Nr. 72 - Herbst 2019
Ecomusée d'Alsace: das Unmögliche möglich machen. Bretagne: die verschwiegene Geschichte der grünen Algen Baskenland: Gorges de Kakuetta: das « wilde Ende » Frankreichs Centre-Val de Loire: Richelieu: "das schönste Dorf des Universums!" Chantals Rezept: Kabeljaurücken mit Senfsauce
Ecomusée d'Alsace: das Unmögliche möglich machen.
Bretagne: die verschwiegene Geschichte der grünen Algen
Baskenland: Gorges de Kakuetta: das « wilde Ende » Frankreichs
Centre-Val de Loire: Richelieu: "das schönste Dorf des Universums!"
Chantals Rezept: Kabeljaurücken mit Senfsauce
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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>72</strong> · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong><br />
ELSASS · BRETAGNE · BASKENLAND · BURGUND · VAL DE LOIRE<br />
Elsass<br />
Das Unmögliche<br />
möglich machen<br />
Bretagne<br />
Die verschwiegene<br />
Geschichte der<br />
grünen Algen<br />
Gorges de<br />
Kakuetta<br />
Das « wilde Ende »<br />
Frankreichs<br />
Burgund<br />
François Pompon,<br />
die Geschichte<br />
eines Künstlers<br />
Val de Loire<br />
Richelieu: « das schönste<br />
Dorf des Universums! »<br />
Medien Ist die Zeit für ein kritisches Hinterfragen gekommen?<br />
Justiz Laguiole: der Krieg der Messer vor Gericht<br />
Kulturschock Die Rache der Birkenstocks<br />
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EDITORIAL<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
« Die einzige wahre Reise, der einzige<br />
Jungbrunnen wäre für uns, wenn wir<br />
nicht neue Landschaften aufsuchten,<br />
sondern andere Augen hätten, die Welt mit<br />
den Augen eines anderen, von hundert anderen betrachten<br />
könnten », schrieb der französische Schriftsteller Marcel<br />
Proust (1871-1922) in La Prisonnière (Die Gefangene), dem<br />
fünften Band seines wichtigsten Werkes À la recherche<br />
du temps perdu (Auf der Suche nach der verlorenen<br />
Zeit). Mehr als 100 Jahre später hat dieser<br />
weise Ratschlag die vorliegende Ausgabe von<br />
Frankreich erleben mehr denn je beeinflusst.<br />
Mit anderen Augen sehen, das bedeutet, sich von<br />
den « wichtigen » Orten zu entfernen, den<br />
Orten, die von Werbung, Reiseführern<br />
oder Fernsehsendungen einstimmig als<br />
Orte, die man in seinem Leben unbedingt<br />
gesehen haben muss, angepriesen<br />
werden. Natürlich ist es nichts Anrüchiges,<br />
die Schönheit des Mont-<br />
Saint-Michel, des Eiffelturms<br />
oder des Schlosses von Versailles<br />
zu bewundern. Daneben sollte<br />
man aber nicht vergessen, dass<br />
viele andere, diskretere – manchmal<br />
vielleicht sogar geheime – Orte ebenfalls<br />
zur Vielfalt des französischen Kulturerbes<br />
gehören. Genau solche Orte sind es, die<br />
wir besonders gerne mit Ihnen teilen.<br />
Beim Schmökern in dieser Ausgabe entdecken<br />
Sie Sehenswürdigkeiten, die zwar nicht im<br />
« Pantheon » der Reiseführer auftauchen,<br />
dennoch aber unsere Neugier geweckt<br />
haben.<br />
Wir haben<br />
sie besucht,<br />
wir haben uns<br />
mit den Verantwortlichen<br />
unterhalten,<br />
und wir möchten sie mit<br />
Ihnen teilen, so wie man eben<br />
Dinge, die man gerne mag, mit Freunden teilt.<br />
Unser Blick richtet sich beispielsweise auf die Region<br />
Bourgogne-Franche-Comté. Um mit den Worten von Proust<br />
zu sprechen, werden wir uns « mit den Augen eines anderen »,<br />
mit denen eines von dort stammenden Künstlers umsehen:<br />
François Pompon (1855-1933). Dieser Bildhauer veränderte<br />
nicht nur die Welt der Tierskulpturen von Grund auf,<br />
sondern inspirierte auch die moderne Kunst als solche.<br />
Weiter westlich, im Loiretal, entdecken<br />
wir die unglaublich moderne Sichtweise,<br />
die ein Kardinal von der « idealen<br />
Stadt » hatte, die er erbauen ließ.<br />
Dann geht es nach Süden, ins Baskenland,<br />
wo unsere Augen sich erst an das<br />
besondere Licht in einer abwechslungsreichen<br />
Schlucht gewöhnen müssen, in<br />
der man sich wie in tropischen Gefilden fühlt.<br />
Wir beenden unsere Rundreise im Nordosten<br />
des Landes, wo einige Elsässer in den 70er-<br />
Jahren das architektonische Kulturerbe ihrer<br />
Region mit anderen Augen ansahen und ein<br />
großartiges Mittel entwickelten, um es zu<br />
schützen und gleichzeitig bekannt zu machen.<br />
Lassen Sie uns die Sichtweisen, die sich<br />
uns bieten, wahrnehmen. Öffnen wir die<br />
Augen und stürzen uns ins Abenteuer!<br />
Viel Spaß bei der<br />
Lektüre!<br />
Titelbild: In den Straßen des Écomusée d’Alsace (Ungersheim)<br />
Jean-Charles Albert<br />
Chefredakteur<br />
jc.albert@frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 3
INHALT<br />
Gastronomie · 82<br />
Elsass · 26<br />
Algues vertes · 76<br />
Bourgogne-Franche-Comté · 36<br />
Rezept · 90<br />
Baskenland · 54<br />
Montpellier · <strong>72</strong><br />
Val de Loire · 64<br />
4 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
74 · Grünalgen<br />
Nantes<br />
Bordeaux<br />
Lille<br />
Toulouse<br />
54 · Gorges de Kakuetta<br />
Unterwegs in Frankreich<br />
26 Elsass<br />
Écomusée d’Alsace: das Unmögliche möglich machen<br />
Das Écomusée d’Alsace ist durch die Initiative einiger<br />
motivierter Menschen entstanden, die damit das architektonische<br />
Kulturerbe des Elsass retten wollten.<br />
Es ist ein gutes Beispiel dafür, wie man mit Courage<br />
und harter Arbeit eine touristische Sehenswürdigkeit<br />
kreieren kann, hinter der ein besonderer Sinn steht.<br />
36 Bourgogne-Franche-Comté<br />
Auf den Spuren von François Pompon durch Burgund<br />
Der geniale Bildhauer François Pompon stammte aus<br />
Burgund und wurde vor allem durch sein Meisterwerk<br />
L‘Ours blanc bekannt, mit dem er die Welt der Bildhauerei<br />
– vor allem im Bereich der Tierdarstellungen – zutiefst<br />
veränderte, wenn nicht sogar revolutionierte.<br />
50 Hotel<br />
Château de Courban, Courban<br />
54 Baskenland<br />
Gorges de Kakuetta: das « wilde Ende » Frankreichs<br />
Im Herzen der baskischen Berge erwartet Naturliebhaber<br />
ein Wanderweg, der inmitten üppiger Vegetation durch<br />
einen zwei Kilometer langen Canyon führt. Dort entdeckt<br />
der Besucher Wasserfälle und Wasserbecken in einem<br />
erstaunlichen Farbspektrum, die den Eindruck erwecken,<br />
man befände sich in den Tropen oder in Amazonien.<br />
64 Centre-Val de Loire<br />
Richelieu: « das schönste Dorf des Universums! »<br />
Kardinal Richelieu (1585-1642) wollte mit einer « idealen Stadt »,<br />
die « grandios und unvergleichlich » sein und nach ihm benannt<br />
werden sollte, seine Macht stärken. Die Stadt Richelieu ist<br />
in ihrer Art tatsächlich einzigartig und offenbart eine für<br />
das 17. Jahrhundert äußerst neuartige urbane Struktur.<br />
<strong>72</strong> Coup de Cœur<br />
L’Arbre blanc, Montpellier<br />
PARIS<br />
50 · Hotel<br />
Tours<br />
36 · Saulieu<br />
64 · Richelieu<br />
36 · Dijon<br />
Straßburg<br />
86 · Moutarderie Fallot<br />
Lyon<br />
<strong>72</strong> · Coup de cœur<br />
26 · Ecomusée<br />
d’Alsace<br />
Frankreich heute<br />
74 Gesellschaft<br />
Medien in Frankreich:<br />
Ist die Zeit für ein kritisches Hinterfragen gekommen?<br />
Die französischen Medien konstatieren seit mehreren Monaten, dass<br />
sie sich in einer noch nie da gewesenen Vertrauenskrise befinden.<br />
Eine kürzlich publizierte Studie beleuchtete das mediale System in<br />
Frankreich kritisch und offenbart sehr aufschlussreiche Ergebnisse.<br />
76 Kultur / Comic (2/3)<br />
Algues vertes, l’histoire interdite<br />
Dieser Comic behandelt auf dokumentierte und spannende<br />
Art das beunruhigende Phänomen der Grünalgen, die seit<br />
1971 regelmäßig die bretonische Küste heimsuchen. Diese<br />
Plage ist relativ unbekannt, kann aber sogar tödlich sein.<br />
80 Justiz<br />
Krieg der Messer<br />
Seit Jahrzehnten führt die Gemeinde Laguiole einen Rechtsstreit<br />
gegen einen skrupellosen Geschäftsmann, der den Ruf des Namens<br />
Laguiole ausnutzte, um unter dieser Marke Messer und andere Produkte<br />
zu vermarkten. Vor Kurzem hat das Pariser Berufungsgericht<br />
nun ein Urteil zugunsten des kleinen Dorfes im Aveyron gefällt<br />
Art de vivre<br />
82 Gastronomie<br />
Moutarde Fallot: ein Senf mit Tradition<br />
und einem einzigartigen Geschmack<br />
Im Herzen der Stadt Beaune produziert das Familienunternehmen<br />
Fallot seit 1840 aus Senfkörnern der Umgebung<br />
und nach einem traditionellen Herstellungsverfahren<br />
einen einzigartigen Senf « 100 % Burgund ».<br />
90 Chantals Rezept<br />
Kabeljaurücken mit Senfsauce<br />
92 Produkt<br />
Cacolac: ein bekanntes Getränk aus Bordeaux<br />
Neben dem Wein aus Bordeaux lieben die Franzosen noch ein weiteres<br />
Getränk, das aus dieser Stadt stammt: Cacolac. Diese antialkoholische<br />
Erfrischung, die aus Milch, Kakao und Zucker besteht und<br />
gut gekühlt getrunken wird, ist vor allem lokal ein richtiger Renner.<br />
3 Editorial<br />
6 On en parle<br />
12 Culture(s)<br />
16 On lit<br />
18 On lit en France<br />
22 On écoute<br />
23 On surfe<br />
24 On regarde<br />
86 Nachbestellungen<br />
94 Kulturschock<br />
96 Guéwen a testé<br />
97 Abonnement<br />
98 Impressum<br />
98 Vorschau<br />
Frankreich erleben im Internet:<br />
www.frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 5
ON EN PARLE<br />
KULTURERBE<br />
Kaiserliches Theater von Schloss Fontainebleau restauriert<br />
Das letzte in Frankreich gebaute Hoftheater im Schloss Fontainebleau ist ein einzigartiger Ort, um die<br />
Bühnenkunst unter Napoleon III. zu erfassen. Es war seit dem Zweiten Weltkrieg geschlossen und<br />
wurde nun nach mehr als zwölfjährigen Renovierungsarbeiten, die einen Betrag von 10 Millionen<br />
Euro verschlungen haben, wieder eröffnet. Das Ergebnis ist grandios und war dank der<br />
Unterstützung des Emirats Abu Dhabi möglich.<br />
BELIEBTHEIT<br />
ZUG<br />
SNCF bekommt Konkurrenz<br />
aus Deutschland<br />
Das deutsche<br />
Unternehmen<br />
Flixtrain, das bereits<br />
mit der Deutschen<br />
Bahn rivalisiert, will<br />
ab 2021 die Tätigkeit<br />
auf Frankreich<br />
ausdehnen und<br />
bewirbt sich um<br />
fünf Linien: von Paris (Gare du Nord) nach Brüssel (Gare<br />
Nord), von Paris (Austerlitz) nach Bordeaux (Saint-Jean),<br />
von Paris (Bercy) nach Lyon (Perrache), von Paris (Bercy)<br />
nach Toulouse (Matabiau) und von Paris (Bercy) nach<br />
Nizza (Stadt). Damit bekundet Flixtrain Interesse an<br />
klassischen Strecken, für die die Kosten geringer als für<br />
Hochgeschwindigkeitslinien sind. Diesen Bereich scheint<br />
die SNCF in den letzten Jahren zugunsten des TGV eher<br />
vernachlässigt zu haben.<br />
Rangliste der attraktivsten Städte Frankreichs<br />
Wie jedes Jahr hat die französische Wochenzeitschrift Le Point<br />
die heiß erwartete Rangliste der 70 attraktivsten Städte des<br />
Hexagons veröffentlicht. Die Klassifizierung erfolgt auf der<br />
Basis von drei Schwerpunktthemen, für die jeweils ein eigenes<br />
Ranking erstellt wird: wirtschaftliche Dynamik, Mobilität und<br />
Vernetzung, Lebensqualität.<br />
Ballungsräume mit mehr als<br />
250 000 Einwohnern:<br />
1- Straßburg<br />
2- Bordeaux<br />
3- Nantes<br />
4- Lyon<br />
5- Toulouse<br />
6- Rennes<br />
7- Montpellier<br />
8- Lille<br />
9- Marseille-Aix-en-Provence<br />
10- Nizza<br />
Ballungsräume mit 80 000 -<br />
250 000 Einwohnern<br />
1- La Rochelle<br />
2- Saint-Nazaire<br />
3- Bayonne-Anglet-Biarritz<br />
4- Angers<br />
5- Dijon<br />
6- Sète<br />
7- Annecy<br />
8- Chambéry<br />
9- Cluses<br />
10- Arras<br />
6 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
KULTURERBE<br />
Schloss Chenonceau hat seine Apotheke wieder<br />
Katharina von Medici (1519-1589), deren Geburtstag sich in diesem Jahr<br />
zum 500. Mal jährt, liebte die Wissenschaften. 1555 stellte sie an ihrem Hof<br />
einen persönlichen Kräuterhändler an, der bereits über ein internationales<br />
Renommee verfügte: Nostradamus (1503-1566). Auf Schloss Chenonceau<br />
besaß die Königin ihre eigene Apotheke. Es war ein mit monumentalen<br />
Holzmöbeln ausgestatteter Raum, in dem Kräuter und andere Rohstoffe<br />
aufbewahrt wurden. Aus diesen Zutaten stellte man dann Präparate her, um<br />
die Leiden der Mitglieder des Hofes zu lindern. Der Raum wurde lange Zeit<br />
nicht mehr instandgehalten, geplündert und schließlich für das Publikum<br />
geschlossen. Drei Jahre lang arbeitete ein Tischler aus der Gegend nun<br />
an der Restaurierung dieser Apotheke. Aus einem Palast im italienischen<br />
Florenz konnte man ein von der Größe her vergleichbares Holzmöbel aus<br />
der damaligen Zeit erwerben. Nachdem der Handwerker das in unzählige<br />
Einzelteile zerlegte Möbel ohne Plan, aber mit viel Geduld wie ein riesiges<br />
Puzzle wieder zusammengesetzt hatte, musste er es an die Gegebenheiten in<br />
Chenonceau anpassen. Anschließend renovierte er das gute Stück, um ihm<br />
wieder das ursprüngliche Aussehen zu verleihen, und baute es schließlich ein.<br />
Nun ist die herrlich rekonstruierte Apotheke wieder für Besucher geöffnet und<br />
zollt der Souveränin und ihrer Vorliebe für Wissenschaften Anerkennung.<br />
VERSCHIEBUNG<br />
Verhüllung des Triumphbogens verschoben<br />
Wir haben in der letzten Ausgabe darüber berichtet, dass der Künstler Christo ankündigte, im Frühjahr<br />
2020 den Pariser Arc de Triomphe verhüllen zu wollen. Diese Aktion wurde nun letztendlich auf <strong>Herbst</strong><br />
2020 verschoben und soll von Samstag, 19. September bis Sonntag, 4. Oktober stattfinden.<br />
AUSSTELLUNG<br />
Ephemere Kuppel unter dem Eiffelturm<br />
Von Ende September bis Ende November wird auf dem<br />
Vorplatz des Eiffelturms eine 300 m² große Kuppel<br />
installiert. Dort ist eine kostenlose Ausstellung zu sehen,<br />
welche die Geschichte des Monuments nachzeichnet, das<br />
1889, also vor 130 Jahren, anlässlich der Weltausstellung<br />
errichtet wurde.<br />
HOMMAGE<br />
Tim und Struppi<br />
im Schloss<br />
Im Schloss Malbrouck<br />
(Departement Moselle) findet<br />
bis 30. November <strong>2019</strong> eine<br />
bedeutende Ausstellung zu<br />
Ehren des Comiczeichners Hergé<br />
und seiner symbolträchtigen<br />
Figuren Tim und Struppi statt. Die<br />
Ausstellung mit dem Titel Hergé:<br />
une vie, une œuvre zeichnet das<br />
Universum von Hergé anhand der<br />
vier wichtigsten Perioden seines<br />
Lebens nach. Das Projekt wurde<br />
gemeinsam mit dem Musée Hergé<br />
in Louvain-la-Neuve (Belgien)<br />
realisiert.<br />
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 7
ON EN PARLE<br />
BOTANIK<br />
Erstes Wochenende rund um die Botanik in Chaumont-sur-Loire<br />
Die Domaine de Chaumont-sur-Loire (Loir-et-Cher) ist für ihr<br />
Internationales Gartenfestival bekannt. In diesem Jahr findet<br />
am Wochenende 12./13. Oktober erstmals ein Treffen rund<br />
um die Botanik statt. Botaniques ist ein gemeinsames Projekt<br />
der Domaine und der Vereinigung Plantes et Cultures, einem<br />
Zusammenschluss von Pflanzenzüchtern, die sich für die<br />
Förderung der pflanzlichen Diversität einsetzen. Die Besucher<br />
können bei diesem Anlass Produzenten und Sammler treffen,<br />
sich mit ihnen austauschen und natürlich auch Pflanzen kaufen.<br />
Informationen: www.domaine-chaumont.fr<br />
APERITIF AUF DER SPITZE<br />
ZUG<br />
Zugticket im<br />
Tabakwarengeschäft<br />
kaufen<br />
Eine Bar auf dem Dach!<br />
In diesem Sommer wurde auf dem Dach des Pariser Montparnasse-<br />
Turms die Rooftop-Bar Guinguette On Top eröffnet. Sie befindet<br />
sich in einer Höhe von 210 m. Pariser und Touristen haben nun die<br />
Möglichkeit, in einer nicht alltäglichen Umgebung einen Aperitif<br />
zu trinken und gleichzeitig einen der schönsten Ausblicke auf<br />
Paris zu genießen. Man befindet sich dort genau gegenüber dem<br />
Eiffelturm. Die Bar, in der auch Konzerte (vor allem Jazz) stattfinden,<br />
war ursprünglich nur als einmalige, befristete Einrichtung geplant.<br />
Aufgrund des Erfolges wird es möglicherweise eine Wiederholung<br />
geben.<br />
Ein Lichtblick für<br />
Fahrgäste, die sich über lange Warteschlangen vor<br />
den Bahnhofsschaltern ärgern? Da es offensichtlich<br />
bisher nicht gelungen ist, dieses Problem zu lösen, hat<br />
die SNCF nun angekündigt, demnächst gemeinsam<br />
mit den Tabakwarengeschäften neue Verkaufsstellen<br />
für Tickets einzurichten. Momentan wurden dafür<br />
fünf Testregionen bestimmt: Bourgogne-Franche-<br />
Comté, Grand Est, Pays-de-la-Loire, Normandie und<br />
Provence-Alpes-Côte-d’Azur. Inzwischen wurden die<br />
ersten Geschäfte mit dem neuen Tool ausgestattet<br />
und bieten diesen Service an.<br />
8 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
UMWELT<br />
Die erste Zahnbürste aus<br />
Holz « made in France »<br />
Es ist relativ unbekannt, dass<br />
Zahnbürsten – ebenso wie die<br />
vielverwendeten Wattestäbchen<br />
aus Plastik – die Umwelt enorm<br />
verschmutzen. Nun gibt es<br />
die erste umweltbewusste<br />
Zahnbürste made in France,<br />
namens Dubois (« aus Holz »). Ihr<br />
Griff besteht aus Rotbuchenholz<br />
aus nachhaltig bewirtschafteten<br />
Wäldern der Normandie und der<br />
Picardie, die Borsten sind aus<br />
pflanzlichem Material. Bislang ist<br />
allerdings lediglich der Holzgriff<br />
zu 100 % wiederverwertbar und<br />
kompostierbar. Die Borsten<br />
sind mit kleinen Metallankern<br />
im Kopf der Bürste befestigt<br />
und aktuell gibt es noch keine<br />
Möglichkeit, diese Metallstücke<br />
zu trennen. Insofern muss der<br />
Zahnbürstenkopf separat im<br />
Hausmüll entsorgt werden. Der<br />
Preis einer Bürste beträgt 5,40 €<br />
beziehungsweise 4,86 € im<br />
Abonnement. Hersteller ist<br />
Bioseptyl, ein Unternehmen,<br />
das seit 170 Jahren besteht<br />
und quasi zum industriellen<br />
Erbe Frankreichs<br />
gehört. Seit einiger Zeit<br />
modernisiert Bioseptyl<br />
das Produktsortiment<br />
und orientiert sich<br />
mehr und mehr hin<br />
zu umweltbewussten<br />
Produkten.<br />
Bestellungen unter<br />
www.bioseptyl.fr.<br />
SCHNAPPSCHÜSSE<br />
Französische Autobahnen sind sehr rentabel ++ 2017 erwirt<br />
schafteten die französischen Autobahnbetreiber einen Umsatz von 10,1 Milliarden<br />
Euro und ein Nettoergebnis von 2,8 Milliarden Euro. Die Netto marge liegt<br />
bei 27,5 %. 67 % der Einnahmen auf Autobahnen stammen von Personen kraftwagen,<br />
der Rest von Lastkraftwagen. 54 % davon werden über das elektro nische<br />
Mautsystem (Télépéage) bezahlt, 34 % mit Kreditkarte und knapp 9 % in bar.<br />
Arbeitszeit der Franzosen ++ Aus der aktuellsten Studie der Direction<br />
générale du Trésor, einer zentralen Abteilung des Wirtschafts- und Finanzministeriums,<br />
geht hervor, dass die Franzosen mit durchschnittlich 20,7 Jahren<br />
früher als die anderen Europäer zu arbeiten beginnen. In Deutschland liegt<br />
der Durchschnitt beispielsweise bei 22,4 Jahren. Die Wochenarbeitszeit ist in<br />
etwa mit den anderen Ländern vergleichbar (durchschnittlich 36,1 Stunden<br />
über alle Beschäftigten in Frankreich gegenüber 36,3 Stunden in den anderen<br />
europäischen Ländern). Allerdings haben Franzosen mehr freie Tage pro Jahr<br />
(32 gegenüber durchschnittlich 25 in der EU). Aufs Jahr gesehen arbeiten<br />
die Franzosen also weniger, zudem verlassen sie den Arbeitsmarkt früher<br />
(im Durchschnitt mit 62 Jahren) als Arbeitnehmer in anderen Ländern der<br />
Europäischen Union (64 Jahre).<br />
Franzosen und „Do-it-yourself“ ++ Eine Umfrage im Auftrag<br />
großer Heimwerkermärkte zeigt, dass 55 % der Franzosen sich nach eigener<br />
Aussage zuhause handwerklich betätigen. 25 % bauen oder restaurieren Möbel,<br />
35 % bauen ihr eigenes Obst und Gemüse an, 25 % reparieren ihr Auto oder<br />
Zweirad, 14 % nähen ihre eigenen Kleider und 20 % backen ihr eigenes Brot.<br />
Der Beitrag von Einwandererfrauen zur Geburtenrate ++<br />
Frankreich hat bekanntlich mit 1,88 Kindern pro Frau im gebärfähigen Alter die<br />
höchste Geburtenrate innerhalb der Europäischen Union, wo der Durchschnitt<br />
bei 1,59 Kindern liegt. Durch die jüngst veröffentlichte Studie des Institut National<br />
des Études Démographiques (INED) weiß man jedoch, dass die Einwandererfrauen<br />
ihren Teil dazu beitragen, da sie durchschnittlich mehr Kinder zur Welt<br />
bringen als die gebürtigen Französinnen. Die Geburtenrate beträgt demnach<br />
bei in Frankreich geborenen Frauen 1,8 Kinder gegenüber 2,6 Kindern bei<br />
eingewanderten Frauen. In beiden Fällen ist diese Zahl jedoch hoch. Die Studie<br />
zeigt also, dass sich Frankreich gegenüber anderen Ländern der EU dadurch<br />
auszeichnet, dass das Land sowohl eine hohe Quote an Einwanderern als auch<br />
eine hohe Geburtenrate hat – und Letzteres gilt für alle französischen Frauen,<br />
egal ob sie in Frankreich oder in einem anderen Land geboren wurden.<br />
Unternehmensgründungen erreichen Rekordhöhe ++ 2018<br />
wurden in Frankreich 67 778 Unternehmen gegründet. Dies ist eine Steigerung<br />
von 15,9 % gegenüber dem Vorjahr. Bis dato war die Anzahl der neu registrierten<br />
Unternehmen in Frankreich noch niemals so hoch.<br />
Paris „Welthauptstadt des Fahrrads“ ++ Die Pariser Bürgermeisterin,<br />
Anne Hidalgo, will die Stadt bis 2020 zur « Welthauptstadt des Fahrrads<br />
» machen. Ihren Plänen zufolge soll es in Paris dann mehr als 1000 km Radwege<br />
geben. Das Ziel erscheint realistisch, denn von 2015 bis <strong>2019</strong> ist die Hauptstadt<br />
in der Hitliste der fahrradfreundlichsten Städte bereits von Platz 17 auf Platz<br />
8 vorgerückt.<br />
Frankreich Frankreich erleben erleben · <strong>Herbst</strong> · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> <strong>2019</strong> · 9 · 9
ON EN PARLE<br />
BIODIVERSITÄT<br />
Europäische Auster pflanzt<br />
sich auf Korsika wieder fort<br />
Die einzige in Europa heimische Auster, Ostrea<br />
edulis, in Frankreich Huître plate genannt, ist<br />
durch Überfischung und Parasiten im letzten<br />
Jahrhundert stark zurückgegangen. Im Meer vor<br />
Korsika war sie seit der römischen Antike verbreitet,<br />
ist dort inzwischen aber quasi ausgestorben. Die<br />
Europäische Auster wurde allmählich durch die Pazifische<br />
Auster ersetzt und hat heute nur noch einen Anteil von 5 % an der<br />
französischen Austernproduktion. Stella Mare, das Labor für Fischereiforschung der Universität von<br />
Korsika, strebt nun seit 2013 gemeinsam mit dem CNRS (Centre national de la recherche scientifique)<br />
an, die Spezies wieder anzusiedeln. Zu diesem Zweck werden im Labor gezüchtete Austernlarven<br />
in der natürlichen Umgebung ausgesetzt. Die gute Nachricht: Inzwischen ist klar, dass man den<br />
Reproduktionszyklus beherrscht. Bleibt zu untersuchen, wie sich die Austern im natürlichen<br />
Meeresumfeld – Étang de Diana an der Ostküste der Insel – verhalten und wie man ihre Ernährung<br />
verbessern kann, um die derzeitige Überlebensquote von 30 % zu erhöhen.<br />
HOTEL<br />
« Bioadresse » inmitten renommierter Weinberge<br />
AUSGRABUNGEN<br />
Antikes Militärviertel im<br />
Zentrum<br />
von Lyon entdeckt<br />
In der Region Bordeaux hat man sich Zeit gelassen, aber inzwischen liegt « Bio »<br />
auch dort immer mehr im Trend. Die Anzahl der biologisch bewirtschafteten<br />
Weingüter nimmt schon seit einiger Zeit zu, nun ziehen auch die Hotels nach.<br />
Im Frühjahr 2020 soll in der Region um die Stadt Libourne, die unter anderem so<br />
prestigeträchtige Appellationen wie Pomerol, Saint-Emilion und Lalande-de-<br />
Pomerol umfasst, genauer gesagt in der Gemeinde Arveyres, ein ambitioniertes,<br />
biologisch ausgerichtetes Weintourismusprojekt mit Hotel und Restaurant eröffnet<br />
werden. Das Haus soll über 26 Zimmer und einen Pool verfügen, und die Gäste<br />
werden dort auch hinter die Kulissen eines Weinguts blicken und erleben können,<br />
was den Beruf eines Winzers ausmacht.<br />
Im Jardin de la Visitation, im 5.<br />
Arrondissement von Lyon (Rhône-<br />
Alpes) machte man in diesem<br />
Sommer eine unglaubliche<br />
Entdeckung: Archäologiestudenten<br />
haben bei Arbeiten auf dem<br />
Fourvière-Hügel unter anderem ein<br />
römisches Haus und ein kleines Fort<br />
freigelegt. Es handelt sich dabei<br />
offensichtlich um ein Militärviertel<br />
aus dem 1. Jahrhundert. Die<br />
Ausgrabungen werden angesichts<br />
des Ausmaßes dieser ersten<br />
Entdeckungen wohl fünf Jahre lang<br />
dauern.<br />
10 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
KULTURERBE<br />
Wohnhaus<br />
von Balzac in<br />
Paris wiedereröffnet<br />
Seit diesem Sommer hat das Haus von Honoré<br />
de Balzac (1799-1850) in Paris seine Türen für das<br />
Publikum wieder geöffnet. Es war mehrere Monate<br />
lang wegen umfangreicher Renovierungsarbeiten und<br />
einer Anpassung an die gültigen Normen geschlossen.<br />
Nun bietet sich also wieder die Gelegenheit, dieses<br />
unglaubliche Gebäude voller Charme zu besichtigen.<br />
Obwohl es im Herzen des 16. Arrondissements der<br />
Hauptstadt steht, kommt man sich dort wie in einem<br />
Haus auf dem Lande vor.<br />
MAUTSTELLEN<br />
Demnächst schrankenlose Mautstellen<br />
In der Welt der französischen Autobahnen kündigt sich eine kleine<br />
Revolution an, die sich möglicherweise schnell verbreitet:<br />
die Autobahngebühr ohne Mautschranke bezahlen. Viele<br />
Franzosen bezahlen die Autobahngebühren zwar bereits<br />
mithilfe elektronischer Badges (Télépéage), doch bald<br />
werden sie vielleicht auch auf diese verzichten können: Um<br />
den Jahreswechsel 2021/2022 wird man vermutlich auf der<br />
Autoroute de Normandie, der A13, schrankenlos fahren können. Die<br />
Nummernschilder der Autos werden dabei von Sensoren erfasst, ohne dass die<br />
Fahrer die Geschwindigkeit reduzieren müssen. Sofern ein Autofahrer seine Bankverbindung<br />
hinterlegt hat, wird der Betrag automatisch abgebucht, andernfalls erhält man eine<br />
Rechnung zugeschickt, die innerhalb einiger Tage zu bezahlen ist. Zurzeit wird das Verfahren<br />
auf der A4 bei Boulay in der Nähe von Metz getestet, wo zwei Mautstellen für<br />
Testfahrer ausgerüstet wurden.<br />
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 11
CULTURE(S)<br />
… einer Ausstellung …<br />
Yves Klein, des cris bleus, bis 3. November <strong>2019</strong> zu<br />
sehen in Rodez (Aveyron). Wenn das nicht neugierig<br />
macht. Der aus Nizza stammende Yves Klein (1928-1962)<br />
gehört zu den « Stars » der zeitgenössischen Kunst, deren<br />
Bekanntheit weit über das Hexagon hinausreicht. Ich gebe<br />
zu, dass ich nicht erwartet hätte, rund 60 seiner Bilder in<br />
Rodez, einer kleinen Stadt mit weniger als 25 000 Einwohnern<br />
südöstlich von Toulouse, ausgestellt zu sehen.<br />
Aus dem Gedächtnis würde ich sagen, dass die letzte Yves<br />
Klein gewidmete Retrospektive 2006 im Centre Georges<br />
Pompidou gezeigt wurde, also an einem Ort, der als der<br />
absolute Tempel für zeitgenössische Kunst in Frankreich<br />
gilt! Eine schöne Überraschung, so weit von der Hauptstadt<br />
entfernt auf eine Ausstellung zu stoßen, die diesem<br />
bedeutenden Künstler gewidmet ist.<br />
Gleichzeitig ist die Veranstaltung eine willkommene<br />
Gelegenheit, wieder einmal einige Fakten über Klein<br />
aufzufrischen. Das erste Bild, das unweigerlich vor dem<br />
geistigen Auge entsteht, ist monochrom und hat eine ganz<br />
spezifische Farbe: Blau. Aber nicht irgendein<br />
Blau. Ultramarinblau. Es ist de facto eine der<br />
berühmtesten Farben der Welt, aber auch eine<br />
der reguliertesten. Manche betrachten die Tatsache,<br />
dass der Künstler im Mai 1960 das Verfahren<br />
zur Herstellung des International Klein Blue (IKB)<br />
