgebung, rechtliche Regelungen,<br />

Normen<br />

15 20 6 14 14<br />

Mangelnde K<strong>und</strong>enakzeptanz 13 13 4 13 8<br />

Fachpersonalmangel 17 25 11 18 6<br />

Organisatorische Probleme im Unternehmen 25 27 2 16 4<br />

Fehlende Marktinformation 8 13 2 6 3<br />

Fehlende technologische Information 6 11 1 6 1<br />

Interne Widerstände n.e. 12 n.e. 8 3<br />

Irgendeines der angeführten Hemmnisse 51 47 38 47 39<br />

1) in Bezug auf das Vorhandensein von Hemmnissen, die zu einem Abbruch, <strong>zur</strong> Verlängerung der Laufzeit <strong>und</strong>/oder zu einem<br />

Nicht-Beginn von Innovationsprojekten im jeweiligen Dreijahreszeitraum geführt haben.<br />

2) In Bezug auf das Vorhandensein von Hemmnissen, die aus Unternehmenssicht eine hohe Bedeutung als Faktoren für die<br />

Behinderung von Innovationsaktivitäten im jeweiligen Dreijahreszeitraum hatten.<br />

n.e.: nicht erfasst.<br />

Quelle: MIP – Berechnungen des ZEW. Alle Werte sind hochgerechnet auf die Gr<strong>und</strong>gesamtheit der Unternehmen ab 5 Beschäftigte.<br />

Der „Mangel an Finanzierungsquellen“ ist dagegen ein Hemmnis, das unmittelbar auf Finanzierungsrestriktionen<br />

hinweist. In der Periode 2002-2004 nannten 17 % der Unternehmen ab<br />

5 Beschäftigten in Industrie <strong>und</strong> wissensintensiven Dienstleistungen dieses Hemmnis als von<br />

hoher Bedeutung für die Behinderung von Innovationsaktivitäten. Seit Mitte der 1990er Jahre<br />

nahm die Bedeutung dieses Hemmnisses in der Industrie tendenziell zu. In den wissensintensiven<br />

Dienstleistungen lag es in den Zeiträumen 1994-1996, 1998-2000 <strong>und</strong> 2000-2002<br />

sogar an erster Stelle der Hemmnisse. Allerdings scheint die relative Bedeutung eher abge-


130 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

nommen zu haben, wenngleich ein direkter Vergleich zwischen den in Tabelle 6 angeführten<br />

Perioden wegen unterschiedlicher Fragestellungen nur eingeschränkt aussagekräftig ist.<br />

Die Bedeutung von Finanzierungshemmnissen unterscheidet sich nicht gr<strong>und</strong>sätzlich zwischen<br />

innovativen <strong>und</strong> nicht innovativen Unternehmen. In der Industrie nennen 15 % der innovativ<br />

tätigen Unternehmen <strong>und</strong> 21 % der nicht innovativen den Mangel an Finanzierungsquellen<br />

als einen wichtigen Gr<strong>und</strong> für die Behinderung bzw. die Unterlassung von Innovationsaktivitäten.<br />

In den wissensintensiven Dienstleistungen sind Finanzierungshemmnisse dagegen<br />

häufiger in innovativen Unternehmen (21 %) anzutreffen, während nur ein kleiner Teil<br />

der nicht innovativen wissensintensiven Dienstleister aufgr<strong>und</strong> von Finanzierungsrestriktionen<br />

auf Innovationsaktivitäten vollständig verzichtete (11 %). Hier sind Gesetzgebung <strong>und</strong><br />

Regulierung sowie eine mangelnde K<strong>und</strong>enakzeptanz neben Risiko <strong>und</strong> hohen Kosten die<br />

wichtigsten Innovationshemmnisse.<br />

Ein wesentlicher Unterschied zwischen innovativen <strong>und</strong> nicht innovativen Unternehmen liegt<br />

darin, dass in der Gruppe der nicht innovativen Unternehmen vor allem kleine Unternehmen<br />

durch Finanzierungshemmnisse von Innovationsaktivitäten abgehalten werden. Knapp ein<br />

Viertel der nicht innovativ tätigen Industrieunternehmen mit 5 bis 49 Beschäftigten gab an,<br />

dass ein Mangel an Finanzierungsquellen ein wesentlicher Gr<strong>und</strong> für den Verzicht auf Innovationsaktivitäten<br />

war. Mehr als jedes zweite nicht innovative Unternehmen in dieser Größenklasse,<br />

das aufgr<strong>und</strong> von Hemmnissen nicht innovativ tätig war, meldete (auch) Finanzierungsrestriktionen<br />

als Ursache (s. Grafik 5). Bei mittelgroßen Unternehmen (100 bis 499<br />

Beschäftigte) sahen sich nur knapp 10 % der nicht innovativ tätigen durch Finanzierungsprobleme<br />

an der Durchführung von Innovationen vollständig gehindert. In der Gruppe der<br />

großen Unternehmen waren es sogar nur 3 %, wenngleich hier der Mangel an Finanzierungsquellen<br />

unter den wenigen Großunternehmen, die aufgr<strong>und</strong> von Hemmnissen auf Innovationsaktivitäten<br />

verzichteten, 38 eine besonders prominente Rolle als Hemmfaktor spielt.<br />

Anders ist die Situation in der Gruppe der innovativ tätigen Unternehmen. Das Auftreten von<br />

Hemmnissen bedeutet hier, dass der Umfang der Innovationsaktivitäten eingeschränkt bzw.<br />

der Erfolg von Innovationsprojekten beeinträchtigt wird, ohne dass aber gänzlich auf Innovationsaktivitäten<br />

verzichtet wird. Typische Folgen von Hemmnissen sind in dieser Gruppe die<br />

Verlängerung von Innovationsprojekten, die Notwendigkeit der Umgestaltung (verb<strong>und</strong>en mit<br />

höheren Kosten oder geringeren zu erwartenden Erträgen) oder der Verzicht bzw. die Einstellung<br />

bestimmter Innovationsprojekte. Finanzierungshemmnisse sind dabei unter Großun-<br />

38 Die meisten Unternehmen verzichten auf Innovationsaktivitäten, weil entweder aufgr<strong>und</strong> von früheren<br />

Innovationsaktivitäten aktuell kein Bedarf besteht (dies gilt vor allem für Unternehmen mit wenigen<br />

Produkten in Märkten, die durch lange Produktlebenszyklen gekennzeichnet sind) oder weil die Marktstrukturen<br />

bzw. die Nachfragesituation keinen Innovationen erfordern.


Innovationsfinanzierung: Stand, Hindernisse, Perspektiven 131<br />

ternehmen - zumindest in der Industrie - ebenso häufig anzutreffen wie unter kleinen Unternehmen.<br />

Allerdings ist die relative Bedeutung des Finanzierungshemmnisses im Vergleich<br />

zu anderen Hemmnissen wie Fachkräftemangel, Gesetze/ Regulierungen oder K<strong>und</strong>enakzeptanz<br />

in KMU deutlich höher als in Großunternehmen. Während fast 50 % der innovativen<br />

Kleinunternehmen (5 bis 49 Beschäftigte) mit Innovationshemmnissen mangelnde Finanzierungsquellen<br />

beklagten, sind es unter den innovativen Großunternehmen mit Hemmnissen<br />

nur ein Viertel.<br />

5 bis 49 Beschäftigte<br />

50 bis 99 Beschäftigte<br />

100 bis 499 Beschäftigte<br />

ab 500 Beschäftigte<br />

ohne Innovationsaktivitäten mit Innovationsaktivitäten<br />

Anteil "Mangel an<br />

Finanzierungsquellen"<br />

an allen Unternehmen<br />

mit Hemmnissen<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Unternehmen mit "Mangel<br />

an Finanzierungsquellen"<br />

in % aller Unternehmen<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Quelle: MIP. – Berechnungen des ZEW. Alle Werte sind hochgerechnet auf die Gr<strong>und</strong>gesamtheit der Unternehmen ab 5 Beschäftigten.<br />

Grafik 5: Verbreitung von Finanzierungshemmnissen von Innovationen in Unternehmen des<br />

verarbeitenden Gewerbes in Deutschland im Zeitraum 2002-2004, differenziert nach Größenklassen<br />

<strong>und</strong> Innovationsaktivität (Anteile in %)<br />

In den wissensintensiven Dienstleistungen spielen Finanzierungshemmnisse in der Gruppe<br />

der innovativ tätigen Großunternehmen dagegen nur eine untergeordnete Rolle. Hier zeigt<br />

sich auch für die innovativ tätigen Unternehmen eine zunehmende Bedeutung des Finanzierungshemmnisses,<br />

je kleiner die Unternehmen sind.<br />

Insgesamt konnten im Jahr 2004 über 6 % aller Industrieunternehmen sowie 4,5 % der wissensintensiven<br />

Dienstleister mit 5 oder mehr Beschäftigten keine Innovationsaktivitäten<br />

durchführen bzw. erfolgreich abschließen, weil sie (auch) durch Finanzierungsprobleme daran<br />

gehindert wurden. Dies bedeutet, dass bei einer aktuellen Innovatorenquote in Deutschland<br />

von 60 % in der Industrie <strong>und</strong> 52 % in den wissensintensiven Dienstleistungen 39 die Innovationsbeteiligung<br />

bei Beseitigung von Finanzierungshemmnissen um bis zu 10 % erhöht<br />

werden könnte. Dies ist selbstverständlich nur eine Potenzialbetrachtung, da neben Finanzierungsschwierigkeiten<br />

auch andere Hemmnisse eine Rolle spielen können, <strong>und</strong> außerdem<br />

ein Teil der nicht innovierenden Unternehmen mit Finanzierungshemmnissen eine hohe Risikoexposition<br />

bzw. eine geringe Erfolgswahrscheinlichkeit aufweisen dürften, sodass der Ein-<br />

39 Die Berechnungen basieren auf dem MIP. Vgl. Aschhoff, Doherr, Ebersberger, Peters, Rammer <strong>und</strong><br />

Schmidt (2006). Für die Innovatorenanteile bei kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen siehe den ersten<br />

Beitrag dieser Bandes.


132 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

satz knapper Finanzierungsmittel für solche Projekte wenig effizient erscheinen kann. In der<br />

Industrie hat der Anteil der wegen Finanzierungshemmnissen nicht innovierenden Unternehmen<br />

seit 1996 kontinuierlich zugenommen, während er in den wissensintensiven Dienstleistungen<br />

stärker schwankt <strong>und</strong> aktuell wieder niedriger als noch 2002 liegt.<br />

Unternehmensanteile in %<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

verarbeitendes Gew erbe<br />

Dienstleistungssektoren<br />

1996 1998 2000 2002 2004<br />

Quelle: MIP. – Berechnungen des ZEW. Alle Werte sind hochgerechnet auf die Gr<strong>und</strong>gesamtheit der Unternehmen ab 5 Beschäftigten.<br />

Grafik 6: Bedeutung des Hemmnisses „Mangel an Finanzierungsquellen“ für die Verhinderung<br />

von erfolgreichen Innovationen in Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes <strong>und</strong> der wissensintensiven<br />

Dienstleistungen in Deutschland 1996-2004 (Anteile in %)<br />

4.2 Interne versus externe Finanzierungshemmnisse.<br />

Die meisten Unternehmen, die Finanzierungshemmnisse berichten, nennen sowohl einen<br />

Mangel an internen wie einen Mangel an externen Finanzierungsquellen (s. Grafik 7). Von<br />

den 17 % aller Unternehmen mit Finanzierungshemmnissen entfallen r<strong>und</strong> 10 Prozentpunkte<br />

(= knapp 60 %) auf Unternehmen mit internen <strong>und</strong> externen Finanzierungsrestriktionen, gut<br />

4 Prozentpunkte (= 25 %) auf Unternehmen mit ausschließlich internen Finanzierungsrestriktionen<br />

<strong>und</strong> knapp 3 Prozentpunkte (= gut 15 %) auf Unternehmen mit ausschließlich externen<br />

Finanzierungsrestriktionen. Diese Struktur zeigt sich sowohl für Industrie- als auch für<br />

Dienstleistungsunternehmen <strong>und</strong> gilt gleichermaßen für innovative wie für nicht innovative<br />

Unternehmen.


