Online-Ausgabe 2, ET 04.04.2020
Rauchende Colts: Marshall Matt Dillon hat früher die Banditen gejagt, die ein Halstuch vor Nase und Mund hatten. Wer damals im Röhren-TV zusah, ist heute in der Risikogruppe. Wie auch die Ärzte, denen millionenfach Schutzausrüstung fehlt. Von Michael Zäh
Rauchende Colts: Marshall Matt Dillon hat früher die Banditen gejagt, die ein Halstuch vor Nase und Mund hatten. Wer damals im Röhren-TV zusah, ist heute in der Risikogruppe. Wie auch die Ärzte, denen millionenfach Schutzausrüstung fehlt. Von Michael Zäh
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Samstag, 4. April 2020
2
GESELLSCHAFT
DEUTSCHLAND
Samstag, 4.
Ausgabe 287 am 4.
Samstag, 4. April 2020
Was alles bald
kommen könnte
Coronavirus. Nach dem schrittweise Aufheben der derzeitigen Kontaktverbote wird es eine
neue Strategie geben müssen, da das Coronavirus noch immer da sein wird. Vielleicht hilft da
eine neue App, die sogar aus acht EU-Ländern kommt. Von Michael Zäh
Warum soll nicht jetzt schon
über Exit-Strategien nachgedacht,
geredet und vielleicht
auch gestritten werden? Früh
hat Armin Laschet (Ministerpräsident
von Nordrhein-Westfalen, CDU) eine
Diskussion darüber bereits angeregt.
Markus Söder (Ministerpräsident von
Bayern, CSU) hat sich eine solche
verbeten, da sie „zur Unzeit“ käme. Es
gehört zu einer Demokratie dazu, sich
rechtzeitig und gemeinsam über Dinge
den Kopf zu zerbrechen, die da kommen
sollen. Und in diesen Tagen umso
mehr, weil ja so gut wie jeder Bürger
von den immensen Einschränkungen
betroffen ist, die gegen die ungehinderte
Ausbreitung des Corona-Virus
verfügt wurden. Es geht dabei ja nicht
darum, dass jetzt sofort schon die Kontaktbeschränkungen
aufgehoben werden
sollen. Denn bis nach Ostern wird
das öffentliche, wirtschaftliche wie
gesellschaftliche Leben still stehen,
haben Bund und Länder beschlossen
und verkündet. Doch könnte man in
der Zwischenzeit nicht darüber reden,
was danach sein könnte?
Nun ja, man könnte nicht nur, man
müsste es tun. Es ist doch wohl jedem
klar, dass der momentane Stillstand
nur zeitlich sehr begrenzt durchzuhalten
ist. Deshalb muss man ja genau die
Zeit dieses – derzeit wohl noch nötigen
– Stillstandes nutzen, um Strategien
für danach zu entwerfen. Wann soll
man es denn sonst tun? Wann wäre
es nicht zur „Unzeit“? (Was eh ein
„Unwort“ ist).
Das Ärgerliche an dem Wegwischen
einer Debatte über Exit-Szenarien
ist ja, dass dies wieder einmal
den Eindruck erweckt, als seien die
deutschen Bürger nicht mündig genug,
obwohl diese ja im Moment mit ihrer
überwältigenden Solidarität beweisen,
dass sie es sind. Sollen die Bürger
nicht so viel an das Danach denken,
damit sie das Heute besser durchhalten?
Denn es ist ja klar, dass in den
Krisenstäben des Bundes und der
Länder längst mit Hochdruck darüber
gegrübelt wird, was alles bald kommen
könnte. Warum also diese Diskussionen
über mögliche Szenarien hinter
verschlossenen Türen führen? Die
Leute hätten heuer eine Menge Zeit,
sich daran zu beteiligen.
Man wird weiterhin alle brauchen,
ganz egal, welchen Weg man wählt.
Zum Beispiel, wenn eine neue App gegen
das Corona-Virus eingesetzt werden
würde. Dann käme es am Ende vor
allem darauf an, dass möglichst alle
Leute diese App auch auf ihr Handy laden.
Und um dies zu erreichen, wäre es
doch schön, schon jetzt mehr darüber
zu diskutieren. Denn möglicherweise
gibt es ja nicht nur bei den Viren eine
Inkubationszeit, sondern auch beim