beim Institut National de la Propriété Industrielle (INPI)<br />
anmeldete, als « künstlerischen Akt » par excellence im<br />
Sinne konzeptioneller Kunst. Damit niemand den Farbton<br />
einfach für sich beanspruchen konnte, musste Klein<br />
seine Entdeckung weiterentwickeln. Und so erfährt man,<br />
dass es sich dabei nicht « nur » um eine Farbe, sondern eher<br />
um eine chemische Reaktion handelt: nämlich um die<br />
Verbindung eines klassischen blauen Pigments mit einem<br />
chemischen Bindemittel namens Rhodopas M, einem<br />
Vinylazetat des Chemieherstellers Rhône-Poulenc. Dieses<br />
legt sich über das Pigment und fixiert dessen pulverförmiges<br />
Aussehen, sodass es die charakteristische optische<br />
Tiefe erhält. Die Ausstellung zeigt die ganze Dimension<br />
dieses strahlenden Blaus. Zu sehen ist auch das beeindruckende<br />
Werk Pigment Pub: ein riesiges rechteckiges<br />
Bassin, das mit IKB-Pigmenten gefüllt ist. Umkreist man<br />
es, muss man sich beinahe zurückhalten, nicht in diesen<br />
monochromen Pool einzutauchen …<br />
12 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
… dann folgt ein ort …<br />
Das Musée Soulages ist zwar weit von der Hauptstadt<br />
entfernt, doch bei einem Besuch der Ausstellung – und<br />
der Stadt – wird einem schnell bewusst, dass es als Rahmen<br />
für die Retrospektive der Werke von Yves Klein nicht<br />
per Zufall ausgewählt wurde. Der Ort ist ideal. Denn hier<br />
erhält Kleins Kunst sogar einen ganz eigenen Sinn: Pierre<br />
Soulages ist, wie Yves Klein, nicht nur ein wichtiger französischer<br />
Künstler der Moderne. Über ihre Freundschaft<br />
hinaus verband die beiden Männer eine besondere Leidenschaft:<br />
die Leidenschaft für das Monochrome. Ultramarinblau<br />
bei Klein, Tiefschwarz bei Soulages. Geht man<br />
durch die Räume des Museums, hat man also die seltene<br />
Gelegenheit zwischen ultramarinem Blau und tiefstem<br />
Schwarz zu wandeln. Eine echte künstlerische Erfahrung!<br />
Klein hätte dieser Gedanke mit Sicherheit gut gefallen.<br />
Und genauso gut passt er zu Soulages, der « sein »<br />
Museum immer gerne für andere Künstler öffnete. Der<br />
in Rodez geborene Soulages und seine Frau Colette<br />
machten der Stadt 2005 die unglaubliche Schenkung von<br />
250 Werken und 250 Dokumenten. Es war<br />
seinerzeit die bedeutendste Schenkung, die<br />
ein französischer Künstler zu Lebzeiten<br />
gemacht hatte. Sehr schnell kamen die<br />
beiden mit der Stadt überein, dass diese<br />
ein Museum einrichten würde, um die bemerkenswerte<br />
Sammlung dauerhaft zu präsentieren<br />
und darüber hinaus Sonderausstellungen zu zeigen.<br />
« Ich habe monografische Museen niemals<br />
gemocht, aber dieses Museum wird nicht wie<br />
andere sein », sagte Soulages. « Der Akzent wird auf der<br />
Kreation liegen, darauf, wie Werke entstehen; und es wird<br />
vor allem anderen Künstlern des zeitgenössischen Schaffens<br />
offenstehen. » Auf der 500 m² großen Sonderfläche<br />
präsentieren daher regelmäßig andere Künstler ihre Werke.<br />
Und das Ultramarinblau von Klein passt besonders gut<br />
hierher …<br />
Über das Musée Soulages hinaus entdeckt man mit<br />
Rodez zudem eine angenehme und sympathische Stadt,<br />
die sich etwas Besonderes ausgedacht hat, um in diesem<br />
Jahr einen ganz speziellen Festtag zu begehen: den 100.<br />
Geburtstag von Pierre Soulages am 24. Dezember <strong>2019</strong>.<br />
Zu seinen Ehren organisiert die Stadt in dem ansprechenden<br />
Museum für Geschichte und Archäologie Musée<br />
Fenaille eine Ausstellung, deren Besuch sich ebenfalls<br />
lohnt. Das Museum war der Ort der ersten Begegnungen<br />
zwischen dem Künstler und Werken der Vergangenheit,<br />
und Soulages sagte eines Tages: « Als ich die gravierten<br />
Stelen des Musée Fenaille zum ersten Mal sah, war ich<br />
überwältigt. » Die Stadt beschloss nun, für diesen Anlass<br />
zusammen mit dem Musée du Louvre, diese Stelen und<br />
andere Kreationen zu präsentieren, die von der Vorliebe<br />
des Künstlers für Werke der Vergangenheit zeugen und<br />
ihn in seinem Schaffen vermutlich inspiriert haben.<br />
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 13
CULTURE(S)<br />
… und schließlich<br />
ein Buch.<br />
Um Ihren Besuch in Rodez abzurunden,<br />
kommt mir nun noch ein kürzlich erschienenes<br />
Buch von Robert Fleck in den Sinn: Yves Klein,<br />
l’aventure allemande. Der Autor ist Professor an<br />
der Kunstakademie in Düsseldorf und anerkannter<br />
Spezialist für Klein. Er zeigt in diesem Buch<br />
auf sehr lebendige und interessante Art einen<br />
weitgehend unbekannten Aspekt des Künstlers,<br />
nämlich seine Beziehung zu Deutschland und<br />
den Anteil, den dieses Land an seinem Erfolg<br />
hatte. Man erfährt insbesondere, dass der damals<br />
29-jährige Klein am 31. Mai 1957 in Düsseldorf,<br />
in der Hunsrückenstraße 16-18, in einer winzigen<br />
Kunstgalerie erstmals 15 seiner Bilder in einem<br />
offiziellen Rahmen präsentieren<br />
konnte. Auf dem<br />
Plakat und der Einladungskarte<br />
war<br />
der Titel der Ausstellung<br />
in französischer<br />
Sprache<br />
angegeben: Yves,<br />
Propositions monochromes.<br />
Monochrom<br />
… zur<br />
damaligen Zeit<br />
ein ungewöhnliches<br />
Wort … Viele<br />
Besucher betrachteten die Kunstwerke<br />
des jungen Franzosen fassungslos, stuften sie<br />
gar als Provokation ein, einige Privatsammler<br />
begeisterten sich dagegen spontan für sie, und<br />
noch am selben Abend war ein Drittel der<br />
Bilder bereits verkauft. « Etwas noch nie<br />
Dagewesenes in der Laufbahn des jungen<br />
Yves Klein », merkt Robert Fleck an, und<br />
vor allem ein echter Startschuss für seine<br />
Karriere.<br />
Beim Lesen wird einem zudem bewusst,<br />
dass Klein – dessen Großvater väterlicherseits<br />
Friedrich Franz Albert Klein<br />
hieß und Deutscher war – als einer der<br />
wenigen französischen Künstler seiner Generation<br />
Deutschland<br />
sehr nahestand.<br />
Nicht nur, dass er<br />
von November 1948<br />
bis Oktober 1949<br />
seinen Militärdienst<br />
in Langenargen<br />
am Ufer des Bodensees<br />
ableistete,<br />
er bildete zudem<br />
mit Rotraut Uecker<br />
ein damals einzigartiges<br />
Paar. « Das<br />
einzige deutschfranzösische<br />
Paar<br />
im Bereich der<br />
bildenden Kunst ihrer Epoche », hält Robert Fleck fest,<br />
« nur wenige Jahre nach Kriegsende und zwei Jahre vor<br />
der offiziellen Versöhnung zwischen den beiden Ländern<br />
». Ein sehr modernes Paar, das hauptsächlich im<br />
Pariser Viertel Montparnasse lebte, wo Klein seinen<br />
Lebensunterhalt mit … Judokursen verdiente. Von den<br />
zahlreichen Künstlern in der Nachbarschaft (Marcel<br />
Duchamp, Man Ray, Simone de Beauvoir, Alberto Giacometti,<br />
Louis Aragon …) hatten Yves und Rotraut es<br />
vor allem einem Mann angetan: Pierre Soulages.<br />
Das Werk von Robert Fleck enthüllt zahlreiche Anekdoten,<br />
die sich im Laufe ihrer langen Freundschaft<br />
zugetragen haben. 1959 beispielsweise, als Klein zusammen<br />
mit Soulages an Weihnachten dessen 30. Geburtstag<br />
feierte, schenkte der 21-Jährige nicht ohne eine<br />
gewisse Frechheit Soulages eine Tube schwarzer Farbe<br />
… In der Folge hielt Klein es sogar für nötig, sich für<br />
diesen « schlechten Witz » zu entschuldigen. Dabei wäre<br />
dies gar nicht notwendig gewesen. Wie man erfährt, gab<br />
Soulages später zu, dass er diese Anspielung des jungen<br />
Künstlers und Freundes durchaus geschätzt hat. Dies<br />
sagt viel über die unglaubliche Vertrautheit zwischen<br />
den beiden Liebhabern von Blau und Schwarz aus.<br />
Ausstellung Yves Klein, des cris bleus,<br />
bis 3. November <strong>2019</strong>, Musée Soulages in Rodez,<br />
www.musee-soulages.rodezagglo.fr<br />
Ausstellung Pierre Soulages, un musée<br />
imaginaire,<br />
bis 10. November <strong>2019</strong>, Musée Fenaille in Rodez,<br />
www.musee-fenaille.rodezagglo.fr<br />
Robert Fleck, Yves Klein, l’aventure allemande,<br />
Manuella Éditions, 158 Seiten, ISBN 978-2490505029<br />
14 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
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ON LIT<br />
ROMAN<br />
All das zu verlieren<br />
Leïla Slimani, Originaltitel: Dans le jardin de l’ogre, übersetzt aus dem Französischen<br />
von Amelie Thoma, Luchterhand, 226 Seiten, ISBN 978-3630875538<br />
2016 erhielt Leïla Slimani für ihr Buch Chanson Douce (deutscher Titel: Dann schlaf<br />
auch du) den renommierten Prix Goncourt. Das Buch ist mehr ein eindringlicher<br />
Psychothriller als ein Roman und kann Eltern, die ihre Kinder einer Nanny überlassen,<br />
im wahrsten Sinne des Wortes Angst einflößen. Die Autorin nimmt uns darin auf<br />
ein hochsensibles und zermürbendes Terrain mit: den Tod eines Kindes. Man ist<br />
erschüttert, muss aber auch das Talent bewundern, mit dem sie uns in dieses<br />
vordergründig abschreckende Universum versetzt. Bei ihrem neuen Buch All das<br />
zu verlieren ist dies nicht anders, denn wieder hat sich Leïla Slimani für ein a priori<br />
schwieriges Thema entschieden. Die Heldin, Adèle, besitzt im Grunde genommen<br />
alles, um glücklich zu sein. Sie ist mit einem Arzt verheiratet, den sie liebt und der<br />
sie ebenfalls liebt. Sie hat einen entzückenden kleinen Sohn und ist in ihrem Beruf<br />
als Journalistin erfolgreich. Und doch ist Adèle zutiefst unglücklich, fühlt sich<br />
unverstanden und allein. Allerdings hat die junge Frau eine Möglichkeit gefunden, um<br />
dieser Einsamkeit zu entkommen: Ganz ungezügelt gibt sich die Nymphomanin Adèle<br />
dem Sex hin, obwohl sie weiß, dass diese Triebe ihr Leben verpfuschen. Das Buch ist<br />
erschütternd. Es ist nicht nur das ergreifende Porträt einer Frau, die seit ihrer Kindheit unter einem<br />
Mangel an Liebe leidet, sondern auch die Beschreibung einer Krankheit, die als schändlich eingestuft wird und<br />
die man oft zu leichtfertig verurteilt. Mit ihrer deutlichen und direkten Art zu schreiben, stellt Leïla Slimani dieses<br />
Urteil als unpassend hin und bringt uns im Laufe der Lektüre dazu, Adèle mit einem anderen Blick zu betrachten,<br />
als den, den wir zu Beginn des Buches hatten. Darin liegt vermutlich die eigentliche Stärke dieses hervorragenden<br />
Buches!<br />
ROMAN<br />
Am Tag davor<br />
Sorj Chalandon, Originaltitel: Le jour d’avant, übersetzt aus dem Französischen<br />
von Brigitte Große, dtv, 320 Seiten, ISBN 978-3423281690<br />
Bevor Sorj Chalandon als Schriftsteller arbeitete, war er Journalist bei der Zeitung<br />
Libération. 1988 wurde er mit dem Albert-Londres-Preis, dem renommiertesten<br />
Journalistenpreis Frankreichs, ausgezeichnet. Hier lässt er uns in das Leben einer in<br />
Vergessenheit geratenen sozialen Schicht eintauchen: in den Alltag der Minenarbeiter. Es ist<br />
der 27. Dezember des Jahres 1974, wir befinden uns im Norden Frankreichs, in Liévin (Pasde-Calais).<br />
Innerhalb nur weniger Minuten werden in einer Mine bei einer schrecklichen<br />
Schlagwetterexplosion 42 Minenarbeiter getötet. Das Unglück füllt die Titelseiten der<br />
Zeitungen. Doch schnell gerät es in Vergessenheit, und niemand strengt sich wirklich an,<br />
die Wahrheit über dieses Drama herauszufinden. In diesem Roman kehrt der Bruder eines<br />
dieser getöteten Minenarbeiter 40 Jahre später an den Ort zurück. Er will verstehen, was<br />
wirklich passiert ist. Die Wahrheit soll endlich ans Tageslicht kommen. Zwischen Roman<br />
und journalistischer Recherche ist dies eine wunderschöne Hommage an eine zu schnell<br />
verdrängte Katastrophe. Der Stil erinnert an einen Émile Zola (1840-1902) unserer heutigen<br />
Zeit. Große Kunst!<br />
16 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
REISETAGEBUCH<br />
Gestrandet in Cusey: von einer<br />
schrecklich schönen Bootsreise<br />
ans Mittelmeer<br />
Barbara Piotrowski, Verlag Winterwork,<br />
136 Seiten, ISBN 978-3960145813<br />
Barbara Piotrowski ist eine treue Leserin<br />
von Frankreich erleben. Sie lebt und arbeitet<br />
in Elsfleth (Niedersachsen). In diesem Buch<br />
erzählt sie von ihrer Leidenschaft fürs Bootfahren auf Kanälen,<br />
vor allem auf französischen. Die Autorin kam auf die Idee, es<br />
uns zu schicken, und schrieb in ihrem Begleitbrief: « Humorvoll<br />
und kurzweilig erzähle ich vom Reisen auf eigenem Kiel auf den<br />
Flüssen und Kanälen in Frankreich, von Traumlandschaften<br />
wie dem Burgund oder der Champagne, von malerischen<br />
Dörfern […] Eine Sommergeschichte, in der man fremde Welten<br />
kennenlernen kann. » Ehrlich gesagt, hatten wir uns auf einen<br />
Führer in Sachen Flusstourismus eingestellt, wurden aber<br />
dennoch von einer gewissen Neugier erfasst. Beim Lesen stellten<br />
wir fest, dass das Buch weit mehr bietet: eine Abfolge von<br />
Erlebnissen auf französischen (und anderen) Kanälen, schön und<br />
realistisch beschrieben, oft lustig und in der Tat voller Humor. Die<br />
Beschreibung der Szene, wie in einer französischen Gendarmerie<br />
Strafanzeige wegen des Diebstahls eines Elektrofahrrads gestellt<br />
wird, ist herrliches Lesevergnügen! Wir können Ihnen dieses sehr<br />
schön zu lesende Buch nur wärmstens empfehlen.<br />
ROMAN<br />
Klopf an dein Herz<br />
Amélie Nothomb, Originaltitel: Frappe-toi le<br />
coeur, übersetzt aus dem Französischen von<br />
Brigitte Große, Diogenes, 160 Seiten, ISBN<br />
978-3257070866. Erscheint am 28.8.<strong>2019</strong>.<br />
In ihrem 26. Roman nimmt uns<br />
Amélie Nothomb in ein Märchen<br />
für Erwachsene mit, das von<br />
einem Thema handelt, das<br />
sie verfolgt: die Mutterschaft.<br />
Als präzise Beobachterin<br />
der<br />
Beziehungen zwischen Babys, Jugendlichen und<br />
Erwachsenen und ihren Müttern schreibt sie darin über<br />
die besondere und zerstörerische Beziehung einer<br />
Mutter, die auf die eigene Tochter eifersüchtig ist. Die<br />
Autorin bezeichnet das Werk als ihr « schwärzestes »<br />
Buch. Dass der Titel des Buches aus dem Zitat « Klopf<br />
an dein Herz, denn da sitzt dein Genie » von Alfred de<br />
Musset (1810-1857) stammt, kommt nicht von ungefähr,<br />
denn beim Lesen merkt man, dass Amélie Nothomb<br />
diesen französischen Dichter gerne zitiert.<br />
ROMAN<br />
Die Frau im Musée d’Orsay<br />
David Foenkinos, Originaltitel: Vers la beauté, übersetzt<br />
aus dem Französischen von Christian Kolb, Penguin Verlag,<br />
238 Seiten, ISBN 978-3328600862<br />
Der Originaltitel dieses 2018 in<br />
Frankreich erschienenen Werkes<br />
bringt seine Poesie deutlich besser<br />
zum Ausdruck: Vers la beauté. Das<br />
Buch handelt von einem Mann,<br />
der sich der Schönheit zuwendet,<br />
damit es ihm besser geht. Antoine<br />
ist Professor an der École des<br />
Beaux-Arts in Lyon und Spezialist<br />
für Modigliani. Urplötzlich<br />
beschließt er, alles hinter sich zu<br />
lassen und eine Stelle anzutreten,<br />
für die er a priori überqualifiziert<br />
ist: Museumswärter im Pariser<br />
Musée d‘Orsay! Die Personalleiterin des<br />
Museums ist zwar erstaunt, nimmt die Bewerbung<br />
dennoch an und teilt ihn logischerweise im Saal der<br />
Gemälde von Modigliani ein. Schnell staunt sie über<br />
das Verhalten dieses diskreten Mannes, da sie ihn<br />
manchmal dabei überrascht, wie er mit verhaltener<br />
Stimme mit dem Porträt von Jeanne Hébuterne, der<br />
Verlobten des Malers, spricht … Ein sehr sensibel<br />
geschriebenes Buch, bei dem der Leser selbst<br />
Lust bekommt, mit Kunstwerken zu reden. Und<br />
schließlich stellt sich die Frage, ob es vielleicht eine<br />
Kunsttherapie gibt, die wir gar nicht vermuten?<br />
KRIMI<br />
Bretonisches Vermächtnis,<br />
Kommissar Dupins achter Fall<br />
Jean-Luc Bannalec, Kiepenheuer & Witsch,<br />
320 Seiten, ISBN 978-3462052657<br />
Jean-Luc Bannalec ist ein Pseudonym. Der Autor<br />
ist in Deutschland und im südlichen Finistère<br />
zu Hause und viele Fans von Kommissar Dupin<br />
erwarten jedes neue Abenteuer mit Ungeduld.<br />
Dieses Mal ermittelt der berühmte<br />
Kommissar in einem mysteriösen<br />
Mordfall, der sich während eines<br />
Festes in der netten kleinen<br />
Stadt Concarneau ereignet. Auch<br />
diesmal gelingt es Jean-Luc<br />
Bannalec wieder, den Leser in eine<br />
spannende Handlung und das<br />
bretonische Leben eintauchen zu<br />
lassen.<br />
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 17
ON LIT EN FRANCE<br />
ROMAN<br />
Mur méditerranée<br />
Louis-Philippe Dalembert, Sabine Wespieser Éditeur, 336 Seiten,<br />
ISBN 978-2848053288<br />
Unsere Auswahl an Büchern,<br />
über die man zurzeit in<br />
Frankreich spricht<br />
Der Auftakt der Literatursaison ist bekanntlich<br />
das wichtigste literarische<br />
Ereignis in Frankreich. In diesem Jahr<br />
werden die Buchhandlungen von Mitte<br />
August bis Ende Oktober 524 neue<br />
Romane präsentieren. Diese Zahl ist<br />
beeindruckend. Sie muss jedoch relativiert<br />
werden, denn beinahe könnte<br />
man sagen: « nur 524 ». 2018 waren es<br />
nämlich 567, 2014 immerhin 607 und<br />
2010 sogar 701 Bücher! <strong>2019</strong> wartet<br />
die Rentrée littéraire mit der « bescheidensten<br />
» Zahl seit 20 Jahren<br />
auf. Die Buchhändler werden darüber<br />
nicht unbedingt enttäuscht sein,<br />
denn oft wissen sie in dieser Zeit nicht<br />
mehr, wohin mit all den Büchern.<br />
Analysiert man die angekündigten<br />
Neuerscheinungen etwas genauer,<br />
stellt man fest, dass viele Werke aktuelle<br />
Ereignisse der französischen Gesellschaft<br />
widerspiegeln. Die Protagonisten<br />
– oder besser gesagt, die Protagonistinnen,<br />
denn diese sind in<br />
diesem Jahr in der Mehrheit – sind<br />
oft mit Themen unserer heutigen<br />
Zeit konfrontiert: Immigrantenkrise,<br />
Beziehungen zwischen Männern<br />
und Frauen, Umweltprobleme.<br />
Nachfolgend einige dieser Bücher,<br />
die wir gelesen und die uns besonders<br />
gut gefallen haben.<br />
ROMAN<br />
Cafés, etc.<br />
Der Autor ist in Port-au-Prince (Haiti) geboren, 1993 erschien<br />
sein erstes Buch in Frankreich. In Mur méditerranée zeichnet<br />
er die großartigen Porträts von drei sehr unterschiedlichen<br />
Frauen, die ein gemeinsames Schicksal verbindet. Die<br />
Handlung basiert auf der wahren Geschichte eines Trawlers<br />
voller Flüchtlinge, die 2014 vom<br />
dänischen Öltanker Torm Lotte<br />
gerettet wurden. Der Roman<br />
nimmt uns nicht nur mit an Bord<br />
des Schiffes, um mehr über diese<br />
außergewöhnlichen Frauen zu<br />
erfahren, sondern er konfrontiert<br />
uns mit Themen wie Migration,<br />
Exil und Menschsein. Ein schön<br />
geschriebenes Buch, dessen<br />
Stärke darin liegt, dass es uns<br />
sowohl die dramatische Situation<br />
vermittelt, zugleich aber auch den<br />
unglaublichen Optimismus und den<br />
Humor, die diese Frauen niemals<br />
verlassen. Eine großartige Lektion<br />
fürs Leben!<br />
Didier Blonde, Mercure de France, 140 Seiten, ISBN 978-2715253261<br />
Einfach auf der Terrasse eines Pariser Cafés sitzen, einen Kaffee<br />
trinken und beobachten, was um einen herum so passiert: Das<br />
gehört zu den kleinen Dingen, die einen Besuch in der Hauptstadt<br />
angenehm machen. « Ich betrete ein Café wie einen Roman », schreibt<br />
der Autor. Das kann man nachvollziehen, denn die Pariser Cafés, egal<br />
ob traditionell oder im Trend, gehören<br />
zum Stadtbild und zum Leben der<br />
Pariser. Dieses kleine Buch liest sich<br />
voller Genuss. Dem liebevollen und<br />
präzisen Blick des Autors entgeht<br />
nichts, mit Feingefühl und Humor<br />
beschreibt er diese, wie wir feststellen,<br />
sehr « reglementierte » Welt, zu der<br />
beispielsweise das Glas Wasser zum<br />
Kaffee, der Name des Obers auf dem<br />
Ticket, kostenlose Oliven und Erdnüsse<br />
gehören. Das alles wird für Sie kein<br />
Geheimnis mehr sein!<br />
18 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
ROMAN<br />
Le schmock<br />
Franz-Olivier Giesbert, Gallimard, 404 Seiten,<br />
ISBN 978-20<strong>72</strong>853951<br />
« Schmock ». So bezeichnete<br />
der Vater des renommierten<br />
Journalisten und Leitartiklers Franz-<br />
Olivier Giesbert Adolf Hitler. Ein<br />
aus dem Jiddischen stammender<br />
Begriff, der sowohl « Penis » als<br />
auch « Blödmann » oder « Drecksack » bedeuten kann.<br />
In diesem Buch versucht sein Sohn, der sich selbst als<br />
« normannischer, deutscher, österreichischer, jüdischer,<br />
englischer, schottischer, indianischer und vielleicht sogar<br />
von den Antillen stammender Mischling » definiert, eine<br />
Frage zu beantworten, die ihn seit jeher beschäftigt:<br />
Wie konnte « das Heimatland von Bach, Hildegard von<br />
Bingen und Rainer Maria Rilke » dem Nationalsozialismus<br />
verfallen? Um das Unerklärliche zu erklären, verbindet<br />
er Fiktion – die Geschichte einer Freundschaft zwischen<br />
zwei Münchner Familien, die eine jüdisch, die andere<br />
nicht – und historische Wahrheit. Diese Mischung macht<br />
das engagierte Buch so besonders. Ein offensichtlich sehr<br />
persönlicher Ansatz voller Sinn.<br />
ROMAN<br />
Louvre<br />
Josselin Guillois, Seuil, 256 Seiten, ISBN 978-2021431094<br />
Dieses Buch ist eine Begegnung. Die Begegnung zwischen<br />
drei Frauen. Aber auf eine unerwartete Art, nämlich über ihre<br />
Tagebücher. Drei besondere Frauen, die, wie man erfährt,<br />
alle eine Verbindung zu Jacques Jaujard, dem Direktor des<br />
Musée du Louvre, haben. Dieser ist<br />
in Frankreich ein « Held », da er<br />
angesichts des Vorrückens der<br />
deutschen Truppen 1930 beschloss,<br />
das Museum zu räumen und die<br />
schönsten Kunstwerke – unter<br />
anderem die Mona Lisa, die Venus<br />
von Milo und den Schmuck der<br />
Pharaonen – an geheimen Orten<br />
zu verstecken. Eine faszinierende<br />
Art, mit dem Leben ganz normaler<br />
Menschen große geschichtliche<br />
Ereignisse zu erzählen.<br />
ROMAN<br />
Dernier arrêt avant<br />
l’automne<br />
René Frégni, Gallimard, 168 Seiten, ISBN 978-<br />
20<strong>72</strong>852749<br />
Der Erzähler, ein unter Mangel an<br />
Inspiration leidender Schriftsteller,<br />
soll sich als Wärter und Gärtner<br />
um ein ehemaliges Kloster in<br />
den Alpes-de-Haute-Provence<br />
kümmern, das Brombeersträuchern<br />
und Wildschweinen ausgeliefert ist. Der reiche aber<br />
unsichtbare Besitzer überweist ihm dafür pro Monat<br />
1000 Euro. Offensichtlich ein Traumjob … So lange bis<br />
die scheinbare Ruhe durch eine unerwartete Entdeckung<br />
gestört wird. Das Buch zeichnet sich dadurch aus, dass<br />
es uns in einer Mischung aus Poesie und Krimi in die<br />
authentische Provence eintauchen lässt. « Die Menschen<br />
hier lieben es, bei der Olivenernte ihren Träumen<br />
nachzuhängen oder ihr Leben zu erzählen », schreibt der<br />
Autor. Beim Lesen begegnen wir diesen Menschen und<br />
entdecken die so besondere Natur der Provence. Eine<br />
wunderschöne Reise!<br />
ROMAN<br />
Assassins!<br />
Jean-Paul Delfino, Éditions Héloïse<br />
d’Ormesson, 280 Seiten,<br />
ISBN 978-2 350875466<br />
Dieses Buch handelt von<br />
einem der bedeutendsten<br />
sozialen und politischen<br />
Konflikte im Frankreich des 19.<br />
Jahrhunderts: der Affäre Dreyfus. Um den zu Unrecht<br />
wegen Verrats angeklagten Hauptmanns Alfred Dreyfus<br />
(1859-1935) zu verteidigen, veröffentlicht der engagierte<br />
Schriftsteller Émile Zola (1840-1902) sein berühmtes<br />
Werk J‘accuse. Damit zieht Zola selbst Hass und Wut<br />
auf sich, vor allem von den französischen Antisemiten.<br />
Als er schließlich 1902 in seiner Wohnung an einer<br />
Kohlenmonoxidvergiftung stirbt, wird der Tod offiziell<br />
als Unfall deklariert. Der Roman ruft uns ins Gedächtnis,<br />
dass der Verdacht eines Mordes letztendlich nicht<br />
ausgeschlossen werden konnte. Und wenn Zola « sich<br />
totgeschrieben hat? », fragt der Autor mit seinem Werk.<br />
Schließlich kann die Literatur manchmal eine nützliche<br />
Waffe gegen menschliche Dummheit sein. Ein Thema,<br />
das auch heute noch aktuell ist …<br />
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 19
ON LIT EN FRANCE<br />
ROMAN<br />
Jour de courage<br />
ROMAN<br />
La terre invisible<br />
Brigitte Giraud, Éditions<br />
Flammarion, 160 Seiten, ISBN 978-<br />
2081469778<br />
In diesem<br />
beeindruckenden<br />
Werk mischen sich<br />
zwei Geschichten, um<br />
gemeinsam aufzuzeigen, was Mut ist. Die des<br />
17-jährigen Franzosen Livio, der mit einem<br />
Referat im Geschichtsunterricht über die<br />
ersten Bücherverbrennungen der Nazis sehr<br />
persönliche und bisher geheim gehaltene<br />
Details über sich selbst preisgibt. Und die des<br />
Deutschjuden Magnus Hirschfeld (1868-1935),<br />
eines Arztes, der Anfang des 20. Jahrhunderts<br />
für die Gleichberechtigung von Frauen und<br />
Männern sowie die Rechte von Homosexuellen<br />
kämpfte. Es stellt sich eine wesentliche und<br />
zugleich erschütternde Frage: Ist es möglich,<br />
dass Livio und Magnus Hirschfeld in gleicher<br />
Weise verurteilt werden, obwohl ein ganzes<br />
Jahrhundert zwischen ihnen liegt?<br />
ROMAN<br />
Les simples<br />
Hubert Mingarelli, Éditions Buchet-Chastel, 184 Seiten, ISBN 978-2283032244<br />
Ein englischer Fotograf, der 1945 in einer von den Alliierten besetzten<br />
Stadt in Deutschland über die Niederlage der Deutschen berichtet,<br />
wird Zeuge von der Befreiung eines Lagers. Er beschließt, quer durch<br />
das Land zu reisen und seine Eindrücke fotografisch festzuhalten.<br />
Chauffiert wird er von einem jungen englischen Soldaten, der gerade<br />
in Deutschland angekommen ist und vom Krieg<br />
nichts mitbekommen hat. Das Buch erzählt<br />
von dieser Reise. Der Autor ist in Lothringen<br />
geboren, seine Bücher wurden bereits mit<br />
zahlreichen renommierten französischen Preisen<br />
ausgezeichnet. Er ist für seinen direkten und<br />
beißenden Stil bekannt. Seine Sätze sind meist<br />
kurz, kommen auf den Punkt. Ausschweifende<br />
Beschreibungen und ausgeklügelte Erklärungen<br />
sucht man bei ihm vergebens. Wichtig ist, was<br />
die Personen sehen. Dies verleiht dem knappen<br />
Roman eine beachtliche<br />
Ausdruckskraft.<br />
Yannick Grannec, Éditions Anne Carrière, 448 Seiten, ISBN 978-2843379482<br />
ROMAN<br />
Reprise des<br />
activités de<br />
plein air<br />
Jean Claude<br />
Lalumière, Éditions<br />
du Rocher, 218 Seiten,<br />
ISBN 978-268102689<br />
Die Handlung dieses Romans spielt auf<br />
der Insel Oléron (Charente-Maritime).<br />
Sie verbindet auf liebevolle und<br />
humorvolle Art die Schicksale von<br />
drei Männern aus drei Generationen<br />
– Mickaël, Christophe und Philippe<br />
– sowie Tina, die zum Studium nach<br />
Saint-Pierre-et-Miquelon geht. Ein<br />
insulares Streitgespräch, das sich<br />
schnell in eine Ode an ernsthafte<br />
und enge Freundschaft verwandelt.<br />
Belebend!<br />
ROMAN<br />
Dieser bezaubernde Roman nimmt uns mit in die Provence<br />
im Jahr 1584, in den Alltag der Schwestern des Klosters<br />
Notre-Dame-du-Loup. Ihr Wissen über Medizinpflanzen ist<br />
bis an den Königshof bekannt, den sie mit Kräutern beliefern.<br />
Ihre finanzielle Autonomie sorgt jedoch für Unmut und weckt<br />
Begehrlichkeiten. Zum Beispiel die des neuen Bischofs von Vence,<br />
der sich diese Geldquelle aneignen will. Aber die Schwestern lassen das nicht zu!<br />
Ein begeisterndes und lehrreiches Buch über die Sitten der damaligen Zeit!<br />
L’absence de ciel<br />
Adrien Blouët, Éditions Noir sur Blanc, Collection Notabilia, 166 Seiten, ISBN 978-2882505934<br />
Adrien Blouët wurde 1992 geboren. In seinem Erstlingswerk<br />
L‘absence de ciel erzählt er die Geschichte eines jungen<br />
Filmstudenten in Berlin, der einen seltsamen Auftrag erhält:<br />