Innovationsfinanzierung: Stand, Hindernisse, Perspektiven 133<br />

VG - nicht innovative Unternehmen<br />

VG - innovative Unternehmen<br />

VG - alle Unternehmen<br />

w DL - nicht innovative Unternehmen<br />

w DL - innovative Unternehmen<br />

w DL - alle Unternehmen<br />

nur intern intern+ex tern nur extern<br />

0 4 8 12 16 20 24<br />

0 4 8 12 16 20 24<br />

VG: verarbeitendes Gewerbe (inkl. Bergbau), wDL: wissensintensive Dienstleistungen.<br />

Quelle: MIP. – Berechnungen des ZEW. Alle Werte sind hochgerechnet auf die Gr<strong>und</strong>gesamtheit der Unternehmen ab 5 Beschäftigten.<br />

Grafik 7: Interne <strong>und</strong> externe Finanzierungshemmnisse von Innovationen in Unternehmen in<br />

Deutschland im Zeitraum 2002-2004, differenziert nach Innovationsaktivität <strong>und</strong> Sektor (Anteile<br />

an allen Unternehmen in %)<br />

Dieses wichtige Ergebnis bedeutet, dass die beiden Finanzierungsquellen primär nicht komplementär<br />

zueinander sind. Ein Mangel an internen Quellen kann offenbar nicht einfach<br />

durch Fremdkapital ersetzt werden <strong>und</strong> umgekehrt. Vielmehr ist zu vermuten, dass ein Mangel<br />

an internen Finanzierungsquellen aufgr<strong>und</strong> eines niedrigen Cashflows in eine ungünstige<br />

Bonitätsbewertung <strong>und</strong> dadurch zu ungünstigen Kreditkonditionen oder Kreditrationierung<br />

führt. Außerdem können für Unternehmen, die sich internen Finanzierungsengpässen gegenüber<br />

sehen, Kredite selbst zu normalen Konditionen als zu teuer eingestuft werden, so<br />

dass ein Mangel an geeigneten externen Finanzierungsquellen wahrgenommen wird. 40<br />

Interne <strong>und</strong> externe Finanzierungshemmnisse für Innovationsaktivitäten treten in innovationsintensiven<br />

Unternehmen deutlich häufiger auf als in Unternehmen, die nur einen relativ<br />

geringen Anteil ihres Umsatzes für Innovationsprojekte bereitstellen. So beträgt die durchschnittliche<br />

Innovationsintensität bei innovativen Unternehmen, die internen Finanzierungsrestriktionen<br />

eine hohe Bedeutung beimessen, r<strong>und</strong> 13 %, während sie bei innovativen Unternehmen<br />

mit einer niedrigen bzw. mit keiner Bedeutung bei etwa 6 % liegt (s. Tabelle 7).<br />

Für die FuE-Intensität zeigt sich diese Abstufung sogar noch ausgeprägter. Weniger stark<br />

ausgeprägt sind die Unterschiede hinsichtlich der investiven Innovationsaufwendungen. Dies<br />

mag damit zusammenhängen, dass durch deren tangiblen Charakter eine Fremdfinanzierung<br />

leichter möglich ist. Darauf deutet auch hin, dass die Intensität der investiven Innovati-<br />

40 Vgl. Zimmermann (2006).


134 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

onsaufwendungen in Unternehmen mit internen höher ist als in Unternehmen mit externen<br />

Finanzierungshemmnissen.<br />

Finanzierungsrestriktionen behindern somit vor allem die besonders stark auf Innovationen<br />

setzenden Unternehmen <strong>und</strong> schränken sie in der Nutzung ihrer Innovationspotenziale ein.<br />

Ob solche Finanzierungsrestriktionen den gesamtwirtschaftlichen Umfang der Innovationsaktivitäten<br />

tatsächlich wesentlich einschränken, ist allerdings insofern fraglich, als die meisten<br />

der innovationsintensiven Unternehmen mit Finanzierungsrestriktionen eine Verlängerung<br />

der Projektlaufzeit berichten (ca. 50 %), während ein kleiner Teil (knapp 20 %) den Abbruch<br />

von bereits begonnenen Projekten meldet. Der verbleibende Teil dieser Unternehmen muss<br />

aufgr<strong>und</strong> von Finanzierungshemmnissen auf die Umsetzung von Projektideen verzichten.<br />

Dabei handelt es sich vermutlich um solche Projekte, die durch ein besonders hohes Risiko<br />

bzw. ein ungünstiges Ertrag-Kosten-Verhältnis gekennzeichnet sind.<br />

Tabelle 7: Innovationsintensität, FuE-Intensität <strong>und</strong> Umsatzrendite von Unternehmen mit unterschiedlicher<br />

Bedeutung des Innovationshemmnisses „Mangel an Finanzierungsquellen“<br />

(verarbeitendes Gewerbe <strong>und</strong> wissensintensive Dienstleistungen Deutschlands, 2004)<br />

Innovationsintensität<br />

FuE-<br />

Intensität<br />

Intensität der<br />

investiven<br />

Innovationsaufwendungen<br />

Umsatzrendite*<br />

innovative innovative innovative innovative nicht<br />

innovative<br />

Mangel an internen Finanzierungsquellen<br />

hohe Bedeutung 13,1 7,6 4,8 2,9 2,6<br />

mittlere Bedeutung 9,6 5,0 3,1 3,5 3,2<br />

Niedrige Bedeutung 5,7 3,2 2,1 3,9 4,0<br />

keine Bedeutung<br />

Mangel an externen Finanzierungsquellen<br />

6,5 2,7 2,9 4,1 3,8<br />

hohe Bedeutung 11,8 6,8 3,8 3,1 2,6<br />

mittlere Bedeutung 11,8 6,4 4,2 3,2 3,1<br />

Niedrige Bedeutung 7,1 3,9 2,8 3,7 3,8<br />

keine Bedeutung 5,6 2,4 2,4 4,1 3,8<br />

Innovationsintensität, FuE-Intensität bzw. Intensität der investiven Innovationsaufwendungen: Innovationsaufwendungen, FuE-<br />

Aufwendungen bzw. investive Innovationsaufwendungen in % des Umsatzes.<br />

* Mittelwert einer 7-stufigen Skala: 1: unter 0 %, 2: 0 bis unter 2 %, 3: 2 bis unter 4 %, 4: 4 bis unter 7 %, 5: 7 bis unter 10 %, 6:<br />

10 bis unter 15 %, 7: 15 % <strong>und</strong> höher.<br />

Quelle: MIP – Berechnungen des ZEW. Mittelwerte der Nettostichprobe, Unternehmen ab 5 Beschäftigte.<br />

Unternehmen mit Finanzierungsrestriktionen von Innovationsaktivitäten weisen eine merklich<br />

niedrigere Umsatzrendite auf (s. Tabelle 7, rechter Teil). Dies gilt für interne wie für externe<br />

Finanzierungshemmnisse gleichermaßen. Zwischen innovativen <strong>und</strong> nicht innovativen Unternehmen<br />

sind dabei keine wesentlichen Unterschiede festzustellen. Unternehmen, die über<br />

interne oder externe Finanzierungsrestriktionen von Innovationsaktivitäten berichten, haben<br />

im Mittel eine um eine Kategoriestufe schlechtere Umsatzrendite als Unternehmen, die keine<br />

Finanzierungsrestriktionen aufweisen. Eine solche Stufe entspricht dabei etwa 2-3 Prozentpunkten.


Innovationsfinanzierung: Stand, Hindernisse, Perspektiven 135<br />

Probleme der Fremdkapitalbeschaffung <strong>zur</strong> Finanzierung von Innovationsaktivitäten sind<br />

umso häufiger anzutreffen, je kleiner die Unternehmen sind. Dies zeigen die Ergebnisse des<br />

IAB-Betriebspanels aus dem Jahr 2004. Insgesamt berichtet r<strong>und</strong> ein Viertel der Betriebe,<br />

die (auch) über Fremdmittel ihre Innovationsaktivitäten finanzieren, dass bei der Beschaffung<br />

von Fremdkapital bei Kreditinstituten Schwierigkeiten aufgetreten sind. Dies betrifft ganz überwiegend<br />

kleine Betriebe mit weniger als 100 Beschäftigten (s. Grafik 9). Unter den mittelgroßen<br />

Betriebe mit 100 bis 500 Beschäftigten klagen nur r<strong>und</strong> 12 % der Betriebe, die<br />

fremdkapitalfinanziert Innovationsprojekte betreiben, über solche Schwierigkeiten. Für Großbetriebe<br />

gibt es faktisch keine Probleme bei der Kreditmittelbeschaffung für Innovationsprojekte.<br />

Schwierigkeiten sind dabei häufiger dann anzutreffen, wenn die Betriebe ausschließlich<br />

über Fremdkapital ihre Innovationsprojekte finanzieren. In diesen Fällen ist anzunehmen,<br />

dass Eigenmittel fehlen, sodass auf Fremdkapital <strong>zur</strong>ückgegriffen muss. Die schlechte Eigenmittelausstattung<br />

verschlechtert wiederum die Bonitätseinstufung <strong>und</strong> erschwert den Betrieben<br />

den Zugang zu Kreditmitteln. 41<br />

Das IAB-Betriebspanel erlaubt auch Aussagen zu den Auswirkungen dieser Fremdfinanzierungsschwierigkeiten<br />

auf die Innovationsaktivitäten. Dabei ist zu beachten, dass nur innovativ<br />

tätige Betriebe befragt wurden. Diese reagieren auf die Finanzierungsrestriktionen im<br />

Fremdkapitalbereich überwiegend durch die Verringerung des Umfangs ihrer Innovationsaktivitäten<br />

(45 %), fast 34 % planen künftig eine Reduzierung der Innovationsaktivitäten. Bei<br />

knapp 22 % trat eine Verzögerung auf, d.h. die Projektlaufzeiten mussten verlängert werden.<br />

Differenziert nach der Betriebsgröße zeigt sich, dass kleine Betriebe vor allem durch eine<br />

Einschränkung des Umfangs der aktuell durchgeführten Projekte sowie der künftigen Aktivitäten<br />

reagieren, während die wenigen mittleren <strong>und</strong> großen Unternehmen, die Fremdfinanzierungsschwierigkeiten<br />

berichten, häufiger mit einer Verlängerung der Projektlaufzeiten reagieren.<br />

41 Zu diesem Ergebnis gelangt auch Reize (2005) für die Kreditfinanzierung von Investitionen, der zeigen<br />

kann, dass Kreditverhandlungen insbesondere dann scheitern, wenn die kreditnachfragenden<br />

Unternehmen eine niedrige Eigenkapitalausstattung sowie eine niedrige Umsatzrendite aufweisen.


136 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

0 bis 4 Mitarbeiter<br />

5 bis 9 Mitarbeiter<br />

10 bis 19 Mitarbeiter<br />

20 bis 59 Mitarbeiter<br />

50 bis 99 Mitarbeiter<br />

zw ischen 100 <strong>und</strong> 250 Mitarbeiter<br />

zw ischen 250 <strong>und</strong> 500 Mitarbeiter<br />

zw ischen 500 <strong>und</strong> 1000 Mitarbeiter<br />

mehr als 1000 Mitarbeiter<br />

Eigen- <strong>und</strong><br />

Fremdkapitalfinanzierung<br />

ausschließlich<br />

Fremdkapitalfinanzierung<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45<br />

Quelle: IAB-Betriebspanel, Befragung 2004. – Berechnungen des ZEW. Alle Werte sind hochgerechnet auf die Gr<strong>und</strong>gesamtheit<br />

der Betriebe mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland.<br />

Grafik 9: Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Fremdkapital für Innovationsaktivitäten im<br />

Jahr 2004 (Anteil an allen innovationsaktiven Betrieben mit der entsprechenden Finanzierungsform<br />

in %)<br />

4.3 Finanzierungserleichterung als Innovationstreiber.<br />

Die Bedeutung von Finanzierungsmöglichkeiten für Innovationen kann auch anhand der Faktoren,<br />

die für eine Ausweitung der Innovationsaktivitäten maßgebend sind, illustriert werden.<br />

In der Erhebung des MIP im Jahr 2004 wurden die Unternehmen gefragt, welche Faktoren<br />

notwendig sind, damit sie ihre Innovationsaktivitäten in den Jahren 2004 <strong>und</strong> 2005 ausweiten<br />

(in Bezug auf bereits innovative Unternehmen) oder Innovationsaktivitäten in diesen Jahren<br />

neu aufnehmen. Als wichtigster Faktor wurde die kräftige Zunahme der Nachfrage genannt,<br />

gefolgt von einer deutlichen Erhöhung des Gewinns/Cashflows, einer deutlichen Verbesserung<br />

bei Angebot <strong>und</strong> Zinsen für Fremdkapital sowie einer deutlichen Ausweitung der staatlichen<br />

Innovationsförderung. Andere Faktoren wie Beseitigung rechtlicher Hemmnisse, Verbesserung<br />

des Fachpersonalangebots, Intensivierung des Wettbewerbs, Verbesserung des<br />

Technologietransfers mit der Wissenschaft <strong>und</strong> Abbau unternehmensinterner Hemmnisse<br />

spielten demgegenüber eine untergeordnete Rolle.


