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Nr. 72 - Herbst 2019

Ecomusée d'Alsace: das Unmögliche möglich machen. Bretagne: die verschwiegene Geschichte der grünen Algen Baskenland: Gorges de Kakuetta: das « wilde Ende » Frankreichs Centre-Val de Loire: Richelieu: "das schönste Dorf des Universums!" Chantals Rezept: Kabeljaurücken mit Senfsauce

Ecomusée d'Alsace: das Unmögliche möglich machen.
Bretagne: die verschwiegene Geschichte der grünen Algen
Baskenland: Gorges de Kakuetta: das « wilde Ende » Frankreichs
Centre-Val de Loire: Richelieu: "das schönste Dorf des Universums!"
Chantals Rezept: Kabeljaurücken mit Senfsauce

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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>72</strong> · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong><br />

ELSASS · BRETAGNE · BASKENLAND · BURGUND · VAL DE LOIRE<br />

Elsass<br />

Das Unmögliche<br />

möglich machen<br />

Bretagne<br />

Die verschwiegene<br />

Geschichte der<br />

grünen Algen<br />

Gorges de<br />

Kakuetta<br />

Das « wilde Ende »<br />

Frankreichs<br />

Burgund<br />

François Pompon,<br />

die Geschichte<br />

eines Künstlers<br />

Val de Loire<br />

Richelieu: « das schönste<br />

Dorf des Universums! »<br />

Medien Ist die Zeit für ein kritisches Hinterfragen gekommen?<br />

Justiz Laguiole: der Krieg der Messer vor Gericht<br />

Kulturschock Die Rache der Birkenstocks<br />

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Deutschland 5,90 €<br />

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EDITORIAL<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

« Die einzige wahre Reise, der einzige<br />

Jungbrunnen wäre für uns, wenn wir<br />

nicht neue Landschaften aufsuchten,<br />

sondern andere Augen hätten, die Welt mit<br />

den Augen eines anderen, von hundert anderen betrachten<br />

könnten », schrieb der französische Schriftsteller Marcel<br />

Proust (1871-1922) in La Prisonnière (Die Gefangene), dem<br />

fünften Band seines wichtigsten Werkes À la recherche<br />

du temps perdu (Auf der Suche nach der verlorenen<br />

Zeit). Mehr als 100 Jahre später hat dieser<br />

weise Ratschlag die vorliegende Ausgabe von<br />

Frankreich erleben mehr denn je beeinflusst.<br />

Mit anderen Augen sehen, das bedeutet, sich von<br />

den « wichtigen » Orten zu entfernen, den<br />

Orten, die von Werbung, Reiseführern<br />

oder Fernsehsendungen einstimmig als<br />

Orte, die man in seinem Leben unbedingt<br />

gesehen haben muss, angepriesen<br />

werden. Natürlich ist es nichts Anrüchiges,<br />

die Schönheit des Mont-<br />

Saint-Michel, des Eiffelturms<br />

oder des Schlosses von Versailles<br />

zu bewundern. Daneben sollte<br />

man aber nicht vergessen, dass<br />

viele andere, diskretere – manchmal<br />

vielleicht sogar geheime – Orte ebenfalls<br />

zur Vielfalt des französischen Kulturerbes<br />

gehören. Genau solche Orte sind es, die<br />

wir besonders gerne mit Ihnen teilen.<br />

Beim Schmökern in dieser Ausgabe entdecken<br />

Sie Sehenswürdigkeiten, die zwar nicht im<br />

« Pantheon » der Reiseführer auftauchen,<br />

dennoch aber unsere Neugier geweckt<br />

haben.<br />

Wir haben<br />

sie besucht,<br />

wir haben uns<br />

mit den Verantwortlichen<br />

unterhalten,<br />

und wir möchten sie mit<br />

Ihnen teilen, so wie man eben<br />

Dinge, die man gerne mag, mit Freunden teilt.<br />

Unser Blick richtet sich beispielsweise auf die Region<br />

Bourgogne-Franche-Comté. Um mit den Worten von Proust<br />

zu sprechen, werden wir uns « mit den Augen eines anderen »,<br />

mit denen eines von dort stammenden Künstlers umsehen:<br />

François Pompon (1855-1933). Dieser Bildhauer veränderte<br />

nicht nur die Welt der Tierskulpturen von Grund auf,<br />

sondern inspirierte auch die moderne Kunst als solche.<br />

Weiter westlich, im Loiretal, entdecken<br />

wir die unglaublich moderne Sichtweise,<br />

die ein Kardinal von der « idealen<br />

Stadt » hatte, die er erbauen ließ.<br />

Dann geht es nach Süden, ins Baskenland,<br />

wo unsere Augen sich erst an das<br />

besondere Licht in einer abwechslungsreichen<br />

Schlucht gewöhnen müssen, in<br />

der man sich wie in tropischen Gefilden fühlt.<br />

Wir beenden unsere Rundreise im Nordosten<br />

des Landes, wo einige Elsässer in den 70er-<br />

Jahren das architektonische Kulturerbe ihrer<br />

Region mit anderen Augen ansahen und ein<br />

großartiges Mittel entwickelten, um es zu<br />

schützen und gleichzeitig bekannt zu machen.<br />

Lassen Sie uns die Sichtweisen, die sich<br />

uns bieten, wahrnehmen. Öffnen wir die<br />

Augen und stürzen uns ins Abenteuer!<br />

Viel Spaß bei der<br />

Lektüre!<br />

Titelbild: In den Straßen des Écomusée d’Alsace (Ungersheim)<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 3


INHALT<br />

Gastronomie · 82<br />

Elsass · 26<br />

Algues vertes · 76<br />

Bourgogne-Franche-Comté · 36<br />

Rezept · 90<br />

Baskenland · 54<br />

Montpellier · <strong>72</strong><br />

Val de Loire · 64<br />

4 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


74 · Grünalgen<br />

Nantes<br />

Bordeaux<br />

Lille<br />

Toulouse<br />

54 · Gorges de Kakuetta<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

26 Elsass<br />

Écomusée d’Alsace: das Unmögliche möglich machen<br />

Das Écomusée d’Alsace ist durch die Initiative einiger<br />

motivierter Menschen entstanden, die damit das architektonische<br />

Kulturerbe des Elsass retten wollten.<br />

Es ist ein gutes Beispiel dafür, wie man mit Courage<br />

und harter Arbeit eine touristische Sehenswürdigkeit<br />

kreieren kann, hinter der ein besonderer Sinn steht.<br />

36 Bourgogne-Franche-Comté<br />

Auf den Spuren von François Pompon durch Burgund<br />

Der geniale Bildhauer François Pompon stammte aus<br />

Burgund und wurde vor allem durch sein Meisterwerk<br />

L‘Ours blanc bekannt, mit dem er die Welt der Bildhauerei<br />

– vor allem im Bereich der Tierdarstellungen – zutiefst<br />

veränderte, wenn nicht sogar revolutionierte.<br />

50 Hotel<br />

Château de Courban, Courban<br />

54 Baskenland<br />

Gorges de Kakuetta: das « wilde Ende » Frankreichs<br />

Im Herzen der baskischen Berge erwartet Naturliebhaber<br />

ein Wanderweg, der inmitten üppiger Vegetation durch<br />

einen zwei Kilometer langen Canyon führt. Dort entdeckt<br />

der Besucher Wasserfälle und Wasserbecken in einem<br />

erstaunlichen Farbspektrum, die den Eindruck erwecken,<br />

man befände sich in den Tropen oder in Amazonien.<br />

64 Centre-Val de Loire<br />

Richelieu: « das schönste Dorf des Universums! »<br />

Kardinal Richelieu (1585-1642) wollte mit einer « idealen Stadt »,<br />

die « grandios und unvergleichlich » sein und nach ihm benannt<br />

werden sollte, seine Macht stärken. Die Stadt Richelieu ist<br />

in ihrer Art tatsächlich einzigartig und offenbart eine für<br />

das 17. Jahrhundert äußerst neuartige urbane Struktur.<br />

<strong>72</strong> Coup de Cœur<br />

L’Arbre blanc, Montpellier<br />

PARIS<br />

50 · Hotel<br />

Tours<br />

36 · Saulieu<br />

64 · Richelieu<br />

36 · Dijon<br />

Straßburg<br />

86 · Moutarderie Fallot<br />

Lyon<br />

<strong>72</strong> · Coup de cœur<br />

26 · Ecomusée<br />

d’Alsace<br />

Frankreich heute<br />

74 Gesellschaft<br />

Medien in Frankreich:<br />

Ist die Zeit für ein kritisches Hinterfragen gekommen?<br />

Die französischen Medien konstatieren seit mehreren Monaten, dass<br />

sie sich in einer noch nie da gewesenen Vertrauenskrise befinden.<br />

Eine kürzlich publizierte Studie beleuchtete das mediale System in<br />

Frankreich kritisch und offenbart sehr aufschlussreiche Ergebnisse.<br />

76 Kultur / Comic (2/3)<br />

Algues vertes, l’histoire interdite<br />

Dieser Comic behandelt auf dokumentierte und spannende<br />

Art das beunruhigende Phänomen der Grünalgen, die seit<br />

1971 regelmäßig die bretonische Küste heimsuchen. Diese<br />

Plage ist relativ unbekannt, kann aber sogar tödlich sein.<br />

80 Justiz<br />

Krieg der Messer<br />

Seit Jahrzehnten führt die Gemeinde Laguiole einen Rechtsstreit<br />

gegen einen skrupellosen Geschäftsmann, der den Ruf des Namens<br />

Laguiole ausnutzte, um unter dieser Marke Messer und andere Produkte<br />

zu vermarkten. Vor Kurzem hat das Pariser Berufungsgericht<br />

nun ein Urteil zugunsten des kleinen Dorfes im Aveyron gefällt<br />

Art de vivre<br />

82 Gastronomie<br />

Moutarde Fallot: ein Senf mit Tradition<br />

und einem einzigartigen Geschmack<br />

Im Herzen der Stadt Beaune produziert das Familienunternehmen<br />

Fallot seit 1840 aus Senfkörnern der Umgebung<br />

und nach einem traditionellen Herstellungsverfahren<br />

einen einzigartigen Senf « 100 % Burgund ».<br />

90 Chantals Rezept<br />

Kabeljaurücken mit Senfsauce<br />

92 Produkt<br />

Cacolac: ein bekanntes Getränk aus Bordeaux<br />

Neben dem Wein aus Bordeaux lieben die Franzosen noch ein weiteres<br />

Getränk, das aus dieser Stadt stammt: Cacolac. Diese antialkoholische<br />

Erfrischung, die aus Milch, Kakao und Zucker besteht und<br />

gut gekühlt getrunken wird, ist vor allem lokal ein richtiger Renner.<br />

3 Editorial<br />

6 On en parle<br />

12 Culture(s)<br />

16 On lit<br />

18 On lit en France<br />

22 On écoute<br />

23 On surfe<br />

24 On regarde<br />

86 Nachbestellungen<br />

94 Kulturschock<br />

96 Guéwen a testé<br />

97 Abonnement<br />

98 Impressum<br />

98 Vorschau<br />

Frankreich erleben im Internet:<br />

www.frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 5


ON EN PARLE<br />

KULTURERBE<br />

Kaiserliches Theater von Schloss Fontainebleau restauriert<br />

Das letzte in Frankreich gebaute Hoftheater im Schloss Fontainebleau ist ein einzigartiger Ort, um die<br />

Bühnenkunst unter Napoleon III. zu erfassen. Es war seit dem Zweiten Weltkrieg geschlossen und<br />

wurde nun nach mehr als zwölfjährigen Renovierungsarbeiten, die einen Betrag von 10 Millionen<br />

Euro verschlungen haben, wieder eröffnet. Das Ergebnis ist grandios und war dank der<br />

Unterstützung des Emirats Abu Dhabi möglich.<br />

BELIEBTHEIT<br />

ZUG<br />

SNCF bekommt Konkurrenz<br />

aus Deutschland<br />

Das deutsche<br />

Unternehmen<br />

Flixtrain, das bereits<br />

mit der Deutschen<br />

Bahn rivalisiert, will<br />

ab 2021 die Tätigkeit<br />

auf Frankreich<br />

ausdehnen und<br />

bewirbt sich um<br />

fünf Linien: von Paris (Gare du Nord) nach Brüssel (Gare<br />

Nord), von Paris (Austerlitz) nach Bordeaux (Saint-Jean),<br />

von Paris (Bercy) nach Lyon (Perrache), von Paris (Bercy)<br />

nach Toulouse (Matabiau) und von Paris (Bercy) nach<br />

Nizza (Stadt). Damit bekundet Flixtrain Interesse an<br />

klassischen Strecken, für die die Kosten geringer als für<br />

Hochgeschwindigkeitslinien sind. Diesen Bereich scheint<br />

die SNCF in den letzten Jahren zugunsten des TGV eher<br />

vernachlässigt zu haben.<br />

Rangliste der attraktivsten Städte Frankreichs<br />

Wie jedes Jahr hat die französische Wochenzeitschrift Le Point<br />

die heiß erwartete Rangliste der 70 attraktivsten Städte des<br />

Hexagons veröffentlicht. Die Klassifizierung erfolgt auf der<br />

Basis von drei Schwerpunktthemen, für die jeweils ein eigenes<br />

Ranking erstellt wird: wirtschaftliche Dynamik, Mobilität und<br />

Vernetzung, Lebensqualität.<br />

Ballungsräume mit mehr als<br />

250 000 Einwohnern:<br />

1- Straßburg<br />

2- Bordeaux<br />

3- Nantes<br />

4- Lyon<br />

5- Toulouse<br />

6- Rennes<br />

7- Montpellier<br />

8- Lille<br />

9- Marseille-Aix-en-Provence<br />

10- Nizza<br />

Ballungsräume mit 80 000 -<br />

250 000 Einwohnern<br />

1- La Rochelle<br />

2- Saint-Nazaire<br />

3- Bayonne-Anglet-Biarritz<br />

4- Angers<br />

5- Dijon<br />

6- Sète<br />

7- Annecy<br />

8- Chambéry<br />

9- Cluses<br />

10- Arras<br />

6 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


KULTURERBE<br />

Schloss Chenonceau hat seine Apotheke wieder<br />

Katharina von Medici (1519-1589), deren Geburtstag sich in diesem Jahr<br />

zum 500. Mal jährt, liebte die Wissenschaften. 1555 stellte sie an ihrem Hof<br />

einen persönlichen Kräuterhändler an, der bereits über ein internationales<br />

Renommee verfügte: Nostradamus (1503-1566). Auf Schloss Chenonceau<br />

besaß die Königin ihre eigene Apotheke. Es war ein mit monumentalen<br />

Holzmöbeln ausgestatteter Raum, in dem Kräuter und andere Rohstoffe<br />

aufbewahrt wurden. Aus diesen Zutaten stellte man dann Präparate her, um<br />

die Leiden der Mitglieder des Hofes zu lindern. Der Raum wurde lange Zeit<br />

nicht mehr instandgehalten, geplündert und schließlich für das Publikum<br />

geschlossen. Drei Jahre lang arbeitete ein Tischler aus der Gegend nun<br />

an der Restaurierung dieser Apotheke. Aus einem Palast im italienischen<br />

Florenz konnte man ein von der Größe her vergleichbares Holzmöbel aus<br />

der damaligen Zeit erwerben. Nachdem der Handwerker das in unzählige<br />

Einzelteile zerlegte Möbel ohne Plan, aber mit viel Geduld wie ein riesiges<br />

Puzzle wieder zusammengesetzt hatte, musste er es an die Gegebenheiten in<br />

Chenonceau anpassen. Anschließend renovierte er das gute Stück, um ihm<br />

wieder das ursprüngliche Aussehen zu verleihen, und baute es schließlich ein.<br />

Nun ist die herrlich rekonstruierte Apotheke wieder für Besucher geöffnet und<br />

zollt der Souveränin und ihrer Vorliebe für Wissenschaften Anerkennung.<br />

VERSCHIEBUNG<br />

Verhüllung des Triumphbogens verschoben<br />

Wir haben in der letzten Ausgabe darüber berichtet, dass der Künstler Christo ankündigte, im Frühjahr<br />

2020 den Pariser Arc de Triomphe verhüllen zu wollen. Diese Aktion wurde nun letztendlich auf <strong>Herbst</strong><br />

2020 verschoben und soll von Samstag, 19. September bis Sonntag, 4. Oktober stattfinden.<br />

AUSSTELLUNG<br />

Ephemere Kuppel unter dem Eiffelturm<br />

Von Ende September bis Ende November wird auf dem<br />

Vorplatz des Eiffelturms eine 300 m² große Kuppel<br />

installiert. Dort ist eine kostenlose Ausstellung zu sehen,<br />

welche die Geschichte des Monuments nachzeichnet, das<br />

1889, also vor 130 Jahren, anlässlich der Weltausstellung<br />

errichtet wurde.<br />

HOMMAGE<br />

Tim und Struppi<br />

im Schloss<br />

Im Schloss Malbrouck<br />

(Departement Moselle) findet<br />

bis 30. November <strong>2019</strong> eine<br />

bedeutende Ausstellung zu<br />

Ehren des Comiczeichners Hergé<br />

und seiner symbolträchtigen<br />

Figuren Tim und Struppi statt. Die<br />

Ausstellung mit dem Titel Hergé:<br />

une vie, une œuvre zeichnet das<br />

Universum von Hergé anhand der<br />

vier wichtigsten Perioden seines<br />

Lebens nach. Das Projekt wurde<br />

gemeinsam mit dem Musée Hergé<br />

in Louvain-la-Neuve (Belgien)<br />

realisiert.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 7


ON EN PARLE<br />

BOTANIK<br />

Erstes Wochenende rund um die Botanik in Chaumont-sur-Loire<br />

Die Domaine de Chaumont-sur-Loire (Loir-et-Cher) ist für ihr<br />

Internationales Gartenfestival bekannt. In diesem Jahr findet<br />

am Wochenende 12./13. Oktober erstmals ein Treffen rund<br />

um die Botanik statt. Botaniques ist ein gemeinsames Projekt<br />

der Domaine und der Vereinigung Plantes et Cultures, einem<br />

Zusammenschluss von Pflanzenzüchtern, die sich für die<br />

Förderung der pflanzlichen Diversität einsetzen. Die Besucher<br />

können bei diesem Anlass Produzenten und Sammler treffen,<br />

sich mit ihnen austauschen und natürlich auch Pflanzen kaufen.<br />

Informationen: www.domaine-chaumont.fr<br />

APERITIF AUF DER SPITZE<br />

ZUG<br />

Zugticket im<br />

Tabakwarengeschäft<br />

kaufen<br />

Eine Bar auf dem Dach!<br />

In diesem Sommer wurde auf dem Dach des Pariser Montparnasse-<br />

Turms die Rooftop-Bar Guinguette On Top eröffnet. Sie befindet<br />

sich in einer Höhe von 210 m. Pariser und Touristen haben nun die<br />

Möglichkeit, in einer nicht alltäglichen Umgebung einen Aperitif<br />

zu trinken und gleichzeitig einen der schönsten Ausblicke auf<br />

Paris zu genießen. Man befindet sich dort genau gegenüber dem<br />

Eiffelturm. Die Bar, in der auch Konzerte (vor allem Jazz) stattfinden,<br />

war ursprünglich nur als einmalige, befristete Einrichtung geplant.<br />

Aufgrund des Erfolges wird es möglicherweise eine Wiederholung<br />

geben.<br />

Ein Lichtblick für<br />

Fahrgäste, die sich über lange Warteschlangen vor<br />

den Bahnhofsschaltern ärgern? Da es offensichtlich<br />

bisher nicht gelungen ist, dieses Problem zu lösen, hat<br />

die SNCF nun angekündigt, demnächst gemeinsam<br />

mit den Tabakwarengeschäften neue Verkaufsstellen<br />

für Tickets einzurichten. Momentan wurden dafür<br />

fünf Testregionen bestimmt: Bourgogne-Franche-<br />

Comté, Grand Est, Pays-de-la-Loire, Normandie und<br />

Provence-Alpes-Côte-d’Azur. Inzwischen wurden die<br />

ersten Geschäfte mit dem neuen Tool ausgestattet<br />

und bieten diesen Service an.<br />

8 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


UMWELT<br />

Die erste Zahnbürste aus<br />

Holz « made in France »<br />

Es ist relativ unbekannt, dass<br />

Zahnbürsten – ebenso wie die<br />

vielverwendeten Wattestäbchen<br />

aus Plastik – die Umwelt enorm<br />

verschmutzen. Nun gibt es<br />

die erste umweltbewusste<br />

Zahnbürste made in France,<br />

namens Dubois (« aus Holz »). Ihr<br />

Griff besteht aus Rotbuchenholz<br />

aus nachhaltig bewirtschafteten<br />

Wäldern der Normandie und der<br />

Picardie, die Borsten sind aus<br />

pflanzlichem Material. Bislang ist<br />

allerdings lediglich der Holzgriff<br />

zu 100 % wiederverwertbar und<br />

kompostierbar. Die Borsten<br />

sind mit kleinen Metallankern<br />

im Kopf der Bürste befestigt<br />

und aktuell gibt es noch keine<br />

Möglichkeit, diese Metallstücke<br />

zu trennen. Insofern muss der<br />

Zahnbürstenkopf separat im<br />

Hausmüll entsorgt werden. Der<br />

Preis einer Bürste beträgt 5,40 €<br />

beziehungsweise 4,86 € im<br />

Abonnement. Hersteller ist<br />

Bioseptyl, ein Unternehmen,<br />

das seit 170 Jahren besteht<br />

und quasi zum industriellen<br />

Erbe Frankreichs<br />

gehört. Seit einiger Zeit<br />

modernisiert Bioseptyl<br />

das Produktsortiment<br />

und orientiert sich<br />

mehr und mehr hin<br />

zu umweltbewussten<br />

Produkten.<br />

Bestellungen unter<br />

www.bioseptyl.fr.<br />

SCHNAPPSCHÜSSE<br />

Französische Autobahnen sind sehr rentabel ++ 2017 erwirt<br />

schafteten die französischen Autobahnbetreiber einen Umsatz von 10,1 Milliarden<br />

Euro und ein Nettoergebnis von 2,8 Milliarden Euro. Die Netto marge liegt<br />

bei 27,5 %. 67 % der Einnahmen auf Autobahnen stammen von Personen kraftwagen,<br />

der Rest von Lastkraftwagen. 54 % davon werden über das elektro nische<br />

Mautsystem (Télépéage) bezahlt, 34 % mit Kreditkarte und knapp 9 % in bar.<br />

Arbeitszeit der Franzosen ++ Aus der aktuellsten Studie der Direction<br />

générale du Trésor, einer zentralen Abteilung des Wirtschafts- und Finanzministeriums,<br />

geht hervor, dass die Franzosen mit durchschnittlich 20,7 Jahren<br />

früher als die anderen Europäer zu arbeiten beginnen. In Deutschland liegt<br />

der Durchschnitt beispielsweise bei 22,4 Jahren. Die Wochenarbeitszeit ist in<br />

etwa mit den anderen Ländern vergleichbar (durchschnittlich 36,1 Stunden<br />

über alle Beschäftigten in Frankreich gegenüber 36,3 Stunden in den anderen<br />

europäischen Ländern). Allerdings haben Franzosen mehr freie Tage pro Jahr<br />

(32 gegenüber durchschnittlich 25 in der EU). Aufs Jahr gesehen arbeiten<br />

die Franzosen also weniger, zudem verlassen sie den Arbeitsmarkt früher<br />

(im Durchschnitt mit 62 Jahren) als Arbeitnehmer in anderen Ländern der<br />

Europäischen Union (64 Jahre).<br />

Franzosen und „Do-it-yourself“ ++ Eine Umfrage im Auftrag<br />

großer Heimwerkermärkte zeigt, dass 55 % der Franzosen sich nach eigener<br />

Aussage zuhause handwerklich betätigen. 25 % bauen oder restaurieren Möbel,<br />

35 % bauen ihr eigenes Obst und Gemüse an, 25 % reparieren ihr Auto oder<br />

Zweirad, 14 % nähen ihre eigenen Kleider und 20 % backen ihr eigenes Brot.<br />

Der Beitrag von Einwandererfrauen zur Geburtenrate ++<br />

Frankreich hat bekanntlich mit 1,88 Kindern pro Frau im gebärfähigen Alter die<br />

höchste Geburtenrate innerhalb der Europäischen Union, wo der Durchschnitt<br />

bei 1,59 Kindern liegt. Durch die jüngst veröffentlichte Studie des Institut National<br />

des Études Démographiques (INED) weiß man jedoch, dass die Einwandererfrauen<br />

ihren Teil dazu beitragen, da sie durchschnittlich mehr Kinder zur Welt<br />

bringen als die gebürtigen Französinnen. Die Geburtenrate beträgt demnach<br />

bei in Frankreich geborenen Frauen 1,8 Kinder gegenüber 2,6 Kindern bei<br />

eingewanderten Frauen. In beiden Fällen ist diese Zahl jedoch hoch. Die Studie<br />

zeigt also, dass sich Frankreich gegenüber anderen Ländern der EU dadurch<br />

auszeichnet, dass das Land sowohl eine hohe Quote an Einwanderern als auch<br />

eine hohe Geburtenrate hat – und Letzteres gilt für alle französischen Frauen,<br />

egal ob sie in Frankreich oder in einem anderen Land geboren wurden.<br />

Unternehmensgründungen erreichen Rekordhöhe ++ 2018<br />

wurden in Frankreich 67 778 Unternehmen gegründet. Dies ist eine Steigerung<br />

von 15,9 % gegenüber dem Vorjahr. Bis dato war die Anzahl der neu registrierten<br />

Unternehmen in Frankreich noch niemals so hoch.<br />

Paris „Welthauptstadt des Fahrrads“ ++ Die Pariser Bürgermeisterin,<br />

Anne Hidalgo, will die Stadt bis 2020 zur « Welthauptstadt des Fahrrads<br />

» machen. Ihren Plänen zufolge soll es in Paris dann mehr als 1000 km Radwege<br />

geben. Das Ziel erscheint realistisch, denn von 2015 bis <strong>2019</strong> ist die Hauptstadt<br />

in der Hitliste der fahrradfreundlichsten Städte bereits von Platz 17 auf Platz<br />

8 vorgerückt.<br />

Frankreich Frankreich erleben erleben · <strong>Herbst</strong> · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> <strong>2019</strong> · 9 · 9


ON EN PARLE<br />

BIODIVERSITÄT<br />

Europäische Auster pflanzt<br />

sich auf Korsika wieder fort<br />

Die einzige in Europa heimische Auster, Ostrea<br />

edulis, in Frankreich Huître plate genannt, ist<br />

durch Überfischung und Parasiten im letzten<br />

Jahrhundert stark zurückgegangen. Im Meer vor<br />

Korsika war sie seit der römischen Antike verbreitet,<br />

ist dort inzwischen aber quasi ausgestorben. Die<br />

Europäische Auster wurde allmählich durch die Pazifische<br />

Auster ersetzt und hat heute nur noch einen Anteil von 5 % an der<br />

französischen Austernproduktion. Stella Mare, das Labor für Fischereiforschung der Universität von<br />

Korsika, strebt nun seit 2013 gemeinsam mit dem CNRS (Centre national de la recherche scientifique)<br />

an, die Spezies wieder anzusiedeln. Zu diesem Zweck werden im Labor gezüchtete Austernlarven<br />

in der natürlichen Umgebung ausgesetzt. Die gute Nachricht: Inzwischen ist klar, dass man den<br />

Reproduktionszyklus beherrscht. Bleibt zu untersuchen, wie sich die Austern im natürlichen<br />

Meeresumfeld – Étang de Diana an der Ostküste der Insel – verhalten und wie man ihre Ernährung<br />

verbessern kann, um die derzeitige Überlebensquote von 30 % zu erhöhen.<br />

HOTEL<br />

« Bioadresse » inmitten renommierter Weinberge<br />

AUSGRABUNGEN<br />

Antikes Militärviertel im<br />

Zentrum<br />

von Lyon entdeckt<br />

In der Region Bordeaux hat man sich Zeit gelassen, aber inzwischen liegt « Bio »<br />

auch dort immer mehr im Trend. Die Anzahl der biologisch bewirtschafteten<br />

Weingüter nimmt schon seit einiger Zeit zu, nun ziehen auch die Hotels nach.<br />

Im Frühjahr 2020 soll in der Region um die Stadt Libourne, die unter anderem so<br />

prestigeträchtige Appellationen wie Pomerol, Saint-Emilion und Lalande-de-<br />

Pomerol umfasst, genauer gesagt in der Gemeinde Arveyres, ein ambitioniertes,<br />

biologisch ausgerichtetes Weintourismusprojekt mit Hotel und Restaurant eröffnet<br />

werden. Das Haus soll über 26 Zimmer und einen Pool verfügen, und die Gäste<br />

werden dort auch hinter die Kulissen eines Weinguts blicken und erleben können,<br />

was den Beruf eines Winzers ausmacht.<br />

Im Jardin de la Visitation, im 5.<br />

Arrondissement von Lyon (Rhône-<br />

Alpes) machte man in diesem<br />

Sommer eine unglaubliche<br />

Entdeckung: Archäologiestudenten<br />

haben bei Arbeiten auf dem<br />

Fourvière-Hügel unter anderem ein<br />

römisches Haus und ein kleines Fort<br />

freigelegt. Es handelt sich dabei<br />

offensichtlich um ein Militärviertel<br />

aus dem 1. Jahrhundert. Die<br />

Ausgrabungen werden angesichts<br />

des Ausmaßes dieser ersten<br />

Entdeckungen wohl fünf Jahre lang<br />

dauern.<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


KULTURERBE<br />

Wohnhaus<br />

von Balzac in<br />

Paris wiedereröffnet<br />

Seit diesem Sommer hat das Haus von Honoré<br />

de Balzac (1799-1850) in Paris seine Türen für das<br />

Publikum wieder geöffnet. Es war mehrere Monate<br />

lang wegen umfangreicher Renovierungsarbeiten und<br />

einer Anpassung an die gültigen Normen geschlossen.<br />

Nun bietet sich also wieder die Gelegenheit, dieses<br />

unglaubliche Gebäude voller Charme zu besichtigen.<br />

Obwohl es im Herzen des 16. Arrondissements der<br />

Hauptstadt steht, kommt man sich dort wie in einem<br />

Haus auf dem Lande vor.<br />

MAUTSTELLEN<br />

Demnächst schrankenlose Mautstellen<br />

In der Welt der französischen Autobahnen kündigt sich eine kleine<br />

Revolution an, die sich möglicherweise schnell verbreitet:<br />

die Autobahngebühr ohne Mautschranke bezahlen. Viele<br />

Franzosen bezahlen die Autobahngebühren zwar bereits<br />

mithilfe elektronischer Badges (Télépéage), doch bald<br />

werden sie vielleicht auch auf diese verzichten können: Um<br />

den Jahreswechsel 2021/2022 wird man vermutlich auf der<br />

Autoroute de Normandie, der A13, schrankenlos fahren können. Die<br />

Nummernschilder der Autos werden dabei von Sensoren erfasst, ohne dass die<br />

Fahrer die Geschwindigkeit reduzieren müssen. Sofern ein Autofahrer seine Bankverbindung<br />

hinterlegt hat, wird der Betrag automatisch abgebucht, andernfalls erhält man eine<br />

Rechnung zugeschickt, die innerhalb einiger Tage zu bezahlen ist. Zurzeit wird das Verfahren<br />

auf der A4 bei Boulay in der Nähe von Metz getestet, wo zwei Mautstellen für<br />

Testfahrer ausgerüstet wurden.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 11


CULTURE(S)<br />

… einer Ausstellung …<br />

Yves Klein, des cris bleus, bis 3. November <strong>2019</strong> zu<br />

sehen in Rodez (Aveyron). Wenn das nicht neugierig<br />

macht. Der aus Nizza stammende Yves Klein (1928-1962)<br />

gehört zu den « Stars » der zeitgenössischen Kunst, deren<br />

Bekanntheit weit über das Hexagon hinausreicht. Ich gebe<br />

zu, dass ich nicht erwartet hätte, rund 60 seiner Bilder in<br />

Rodez, einer kleinen Stadt mit weniger als 25 000 Einwohnern<br />

südöstlich von Toulouse, ausgestellt zu sehen.<br />

Aus dem Gedächtnis würde ich sagen, dass die letzte Yves<br />

Klein gewidmete Retrospektive 2006 im Centre Georges<br />

Pompidou gezeigt wurde, also an einem Ort, der als der<br />

absolute Tempel für zeitgenössische Kunst in Frankreich<br />

gilt! Eine schöne Überraschung, so weit von der Hauptstadt<br />

entfernt auf eine Ausstellung zu stoßen, die diesem<br />

bedeutenden Künstler gewidmet ist.<br />

Gleichzeitig ist die Veranstaltung eine willkommene<br />

Gelegenheit, wieder einmal einige Fakten über Klein<br />

aufzufrischen. Das erste Bild, das unweigerlich vor dem<br />

geistigen Auge entsteht, ist monochrom und hat eine ganz<br />

spezifische Farbe: Blau. Aber nicht irgendein<br />

Blau. Ultramarinblau. Es ist de facto eine der<br />

berühmtesten Farben der Welt, aber auch eine<br />

der reguliertesten. Manche betrachten die Tatsache,<br />

dass der Künstler im Mai 1960 das Verfahren<br />

zur Herstellung des International Klein Blue (IKB)<br />

beim Institut National de la Propriété Industrielle (INPI)<br />

anmeldete, als « künstlerischen Akt » par excellence im<br />

Sinne konzeptioneller Kunst. Damit niemand den Farbton<br />

einfach für sich beanspruchen konnte, musste Klein<br />

seine Entdeckung weiterentwickeln. Und so erfährt man,<br />

dass es sich dabei nicht « nur » um eine Farbe, sondern eher<br />

um eine chemische Reaktion handelt: nämlich um die<br />

Verbindung eines klassischen blauen Pigments mit einem<br />

chemischen Bindemittel namens Rhodopas M, einem<br />

Vinylazetat des Chemieherstellers Rhône-Poulenc. Dieses<br />

legt sich über das Pigment und fixiert dessen pulverförmiges<br />

Aussehen, sodass es die charakteristische optische<br />

Tiefe erhält. Die Ausstellung zeigt die ganze Dimension<br />

dieses strahlenden Blaus. Zu sehen ist auch das beeindruckende<br />

Werk Pigment Pub: ein riesiges rechteckiges<br />

Bassin, das mit IKB-Pigmenten gefüllt ist. Umkreist man<br />

es, muss man sich beinahe zurückhalten, nicht in diesen<br />

monochromen Pool einzutauchen …<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


… dann folgt ein ort …<br />

Das Musée Soulages ist zwar weit von der Hauptstadt<br />

entfernt, doch bei einem Besuch der Ausstellung – und<br />

der Stadt – wird einem schnell bewusst, dass es als Rahmen<br />

für die Retrospektive der Werke von Yves Klein nicht<br />

per Zufall ausgewählt wurde. Der Ort ist ideal. Denn hier<br />

erhält Kleins Kunst sogar einen ganz eigenen Sinn: Pierre<br />

Soulages ist, wie Yves Klein, nicht nur ein wichtiger französischer<br />

Künstler der Moderne. Über ihre Freundschaft<br />

hinaus verband die beiden Männer eine besondere Leidenschaft:<br />

die Leidenschaft für das Monochrome. Ultramarinblau<br />

bei Klein, Tiefschwarz bei Soulages. Geht man<br />

durch die Räume des Museums, hat man also die seltene<br />

Gelegenheit zwischen ultramarinem Blau und tiefstem<br />

Schwarz zu wandeln. Eine echte künstlerische Erfahrung!<br />

Klein hätte dieser Gedanke mit Sicherheit gut gefallen.<br />

Und genauso gut passt er zu Soulages, der « sein »<br />

Museum immer gerne für andere Künstler öffnete. Der<br />

in Rodez geborene Soulages und seine Frau Colette<br />

machten der Stadt 2005 die unglaubliche Schenkung von<br />

250 Werken und 250 Dokumenten. Es war<br />

seinerzeit die bedeutendste Schenkung, die<br />

ein französischer Künstler zu Lebzeiten<br />

gemacht hatte. Sehr schnell kamen die<br />

beiden mit der Stadt überein, dass diese<br />

ein Museum einrichten würde, um die bemerkenswerte<br />

Sammlung dauerhaft zu präsentieren<br />

und darüber hinaus Sonderausstellungen zu zeigen.<br />

« Ich habe monografische Museen niemals<br />

gemocht, aber dieses Museum wird nicht wie<br />

andere sein », sagte Soulages. « Der Akzent wird auf der<br />

Kreation liegen, darauf, wie Werke entstehen; und es wird<br />

vor allem anderen Künstlern des zeitgenössischen Schaffens<br />

offenstehen. » Auf der 500 m² großen Sonderfläche<br />

präsentieren daher regelmäßig andere Künstler ihre Werke.<br />

Und das Ultramarinblau von Klein passt besonders gut<br />

hierher …<br />

Über das Musée Soulages hinaus entdeckt man mit<br />

Rodez zudem eine angenehme und sympathische Stadt,<br />

die sich etwas Besonderes ausgedacht hat, um in diesem<br />

Jahr einen ganz speziellen Festtag zu begehen: den 100.<br />

Geburtstag von Pierre Soulages am 24. Dezember <strong>2019</strong>.<br />

Zu seinen Ehren organisiert die Stadt in dem ansprechenden<br />

Museum für Geschichte und Archäologie Musée<br />

Fenaille eine Ausstellung, deren Besuch sich ebenfalls<br />

lohnt. Das Museum war der Ort der ersten Begegnungen<br />

zwischen dem Künstler und Werken der Vergangenheit,<br />

und Soulages sagte eines Tages: « Als ich die gravierten<br />

Stelen des Musée Fenaille zum ersten Mal sah, war ich<br />

überwältigt. » Die Stadt beschloss nun, für diesen Anlass<br />

zusammen mit dem Musée du Louvre, diese Stelen und<br />

andere Kreationen zu präsentieren, die von der Vorliebe<br />

des Künstlers für Werke der Vergangenheit zeugen und<br />

ihn in seinem Schaffen vermutlich inspiriert haben.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 13


CULTURE(S)<br />

… und schließlich<br />

ein Buch.<br />

Um Ihren Besuch in Rodez abzurunden,<br />

kommt mir nun noch ein kürzlich erschienenes<br />

Buch von Robert Fleck in den Sinn: Yves Klein,<br />

l’aventure allemande. Der Autor ist Professor an<br />

der Kunstakademie in Düsseldorf und anerkannter<br />

Spezialist für Klein. Er zeigt in diesem Buch<br />

auf sehr lebendige und interessante Art einen<br />

weitgehend unbekannten Aspekt des Künstlers,<br />

nämlich seine Beziehung zu Deutschland und<br />

den Anteil, den dieses Land an seinem Erfolg<br />

hatte. Man erfährt insbesondere, dass der damals<br />

29-jährige Klein am 31. Mai 1957 in Düsseldorf,<br />

in der Hunsrückenstraße 16-18, in einer winzigen<br />

Kunstgalerie erstmals 15 seiner Bilder in einem<br />

offiziellen Rahmen präsentieren<br />

konnte. Auf dem<br />

Plakat und der Einladungskarte<br />

war<br />

der Titel der Ausstellung<br />

in französischer<br />

Sprache<br />

angegeben: Yves,<br />

Propositions monochromes.<br />

Monochrom<br />

… zur<br />

damaligen Zeit<br />

ein ungewöhnliches<br />

Wort … Viele<br />

Besucher betrachteten die Kunstwerke<br />

des jungen Franzosen fassungslos, stuften sie<br />

gar als Provokation ein, einige Privatsammler<br />

begeisterten sich dagegen spontan für sie, und<br />

noch am selben Abend war ein Drittel der<br />

Bilder bereits verkauft. « Etwas noch nie<br />

Dagewesenes in der Laufbahn des jungen<br />

Yves Klein », merkt Robert Fleck an, und<br />

vor allem ein echter Startschuss für seine<br />

Karriere.<br />

Beim Lesen wird einem zudem bewusst,<br />

dass Klein – dessen Großvater väterlicherseits<br />

Friedrich Franz Albert Klein<br />

hieß und Deutscher war – als einer der<br />

wenigen französischen Künstler seiner Generation<br />

Deutschland<br />

sehr nahestand.<br />

Nicht nur, dass er<br />

von November 1948<br />

bis Oktober 1949<br />

seinen Militärdienst<br />

in Langenargen<br />

am Ufer des Bodensees<br />

ableistete,<br />

er bildete zudem<br />

mit Rotraut Uecker<br />

ein damals einzigartiges<br />

Paar. « Das<br />

einzige deutschfranzösische<br />

Paar<br />

im Bereich der<br />

bildenden Kunst ihrer Epoche », hält Robert Fleck fest,<br />

« nur wenige Jahre nach Kriegsende und zwei Jahre vor<br />

der offiziellen Versöhnung zwischen den beiden Ländern<br />

». Ein sehr modernes Paar, das hauptsächlich im<br />

Pariser Viertel Montparnasse lebte, wo Klein seinen<br />

Lebensunterhalt mit … Judokursen verdiente. Von den<br />

zahlreichen Künstlern in der Nachbarschaft (Marcel<br />

Duchamp, Man Ray, Simone de Beauvoir, Alberto Giacometti,<br />

Louis Aragon …) hatten Yves und Rotraut es<br />

vor allem einem Mann angetan: Pierre Soulages.<br />

Das Werk von Robert Fleck enthüllt zahlreiche Anekdoten,<br />

die sich im Laufe ihrer langen Freundschaft<br />

zugetragen haben. 1959 beispielsweise, als Klein zusammen<br />

mit Soulages an Weihnachten dessen 30. Geburtstag<br />

feierte, schenkte der 21-Jährige nicht ohne eine<br />

gewisse Frechheit Soulages eine Tube schwarzer Farbe<br />

… In der Folge hielt Klein es sogar für nötig, sich für<br />

diesen « schlechten Witz » zu entschuldigen. Dabei wäre<br />

dies gar nicht notwendig gewesen. Wie man erfährt, gab<br />

Soulages später zu, dass er diese Anspielung des jungen<br />

Künstlers und Freundes durchaus geschätzt hat. Dies<br />

sagt viel über die unglaubliche Vertrautheit zwischen<br />

den beiden Liebhabern von Blau und Schwarz aus.<br />

Ausstellung Yves Klein, des cris bleus,<br />

bis 3. November <strong>2019</strong>, Musée Soulages in Rodez,<br />

www.musee-soulages.rodezagglo.fr<br />

Ausstellung Pierre Soulages, un musée<br />

imaginaire,<br />

bis 10. November <strong>2019</strong>, Musée Fenaille in Rodez,<br />

www.musee-fenaille.rodezagglo.fr<br />

Robert Fleck, Yves Klein, l’aventure allemande,<br />

Manuella Éditions, 158 Seiten, ISBN 978-2490505029<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


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ON LIT<br />

ROMAN<br />

All das zu verlieren<br />

Leïla Slimani, Originaltitel: Dans le jardin de l’ogre, übersetzt aus dem Französischen<br />

von Amelie Thoma, Luchterhand, 226 Seiten, ISBN 978-3630875538<br />

2016 erhielt Leïla Slimani für ihr Buch Chanson Douce (deutscher Titel: Dann schlaf<br />

auch du) den renommierten Prix Goncourt. Das Buch ist mehr ein eindringlicher<br />

Psychothriller als ein Roman und kann Eltern, die ihre Kinder einer Nanny überlassen,<br />

im wahrsten Sinne des Wortes Angst einflößen. Die Autorin nimmt uns darin auf<br />

ein hochsensibles und zermürbendes Terrain mit: den Tod eines Kindes. Man ist<br />

erschüttert, muss aber auch das Talent bewundern, mit dem sie uns in dieses<br />

vordergründig abschreckende Universum versetzt. Bei ihrem neuen Buch All das<br />

zu verlieren ist dies nicht anders, denn wieder hat sich Leïla Slimani für ein a priori<br />

schwieriges Thema entschieden. Die Heldin, Adèle, besitzt im Grunde genommen<br />

alles, um glücklich zu sein. Sie ist mit einem Arzt verheiratet, den sie liebt und der<br />

sie ebenfalls liebt. Sie hat einen entzückenden kleinen Sohn und ist in ihrem Beruf<br />

als Journalistin erfolgreich. Und doch ist Adèle zutiefst unglücklich, fühlt sich<br />

unverstanden und allein. Allerdings hat die junge Frau eine Möglichkeit gefunden, um<br />

dieser Einsamkeit zu entkommen: Ganz ungezügelt gibt sich die Nymphomanin Adèle<br />

dem Sex hin, obwohl sie weiß, dass diese Triebe ihr Leben verpfuschen. Das Buch ist<br />

erschütternd. Es ist nicht nur das ergreifende Porträt einer Frau, die seit ihrer Kindheit unter einem<br />