Er soll für einen alten Schriftsteller einen Film über einen im<br />
Verborgenen lebenden Künstler in Süddeutschland drehen,<br />
ohne sich dabei erwischen zu lassen … Der Autor lässt uns in<br />
diesem schön geschriebenen Buch in eine verstörende Welt<br />
eintauchen, und im Laufe der Lektüre begeben wir uns auf eine<br />
ganz andere Suche, als ursprünglich gedacht …<br />
20 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
ROMAN<br />
ROMAN<br />
Une bête au paradis<br />
La petite conformiste<br />
Cécile Coulon, Éditions l’Iconoclaste,<br />
352 Seiten, ISBN 978-2378800789<br />
Die Autorin erhielt 2017 für ihr<br />
Werk Trois Saisons d’orage den Prix des<br />
Libraires. Hier zeichnet sie das sehr<br />
berührende Porträt von zwei Frauen<br />
– Groß mutter und Enkeltochter – die<br />
von einer sowohl leidenschaftlichen<br />
als auch zerstörerischen Liebe zu ihrem<br />
wichtigsten Gut, ihrem kleinen Paradies, erfasst sind:<br />
Es handelt sich um ihr kleines Grundstück, das mitten<br />
auf dem Land am Ende eines Feldweges liegt. Das<br />
ländliche Frankreich mit seiner ganzen Poesie, aber<br />
auch seinen Problemen, wie man es selten erfassen<br />
kann. Lehrreich und berührend!<br />
Ingrid Seyman, Éditions Philippe Rey, 192 Seiten, ISBN 978-2848767550<br />
« Ich habe La petite conformiste geschrieben, da ich die<br />
Grenzen der Normalität erforschen und eine untypische<br />
Sichtweise auf das zutiefst menschliche Bedürfnis, so wie alle anderen<br />
sein zu wollen, aufdecken wollte », erläutert die Autorin. Dies ist mehr<br />
als gelungen! In diesem Werk, das humorvoll mit einem ernsten Thema<br />
umgeht, machen wir die Bekanntschaft von Esther: « ein politisch rechts<br />
stehendes Kind, das per Zufall in einer politisch links stehenden Familie auf<br />
die Welt kam ». Was für eine Familie! Alle – außer Esther – sind exzentrisch.<br />
Von Widersprüchen erfüllt entscheiden ihre Eltern unter anderem, sie « beim<br />
Feind » einzuschulen: in der katholischen Schule eines vornehmen Marseiller<br />
Stadtviertels. Genug also für Esther – und für den Leser – sich zu fragen, was<br />
es eigentlich heißt, « normal » zu sein. Vielleicht ist das ja letzten Endes nur<br />
eine Frage des Standpunkts …<br />
Und was die Bücher<br />
deutscher Schriftsteller<br />
angeht, die ins<br />
Französische übersetzt<br />
wurden und<br />
über die man zurzeit<br />
im Hexagon spricht<br />
(und die Sie beispielsweise<br />
Ihren<br />
fran zösischen Freunden<br />
empfehlen können<br />
…), haben wir<br />
folgenden Tipp:<br />
ROMAN<br />
Histoire d’enfant<br />
Peter Handke, übersetzt aus dem Deutschen von Georges-Arthur Goldschmidt, Gallimard,<br />
106 Seiten, ISBN 978-20<strong>72</strong>852527 (in Deutschland 1981 bei Suhrkamp unter dem Titel<br />
« Kindergeschichte » erschienen).<br />
Das Buch erschien in einer Zeit, in der Peter Handke allein mit seiner<br />
ältesten Tochter in Salzburg lebte. Es zeichnet die anfänglichen Irrwege eines<br />
Mannes und dessen allmähliche Entwicklung zum Vater nach. Man folgt ihm und seiner Tochter bis<br />
nach Paris, wo das Mädchen die Schule und die französische Sprache – diese « fremde Sprache »<br />
– entdeckt. Das Buch ist für Franzosen eine gute Gelegenheit, sich mit der Welt von Peter Handke<br />
vertraut zu machen, den einige, vermutlich unwissentlich, durch sein berühmtes « Lied vom<br />
Kindsein » kennen: « Als das Kind Kind war, wusste es nicht, dass es Kind war … » Der Schauspieler<br />
Bruno Ganz (1941-<strong>2019</strong>) hat dieses Kinderlied im Film von Wim Wenders Der Himmel über Berlin<br />
(französischer Titel: Les ailes du désir) ganz hervorragend rezitiert.<br />
Französisch lernen am Puls der Zeit<br />
Aktuell in der Revue de la Presse:<br />
En Europe, Emmanuel Macron veut<br />
faire plus et plus vite<br />
| Photo : Getty Images<br />
Avril <strong>2019</strong><br />
• N o 4 | 6 6 º A n n é e •<br />
Ar tikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen und unserer Redaktion<br />
Bestellen Sie gleich Ihr kostenloses Probeexemplar:<br />
www.sprachzeitungen.de<br />
¤ 2,50 [d]<br />
AC T UA L I T É<br />
• Algérie : mobilisation<br />
populaire contre le régime<br />
d’Abdelaziz Bouteflika<br />
Page 3<br />
E N V I RO N N E M E N T<br />
• Manger local : six bonnes<br />
raisons de s’y mettre<br />
Page 4<br />
S O C I É T É<br />
B1–C2<br />
• Droits des enfants :<br />
une loi antifessée, à quoi<br />
ça sert ?<br />
| Photo : Getty Images<br />
S p r a c h t r a i n i n g • L a n d e s k u n d e • Vo k a b e l h i l f e n • Ü b u n g s m at e r i a l<br />
UNION EUROPÉENNE<br />
Karl Lagerfeld n’est plus. Le Québec, terre<br />
Après 64 ans de création, dont plus promise de nombreux Français,<br />
de 35 pour Chanel, le Kaiser a tiré sa a décidé d’annuler les dossiers de<br />
révérence. Retour sur un monument 18100 candidats à l’immigration.<br />
franco-allemand.<br />
Comprenne qui voudra.<br />
Lire les articles en pages 2, 12, 13 Lire l’article en page 15<br />
En Europe, Emmanuel Macron<br />
veut faire plus et plus vite<br />
Dans sa tribune publiée le 5 mars<br />
dernier dans les 28 pays de l’UE,<br />
le président français s’adresse<br />
x citoyens européens. Il leur<br />
Le repli<br />
nationaliste ne propose<br />
rien ; c’est un rejet<br />
sans projet.<br />
| Photo : Wiki Commons
ON ÉCOUTE<br />
CHANSON<br />
Christophe: Etc.<br />
Mit seinen 73 Jahren beweist uns<br />
Christophe, dass man nie zu alt<br />
ist, um mit der Zeit zu gehen. Er<br />
hatte schon immer eine Vorliebe<br />
für – wie er es selbst bezeichnet<br />
– « experimentelle Dinge ». Nun ist<br />
er einmal mehr neue Wege gegangen<br />
und hat im Aufnahmestudio in seiner<br />
Wohnung am Boulevard du Montparnasse in Paris still und leise ein<br />
neues Album produziert. Mit seinen Synthesizern stellt er die größten<br />
seiner Erfolge « auf den Kopf » und interpretiert sie in Form von Duos<br />
neu. Für jeden seiner Titel lud er dafür einen Künstler ein, dessen<br />
Stimme ihm am geeignetsten erschien. Dabei wandte er sich nicht<br />
nur an Freunde, sondern auch an Musiker, mit denen er noch nie<br />
zusammengearbeitet hatte. Bei dieser CD ist man mit Songs wie Petit<br />
Gars (mit Etienne Daho), Parfum d’histoires (mit Eddy Mitchell), Un peu<br />
menteur (mit Raphael), Petite fille du soleil (mit Camille) oder Succès<br />
fou (mit dem Rapper Nusty) zwischen nostalgischen Erinnerungen<br />
und Entdeckungen hin- und hergerissen. Die Songs haben nichts mit<br />
klassischen Remakes zu tun, sondern sind echte Neuheiten, die dem<br />
Musiker entsprechen.<br />
CHANSON<br />
Clara Ysé:<br />
Le monde s’est<br />
dédoublé<br />
« Sieh hin, hinter den<br />
Wolken ist immer<br />
ein azurblauer<br />
Himmel, der dir immer als Freund zur Seite steht/<br />
Dich ganz leise daran erinnert, dass die Freude in<br />
Reichweite ist/Er hat mir gesagt, hab Geduld, mein<br />
Freund hab Geduld … » Wenn man den Titel Le<br />
monde s‘est dédoublé anhört, dann ist man sofort<br />
versucht, den leidenschaftlichen Refrain voller<br />
Lebenslust mitzuträllern. Clara Ysé, die im Song<br />
Libertad auch auf Spanisch singt, verzaubert uns<br />
sprichwörtlich mit ihrer kristallklaren, beinahe<br />
lyrischen Stimme. Es ist ein wahres Hörvergnügen.<br />
Die ganze Tragweite des außergewöhnlichen<br />
Albums wird klar, wenn man weiß, dass Clara die<br />
Tochter der Philosophin und Psychoanalystin Anne<br />
Dufourmantelle ist, die 2017 bei dem Versuch,<br />
Kinder zu retten, ertrank. Ihre Tochter Clara hat<br />
diese Chansons nach diesem Drama geschrieben.<br />
Eine Hymne an das Leben, eine Wiedergeburt, die<br />
einfach guttut.<br />
CHANSON<br />
Maxime<br />
Le Forestier:<br />
Paraître ou ne<br />
pas être<br />
Nach 50 Jahren<br />
Karriere erscheint<br />
nun das 16. Album<br />
des zurückhaltenden<br />
Sängers Maxime Le Forestier, der in Frankreich sehr beliebt<br />
ist. Er komponierte es gemeinsam mit seinem Freund Julien<br />
Clerc. Auf der CD stehen Gitarre und Stimme im Mittelpunkt,<br />
sie erscheint puristisch und erinnert an den großen Sänger<br />
Georges Brassens (1921-1981). Wie dieser legt Maxime Le<br />
Forestier Wert auf den Text und verleiht seinen Chansons<br />
manchmal einen politischen Sinn: « Wie können diese<br />
Menschen so viel Müll produzieren? Das wird überlaufen … »,<br />
singt er in Ça déborde. « Die Worte fliegen nicht mehr auf und<br />
davon. Schade. Einmal ausgesprochen, bleiben sie in einer<br />
Wolke hängen », bedauert er in Les ronds dans l‘air, einem<br />
Chanson über das unablässige Geschwätz in den sozialen<br />
Netzwerken. In La vieille Dame singt er über ein aus der<br />
Fassung geratenes Frankreich, das der « Zeit von früher »<br />
nachtrauert. Diese CD zeigt deutlich, dass das engagierte<br />
französische Chanson immer noch seinen Platz hat.<br />
CHANSON<br />
Trois cafés gourmands: Un air de rien<br />
Die drei Freunde Mylène, Sébastien und Jérémy stammen<br />
aus der Corrèze. Als Trois cafés gourmands sind sie ein<br />
echtes gesellschaftliches Phänomen. Die Gruppe wurde mit<br />
dem Titel A nos souvenirs innerhalb kürzester Zeit bekannt,<br />
den unglaublichen Erfolg werden die Drei nicht so schnell<br />
vergessen. Sie überschwemmten mit diesem Song die<br />
französischen Radiosender, durchbrachen die magische<br />
Grenze von 100 Millionen Aufrufen auf YouTube und traten<br />
im Sommer auf den bekanntesten Festivals auf – unter<br />
anderem bei den Francofolies in La Rochelle. Doch die Drei<br />
bleiben sich selbst treu: Einfach und bescheiden stehen sie<br />
zu ihrer ländlichen Herkunft. Sie sprechen mit ihrer Musik<br />
nicht nur junge Menschen an, sondern bringen bei ihren<br />
Konzerten auch die ältere Generation zum Tanzen. Man hört<br />
ihren rhythmischen Klängen voller Vergnügen zu. In Ainsi va<br />
la vie! erinnert uns das Trio<br />
mit einem besonders<br />
optimistischen und<br />
kommunikativen<br />
Song daran, wie<br />
schön das Leben<br />
ist. Carpe diem!<br />
22 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
ON SURFE<br />
KONSUM<br />
Eine App, die in aller Munde ist<br />
Die Applikation Yuka ist in Frankreich ein echtes Phänomen. Sie<br />
wurde von einem französischen Start-up lanciert. Nachdem sie<br />
zunächst nicht sehr viel Aufsehen erregte, scheint sie inzwischen<br />
die Konsumgewohnheiten der Franzosen zu revo lu tionieren.<br />
Wenn Sie heute in einem Supermarkt in Frankreich Menschen<br />
sehen, die mit ihrem Smartphone den Strichcode eines Produktes<br />
ein scan nen, bevor sie es in den Einkaufswagen – oder zurück<br />
ins Regal – legen, dann hat dies unter Umständen mit Yuka zu<br />
tun. Die App ent schlüs selt anhand des eingescannten Codes die<br />
Zusammensetzung von Lebens mitteln oder Kosmetikprodukten.<br />
Dabei werden die Aus wirk ungen des entsprechenden<br />
Produktes auf die Gesundheit mit einem Signal von Grün bis<br />
Rot bewertet. Bei einer negativen Bewertung schlägt die App<br />
gesundheitsverträglichere Alternativprodukte vor. Die Stärke der<br />
Applikation liegt in ihrer Unabhängigkeit von den Herstellern, denn<br />
Yuka arbeitet absolut autonom, und die App ist<br />
werbefrei. An gesichts der rapide zunehmenden<br />
Anzahl von Nutzern haben einige Un ter nehmen<br />
sogar die Zusammensetzung bestimmter<br />
Produkte ge ändert. Aktuell wurden bereits<br />
mehr als 800 000 Artikel analysiert. Zur zeit gibt<br />
es Yuka in Frankreich, Belgien, Luxemburg,<br />
Spanien, der Schweiz und seit Kurzem auch in<br />
Großbritannien.<br />
App Yuka (kostenlos)<br />
WANDERN<br />
Die Geheimnisse der südlichen<br />
Bretagne erkunden<br />
Diese kostenlose App, die die<br />
GPS-Funk tion des Telefons nutzt,<br />
bietet zurzeit 128 Vor schläge für<br />
Wanderungen in der süd lichen Bretag<br />
ne (von Quimperlé bis Lo rient) an. Diese Zahl soll in<br />
Zu kunft noch steigen. Man wählt eine Strecke aus, die<br />
be stimm ten Kriterien – z. B. Schwierig keits grad, Länge,<br />
Land schafts typ (an der Küste, im Landesinneren), Art<br />
der Fort be wegung (zu Fuß, mit dem Rad, zu Pferd) –<br />
entspricht. Die Streckenbeschreibung kann im Vorfeld<br />
heruntergeladen werden, sodass man während der<br />
Wanderung nicht zwingend eine aktive Inter net verbindung<br />
benötigt. Aufgeführt werden genaue Angaben zu<br />
Richtung, Sehenswürdigkeiten, Steig ung und Gefälle<br />
sowie empfehlenswerte Adressen (Restau rants, Crêperien,<br />
Le bens mi ttel geschäfte, Über nacht ungs mög lichkeit<br />
en usw.). Neben Vorschlägen für interes san te und<br />
nicht alltägliche Strecken (z. B. beim Schiffs friedhof von<br />
Lanester) enthält die gut konzipierte App nützliche Dienste<br />
wie einen Routenplaner zum Aus gangs punkt der Wander<br />
ung, Sprachführung für Richtungs änderungen in Echtzeit,<br />
Warn hin weise, sobald man vom vorgesehenen Weg<br />
abkommt … Ein prak tisches Tool mit vielen An regungen.<br />
APP Rando Bretagne Sud (kostenlos)<br />
RESTAURANT<br />
Mit dem eigenen Wein ins Restaurant<br />
Wer hatte angesichts von teilweise exorbitant hohen Preisen für belanglose Weine<br />
nicht schon einmal Lust, seine eigene Flasche ins Restaurant mitzubringen? Die<br />
Vorgehensweise, Wein oder Champagner ins Lokal mitzunehmen, war lange Zeit<br />
absolut üblich. Als Entschädigung zahlte man eine Pauschale, die Droit de bouchon,<br />
Korkengeld, genannt wird. Seit vielen Jahren ist dies jedoch « aus der Mode<br />
gekommen ». Ein französisches Start-up hat dieses Prinzip nun an die heutige Zeit angepasst: Die Idee besteht darin, auf<br />
der Website www.vinoresto.com einen Tisch in einem der Partnerrestaurants zu reservieren. Diese Restaurants (die es<br />
zurzeit allerdings nur im Großraum Paris gibt, die Ausdehnung auf andere Großstädte in Frankreich ist aber vorgesehen)<br />
bieten vier Optionen an: Droit de bouchon (man bringt eine Flasche Wein mit und bezahlt im Restaurant zusätzlich zum<br />
Verzehr ein Korkengeld in Höhe von fünf bis zehn Euro, der Betrag wird bei der Reservierung angegeben), Gourmande<br />
(um eine Flasche Wein kostenlos mitbringen zu können, müssen die Gäste mindestens Vorspeise und Hauptgang<br />
oder Hauptgang und Dessert bestellen), 1 contre 1 (für eine im Restaurant bestellte Flasche kann man eine Flasche<br />
mitbringen) sowie Champagne! (damit man seine eigene Flasche mitbringen kann, müssen alle Gäste ein Dessert<br />
bestellen). Hinweis: Generell gilt die Regel « eine Flasche für vier Personen ». Kommt man mit mehr Personen (z. B. zu<br />
fünft), kann man beispielsweise zwei Flaschen mitbringen.<br />
www.parkos.fr / parkos.de<br />
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 23
ON REGARDE<br />
DRAMA<br />
Liebe und Lebenslust sind stärker als alles andere<br />
Wie so viele junge Menschen seines Alters führt David ein sorgloses<br />
Leben. Mit 24 Jahren lebt er in den Tag hinein, ohne sich wirklich Fragen<br />
zu stellen. Seinen Lebensunterhalt verdient er mit verschiedenen<br />
Jobs. An die Zukunft verschwendet er überhaupt keinen Gedanken.<br />
Doch dieses ruhige Leben findet ein abruptes Ende, als seine ältere<br />
Schwester in Paris bei einem Attentat ums Leben kommt und David sich<br />
um seine 7-jährige Nichte, die kleine Amanda, kümmern muss. Welch<br />
ein großartiger Film! Er bewegt den Zuschauer treffsicher, ohne jemals<br />
pathetisch zu werden. Gelungen beschreibt er einerseits die allmähliche<br />
Annäherung zweier Menschen, die durch einen Schicksalsschlag<br />
verbunden sind, und andererseits die Atmosphäre<br />
in einer Stadt, die nichts mit der Leichtigkeit von<br />
Postkartenmotiven zu tun hat, sondern durch<br />
die Verarbeitung der Attentate geprägt ist. Der<br />
Film zeigt auf meisterhafte Weise, dass Liebe und<br />
Lebenslust dennoch die Überhand behalten. Und<br />
noch mehr: Es gelingt ihm, uns dies spüren zu<br />
lassen. Das ist seine Stärke!<br />
DRAMA/KOMÖDIE<br />
Der Unfall, der ein Leben verändert<br />
Mein Leben mit Amanda • Frankreich 2018, 107<br />
min • Originaltitel: Amanda • Ein Film von Mikhaël<br />
Hers, mit Vincent Lacoste, Isaure Multrier, Stacy<br />
Martin, u. a. • Ab 12. September <strong>2019</strong> im Kino.<br />
DRAMA<br />
Das Schweigen brechen<br />
Alexander lebt mit Frau und Kindern in Lyon. Eines Tages erfährt er, dass<br />
der Priester, der ihn zu seiner Pfadfinderzeit missbrauchte, immer noch<br />
mit Minderjährigen arbeitet. Mit Unterstützung seiner Freunde François<br />
und Emmanuel, die ebenfalls Opfer dieses Priesters waren, nimmt er den<br />
Kampf auf. Sie wollen endlich « darüber reden », was ihnen widerfahren<br />
ist. Doch die Nachwirkungen und Folgen der Geständnisse lassen<br />
niemanden unbeschadet. Dieser schmerzliche Film machte beim Start<br />
in Frankreich viel von sich reden. Er basiert auf der wahren Geschichte<br />
des Priesters Preynat, der 2016 wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt<br />
wurde und seitdem unter gerichtlicher Aufsicht steht. Die Vorfälle, um<br />
die es geht, reichen bis ins Jahr 1986 zurück. Beim Start in Frankreich im<br />
Februar <strong>2019</strong> sorgte der Film für Polemik, da der Prozess des Priesters<br />
Preynat noch nicht beendet war. Preynat wollte eine einstweilige<br />
Verfügung erwirken, um den Filmstart zu verschieben, was ihm jedoch<br />
nicht gelang. François Ozon spricht in dem Film<br />
offen und objektiv über die Pädophilie in der<br />
französischen Kirche und vor allem über das<br />
Brechen des Schweigens. Ein sinnvoller und<br />
notwendiger Film.<br />
Alain ist ein äußerst erfolgreicher Geschäftsmann<br />
in den Fünfzigern. Alles,<br />
was er anpackt, gelingt ihm. Bis er eines<br />
Tages einen Schlaganfall erleidet. Als Alain im<br />
Krankenhaus aufwacht, ist er nicht mehr derselbe:<br />
Er, der es immer eilig hatte und viel und gerne redete,<br />
leidet plötzlich unter Gedächtnislücken und<br />
Sprachstörungen. Die junge Logopädin Jeanne<br />
soll ihm dabei helfen, sein Gedächtnis zu trainieren<br />
und wieder normal sprechen zu können. Allmählich<br />
baut Alain sein Leben neu auf und entdeckt<br />
durch Jeanne, wie es ist, sich mehr Zeit zu<br />
nehmen. Das Thema ist zwar bekannt, doch die<br />
Interpretation von Fabrice Luchini macht den<br />
Film sehr lustig und berührend. Dieser Schauspieler<br />
ist in Frankreich dafür bekannt, dass er redefreudig<br />
ist und mit Worten außerordentlich gut<br />
umgehen kann. Wie er sie in dieser Rolle (manchmal)<br />
vergisst und (oft) über sie stolpert, beweist<br />
sein ausgesprochenes schauspielerisches Talent.<br />
Bei manchen Szenen ist man richtiggehend<br />
sprachlos. Ein wirklich gelungener Film!<br />
Gelobt sei Gott • Frankreich 2018, 137 min •<br />
Originaltitel: Grâce à Dieu • Ein Film von François<br />
Ozon, mit Melvil Poupaud, Denis Ménochet, Swann<br />
Arlaud, u. a. • Ab 26. September <strong>2019</strong> im Kino.<br />
Das zweite Leben des Monsieur Alain • Frankreich<br />
2018, 100 min • Originaltitel: Un homme pressé • Ein Film<br />
von Hervé Mimran, mit Fabrice Luchini, Leïla Bekhti,<br />
Rebecca Marder, u. a. • Ab 22. August <strong>2019</strong> im Kino.<br />
24 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
DOKUMENTATION<br />
SCHWERPUNKT<br />
François Ozon<br />
Der französische Regisseur und Autor François Ozon wird<br />
für seine einfühlsamen und vielseitigen Filme international<br />
von Publikum und Kritik gefeiert. ARTE zeigt vier Filme, die<br />
aufgrund ihrer Kreativität und Tiefgründigkeit beeindrucken<br />
und die Bandbreite<br />
seiner filmischen<br />
Handschrift spiegeln.<br />
Die Filme im Überblick:<br />
« Unter dem Sand » ( F 2000,<br />
90 Min.) am Sonntag,<br />
1. September <strong>2019</strong> um 22:35,<br />
« Jung & Schön » (F 2012,<br />
89 Min.), am Mittwoch,<br />
4. September <strong>2019</strong> um 22:50,<br />
« Eine neue Freundin » (F 2013,<br />
103 Min.), Freitag, 9. September <strong>2019</strong> um 20:15,<br />
« Die Zeit, die bleibt » (Frankreich 2004, 78 Min.),<br />
Freitag, 9. September <strong>2019</strong> um 22:00.<br />
Nausicaa -<br />
Aquarium der<br />
Zukunft<br />
In Boulogne-sur-Mer, Frankreich, stellt sich das Aquarium<br />
Nausicaa einer neuen Herausforderung: Zum ersten<br />
Mal weltweit richtet ein Aquarium ein riesiges Becken<br />
ein, um der Öffentlichkeit die bisher verborgene Welt<br />
der Hochsee zu präsentieren. Als Vorbild dient die<br />
kolumbianische Insel Malpelo, mitten im südlichen<br />
Pazifik. Weltweit machen sich die Biologen auf die Suche<br />
nach Spezies, um das große ozeanische Becken zu<br />
besiedeln. Einzige Bedingung: Sie müssen alle aus einer<br />
Zucht oder Haltung stammen, die keinen Einfluss auf die<br />
natürliche Umgebung hat. Somit wird ein Ökosystem<br />
geschaffen, dass der Umgebung so ähnlich wie möglich<br />
ist. ARTE hat dieses einmalige wissenschaftliche<br />
Abenteuer zwei Jahre lang mitbegleitet.<br />
Documentation von Jérôme Julienne und John Jackson, Frankreich<br />
<strong>2019</strong>, 52 Min. Freitag, 4. Oktober <strong>2019</strong> um 17.40 Uhr<br />
Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />
Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />
Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />
DOKUMENTATION<br />
Die letzten 76 Tage<br />
der Königin<br />
Marie-Antoinette<br />
Es ist der 2. August 1793:<br />
Marie-Antoinette, die letzte Königin Frankreichs wird<br />
ins Gefängnis gebracht. Der König wurde bereits<br />
hingerichtet. Nur 76 Tage später beginnt der Prozess<br />
gegen die „Witwe Capet“, wie die Königin von nun an<br />
nur noch genannt wird. Ein Scheinprozess, der nur<br />
zwei Tage dauerte und dessen Urteil von Anfang an<br />
feststand: Tod durch Guillotine. Die Dokumentation<br />
offenbart anhand bisher unveröffentlichter<br />
Dokumente die Machenschaften hinter dem<br />
Prozess und blickt zurück auf die letzten Tage von<br />
Marie-Antoinette, in denen die Revolution sich zur<br />
Schreckensherrschaft der Jakobiner entwickelte.<br />
Dokumentation von Alain Brunard, Frankreich <strong>2019</strong>, 105<br />
Min. Samstag, 26. Oktober <strong>2019</strong> um 20.15 Uhr<br />
STUMMFILM - ERSTAUSSTRAHLUNG DER RESTAURIERTEN FASSUNG -<br />
La roue<br />
Mit La roue (Das Rad) schuf der Filmpionier Abel Gance (1889–<br />
1981) eine Familiensaga, die Motive des antiken Ödipus- und<br />
Sisyphos-Stoffes verarbeitet und als moderne Tragödie mit den<br />
Stilmitteln des Kinos erzählt. Eingegangen in die Filmgeschichte<br />
ist der Film dank seiner spektakulären Eisenbahnaufnahmen<br />
und Bildmontagen, die die gesamte Filmavantgarde der<br />
Stummfilmzeit inspirierten. Die Musikrekonstruktion leitete<br />
der Mainzer Komponist Bernd Thewes. Sein Ausgangsmaterial<br />
war eine vierseitige handgeschriebene Liste von über<br />
100 Musiktiteln, die Paul Fosse mit Arthur Honegger aus<br />
vorbestehenden Stücken kompilierte: eine hochkarätige<br />
Auswahl sinfonischer Musik von 56 französischen Komponisten<br />
des Impressionismus und<br />
Symbolismus.<br />
Film von Abel Gance, Deutschland/Frankreich<br />
1923, 420 Min.<br />
Teil 1 - Montag, 28. Oktober <strong>2019</strong> um 23:40<br />
Teil 2 - Montag, 4. November <strong>2019</strong> um 00:15<br />
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 25
UNTERWEGS IN FRANKREICH Elsass<br />
das Unmögliche möglich machen<br />
In den Prospekten für die Besucher präsentiert man es gerne<br />
als das « größte lebendige Freilichtmuseum Frankreichs ».<br />
Doch das Écomusée d’Alsace ist weit mehr als das. Entstanden<br />
ist es in den 70er-Jahren durch die Initiative einiger<br />
motivierter Menschen, die damit das architektonische<br />
Kulturerbe des Elsass retten wollten. Es ist ein gutes<br />
Beispiel dafür, wie man mit Courage und harter<br />
Arbeit – vor allem dank der Unterstützung vieler<br />
freiwilliger Helfer – eine touristische Sehenswürdigkeit<br />
kreieren kann, hinter der ein<br />
besonderer Sinn steht. Das Écomusée<br />
d’Alsace feierte in diesem Jahr seinen 35.<br />
Geburtstag und zugleich den 10 000 000.<br />
Besucher. Ein unglaublich schöner Erfolg!<br />
26 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 27
UNTERWEGS IN FRANKREICH Elsass<br />
Die vierköpfige Familie aus einer kleinen Gemeinde am Niederrhein,<br />
die am 1. Juni <strong>2019</strong> das Écomusée d’Alsace besuchte, war<br />
auf den festlichen Empfang, der ihr zuteilwurde, gar nicht gefasst<br />
und entsprechend verblüfft: Sie wurden von einem Blitzlichtgewitter<br />
und mit Applaus begrüßt, man gratulierte ihnen, und zu ihrer großen<br />
Überraschung bekamen sie auch noch ein Abonnement auf Lebenszeit<br />
für den Eintritt ins Museum geschenkt. Warum? Mit dieser Familie<br />
brach das Freilichtmuseum die mehr als symbolische Marke von<br />
10 000 000 Besuchern! Dies ist für ein kleines Museum, das vor gerade<br />
einmal 35 Jahren aus dem Nichts entstanden ist, gar nicht so schlecht!<br />
Na ja, fast aus dem Nichts, denn immerhin stand am Anfang eine unglaublich<br />
gute, wenn auch etwas verrückte Idee …<br />
Ein architektonisches Kulturerbe in Gefahr<br />
Alles begann in den 70er-Jahren. Wie in anderen Regionen Frankreichs<br />
verfiel damals auch im Elsass das architektonische Kulturerbe<br />
nach und nach. Aufgrund mangelnder Instandhaltung wurden aus<br />
Häusern, die teilweise mehrere Hundert Jahre alt waren, allmählich<br />
Ruinen. Das Gebot der Stunde hieß « neu ». Anstatt alte Gebäude zu<br />
restaurieren, zog man es in vielen Fällen vor, auf einem unbebauten<br />
Grundstück etwas Neues zu errichten, zumal dies oft wesentlich günstiger<br />
war. Vor allem letzteres Argument war schlagkräftig genug, die<br />
Eigentümer zu überzeugen. So verschwanden immer mehr dieser typisch<br />
elsässischen Fachwerkhäuser, die bereits jahrhundertelang (manche<br />
stammten sogar aus dem 15. Jahrhundert)<br />
dem Zahn der Zeit widerstanden<br />
hatten. Diese Häuser – meist Bauernhäuser<br />
und Scheunen – mit ihren<br />
sichtbaren Holzbalken waren bis dato<br />
von Generation zu Generation vererbt<br />
worden, nun waren sie plötzlich nicht<br />
mehr en vogue. Tief in ihrem Herzen<br />
hingen viele Elsässer zwar immer noch<br />
an ihrem historischen Erbe, es fehlten<br />
ihnen jedoch die notwendigen Mittel<br />
für die Erhaltung und offensichtlich<br />
überwog die Lust auf Modernität.<br />
In dieser Situation beschloss eine<br />
Gruppe junger Menschen, vorwiegend<br />
Geschichts- und Archäologiestudenten,<br />
unter der Führung von Marc Grodwohl<br />
zu handeln. Sie begannen nicht nur, die<br />
Bewohner der Region in Sachen Wahrung<br />
ihres architektonischen Kulturerbes<br />
zu sensibilisieren, sondern gingen<br />
mit einem konkreten Beispiel voran,<br />
indem sie einige Häuser vor dem Abriss<br />
retteten. Da traf es sich gut, dass diese<br />
Fachwerkhäuser ursprünglich so konzipiert worden waren, dass man<br />
sie einfach abbauen und an einem anderen Ort wieder aufbauen konnte,<br />
denn in der Zeit, in der sie entstanden waren, hatte man zwischen<br />
dem Eigentum an Grund und Boden und dem an Wohnraum unterschieden.<br />
Jeder musste damals bei Bedarf umziehen und « sein Haus<br />
mitnehmen » können. Insofern ist es relativ einfach, diese elsässischen<br />
Gebäude mit sichtbarem Gebälk zu demontieren. Die kleine Gruppe<br />
28 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
UNTERWEGS IN FRANKREICH Elsass<br />
30 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
wusste das. Sie beschloss also spontan, die vom Abriss bedrohten<br />
Häuser abzutragen und an einem anderen Ort identisch wieder aufzubauen.<br />
Eine « Rumpelkammer von 68ern »<br />
Um die Organisation zu vereinfachen, wurde 1973 der<br />