Innovationsfinanzierung: Stand, Hindernisse, Perspektiven 1<strong>37</strong><br />

Tabelle 8: Notwendigkeit einer Verbesserungen in den Finanzierungsbedingungen für eine<br />

Ausweitung der Innovationsaktivitäten in den Jahren 2004 <strong>und</strong> 2005 von Unternehmen in<br />

Deutschland, differenziert nach Größenklassen, Sektorgruppen <strong>und</strong> Innovationsaktivität (Anteile<br />

an allen Unternehmen in %)<br />

verarbeitendes Gewerbe wissensintensive Dienstleistungen<br />

innovativ nicht innovativ innovativ nicht innovativ<br />

Erhöhung von Gewinn/Cashflow<br />

5 bis 49 Beschäftigte 81 71 80 71<br />

50 bis 99 Beschäftigte 49 76 28 43<br />

100 bis 499 Beschäftigte 77 69 66 42<br />

500 <strong>und</strong> mehr Beschäftigte<br />

Verbesserung des Fremdkapitalangebots<br />

69 40 56 82<br />

5 bis 49 Beschäftigte 58 48 40 33<br />

50 bis 99 Beschäftigte 49 40 28 25<br />

100 bis 499 Beschäftigte 38 48 21 5<br />

500 <strong>und</strong> mehr Beschäftigte<br />

Ausweitung der Innovationsförderung<br />

26 2 11 26<br />

5 bis 49 Beschäftigte 53 41 51 32<br />

50 bis 99 Beschäftigte 61 42 28 19<br />

100 bis 499 Beschäftigte 48 44 25 18<br />

500 <strong>und</strong> mehr Beschäftigte 44 12 23 12<br />

Anteil der Unternehmen in %, die zum Befragungszeitpunkt Mitte 2004 den jeweiligen Faktor als unbedingt notwendig oder notwendig<br />

<strong>zur</strong> Ausweitung ihrer Innovationsaktivitäten angegeben haben.<br />

Quelle: MIP. – Berechnungen des ZEW. Alle Werte sind hochgerechnet auf die Gr<strong>und</strong>gesamtheit der Unternehmen ab 5 Beschäftigten.<br />

Dabei zeigt sich, dass eine Verbesserung der Finanzierungsbedingungen in erster Linie zu<br />

einer Ausweitung der Innovationsaktivitäten von KMU führen könnte. In der Gruppe der kleinen<br />

Unternehmen (5 bis 49 Beschäftigte) ist bei innovativen gleichermaßen wie bei nicht innovativen<br />

Unternehmen der Anteil derer, die verbesserte Finanzierungsbedingungen als<br />

Voraussetzung für mehr Innovationen fordern, sowohl in Bezug auf die Innenfinanzierung<br />

(Gewinn/Cashflow) als auch auf die Fremdfinanzierung am höchsten. Einzig bei der Innovationsförderung<br />

liegen kleine Industrieunternehmen nicht voran. Dies mag an der mit vergleichsweise<br />

hohen compliance costs verb<strong>und</strong>enen FuE-Förderung im Bereich neuer Technologien<br />

<strong>und</strong> der auf Industrieunternehmen abzielenden FuE-Kooperationsprogramme (wie<br />

ProInno II) liegen, die für kleine Unternehmen im Vergleich zu größeren weniger attraktiv<br />

sein könnte.<br />

Eine verbesserte Innenfinanzierung ist allerdings auch für viele Großunternehmen eine wichtige<br />

Voraussetzung für eine Erhöhung ihrer Innovationsbudgets. Dabei ist zu beachten, dass<br />

die Frage im Jahr 2004 gestellt wurde, <strong>und</strong> als Referenz für die Gewinn- <strong>und</strong> Cashflowsituation<br />

das Geschäftsjahr 2003 diente. Dieses war aufgr<strong>und</strong> der schwachen wirtschaftlichen<br />

Entwicklung in Deutschland mit vergleichsweise niedrigen Renditen verb<strong>und</strong>en, so dass eine<br />

Verbesserung der Ertragssituation für eine große Zahl von Unternehmen auf der Agenda<br />

ganz oben stand.


138 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

Die deutlichsten Größenunterschiede zeigen sich bei der Verbesserung des Fremdkapitalangebots.<br />

Dieses spielt für große Unternehmen eine untergeordnete Rolle für die Auswertung<br />

von Innovationsaktivitäten. Insbesondere nicht innovative Großunternehmen aus der<br />

Industrie können über die Verbesserung der Fremdfinanzierungsbedingungen kaum zu einer<br />

Aufnahme von Innovationsaktivitäten bewegt werden.<br />

Die Ausweitung der staatlichen Innovationsförderung spielt in der Gruppe der innovativen<br />

Unternehmen eine größere Rolle als unter den nicht innovativen. Dies kann auch mit Insider-<br />

Outsider-Problemen zusammenhängen, da nicht innovative Unternehmen möglicherweise<br />

wenig Informationen über Art <strong>und</strong> Umfang öffentlicher Förderprogramme besitzen. Innerhalb<br />

der innovativen Unternehmen sind hier die Größenunterschiede in der Bedeutung dieses<br />

Faktors als Innovationsantreiber vergleichsweise gering.<br />

4.4 Zwischenfazit: Finanzierung als Innovationshemmnis.<br />

Finanzierungsschwierigkeiten waren im Jahr 2004 das mit Abstand wichtigste Innovationshemmnis<br />

in Deutschland. Die Bedeutung dieses Hemmnisses hat im Lauf der vergangenen<br />

zehn Jahre in der Industrie zugenommen. Die Mehrzahl der Unternehmen mit Finanzierungshemmnissen<br />

klagte gleichermaßen über interne <strong>und</strong> externe Finanzierungsrestriktionen.<br />

Nur ein kleiner Teil nannte ausschließlich externe Finanzierungshemmnisse. Dies deutet<br />

an, dass externe Mittel nur begrenzt als Ersatz für fehlende Innenfinanzierungsmöglichkeiten<br />

genutzt werden können <strong>und</strong> hängt mit der „Hierarchie“ der Finanzierungsquellen für<br />

Innovationen zusammen: Unternehmen präferieren in der Regel Eigenmittel. Sind diese nicht<br />

oder nicht ausreichend vorhanden, wird versucht Fremdmittel hinzu zu ziehen. Dies gestaltet<br />

sich jedoch für Unternehmen mit Innenfinanzierungsproblemen schwierig. Denn in der Regel<br />

basiert die Bonitätseinstufung durch potenzielle Fremdkapitalgeber auf der vergangenen<br />

bzw. aktuellen Innenfinanzierungskraft. Ist diese niedrig, steigen die Kreditkosten oder die<br />

Vergabe von Krediten wird verweigert. Folglich zeigt sich auch, dass Unternehmen mit einer<br />

niedrigen Rendite sowohl höhere interne als auch höhere externe Finanzierungsrestriktionen<br />

berichten. Ein Mangel an internen Finanzierungsquellen kann somit nicht durch Fremdkapital<br />

ersetzt werden.<br />

Kleinere Unternehmen sind von Finanzierungshemmnissen deutlich stärker betroffen. Dies<br />

gilt insbesondere für die Gruppe der nicht innovierenden Unternehmen. Finanzierungshemmnisse<br />

in bereits innovativen Unternehmen betreffen vor allem die sehr innovationsintensiven<br />

Unternehmen. Sie führen in erster Linie zu längeren Projektlaufzeiten sowie zum<br />

Abbruch von bereits begonnenen Projekten. Ein Abbau von Finanzierungshemmnissen<br />

<strong>und</strong> eine verbesserte Innovationsfinanzierung sind vor allem für KMU wichtig. Dort können<br />

die größten Innovationspotenziale erschlossen werden. So hätte im Jahr 2004 die Innova-


Innovationsfinanzierung: Stand, Hindernisse, Perspektiven 139<br />

torenquote in Deutschland um bis zu 10 % höher liegen können, wenn - was selbstverständlich<br />

unrealistisch ist - alle Finanzierungsbarrieren in nicht innovierenden Unternehmen (sowie<br />

alle weiteren, gegebenenfalls vorhandenen Innovationshemmnisse) beseitigt worden wären.<br />

Während für alle Unternehmen gilt, dass eine verbesserte Innenfinanzierungskraft die Innovationsaktivitäten<br />

steigern würde, sind verbesserte Kreditfinanzierungsbedingungen vor allem<br />

für KMU wichtig.<br />

5. Perspektiven der Innovationsfinanzierung in Deutschland.<br />

Die Verbesserung der Finanzierungssituation für Innovationen ist aktuell eine der drängendsten<br />

innovationspolitischen Aufgaben in Deutschland. In den vergangenen Jahren wurden bereits<br />

eine Reihe von Schritten unternommen, wie z. B. die Reform der staatlichen Wagniskapitalförderung,<br />

Änderungen in einzelnen Programmen (z. B. Kreditvariante im ERP-<br />

Innovationsprogramm, ProInno II, InnoWATT) oder Bemühungen, die direkte Projektförderung<br />

auszuweiten <strong>und</strong> verstärkt KMU <strong>und</strong> junge Unternehmen zu erreichen. Im Rahmen dieses<br />

Beitrags sollen abschließend einige allgemeine Schlussfolgerungen zu möglichen weiteren<br />

Ansatzpunkten für eine verbesserte Innovationsfinanzierung kurz angesprochen werden.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich gilt, dass angesichts der vielfältigen Wirtschaftsstruktur Deutschlands 42 <strong>und</strong><br />

der großen Heterogenität im Unternehmenssektor (insbesondere in der großen Gruppe der<br />

KMU 43 ) ein breiter Mix von Finanzierungsinstrumenten notwendig ist. Denn nur mit einer großen<br />

Vielfalt an Instrumenten kann man den sehr unterschiedlichen Finanzierungssituationen<br />

in den Unternehmen <strong>und</strong> ihren spezifischen Finanzierungsanforderungen aufgr<strong>und</strong> unterschiedlicher<br />

Innovationswege gerecht werden. Maßnahmen <strong>zur</strong> Verbesserung der Finanzierungsmöglichkeiten<br />

von Innovationen können an folgenden Punkten ansetzen:<br />

• Die hohe Bedeutung von Eigenmitteln für die Innovationsfinanzierung insbesondere<br />

in KMU bedeutet, dass jede Maßnahme, die den Gewinn <strong>und</strong> Cashflow der Unternehmen<br />

erhöht, im Prinzip die finanzierungsseitigen Voraussetzungen für Innovationsaktivitäten<br />

verbessert. Als besonders wirksam können solche Instrumente eingestuft<br />

werden, die eine Erhöhung der Innenfinanzierungskraft an FuE-Aktivitäten koppeln.<br />

Hierzu zählen Entlastungen bei den FuE-Kosten (z. B. Personalkosten, FuE-<br />

Aufträge an Dritte) ebenso wie von FuE-Aktivitäten abhängige Nachlässe bei Steuern<br />

<strong>und</strong> Abgaben, die Möglichkeit <strong>zur</strong> Aktivierung von Teilen der Innovationskosten sowie<br />

direkte staatliche Zuschüsse für FuE.<br />

42 Vgl. Legler <strong>und</strong> Gehrke (2006).<br />

43 Vgl. Rammer, Zimmermann, Müller, Heger, Aschhoff <strong>und</strong> Reize (2006).


140 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

• Staatliche Zuschüsse sind dabei aus mehreren Gründen in besonderem Maß für die<br />

Finanzierung von besonders risikobehafteten FuE-Aktivitäten, wie etwa gr<strong>und</strong>legende<br />

<strong>und</strong> marktferne Entwicklungen, geeignet: Sie erhöhen unmittelbar, d. h. bereits zu<br />

Projektbeginn, den Cashflow, sie können (gemäß der EU-Beihilferegeln) bis zu 50 %<br />

der FuE-Kosten ausmachen <strong>und</strong> damit einen wesentlichen Finanzierungsbeitrag leisten,<br />

sie können alle Kostenarten <strong>und</strong> Projekttypen von FuE-Aktivitäten abdecken, <strong>und</strong><br />

sie können recht einfach auf bestimmte Zielgruppen ausgerichtet werden. Untersuchungen<br />

<strong>zur</strong> Wirksamkeit der direkten Projektförderung des B<strong>und</strong>es zeigten in der<br />

Regel positive Effekte, d. h. die geförderten Unternehmen erhöhten ihre FuE-<br />

Aufwendungen über das Ausmaß des staatlichen Finanzierungsbeitrags hinaus. 44<br />

Der Nachteil von staatlichen Zuschüssen liegt zum einen in den hohen administrativen<br />

Kosten der Abwicklung von Förderanträgen sowie den mitunter hohen compliance<br />

costs auf Seiten der Unternehmen, um in den Genuss einer Förderung zu kommen.<br />

Um die Effizienz der FuE-Projektförderung auf Zuschussbasis für KMU zu erhöhen,<br />

sollten diese Kosten daher so gering wie möglich gehalten werden. Zum anderen<br />

besteht bei Zuschüssen auch die Gefahr, dass Mitnahmeeffekte sowie eine<br />

verschlechterte Selektion der Projektideen – etwa was die erwartete Rentabilität betrifft<br />

– die Wirksamkeit begrenzen. Die bereits in der Vergangenheit verfolgte Fokussierung<br />

der direkten Projektförderung auf KMU sollte verstärkt werden. Ergänzend<br />

hierzu ist die Einführung eines Kreditfinanzierungsinstruments für FuE in Form<br />

von zinsverbilligten, nicht besicherbaren staatlichen FuE-Projektkrediten zu prüfen,<br />

welches an die direkte Projektförderung anschließen könnte. Eine mögliche Ausgestaltung<br />

eines solchen Instruments ist in <strong>KfW</strong> (2004, 14ff.) beschrieben.<br />

• Staatliche Zuschüsse können jedoch nicht alle Finanzierungsprobleme von Innovationen<br />

lösen. Eigenkapitalbasierte Fremdfinanzierungsformen wie Wagniskapital sind<br />

vor allem für jene Unternehmen wichtig, die in Relation zu ihrem Sachvermögen umfangreiche<br />

FuE-Aktivitäten durchführen möchten <strong>und</strong> selbst nur über beschränkte Eigenmittel<br />

verfügen. Dies betrifft insbesondere junge Unternehmen in innovationsintensiven<br />

Branchen. Ein funktionierender Wagniskapitalmarkt, insbesondere in Bezug<br />

auf das Frühphasensegment, ist daher von großer Bedeutung. Hier wurden jüngst eine<br />

Reihe von Maßnahmen gesetzt (ERP-Startfonds, Hightech-Gründerfonds, ERP-<br />

/EIF-Dachfonds), deren Wirkung beobachtet werden sollte. Wagniskapital könnte aber<br />

auch verstärkt <strong>zur</strong> Finanzierung von Innovationen in etablierten Mittelständlern<br />

genutzt werden. Insbesondere die Gruppe der besonders innovationsintensiven KMU<br />

44 Vgl. Fier <strong>und</strong> Czarnitzki (2005) für einen Überblick sowie Czarnitzki <strong>und</strong> Hussinger (2004), Czarnitzki<br />

<strong>und</strong> Licht (2006), Czarnitzki (2006), Czarnitzki <strong>und</strong> Fier (2002).