Mangel an Liebe leidet, sondern auch die Beschreibung einer Krankheit, die als schändlich eingestuft wird und<br />

die man oft zu leichtfertig verurteilt. Mit ihrer deutlichen und direkten Art zu schreiben, stellt Leïla Slimani dieses<br />

Urteil als unpassend hin und bringt uns im Laufe der Lektüre dazu, Adèle mit einem anderen Blick zu betrachten,<br />

als den, den wir zu Beginn des Buches hatten. Darin liegt vermutlich die eigentliche Stärke dieses hervorragenden<br />

Buches!<br />

ROMAN<br />

Am Tag davor<br />

Sorj Chalandon, Originaltitel: Le jour d’avant, übersetzt aus dem Französischen<br />

von Brigitte Große, dtv, 320 Seiten, ISBN 978-3423281690<br />

Bevor Sorj Chalandon als Schriftsteller arbeitete, war er Journalist bei der Zeitung<br />

Libération. 1988 wurde er mit dem Albert-Londres-Preis, dem renommiertesten<br />

Journalistenpreis Frankreichs, ausgezeichnet. Hier lässt er uns in das Leben einer in<br />

Vergessenheit geratenen sozialen Schicht eintauchen: in den Alltag der Minenarbeiter. Es ist<br />

der 27. Dezember des Jahres 1974, wir befinden uns im Norden Frankreichs, in Liévin (Pasde-Calais).<br />

Innerhalb nur weniger Minuten werden in einer Mine bei einer schrecklichen<br />

Schlagwetterexplosion 42 Minenarbeiter getötet. Das Unglück füllt die Titelseiten der<br />

Zeitungen. Doch schnell gerät es in Vergessenheit, und niemand strengt sich wirklich an,<br />

die Wahrheit über dieses Drama herauszufinden. In diesem Roman kehrt der Bruder eines<br />

dieser getöteten Minenarbeiter 40 Jahre später an den Ort zurück. Er will verstehen, was<br />

wirklich passiert ist. Die Wahrheit soll endlich ans Tageslicht kommen. Zwischen Roman<br />

und journalistischer Recherche ist dies eine wunderschöne Hommage an eine zu schnell<br />

verdrängte Katastrophe. Der Stil erinnert an einen Émile Zola (1840-1902) unserer heutigen<br />

Zeit. Große Kunst!<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


REISETAGEBUCH<br />

Gestrandet in Cusey: von einer<br />

schrecklich schönen Bootsreise<br />

ans Mittelmeer<br />

Barbara Piotrowski, Verlag Winterwork,<br />

136 Seiten, ISBN 978-3960145813<br />

Barbara Piotrowski ist eine treue Leserin<br />

von Frankreich erleben. Sie lebt und arbeitet<br />

in Elsfleth (Niedersachsen). In diesem Buch<br />

erzählt sie von ihrer Leidenschaft fürs Bootfahren auf Kanälen,<br />

vor allem auf französischen. Die Autorin kam auf die Idee, es<br />

uns zu schicken, und schrieb in ihrem Begleitbrief: « Humorvoll<br />

und kurzweilig erzähle ich vom Reisen auf eigenem Kiel auf den<br />

Flüssen und Kanälen in Frankreich, von Traumlandschaften<br />

wie dem Burgund oder der Champagne, von malerischen<br />

Dörfern […] Eine Sommergeschichte, in der man fremde Welten<br />

kennenlernen kann. » Ehrlich gesagt, hatten wir uns auf einen<br />

Führer in Sachen Flusstourismus eingestellt, wurden aber<br />

dennoch von einer gewissen Neugier erfasst. Beim Lesen stellten<br />

wir fest, dass das Buch weit mehr bietet: eine Abfolge von<br />

Erlebnissen auf französischen (und anderen) Kanälen, schön und<br />

realistisch beschrieben, oft lustig und in der Tat voller Humor. Die<br />

Beschreibung der Szene, wie in einer französischen Gendarmerie<br />

Strafanzeige wegen des Diebstahls eines Elektrofahrrads gestellt<br />

wird, ist herrliches Lesevergnügen! Wir können Ihnen dieses sehr<br />

schön zu lesende Buch nur wärmstens empfehlen.<br />

ROMAN<br />

Klopf an dein Herz<br />

Amélie Nothomb, Originaltitel: Frappe-toi le<br />

coeur, übersetzt aus dem Französischen von<br />

Brigitte Große, Diogenes, 160 Seiten, ISBN<br />

978-3257070866. Erscheint am 28.8.<strong>2019</strong>.<br />

In ihrem 26. Roman nimmt uns<br />

Amélie Nothomb in ein Märchen<br />

für Erwachsene mit, das von<br />

einem Thema handelt, das<br />

sie verfolgt: die Mutterschaft.<br />

Als präzise Beobachterin<br />

der<br />

Beziehungen zwischen Babys, Jugendlichen und<br />

Erwachsenen und ihren Müttern schreibt sie darin über<br />

die besondere und zerstörerische Beziehung einer<br />

Mutter, die auf die eigene Tochter eifersüchtig ist. Die<br />

Autorin bezeichnet das Werk als ihr « schwärzestes »<br />

Buch. Dass der Titel des Buches aus dem Zitat « Klopf<br />

an dein Herz, denn da sitzt dein Genie » von Alfred de<br />

Musset (1810-1857) stammt, kommt nicht von ungefähr,<br />

denn beim Lesen merkt man, dass Amélie Nothomb<br />

diesen französischen Dichter gerne zitiert.<br />

ROMAN<br />

Die Frau im Musée d’Orsay<br />

David Foenkinos, Originaltitel: Vers la beauté, übersetzt<br />

aus dem Französischen von Christian Kolb, Penguin Verlag,<br />

238 Seiten, ISBN 978-3328600862<br />

Der Originaltitel dieses 2018 in<br />

Frankreich erschienenen Werkes<br />

bringt seine Poesie deutlich besser<br />

zum Ausdruck: Vers la beauté. Das<br />

Buch handelt von einem Mann,<br />

der sich der Schönheit zuwendet,<br />

damit es ihm besser geht. Antoine<br />

ist Professor an der École des<br />

Beaux-Arts in Lyon und Spezialist<br />

für Modigliani. Urplötzlich<br />

beschließt er, alles hinter sich zu<br />

lassen und eine Stelle anzutreten,<br />

für die er a priori überqualifiziert<br />

ist: Museumswärter im Pariser<br />

Musée d‘Orsay! Die Personalleiterin des<br />

Museums ist zwar erstaunt, nimmt die Bewerbung<br />

dennoch an und teilt ihn logischerweise im Saal der<br />

Gemälde von Modigliani ein. Schnell staunt sie über<br />

das Verhalten dieses diskreten Mannes, da sie ihn<br />

manchmal dabei überrascht, wie er mit verhaltener<br />

Stimme mit dem Porträt von Jeanne Hébuterne, der<br />

Verlobten des Malers, spricht … Ein sehr sensibel<br />

geschriebenes Buch, bei dem der Leser selbst<br />

Lust bekommt, mit Kunstwerken zu reden. Und<br />

schließlich stellt sich die Frage, ob es vielleicht eine<br />

Kunsttherapie gibt, die wir gar nicht vermuten?<br />

KRIMI<br />

Bretonisches Vermächtnis,<br />

Kommissar Dupins achter Fall<br />

Jean-Luc Bannalec, Kiepenheuer & Witsch,<br />

320 Seiten, ISBN 978-3462052657<br />

Jean-Luc Bannalec ist ein Pseudonym. Der Autor<br />

ist in Deutschland und im südlichen Finistère<br />

zu Hause und viele Fans von Kommissar Dupin<br />

erwarten jedes neue Abenteuer mit Ungeduld.<br />

Dieses Mal ermittelt der berühmte<br />

Kommissar in einem mysteriösen<br />

Mordfall, der sich während eines<br />

Festes in der netten kleinen<br />

Stadt Concarneau ereignet. Auch<br />

diesmal gelingt es Jean-Luc<br />

Bannalec wieder, den Leser in eine<br />

spannende Handlung und das<br />

bretonische Leben eintauchen zu<br />

lassen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 17


ON LIT EN FRANCE<br />

ROMAN<br />

Mur méditerranée<br />

Louis-Philippe Dalembert, Sabine Wespieser Éditeur, 336 Seiten,<br />

ISBN 978-2848053288<br />

Unsere Auswahl an Büchern,<br />

über die man zurzeit in<br />

Frankreich spricht<br />

Der Auftakt der Literatursaison ist bekanntlich<br />

das wichtigste literarische<br />

Ereignis in Frankreich. In diesem Jahr<br />

werden die Buchhandlungen von Mitte<br />

August bis Ende Oktober 524 neue<br />

Romane präsentieren. Diese Zahl ist<br />

beeindruckend. Sie muss jedoch relativiert<br />

werden, denn beinahe könnte<br />

man sagen: « nur 524 ». 2018 waren es<br />

nämlich 567, 2014 immerhin 607 und<br />

2010 sogar 701 Bücher! <strong>2019</strong> wartet<br />

die Rentrée littéraire mit der « bescheidensten<br />

» Zahl seit 20 Jahren<br />

auf. Die Buchhändler werden darüber<br />

nicht unbedingt enttäuscht sein,<br />

denn oft wissen sie in dieser Zeit nicht<br />

mehr, wohin mit all den Büchern.<br />

Analysiert man die angekündigten<br />

Neuerscheinungen etwas genauer,<br />

stellt man fest, dass viele Werke aktuelle<br />

Ereignisse der französischen Gesellschaft<br />

widerspiegeln. Die Protagonisten<br />

– oder besser gesagt, die Protagonistinnen,<br />

denn diese sind in<br />

diesem Jahr in der Mehrheit – sind<br />

oft mit Themen unserer heutigen<br />

Zeit konfrontiert: Immigrantenkrise,<br />

Beziehungen zwischen Männern<br />

und Frauen, Umweltprobleme.<br />

Nachfolgend einige dieser Bücher,<br />

die wir gelesen und die uns besonders<br />

gut gefallen haben.<br />

ROMAN<br />

Cafés, etc.<br />

Der Autor ist in Port-au-Prince (Haiti) geboren, 1993 erschien<br />

sein erstes Buch in Frankreich. In Mur méditerranée zeichnet<br />

er die großartigen Porträts von drei sehr unterschiedlichen<br />

Frauen, die ein gemeinsames Schicksal verbindet. Die<br />

Handlung basiert auf der wahren Geschichte eines Trawlers<br />

voller Flüchtlinge, die 2014 vom<br />

dänischen Öltanker Torm Lotte<br />

gerettet wurden. Der Roman<br />

nimmt uns nicht nur mit an Bord<br />

des Schiffes, um mehr über diese<br />

außergewöhnlichen Frauen zu<br />

erfahren, sondern er konfrontiert<br />

uns mit Themen wie Migration,<br />

Exil und Menschsein. Ein schön<br />

geschriebenes Buch, dessen<br />

Stärke darin liegt, dass es uns<br />

sowohl die dramatische Situation<br />

vermittelt, zugleich aber auch den<br />

unglaublichen Optimismus und den<br />

Humor, die diese Frauen niemals<br />

verlassen. Eine großartige Lektion<br />

fürs Leben!<br />

Didier Blonde, Mercure de France, 140 Seiten, ISBN 978-2715253261<br />

Einfach auf der Terrasse eines Pariser Cafés sitzen, einen Kaffee<br />

trinken und beobachten, was um einen herum so passiert: Das<br />

gehört zu den kleinen Dingen, die einen Besuch in der Hauptstadt<br />

angenehm machen. « Ich betrete ein Café wie einen Roman », schreibt<br />

der Autor. Das kann man nachvollziehen, denn die Pariser Cafés, egal<br />

ob traditionell oder im Trend, gehören<br />

zum Stadtbild und zum Leben der<br />

Pariser. Dieses kleine Buch liest sich<br />

voller Genuss. Dem liebevollen und<br />

präzisen Blick des Autors entgeht<br />

nichts, mit Feingefühl und Humor<br />

beschreibt er diese, wie wir feststellen,<br />

sehr « reglementierte » Welt, zu der<br />

beispielsweise das Glas Wasser zum<br />

Kaffee, der Name des Obers auf dem<br />

Ticket, kostenlose Oliven und Erdnüsse<br />

gehören. Das alles wird für Sie kein<br />

Geheimnis mehr sein!<br />

18 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


ROMAN<br />

Le schmock<br />

Franz-Olivier Giesbert, Gallimard, 404 Seiten,<br />

ISBN 978-20<strong>72</strong>853951<br />

« Schmock ». So bezeichnete<br />

der Vater des renommierten<br />

Journalisten und Leitartiklers Franz-<br />

Olivier Giesbert Adolf Hitler. Ein<br />

aus dem Jiddischen stammender<br />

Begriff, der sowohl « Penis » als<br />

auch « Blödmann » oder « Drecksack » bedeuten kann.<br />

In diesem Buch versucht sein Sohn, der sich selbst als<br />

« normannischer, deutscher, österreichischer, jüdischer,<br />

englischer, schottischer, indianischer und vielleicht sogar<br />

von den Antillen stammender Mischling » definiert, eine<br />

Frage zu beantworten, die ihn seit jeher beschäftigt:<br />

Wie konnte « das Heimatland von Bach, Hildegard von<br />

Bingen und Rainer Maria Rilke » dem Nationalsozialismus<br />

verfallen? Um das Unerklärliche zu erklären, verbindet<br />

er Fiktion – die Geschichte einer Freundschaft zwischen<br />

zwei Münchner Familien, die eine jüdisch, die andere<br />

nicht – und historische Wahrheit. Diese Mischung macht<br />

das engagierte Buch so besonders. Ein offensichtlich sehr<br />

persönlicher Ansatz voller Sinn.<br />

ROMAN<br />

Louvre<br />

Josselin Guillois, Seuil, 256 Seiten, ISBN 978-2021431094<br />

Dieses Buch ist eine Begegnung. Die Begegnung zwischen<br />

drei Frauen. Aber auf eine unerwartete Art, nämlich über ihre<br />

Tagebücher. Drei besondere Frauen, die, wie man erfährt,<br />

alle eine Verbindung zu Jacques Jaujard, dem Direktor des<br />

Musée du Louvre, haben. Dieser ist<br />

in Frankreich ein « Held », da er<br />

angesichts des Vorrückens der<br />

deutschen Truppen 1930 beschloss,<br />

das Museum zu räumen und die<br />

schönsten Kunstwerke – unter<br />

anderem die Mona Lisa, die Venus<br />

von Milo und den Schmuck der<br />

Pharaonen – an geheimen Orten<br />

zu verstecken. Eine faszinierende<br />

Art, mit dem Leben ganz normaler<br />

Menschen große geschichtliche<br />

Ereignisse zu erzählen.<br />

ROMAN<br />

Dernier arrêt avant<br />

l’automne<br />

René Frégni, Gallimard, 168 Seiten, ISBN 978-<br />

20<strong>72</strong>852749<br />

Der Erzähler, ein unter Mangel an<br />

Inspiration leidender Schriftsteller,<br />

soll sich als Wärter und Gärtner<br />

um ein ehemaliges Kloster in<br />

den Alpes-de-Haute-Provence<br />

kümmern, das Brombeersträuchern<br />

und Wildschweinen ausgeliefert ist. Der reiche aber<br />

unsichtbare Besitzer überweist ihm dafür pro Monat<br />

1000 Euro. Offensichtlich ein Traumjob … So lange bis<br />

die scheinbare Ruhe durch eine unerwartete Entdeckung<br />

gestört wird. Das Buch zeichnet sich dadurch aus, dass<br />

es uns in einer Mischung aus Poesie und Krimi in die<br />

authentische Provence eintauchen lässt. « Die Menschen<br />

hier lieben es, bei der Olivenernte ihren Träumen<br />

nachzuhängen oder ihr Leben zu erzählen », schreibt der<br />

Autor. Beim Lesen begegnen wir diesen Menschen und<br />

entdecken die so besondere Natur der Provence. Eine<br />

wunderschöne Reise!<br />

ROMAN<br />

Assassins!<br />

Jean-Paul Delfino, Éditions Héloïse<br />

d’Ormesson, 280 Seiten,<br />

ISBN 978-2 350875466<br />

Dieses Buch handelt von<br />

einem der bedeutendsten<br />

sozialen und politischen<br />

Konflikte im Frankreich des 19.<br />

Jahrhunderts: der Affäre Dreyfus. Um den zu Unrecht<br />

wegen Verrats angeklagten Hauptmanns Alfred Dreyfus<br />

(1859-1935) zu verteidigen, veröffentlicht der engagierte<br />

Schriftsteller Émile Zola (1840-1902) sein berühmtes<br />

Werk J‘accuse. Damit zieht Zola selbst Hass und Wut<br />

auf sich, vor allem von den französischen Antisemiten.<br />

Als er schließlich 1902 in seiner Wohnung an einer<br />

Kohlenmonoxidvergiftung stirbt, wird der Tod offiziell<br />

als Unfall deklariert. Der Roman ruft uns ins Gedächtnis,<br />

dass der Verdacht eines Mordes letztendlich nicht<br />

ausgeschlossen werden konnte. Und wenn Zola « sich<br />

totgeschrieben hat? », fragt der Autor mit seinem Werk.<br />

Schließlich kann die Literatur manchmal eine nützliche<br />

Waffe gegen menschliche Dummheit sein. Ein Thema,<br />

das auch heute noch aktuell ist …<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 19


ON LIT EN FRANCE<br />

ROMAN<br />

Jour de courage<br />

ROMAN<br />

La terre invisible<br />

Brigitte Giraud, Éditions<br />

Flammarion, 160 Seiten, ISBN 978-<br />

2081469778<br />

In diesem<br />

beeindruckenden<br />

Werk mischen sich<br />

zwei Geschichten, um<br />

gemeinsam aufzuzeigen, was Mut ist. Die des<br />

17-jährigen Franzosen Livio, der mit einem<br />

Referat im Geschichtsunterricht über die<br />

ersten Bücherverbrennungen der Nazis sehr<br />

persönliche und bisher geheim gehaltene<br />

Details über sich selbst preisgibt. Und die des<br />

Deutschjuden Magnus Hirschfeld (1868-1935),<br />

eines Arztes, der Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

für die Gleichberechtigung von Frauen und<br />

Männern sowie die Rechte von Homosexuellen<br />

kämpfte. Es stellt sich eine wesentliche und<br />

zugleich erschütternde Frage: Ist es möglich,<br />

dass Livio und Magnus Hirschfeld in gleicher<br />

Weise verurteilt werden, obwohl ein ganzes<br />

Jahrhundert zwischen ihnen liegt?<br />

ROMAN<br />

Les simples<br />

Hubert Mingarelli, Éditions Buchet-Chastel, 184 Seiten, ISBN 978-2283032244<br />

Ein englischer Fotograf, der 1945 in einer von den Alliierten besetzten<br />

Stadt in Deutschland über die Niederlage der Deutschen berichtet,<br />

wird Zeuge von der Befreiung eines Lagers. Er beschließt, quer durch<br />

das Land zu reisen und seine Eindrücke fotografisch festzuhalten.<br />

Chauffiert wird er von einem jungen englischen Soldaten, der gerade<br />

in Deutschland angekommen ist und vom Krieg<br />

nichts mitbekommen hat. Das Buch erzählt<br />

von dieser Reise. Der Autor ist in Lothringen<br />

geboren, seine Bücher wurden bereits mit<br />

zahlreichen renommierten französischen Preisen<br />

ausgezeichnet. Er ist für seinen direkten und<br />

beißenden Stil bekannt. Seine Sätze sind meist<br />

kurz, kommen auf den Punkt. Ausschweifende<br />

Beschreibungen und ausgeklügelte Erklärungen<br />

sucht man bei ihm vergebens. Wichtig ist, was<br />

die Personen sehen. Dies verleiht dem knappen<br />

Roman eine beachtliche<br />

Ausdruckskraft.<br />

Yannick Grannec, Éditions Anne Carrière, 448 Seiten, ISBN 978-2843379482<br />

ROMAN<br />

Reprise des<br />

activités de<br />

plein air<br />

Jean Claude<br />

Lalumière, Éditions<br />

du Rocher, 218 Seiten,<br />

ISBN 978-268102689<br />

Die Handlung dieses Romans spielt auf<br />

der Insel Oléron (Charente-Maritime).<br />

Sie verbindet auf liebevolle und<br />

humorvolle Art die Schicksale von<br />

drei Männern aus drei Generationen<br />

– Mickaël, Christophe und Philippe<br />

– sowie Tina, die zum Studium nach<br />

Saint-Pierre-et-Miquelon geht. Ein<br />

insulares Streitgespräch, das sich<br />

schnell in eine Ode an ernsthafte<br />

und enge Freundschaft verwandelt.<br />

Belebend!<br />

ROMAN<br />

Dieser bezaubernde Roman nimmt uns mit in die Provence<br />

im Jahr 1584, in den Alltag der Schwestern des Klosters<br />

Notre-Dame-du-Loup. Ihr Wissen über Medizinpflanzen ist<br />

bis an den Königshof bekannt, den sie mit Kräutern beliefern.<br />

Ihre finanzielle Autonomie sorgt jedoch für Unmut und weckt<br />

Begehrlichkeiten. Zum Beispiel die des neuen Bischofs von Vence,<br />

der sich diese Geldquelle aneignen will. Aber die Schwestern lassen das nicht zu!<br />

Ein begeisterndes und lehrreiches Buch über die Sitten der damaligen Zeit!<br />

L’absence de ciel<br />

Adrien Blouët, Éditions Noir sur Blanc, Collection Notabilia, 166 Seiten, ISBN 978-2882505934<br />

Adrien Blouët wurde 1992 geboren. In seinem Erstlingswerk<br />

L‘absence de ciel erzählt er die Geschichte eines jungen<br />

Filmstudenten in Berlin, der einen seltsamen Auftrag erhält:<br />

Er soll für einen alten Schriftsteller einen Film über einen im<br />

Verborgenen lebenden Künstler in Süddeutschland drehen,<br />

ohne sich dabei erwischen zu lassen … Der Autor lässt uns in<br />

diesem schön geschriebenen Buch in eine verstörende Welt<br />

eintauchen, und im Laufe der Lektüre begeben wir uns auf eine<br />

ganz andere Suche, als ursprünglich gedacht …<br />

20 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


ROMAN<br />

ROMAN<br />

Une bête au paradis<br />

La petite conformiste<br />

Cécile Coulon, Éditions l’Iconoclaste,<br />

352 Seiten, ISBN 978-2378800789<br />

Die Autorin erhielt 2017 für ihr<br />

Werk Trois Saisons d’orage den Prix des<br />

Libraires. Hier zeichnet sie das sehr<br />

berührende Porträt von zwei Frauen<br />

– Groß mutter und Enkeltochter – die<br />

von einer sowohl leidenschaftlichen<br />

als auch zerstörerischen Liebe zu ihrem<br />

wichtigsten Gut, ihrem kleinen Paradies, erfasst sind:<br />

Es handelt sich um ihr kleines Grundstück, das mitten<br />

auf dem Land am Ende eines Feldweges liegt. Das<br />

ländliche Frankreich mit seiner ganzen Poesie, aber<br />

auch seinen Problemen, wie man es selten erfassen<br />

kann. Lehrreich und berührend!<br />

Ingrid Seyman, Éditions Philippe Rey, 192 Seiten, ISBN 978-2848767550<br />

« Ich habe La petite conformiste geschrieben, da ich die<br />

Grenzen der Normalität erforschen und eine untypische<br />

Sichtweise auf das zutiefst menschliche Bedürfnis, so wie alle anderen<br />

sein zu wollen, aufdecken wollte », erläutert die Autorin. Dies ist mehr<br />

als gelungen! In diesem Werk, das humorvoll mit einem ernsten Thema<br />

umgeht, machen wir die Bekanntschaft von Esther: « ein politisch rechts<br />

stehendes Kind, das per Zufall in einer politisch links stehenden Familie auf<br />

die Welt kam ». Was für eine Familie! Alle – außer Esther – sind exzentrisch.<br />

Von Widersprüchen erfüllt entscheiden ihre Eltern unter anderem, sie « beim<br />

Feind » einzuschulen: in der katholischen Schule eines vornehmen Marseiller<br />

Stadtviertels. Genug also für Esther – und für den Leser – sich zu fragen, was<br />

es eigentlich heißt, « normal » zu sein. Vielleicht ist das ja letzten Endes nur<br />

eine Frage des Standpunkts …<br />

Und was die Bücher<br />

deutscher Schriftsteller<br />

angeht, die ins<br />

Französische übersetzt<br />

wurden und<br />

über die man zurzeit<br />

im Hexagon spricht<br />

(und die Sie beispielsweise<br />

Ihren<br />

fran zösischen Freunden<br />

empfehlen können<br />

…), haben wir<br />

folgenden Tipp:<br />

ROMAN<br />

Histoire d’enfant<br />

Peter Handke, übersetzt aus dem Deutschen von Georges-Arthur Goldschmidt, Gallimard,<br />

106 Seiten, ISBN 978-20<strong>72</strong>852527 (in Deutschland 1981 bei Suhrkamp unter dem Titel<br />

« Kindergeschichte » erschienen).<br />

Das Buch erschien in einer Zeit, in der Peter Handke allein mit seiner<br />

ältesten Tochter in Salzburg lebte. Es zeichnet die anfänglichen Irrwege eines<br />

Mannes und dessen allmähliche Entwicklung zum Vater nach. Man folgt ihm und seiner Tochter bis<br />

nach Paris, wo das Mädchen die Schule und die französische Sprache – diese « fremde Sprache »<br />

– entdeckt. Das Buch ist für Franzosen eine gute Gelegenheit, sich mit der Welt von Peter Handke<br />

vertraut zu machen, den einige, vermutlich unwissentlich, durch sein berühmtes « Lied vom<br />

Kindsein » kennen: « Als das Kind Kind war, wusste es nicht, dass es Kind war … » Der Schauspieler<br />

Bruno Ganz (1941-<strong>2019</strong>) hat dieses Kinderlied im Film von Wim Wenders Der Himmel über Berlin<br />

(französischer Titel: Les ailes du désir) ganz hervorragend rezitiert.<br />

Französisch lernen am Puls der Zeit<br />

Aktuell in der Revue de la Presse:<br />

En Europe, Emmanuel Macron veut<br />

faire plus et plus vite<br />

| Photo : Getty Images<br />

Avril <strong>2019</strong><br />

• N o 4 | 6 6 º A n n é e •<br />

Ar tikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen und unserer Redaktion<br />

Bestellen Sie gleich Ihr kostenloses Probeexemplar:<br />

www.sprachzeitungen.de<br />

¤ 2,50 [d]<br />

AC T UA L I T É<br />

• Algérie : mobilisation<br />

populaire contre le régime<br />

d’Abdelaziz Bouteflika<br />

Page 3<br />

E N V I RO N N E M E N T<br />

• Manger local : six bonnes<br />

raisons de s’y mettre<br />

Page 4<br />

S O C I É T É<br />

B1–C2<br />

• Droits des enfants :<br />

une loi antifessée, à quoi<br />

ça sert ?<br />

| Photo : Getty Images<br />

S p r a c h t r a i n i n g • L a n d e s k u n d e • Vo k a b e l h i l f e n • Ü b u n g s m at e r i a l<br />

UNION EUROPÉENNE<br />

Karl Lagerfeld n’est plus. Le Québec, terre<br />

Après 64 ans de création, dont plus promise de nombreux Français,<br />

de 35 pour Chanel, le Kaiser a tiré sa a décidé d’annuler les dossiers de<br />

révérence. Retour sur un monument 18100 candidats à l’immigration.<br />

franco-allemand.<br />

Comprenne qui voudra.<br />

Lire les articles en pages 2, 12, 13 Lire l’article en page 15<br />

En Europe, Emmanuel Macron<br />

veut faire plus et plus vite<br />

Dans sa tribune publiée le 5 mars<br />

dernier dans les 28 pays de l’UE,<br />

le président français s’adresse<br />

x citoyens européens. Il leur<br />

Le repli<br />

nationaliste ne propose<br />

rien ; c’est un rejet<br />

sans projet.<br />

| Photo : Wiki Commons


ON ÉCOUTE<br />

CHANSON<br />

Christophe: Etc.<br />

Mit seinen 73 Jahren beweist uns<br />

Christophe, dass man nie zu alt<br />

ist, um mit der Zeit zu gehen. Er<br />

hatte schon immer eine Vorliebe<br />

für – wie er es selbst bezeichnet<br />

– « experimentelle Dinge ». Nun ist<br />

er einmal mehr neue Wege gegangen<br />

und hat im Aufnahmestudio in seiner<br />

Wohnung am Boulevard du Montparnasse in Paris still und leise ein<br />

neues Album produziert. Mit seinen Synthesizern stellt er die größten<br />

seiner Erfolge « auf den Kopf » und interpretiert sie in Form von Duos<br />

neu. Für jeden seiner Titel lud er dafür einen Künstler ein, dessen<br />

Stimme ihm am geeignetsten erschien. Dabei wandte er sich nicht<br />

nur an Freunde, sondern auch an Musiker, mit denen er noch nie<br />

zusammengearbeitet hatte. Bei dieser CD ist man mit Songs wie Petit<br />

Gars (mit Etienne Daho), Parfum d’histoires (mit Eddy Mitchell), Un peu<br />

menteur (mit Raphael), Petite fille du soleil (mit Camille) oder Succès<br />

fou (mit dem Rapper Nusty) zwischen nostalgischen Erinnerungen<br />

und Entdeckungen hin- und hergerissen. Die Songs haben nichts mit<br />

klassischen Remakes zu tun, sondern sind echte Neuheiten, die dem<br />

Musiker entsprechen.<br />

CHANSON<br />

Clara Ysé:<br />

Le monde s’est<br />

dédoublé<br />

« Sieh hin, hinter den<br />

Wolken ist immer<br />

ein azurblauer<br />

Himmel, der dir immer als Freund zur Seite steht/<br />

Dich ganz leise daran erinnert, dass die Freude in<br />

Reichweite ist/Er hat mir gesagt, hab Geduld, mein<br />

Freund hab Geduld … » Wenn man den Titel Le<br />

monde s‘est dédoublé anhört, dann ist man sofort<br />

versucht, den leidenschaftlichen Refrain voller<br />

Lebenslust mitzuträllern. Clara Ysé, die im Song<br />

Libertad auch auf Spanisch singt, verzaubert uns<br />

sprichwörtlich mit ihrer kristallklaren, beinahe<br />

lyrischen Stimme. Es ist ein wahres Hörvergnügen.<br />

Die ganze Tragweite des außergewöhnlichen<br />

Albums wird klar, wenn man weiß, dass Clara die<br />

Tochter der Philosophin und Psychoanalystin Anne<br />

Dufourmantelle ist, die 2017 bei dem Versuch,<br />

Kinder zu retten, ertrank. Ihre Tochter Clara hat<br />

diese Chansons nach diesem Drama geschrieben.<br />

Eine Hymne an das Leben, eine Wiedergeburt, die<br />

einfach guttut.<br />

CHANSON<br />

Maxime<br />

Le Forestier:<br />

Paraître ou ne<br />

pas être<br />

Nach 50 Jahren<br />

Karriere erscheint<br />

nun das 16. Album<br />

des zurückhaltenden<br />

Sängers Maxime Le Forestier, der in Frankreich sehr beliebt<br />

ist. Er komponierte es gemeinsam mit seinem Freund Julien<br />

Clerc. Auf der CD stehen Gitarre und Stimme im Mittelpunkt,<br />

sie erscheint puristisch und erinnert an den großen Sänger<br />

Georges Brassens (1921-1981). Wie dieser legt Maxime Le<br />

Forestier Wert auf den Text und verleiht seinen Chansons<br />

manchmal einen politischen Sinn: « Wie können diese<br />

Menschen so viel Müll produzieren? Das wird überlaufen … »,<br />

singt er in Ça déborde. « Die Worte fliegen nicht mehr auf und<br />

davon. Schade. Einmal ausgesprochen, bleiben sie in einer<br />

Wolke hängen », bedauert er in Les ronds dans l‘air, einem<br />

Chanson über das unablässige Geschwätz in den sozialen<br />

Netzwerken. In La vieille Dame singt er über ein aus der<br />

Fassung geratenes Frankreich, das der « Zeit von früher »<br />

nachtrauert. Diese CD zeigt deutlich, dass das engagierte<br />

französische Chanson immer noch seinen Platz hat.<br />

CHANSON<br />

Trois cafés gourmands: Un air de rien<br />

Die drei Freunde Mylène, Sébastien und Jérémy stammen<br />

aus der Corrèze. Als Trois cafés gourmands sind sie ein<br />

echtes gesellschaftliches Phänomen. Die Gruppe wurde mit<br />

dem Titel A nos souvenirs innerhalb kürzester Zeit bekannt,<br />

den unglaublichen Erfolg werden die Drei nicht so schnell<br />

vergessen. Sie überschwemmten mit diesem Song die<br />

französischen Radiosender, durchbrachen die magische<br />

Grenze von 100 Millionen Aufrufen auf YouTube und traten<br />

im Sommer auf den bekanntesten Festivals auf – unter<br />

anderem bei den Francofolies in La Rochelle. Doch die Drei<br />

bleiben sich selbst treu: Einfach und bescheiden stehen sie<br />

zu ihrer ländlichen Herkunft. Sie sprechen mit ihrer Musik<br />

nicht nur junge Menschen an, sondern bringen bei ihren<br />

Konzerten auch die ältere Generation zum Tanzen. Man hört<br />

ihren rhythmischen Klängen voller Vergnügen zu. In Ainsi va<br />

la vie! erinnert uns das Trio<br />

mit einem besonders<br />

optimistischen und<br />

kommunikativen<br />

Song daran, wie<br />

schön das Leben<br />

ist. Carpe diem!<br />

22 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


ON SURFE<br />

KONSUM<br />

Eine App, die in aller Munde ist<br />

Die Applikation Yuka ist in Frankreich ein echtes Phänomen. Sie<br />

wurde von einem französischen Start-up lanciert. Nachdem sie<br />

zunächst nicht sehr viel Aufsehen erregte, scheint sie inzwischen<br />

die Konsumgewohnheiten der Franzosen zu revo lu tionieren.<br />

Wenn Sie heute in einem Supermarkt in Frankreich Menschen<br />

sehen, die mit ihrem Smartphone den Strichcode eines Produktes<br />

ein scan nen, bevor sie es in den Einkaufswagen – oder zurück<br />

ins Regal – legen, dann hat dies unter Umständen mit Yuka zu<br />

tun. Die App ent schlüs selt anhand des eingescannten Codes die<br />

Zusammensetzung von Lebens mitteln oder Kosmetikprodukten.<br />

Dabei werden die Aus wirk ungen des entsprechenden<br />

Produktes auf die Gesundheit mit einem Signal von Grün bis<br />

Rot bewertet. Bei einer negativen Bewertung schlägt die App<br />

gesundheitsverträglichere Alternativprodukte vor. Die Stärke der<br />

Applikation liegt in ihrer Unabhängigkeit von den Herstellern, denn<br />

Yuka arbeitet absolut autonom, und die App ist<br />

werbefrei. An gesichts der rapide zunehmenden<br />

Anzahl von Nutzern haben einige Un ter nehmen<br />

sogar die Zusammensetzung bestimmter<br />

Produkte ge ändert. Aktuell wurden bereits<br />

mehr als 800 000 Artikel analysiert. Zur zeit gibt<br />

es Yuka in Frankreich, Belgien, Luxemburg,<br />

Spanien, der Schweiz und seit Kurzem auch in<br />

Großbritannien.<br />

App Yuka (kostenlos)<br />

WANDERN<br />

Die Geheimnisse der südlichen<br />

Bretagne erkunden<br />

Diese kostenlose App, die die<br />

GPS-Funk tion des Telefons nutzt,<br />

bietet zurzeit 128 Vor schläge für<br />

Wanderungen in der süd lichen Bretag<br />

ne (von Quimperlé bis Lo rient) an. Diese Zahl soll in<br />

Zu kunft noch steigen. Man wählt eine Strecke aus, die<br />

be stimm ten Kriterien – z. B. Schwierig keits grad, Länge,<br />

Land schafts typ (an der Küste, im Landesinneren), Art<br />

der Fort be wegung (zu Fuß, mit dem Rad, zu Pferd) –<br />

entspricht. Die Streckenbeschreibung kann im Vorfeld<br />

heruntergeladen werden, sodass man während der<br />

Wanderung nicht zwingend eine aktive Inter net verbindung<br />

benötigt. Aufgeführt werden genaue Angaben zu<br />

Richtung, Sehenswürdigkeiten, Steig ung und Gefälle<br />

sowie empfehlenswerte Adressen (Restau rants, Crêperien,<br />

Le bens mi ttel geschäfte, Über nacht ungs mög lichkeit<br />

en usw.). Neben Vorschlägen für interes san te und<br />

nicht alltägliche Strecken (z. B. beim Schiffs friedhof von<br />

Lanester) enthält die gut konzipierte App nützliche Dienste<br />

wie einen Routenplaner zum Aus gangs punkt der Wander<br />

ung, Sprachführung für Richtungs änderungen in Echtzeit,<br />

Warn hin weise, sobald man vom vorgesehenen Weg<br />

abkommt … Ein prak tisches Tool mit vielen An regungen.<br />

APP Rando Bretagne Sud (kostenlos)<br />

RESTAURANT<br />

Mit dem eigenen Wein ins Restaurant<br />

Wer hatte angesichts von teilweise exorbitant hohen Preisen für belanglose Weine<br />

nicht schon einmal Lust, seine eigene Flasche ins Restaurant mitzubringen? Die<br />

Vorgehensweise, Wein oder Champagner ins Lokal mitzunehmen, war lange Zeit<br />

absolut üblich. Als Entschädigung zahlte man eine Pauschale, die Droit de bouchon,<br />

Korkengeld, genannt wird. Seit vielen Jahren ist dies jedoch « aus der Mode<br />

gekommen ». Ein französisches Start-up hat dieses Prinzip nun an die heutige Zeit angepasst: Die Idee besteht darin, auf<br />

der Website www.vinoresto.com einen Tisch in einem der Partnerrestaurants zu reservieren. Diese Restaurants (die es<br />

zurzeit allerdings nur im Großraum Paris gibt, die Ausdehnung auf andere Großstädte in Frankreich ist aber vorgesehen)<br />

bieten vier Optionen an: Droit de bouchon (man bringt eine Flasche Wein mit und bezahlt im Restaurant zusätzlich zum<br />

Verzehr ein Korkengeld in Höhe von fünf bis zehn Euro, der Betrag wird bei der Reservierung angegeben), Gourmande<br />

(um eine Flasche Wein kostenlos mitbringen zu können, müssen die Gäste mindestens Vorspeise und Hauptgang<br />

oder Hauptgang und Dessert bestellen), 1 contre 1 (für eine im Restaurant bestellte Flasche kann man eine Flasche<br />

mitbringen) sowie Champagne! (damit man seine eigene Flasche mitbringen kann, müssen alle Gäste ein Dessert<br />

bestellen). Hinweis: Generell gilt die Regel « eine Flasche für vier Personen ». Kommt man mit mehr Personen (z. B. zu<br />

fünft), kann man beispielsweise zwei Flaschen mitbringen.<br />

www.parkos.fr / parkos.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 23


ON REGARDE<br />

DRAMA<br />

Liebe und Lebenslust sind stärker als alles andere<br />

Wie so viele junge Menschen seines Alters führt David ein sorgloses<br />

Leben. Mit 24 Jahren lebt er in den Tag hinein, ohne sich wirklich Fragen<br />

zu stellen. Seinen Lebensunterhalt verdient er mit verschiedenen<br />

Jobs. An die Zukunft verschwendet er überhaupt keinen Gedanken.<br />

Doch dieses ruhige Leben findet ein abruptes Ende, als seine ältere<br />

Schwester in Paris bei einem Attentat ums Leben kommt und David sich<br />

um seine 7-jährige Nichte, die kleine Amanda, kümmern muss. Welch<br />

ein großartiger Film! Er bewegt den Zuschauer treffsicher, ohne jemals<br />

pathetisch zu werden. Gelungen beschreibt er einerseits die allmähliche<br />

Annäherung zweier Menschen, die durch einen Schicksalsschlag<br />

verbunden sind, und andererseits die Atmosphäre<br />

in einer Stadt, die nichts mit der Leichtigkeit von<br />

Postkartenmotiven zu tun hat, sondern durch<br />

die Verarbeitung der Attentate geprägt ist. Der<br />

Film zeigt auf meisterhafte Weise, dass Liebe und<br />

Lebenslust dennoch die Überhand behalten. Und<br />

noch mehr: Es gelingt ihm, uns dies spüren zu<br />

lassen. Das ist seine Stärke!<br />

DRAMA/KOMÖDIE<br />

Der Unfall, der ein Leben verändert<br />

Mein Leben mit Amanda • Frankreich 2018, 107<br />

min • Originaltitel: Amanda • Ein Film von Mikhaël<br />

Hers, mit Vincent Lacoste, Isaure Multrier, Stacy<br />

Martin, u. a. • Ab 12. September <strong>2019</strong> im Kino.<br />

DRAMA<br />

Das Schweigen brechen<br />

Alexander lebt mit Frau und Kindern in Lyon. Eines Tages erfährt er, dass<br />

der Priester, der ihn zu seiner Pfadfinderzeit missbrauchte, immer noch<br />

mit Minderjährigen arbeitet. Mit Unterstützung seiner Freunde François<br />

und Emmanuel, die ebenfalls Opfer dieses Priesters waren, nimmt er den<br />

Kampf auf. Sie wollen endlich « darüber reden », was ihnen widerfahren<br />

ist. Doch die Nachwirkungen und Folgen der Geständnisse lassen<br />

niemanden unbeschadet. Dieser schmerzliche Film machte beim Start<br />

in Frankreich viel von sich reden. Er basiert auf der wahren Geschichte<br />

des Priesters Preynat, der 2016 wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt<br />

wurde und seitdem unter gerichtlicher Aufsicht steht. Die Vorfälle, um<br />

die es geht, reichen bis ins Jahr 1986 zurück. Beim Start in Frankreich im<br />

Februar <strong>2019</strong> sorgte der Film für Polemik, da der Prozess des Priesters<br />

Preynat noch nicht beendet war. Preynat wollte eine einstweilige<br />

Verfügung erwirken, um den Filmstart zu verschieben, was ihm jedoch<br />

nicht gelang. François Ozon spricht in dem Film<br />

offen und objektiv über die Pädophilie in der<br />

französischen Kirche und vor allem über das<br />

Brechen des Schweigens. Ein sinnvoller und<br />

notwendiger Film.<br />

Alain ist ein äußerst erfolgreicher Geschäftsmann<br />

in den Fünfzigern. Alles,<br />

was er anpackt, gelingt ihm. Bis er eines<br />

Tages einen Schlaganfall erleidet. Als Alain im<br />

Krankenhaus aufwacht, ist er nicht mehr derselbe:<br />

Er, der es immer eilig hatte und viel und gerne redete,<br />

leidet plötzlich unter Gedächtnislücken und<br />

Sprachstörungen. Die junge Logopädin Jeanne<br />

soll ihm dabei helfen, sein Gedächtnis zu trainieren<br />

und wieder normal sprechen zu können. Allmählich<br />

baut Alain sein Leben neu auf und entdeckt<br />

durch Jeanne, wie es ist, sich mehr Zeit zu<br />

nehmen. Das Thema ist zwar bekannt, doch die<br />

Interpretation von Fabrice Luchini macht den<br />

Film sehr lustig und berührend. Dieser Schauspieler<br />

ist in Frankreich dafür bekannt, dass er redefreudig<br />

ist und mit Worten außerordentlich gut<br />

umgehen kann. Wie er sie in dieser Rolle (manchmal)<br />

vergisst und (oft) über sie stolpert, beweist<br />

sein ausgesprochenes schauspielerisches Talent.<br />

Bei manchen Szenen ist man richtiggehend<br />

sprachlos. Ein wirklich gelungener Film!<br />

Gelobt sei Gott • Frankreich 2018, 137 min •<br />

Originaltitel: Grâce à Dieu • Ein Film von François<br />

Ozon, mit Melvil Poupaud, Denis Ménochet, Swann<br />

Arlaud, u. a. • Ab 26. September <strong>2019</strong> im Kino.<br />

Das zweite Leben des Monsieur Alain • Frankreich<br />

2018, 100 min • Originaltitel: Un homme pressé • Ein Film<br />

von Hervé Mimran, mit Fabrice Luchini, Leïla Bekhti,<br />

Rebecca Marder, u. a. • Ab 22. August <strong>2019</strong> im Kino.<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