Verein Maisons paysannes d’Alsace gegründet, was dem Projekt<br />
gleichzeitig einen « offiziellen Charakter » verlieh. 1980 fand<br />
man dann das passende Grundstück: Die Stadt Ungersheim,<br />
zwischen Colmar und Mühlhausen, war vom Vorhaben und<br />
der Entschlossenheit dieser « Ab- und Aufbauer » beeindruckt<br />
und stellte dem Verein ein zehn Hektar großes, brachliegendes<br />
Grundstück zur Verfügung. Dort konnten die aus dem ganzen<br />
Elsass stammenden, abgetragenen Häuser wieder aufgebaut<br />
werden. Schnell war das Gelände von Balken, Holzbrettern<br />
und anderen Baumaterialien übersät, und nur die Mitglieder<br />
des Vereins schienen in der Lage zu sein, die Systematik<br />
dieser Lagerung zu verstehen … Auch wenn manche dies als<br />
« Rumpelkammer von 68ern » bezeichneten, ließen sich die<br />
angehenden Architekten dadurch nicht entmutigen. Im Gegenteil.<br />
Alle wussten ganz genau, wozu die diversen Materialhaufen<br />
dienten. Zudem hatten sie eine bestimmte Idee, ein<br />
etwas verrücktes Vorhaben im Hinterkopf: Sie wollten hier ein<br />
Freilichtmuseum kreieren.<br />
Zur Überraschung aller und vor allem zur Überraschung<br />
der Kritiker des Projektes, die dieses als eindeutig utopisch eingestuft<br />
hatten, wurde im September 1980 der Wiederaufbau des ersten Hauses<br />
fertiggestellt. Es stand prächtig da und war der Beweis, dass die<br />
Idee realisierbar war. Es war ein enormer Erfolg. Der damalige Präsident<br />
des Conseil départemental du Haut-Rhin, Henri Goetschy, war enthusiastisch<br />
und davon überzeugt, dass die Vereinsmitglieder dadurch<br />
ihre Fähigkeiten unter Beweis gestellt hatten. Er schloss daher<br />
eine nachhaltige Partnerschaft mit dem Verein, durch die<br />
das utopische Projekt des Freilichtmuseums Realität<br />
wurde. Was das « Rohmaterial » anging, so hatte<br />
man die Qual der Wahl, denn in den 80er-Jahren<br />
wurden im Elsass pro Jahr schätzungsweise 400<br />
traditionelle Fachwerkhäuser abgerissen …<br />
Dies stachelte die Motivation der Frauen<br />
und Männer von Maisons paysannes<br />
d ’Alsace jedoch nur noch mehr an.<br />
Von ihrer Leidenschaft angetrieben,<br />
trugen sie Gebäude ab und bauten<br />
sie beherzt wieder auf. Die<br />
meisten engagierten sich in ihrer<br />
Freizeit, am Wochenende und im<br />
Urlaub. Auf diese Weise entstanden<br />
auf dem Gelände in Ungersheim<br />
20 traditionelle elsässische Häuser. Die Bewohner<br />
der Gegend wurden mit Verwunderung Zeugen davon, wie sich das<br />
Brachland allmählich in ein Dorf verwandelte.<br />
Abgesehen vom Erstaunen begann sich jedoch bald auch ein gewisser<br />
Stolz breitzumachen. Man wurde sich darüber bewusst, dass<br />
dieses architektonische Kulturerbe ein wahrer Schatz ist und darüber<br />
hinaus einen unglaublichen Charme ausstrahlt. Und Charme – das<br />
Die<br />
Besonder<br />
heit<br />
des<br />
Écomusée<br />
d‘Alsace liegt darin, dass<br />
es das architektonische Kulturerbe<br />
und die Traditionen des<br />
Elsass nicht einfach präsentiert,<br />
sondern sie lebendig darstellt. Unter<br />
dem neugierigen Blick der Störche<br />
werden die landwirtschaftlichen<br />
Maschinen und Werkzeuge<br />
regelmäßig in Betrieb genommen<br />
und die Bauernhöfe bewirtschaftet.<br />
Zu den 50 000 Objekten, die im<br />
ganzen Elsass zusammengetragen<br />
wurden, gehören auch<br />
einige Kuriositäten, wie der<br />
erstaunliche Haartrockner aus<br />
dem Jahr 1935 (Seite 28).<br />
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 31
UNTERWEGS IN FRANKREICH Elsass<br />
war eine weitere Erkenntnis<br />
– konnte Touristen<br />
anziehen … In dieser Beziehung<br />
war die nahe gelegene<br />
Regionshauptstadt<br />
Straßburg ein Vorbild:<br />
Seit 1988 die dortigen<br />
Fachwerkhäuser als Weltkulturerbe<br />
der UNESCO<br />
klassifiziert wurden, reißt<br />
der Besucherstrom nicht<br />
mehr ab.<br />
Ein Minister<br />
aus Paris!<br />
Durch die im ganzen Elsass abgebauten und im<br />
Freilichtmuseum wieder aufgebauten Häuser ist ein<br />
richtiges Dorf mit mehr als 75 Gebäuden entstanden,<br />
das sogar eine perfekt rekonstruierte Schule besitzt.<br />
Der Tour forte (rechts) wurde in den 80er-Jahren<br />
mit Steinen errichtet, die von der mittelalterlichen<br />
Befestigungsmauer der Stadt Mühlhausen (Ende 15.<br />
Jahrhundert) stammen. Von dort aus hat man einen<br />
Überblick über das ganze Freilichtmuseum.<br />
Der 1. Juni 1984 war<br />
in Ungersheim ein Tag<br />
zum Feiern: Das Écomusée<br />
d’Alsace öffnete seine<br />
Türen zum ersten Mal<br />
offiziell für das Publikum.<br />
Die meisten der präsentierten<br />
Häuser waren<br />
noch nicht endgültig fertiggestellt und die Umgebung<br />
glich eher einer riesigen Baustelle, doch das war egal,<br />
denn die « Erbauer des Unmöglichen » hatten letztendlich<br />
ihr Ziel erreicht. Zudem gab es ein untrügliches<br />
Zeichen dafür, dass diesem Projekt sogar auf nationaler<br />
Ebene ein hoher Stellenwert beigemessen wurde: Der<br />
damalige Kulturminister, Jacques Lang, reiste persönlich<br />
aus Paris an. Die Einweihung war ein voller Erfolg.<br />
Und als die Mitglieder des Vereins in der Folge realisierten,<br />
dass im ersten Jahr nicht weniger als 75 000<br />
Menschen das Freilichtmuseum besucht hatten, war die<br />
Genugtuung noch größer! Mit einer solchen Zahl hatte<br />
niemand gerechnet.<br />
Seit der Eröffnung vor 35 Jahren hat sich die positive<br />
Entwicklung fortgesetzt, was der 10 000 000. Besucher<br />
in diesem Jahr deutlich zeigt. Die Anzahl der<br />
abgebauten und in Ungersheim wieder aufgebauten<br />
Häuser ist mittlerweile auf die stolze Zahl von 70<br />
gestiegen: Wohnhäuser, Bauernhöfe, Schulen, eine<br />
Kapelle, ein Sägewerk und sogar ein Bahnhof. Jedes<br />
einzelne Gebäude wurde sorgfältig aufgrund des<br />
schützenswerten Interesses und seines repräsentativen<br />
Charakters für die elsässische Architektur ausgewählt.<br />
Auch heute noch kommen neue Einrichtungen hinzu,<br />
manchmal relativ kleine – wie jüngst ein Bienenstand<br />
in Form eines kleinen, zweigeschossigen Chalets aus<br />
Westhalten – oder sehr große – wie der Tabakspeicher aus Lipsheim,<br />
der nach der Restaurierung seiner Holzwände, nach dem Anheben und<br />
Decken des Dachstuhls sowie nach dem Füllen der Lehmmauern bis<br />
Ende des Jahres vermutlich in Betrieb genommen werden kann. Denn<br />
genau da liegt mit ziemlicher Sicherheit der Schlüssel des Erfolgs<br />
des Écomusée d’Alsace: Anstatt sich auf ein « einfaches » Museum zu<br />
32 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 33
UNTERWEGS IN FRANKREICH Elsass<br />
beschränken, das restaurierte aber leere Häuser zeigt, wollten die Begründer<br />
einen lebendigen Ort schaffen. In den meisten Gebäuden wird<br />
daher gearbeitet: Es gibt einen Bäcker, einen Barbier, einen Schuster,<br />
einen Schmied, einen Fischer, einen Böttcher, einen Töpfer … Und<br />
im Gegensatz zu vielen Freilichtmuseen üben die Handwerker hier ihr<br />
Metier täglich vor – und manchmal auch mit – dem Publikum aus. Auf<br />
diese Weise vertiefen sie ihr eigenes Know-how und erhalten es darüber<br />
hinaus für die Nachwelt. Unter den Augen der Besucher lebt und<br />
entwickelt sich hier also ein elsässisches Dorf<br />
wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts.<br />
Zum Ursprung des Flammakuecha<br />
Wenn man durch die zahlreichen Wege<br />
des Freilichtmuseums bummelt, fühlt man<br />
sich richtiggehend in das elsässische Dorfleben<br />
von Gestern zurückversetzt. Aber in<br />
ein lebendiges Elsass, das weder idealisiert<br />
noch nostalgisch verherrlicht wird. Überall<br />
laufen Pferde, Kühe, Esel, Hühner und Gänse<br />
herum. Aber nicht nur zur Dekoration.<br />
Die Bauernhöfe werden richtig betrieben,<br />
und neben den Angestellten animieren rund<br />
200 Ehrenamtliche das Dorfleben. Dabei<br />
ist bemerkenswert, dass man weder auf eine<br />
zu kommerzielle noch auf eine übertrieben<br />
museumshafte Seite stößt. Wir sind nicht in<br />
Disneyland: Es gibt keine Werbeschilder aktueller Marken, die uns daran<br />
erinnern, dass wir uns tatsächlich im Jahr <strong>2019</strong> befinden und dass<br />
wir nicht vergessen dürfen, zu konsumieren. Ganz im Gegenteil. In der<br />
Bäckerei ist die Luft vom Duft frischen Brotes erfüllt, und die Bäckerin<br />
in ihrem traditionellen Gewand beantwortet neben dem Brotverkauf<br />
gerne die Fragen der Besucher. Kinder und Erwachsene sind sichtbar<br />
hingerissen. Man geht nicht nur mit einem sehr guten Flammkuchen<br />
– beziehungsweise Flammakuecha, wie man auf elsässisch sagt – nach<br />
Hause, sondern hat darüber hinaus erfahren, dass dieser traditionell in<br />
den Brotöfen hergestellt wurde, über die ursprünglich jedes Haus im<br />
Elsass verfügte. Diese Öfen sieht man im Übrigen an der Rückseite der<br />
Häuser hervorragen. Nach dem Brotbacken, wenn der Ofen noch heiß<br />
war, wurden die Reste des Brotteiges ausgerollt und mit Sahne, Zwiebeln<br />
oder auch Obst garniert. Eine Gaumenfreude, die offensichtlich<br />
die Jahre überdauert hat!<br />
Das Innere der Häuser kann im Übrigen ganz nach Lust und<br />
Laune ebenfalls besichtigt werden. Betritt man eines, ist man von der<br />
Vielfältigkeit und Vielzahl der ausgestellten Gegenstände verblüfft.<br />
Es ist bewegend, zu erfahren, dass quasi alle der insgesamt mehr als<br />
50 000 Objekte von Elsässern gespendet wurden. Dies zeigt, dass die<br />
Menschen die Idee des Freilichtmuseums teilen und das Gefühl haben,<br />
sich an einem sinnvollen Werk zu beteiligen. <strong>2019</strong> erhielt das Freilichtmuseum<br />
beispielsweise zwei bedeutende Objekte: einen Motor aus dem<br />
Jahr 1912, der ursprünglich in einer Schreinerei benutzt wurde und in<br />
der mechanischen Werkstatt zum Einsatz kommen und einige Geräte<br />
antreiben soll, sowie einen Fallhammer, der die technische Ausrüstung<br />
der Schmiede vervollständigen wird. Beide Sammlerobjekte ergänzen<br />
das mechanische und industrielle Kulturerbe des Museums, das schon<br />
heute als außergewöhnlich eingestuft wird.<br />
34 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
Amiens<br />
A1/E15-E19<br />
Charleville-Mézières<br />
A4/E25<br />
Luxembourg<br />
4<br />
1<br />
eux<br />
70<br />
Jumièges<br />
A10/E5<br />
A13/E5<br />
Evreux<br />
Unter dem Blick<br />
der Störche<br />
Selbstverständlich darf in<br />
diesem Dorf das Wahrzeichen<br />
PARIS<br />
des Elsass nicht fehlen. Man<br />
Versailles<br />
muss beim Besuch des Freiluftmuseums<br />
nur den Blick etwas<br />
A6/E15<br />
nach oben richten, um zu sehen,<br />
A5/E54<br />
dass hier unglaublich viele Störche<br />
ihre Nester gebaut haben.<br />
Die schätzungsweise 40 Paare<br />
A10/E5<br />
machen aus dem Freilichtmuseum<br />
einen der Orléans elsässischen Orte<br />
mit der höchsten Population dieser<br />
majestätischen Vögel. Beim<br />
Beobachten Blois erfährt man nebenbei,<br />
dass die Nester oben auf den<br />
Chambord<br />
Cheverny<br />
Dächern einen Durchmesser<br />
A71/E9<br />
von bis A85zu 1,40 Meter haben<br />
und im Durchschnitt 500 Kilogramm<br />
wiegen! Eines ist sicher,<br />
Bourges<br />
Fotografen und Ornithologen<br />
sind begeistert. A20/E9 Wenn man nach<br />
A71/E11<br />
einem sehr lehrreichen Tag den<br />
Ort wieder verlässt, sagt man<br />
sich, dass diese Störche wirklich<br />
Glück haben, in diesem authentischen<br />
Dorf nisten zu können.<br />
Der Ausblick, den<br />
Montluçon<br />
sie genießen,<br />
ist zweifellos schön: Sie blicken<br />
auf ein Kulturerbe, das glücklicherweise<br />
durch mutige Architekten<br />
bewahrt wurde, die das<br />
Limoges<br />
Unmögliche möglich gemacht<br />
A89/E70<br />
haben …<br />
A11/E50<br />
A10/E5-E60<br />
Rouen<br />
Dreux<br />
Chartres<br />
Tours Chenonceau<br />
Souillac sur<br />
Dordogne<br />
néda<br />
Le Pescher<br />
Payrac<br />
A20/E9<br />
A16<br />
Tulle<br />
Brive-la-Gaillarde<br />
Saillac<br />
Rocamadour<br />
Toulouse<br />
Narbonne<br />
A81/E80<br />
Limoux<br />
A4/E50<br />
A71/E11<br />
Clermont-<br />
Ferrand<br />
A75/E11<br />
le Mont-Dore<br />
Aurillac<br />
A9/E15<br />
Sens<br />
A26/E17<br />
A34/E46<br />
Saarbrücken<br />
Reiseinfos & Lesetipps für Ausflüge in die Umgebung<br />
Reims<br />
Chalon-sur-Saône<br />
Seit sieben Jahren<br />
wählen die<br />
Franzosen<br />
A6/E15<br />
im Juni<br />
im Rahmen einer<br />
Fernsehsendung<br />
Cluny ihr «Lieblingsdorf ».<br />
2017 landete das<br />
elsässische Dorf<br />
Kaysersberg auf dem ersten Platz. War diese Wahl<br />
nur ein «Marketinggag» oder steckt mehr dahinter?<br />
Gut ein Jahr später haben wir untersucht, was sich<br />
hinter einem Village préféré des Français genau<br />
verbirgt. A<strong>72</strong>/E70<br />
Puy de Dôme<br />
Lyon<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 68:<br />
Eine Fotoausstellung unter A43/E70<br />
freiem Himmel im Herzen der<br />
Vogesen<br />
St.-Etienne<br />
(77 km entfernt)<br />
Fotoausstellung « Les Sentiers de la photo »<br />
statt. Sie lädt zu einem unvergleichlichen<br />
Spaziergang durch die prachtvolle<br />
Landschaft ein, bei dem man mehr als<br />
130 großformatige Fotos der besten<br />
regionalen und internationalen Orange<br />
Fotografen entdecken kann.<br />
A31/E21-E23<br />
France<br />
Ungersheim …<br />
… Berlin 864 km … Hamburg<br />
Bern<br />
815 km<br />
… Köln 462 km … Frankfurt 327 km<br />
… München 435 km … Wien 849 km<br />
… Zürich 131 km … Paris 474 km<br />
… Straßburg 109 km … Mühlhausen<br />
Lausanne<br />
15 km<br />
Der nächstgelegene Flughafen, der aus dem<br />
deutschsprachigen Raum direkt angeflogen wird,<br />
ist der Euroairport Basel-Mühlhausen (40 km).<br />
Genève<br />
Der nächstgelegene TGV-Bahnhof befindet sich in<br />
Mühlhausen (15 km).<br />
Ecomusée d’Alsace Annecy<br />
Chemin Grosswald<br />
68190 Ungersheim<br />
Telefon: +33(0)3 89 74 44 74<br />
www.ecomusee.alsace/de<br />
Chambéry<br />
Erwachsene: 15 €, ermäßigt 13 €<br />
Kinder (4-17 Jahre): 10 €.<br />
A4/E25<br />
Schweiz<br />
Bis Mitte November<br />
Grenoble<br />
findet in Le A49/E713 Da das Freilichtmuseum sehr ausgedehnt ist und<br />
Italien Torino<br />
Haut-du-Tôt, der<br />
zahlreiche Aktivitäten anbietet, sollten Sie für den<br />
höchstgelegenen<br />
Besuch mindestens Briançon einen halben Tag einplanen.<br />
Valence<br />
Gemeinde der<br />
Auf die Eintrittskarten Courte visite (erhältlich<br />
Vogesen, die<br />
ab 16 Uhr) sollte man verzichten; sie sind zwar<br />
Crest<br />
Die<br />
dritte Ausgabe<br />
wesentlich günstiger (7,50 € für Erwachsene),<br />
der A7/E15 beispiellosen Saillans gelten aber nur für einen Besuch von maximal 2<br />
Gap<br />
Stunden.<br />
A35<br />
A35/E25<br />
Vor Ort gibt es drei Verpflegungs möglich keiten:<br />
Das Restaurant La Taverne und die Brasserie<br />
L‘Auberge d‘Hegenheim bieten regionale Gerichte<br />
an, in der Bäckerei gibt es Flammkuchen, einige<br />
France<br />
einfache A51/E712 Gerichte sowie Gebäck.<br />
A50<br />
Metz<br />
Nancy<br />
Besançon<br />
Colmar<br />
Ungersheim<br />
Bitche<br />
Strasbourg<br />
Mulhouse<br />
A36/E60<br />
Belfort<br />
Basel<br />
A5/E35<br />
Freiburg<br />
Marseille<br />
Toulon Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 35<br />
Das Tal von<br />
Guebwiller zwischen<br />
A26/E17 dem Petit Ballon<br />
im Norden und<br />
Troyes<br />
dem Grand Ballon<br />
im Süden ist nicht<br />
nur das kürzeste<br />
A5/E17-E54<br />
und engste Tal<br />
der elsässischen Vogesen, es wartet auch mit<br />
einem kleinen Schmuckstück auf, der Abtei von<br />
Murbach. Im Mittelalter war das Kloster eines<br />
der mächtigsten Châtillon-sur-Seine<br />
und wohlhabendsten im Rhein-<br />
Auxerre<br />
Tal. Eine Art Elitekloster für reiche und adlige<br />
Ordensbrüder. Heute wirkt die malerisch in die<br />
Wälder der<br />
A6/E15<br />
Vogesen eingebettete Anlage A31/E17-E21<br />
wie ein<br />
verwunschener Ort. Die Umgebung bietet sich<br />
Vézelay Avallon Flavigny<br />
zudem für Wanderungen an.<br />
Dijon<br />
A38<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 69:<br />
Kaysersberg, eines der<br />
Lieblingsdörfer der Franzosen<br />
Beaune<br />
(37 km entfernt)<br />
A4/E50<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 47:<br />
Epernay Châlons-en-<br />
Abbaye de Murbach, ein<br />
Champagne<br />
Kloster mitten im Walde<br />
(26 km entfernt)<br />
A9/E15<br />
A75/E11<br />
INFORMATIONEN ZUR Avignon AptBei Regen sollten Sie einen Regenschirm<br />
Saint-Guilhemle-Désert<br />
BESTELLUNG DIESER UND<br />
mitnehmen, damit Sie trocken von einem Haus<br />
Nîmes<br />
ANDERER AUSGABEN FINDEN<br />
zum anderen gelangen.<br />
A54/E805<br />
SIE AUF SEITE 86.<br />
A7/E15<br />
Nice<br />
Lodève<br />
Arles<br />
Aix-en-<br />
Cannes<br />
Hunde sind im Freilichtmuseum zugelassen,<br />
Montpellier<br />
Provence<br />
müssen aber an der Leine geführt<br />
A8/E80<br />
werden.<br />
A9/E15<br />
A8/E80<br />
A55<br />
Bézier<br />
A52<br />
A57<br />
Rayol-<br />
Canadelsur-Mer<br />
A35<br />
Deutschl
UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté<br />
36 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
François<br />
Pompon<br />
(1855-1933)<br />
ist einer der fesselndsten<br />
Künstler<br />
der französischen<br />
Kulturlandschaft.<br />
Der geniale Bildhauer<br />
stammte aus Burgund,<br />
war bescheiden und<br />
diskret. Bekannt wurde er<br />
vor allem durch sein Meisterwerk<br />
L‘Ours blanc (Der Eisbär).<br />
Diese für ihre Zeit bemerkenswerte<br />
Skulptur hat die Welt der<br />
Bildhauerei besonders im Bereich<br />
der Tierdarstellungen zutiefst verändert,<br />
wenn nicht sogar revolutioniert.<br />
Begibt man sich in Burgund auf die<br />
Spuren von François Pompon, dann<br />
entdeckt man nicht nur die Geschichte<br />
eines Künstlers, sondern auch ein in<br />
jüngster Zeit vollkommen modernisiertes<br />
architektonisches Kulturerbe.<br />
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 37
UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté<br />
Vorherige Doppelseite: Das<br />
Musée des Beaux-Arts in Dijon<br />
und Le Grand Cerf (Der große<br />
Hirsch) aus dem Jahr 1929,<br />
eines der monumentalen<br />
Werke aus dem Saal, der<br />
diesem Künstler gewidmet ist.<br />
Oben: Pompon in seinem<br />
Atelier im Jahr 1908 (Musée<br />
François Pompon in Saulieu).<br />
Der Ours blanc auf dem Place<br />
Darcy in Dijon (links) und die<br />
modernere Ausführung (rechts<br />
oben), die in den Straßen von<br />
Saulieu steht, sind nur zwei der<br />
zahlreichen Nachbildungen<br />
des symbolträchtigen<br />
Werkes von Pompon.<br />
Rechts unten: Mit dieser<br />
Skulptur aus Gips, die heute<br />
im Museum in Saulieu steht,<br />
verewigte Pompon seine Mutter<br />
Claudine Pompon (1825-1900).<br />
38 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
Seine Präsenz wirkt beinahe verwirrend. Wie der Hüter<br />
des Ortes thront er majestätisch am Eingang der<br />
Grünanlage des Place Darcy, einem der bekanntesten<br />
Plätze in Dijon. Er ist beeindruckend groß. Abgesehen<br />
davon, dass ein Eisbär in diesen Breitengraden ungewöhnlich<br />
wirkt, ist es vor allem die Haltung des monumentalen<br />
Tieres, die Fragen aufwirft. Man hat den Eindruck, er sei<br />
in Bewegung. Seine Formen sind weich und sanft, er wirkt<br />
fast etwas tollpatschig, und doch flößt er Respekt ein. Kinder<br />
nähern sich ihm zu Beginn eher ängstlich. Dann sehen<br />
sie ihn liebevoll an. Die mutigsten unter ihnen trauen sich,<br />
ihn zu streicheln. Er ist zweifellos der Star dieses Platzes.<br />
Ein Bär kommt selten allein<br />
Doch dies ist nicht der einzige Ort, an dem man auf<br />
den beeindruckenden Eisbären stößt: Wie viele große<br />
Meisterwerke ist auch er – Gussformen und anderen Reproduktionstechniken<br />
sei Dank – allgegenwärtig. Und so<br />
trifft man bereits einige Meter weiter, im Innenhof des<br />
Grand Hôtel la Cloche auf ein weiteres Exemplar, allerdings<br />
eine etwas « modernere » Version aus Kunstharz.<br />
Und noch etwas weiter, rund 70 Kilometer westlich in<br />
Saulieu, gegenüber dem berühmten Relais Bernard Loiseau,<br />
steht die nächste Nachbildung in Lebensgröße. Was<br />
Miniaturversionen aus diversen Materialien (Gips, Stein,<br />
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 39
UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté<br />
Bronze, Kunstharz …) angeht, so verteilen sich diese auf<br />
zahlreiche Privathäuser und renommierte Museen auf der<br />
ganzen Welt: Musée des Beaux-Arts in Valenciennes,<br />
Musée de la Piscine in Roubaix, Museen in Paris, Lyon,<br />
Besançon, Dijon, Saulieu … Sogar im prestigeträchtigen<br />
New Yorker Metropolitan Museum of Art befindet sich<br />
eine! Doch man darf sich nicht vom ersten Eindruck<br />
täuschen lassen, denn bei näherem Hinsehen stellt man<br />
fest, dass sich diese Eisbären zwar ähnlich sehen, bei<br />
Weitem aber nicht denselben Wert haben. Die Figur am<br />
Place Darcy ist in der Tat eine Nachbildung von François<br />
Pompons L‘Ours blanc, deren Original im Pariser Musée<br />
d‘Orsay konserviert und ausgestellt wird. Um Pompon<br />
zu würdigen, gab die Stadt diese Arbeit 1933 bei einem<br />
Freund des Künstlers, dem Bildhauer Henry Martinet, in<br />
Auftrag. Das zeigt, dass die Einordnung all dieser Eisbären<br />
kompliziert und manchmal sogar mysteriös ist …<br />
Um das « Geheimnis des Eisbären » zu lüften, muss<br />
man sich zunächst von Dijon – wohin wir jedoch später<br />
zurückkehren – in die gut 70 Kilometer westlich gelegene<br />
Stadt Saulieu begeben, die im regionalen Naturpark<br />
Morvan liegt. Hier wurde François Pompon am 9. Mai<br />
1855 geboren. Das bescheidene aber anrührende Musée<br />
Der Curé de Saulieu<br />
aus Terrakotta,<br />
den Pompon 1895<br />
anfertigte, ist<br />
heute im Museum<br />
in Saulieu zu<br />
besichtigen.<br />
Rechte Seite: Von<br />
Pompons Pélican<br />
aus dem Jahr 1924<br />
wurde 1931 eine<br />
Kopie aus Guss für<br />
die Pariser Kolonialausstellung<br />
angefertigt; sie<br />
steht heute im<br />
Musée des Beaux-<br />
Arts in Dijon.<br />
Die Fassade des<br />
Musée François<br />
Pompon in Saulieu,<br />
das sich in der Nähe<br />
der Basilika Saint-<br />
Andoche befindet.<br />
François Pompon dort ist ihm gewidmet. Man erfährt, dass<br />
der Künstler aus einer einfachen Familie stammte und als<br />
junger Mann in der Werkstatt seines Vaters den Beruf des<br />
Schreiners und Tischlers erlernte. Im Alter von 15 Jahren<br />
verließ er den elterlichen Betrieb, um in der nahe gelegenen<br />
Großstadt Dijon zu arbeiten. Dort machte er eine<br />
Lehre bei einem Steinmetz für Grabsteine. Parallel dazu<br />
besuchte der junge François Kurse an der École des Beaux-<br />
Arts, wo er sich neben Architektur, Zeichnen und Gravierkunst<br />
vor allem mit der Bildhauerei beschäftigte. Letztere<br />
wurde schnell zu einer wahren Leidenschaft. Während<br />
dieser Zeit schuf er seine ersten Werke, von denen einige<br />
mit Preisen ausgezeichnet wurden: 1874 erhielt er für die<br />
Darstellung eines Hirschkäfers (ein in den Wäldern des<br />
Morvan heimisches Insekt) aus Terrakotta den ersten Preis<br />
im Wettbewerb für Bildhauerei der Stadt Dijon. 1875, im<br />
Alter von 20 Jahren, war der Künstler der Meinung, es sei<br />
an der Zeit, in Paris sein Können zu vervollständigen, um<br />
bekannt zu werden und Karriere zu machen. Nach einigem<br />
Suchen ließ er sich schließlich, wie viele andere Künstler,<br />
im Viertel Montparnasse nieder, genauer gesagt in der Rue<br />
Campagne-Première <strong>Nr</strong>. 3. Das traf sich gut, denn diese<br />
liegt ganz in der Nähe des Friedhofs Montparnasse, und<br />
er fand schnell Arbeit als Steinmetz bei einem Beerdigungsunternehmen.<br />
Tagsüber war er also beschäftigt. Wie<br />
in Dijon nahm er abends Kunstunterricht: diesmal an der<br />
École des Arts décoratifs. In dieser Zeit schuf er seine ersten<br />
wirklichen Kunstwerke.<br />
Einer der wichtigsten Schätze des Museums in Saulieu<br />
ist eine Sammlung dieser Skulpturen, die zwar wenig bekannt<br />
sind, aber zu den persönlichsten seiner Werke zählen.<br />
Wenn man durch die Ausstellungsräume streift, entdeckt<br />
man, dass seine ersten Modelle logischerweise seine<br />
Angehörigen waren: seine Mutter, sein Zwillingsbruder<br />
oder auch der Pfarrer von Saulieu, den er als pittoreske<br />
Figur aus Terrakotta mit einer humorvollen Note nachbildete.<br />
Es fällt auf, dass Pompon sich im Laufe der Zeit<br />
immer mehr Fertigkeiten aneignete und ambitioniertere<br />
Arbeiten anging. Davon zeugt beispielsweise eine andere<br />
Skulptur aus Terrakotta, mit der er seiner Heimatstadt die<br />
Ehre erwies: die Büste des Saint-Andoche, des Schutzpatrons<br />
von Saulieu.<br />
Ein gerupftes Huhn und<br />
ein rennender Hahn ohne Federn<br />
Durch die Ausstellung einiger seiner Kunstwerke in<br />
Paris wurde auch Auguste Rodin (1840-1917) auf Pompon<br />
aufmerksam und stellte ihn in seinem Atelier an. 1893<br />
übernahm Pompon sogar die Leitung von Rodins Atelier.<br />
Einige Jahre später, um 1906, nahm die Laufbahn von<br />
François Pompon eine entscheidende Wende: Er verlor<br />
allmählich das Interesse an der menschlichen Gestalt und<br />
konzentrierte sich fast ausschließlich auf die Darstellung<br />
40 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
von Tieren. Anlässlich einer<br />
Kunstmesse in Paris präsentierte<br />
er die Figur eines<br />
Zwerghuhns, Poule Cayenne,<br />
die für Aufsehen sorgte: Das<br />
Huhn erschien wie gerupft<br />
und stand damit im krassen<br />
Gegensatz zu dem, was<br />
bis dato bei Tierskulpturen<br />
üblich war. Die Kritiker<br />
machten sich darüber lustig.<br />
Doch Pompon verfolgte<br />
seine Idee unbeirrt weiter.<br />
1910 präsentierte er dann<br />
unerschrocken einen « rennenden<br />
gerupften Hahn »,<br />
Coq déplumé courant, und<br />
reagierte damit nicht ohne<br />
Humor auf die sarkastischen<br />
Bemerkungen. Abgesehen<br />
von der Entrüstung, die er<br />
damit bei einigen hervorrief,<br />
schien die äußerst innovative<br />
Sichtweise des Künstlers die<br />
Menschen zu beschäftigen,<br />
und man begann, sich ernsthaft für seine Arbeit zu interessieren.<br />
Damit hatte « Pompon seinen Weg als Bildhauer<br />
für Tierskulpturen gefunden, ohne jedoch Porträts vollkommen<br />
zu vernachlässigen », hält Catherine Gras, eine<br />
der herausragendsten Expertinnen in Sachen Pompon,<br />
fest. Sie war 40 Jahre lang Konservatorin am Musée des<br />
Beaux-Arts in Dijon und ist nun für das Musée François<br />
Pompon verantwortlich.<br />
UNE SIGNATURE LÉGENDAIRE, UNE NOUVELLE HISTOIRE.<br />
GRAND HÔTEL LA CLOCHE<br />
14, place Darcy - 21000 Dijon<br />
03.80.30.12.32 - h1202@accor.com<br />
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Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 41
UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté<br />
Unnötiger « Firlefanz »<br />
Dem Künstler gelang es, Tiere aller Art darzustellen:<br />
egal ob es sich dabei um gewöhnliche Haus- und Hoftiere<br />
seiner Heimat Burgund oder um exotische Exemplare aus<br />
dem Jardin des Plantes in Paris handelte. Für die Umsetzung<br />
erfand er einen sehr persönlichen, extrem neuartigen<br />
und modernen Stil: den Weg der Vereinfachung. Pompon<br />
löste sich damit vom damals vorherrschenden Naturalismus,<br />
den er von Rodin übernommen hatte, und verzichtete<br />
auf ein Maximum an Nebensächlichem und Details – die<br />
er als « Firlefanz » bezeichnete –, um sich einzig und allein<br />
auf die Bewegung zu konzentrieren. « Nach und nach<br />
