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Mosaiken (Teil 1) (03-2016)

Der Heilige Berg Athos - Neue Bilder alter Heiliger

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Eλληνική Γνώμη Μάρτιος 2016 / 29

reportaGe

heiliger Berg Athos

neue Bilder alter heiliger

Mosaiken

Von Walter Bachsteffel

Fotos: Walter Bachsteffel

Aus fernen Zeiten kennt man bereits eindrucksvolle Versuche,

Mosaiken herzustellen. Die bisher wahrscheinlich älteste

nachgewiesene Arbeit von Menschenhand stammt vom

Homo erectus bilzingslebenensis, der offensichtlich dafür teilweise

ortsfremde Steine und Knochen in den Löss eines fast kreisrunden

Platzes mit einem Durchmesser von etwa 9 m eingedrückt haben

muss. Der Fund dieses pflasterartigen Bereiches wird ca. 400.000

Jahre zurück datiert. Wir gehen aber einige Jährchen weiter.

Kleine Einführung in die alte Kunstform Mosaik

Mosaik ist eine schon im Altertum bekannte Gattung der Maltechnik,

bei der durch Zusammenfügen von verschiedenfarbigen oder verschieden

geformten Teilen Muster oder Bilder entstehen. Dabei

können verschiedene Materialien verwendet werden: Stein-, Glas-,

Papier-, Stoff- oder auch Ledermosaike sind möglich.

Das Wort Mosaik leitet sich aus dem spätlateinischen Musaicum

(Werk den Musen gewidmet) ab. Als musivische Technik bezeichnet

man das Zusammen-setzen von verschiedenfarbigen flachen Plättchen

(aus Stein, Metall, Holz, etc.) zu dekorativen Mustern.

Die ersten Mosaiken in der griechischen Welt sind Kieselmosaiken.

Wie der Name besagt, bestehen sie aus ausgewählten Kieselsteinen,

wobei die Farben Schwarz und Weiß dominieren. Ein Beispiel hierfür

ist das Mosaik mit Dionysos auf einem Panther in der Hauptstadt des

Königreichs Makedonien aus der Zeit von 330 bis 310 vor Christus.

Die Mosaikkunst wurde vor allem im Byzantinischen Reich betrieben.

Mastix ist das Harz der Mastix-Pistazienbäume (Pistacia lentiscus).

Im Juni wird die Rinde der Pistazien angeritzt, so dass das Harz

auslaufen kann. Es ist ein im Bruch klares, tropfenförmiges und in

der Qualität sehr unterschiedliches Weichharz. In den Handel kommt

Mastix als

• Mastix electa (hellgelb, erbsengroß)

• Mastix naturell (bräunlich)

• Mastix Bombay (sehr dunkel)

Die Qualität des Chios-Mastix ist für die Ölmalerei die beste. Er wird

schon bei knapp 40 °C weich und ist in Terpentinöl und Alkohol ganz,

in Benzin mit Rückständen lösbar. Er trocknet härter aus als Dammarfirnis

und wird wie dieser verwendet.

Besuch bei Vater Georgios

Mosaiken und Texte

Vater G. vertieſt sich wieder in seine Augen zerstörende Arbeit. Ich

kann immer noch nicht fassen, welche Geschicklichkeit zum Brechen

der Steine in immer noch kleinere Stückchen vonnöten ist. Die verschiedenfarbige

Haarpracht oder die segnende Hand des Weltenrichters

(Pantokrator) entsteht wie ziseliert. Schon vom Zusehen

schmerzen die Augen. Er sucht und bricht sie selbst. Ob am Strand,

in der Erde oder in den verschiedensten Katalogen, immer sind es

Steine oder ähnliche Materialien, die in immer kleinere Stückchen gebrochen

werden und dann zusammengesetzt werden zu den herrlichsten

Bildern. Sicher bewunderte ich die Mosaiken von Ravenna und

die für mich noch schöneren in der Hauptkirche des Klosters Osios

Loukas in der Nähe von Delphi. An einem eindrucksvollen Morgen

konnten wir dort einer Diakonsweihe in Anwesenheit von drei Bischöfen

beiwohnen. Immer noch erscheinen die Bilder der im Morgenlicht

erglühenden byzantinischen Mosaiken von Osios Loukas vor dem geistigen

Auge. Diese Meisterwerke sind die Ausstattung einer großen

Kirche. Ganz anders, viel näher und unmittelbarer erreichen mich im

kleinen Kellion künstlerische Arbeit, der Duſt des Mastixs und Bienenwachses

der Trageschicht wie auch die unglaubliche Farbenfülle

der entstehenden Mosaikikone des Pantokrators.