DOKUMENTATION<br />

SCHWERPUNKT<br />

François Ozon<br />

Der französische Regisseur und Autor François Ozon wird<br />

für seine einfühlsamen und vielseitigen Filme international<br />

von Publikum und Kritik gefeiert. ARTE zeigt vier Filme, die<br />

aufgrund ihrer Kreativität und Tiefgründigkeit beeindrucken<br />

und die Bandbreite<br />

seiner filmischen<br />

Handschrift spiegeln.<br />

Die Filme im Überblick:<br />

« Unter dem Sand » ( F 2000,<br />

90 Min.) am Sonntag,<br />

1. September <strong>2019</strong> um 22:35,<br />

« Jung & Schön » (F 2012,<br />

89 Min.), am Mittwoch,<br />

4. September <strong>2019</strong> um 22:50,<br />

« Eine neue Freundin » (F 2013,<br />

103 Min.), Freitag, 9. September <strong>2019</strong> um 20:15,<br />

« Die Zeit, die bleibt » (Frankreich 2004, 78 Min.),<br />

Freitag, 9. September <strong>2019</strong> um 22:00.<br />

Nausicaa -<br />

Aquarium der<br />

Zukunft<br />

In Boulogne-sur-Mer, Frankreich, stellt sich das Aquarium<br />

Nausicaa einer neuen Herausforderung: Zum ersten<br />

Mal weltweit richtet ein Aquarium ein riesiges Becken<br />

ein, um der Öffentlichkeit die bisher verborgene Welt<br />

der Hochsee zu präsentieren. Als Vorbild dient die<br />

kolumbianische Insel Malpelo, mitten im südlichen<br />

Pazifik. Weltweit machen sich die Biologen auf die Suche<br />

nach Spezies, um das große ozeanische Becken zu<br />

besiedeln. Einzige Bedingung: Sie müssen alle aus einer<br />

Zucht oder Haltung stammen, die keinen Einfluss auf die<br />

natürliche Umgebung hat. Somit wird ein Ökosystem<br />

geschaffen, dass der Umgebung so ähnlich wie möglich<br />

ist. ARTE hat dieses einmalige wissenschaftliche<br />

Abenteuer zwei Jahre lang mitbegleitet.<br />

Documentation von Jérôme Julienne und John Jackson, Frankreich<br />

<strong>2019</strong>, 52 Min. Freitag, 4. Oktober <strong>2019</strong> um 17.40 Uhr<br />

Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />

Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />

Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />

DOKUMENTATION<br />

Die letzten 76 Tage<br />

der Königin<br />

Marie-Antoinette<br />

Es ist der 2. August 1793:<br />

Marie-Antoinette, die letzte Königin Frankreichs wird<br />

ins Gefängnis gebracht. Der König wurde bereits<br />

hingerichtet. Nur 76 Tage später beginnt der Prozess<br />

gegen die „Witwe Capet“, wie die Königin von nun an<br />

nur noch genannt wird. Ein Scheinprozess, der nur<br />

zwei Tage dauerte und dessen Urteil von Anfang an<br />

feststand: Tod durch Guillotine. Die Dokumentation<br />

offenbart anhand bisher unveröffentlichter<br />

Dokumente die Machenschaften hinter dem<br />

Prozess und blickt zurück auf die letzten Tage von<br />

Marie-Antoinette, in denen die Revolution sich zur<br />

Schreckensherrschaft der Jakobiner entwickelte.<br />

Dokumentation von Alain Brunard, Frankreich <strong>2019</strong>, 105<br />

Min. Samstag, 26. Oktober <strong>2019</strong> um 20.15 Uhr<br />

STUMMFILM - ERSTAUSSTRAHLUNG DER RESTAURIERTEN FASSUNG -<br />

La roue<br />

Mit La roue (Das Rad) schuf der Filmpionier Abel Gance (1889–<br />

1981) eine Familiensaga, die Motive des antiken Ödipus- und<br />

Sisyphos-Stoffes verarbeitet und als moderne Tragödie mit den<br />

Stilmitteln des Kinos erzählt. Eingegangen in die Filmgeschichte<br />

ist der Film dank seiner spektakulären Eisenbahnaufnahmen<br />

und Bildmontagen, die die gesamte Filmavantgarde der<br />

Stummfilmzeit inspirierten. Die Musikrekonstruktion leitete<br />

der Mainzer Komponist Bernd Thewes. Sein Ausgangsmaterial<br />

war eine vierseitige handgeschriebene Liste von über<br />

100 Musiktiteln, die Paul Fosse mit Arthur Honegger aus<br />

vorbestehenden Stücken kompilierte: eine hochkarätige<br />

Auswahl sinfonischer Musik von 56 französischen Komponisten<br />

des Impressionismus und<br />

Symbolismus.<br />

Film von Abel Gance, Deutschland/Frankreich<br />

1923, 420 Min.<br />

Teil 1 - Montag, 28. Oktober <strong>2019</strong> um 23:40<br />

Teil 2 - Montag, 4. November <strong>2019</strong> um 00:15<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 25


UNTERWEGS IN FRANKREICH Elsass<br />

das Unmögliche möglich machen<br />

In den Prospekten für die Besucher präsentiert man es gerne<br />

als das « größte lebendige Freilichtmuseum Frankreichs ».<br />

Doch das Écomusée d’Alsace ist weit mehr als das. Entstanden<br />

ist es in den 70er-Jahren durch die Initiative einiger<br />

motivierter Menschen, die damit das architektonische<br />

Kulturerbe des Elsass retten wollten. Es ist ein gutes<br />

Beispiel dafür, wie man mit Courage und harter<br />

Arbeit – vor allem dank der Unterstützung vieler<br />

freiwilliger Helfer – eine touristische Sehenswürdigkeit<br />

kreieren kann, hinter der ein<br />

besonderer Sinn steht. Das Écomusée<br />

d’Alsace feierte in diesem Jahr seinen 35.<br />

Geburtstag und zugleich den 10 000 000.<br />

Besucher. Ein unglaublich schöner Erfolg!<br />

26 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 27


UNTERWEGS IN FRANKREICH Elsass<br />

Die vierköpfige Familie aus einer kleinen Gemeinde am Niederrhein,<br />

die am 1. Juni <strong>2019</strong> das Écomusée d’Alsace besuchte, war<br />

auf den festlichen Empfang, der ihr zuteilwurde, gar nicht gefasst<br />

und entsprechend verblüfft: Sie wurden von einem Blitzlichtgewitter<br />

und mit Applaus begrüßt, man gratulierte ihnen, und zu ihrer großen<br />

Überraschung bekamen sie auch noch ein Abonnement auf Lebenszeit<br />

für den Eintritt ins Museum geschenkt. Warum? Mit dieser Familie<br />

brach das Freilichtmuseum die mehr als symbolische Marke von<br />

10 000 000 Besuchern! Dies ist für ein kleines Museum, das vor gerade<br />

einmal 35 Jahren aus dem Nichts entstanden ist, gar nicht so schlecht!<br />

Na ja, fast aus dem Nichts, denn immerhin stand am Anfang eine unglaublich<br />

gute, wenn auch etwas verrückte Idee …<br />

Ein architektonisches Kulturerbe in Gefahr<br />

Alles begann in den 70er-Jahren. Wie in anderen Regionen Frankreichs<br />

verfiel damals auch im Elsass das architektonische Kulturerbe<br />

nach und nach. Aufgrund mangelnder Instandhaltung wurden aus<br />

Häusern, die teilweise mehrere Hundert Jahre alt waren, allmählich<br />

Ruinen. Das Gebot der Stunde hieß « neu ». Anstatt alte Gebäude zu<br />

restaurieren, zog man es in vielen Fällen vor, auf einem unbebauten<br />

Grundstück etwas Neues zu errichten, zumal dies oft wesentlich günstiger<br />

war. Vor allem letzteres Argument war schlagkräftig genug, die<br />

Eigentümer zu überzeugen. So verschwanden immer mehr dieser typisch<br />

elsässischen Fachwerkhäuser, die bereits jahrhundertelang (manche<br />

stammten sogar aus dem 15. Jahrhundert)<br />

dem Zahn der Zeit widerstanden<br />

hatten. Diese Häuser – meist Bauernhäuser<br />

und Scheunen – mit ihren<br />

sichtbaren Holzbalken waren bis dato<br />

von Generation zu Generation vererbt<br />

worden, nun waren sie plötzlich nicht<br />

mehr en vogue. Tief in ihrem Herzen<br />

hingen viele Elsässer zwar immer noch<br />

an ihrem historischen Erbe, es fehlten<br />

ihnen jedoch die notwendigen Mittel<br />

für die Erhaltung und offensichtlich<br />

überwog die Lust auf Modernität.<br />

In dieser Situation beschloss eine<br />

Gruppe junger Menschen, vorwiegend<br />

Geschichts- und Archäologiestudenten,<br />

unter der Führung von Marc Grodwohl<br />

zu handeln. Sie begannen nicht nur, die<br />

Bewohner der Region in Sachen Wahrung<br />

ihres architektonischen Kulturerbes<br />

zu sensibilisieren, sondern gingen<br />

mit einem konkreten Beispiel voran,<br />

indem sie einige Häuser vor dem Abriss<br />

retteten. Da traf es sich gut, dass diese<br />

Fachwerkhäuser ursprünglich so konzipiert worden waren, dass man<br />

sie einfach abbauen und an einem anderen Ort wieder aufbauen konnte,<br />

denn in der Zeit, in der sie entstanden waren, hatte man zwischen<br />

dem Eigentum an Grund und Boden und dem an Wohnraum unterschieden.<br />

Jeder musste damals bei Bedarf umziehen und « sein Haus<br />

mitnehmen » können. Insofern ist es relativ einfach, diese elsässischen<br />

Gebäude mit sichtbarem Gebälk zu demontieren. Die kleine Gruppe<br />

28 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


UNTERWEGS IN FRANKREICH Elsass<br />

30 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


wusste das. Sie beschloss also spontan, die vom Abriss bedrohten<br />

Häuser abzutragen und an einem anderen Ort identisch wieder aufzubauen.<br />

Eine « Rumpelkammer von 68ern »<br />

Um die Organisation zu vereinfachen, wurde 1973 der<br />

Verein Maisons paysannes d’Alsace gegründet, was dem Projekt<br />

gleichzeitig einen « offiziellen Charakter » verlieh. 1980 fand<br />

man dann das passende Grundstück: Die Stadt Ungersheim,<br />

zwischen Colmar und Mühlhausen, war vom Vorhaben und<br />

der Entschlossenheit dieser « Ab- und Aufbauer » beeindruckt<br />

und stellte dem Verein ein zehn Hektar großes, brachliegendes<br />

Grundstück zur Verfügung. Dort konnten die aus dem ganzen<br />

Elsass stammenden, abgetragenen Häuser wieder aufgebaut<br />

werden. Schnell war das Gelände von Balken, Holzbrettern<br />

und anderen Baumaterialien übersät, und nur die Mitglieder<br />

des Vereins schienen in der Lage zu sein, die Systematik<br />

dieser Lagerung zu verstehen … Auch wenn manche dies als<br />

« Rumpelkammer von 68ern » bezeichneten, ließen sich die<br />

angehenden Architekten dadurch nicht entmutigen. Im Gegenteil.<br />

Alle wussten ganz genau, wozu die diversen Materialhaufen<br />

dienten. Zudem hatten sie eine bestimmte Idee, ein<br />

etwas verrücktes Vorhaben im Hinterkopf: Sie wollten hier ein<br />

Freilichtmuseum kreieren.<br />

Zur Überraschung aller und vor allem zur Überraschung<br />

der Kritiker des Projektes, die dieses als eindeutig utopisch eingestuft<br />

hatten, wurde im September 1980 der Wiederaufbau des ersten Hauses<br />

fertiggestellt. Es stand prächtig da und war der Beweis, dass die<br />

Idee realisierbar war. Es war ein enormer Erfolg. Der damalige Präsident<br />

des Conseil départemental du Haut-Rhin, Henri Goetschy, war enthusiastisch<br />

und davon überzeugt, dass die Vereinsmitglieder dadurch<br />

ihre Fähigkeiten unter Beweis gestellt hatten. Er schloss daher<br />

eine nachhaltige Partnerschaft mit dem Verein, durch die<br />

das utopische Projekt des Freilichtmuseums Realität<br />

wurde. Was das « Rohmaterial » anging, so hatte<br />

man die Qual der Wahl, denn in den 80er-Jahren<br />

wurden im Elsass pro Jahr schätzungsweise 400<br />

traditionelle Fachwerkhäuser abgerissen …<br />

Dies stachelte die Motivation der Frauen<br />

und Männer von Maisons paysannes<br />

d ’Alsace jedoch nur noch mehr an.<br />

Von ihrer Leidenschaft angetrieben,<br />

trugen sie Gebäude ab und bauten<br />

sie beherzt wieder auf. Die<br />

meisten engagierten sich in ihrer<br />

Freizeit, am Wochenende und im<br />

Urlaub. Auf diese Weise entstanden<br />

auf dem Gelände in Ungersheim<br />

20 traditionelle elsässische Häuser. Die Bewohner<br />

der Gegend wurden mit Verwunderung Zeugen davon, wie sich das<br />

Brachland allmählich in ein Dorf verwandelte.<br />

Abgesehen vom Erstaunen begann sich jedoch bald auch ein gewisser<br />

Stolz breitzumachen. Man wurde sich darüber bewusst, dass<br />

dieses architektonische Kulturerbe ein wahrer Schatz ist und darüber<br />

hinaus einen unglaublichen Charme ausstrahlt. Und Charme – das<br />

Die<br />

Besonder<br />

heit<br />

des<br />

Écomusée<br />

d‘Alsace liegt darin, dass<br />

es das architektonische Kulturerbe<br />

und die Traditionen des<br />

Elsass nicht einfach präsentiert,<br />

sondern sie lebendig darstellt. Unter<br />

dem neugierigen Blick der Störche<br />

werden die landwirtschaftlichen<br />

Maschinen und Werkzeuge<br />

regelmäßig in Betrieb genommen<br />

und die Bauernhöfe bewirtschaftet.<br />

Zu den 50 000 Objekten, die im<br />

ganzen Elsass zusammengetragen<br />

wurden, gehören auch<br />

einige Kuriositäten, wie der<br />

erstaunliche Haartrockner aus<br />

dem Jahr 1935 (Seite 28).<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 31


UNTERWEGS IN FRANKREICH Elsass<br />

war eine weitere Erkenntnis<br />

– konnte Touristen<br />

anziehen … In dieser Beziehung<br />

war die nahe gelegene<br />

Regionshauptstadt<br />

Straßburg ein Vorbild:<br />

Seit 1988 die dortigen<br />

Fachwerkhäuser als Weltkulturerbe<br />

der UNESCO<br />

klassifiziert wurden, reißt<br />

der Besucherstrom nicht<br />

mehr ab.<br />

Ein Minister<br />

aus Paris!<br />

Durch die im ganzen Elsass abgebauten und im<br />

Freilichtmuseum wieder aufgebauten Häuser ist ein<br />

richtiges Dorf mit mehr als 75 Gebäuden entstanden,<br />

das sogar eine perfekt rekonstruierte Schule besitzt.<br />

Der Tour forte (rechts) wurde in den 80er-Jahren<br />

mit Steinen errichtet, die von der mittelalterlichen<br />

Befestigungsmauer der Stadt Mühlhausen (Ende 15.<br />

Jahrhundert) stammen. Von dort aus hat man einen<br />

Überblick über das ganze Freilichtmuseum.<br />

Der 1. Juni 1984 war<br />

in Ungersheim ein Tag<br />

zum Feiern: Das Écomusée<br />

d’Alsace öffnete seine<br />

Türen zum ersten Mal<br />

offiziell für das Publikum.<br />

Die meisten der präsentierten<br />

Häuser waren<br />

noch nicht endgültig fertiggestellt und die Umgebung<br />

glich eher einer riesigen Baustelle, doch das war egal,<br />

denn die « Erbauer des Unmöglichen » hatten letztendlich<br />

ihr Ziel erreicht. Zudem gab es ein untrügliches<br />

Zeichen dafür, dass diesem Projekt sogar auf nationaler<br />

Ebene ein hoher Stellenwert beigemessen wurde: Der<br />

damalige Kulturminister, Jacques Lang, reiste persönlich<br />

aus Paris an. Die Einweihung war ein voller Erfolg.<br />

Und als die Mitglieder des Vereins in der Folge realisierten,<br />

dass im ersten Jahr nicht weniger als 75 000<br />

Menschen das Freilichtmuseum besucht hatten, war die<br />

Genugtuung noch größer! Mit einer solchen Zahl hatte<br />

niemand gerechnet.<br />

Seit der Eröffnung vor 35 Jahren hat sich die positive<br />

Entwicklung fortgesetzt, was der 10 000 000. Besucher<br />

in diesem Jahr deutlich zeigt. Die Anzahl der<br />

abgebauten und in Ungersheim wieder aufgebauten<br />

Häuser ist mittlerweile auf die stolze Zahl von 70<br />

gestiegen: Wohnhäuser, Bauernhöfe, Schulen, eine<br />

Kapelle, ein Sägewerk und sogar ein Bahnhof. Jedes<br />

einzelne Gebäude wurde sorgfältig aufgrund des<br />

schützenswerten Interesses und seines repräsentativen<br />

Charakters für die elsässische Architektur ausgewählt.<br />

Auch heute noch kommen neue Einrichtungen hinzu,<br />

manchmal relativ kleine – wie jüngst ein Bienenstand<br />

in Form eines kleinen, zweigeschossigen Chalets aus<br />

Westhalten – oder sehr große – wie der Tabakspeicher aus Lipsheim,<br />

der nach der Restaurierung seiner Holzwände, nach dem Anheben und<br />

Decken des Dachstuhls sowie nach dem Füllen der Lehmmauern bis<br />

Ende des Jahres vermutlich in Betrieb genommen werden kann. Denn<br />

genau da liegt mit ziemlicher Sicherheit der Schlüssel des Erfolgs<br />

des Écomusée d’Alsace: Anstatt sich auf ein « einfaches » Museum zu<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 33


UNTERWEGS IN FRANKREICH Elsass<br />

beschränken, das restaurierte aber leere Häuser zeigt, wollten die Begründer<br />

einen lebendigen Ort schaffen. In den meisten Gebäuden wird<br />

daher gearbeitet: Es gibt einen Bäcker, einen Barbier, einen Schuster,<br />

einen Schmied, einen Fischer, einen Böttcher, einen Töpfer … Und<br />

im Gegensatz zu vielen Freilichtmuseen üben die Handwerker hier ihr<br />

Metier täglich vor – und manchmal auch mit – dem Publikum aus. Auf<br />

diese Weise vertiefen sie ihr eigenes Know-how und erhalten es darüber<br />

hinaus für die Nachwelt. Unter den Augen der Besucher lebt und<br />

entwickelt sich hier also ein elsässisches Dorf<br />

wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts.<br />

Zum Ursprung des Flammakuecha<br />

Wenn man durch die zahlreichen Wege<br />

des Freilichtmuseums bummelt, fühlt man<br />

sich richtiggehend in das elsässische Dorfleben<br />

von Gestern zurückversetzt. Aber in<br />

ein lebendiges Elsass, das weder idealisiert<br />

noch nostalgisch verherrlicht wird. Überall<br />

laufen Pferde, Kühe, Esel, Hühner und Gänse<br />

herum. Aber nicht nur zur Dekoration.<br />

Die Bauernhöfe werden richtig betrieben,<br />

und neben den Angestellten animieren rund<br />

200 Ehrenamtliche das Dorfleben. Dabei<br />

ist bemerkenswert, dass man weder auf eine<br />

zu kommerzielle noch auf eine übertrieben<br />

museumshafte Seite stößt. Wir sind nicht in<br />

Disneyland: Es gibt keine Werbeschilder aktueller Marken, die uns daran<br />

erinnern, dass wir uns tatsächlich im Jahr <strong>2019</strong> befinden und dass<br />

wir nicht vergessen dürfen, zu konsumieren. Ganz im Gegenteil. In der<br />

Bäckerei ist die Luft vom Duft frischen Brotes erfüllt, und die Bäckerin<br />

in ihrem traditionellen Gewand beantwortet neben dem Brotverkauf<br />

gerne die Fragen der Besucher. Kinder und Erwachsene sind sichtbar<br />

hingerissen. Man geht nicht nur mit einem sehr guten Flammkuchen<br />

– beziehungsweise Flammakuecha, wie man auf elsässisch sagt – nach<br />

Hause, sondern hat darüber hinaus erfahren, dass dieser traditionell in<br />

den Brotöfen hergestellt wurde, über die ursprünglich jedes Haus im<br />

Elsass verfügte. Diese Öfen sieht man im Übrigen an der Rückseite der<br />

Häuser hervorragen. Nach dem Brotbacken, wenn der Ofen noch heiß<br />

war, wurden die Reste des Brotteiges ausgerollt und mit Sahne, Zwiebeln<br />

oder auch Obst garniert. Eine Gaumenfreude, die offensichtlich<br />

die Jahre überdauert hat!<br />

Das Innere der Häuser kann im Übrigen ganz nach Lust und<br />

Laune ebenfalls besichtigt werden. Betritt man eines, ist man von der<br />

Vielfältigkeit und Vielzahl der ausgestellten Gegenstände verblüfft.<br />

Es ist bewegend, zu erfahren, dass quasi alle der insgesamt mehr als<br />

50 000 Objekte von Elsässern gespendet wurden. Dies zeigt, dass die<br />

Menschen die Idee des Freilichtmuseums teilen und das Gefühl haben,<br />

sich an einem sinnvollen Werk zu beteiligen. <strong>2019</strong> erhielt das Freilichtmuseum<br />

beispielsweise zwei bedeutende Objekte: einen Motor aus dem<br />

Jahr 1912, der ursprünglich in einer Schreinerei benutzt wurde und in<br />

der mechanischen Werkstatt zum Einsatz kommen und einige Geräte<br />

antreiben soll, sowie einen Fallhammer, der die technische Ausrüstung<br />

der Schmiede vervollständigen wird. Beide Sammlerobjekte ergänzen<br />

das mechanische und industrielle Kulturerbe des Museums, das schon<br />

heute als außergewöhnlich eingestuft wird.<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Amiens<br />

A1/E15-E19<br />

Charleville-Mézières<br />

A4/E25<br />

Luxembourg<br />

4<br />

1<br />

eux<br />

70<br />

Jumièges<br />

A10/E5<br />

A13/E5<br />

Evreux<br />

Unter dem Blick<br />

der Störche<br />

Selbstverständlich darf in<br />

diesem Dorf das Wahrzeichen<br />

PARIS<br />

des Elsass nicht fehlen. Man<br />

Versailles<br />

muss beim Besuch des Freiluftmuseums<br />

nur den Blick etwas<br />

A6/E15<br />

nach oben richten, um zu sehen,<br />

A5/E54<br />

dass hier unglaublich viele Störche<br />

ihre Nester gebaut haben.<br />

Die schätzungsweise 40 Paare<br />

A10/E5<br />

machen aus dem Freilichtmuseum<br />

einen der Orléans elsässischen Orte<br />

mit der höchsten Population dieser<br />

majestätischen Vögel. Beim<br />

Beobachten Blois erfährt man nebenbei,<br />

dass die Nester oben auf den<br />

Chambord<br />

Cheverny<br />

Dächern einen Durchmesser<br />

A71/E9<br />

von bis A85zu 1,40 Meter haben<br />

und im Durchschnitt 500 Kilogramm<br />

wiegen! Eines ist sicher,<br />

Bourges<br />

Fotografen und Ornithologen<br />

sind begeistert. A20/E9 Wenn man nach<br />

A71/E11<br />

einem sehr lehrreichen Tag den<br />

Ort wieder verlässt, sagt man<br />

sich, dass diese Störche wirklich<br />

Glück haben, in diesem authentischen<br />

Dorf nisten zu können.<br />

Der Ausblick, den<br />

Montluçon<br />

sie genießen,<br />

ist zweifellos schön: Sie blicken<br />

auf ein Kulturerbe, das glücklicherweise<br />

durch mutige Architekten<br />

bewahrt wurde, die das<br />

Limoges<br />

Unmögliche möglich gemacht<br />

A89/E70<br />

haben …<br />

A11/E50<br />

A10/E5-E60<br />

Rouen<br />

Dreux<br />

Chartres<br />

Tours Chenonceau<br />

Souillac sur<br />

Dordogne<br />

néda<br />

Le Pescher<br />

Payrac<br />

A20/E9<br />

A16<br />

Tulle<br />

Brive-la-Gaillarde<br />

Saillac<br />

Rocamadour<br />

Toulouse<br />

Narbonne<br />

A81/E80<br />

Limoux<br />

A4/E50<br />

A71/E11<br />

Clermont-<br />

Ferrand<br />

A75/E11<br />

le Mont-Dore<br />

Aurillac<br />

A9/E15<br />

Sens<br />

A26/E17<br />

A34/E46<br />

Saarbrücken<br />

Reiseinfos & Lesetipps für Ausflüge in die Umgebung<br />

Reims<br />

Chalon-sur-Saône<br />

Seit sieben Jahren<br />

wählen die<br />

Franzosen<br />

A6/E15<br />

im Juni<br />

im Rahmen einer<br />

Fernsehsendung<br />

Cluny ihr «Lieblingsdorf ».<br />

2017 landete das<br />

elsässische Dorf<br />

Kaysersberg auf dem ersten Platz. War diese Wahl<br />

nur ein «Marketinggag» oder steckt mehr dahinter?<br />

Gut ein Jahr später haben wir untersucht, was sich<br />

hinter einem Village préféré des Français genau<br />

verbirgt. A<strong>72</strong>/E70<br />

Puy de Dôme<br />

Lyon<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 68:<br />

Eine Fotoausstellung unter A43/E70<br />

freiem Himmel im Herzen der<br />

Vogesen<br />

St.-Etienne<br />

(77 km entfernt)<br />

Fotoausstellung « Les Sentiers de la photo »<br />

statt. Sie lädt zu einem unvergleichlichen<br />

Spaziergang durch die prachtvolle<br />

Landschaft ein, bei dem man mehr als<br />

130 großformatige Fotos der besten<br />

regionalen und internationalen Orange<br />

Fotografen entdecken kann.<br />

A31/E21-E23<br />

France<br />

Ungersheim …<br />

… Berlin 864 km … Hamburg<br />

Bern<br />

815 km<br />

… Köln 462 km … Frankfurt 327 km<br />

… München 435 km … Wien 849 km<br />

… Zürich 131 km … Paris 474 km<br />

… Straßburg 109 km … Mühlhausen<br />

Lausanne<br />

15 km<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der aus dem<br />

deutschsprachigen Raum direkt angeflogen wird,<br />

ist der Euroairport Basel-Mühlhausen (40 km).<br />

Genève<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof befindet sich in<br />

Mühlhausen (15 km).<br />

Ecomusée d’Alsace Annecy<br />

Chemin Grosswald<br />

68190 Ungersheim<br />

Telefon: +33(0)3 89 74 44 74<br />

www.ecomusee.alsace/de<br />

Chambéry<br />

Erwachsene: 15 €, ermäßigt 13 €<br />

Kinder (4-17 Jahre): 10 €.<br />

A4/E25<br />

Schweiz<br />

Bis Mitte November<br />

Grenoble<br />

findet in Le A49/E713 Da das Freilichtmuseum sehr ausgedehnt ist und<br />

Italien Torino<br />

Haut-du-Tôt, der<br />

zahlreiche Aktivitäten anbietet, sollten Sie für den<br />

höchstgelegenen<br />

Besuch mindestens Briançon einen halben Tag einplanen.<br />

Valence<br />

Gemeinde der<br />

Auf die Eintrittskarten Courte visite (erhältlich<br />

Vogesen, die<br />

ab 16 Uhr) sollte man verzichten; sie sind zwar<br />

Crest<br />

Die<br />

dritte Ausgabe<br />

wesentlich günstiger (7,50 € für Erwachsene),<br />

der A7/E15 beispiellosen Saillans gelten aber nur für einen Besuch von maximal 2<br />

Gap<br />

Stunden.<br />

A35<br />

A35/E25<br />

Vor Ort gibt es drei Verpflegungs möglich keiten:<br />

Das Restaurant La Taverne und die Brasserie<br />

L‘Auberge d‘Hegenheim bieten regionale Gerichte<br />

an, in der Bäckerei gibt es Flammkuchen, einige<br />

France<br />

einfache A51/E712 Gerichte sowie Gebäck.<br />

A50<br />

Metz<br />

Nancy<br />

Besançon<br />

Colmar<br />

Ungersheim<br />

Bitche<br />

Strasbourg<br />

Mulhouse<br />

A36/E60<br />

Belfort<br />

Basel<br />

A5/E35<br />

Freiburg<br />

Marseille<br />

Toulon Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 35<br />

Das Tal von<br />

Guebwiller zwischen<br />

A26/E17 dem Petit Ballon<br />

im Norden und<br />

Troyes<br />

dem Grand Ballon<br />

im Süden ist nicht<br />

nur das kürzeste<br />

A5/E17-E54<br />

und engste Tal<br />

der elsässischen Vogesen, es wartet auch mit<br />

einem kleinen Schmuckstück auf, der Abtei von<br />

Murbach. Im Mittelalter war das Kloster eines<br />

der mächtigsten Châtillon-sur-Seine<br />

und wohlhabendsten im Rhein-<br />

Auxerre<br />

Tal. Eine Art Elitekloster für reiche und adlige<br />

Ordensbrüder. Heute wirkt die malerisch in die<br />

Wälder der<br />

A6/E15<br />

Vogesen eingebettete Anlage A31/E17-E21<br />

wie ein<br />

verwunschener Ort. Die Umgebung bietet sich<br />

Vézelay Avallon Flavigny<br />

zudem für Wanderungen an.<br />

Dijon<br />

A38<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 69:<br />

Kaysersberg, eines der<br />

Lieblingsdörfer der Franzosen<br />

Beaune<br />

(37 km entfernt)<br />

A4/E50<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 47:<br />

Epernay Châlons-en-<br />

Abbaye de Murbach, ein<br />

Champagne<br />

Kloster mitten im Walde<br />

(26 km entfernt)<br />

A9/E15<br />

A75/E11<br />

INFORMATIONEN ZUR Avignon AptBei Regen sollten Sie einen Regenschirm<br />

Saint-Guilhemle-Désert<br />

BESTELLUNG DIESER UND<br />

mitnehmen, damit Sie trocken von einem Haus<br />

Nîmes<br />

ANDERER AUSGABEN FINDEN<br />

zum anderen gelangen.<br />

A54/E805<br />

SIE AUF SEITE 86.<br />

A7/E15<br />

Nice<br />

Lodève<br />

Arles<br />

Aix-en-<br />

Cannes<br />

Hunde sind im Freilichtmuseum zugelassen,<br />

Montpellier<br />

Provence<br />

müssen aber an der Leine geführt<br />

A8/E80<br />

werden.<br />

A9/E15<br />

A8/E80<br />

A55<br />

Bézier<br />

A52<br />

A57<br />

Rayol-<br />

Canadelsur-Mer<br />

A35<br />

Deutschl


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté<br />

36 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


François<br />

Pompon<br />

(1855-1933)<br />

ist einer der fesselndsten<br />

Künstler<br />

der französischen<br />

Kulturlandschaft.<br />

Der geniale Bildhauer<br />

stammte aus Burgund,<br />

war bescheiden und<br />

diskret. Bekannt wurde er<br />

vor allem durch sein Meisterwerk<br />

L‘Ours blanc (Der Eisbär).<br />

Diese für ihre Zeit bemerkenswerte<br />

Skulptur hat die Welt der<br />

Bildhauerei besonders im Bereich<br />

der Tierdarstellungen zutiefst verändert,<br />

wenn nicht sogar revolutioniert.<br />

Begibt man sich in Burgund auf die<br />

Spuren von François Pompon, dann<br />

entdeckt man nicht nur die Geschichte<br />

eines Künstlers, sondern auch ein in<br />

jüngster Zeit vollkommen modernisiertes<br />

architektonisches Kulturerbe.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 37


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté<br />

Vorherige Doppelseite: Das<br />

Musée des Beaux-Arts in Dijon<br />

und Le Grand Cerf (Der große<br />

Hirsch) aus dem Jahr 1929,<br />

eines der monumentalen<br />

Werke aus dem Saal, der<br />

diesem Künstler gewidmet ist.<br />

Oben: Pompon in seinem<br />

Atelier im Jahr 1908 (Musée<br />

François Pompon in Saulieu).<br />

Der Ours blanc auf dem Place<br />

Darcy in Dijon (links) und die<br />

modernere Ausführung (rechts<br />

oben), die in den Straßen von<br />

Saulieu steht, sind nur zwei der<br />

zahlreichen Nachbildungen<br />

des symbolträchtigen<br />

Werkes von Pompon.<br />

Rechts unten: Mit dieser<br />

Skulptur aus Gips, die heute<br />

im Museum in Saulieu steht,<br />

verewigte Pompon seine Mutter<br />

Claudine Pompon (1825-1900).<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Seine Präsenz wirkt beinahe verwirrend. Wie der Hüter<br />

des Ortes thront er majestätisch am Eingang der<br />

Grünanlage des Place Darcy, einem der bekanntesten<br />

Plätze in Dijon. Er ist beeindruckend groß. Abgesehen<br />

davon, dass ein Eisbär in diesen Breitengraden ungewöhnlich<br />

wirkt, ist es vor allem die Haltung des monumentalen<br />

Tieres, die Fragen aufwirft. Man hat den Eindruck, er sei<br />

in Bewegung. Seine Formen sind weich und sanft, er wirkt<br />

fast etwas tollpatschig, und doch flößt er Respekt ein. Kinder<br />

nähern sich ihm zu Beginn eher ängstlich. Dann sehen<br />

sie ihn liebevoll an. Die mutigsten unter ihnen trauen sich,<br />

ihn zu streicheln. Er ist zweifellos der Star dieses Platzes.<br />

Ein Bär kommt selten allein<br />

Doch dies ist nicht der einzige Ort, an dem man auf<br />

den beeindruckenden Eisbären stößt: Wie viele große<br />

Meisterwerke ist auch er – Gussformen und anderen Reproduktionstechniken<br />

sei Dank – allgegenwärtig. Und so<br />

trifft man bereits einige Meter weiter, im Innenhof des<br />

Grand Hôtel la Cloche auf ein weiteres Exemplar, allerdings<br />

eine etwas « modernere » Version aus Kunstharz.<br />

Und noch etwas weiter, rund 70 Kilometer westlich in<br />

Saulieu, gegenüber dem berühmten Relais Bernard Loiseau,<br />

steht die nächste Nachbildung in Lebensgröße. Was<br />

Miniaturversionen aus diversen Materialien (Gips, Stein,<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 39


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté<br />

Bronze, Kunstharz …) angeht, so verteilen sich diese auf<br />

zahlreiche Privathäuser und renommierte Museen auf der<br />

ganzen Welt: Musée des Beaux-Arts in Valenciennes,<br />

Musée de la Piscine in Roubaix, Museen in Paris, Lyon,<br />

Besançon, Dijon, Saulieu … Sogar im prestigeträchtigen<br />

New Yorker Metropolitan Museum of Art befindet sich<br />

eine! Doch man darf sich nicht vom ersten Eindruck<br />

täuschen lassen, denn bei näherem Hinsehen stellt man<br />

fest, dass sich diese Eisbären zwar ähnlich sehen, bei<br />

Weitem aber nicht denselben Wert haben. Die Figur am<br />

Place Darcy ist in der Tat eine Nachbildung von François<br />

Pompons L‘Ours blanc, deren Original im Pariser Musée<br />

d‘Orsay konserviert und ausgestellt wird. Um Pompon<br />

zu würdigen, gab die Stadt diese Arbeit 1933 bei einem<br />

Freund des Künstlers, dem Bildhauer Henry Martinet, in<br />

Auftrag. Das zeigt, dass die Einordnung all dieser Eisbären<br />

kompliziert und manchmal sogar mysteriös ist …<br />

Um das « Geheimnis des Eisbären » zu lüften, muss<br />

man sich zunächst von Dijon – wohin wir jedoch später<br />

zurückkehren – in die gut 70 Kilometer westlich gelegene<br />

Stadt Saulieu begeben, die im regionalen Naturpark<br />

Morvan liegt. Hier wurde François Pompon am 9. Mai<br />

1855 geboren. Das bescheidene aber anrührende Musée<br />

Der Curé de Saulieu<br />

aus Terrakotta,<br />

den Pompon 1895<br />

anfertigte, ist<br />

heute im Museum<br />

in Saulieu zu<br />

besichtigen.<br />

Rechte Seite: Von<br />

Pompons Pélican<br />

aus dem Jahr 1924<br />

wurde 1931 eine<br />

Kopie aus Guss für<br />

die Pariser Kolonialausstellung<br />

angefertigt; sie<br />

steht heute im<br />

Musée des Beaux-<br />

Arts in Dijon.<br />

Die Fassade des<br />

Musée François<br />

Pompon in Saulieu,<br />

das sich in der Nähe<br />

der Basilika Saint-<br />

Andoche befindet.<br />

François Pompon dort ist ihm gewidmet. Man erfährt, dass<br />

der Künstler aus einer einfachen Familie stammte und als<br />

junger Mann in der Werkstatt seines Vaters den Beruf des<br />

Schreiners und Tischlers erlernte. Im Alter von 15 Jahren<br />

verließ er den elterlichen Betrieb, um in der nahe gelegenen<br />

Großstadt Dijon zu arbeiten. Dort machte er eine<br />

Lehre bei einem Steinmetz für Grabsteine. Parallel dazu<br />

besuchte der junge François Kurse an der École des Beaux-<br />

Arts, wo er sich neben Architektur, Zeichnen und Gravierkunst<br />

vor allem mit der Bildhauerei beschäftigte. Letztere<br />

wurde schnell zu einer wahren Leidenschaft. Während<br />

dieser Zeit schuf er seine ersten Werke, von denen einige<br />

mit Preisen ausgezeichnet wurden: 1874 erhielt er für die<br />

Darstellung eines Hirschkäfers (ein in den Wäldern des<br />

Morvan heimisches Insekt) aus Terrakotta den ersten Preis<br />

im Wettbewerb für Bildhauerei der Stadt Dijon. 1875, im<br />

Alter von 20 Jahren, war der Künstler der Meinung, es sei<br />

an der Zeit, in Paris sein Können zu vervollständigen, um<br />

bekannt zu werden und Karriere zu machen. Nach einigem<br />

Suchen ließ er sich schließlich, wie viele andere Künstler,<br />

im Viertel Montparnasse nieder, genauer gesagt in der Rue<br />

Campagne-Première <strong>Nr</strong>. 3. Das traf sich gut, denn diese<br />

liegt ganz in der Nähe des Friedhofs Montparnasse, und<br />

er fand schnell Arbeit als Steinmetz bei einem Beerdigungsunternehmen.<br />

Tagsüber war er also beschäftigt. Wie<br />

in Dijon nahm er abends Kunstunterricht: diesmal an der<br />

École des Arts décoratifs. In dieser Zeit schuf er seine ersten<br />

wirklichen Kunstwerke.<br />

Einer der wichtigsten Schätze des Museums in Saulieu<br />

ist eine Sammlung dieser Skulpturen, die zwar wenig bekannt<br />

sind, aber zu den persönlichsten seiner Werke zählen.<br />

Wenn man durch die Ausstellungsräume streift, entdeckt<br />

man, dass seine ersten Modelle logischerweise seine<br />

Angehörigen waren: seine Mutter, sein Zwillingsbruder<br />

oder auch der Pfarrer von Saulieu, den er als pittoreske<br />

Figur aus Terrakotta mit einer humorvollen Note nachbildete.<br />

Es fällt auf, dass Pompon sich im Laufe der Zeit<br />

immer mehr Fertigkeiten aneignete und ambitioniertere<br />

Arbeiten anging. Davon zeugt beispielsweise eine andere<br />

Skulptur aus Terrakotta, mit der er seiner Heimatstadt die<br />

Ehre erwies: die Büste des Saint-Andoche, des Schutzpatrons<br />

von Saulieu.<br />

Ein gerupftes Huhn und<br />

ein rennender Hahn ohne Federn<br />

Durch die Ausstellung einiger seiner Kunstwerke in<br />

Paris wurde auch Auguste Rodin (1840-1917) auf Pompon<br />

aufmerksam und stellte ihn in seinem Atelier an. 1893<br />

übernahm Pompon sogar die Leitung von Rodins Atelier.<br />

Einige Jahre später, um 1906, nahm die Laufbahn von<br />

François Pompon eine entscheidende Wende: Er verlor<br />

allmählich das Interesse an der menschlichen Gestalt und<br />

konzentrierte sich fast ausschließlich auf die Darstellung<br />

40 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


von Tieren. Anlässlich einer<br />

Kunstmesse in Paris präsentierte<br />

er die Figur eines<br />

Zwerghuhns, Poule Cayenne,<br />

die für Aufsehen sorgte: Das<br />

Huhn erschien wie gerupft<br />

und stand damit im krassen<br />

Gegensatz zu dem, was<br />

bis dato bei Tierskulpturen<br />

üblich war. Die Kritiker<br />

machten sich darüber lustig.<br />

Doch Pompon verfolgte<br />

seine Idee unbeirrt weiter.<br />

1910 präsentierte er dann<br />

unerschrocken einen « rennenden<br />

gerupften Hahn »,<br />

Coq déplumé courant, und<br />

reagierte damit nicht ohne<br />

Humor auf die sarkastischen<br />

Bemerkungen. Abgesehen<br />

von der Entrüstung, die er<br />

damit bei einigen hervorrief,<br />

schien die äußerst innovative<br />

Sichtweise des Künstlers die<br />

Menschen zu beschäftigen,<br />

und man begann, sich ernsthaft für seine Arbeit zu interessieren.<br />

Damit hatte « Pompon seinen Weg als Bildhauer<br />

für Tierskulpturen gefunden, ohne jedoch Porträts vollkommen<br />

zu vernachlässigen », hält Catherine Gras, eine<br />

der herausragendsten Expertinnen in Sachen Pompon,<br />

fest. Sie war 40 Jahre lang Konservatorin am Musée des<br />

Beaux-Arts in Dijon und ist nun für das Musée François<br />

Pompon verantwortlich.<br />

UNE SIGNATURE LÉGENDAIRE, UNE NOUVELLE HISTOIRE.<br />

GRAND HÔTEL LA CLOCHE<br />

14, place Darcy - 21000 Dijon<br />

03.80.30.12.32 - h1202@accor.com<br />

www.hotel-lacloche.fr<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 41


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté<br />

Unnötiger « Firlefanz »<br />

Dem Künstler gelang es, Tiere aller Art darzustellen:<br />

egal ob es sich dabei um gewöhnliche Haus- und Hoftiere<br />

seiner Heimat Burgund oder um exotische Exemplare aus<br />

dem Jardin des Plantes in Paris handelte. Für die Umsetzung<br />

erfand er einen sehr persönlichen, extrem neuartigen<br />

und modernen Stil: den Weg der Vereinfachung. Pompon<br />

löste sich damit vom damals vorherrschenden Naturalismus,<br />

den er von Rodin übernommen hatte, und verzichtete<br />

auf ein Maximum an Nebensächlichem und Details – die<br />

er als « Firlefanz » bezeichnete –, um sich einzig und allein<br />

auf die Bewegung zu konzentrieren. « Nach und nach<br />

eliminiere ich, um nur noch das zu behalten, was unentbehrlich<br />

ist », sagte er. Für ihn « ist das Tier in Bewegung<br />

interessant. Man muss ein Tier aus der Ferne beobachten,<br />

aus der Nähe sehen Sie nur das unnötige Detail », erklärte<br />

er. Pompon reduzierte folglich « Nebensächlichkeiten »<br />

wie Federn und Fell auf ein Minimum und integrierte sie<br />

in Figur und Bewegung. Ein revolutionärer Ansatz für die<br />

damalige Zeit!<br />

Der entscheidende und verdiente Durchbruch gelang<br />

François Pompon mit dem Ours blanc: Dessen Präsentation<br />

1922 in Paris war ein Erfolg. Pompon war damals knapp<br />

70 Jahre alt … In Saulieu kann man sich anhand zahlreicher<br />

Werke von Pompon die Modernität seiner Vorgehensweise<br />

vor Augen führen. Die Exponate befinden sich<br />

nicht nur im Museum, sondern auch an anderen Orten in<br />

der Stadt. Man sieht dort beispielsweise Reproduktionen<br />

des Ours blanc und des Grand taureau aus Bronze, beides<br />

Werke, die sich besonders durch eine klare Linienführung<br />

auszeichnen. Das Original des « großen Stiers » steht im<br />

Übrigen im Petit Palais in Paris.<br />

Ein moderner Künstler<br />

in einem modernen Museum<br />

Von Saulieu geht es nun zurück nach Dijon. Am<br />

17. Mai <strong>2019</strong> wurde das Musée des Beaux-Arts nach zehn<br />

Jahren Umbauarbeiten (siehe Interview mit dem Direktor<br />

des Museums, David Liot) für das Publikum wieder<br />

geöffnet. Ein ganzer Saal ist Skulpturen von François<br />

Pompon gewidmet. Eine Besichtigung dieses Museums,<br />

das zu den bedeutendsten in Frankreich zählt und von<br />

Grund auf modernisiert und neu konzipiert wurde, gibt<br />

Gelegenheit, die Kunst von der Antike bis in unsere Zeit<br />

Revue passieren zu lassen. Dabei stellt man fest, dass die<br />

Sichtweise von Pompon auch heute nichts von ihrer Aktualität<br />

verloren hat. In Saulieu ließ es sich bereits erahnen,<br />

doch hier wird es offensichtlich: Vergleicht man seine<br />

Werke mit denen anderer Künstler, wird deutlich, dass der<br />

einfache und bescheidene Mann aus Burgund ein echter<br />

Wegbereiter war. Er war weit davon entfernt « nur » ein auf<br />

Tiere spezialisierter Künstler zu sein, wie es zur damaligen<br />

Zeit mehrere gab. Pompon hat die Welt der Kunst,<br />

vor allem der Bildhauerkunst, entscheidend beeinflusst.<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Im Museum in Dijon gibt es einen beeindruckenden<br />