eliminiere ich, um nur noch das zu behalten, was unentbehrlich<br />
ist », sagte er. Für ihn « ist das Tier in Bewegung<br />
interessant. Man muss ein Tier aus der Ferne beobachten,<br />
aus der Nähe sehen Sie nur das unnötige Detail », erklärte<br />
er. Pompon reduzierte folglich « Nebensächlichkeiten »<br />
wie Federn und Fell auf ein Minimum und integrierte sie<br />
in Figur und Bewegung. Ein revolutionärer Ansatz für die<br />
damalige Zeit!<br />
Der entscheidende und verdiente Durchbruch gelang<br />
François Pompon mit dem Ours blanc: Dessen Präsentation<br />
1922 in Paris war ein Erfolg. Pompon war damals knapp<br />
70 Jahre alt … In Saulieu kann man sich anhand zahlreicher<br />
Werke von Pompon die Modernität seiner Vorgehensweise<br />
vor Augen führen. Die Exponate befinden sich<br />
nicht nur im Museum, sondern auch an anderen Orten in<br />
der Stadt. Man sieht dort beispielsweise Reproduktionen<br />
des Ours blanc und des Grand taureau aus Bronze, beides<br />
Werke, die sich besonders durch eine klare Linienführung<br />
auszeichnen. Das Original des « großen Stiers » steht im<br />
Übrigen im Petit Palais in Paris.<br />
Ein moderner Künstler<br />
in einem modernen Museum<br />
Von Saulieu geht es nun zurück nach Dijon. Am<br />
17. Mai <strong>2019</strong> wurde das Musée des Beaux-Arts nach zehn<br />
Jahren Umbauarbeiten (siehe Interview mit dem Direktor<br />
des Museums, David Liot) für das Publikum wieder<br />
geöffnet. Ein ganzer Saal ist Skulpturen von François<br />
Pompon gewidmet. Eine Besichtigung dieses Museums,<br />
das zu den bedeutendsten in Frankreich zählt und von<br />
Grund auf modernisiert und neu konzipiert wurde, gibt<br />
Gelegenheit, die Kunst von der Antike bis in unsere Zeit<br />
Revue passieren zu lassen. Dabei stellt man fest, dass die<br />
Sichtweise von Pompon auch heute nichts von ihrer Aktualität<br />
verloren hat. In Saulieu ließ es sich bereits erahnen,<br />
doch hier wird es offensichtlich: Vergleicht man seine<br />
Werke mit denen anderer Künstler, wird deutlich, dass der<br />
einfache und bescheidene Mann aus Burgund ein echter<br />
Wegbereiter war. Er war weit davon entfernt « nur » ein auf<br />
Tiere spezialisierter Künstler zu sein, wie es zur damaligen<br />
Zeit mehrere gab. Pompon hat die Welt der Kunst,<br />
vor allem der Bildhauerkunst, entscheidend beeinflusst.<br />
42 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
Im Museum in Dijon gibt es einen beeindruckenden<br />
« Tierpark » à la Pompon: von Ara, Kranich und Uhu, über<br />
Pelikan und Hirsch, bis hin zum Elefanten. Alle Darstellungen<br />
erscheinen unglaublich puristisch und modern. Sie<br />
offenbaren das ganze Wesen von François Pompon und<br />
verbinden sich auf harmonische Weise mit einer anderen<br />
Modernität, nämlich der des neu gestalteten Museums.<br />
Die unglaubliche Arbeit der reduzierten Formgebung,<br />
welche die Figuren von Pompon auszeichnet, wird hier<br />
dank der bis ins Kleinste ausgefeilten Beleuchtung besonders<br />
deutlich: Die Arbeiten haben keine unnötigen Ecken<br />
und Kanten, keinen « Firlefanz », und werfen, wie durch<br />
Zauberei, auch fast keine Schatten. François Pompon,<br />
daran besteht kein Zweifel, hätte die Art geschätzt, wie<br />
seine Skulpturen ins rechte Licht gerückt wurden. Und<br />
mit Sicherheit auch die zeitgemäße Art, wie dieses Museum<br />
« neu erfunden » wurde. Beim Verlassen des Museums<br />
fällt einem ein Werk von Pompon ein, dessen Original im<br />
Musée Pompon in Saulieu steht. Ein großer Kondor. Eine<br />
Kopie dieses Vogels wurde auf dem Friedhof von Saulieu,<br />
oberhalb des Grabes von Pompons Frau installiert, in<br />
dem François Pompon 1933 ebenfalls zur Ruhe gebettet<br />
wurde. Erhaben blickt der Kondor in Richtung Stadtzentrum.<br />
Er erscheint entschlossen und unerschütterlich. Und<br />
gelassen. Genau wie sein Schöpfer, ein echter Burgunder!<br />
Interview:<br />
David Liot, Generalkonservator<br />
für Denkmalpflege, Direktor<br />
der Museen von Dijon<br />
David Liot, das Musée des Beaux-Arts wurde am 17. Mai<br />
dieses Jahres nach 10-jährigen Renovierungsarbeiten wiedereröffnet.<br />
In welcher Beziehung war dies für Dijon eine ungewöhnlich<br />
große Baustelle?<br />
Die Restaurierung wurde 2008 nach fünf Jahren intensiver<br />
Vorbereitung begonnen. Es war das größte Projekt<br />
dieser Art in der Region Bourgogne-Franche-Comté.<br />
Die Arbeiten haben demnach die Bewohner von Dijon<br />
mehrere Jahre lang begleitet. Es ging nicht nur darum,<br />
einfach ein Museum zu restaurieren, sondern es war eine<br />
umfassende Metamorphose. Das Museum besaß zwar<br />
schon immer bemerkenswerte Sammlungen, es war jedoch<br />
im Laufe der Zeit baufällig geworden: Einige Werke<br />
waren in einem beunruhigenden Zustand, die Kapazität<br />
des Depots reichte nicht mehr aus, der Zugang für das<br />
Publikum entsprach nicht den heutigen Normen und die<br />
Brandgefahr war extrem hoch. Es war an der Zeit, etwas<br />
zu unternehmen. Anstatt nur die dringendsten Arbeiten<br />
durchführen zu lassen, beschloss der Bürgermeister,<br />
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 43
UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté<br />
bis heute. Darüber hinaus ist es eines der wenigen Museen,<br />
die sich mitten im Stadtzentrum in einem richtigen<br />
Palast befinden, der zudem zu den 50 symbolträchtigsten<br />
Monumenten des Landes gehört. Stellen Sie sich vor: Die<br />
Räume, die Sie bei einem Besuch durchqueren, wurden<br />
zwischen dem 14. und 21. Jahrhundert gebaut! Das allein<br />
ist schon ein Rundgang durch die Geschichte der Architektur<br />
als solche.<br />
Der heutige Besichtigungsrundgang basiert folgerichtig auf der<br />
Geschichte der Gebäude …<br />
Genau, das ist eine der Besonderheiten der Restaurierung.<br />
Die Aneinanderreihung von alten historischen<br />
Gebäuden stellte eine gewisse Einschränkung dar, doch<br />
wir beschlossen, dies in einen Trumpf umzuwandeln.<br />
Die vollständig neu konzipierte Besichtigung der Dauerausstellung<br />
führt den Besucher durch 50 Säle mit einer<br />
Gesamtfläche von 4500 m²; das sind immerhin 50 % mehr<br />
als vor der Renovierung. Sie ist chronologisch aufgebaut<br />
und folgt dem Prinzip, dass sich die Kunstwerke und das<br />
historische Denkmal ergänzen. Jedes Werk hat einen Bezug<br />
zur architektonischen Epoche des Gebäudes, in dem<br />
es ausgestellt ist. Das war nicht einfach, doch das zeichnet<br />
das Museum aus. Und einige Monate nach der Wiedereröffnung<br />
stellen wir fest, dass das Konzept funktioniert.<br />
Vorherige Doppelseite: Blick ins Innere des Musée des<br />
Beaux-Arts in Dijon und vom Tour Philippe le Bon.<br />
Oben: Ab 1930 arbeitete Pompon an der Skulptur Le Taureau (Der<br />
Stier). Dies war eines seiner letzten Werke. Es wurde das Wahrzeichen<br />
von Saulieu, wo seit 1948 eine Nachbildung aus Bronze steht.<br />
Nebenstehend: Die Skulptur Grue couronnée au repos<br />
(Kronenkranich in Ruhestellung) aus Bronze aus dem Jahr<br />
1927 steht im Musée des Beaux-Arts in Dijon.<br />
Das Grab von Berte und François Pompon mit dem Großen<br />
Kondor (Grand Condor), ebenfalls ein Werk des Künstlers.<br />
François Rebsamen, eine Restaurierung von Grund auf in<br />
Angriff zu nehmen. Es war ein Projekt in einer Größenordnung<br />
von immerhin 60 Millionen Euro, durch die das<br />
Museum zu einer der bedeutendsten kulturellen Einrichtungen<br />
in Europa wurde. Die zu Ende gegangenen Arbeiten<br />
waren also kolossal.<br />
Es ist relativ unbekannt, dass dieses Museum eines der wichtigsten<br />
Kunstmuseen in Frankreich ist …<br />
Stimmt. Und gerade, weil es nahezu in Vergessenheit<br />
geraten war, wollte man ihm wieder den gebührenden<br />
Stellenwert verschaffen. Das Musée des Beaux-Arts in<br />
Dijon gehört zu den ältesten Museen dieser Art in Frankreich.<br />
Es ist 220 Jahre alt. Mit 150 000 Exponaten besitzt<br />
es eine der umfassendsten Sammlungen von der Antike<br />
Wie haben die Einwohner von Dijon auf die Wiedereröffnung<br />
reagiert?<br />
Sie warteten bereits ungeduldig darauf, was nach den<br />
langjährigen Arbeiten verständlich war. Ein Teil des<br />
Museums war zwar immer geöffnet, doch sie wollten es<br />
nun in seiner Gesamtheit wiederentdecken. Am Eröffnungswochenende<br />
hatten wir 20 000 Besucher! Das war<br />
unglaublich! Es war ein echter Publikumserfolg! Innerhalb<br />
des ersten Monats kamen 70 000 Menschen. Die Begeisterung<br />
war und ist nach wie vor groß. Hinzu kommt,<br />
dass das Stadtzentrum vollständig in eine Fußgängerzone<br />
verwandelt wurde. Davon profitierte auch<br />
das « neue » Museum, denn es hat sich<br />
in diesen Rahmen hervorragend integriert,<br />
ihm sogar einen Mehrwert<br />
verliehen: Der Bereich vor dem Eingang<br />
wurde in einen öffentlichen<br />
Platz verwandelt. Man trifft sich<br />
dort, trinkt in der neu eröffneten<br />
Brasserie gemeinsam etwas mit<br />
Freunden. Kurz: Es ist ein lebendiger Ort. Der<br />
Zutrittsbereich wurde neu konzipiert, um die<br />
Sicherheitskontrollen so diskret wie möglich zu gestalten.<br />
Dadurch ist das Betreten und Verlassen des<br />
Museums nun ganz unkompliziert. Und das Schönste:<br />
Der Eintritt ist kostenlos.<br />
David Liot, vielen Dank für das Gespräch.<br />
44 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
Calais Dunkerque<br />
Boulogne<br />
Roubaix<br />
Lille<br />
Bruxel<br />
Liege<br />
Les Sablesd’Olonne<br />
Cherbourg-<br />
Octeville<br />
Charlroi<br />
Reiseinfos & Lesetipps für Ausflüge in die Umgebung<br />
Arras<br />
Saulieu …<br />
… Berlin 1116 km … Hamburg 1005 km<br />
Der nächstgelegene Flughafen, der aus dem<br />
deutschsprachigen Raum direkt angeflogen<br />
… Köln 583 km … Frankfurt 576 km<br />
wird, ist Genf (191 km).<br />
Guyencourt-Saulcourt<br />
… München 691 km Amiens… Wien 1160 km<br />
… Zürich 416 km … Paris 250 A1/E15-E19 km<br />
Der Bahnhof von Dijon ist an das TGV-Netz Charleville-Mézières<br />
… Dijon 74 km … Avallon 38 km<br />
angeschlossen.<br />
A4/E25<br />
Saint-Malo<br />
inard<br />
N176/E401<br />
A84/E401<br />
Avranches<br />
Saint-Lô<br />
Mont-Saint-Michel<br />
N13<br />
Le A29/E44 Havre<br />
A131<br />
Honfleur<br />
Caen A13/E46<br />
A28/E402<br />
Der nächstgelegene Flughafen, der aus dem<br />
deutschsprachigen Raum direkt angeflogen<br />
Jumièges<br />
wird, Rouen ist Lyon-Saint-Exupéry (223 km).<br />
Der nächstgelegene TGV-Bahnhof befindet sich<br />
in A13/E5 Montbard (45 km).<br />
A16<br />
Evreux Musée François Pompon<br />
1, place du Docteur Roclore<br />
21210 Saulieu<br />
PARIS<br />
Telefon: +33 (0)3 80 64 19 51<br />
Versailles<br />
Dreux<br />
www.saulieu.fr/musee-francois-pompon<br />
Musée des Beaux-Arts A34/E46<br />
Place de la Sainte-Chapelle<br />
21000 Dijon A26/E17<br />
Telefon: +33 (0)3 80 74 52 09<br />
mba.dijon.fr<br />
Reims<br />
A4/E50 1. Oktober bis 31. Mai: 9.30 – 18.00 Uhr<br />
1. Juni bis 30. Epernay September: Châlons-en- 10.00 – 18.30 Uhr<br />
Geöffnet täglich außer Champagne<br />
Dienstag.<br />
Der Eintritt in die Dauerausstellung ist kostenlos.<br />
A4/E50<br />
Rennes<br />
A84<br />
Alençon<br />
Le Mans<br />
A11/E501<br />
A28/E502<br />
A6/E15<br />
Montag 10.00 – 12.30 Uhr; Mittwoch bis A5/E54<br />
Chartres<br />
Samstag 10.00 – 12.30 Uhr und 14.00 – 18.00 Uhr<br />
(1. Oktober bis 31. Dezember und 1. bis 31. März<br />
nur<br />
A11/E50<br />
bis 17.30 Uhr); Sonn- und Feiertage 10.30 –<br />
12.00 Uhr und 14.30 – 17.00 Uhr.<br />
A10/E5<br />
Geöffnet täglich außer Dienstag. Januar und<br />
Februar geschlossen.<br />
Orléans<br />
Erwachsene 3 €, bis 18 Jahre Eintritt frei.<br />
Sens<br />
Troyes<br />
A5/E17-E54<br />
. Nazaire<br />
Montalivet<br />
Le Porge<br />
Cap-Ferret<br />
Nantes<br />
A83<br />
A11/E60<br />
Clisson<br />
A83<br />
N11/E601<br />
A87<br />
Cholet<br />
La Rochelle<br />
E5/A10<br />
E602/A837<br />
Bordeaux<br />
E5/A10<br />
A52/E<strong>72</strong><br />
Angers<br />
Saint-Sigismond<br />
Niort<br />
Angoulême<br />
A86/E60<br />
Monts<br />
Poitiers<br />
Périgueux<br />
A89/E70<br />
Sarlat-le-Canéda<br />
Blois<br />
Chambord<br />
A10/E5-E60 Dijon …<br />
… Berlin Cheverny<br />
1050 km … Hamburg 942 km<br />
Tours Chenonceau … Köln 519 km A71/E9 … Frankfurt 511 km<br />
… München<br />
A85<br />
642 km … Wien 1056 km<br />
… Zürich 338 km … Paris 312 km<br />
A10/E5<br />
… Lyon 193 km Bourges<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 53:<br />
A20/E9 Dijon, mehr als nur Senf<br />
A71/E11<br />
Die ganz im Nordosten<br />
Burgunds gelegene<br />
Hauptstadt<br />
der Region<br />
war bereits in<br />
der Antike ein<br />
Montluçon<br />
Römerlager.<br />
Später führten<br />
wichtige<br />
Handelsrouten<br />
von Norden<br />
nach Süden und von Westen nach Osten durch die Clermont-<br />
Stadt. Im Limoges<br />
Ferrand<br />
Mittelalter stieg der Ort zur Hauptstadt<br />
eines Herzogtums auf, welches schließlich vom A89/E70<br />
Königreich Frankreich einverleibt wurde. Dijon hat<br />
eine lange Geschichte und kann neben einer bis<br />
heute schönen Altstadt auch mit kulinarischen<br />
Spezialitäten aufwarten.<br />
Souillac sur<br />
Dordogne<br />
Le Pescher<br />
Payrac<br />
Tulle<br />
Brive-la-Gaillarde<br />
A20/E9<br />
Saillac<br />
Vézelay<br />
A6/E15<br />
Avallon<br />
Saulieu<br />
A38<br />
Beaune<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 61:<br />
Route des Grand Crus, die<br />
Chalon-sur-Saône<br />
Champs-Elysées von Burgund<br />
(5 km Dijon entfernt)<br />
A6/E15<br />
Spricht man<br />
Namen wie Gevrey-<br />
Cluny<br />
Chambertin,<br />
Clos de Vougeot,<br />
Romanée-Conti,<br />
Pommard oder<br />
A71/E11<br />
Montrachet<br />
aus, dann läuft<br />
manchen<br />
Weinfreunden sofort A<strong>72</strong>/E70 das Wasser im Mund<br />
zusammen, und sie fangen an zu träumen. Kein<br />
Lyon<br />
Zweifel: Puy de Burgund Dôme gehört zu den legendärsten<br />
A75/E11 Weingebieten der Welt. Die Route des Grands Crus<br />
le Mont-Dore ist eine gut ausgeschilderte Strecke, die südlich<br />
von Dijon beginnt und über 70 Kilometer St.-Etienne bis nach<br />
Santenay führt. Auf dieser Straße ist man den<br />
prestigeträchtigen Weinbergen ganz nah und kann<br />
erkunden, wie extrem vielfältig das Terroir ist,<br />
von dem die ebenso vielfältigen Burgunderweine<br />
stammen.<br />
Aurillac<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN<br />
Rocamadour<br />
FINDEN SIE AUF SEITE 86.<br />
Flavigny<br />
Valence<br />
A7/E15<br />
A31/E17-E21<br />
Dijon<br />
A43/E70<br />
A49/E713<br />
Crest<br />
Saillans<br />
Di<br />
Mimizan<br />
E5-E70/A63<br />
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 45<br />
A9/E15<br />
Orange
ADVERTORIAL<br />
Photo: Alain Doire, BFC Tourisme<br />
Burgund-Franche-Comté<br />
Auf zum UNESCO-<br />
Weltkulturerbe-Hopping<br />
Wer sich bei Streifzügen durch die Bourgogne-Franche-Comté nur die Rosinen<br />
herauspicken möchte, kann sich an die vielen UNESCO-Weltkulturerbestätten auf<br />
kleinem Raum halten, und liegt beim Genießen und Erleben dann immer richtig.<br />
Climats? Im Burgund hat dies nichts mit dem Wetter<br />
zu tun, sondern bezeichnet das Zusammenspiel<br />
von Weinlage, Savoir-faire, Anbauparzelle und<br />
Boden. Noch überraschender: Die Climats du Vignoble de<br />
Bourgogne haben etwas mit dem Taj Mahal gemeinsam:<br />
Beide zählen zum Weltkulturerbe der UNESCO.<br />
Auf die Liste kommen nur schützenswerte kulturelle Besonderheiten<br />
mit internationaler Strahlkraft. Und 2015<br />
hieß es für die Weinregion nach achtjähriger Vorbereitung<br />
für den Antrag: Aufnahmekriterien erfüllt.<br />
Das mosaikartige Puzzle aus Tausenden Parzellen erstreckt<br />
sich als 5 km schmales und 60 km langes Band<br />
zwischen Dijon und Santenay, südlich von Beaune. Hier<br />
wird seit 2000 Jahren kontinuierlich Wein angebaut.<br />
Seit Jahrhunderten stehen Eigennamen wie Chambertin,<br />
Romanée-Conti und Clos de Vougeot für die Identität der<br />
Parzellen. Die Mönche der ersten Klöster und Abteien<br />
begrenzten sie im 10. Jh. mit clots, Mauern aus aufgeschichteten<br />
Steinen. Die größeren murets schützten sie vor<br />
Bodenerosion, Tierfraß und Diebstahl. Aus dieser Landschaft<br />
stammen « die besten Weine des Christentums »,<br />
sagte schon Philipp der Gute, ab 1419 Herzog des Burgund.<br />
Der im 12. Jh. von Zisterziensermönchen angelegte<br />
Clos de Vougeot an der touristischen Weinstraße Route<br />
des Grand Crus ist heute einer der Besuchermagneten.<br />
Ein Renaissanceschloss (16. Jh.), weitläufige Keller, zwei<br />
Pressen und Weinproben erwarten Entdecker.<br />
Schon Anfang des 13. Jh. betrieben die Herzöge bei<br />
Chenôve ein 50 ha großes Weingut. Übrig sind zwei<br />
Weinpressen, die größten und ältesten der Region. Am 3.<br />
46 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
ADVERTORIAL<br />
Photo: Alain Doire, BFC Tourisme<br />
Photo: Alain Doire, BFC Tourisme<br />
Links: Durch Mauern eingegrenzte Anbauparzellen – typisch für<br />
die Climats du Vignoble de Bourgogne<br />
Oben: Der Kreuzgang von Charité-sur-Loire, darunter ein Blick<br />
in die Basilika Ste-Madeleine in Vézelay.<br />
Unten: Die Zitadelle von Besançon, daneben ein Teil der<br />
unterirdischen Anlage der Saline von Arc-et-Senans.<br />
Sep tem ber wochen ende beim Weinfest arbeiten sie wieder,<br />
ganz so wie im Mit tel alter. Im Palais des Ducs de Bourgogne<br />
(14. Jh.) residiert das Wein museum. Die Wein versteigerung<br />
im Hospice de Beaune ist ein Highlight am<br />
3. Sonntag im November. Der Kanzler von Philipp dem<br />
Guten, ließ das Hospiz für Arme 1443 errichten. Dazu<br />
gehörten ein 100 m langer Weinkeller und 60 ha Anbaugebiet.<br />
Seit 1859 versteigerte das Hospiz seine Weine zu<br />
wohltätigen Zwecken.<br />
Zum Weltkulturerbe im Burgund gelangt man<br />
auch in den Fußstapfen der Jakobspilger, die auf der Via<br />
Lemovicensis zwischen Vézelay und Nevers nach Santiago<br />
de Compostela unterwegs sind. Zum Beispiel nach La<br />
Charité-sur-Loire. Frankreichs erster Denkmalschützer,<br />
der Schriftsteller Prosper Mérimée kämpfte für den Erhalt<br />
der Prioratskirche Notre-Dame und ihres Kreuzgangs. Unter<br />
den Benediktinern von Cluny war die Kirche die zweitgrößte<br />
in Europa. Das Schiff ist nicht mehr erhalten, es<br />
befand sich auf der heutigen Place de la Croix. Das Priorat<br />
ist restauriert, und macht sich als Stätte des Wortes wieder<br />
einen Namen. Antiquare, Buchmaler und Buchhändler<br />
sorgen für neues Leben in den Gassen und Ruinen.<br />
Jeder Jakobspilger erklimmt den « ewigen Hügel » im<br />
Dorf Vézelay zur Basilika Ste-Madeleine, <strong>2019</strong> seit 40<br />
Jahren UNESCO-Weltkulturerbe. 2020 wird das romanische<br />
Meisterwerk 900 Jahre alt. Seit dem 11. Jh. ist es<br />
Maria Magdalena geweiht. Für Faszination sorgen die detaillierten<br />
Bildhauereien am Portal und die Dimensionen<br />
des Kircheninneren. Von Juni bis September erfüllen es<br />
die Klänge sakraler Musik.<br />
Vom Hügel hinter der Kirche bietet sich ein weiter<br />
Blick über das wald- und seenreiche Mittelgebirge Morvan.<br />
Hier kam in dem kleinen St-Léger-Vauban 1633<br />
Sébastien Le Prestre de Vauban zur Welt, der spätere Baumeister<br />
Ludwig XIV. Seine Festungen sind in Frankreich<br />
jedem Kind ein Begriff. Spektakulär ist die Zitadelle von<br />
Besançon, die wie eine eigene befestigte Stadt 100 m über<br />
der Altstadt und dem Fluss Doubs thront.<br />
Allein die fantastische Aussicht ist ein Grund, das 12<br />
ha große Weltkulturerbe zu durchstreifen. Es beherbergt<br />
drei Museen und die Kapelle bietet die Projektionsfläche<br />
für eine beliebte Multimediashow.<br />
Anders als der Sonnenkönig ließ sich Ludwig XV. ein<br />
Jahrhundert später statt einer Festung einen Industrietempel<br />
errichten. Die königliche Saline von Arc-et-Senans,<br />
eine Fabrik zur Salzgewinnung, ist das Werk eines visionären<br />
Architekten der Aufklärung. Elf Gebäude stehen<br />
perfekt symmetrisch im Halbkreis – nach dem Traumbild<br />
einer idealen Stadt erschaffen von Claude-Nicolas Ledoux<br />
(1736–1806). Der Direktor und fast alle Arbeiter wohnten<br />
und arbeiteten hier, es gab Wachtürme, Stallungen, ein<br />
Böttcherhaus und eine Schmiede. Gartenfestivals, Konzerte,<br />
Kinderprogramm, Ausstellungen und die Lichtshow<br />
Lux Salina gehören zum Kultursommer.<br />
Photo: Eric CHATELAIN CRT BFC<br />
Photo: Collection Saline royale
ADVERTORIAL<br />
Der rund 1200jährige Handel mit Salz hinterließ im<br />
Jura ein weiteres Denkmal der Industriekultur: die Große<br />
Saline in Salins-Les-Bains. Die Steinsalzschichten in<br />
den Tiefen bildeten sich beim Rückzug des Meers vor 200<br />
Mio. Jahren. Durch künstliches Verdunsten wurde Salz<br />
gewonnen, das weiße Gold des Mittelalters. Frankreichs<br />
letzte Salzsiedepfanne und die riesigen, von Arkaden<br />
überwölbten, unterirdischen Stollen sind heute Weltkulturerbe.<br />
Die Saline fördert die Sole für das Thermalbad.<br />
Wellness pur, denn hier treibt man federleicht auf dem<br />
Wasser wie am Toten Meer.<br />
Ein Stück Industriekultur hinterließen auch die Mönche<br />
der Abbaye de Fontenay. Bernhard von Clairvaux<br />
gründete das romanische Kloster 1118. Das 17 m hohe<br />
Gewölbe in der Klosterkirche erinnert an ihre einflussreichen<br />
fetten Jahre bis zum 16. Jh. In der Schmiede stehen<br />
noch die Hämmer, mit denen die Mönche Eisenerz<br />
zu Werkzeugen verarbeiteten. Nach der Französischen<br />
Revolution kauften die Brüder Montgolfier, Erfinder des<br />
Photo: BFC TOURISME Photo: M.COQUARD et E.DETREZ Bestjobers<br />
Heißluftballons, die Abtei und bauten sie zur Papierfabrik<br />
um. Höchst ungewöhnlich: Dieses Weltkulturerbe in<br />
der Nähe des Canal de Bourgogne ist Privatbesitz ihrer<br />
Nachfahren, die auf dem Gelände wohnen. Im Park entstanden<br />
Szenen für Kinofilme wie « Cyrano de Bergerac »<br />
mit Gérard Dépardieu und die Kirche ist Schauplatz klassischer<br />
Konzerte.<br />
Die ältesten Besiedlungsspuren der Region fanden<br />
Archäologen unter Wasser. Zwischen 5000 bis 500 Jahre<br />
v. Chr. siedelten die Menschen des Neolithikums an den<br />
Seen des Juras in Pfahlbauten. Das Weltkulturerbe von<br />
Chalain und Clairvaux führt an ein Seeufer und in der<br />
Zeitreise am weitesten zurück.<br />
Lust auf Kontraste? Das modernste Weltkulturerbe ist<br />
die Kapelle Notre-Dame-du-Haut (1955) von Le Corbusier.<br />
Der Sakralbau aus Beton, Stahl, Glas und Emaille<br />
auf dem Hügel von Ronchamps ist Ziel einer katholischen<br />
Wallfahrt. « Le Corbusier ließ sich von der Bauweise der<br />
Moscheen inspirieren, die er in der Sahara gesehen hatte,<br />
» weiß der junge Kunsthistoriker Nicolas Boffy, der<br />
hier arbeitet und gut Deutsch spricht. « Besser ein nicht<br />
religiöser guter Architekt als ein religiöser, der unfähig<br />
ist, » erklärt Nicolas, warum der Bischof den Bauauftrag<br />
an einen Atheisten vergab. Der Panoramablick über das<br />
Jura und den Naturpark Ballon des Vosges, den Nicolas an<br />
jedem Arbeitstag genießt, begeisterte auch Le Corbusier.<br />
Oben: Die große Saline in Salin-les-Bains besticht nicht nur durch ihre<br />
Text: Petra Sparrer<br />
einzigartige Architektur. Die Abbaye de Fontenay aus dem 12. Jahrhundert.<br />
Links: Die Kapelle Notre Dame-du-Haut von Le Corbusier ist das jüngste<br />
Weltkulturerbe Burgunds.<br />
Photo: Photo Alain Doire BFC Tourisme<br />
Weitere Infos unter: kulturerbe.bourgognefranchecomte.com
Dritte Auszeichnung für den Wellnessbereich<br />
« Loiseau des Sens »<br />
im Relais Bernard Loiseau in Burgund!<br />
Nachdem der Wellnessbereich « Loiseau des Sens » bereits die Auszeichnung « Spa<br />
des Jahres 2018 » bei den European Hotel Awards und den « Großen Preis der Jury<br />
<strong>2019</strong> » des Magazins Gala erhalten hat, wurde er nun in den erlauchten Kreis der<br />
Wellnessbereiche mit dem Label SPA-A aufgenommen. Diese Auszeichnung wird vom<br />
Berufsverband der Wellness-Spezialisten für außergewöhnliche Spas vergeben.<br />
« Loiseau des Sens » wurde 2017 in Saulieu, in der neuen, 1500 m² großen « Villa<br />
Loiseau des Sens » eröffnet, die das Hotel-Restaurant Relais Bernard Loiseau ergänzt.<br />
Dieses Haus ist ein Symbol für das kulinarische Erbe und die Lebenskunst à la française<br />
(Hotel Relais & Châteaux 5 Sterne, Restaurant 2 Michelin-Sterne) und besitzt nun<br />
auch einen der schönsten Wellnessbereiche Europas.<br />
LE RELAIS BERNARD LOISEAU · 21210 SAULIEU · FRANCE · WWW.BERNARD-LOISEAU.COM
UNTERWEGS IN FRANKREICH Hotel<br />
Château de Courban<br />
Ein Hauch von weiter Welt<br />
zwischen Burgund und Champagne<br />
Chantal, die Sie aus der Rubrik « Chantals Rezept »<br />
kennen, stammt aus der kleinen Stadt Châtillonsur-Seine<br />
(Côte d’Or) an der Grenze zwischen<br />
Burgund und Champagne. Vor einigen Jahren hat sie uns<br />
zum ersten Mal vom Château de Courban erzählt, einem<br />
Hotel, das im Jahr 2000 eröffnet wurde und in der Folge<br />
immer mehr von sich reden machte. Chantal war anlässlich<br />
eines Besuches bei ihrer Familie darauf aufmerksam geworden.<br />
Man muss wissen, dass Châtillon sich insofern<br />
nicht von anderen Kleinstädten in der Provinz unterscheidet,<br />
als dass dort Neuigkeiten schnell die Runde machen<br />
und man manchmal nur schwer erkennen kann, was Wahrheit<br />
und was Gerücht ist … Aus dem, was ihr zu Ohren<br />
kam, entnahm Chantal, dass das Haus von « Leuten, die<br />
nicht aus der Region stammen, von Leuten aus dem Norden<br />
» geführt wird, « vermutlich von einer ziemlich reichen<br />
Familie », die sich dieses « schöne Herrenhaus » leisten und<br />
in ein « Luxushotel » verwandeln konnte, das sich « zwangsläufig<br />
an Menschen aus der weiten Welt » richtet. Zugegeben,<br />
alles war etwas ungenau … In Châtillon hatte allerdings<br />
jeder zu diesem Thema ein Wörtchen mitzureden.<br />
Chantal musste zwar schmunzeln, wie schnell in dieser<br />
Gegend Gerüchte die Runde<br />
machen, sie wurde jedoch neugierig.<br />
2012 war das Château de<br />
Courban erneut in aller Munde:<br />
Chantal erfuhr, dass man in der lokalen<br />
Presse und im Fernsehen darüber berichtete,<br />
dass das Hotel mit einem vierten Stern<br />
ausgezeichnet und das Restaurant in die<br />
bekannten Restaurantführer aufgenommen<br />
worden war: ein Teller im Guide Michelin<br />
und zwei Kochmützen im Gault & Millau!<br />
Nicht schlecht für ein Hotel-Restaurant,<br />
das sich « am Ende der Welt » befindet, wie<br />
man Châtillon und die Gegend um den<br />
Ort gerne einstuft. Vor zwei Jahren kam<br />
Chantal dann eine weitere Neuigkeit zu<br />
Ohren: « Ein japanischer Küchenchef habe<br />
angeblich die Leitung des Restaurants<br />
übernommen! » Nun war Chantals Neugier<br />
endgültig geweckt. Sie erzählte mir davon<br />
und schlug vor, Château de Courban gemeinsam<br />
zu besuchen.<br />
Und so sind wir nun, im Juni <strong>2019</strong>, auf<br />
der kleinen Straße zwischen Châtillonsur-Seine<br />
und Courban unterwegs. Das<br />
kleine 200-Seelen-Dorf liegt fast verloren<br />
inmitten von Feldern, obwohl man bei ge-<br />
50 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
nauerem Nachdenken zugeben<br />
muss, dass die Autobahn A5 und<br />
der TGV-Bahnhof Montbard<br />
gar nicht so weit weg sind. Für<br />
Chantal ist es ein seltsames Gefühl:<br />
« Damals lag Courban quasi<br />
auf einem anderen Planeten.<br />
16 Kilometer zu Fuß oder mit<br />
dem Fahrrad: Die Entfernung<br />
war zu groß für mich, um den<br />
Ort zu besuchen », gesteht sie.<br />
Als wir das Dorf durchqueren, machen wir beide<br />