Innovationsfinanzierung: Stand, Hindernisse, Perspektiven 141<br />

stößt überdurchschnittlich häufig auf Finanzierungsrestriktionen. Zumindest für einen<br />

Teil von ihnen könnte externes Eigenkapital eine interessante Finanzierungsoption<br />

darstellen. Damit Wagniskapital von dieser Gruppe verstärkt genutzt wird, sind einerseits<br />

die Offenheit der Geschäftsführung bzw. der Inhaber <strong>zur</strong> Aufnahme externer Beteiligungen<br />

<strong>und</strong> andererseits entsprechend ausgerichtete Finanzierungsmodelle der<br />

Beteiligungsgesellschaften notwendig. Zusätzlich sollte geprüft werden, ob <strong>zur</strong> Intensivierung<br />

des Technologietransfers aus der Wissenschaft nicht spezielle Fonds (Spinoff-Fonds)<br />

mit Hilfe von B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Ländern geschaffen werden sollten (vgl. Egeln et<br />

al. 2003, 176ff.).<br />

• Zur Finanzierung von marktnahen Innovationsaktivitäten, die im Übergang von FuE<br />

<strong>zur</strong> Markteinführung neuer Produkte bzw. <strong>zur</strong> Verfahrensanwendung angesiedelt<br />

sind, sind in vielen Fällen Kreditmittel die am besten geeignete Finanzierungsform.<br />

Denn das Risiko solcher Innovationsprojekte ist vergleichsweise gering, der Finanzierungsbedarf<br />

hoch, <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> der größeren investiven Bestandteile weisen diese<br />

Projekte höhere Anteile besicherungsfähiger Werte auf. Dabei sind es vor allem die<br />

kleineren Unternehmen, die bei verbesserten Kreditfinanzierungsbedingungen zusätzliche<br />

Innovationsmöglichkeiten sehen. Mit der Modifizierung des ERP-<br />

Innovationsprogramms wurde die Innovationsförderung in Richtung mezzanine Kreditprodukte<br />

weiterentwickelt. Um kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen den Kreditzugang<br />

zukünftig zu erleichtern, sind verschiedene Maßnahmen denkbar: Eine Anpassung<br />

der Unternehmens-Ratings in der Form, dass Entwicklungspotenziale von Unternehmen<br />

(einschließlich der künftige Ertragsbeiträge von Innovationen) besser abgebildet<br />

werden, könnte die hohen Kreditkosten für innovative Unternehmen reduzieren<br />

bzw. Kreditrationierung verringern. Für besonders risikoexponierte Unternehmen<br />

sollte stärker auf mezzanine Finanzierungsformen (z. B. Nachrangkapital mit Genussrechten)<br />

<strong>zur</strong>ückgegriffen werden. Geprüft werden sollte zudem, wie immaterielle Anlagegüter<br />

(insbesondere Patente, Markenrechte, Gebrauchsmuster) stärker oder überhaupt<br />

als Sicherheiten etabliert werden können <strong>und</strong> wie ein entsprechender Markt<br />

für diese Güter eingerichtet werden kann. Für all diese Maßnahmen wäre eine Zusammenarbeit<br />

zwischen dem privaten Bankensektor, den in der Finanzierung von Innovationen<br />

aktiven öffentlichen Banken sowie den für die entsprechenden Regulierungen<br />

zuständigen staatlichen Stellen zielführend.<br />

• Eine große Herausforderung für die Innovationsfinanzierung in Deutschland ist die<br />

Unterstützung von kleinen Unternehmen, die in FuE oder andere Innovationsaktivitäten<br />

einsteigen möchten. In den vergangenen Jahren hat die Innovationsbeteiligung


142 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

nachgelassen, <strong>und</strong> auch die Zahl der forschenden Unternehmen stagniert. 45 Um fi-<br />

nanzielle Anreize für diese „Outsider“ zu setzen, FuE- <strong>und</strong> Innovationsaktivitäten aufzunehmen,<br />

bieten sich zwei Instrumente an: Eine Einstiegsförderung auf Zuschussbasis<br />

für kleine Unternehmen sollte primär als Ausgleich für die hohe Fixkostenbelastung<br />

im Fall einer Aufnahme von FuE- <strong>und</strong> Innovationsaktivitäten dienen.<br />

Dabei ist auf niedrige Zugangskosten <strong>und</strong> eine einfache administrative Projektabwicklung<br />

zu achten. Die Erfahrungen, die mit der nur in begrenztem Umfang nachgefragten<br />

Einstiegsförderung im Programm ProInno gemacht wurden, sollte dabei berücksichtigt<br />

werden. 46 Zu beachten ist dabei, dass Finanzierungsfragen nur eine Hürde<br />

sind, die von nicht innovationsaktiven Unternehmen beim Einstieg in FuE bzw. Innovationen<br />

zu überwinden ist. Des Weiteren könnte zusätzlich zu bestehenden Kreditprogrammen<br />

(ERP-Innovationsprogramm) die breitenwirksame FuE-Förderung für<br />

kleine Unternehmen weiter ausgebaut werden, um der Masse der KMU verstärkt Anreize<br />

zu bieten, in Innovationsaktivitäten einzusteigen <strong>und</strong> kontinuierlich innovativ tätig<br />

zu bleiben. Rammer et al. (2004b, 110ff.) diskutieren z. B. die Möglichkeiten der<br />

Einführung einer solchen „Sockelförderung“ in das bestehende System der öffentlichen<br />

FuE- <strong>und</strong> Innovationsfinanzierung in Deutschland.<br />

45 Vgl. Rammer <strong>und</strong> Spielkamp (2006).<br />

46 Vgl. Kulicke, Bührer <strong>und</strong> Lo (2005a,b).<br />

Ansprechpartner: Bettina Peters (ZEW): 0621/1235-174,<br />

Christian Rammer (ZEW): 0621/1235-184,<br />

Hanna Binz (ZEW)


Innovationsfinanzierung: Stand, Hindernisse, Perspektiven 143<br />

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Immaterielle Vermögenswerte <strong>und</strong> Unternehmensfinanzierung 149<br />

Immaterielle Vermögenswerte <strong>und</strong> Unternehmensfinanzierung.<br />

1. Einleitung.<br />

Deutschland steht vor der Herausforderung, den wirtschaftlichen Strukturwandel von der<br />

sachkapitalintensiven Industrie- <strong>zur</strong> modernen, humankapitalintensiven Wissens- <strong>und</strong> Technologiegesellschaft<br />

zu vollziehen. Dabei handelt es sich um einen dynamischen Prozess,<br />

dem sich alle entwickelten Volkswirtschaften <strong>zur</strong>zeit in mehr oder weniger großem Ausmaß<br />

stellen müssen. Eine wichtige Voraussetzung für diesen Strukturwandel ist eine rege Gründungs-<br />

<strong>und</strong> Innovationstätigkeit in den FuE-intensiven Zukunftsbranchen.<br />

Im Zuge des Strukturwandels zu technologieintensiveren Produktionsprozessen <strong>und</strong> einem<br />

wissensintensiveren Dienstleistungsangebot gewinnt geistiges Eigentum (Intellectual Property,<br />

IP) als Produktionsfaktor zusehend an Bedeutung, während Sachkapital <strong>und</strong> (gering<br />

qualifizierte) Arbeit, die dominierenden Produktionsfaktoren der Industriegesellschaft des 19.<br />

<strong>und</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>erts, bereits heute an Bedeutung verlieren. Die herausragende Rolle immaterieller<br />

Vermögenswerte für die Zukunftsbranchen spiegelt sich jedoch noch nicht in einem<br />

entsprechenden Bedeutungszuwachs von IP für die Unternehmensfinanzierung wider. Obwohl<br />

beispielsweise einige immaterielle Vermögenswerte wie Patente <strong>und</strong> Marken zentrale<br />

Anforderungen an Kreditsicherheiten wie Fungibilität <strong>und</strong> juristische Durchsetzbarkeit erfüllen,<br />

werden sie von der Kreditwirtschaft trotz der gr<strong>und</strong>sätzlichen aufsichtsrechtlichen Zulässigkeit<br />

im Rahmen von Basel II bisher nur in vernachlässigbarem Maße als Sicherheit akzep-<br />

tiert. 1<br />

Aus Sicht potentieller Kapitalgeber ist die Zurückhaltung, IP als Sicherheit zu akzeptieren<br />

verständlich, da für sie die Unsicherheit über die realisierbaren Verwertungserlöse aus immateriellen<br />

Vermögenswerten relativ hoch ist. Im Gegensatz zu materiellen Vermögenswerten<br />

wie Maschinen oder Immobilien existieren nämlich für immaterielle Vermögenswerte wie<br />

Patente <strong>und</strong> Marken – trotz einer dynamischen Entwicklung in jüngerer Zeit – bisher kaum<br />

allgemein anerkannte Bewertungsverfahren oder Märkte auf denen IP flexibel handelbar ist.<br />

Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht ist die geringe Bedeutung von immateriellen Vermögenswerten<br />

für die Unternehmensfinanzierung als problematisch einzustufen, da sie insbesonde-<br />

1 Im fortgeschrittenen, auf internen Ratings basierenden (IRB) Messansatz für Kreditrisiken ist die<br />

Einbeziehung von Patenten für die Verlustschätzung (LGD) zulässig, wenn die Bewertung der als<br />

Kreditsicherheiten akzeptierten Patente auf historischen Verwertungsdaten basiert.


150 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

re die Finanzierungsmöglichkeiten innovativer Unternehmen reduziert <strong>und</strong> so den Strukturwandel<br />

hin <strong>zur</strong> Wissens- <strong>und</strong> Technologiegesellschaft verlangsamt.<br />

Im folgenden Abschnitt wird zunächst die Bedeutung immaterieller Vermögenswerte für den<br />

wirtschaftlichen Strukturwandel <strong>zur</strong> Wissens- <strong>und</strong> Technologiegesellschaft näher beleuchtet<br />

(siehe Kasten 2 für die am weitesten verbreiteten immateriellen Vermögenswerte in Deutschland).<br />

Anschließend werden potentielle Nutzungsmöglichkeiten von IP für die Unternehmensfinanzierung<br />

beschrieben <strong>und</strong> dem aktuellen Status quo gegenübergestellt. Dabei wird sich<br />

zeigen, dass eine intensivere Nutzung von IP für die Unternehmensfinanzierung die Schaffung<br />

<strong>und</strong> Etablierung von funktionsfähigen Märkten für Immaterielles voraussetzt. Abschließend<br />

werden deshalb Voraussetzungen <strong>und</strong> Möglichkeiten der Etablierung solcher IP-Märkte<br />

diskutiert.<br />

Kasten 1: Das Wichtigste auf einen Blick.<br />

Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die Rolle immaterieller Vermögenswerte für die Unternehmensfinanzierung.<br />

Er stellt zunächst den allgemeinen Bedeutungszuwachs von immateriellen Vermögenswerten<br />

als Produktionsfaktor dar, beschreibt dann die aktuellen Nutzungsmöglichkeiten von<br />

Immateriellem für die Unternehmensfinanzierung <strong>und</strong> geht dann auf die Voraussetzungen für eine<br />

weitergehende Nutzung immateriellen Vermögens für Finanzierungszwecke ein. Die wichtigsten<br />

Ergebnisse sind:<br />

• Seit Beginn der 90er-Jahre haben immaterielle Vermögenswerte als Produktionsfaktor gegenüber<br />

materiellen Vermögenswerten einen deutlichen Bedeutungszuwachs erfahren. Dieser Bef<strong>und</strong> gilt<br />

für nahezu alle OECD-Länder, so auch in Deutschland. Hierzulande ist der relative Bedeutungszuwachs<br />

immateriellen Vermögens jedoch weniger stark ausgeprägt als im OECD-Durchschnitt.<br />

• Als Finanzierungsinstrument spielen immaterielle Vermögenswerte bisher fast ausschließlich eine<br />

indirekte Rolle indem sie beispielsweise über die Ratingnote Einfluss auf den Kreditzugang <strong>und</strong><br />

die Kapitalkosten nehmen. Die Stärke dieses Einflusses auf Kreditzugang <strong>und</strong> –kosten war bislang<br />

jedoch gering.<br />

• Als direktes Finanzierungsinstrument (z. B. als Kreditsicherheit) war die Bedeutung immaterieller<br />

Vermögenswerte bisher nahezu vernachlässigbar, da verlässliche <strong>und</strong> kostengünstige Bewertungsverfahren<br />

für Immaterielles nur sehr begrenzt verfügbar waren <strong>und</strong> immaterielles Vermögen<br />

nur sehr eingeschränkt handelbar war.<br />

• In den letzten Jahren sind jedoch – zumindest im speziellen Fall von Patenten – eine Reihe von<br />

Bewertungsverfahren entstanden. Mit der Etablierung dieser Bewertungsverfahren am Markt ist zu<br />

erwarten, dass sich sukzessive spezielle Märkte für immaterielle Vermögenswerte entwickeln. Im<br />

Zuge dessen dürfte auch die Bedeutung von Immateriellem als Finanzierungsinstrument sukzessive<br />

zunehmen.<br />

• Ein im deutschen Finanzsystem erfolgsversprechender Weg, immaterielle Vermögenswerte stärker<br />

für die Unternehmensfinanzierung zu nutzen, könnte darin bestehen, Patente <strong>und</strong> andere<br />

geistige Eigentumsrechte verstärkt als Kreditsicherheiten einzusetzen. Aufgr<strong>und</strong> fehlender Erfahrungswerte<br />

mit Patenten als Kreditsicherheiten <strong>und</strong> der damit einhergehenden hohen Unsicherheit<br />

für die Vorreiter, besteht allerdings die Gefahr, dass der Markt ein solches Angebot nicht rechtzeitig<br />

<strong>und</strong> in adäquatem Ausmaß hervorbringt.