« Tierpark » à la Pompon: von Ara, Kranich und Uhu, über<br />

Pelikan und Hirsch, bis hin zum Elefanten. Alle Darstellungen<br />

erscheinen unglaublich puristisch und modern. Sie<br />

offenbaren das ganze Wesen von François Pompon und<br />

verbinden sich auf harmonische Weise mit einer anderen<br />

Modernität, nämlich der des neu gestalteten Museums.<br />

Die unglaubliche Arbeit der reduzierten Formgebung,<br />

welche die Figuren von Pompon auszeichnet, wird hier<br />

dank der bis ins Kleinste ausgefeilten Beleuchtung besonders<br />

deutlich: Die Arbeiten haben keine unnötigen Ecken<br />

und Kanten, keinen « Firlefanz », und werfen, wie durch<br />

Zauberei, auch fast keine Schatten. François Pompon,<br />

daran besteht kein Zweifel, hätte die Art geschätzt, wie<br />

seine Skulpturen ins rechte Licht gerückt wurden. Und<br />

mit Sicherheit auch die zeitgemäße Art, wie dieses Museum<br />

« neu erfunden » wurde. Beim Verlassen des Museums<br />

fällt einem ein Werk von Pompon ein, dessen Original im<br />

Musée Pompon in Saulieu steht. Ein großer Kondor. Eine<br />

Kopie dieses Vogels wurde auf dem Friedhof von Saulieu,<br />

oberhalb des Grabes von Pompons Frau installiert, in<br />

dem François Pompon 1933 ebenfalls zur Ruhe gebettet<br />

wurde. Erhaben blickt der Kondor in Richtung Stadtzentrum.<br />

Er erscheint entschlossen und unerschütterlich. Und<br />

gelassen. Genau wie sein Schöpfer, ein echter Burgunder!<br />

Interview:<br />

David Liot, Generalkonservator<br />

für Denkmalpflege, Direktor<br />

der Museen von Dijon<br />

David Liot, das Musée des Beaux-Arts wurde am 17. Mai<br />

dieses Jahres nach 10-jährigen Renovierungsarbeiten wiedereröffnet.<br />

In welcher Beziehung war dies für Dijon eine ungewöhnlich<br />

große Baustelle?<br />

Die Restaurierung wurde 2008 nach fünf Jahren intensiver<br />

Vorbereitung begonnen. Es war das größte Projekt<br />

dieser Art in der Region Bourgogne-Franche-Comté.<br />

Die Arbeiten haben demnach die Bewohner von Dijon<br />

mehrere Jahre lang begleitet. Es ging nicht nur darum,<br />

einfach ein Museum zu restaurieren, sondern es war eine<br />

umfassende Metamorphose. Das Museum besaß zwar<br />

schon immer bemerkenswerte Sammlungen, es war jedoch<br />

im Laufe der Zeit baufällig geworden: Einige Werke<br />

waren in einem beunruhigenden Zustand, die Kapazität<br />

des Depots reichte nicht mehr aus, der Zugang für das<br />

Publikum entsprach nicht den heutigen Normen und die<br />

Brandgefahr war extrem hoch. Es war an der Zeit, etwas<br />

zu unternehmen. Anstatt nur die dringendsten Arbeiten<br />

durchführen zu lassen, beschloss der Bürgermeister,<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 43


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté<br />

bis heute. Darüber hinaus ist es eines der wenigen Museen,<br />

die sich mitten im Stadtzentrum in einem richtigen<br />

Palast befinden, der zudem zu den 50 symbolträchtigsten<br />

Monumenten des Landes gehört. Stellen Sie sich vor: Die<br />

Räume, die Sie bei einem Besuch durchqueren, wurden<br />

zwischen dem 14. und 21. Jahrhundert gebaut! Das allein<br />

ist schon ein Rundgang durch die Geschichte der Architektur<br />

als solche.<br />

Der heutige Besichtigungsrundgang basiert folgerichtig auf der<br />

Geschichte der Gebäude …<br />

Genau, das ist eine der Besonderheiten der Restaurierung.<br />

Die Aneinanderreihung von alten historischen<br />

Gebäuden stellte eine gewisse Einschränkung dar, doch<br />

wir beschlossen, dies in einen Trumpf umzuwandeln.<br />

Die vollständig neu konzipierte Besichtigung der Dauerausstellung<br />

führt den Besucher durch 50 Säle mit einer<br />

Gesamtfläche von 4500 m²; das sind immerhin 50 % mehr<br />

als vor der Renovierung. Sie ist chronologisch aufgebaut<br />

und folgt dem Prinzip, dass sich die Kunstwerke und das<br />

historische Denkmal ergänzen. Jedes Werk hat einen Bezug<br />

zur architektonischen Epoche des Gebäudes, in dem<br />

es ausgestellt ist. Das war nicht einfach, doch das zeichnet<br />

das Museum aus. Und einige Monate nach der Wiedereröffnung<br />

stellen wir fest, dass das Konzept funktioniert.<br />

Vorherige Doppelseite: Blick ins Innere des Musée des<br />

Beaux-Arts in Dijon und vom Tour Philippe le Bon.<br />

Oben: Ab 1930 arbeitete Pompon an der Skulptur Le Taureau (Der<br />

Stier). Dies war eines seiner letzten Werke. Es wurde das Wahrzeichen<br />

von Saulieu, wo seit 1948 eine Nachbildung aus Bronze steht.<br />

Nebenstehend: Die Skulptur Grue couronnée au repos<br />

(Kronenkranich in Ruhestellung) aus Bronze aus dem Jahr<br />

1927 steht im Musée des Beaux-Arts in Dijon.<br />

Das Grab von Berte und François Pompon mit dem Großen<br />

Kondor (Grand Condor), ebenfalls ein Werk des Künstlers.<br />

François Rebsamen, eine Restaurierung von Grund auf in<br />

Angriff zu nehmen. Es war ein Projekt in einer Größenordnung<br />

von immerhin 60 Millionen Euro, durch die das<br />

Museum zu einer der bedeutendsten kulturellen Einrichtungen<br />

in Europa wurde. Die zu Ende gegangenen Arbeiten<br />

waren also kolossal.<br />

Es ist relativ unbekannt, dass dieses Museum eines der wichtigsten<br />

Kunstmuseen in Frankreich ist …<br />

Stimmt. Und gerade, weil es nahezu in Vergessenheit<br />

geraten war, wollte man ihm wieder den gebührenden<br />

Stellenwert verschaffen. Das Musée des Beaux-Arts in<br />

Dijon gehört zu den ältesten Museen dieser Art in Frankreich.<br />

Es ist 220 Jahre alt. Mit 150 000 Exponaten besitzt<br />

es eine der umfassendsten Sammlungen von der Antike<br />

Wie haben die Einwohner von Dijon auf die Wiedereröffnung<br />

reagiert?<br />

Sie warteten bereits ungeduldig darauf, was nach den<br />

langjährigen Arbeiten verständlich war. Ein Teil des<br />

Museums war zwar immer geöffnet, doch sie wollten es<br />

nun in seiner Gesamtheit wiederentdecken. Am Eröffnungswochenende<br />

hatten wir 20 000 Besucher! Das war<br />

unglaublich! Es war ein echter Publikumserfolg! Innerhalb<br />

des ersten Monats kamen 70 000 Menschen. Die Begeisterung<br />

war und ist nach wie vor groß. Hinzu kommt,<br />

dass das Stadtzentrum vollständig in eine Fußgängerzone<br />

verwandelt wurde. Davon profitierte auch<br />

das « neue » Museum, denn es hat sich<br />

in diesen Rahmen hervorragend integriert,<br />

ihm sogar einen Mehrwert<br />

verliehen: Der Bereich vor dem Eingang<br />

wurde in einen öffentlichen<br />

Platz verwandelt. Man trifft sich<br />

dort, trinkt in der neu eröffneten<br />

Brasserie gemeinsam etwas mit<br />

Freunden. Kurz: Es ist ein lebendiger Ort. Der<br />

Zutrittsbereich wurde neu konzipiert, um die<br />

Sicherheitskontrollen so diskret wie möglich zu gestalten.<br />

Dadurch ist das Betreten und Verlassen des<br />

Museums nun ganz unkompliziert. Und das Schönste:<br />

Der Eintritt ist kostenlos.<br />

David Liot, vielen Dank für das Gespräch.<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Calais Dunkerque<br />

Boulogne<br />

Roubaix<br />

Lille<br />

Bruxel<br />

Liege<br />

Les Sablesd’Olonne<br />

Cherbourg-<br />

Octeville<br />

Charlroi<br />

Reiseinfos & Lesetipps für Ausflüge in die Umgebung<br />

Arras<br />

Saulieu …<br />

… Berlin 1116 km … Hamburg 1005 km<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der aus dem<br />

deutschsprachigen Raum direkt angeflogen<br />

… Köln 583 km … Frankfurt 576 km<br />

wird, ist Genf (191 km).<br />

Guyencourt-Saulcourt<br />

… München 691 km Amiens… Wien 1160 km<br />

… Zürich 416 km … Paris 250 A1/E15-E19 km<br />

Der Bahnhof von Dijon ist an das TGV-Netz Charleville-Mézières<br />

… Dijon 74 km … Avallon 38 km<br />

angeschlossen.<br />

A4/E25<br />

Saint-Malo<br />

inard<br />

N176/E401<br />

A84/E401<br />

Avranches<br />

Saint-Lô<br />

Mont-Saint-Michel<br />

N13<br />

Le A29/E44 Havre<br />

A131<br />

Honfleur<br />

Caen A13/E46<br />

A28/E402<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der aus dem<br />

deutschsprachigen Raum direkt angeflogen<br />

Jumièges<br />

wird, Rouen ist Lyon-Saint-Exupéry (223 km).<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof befindet sich<br />

in A13/E5 Montbard (45 km).<br />

A16<br />

Evreux Musée François Pompon<br />

1, place du Docteur Roclore<br />

21210 Saulieu<br />

PARIS<br />

Telefon: +33 (0)3 80 64 19 51<br />

Versailles<br />

Dreux<br />

www.saulieu.fr/musee-francois-pompon<br />

Musée des Beaux-Arts A34/E46<br />

Place de la Sainte-Chapelle<br />

21000 Dijon A26/E17<br />

Telefon: +33 (0)3 80 74 52 09<br />

mba.dijon.fr<br />

Reims<br />

A4/E50 1. Oktober bis 31. Mai: 9.30 – 18.00 Uhr<br />

1. Juni bis 30. Epernay September: Châlons-en- 10.00 – 18.30 Uhr<br />

Geöffnet täglich außer Champagne<br />

Dienstag.<br />

Der Eintritt in die Dauerausstellung ist kostenlos.<br />

A4/E50<br />

Rennes<br />

A84<br />

Alençon<br />

Le Mans<br />

A11/E501<br />

A28/E502<br />

A6/E15<br />

Montag 10.00 – 12.30 Uhr; Mittwoch bis A5/E54<br />

Chartres<br />

Samstag 10.00 – 12.30 Uhr und 14.00 – 18.00 Uhr<br />

(1. Oktober bis 31. Dezember und 1. bis 31. März<br />

nur<br />

A11/E50<br />

bis 17.30 Uhr); Sonn- und Feiertage 10.30 –<br />

12.00 Uhr und 14.30 – 17.00 Uhr.<br />

A10/E5<br />

Geöffnet täglich außer Dienstag. Januar und<br />

Februar geschlossen.<br />

Orléans<br />

Erwachsene 3 €, bis 18 Jahre Eintritt frei.<br />

Sens<br />

Troyes<br />

A5/E17-E54<br />

. Nazaire<br />

Montalivet<br />

Le Porge<br />

Cap-Ferret<br />

Nantes<br />

A83<br />

A11/E60<br />

Clisson<br />

A83<br />

N11/E601<br />

A87<br />

Cholet<br />

La Rochelle<br />

E5/A10<br />

E602/A837<br />

Bordeaux<br />

E5/A10<br />

A52/E<strong>72</strong><br />

Angers<br />

Saint-Sigismond<br />

Niort<br />

Angoulême<br />

A86/E60<br />

Monts<br />

Poitiers<br />

Périgueux<br />

A89/E70<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

Blois<br />

Chambord<br />

A10/E5-E60 Dijon …<br />

… Berlin Cheverny<br />

1050 km … Hamburg 942 km<br />

Tours Chenonceau … Köln 519 km A71/E9 … Frankfurt 511 km<br />

… München<br />

A85<br />

642 km … Wien 1056 km<br />

… Zürich 338 km … Paris 312 km<br />

A10/E5<br />

… Lyon 193 km Bourges<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 53:<br />

A20/E9 Dijon, mehr als nur Senf<br />

A71/E11<br />

Die ganz im Nordosten<br />

Burgunds gelegene<br />

Hauptstadt<br />

der Region<br />

war bereits in<br />

der Antike ein<br />

Montluçon<br />

Römerlager.<br />

Später führten<br />

wichtige<br />

Handelsrouten<br />

von Norden<br />

nach Süden und von Westen nach Osten durch die Clermont-<br />

Stadt. Im Limoges<br />

Ferrand<br />

Mittelalter stieg der Ort zur Hauptstadt<br />

eines Herzogtums auf, welches schließlich vom A89/E70<br />

Königreich Frankreich einverleibt wurde. Dijon hat<br />

eine lange Geschichte und kann neben einer bis<br />

heute schönen Altstadt auch mit kulinarischen<br />

Spezialitäten aufwarten.<br />

Souillac sur<br />

Dordogne<br />

Le Pescher<br />

Payrac<br />

Tulle<br />

Brive-la-Gaillarde<br />

A20/E9<br />

Saillac<br />

Vézelay<br />

A6/E15<br />

Avallon<br />

Saulieu<br />

A38<br />

Beaune<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 61:<br />

Route des Grand Crus, die<br />

Chalon-sur-Saône<br />

Champs-Elysées von Burgund<br />

(5 km Dijon entfernt)<br />

A6/E15<br />

Spricht man<br />

Namen wie Gevrey-<br />

Cluny<br />

Chambertin,<br />

Clos de Vougeot,<br />

Romanée-Conti,<br />

Pommard oder<br />

A71/E11<br />

Montrachet<br />

aus, dann läuft<br />

manchen<br />

Weinfreunden sofort A<strong>72</strong>/E70 das Wasser im Mund<br />

zusammen, und sie fangen an zu träumen. Kein<br />

Lyon<br />

Zweifel: Puy de Burgund Dôme gehört zu den legendärsten<br />

A75/E11 Weingebieten der Welt. Die Route des Grands Crus<br />

le Mont-Dore ist eine gut ausgeschilderte Strecke, die südlich<br />

von Dijon beginnt und über 70 Kilometer St.-Etienne bis nach<br />

Santenay führt. Auf dieser Straße ist man den<br />

prestigeträchtigen Weinbergen ganz nah und kann<br />

erkunden, wie extrem vielfältig das Terroir ist,<br />

von dem die ebenso vielfältigen Burgunderweine<br />

stammen.<br />

Aurillac<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN<br />

Rocamadour<br />

FINDEN SIE AUF SEITE 86.<br />

Flavigny<br />

Valence<br />

A7/E15<br />

A31/E17-E21<br />

Dijon<br />

A43/E70<br />

A49/E713<br />

Crest<br />

Saillans<br />

Di<br />

Mimizan<br />

E5-E70/A63<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 45<br />

A9/E15<br />

Orange


ADVERTORIAL<br />

Photo: Alain Doire, BFC Tourisme<br />

Burgund-Franche-Comté<br />

Auf zum UNESCO-<br />

Weltkulturerbe-Hopping<br />

Wer sich bei Streifzügen durch die Bourgogne-Franche-Comté nur die Rosinen<br />

herauspicken möchte, kann sich an die vielen UNESCO-Weltkulturerbestätten auf<br />

kleinem Raum halten, und liegt beim Genießen und Erleben dann immer richtig.<br />

Climats? Im Burgund hat dies nichts mit dem Wetter<br />

zu tun, sondern bezeichnet das Zusammenspiel<br />

von Weinlage, Savoir-faire, Anbauparzelle und<br />

Boden. Noch überraschender: Die Climats du Vignoble de<br />

Bourgogne haben etwas mit dem Taj Mahal gemeinsam:<br />

Beide zählen zum Weltkulturerbe der UNESCO.<br />

Auf die Liste kommen nur schützenswerte kulturelle Besonderheiten<br />

mit internationaler Strahlkraft. Und 2015<br />

hieß es für die Weinregion nach achtjähriger Vorbereitung<br />

für den Antrag: Aufnahmekriterien erfüllt.<br />

Das mosaikartige Puzzle aus Tausenden Parzellen erstreckt<br />

sich als 5 km schmales und 60 km langes Band<br />

zwischen Dijon und Santenay, südlich von Beaune. Hier<br />

wird seit 2000 Jahren kontinuierlich Wein angebaut.<br />

Seit Jahrhunderten stehen Eigennamen wie Chambertin,<br />

Romanée-Conti und Clos de Vougeot für die Identität der<br />

Parzellen. Die Mönche der ersten Klöster und Abteien<br />

begrenzten sie im 10. Jh. mit clots, Mauern aus aufgeschichteten<br />

Steinen. Die größeren murets schützten sie vor<br />

Bodenerosion, Tierfraß und Diebstahl. Aus dieser Landschaft<br />

stammen « die besten Weine des Christentums »,<br />

sagte schon Philipp der Gute, ab 1419 Herzog des Burgund.<br />

Der im 12. Jh. von Zisterziensermönchen angelegte<br />

Clos de Vougeot an der touristischen Weinstraße Route<br />

des Grand Crus ist heute einer der Besuchermagneten.<br />

Ein Renaissanceschloss (16. Jh.), weitläufige Keller, zwei<br />

Pressen und Weinproben erwarten Entdecker.<br />

Schon Anfang des 13. Jh. betrieben die Herzöge bei<br />

Chenôve ein 50 ha großes Weingut. Übrig sind zwei<br />

Weinpressen, die größten und ältesten der Region. Am 3.<br />

46 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


ADVERTORIAL<br />

Photo: Alain Doire, BFC Tourisme<br />

Photo: Alain Doire, BFC Tourisme<br />

Links: Durch Mauern eingegrenzte Anbauparzellen – typisch für<br />

die Climats du Vignoble de Bourgogne<br />

Oben: Der Kreuzgang von Charité-sur-Loire, darunter ein Blick<br />

in die Basilika Ste-Madeleine in Vézelay.<br />

Unten: Die Zitadelle von Besançon, daneben ein Teil der<br />

unterirdischen Anlage der Saline von Arc-et-Senans.<br />

Sep tem ber wochen ende beim Weinfest arbeiten sie wieder,<br />

ganz so wie im Mit tel alter. Im Palais des Ducs de Bourgogne<br />

(14. Jh.) residiert das Wein museum. Die Wein versteigerung<br />

im Hospice de Beaune ist ein Highlight am<br />

3. Sonntag im November. Der Kanzler von Philipp dem<br />

Guten, ließ das Hospiz für Arme 1443 errichten. Dazu<br />

gehörten ein 100 m langer Weinkeller und 60 ha Anbaugebiet.<br />

Seit 1859 versteigerte das Hospiz seine Weine zu<br />

wohltätigen Zwecken.<br />

Zum Weltkulturerbe im Burgund gelangt man<br />

auch in den Fußstapfen der Jakobspilger, die auf der Via<br />

Lemovicensis zwischen Vézelay und Nevers nach Santiago<br />

de Compostela unterwegs sind. Zum Beispiel nach La<br />

Charité-sur-Loire. Frankreichs erster Denkmalschützer,<br />

der Schriftsteller Prosper Mérimée kämpfte für den Erhalt<br />

der Prioratskirche Notre-Dame und ihres Kreuzgangs. Unter<br />

den Benediktinern von Cluny war die Kirche die zweitgrößte<br />

in Europa. Das Schiff ist nicht mehr erhalten, es<br />

befand sich auf der heutigen Place de la Croix. Das Priorat<br />

ist restauriert, und macht sich als Stätte des Wortes wieder<br />

einen Namen. Antiquare, Buchmaler und Buchhändler<br />

sorgen für neues Leben in den Gassen und Ruinen.<br />

Jeder Jakobspilger erklimmt den « ewigen Hügel » im<br />

Dorf Vézelay zur Basilika Ste-Madeleine, <strong>2019</strong> seit 40<br />

Jahren UNESCO-Weltkulturerbe. 2020 wird das romanische<br />

Meisterwerk 900 Jahre alt. Seit dem 11. Jh. ist es<br />

Maria Magdalena geweiht. Für Faszination sorgen die detaillierten<br />

Bildhauereien am Portal und die Dimensionen<br />

des Kircheninneren. Von Juni bis September erfüllen es<br />

die Klänge sakraler Musik.<br />

Vom Hügel hinter der Kirche bietet sich ein weiter<br />

Blick über das wald- und seenreiche Mittelgebirge Morvan.<br />

Hier kam in dem kleinen St-Léger-Vauban 1633<br />

Sébastien Le Prestre de Vauban zur Welt, der spätere Baumeister<br />

Ludwig XIV. Seine Festungen sind in Frankreich<br />

jedem Kind ein Begriff. Spektakulär ist die Zitadelle von<br />

Besançon, die wie eine eigene befestigte Stadt 100 m über<br />

der Altstadt und dem Fluss Doubs thront.<br />

Allein die fantastische Aussicht ist ein Grund, das 12<br />

ha große Weltkulturerbe zu durchstreifen. Es beherbergt<br />

drei Museen und die Kapelle bietet die Projektionsfläche<br />

für eine beliebte Multimediashow.<br />

Anders als der Sonnenkönig ließ sich Ludwig XV. ein<br />

Jahrhundert später statt einer Festung einen Industrietempel<br />

errichten. Die königliche Saline von Arc-et-Senans,<br />

eine Fabrik zur Salzgewinnung, ist das Werk eines visionären<br />

Architekten der Aufklärung. Elf Gebäude stehen<br />

perfekt symmetrisch im Halbkreis – nach dem Traumbild<br />

einer idealen Stadt erschaffen von Claude-Nicolas Ledoux<br />

(1736–1806). Der Direktor und fast alle Arbeiter wohnten<br />

und arbeiteten hier, es gab Wachtürme, Stallungen, ein<br />

Böttcherhaus und eine Schmiede. Gartenfestivals, Konzerte,<br />

Kinderprogramm, Ausstellungen und die Lichtshow<br />

Lux Salina gehören zum Kultursommer.<br />

Photo: Eric CHATELAIN CRT BFC<br />

Photo: Collection Saline royale


ADVERTORIAL<br />

Der rund 1200jährige Handel mit Salz hinterließ im<br />

Jura ein weiteres Denkmal der Industriekultur: die Große<br />

Saline in Salins-Les-Bains. Die Steinsalzschichten in<br />

den Tiefen bildeten sich beim Rückzug des Meers vor 200<br />

Mio. Jahren. Durch künstliches Verdunsten wurde Salz<br />

gewonnen, das weiße Gold des Mittelalters. Frankreichs<br />

letzte Salzsiedepfanne und die riesigen, von Arkaden<br />

überwölbten, unterirdischen Stollen sind heute Weltkulturerbe.<br />

Die Saline fördert die Sole für das Thermalbad.<br />

Wellness pur, denn hier treibt man federleicht auf dem<br />

Wasser wie am Toten Meer.<br />

Ein Stück Industriekultur hinterließen auch die Mönche<br />

der Abbaye de Fontenay. Bernhard von Clairvaux<br />

gründete das romanische Kloster 1118. Das 17 m hohe<br />

Gewölbe in der Klosterkirche erinnert an ihre einflussreichen<br />

fetten Jahre bis zum 16. Jh. In der Schmiede stehen<br />

noch die Hämmer, mit denen die Mönche Eisenerz<br />

zu Werkzeugen verarbeiteten. Nach der Französischen<br />

Revolution kauften die Brüder Montgolfier, Erfinder des<br />

Photo: BFC TOURISME Photo: M.COQUARD et E.DETREZ Bestjobers<br />

Heißluftballons, die Abtei und bauten sie zur Papierfabrik<br />

um. Höchst ungewöhnlich: Dieses Weltkulturerbe in<br />

der Nähe des Canal de Bourgogne ist Privatbesitz ihrer<br />

Nachfahren, die auf dem Gelände wohnen. Im Park entstanden<br />

Szenen für Kinofilme wie « Cyrano de Bergerac »<br />

mit Gérard Dépardieu und die Kirche ist Schauplatz klassischer<br />

Konzerte.<br />

Die ältesten Besiedlungsspuren der Region fanden<br />

Archäologen unter Wasser. Zwischen 5000 bis 500 Jahre<br />

v. Chr. siedelten die Menschen des Neolithikums an den<br />

Seen des Juras in Pfahlbauten. Das Weltkulturerbe von<br />

Chalain und Clairvaux führt an ein Seeufer und in der<br />

Zeitreise am weitesten zurück.<br />

Lust auf Kontraste? Das modernste Weltkulturerbe ist<br />

die Kapelle Notre-Dame-du-Haut (1955) von Le Corbusier.<br />

Der Sakralbau aus Beton, Stahl, Glas und Emaille<br />

auf dem Hügel von Ronchamps ist Ziel einer katholischen<br />

Wallfahrt. « Le Corbusier ließ sich von der Bauweise der<br />

Moscheen inspirieren, die er in der Sahara gesehen hatte,<br />

» weiß der junge Kunsthistoriker Nicolas Boffy, der<br />

hier arbeitet und gut Deutsch spricht. « Besser ein nicht<br />

religiöser guter Architekt als ein religiöser, der unfähig<br />

ist, » erklärt Nicolas, warum der Bischof den Bauauftrag<br />

an einen Atheisten vergab. Der Panoramablick über das<br />

Jura und den Naturpark Ballon des Vosges, den Nicolas an<br />

jedem Arbeitstag genießt, begeisterte auch Le Corbusier.<br />

Oben: Die große Saline in Salin-les-Bains besticht nicht nur durch ihre<br />

Text: Petra Sparrer<br />

einzigartige Architektur. Die Abbaye de Fontenay aus dem 12. Jahrhundert.<br />

Links: Die Kapelle Notre Dame-du-Haut von Le Corbusier ist das jüngste<br />

Weltkulturerbe Burgunds.<br />

Photo: Photo Alain Doire BFC Tourisme<br />

Weitere Infos unter: kulturerbe.bourgognefranchecomte.com


Dritte Auszeichnung für den Wellnessbereich<br />

« Loiseau des Sens »<br />

im Relais Bernard Loiseau in Burgund!<br />

Nachdem der Wellnessbereich « Loiseau des Sens » bereits die Auszeichnung « Spa<br />

des Jahres 2018 » bei den European Hotel Awards und den « Großen Preis der Jury<br />

<strong>2019</strong> » des Magazins Gala erhalten hat, wurde er nun in den erlauchten Kreis der<br />

Wellnessbereiche mit dem Label SPA-A aufgenommen. Diese Auszeichnung wird vom<br />

Berufsverband der Wellness-Spezialisten für außergewöhnliche Spas vergeben.<br />

« Loiseau des Sens » wurde 2017 in Saulieu, in der neuen, 1500 m² großen « Villa<br />

Loiseau des Sens » eröffnet, die das Hotel-Restaurant Relais Bernard Loiseau ergänzt.<br />

Dieses Haus ist ein Symbol für das kulinarische Erbe und die Lebenskunst à la française<br />

(Hotel Relais & Châteaux 5 Sterne, Restaurant 2 Michelin-Sterne) und besitzt nun<br />

auch einen der schönsten Wellnessbereiche Europas.<br />

LE RELAIS BERNARD LOISEAU · 21210 SAULIEU · FRANCE · WWW.BERNARD-LOISEAU.COM


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hotel<br />

Château de Courban<br />

Ein Hauch von weiter Welt<br />

zwischen Burgund und Champagne<br />

Chantal, die Sie aus der Rubrik « Chantals Rezept »<br />

kennen, stammt aus der kleinen Stadt Châtillonsur-Seine<br />

(Côte d’Or) an der Grenze zwischen<br />

Burgund und Champagne. Vor einigen Jahren hat sie uns<br />

zum ersten Mal vom Château de Courban erzählt, einem<br />

Hotel, das im Jahr 2000 eröffnet wurde und in der Folge<br />

immer mehr von sich reden machte. Chantal war anlässlich<br />

eines Besuches bei ihrer Familie darauf aufmerksam geworden.<br />

Man muss wissen, dass Châtillon sich insofern<br />

nicht von anderen Kleinstädten in der Provinz unterscheidet,<br />

als dass dort Neuigkeiten schnell die Runde machen<br />

und man manchmal nur schwer erkennen kann, was Wahrheit<br />

und was Gerücht ist … Aus dem, was ihr zu Ohren<br />

kam, entnahm Chantal, dass das Haus von « Leuten, die<br />

nicht aus der Region stammen, von Leuten aus dem Norden<br />

» geführt wird, « vermutlich von einer ziemlich reichen<br />

Familie », die sich dieses « schöne Herrenhaus » leisten und<br />

in ein « Luxushotel » verwandeln konnte, das sich « zwangsläufig<br />

an Menschen aus der weiten Welt » richtet. Zugegeben,<br />

alles war etwas ungenau … In Châtillon hatte allerdings<br />

jeder zu diesem Thema ein Wörtchen mitzureden.<br />

Chantal musste zwar schmunzeln, wie schnell in dieser<br />

Gegend Gerüchte die Runde<br />

machen, sie wurde jedoch neugierig.<br />

2012 war das Château de<br />

Courban erneut in aller Munde:<br />

Chantal erfuhr, dass man in der lokalen<br />

Presse und im Fernsehen darüber berichtete,<br />

dass das Hotel mit einem vierten Stern<br />

ausgezeichnet und das Restaurant in die<br />

bekannten Restaurantführer aufgenommen<br />

worden war: ein Teller im Guide Michelin<br />

und zwei Kochmützen im Gault & Millau!<br />

Nicht schlecht für ein Hotel-Restaurant,<br />

das sich « am Ende der Welt » befindet, wie<br />

man Châtillon und die Gegend um den<br />

Ort gerne einstuft. Vor zwei Jahren kam<br />

Chantal dann eine weitere Neuigkeit zu<br />

Ohren: « Ein japanischer Küchenchef habe<br />

angeblich die Leitung des Restaurants<br />

übernommen! » Nun war Chantals Neugier<br />

endgültig geweckt. Sie erzählte mir davon<br />

und schlug vor, Château de Courban gemeinsam<br />

zu besuchen.<br />

Und so sind wir nun, im Juni <strong>2019</strong>, auf<br />

der kleinen Straße zwischen Châtillonsur-Seine<br />

und Courban unterwegs. Das<br />

kleine 200-Seelen-Dorf liegt fast verloren<br />

inmitten von Feldern, obwohl man bei ge-<br />

50 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


nauerem Nachdenken zugeben<br />

muss, dass die Autobahn A5 und<br />

der TGV-Bahnhof Montbard<br />

gar nicht so weit weg sind. Für<br />

Chantal ist es ein seltsames Gefühl:<br />

« Damals lag Courban quasi<br />

auf einem anderen Planeten.<br />

16 Kilometer zu Fuß oder mit<br />

dem Fahrrad: Die Entfernung<br />

war zu groß für mich, um den<br />

Ort zu besuchen », gesteht sie.<br />

Als wir das Dorf durchqueren, machen wir beide<br />

dieselbe Feststellung: Obwohl sowohl das Hotel als<br />

auch das Restaurant eine internationale Referenz<br />

sind – das haben wir vor dem Besuch herausgefunden<br />

– gibt es im Dorf überhaupt keinen Hinweis darauf,<br />

wo es sich befindet. Seltsam. Wir werden bald<br />

herausfinden, warum … Doch zunächst passieren<br />

wir das Tor und entdecken ein anziehendes Gebäude,<br />

an dessen Fassade sich wunderschöner wilder<br />

Wein emporrankt. Der Bau spiegelt sich in einer<br />

Wasserfläche, was für eine moderne Note sorgt.<br />

Das Ganze macht überraschenderweise einen überschaubaren<br />

Eindruck. Ehrlich gesagt, hatte uns der Name<br />

Château de Courban etwas abgeschreckt, wir hatten uns<br />

darunter einen antiquierten, eher « spießigen » Ort vorgestellt.<br />

Doch nun finden wir ein schmuckes Gebäude mit<br />

einer familiären Ausstrahlung vor. Genau genommen war<br />

das Schloss, das hier einmal stand, während der Revolution<br />

dem Erdboden gleichgemacht und um 1830 durch ein<br />

ansprechendes Herrenhaus<br />

ersetzt worden.<br />

Genau in dieses Herrenhaus<br />

verliebten sich<br />

Christine und Pierre<br />

Vandendriessche 1998.<br />

Zu diesem Zeitpunkt hatten<br />

die beiden gerade ihr<br />

Unternehmen im Norden<br />

Frankreichs verkauft. « Ich<br />

war 19 Jahre alt, mein<br />

Bruder 16 », erklärt uns<br />

ihr Sohn Frédéric bei der<br />

Begrüßung. « Wir lebten<br />

damals in Lille. Meine<br />

Eltern, mein Bruder und<br />

ich erlagen sofort dem<br />

Charme dieses Gebäudes,<br />

obwohl es nahezu eine<br />

Ruine war und es weder<br />

Wasser noch Strom gab. »<br />

Die Familie Vandendriessche<br />

wollte hier ihren<br />

Wohnsitz einrichten und<br />

begann, den Ort nach und<br />

nach zu renovieren. Eines<br />

Winterabends klopften Jäger an die Tür und erkundigten<br />

sich, ob es nicht möglich sei, in diesem großen Haus zu<br />

übernachten. Christine und Pierre waren einverstanden.<br />

Damit begann die lange Geschichte der Gastfreundschaft<br />

im Château de Courban. Im Jahr 2000 gab es fünf Chambres<br />

d’hôtes. « Ehrlich gesagt,<br />

war es nicht sehr komfortabel<br />

», erinnert sich<br />

Frédéric lächelnd. « Die<br />

Rezeption befand sich in<br />

unserem Esszimmer, und<br />

im Salon standen überall<br />

Tische. Aber es war gesellig,<br />

das ist sicher! »<br />

Ab 2004 beschleunigten<br />

sich die<br />

Dinge. Das<br />

Ehepaar Vandendriessche<br />

beschloss, den<br />

Ort in ein Hotel<br />

umzuwandeln.<br />

Aufgrund seiner<br />

A u s s t a t t u n g<br />

wurde das Château<br />

de Courban<br />

sofort in die Kategorie<br />

« 3 Sterne<br />

» eingestuft.<br />

Im Laufe der<br />

Zeit kamen in Haus und<br />

Garten neue Zimmer hinzu.<br />

Man baute einen Pool<br />

und einen 300 m² großen<br />

Wellnessbereich mit Sauna,<br />

Hamam, Sprudelbad, Wassermassage<br />

und entwickelte<br />

ein Angebot an Massagen<br />

und Pflegebehandlungen<br />

(unter der Marke Nuxe). Gleichzeitig<br />

entstanden Veranstaltungsräume<br />

und ein Restaurant. Kurz:<br />

Man setzte alles daran, ganz vorne<br />

mit dabei zu sein. Heute bietet<br />

das Hotel 24 Zimmer mit einer<br />

Größe von mindestens 25 m²,<br />

wobei alle Räume unterschiedlich<br />

gestaltet sind. Das größte Zimmer (65 m² auf einer<br />

Ebene) befindet sich in einem Holzgebäude gegenüber<br />

dem Überlaufpool; im komplett renovierten, altehrwürdigen<br />

Taubenschlag wurde ein Appartement über zwei<br />

Etagen eingerichtet. Dort stehen sich im Badezimmer<br />

zwei frei stehende Badewannen gegenüber, und im oberen<br />

Stock befindet sich eines der schönsten Zimmer, das<br />

wir jemals gesehen haben. Trotz des Ausbaus ist es den<br />

Besitzern gelungen, die Seele von Château de Courban zu<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 51


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hotel<br />

bewahren. Man<br />

fühlt sich, « wie zu<br />

Hause », kann im<br />

Salon ein Buch aus<br />

dem Bücherschrank<br />

nehmen und in<br />

einem bequemen<br />

Sessel darin schmökern,<br />

oder sich ans<br />

Klavier setzen und<br />

einige Stücke zum<br />

Besten geben. Auch<br />

im Garten gibt es<br />

viele Möglichkeiten,<br />

sich niederzulassen<br />

und dabei<br />

den Duft der Kräuter<br />

zu genießen,<br />

die der Küchenchef<br />

und seine Frau hier<br />

selbst angepflanzt haben. Der Ort strahlt eine natürliche<br />

Gemütlichkeit aus.<br />

Und das Gerücht um den Küchenchef des Restaurants<br />

bestätigt sich als Wahrheit: Der Japaner Takashi Kinoshita<br />

hat vor einigen Jahren die Leitung übernommen. Er<br />

lebte damals bereits einige Zeit in Frankreich, seine Frau<br />

und die fünf Kinder zogen direkt aus Japan hierher. In<br />

dem kleinen Dorf konnte dies natürlich nicht unbemerkt<br />

bleiben: « Am Anfang waren die Einwohner skeptisch »,<br />

teilt Frédéric uns mit. « Unsere Familie stammt schon<br />

nicht aus der Region und dann noch ein japanischer<br />

Koch … Stellen Sie sich das einmal vor … Das bot genug<br />

Stoff für Klatsch und Tratsch! » Zum Glück hat sich die<br />

Aufregung mit der Zeit etwas gelegt. Takashi wohnt mit<br />

seiner Familie in einer Wohnung im Rathaus. Nach und<br />

nach haben zehn weitere Japaner die Küchenmannschaft<br />

des Restaurants ergänzt. Alle leben im Dorf und dank<br />

ihrer Kinder wurde die Schule hier nicht geschlossen!<br />

Das ist für die Gemeinde ein nicht unwesentlicher Punkt.<br />

Und dann fragen wir Frédéric, warum es im Dorf keine<br />

richtige Ausschilderung zum Hotel gibt. Er lächelt. « Das<br />

ist Ihnen aufgefallen? Es ist eine lange Geschichte. Sagen<br />

wir so: In einem kleinen Dorf in Frankreich ist es manchmal<br />

nicht einfach, sich unternehmerisch zu betätigen …»<br />

Wir schließen daraus, dass Überzeugungsarbeit nicht immer<br />

leicht ist, wenn man nicht in der jeweiligen Region<br />

geboren ist. Offensichtlich gibt es mehr Missgunst, als<br />

man annimmt. Und doch spüren wir in unserem tiefsten<br />

Inneren, dass das, was die Familie Vandendriessche hier<br />

aufgebaut hat, auch für die Region positiv ist … Vor allem<br />

aber für die Zufriedenheit der Gäste!<br />

Eine Begegnung zwischen Chantal und Takashi<br />

Kinoshita, dem jungen Küchenchef des Château<br />

de Courban. Er wurde 2018 mit einem Michelin-<br />

Stern ausgezeichnet und gehört mit<br />

seinen knapp 40 Jahren heute eindeutig<br />

zu den innovativsten und vielversprechendsten<br />

Sterneköchen<br />

Frankreichs.<br />

Chantal: Takashi Kinoshita, was hat Sie dazu<br />

motiviert, sich in Japan für die französische Küche<br />

zu interessieren?<br />

Ich glaube, es war Neugier. Mich haben<br />

andere kulinarische Gepflogenheiten schon<br />

immer interessiert. Sehr schnell wurde mir<br />

klar, dass Franzosen und Japaner eine Gemeinsamkeit<br />

haben, nämlich eine ausgesprochene<br />

Vorliebe für gutes Essen. Es ist offensichtlich,<br />

dass man sowohl in Paris als auch<br />

in Tokio gerne isst. Die Mahlzeit dient nicht<br />

nur dazu, den Hunger zu stillen, es ist ein<br />

Augenblick des Genusses, ein Augenblick,<br />

den man vorzugsweise mit anderen teilt und<br />

auf den man sich freut. Dann ist mir aber<br />

auch aufgefallen, dass sich die beiden Esskulturen in einem<br />

Punkt grundlegend unterscheiden: In Frankreich<br />

will man beim Kochen mehrere Aromen verbinden, sie<br />

so gut wie möglich miteinander kombinieren. In Japan<br />

strebt man dagegen an, ein Aroma zu extrahieren, es auf<br />

das Wesentliche zu reduzieren. Das ist etwas total anderes.<br />

Dieser essenzielle Unterschied in der Herangehensweise<br />

und die Übereinstimmung der beiden Kulturen in<br />

zwei wesentlichen Punkten – dem Faible für gutes Essen<br />

und der Freude am Kochen – gefallen mir. Das hat mich<br />

angespornt, auszuprobieren, auf welche Weise man diese<br />

gastronomischen Traditionen verbinden und ins Gleichgewicht<br />

bringen kann.<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Wie wird die französische Küche in Japan wahrgenommen?<br />