dieselbe Feststellung: Obwohl sowohl das Hotel als<br />
auch das Restaurant eine internationale Referenz<br />
sind – das haben wir vor dem Besuch herausgefunden<br />
– gibt es im Dorf überhaupt keinen Hinweis darauf,<br />
wo es sich befindet. Seltsam. Wir werden bald<br />
herausfinden, warum … Doch zunächst passieren<br />
wir das Tor und entdecken ein anziehendes Gebäude,<br />
an dessen Fassade sich wunderschöner wilder<br />
Wein emporrankt. Der Bau spiegelt sich in einer<br />
Wasserfläche, was für eine moderne Note sorgt.<br />
Das Ganze macht überraschenderweise einen überschaubaren<br />
Eindruck. Ehrlich gesagt, hatte uns der Name<br />
Château de Courban etwas abgeschreckt, wir hatten uns<br />
darunter einen antiquierten, eher « spießigen » Ort vorgestellt.<br />
Doch nun finden wir ein schmuckes Gebäude mit<br />
einer familiären Ausstrahlung vor. Genau genommen war<br />
das Schloss, das hier einmal stand, während der Revolution<br />
dem Erdboden gleichgemacht und um 1830 durch ein<br />
ansprechendes Herrenhaus<br />
ersetzt worden.<br />
Genau in dieses Herrenhaus<br />
verliebten sich<br />
Christine und Pierre<br />
Vandendriessche 1998.<br />
Zu diesem Zeitpunkt hatten<br />
die beiden gerade ihr<br />
Unternehmen im Norden<br />
Frankreichs verkauft. « Ich<br />
war 19 Jahre alt, mein<br />
Bruder 16 », erklärt uns<br />
ihr Sohn Frédéric bei der<br />
Begrüßung. « Wir lebten<br />
damals in Lille. Meine<br />
Eltern, mein Bruder und<br />
ich erlagen sofort dem<br />
Charme dieses Gebäudes,<br />
obwohl es nahezu eine<br />
Ruine war und es weder<br />
Wasser noch Strom gab. »<br />
Die Familie Vandendriessche<br />
wollte hier ihren<br />
Wohnsitz einrichten und<br />
begann, den Ort nach und<br />
nach zu renovieren. Eines<br />
Winterabends klopften Jäger an die Tür und erkundigten<br />
sich, ob es nicht möglich sei, in diesem großen Haus zu<br />
übernachten. Christine und Pierre waren einverstanden.<br />
Damit begann die lange Geschichte der Gastfreundschaft<br />
im Château de Courban. Im Jahr 2000 gab es fünf Chambres<br />
d’hôtes. « Ehrlich gesagt,<br />
war es nicht sehr komfortabel<br />
», erinnert sich<br />
Frédéric lächelnd. « Die<br />
Rezeption befand sich in<br />
unserem Esszimmer, und<br />
im Salon standen überall<br />
Tische. Aber es war gesellig,<br />
das ist sicher! »<br />
Ab 2004 beschleunigten<br />
sich die<br />
Dinge. Das<br />
Ehepaar Vandendriessche<br />
beschloss, den<br />
Ort in ein Hotel<br />
umzuwandeln.<br />
Aufgrund seiner<br />
A u s s t a t t u n g<br />
wurde das Château<br />
de Courban<br />
sofort in die Kategorie<br />
« 3 Sterne<br />
» eingestuft.<br />
Im Laufe der<br />
Zeit kamen in Haus und<br />
Garten neue Zimmer hinzu.<br />
Man baute einen Pool<br />
und einen 300 m² großen<br />
Wellnessbereich mit Sauna,<br />
Hamam, Sprudelbad, Wassermassage<br />
und entwickelte<br />
ein Angebot an Massagen<br />
und Pflegebehandlungen<br />
(unter der Marke Nuxe). Gleichzeitig<br />
entstanden Veranstaltungsräume<br />
und ein Restaurant. Kurz:<br />
Man setzte alles daran, ganz vorne<br />
mit dabei zu sein. Heute bietet<br />
das Hotel 24 Zimmer mit einer<br />
Größe von mindestens 25 m²,<br />
wobei alle Räume unterschiedlich<br />
gestaltet sind. Das größte Zimmer (65 m² auf einer<br />
Ebene) befindet sich in einem Holzgebäude gegenüber<br />
dem Überlaufpool; im komplett renovierten, altehrwürdigen<br />
Taubenschlag wurde ein Appartement über zwei<br />
Etagen eingerichtet. Dort stehen sich im Badezimmer<br />
zwei frei stehende Badewannen gegenüber, und im oberen<br />
Stock befindet sich eines der schönsten Zimmer, das<br />
wir jemals gesehen haben. Trotz des Ausbaus ist es den<br />
Besitzern gelungen, die Seele von Château de Courban zu<br />
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 51
UNTERWEGS IN FRANKREICH Hotel<br />
bewahren. Man<br />
fühlt sich, « wie zu<br />
Hause », kann im<br />
Salon ein Buch aus<br />
dem Bücherschrank<br />
nehmen und in<br />
einem bequemen<br />
Sessel darin schmökern,<br />
oder sich ans<br />
Klavier setzen und<br />
einige Stücke zum<br />
Besten geben. Auch<br />
im Garten gibt es<br />
viele Möglichkeiten,<br />
sich niederzulassen<br />
und dabei<br />
den Duft der Kräuter<br />
zu genießen,<br />
die der Küchenchef<br />
und seine Frau hier<br />
selbst angepflanzt haben. Der Ort strahlt eine natürliche<br />
Gemütlichkeit aus.<br />
Und das Gerücht um den Küchenchef des Restaurants<br />
bestätigt sich als Wahrheit: Der Japaner Takashi Kinoshita<br />
hat vor einigen Jahren die Leitung übernommen. Er<br />
lebte damals bereits einige Zeit in Frankreich, seine Frau<br />
und die fünf Kinder zogen direkt aus Japan hierher. In<br />
dem kleinen Dorf konnte dies natürlich nicht unbemerkt<br />
bleiben: « Am Anfang waren die Einwohner skeptisch »,<br />
teilt Frédéric uns mit. « Unsere Familie stammt schon<br />
nicht aus der Region und dann noch ein japanischer<br />
Koch … Stellen Sie sich das einmal vor … Das bot genug<br />
Stoff für Klatsch und Tratsch! » Zum Glück hat sich die<br />
Aufregung mit der Zeit etwas gelegt. Takashi wohnt mit<br />
seiner Familie in einer Wohnung im Rathaus. Nach und<br />
nach haben zehn weitere Japaner die Küchenmannschaft<br />
des Restaurants ergänzt. Alle leben im Dorf und dank<br />
ihrer Kinder wurde die Schule hier nicht geschlossen!<br />
Das ist für die Gemeinde ein nicht unwesentlicher Punkt.<br />
Und dann fragen wir Frédéric, warum es im Dorf keine<br />
richtige Ausschilderung zum Hotel gibt. Er lächelt. « Das<br />
ist Ihnen aufgefallen? Es ist eine lange Geschichte. Sagen<br />
wir so: In einem kleinen Dorf in Frankreich ist es manchmal<br />
nicht einfach, sich unternehmerisch zu betätigen …»<br />
Wir schließen daraus, dass Überzeugungsarbeit nicht immer<br />
leicht ist, wenn man nicht in der jeweiligen Region<br />
geboren ist. Offensichtlich gibt es mehr Missgunst, als<br />
man annimmt. Und doch spüren wir in unserem tiefsten<br />
Inneren, dass das, was die Familie Vandendriessche hier<br />
aufgebaut hat, auch für die Region positiv ist … Vor allem<br />
aber für die Zufriedenheit der Gäste!<br />
Eine Begegnung zwischen Chantal und Takashi<br />
Kinoshita, dem jungen Küchenchef des Château<br />
de Courban. Er wurde 2018 mit einem Michelin-<br />
Stern ausgezeichnet und gehört mit<br />
seinen knapp 40 Jahren heute eindeutig<br />
zu den innovativsten und vielversprechendsten<br />
Sterneköchen<br />
Frankreichs.<br />
Chantal: Takashi Kinoshita, was hat Sie dazu<br />
motiviert, sich in Japan für die französische Küche<br />
zu interessieren?<br />
Ich glaube, es war Neugier. Mich haben<br />
andere kulinarische Gepflogenheiten schon<br />
immer interessiert. Sehr schnell wurde mir<br />
klar, dass Franzosen und Japaner eine Gemeinsamkeit<br />
haben, nämlich eine ausgesprochene<br />
Vorliebe für gutes Essen. Es ist offensichtlich,<br />
dass man sowohl in Paris als auch<br />
in Tokio gerne isst. Die Mahlzeit dient nicht<br />
nur dazu, den Hunger zu stillen, es ist ein<br />
Augenblick des Genusses, ein Augenblick,<br />
den man vorzugsweise mit anderen teilt und<br />
auf den man sich freut. Dann ist mir aber<br />
auch aufgefallen, dass sich die beiden Esskulturen in einem<br />
Punkt grundlegend unterscheiden: In Frankreich<br />
will man beim Kochen mehrere Aromen verbinden, sie<br />
so gut wie möglich miteinander kombinieren. In Japan<br />
strebt man dagegen an, ein Aroma zu extrahieren, es auf<br />
das Wesentliche zu reduzieren. Das ist etwas total anderes.<br />
Dieser essenzielle Unterschied in der Herangehensweise<br />
und die Übereinstimmung der beiden Kulturen in<br />
zwei wesentlichen Punkten – dem Faible für gutes Essen<br />
und der Freude am Kochen – gefallen mir. Das hat mich<br />
angespornt, auszuprobieren, auf welche Weise man diese<br />
gastronomischen Traditionen verbinden und ins Gleichgewicht<br />
bringen kann.<br />
52 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
Wie wird die französische Küche in Japan wahrgenommen?<br />
Lange Zeit wurde sie als Ausnahmeküche angesehen.<br />
Als sehr renommiert, aber auch sehr teuer. Nach und nach<br />
haben sich die Dinge geändert, und seit einigen Jahren ist<br />
die französische Küche viel populärer. Inzwischen kennt<br />
man in Japan Bistros, Crêpes, Raclette, und schätzt alles<br />
sehr. Vor allem aber gibt es in den Köpfen der Menschen<br />
eine starke Verbindung zwischen der französischen und<br />
der japanischen Küche. Im Übrigen sagt eine sprichwörtliche<br />
Redensart, wenn man jemanden einladen und ihm<br />
eine Freude bereiten will, muss man beim ersten Mal japanisch<br />
und beim zweiten Mal französisch kochen …<br />
Hilft Ihnen die französische Küche bei der Kreation neuer Gerichte?<br />
Aber sicher. Und genau das liebe ich. Nehmen Sie beispielsweise<br />
den Käse. In Japan haben wir keine Käsekultur.<br />
Und ich kann Ihnen versichern: Als ich das erste<br />
Mal französischen Käse kostete, habe ich sicher<br />
ein komisches Gesicht gemacht. Es war für mich<br />
ein vollkommen neuer Geschmack, eine regelrechte<br />
Geschmacksexplosion. Ich musste mich<br />
zurückhalten, nicht sofort an den Herd zu gehen,<br />
um neue Gerichte zu kreieren.<br />
Wie war Ihre Ankunft in Frankreich?<br />
Ich kam 2002 nach Frankreich. Nachdem<br />
ich das Diplom der Kochschule Oda Gakuen in<br />
der Tasche hatte, schlug mir Minoru Adachi,<br />
der Küchenchef des Restaurants Le Bien in Tokio,<br />
wo ich damals arbeitete, vor, nach Frankreich<br />
zu fliegen, um dort meine Kenntnisse zu<br />
vervollkommnen. Ich sagte mir, dass dies eine<br />
ganz unerwartete Chance sei, und habe die<br />
Gelegenheit beim Schopfe gepackt, obwohl ich<br />
außer Bonjour und Merci kein Wort Französisch<br />
sprach. So landete ich in Dijon bei Jean-Pierre<br />
Billoux im Restaurant Le Pré aux Clercs, das damals<br />
einen Michelin-Stern hatte. Ich verhehle<br />
nicht, dass es am Anfang etwas schwierig war. Aber ich<br />
war dermaßen neugierig, zu lernen, wie der Chef kocht,<br />
dass ich mir die Sprache schnell aneignete.<br />
Und man wurde sehr schnell auf Sie aufmerksam: Sie kochten<br />
in der renom mierten<br />
Küche des Elysee-Palasts<br />
für den<br />
Staats präsidenten,<br />
Château de Courban Hôtel & Spa ****<br />
dann bei Robert<br />
7, rue du Lavoir<br />
Bardot in Vaisonla-Romaine,<br />
dessen<br />
21520 Courban<br />
Telefon: + 33 (0)3 80 93 78 69<br />
Restaurant Moulin<br />
à l’Huile ebenfalls<br />
www.chateaudecourban.com<br />
einen Michelin-<br />
Stern hat, und<br />
wurden vom<br />
Führer Gault &<br />
Millau als « Nachwuchstalent<br />
2017 »<br />
ausgezeichnet. Eine<br />
tolle Entwicklung!<br />
Feinschmeckerrestaurant mit 1<br />
<br />
Michelin-Stern, täglich geöffnet.<br />
Menüs ab 49 €.<br />
Zimmer ab 98 €.<br />
Schließlich kamen Sie hierher ins Château de Courban, wo Sie<br />
seit 2015 Küchenchef sind und zudem die Möglichkeit haben,<br />
sich ihr eigenes japanisches Team aufzubauen …<br />
Ja. Zum ersten Mal war ich ein richtiger Küchenchef.<br />
Das war aber nicht nur eine schöne Anerkennung, sondern<br />
auch eine ungeheure Verantwortung. Meine Brigade<br />
konnte ich in der Tat selbst zusammenstellen. Die Tatsache,<br />
dass wir hier mitten auf dem Land sind, entfernt<br />
von allem, hat mir geholfen. Anscheinend stört es meine<br />
japanischen Landsleute weniger, weit weg von einer<br />
Großstadt zu arbeiten. Sie waren quasi die Einzigen, die<br />
sich beworben haben. Ich sagte mir, warum auch nicht.<br />
Heute arbeiten in der Küche zehn Japaner. Das gibt mir<br />
die Gelegenheit, besonders effizient zu agieren. Und ich<br />
habe es wirklich nicht bereut.<br />
Umso mehr, als 2018 die offizielle Auszeichnung kam: ein<br />
Stern im Guide Michelin! Hatten Sie das erwartet?<br />
Ich hatte es gehofft. Es war ein Ziel.<br />
Wissen Sie, ein erster Stern ändert alles im<br />
Berufsleben eines Kochs. Es ist eine Wertschätzung,<br />
über die man sich wirklich sehr<br />
freut. Und es ist das Ergebnis harter Arbeit.<br />
Übrigens nicht nur in der Küche: Das Team<br />
hat ihn gemeinsam erarbeitet. Die Weinkarte<br />
musste erweitert werden, die Dekoration des<br />
Restaurants und das Geschirr erneuert. Es<br />
sind unzählige kleine Details, die dazu beitragen,<br />
dass ein Restaurant außergewöhnlich ist.<br />
Takashi Kinoshita, vielen Dank für dieses nette<br />
Gespräch und für das Genusserlebnis, das sie uns<br />
mit Ihren Gerichten verschaffen!<br />
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 53
UNTERWEGS IN FRANKREICH Baskenland<br />
Gorges de<br />
Kakuetta<br />
Das « wilde Ende » Frankreichs<br />
Im äußersten Südwesten Frankreichs, im<br />
Herzen der baskischen Berge, erwartet Naturliebhaber<br />
eine schöne Überraschung: ein<br />
Wanderweg, der inmitten üppiger Vegetation<br />
durch einen zwei Kilometer langen Canyon<br />
führt. Dort entdeckt der Besucher Wasserfälle<br />
und Wasserbecken in einem erstaunlichen<br />
Farbspektrum, die den Eindruck erwecken,<br />
man befände sich in den Tropen oder in Amazonien.<br />
Eine beeindruckende Naturlandschaft.<br />
54 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 55
UNTERWEGS IN FRANKREICH Baskenland<br />
Basabura, « der wilde Kopf » oder « das wilde Ende».<br />
So wird die Region Haute-Soule, das Fleckchen<br />
Erde, das sich zwischen Frankreich und Spanien in<br />
die Pyrenäen schmiegt, in der baskischen Sprache genannt.<br />
Es ist das sprichwörtliche « Ende der Welt », weit ab von<br />
allem. Selbst die Christianisierung kam hier erst spät an,<br />
und abgesehen von den Bewohnern war der Ort lange Zeit<br />
nur den Pilgern nach Santiago de Compostela bekannt.<br />
Diese nahmen seit dem 12. Jahrhundert einen Weg, der<br />
durch das Vallée de Saison zur romanischen Kirche Santa<br />
Grazi im kleinen Dorf Sainte-Engrâce führte. Diese Kirche,<br />
die seit 1841 als französisches Kulturdenkmal geschützt<br />
ist, ist ein architektonisches Juwel und immer noch<br />
eine beliebte Etappe für Pilger und Wanderer. Auch<br />
Schmuggler gehörten zu den regelmäßigen Besuchern dieser<br />
Gegend. Die zahlreichen felsigen Steilhänge und Klippen<br />
scheinen zwar nur schwer begehbar zu sein, doch die<br />
Talengen, die sie formen und die wie Narben im Berg aussehen,<br />
waren lange Zeit beliebte Passagen und Verstecke,<br />
um Waren unbemerkt zwischen Spanien und Frankreich<br />
zu transportieren.<br />
Eine Reise in den Bauch der Erde<br />
Die geologischen Besonderheiten des Landstrichs<br />
Haute-Soule mit den zahlreichen Schluchten, Flüssen<br />
und Quellen weckten mit der Zeit die Neugier der<br />
Menschen. Ab dem 19. Jahrhundert begann man, diese<br />
Gegend unter einem anderen Blickwinkel – vor allem<br />
einem wissenschaftlichen – zu betrachten. Das Interesse<br />
für das Innere der Erde führte dazu, dass sich damals<br />
eine neue Aktivität entwickelte: die Speläologie. Für die<br />
Anhänger dieser neuen Beschäftigung bot die Region<br />
Haute-Soule ein ideales Experimentierfeld. Erdbewegungen,<br />
die Abfolge von Eiszeiten und Warmzeiten sowie<br />
der Wasserreichtum haben im Laufe von Millionen<br />
Jahren in den Pyrenäen außergewöhnliche Landschaften<br />
geformt. Edouard-Alfred Martel (1859-1938), einer der<br />
Väter der modernen Speläologie und Entdecker der Höhle<br />
von Padirac (Lot), die wir Ihnen in Frankreich erleben <strong>Nr</strong>.<br />
44 bereits vorstellten, erforschte 1906 wenige Kilometer<br />
von der Kirche Santa Grazi entfernt zum ersten Mal die<br />
Gorges de Kakuetta. Diese Entdeckung sollte das ruhige<br />
56 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 57
UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté<br />
Baskenland<br />
Leben des kleinen Ortes Sainte-Engrâce auf den Kopf<br />
stellen … Edouard-Alfred Martel war der Erste, der<br />
sich tief in die Eingeweide der pyrenäischen Berge<br />
vorwagte und dabei ein Netz unterirdischer Galerien,<br />
Siphons, Hallen und Flüsse entdeckte, wie es sich zur<br />
damaligen Zeit niemand vorstellen konnte. Kaum war<br />
der Speläologe wieder an der Erdoberfläche, verspürte<br />
er nur einen einzigen Wunsch: dieses Erlebnis mit<br />
anderen zu teilen. Nach nicht allzu langer Zeit kehrte<br />
er mit einer ganzen Reihe weltweit renommierter Höhlenforscher<br />
zurück. Sainte-Engrâce und die Gorges de<br />
Kakuetta wurden international bekannt. Alle drängten<br />
sich, die Schlucht zu erforschen. 1954 waren gerade<br />
einmal Galerien in einer Länge von fünf Kilometern<br />
begangen und erfasst, heute sind rund 370 Kilometer<br />
dieser Gänge kartografiert. Im Grunde genommen ist<br />
der ganze Bereich des Kalkmassivs Pierre Saint-Martin<br />
von einem unterirdischen Netz durchzogen, zu dem<br />
beispielsweise die Grotte de la Verna gehört, die ebenfalls<br />
auf dem Gebiet von Sainte-Engrâce liegt und zu<br />
den zehn größten unterirdischen Hallen der Welt zählt.<br />
In einer der nächsten Ausgaben werden wir auf sie noch<br />
zurückkommen, zunächst lassen wir uns jedoch von<br />
den Gorges de Kakuetta verzaubern …<br />
Ein umwerfendes Naturschauspiel<br />
Bei der Erkundung der Gorges de Kakuetta gibt<br />
es wahrhaft genug Dinge, die uns in ihren Bann ziehen.<br />
Die Schönheit der Schlucht, die seit 1966 für die<br />
Öffentlichkeit zugänglich ist und von der Gemeinde<br />
Sainte-Engrâce verwaltet wird, fesselt den Besucher<br />
vom ersten Moment an. Kaum hat man bei den sympathischen<br />
Mitarbeitern im Café La Cascade das Eintrittsticket<br />
gekauft, offenbart sich dem Auge auch schon<br />
ein erstaunlicher See mit türkis- und smaragdgrünem<br />
Wasser. Man spürt sofort, dass man sich an einem einmaligen<br />
Ort befindet und fühlt sich in eine andere Welt<br />
versetzt. In die Tropen beispielsweise. Es fehlen nur die<br />
Palmen. Und das ist gar nichts im Vergleich zu dem,<br />
was noch folgt. Der Weg führt zunächst aufwärts. Das<br />
geht in die Beine. Doch es lohnt sich durchzuhalten,<br />
und der Aufstieg dauert letztendlich nicht sehr lange.<br />
Schnell wird der Pfad eben und ein angenehmer Spaziergang<br />
führt rund 800 Meter am Fluss Kakuetta entlang.<br />
Das Wasser hat wieder seine gewohnte Farbe, und<br />
auch die Berglandschaft sieht nicht anders als andere<br />
Berglandschaften aus. Am Ende dieser langen Gerade<br />
erweist sich dann ein Tunnel als das Tor in eine faszinierende<br />
Welt. Kaum hat man ihn durchquert, bietet<br />
sich ein beeindruckendes Bild. Genau so stellt man<br />
sich Amazonien vor. Im Übrigen werden die Gorges<br />
de Kakuetta als « Klein-Amazonien im Baskenland »<br />
bezeichnet. Man befindet sich nun ganz unerwartet<br />
am Eingang in eine schwindelerregende Schlucht,<br />
zu Füßen beeindruckender Wände mit Pflanzen.<br />
58 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
UNTERWEGS IN FRANKREICH Baskenland<br />
60 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
Angesichts einer konstant hohen Luftfeuchtigkeit, nur<br />
geringer Temperaturschwankungen im Tagesverlauf und<br />
einem schwachen Lichteinfall, ist ein wahres Paradies für<br />
Moose, Farne und Flechten entstanden. Wissenschaftlichen<br />
Ausführungen zufolge sollen hier 45 % aller in<br />
Frankreich vorkommenden Flechten wachsen. Vier dieser<br />
Spezies soll es sogar nirgendwo anders geben! Von diesem<br />
Punkt aus führt der Weg rund einen Kilometer am<br />
Fluss entlang durch die Schlucht. Die Gemeinde hat mit<br />
viel Aufwand imposante und solide Stege aus Holz und<br />
Stahl konstruieren lassen, sodass die Begehung keine<br />
besondere Schwierigkeit darstellt. Um die Sicherheit der<br />
Besucher zu garantieren, befinden sich die Stege ausreichend<br />
hoch oberhalb des Wassers. Während der letzten<br />
außergewöhnlichen Überschwemmung, am 16. Juni 1992,<br />
stieg der Wasserpegel innerhalb nur weniger Minuten bis<br />
auf eine Höhe von acht Metern an und zerstörte die ursprünglichen<br />
Einrichtungen völlig. Heute ist alles optimal<br />
gesichert, sodass kein Risiko besteht.<br />
Raubvögel über den Köpfen<br />
Am Eingang der Schlucht sind die beiden Wände des<br />
Felseinschnitts nur wenige Meter voneinander entfernt.<br />
Dank des Steges bewegt man sich jedoch mühelos durch<br />
diesen engen Raum mit seiner üppigen Vegetation. Die<br />
Schlucht wird allmählich breiter, sodass mehr Licht nach<br />
unten dringt. Will man den Himmel sehen, muss man jedoch<br />
weit nach oben blicken, denn die vom Wasser glänzenden<br />
Felswände ragen bis in eine Höhe von 350 Metern.<br />
Der Anblick ist der Mühe wert: Immer wieder schweben<br />
Raubvögel – Adler und Geier –, die in Gesteinshöhlen<br />
nisten, durch die Schlucht. Je weiter man in diese, in das<br />
Kalkgestein hineingeschnittene Kluft vordringt, desto<br />
mehr kleine Wasserfälle sprudeln links und rechts des<br />
Weges. Speläologen haben inzwischen herausgefunden,<br />
dass die Niederschläge, die auf dem Plateau de la Pierre-<br />
Saint-Martin fallen, im Boden versickern und in einem<br />
komplexen System unterirdischer Flüsse landen, von<br />
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 61
UNTERWEGS IN FRANKREICH Baskenland<br />
62 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
Montalivet<br />
denen 80 % in den Gorges de<br />
Kakuetta zum Vorschein kommen.<br />
Daher rührt auch die unglaublich<br />
hohe Luftfeuchtigkeit.<br />
Der imposanteste dieser Wasserfälle<br />
befindet sich am Ende der<br />
Strecke, direkt vor der Grotte aux<br />
Lacs, wo man umdrehen muss,<br />
um auf demselben Weg wieder<br />
den Ausgangspunkt zu erreichen.<br />
Diese Kaskade quillt in 20 Metern<br />
Höhe aus dem Felsgestein<br />
hervor und ergießt sich vor den<br />
erstaunten Besuchern, die das<br />
Spektakel fasziniert betrachten.<br />
Auf einem kleinen Pfad gelangt<br />
man trockenen Fußes hinter die<br />
Wasserwand. Die Erfahrung ist<br />
denkwürdig und alle Anstrengung<br />
wert! Für die Anstrengung<br />
entschädigt wird man auch,<br />
wenn man nach der Rückkehr im<br />
Café La Cascade auf der schönen<br />
Terrasse sitzt, um sich mit einem<br />
Sandwich mit gutem regionalen<br />
Schinken zu stärken und dazu<br />
ein Glas baskischen Cidre – eine<br />
lokale Spezialität – zu trinken.<br />
Auf diese Weise kommt man<br />
wieder zu Kräften und bekommt<br />
Lust, die Entdeckungsreise im<br />
Baskenland fortzusetzen, denn<br />
offensichtlich kann diese Region<br />
mit einigen Naturspektakeln aufwarten!<br />
Wenn Sie mehr über die Gorges de<br />
Kakuetta erfahren möchten, empfehlen<br />
wir Ihnen dieses Buch, das unter<br />
anderem im Café La Cascade erhältlich<br />
ist: Kakuetta, Haute-Soule, von Nathalie<br />
Dupuy und Marie-Hélène Martens,<br />
Éditions Association Terre Être, 120<br />
Seiten, ISBN 979-10-95104-00-1<br />
Lesetipps & Reiseinfos<br />
Sainte-Engrâce …<br />
… Berlin 1882 km … Hamburg 1<strong>72</strong>3 km<br />
… Köln 1317 km … Frankfurt 1404 km<br />
… München 1493 km … Wien 1914 km<br />
… Zürich 1189 km … Paris 832 km<br />
… Toulouse 269 km … Pau 76 km<br />
Der nächstgelegene Flughafen, der aus dem<br />
deutschsprachigen Raum direkt angeflogen<br />
wird, ist Biarritz-Pays Basque (120 km).<br />
Der nächstgelegene TGV-Bahnhof befindet<br />
sich in Pau (77 km).<br />
Les Gorges de Kakuetta<br />
64560 Sainte-Engrâce<br />
Telefon: +33 (0)5 59 28 60 83<br />
Um zur Schlucht zu gelangen, nimmt man<br />
am Ortsausgang von Sainte-Engrâce die<br />
Departementsstraße 113. Kostenlose<br />
Parkplätze.<br />
www.sainte-engrace.com<br />
15. März bis 15. November: täglich von 8 Uhr<br />
bis zum Einbruch der Dunkelheit.<br />
Erwachsene 6 €, ermäßigt 4,50 €. Kinder bis<br />
7 Jahre haben freien Eintritt.<br />
Die Tickets sind in der Bar La Cascade am<br />
Eingang erhältlich.<br />
Für den Besuch der Schlucht muss man<br />
nicht unbedingt ein erfahrener Wanderer<br />
sein. Allerdings ist der Boden durch das<br />
Wasser und die Luftfeuchtigkeit in der<br />
Schlucht oft rutschig, und einige Stellen<br />
erfordern eine gute Trittsicherheit. Daher sind<br />
Wanderschuhe oder zumindest feste Schuhe<br />
mit griffigen Sohlen empfehlenswert.<br />
In der Schlucht ist es selbst im Sommer kühl.<br />
Nehmen Sie daher etwas zum Überziehen<br />
mit.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 32 digital<br />
für Computer und Tablet<br />
erhältlich):<br />
Saint-Jean-Pied-de-Port, ein<br />
baskisches Schmuckstück<br />
(61 km entfernt)<br />
Früher war die Lage<br />
von Saint-Jean-Piedde-Port<br />
im Herzen des<br />
Baskenlandes, keine<br />
sieben Kilometer von<br />
der spanischen Grenze<br />
entfernt, von strategischer Bedeutung. Heute<br />
dösen die Schafe im Schatten der Stadtmauer<br />
und die Zitadelle hat ihre militärische Wichtigkeit<br />
längst verloren. Für den Tourismus ist das Dorf aber<br />
unverändert attraktiv. Besucher kommen gerne zu<br />
den traditionellen Festen. Außerdem gibt es einen<br />
ständigen Strom von Pilgern auf dem Weg nach<br />
Santiago de Compostela, denn in Saint-Jean-Piedde-Port<br />
vereinen sich die verschiedenen Varianten<br />
des Jakobsweges auf französischem Gebiet, bevor<br />
es über die Pyrenäen geht.<br />
Hossegor<br />
Biarritz<br />
Cap-Ferret<br />
Mimizan<br />
Sare<br />
Pamplona<br />
Bayonne<br />
E5-E70/A63<br />
Spanien<br />
France<br />
A64/E80<br />
E5/A10<br />
A52/E<strong>72</strong><br />
Pau<br />
Bordeaux<br />
Sainte-Engrâce<br />
Wenn Sie die Landschaft genießen und<br />
gegebenenfalls Fotos machen wollen, sollten<br />
Sie für den Hinweg knapp 2 Stunden und für<br />
den Rückweg 1-1,25 Stunden einplanen.<br />
Hunde sind zugelassen, müssen aber an der<br />
Leine geführt werden.<br />
Baden ist nicht gestattet.<br />
Hinweis: Der Zugang mit Kinderwagen ist<br />
nicht möglich. In der Bar La Cascade kann<br />
man jedoch eine Kindertrage (für Kinder bis<br />
max. 22 kg) ausleihen. Es ist ratsam, diese<br />
vorab über die Website zu reservieren. Der<br />
Zugang für Menschen mit eingeschränkter<br />
Mobilität ist aufgrund der Gegebenheiten in<br />
der Schlucht leider nicht möglich.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 71:<br />
Château d’Abbadia,<br />
eine Inspiration für den<br />
Wiederaufbau von Notre-Dame ?<br />
(141 km entfernt)<br />
Château d’Abbadia<br />
versetzt den Besucher<br />
durch seinen<br />
völlig untypischen<br />
neugotischen Stil<br />
und die orientalische<br />
Innenausstattung in<br />
Erstaunen. Das Schloss wurde vom Architekten<br />
Viollet-le-Duc erbaut, der unter anderem die<br />
im April <strong>2019</strong> während des tragischen Brandes<br />
eingestürzte Turmspitze der Kathedrale Notre-<br />
Dame errichtete und dessen Restaurierungen<br />
von französischen Kulturgütern oft Polemik<br />
hervorriefen.<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN<br />
FINDEN SIE AUF SEITE 86.<br />
a<br />
Péri<br />
A89<br />
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 63
UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire<br />
Richelieu:<br />
« das schönste Dorf<br />
des Universums! »<br />
Verglichen mit dem architektonischen Wahnsinn einiger Schlösser der Loire,<br />
ist man bei der Stadt Richelieu (Indre-et-Loire), die zwischen Tours und Poitiers<br />
liegt, über ihre Strenge erstaunt. Kardinal Richelieu (1585-1642) wollte<br />
mit einer « idealen Stadt », die « grandios und unvergleichlich » sein und<br />
nach ihm benannt werden sollte, seine Macht stärken. Richelieu ist in ihrer<br />
Art tatsächlich einzigartig und offenbart eine für das 17. Jahrhundert äußerst<br />
neuartige urbane Struktur. Sie fügt sich in ein ausgedehntes Viereck<br />
mit einer Größe von circa 700 mal 500 Metern ein, wurde auf einem praktisch<br />