Immaterielle Vermögenswerte <strong>und</strong> Unternehmensfinanzierung 151<br />

Kasten 2: Immaterielle Vermögenswerte in Deutschland.<br />

In Deutschland lassen sich eine Reihe immaterieller Vermögenswerte unterscheiden, die verschiedene<br />

rechtliche Charakteristika aufweisen, welche Einfluss auf ihre Eignung als Finanzierungsinstrument<br />

– insbesondere als Kreditsicherheit – haben. Wichtige immaterielle Vermögenswerte sind:<br />

Patente: Gegenstand eines Patentes kann sowohl ein technisches Herstellungs- oder Anwendungsverfahren<br />

(Verfahrenspatent) als auch ein bestimmtes Erzeugnis (Sachpatent) sein. Nach erfolgreich<br />

überstandener Prüfung durch das Deutsche Patent- <strong>und</strong> Markenamt (DPMA) erhält der Patentinhaber<br />

eine Urk<strong>und</strong>e mit maximal 20jähriger Laufzeit (<strong>zur</strong> Aufrechterhaltung sind jedoch regelmäßig<br />

Gebühren fällig, deren Höhe progressiv mit der Dauer des bisherigen Patentschutzes steigt). Eine<br />

Patenterteilung durch das DPMA garantiert allerdings lediglich deutschlandweiten Patentschutz. Für<br />

einen europaweiten bzw. sich auch auf die Überseemärkte USA <strong>und</strong> Japan erstreckenden Patentschutz<br />

ist eine Patentanmeldung beim Europäischen Patentamt <strong>und</strong> den nationalen Patentämtern in<br />

den USA <strong>und</strong> Japan notwendig. Wird eine Erfindung in allen drei Regionen zum Patent angemeldet,<br />

spricht man von einem sog. Triadepatent.<br />

Marken: Rechtlich versteht man unter einer Marke ein Kennzeichen, das geeignet ist, Waren oder<br />

Dienstleistungen eines Unternehmens von denen eines anderen Unternehmens zu unterscheiden.<br />

Ähnlich wie beim Patent wird auch die Marke vor der Schutzrechterteilung durch das DPMA geprüft.<br />

Nach erfolgreicher Prüfung erfolgt der Eintrag in das Markenregister.<br />

Urheberrechte: Das Urheberrecht gewährt ohne jede Anmeldung oder Registereintragung ein<br />

Schutzrecht für eine persönliche geistige Schöpfung. Es ist rechtlich nicht auf Dritte übertragbar.<br />

Gebrauchsmuster: Hierbei handelt es sich um so genannte kleine Patente. D. h. um Erfindungen, die<br />

den Anforderungen an die Erlangung des Patentschutzes nicht genügen. Im Gegensatz zum Patent<br />

wird der Gebrauchsmusterschutz nur für Erzeugnisse <strong>und</strong> nicht für Verfahren gewährt.<br />

Geschmacksmuster: Gegenstand des Geschmacksmusters ist der Schutz des Designs eines Produktes.<br />

Wie das Gebrauchsmuster <strong>und</strong> das Urheberrecht entsteht das Geschmackmuster ohne Registereintragung.<br />

2. Bedeutung von IP in der Wissens- <strong>und</strong> Technologiegesellschaft.<br />

Im Verlauf der 90er-Jahre haben die Investitionen in immaterielle Vermögenswerte relativ zu<br />

den Investitionen in materielle Vermögenswerte kräftig angezogen. Grafik 1 zeigt, dass in<br />

den meisten OECD-Ländern seit Mitte der 90er-Jahre eine Bedeutungsverschiebung zwischen<br />

der immateriellen <strong>und</strong> der materiellen Investitionstätigkeit stattgef<strong>und</strong>en hat. So ist der<br />

Anteil der immateriellen Investitionstätigkeit am BIP im OECD-Durchschnitt zwischen 1994<br />

<strong>und</strong> 2002 um knapp einen Prozentpunkt gestiegen, während der BIP-Anteil der materiellen<br />

Investitionstätigkeit im Gegenzug um einen halben Prozentpunkt <strong>zur</strong>ückging. Neben der Tatsache,<br />

dass die immaterielle Investitionstätigkeit in Deutschland <strong>und</strong> Frankreich deutlich<br />

langsamer wuchs als der OECD-Durchschnitt, fällt auf, dass insbesondere Deutschland<br />

strukturell vom OECD-Durchschnitt abweicht. Denn hierzulande wuchs die materielle Investitionstätigkeit<br />

in den 90er Jahren stärker als die immaterielle. Bei der Interpretation dieser<br />

Daten sollte allerdings berücksichtigt werden, dass die von der OECD verwendete Definition


152 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

materieller <strong>und</strong> immaterieller Investitionen nur Teilmengen der jeweiligen Investitionsarten<br />

erfasst, da z. B. Bauinvestitionen oder Lizenzgebühren nicht berücksichtigt werden. 2<br />

Frankreich<br />

Deutschland<br />

OECD<br />

Japan<br />

USA<br />

-2 -1 0 1 2 3 4 5<br />

[Veränderung des Anteils am BIP in Prozentpunkten]<br />

Veränderung der Ausrüstungsinvestitionstätigkeit 1994-2002<br />

Veränderung der IP-Investitionstätigkeit 1994-2002<br />

Grafik 1: Bedeutungszuwachs immaterieller Investitionstätigkeit<br />

Quelle: OECD<br />

Grafik 2 zeigt, dass der relative Bedeutungszuwachs der IP-Investitionstätigkeit dazu geführt<br />

hat, dass die immaterielle Investitionstätigkeit im Verhältnis zum BIP mit der materiellen Investitionstätigkeit<br />

inzwischen fast gleichgezogen hat. Auch hier zeigt sich, dass die Bedeutung<br />

der IP-Investitionen in Deutschland (<strong>und</strong> in Frankreich) hinter dem OECD-Durchschnitt<br />

<strong>zur</strong>ückbleibt. Ungeachtet der oben genannten Einschränkungen hinsichtlich der Interpretierbarkeit<br />

der materiellen <strong>und</strong> immateriellen Investitionstätigkeit als solche, könnte der Bef<strong>und</strong><br />

einer vergleichsweise geringeren Bedeutung der immateriellen Investitionstätigkeit in<br />

Deutschland als Indiz dafür gewertet werden, dass der wirtschaftliche Strukturwandel hierzulande<br />

im internationalen Vergleich bisher weniger weit vorangeschritten ist.<br />

2 Die OECD definiert Investitionen in immaterielle Vermögenswerte als FuE-Ausgaben sowie Ausgaben<br />

für Software <strong>und</strong> tertiäre Bildung. Die Investitionen in materielle Vermögenswerte werden als Ausrüstungsinvestitionen<br />

definiert. Vgl. OECD (2005). Man sollte beachten, dass die Definition der materiellen<br />

Investitionen als Ausrüstungsinvestitionen, die materielle Investitionstätigkeit unterschätzt, da<br />

Bauinvestitionen nicht berücksichtigt werden. Unter Berücksichtigung der Bauinvestitionen (ohne<br />

Wohnungsbau) wäre die in Grafik 2 dargestellte materielle Investitionstätigkeit in Deutschland r<strong>und</strong><br />

40 % höher. Infolgedessen wäre jedoch die in Grafik 1 dargestellte Veränderung der materiellen Investitionstätigkeit<br />

negativ, da die Bauinvestitionen in Deutschland in Relation zum BIP zwischen 1994<br />

bis 2002 um r<strong>und</strong> 2,5 Prozentpunkte <strong>zur</strong>ückgingen.


Immaterielle Vermögenswerte <strong>und</strong> Unternehmensfinanzierung 153<br />

[in % des BIP, 2002]<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

USA Japan OECD Deutschland Frankreich<br />

IP-Investitionen Ausrüstungsinvestitionen<br />

Grafik 2: Aktuelle Bedeutung materieller <strong>und</strong> immaterieller Investitionen<br />

Quelle: OECD<br />

Nichtsdestotrotz konnten auch in Deutschland die forschungsintensiven Industrien <strong>und</strong> die<br />

wissensintensiven Dienstleistungen, in denen IP eine herausragende Rolle spielt, ihren<br />

Wertschöpfungsanteil in den letzten 25 Jahren kontinuierlich steigern <strong>und</strong> neue Arbeitsplätze<br />

entstehen per Saldo vornehmlich in diesen Branchen. Untersuchungen des Niedersächsischen<br />

Instituts für Wirtschaftsforschung (NIW) zeigen beispielsweise, dass die sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigung in Deutschland seit Anfang der 80er-Jahre in den wissensintensiven<br />

Branchen um über 25 % gestiegen ist, während sie in den nichtwissensintensiven<br />

Branchen im gleichen Zeitraum um r<strong>und</strong> 7 % <strong>zur</strong>ückging. Besonders offensichtlich wird dieses<br />

Auseinanderfallen in der Beschäftigungsentwicklung durch eine Gegenüberstellung der<br />

wissensintensiven Dienstleistungen (+78 %) <strong>und</strong> des nichtwissensintensiven produzierenden<br />

Gewerbes (-36 %). 3 Grafik 3 veranschaulicht die konträr verlaufende Beschäftigungsentwicklung<br />

der wissensintensiven <strong>und</strong> nichtwissensintensiven Branchen anhand der jahresdurchschnittlichen<br />

Veränderungsraten.<br />

3 Vgl. Legler, Krawczyk (2006), S. 59ff <strong>und</strong> eigene Berechnungen.


154 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

[jahresdurchschnittliche Veränderungsrate der<br />

sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung]<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

-4<br />

1980-90 1990-96 1996-2004 1980-2004<br />

Wissensintensive Bereiche (gesamt) Nichtwissensintensive Bereiche (gesamt)<br />

Wissensintensive Dienstleistungen Nichtwissensintensives produzierendes Gewerbe<br />

Quelle: NIW<br />

Grafik 3: Langfristige Beschäftigungsentwicklung in den wissensintensiven <strong>und</strong> nichtwissensintensiven<br />

Branchen im Vergleich<br />

In den wissens- <strong>und</strong> technologieintensiven Branchen spielen immaterielle Vermögenswerte<br />

wie beschrieben eine immer wichtigere Rolle als Produktionsfaktor. In einigen dieser Branchen<br />

ist der Anteil des immateriellen Vermögens am gesamten Unternehmenswert seit Anfang<br />

der 80er-Jahre von r<strong>und</strong> 20 % auf heute über 80 % angestiegen. 4 Das Wachstum dieser<br />

zukunftsträchtigen Branchen <strong>und</strong> infolgedessen der Strukturwandel könnte somit beschleunigt<br />

werden, wenn IP stärker für die Unternehmensfinanzierung nutzbar gemacht würde. Eine<br />

neuere Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln) zeigt beispielsweise,<br />

dass in den sog. „technikaffinen Branchen“ knapp ein Viertel der von den Unternehmen<br />

gehaltenen <strong>und</strong> umsetzungsreifen Patenten nicht kommerzialisiert werden. 5 Neben zu hohen<br />

Innovationskosten wurde von den befragten Unternehmen das Fehlen externer Finanzierungsmittel<br />

<strong>zur</strong> Finanzierung des Innovationsvorhabens als wichtigster Gr<strong>und</strong> für die fehlende<br />

Nutzung der vorhanden Patente genannt. Bei der Interpretation dieses Bef<strong>und</strong>es sollte<br />

neben der fehlenden Repräsentativität der IW-Studie jedoch berücksichtigt werden, dass ein<br />

4 Vgl. Scheffer, Loop (2005), S. 21.<br />

5 Im Auftrag des VDI hat das IW Köln 2.600 Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe <strong>und</strong> den<br />

unternehmensnahen Dienstleistungen der sog. „technikaffinen Branchen“ in Deutschland nach ihrem<br />

Forschungs- <strong>und</strong> Innovationsverhalten befragt. Vgl. Koppel (2006). Ein Strukturvergleich der befragten<br />

Stichprobe mit dem <strong>KfW</strong>-<strong>Mittelstands</strong>panel zeigt jedoch, dass sie keineswegs repräsentativ für die<br />

deutsche Unternehmenslandschaft ist, sondern eine Positivselektion des großen FuE-intensiven Mittelstandes<br />

darstellt.