Lange Zeit wurde sie als Ausnahmeküche angesehen.<br />

Als sehr renommiert, aber auch sehr teuer. Nach und nach<br />

haben sich die Dinge geändert, und seit einigen Jahren ist<br />

die französische Küche viel populärer. Inzwischen kennt<br />

man in Japan Bistros, Crêpes, Raclette, und schätzt alles<br />

sehr. Vor allem aber gibt es in den Köpfen der Menschen<br />

eine starke Verbindung zwischen der französischen und<br />

der japanischen Küche. Im Übrigen sagt eine sprichwörtliche<br />

Redensart, wenn man jemanden einladen und ihm<br />

eine Freude bereiten will, muss man beim ersten Mal japanisch<br />

und beim zweiten Mal französisch kochen …<br />

Hilft Ihnen die französische Küche bei der Kreation neuer Gerichte?<br />

Aber sicher. Und genau das liebe ich. Nehmen Sie beispielsweise<br />

den Käse. In Japan haben wir keine Käsekultur.<br />

Und ich kann Ihnen versichern: Als ich das erste<br />

Mal französischen Käse kostete, habe ich sicher<br />

ein komisches Gesicht gemacht. Es war für mich<br />

ein vollkommen neuer Geschmack, eine regelrechte<br />

Geschmacksexplosion. Ich musste mich<br />

zurückhalten, nicht sofort an den Herd zu gehen,<br />

um neue Gerichte zu kreieren.<br />

Wie war Ihre Ankunft in Frankreich?<br />

Ich kam 2002 nach Frankreich. Nachdem<br />

ich das Diplom der Kochschule Oda Gakuen in<br />

der Tasche hatte, schlug mir Minoru Adachi,<br />

der Küchenchef des Restaurants Le Bien in Tokio,<br />

wo ich damals arbeitete, vor, nach Frankreich<br />

zu fliegen, um dort meine Kenntnisse zu<br />

vervollkommnen. Ich sagte mir, dass dies eine<br />

ganz unerwartete Chance sei, und habe die<br />

Gelegenheit beim Schopfe gepackt, obwohl ich<br />

außer Bonjour und Merci kein Wort Französisch<br />

sprach. So landete ich in Dijon bei Jean-Pierre<br />

Billoux im Restaurant Le Pré aux Clercs, das damals<br />

einen Michelin-Stern hatte. Ich verhehle<br />

nicht, dass es am Anfang etwas schwierig war. Aber ich<br />

war dermaßen neugierig, zu lernen, wie der Chef kocht,<br />

dass ich mir die Sprache schnell aneignete.<br />

Und man wurde sehr schnell auf Sie aufmerksam: Sie kochten<br />

in der renom mierten<br />

Küche des Elysee-Palasts<br />

für den<br />

Staats präsidenten,<br />

Château de Courban Hôtel & Spa ****<br />

dann bei Robert<br />

7, rue du Lavoir<br />

Bardot in Vaisonla-Romaine,<br />

dessen<br />

21520 Courban<br />

Telefon: + 33 (0)3 80 93 78 69<br />

Restaurant Moulin<br />

à l’Huile ebenfalls<br />

www.chateaudecourban.com<br />

einen Michelin-<br />

Stern hat, und<br />

wurden vom<br />

Führer Gault &<br />

Millau als « Nachwuchstalent<br />

2017 »<br />

ausgezeichnet. Eine<br />

tolle Entwicklung!<br />

Feinschmeckerrestaurant mit 1<br />

<br />

Michelin-Stern, täglich geöffnet.<br />

Menüs ab 49 €.<br />

Zimmer ab 98 €.<br />

Schließlich kamen Sie hierher ins Château de Courban, wo Sie<br />

seit 2015 Küchenchef sind und zudem die Möglichkeit haben,<br />

sich ihr eigenes japanisches Team aufzubauen …<br />

Ja. Zum ersten Mal war ich ein richtiger Küchenchef.<br />

Das war aber nicht nur eine schöne Anerkennung, sondern<br />

auch eine ungeheure Verantwortung. Meine Brigade<br />

konnte ich in der Tat selbst zusammenstellen. Die Tatsache,<br />

dass wir hier mitten auf dem Land sind, entfernt<br />

von allem, hat mir geholfen. Anscheinend stört es meine<br />

japanischen Landsleute weniger, weit weg von einer<br />

Großstadt zu arbeiten. Sie waren quasi die Einzigen, die<br />

sich beworben haben. Ich sagte mir, warum auch nicht.<br />

Heute arbeiten in der Küche zehn Japaner. Das gibt mir<br />

die Gelegenheit, besonders effizient zu agieren. Und ich<br />

habe es wirklich nicht bereut.<br />

Umso mehr, als 2018 die offizielle Auszeichnung kam: ein<br />

Stern im Guide Michelin! Hatten Sie das erwartet?<br />

Ich hatte es gehofft. Es war ein Ziel.<br />

Wissen Sie, ein erster Stern ändert alles im<br />

Berufsleben eines Kochs. Es ist eine Wertschätzung,<br />

über die man sich wirklich sehr<br />

freut. Und es ist das Ergebnis harter Arbeit.<br />

Übrigens nicht nur in der Küche: Das Team<br />

hat ihn gemeinsam erarbeitet. Die Weinkarte<br />

musste erweitert werden, die Dekoration des<br />

Restaurants und das Geschirr erneuert. Es<br />

sind unzählige kleine Details, die dazu beitragen,<br />

dass ein Restaurant außergewöhnlich ist.<br />

Takashi Kinoshita, vielen Dank für dieses nette<br />

Gespräch und für das Genusserlebnis, das sie uns<br />

mit Ihren Gerichten verschaffen!<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 53


UNTERWEGS IN FRANKREICH Baskenland<br />

Gorges de<br />

Kakuetta<br />

Das « wilde Ende » Frankreichs<br />

Im äußersten Südwesten Frankreichs, im<br />

Herzen der baskischen Berge, erwartet Naturliebhaber<br />

eine schöne Überraschung: ein<br />

Wanderweg, der inmitten üppiger Vegetation<br />

durch einen zwei Kilometer langen Canyon<br />

führt. Dort entdeckt der Besucher Wasserfälle<br />

und Wasserbecken in einem erstaunlichen<br />

Farbspektrum, die den Eindruck erwecken,<br />

man befände sich in den Tropen oder in Amazonien.<br />

Eine beeindruckende Naturlandschaft.<br />

54 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 55


UNTERWEGS IN FRANKREICH Baskenland<br />

Basabura, « der wilde Kopf » oder « das wilde Ende».<br />

So wird die Region Haute-Soule, das Fleckchen<br />

Erde, das sich zwischen Frankreich und Spanien in<br />

die Pyrenäen schmiegt, in der baskischen Sprache genannt.<br />

Es ist das sprichwörtliche « Ende der Welt », weit ab von<br />

allem. Selbst die Christianisierung kam hier erst spät an,<br />

und abgesehen von den Bewohnern war der Ort lange Zeit<br />

nur den Pilgern nach Santiago de Compostela bekannt.<br />

Diese nahmen seit dem 12. Jahrhundert einen Weg, der<br />

durch das Vallée de Saison zur romanischen Kirche Santa<br />

Grazi im kleinen Dorf Sainte-Engrâce führte. Diese Kirche,<br />

die seit 1841 als französisches Kulturdenkmal geschützt<br />

ist, ist ein architektonisches Juwel und immer noch<br />

eine beliebte Etappe für Pilger und Wanderer. Auch<br />

Schmuggler gehörten zu den regelmäßigen Besuchern dieser<br />

Gegend. Die zahlreichen felsigen Steilhänge und Klippen<br />

scheinen zwar nur schwer begehbar zu sein, doch die<br />

Talengen, die sie formen und die wie Narben im Berg aussehen,<br />

waren lange Zeit beliebte Passagen und Verstecke,<br />

um Waren unbemerkt zwischen Spanien und Frankreich<br />

zu transportieren.<br />

Eine Reise in den Bauch der Erde<br />

Die geologischen Besonderheiten des Landstrichs<br />

Haute-Soule mit den zahlreichen Schluchten, Flüssen<br />

und Quellen weckten mit der Zeit die Neugier der<br />

Menschen. Ab dem 19. Jahrhundert begann man, diese<br />

Gegend unter einem anderen Blickwinkel – vor allem<br />

einem wissenschaftlichen – zu betrachten. Das Interesse<br />

für das Innere der Erde führte dazu, dass sich damals<br />

eine neue Aktivität entwickelte: die Speläologie. Für die<br />

Anhänger dieser neuen Beschäftigung bot die Region<br />

Haute-Soule ein ideales Experimentierfeld. Erdbewegungen,<br />

die Abfolge von Eiszeiten und Warmzeiten sowie<br />

der Wasserreichtum haben im Laufe von Millionen<br />

Jahren in den Pyrenäen außergewöhnliche Landschaften<br />

geformt. Edouard-Alfred Martel (1859-1938), einer der<br />

Väter der modernen Speläologie und Entdecker der Höhle<br />

von Padirac (Lot), die wir Ihnen in Frankreich erleben <strong>Nr</strong>.<br />

44 bereits vorstellten, erforschte 1906 wenige Kilometer<br />

von der Kirche Santa Grazi entfernt zum ersten Mal die<br />

Gorges de Kakuetta. Diese Entdeckung sollte das ruhige<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 57


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté<br />

Baskenland<br />

Leben des kleinen Ortes Sainte-Engrâce auf den Kopf<br />

stellen … Edouard-Alfred Martel war der Erste, der<br />

sich tief in die Eingeweide der pyrenäischen Berge<br />

vorwagte und dabei ein Netz unterirdischer Galerien,<br />

Siphons, Hallen und Flüsse entdeckte, wie es sich zur<br />

damaligen Zeit niemand vorstellen konnte. Kaum war<br />

der Speläologe wieder an der Erdoberfläche, verspürte<br />

er nur einen einzigen Wunsch: dieses Erlebnis mit<br />

anderen zu teilen. Nach nicht allzu langer Zeit kehrte<br />

er mit einer ganzen Reihe weltweit renommierter Höhlenforscher<br />

zurück. Sainte-Engrâce und die Gorges de<br />

Kakuetta wurden international bekannt. Alle drängten<br />

sich, die Schlucht zu erforschen. 1954 waren gerade<br />

einmal Galerien in einer Länge von fünf Kilometern<br />

begangen und erfasst, heute sind rund 370 Kilometer<br />

dieser Gänge kartografiert. Im Grunde genommen ist<br />

der ganze Bereich des Kalkmassivs Pierre Saint-Martin<br />

von einem unterirdischen Netz durchzogen, zu dem<br />

beispielsweise die Grotte de la Verna gehört, die ebenfalls<br />

auf dem Gebiet von Sainte-Engrâce liegt und zu<br />

den zehn größten unterirdischen Hallen der Welt zählt.<br />

In einer der nächsten Ausgaben werden wir auf sie noch<br />

zurückkommen, zunächst lassen wir uns jedoch von<br />

den Gorges de Kakuetta verzaubern …<br />

Ein umwerfendes Naturschauspiel<br />

Bei der Erkundung der Gorges de Kakuetta gibt<br />

es wahrhaft genug Dinge, die uns in ihren Bann ziehen.<br />

Die Schönheit der Schlucht, die seit 1966 für die<br />

Öffentlichkeit zugänglich ist und von der Gemeinde<br />

Sainte-Engrâce verwaltet wird, fesselt den Besucher<br />

vom ersten Moment an. Kaum hat man bei den sympathischen<br />

Mitarbeitern im Café La Cascade das Eintrittsticket<br />

gekauft, offenbart sich dem Auge auch schon<br />

ein erstaunlicher See mit türkis- und smaragdgrünem<br />

Wasser. Man spürt sofort, dass man sich an einem einmaligen<br />

Ort befindet und fühlt sich in eine andere Welt<br />

versetzt. In die Tropen beispielsweise. Es fehlen nur die<br />

Palmen. Und das ist gar nichts im Vergleich zu dem,<br />

was noch folgt. Der Weg führt zunächst aufwärts. Das<br />

geht in die Beine. Doch es lohnt sich durchzuhalten,<br />

und der Aufstieg dauert letztendlich nicht sehr lange.<br />

Schnell wird der Pfad eben und ein angenehmer Spaziergang<br />

führt rund 800 Meter am Fluss Kakuetta entlang.<br />

Das Wasser hat wieder seine gewohnte Farbe, und<br />

auch die Berglandschaft sieht nicht anders als andere<br />

Berglandschaften aus. Am Ende dieser langen Gerade<br />

erweist sich dann ein Tunnel als das Tor in eine faszinierende<br />

Welt. Kaum hat man ihn durchquert, bietet<br />

sich ein beeindruckendes Bild. Genau so stellt man<br />

sich Amazonien vor. Im Übrigen werden die Gorges<br />

de Kakuetta als « Klein-Amazonien im Baskenland »<br />

bezeichnet. Man befindet sich nun ganz unerwartet<br />

am Eingang in eine schwindelerregende Schlucht,<br />

zu Füßen beeindruckender Wände mit Pflanzen.<br />

58 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


UNTERWEGS IN FRANKREICH Baskenland<br />

60 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Angesichts einer konstant hohen Luftfeuchtigkeit, nur<br />

geringer Temperaturschwankungen im Tagesverlauf und<br />

einem schwachen Lichteinfall, ist ein wahres Paradies für<br />

Moose, Farne und Flechten entstanden. Wissenschaftlichen<br />

Ausführungen zufolge sollen hier 45 % aller in<br />

Frankreich vorkommenden Flechten wachsen. Vier dieser<br />

Spezies soll es sogar nirgendwo anders geben! Von diesem<br />

Punkt aus führt der Weg rund einen Kilometer am<br />

Fluss entlang durch die Schlucht. Die Gemeinde hat mit<br />

viel Aufwand imposante und solide Stege aus Holz und<br />

Stahl konstruieren lassen, sodass die Begehung keine<br />

besondere Schwierigkeit darstellt. Um die Sicherheit der<br />

Besucher zu garantieren, befinden sich die Stege ausreichend<br />

hoch oberhalb des Wassers. Während der letzten<br />

außergewöhnlichen Überschwemmung, am 16. Juni 1992,<br />

stieg der Wasserpegel innerhalb nur weniger Minuten bis<br />

auf eine Höhe von acht Metern an und zerstörte die ursprünglichen<br />

Einrichtungen völlig. Heute ist alles optimal<br />

gesichert, sodass kein Risiko besteht.<br />

Raubvögel über den Köpfen<br />

Am Eingang der Schlucht sind die beiden Wände des<br />

Felseinschnitts nur wenige Meter voneinander entfernt.<br />

Dank des Steges bewegt man sich jedoch mühelos durch<br />

diesen engen Raum mit seiner üppigen Vegetation. Die<br />

Schlucht wird allmählich breiter, sodass mehr Licht nach<br />

unten dringt. Will man den Himmel sehen, muss man jedoch<br />

weit nach oben blicken, denn die vom Wasser glänzenden<br />

Felswände ragen bis in eine Höhe von 350 Metern.<br />

Der Anblick ist der Mühe wert: Immer wieder schweben<br />

Raubvögel – Adler und Geier –, die in Gesteinshöhlen<br />

nisten, durch die Schlucht. Je weiter man in diese, in das<br />

Kalkgestein hineingeschnittene Kluft vordringt, desto<br />

mehr kleine Wasserfälle sprudeln links und rechts des<br />

Weges. Speläologen haben inzwischen herausgefunden,<br />

dass die Niederschläge, die auf dem Plateau de la Pierre-<br />

Saint-Martin fallen, im Boden versickern und in einem<br />

komplexen System unterirdischer Flüsse landen, von<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 61


UNTERWEGS IN FRANKREICH Baskenland<br />

62 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Montalivet<br />

denen 80 % in den Gorges de<br />

Kakuetta zum Vorschein kommen.<br />

Daher rührt auch die unglaublich<br />

hohe Luftfeuchtigkeit.<br />

Der imposanteste dieser Wasserfälle<br />

befindet sich am Ende der<br />

Strecke, direkt vor der Grotte aux<br />

Lacs, wo man umdrehen muss,<br />

um auf demselben Weg wieder<br />

den Ausgangspunkt zu erreichen.<br />

Diese Kaskade quillt in 20 Metern<br />

Höhe aus dem Felsgestein<br />

hervor und ergießt sich vor den<br />

erstaunten Besuchern, die das<br />

Spektakel fasziniert betrachten.<br />

Auf einem kleinen Pfad gelangt<br />

man trockenen Fußes hinter die<br />

Wasserwand. Die Erfahrung ist<br />

denkwürdig und alle Anstrengung<br />

wert! Für die Anstrengung<br />

entschädigt wird man auch,<br />

wenn man nach der Rückkehr im<br />

Café La Cascade auf der schönen<br />

Terrasse sitzt, um sich mit einem<br />

Sandwich mit gutem regionalen<br />

Schinken zu stärken und dazu<br />

ein Glas baskischen Cidre – eine<br />

lokale Spezialität – zu trinken.<br />

Auf diese Weise kommt man<br />

wieder zu Kräften und bekommt<br />

Lust, die Entdeckungsreise im<br />

Baskenland fortzusetzen, denn<br />

offensichtlich kann diese Region<br />

mit einigen Naturspektakeln aufwarten!<br />

Wenn Sie mehr über die Gorges de<br />

Kakuetta erfahren möchten, empfehlen<br />

wir Ihnen dieses Buch, das unter<br />

anderem im Café La Cascade erhältlich<br />

ist: Kakuetta, Haute-Soule, von Nathalie<br />

Dupuy und Marie-Hélène Martens,<br />

Éditions Association Terre Être, 120<br />

Seiten, ISBN 979-10-95104-00-1<br />

Lesetipps & Reiseinfos<br />

Sainte-Engrâce …<br />

… Berlin 1882 km … Hamburg 1<strong>72</strong>3 km<br />

… Köln 1317 km … Frankfurt 1404 km<br />

… München 1493 km … Wien 1914 km<br />

… Zürich 1189 km … Paris 832 km<br />

… Toulouse 269 km … Pau 76 km<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der aus dem<br />

deutschsprachigen Raum direkt angeflogen<br />

wird, ist Biarritz-Pays Basque (120 km).<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof befindet<br />

sich in Pau (77 km).<br />

Les Gorges de Kakuetta<br />

64560 Sainte-Engrâce<br />

Telefon: +33 (0)5 59 28 60 83<br />

Um zur Schlucht zu gelangen, nimmt man<br />

am Ortsausgang von Sainte-Engrâce die<br />

Departementsstraße 113. Kostenlose<br />

Parkplätze.<br />

www.sainte-engrace.com<br />

15. März bis 15. November: täglich von 8 Uhr<br />

bis zum Einbruch der Dunkelheit.<br />

Erwachsene 6 €, ermäßigt 4,50 €. Kinder bis<br />

7 Jahre haben freien Eintritt.<br />

Die Tickets sind in der Bar La Cascade am<br />

Eingang erhältlich.<br />

Für den Besuch der Schlucht muss man<br />

nicht unbedingt ein erfahrener Wanderer<br />

sein. Allerdings ist der Boden durch das<br />

Wasser und die Luftfeuchtigkeit in der<br />

Schlucht oft rutschig, und einige Stellen<br />

erfordern eine gute Trittsicherheit. Daher sind<br />

Wanderschuhe oder zumindest feste Schuhe<br />

mit griffigen Sohlen empfehlenswert.<br />

In der Schlucht ist es selbst im Sommer kühl.<br />

Nehmen Sie daher etwas zum Überziehen<br />

mit.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 32 digital<br />

für Computer und Tablet<br />

erhältlich):<br />

Saint-Jean-Pied-de-Port, ein<br />

baskisches Schmuckstück<br />

(61 km entfernt)<br />

Früher war die Lage<br />

von Saint-Jean-Piedde-Port<br />

im Herzen des<br />

Baskenlandes, keine<br />

sieben Kilometer von<br />

der spanischen Grenze<br />

entfernt, von strategischer Bedeutung. Heute<br />

dösen die Schafe im Schatten der Stadtmauer<br />

und die Zitadelle hat ihre militärische Wichtigkeit<br />

längst verloren. Für den Tourismus ist das Dorf aber<br />

unverändert attraktiv. Besucher kommen gerne zu<br />

den traditionellen Festen. Außerdem gibt es einen<br />

ständigen Strom von Pilgern auf dem Weg nach<br />

Santiago de Compostela, denn in Saint-Jean-Piedde-Port<br />

vereinen sich die verschiedenen Varianten<br />

des Jakobsweges auf französischem Gebiet, bevor<br />

es über die Pyrenäen geht.<br />

Hossegor<br />

Biarritz<br />

Cap-Ferret<br />

Mimizan<br />

Sare<br />

Pamplona<br />

Bayonne<br />

E5-E70/A63<br />

Spanien<br />

France<br />

A64/E80<br />

E5/A10<br />

A52/E<strong>72</strong><br />

Pau<br />

Bordeaux<br />

Sainte-Engrâce<br />

Wenn Sie die Landschaft genießen und<br />

gegebenenfalls Fotos machen wollen, sollten<br />

Sie für den Hinweg knapp 2 Stunden und für<br />

den Rückweg 1-1,25 Stunden einplanen.<br />

Hunde sind zugelassen, müssen aber an der<br />

Leine geführt werden.<br />

Baden ist nicht gestattet.<br />

Hinweis: Der Zugang mit Kinderwagen ist<br />

nicht möglich. In der Bar La Cascade kann<br />

man jedoch eine Kindertrage (für Kinder bis<br />

max. 22 kg) ausleihen. Es ist ratsam, diese<br />

vorab über die Website zu reservieren. Der<br />

Zugang für Menschen mit eingeschränkter<br />

Mobilität ist aufgrund der Gegebenheiten in<br />

der Schlucht leider nicht möglich.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 71:<br />

Château d’Abbadia,<br />

eine Inspiration für den<br />

Wiederaufbau von Notre-Dame ?<br />

(141 km entfernt)<br />

Château d’Abbadia<br />

versetzt den Besucher<br />

durch seinen<br />

völlig untypischen<br />

neugotischen Stil<br />

und die orientalische<br />

Innenausstattung in<br />

Erstaunen. Das Schloss wurde vom Architekten<br />

Viollet-le-Duc erbaut, der unter anderem die<br />

im April <strong>2019</strong> während des tragischen Brandes<br />

eingestürzte Turmspitze der Kathedrale Notre-<br />

Dame errichtete und dessen Restaurierungen<br />

von französischen Kulturgütern oft Polemik<br />

hervorriefen.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN<br />

FINDEN SIE AUF SEITE 86.<br />

a<br />

Péri<br />

A89<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 63


UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire<br />

Richelieu:<br />

« das schönste Dorf<br />

des Universums! »<br />

Verglichen mit dem architektonischen Wahnsinn einiger Schlösser der Loire,<br />

ist man bei der Stadt Richelieu (Indre-et-Loire), die zwischen Tours und Poitiers<br />

liegt, über ihre Strenge erstaunt. Kardinal Richelieu (1585-1642) wollte<br />

mit einer « idealen Stadt », die « grandios und unvergleichlich » sein und<br />

nach ihm benannt werden sollte, seine Macht stärken. Richelieu ist in ihrer<br />

Art tatsächlich einzigartig und offenbart eine für das 17. Jahrhundert äußerst<br />

neuartige urbane Struktur. Sie fügt sich in ein ausgedehntes Viereck<br />

mit einer Größe von circa 700 mal 500 Metern ein, wurde auf einem praktisch<br />

unbebauten Grundstück gebaut, ist von Befestigungsmauern und<br />

Wassergräben umgeben und ihre geradlinigen, mit Brunnen geschmückten<br />

Straßen kreuzen sich in rechten Winkeln, was in der damaligen Zeit<br />

eine Innovation war. Es ist im Prinzip eine der ersten « modernen<br />

Städte » Frankreichs. Ihre urbane Struktur stellt an internationalen<br />

Architekturhochschulen nach wie vor eine Referenz dar.<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 65


UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire<br />

Das schönste Dorf des Universums! » Dieses nicht<br />

gerade zurückhaltende Kompliment machte der<br />

« Dichter Jean de la Fontaine (1621-1695) der Stadt<br />

Richelieu, nachdem er sie besucht hatte. Seine Aussage erscheint<br />

zwar etwas übertrieben, man muss sie jedoch im<br />

Kontext der Epoche sehen. Im 17. Jahrhundert waren die<br />

Städte des Königreichs Frankreich alle nach demselben,<br />

aus der Antike stammenden Modell gegliedert: Wohngebäude<br />

und Geschäfte waren um ein einziges Zentrum –<br />

das Forum – herum angeordnet; meist war dies eine Kirche.<br />

Die Straßen bestanden aus gestampftem Lehmboden,<br />

Wasser war nur selten vorhanden, in aller Regel musste<br />

man es außerhalb des Ortes aus tiefen, schlecht zugänglichen<br />

Brunnen holen. Die hygienischen Bedingungen waren<br />

rudimentär, und da es kein durchdachtes Abflusssystem<br />

gab, stank es oft bestialisch. Dies war auch der Grund,<br />

weshalb sich im Mittelalter Epidemien immer rasend<br />

schnell ausbreiteten. Die französische Stadt des 17. Jahrhunderts<br />

war also mehrheitlich ein der Gesundheit unzuträglicher<br />

Ort, der die Menschen nicht gerade zum Träumen<br />

verleitete. Insofern ist nachvollziehbar, dass La Fontaine<br />

bei der Entdeckung von Richelieu, einer Stadt, die<br />

sich durch ihre Modernität von anderen urbanen Ansiedelungen<br />

deutlich abhob, überrascht war und in Entzücken<br />

geriet.<br />

Ein außergewöhnliches Städtebauprojekt<br />

Richelieu ist ein außergewöhnliches Städtebauprojekt,<br />

das von einem ebenso außergewöhnlichen Kopf entwickelt<br />

wurde, nämlich von Kardinal Richelieu. Dieser<br />

Mann mit sehr hohen Ansprüchen und einem manchmal<br />

schwierigen Charakter modernisierte die Organisation der<br />

Staatsgewalt und die Art, das Land zu regieren. Richelieu<br />

war nicht nur ein Kirchenmann, sondern auch ein Staatsmann<br />

und in dieser Funktion der wichtigste Minister<br />

unter Ludwig XIII. (1601-1643), eine Art Pendant zum<br />

heutigen Premierminister. Wie so viele andere seiner politischen<br />

Zeitgenossen hatte auch er den Hang dazu, seine<br />

Macht unter Beweis zu stellen. Doch er war in gewisser<br />

Weise ehrgeiziger als andere und wollte eine « neuartige<br />

Stadt » schaffen, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen<br />

sollte: Richelieu, « seine » Stadt. In gleicher Weise wie<br />

der Herzog von Sully (1549-1651) Stadt Henrichemont<br />

(Cher) erbauen ließ und der Herzog von Nevers (1580-<br />

1637) Charleville-Mezières (Ardennen) begründete, kam<br />

Kardinal Richelieu auf die Idee, eine Stadt aus der Erde<br />

zu stampfen, die seine Handschrift trug, die ihm gerecht<br />

werden sollte.<br />

Der Kardinal besaß dafür bereits ein Grundstück<br />

sowie ein Schloss, das er von seinen Vorfahren geerbt<br />

und in dem er einen Teil seiner Jugend verbracht hatte.<br />

Es war durchaus im Rahmen des Möglichen, den Bau zu<br />

erweitern und auf dem angrenzenden Land die zukünftige<br />

« neue Stadt » zu bauen. Die Mittel dazu waren vorhanden.<br />

Der Kardinal bezog sowohl von der Kirche als auch vom<br />

Staat Einnahmen, war darüber hinaus ein guter Investor<br />

und verwaltete ein beträchtliches Immobilienvermögen,<br />

bestehend aus mehreren herrschaftlichen Häusern und<br />

Schlössern in Paris und der Provinz. Am Ende seines Lebens<br />

betrug sein Vermögen schätzungsweise 22,4 Millionen<br />

Pfund, ein erheblicher Betrag für die damalige Zeit.<br />

Richelieu begann also, auf dem jungfräulichen Boden<br />

rund um das Familienschloss die neue Ansiedelung<br />

zu konstruieren. Nach seinen Vorstellungen war das die<br />

Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung seines<br />

Projektes einer idealen Stadt: Sie durfte nicht auf einem<br />

bereits existierenden Fundament errichtet werden, sondern<br />

musste aus dem Nichts entstehen. Es war im Übrigen<br />

ein Leichtes, den König davon zu überzeugen, ihm die<br />

Genehmigung für die Umsetzung seiner Pläne zu erteilen.<br />

Ludwig XIII. hatte vollstes Vertrauen in Richelieu<br />

und dieser wusste sich in jeder Situation überzeugend zu<br />

geben, auch auf die Gefahr hin, die Wahrheit ab und zu<br />

etwas « zurechtrücken » zu müssen: Der seriöse Kardinal<br />

hatte nicht davor zurückgeschreckt, sogar den Papst zu<br />

belügen, indem er einen Taufschein fälschte, mit dem<br />

er sich zwei Jahre älter machte, damit er Bischof werden<br />

konnte. Ein kleines « Arrangement », das der Papst, als er<br />

in der Folge die Wahrheit erfuhr, ihm im Übrigen verzieh<br />

… Ludwig XIII. erteilte also am 21. Mai 1631 dem<br />

Kardinal die Genehmigung, ein « mit Befestigungsmauern<br />

und Gräben umgebenes Städtchen » zu errichten. Damit<br />

sprach er Richelieu gewissermaßen seine Dankbarkeit<br />

und Anerkennung für die zahlreichen Dienste aus.<br />

Ein « Marketingcoup »<br />

Jetzt wurde es ernst. Als gewitzter Investor wusste<br />

Richelieu, dass eine Stadt nichts ohne ihre Bewohner ist.<br />

Daher wollte er schnell Lust darauf machen, in das Projekt<br />

zu investieren, um dann dort zu wohnen. Er stellte den zukünftigen<br />

Einwohnern zahlreiche Privilegien in Aussicht,<br />

zum Beispiel ein kostenloses Grundstück, sofern man sich<br />

verpflichtete, es zu bebauen, oder die Schaffung zahlreicher<br />

Messen und Märkte, da solche Veranstaltungen zur<br />

damaligen Zeit sehr gefragt waren. Der Erfolg stellte sich<br />

sogleich ein, zumal die Möglichkeit, die Erwartungen des<br />

Kardinals zu erfüllen, für viele reiche Investoren damals<br />

ein praktisches Mittel war, mit diesem in Kontakt zu kommen.<br />

Richelieu wusste das nur zu genau und er nutzte es<br />

aus. Indem er sein öffentliches Image in den Dienst seines<br />

Immobilienprojektes und seiner politischen Ambitionen<br />

stellte, gelang ihm ein gewaltiger « Marketingcoup ».<br />

Hat man eines der Eingangstore in die befestigte Stadt Richelieu durchquert, entdeckt man eine für die damalige Zeit äußerst moderne Gliederung<br />

mit ganz geraden Straßen. Im Park, der sich außerhalb der Befestigungsanlagen befindet, gibt es unter anderem einen schönen Rosengarten.<br />

66 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 67


68 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong><br />

Innerhalb weniger Monate wurden 2000 Arbeiter dienstverpflichtet<br />

und die Arbeiten konnten noch 1631 beginnen. Sie<br />

schritten schnell voran, der Bau der Stadt dauerte insgesamt nur<br />

neun Jahre. 1638 waren die Straßen bereits trassiert, die meisten<br />

Häuser errichtet, Kirche, Justizpalast und Markthalle fertiggestellt.<br />

Mit der Leitung dieser immensen Arbeiten hatte Richelieu<br />

den Pariser Architekten Jacques Lemercier (1585-1654) beauftragt.<br />

Dieser war unter anderem dafür bekannt geworden, dass<br />

er ab 1624 an der Erweiterung des Louvre beteiligt war. Er hatte<br />

den im 16. Jahrhundert geschaffenen Cour carrée umgestaltet und<br />

mit zwei Flügeln erweitert. Lemercier erwies sich den hohen<br />

Erwartungen des Kardinals würdig, wobei Richelieu trotz allem<br />

regelmäßig persönlich auf der Baustelle erschien. Seine Stadt<br />

sollte schließlich um alles in der Welt seiner Vorstellung von Innovation<br />

entsprechen.<br />

Um Richelieu ein einzigartiges Aussehen zu verleihen, hatte<br />

sich der Kardinal eine erste Besonderheit ausgedacht: Im Gegensatz<br />

zu den städteplanerischen Gewohnheiten sollte die Stadt<br />

nicht nur ein Zentrum besitzen, sondern gleich zwei. Zwei Plätze<br />

strukturieren den rechteckigen und ganz von Mauern eingefassten<br />

Grundriss auf neuartige Weise: Place Royale und Place Cardinale<br />

(heute Place du Marché und Place des Religieuses). Beide haben<br />

denselben Stellenwert und symbolisieren die beiden Fundamente<br />

der politischen Macht im Frankreich der damaligen Zeit: die<br />

königliche – verkörpert durch Ludwig XIII. – und die kirchliche<br />

– verkörpert durch den Kardinal. Auf diese Weise ehrte Richelieu<br />

den König auf städteplanerischem Weg, ohne dabei sich<br />

selbst zu vergessen … So etwas nennt sich große politische Kunst<br />

und Diplomatie! Als ausgefuchster Stratege vergaß der Kardinal<br />

jedoch auch nicht ein wichtiges Detail: Die beiden Plätze sind<br />

zwar genau gleich groß, der Place Royale liegt allerdings näher<br />

beim Schloss und dort befand sich zudem mit der Kirche, dem


Rathaus und den Halles das neuralgische Zentrum. Auf<br />

dem Place Cardinale am anderen Ende des Ortes ging es<br />

dagegen wesentlich ruhiger zu … Auch auf diese Weise<br />

wusste Richelieu seinen König zu würdigen.<br />

Eine neuartige architektonische Strenge<br />

Ein weiteres Merkmal, das von der Neuartigkeit und<br />

Modernität des Projektes zeugt, ist der absolut einheitliche<br />

und symmetrische Stadtplan. Das Bild hat nichts mit<br />

den mittelalterlichen Städten von damals zu tun. Richelieu<br />

präsentiert sich mit einem ganz neuartigen Konzept,<br />

als ungewöhnlich streng durchdachter Ort, der äußerst<br />

präzisen geometrischen und mathematischen Vorgaben<br />

entsprach. Abgesehen von der Höhe der Gebäude hat<br />

man in den sich rechtwinklig kreuzenden Straßen von<br />

Richelieu fast das Gefühl, in Manhattan zu sein. Wie in<br />

dem berühmten Stadtteil von New York ist alles genau<br />

geplant, eingeteilt und umgesetzt, um Fortbewegung und<br />

Orientierung zu vereinfachen und mit den verschiedenen<br />

Perspektiven zu spielen. Noch heute ist man von dieser<br />

Modernität verblüfft.<br />

Der Höhepunkt dieser unerwarteten urbanen Gliederung<br />

ist die Grand-Rue, welche die Stadt durchquert und<br />

die beiden Plätze verbindet. Richelieu ließ diese majestätische,<br />

zentrale Achse für die damalige Epoche außergewöhnlich<br />

ausladend anlegen. Sie ist 12 Meter breit und<br />

von 28 Stadtpalais gesäumt, die alle denselben Grundriss<br />

und identische, jeweils 20 Meter lange Fassaden besitzen.<br />

Der Gesamteindruck fasziniert durch seine Strenge und<br />

vermittelt heute noch das Gefühl einer erstaunlichen Einheit.<br />

Im Bestreben, sein Ziel zu erreichen stellte Richelieu<br />

in diesem Punkt ebenfalls seine Findigkeit unter Beweis:<br />

Um die Besitzer der Häuser entlang der wichtigsten Verkehrsader<br />

dazu zu bringen, diese auf ihre Kosten zu bauen,<br />

schenkte Richelieu ihnen das Grundstück. Voraussetzung<br />

war, dass sie die Pläne strikt einhalten und damit das einheitliche<br />

Bild der Straße gewährleisten. Auf diese Weise<br />

sicherte er sich ihre Unterstützung für sein Vorhaben zu.<br />

Es ist heute noch faszinierend, sich hinter die schweren<br />

hölzernen Eingangsportale dieser Häuser vorzuwagen.<br />

Einige sind öffentlich zugänglich und beherbergen Geschäfte<br />

(unter anderem ein Antiquitätengeschäft) oder den<br />

Espace Richelieu, ein interessantes Museum über das Leben<br />

und die Persönlichkeit des Kardinals. Hinter den Toren<br />

entdeckt man oft erstaunliche Innenhöfe und Gärten, die<br />

im Kontrast zur Strenge der äußeren Fassaden stehen. Als<br />

ob die Besitzer sich durch eine intime Atmosphäre im<br />

Inneren den Vorstellungen Richelieus und seines Architekten<br />

entziehen wollten.<br />

Bei einem Bummel durch Richelieu ist man unweigerlich<br />

von der Markthalle mit ihrem riesigen Dachstuhl<br />

aus Kastanien- und Eichenholz auf dem Place du Marché<br />

beeindruckt. Dort finden nach wie vor sehr lebendige<br />

Märkte mit regionalen Produkten statt, die das Herz<br />

jedes Feinschmeckers höherschlagen lassen: Trüffel (die<br />

Region galt in dieser Beziehung lange Zeit als eine der<br />

wichtigsten in Frankreich), Spargel oder auch berühmte<br />

Loireweine wie der Chinon. Gegenüber der Markthalle<br />

erstaunt eine im Barockstil erbaute Kirche durch ihren<br />

für eine so kleine Gemeinde ungewöhnlich reichhaltigen<br />

Schmuck. Es ist offensichtlich, dass der Kardinal ihr ei-<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 69


UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire<br />

Vorherige Doppelseite: Der Place du Marché mit Kirche und überdachter Markthalle wurde als neuralgisches Zentrum der Stadt konzipiert. Im Rathaus befindet sich<br />

das Musée de Richelieu. In der Ausstellung kann man sich über den Stellenwert des Schlosses von Richelieu bewusst werden, das heute nicht mehr existiert.<br />

Oben: Die Grand-Rue mit den herrschaftlichen Stadthäusern, deren identische und strenge Fassaden einige<br />

Überraschungen verbergen, beispielsweise den Espace Richelieu in der Nummer 28.<br />

nen besonderen Stellenwert zuweisen wollte. Im Inneren<br />

des daneben liegenden Rathauses gibt es ein kleines Museum,<br />

in dem man sich einen Überblick über die ganze<br />

Dimension der von Richelieu geplanten Stadt verschaffen<br />

kann, vor allem über eines ihrer zentralen Elemente, das<br />

allerdings inzwischen nicht mehr existiert: das grandiose<br />

Schloss. Es stand an dem Ort, an dem sich heute der Park<br />

befindet, der im Übrigen ebenfalls sehenswert ist.<br />

Die Überreste eines<br />

außergewöhnlichen Schlosses<br />

Der beeindruckende Bau war das Ergebnis der Erweiterung<br />

des bereits vorhandenen Schlosses von Richelieus<br />

Vorfahren. Jean de la Fontaine sagte darüber, dass es<br />

« über eine Schönheit, eine Pracht, eine Größe verfügt,<br />

die seines Erbauers würdig sind ». Offensichtlich geizte<br />

der Dichter auch hier nicht mit Komplimenten. Sicher,<br />

man kann darin eine gewisse Form von Schmeichelei oder<br />

sogar von Liebedienerei gegenüber dem Kardinal sehen.<br />

Vielleicht war es aber auch die Wahrheit: Geschichtlichen<br />

Überlieferungen, Plänen und Gemälden zufolge, die man<br />

zusammentragen konnte, scheinen das Schloss und seine<br />

Gärten wirklich herausragend gewesen zu sein. Gewissermaßen<br />

die Krönung der « idealen Stadt » Richelieus.<br />

Dieser große Sammler lagerte im Übrigen an diesem<br />

einzigartigen Ort seine zahlreichen Kunstwerke aus ganz<br />

Europa. Das Schloss mit seinen beeindruckenden Dimensionen<br />

war ein fester Bestandteil der Projektplanung, da es<br />

eine Fluchtlinie für das Auge darstellte und so die perfekte<br />

Symmetrie der Straßen ergänzte. Das Gebäude war mit<br />

einem ausgedehnten, 480 Hektar großen und vollkommen<br />

abgeschlossenen Park umgeben, in dem zahlreiche Kanäle<br />

und Bassins für Frische sorgten. Gespeist wurden diese<br />

über ein modernes hydraulisches System und ein knapp<br />

fünf Kilometer langes Leitungsnetz mit dem Wasser des<br />

Flusses Mable. Nach dem Tod des Kardinals im Jahr 1642<br />

blieb das Schloss zunächst im Besitz der Familie. Ein Urgroßneffe,<br />

Louis François Armand de Vignerot du Plessis<br />

de Richelieu (1696-1788), ließ es im 18. Jahrhundert restaurieren<br />

und modernisieren. 1805 kaufte es jedoch ein<br />

skrupelloser Spekulant für 153 700 alte Francs und verkaufte<br />

es Stein für Stein. So wurde das Schloss von Richelieu<br />

nach und nach « abgetragen », und heute existieren nur<br />

noch einige Überreste: eine der Kuppeln der ehemaligen<br />

Reithalle, die Orangerie, die Keller und der Verlauf der<br />

Kanäle. Ein trauriges Ende für diesen prestigeträchtigen<br />

Prachtbau …<br />

Die « neue Stadt » hingegen ist nach wie vor intakt. Richelieu<br />

wäre zweifellos stolz darauf festzustellen, dass sie<br />

weder etwas von ihrer Einmaligkeit noch von ihrer Modernität<br />

verloren hat. Bis heute trifft man nicht selten auf<br />

Architekten aus der ganzen Welt, die hierher kommen,<br />

um Fotos oder Skizzen zu machen. Mehr als drei Jahrhunderte<br />

nach ihrer Entstehung ist Richelieu immer noch<br />

eine Inspirationsquelle in Sachen Urbanismus. Wenn<br />

diese Stadt vermutlich nicht « das schönste Dorf des Universums<br />

» ist, so ist sie zumindest eines der inspirierendsten.<br />

Das ist nicht schlecht und würde dem Kardinal nicht<br />

missfallen!<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Les Sablesd’Olonne<br />

Cherbourg-<br />

Octeville<br />

Le A29/E44 Havre<br />

A131<br />

Honfleur<br />

Jumièges<br />

Saint-Lô<br />

N13<br />

Caen<br />

A13/E46<br />

A84/E401<br />

Ile de Sein<br />

Pointe<br />

Brest<br />

du Raz<br />

Reiseinfos & Lesetipps<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 70:<br />

Jacky Rouleau, der Gärtner<br />

der Nacht<br />

(49 km entfernt)<br />

Rund 20 Kilometer<br />

südwestlich von<br />

Saumur befindet<br />

sich einer der<br />

letzten Orte<br />

Frankreichs, an<br />

dem man noch auf<br />

althergebrachte<br />

und authentische<br />

Art die berühmten Champignons de Paris züchtet.<br />

Ein Besuch beim « Gärtner der Nacht » Jacky<br />

Roulleau.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 68:<br />

Doué-la-Fontaine, eine<br />

faszinierende Reise ins Land<br />

der Troglodyten<br />

(54 km entfernt)<br />

Das Tal der Loire<br />

ist weltweit für<br />

seine zahlreichen<br />

Schlösser bekannt.<br />

Doch zwischen<br />

Angers und Saumur<br />

besitzt es noch<br />

andere charakteristische Sehenswürdigkeiten, die<br />

zwar weniger bekannt, aber mindestens genauso<br />

faszinierend sind: ein unglaubliches, mehr als 1500<br />

Kilometer langes, unterirdisches Tunnelsystem mit<br />

Höhlen, Grotten und Stollen.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG<br />

DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN<br />

SIE AUF SEITE 86.<br />

Quimper<br />

Lannion<br />

N12/E50<br />

Saint-Brieuc<br />

N164<br />

D768<br />

N165/E60<br />

N24<br />

Richelieu …<br />

… Berlin 1346 km … Hamburg 1187 km<br />

Lorient<br />

… Köln 781 km … Frankfurt 868 km<br />

Vannes<br />

… München 1101 km … Wien 1532 km<br />

… Zürich 822 km N165/E60 … Paris 296 km<br />

Quiberon … Poitiers 54 km … Saumur 47 km<br />

Der nächstgelegene Flughafen, La Baule der aus dem<br />

deutschsprachigen Raum direkt angeflogen St. Nazaire<br />

wird, ist Nantes-Atlantique (173 km).<br />

Nantes<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof befindet<br />

sich in Châtellerault (30 km).<br />

Office de Tourisme de Richelieu<br />

Place du marché<br />

37120 Richelieu<br />

Telefon: +33 (0)2 47 58 13 62<br />

www.ville-richelieu.fr<br />

N12/E50<br />

Musée de Richelieu<br />

1, place du marché<br />

37120 Richelieu<br />

Das Museum befindet sich im ersten Stock<br />

des Rathauses.<br />

Öffnungszeiten: 6. April bis 30. September:<br />

täglich außer Dienstag, 10.00 – 12.00 Uhr<br />

und 14.00 – 18.00 Uhr.<br />

2. Januar bis 5. April und 1. Oktober<br />

bis 28. Dezember: Montag, Mittwoch,<br />

Donnerstag, Freitag 10.00 – 12.00 Uhr<br />

und 14.00 – 17.00 Uhr<br />

Eintritt: 3 €, Kinder unter 12 Jahren haben<br />

freien Eintritt.<br />

Saint-Malo<br />

Dinard<br />

N176/E401<br />

Espace Richelieu<br />

28, Grand-Rue<br />

37120 Richelieu<br />

Telefon: +33 (0)2 47 98 48 70<br />

Le Porge<br />

Öffnungszeiten: 6. April bis 30. September:<br />

täglich außer Dienstag, 10.00 – 12.00 Uhr Cap-Ferret<br />

Mont-Saint-Michel<br />

Rennes<br />

A84<br />

A83<br />

Avranches<br />

A11/E60<br />

Clisson<br />

A83<br />

N11/E601<br />

A87<br />

Cholet<br />

La RochelleE5/A10<br />

E602/A837<br />

Niort<br />

Alençon<br />

A28/E402<br />

A11/E501<br />

A28/E502<br />

A86/E60<br />

Saumur<br />

Le Mans<br />

Richelieu<br />

Châtellerault<br />

Poitiers<br />

und 14.00 – 18.00 Uhr.<br />

Eintritt: 4 €, Kinder unter 12 Jahren haben<br />

freien Eintritt. Angoulême<br />

Tipp: Es gibt ein günstigeres Kombiticket<br />

(6 €), das sowohl zum Eintritt in das Musée de<br />

Montalivet Richelieu als auch in den Espace Richelieu<br />

berechtigt.<br />

Tours<br />

Parc de Richelieu<br />

Périgueux<br />

1. April bis 30. September:<br />

A89/E70<br />

täglich 8.00 – 20.00 E5/A10 Uhr<br />

1. Oktober bis 31. März:<br />

täglich 9.00 – 18.00 Uhr.<br />

Bordeaux<br />

25. Dezember und 1. Januar geschlossen.<br />

Eintritt frei.<br />

A52/E<strong>72</strong><br />

A10/E5<br />

Souillac<br />

Dordog<br />

Mimizan<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 71<br />

E5-E70/A63


COUP DE CŒUR Occitanie<br />

L’Arbre blanc<br />

in Montpellier<br />

Für manche hat das Gebäude die Form eines riesigen Baumes, für andere die eines Kaktus.<br />

Oder ähnelt es vielleicht einem Kiefernzapfen mit geöffneten Schuppen? Eines ist auf jeden<br />

Fall sicher: L’Arbre blanc lässt niemanden unberührt. Es steht in Montpellier (Hérault), im<br />

Richter-Viertel, direkt am Fluss Lez, hat eine Höhe von stolzen 55 Metern und wurde im Juni<br />

dieses Jahres eingeweiht.<br />

2013 hatte die Stadt einen nicht alltäglichen internationalen Architekturwettbewerb lanciert,<br />

dessen Ziel es war, die zeitgenössische Architektur zu einem wichtigen Trumpf in Sachen Tourismus<br />

und Kulturerbe zu machen: Man schrieb dabei eine « prägende architektonische Leistung<br />

» aus, die in den Köpfen der Menschen haften bleiben und die Dynamik von Montpellier in<br />

diesem Bereich zum Ausdruck bringen sollte. Keine leichte Aufgabe!<br />

Im Pflichtenheft des Wettbewerbs gab es unter anderem eine Klausel, die vorsah, dass jedes<br />

Team aus mindestens einem « jungen Architekten » und einem « erfahrenen » Kollegen bestehen<br />

musste. Die Stadt suchte also bewusst die Verbindung zwischen einer aufstrebenden, ungestümen<br />

Generation und der Generation am Höhepunkt ihres Schaffens. Auf diese Weise konnte<br />

man geschickt junge Talente fördern und gleichzeitig von der Erfahrung und dem Ruf eines<br />

älteren Spezialisten profitieren.<br />

Den Zuschlag für die Realisierung dieses 17 Stockwerke hohen « Zylinders » bekam schließlich<br />

ein Team bestehend aus zwei jungen Architekten – Nicolas Laisné (Nicolas Laisné Architecte)<br />

und Manal Rachdi (OXO Architectes) – und einem der zurzeit beliebtesten japanischen<br />

Architekten, Sou Fujimoto. Sie kreierten ein Gebäude mit mehr als 100 (bereits verkauften)<br />

Wohnungen, einem modernen und puristischen Feinschmeckerrestaurant namens L’Arbre im<br />

Erdgeschoss sowie einer Kunstgalerie und einer Bar mit Panoramablick auf das Meer und den<br />

Pic Saint Loup in der letzten Etage.<br />

Die 193 Balkone und Terrassen – die teilweise durch eine Außentreppe verbunden sind –<br />

bestehen aus einem für den Süden typischen, strahlend weißen Stein, der die japanische Reinheit<br />

symbolisieren soll. Sie sind nicht nur eine Herausforderung für die Schwerkraft, sondern wurden<br />

unter ökologischen Gesichtspunkten bewusst so groß – bis maximal 7,50 auf 3,50 Meter – konzipiert,<br />

da sie jeweils als Sonnenschutz für die Etage darunter fungieren und so ausgedehntere<br />

Fensterflächen erlauben. Eine Art Hommage an<br />

die für diese Region typische Angewohnheit, « im<br />

Freien zu leben », denn in Montpellier ist man, wie<br />

im ganzen Süden des Landes, sehr nach außen orientiert,<br />

um von der Sonne zu profitieren.<br />

Eine erstaunliche Konstruktion und eine unerwartete<br />

Begegnung nicht nur zwischen zwei Architektengenerationen,<br />

sondern auch zwischen Japan<br />

und der Mittelmeerregion.<br />

Restaurant und Panoramabar L‘Arbre<br />

10, Parvis Oscar Niemeyer<br />

34000 Montpellier<br />

Telefon: +33 (0)4 34 76 96 96<br />

Restaurant geöffnet von Dienstag bis Samstag<br />

12.00 – 14.00 Uhr und 19.30 – 22.00 Uhr.<br />

Panoramabar geöffnet von Dienstag<br />

bis Samstag 19.00 – 1.00 Uhr.<br />

www.larbre-restaurant.fr<br />

<strong>72</strong> · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 73


FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />

MEDIEN IN FRANKREICH:<br />

Ist die Zeit für ein kritisches Hinterfragen gekommen?<br />

Es ist vermutlich eine der unerwartetsten Auswirkungen<br />

der jüngsten Gelbwesten-Bewegung in<br />

Frankreich: Die französischen Medien konstatieren<br />

seit mehreren Monaten, dass sie sich in einer<br />

noch nie da gewesenen Vertrauenskrise befinden.<br />

Der Prozess geht schleichend vonstatten, die Verdrossenheit<br />

nimmt langsam aber stetig zu, wie<br />

man es bisher nur gegenüber der politischen Klasse<br />

erlebte. Kürzlich wurde nun eine ausführliche<br />

Studie eines unabhängigen französischen Thinktanks,<br />

des Instituts Montaigne, in Zusammenarbeit<br />

mit dem Medienlabor der Pariser Hochschule für<br />

Politikwissenschaften und dem Center for Civic<br />

Media des Massachusetts Institute of Technology<br />

(MIT) veröffentlicht, die das mediale System in<br />

Frankreich kritisch beleuchtet. Obwohl die<br />

Schlussfolgerungen sehr aufschlussreich sind,<br />

wurden sie im Hexagon relativ « diskret » behandelt.<br />

Dennoch scheint es, als sei es für die französischen<br />

Medien höchste Zeit, sich einmal<br />

selbst infrage zu stellen …<br />

Die Welt der französischen Medien befindet<br />

sich zurzeit in einer eigenartigen<br />

Situation. Seit einigen Jahren<br />

scheinen sich die Redaktionen – egal ob<br />

Printmedien, Hörfunk, Fernsehen oder<br />

Onlinemedien – in einem ständigen<br />

Umbruch zu befinden. Es vergeht keine<br />

Woche, in der nicht Begriffe wie « Modernisierung<br />

», « Digitalisierung », « Zusammenlegung<br />

» oder « notwendige Synergien mit der<br />

digitalen Welt » zu hören oder zu lesen sind.<br />

Quasi alle Journalisten – egal wo sie arbeiten und<br />

wie groß ihr Team ist – geben heutzutage zu, dass sie<br />

das Gefühl haben, ständig in Bewegung zu sein, dass sie<br />

manchmal gezwungenermaßen eine neue Art des Journalismus<br />

« erfinden », eine neue Beziehung zur Information<br />

und zum Umgang mit ihr schaffen müssen. Manche finden<br />

diese Umstände großartig und begeistern sich dafür, alles –<br />

oder fast alles – neu erschaffen zu können, andere haben<br />

Mühe, damit umzugehen. Und doch sind sich alle einig:<br />

Der Beruf befindet sich mitten in einem Umbruch, es<br />

herrscht ein permanenter Druck zur Veränderung.<br />

Dennoch ist die Situation paradox: Trotz dieses Gefühls der<br />

Erneuerung, gab es in Frankreich noch niemals eine derartige<br />

Vertrauenskrise zwischen der öffentlichen Meinung und denjenigen,<br />

deren Auftrag es ist, mit Informationen zur Meinungsbildung<br />

beizutragen. Nie zuvor wurden Journalisten in<br />

dem Maße kritisiert, dass sie nicht in der Lage seien, ihren<br />

Umgang mit der Information differenziert zu beleuchten. Nie<br />

zuvor haben große Teile der Öffentlichkeit ihnen Unbeweglichkeit<br />

vorgeworfen. Die Diskrepanz ist offensichtlich …<br />

Einige Journalisten bringen zu ihrer Verteidigung vor,<br />

dass dieses Phänomen nichts Neues und im Übrigen nicht<br />

nur typisch für Frankreich sei. Das ist vom Grundsatz her<br />

nicht falsch, denn in zahlreichen anderen demokratischen<br />

Ländern der westlichen Welt konstatiert man heute dieselbe<br />

Krise. Und doch ist diese Erklärung angesichts der jüngsten<br />

Bewegung der Gilets jaunes wie eine Seifenblase geplatzt,<br />

da sie offensichtlich zu einfach und zu sehr berufsständisch<br />

motiviert ist, um der Sache wirklich gerecht zu werden.<br />

Durchleuchtet man heute die französischen Medien etwas<br />

genauer, dann hat man den Eindruck, dass sie sich bisher<br />

wohl in einem schützenden Kokon befunden haben, der<br />

nun im Begriff ist, sich aufzulösen. Als ob die französischen<br />

Journalisten, die daran gewöhnt waren, in ihrem eigenen<br />

Dunstkreis zu leben, sich nun plötzlich der Welt um sich<br />

herum und der immer lauter werdenden Stimme des Volkes<br />

stellen und sich selbst hinterfragen müssten.<br />

Man könnte meinen, dass diese Erwartung vor<br />

allem durch die Gilets jaunes geschürt worden sei.<br />

Dem ist jedoch nicht so, und das ist vermutlich<br />

der interessanteste Punkt in diesem<br />

Zusammenhang. Bereits vor<br />

dieser Bewegung haben mehrere<br />

Umfragen und Studien gezeigt,<br />

dass die öffentliche Meinung<br />

schon seit Langem diesen<br />

Standpunkt teilt. In dieser Beziehung<br />

haben die Gelbwesten<br />

absolut nichts Neues erfunden,<br />

allerdings haben sie dazu beigetragen,<br />

das Bewusstsein<br />

für die Problematik<br />

zu<br />

wecken.<br />

74 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Vor diesem Hintergrund ist nun in Frankreich eine sehr<br />

interessante Studie* erschienen. Sie wurde vom Institut<br />

Montaigne veröffentlicht, einer unbestritten seriösen und<br />

nicht gewinnorientierten Denkfabrik, die seit dem Jahr<br />

2000 Überlegungen und Empfehlungen für die staatliche<br />

Politik Frankreichs erarbeitet. Die Untersuchung basiert<br />

auf Arbeiten der Pariser Sciences-Po und des Massachusetts<br />

Institute of Technology (MIT), beides nicht minder<br />

seriöse Einrichtungen. Die Analyse sollte ermitteln, wie die<br />

Medien arbeiten und vor allem, auf welche Weise sich ihre<br />

Beziehungen untereinander manifestieren. Dafür wurden<br />

zwischen März 2018 und Februar <strong>2019</strong> rund 65 000 Artikel<br />

von insgesamt 420 Medien und Blogs in Frankreich dahingehend<br />

analysiert, wie sich diese Medien gegenseitig zitieren.<br />

Gezählt wurde ganz einfach, wie viele Links in jedem<br />

einzelnen Artikel zu anderen Medien führen.<br />

Das Ergebnis ist eindeutig: Den Urhebern der Untersuchung<br />

wurde schnell klar, dass die Medien im Hexagon<br />

auf einer vertikalen Achse – von oben nach unten – agieren,<br />

während dies beispielsweise in den Vereinigten Staaten auf<br />

einer horizontalen Achse – von links nach rechts innerhalb<br />

des politischen Systems – der Fall ist. Die französischen<br />

Medien, die hierbei « oben » stehen, sind die « historischen »<br />

Medien, die als « Referenz » gelten (Le Monde, Le Figaro,<br />

Les Echos, Libération, Le Point, Le Nouvel Observateur, TF1,<br />

France Télévisions, BFM TV, RTL …). « Unten » stehen dagegen<br />

die sogenannten « Randmedien », die sich sowohl in<br />

ihren ideologischen Positionen als auch in ihrer journalistischen<br />

Genauigkeit voneinander unterscheiden. Sie behaupten<br />

sich dadurch, dass sie den Gegenpol zur erstgenannten<br />

Gruppe bilden. Konkret zeigt die Studie auf, dass sich die<br />

« etablierten » Medien ausgiebig gegenseitig zitieren: Die<br />

Zeitungen dieser Kategorie haben 2889 Mal auf ein Medium<br />

ihrer Kategorie verwiesen, gegenüber nur 206 Verweisen auf<br />

ein « Randmedium ». Die « Randmedien » haben ihrerseits<br />

jedoch im selben Zeitraum die französische « Medienelite »<br />

mehr als 5000 Mal, also um ein Vielfaches häufiger zitiert.<br />

Dadurch wird deutlich, dass die französische Medienlandschaft<br />

auf seltsame Weise rund um eine Art zentrales<br />

« Herz » strukturiert ist, das aus den wichtigsten und bekanntesten<br />

Zeitungen, Websites, Radio- und Fernsehsendern besteht.<br />

Die französische<br />

Besonderheit besteht<br />

darin, dass dieses<br />

« Herz » sowohl<br />

Medien<br />

des linken als auch des rechten Spektrums umfasst (bei<br />

Zeitungen beispielsweise von der Libération bis zum Figaro<br />

reicht) und im Wesentlichen in einer abgeschlossenen Welt<br />

lebt. Innerhalb dieser Gruppe zitiert man sich also regelmäßig<br />

untereinander, ohne Neulingen in diesem Bereich<br />

Beachtung zu schenken. Aufgrund des Stellenwerts wird<br />

entschieden, welches die wichtigen gesellschaftlichen Themen<br />

sind und somit die hierarchische Gliederung der Informationen<br />

vorgeschrieben.<br />

Die sogenannten « Randmedien », die aktuell weniger<br />

bekannt sind, machen es sich dagegen zur Aufgabe, die von<br />

den klassischen Medien vernachlässigten Themen zu bearbeiten.<br />

Im Rahmen der Bewegung der Gilets jaunes wurde<br />

dies besonders gut deutlich, denn deren Forderungen wurden<br />

vorrangig von Medien « aus der zweiten Reihe » behandelt,<br />

am Anfang sogar im Wesentlichen nur von einigen zu<br />

diesem Zweck eingerichteten Facebook-Seiten. Diese « Neuen<br />

Medien » politisieren also in hohem Maße und gewinnen<br />

schnell an Publikum und Einfluss, da sie Informationserwartungen<br />

befriedigen, welche die « traditionellen » Medien<br />

vernachlässigen.<br />

Die französischen Medien befinden sich also heute in<br />

einer heiklen Situation: Da sie zu sehr unter sich geblieben<br />

sind, haben sich die « traditionellen » Medien selbst von der<br />

Realität um sich herum abgekapselt. Die Gesellschaft hält<br />

sich inzwischen nicht mehr zurück, den Finger in die Wunde<br />

zu legen, und wirft ihnen teilweise sogar vor, bestimmte<br />

Themen bewusst unter den Tisch zu kehren. Durch den<br />

Ausschluss bestimmter Diskussionen üben die « großen<br />

Medien » manchmal zwar auch eine gewisse Schutzfunktion<br />

aus, dennoch wissen sie nur zu gut, dass<br />

sie damit das Risiko eingehen, ihre Legitimität<br />

endgültig zu verlieren. Auf jeden Fall ist<br />

für die französischen Medien nun endgültig<br />

die Stunde für eine kritische<br />

Auseinandersetzung mit sich selbst<br />

gekommen …<br />

* Die Studie Media polarization « à la<br />

française »? Comparing the French<br />

and American ecosystems kann unter<br />

folgender Adresse (in englischer<br />

Sprache) heruntergeladen<br />

werden: www.institutmontaigne.<br />

org/publications/mediapolarization-la-francaise<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 75


FRANKREICH HEUTE Kultur<br />

Der Comic:<br />

ein eigenständiges<br />

Medium in<br />

Frankreich ( 2 / 3 )<br />

Inès Léraud und Pierre Van Hove:<br />

Algues vertes,<br />

l , histoire interdite<br />

Jedes Jahr von Mai bis September überschwemmen<br />

bei schönem Wetter Tonnen von Grünalgen die Strände<br />

der bretonischen Küste.<br />

Wenn Sie nicht eingesammelt werden, bilden die<br />

Grünalgen am Strand eine Schicht, die bis zu 1,50 m<br />

hoch werden kann.<br />

Sie zersetzen sich innerhalb von 48 Stunden.<br />

Mit einem Comic, bei dem investigative<br />

Journalisten und Zeichner<br />

zusammengearbeitet haben, setzen<br />

wir unsere Artikelreihe über<br />

dieses in Frankreich heute sehr<br />

erfolgreiche Medium fort. Algues<br />

vertes, l’histoire interdite behandelt<br />

auf dokumentierte und spannende<br />

Art das beunruhigende<br />

Phänomen der Grünalgen, die seit<br />

1971 regelmäßig die bretonische<br />

Küste heimsuchen. Diese Plage ist<br />

relativ unbekannt, hat aber teilweise<br />

dramatische Auswirkungen<br />

und kann tödlich sein. Dies erfüllt<br />

nicht nur die Menschen in der Region<br />

mit Sorge, sondern beunruhigt<br />

auch die höchste politische<br />

Ebene Frankreichs. Die Meinungen<br />

darüber sind allerdings gespalten.<br />

Die Tatsache, dass die klassischen<br />

Medien bisher nur wenig über<br />

Grünalgen recherchiert haben,<br />

zeigt, dass dieses Thema in gewisser<br />

Weise ungelegen kommt.<br />

Dass es nun ein Comic wagt, die<br />

Problematik aufzugreifen, beweist<br />

einmal mehr dessen Stärke …<br />

Die Auszüge aus dem Comic wurde mit Genehmigung des Verlags durch uns übersetzt.<br />

Über große Umweltskandale wird meist ein Mantel<br />

des Schweigens ausgebreitet, und dieses Schweigen<br />

kann dann oft nur mit Unterstützung der Medien<br />

gebrochen werden. Ein Beispiel dafür ist der Regisseur<br />

Steven Soderbergh, der im Jahr 2000 mit seinem Film Erin<br />

Brockovich eine solche Affäre ans Licht der Öffentlichkeit<br />

zerrte. Es ging dabei um den langen Kampf einer mutigen<br />

Frau (hervorragend durch Julia Roberts interpretiert), die<br />

die Verseuchung des Grundwassers im kalifornischen Hinkley<br />

anprangerte. Wie im Film, so zeigt sich auch in der<br />

Realität immer wieder, dass man versucht, Umweltverschmutzungen<br />

unter den Teppich zu kehren, dass diese abgestritten<br />

werden, bis zunächst Bürger, dann sogenannte<br />

« Whistleblower », Vereinigungen und Medien das Problem<br />

thematisieren und schließlich die Politiker dazu stehen<br />

müssen.<br />

76 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


In der Bretagne, die wir und viele unserer Leser<br />

so lieben, die so schön und friedlich erscheint, gibt es<br />

seit Anfang der 70er-Jahre ebenfalls ein schwerwiegendes<br />

Umweltproblem: Grünalgen. Vielleicht haben<br />

Sie schon davon gehört oder waren sogar selbst bereits<br />

Zeuge davon, wie jährlich zwischen Mai und Oktober<br />

einige Strände an der bretonischen Küste tonnenweise<br />

von Grünalgen überschwemmt werden. Eine in diesem<br />

Comic publik gemachte Untersuchung zeigt, dass<br />

seit 1997 insgesamt 140 Küstenabschnitte mindestens<br />

einmal von einem solchen grünen Teppich betroffen<br />

waren, 61 davon sogar wiederholt. Die Algen zersetzen<br />

sich innerhalb von rund 48 Stunden und werden<br />

an der Oberfläche weiß. Dem Anschein nach sind<br />

sie zwar unästhetisch, aber harmlos. In Wirklichkeit<br />

stellen sie jedoch eine echte Gefahr dar. Beim Verwesen<br />

entsteht das Gas Schwefelwasserstoff (H 2<br />

S), das,<br />

wenn es in konzentrierter Form eingeatmet wird –<br />

weil sich zum Beispiel unter einer meterhohen Algenschicht<br />

eine Gasblase gebildet hat –, in kürzester Zeit<br />

zum Tod führen kann. Laut dem Institut National de la<br />

Recherche Scientifique (INRS) tritt der Tod beim Menschen<br />

ab einer Konzentration von 1000 ppm innerhalb<br />

weniger Minuten ein. Seit 2009 wurden mehrere<br />

beunruhigende Todesfälle von Tieren (Hunde und<br />

Wildschweine) erfasst, deren Kadaver inmitten von<br />

Grünalgen lagen. Doch auch bei Menschen kam es<br />

bereits zu Gesundheitsbeschwerden und leider sogar<br />

zu Todesfällen: 1989 starb ein 26 Jahre alter Jogger,<br />

2009 und 2018 jeweils ein mit dem Abtransport der<br />

Grünalgen beauftragter Traktorfahrer. Insofern darf<br />

man nicht erstaunt sein, wenn man auch in diesem<br />

Sommer an einigen bretonischen Stränden ein schnelles<br />

Hin und Her von Traktoren beobachten kann, die<br />

die angeschwemmten Algen so rasch wie möglich<br />

einsammeln, damit sie sich nicht zersetzen und das<br />

Gas freisetzen können. Die Algen werden dann in den<br />

meisten Fällen umgehend verbrannt, das Problem ist<br />

auf diese Weise beseitigt und könnte nahezu unbemerkt<br />

bleiben …<br />

Dass dem nicht so ist, liegt daran, dass es Menschen<br />

gibt, die hartnäckig und mutig auf die Problematik<br />

aufmerksam machen. Genau davon handelt<br />

dieser Comic, der das Ergebnis einer dreijährigen Recherche<br />

vor Ort ist. Verblüfft und zugegebenermaßen<br />

anerkennend erfährt man, dass es ein paar Bretonen<br />

gibt, die sich aus Liebe zu ihrer Region weigerten, die<br />

extrem gefährliche Verschmutzung der Strände einfach<br />

zu akzeptieren. Anstatt sich mit der oberflächlichen<br />

Lösung des Problems, also mit dem Verbrennen<br />

der Grünalgen, abzufinden, wollten sie wissen, was die<br />

Ursache dafür ist, damit man das Übel an der Wurzel<br />

packen kann.<br />

Was man nun in diesem Comic erfährt, ist in<br />

mehrfacher Hinsicht unglaublich und jagt dem Leser<br />

teilweise kalte Schauer über den Rücken. Man<br />

Sie trocknen an der Oberfläche, werden weiß und<br />

vermischen sich mit dem Sand.<br />

Denn unten entwickelt sich durch<br />

die Verwesung ein ultragiftiges Gas,<br />

das sich in Blasen ansammelt.<br />

Es stinkt bekanntlich<br />

nach verfaulten Eiern.<br />

… und tötet genauso<br />

schnell wie Zyankali.<br />

So stellen sie eine<br />

perfekte Falle dar.<br />

Schwefelwasserstoff oder H2S.<br />

In großer Menge freigesetzt,<br />

betäubt es den Geruchsnerv, wird<br />

dadurch nicht erkannt, lähmt<br />

Nervensystem und Atemwege …<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 77


FRANKREICH HEUTE Kultur<br />

Noch nie war das<br />

Problem der Grünalgen<br />

so aktuell wie heute<br />

Während der Arbeit an dieser Ausgabe von<br />

Frankreich erleben machten die Grünalgen<br />

leider wieder auf tragische Weise in der<br />

Bretagne von sich reden. Anfang Juli kam<br />

ein 18-jähriger Austernzüchter in der Baie<br />

de Morlaix (Finistère) ganz plötzlich ums<br />

Leben. Sein Leichnam wurde an einem Ort<br />

gefunden, an dem ein ungewöhnlich hohes<br />

Aufkommen an Grünalgen zu verzeichnen war.<br />

Die Staatsanwaltschaft ordnete die Obduktion<br />

der Leiche an, um die genaue Todesursache<br />

zu klären. Gleichzeitig gab es Mitte Juli in der<br />

Bucht von Saint-Brieuc (Côtes-d’Armor) zu<br />

einem ungewöhnlich frühen Zeitpunkt so viele<br />

Grünalgen wie noch nie. Die Folge: Die Fabrik<br />

zur Wiederverwertung organischer Abfälle in<br />

Lantic, in der die eingesammelten Algen dieser<br />

Gegend verarbeitet werden, wird der Menge<br />

nicht Herr, zumal die Algen anscheinend beim<br />

Einsammeln schlecht ausgewrungen wurden,<br />

was die Verarbeitung erschwert. Laut der<br />

Zeitung Les Echos vom 14. Juli <strong>2019</strong>, musste<br />

« der Betrieb früher als üblich innerhalb einiger<br />

Wochen mehr als 8000 Tonnen aufnehmen;<br />

dies entspricht der Gesamtmenge des<br />

Vorjahres. » In der Zwischenzeit « breiten<br />

die Kommunen die Algen<br />

auf landwirtschaftlichen<br />

Nutzflächen aus, während<br />

man auf die Wiedereröffnung<br />

der Fabrik wartet […] in der<br />

Hoffnung, dass die Algen<br />

dann besser abgetropft sind<br />

und die Menge verarbeitet<br />

werden kann … ». Wie der<br />

Comic aufzeigt, ist es also<br />

offensichtlich, dass das Problem<br />

der Grünalgen, bei Weitem nicht<br />

gelöst ist.<br />

entdeckt eine französische Gesellschaft, die nicht in der Lage ist, sich selbst zu hinterfragen,<br />

eine Gesellschaft, in der finanzielle und wirtschaftliche Interessen über Umwelt<br />

und Gesundheit dominieren. Wobei Frankreich in diesem Punkt natürlich bei Weitem<br />

nicht alleine dasteht. Das Album macht deutlich, dass auf allen Ebenen<br />

Druck ausgeübt wird, um die Angelegenheit zu vertuschen oder zumindest<br />

zu verharmlosen. « Es handelt sich doch nur um ein paar Algen », versucht<br />

man zu beschwichtigen. Doch dem ist nicht so, absolut nicht. Das Problem<br />

ist weit schwerwiegender. Es hängt offenbar damit zusammen, dass man ab<br />

den 60er-Jahren in der Bretagne bestrebt war, Landwirtschaft und Industrie<br />

im Gewaltmarsch zu modernisieren. Die bretonischen Bauern wehrten sich<br />

zwar anfangs in großer Zahl gegen eine ungezügelte Produktivität, waren<br />

aber letzten Endes gezwungen, ihre Betriebe umzuwandeln oder sogar aufzugeben<br />

und stattdessen in neu entstandenen Fabriken zu arbeiten. Parallel<br />

dazu wurde in der Region eine intensive Schweinemast eingeführt. In diesem<br />

Zusammenhang nennt der Comic einige aufschlussreiche Zahlen: In<br />

der Bretagne werden auf 6 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche des Hexagons<br />

58 % des französischen Schweinefleisches produziert. Es gibt dort mehr<br />

als doppelt so viele Schweine (7,3 Millionen) wie Menschen (3,2 Millionen).<br />

Wenn man an die dadurch verursachten organischen Abfälle denkt, die im<br />

Grundwasser und in Flüssen landen, wundert man sich nicht mehr, dass das<br />

ökologische Gleichgewicht gestört ist. Und der Comic enthüllt weiterhin,<br />

dass das Institut Scientifique et Technique des Pêches Maritimes bereits 1988<br />

daraus folgerte, dass die durch die Landwirtschaft entstehenden Phosphate<br />

und Nitrate die bretonische Küste verschmutzen. Da Nitrate ein Düngemittel<br />

sind, fördern sie das Wachstum der Algen, womit sich das Problem der<br />

Grünalgen erklären lässt. Die Argumentation derer, die diese Problematik<br />

seit Jahren verharmlosen, beschränkt sich darauf, dass dies « nur eine der<br />

möglichen Erklärungen » sei, dass es auch noch andere geben könne … Auf<br />

diese Weise will man Zeit gewinnen.<br />

Dies ist eindeutig nicht die Absicht der beiden Autoren, Inès Léraud<br />

und Pierre Van Hove, die in diesem Comic die tatsächlichen Hintergründe<br />

aufzeigen und nicht davor zurückschrecken, den Finger in die Wunde<br />

zu legen. Legt man das wirklich seriös recherchierte Album aus der Hand,<br />

ist einem klar, dass es allerdings keinen Grund gibt, die Schuld alleine bei<br />

den Landwirten zu suchen, sie als die einzigen Sündenböcke abzustempeln.<br />

Denn Schuld haben auch die Gesellschaft<br />

als solche und die Denkweise<br />

der Menschen unserer heutigen Zeit.<br />

Allerdings reicht es nicht aus, dies<br />

anzuprangern, sondern man muss die<br />

Dinge kritisch hinterfragen und so zu<br />

einer Veränderung beitragen. Die Bretonen<br />

selbst wünschen sich das mehr<br />

als alles andere. Und sie verdienen es.<br />

In diesem Sinne sollte der mutige und<br />

engagierte Comic nicht als Kritik gesehen<br />

werden, sondern als ein konstruktiver<br />

Beitrag zur Weiterentwicklung und<br />

als Lösungsansatz für das Problem der<br />

verheerenden Grünalgen …<br />

Inès Léraud & Pierre Van Hove, Algues Vertes,<br />

l’histoire interdite, La Revue Dessinée/<br />

Delcourt, 162 Seiten, ISBN 978-2413010364<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


28. Juli 2009,<br />

Bucht von Saint-Michel-en-Grève<br />

(Côtes-d’Armor).<br />

Was ist passiert?<br />

Ich weiß nicht!<br />

Es ist plötzlich<br />

eingesunken!<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 79


FRANKREICH HEUTE Justiz<br />

Treue Leser von Frankreich erleben wissen nur zu gut, dass es uns das kleine und einmalig schöne Dorf<br />

Laguiole im Departement Aveyron (Region Occitanie) schon seit vielen Jahren angetan hat. Zunächst<br />

begeisterte uns eine kulinarische Spezialität, und im Frühling 2012 (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38) erfuhren Sie mehr<br />

über den köstlichen Käse namens Laguiole. Im Jahr 2015 (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 55) konnten Sie dann die handwerklich<br />

hergestellten Laguiole-Messer entdecken, die zu den schönsten und bekanntesten in Frankreich<br />

zählen. In diesem Zusammenhang hielten wir Sie regelmäßig über den mutigen Rechtsstreit auf<br />

dem Laufenden, den die Gemeinde seit Jahrzehnten gegen einen skrupellosen Geschäftsmann führt,<br />

der den Ruf des Namens Laguiole ausnutzte, um unter dieser Marke Messer und andere Produkte zu<br />

vermarkten, die im Wesentlichen in Asien gefertigt werden. Es liegt auf der Hand, dass die falschen Laguiole-Messer<br />

hinsichtlich der Qualität mit den echten überhaupt nicht vergleichbar sind. Vor Kurzem<br />

hat das Pariser Berufungsgericht nun ein Urteil zugunsten des kleinen Dorfes im Aveyron gefällt. Ein<br />

schöner Erfolg, den wir mit Ihnen teilen möchten!<br />

Jedes Jahr zu Beginn des Sommers sind sie wieder in<br />

den Regalen der französischen Supermärkte zu finden:<br />

Messer, teilweise in knallbunten Farben, auf deren<br />

Klinge der Name « Laguiole » eingraviert ist, die am<br />

Ende des Griffes mit einer kleinen, herzig aussehenden<br />

Biene geschmückt und meist als « Sommerangebot » ausgezeichnet<br />

sind. Und jedes Jahr ist es dasselbe: Tausende,<br />

Zehntausende von Kunden lassen sich hinters Licht führen.<br />

Sie fallen der grenzenlosen Globalisierung und einem<br />

fehlenden juristischen Schutz zum Opfer, denn sie kaufen<br />

die Messer im guten Glauben, diese seien tatsächlich auf<br />

traditionelle Art und Weise in Laguiole gefertigt. Dabei<br />

nehmen sie Messer – und manchmal sogar Löffel und Gabeln!<br />

– mit nach Hause, die nichts anderes als billige Kopien<br />

der echten, im Aveyron hergestellten Messer sind. Die<br />

so getäuschten Kunden machen dann schnell die Erfahrung,<br />

dass die kleine Biene, das originelle Markenzeichen<br />

der echten Messer, nach einigen Spülgängen bereits abbricht,<br />

dass die Klinge nicht mehr schneidet oder das Heft<br />

auseinanderfällt … Die Qualität hat nichts mit der legendären<br />

Robustheit der echten Messer zu tun, die seit dem<br />

19. Jahrhundert von Hand gefertigt werden und deren<br />

Griff aus natürlichen, oft wertvollen Hölzern oder gar aus<br />

Horn besteht, während der Stahl für die Klinge in Schmieden<br />

vor Ort dafür besonders bearbeitet wird. Es ist ein<br />

richtiggehender « regionaler Industriezweig », der heute<br />

noch in Laguiole 200 Menschen beschäftigt.<br />

Laguiole-Messer aus Asien<br />

Ein kleiner Rückblick in die 90er-Jahre: Gilbert<br />

Szajner, ein Unternehmer aus der Zementindustrie, der<br />

regelmäßig seine Familie im Aveyron besuchte, entdeckte<br />

eines Tages, dass für den Namen « Laguiole » kein Markenschutz<br />

bestand, obwohl die unter dieser Bezeichnung<br />

vertriebenen Messer in ganz Frankreich für ihre Qualität<br />

renommiert waren. Er wusste, dass die Messer, deren Preis<br />

im Durchschnitt 120 Euro beträgt, über ein hervorragendes<br />

Markenimage verfügen. In zahlreichen französischen<br />

Familien sind sie traditionell ein « Geschenk fürs Leben ».<br />

Er ließ den Namen « Laguiole » als Marke eintragen, informierte<br />

aber weder die ansässige Messerindustrie noch<br />

die Gemeinde darüber. Die Eintragung einer Marke beim<br />

Institut National de la Propriété Industrielle (INPI) ist ein<br />

durchaus legaler Vorgang. Gilbert Szajners Ziel war es,<br />

zahlreiche Merchandisingprodukte – von Schirmmützen<br />

über Brillen bis hin zu Löffeln – unter diesem Namen zu<br />

vermarkten. Man schätzt, dass seither weltweit pro Jahr<br />

80 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


und 500 000 bis 600 000 vorwiegend in China und Pakistan<br />

gefertigte Produkte verkauft werden, gegenüber rund<br />

150 000 Messern, die im selben Zeitraum in Laguiole<br />

hergestellt werden. Verständlicherweise wirkt sich das störend<br />

auf das Image des friedlichen kleinen Dorfes aus …<br />

Trotz der zweifelhaften Nutzung des Namens Laguiole<br />

in Verbindung mit Produkten, die überhaupt nichts mit<br />

der traditionellen Messerherstellung des Ortes zu tun<br />

haben, hätte dies ewig so weitergehen können, wenn der<br />

Bürgermeister des Dorfes, Vincent Alazard, 2007 nicht<br />

eine böse Überraschung erlebt hätte, als Gilbert Szajner<br />

als Inhaber der Marke es der Gemeinde auf juristischem<br />

Wege untersagte, ihr Logo zu ändern. Monsieur le Maire<br />

war darüber verständlicherweise sehr verdrossen und<br />

drohte damit, die Ortseingangsschilder mit der Aufschrift<br />

« Laguiole » entfernen zu lassen. Daraufhin begannen<br />

Medien und Politiker, sich für diese Affäre zu interessieren,<br />

die sich mehr und mehr ausweitete. Umso mehr,<br />

als dass mittlerweile in Asien auch « falsche » Laguiole-<br />

Messer produziert wurden, die nach und nach die ganze<br />

Welt überschwemmten. Im Dorf empörte man sich zwar<br />

über diese unlautere Konkurrenz, wusste sich aber nicht<br />

zu helfen.<br />

Zur gleichen Zeit machte ein berühmter Bewohner des<br />

Dorfes, der Dreisternekoch Michel Bras, dessen Restaurant<br />

Le Suquet ebenfalls zum internationalen Bekanntheitsgrad<br />

von Laguiole beiträgt, ebenfalls eine unangenehme<br />

Entdeckung: Er musste feststellen, dass Gilbert<br />

Szajner Messer mit der Signatur « Laguiole cuisinier de père<br />

en fils » produzieren ließ. Das war eine klare Anspielung<br />

auf die Familiengeschichte von Michel Bras, der – wie<br />

man sich denken kann – in keiner Weise sein Einverständnis<br />

dafür gegeben hatte. Er begann einen Rechtsstreit, der<br />

bis heute noch nicht abgeschlossen ist.<br />

Der Krieg der Messer vor Gericht<br />

Die Gemeindeverwaltung begann ihrerseits 1995 einen<br />

Rechtsstreit, der damit endete, dass die von Gilbert<br />

Szajner eingereichten Markenrechte für ungültig erklärt<br />

wurden. Dieser ging jedoch in die Berufung, wo er zur<br />

allgemeinen Überraschung den Sieg davontrug. 2007 ging<br />

die Gemeinde dann erneut in die Offensive. Vor Kurzem<br />

entschied das Pariser Berufungsgericht zu ihren Gunsten,<br />

indem es rund 20 Markenanmeldungen von Gilbert<br />

Szajner, die den Begriff « Laguiole » enthalten, für nichtig<br />

erklärte.<br />

Vor allem haben die Richter erstmals schwarz auf weiß<br />

festgehalten, dass die Gemeinde Laguiole « das Recht<br />

[hat], ihren Namen zu verteidigen », da sie « als Gemeinde<br />

mit touristischem Interesse gilt und daher Anspruch darauf<br />

hat, die Messerproduktion als Trumpf einzusetzen ».<br />

Diese Anerkennung ermutigt das Dorf, seinen Kampf vor<br />

dem Tribunal de grande instance (Anm. d. R.: entspricht<br />

dem Landgericht) in Paris fortzusetzen, um zu erreichen,<br />

dass überhaupt keine Produkte mehr unter der Marke<br />

« Laguiole » vertrieben werden dürfen, die nicht in diesem<br />

Ort hergestellt werden.<br />

In Laguiole ist man sich inzwischen darüber bewusst,<br />

dass man bestimmte Dinge vorantreiben sollte:<br />

In Frankreich gibt es schließlich viele geschützte Herkunftsbezeichnungen,<br />

so die Appellation d’Origine Contrôlée<br />

(AOC) für Wein und die Appellation d’Origine Protégée<br />

(AOP) für andere Produkte. Der lokale Käse wird<br />

beispielsweise durch eine solche AOP geschützt. Es ist<br />

also höchste Zeit, die lokale Messerherstellung ebenfalls<br />

unter einen Schutz zu stellen. Die gute Nachricht: 2012<br />

wurde das sogenannte Loi Hamon verabschiedet, das<br />

dabei helfen kann, denn dieses Gesetz sieht die Einrichtung<br />

einer Indication Géographique de Provenance (IGP)<br />

für Produkte vor, die zwar « keine Nahrungsmittel sind,<br />

jedoch in einem ganz spezifischen Gebiet hergestellt<br />

werden ». Von einem solchen Label würde Laguiole eindeutig<br />

profitieren. Es zu erhalten, ist jedoch ein langer<br />

Prozess, der mit unzähligen Formalitäten verbunden<br />

ist. Der Rückhalt des Pariser Berufungsgerichts scheint<br />

den Bewohnern – und mit ihnen der kleinen Biene auf<br />

den Laguiole-Messern – allerdings Flügel verliehen zu<br />

haben, denn sie sind mehr denn je entschlossen, ihre<br />

Interessen zu verteidigen. Eines ist sicher: Der Kampf<br />

um die echten Laguiole-Messer scheint gerade erst zu<br />

beginnen…<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 81


ART DE VIVRE Gastromomie<br />

MOUTARDE FALLOT<br />

ein Senf mit Tradition und einem einzigartigen Geschmack<br />

Rund 40 Kilometer südöstlich von Dijon, im Herzen der Stadt Beaune, die vor<br />

allem für ihren Wein und die berühmten Hospices bekannt ist, produziert<br />

das Familienunternehmen Fallot seit 1840 einen einzigartigen Senf. Einen<br />

Senf, den man nirgendwo anders findet, und den man beinahe nirgendwo<br />

mehr gefunden hätte. Angesichts von Giganten wie Amora und Maille,<br />

die beide zum niederländisch-britischen Konzern Unilever gehören,<br />

ist das Unternehmen Fallot ein Winzling. Doch Fallot hat gekämpft und<br />

ist heute das einzige Unternehmen, das einen Senf « 100 % Burgund »<br />

produziert, da er vor Ort und ausschließlich aus Senfkörnern der Umgebung<br />

hergestellt wird. Darüber hinaus werden diese Körner mit einem<br />

traditionellen Mühlstein gemahlen, wie man es hier schon immer<br />

machte.<br />

82 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Wenn Marc Désarménien über Senf redet, weiß er<br />

genau, wovon er spricht. Denn bereits sein Vater<br />

und sein Großvater, von denen der heutige Geschäftsführer<br />

das 1840 in Beaune (Côte d‘Or) gegründete<br />

Unternehmen erbte, waren Senfhersteller. Die Wohnung<br />

seiner Eltern befand sich in einem Teil des Produktionsgebäudes<br />

in Beaune, dort, wo heute die Besucher empfangen<br />

werden. Als Kind spielte er zwischen Jutesäcken mit Senfkörnern,<br />

die damals aus verschiedenen Regionen kamen.<br />

Es war noch « die gute alte Zeit », in der die Rapsfelder –<br />

die mit ihren gelben Blüten aus der Ferne Senffeldern zum<br />

Verwechseln ähnlich sehen – in der Gegend noch nicht so<br />

verbreitet waren wie heute. Die lokalen Landwirte waren<br />

noch stolz darauf gewesen, ihre Senfkörner in der Fabrik<br />

abliefern zu können, wo sie von riesigen Mühlsteinen nach<br />

der altüberlieferten Methode und mit viel Geduld gemahlen<br />

wurden, bevor man den ebenfalls lokal erzeugten Verjus,<br />

einen Saft aus unreifen Trauben, sowie einige andere Zutaten<br />

hinzufügte. Das Ergebnis war ein ausgezeichneter<br />

Senf, der nicht nur Botschafter für Dijon, sondern für die<br />

ganze Region Burgund war.<br />

Doch dann änderten sich die Zeiten. Innerhalb von<br />

nur 20 Jahren musste Marc Désarménien miterleben, wie<br />

die Senffelder nach und nach verschwanden. Die Produktion<br />

war für die Bauern immer unrentabler geworden,<br />

denn die Senfhersteller zogen es inzwischen vor, die Körner<br />

aus dem Ausland, vorwiegend aus Kanada, zu importieren.<br />

Dort wurden sie billiger als in Frankreich verkauft.<br />

Parallel dazu ging die Zahl der Senfhersteller deutlich<br />

zurück. Im 19. Jahrhundert hatte es alleine in der Gegend<br />

um Dijon und Beaune noch rund 30 und in ganz Burgund<br />

knapp 200 solcher Betriebe gegeben. Bedingt durch Globalisierung<br />

und Unternehmenszusammenschlüsse gibt es<br />

heute in Dijon gerade einmal noch vier solcher Betriebe<br />

– die beiden weltweit tätigen Unternehmen Amora und<br />

Maille, die zum niederländisch-britischen Konzern Unilever<br />

gehören, sowie die deutschen Unternehmen Kühne<br />

und Reine de Dijon, die seit 1998 Eigentum von Devely<br />

Senf Feinkost sind – und gerade noch einen einzigen in<br />

Beaune, nämlich die Moutarderie Fallot.<br />

Angesichts dieser Situation hätte Marc Désarménien<br />

die Waffen strecken und wie so viele andere sein Familienunternehmen<br />

verkaufen können. Das Gegenteil war<br />

jedoch der Fall. Er krempelte die Ärmel hoch und beschloss,<br />

einen Senf nach Art seiner Vorfahren sowie mit<br />

Respekt und Passion zu produzieren. Wie er uns in einem<br />

Gespräch erläutert hat (siehe Interview), konnte der junge<br />

Unternehmer mit Unterstützung anderer Akteure vor Ort<br />

Landwirte überzeugen, in der Umgebung wieder Senfkörner<br />

anzubauen. Er war der Wegbereiter für das Label,<br />

das den « Senf aus Burgund » gegen Nachahmer schützen<br />

soll. 2009 wurde das entsprechende Gütezeichen endlich<br />

vergeben. Damit war das meiste geschafft.<br />

Aber das war nicht alles. Als « Kleiner unter Großen »<br />

hatte Marc Désarménien schon immer eine enge Beziehung<br />

zu seinen Kunden. Dadurch war er in der Lage, auf<br />

Marktveränderungen schnell zu reagieren. Der « kleine<br />

Senfhersteller » stellte fest, dass die Zeit, in der Quantität<br />

vor Qualität ging, irgendwann vorbei war. Heute<br />

macht sich der Konsument viel mehr Gedanken darüber,<br />

was er isst, er will wissen, wo die Produkte herkommen<br />

und bevorzugt, wenn es ihm möglich ist, die Qualität.<br />

In dieser Beziehung muss jeder anerkennen, dass der<br />

Senf von Fallot einzigartig, der Geschmack unverwechselbar<br />

ist. Es fällt sofort auf, dass dieser Senf viel intensiver<br />

als Konkurrenzprodukte schmeckt. Marc Désarménien<br />

wird nicht müde, den Grund dafür zu erläutern:<br />

Bei Fallot mahlt man die Senfkörner nach wie vor mit<br />

einem richtigen Mühlstein. Die Körner werden nicht erst<br />

erhitzt, um das Zermahlen mit modernen Maschinen zu<br />

vereinfachen, wie es andere Hersteller meist praktizieren.<br />

Das Ergebnis: Die Körner behalten ihren ausgeprägten<br />

Geschmack und ihre Aromen. Der Senf von Fallot ist<br />

vor allem auch deswegen einzigartig, weil er zu 100 %<br />

aus in Burgund angebauten Senfkörnern sowie aus dem<br />

ebenfalls hier produzierten Weißwein Bourgogne Aligoté<br />

besteht. Die Bezeichnung « aus Burgund » hat hier also<br />

ihre volle Berechtigung.<br />

Zuletzt zeichnet sich dieser Senf dadurch aus, dass<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 83


