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Kommeno 2014 - Erinnerung trifft Jugendperspektive

Elliniki Gnomi August 2014

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AUGUST 2014

REPORTAGE ELLINIKI GNOMI 07

Kommeno 2014 - Erinnerung trifft Jugendperspektive

Von Sylvia Löser - Walter Bachsteffel

Es ist wie jedes Jahr. Das blumengeschmückte

Denkmal prangt im gleißenden Sonnenlicht. Unter

der riesigen Platane an der Plateia sind die Plätze

im Schatten heiß begehrt. Neben der Blumenschale

bekreuzigt sich Maria, eine Überlebende

des Verbrechens, mehrfach. Große, schwarze Automobile

fahren vor, die Honoratioren aus Politik

und Verwaltung treffen ein. Auch der Botschaſter

der Bundesrepublik Deutschland, Dr. Peter Schoof

ist angekommen und wird von Bürgermeister Giannoulis

begrüßt. Die Ehrenkompanie der griechischen

Armee ist samt Kapelle aufmarschiert. Die

Kränze liegen bereit.

Wie gesagt, es ist wie jedes Jahr. Am 16. August

wird in Kommeno eines grausigen Verbrechens gedacht,

das deutsche Gebirgsjäger an den Bewohnern

des kleinen Ortes begingen. Die gleichen Rituale, die

gleichen und den Berichterstattern seit Jahren vertrauten

Gesichter. Erinnerung ist als integraler Bestandteil

von Zukunſtsbewältigung unverzichtbar. Griechische

Jugendliche erfahren in der Schule fast täglich von der

notwendigen Erinnerung, gehen dann nach Hause und

sind mit den Erfordernissen eben dieser Zukunſtsbewältigung

konfrontiert. Was muss gelernt werden, um

einen auskömmlichen Arbeitsplatz zu bekommen, um

eine Familie gründen zu können und sich auf ein würdiges

Alter einstellen zu können?

Aber wo sind heute die Jugendlichen?

Sicher, wie jedes Jahr, wenn die Namen der vielen

Opfer verlesen werden, bezeugen jugendliche Stimmen

mit „Baron“ und „Barousa“ die geistige Anwesenheit

der vor 71 Jahren Ermordeten. Und sorgen eindringlich

dafür, dass dem deutschen Gast ob der Vielzahl und der

Grausamkeit die Nackenhaare aufstehen.

Wie jedes Jahr also?

Nicht ganz!

Der deutsche Botschaſter gab im Vorfeld dieser Zeitung

ein ausführliches Interview zu den Fragen der Zukunſt

griechischer Jugendlicher. Er beantwortete

Fragen über Sinn und Inhalt eines Zukunſtsfonds für

griechische Opfergemeinden und den Aufbau eines

Deutsch-Griechischen Jugendwerks.

Deutscher Botschaſter Dr. Schoof und Bürgermeister

Nikolaou Skoufa Giannoulis.

Wörtlich fuhr der Botschaſter fort:

„Aus unserer Sicht ist die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit

oberste Priorität. Die vielen talentierten

jungen Menschen in Griechenland werden

gebraucht, um die Reform von Staat, Wirtschaſt und

Gesellschaſt zu ermöglichen.“

Solche Reform sollte ermöglichen, dass in der Zukunſt

zwar einige altgediente Politiker ihre Erbhöfe verlieren,

aber junge Menschen für junge Menschen eine

lebenswerte Zukunſt entwickeln können. Zwischen Gestern

und Morgen gilt es, erinnernd zu verstehen, damit

Wiederholungen zu verhindern, aber gleichzeitig mit

der Gegenwart durch Aufzeigen von Zukunſtsmodellen,

dem Morgen, zu versöhnen.

Wenn junge Menschen an Tagen wie diesen erinnernd

den Kranz des Gedenkens niederlegen und dann

zu ihrer Familie oder an ihre Arbeit eilen, dann können

wir sagen: „Nein, nicht wie jedes Jahr!“

Maria, Überlebende des Verbrechens.

Ehrendes Gedenken durch Botschaſter Dr. Schoof.

Während dem Gedenken der Märtyrer, die am 16. August 1943 den deutschen Besatzungstruppen zum Opfer gefallen sind.

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