Immaterielle Vermögenswerte <strong>und</strong> Unternehmensfinanzierung 155<br />

Großteil der ungenutzten Patente wirtschaftlich wertlos sein dürfte <strong>und</strong> ihre Kommerzialisierung<br />

deshalb unterbleibt. 6<br />

Nichtsdestotrotz gilt, dass sich gerade Deutschland finanzierungsseitige Hemmnisse für einen<br />

schnelleren Strukturwandel nicht leisten kann, da einige Indizien darauf hindeuten, dass<br />

dieser hierzulande weniger weit fortgeschritten ist als in anderen OECD-Ländern. Neben der<br />

im internationalen Vergleich geringen IP-Investitionstätigkeit (siehe Grafiken 1 <strong>und</strong> 2) kann<br />

ein weiteres Indiz z. B. darin gesehen werden, dass die Gründungsaktivität in den Zukunftsbranchen<br />

der forschungsintensiven Industrien <strong>und</strong> insbesondere der wissensintensiven<br />

Dienstleistungen in Deutschland seit Ende der 90er-Jahre stärker eingebrochen ist als in<br />

vergleichbaren OECD-Ländern wie Frankreich oder den USA. 7 Zwar hat die Gründungsdynamik<br />

insgesamt hierzulande in den letzten Jahren wieder deutlich angezogen. Sie konzentriert<br />

sich aber – nicht zuletzt getrieben durch die Auflage <strong>und</strong> die Erweiterung spezieller Förderinstrumente<br />

(Überbrückungsgeld, Existenzgrünungszuschuss) – vornehmlich auf wenig<br />

technologie- <strong>und</strong> wissensintensive Branchen. Der Anteil der forschungsintensiven Industrien<br />

<strong>und</strong> der wissensintensiven Dienstleistungen an den Unternehmensgründungen in Deutschland<br />

ist dagegen im internationalen Vergleich sehr niedrig. Während sich der gemeinsame<br />

Anteil dieser beiden Zukunftsbranchen hierzulande auf r<strong>und</strong> 16 % beläuft, liegt er in Ländern<br />

wie Schweden, den Niederlanden, Dänemark, Großbritannien <strong>und</strong> Belgien zwischen 20 %<br />

<strong>und</strong> 25 %. 8 Ebenso bedenklich ist, dass sich die FuE-Tätigkeit in Deutschland relativ stark<br />

auf große Unternehmen <strong>und</strong> wenige Branchen (vor allem die Automobilbranche) konzentriert.<br />

Im Rückgrat der deutschen Wirtschaft, den r<strong>und</strong> 3,5 Mio. Mittelständlern, weisen laut<br />

<strong>KfW</strong>-<strong>Mittelstands</strong>panel dagegen 86 % der Unternehmen überhaupt keine FuE-Tätigkeit auf.<br />

Weiterhin zeigt der Beitrag von Reize in diesem Band (Kapitel 1), dass sich die Innovationstätigkeit<br />

deutscher Mittelständler im FuE-intensiven Verarbeitenden Gewerbe verstärkt auf<br />

Produktimitationen <strong>und</strong> weniger auf die Hervorbringung von Marktneuheiten konzentriert<br />

Neben Hemmnissen wie dem Mangel an hochqualifizierten Arbeitskräften, übermäßiger Regulierung,<br />

Managementschwächen <strong>und</strong> soziokulturellen Faktoren spielen Schwierigkeiten bei<br />

der Finanzierung FuE-intensiver <strong>und</strong> innovativer Vorhaben eine bedeutende Rolle für die zu<br />

6 Der IW-Studie zufolge ist gut die Hälfte aller angemeldeten Patente von vernachlässigbarem wirtschaftlichem<br />

Wert, während nur ca. 5 % der Patente nach eigener Einschätzung der Unternehmen<br />

mehr wert sind als 1,5 Mio. EUR. Dabei sollte berücksichtigt werden, dass die vom IW durchgeführte<br />

Patentwertschätzung durch Erfragung eines Verkaufsreservationspreises beim Patentinhaber den<br />

Patentwert systematisch überschätzt (für finanzielle Bewertungsverfahren siehe Kasten 4). Die gleiche<br />

Kritik gilt für die Einstufung eines Patentes als umsetzungsreif.<br />

7 Vgl. BMBF (2006), S. 17ff.<br />

8 Vgl. Niefert, Sahm, Tilleßen (2006), S. 56ff.


156 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

geringe Gründungs- <strong>und</strong> Innovationsdynamik Deutschlands. Untersuchungen des ZEW liefern<br />

empirische Hinweise darauf, dass bei KMUs Finanzierungsprobleme das wichtigste<br />

Hemmnis für eine stärkere Innovationstätigkeit darstellen. 9 Auch das <strong>KfW</strong>-<strong>Mittelstands</strong>panel<br />

zeigt, dass FuE-intensive Unternehmen häufiger von Ablehnungen ihrer Kreditwünsche betroffen<br />

sind. 10 Ein wichtiger Gr<strong>und</strong> für die Zurückhaltung der Kreditinstitute bei der Finanzierung<br />

von FuE-Vorhaben <strong>und</strong> Gründungen ist im Fehlen von (Real-)Sicherheiten bei forschungs-<br />

<strong>und</strong> wissensintensiven Projekten zu sehen. 11 Aufgr<strong>und</strong> einer asymmetrischen Informationsverteilung<br />

zu ihren Lasten <strong>und</strong> einer großen Unsicherheit über die Höhe möglicher<br />

Verwertungserlöse von immateriellen Vermögensgegenständen können externe Kapitalgeber<br />

den „wahren Wert“ von IP in der Regel nur un<strong>zur</strong>eichend beurteilen. Im Gegensatz <strong>zur</strong><br />

Situation bei den Realsicherheiten liegen für IP kaum historischen Daten über die Werthaltigkeit<br />

dieser immateriellen Sicherheiten im Verwertungsfall vor. Zu einer Kreditfinanzierung<br />

auf Besicherungsbasis immaterieller Vermögenswerte sind externe Kapitalgeber deshalb<br />

oftmals nicht bereit.<br />

Für die Finanzierung von Innovationsvorhaben <strong>und</strong> FuE-intensiven Gründungen wird deshalb<br />

verstärkt auf außerbörsliches Beteiligungskapital (Private Equity), vor allem in seiner<br />

Ausgestaltung als Wagniskapital (Venture Capital), <strong>zur</strong>ückgegriffen. Die finanzierungstechnischen<br />

Besonderheiten von Wagniskapital eignen sich sehr gut für die Finanzierung innovativer<br />

Unternehmen. Erstens partizipieren Wagniskapitalgeber durch ihr Engagement via Beteiligungsfinanzierung<br />

an den mit hohen Risiken einhergehenden großen Renditechancen.<br />

Weiterhin gilt, dass für erfahrene Venture Capitalisten das Problem der asymmetrisch verteilten<br />

Informationen weniger gravierend ist, da sie durch Screening, Hands-on-Management<br />

<strong>und</strong> weitgehende Eingriffsbefugnisse besser über die finanzierten Unternehmen informiert<br />

sind <strong>und</strong> diese besser kontrollieren können. Der deutsche Beteiligungskapitalmarkt hat jedoch<br />

seit dem Platzen der New-Economy-Blase einen massiven Strukturwandel durchlaufen,<br />

in dessen Zuge die investierten Gelder aus der Finanzierung junger (Seed- <strong>und</strong> Start-up-<br />

9 Vgl. Rammer et al. (2005), S. 69ff.<br />

10 Während im Jahr 2004 Unternehmen mit hoher FuE-Intensität bzw. kontinuierlicher FuE-Tätigkeit in<br />

52% respektive 57% der Fälle über eine Ablehnung ihres Kreditwunsches durch die Bank klagten,<br />

betrug dieser Anteil im Durchschnitt über alle Unternehmen nur 47%. Vgl. Reize (2005), S. 49ff. Multivariate<br />

Regressionsanalysen (Logitmodell) auf Basis der Daten des <strong>KfW</strong>-<strong>Mittelstands</strong>panels zeigen,<br />

dass die höhere Wahrscheinlichkeit einer Kreditablehnung bei Unternehmen mit hoher FuE-Intensität<br />

bzw. kontinuierlicher FuE-Tätigkeit signifikant ist.<br />

11 Das <strong>KfW</strong>-<strong>Mittelstands</strong>panel zeigt, dass un<strong>zur</strong>eichende Sicherheiten zentral für die Ablehnung eines<br />

Kreditangebotes sind. Dies gilt sowohl für die Ablehnung des Kreditangebotes durch das Unternehmen<br />

(47% der Unternehmen geben hier zu restriktive Sicherheiteneinforderungen an) als auch für die<br />

Verweigerung eines Kreditangebotes durch das Kreditinstitut (73% der Kreditinstitute geben hier un<strong>zur</strong>eichende<br />

Sicherheiten an). Vgl. Reize (2005), S. 52ff.


Immaterielle Vermögenswerte <strong>und</strong> Unternehmensfinanzierung 157<br />

Kapital) <strong>und</strong> wachsender Unternehmen (Expansionskapital) abgezogen wurden <strong>und</strong> heute<br />

verstärkt Buy-Outs etablierter Unternehmen das Investitionsziel der Beteiligungsgesellschaften<br />

sind. 12 Um die Finanzierung von Innovationsvorhaben <strong>und</strong> Gründungen zu erleichtern,<br />

müssen deshalb auch über die Beteiligungsfinanzierung hinausgehende Wege beschritten<br />

werden, die immaterielle Vermögenswerte stärker als bisher für die Unternehmensfinanzierung<br />

nutzbar machen. Einige Ansatzpunkte dafür sollen im Folgenden aufgezeigt werden.<br />

3. Nutzungsmöglichkeiten von IP für die Unternehmensfinanzierung.<br />

Über die Finanzierung durch Wagniskapitalgeber hinaus existieren Finanzierungsansätze,<br />

die es gr<strong>und</strong>sätzlich ermöglichen, den Wert von IP für die Finanzierung nutzbar zu machen.<br />

In diesem Abschnitt werden die wichtigsten vorgestellt. Insbesondere für große Unternehmen<br />

bietet es sich dabei an, zunächst den FuE-intensiven Unternehmensteil vom Rest des<br />

Unternehmens abzuspalten <strong>und</strong> diese Abspaltung dann durch die Emission spezieller Wertpapiere<br />

zu finanzieren, die Zahlungsansprüche auf die aus der FuE-Tätigkeit resultierenden<br />

Erträge verbriefen. Basistitel für solche Wertpapiere können beispielsweise FuE-Programme<br />

oder Patentpools sein. Einige dieser Ansätze sind in Kasten 3 dargestellt.<br />

Für kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen (KMU) sind diese Finanzierungsmöglichkeiten in der<br />

Regel bisher nicht zugänglich, da sie meist eine Börsennotierung des FuE-treibenden Unternehmens<br />

voraussetzen. Sollen diese bisher nur für Großunternehmen nutzbaren Finanzierungsformen<br />

auch für KMU verfügbar gemacht werden, müsste ein so genannter IP-<br />

Intermediär (z. B. eine Zweckgesellschaft, Bank, Investmentfond o. ä.) zunächst immaterielle<br />

Vermögenswerte von KMU bündeln <strong>und</strong> diese IP-Portfolien dann zu Finanzierungszwecken<br />

nutzen. Der IP-Intermediär könnte über Unternehmen <strong>und</strong> Branchen diversifizierte IP-<br />

Portfolien bilden, die Ansprüche auf den aus diesem resultierenden zukünftigen Ertragsstrom<br />

verbriefen <strong>und</strong> anschließend am Kapitalmarkt ausplatzieren. Weiterhin würde der IP-<br />

Intermediär das Problem der asymmetrischen Informationsverteilung zwischen den potentiellen<br />

Kapitalgebern <strong>und</strong> den Kapital nachfragenden KMU reduzieren, da er aufgr<strong>und</strong> seiner<br />

Spezialisierung einen besseren Informationsstand als unspezialisierte Sek<strong>und</strong>ärmarkinvesto-<br />

12<br />

Zu Strukturverschiebungen im deutschen Beteiligungskapitalmarkt siehe Achleitner, Ehrhart, Zimmermann<br />

(2006).