unbebauten Grundstück gebaut, ist von Befestigungsmauern und<br />
Wassergräben umgeben und ihre geradlinigen, mit Brunnen geschmückten<br />
Straßen kreuzen sich in rechten Winkeln, was in der damaligen Zeit<br />
eine Innovation war. Es ist im Prinzip eine der ersten « modernen<br />
Städte » Frankreichs. Ihre urbane Struktur stellt an internationalen<br />
Architekturhochschulen nach wie vor eine Referenz dar.<br />
64 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 65
UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire<br />
Das schönste Dorf des Universums! » Dieses nicht<br />
gerade zurückhaltende Kompliment machte der<br />
« Dichter Jean de la Fontaine (1621-1695) der Stadt<br />
Richelieu, nachdem er sie besucht hatte. Seine Aussage erscheint<br />
zwar etwas übertrieben, man muss sie jedoch im<br />
Kontext der Epoche sehen. Im 17. Jahrhundert waren die<br />
Städte des Königreichs Frankreich alle nach demselben,<br />
aus der Antike stammenden Modell gegliedert: Wohngebäude<br />
und Geschäfte waren um ein einziges Zentrum –<br />
das Forum – herum angeordnet; meist war dies eine Kirche.<br />
Die Straßen bestanden aus gestampftem Lehmboden,<br />
Wasser war nur selten vorhanden, in aller Regel musste<br />
man es außerhalb des Ortes aus tiefen, schlecht zugänglichen<br />
Brunnen holen. Die hygienischen Bedingungen waren<br />
rudimentär, und da es kein durchdachtes Abflusssystem<br />
gab, stank es oft bestialisch. Dies war auch der Grund,<br />
weshalb sich im Mittelalter Epidemien immer rasend<br />
schnell ausbreiteten. Die französische Stadt des 17. Jahrhunderts<br />
war also mehrheitlich ein der Gesundheit unzuträglicher<br />
Ort, der die Menschen nicht gerade zum Träumen<br />
verleitete. Insofern ist nachvollziehbar, dass La Fontaine<br />
bei der Entdeckung von Richelieu, einer Stadt, die<br />
sich durch ihre Modernität von anderen urbanen Ansiedelungen<br />
deutlich abhob, überrascht war und in Entzücken<br />
geriet.<br />
Ein außergewöhnliches Städtebauprojekt<br />
Richelieu ist ein außergewöhnliches Städtebauprojekt,<br />
das von einem ebenso außergewöhnlichen Kopf entwickelt<br />
wurde, nämlich von Kardinal Richelieu. Dieser<br />
Mann mit sehr hohen Ansprüchen und einem manchmal<br />
schwierigen Charakter modernisierte die Organisation der<br />
Staatsgewalt und die Art, das Land zu regieren. Richelieu<br />
war nicht nur ein Kirchenmann, sondern auch ein Staatsmann<br />
und in dieser Funktion der wichtigste Minister<br />
unter Ludwig XIII. (1601-1643), eine Art Pendant zum<br />
heutigen Premierminister. Wie so viele andere seiner politischen<br />
Zeitgenossen hatte auch er den Hang dazu, seine<br />
Macht unter Beweis zu stellen. Doch er war in gewisser<br />
Weise ehrgeiziger als andere und wollte eine « neuartige<br />
Stadt » schaffen, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen<br />
sollte: Richelieu, « seine » Stadt. In gleicher Weise wie<br />
der Herzog von Sully (1549-1651) Stadt Henrichemont<br />
(Cher) erbauen ließ und der Herzog von Nevers (1580-<br />
1637) Charleville-Mezières (Ardennen) begründete, kam<br />
Kardinal Richelieu auf die Idee, eine Stadt aus der Erde<br />
zu stampfen, die seine Handschrift trug, die ihm gerecht<br />
werden sollte.<br />
Der Kardinal besaß dafür bereits ein Grundstück<br />
sowie ein Schloss, das er von seinen Vorfahren geerbt<br />
und in dem er einen Teil seiner Jugend verbracht hatte.<br />
Es war durchaus im Rahmen des Möglichen, den Bau zu<br />
erweitern und auf dem angrenzenden Land die zukünftige<br />
« neue Stadt » zu bauen. Die Mittel dazu waren vorhanden.<br />
Der Kardinal bezog sowohl von der Kirche als auch vom<br />
Staat Einnahmen, war darüber hinaus ein guter Investor<br />
und verwaltete ein beträchtliches Immobilienvermögen,<br />
bestehend aus mehreren herrschaftlichen Häusern und<br />
Schlössern in Paris und der Provinz. Am Ende seines Lebens<br />
betrug sein Vermögen schätzungsweise 22,4 Millionen<br />
Pfund, ein erheblicher Betrag für die damalige Zeit.<br />
Richelieu begann also, auf dem jungfräulichen Boden<br />
rund um das Familienschloss die neue Ansiedelung<br />
zu konstruieren. Nach seinen Vorstellungen war das die<br />
Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung seines<br />
Projektes einer idealen Stadt: Sie durfte nicht auf einem<br />
bereits existierenden Fundament errichtet werden, sondern<br />
musste aus dem Nichts entstehen. Es war im Übrigen<br />
ein Leichtes, den König davon zu überzeugen, ihm die<br />
Genehmigung für die Umsetzung seiner Pläne zu erteilen.<br />
Ludwig XIII. hatte vollstes Vertrauen in Richelieu<br />
und dieser wusste sich in jeder Situation überzeugend zu<br />
geben, auch auf die Gefahr hin, die Wahrheit ab und zu<br />
etwas « zurechtrücken » zu müssen: Der seriöse Kardinal<br />
hatte nicht davor zurückgeschreckt, sogar den Papst zu<br />
belügen, indem er einen Taufschein fälschte, mit dem<br />
er sich zwei Jahre älter machte, damit er Bischof werden<br />
konnte. Ein kleines « Arrangement », das der Papst, als er<br />
in der Folge die Wahrheit erfuhr, ihm im Übrigen verzieh<br />
… Ludwig XIII. erteilte also am 21. Mai 1631 dem<br />
Kardinal die Genehmigung, ein « mit Befestigungsmauern<br />
und Gräben umgebenes Städtchen » zu errichten. Damit<br />
sprach er Richelieu gewissermaßen seine Dankbarkeit<br />
und Anerkennung für die zahlreichen Dienste aus.<br />
Ein « Marketingcoup »<br />
Jetzt wurde es ernst. Als gewitzter Investor wusste<br />
Richelieu, dass eine Stadt nichts ohne ihre Bewohner ist.<br />
Daher wollte er schnell Lust darauf machen, in das Projekt<br />
zu investieren, um dann dort zu wohnen. Er stellte den zukünftigen<br />
Einwohnern zahlreiche Privilegien in Aussicht,<br />
zum Beispiel ein kostenloses Grundstück, sofern man sich<br />
verpflichtete, es zu bebauen, oder die Schaffung zahlreicher<br />
Messen und Märkte, da solche Veranstaltungen zur<br />
damaligen Zeit sehr gefragt waren. Der Erfolg stellte sich<br />
sogleich ein, zumal die Möglichkeit, die Erwartungen des<br />
Kardinals zu erfüllen, für viele reiche Investoren damals<br />
ein praktisches Mittel war, mit diesem in Kontakt zu kommen.<br />
Richelieu wusste das nur zu genau und er nutzte es<br />
aus. Indem er sein öffentliches Image in den Dienst seines<br />
Immobilienprojektes und seiner politischen Ambitionen<br />
stellte, gelang ihm ein gewaltiger « Marketingcoup ».<br />
Hat man eines der Eingangstore in die befestigte Stadt Richelieu durchquert, entdeckt man eine für die damalige Zeit äußerst moderne Gliederung<br />
mit ganz geraden Straßen. Im Park, der sich außerhalb der Befestigungsanlagen befindet, gibt es unter anderem einen schönen Rosengarten.<br />
66 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 67
68 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong><br />
Innerhalb weniger Monate wurden 2000 Arbeiter dienstverpflichtet<br />
und die Arbeiten konnten noch 1631 beginnen. Sie<br />
schritten schnell voran, der Bau der Stadt dauerte insgesamt nur<br />
neun Jahre. 1638 waren die Straßen bereits trassiert, die meisten<br />
Häuser errichtet, Kirche, Justizpalast und Markthalle fertiggestellt.<br />
Mit der Leitung dieser immensen Arbeiten hatte Richelieu<br />
den Pariser Architekten Jacques Lemercier (1585-1654) beauftragt.<br />
Dieser war unter anderem dafür bekannt geworden, dass<br />
er ab 1624 an der Erweiterung des Louvre beteiligt war. Er hatte<br />
den im 16. Jahrhundert geschaffenen Cour carrée umgestaltet und<br />
mit zwei Flügeln erweitert. Lemercier erwies sich den hohen<br />
Erwartungen des Kardinals würdig, wobei Richelieu trotz allem<br />
regelmäßig persönlich auf der Baustelle erschien. Seine Stadt<br />
sollte schließlich um alles in der Welt seiner Vorstellung von Innovation<br />
entsprechen.<br />
Um Richelieu ein einzigartiges Aussehen zu verleihen, hatte<br />
sich der Kardinal eine erste Besonderheit ausgedacht: Im Gegensatz<br />
zu den städteplanerischen Gewohnheiten sollte die Stadt<br />
nicht nur ein Zentrum besitzen, sondern gleich zwei. Zwei Plätze<br />
strukturieren den rechteckigen und ganz von Mauern eingefassten<br />
Grundriss auf neuartige Weise: Place Royale und Place Cardinale<br />
(heute Place du Marché und Place des Religieuses). Beide haben<br />
denselben Stellenwert und symbolisieren die beiden Fundamente<br />
der politischen Macht im Frankreich der damaligen Zeit: die<br />
königliche – verkörpert durch Ludwig XIII. – und die kirchliche<br />
– verkörpert durch den Kardinal. Auf diese Weise ehrte Richelieu<br />
den König auf städteplanerischem Weg, ohne dabei sich<br />
selbst zu vergessen … So etwas nennt sich große politische Kunst<br />
und Diplomatie! Als ausgefuchster Stratege vergaß der Kardinal<br />
jedoch auch nicht ein wichtiges Detail: Die beiden Plätze sind<br />
zwar genau gleich groß, der Place Royale liegt allerdings näher<br />
beim Schloss und dort befand sich zudem mit der Kirche, dem
Rathaus und den Halles das neuralgische Zentrum. Auf<br />
dem Place Cardinale am anderen Ende des Ortes ging es<br />
dagegen wesentlich ruhiger zu … Auch auf diese Weise<br />
wusste Richelieu seinen König zu würdigen.<br />
Eine neuartige architektonische Strenge<br />
Ein weiteres Merkmal, das von der Neuartigkeit und<br />
Modernität des Projektes zeugt, ist der absolut einheitliche<br />
und symmetrische Stadtplan. Das Bild hat nichts mit<br />
den mittelalterlichen Städten von damals zu tun. Richelieu<br />
präsentiert sich mit einem ganz neuartigen Konzept,<br />
als ungewöhnlich streng durchdachter Ort, der äußerst<br />
präzisen geometrischen und mathematischen Vorgaben<br />
entsprach. Abgesehen von der Höhe der Gebäude hat<br />
man in den sich rechtwinklig kreuzenden Straßen von<br />
Richelieu fast das Gefühl, in Manhattan zu sein. Wie in<br />
dem berühmten Stadtteil von New York ist alles genau<br />
geplant, eingeteilt und umgesetzt, um Fortbewegung und<br />
Orientierung zu vereinfachen und mit den verschiedenen<br />
Perspektiven zu spielen. Noch heute ist man von dieser<br />
Modernität verblüfft.<br />
Der Höhepunkt dieser unerwarteten urbanen Gliederung<br />
ist die Grand-Rue, welche die Stadt durchquert und<br />
die beiden Plätze verbindet. Richelieu ließ diese majestätische,<br />
zentrale Achse für die damalige Epoche außergewöhnlich<br />
ausladend anlegen. Sie ist 12 Meter breit und<br />
von 28 Stadtpalais gesäumt, die alle denselben Grundriss<br />
und identische, jeweils 20 Meter lange Fassaden besitzen.<br />
Der Gesamteindruck fasziniert durch seine Strenge und<br />
vermittelt heute noch das Gefühl einer erstaunlichen Einheit.<br />
Im Bestreben, sein Ziel zu erreichen stellte Richelieu<br />
in diesem Punkt ebenfalls seine Findigkeit unter Beweis:<br />
Um die Besitzer der Häuser entlang der wichtigsten Verkehrsader<br />
dazu zu bringen, diese auf ihre Kosten zu bauen,<br />
schenkte Richelieu ihnen das Grundstück. Voraussetzung<br />
war, dass sie die Pläne strikt einhalten und damit das einheitliche<br />
Bild der Straße gewährleisten. Auf diese Weise<br />
sicherte er sich ihre Unterstützung für sein Vorhaben zu.<br />
Es ist heute noch faszinierend, sich hinter die schweren<br />
hölzernen Eingangsportale dieser Häuser vorzuwagen.<br />
Einige sind öffentlich zugänglich und beherbergen Geschäfte<br />
(unter anderem ein Antiquitätengeschäft) oder den<br />
Espace Richelieu, ein interessantes Museum über das Leben<br />
und die Persönlichkeit des Kardinals. Hinter den Toren<br />
entdeckt man oft erstaunliche Innenhöfe und Gärten, die<br />
im Kontrast zur Strenge der äußeren Fassaden stehen. Als<br />
ob die Besitzer sich durch eine intime Atmosphäre im<br />
Inneren den Vorstellungen Richelieus und seines Architekten<br />
entziehen wollten.<br />
Bei einem Bummel durch Richelieu ist man unweigerlich<br />
von der Markthalle mit ihrem riesigen Dachstuhl<br />
aus Kastanien- und Eichenholz auf dem Place du Marché<br />
beeindruckt. Dort finden nach wie vor sehr lebendige<br />
Märkte mit regionalen Produkten statt, die das Herz<br />
jedes Feinschmeckers höherschlagen lassen: Trüffel (die<br />
Region galt in dieser Beziehung lange Zeit als eine der<br />
wichtigsten in Frankreich), Spargel oder auch berühmte<br />
Loireweine wie der Chinon. Gegenüber der Markthalle<br />
erstaunt eine im Barockstil erbaute Kirche durch ihren<br />
für eine so kleine Gemeinde ungewöhnlich reichhaltigen<br />
Schmuck. Es ist offensichtlich, dass der Kardinal ihr ei-<br />
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 69
UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire<br />
Vorherige Doppelseite: Der Place du Marché mit Kirche und überdachter Markthalle wurde als neuralgisches Zentrum der Stadt konzipiert. Im Rathaus befindet sich<br />
das Musée de Richelieu. In der Ausstellung kann man sich über den Stellenwert des Schlosses von Richelieu bewusst werden, das heute nicht mehr existiert.<br />
Oben: Die Grand-Rue mit den herrschaftlichen Stadthäusern, deren identische und strenge Fassaden einige<br />
Überraschungen verbergen, beispielsweise den Espace Richelieu in der Nummer 28.<br />
nen besonderen Stellenwert zuweisen wollte. Im Inneren<br />
des daneben liegenden Rathauses gibt es ein kleines Museum,<br />
in dem man sich einen Überblick über die ganze<br />
Dimension der von Richelieu geplanten Stadt verschaffen<br />
kann, vor allem über eines ihrer zentralen Elemente, das<br />
allerdings inzwischen nicht mehr existiert: das grandiose<br />
Schloss. Es stand an dem Ort, an dem sich heute der Park<br />
befindet, der im Übrigen ebenfalls sehenswert ist.<br />
Die Überreste eines<br />
außergewöhnlichen Schlosses<br />
Der beeindruckende Bau war das Ergebnis der Erweiterung<br />
des bereits vorhandenen Schlosses von Richelieus<br />
Vorfahren. Jean de la Fontaine sagte darüber, dass es<br />
« über eine Schönheit, eine Pracht, eine Größe verfügt,<br />
die seines Erbauers würdig sind ». Offensichtlich geizte<br />
der Dichter auch hier nicht mit Komplimenten. Sicher,<br />
man kann darin eine gewisse Form von Schmeichelei oder<br />
sogar von Liebedienerei gegenüber dem Kardinal sehen.<br />
Vielleicht war es aber auch die Wahrheit: Geschichtlichen<br />
Überlieferungen, Plänen und Gemälden zufolge, die man<br />
zusammentragen konnte, scheinen das Schloss und seine<br />
Gärten wirklich herausragend gewesen zu sein. Gewissermaßen<br />
die Krönung der « idealen Stadt » Richelieus.<br />
Dieser große Sammler lagerte im Übrigen an diesem<br />
einzigartigen Ort seine zahlreichen Kunstwerke aus ganz<br />
Europa. Das Schloss mit seinen beeindruckenden Dimensionen<br />
war ein fester Bestandteil der Projektplanung, da es<br />
eine Fluchtlinie für das Auge darstellte und so die perfekte<br />
Symmetrie der Straßen ergänzte. Das Gebäude war mit<br />
einem ausgedehnten, 480 Hektar großen und vollkommen<br />
abgeschlossenen Park umgeben, in dem zahlreiche Kanäle<br />
und Bassins für Frische sorgten. Gespeist wurden diese<br />
über ein modernes hydraulisches System und ein knapp<br />
fünf Kilometer langes Leitungsnetz mit dem Wasser des<br />
Flusses Mable. Nach dem Tod des Kardinals im Jahr 1642<br />
blieb das Schloss zunächst im Besitz der Familie. Ein Urgroßneffe,<br />
Louis François Armand de Vignerot du Plessis<br />
de Richelieu (1696-1788), ließ es im 18. Jahrhundert restaurieren<br />
und modernisieren. 1805 kaufte es jedoch ein<br />
skrupelloser Spekulant für 153 700 alte Francs und verkaufte<br />
es Stein für Stein. So wurde das Schloss von Richelieu<br />
nach und nach « abgetragen », und heute existieren nur<br />
noch einige Überreste: eine der Kuppeln der ehemaligen<br />
Reithalle, die Orangerie, die Keller und der Verlauf der<br />
Kanäle. Ein trauriges Ende für diesen prestigeträchtigen<br />
Prachtbau …<br />
Die « neue Stadt » hingegen ist nach wie vor intakt. Richelieu<br />
wäre zweifellos stolz darauf festzustellen, dass sie<br />
weder etwas von ihrer Einmaligkeit noch von ihrer Modernität<br />
verloren hat. Bis heute trifft man nicht selten auf<br />
Architekten aus der ganzen Welt, die hierher kommen,<br />
um Fotos oder Skizzen zu machen. Mehr als drei Jahrhunderte<br />
nach ihrer Entstehung ist Richelieu immer noch<br />
eine Inspirationsquelle in Sachen Urbanismus. Wenn<br />
diese Stadt vermutlich nicht « das schönste Dorf des Universums<br />
» ist, so ist sie zumindest eines der inspirierendsten.<br />
Das ist nicht schlecht und würde dem Kardinal nicht<br />
missfallen!<br />
70 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
Les Sablesd’Olonne<br />
Cherbourg-<br />
Octeville<br />
Le A29/E44 Havre<br />
A131<br />
Honfleur<br />
Jumièges<br />
Saint-Lô<br />
N13<br />
Caen<br />
A13/E46<br />
A84/E401<br />
Ile de Sein<br />
Pointe<br />
Brest<br />
du Raz<br />
Reiseinfos & Lesetipps<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 70:<br />
Jacky Rouleau, der Gärtner<br />
der Nacht<br />
(49 km entfernt)<br />
Rund 20 Kilometer<br />
südwestlich von<br />
Saumur befindet<br />
sich einer der<br />
letzten Orte<br />
Frankreichs, an<br />
dem man noch auf<br />
althergebrachte<br />
und authentische<br />
Art die berühmten Champignons de Paris züchtet.<br />
Ein Besuch beim « Gärtner der Nacht » Jacky<br />
Roulleau.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 68:<br />
Doué-la-Fontaine, eine<br />
faszinierende Reise ins Land<br />
der Troglodyten<br />
(54 km entfernt)<br />
Das Tal der Loire<br />
ist weltweit für<br />
seine zahlreichen<br />
Schlösser bekannt.<br />
Doch zwischen<br />
Angers und Saumur<br />
besitzt es noch<br />
andere charakteristische Sehenswürdigkeiten, die<br />
zwar weniger bekannt, aber mindestens genauso<br />
faszinierend sind: ein unglaubliches, mehr als 1500<br />
Kilometer langes, unterirdisches Tunnelsystem mit<br />
Höhlen, Grotten und Stollen.<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG<br />
DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN<br />
SIE AUF SEITE 86.<br />
Quimper<br />
Lannion<br />
N12/E50<br />
Saint-Brieuc<br />
N164<br />
D768<br />
N165/E60<br />
N24<br />
Richelieu …<br />
… Berlin 1346 km … Hamburg 1187 km<br />
Lorient<br />
… Köln 781 km … Frankfurt 868 km<br />
Vannes<br />
… München 1101 km … Wien 1532 km<br />
… Zürich 822 km N165/E60 … Paris 296 km<br />
Quiberon … Poitiers 54 km … Saumur 47 km<br />
Der nächstgelegene Flughafen, La Baule der aus dem<br />
deutschsprachigen Raum direkt angeflogen St. Nazaire<br />
wird, ist Nantes-Atlantique (173 km).<br />
Nantes<br />
Der nächstgelegene TGV-Bahnhof befindet<br />
sich in Châtellerault (30 km).<br />
Office de Tourisme de Richelieu<br />
Place du marché<br />
37120 Richelieu<br />
Telefon: +33 (0)2 47 58 13 62<br />
www.ville-richelieu.fr<br />
N12/E50<br />
Musée de Richelieu<br />
1, place du marché<br />
37120 Richelieu<br />
Das Museum befindet sich im ersten Stock<br />
des Rathauses.<br />
Öffnungszeiten: 6. April bis 30. September:<br />
täglich außer Dienstag, 10.00 – 12.00 Uhr<br />
und 14.00 – 18.00 Uhr.<br />
2. Januar bis 5. April und 1. Oktober<br />
bis 28. Dezember: Montag, Mittwoch,<br />
Donnerstag, Freitag 10.00 – 12.00 Uhr<br />
und 14.00 – 17.00 Uhr<br />
Eintritt: 3 €, Kinder unter 12 Jahren haben<br />
freien Eintritt.<br />
Saint-Malo<br />
Dinard<br />
N176/E401<br />
Espace Richelieu<br />
28, Grand-Rue<br />
37120 Richelieu<br />
Telefon: +33 (0)2 47 98 48 70<br />
Le Porge<br />
Öffnungszeiten: 6. April bis 30. September:<br />
täglich außer Dienstag, 10.00 – 12.00 Uhr Cap-Ferret<br />
Mont-Saint-Michel<br />
Rennes<br />
A84<br />
A83<br />
Avranches<br />
A11/E60<br />
Clisson<br />
A83<br />
N11/E601<br />
A87<br />
Cholet<br />
La RochelleE5/A10<br />
E602/A837<br />
Niort<br />
Alençon<br />
A28/E402<br />
A11/E501<br />
A28/E502<br />
A86/E60<br />
Saumur<br />
Le Mans<br />
Richelieu<br />
Châtellerault<br />
Poitiers<br />
und 14.00 – 18.00 Uhr.<br />
Eintritt: 4 €, Kinder unter 12 Jahren haben<br />
freien Eintritt. Angoulême<br />
Tipp: Es gibt ein günstigeres Kombiticket<br />
(6 €), das sowohl zum Eintritt in das Musée de<br />
Montalivet Richelieu als auch in den Espace Richelieu<br />
berechtigt.<br />
Tours<br />
Parc de Richelieu<br />
Périgueux<br />
1. April bis 30. September:<br />
A89/E70<br />
täglich 8.00 – 20.00 E5/A10 Uhr<br />
1. Oktober bis 31. März:<br />
täglich 9.00 – 18.00 Uhr.<br />
Bordeaux<br />
25. Dezember und 1. Januar geschlossen.<br />
Eintritt frei.<br />
A52/E<strong>72</strong><br />
A10/E5<br />
Souillac<br />
Dordog<br />
Mimizan<br />
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 71<br />
E5-E70/A63
COUP DE CŒUR Occitanie<br />
L’Arbre blanc<br />
in Montpellier<br />
Für manche hat das Gebäude die Form eines riesigen Baumes, für andere die eines Kaktus.<br />
Oder ähnelt es vielleicht einem Kiefernzapfen mit geöffneten Schuppen? Eines ist auf jeden<br />
Fall sicher: L’Arbre blanc lässt niemanden unberührt. Es steht in Montpellier (Hérault), im<br />
Richter-Viertel, direkt am Fluss Lez, hat eine Höhe von stolzen 55 Metern und wurde im Juni<br />
dieses Jahres eingeweiht.<br />
2013 hatte die Stadt einen nicht alltäglichen internationalen Architekturwettbewerb lanciert,<br />
dessen Ziel es war, die zeitgenössische Architektur zu einem wichtigen Trumpf in Sachen Tourismus<br />
und Kulturerbe zu machen: Man schrieb dabei eine « prägende architektonische Leistung<br />
» aus, die in den Köpfen der Menschen haften bleiben und die Dynamik von Montpellier in<br />
diesem Bereich zum Ausdruck bringen sollte. Keine leichte Aufgabe!<br />
Im Pflichtenheft des Wettbewerbs gab es unter anderem eine Klausel, die vorsah, dass jedes<br />
Team aus mindestens einem « jungen Architekten » und einem « erfahrenen » Kollegen bestehen<br />
musste. Die Stadt suchte also bewusst die Verbindung zwischen einer aufstrebenden, ungestümen<br />
Generation und der Generation am Höhepunkt ihres Schaffens. Auf diese Weise konnte<br />
man geschickt junge Talente fördern und gleichzeitig von der Erfahrung und dem Ruf eines<br />
älteren Spezialisten profitieren.<br />
Den Zuschlag für die Realisierung dieses 17 Stockwerke hohen « Zylinders » bekam schließlich<br />
ein Team bestehend aus zwei jungen Architekten – Nicolas Laisné (Nicolas Laisné Architecte)<br />
und Manal Rachdi (OXO Architectes) – und einem der zurzeit beliebtesten japanischen<br />
Architekten, Sou Fujimoto. Sie kreierten ein Gebäude mit mehr als 100 (bereits verkauften)<br />
Wohnungen, einem modernen und puristischen Feinschmeckerrestaurant namens L’Arbre im<br />
Erdgeschoss sowie einer Kunstgalerie und einer Bar mit Panoramablick auf das Meer und den<br />
Pic Saint Loup in der letzten Etage.<br />
Die 193 Balkone und Terrassen – die teilweise durch eine Außentreppe verbunden sind –<br />
bestehen aus einem für den Süden typischen, strahlend weißen Stein, der die japanische Reinheit<br />
symbolisieren soll. Sie sind nicht nur eine Herausforderung für die Schwerkraft, sondern wurden<br />
unter ökologischen Gesichtspunkten bewusst so groß – bis maximal 7,50 auf 3,50 Meter – konzipiert,<br />
da sie jeweils als Sonnenschutz für die Etage darunter fungieren und so ausgedehntere<br />
Fensterflächen erlauben. Eine Art Hommage an<br />
die für diese Region typische Angewohnheit, « im<br />
Freien zu leben », denn in Montpellier ist man, wie<br />
im ganzen Süden des Landes, sehr nach außen orientiert,<br />
um von der Sonne zu profitieren.<br />
Eine erstaunliche Konstruktion und eine unerwartete<br />
Begegnung nicht nur zwischen zwei Architektengenerationen,<br />
sondern auch zwischen Japan<br />
und der Mittelmeerregion.<br />
Restaurant und Panoramabar L‘Arbre<br />
10, Parvis Oscar Niemeyer<br />
34000 Montpellier<br />
Telefon: +33 (0)4 34 76 96 96<br />
Restaurant geöffnet von Dienstag bis Samstag<br />
12.00 – 14.00 Uhr und 19.30 – 22.00 Uhr.<br />
Panoramabar geöffnet von Dienstag<br />
bis Samstag 19.00 – 1.00 Uhr.<br />
www.larbre-restaurant.fr<br />
<strong>72</strong> · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 73
FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />
MEDIEN IN FRANKREICH:<br />
Ist die Zeit für ein kritisches Hinterfragen gekommen?<br />
Es ist vermutlich eine der unerwartetsten Auswirkungen<br />
der jüngsten Gelbwesten-Bewegung in<br />
Frankreich: Die französischen Medien konstatieren<br />
seit mehreren Monaten, dass sie sich in einer<br />
noch nie da gewesenen Vertrauenskrise befinden.<br />
Der Prozess geht schleichend vonstatten, die Verdrossenheit<br />
nimmt langsam aber stetig zu, wie<br />
man es bisher nur gegenüber der politischen Klasse<br />
erlebte. Kürzlich wurde nun eine ausführliche<br />
Studie eines unabhängigen französischen Thinktanks,<br />
des Instituts Montaigne, in Zusammenarbeit<br />
mit dem Medienlabor der Pariser Hochschule für<br />
Politikwissenschaften und dem Center for Civic<br />
Media des Massachusetts Institute of Technology<br />
(MIT) veröffentlicht, die das mediale System in<br />
Frankreich kritisch beleuchtet. Obwohl die<br />
Schlussfolgerungen sehr aufschlussreich sind,<br />
wurden sie im Hexagon relativ « diskret » behandelt.<br />
Dennoch scheint es, als sei es für die französischen<br />
Medien höchste Zeit, sich einmal<br />
selbst infrage zu stellen …<br />
Die Welt der französischen Medien befindet<br />
sich zurzeit in einer eigenartigen<br />
Situation. Seit einigen Jahren<br />
scheinen sich die Redaktionen – egal ob<br />
Printmedien, Hörfunk, Fernsehen oder<br />
Onlinemedien – in einem ständigen<br />
Umbruch zu befinden. Es vergeht keine<br />
Woche, in der nicht Begriffe wie « Modernisierung<br />
», « Digitalisierung », « Zusammenlegung<br />
» oder « notwendige Synergien mit der<br />
digitalen Welt » zu hören oder zu lesen sind.<br />
Quasi alle Journalisten – egal wo sie arbeiten und<br />
wie groß ihr Team ist – geben heutzutage zu, dass sie<br />
das Gefühl haben, ständig in Bewegung zu sein, dass sie<br />
manchmal gezwungenermaßen eine neue Art des Journalismus<br />
« erfinden », eine neue Beziehung zur Information<br />
und zum Umgang mit ihr schaffen müssen. Manche finden<br />
diese Umstände großartig und begeistern sich dafür, alles –<br />
oder fast alles – neu erschaffen zu können, andere haben<br />
Mühe, damit umzugehen. Und doch sind sich alle einig:<br />
Der Beruf befindet sich mitten in einem Umbruch, es<br />
herrscht ein permanenter Druck zur Veränderung.<br />
Dennoch ist die Situation paradox: Trotz dieses Gefühls der<br />
Erneuerung, gab es in Frankreich noch niemals eine derartige<br />
Vertrauenskrise zwischen der öffentlichen Meinung und denjenigen,<br />
deren Auftrag es ist, mit Informationen zur Meinungsbildung<br />
beizutragen. Nie zuvor wurden Journalisten in<br />
dem Maße kritisiert, dass sie nicht in der Lage seien, ihren<br />
Umgang mit der Information differenziert zu beleuchten. Nie<br />
zuvor haben große Teile der Öffentlichkeit ihnen Unbeweglichkeit<br />
vorgeworfen. Die Diskrepanz ist offensichtlich …<br />
Einige Journalisten bringen zu ihrer Verteidigung vor,<br />
dass dieses Phänomen nichts Neues und im Übrigen nicht<br />
nur typisch für Frankreich sei. Das ist vom Grundsatz her<br />
nicht falsch, denn in zahlreichen anderen demokratischen<br />
Ländern der westlichen Welt konstatiert man heute dieselbe<br />
Krise. Und doch ist diese Erklärung angesichts der jüngsten<br />
Bewegung der Gilets jaunes wie eine Seifenblase geplatzt,<br />
da sie offensichtlich zu einfach und zu sehr berufsständisch<br />
motiviert ist, um der Sache wirklich gerecht zu werden.<br />
Durchleuchtet man heute die französischen Medien etwas<br />
genauer, dann hat man den Eindruck, dass sie sich bisher<br />
wohl in einem schützenden Kokon befunden haben, der<br />
nun im Begriff ist, sich aufzulösen. Als ob die französischen<br />
Journalisten, die daran gewöhnt waren, in ihrem eigenen<br />