ART DE VIVRE Gastromomie<br />

sich die Produktionsstätte mitten im Zentrum der Stadt<br />

Beaune befindet. Es ist ein industrieller Standort, wie<br />

man ihn heute nicht mehr bauen würde. Eine « Fabrik in<br />

einer überschaubaren Größe », die rund 20 Mitarbeiter<br />

beschäftigt. Marc Désarménien wollte den Betrieb zudem<br />

bewusst für Besucher öffnen und kreierte dafür ein<br />

ultramodernes und spannendes Konzept mit zwei Besichtigungsmöglichkeiten.<br />

Heute zieht der Betrieb immerhin<br />

50 000 Besucher pro Jahr an, die in mehreren Sprachen<br />

empfangen werden, auch in Deutsch.<br />

Es ist nicht schwer zu erraten, dass dieser Senf für seinen<br />

einzigartigen Geschmack, aber auch für das, was er darüber<br />

hinaus repräsentiert, unser absoluter Coup de cœur ist!<br />

Wenn Sie Gelegenheit haben, irgendwo auf ein Glas dieses<br />

Senfes zu stoßen (in Deutschland findet man in vorwiegend<br />

in Feinkostgeschäften oder in Restaurants), dann sollten<br />

sie ihn unbedingt kosten. Sie werden feststellen, dass er in<br />

seiner Art wirklich außergewöhnlich ist. Aber Vorsicht!<br />

Wenn man den Senf einmal probiert hat, dann kann man<br />

danach nur schwer wieder auf ihn verzichten …<br />

Interview: Marc Désarménien,<br />

Geschäftsführer der Moutarderie Fallot<br />

Marc Désarménien, man sollte meinen, dass der Ursprung der<br />

Initiative zur Rettung des Senfes in Dijon war. Letztendlich<br />

kam sie jedoch aus Beaune und noch dazu von einem « kleinen »<br />

Senfhersteller …<br />

Oh ja, ich kann gut nachvollziehen, dass dies Fragen<br />

aufwirft, vor allem aus dem Ausland betrachtet!<br />

Es ist fast nicht zu verstehen. Aber offen gestanden ist<br />

das nicht das einzige Paradox an dieser Geschichte. Ich<br />

persönlich habe mich vor allem schon immer über einen<br />

anderen Punkt gewundert: Es ist nachvollziehbar,<br />

dass man auf der ganzen Welt Senf herstellen kann.<br />

Dass es aber möglich ist, ihn selbst am anderen Ende<br />

der Welt « Dijonsenf » zu nennen, das war für mich<br />

zugegebenermaßen immer unverständlich. Aus diesem<br />

Grund haben wir Anfang der 90er-Jahre innerhalb der<br />

Branche damit begonnen, an diesem Thema zu arbeiten.<br />

Damals war es keine Frage von « großen » oder<br />

« kleinen » Senfherstellern. Der französische Nahrungsmittelkonzern,<br />

zu dem Amora und Maille damals<br />

gehörten, hat ebenfalls dabei mitgearbeitet. Uns wurde<br />

klar, dass man etwas unternehmen musste, dass die<br />

Region « ihren » Senf wieder zurückbekommt. Sowohl<br />

Dijon als auch Beaune …<br />

Dazu brauchte es einen langen<br />

Atem …<br />

Das kann man so sagen:<br />

Wir haben in den 90er-<br />

Jahren begonnen und erst<br />

seit 2009 ist « Moutarde de<br />

Bourgogne » als Indication<br />

Géographique Protégée (IGP)<br />

geschützt. Dadurch hat der Konsument nun die Gewissheit,<br />

dass dieser Senf in Burgund, mit Senfkörnern aus Burgund<br />

und dem Weißwein Bourgogne Aligoté hergestellt wurde.<br />

Warum ein Label « Moutarde de Bourgogne » und nicht « Moutarde<br />

de Dijon »?<br />

Weil es zu spät war, den Begriff « Moutarde de Dijon »<br />

zu schützen. Die Bezeichnung ist in der ganzen Welt dermaßen<br />

verbreitet und umfasst derart viele Produkte mit den<br />

unterschiedlichsten Rezepturen, dass es illusorisch gewesen<br />

wäre, sie mit einer IGP schützen zu wollen. Mit « Moutarde<br />

de Bourgogne » haben wir dagegen einen wirksamen<br />

Schutz. Dahinter steht auch insofern ein Sinn, als dass dies<br />

die historische Bezeichnung für den Senf von hier war, bevor<br />

er « Dijonsenf » genannt wurde.<br />

84 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Wie haben Sie die Landwirte davon überzeugt, erneut Senfkörner<br />

anzubauen?<br />

Die Landwirtschaftskammer hat uns sehr dabei unterstützt.<br />

Und die Zeiten waren damals günstig: Der<br />

mehrheitlich angebaute Raps war aufgrund des unablässig<br />

schwankenden Dollarkurses sehr veränderlichen Preisen<br />

unterworfen. Senfanbau trug zur Diversifizierung der<br />

Kulturen bei und garantierte stabilere Preise. Doch man<br />

musste Überzeugungsarbeit leisten, die Denkweisen verändern.<br />

Und man musste auch an die Gefühle appellieren:<br />

Es war eine Herausforderung, das Senfkorn, ein Produkt,<br />

das Generationen in dieser Region angebaut hatten, zurückerobern.<br />

Doch nach und nach fand die Idee Zustimmung<br />

und heute werden in der Umgebung circa 6000<br />

Hektar davon angepflanzt.<br />

Das ist noch relativ wenig …<br />

Das stimmt. Und im Übrigen deckt das den Bedarf<br />

bei Weitem nicht. Aber genau in diesem Punkt macht<br />

ein « kleiner Senfhersteller » wie Fallot den Unterschied.<br />

Wir haben einen Marktanteil von nur 4,5 % an der Senfherstellung<br />

in Frankreich. Im Vergleich zu unseren Konkurrenten<br />

in Dijon ist das nichts. Da wir jedoch besonders<br />

dafür gekämpft haben, das Senfkorn in der Region<br />

wieder zu etablieren, wird unser Senf ausnahmslos aus<br />

Körnern hergestellt, die in Burgund angebaut werden.<br />

Wir sind die Einzigen, bei denen dies mengenmäßig<br />

möglich ist. Maille, Amora und die anderen Großunternehmen<br />

importieren noch immer den Großteil ihrer<br />

Körner aus dem Ausland, vorwiegend aus Kanada. Darin<br />

besteht der Unterschied, und darin liegt unsere Stärke.<br />

Für Sie ist das aber auch ein gewagtes Spiel …<br />

Ja, denn wir sind von einer zwar lokalen, aber auch<br />

begrenzten Produktion abhängig. Das bringt Einschränkungen<br />

mit sich. In diesem Jahr hatten wir beispielsweise<br />

ein schlechtes Frühjahr. Die Senfkörner bekamen nicht<br />

genug Sonne und wurden zudem von Insekten befallen.<br />

Darüber hinaus war der Sommer sehr trocken, sodass die<br />

Erträge niedrig sind. Wir wissen jedoch, dass wir durchhalten<br />

müssen. Wir haben zwar nicht dieselben Finanzmittel<br />

wie ein Konzern wie Unilever, doch im Rahmen<br />

unserer Möglichkeiten investieren wir ebenfalls in die<br />

Forschung, denn wir sind überzeugt, dass man sich auch<br />

auf lokaler Ebene Gedanken über die Klimaerwärmung<br />

machen und Körner finden muss, die sich anpassen können.<br />

Dabei ist unser Wissen über diese Gegend und ihre<br />

Geschichte ein echter Vorteil.<br />

Ist das die Revanche des kleinen Senfherstellers?<br />

Ich weiß nicht, ob es eine Revanche ist. Ich weiß im<br />

Grunde genommen gar nicht, ob wir wirklich Konkurrenten<br />

sind. Wir stellen absolut unterschiedliche Produkte<br />

her. Objektiv gesehen, hat unser Senf überhaupt nichts<br />

mit einem industriell hergestellten Senf zu tun. Das ist<br />

umso besser, denn die Konsumenten von heute sind viel<br />

aufmerksamer. Ich glaube sogar, der Wunsch, « gut zu<br />

essen » ist ein internationales Phänomen. Wenn ich zu<br />

Beginn meiner Berufstätigkeit mit meinen Senfgläsern<br />

auf einer Messe im Ausland war und erklärte, was die<br />

Qualität des Produktes ausmacht, dann wollten meine<br />

Gesprächspartner davon gar nichts wissen. Das Einzige,<br />

was sie interessierte, war der Preis. Heute ist das ganz<br />

anders. Qualität, der Respekt gegenüber einem Produkt<br />

und gegenüber der Umwelt, in der es produziert wird, sind<br />

wichtige Faktoren geworden. Ich glaube, dass genau das<br />

uns kleinen Produzenten die Möglichkeit verschafft, eines<br />

Tages in der ersten Reihe zu stehen. Das ist angesichts<br />

der Riesenunternehmen gewiss nicht einfach. Aber wir<br />

glauben daran. Das ist unsere Herausforderung gegenüber<br />

diesen Großkonzernen.<br />

Marc Désarménien, vielen Dank für das Gespräch.<br />

Moutarderie Edmond Fallot<br />

Historische<br />

Produktionsstätte und<br />

Boutique-Atelier:<br />

31, rue du Faubourg<br />

Bretonnière<br />

21200 Beaune<br />

Telefon:<br />

+33 (0)3 80 22 10 02<br />

www.fallot.com<br />

Zwei Besichtigungsmöglichkeiten:<br />

Découverte: Besichtigung<br />

eines modern gestalteten<br />

Museumsbereichs zur<br />

Geschichte und Tradition<br />

der Senfherstellung<br />

mit einer sehr leckeren<br />

Senfverkostung.<br />

Sensations fortes: Konkreter Blick hinter die Kulissen der Produktion, von<br />

der Lagerung der Senfkörner im Lagersilo bis zum Verpacken des fertigen<br />

Produktes. Hinweis: Die « senfhaltige » Luft bei dieser Besichtigung kann<br />

bei empfindlichen Menschen dazu führen, dass die Augen tränen. Dies ist<br />

nicht sehr schlimm, man sollte jedoch ein Taschentuch griffbereit haben.<br />

Weitere Informationen und Reservierung für beide Besichtigungen per<br />

Telefon oder auf der Website.<br />

Preis pro Besichtigung: 10 €, ermäßigt 8 €.<br />

Boutique-Atelier:<br />

Rue de la Chouette<br />

21000 Dijon<br />

Telefon: +33 (0)9 54 04 12 62<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 85


RESTEXEMPLARE<br />

RESTEXEMPLARE<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 26<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 31<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 36<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 37<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 39<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 42<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 43<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 46<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 47<br />

RESTEXEMPLARE<br />

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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 48<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 49<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 50 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 51<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 53<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 54<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 57<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 58<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 59<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 60<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 61<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 62<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 63<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 64<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 65<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 66 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 67 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 68<br />

Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge oder<br />

Anregungen? Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />

Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de<br />

Per Brief: Frankreich erleben – Leserbriefe · Ajc Presse · 57, rue Chantecrit ·<br />

33300 Bordeaux · Frankreich<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 69 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 70 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 71


Haben Sie eine Ausgabe verpasst?<br />

Stöbern Sie in den Themen der noch erhältlichen Ausgaben!<br />

Reisethemen,<br />

nach Regionen geordnet:<br />

8<br />

9<br />

7<br />

12<br />

6<br />

11<br />

Landesweite Themen<br />

1 2<br />

3<br />

10<br />

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5<br />

14<br />

16<br />

4<br />

15<br />

17<br />

18<br />

Die schönsten Küstenwege 67<br />

Fahrradrouten – Die schönsten Strecken entlang der Küsten 59<br />

Weihnachtsmärkte – Wo geht es noch authentisch zu? 57<br />

Winterurlaub – Romantische Skistationen anstatt<br />

57<br />

Bettenburgen<br />

Künstlerdörfer – 10 Künstlerdörfer zum Verlieben 54<br />

Kultur – Museumseröffnungen wie am Fließband 54<br />

Brücken – Frankreichs bemerkenswerteste Brücken 53<br />

Dörfer – Frankreichs spektakulärste Dörfer 50<br />

Traumstraßen – Frankreichs spektakulärste Traumstraßen 48<br />

Wellness in den Bergen – Nach dem Sport die Erholung 43<br />

10 Ideen… – …für Ferien am Meer 40<br />

Naturwunder – Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />

1 Paris <strong>Nr</strong>.<br />

Coup de cœur – Die Straßenbuchhändler an den Seine-Quais 65<br />

in Paris<br />

Saint-Germain-des-Prés: Mehr als ein Viertel, die Seele 60<br />

von Paris?<br />

Le Train Bleu – Ist das legendäre Restaurant noch immer 58<br />

einen Besuch wert ?<br />

Musée d‘Histoire de la Médecine – ein ungewöhnliches 57<br />

Museum im Herzen der Hauptstadt<br />

Pariser Rathaus – Ein Palast für die Hauptstädter 53<br />

Louvre – Wie Mona Lisa & Co. den Krieg überlebten 50<br />

Oscar Niemeyer – Mit Frankreich auf Du und Du 48<br />

Monnaie de Paris – MétaLmorphoses, die Geburt eines 48<br />

neuen Stadtteils<br />

Monnaie de Paris – Eine Fabrik hinter königlicher Fassade 46<br />

Paris mit Kindern – Tipps für einen Städtebesuch mit dem 42<br />

Nachwuchs<br />

Le Bon Marché – Eine Pariser Institution feiert ihren 160. 41<br />

Geburtstag<br />

Hôtel des Invalides – Ein kleines Militär-Versailles mitten 38<br />

in Paris<br />

Avenue des Champs-Elysées – Wie steht es um den Glanz 36<br />

des Prachtboulevards?<br />

Butte-aux-Cailles – Aus der Mitte entsprang ein Fluss 31<br />

Serie: Restaurants und Brasserien der französischen 31<br />

Hauptstadt (6): Designrestaurants<br />

Serie: Restaurants und Brasserien der französischen 26<br />

Hauptstadt (1) – Die Restaurants der Stars<br />

Canal Saint-Martin – Das Geheimnis rosafarbener Schuhe 26<br />

Hotels<br />

Le Narcisse Blanc – Paris 62<br />

La Belle Juliette – Paris 54<br />

Hotel Lutetia – Paris 32<br />

The Five Hotel – Paris 26<br />

2 Pariser Umland <strong>Nr</strong>.<br />

Ecouen – Ein Museum für die Renaissance 50<br />

Saint-Denis – Ruhestätte der Könige 33<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

3 Norden & Champagne <strong>Nr</strong>.<br />

Hauts-de-France – Familistère de Guise,von «Versailles für 64<br />

Arbeiter» zum bewohnten Museum<br />

Baie de Somme – Eine beeindruckende Reise (Teil 2): 63<br />

Le parc du Marquenterre<br />

Baie de Somme – Eine beeindruckende Reise (Teil 1): die 62<br />

Abbaye de Saint-Riquier<br />

Nordfrankreich – Auf den Spuren eines großen französischen 59<br />

Architekten<br />

Marais Audomarois – Ein Sumpfgebiet für Kenner 58<br />

Lille – Die unterschätzte Metropole 54<br />

Calais – Eine Stadt mit Spitze 48<br />

Musée Matisse – Kunstgenuss auf dem platten Land 47<br />

Pays de Condé – Eine Bergbaugegend erfindet sich neu 43<br />

Maison de Robert Schuman – Zu Besuch bei einem der Väter 42<br />

des vereinten Europas<br />

Marne – In der Heimat des Champagners 40<br />

10 Ideen… für Nord-Pas-de-Calais 38<br />

Arras & Douai – Riesen für den Kleinen 36<br />

Jardin Mosaic – Ein Spaziergang wird zur Reise 33<br />

Hotels<br />

Le Domaine de la Chartreuse – Gosnay 57<br />

Pasino – Saint-Amand-les-Eaux 43<br />

4 Elsass & Lothringen <strong>Nr</strong>.<br />

Meuse – Wandern mal anders – Die Begegnung von 70<br />

zeitgenössischer Kunst und ländlichem Raum<br />

Elsass – Kaysersberg,eines der Lieblingsdörfer der Franzosen 69<br />

Vogesen – Eine Fotoausstellung unter freiem Himmel im 68<br />

Herzen der Vogesen<br />

Grand-Est – Mondial Air Ballons, der poetische Aufstieg von 65<br />

456 Heißluftballons<br />

Grand-Est – Graufthal,das Elsass zur Zeit der Streichhölzer 64<br />

Kirrwiller – 520 Einwohner und die drittgrößte Music Hall 62<br />

Frankreichs<br />

Weihnachtskugeln aus Meisenthal – nicht nur Kugeln, 61<br />

sondern Objekte voller Sinn<br />

Château de Lunéville – Wie Phoenix aus der Asche 52<br />

Abbaye de Murbach – Es steht ein Kloster im Walde 47<br />

Musée Lalique – Eine Hommage an die Glasmacherkunst 43<br />

Genuss – Die AOC des Elsass 42<br />

10 Ideen… für ein Wochenende im Elsass 41<br />

Haut-Koenigsbourg – Ein wahrhaft deutsch-französisches 40<br />

Kulturerbe<br />

Bitche – Das zweite Leben einer Zitadelle 38<br />

Neufchef & Aumetz – Das stolze Erbe der lothringischen 36<br />

Kumpel<br />

Hotels<br />

Le Chambard – Kaysersberg<br />

Grand Hôtel & Spa Gérardmer – Gérardmer 68<br />

La Cheneaudière – Colroy-la-Roche 61<br />

La Clairière Bio- & Spa-Hotel – La Petite-Pierre 38<br />

5 Burgund & Jura <strong>Nr</strong>.<br />

Morvan – Eine Geschichte von Ammen und Pflegekindern 71<br />

Jura – Weihnachten im Jura: vom Rosenkranz zum<br />

69<br />

Spielzeugland<br />

Haute-Saône – Notre-Dame-du-Haut in Ronchamp: 69<br />

eine Rechenaufgabe für Le Corbusier<br />

Ostfrankreich – Vorreiter bei der Abschaffung der Sklaverei 68<br />

Jura – Salins-les-Bains: Salz, das weiße Gold prägt eine 67<br />

ganze Region<br />

Saône-et-Loire – Tournus, ein Zwischenstopp für Neugierige 66<br />

auf dem Weg in den Süden<br />

Côte d’Or – Vill’Art, das zweite Leben eines Steinbruchs 66<br />

Belfort – Die wiederentdeckte Genialität eines Künstlers 64<br />

Bourgogne-Franche-Comté – Alésia, Auf den Spuren der 63<br />

Gallier<br />

Route des Grands Crus – Die Champs-Elysées von Burgund 61<br />

Montbéliard – 30 Jahre Lumières de Noël 61<br />

Dijon – Mehr als nur Senf 53<br />

Genuss – Die AOC der Franche-Comté 47<br />

Genuss – Die AOC Burgunds 48<br />

Maison de Louis Pasteur – Ein Dorf im Fokus der<br />

43<br />

Wissenschaft<br />

Hospices de Beaune – Ein Krankenhaus mit Weinbergen 41<br />

Lac de Pannecière – Spaziergang durch die Ruinen eines 41<br />

untergegangenen Dorfes<br />

Montbéliard – Die Farben einer Stadt 41<br />

Peugeot-Museum – Mehr als ein Automobilmuseum 39<br />

Wein – Saint-Véran aus Burgund 35<br />

Belfort – Charaktervolle Kleinstadt mit bewegter Geschichte 26<br />

Hotels<br />

Relais Bernard Loiseau – Seaulieu 71<br />

6 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Pays de la Loire – Die schöne Geschichte des größten 70<br />

japanischen Gartens Europas<br />

Loire-Tal – Eine faszinierende Reise ins Land der Troglodyten 68<br />

Mayenne – Mit dem Hausboot auf der Mayenne 66<br />

Chédigny – ein Dorf wird zum Garten 65<br />

La grange de Meslay: Von der Holzkathedrale zum<br />

60<br />

Musiktempel<br />

Tours – Frischer Wind im Loiretal 59<br />

Chambord – Mehr als nur ein beeindruckendes Schloss 58<br />

Cheverny – Das Schloss von Tim und Struppi 43<br />

Ballonfahrt übers Loire-Tal – Bitte zeichne mir ein Schloss 38<br />

Blois – Ein Schloss der Geheimnisse und Intrigen 36<br />

Le Mans – Unerwartet anders 33<br />

Hotels<br />

Troglododo – Azay-le-Rideau 31<br />

7 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />

Normandie – An Bord der Marité von Granville zu den 71<br />

Chausey-Inseln<br />

Le Havre – 500 Jahre, das will gefeiert werden ! 62<br />

Cherbourg – Dem Meer zugewandt 53<br />

Oscar Niemeyer – Mit Frankreich auf Du und Du 48<br />

Mont-Saint-Michel – Der Wunsch, eine Insel zu werden 48<br />

Genuss – Die AOC der Normandie 39<br />

10 Ideen… für die Normandie 37<br />

Mémorial Caen – Ein Museum für den Frieden 31<br />

Etretat – Kreidefelsen, Möwen, Belle-Epoque 26<br />

Hotels<br />

Domaine de la Corniche – Rolleboise 36<br />

8 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />

Belle-île-en-Mer – Unsere Coups de cœur für die größte 70<br />

bretonische Insel<br />

Finistère – Locronan, die bretonische Seele par excellence 66<br />

Côtes d’Armor – La Vallée des Saints, die bretonische 63<br />

Osterinsel<br />

Brest und Roscoff – Mehr als nur zwei Gärten 62<br />

Bretagne – Umfriedete Pfarrbezirke 61<br />

Ile d’Ouessant – Eine Insel voller Leben 58<br />

Montagnes Noires – Wo die Bretagne in die Höhe wächst 54<br />

Ploumanac’h – Die Magie der bretonischen Nordküste 48<br />

Vitré, Fougères, Combourg, Château des Rochers-Sévigné 47<br />

– Mittelalterliche Festungen und literarische Vermächtnisse<br />

Brest – Die unterschätzte Hafenstadt am Ende der Welt 41<br />

Genuss – Die AOC der Bretagne 40<br />

Abbaye de Daoulas – Kloster der Kultur und der Heilpflanzen 39<br />

Pointe du Raz – Das Ende der Welt 31<br />

Hotels<br />

Castel Clara – Port Goulphar, Belle-Île-en-Mer 70<br />

Château de Sable – Porspoder 58<br />

Castel Beau Site – Ploumanac’h 48<br />

9 Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Baskenland – Château d’Abbadia, eine Inspiration für den 71<br />

Wiederaufbau von Notre-Dame ?<br />

Atlantiküste – Ein Paradies für Naturismus 67<br />

Nouvelle-Aquitaine – Coup de cœur: Parc de Majolan 66<br />

Nouvelle-Aquitaine – Die Metamorphose von Bordeaux, 64<br />

Eine Zwischenbilanz<br />

Coup de cœur – Die Eiche im Taubenschlag von Pouzay 63<br />

Bordeaux 60<br />

Wein – Jurade de Saint-Emilion 47<br />

Bordeaux – Bordeaux 2.0 46<br />

Ile d’Oléron, Ile de Ré, Ile Madame, Ile d’Aix, Fort Boyard 46<br />

– Reif für die Insel(n)<br />

Wein – Ein asiatischer Winzer im Bordelais 46<br />

Cognac – Von betrunkenen Spinnen und verdächtig<br />

42<br />

schwarzen Fassaden<br />

Radfernweg – Velodyssey, immer am Atlantik entlang 41<br />

Klöster – Abteien, die sogar Kinder begeistern 40<br />

Marais Poitevin – Die grünen Kanäle des Marais Poitevin 38<br />

Likör – Angélique de Niort, Likor aus einer Heilpflanze 38<br />

Gironde – Wie Vauban eine Flussmündung abriegelte 36<br />

Saint-Emilion – Ein Besuch mit Freunden 26<br />

Hotels<br />

Hôtel de Sèze – Bordeaux 64<br />

Hôtel Napoléon – Ile d’Aix 46<br />

10 Auvergne & Limousin <strong>Nr</strong>.<br />

Corrèze – Das Gefühl, in der Inkastadt Machu Micchu zu sein 68


Nouvelle-Aquitaine – Les Pans de Travassac, eine<br />

63<br />

Spektakuläre Reise in das Land des Schiefers<br />

Genuss – Die AOC des Limousin 48<br />

Clermont-Ferrand – Aufbruch aus schwieriger Position 47<br />

Genuss – Die AOC der Auvergne 38<br />

Viaduc de Garabit – Der horizontale Eiffelturm im<br />

37<br />

Zentralmassiv<br />

Puy de Dôme – Die ewigen Reize erloschener Vulkane 26<br />

Hotels<br />

Domaine Saint Estève – Millau 53<br />

11 Périgord & Midi-Pyrénées <strong>Nr</strong>.<br />

Vallée de la Dordogne: Wo man « wie Gott in Frankreich 60<br />

lebt »<br />

Rodez – In der Heimat von Pierre Soulages 54<br />

Genuss – Die AOC von Midi-Pyrénées 50<br />

Tradition – Toulouse im Zeichen des Veilchens 47<br />

Airbus-Fabrik – Zu Besuch bei Airbus in Toulouse 46<br />

Gouffre de Padirac – Der Erdmitte ein Stückchen<br />

44<br />

näherkommen<br />

Pastell – Das blaue Gold 43<br />

Bastiden – Die neuen Städte des Mittelalters 42<br />

Genuss – Diskrete Früchtchen, Backpflaumen aus Agen 33<br />

Hotels<br />

Chateau de la Treyne – Lacave, Vallée de la Dordogne 60<br />

Grand Hôtel Le Turenne – Beaulieu-sur-Dordogne 47<br />

Le Grand Balcon – Toulouse 42<br />

12 Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />

Le Train Jaune – Ein Zug als Wahrzeichen 45<br />

13 Languedoc-Roussillon <strong>Nr</strong>.<br />

Aude – Die große Höhle von Cabrespine, ein unterirdisches 65<br />

Abenteuer<br />

Occitanie – Assignan,Das unglaubliche Schicksal eines 64<br />

französischen Dorfes<br />

Sigean: das Reservat der glücklichen Tiere 60<br />

Languedoc-Roussillon – Überraschende Mittelmeerregion 59<br />

Carcassonne – Imponierende Festungsstadt des Mittelalters 57<br />

Côte Vermeille – Paulilles, wenn die Hölle zum Paradies 57<br />

wird<br />

La Grande-Motte – Retrochic am Mittelmeer 50<br />

Sète – Authentisch und definitiv südländisch 48<br />

Saint-Guilhem-le-Désert – Wenn ein Krieger zum<br />

47<br />

Klosterbruder wird<br />

Stadtentwicklung – Montpellier, ein Synonym für Dynamik 47<br />

Pont du Gard – Altes Aquädukt erfrischend jung 41<br />

Wein – AOC Fitou, Qualitätsgarant aus dem Süden 33<br />

14 Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Lyon – Rendezvous in der Rue du Premier-Film 64<br />

Drôme – Wandern auf den Spuren der Hugenotten 62<br />

Lyon – Die Metamorphose eines Arbeiterviertels in ein 61<br />

Freilichtmuseum<br />

Lyon – Eine Stadt gewinnt ihre Flussufer zurück 59<br />

Lyon-Confluence – 24 Stunden im Neubauviertel 48<br />

Montélimar & Umgebung – Eine Reise zwischen gestern 46<br />

und morgen<br />

Tradition – Guignol, kleine Helden aus Lyon 43<br />

Drôme-Tal – Ein Geheimtipp zwischen Provence und Alpen 42<br />

Wein – Clairette de Die 42<br />

Genuss – Die AOC von Rhône-Alpes 41<br />

Grignan – Im Land der schönen Briefe: eine Reise nach 40<br />

Grignan<br />

Wein – Lirac, das « mediterranste » Weinanbaugebiet im 40<br />

Rhône-Tal<br />

Jardin Zen d’Erik Borja – Auf der Suche nach dem<br />

39<br />

verlorenen Garten<br />

Gastronomie – Michel Chabran, der Luxus der Simplizität 39<br />

Genuss – L’O Provençale: Olivenöl aus Nyons 36<br />

Palais Idéal du Facteur Cheval – Die Kraft eines Traumes 33<br />

Hotels<br />

Manoir de la Roseraie – Grignan 40<br />

15 Alpen <strong>Nr</strong>.<br />

Auvergne-Rhône-Alpes: Evian: das Gedächtnis des Wassers 71<br />

Chambéry – Die alte Hauptstadt Savoyens 50<br />

Montblanc – Alpine Winterfreuden 31<br />

Hotels<br />

Petit Hôtel Confidentiel – Chambéry 50<br />

16 Provence <strong>Nr</strong>.<br />

Provence – Coup de cœur: le Moulin de Daudet, Fontvieille 71<br />

Marseille – Eine fast hundertjährige Liebeserklärung ist noch 70<br />

immer atuell<br />

Camargue – Tanzende Flamingos in der Camargue 69<br />

Provence – Lavendel: eine überraschende deutschfranzösische<br />

67<br />

Geschichte.<br />

Provence – Mit Giono auf dem Berg der Schäfer 67<br />

Alpes-de-Haute-Provence – Salagon, ein einzigartiger Ort, 66<br />

um die Hochprovence zu verstehen<br />

Fontaine-de-Vaucluse – Die berühmteste Quelle Frankreichs 58<br />

Arles – Römische Pracht und prachtvolle Kunstvorlage 53<br />

Umwelt – Lavendel der Provence in Gefahr 46<br />

Orange – Eine Stadt spielt Theater 42<br />

10 Ideen… für die Provence 39<br />

Saint-Rémy-de-Provence – Die provenzalische Idylle von 33<br />

Saint-Rémy<br />

Avignon – Ein Tag in der Stadt der Päpste 31<br />

Mont Ventoux – Ein Berg und sein Mythos 26<br />

Hotels<br />

B Design & Spa – Le Paradou 39<br />

Attrap’Rêves – Allauch 33<br />

17 Côte d’Azur <strong>Nr</strong>.<br />

Provence-Alpes-Côte-d’Azur – Géoparc de Haute-Provence, 65<br />

eine erstaunliche Reise in die Vergangenheit der Erde<br />

Hyères – eine authentische Ecke am Mittelmeer 63<br />

Antibes – Die Überraschung an der französischen Riviera 54<br />

Monaco – Internationales Zirkusfestival von Monte Carlo 53<br />

Gonfaron – Ein Eldorado für Schildkröten 50<br />

Monaco – Die unglaubliche Saga eines kleines Fürstentums 47<br />

Bormes-les-Mimosas – Wo Blumen wie Königinnen verehrt 39<br />

werden<br />

Ile de Port-Cros – Kleine Trauminsel im Mittelmeer 38<br />

Domaine du Rayol – Die Geschichte eines ungewöhnlichen 36<br />

Parks<br />

Nizza – Frühlingsgefühle einer Diva 32<br />

Hotels<br />

La Bonne Etape – Château-Arnoux-Saint-Auban 65<br />

Clarion Grand Hôtel Aston – Nizza 41<br />

Château de la Messardière – Saint-Tropez 35<br />

18 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />

Genuss – Die AOC Korsikas 43<br />

Überseegebiete (DOM/TOM)<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Französisch-Guayana – Natur, Geschichte, Raumfahrt 37<br />

Martinique – Entdeckungen in einer Postkartenidylle 31<br />

Ti’Punch & Planteur – Der Charme der Antillen in zwei 31<br />

Cocktails<br />

Hotels<br />

Weitere Themen<br />

Chantals Rezepte<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Appetitanreger<br />

Gratin de légumes du jardin 47<br />

Suppen<br />

Soupe à l’oignon gratinée 48<br />

Gaspacho de tomates et fraises 46<br />

Gaspacho de tomate 40<br />

Velouté de laitue 38<br />

Salate<br />

Spinatsalat mit harten Eiern und knusprigen Hähnchenflügeln 66<br />

Quiches & Tartes<br />

Tourte Printanière aux champignons de Paris 70<br />

Tarte d’automne aux champignons et à la farine de<br />

60<br />

châtaignes<br />

Quiche Lorraine 33<br />

Gratins, Aufläufe & Toasts<br />

Camembert rôti au four 57<br />

Croque Monsieur & Croque Madame 54<br />

Parmentier de canard 31<br />

Fleischgerichte<br />

Poulet fermier basse température à l’ail 62<br />

Rôti de porc aux pruneaux 59<br />

Coq au vin 43<br />

Epaule d’agneau rôtie au four 26<br />

Fischgerichte<br />

Encornets à la Sétoise 69<br />

Blanquette de saumon 65<br />

Millefeuille de crabe au saumon fumé 63<br />

Sole meunière 61<br />

Fondues und Saucen<br />

Die echte hausgemachte Mayonnaise 68<br />

Desserts<br />

Le Gâteau basque 71<br />

Le Far Breton 64<br />

Profiteroles au chocolat chaud 58<br />

Poires safranées et ses tuiles à l’orange 42<br />

Crème brûlée à la fleur d’oranger 39<br />

Gebäck<br />

La Tarte Bourdaloue 67<br />

Les petits sablés de Noël 53<br />

Le Paris-Brest 50<br />

Cannelés 41<br />

Getränke<br />

Liqueur d’estragon 36<br />

Weine & Alkoholika<br />

Spirituosen – Roderich Dühr, ein Deutscher, der Cognac im 65<br />

Blut hat<br />

Wein/Portrait – Glucklich wie Sabine und Jörg in Frankreich 64<br />

Wein – Crémant, ein kleiner Schaumwein mausert sich 63<br />

Wein – Der elsässische Winzer Jean-Paul Schmitt ist seinen 61<br />

Reben näher denn je<br />

Alkoholische Getränke – Frankreich, das neue Eldorado für 60<br />

Bierliebhaber<br />

Wein – Der neue Trend beim Aperitif à la française 59<br />

Wein – Warum wird Wein nicht grundsätzlich im Holzfass 58<br />

gelagert?<br />

Champagner – Was Sie schon immer über Champagner 57<br />

wissen wollten<br />

Produktpiraterie – Wenn Weinflaschen gefälscht sind 54<br />

Weltkulturerbe – Frankreichs Winzer greifen zum Welterbetitel:<br />

53<br />

Les coteaux, maisons et caves de Champagne (Teil 2)<br />

Châteauneuf-du-Pape – Ein Wein mit päpstlicher Aura 50<br />

Weinfarbe – Eine kleine Weinfarbenkunde 48<br />

Jurade de Saint-Emilion – Mehr als Folklore: eine Tradition, 47<br />

die lebt!<br />

Peter Kwok – Ein asiatischer Winzer im Bordelais 46<br />

Picon – « Un Picon-Bière, s’il vous plaît » 43<br />

Cognac – Von betrunkenen Spinnen und verdächtig<br />

42<br />

schwarzen Fassaden<br />

Clairette de Die – Der Schaumwein für glückliche Menschen 42<br />

Lagerung – Tipps zum Aufbewahren von Wein 41<br />

Bier – Schattendasein oder Geheimtipp? 40<br />

Lirac – Das « mediterranste » Weinanbaugebiet im Rhône-Tal 40<br />

Wein & Gesundheit – Vive le vin! Vive la santé! 39<br />

Angélique de Niort – Likor aus einer Heilpflanze 38<br />

Cognac – Eine ungewöhnliche Erfolgsgeschichte 36<br />

AOC Fitou – Qualitätsgarant aus dem Süden 33<br />

Ti’Punch & Planteur – Der Charme der Antillen in zwei 31<br />

Cocktails<br />

Loire – Biologisch-dynamischer Weinanbau an der Loire 26<br />

Genuss<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Gastronomie – Champignons: Jacky Roulleau, der Gärtner 70<br />

der Nacht<br />

Genuss – Bouchot-Muscheln: der Rolls-Royce unter den 69<br />

französischen Muscheln<br />

Gastronomie – Das beste aller Baguettes 66<br />

Gastronomie – Kaviar von der französischen Atlantikküste, 65<br />

der neue Star<br />

Gilles Choukroun – Ein Sternekoch, der die Pariser an den 62<br />

Flughafen zieht<br />

Gastronomie – Wenn ein junger Koch einen Michelin-Stern 61<br />

erhält<br />

Spitzengastronomie – Fabian Feldmann, ein deutscher 53<br />

Sternekoch im Land der Feinschmecker<br />

Produkte – Orangina 53<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC von Midi-Pyrénées 50<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC Aquitaniens 49<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC des Limousin 48<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Franche-Comté 47<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC Burgunds 46<br />

Trüffel – Schwarze Diamanten 44<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC Korsikas 43<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC des Elsass 42<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC von Rhône-Alpes 41<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Bretagne 40<br />

Gastronomie – Michel Chabran, der Luxus der Simplizität 39<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Normandie 39<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Auvergne 38<br />

L’O Provençale – Olivenöl aus Nyons 36<br />

Backpflaumen aus Agen – Diskrete Früchtchen 33<br />

Ti’Punch & Planteur – Der Charme der Antillen in zwei 31<br />

Cocktails<br />

Politik & Wirtschaft<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Politik – Sind die Regionen das Erfolgsrezept für den 70<br />

Tourismus ?<br />

Wirtschaft – Frankreich-Deutschland: der Krieg der<br />

69<br />

Gummibärchen ist erklärt!<br />

Initiative – Die deutsch-französische Freundschaft: welch 65<br />

eine Energie!<br />

Politik – Präsidentschaftswahlen 2017, Präsidiale Orte 63<br />

Wirtschaft – Atomkraft in Frankreich: der Niedergang eines 59<br />

Systems, das sich zu sicher fühlte<br />

Regionen – Auf der Suche nach neuen Namen 54<br />

Kindergeld – Ist eine Reform überhaupt möglich? 53<br />

Pestizide – Marie-Lys Bibeyran, eine Frau kämpft gegen 53<br />

Pestizide<br />

Landesstruktur – Reform der Regionen und Departements 50<br />

Verkehrspolitik – Die Wiederentdeckung der Langsamkeit 47<br />

Monnaie de Paris – Pessac, hinter den Kulissen der Euro- 47<br />

Münzprägung<br />

<strong>Nr</strong>.