158 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

ren hat. 13 Obgleich in jüngster Zeit einige IP-Intermediäre entstanden sind, 14 gibt es bisher<br />

jedoch nur sehr wenige <strong>und</strong> die Nutzung der in Kasten 3 vorgestellten Ansätze ist somit für<br />

die meisten kleineren <strong>und</strong> nicht global agierenden Unternehmen <strong>zur</strong> Zeit kaum möglich.<br />

Kasten 3: Innovative Finanzierungsformen für IP bei internationalen Großunternehmen.<br />

Für Großunternehmen mit gr<strong>und</strong>sätzlich stabilen Cashflows geht mit Durchführung großer FuE-<br />

Projekte der Nachteil einher, dass die FuE-Tätigkeit eine weitaus größere Ertragsunsicherheit aufweist<br />

als die bestehende Geschäftstätigkeit. Dies erhöht die Volatilität des Gesamtunternehmens.<br />

Da es für Investoren aus Gründen der Portfoliodiversifikation attraktiver ist, das stabile bestehende<br />

Geschäft <strong>und</strong> die riskantere FuE-Tätigkeit nicht gebündelt, sondern getrennt erwerben <strong>und</strong> handeln<br />

zu können, werden Aktien von FuE-intensiven Großunternehmen vom Markt tendenziell unterbewertet.<br />

15 Um dies zu vermeiden, bietet es sich für Großunternehmen an, die beiden unterschiedlichen<br />

Unternehmensteile getrennt handelbar zu machen. Im Folgenden werden exemplarisch einige Verfahren<br />

vorgestellt, die eine separate Handelbarkeit der beiden Unternehmensteile ermöglichen:<br />

- Ausgründung (Spin-Off): Hierbei werden FuE-intensive Unternehmensteile aus einem Großunternehmen<br />

in Form einer Neu- bzw. Ausgründung abgespalten.<br />

- Ausgabe von Tracking Stocks: Emission von Stammaktien, deren verbriefte Rechte sich auf eine<br />

spezielle Geschäftseinheit beziehen, hier auf ein FuE-Projekt oder auf ein FuE-Portfolio.<br />

- Ausgabe von Options- oder Wandelanleihen auf die Erträge aus dem FuE-Projekt bzw. auf ein<br />

entsprechendes Portfolio.<br />

- Verbriefung: Bei diesen so genannten Bowie-Bonds werden die zukünftigen Zahlungsströme aus IP<br />

verbrieft. 16 Für solche Verbriefungstransaktionen eignen sich vor allem immaterielle Vermögenswerte,<br />

die einen – mehr oder weniger – kontinuierlichen Zahlungsstrom generieren. Dieser muss nicht<br />

wie im Falle David Bowies aus Verkaufserlösen resultieren, sondern kann auch aus Lizenzgebühren<br />

gespeist sein.<br />

- Außerbilanzielle EK-Finanzierung: Analog <strong>zur</strong> Verbriefung werden FuE-Projekte in ein eigens dafür<br />

gegründetes Finanzierungsvehikel ausgelagert <strong>und</strong> dieses wird über die Emission von Finanztiteln<br />

finanziert. Um den Fehlanreiz zu mildern, Erträge aus dem FuE-Projekt nicht dieser virtuellen Ausgründung,<br />

sondern der Mutter zu<strong>zur</strong>echnen, kann der emittierte Finanztitel mit einer Kaufoption auf<br />

einen Anteil der Muttergesellschaft ausgestattet werden. Dieses Konstrukt nennt sich dann SWORD<br />

(Stock warrant off-balance-sheet research and development).<br />

13 Ähnlich wie Käufer von börsengängigen Aktien- oder Rentenfonds müssten die Sek<strong>und</strong>ärmarktinvestoren<br />

vor Übervorteilung durch die IP-Intermediäre durch Regulierung letzterer (z. B. durch Zulassung<br />

<strong>und</strong> Kontrolle durch eine Aufsichtbehörde) geschützt werden. Ein alternativer Mechanismus, der<br />

einer Übervorteilung der Sek<strong>und</strong>ärmarktteilnehmer durch die IP-Intermediäre entgegenwirkt resultiert<br />

aus Reputationsüberlegungen letzterer: Wollen die IP-Intermediäre auch in Zukunft als Akteur auf IP-<br />

Märkten agieren, so werden sie aus eigenem Interesse auf die Qualität ihrer IP-Portfolien achten.<br />

14 In das Feld der IP-Intermediäre ist jedoch jüngst Bewegung gekommen. So wurden 2005 erstmals<br />

Investmentfonds aufgelegt, die in Patente investieren. In den USA handelt es sich dabei um einen 200<br />

Mio. USD schweren Fonds, der in Firmen investiert, die das wirtschaftliche Potential ihrer Patente<br />

nicht optimal nutzen, während sein 20 Mio. Euro schweres deutsches Pendant exklusive Vertriebsrechte<br />

an Patenten von KMUs erwirbt <strong>und</strong> diese auslizenziert.<br />

15 Zur empirischen Evidenz, dass FuE-intensive Unternehmen am Aktienmarkt – zumindest in den<br />

USA <strong>und</strong> Großbritannien – mit einem Abschlag gehandelt werden siehe beispielsweise Al-Horani,<br />

Hope, Stark (2003) <strong>und</strong> Eberhart, Maxwell, Siddique (2004).<br />

16 Einer der Ersten, die ein solches Geschäft durchführten war der Musiker David Bowie, der 1997 für<br />

die zukünftigen Erträge aus 25 seiner Alben ein Verbriefungsvolumen von 55 Mio. US-Dollar erzielte.<br />

Die Snackbar-Kette Dunkin’ Donuts emittierte im Mai 2006 Anleihen im Wert von 1,7 Mrd. US-Dollar,<br />

die u. a. durch die Lizenzeinnahmen von den Franchisenehmern besichert sind. Vgl. The Economist<br />

(2006), S. 77.


Immaterielle Vermögenswerte <strong>und</strong> Unternehmensfinanzierung 159<br />

Zwei wichtige Gründe für die geringe Verbreitung von IP-Intermediären sind das Fehlen funktionsfähiger<br />

Märkte für immaterielle Vermögenswerte (IP-Börsen) sowie die Tatsache, dass<br />

sich bisher keine kostengünstigen <strong>und</strong> allgemein akzeptierten Bewertungsverfahren für IP<br />

herausgebildet <strong>und</strong> am Markt durchgesetzt haben. Denn nur wenn der Wert immaterieller<br />

Vermögenswerte für mögliche Kapitalgeber quantifizierbar ist <strong>und</strong> wenn IP für sie handelbar<br />

ist, werden diese bereit sein, auf dieser Basis Finanzierungsmittel <strong>zur</strong> Verfügung zu stellen.<br />

Im speziellen Falle von Patenten hat sich in den letzten Jahren in beiderlei Hinsicht allerdings<br />

einiges getan. Inzwischen existiert eine Reihe finanzieller Bewertungsverfahren für<br />

Patente (siehe Kasten 4) <strong>und</strong> es ist ein zwar noch junger aber dynamisch wachsender Markt<br />

für Patente <strong>und</strong> Lizenzen entstanden. 17 Als Folge dieser Entwicklung bieten sich mit dem<br />

Verkauf <strong>und</strong> Zurückleasen (sale and lease back) von Patenten <strong>und</strong> der Kreditvergabe auf<br />

Patentbesicherungsbasis zwei Finanzierungsformen an, die es gr<strong>und</strong>sätzlich auch kleineren,<br />

nicht börsennotierten Unternehmen möglich machen könnte, immaterielle Vermögenswerte<br />

für Finanzierungszwecke nutzbar zu machen. Diese sollen im Folgenden vorgestellt werden.<br />

Sale and Lease Back: Bei dieser für materielle Vermögenswerte wie Immobilien seit längerem<br />

gängigen Finanzierungsart wird das Nutzungsrecht an einem immateriellen Vermögenswert<br />

an einen IP-Intermediär verkauft <strong>und</strong> anschließend von diesem <strong>zur</strong>ück geleast. Ein<br />

zentraler Vorteil des sale and lease back besteht darin, dass die Informationsasymmetrie<br />

zwischen dem Kapital gebenden IP-Käufer <strong>und</strong> dem Kapital suchenden IP-Verkäufer auf<br />

elegante Art <strong>und</strong> Weise beseitigt wird. Denn der IP-Verkäufer reduziert die Unsicherheit über<br />

den möglichen Wert des immateriellen Vermögensgegenstandes für den Kapitalgeber durch<br />

ein gleichzeitig mit dem Verkauf des IP stattfindendes Rückleasing. 18<br />

Mit der Kreditbesicherung auf Basis von Patenten bietet sich ein weiterer Ansatzpunkt, um<br />

mit dem Patent zumindest eine Ausprägung von IP für die Unternehmensfinanzierung zu<br />

nutzen. Dabei handelt es sich um eine Finanzierungsart, die im bankbasierten <strong>und</strong> sehr stark<br />

auf Kredite abstellenden Finanzsystem Deutschlands auch breiten Teilen der deutschen mittelständischen<br />

Unternehmenslandschaft zugänglich sein dürfte. Aufgr<strong>und</strong> ihrer Übertragbar-<br />

17 Im Jahr 2000 wurden weltweit in etwa 100 Mrd. USD für den Zukauf von extern entwickelten Technologien<br />

(größtenteils Lizenzen <strong>und</strong> Patente) ausgegeben. Für 2010 ist ein Transaktionsvolumen von<br />

500 Mrd. USD vorhergesagt. Vgl. Bessler, Bittelmeyer, Lipfert (2003), S. 324.<br />

18 In Deutschland wird ein solches sale and lease back von Patenten <strong>und</strong> Nutzungsrechten inzwischen<br />

gemeinsam von der Landesbank Rheinland-Pfalz <strong>und</strong> der HM Balance Solutions angeboten.


160 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

keit <strong>und</strong> rechtlichen Sicherheit bieten Patente (<strong>und</strong> Marken 19 ) unter den verschiedenen Arten<br />

von immateriellen Vermögenswerten (siehe Kasten 2) vorerst die größten Möglichkeiten, als<br />

Kreditsicherheiten eingesetzt zu werden, da ihnen nicht nur eine formale Prüfung des Antrags<br />

vorausgeht, sondern auch eine Prüfung durch ein Patent- <strong>und</strong> Markenamt. Dies schafft<br />

Rechtssicherheit. Darüber hinaus lässt sich das Nutzungsrecht am Patent relativ unproblematisch<br />

auf den Kreditgeber übertragen. Der Kreditgeber muss jedoch darauf achten, dass<br />

auch mögliche Lizenzeinnahmen aus dem Patent bei der Besicherung einbezogen werden,<br />

da die Vergabe von Lizenzen rechtlich unabhängig vom Patent erfolgen kann.<br />

Kasten 4: Finanzielle Bewertungsverfahren für Patente.<br />

Finanzielle Bewertungsverfahren für immaterielle Vermögenswerte sind sowohl auf Gr<strong>und</strong> regulatorischer<br />

Anforderungen als auch aus Sicht der Kapitalgeber zentral für die Nutzung von IP für die<br />

Unternehmensfinanzierung. Für Patente sind in den letzten Jahren eine Reihe finanzieller Bewertungsverfahren<br />

entstanden, die in Zukunft gr<strong>und</strong>sätzlich auch für die Bewertung anderer immaterieller<br />

Vermögenswerte genutzt werden könnten. Relativ grob klassifiziert lassen sich vier Arten von<br />

Patentbewertungsverfahren unterscheiden:<br />

Beim Kostenansatz wird der Patentwert als Summe der FuE-Kosten geschätzt, die bis <strong>zur</strong> Patentanmeldung<br />

anfallen. Durch die Verwendung von aktuellen Preisen bei der Kostenermittlung wird der<br />

ständigen Alterung <strong>und</strong> dem damit einhergehenden Wertverlust der Patente Rechnung getragen. Die<br />

Annahme, dass die FuE-Ausgaben den Wert eines Patentes repräsentieren ist jedoch trotz eines<br />

statistischen Zusammenhanges beider Größen unrealistisch, da ansonsten auch teure Fehlentwicklungen<br />

sehr wertvoll wären. Der Kostenansatz eignet sich deshalb lediglich, um einen ersten Anhaltspunkt<br />

für den Patentwert zu erhalten.<br />

Der Einkommensansatz schätzt die aus einem Patent resultierenden zukünftigen Einkommensüberschüsse<br />

mittels der Kapitalwertmethode. Positiv ist, dass dadurch Restlaufzeit <strong>und</strong> die Verwertbarkeit<br />

eines Patentes in den geschätzten Patentwert eingehen. Problematisch ist jedoch neben dem<br />

erheblichen Prognoserisiko für die Vorhersage der aus dem Patent resultierenden Cashflows <strong>und</strong><br />

der Schwierigkeit, adäquate Diskontierungssätze zu wählen, dass eine asymmetrische Informationsverteilung<br />

zwischen Patentinhaber <strong>und</strong> Patentbewerter, die Bewertung erschwert. Denn oftmals<br />

verfügt nur der Patentinhaber über die relevanten Informationen <strong>zur</strong> Schätzung der Einkommensüberschüsse.<br />

Darüber hinaus ist es oft schwierig, die spezifischen Cashflows zu isolieren, die dem<br />

zu bewertenden Patent zu<strong>zur</strong>echnen sind, da die Patente meist in Kombination mit anderen Patenten<br />

oder technologischem Wissen in die Produktion von Gütern <strong>und</strong> Dienstleistungen eingeht. Der<br />

Einkommensansatz eignet sich deshalb umso besser, je stabiler <strong>und</strong> sicherer die Cahsflows aus<br />

dem zu bewertenden Patent prognostizierbar sind.<br />

Der Marktwertansatz vermeidet dieses Informationsproblem dadurch, dass er strukturell ähnliche<br />

patentgeschützte Erfindungen identifiziert, die bereits am Markt etabliert sind <strong>und</strong> somit historische<br />

Vergleichswerte liefert, anhand derer dann der Patentwert geschätzt wird. Beim so genannten f<strong>und</strong>amentalen<br />

Marktwertansatz geschieht diese Schätzung im Rahmen einer Recherche durch einen<br />

Experten. Dieses auch als Expertenansatz bezeichnete Verfahren ist dementsprechend teuer <strong>und</strong><br />

eignet sich deshalb nur für großvolumige Transaktionen wie Übernahmen patentintensiver Unternehmen.<br />

Beim quantitativen Marktwertansatz werden deshalb die Daten der historischen Patenttransaktionen<br />

in eine Datenbank eingestellt. Dann werden die erfassten Patente mit objektiv beobachtbaren<br />

erklärenden Variablen wie der Restlaufzeit oder der Anzahl überstandener juristischer<br />

19 Markenrechte haben gegenüber Patentrechten jedoch einen zentralen Nachteil als Kreditsicherheit,<br />

da der Markenwert erheblich von der Handlung des Kreditnehmers nach der Kreditbesicherung abhängt.<br />

Um das daraus resultierende Moral-Hazard-Problem zu lindern, müssen geeignete (Vertrags-)<br />

Maßnahmen ergriffen werden, welche die Anreize für den Sicherungsgeber, den Markenwert ex post<br />

zu reduzieren, verringern bzw. verhindern.