Wenn das Licht nicht mehr für die diffizile Arbeit an der Mosaikikone

reicht, blättert Vater Georgios in alten griechischen Texten,

klappt den Laptop auf, schaltet den Inverter ein, der den Solarstrom

umwandelt und widmet sich seiner zweiten Tätigkeit. Auch mit dieser

wird er Zeichen für die Nachwelt setzen. Viele von ihm übersetzte

Texte blieben mir ohne seine Arbeit weiterhin unbekannt, viele vergleichenden

Diskussionen wären nicht möglich, viele meiner eventuell

voreiligen Standpunkte nie hinterfragt geworden.

In zahlreichen Besuchen werden mir immer mehr Einblicke gewährt.

Ich erlebe den Werdegang zahlreicher, unglaublicher Kunstwerke.

Unter den Händen eines hervorragenden Künstlers entstehen

unvergängliche Werke wie ein Pantokrator, der hl. Nikolaus, oder eine

eindrucksvolle Gerontissa. Dabei lässt sich Vater G. nicht nur von den

alten überlieferten Regeln der Hagiographie leiten, sondern experimentiert

mit Erfolg auch mit modernen Werkstoffen wie Aluminium

statt Holz oder neuen Klebern.

Mosaikikone:

Das Holz der tragbaren Mosaikikone unterscheidet sich

nicht von dem einer gemalten Ikone. Es ist ebenso leicht vertieſt

und bildet eine äußere leicht erhöhte Umrahmung. Darin

wird in flüssiger erhitzter Form ein Gemisch aus Kerzenwachs

und echter Mastix, welche nur auf der Insel Chios angebaut

wird, gegossen. Dieses Gemisch wird dann auf dem

Holz so lange erhitzt bis es sich gleichförmig ausgebreitet hat

und an die Ränder des natürlichen Holzrahmens gestoßen ist.

Darauf wird nun die Skizze des Themas eingeritzt oder mit

Kohlepapier durchgepaust. Mit speziellen Zangen werden

Steine oder Glas oder Fliesen in gewünschte Form gebrochen.

In der einen Hand hält der Künstler einen Pyrographen

und in der anderen eine Pinzette. Mit dem Pyrographen erhitzt

man die Stelle, wo man das Mosaiksteinchen einsetzen will

und legt es dann mit der Pinzette dort ein. Der Lauf der Mosaiksteine

ahmt die Pinselstriche der Hagiographie nach.

Quelle; V. Georgios, Agion Oros

Unvergängliche Schönheit - Echtes Goldmosaik

Betrachten Sie ein Mosaiksteinchen von der Seite - auf einem meist

türkis getöntem Grundglas (ca 4mm Dicke) ist echtes Blattgold aufgelegt

und dieses wiederum mit einer hauchdünnen Glasschicht ( ca

0,2 bis 1mm) überfangen. Diese Schichten sind absolut fest durch

Verschmelzen miteinander verbunden - das Gold kann also nicht

durch Kratzen, z.B. mit einem Messer oder Nagel zerstört werden.

Der Herstellungsprozess gilt als wichtiges Firmengeheimnis. Kleine

Falten und Unregelmäßigkeiten des verwendeten echten Blattgoldes

sind gut erkennbar und geben dem Goldmosaik eine schöne, leichte

Unregelmäßigkeit. Weltweit bekannte Goldmosaiken finden sich z. B.

im italienischen Ravenna, der Agia Sophia in Istanbul (Konstantinopel)

und dem griechischen Kloster Osios Loukas.

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