Hochschulpolitik – Teaching in English? Oh mon Dieu! 46<br />

Umwelt – Lavendel der Provence in Gefahr 46<br />

Gregor Gysi – Der Linken-Politiker und Frankreich 43<br />

Machtverhältnisse – Alles nach links 41<br />

Medien – Die politische Ausrichtung französischer Medien 40<br />

Tourismus – Hauptsache außergewöhnlich 40<br />

Volksabstimmungen – Modethema im Wahlkampf 39<br />

Fünf Jahre Sarkozy – Zeit für eine Bilanz 38<br />

Umweltschutz – Kettensägenmassaker am Welterbe Canal 36<br />

du Midi<br />

Bistrosterben – Naht das Ende des Bistros? 33<br />

Reiseziele der Politiker – Plages de gauche, plages de 28<br />

droite, Urlaub in politischen Farben<br />

Gesellschaft & Alltag<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Geschichte – Heinz Stahlschmidt, der Deutsche, der den 71<br />

Hafen von Bordeaux rettete<br />

Gesellschaft – Demografie: mehr Franzosen, aber nicht 70<br />

überall …<br />

Gesellschaft – Der unglaubliche Streit im das Erbe von 69<br />

Saint-Exupéry<br />

Interview – Serie «Quand on aime la France» (2)<br />

69<br />

René Martin, der französische Steve Jobs der Musik<br />

Interview – Serie «Quand on aime la France»<br />

68<br />

Roger Diederen, Direktor der Kunsthalle München<br />

Ernährung – Vorsicht vor triploiden Austern! 67<br />

Gesellschaft – Le Mondial la Marseillaise à pétanque, der 63<br />

größte Boule-Wettkampf der Welt<br />

Geschichte – Tromelin, Die Insel der vergessenen Sklaven 63<br />

Yacine Aït Kaci – Der Vater von Elyx, des Botschafters der 62<br />

guten Laune<br />

David Ken – Der Fotograf, der das Glück fotografiert 62<br />

Verkehr – Paris: das Tauziehen um die Umwandlung des 61<br />

Seine-Ufers in eine Fußgängerzone geht weiter<br />

Geschichte: Die Johnnies, die Lieblingsfranzosen der 60<br />

Engländer<br />

Frauen und Männer, die sich für die deutsch-französische 60<br />

Freundschaft einsetzen: Barbara Barberon-Zimmermann,<br />

Mitbegründerin des deutsch-französischen Kulturfestivals<br />

arabesques<br />

Brexit: Wie denken Briten, die in Frankreich leben, darüber? 60<br />

Fußball – Euro 2016: 10 Stadien warten auf die Fussballfans 59<br />

Integration – die Schwächen des französischen Systems 58<br />

Erfolgsgeschichten aus Frankreich –<br />

58<br />

Denis Mollat, der Buchhändler 2.0<br />

Geschichte – 300. Todestag von Ludwig XIV. in Versailles: 57<br />

Begräbnisrituale leben länger als Könige<br />

Gesellschaft – Hinter den Kulissen des CROSS Corsen. 57<br />

Erinnerungskultur – Passen Gedenken und Tourismus 52<br />

zusammen?<br />

Fußball – Annike Krahn, eine deutsche Fußballerin in Paris 50<br />

Fußball-EM 2016 – Frankreich im Stadienbaurausch 48<br />

EU-Hauptstadtjahre: 2013 – Nantes und Marseille werden 43<br />

europäische Hauptstädte<br />

Winterschlussverkauf – Der andere Wintersport 43<br />

Michel Chevalet – Der Mann, der den Franzosen die 42<br />

Wissenschaft erklärt<br />

Kriminalität – Angst über der Stadt 42<br />

Bürgerbewegung – Libérez les menhirs 42<br />

Jean Viard – Der Mann, der Frankreich beobachtet 41<br />

Simone Hérault – Die Stimme Frankreichs 40<br />

Berühmtheiten – Die 100 bekanntesten Franzosen 39<br />

Frankreichbild – Frankreichs Image in der Welt 39<br />

Académie Française – Die Unsterblichen, die 40 Wächter der 39<br />

französischen Sprache<br />

Der Präfekt – Lebendes Symbol des Zentralismus 38<br />

Tourismus – Trends für den Winterurlaub 2011/12 36<br />

Gardienne – Félisa, Gardienne in Paris 36<br />

Ehrenlegion – Geht es noch um Verdienste? 33<br />

Mona Ozouf – Bretonin, Französin und Europäerin 31<br />

Winterspiele 2018 – Annecy träumt von Olympia 26<br />

Humor – Die Komiker mit dem großen G: Humor à la 26<br />

française<br />

Kunst & Kultur<br />

Nora Krug: Heimat, ein deutsches Familienalbum 71<br />

Kultur – Amüsante Geschichten rund um die französische 68<br />

Nationalhymne «La Marseillaise»<br />

Kultur – Festival de Piano de La Roque d’Anthéron 67<br />

Geschichte – Der Neandertaler: Unser Urahn erhält ein neues 67<br />

Image<br />

Portrait – Auf den Spuren von Jacques Prévert 64<br />

Sprache – Aussprache, Kartografie eines Systems à la 64<br />

française<br />

Kultur – 1977-2017: Centre Pompidou, 40 Jahre und immer 61<br />

noch überraschend<br />

Musik: Das unglaubliche Vermächtnis von Maurice Ravel 60<br />

Neue Museen – Museumseröffnungen wie am Fließband 54<br />

Künstlerdörfer – 10 Künstlerdörfer zum Verlieben 54<br />

Musée Soulages Rodez – In der Heimat von Pierre Soulages 54<br />

Louvre – Wie Mona Lisa & Co. den Krieg überlebten 50<br />

Musée Matisse – Kunstgenuss auf dem platten Land 47<br />

Götz Alsmann – Götz Alsmann in Paris 46<br />

Museen – Frankreichs Museen auf der Überholspur 45<br />

ST-ART – Eine Kunstmesse zwischen den Welten 38<br />

Französisches Historisches Museum – Ein Projekt schlägt 31<br />

hohe Wellen<br />

Pariser Philharmonie – Wenn Politik von der Realität 31<br />

eingeholt wird<br />

Fotostudio Harcourt – Un certain regard 26<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Lebensart<br />

Produkte – Les Herbes de Provence 71<br />

Produkte – Das Gemüsepassiergerät aus Edelstahl namens 70<br />

Moulinex<br />

Produkte – Le Livre de Poche: eine kulturelle Revolution 69<br />

Produkte – Châteldon: der Champagner unter den<br />

68<br />

französischen Mineralwässern<br />

Produkte – Revolution in Sachen Aperitif! 67<br />

Produkte – Les boules Quies 66<br />

Produkte – Die Zitronenpresse aus Glas von Luminarc 65<br />

Produkte – La Pléiade 64<br />

Produkte – Das Salz La Baleine 63<br />

Produkte – Das Papier d’Arménie 62<br />

Produkte – Der gelbe Briefkasten der Post 61<br />

Produkte – Der Bistrostuhl « Drucker »: zeitlos und pariserisch 60<br />

Produkte – Bol à prénom 59<br />

Produkte – Eau de Javel 58<br />

Produkte – Sophie la girafe 57<br />

Spiele – Ein Puzzle als Unikat 54<br />

Produkte – Duralex-Gläser 53<br />

Tradition – Toulouse im Zeichen des Veilchens 47<br />

Guignol – Kleine Helden aus Lyon 43<br />

Le Bon Marché – Eine Pariser Institution feiert ihren 160. 41<br />

Geburtstag<br />

Bunte Töpfe – Keramik aus Vallauris 28<br />

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<strong>Nr</strong>. 26<br />

<strong>Nr</strong>. 31<br />

<strong>Nr</strong>. 36<br />

<strong>Nr</strong>. 37<br />

<strong>Nr</strong>. 38<br />

<strong>Nr</strong>. 39<br />

<strong>Nr</strong>. 40<br />

<strong>Nr</strong>. 41<br />

<strong>Nr</strong>. 42<br />

<strong>Nr</strong>. 43<br />

<strong>Nr</strong>. 46<br />

<strong>Nr</strong>. 47<br />

<strong>Nr</strong>. 48<br />

<strong>Nr</strong>. 49<br />

<strong>Nr</strong>. 50<br />

<strong>Nr</strong>. 51<br />

<strong>Nr</strong>. 53<br />

<strong>Nr</strong>. 54<br />

<strong>Nr</strong>. 57<br />

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schriftlich ohne Angabe von Gründen widerrufen werden.


ART DE VIVRE Chantals Rezept<br />

Sie haben in dieser Ausgabe vielleicht gelesen, dass ich<br />

aus Burgund stamme und die Redaktion begleitet habe,<br />

um den herausragenden japanischen Küchenchef von<br />

Château de Courban, Takashi Kinoshita, zu treffen<br />

und in Beaune zu sehen, wie mein bevorzugter Senf<br />

produziert wird. Aus diesem Grund will ich Ihnen auch<br />

eines meiner Lieblingsrezepte nicht vorenthalten, für<br />

das ich den aromatischen Moutarde Fallot verwende.<br />

Kabeljaurücken<br />

mit Senfsauce<br />

Für 2 bis 3 Personen<br />

Zubereitung: ca. 10 Minuten<br />

Kochzeit: 8-10 Minuten<br />

90 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Zutaten:<br />

500 g Kabeljaurücken ohne Haut<br />

2 EL grober Senf<br />

15 g Butter<br />

1 TL Öl<br />

25 cl Crème fraîche<br />

1 Schalotte<br />

6 cl trockener Weißwein<br />

(optional)<br />

Salz und Pfeffer nach Bedarf<br />

Zubereitung:<br />

•<br />

Kabeljaurücken im Dampfgartopf<br />

etwa 10 Min. garen. Die Garzeit<br />

hängt von der Dicke des Fisches<br />

ab. Das Fleisch muss nach dem<br />

Garen glänzend aussehen.<br />

• Alternative Zubereitung: Jede<br />

Seite 2 bis 3 Minuten in der Pfanne<br />

und dann 8 Min. im auf 180° C<br />

vorgeheizten Backofen garen.<br />

• In der Zwischenzeit Schalotte schälen<br />

und in dünne Scheiben schneiden.<br />

Butter und Öl in einem Topf<br />

erhitzen und die Schalottenscheiben<br />

bei geringer Hitze dünsten, sodass<br />

diese nicht braun werden.<br />

• Weißwein dazugeben und 3<br />

Minuten einkochen lassen.<br />

Auf den Weißwein kann<br />

auch verzichtet werden.<br />

• Anschließend Crème fraîche und<br />

Senf mit einem Holzlöffel einrühren<br />

und 3 bis 4 Min. köcheln lassen.<br />

• Sauce abschmecken und gegebenenfalls<br />

mit Salz und Pfeffer<br />

würzen. Ich persönlich gebe<br />

nichts mehr hinzu, da der Senf<br />

meiner Meinung nach der Sauce<br />

die optimale Würze verleiht.<br />

• Als Beilage zu diesem Bericht<br />

bevorzuge ich farbiges Gemüse<br />

(gelbe, grüne und rote Paprika,<br />

Zucchini und Auberginen), das ich<br />

in kleine Würfel schneide und in<br />

der Pfanne oder einem Wok dünste.<br />

• Kabeljau und Gemüse auf Tellern<br />

anrichten. Großzügig Sauce darüber<br />

geben und genießen.<br />

Bon appétit!<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 91


ART DE VIVRE Produkte<br />

Serie: Typisch französische Produkte (22)<br />

Cacolac:<br />

ein bekanntes Getränk aus Bordeaux<br />

Bordeaux ist nicht nur für seinen Wein bekannt.<br />

Viele wissen es zwar nicht, aber die<br />

Franzosen lieben noch ein weiteres Getränk,<br />

das aus dieser Stadt stammt: Cacolac. Diese<br />

antialkoholische Erfrischung, die aus Milch,<br />

Kakao und Zucker besteht und gut gekühlt<br />

getrunken wird, ist vor allem lokal ein richtiger<br />

Renner. Produziert wird Cacolac vor den<br />

Toren von Bordeaux, in Léognan (Gironde),<br />

inmitten der Reben der berühmten Appellation<br />

d’Origine Contrôlée (AOC) Pessac Léognan.<br />

Die Geschichte begann Ende der 40er-Jahre, als<br />

sich zwei milchproduzierende Familienbetriebe<br />

namens Lanneluc und Lauseig zusammenschlossen<br />

und die Milchgenossenschaft Bordeaux<br />

Lait gründeten. So kurz nach dem Krieg war Milch<br />

sehr gefragt, sodass es vielen dieser Genossenschaften<br />

in Frankreich gut ging. Auch das kleine Unternehmen<br />

wuchs langsam aber stetig. Anfang der 50er-Jahre<br />

brachte ein Ereignis die Dinge ins Rollen: Robert<br />

Lauseig, der Großonkel von Christian Maviel, dem<br />

heutigen Generaldirektor von Cacolac, kam von einer<br />

Reise in die Niederlande zurück, wo er etwas entdeckt<br />

hatte, das in Frankreich vollkommen unbekannt war:<br />

aromatisierte Milchgetränke. Er dachte darüber nach,<br />

ein solches Getränk zu entwickeln, das allerdings dem<br />

Geschmack der Franzosen entsprechen sollte.<br />

Das Rezept schien einfach zu sein: gute, frische<br />

Milch, hochwertiger Kakao, etwas Zucker. Viel einfacher<br />

und natürlicher ging es kaum, war aber, dem<br />

Anschein nach, nicht sehr innovativ. Um sich davon<br />

zu überzeugen, dass Cacolac dennoch mehr als nur<br />

ein simples Schokoladengetränk mit kalter Milch ist,<br />

muss man es trinken. Die genaue Rezeptur ist zwar<br />

ein streng gehütetes Geheimnis, doch offensichtlich<br />

ist alles eine Frage der Zubereitung, genauer gesagt<br />

der Sterilisierung. Während dieser präzise gesteuerten<br />

Prozesse karamellisiert der Zucker und die Zutaten<br />

verändern ihren Geschmack. Dies verleiht dem Getränk<br />

das in seiner Art einzigartige Aroma, weshalb<br />

es seit 1954 von den Terrassen der Cafés, aus Supermärkten<br />

und Getränkeautomaten nicht mehr wegzudenken<br />

ist.<br />

Dass Cacolac ab den 50er-Jahren in Frankreich<br />

schnell populär wurde, liegt nicht zuletzt an einer<br />

sehr erfolgreichen Marketingstrategie. Robert Lauseig<br />

war einer der Ersten, der von Anfang an auf<br />

Werbung setzte, einen Sektor, der damals noch in den<br />

Kinderschuhen steckte. Er setzte Lieferwagen in den<br />

Farben der Marke ein und verteilte im Rahmen der<br />

damals bereits sehr populären Tour de France Werbegeschenke<br />

und Warenmuster. Auf diese Weise stieg<br />

der Bekanntheitsgrad von Cacolac rapide an. Der Erfolg<br />

war so groß, dass dieses Produkt in die Hitliste<br />

der 50 beliebtesten Produkte der Franzosen einzog<br />

und diesen Status im Übrigen trotz der inzwischen<br />

beeindruckend großen Anzahl antialkoholischer Getränke<br />

bis heute verteidigen kann! Eine denkwürdige<br />

Leistung für das kleine Unternehmen in Léognan,<br />

das nach wie vor im Familienbesitz ist und mit etwas<br />

mehr als 30 Angestellten immerhin 16,5 Millionen<br />

Flaschen und Dosen pro Jahr verkauft.<br />

Lediglich zwischen 2011 und 2014 steckte das Unternehmen<br />

nach der Übernahme durch zwei Pariser<br />

Industrielle in einer Krise. Damals geriet es in ernste<br />

92 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


wirtschaftliche Schwierigkeiten und wäre<br />

beinahe dem Untergang geweiht gewesen,<br />

doch Bernard Maviel konnte es zusammen<br />

mit seinem Sohn Christian und zwei weiteren<br />

Unternehmern aus der Lebensmittelbranche<br />

zurückkaufen und dadurch retten.<br />

Heute geht es Cacolac gut, der Umsatz<br />

erhöhte sich von 8,9 Millionen Euro (2015)<br />

auf 11,3 Millionen Euro (2018), und die<br />

Erträge stiegen ebenfalls in einem sehr positiven<br />

Verhältnis. Der Schlüssel des Erfolgs<br />

liegt zum großen Teil in einer ausgeprägten<br />

Fähigkeit zur Weiterentwicklung und Innovation.<br />

Abgesehen davon, dass man den<br />

charakteristischen Geschmack bewahrt hat,<br />

der nach wie vor die Geschmackspapillen<br />

der Franzosen zum Vibrieren bringt, gibt<br />

es inzwischen Sorten wie Cacolac Vanille,<br />

Bio, Café, Praliné-Noisette und Karamell.<br />

Das Sortiment bleibt den Werten des Originals<br />

treu, erfüllt jedoch gleichzeitig die<br />

Erwartungen der Konsumenten von heute.<br />

Der größte Teil des Umsatzes wird zwar in<br />

Frankreich realisiert, doch das Unternehmen<br />

setzt mehr und mehr auf den Export.<br />

Eines ist sicher: Cacolac wird auch in Zukunft<br />

von sich reden machen. Und vielleicht<br />

ist Bordeaux eines Tages über die Grenzen<br />

des Hexagons hinaus nicht nur für seinen<br />

Wein, sondern auch für ein Milchgetränk<br />

mit Kakao bekannt … Wir würden es Cacolac<br />

und dem kleinen, aber feinen Familienunternehmen<br />

auf jeden Fall wünschen!<br />

In dieser Serie werden Produkte vorgestellt, die sich in fast<br />

jedem französischen Haushalt befinden oder die für viele<br />

Franzosen kleine Nationalheiligtümer sind. In den letzten<br />

Ausgaben sind erschienen: Hollywood- und Malabar-<br />

Kaugummis (<strong>Nr</strong>. 51), Petit Suisse (<strong>Nr</strong>. 52), Orangina (<strong>Nr</strong>. 53),<br />

Duralex-Gläser (<strong>Nr</strong>. 54), Messer (<strong>Nr</strong>. 55), l’école des loisirs<br />

(<strong>Nr</strong>. 56), Sophie la girafe (<strong>Nr</strong>. 57), Eau de Javel (<strong>Nr</strong>. 58), Bol<br />

à prénom (<strong>Nr</strong>. 59), Bistrostuhl « Drucker » (<strong>Nr</strong>. 60), der gelbe<br />

Briefkasten der Post (<strong>Nr</strong>. 61), Papier d’Arménie (<strong>Nr</strong>. 62), Salz<br />

La Baleine (<strong>Nr</strong>. 63), Literatursammlung La Pléiade (<strong>Nr</strong>. 64),<br />

Zitronenpresse aus Glas von Luminarc (<strong>Nr</strong>. 65), Boules Quies<br />

(<strong>Nr</strong>. 66), Ricard aux plantes fraîches (<strong>Nr</strong>. 67), Eau de Châteldon<br />

(<strong>Nr</strong>. 68), Le Livre de Poche (<strong>Nr</strong>. 69), Gemüsepassiergerät<br />

Moulinex (<strong>Nr</strong>. 70) und Herbes de Provence (<strong>Nr</strong>. 71).<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 93


KULTURSCHOCK<br />

Vor einem leer stehenden Geschäft, nur wenige<br />

Schritte vom Place de la Comédie entfernt, ganz in<br />

der Nähe des Triangle d’Or, eines der schicksten<br />

Viertel von Bordeaux. Innen am Schaufenster klebt ein<br />

kleines Schild: « Hier eröffnet demnächst ein Birkenstock-<br />

Schuhgeschäft. » Man könnte es beinahe übersehen.<br />

Verweilt man jedoch kurze Zeit vor dem Laden und hört<br />

den Bemerkungen zu, welche die Passanten im Vorübergehen<br />

fallen lassen, wird klar, dass dieses Schild durchaus für<br />

Diskussionsstoff sorgt. Eine kleine « Auslese » der Äußerungen:<br />

« Hast du gesehen? Hier eröffnet ein Birkenstock-<br />

Laden! Unglaublich! »; « Birkenstock? Werden die noch<br />

gekauft? »; « Birkenstock? Was ist das schon wieder?<br />

Schuhe, oder? Gibt es davon mehrere Modelle? »; « Mama<br />

schau, das ist genial! Da gibt es bald ein Geschäft mit<br />

Schuhen, wie Opa sie trägt! »; « Endlich! Darauf habe ich<br />

lange gewartet! Es leben die Deutschen! »; « Birkenstock?<br />

Ich glaube, ich träume! Die Priester werden sich freuen! »<br />

Offenbar lässt die anstehende Eröffnung die Passanten<br />

nicht unberührt. Und die Beziehung der Franzosen zu dieser<br />

Schuhmarke scheint nicht gerade Liebe auf den ersten<br />

Blick zu sein …<br />

Im Grunde genommen wurden Birkenstock-Schuhe<br />

im Hexagon lange Zeit als seltsame Objekte angesehen,<br />

als ein Mittelding zwischen Gesundheitsschuhen und<br />

« Jesuslatschen ». Man amüsierte sich darüber, dass Lehrer<br />

– vor allem Deutschlehrer – sie offensichtlich mochten,<br />

und dass diese sie noch dazu gerne mit Socken – vorzugsweise<br />

mit weißen – trugen! In Frankreich der absolute<br />

Horror, die ultimative Geschmacksverirrung. In diesem<br />

Land will man schließlich immer noch glauben machen,<br />

Herren trügen ausschließlich auf Hochglanz polierte und<br />

Frauen selbstverständlich hochhackige Schuhe – und alle<br />

Modelle seien natürlich der allerletzte Schrei … So ein<br />

Quatsch! Man muss dort nur einmal durch die Straßen<br />

gehen und dabei den Blick nach unten richten, um festzustellen,<br />

dass auch in diesem Land Turnschuhe und andere<br />

bequeme Schuhe dominieren und dass diese zudem nicht<br />

einmal besonders gut gepflegt sind. Ganz zu schweigen<br />

von der Vorliebe in Sachen Schuhe bei den Franzosen zu<br />

Hause, wo die guten alten Pantoffeln den Birkenstock-<br />

Schlappen in nichts nachstehen.<br />

Und dennoch machte man sich in Frankreich lange<br />

Zeit über dieses als « typisch deutsch » eingestufte Schuhwerk<br />

lustig. Das ging so weit, dass man « Birks » als eine<br />

Art Symbol der Abgrenzung zwischen den beiden Ländern<br />

betrachtete. Als richtiggehenden Kulturschock. Als<br />

ob es zwei Vorstellungen von Fußbekleidung gäbe: auf<br />

deutscher Seite « gesunde, bequeme » Schuhe, die jedoch<br />

von den Franzosen als « unglaublich hässlich » angesehen<br />

wurden, und auf französischer Seite zwar nicht unbedingt<br />

bequeme, aber dafür « unglaublich schöne » Schuhe,<br />

die schon für sich alleine ein Symbol des « französischen<br />

Geschmacks » sind … Jahrzehntelang war gar nicht daran<br />

zu denken, dass die Menschen im Nachbarland ihre<br />

Meinung zu diesem Thema ändern würden. Selbst kulturhistorische<br />

Argumente, die im Grunde genommen<br />

dort immer ziehen, halfen in diesem Fall nichts: dass die<br />

Ursprünge von Birkenstock bis ins Jahr 1733 zurückreichen,<br />

dass die Schuhe von einem deutschen Familienunternehmen<br />

hergestellt werden, dass sich dieses Unternehmen<br />

sowohl sozial- als auch umweltpolitisch engagiert …<br />

Nichts zu machen. Birkenstock-Schuhe waren altmodisch.<br />

Punkt.<br />

Doch in den 90er-Jahren setzte langsam eine Veränderung<br />

ein. Auslöser waren Fotos auf Titelseiten von Modemagazinen.<br />

Internationale Stars trugen plötzlich solche<br />

Ökosandalen – und das noch dazu in der Öffentlichkeit.<br />

« Natürlich die Engländer und Amerikaner … », dachten<br />

die Franzosen zunächst, weiterhin davon überzeugt, den<br />

« ultimativ guten Geschmack » zu haben. Bis sich die Veröffentlichungen<br />

in der Presse häuften und die orthopädischen<br />

Vorteile der Birkenstock-Schuhe auch in Frankreich<br />

endlich bekannt – und anerkannt – wurden. Da sich das<br />

Phänomen nun nicht mehr nur durch die Mode, sondern<br />

auch durch gesundheitliche Aspekte erklären ließ, konnte<br />

man sich schließlich von den Korksohlentretern überzeugen<br />

lassen. Und so begann der Absatz vor einigen Jahren<br />

plötzlich in die Höhe zu schnellen, eine Entwicklung, die<br />

nach wie vor anhält. In diesem Sommer war die deutsche<br />

Marke in allen Zeitungen und Zeitschriften präsent.<br />

Die altmodischen Schuhe von einst sind nun auch in<br />

Frankreich der « Megatrend », man bekommt sie in den<br />

meisten Schuhgeschäften, und sie haben es sogar bis auf<br />

die Laufstege der Modeschauen geschafft! Der deutsche<br />

Birkenstock-Schuh das Nonplusultra der französischen<br />

Mode? Das lässt schmunzeln. Wenn das keine Rache für<br />

die Vorurteile in der Vergangenheit ist …<br />

94 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 95


GUÉWEN A TESTÉ<br />

… Outlet-Shops in Frankreich<br />

am Beispiel des Quai des Marques in Bordeaux<br />

Wie in vielen anderen Ländern eröffnen auch in Frankreich seit einigen Jahren immer mehr « Outlet-Shops », also Geschäfte<br />

– oftmals mehrere in einem Zentrum –, in denen man Markenartikel zu reduzierten Preisen erhält. Im Hexagon<br />

nennt man sie Magasins d‘usine, Fabrikläden. Wie sieht dies in der Praxis aus? Kann man dort wirklich ein Schnäppchen<br />

machen? Um das herauszufinden, habe ich das Outlet-Center Quai des Marques in Bordeaux besucht.<br />

Woher kommt der Begriff Magasin d‘usine?<br />

Ursprünglich veräußerten Hersteller ihre unverkäuflichen<br />

Produkte meist an die Mitarbeiter. In den Vereinigten Staaten<br />

entstand kurz vor dem Zweiten Weltkrieg das Konzept des<br />

Fabrikladens. Dabei handelte es sich um rudimentär eingerichtete<br />

Verkaufsräume direkt auf dem Fabrikgelände, in denen<br />

Überbestände der Öffentlichkeit zum Kauf angeboten wurden.<br />

Im Wesentlichen waren dies Bekleidungs- und Haushaltsartikel.<br />

In den 60er-Jahren entfernten sich diese Vertriebsstellen<br />

immer weiter vom eigentlichen Produktionsstandort, und in<br />

den 70er-Jahren wurden schließlich « richtige » Geschäfte<br />

daraus. In Frankreich öffneten die ersten Fabrikläden etwa<br />

10 Jahre später. In der Folge begannen Konzerne aus den<br />

Bereichen Immobilie, Handel oder Marketing diesen Markt<br />

zu modernisieren und neu zu strukturieren. Es entstanden<br />

Outlet-Center wie Usines Center, McArthurGlen und Marques<br />

Avenue. Das Prinzip ist immer dasselbe: Das Unternehmen<br />

vermietet Verkaufsflächen an diverse Markenhersteller.<br />

Welches Konzept steht dahinter?<br />

Bei diesem Konzept haben Markenartikelhersteller die<br />

Möglichkeit, Überbestände loszuwerden und gleichzeitig ihr<br />

Markenimage zu schützen. Grundsätzlich verfolgen dabei<br />

alle dieselbe Politik und praktizieren dieselben Regeln, wozu<br />

insbesondere Preisreduzierungen während des ganzen Jahres<br />

gehören. Gemäß Artikel L310-4 des französischen Handelsgesetzes<br />

darf « die Bezeichnung Fabrikladen oder Fabriklager<br />

von Herstellern nur verwendet werden, um den nicht über<br />

den Distributionskanal abgesetzten Teil der Produktion<br />

sowie zurückgenommene Produkte direkt an Konsumenten<br />

zu verkaufen. Diese Direktverkäufe betreffen ausschließlich<br />

die Produktion der vorhergehenden Verkaufssaison und<br />

rechtfertigen damit einen reduzierten Verkaufspreis. »<br />

Unterscheiden sich Outlet-Shops von<br />

« normalen » Geschäften?<br />

Ja und nein. Auf den ersten Blick scheint es sich um Boutiquen<br />

wie alle anderen zu handeln: Sie sind modern eingerichtet, es<br />

gibt Verkäufer, die die Kunden beraten, und man findet dort<br />

Artikel einer oder mehrerer Marken. Die Garantiebedingungen<br />

sind dieselben wie in allen Geschäften. Da jedoch ausschließlich<br />

unverkaufte Artikel aus der vorhergehenden Saison verkauft<br />

werden dürfen, entsprechen diese nicht dem aktuellsten<br />

Modetrend und die Auswahl ist zwangsläufig begrenzt.<br />

Welche Marken findet man in diesen Läden?<br />

Das Outlet-Center Quai des Marques liegt mitten im<br />

Stadtzentrum von Bordeaux, am Ufer der Garonne. Die<br />

Mieten sind dort relativ hoch, sodass fast ausschließlich<br />

« bekannte Marken » (34 an der Zahl) vertreten sind: Hugo<br />

Boss, Triumph, Delsey, Clarks, Degrenne … Die meisten<br />

Geschäfte bieten Bekleidung und Heimtextilien an, es<br />

finden sich jedoch auch Angebote für « Naschkatzen »,<br />

beispielsweise das Unternehmen Lindt, dessen Schokolade<br />

man dort zu wirklich interessanten Preisen kaufen kann.<br />

Wo gibt es eine Auflistung dieser<br />

Outlet-Shops in Frankreich?<br />

Die umfassendsten Angaben über Outlet-Shops in Frankreich<br />

finden Sie auf www.magasins-usine.net und www.<br />

lesmagasinsdusine.com/france. Dort können Sie beispielsweise<br />

nach einer bestimmten Stadt oder Region suchen und erhalten<br />

Informationen über die jeweiligen Öffnungszeiten.<br />

Welche Preisnachlässe werden garantiert?<br />

In solchen Geschäften müssen die Preise ganzjährig<br />

mindestens um 30 % reduziert sein. Im Rahmen von<br />

Sonderaktionen sind noch höhere Rabatte möglich. Die<br />

Preisnachlässe können daher sehr interessant sein. Dennoch<br />

ist es sinnvoll, die Preise beispielsweise mit Schlussverkaufsangeboten<br />

des traditionellen Handels oder von Webshops<br />

zu vergleichen, da diese manchmal attraktiver sind.<br />

96 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Leserbriefe<br />

Liebes Frankreich-erleben-Team,<br />

in einer länger zurückliegenden Ausgabe<br />

(von 2013) berichteten Sie über das<br />

Musée Lalique. Das weckte unser Interesse<br />

an der Glasmacherkunst. Erst<br />

kürz lich hatten wir die Gelegenheit,<br />

diesem Museum einen Besuch ab zustat<br />

ten. Unsere Fahrt führte durch den<br />

re gio nal en Naturpark in den nördlichen<br />

Vo ges en, wo sich das Museum be fin det.<br />

Im Eingangsbereich bildet ein großer<br />

Kristallkronleuchter das Emp fangs komitee.<br />

Einst erstrahlte er für das Musée<br />

des Arts Décoratifs in Paris. Nun hat er<br />

ein neues Zuhause gefunden und ist<br />

hof fent lich gut befestigt. Ausgestattet<br />

mit einem Audioguide erfuhren wir nun<br />

viel Wissenswertes zum Thema Glas herstellung.<br />

Mich beeindruckten vor allem<br />

die Zeichnungen aus denen die späteren<br />

Kunstwerke entstanden (…) Uns gefiel<br />

besonders ein Ring mit Blüten. So grazil<br />

und wunderschön gearbeitet(…) Den<br />

Abschluss bildete ein Film über die<br />

Produktion der Glaskunstwerke. Gerne<br />

hätten wir die Manufaktur besichtigt (…)<br />

Mit unzähligen Eindrücken verließen wir<br />

den wunderbaren Ort der Glaskunst.<br />

Liebe Grüße<br />

Sandra und Björn Anlauf<br />

Redaktion: Liebes Ehepaar Anlauf,<br />

Sie haben den Besuch im Musée Lalique,<br />

das wir in der Tat in der Ausgabe 43<br />

vorstellten, offensichtlich genossen. Wir<br />

erlauben uns daher, Ihnen noch einen<br />

Tipp zu geben: Besichtigen Sie das Centre<br />

international d’Art verrier in Meisenthal,<br />

das nur einige Kilometer vom Musée<br />

Lalique entfernt in einem benachbarten<br />

Tal liegt. Auch dieser Ort ist wunderschön<br />

und wird Sie zum Staunen bringen. Alle<br />

Informationen darüber finden Sie in der<br />

Ausgabe 61 von Frankreich erleben.<br />

Sehr geehrtes Redaktionsteam,<br />

in der Oktober-Ausgabe hatten Sie vom<br />

Loire-Tal einmal ganz anders berichtet.<br />

Abseits der Schlösser und der Massen<br />

sind wir daraufhin nach Doué-en-Anjou<br />

gefahren. Wir ließen uns in „Le Mystere<br />

des Faluns“ von den Höhlen und den<br />

Projektionen verzaubern. Die lustige<br />

Zeichentrick-Einführung zur Geschichte<br />

war köstlich. Und sie funktionierte<br />

wortlos. Mir hat kein Höhlenbesuch<br />

vorher so viel Vergnügen bereitet.<br />

Danach ging es in den Bioparc, wo uns<br />

die Aras nur so um die Ohren flogen. Ein<br />

toller Tag. Danke, wir hätten nie dorthin<br />

gefunden.<br />

Herzliche Grüße<br />

Maya Kärger, München<br />

Redaktion: Liebe Frau Kärger,<br />

vielen Dank für Ihre Nachricht. Es macht<br />

immer Freude, wenn wir Rückmeldungen<br />

von den Lesern von Frankreich erleben<br />

erhalten. Wir werden Ihren Kommentar<br />

auch gerne an die Verantwortlichen in<br />

Doué-en-Anjou weiterleiten! Das haben<br />

sie verdient!<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

zunächst bitte ich Sie, ein ganz großes<br />

Lob an Ihre Redaktion weiterzuleiten.<br />

Ich lese mit großer Begeisterung jede<br />

Ausgabe vollständig et je commence<br />

ma lecture toujours avec la rubrique<br />

„Guéwen a testé“. Gerne koche ich<br />

auch Ihre Rezeptvorschläge nach.<br />

Insgesamt bieten Sie mir eine perfekte<br />

und authentische Darstellung der<br />

französischen Kultur und Lebensart.<br />

Diesen Fokus schätze ich sehr. Wenn<br />

ich einen eher formalen Wunsch<br />

äußern darf: Bei den längeren Artikeln<br />

fände ich mehr strukturierende<br />

Zwischenüberschriften, hervorgehobene<br />

Zitate oder kleine Infokästen sehr<br />

hilfreich. Und inhaltlich: Bitte verfolgen<br />

Sie die Restaurierung von Notre-Dame<br />

weiter, unabhängig davon, in welcher<br />

Region Sie sich befinden. Kein Deutscher<br />

kann wirklich nachempfinden, was<br />

dieses furchtbare Geschehen für die<br />

französische Nation bedeutet.<br />

Je vous remercie pour votre attention.<br />

Cordialement<br />

Elvira Wunsch<br />

Redaktion: Liebe Frau Wunsch,<br />

bei der Lektüre dieser Ausgabe von<br />

Frankreich erleben haben Sie sicherlich<br />

bemerkt, dass wir Ihrem Hinweis gefolgt<br />

sind und in den längeren Artikeln die<br />

einzelnen Abschnitte mit Überschriften<br />

versehen haben. Sie haben vollkommen<br />

recht, dies sorgt für eine bessere<br />

Übersicht. Vielen Dank! Was den<br />

Wiederaufbau von Notre-Dame betrifft,<br />

können Sie auf uns zählen. Wir werden<br />

die Arbeiten verfolgen und in der Zukunft<br />

regelmäßig darüber berichten.<br />

Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge oder Anregungen? Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />

Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de · Per Brief: Frankreich erleben – Leserbriefe · Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux · Frankreich<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />

Werbecode: ABO<strong>72</strong>/19<br />

Frankreich im<br />

Abonnement<br />

erleben!DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>72</strong> ·<br />

<strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong><br />

Vorname / Name<br />

Straße / Hausnummer<br />

ELSASS · BRETAGNE · GORGES DE KAKUETTA · BURGUND · VAL-DE-LOIRE<br />

Elsass<br />

Das Unmögliche<br />

möglich machen<br />

Bretagne<br />

Die verschwiegene<br />

Geschichte der<br />

grünen Algen<br />

Gorges de<br />

Kakuetta<br />

Das « wilde Ende »<br />

Frankreichs<br />

Burgund<br />

François Pompon,<br />

die Geschichte<br />

eines Künstlers<br />

Val-de-Loire<br />

Richelieu: « das schönste<br />

Dorf des Universums! »<br />

Medien Ist die Zeit für ein kritisches Hinterfragen gekommen?<br />

Justiz Laguiole: der Krieg der Messer vor Gericht<br />

Kulturschock Die Rache der Birkenstocks<br />

www.frankreicherleben.de<br />

Deutschland 5,90 €<br />

Öste reich 6,50 €<br />

Schweiz 10,90 CHF<br />

Frankreich & Benelux 7, 0 €<br />

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Jahr (4 Ausgaben) nur 19,90 Euro anstatt 23,60 Euro im Zeitschriftenhandel<br />

(Deutschland). In Österreich kostet das Abonnement<br />

21,90 Euro anstatt 26,00 Euro und in der Schweiz 37,00<br />

CHF anstatt 43,60 CHF. Alle anderen Auslandsabonnements<br />

kosten 26,90 Euro. Das Abonnement läuft zunächst für ein Jahr<br />

und verlängert sich danach automatisch. Es ist nach dem ersten<br />

Jahr jederzeit kündbar.<br />

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Ich möchte das Abonnement zu den oben genannten Preisen verschenken.<br />

Entscheidend ist dabei der Wohnort des Beschenkten.<br />

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den ich dem Beschenkten übergeben kann. Das Abonnement<br />

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Per Fax: +49 (0)30 / 42 80 40 42<br />

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Berlin, Gläubiger-Identifikationsnummer DE39Z0200000080844<br />

wiederkehrende Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift<br />

einzuziehen. Die Mandatsreferenz wird mir gesondert mitgeteilt.<br />

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schriftlich ohne Angabe von Gründen widerrufen werden.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 97


IMPRESSUM/VORSCHAU<br />

Impressum<br />

Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren und<br />

Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen Mitarbeiter<br />

zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine einzelnen Personen<br />

am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern findet die Nennung im<br />

Impressum statt.<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

info@frankreicherleben.de · www.frankreicherleben.de<br />

Abonnentenbetreuung & Heftbestellungen:<br />

AVZ GmbH<br />

Storkower Straße 127a · 10407 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30 / 42 80 40 40<br />

Fax: +49 (0)30 / 42 80 40 42<br />

abo@frankreicherleben.de<br />

ISSN: 1861-4256<br />

Gründer des Magazins: Jean-Charles Albert und Markus Harnau<br />

Herausgeber: Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-Julien Bault, Sabine Beck, Guéwen Brown, Chantal Cobac, Martine Doucet,<br />

Laurent Fournerie, Alain Lardière, Ina Muñoz, Annaïs Quetsub, Gérard Rival,<br />

Serge Robin, Sabine Schmitt<br />

Layout: Zauberhaus.eu<br />

Anzeigen Frankreich:<br />

Isabelle Schmidt<br />

Telefon Frankreich: +33 (0)1 75 439 441<br />

Telefon Deutschland: +49 (0)921 44710<br />

ischmidt@frankreicherleben.com<br />

Anzeigen Deutschland:<br />

Samuel Péchin<br />

Telefon Frankreich: + 33 (0)6 31 54 64 93<br />

spechin@frankreicherleben.com<br />

Gültige Anzeigenpreisliste: 17/<strong>2019</strong><br />

Druck: pva, Druck und Medien-Dienstleistungen GmbH, Landau<br />

Vetrieb:<br />

VU Verlagsunion KG · Meßberg 1 · 20086 Hamburg<br />

Tel: +49 (0)40 3019 1800<br />

Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit Sorgfalt zusammengestellt.<br />

Eine Gewährleistung für die Rich tig keit und Vollständigkeit kann jedoch<br />

nicht über nom men wer den. Der Verlag übernimmt keine Haftung für un ver langte<br />

Ein sen dun gen. Die Redaktion behält sich die Kür zung und Bearbeitung von<br />

Leserbriefen vor. Es gelten die Geschäfts bedingungen des Verlags. Beiträge,<br />

Fotos und gra fische Dar stel lungen sind ur he ber rechtlich geschützt. Nach druck,<br />

auch aus zugs weise, Ver viel fäl ti gung auf foto mecha nischen und anderen Wegen<br />

sowie Nutz ung auf Da ten trägern bedürfen der schrift lichen Zustimmung des<br />

Verlags.<br />

Frankreich erleben erscheint alle drei Monate und ist im gut sortierten<br />

Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und<br />

Südtirol sowie per Abonnement erhältlich.<br />

Einzelpreise im Handel: 5,90 E (D), 6,50 E (A),<br />

10,90 CHF (CH), 7,00 E (F/L/B/NL), 7,00 E (I)<br />

Abonnement (Preise pro Jahr): 19,90 E (D), 21,90 E (A),<br />

37,00 CHF (CH), alle anderen Länder: 26,90 E<br />

Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich, die gesetzliche Mehrwertsteuer.<br />

© <strong>2019</strong> Ajc Presse, Bordeaux<br />

Und zum Abschluss diesmal ein kleines Spiel.<br />

Sie sehen drei Fotos aus verschiedenen Regionen,<br />

die wir unter anderem in der Ausgabe 73 von<br />

Frankreich erleben besuchen werden. Erraten Sie,<br />

welche es sind? Als Hilfestellung haben wir die<br />

unvollständigen Namen dieser Regionen angegeben.<br />

Das Heft wird ab Dienstag, 19. November <strong>2019</strong><br />

im Handel erhältlich sein oder bereits eine Woche<br />

vorher bei allen Abonnenten im Briefkasten<br />

stecken.<br />

Dann erfahren Sie mehr!<br />

B _ _ _ A _ _ _<br />

V _ G _ _ _ _<br />

P_ _ _ _ N _ E - _ _P _ S - _ O _ E - _’ A _ _ R<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts,<br />

oben nach unten): Titel: Titel: Serge Robin, Ajc Presse • S.3:<br />

Serge Robin, Ajc Presse • S.4: Serge Robin, Ajc Presse; Extrait de<br />

l’album « Algues Vertes l’histoire interdite », Inès Léaud - Pierre van<br />

Hove, La Revue Dessinée, Delcourt, DR; Serge Robin, Ajc Presse;<br />

SFA+NLA+OXO+DR; Alain Lardière, Ajc Presse • S.6: Château de<br />

Fontainebleau, Sophie Lloyd; Pixabay; Château de Chenonceau,<br />

DR • Paris Tourist Office, Daniel Thierry S.8: Festival des jardins<br />

de Chamont-sur-Loire, DR; Observatoire panoramique de la Tour<br />

Montparnasse, DR • S.9: Bioseptyl, DR • S.10: Château Fage, DR<br />

• Maison de Balzac Paris, DR, Pixabay • S.12: Thierry Estadieu,<br />

Musée Soulages, Rodez, A. Meravilles, RCR, photothèque Rodez<br />

Agglomération; Editions Manuella, DR; S.16-24: DR • S. 25: Arte,<br />

DR • S.26-35: Serge Robin, Ajc Presse • S. 36-45: Serge Robin,<br />

Ajc Presse; Roseman, 1908, Musée François Pompon de Saulieu,<br />

DR; Musée des Beaux-Arts de Dijon, DR. S.50-53: Ajc Presse;<br />

Château de Courban; DR • S.54-63: Alain Lardière, Ajc Presse •<br />

S.64-68: Serge Robin, Ajc Presse • S.69: Collections du Musée<br />

de Richelieu, DR • S.70-71: Serge Robin, Ajc Presse • S.<strong>72</strong>-73:<br />

SFA+NLA+OXO+DR • S.74-75: Pixabay • S. 76-79: Extraits de<br />

l’album « Algues Vertes l’histoire interdite », Inès Léaud - Pierre van<br />

Hove, La Revue Dessinée, Delcourt, DR • S.80-81: DR • S.82-85:<br />

Ajc Presse; Moutarderie Fallot, DR • S.90-91: Nicole Cobac, Ajc<br />

Presse • S.92-93: Serge Robin, Ajc Presse • S.95: G.Brown, Ajc<br />

Presse • S.96: Jean-Julien Bault, Ajc Presse • S.98: Serge Robin,<br />

Ajc Presse.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 73 - Winter <strong>2019</strong>/20<br />

Erscheint am 19. November <strong>2019</strong><br />

98 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>


Großzügige Unterkünfte im modernen Design, eine Wellnesslandschaft<br />

mit 5 Saunen, Sonnenterrasse und Boddenblick, ein Fitnessstudio mit<br />

professionellen Geräten, ein Hobbyraum mit Billardtisch, Tischtennisplatte<br />

und Tischfußball sowie eine Lounge mit Kamin und Panoramablick,<br />

mönchgut living & spa bietet Ihnen alles, um einen perfekten Urlaub auf<br />

Rügen zu verleben. Die Lage im Herzen des romantischen Fischerdorfes<br />

Gager im UNESCO­Biosphärenreservat Südost­Rügen verspricht zudem<br />

Entspannung und Erholung inmitten unberührter Natur, nur wenige Minuten<br />

vom Ostseestrand und den berühmten Seebädern der Insel entfernt.<br />

www.moenchgut-living.de


Es gibt viele Villen in der Provence, die Sie mieten können.<br />

Doch in diese Villa werden Sie sich verlieben!<br />

Denn Sie genießen eine atemberaubende Aussicht über das weite Tal des Naturparks<br />

Lubéron, nach Gordes, auf die Monts de Vaucluse und den Mont Ventoux. Allein dieser<br />

atemberaubende Panoramablick ist unbezahlbar! Außerdem erreichen Sie in nur wenigen<br />

Minuten zu Fuß den Dorfkern von Roussillon mit seinen Geschäften und Restaurants<br />

und bekommen trotzdem wegen der geschützten Lage der Villa nichts vom Trubel im Ort<br />

mit. Schließlich bilden die provenzalische Architektur und die Einrichtung im modernen<br />

Design eine gekonnte Symbiose, die Sie so schnell nicht ein zweites Mal in der Provence<br />

finden werden.<br />

www.provence-living.fr

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