Immaterielle Vermögenswerte <strong>und</strong> Unternehmensfinanzierung 161<br />

Auseinandersetzungen beschrieben. Anhand dieser beobachtbaren Indikatoren lässt sich der Wert<br />

eines beliebigen Patentes schätzen. Dadurch wird auch eine für das Tracking von Kreditsicherheiten<br />

im Zeitablauf notwendige kontinuierliche Bewertung von Patenten möglich <strong>und</strong> es lassen sich nicht<br />

nur Punktschätzungen für den Patentwert, sondern vollständige Wahrscheinlichkeitsverteilungen für<br />

den Wert eines Patentes angeben.<br />

Ein neuerer Ansatz ist die Verwendung von Realoptionsverfahren. Das Patent wird dabei als Option<br />

betrachtet, die entsprechend einer Aktienoption im Zeitablauf an Wert verliert, da die Wahrscheinlichkeit<br />

weitere Lizenznehmer zu finden sowie der Lizenzwert selbst (aufgr<strong>und</strong> der geringern zukünftigeren<br />

Zahlungsüberschüsse) abnehmen. Positiv ist, dass andere ökonomische Parameter wie<br />

Markteintrittsbarrieren, Produktionsvorteile oder Lernkurveneffekte der bereits produzierenden Lizenznehmer<br />

ebenfalls Einfluss auf den Patentwert nehmen. Realoptionsverfahren sind jedoch relativ<br />

teuer <strong>und</strong> eignen sich deshalb nur für größere Transaktionen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> fehlender allgemein akzeptierter <strong>und</strong> kostengünstiger Bewertungsverfahren wurden<br />

Patente von der Kreditwirtschaft bisher jedoch als nicht werthaltige Sicherheiten betrachtet<br />

<strong>und</strong> haben somit in der Vergangenheit als direktes Finanzierungsinstrument keine Rolle gespielt.<br />

In Deutschland spielen Patente bisher lediglich eine indirekte Rolle, da sie in jüngerer<br />

Zeit verstärkt in den Ratingverfahren der Banken berücksichtigt werden. Im Rahmen der Berücksichtigung<br />

qualitativer Faktoren wie der Wettbewerbsposition eines Unternehmens in<br />

seinem Marktsegment übt das Vorhandensein <strong>und</strong> die Qualität der immateriellen Vermögenswerte<br />

einen – derzeit aber noch geringen – Einfluss auf die Ratingnote <strong>und</strong> somit den<br />

Kreditzugang sowie die Kreditkosten von Unternehmen aus. Im Fall von Patenten erfragen<br />

einige Banken deren Vorhandensein sogar explizit <strong>und</strong> berücksichtigen die Qualität der vom<br />

Unternehmen gehaltenen Patente in ihren Ratingmodellen.<br />

Es zeigt sich also, dass zumindest im Fall von Patenten die Nutzung von immateriellen Vermögenswerten<br />

als Finanzierungsinstrument nicht nur eine theoretische Möglichkeit ist, sondern<br />

mit dem sale and lease back <strong>und</strong> der Besicherung auf Patentbasis durchaus schon Ansatzpunkte<br />

existieren, die gr<strong>und</strong>sätzlich auch für KMU offen stehen. Eine weitergehende <strong>und</strong><br />

über Patente hinausgehende Nutzbarmachung von immateriellen Vermögenswerten für die<br />

Unternehmensfinanzierung setzt jedoch die Existenz von entwickelten IP-Märkten <strong>und</strong> spezialisierten<br />

IP-Intermediären voraus. Abschließend werden deshalb Voraussetzungen <strong>und</strong><br />

Möglichkeiten für die Entstehung solcher Märkte für IP diskutiert.<br />

4. Voraussetzungen <strong>und</strong> Potential von Märkten für immaterielle Vermögenswerte.<br />

Die zentrale Vorraussetzung für die Entstehung von Märkten für immaterielle Vermögenswerte<br />

ist das Vorhandensein von allgemein akzeptierten, kostengünstigen <strong>und</strong> in der Praxis<br />

erprobten finanziellen Bewertungsverfahren. Dank der Entstehung einer Reihe von Bewertungsverfahren<br />

in den letzten Jahren besteht das Problem inzwischen nicht mehr vornehmlich<br />

darin, neue Methoden zu entwickeln, sondern einigen der entwickelten Verfahren zu einer<br />

breiten Akzeptanz zu verhelfen. Im Falle der Patentbewertung geschieht dies aktuell


162 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

durch den Markt, da Banken <strong>und</strong> Beteiligungskapitalgesellschaften die existierenden Verfahren<br />

inzwischen im Rahmen des Kreditratings <strong>und</strong> der Unternehmensbewertung einsetzen.<br />

Es ist zu erwarten, dass sich im Zuge dieses Prozesses einige wenige Verfahren durchsetzen<br />

<strong>und</strong> am Markt als Standard etablieren. Dies hat zweierlei <strong>zur</strong> Folge. Erstens dürfte es<br />

das Wachstum des jungen Marktes für den Handel mit Patenten beschleunigen. Dies ermöglicht<br />

den Marktteilnehmern, praktische Erfahrungen im Handel mit Patenten zu machen, die<br />

eine weitergehende Akzeptanz dieses speziellen immateriellen Vermögenswertes als Finanzierungsinstrument<br />

– als Kreditsicherheit, Basistitel für Verbriefungsportfolien u. ä. – <strong>zur</strong> Folge<br />

haben sollte. Zweitens, <strong>und</strong> ebenso wichtig, wird die Etablierung eines oder mehrer Patentbewertungsverfahren<br />

die Bewertung anderer immaterieller Vermögenswerte wie Marken,<br />

Gebrauchs- <strong>und</strong> Geschmacksmuster etc. vereinfachen, da sich etablierte Patentbewertungsverfahren<br />

zumindest teilweise bzw. in leicht modifizierter Form auch für die Bewertung anderer<br />

immaterieller Vermögenswerte einsetzen lassen. Infolgedessen dürften auch diese verstärkt<br />

als Finanzierungsinstrument (Sicherheit) genutzt werden.<br />

Anhaltspunkte dafür, wie eine solche sukzessive Etablierung verschiedener Arten immaterielle<br />

Vermögenswerte vonstatten gehen könnte, liefert der Markt für Kreditverbriefungen. So<br />

war es in Deutschland noch vor einigen Jahren eine sehr ungewohnte Vorstellung, dass<br />

Kredite von Banken nicht in ihren Büchern gehalten, sondern verkauft werden. Nachdem<br />

Fortschritte in der elektronischen Datenverarbeitung <strong>und</strong> den Informationstechnologien die<br />

technischen Voraussetzungen für eine kostengünstige Verbriefung von Krediten geschaffen<br />

hatten, entstand ein dynamischer Markt mit dem Handel von Krediten, der seit Mitte der 90er<br />

Jahre, als die ersten Verbriefungen in Deutschland stattfanden, beachtlich gewachsen ist<br />

<strong>und</strong> inzwischen sogar notleidende Kredite am Sek<strong>und</strong>ärmarkt gehandelt werden. Das Beispiel<br />

des Verbriefungsmarktes zeigt jedoch auch, dass sich (Finanz-)Märkte trotz des Vorhandenseins<br />

entsprechender rechtlicher Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Bewertungsverfahren<br />

bisweilen sehr zögerlich entwickeln <strong>und</strong> sich ein adäquates Angebot nur sehr langsam herausbildet,<br />

da der oder die Erstanbieter nicht unerhebliche Entwicklungs- <strong>und</strong> damit Risikokosten<br />

tragen müssen. Diese so genannten first-mover Kosten resultieren aus den fehlenden<br />

Erfahrungswerten, die ein Erstanbieter per Definition hat.<br />

Eine ähnliche Zögerlichkeit des Marktes, ein adäquates Angebot hervorzubringen zeichnet<br />

sich momentan auch im Falle immaterieller Vermögenswerte als Finanzierungsinstrument<br />

ab. Dabei dürfte das zukünftige (Markt-)Potential von immateriellen Vermögenswerten als<br />

Finanzierungsinstrument enorm sein, da sie in der zukünftigen Wissens- <strong>und</strong> Technologiegesellschaft<br />

ein Vielfaches der materiellen Vermögenswerte ausmachen werden. Es sollte<br />

deshalb im Eigeninteresse der Banken, Sparkassen <strong>und</strong> anderer Finanzdienstleister liegen,


Immaterielle Vermögenswerte <strong>und</strong> Unternehmensfinanzierung 163<br />

diese zukünftigen Geschäftsfelder frühzeitig zu besetzen <strong>und</strong> sich Wachstumsbarrieren für<br />

die Kreditvergabe nicht selbst aufzuerlegen.<br />

5. Zusammenfassung <strong>und</strong> Fazit.<br />

Im Hinblick auf einen beschleunigten wirtschaftlichen Strukturwandel hin <strong>zur</strong> modernen<br />

Technologie- <strong>und</strong> Wissensgesellschaft ist es notwendig, immaterielle Vermögenswerte für<br />

die Unternehmensfinanzierung stärker nutzbar zu machen. Durch eine weitergehende <strong>und</strong><br />

intensivere Nutzung von IP werden sich technologie- <strong>und</strong> wissensintensive Unternehmen<br />

<strong>und</strong> Gründungen leichter finanzieren können. Sowohl die rechtlichen Rahmenbedingungen in<br />

Deutschland als auch internationale regulatorische Anforderungen (Basel II) lassen eine zunehmende<br />

Bedeutung von IP als Finanzierungsinstrument in der Zukunft durchaus zu.<br />

Bisher spielen immaterielle Vermögenswerte als Finanzierungsinstrument jedoch fast ausschließlich<br />

eine indirekte – <strong>und</strong> geringe – Rolle indem sie beispielsweise die Finanzierungskosten<br />

über ihren Einfluss auf die Ratingnote mitbestimmen. Für eine weitergehende Rolle<br />

von IP für die Unternehmensfinanzierung sind verlässliche <strong>und</strong> kostengünstige Bewertungsverfahren<br />

für immaterielle Vermögenswerte <strong>und</strong> funktionierende IP-Märkte eine wichtige<br />

Voraussetzung. Beides war bisher nur begrenzt vorhanden, wenngleich sich vor allem im<br />

Bereich der Bewertungsverfahren in den letzten Jahren sehr viel getan hat. Mit der Etablierung<br />

der inzwischen entstandenen Bewertungsverfahren am Markt ist zu erwarten, dass sich<br />

die Märkte für immaterielle Vermögenswerte beschleunigt entwickeln <strong>und</strong> mehr spezialisierte<br />

IP-Intermediäre in den Markt eintreten werden.<br />

In Deutschland jedoch dürfte – allein aufgr<strong>und</strong> der historisch gewachsenen, wichtigen Rolle<br />

der Kreditfinanzierung über die Bank – zumindest mittelfristig die Nutzung von IP als Kreditsicherheit,<br />

der am ehesten Erfolg versprechende Weg sein, immaterielle Vermögenswerte<br />

stärker für die Unternehmensfinanzierung zu nutzen. Dies gilt umso mehr, da dieser Weg der<br />

Nutzung von IP nicht nur für börsennotierte Großunternehmen, sondern auch für innovative<br />

KMU <strong>und</strong> Gründungen nutzbar würde. Mit der Etablierung von Patenten als Kreditsicherheit<br />

könnte ein erster Schritt getan werden, der die stärkere Nutzung auch von anderen immateriellen<br />

Vermögenswerten als Finanzierungsinstrument befördern könnte. Aufgr<strong>und</strong> fehlender<br />

Erfahrungswerte mit Patenten als Kreditsicherheiten <strong>und</strong> der damit einhergehenden hohen<br />

Unsicherheit für die Vorreiter, besteht allerdings die Gefahr, dass der Markt ein solches Angebot<br />

nicht rechtzeitig <strong>und</strong> in adäquatem Ausmaß hervorbringt.<br />

Ansprechpartner: Nick Ehrhart: 069/7431-4041


164 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

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