Dunstkreis zu leben, sich nun plötzlich der Welt um sich<br />
herum und der immer lauter werdenden Stimme des Volkes<br />
stellen und sich selbst hinterfragen müssten.<br />
Man könnte meinen, dass diese Erwartung vor<br />
allem durch die Gilets jaunes geschürt worden sei.<br />
Dem ist jedoch nicht so, und das ist vermutlich<br />
der interessanteste Punkt in diesem<br />
Zusammenhang. Bereits vor<br />
dieser Bewegung haben mehrere<br />
Umfragen und Studien gezeigt,<br />
dass die öffentliche Meinung<br />
schon seit Langem diesen<br />
Standpunkt teilt. In dieser Beziehung<br />
haben die Gelbwesten<br />
absolut nichts Neues erfunden,<br />
allerdings haben sie dazu beigetragen,<br />
das Bewusstsein<br />
für die Problematik<br />
zu<br />
wecken.<br />
74 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
Vor diesem Hintergrund ist nun in Frankreich eine sehr<br />
interessante Studie* erschienen. Sie wurde vom Institut<br />
Montaigne veröffentlicht, einer unbestritten seriösen und<br />
nicht gewinnorientierten Denkfabrik, die seit dem Jahr<br />
2000 Überlegungen und Empfehlungen für die staatliche<br />
Politik Frankreichs erarbeitet. Die Untersuchung basiert<br />
auf Arbeiten der Pariser Sciences-Po und des Massachusetts<br />
Institute of Technology (MIT), beides nicht minder<br />
seriöse Einrichtungen. Die Analyse sollte ermitteln, wie die<br />
Medien arbeiten und vor allem, auf welche Weise sich ihre<br />
Beziehungen untereinander manifestieren. Dafür wurden<br />
zwischen März 2018 und Februar <strong>2019</strong> rund 65 000 Artikel<br />
von insgesamt 420 Medien und Blogs in Frankreich dahingehend<br />
analysiert, wie sich diese Medien gegenseitig zitieren.<br />
Gezählt wurde ganz einfach, wie viele Links in jedem<br />
einzelnen Artikel zu anderen Medien führen.<br />
Das Ergebnis ist eindeutig: Den Urhebern der Untersuchung<br />
wurde schnell klar, dass die Medien im Hexagon<br />
auf einer vertikalen Achse – von oben nach unten – agieren,<br />
während dies beispielsweise in den Vereinigten Staaten auf<br />
einer horizontalen Achse – von links nach rechts innerhalb<br />
des politischen Systems – der Fall ist. Die französischen<br />
Medien, die hierbei « oben » stehen, sind die « historischen »<br />
Medien, die als « Referenz » gelten (Le Monde, Le Figaro,<br />
Les Echos, Libération, Le Point, Le Nouvel Observateur, TF1,<br />
France Télévisions, BFM TV, RTL …). « Unten » stehen dagegen<br />
die sogenannten « Randmedien », die sich sowohl in<br />
ihren ideologischen Positionen als auch in ihrer journalistischen<br />
Genauigkeit voneinander unterscheiden. Sie behaupten<br />
sich dadurch, dass sie den Gegenpol zur erstgenannten<br />
Gruppe bilden. Konkret zeigt die Studie auf, dass sich die<br />
« etablierten » Medien ausgiebig gegenseitig zitieren: Die<br />
Zeitungen dieser Kategorie haben 2889 Mal auf ein Medium<br />
ihrer Kategorie verwiesen, gegenüber nur 206 Verweisen auf<br />
ein « Randmedium ». Die « Randmedien » haben ihrerseits<br />
jedoch im selben Zeitraum die französische « Medienelite »<br />
mehr als 5000 Mal, also um ein Vielfaches häufiger zitiert.<br />
Dadurch wird deutlich, dass die französische Medienlandschaft<br />
auf seltsame Weise rund um eine Art zentrales<br />
« Herz » strukturiert ist, das aus den wichtigsten und bekanntesten<br />
Zeitungen, Websites, Radio- und Fernsehsendern besteht.<br />
Die französische<br />
Besonderheit besteht<br />
darin, dass dieses<br />
« Herz » sowohl<br />
Medien<br />
des linken als auch des rechten Spektrums umfasst (bei<br />
Zeitungen beispielsweise von der Libération bis zum Figaro<br />
reicht) und im Wesentlichen in einer abgeschlossenen Welt<br />
lebt. Innerhalb dieser Gruppe zitiert man sich also regelmäßig<br />
untereinander, ohne Neulingen in diesem Bereich<br />
Beachtung zu schenken. Aufgrund des Stellenwerts wird<br />
entschieden, welches die wichtigen gesellschaftlichen Themen<br />
sind und somit die hierarchische Gliederung der Informationen<br />
vorgeschrieben.<br />
Die sogenannten « Randmedien », die aktuell weniger<br />
bekannt sind, machen es sich dagegen zur Aufgabe, die von<br />
den klassischen Medien vernachlässigten Themen zu bearbeiten.<br />
Im Rahmen der Bewegung der Gilets jaunes wurde<br />
dies besonders gut deutlich, denn deren Forderungen wurden<br />
vorrangig von Medien « aus der zweiten Reihe » behandelt,<br />
am Anfang sogar im Wesentlichen nur von einigen zu<br />
diesem Zweck eingerichteten Facebook-Seiten. Diese « Neuen<br />
Medien » politisieren also in hohem Maße und gewinnen<br />
schnell an Publikum und Einfluss, da sie Informationserwartungen<br />
befriedigen, welche die « traditionellen » Medien<br />
vernachlässigen.<br />
Die französischen Medien befinden sich also heute in<br />
einer heiklen Situation: Da sie zu sehr unter sich geblieben<br />
sind, haben sich die « traditionellen » Medien selbst von der<br />
Realität um sich herum abgekapselt. Die Gesellschaft hält<br />
sich inzwischen nicht mehr zurück, den Finger in die Wunde<br />
zu legen, und wirft ihnen teilweise sogar vor, bestimmte<br />
Themen bewusst unter den Tisch zu kehren. Durch den<br />
Ausschluss bestimmter Diskussionen üben die « großen<br />
Medien » manchmal zwar auch eine gewisse Schutzfunktion<br />
aus, dennoch wissen sie nur zu gut, dass<br />
sie damit das Risiko eingehen, ihre Legitimität<br />
endgültig zu verlieren. Auf jeden Fall ist<br />
für die französischen Medien nun endgültig<br />
die Stunde für eine kritische<br />
Auseinandersetzung mit sich selbst<br />
gekommen …<br />
* Die Studie Media polarization « à la<br />
française »? Comparing the French<br />
and American ecosystems kann unter<br />
folgender Adresse (in englischer<br />
Sprache) heruntergeladen<br />
werden: www.institutmontaigne.<br />
org/publications/mediapolarization-la-francaise<br />
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 75
FRANKREICH HEUTE Kultur<br />
Der Comic:<br />
ein eigenständiges<br />
Medium in<br />
Frankreich ( 2 / 3 )<br />
Inès Léraud und Pierre Van Hove:<br />
Algues vertes,<br />
l , histoire interdite<br />
Jedes Jahr von Mai bis September überschwemmen<br />
bei schönem Wetter Tonnen von Grünalgen die Strände<br />
der bretonischen Küste.<br />
Wenn Sie nicht eingesammelt werden, bilden die<br />
Grünalgen am Strand eine Schicht, die bis zu 1,50 m<br />
hoch werden kann.<br />
Sie zersetzen sich innerhalb von 48 Stunden.<br />
Mit einem Comic, bei dem investigative<br />
Journalisten und Zeichner<br />
zusammengearbeitet haben, setzen<br />
wir unsere Artikelreihe über<br />
dieses in Frankreich heute sehr<br />
erfolgreiche Medium fort. Algues<br />
vertes, l’histoire interdite behandelt<br />
auf dokumentierte und spannende<br />
Art das beunruhigende<br />
Phänomen der Grünalgen, die seit<br />
1971 regelmäßig die bretonische<br />
Küste heimsuchen. Diese Plage ist<br />
relativ unbekannt, hat aber teilweise<br />
dramatische Auswirkungen<br />
und kann tödlich sein. Dies erfüllt<br />
nicht nur die Menschen in der Region<br />
mit Sorge, sondern beunruhigt<br />
auch die höchste politische<br />
Ebene Frankreichs. Die Meinungen<br />
darüber sind allerdings gespalten.<br />
Die Tatsache, dass die klassischen<br />
Medien bisher nur wenig über<br />
Grünalgen recherchiert haben,<br />
zeigt, dass dieses Thema in gewisser<br />
Weise ungelegen kommt.<br />
Dass es nun ein Comic wagt, die<br />
Problematik aufzugreifen, beweist<br />
einmal mehr dessen Stärke …<br />
Die Auszüge aus dem Comic wurde mit Genehmigung des Verlags durch uns übersetzt.<br />
Über große Umweltskandale wird meist ein Mantel<br />
des Schweigens ausgebreitet, und dieses Schweigen<br />
kann dann oft nur mit Unterstützung der Medien<br />
gebrochen werden. Ein Beispiel dafür ist der Regisseur<br />
Steven Soderbergh, der im Jahr 2000 mit seinem Film Erin<br />
Brockovich eine solche Affäre ans Licht der Öffentlichkeit<br />
zerrte. Es ging dabei um den langen Kampf einer mutigen<br />
Frau (hervorragend durch Julia Roberts interpretiert), die<br />
die Verseuchung des Grundwassers im kalifornischen Hinkley<br />
anprangerte. Wie im Film, so zeigt sich auch in der<br />
Realität immer wieder, dass man versucht, Umweltverschmutzungen<br />
unter den Teppich zu kehren, dass diese abgestritten<br />
werden, bis zunächst Bürger, dann sogenannte<br />
« Whistleblower », Vereinigungen und Medien das Problem<br />
thematisieren und schließlich die Politiker dazu stehen<br />
müssen.<br />
76 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
In der Bretagne, die wir und viele unserer Leser<br />
so lieben, die so schön und friedlich erscheint, gibt es<br />
seit Anfang der 70er-Jahre ebenfalls ein schwerwiegendes<br />
Umweltproblem: Grünalgen. Vielleicht haben<br />
Sie schon davon gehört oder waren sogar selbst bereits<br />
Zeuge davon, wie jährlich zwischen Mai und Oktober<br />
einige Strände an der bretonischen Küste tonnenweise<br />
von Grünalgen überschwemmt werden. Eine in diesem<br />
Comic publik gemachte Untersuchung zeigt, dass<br />
seit 1997 insgesamt 140 Küstenabschnitte mindestens<br />
einmal von einem solchen grünen Teppich betroffen<br />
waren, 61 davon sogar wiederholt. Die Algen zersetzen<br />
sich innerhalb von rund 48 Stunden und werden<br />
an der Oberfläche weiß. Dem Anschein nach sind<br />
sie zwar unästhetisch, aber harmlos. In Wirklichkeit<br />
stellen sie jedoch eine echte Gefahr dar. Beim Verwesen<br />
entsteht das Gas Schwefelwasserstoff (H 2<br />
S), das,<br />
wenn es in konzentrierter Form eingeatmet wird –<br />
weil sich zum Beispiel unter einer meterhohen Algenschicht<br />
eine Gasblase gebildet hat –, in kürzester Zeit<br />
zum Tod führen kann. Laut dem Institut National de la<br />
Recherche Scientifique (INRS) tritt der Tod beim Menschen<br />
ab einer Konzentration von 1000 ppm innerhalb<br />
weniger Minuten ein. Seit 2009 wurden mehrere<br />
beunruhigende Todesfälle von Tieren (Hunde und<br />
Wildschweine) erfasst, deren Kadaver inmitten von<br />
Grünalgen lagen. Doch auch bei Menschen kam es<br />
bereits zu Gesundheitsbeschwerden und leider sogar<br />
zu Todesfällen: 1989 starb ein 26 Jahre alter Jogger,<br />
2009 und 2018 jeweils ein mit dem Abtransport der<br />
Grünalgen beauftragter Traktorfahrer. Insofern darf<br />
man nicht erstaunt sein, wenn man auch in diesem<br />
Sommer an einigen bretonischen Stränden ein schnelles<br />
Hin und Her von Traktoren beobachten kann, die<br />
die angeschwemmten Algen so rasch wie möglich<br />
einsammeln, damit sie sich nicht zersetzen und das<br />
Gas freisetzen können. Die Algen werden dann in den<br />
meisten Fällen umgehend verbrannt, das Problem ist<br />
auf diese Weise beseitigt und könnte nahezu unbemerkt<br />
bleiben …<br />
Dass dem nicht so ist, liegt daran, dass es Menschen<br />
gibt, die hartnäckig und mutig auf die Problematik<br />
aufmerksam machen. Genau davon handelt<br />
dieser Comic, der das Ergebnis einer dreijährigen Recherche<br />
vor Ort ist. Verblüfft und zugegebenermaßen<br />
anerkennend erfährt man, dass es ein paar Bretonen<br />
gibt, die sich aus Liebe zu ihrer Region weigerten, die<br />
extrem gefährliche Verschmutzung der Strände einfach<br />
zu akzeptieren. Anstatt sich mit der oberflächlichen<br />
Lösung des Problems, also mit dem Verbrennen<br />
der Grünalgen, abzufinden, wollten sie wissen, was die<br />
Ursache dafür ist, damit man das Übel an der Wurzel<br />
packen kann.<br />
Was man nun in diesem Comic erfährt, ist in<br />
mehrfacher Hinsicht unglaublich und jagt dem Leser<br />
teilweise kalte Schauer über den Rücken. Man<br />
Sie trocknen an der Oberfläche, werden weiß und<br />
vermischen sich mit dem Sand.<br />
Denn unten entwickelt sich durch<br />
die Verwesung ein ultragiftiges Gas,<br />
das sich in Blasen ansammelt.<br />
Es stinkt bekanntlich<br />
nach verfaulten Eiern.<br />
… und tötet genauso<br />
schnell wie Zyankali.<br />
So stellen sie eine<br />
perfekte Falle dar.<br />
Schwefelwasserstoff oder H2S.<br />
In großer Menge freigesetzt,<br />
betäubt es den Geruchsnerv, wird<br />
dadurch nicht erkannt, lähmt<br />
Nervensystem und Atemwege …<br />
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 77
FRANKREICH HEUTE Kultur<br />
Noch nie war das<br />
Problem der Grünalgen<br />
so aktuell wie heute<br />
Während der Arbeit an dieser Ausgabe von<br />
Frankreich erleben machten die Grünalgen<br />
leider wieder auf tragische Weise in der<br />
Bretagne von sich reden. Anfang Juli kam<br />
ein 18-jähriger Austernzüchter in der Baie<br />
de Morlaix (Finistère) ganz plötzlich ums<br />
Leben. Sein Leichnam wurde an einem Ort<br />
gefunden, an dem ein ungewöhnlich hohes<br />
Aufkommen an Grünalgen zu verzeichnen war.<br />
Die Staatsanwaltschaft ordnete die Obduktion<br />
der Leiche an, um die genaue Todesursache<br />
zu klären. Gleichzeitig gab es Mitte Juli in der<br />
Bucht von Saint-Brieuc (Côtes-d’Armor) zu<br />
einem ungewöhnlich frühen Zeitpunkt so viele<br />
Grünalgen wie noch nie. Die Folge: Die Fabrik<br />
zur Wiederverwertung organischer Abfälle in<br />
Lantic, in der die eingesammelten Algen dieser<br />
Gegend verarbeitet werden, wird der Menge<br />
nicht Herr, zumal die Algen anscheinend beim<br />
Einsammeln schlecht ausgewrungen wurden,<br />
was die Verarbeitung erschwert. Laut der<br />
Zeitung Les Echos vom 14. Juli <strong>2019</strong>, musste<br />
« der Betrieb früher als üblich innerhalb einiger<br />
Wochen mehr als 8000 Tonnen aufnehmen;<br />
dies entspricht der Gesamtmenge des<br />
Vorjahres. » In der Zwischenzeit « breiten<br />
die Kommunen die Algen<br />
auf landwirtschaftlichen<br />
Nutzflächen aus, während<br />
man auf die Wiedereröffnung<br />
der Fabrik wartet […] in der<br />
Hoffnung, dass die Algen<br />
dann besser abgetropft sind<br />
und die Menge verarbeitet<br />
werden kann … ». Wie der<br />
Comic aufzeigt, ist es also<br />
offensichtlich, dass das Problem<br />
der Grünalgen, bei Weitem nicht<br />
gelöst ist.<br />
entdeckt eine französische Gesellschaft, die nicht in der Lage ist, sich selbst zu hinterfragen,<br />
eine Gesellschaft, in der finanzielle und wirtschaftliche Interessen über Umwelt<br />
und Gesundheit dominieren. Wobei Frankreich in diesem Punkt natürlich bei Weitem<br />
nicht alleine dasteht. Das Album macht deutlich, dass auf allen Ebenen<br />
Druck ausgeübt wird, um die Angelegenheit zu vertuschen oder zumindest<br />
zu verharmlosen. « Es handelt sich doch nur um ein paar Algen », versucht<br />
man zu beschwichtigen. Doch dem ist nicht so, absolut nicht. Das Problem<br />
ist weit schwerwiegender. Es hängt offenbar damit zusammen, dass man ab<br />
den 60er-Jahren in der Bretagne bestrebt war, Landwirtschaft und Industrie<br />
im Gewaltmarsch zu modernisieren. Die bretonischen Bauern wehrten sich<br />
zwar anfangs in großer Zahl gegen eine ungezügelte Produktivität, waren<br />
aber letzten Endes gezwungen, ihre Betriebe umzuwandeln oder sogar aufzugeben<br />
und stattdessen in neu entstandenen Fabriken zu arbeiten. Parallel<br />
dazu wurde in der Region eine intensive Schweinemast eingeführt. In diesem<br />
Zusammenhang nennt der Comic einige aufschlussreiche Zahlen: In<br />
der Bretagne werden auf 6 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche des Hexagons<br />
58 % des französischen Schweinefleisches produziert. Es gibt dort mehr<br />
als doppelt so viele Schweine (7,3 Millionen) wie Menschen (3,2 Millionen).<br />
Wenn man an die dadurch verursachten organischen Abfälle denkt, die im<br />
Grundwasser und in Flüssen landen, wundert man sich nicht mehr, dass das<br />
ökologische Gleichgewicht gestört ist. Und der Comic enthüllt weiterhin,<br />
dass das Institut Scientifique et Technique des Pêches Maritimes bereits 1988<br />
daraus folgerte, dass die durch die Landwirtschaft entstehenden Phosphate<br />
und Nitrate die bretonische Küste verschmutzen. Da Nitrate ein Düngemittel<br />
sind, fördern sie das Wachstum der Algen, womit sich das Problem der<br />
Grünalgen erklären lässt. Die Argumentation derer, die diese Problematik<br />
seit Jahren verharmlosen, beschränkt sich darauf, dass dies « nur eine der<br />
möglichen Erklärungen » sei, dass es auch noch andere geben könne … Auf<br />
diese Weise will man Zeit gewinnen.<br />
Dies ist eindeutig nicht die Absicht der beiden Autoren, Inès Léraud<br />
und Pierre Van Hove, die in diesem Comic die tatsächlichen Hintergründe<br />
aufzeigen und nicht davor zurückschrecken, den Finger in die Wunde<br />
zu legen. Legt man das wirklich seriös recherchierte Album aus der Hand,<br />
ist einem klar, dass es allerdings keinen Grund gibt, die Schuld alleine bei<br />
den Landwirten zu suchen, sie als die einzigen Sündenböcke abzustempeln.<br />
Denn Schuld haben auch die Gesellschaft<br />
als solche und die Denkweise<br />
der Menschen unserer heutigen Zeit.<br />
Allerdings reicht es nicht aus, dies<br />
anzuprangern, sondern man muss die<br />
Dinge kritisch hinterfragen und so zu<br />
einer Veränderung beitragen. Die Bretonen<br />
selbst wünschen sich das mehr<br />
als alles andere. Und sie verdienen es.<br />
In diesem Sinne sollte der mutige und<br />
engagierte Comic nicht als Kritik gesehen<br />
werden, sondern als ein konstruktiver<br />
Beitrag zur Weiterentwicklung und<br />
als Lösungsansatz für das Problem der<br />
verheerenden Grünalgen …<br />
Inès Léraud & Pierre Van Hove, Algues Vertes,<br />
l’histoire interdite, La Revue Dessinée/<br />
Delcourt, 162 Seiten, ISBN 978-2413010364<br />
78 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
28. Juli 2009,<br />
Bucht von Saint-Michel-en-Grève<br />
(Côtes-d’Armor).<br />
Was ist passiert?<br />
Ich weiß nicht!<br />
Es ist plötzlich<br />
eingesunken!<br />
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 79
FRANKREICH HEUTE Justiz<br />
Treue Leser von Frankreich erleben wissen nur zu gut, dass es uns das kleine und einmalig schöne Dorf<br />
Laguiole im Departement Aveyron (Region Occitanie) schon seit vielen Jahren angetan hat. Zunächst<br />
begeisterte uns eine kulinarische Spezialität, und im Frühling 2012 (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38) erfuhren Sie mehr<br />
über den köstlichen Käse namens Laguiole. Im Jahr 2015 (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 55) konnten Sie dann die handwerklich<br />
hergestellten Laguiole-Messer entdecken, die zu den schönsten und bekanntesten in Frankreich<br />
zählen. In diesem Zusammenhang hielten wir Sie regelmäßig über den mutigen Rechtsstreit auf<br />
dem Laufenden, den die Gemeinde seit Jahrzehnten gegen einen skrupellosen Geschäftsmann führt,<br />
der den Ruf des Namens Laguiole ausnutzte, um unter dieser Marke Messer und andere Produkte zu<br />
vermarkten, die im Wesentlichen in Asien gefertigt werden. Es liegt auf der Hand, dass die falschen Laguiole-Messer<br />
hinsichtlich der Qualität mit den echten überhaupt nicht vergleichbar sind. Vor Kurzem<br />
hat das Pariser Berufungsgericht nun ein Urteil zugunsten des kleinen Dorfes im Aveyron gefällt. Ein<br />
schöner Erfolg, den wir mit Ihnen teilen möchten!<br />
Jedes Jahr zu Beginn des Sommers sind sie wieder in<br />
den Regalen der französischen Supermärkte zu finden:<br />
Messer, teilweise in knallbunten Farben, auf deren<br />
Klinge der Name « Laguiole » eingraviert ist, die am<br />
Ende des Griffes mit einer kleinen, herzig aussehenden<br />
Biene geschmückt und meist als « Sommerangebot » ausgezeichnet<br />
sind. Und jedes Jahr ist es dasselbe: Tausende,<br />
Zehntausende von Kunden lassen sich hinters Licht führen.<br />
Sie fallen der grenzenlosen Globalisierung und einem<br />
fehlenden juristischen Schutz zum Opfer, denn sie kaufen<br />
die Messer im guten Glauben, diese seien tatsächlich auf<br />
traditionelle Art und Weise in Laguiole gefertigt. Dabei<br />
nehmen sie Messer – und manchmal sogar Löffel und Gabeln!<br />
– mit nach Hause, die nichts anderes als billige Kopien<br />
der echten, im Aveyron hergestellten Messer sind. Die<br />
so getäuschten Kunden machen dann schnell die Erfahrung,<br />
dass die kleine Biene, das originelle Markenzeichen<br />
der echten Messer, nach einigen Spülgängen bereits abbricht,<br />
dass die Klinge nicht mehr schneidet oder das Heft<br />
auseinanderfällt … Die Qualität hat nichts mit der legendären<br />
Robustheit der echten Messer zu tun, die seit dem<br />
19. Jahrhundert von Hand gefertigt werden und deren<br />
Griff aus natürlichen, oft wertvollen Hölzern oder gar aus<br />
Horn besteht, während der Stahl für die Klinge in Schmieden<br />
vor Ort dafür besonders bearbeitet wird. Es ist ein<br />
richtiggehender « regionaler Industriezweig », der heute<br />
noch in Laguiole 200 Menschen beschäftigt.<br />
Laguiole-Messer aus Asien<br />
Ein kleiner Rückblick in die 90er-Jahre: Gilbert<br />
Szajner, ein Unternehmer aus der Zementindustrie, der<br />
regelmäßig seine Familie im Aveyron besuchte, entdeckte<br />
eines Tages, dass für den Namen « Laguiole » kein Markenschutz<br />
bestand, obwohl die unter dieser Bezeichnung<br />
vertriebenen Messer in ganz Frankreich für ihre Qualität<br />
renommiert waren. Er wusste, dass die Messer, deren Preis<br />
im Durchschnitt 120 Euro beträgt, über ein hervorragendes<br />
Markenimage verfügen. In zahlreichen französischen<br />
Familien sind sie traditionell ein « Geschenk fürs Leben ».<br />
Er ließ den Namen « Laguiole » als Marke eintragen, informierte<br />
aber weder die ansässige Messerindustrie noch<br />
die Gemeinde darüber. Die Eintragung einer Marke beim<br />
Institut National de la Propriété Industrielle (INPI) ist ein<br />
durchaus legaler Vorgang. Gilbert Szajners Ziel war es,<br />
zahlreiche Merchandisingprodukte – von Schirmmützen<br />
über Brillen bis hin zu Löffeln – unter diesem Namen zu<br />
vermarkten. Man schätzt, dass seither weltweit pro Jahr<br />
80 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
und 500 000 bis 600 000 vorwiegend in China und Pakistan<br />
gefertigte Produkte verkauft werden, gegenüber rund<br />
150 000 Messern, die im selben Zeitraum in Laguiole<br />
hergestellt werden. Verständlicherweise wirkt sich das störend<br />
auf das Image des friedlichen kleinen Dorfes aus …<br />
Trotz der zweifelhaften Nutzung des Namens Laguiole<br />
in Verbindung mit Produkten, die überhaupt nichts mit<br />
der traditionellen Messerherstellung des Ortes zu tun<br />
haben, hätte dies ewig so weitergehen können, wenn der<br />
Bürgermeister des Dorfes, Vincent Alazard, 2007 nicht<br />
eine böse Überraschung erlebt hätte, als Gilbert Szajner<br />
als Inhaber der Marke es der Gemeinde auf juristischem<br />
Wege untersagte, ihr Logo zu ändern. Monsieur le Maire<br />
war darüber verständlicherweise sehr verdrossen und<br />
drohte damit, die Ortseingangsschilder mit der Aufschrift<br />
« Laguiole » entfernen zu lassen. Daraufhin begannen<br />
Medien und Politiker, sich für diese Affäre zu interessieren,<br />
die sich mehr und mehr ausweitete. Umso mehr,<br />
als dass mittlerweile in Asien auch « falsche » Laguiole-<br />
Messer produziert wurden, die nach und nach die ganze<br />
Welt überschwemmten. Im Dorf empörte man sich zwar<br />
über diese unlautere Konkurrenz, wusste sich aber nicht<br />
zu helfen.<br />
Zur gleichen Zeit machte ein berühmter Bewohner des<br />
Dorfes, der Dreisternekoch Michel Bras, dessen Restaurant<br />
Le Suquet ebenfalls zum internationalen Bekanntheitsgrad<br />
von Laguiole beiträgt, ebenfalls eine unangenehme<br />
Entdeckung: Er musste feststellen, dass Gilbert<br />
Szajner Messer mit der Signatur « Laguiole cuisinier de père<br />
en fils » produzieren ließ. Das war eine klare Anspielung<br />
auf die Familiengeschichte von Michel Bras, der – wie<br />
man sich denken kann – in keiner Weise sein Einverständnis<br />
dafür gegeben hatte. Er begann einen Rechtsstreit, der<br />
bis heute noch nicht abgeschlossen ist.<br />
Der Krieg der Messer vor Gericht<br />
Die Gemeindeverwaltung begann ihrerseits 1995 einen<br />
Rechtsstreit, der damit endete, dass die von Gilbert<br />
Szajner eingereichten Markenrechte für ungültig erklärt<br />
wurden. Dieser ging jedoch in die Berufung, wo er zur<br />
allgemeinen Überraschung den Sieg davontrug. 2007 ging<br />
die Gemeinde dann erneut in die Offensive. Vor Kurzem<br />
entschied das Pariser Berufungsgericht zu ihren Gunsten,<br />
indem es rund 20 Markenanmeldungen von Gilbert<br />
Szajner, die den Begriff « Laguiole » enthalten, für nichtig<br />
erklärte.<br />
Vor allem haben die Richter erstmals schwarz auf weiß<br />
festgehalten, dass die Gemeinde Laguiole « das Recht<br />
[hat], ihren Namen zu verteidigen », da sie « als Gemeinde<br />
mit touristischem Interesse gilt und daher Anspruch darauf<br />
hat, die Messerproduktion als Trumpf einzusetzen ».<br />
Diese Anerkennung ermutigt das Dorf, seinen Kampf vor<br />
dem Tribunal de grande instance (Anm. d. R.: entspricht<br />
dem Landgericht) in Paris fortzusetzen, um zu erreichen,<br />
dass überhaupt keine Produkte mehr unter der Marke<br />
« Laguiole » vertrieben werden dürfen, die nicht in diesem<br />
Ort hergestellt werden.<br />
In Laguiole ist man sich inzwischen darüber bewusst,<br />
dass man bestimmte Dinge vorantreiben sollte:<br />
In Frankreich gibt es schließlich viele geschützte Herkunftsbezeichnungen,<br />
so die Appellation d’Origine Contrôlée<br />
(AOC) für Wein und die Appellation d’Origine Protégée<br />
(AOP) für andere Produkte. Der lokale Käse wird<br />
beispielsweise durch eine solche AOP geschützt. Es ist<br />
also höchste Zeit, die lokale Messerherstellung ebenfalls<br />
unter einen Schutz zu stellen. Die gute Nachricht: 2012<br />
wurde das sogenannte Loi Hamon verabschiedet, das<br />
dabei helfen kann, denn dieses Gesetz sieht die Einrichtung<br />
einer Indication Géographique de Provenance (IGP)<br />
für Produkte vor, die zwar « keine Nahrungsmittel sind,<br />
jedoch in einem ganz spezifischen Gebiet hergestellt<br />
werden ». Von einem solchen Label würde Laguiole eindeutig<br />
profitieren. Es zu erhalten, ist jedoch ein langer<br />
Prozess, der mit unzähligen Formalitäten verbunden<br />
ist. Der Rückhalt des Pariser Berufungsgerichts scheint<br />
den Bewohnern – und mit ihnen der kleinen Biene auf<br />
den Laguiole-Messern – allerdings Flügel verliehen zu<br />
haben, denn sie sind mehr denn je entschlossen, ihre<br />
Interessen zu verteidigen. Eines ist sicher: Der Kampf<br />
um die echten Laguiole-Messer scheint gerade erst zu<br />
beginnen…<br />
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 81
ART DE VIVRE Gastromomie<br />
MOUTARDE FALLOT<br />
ein Senf mit Tradition und einem einzigartigen Geschmack<br />
Rund 40 Kilometer südöstlich von Dijon, im Herzen der Stadt Beaune, die vor<br />
allem für ihren Wein und die berühmten Hospices bekannt ist, produziert<br />
das Familienunternehmen Fallot seit 1840 einen einzigartigen Senf. Einen<br />
Senf, den man nirgendwo anders findet, und den man beinahe nirgendwo<br />
mehr gefunden hätte. Angesichts von Giganten wie Amora und Maille,<br />
die beide zum niederländisch-britischen Konzern Unilever gehören,<br />
ist das Unternehmen Fallot ein Winzling. Doch Fallot hat gekämpft und<br />
ist heute das einzige Unternehmen, das einen Senf « 100 % Burgund »<br />
produziert, da er vor Ort und ausschließlich aus Senfkörnern der Umgebung<br />
hergestellt wird. Darüber hinaus werden diese Körner mit einem<br />
traditionellen Mühlstein gemahlen, wie man es hier schon immer<br />
machte.<br />
82 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
Wenn Marc Désarménien über Senf redet, weiß er<br />
genau, wovon er spricht. Denn bereits sein Vater<br />
und sein Großvater, von denen der heutige Geschäftsführer<br />
das 1840 in Beaune (Côte d‘Or) gegründete<br />
Unternehmen erbte, waren Senfhersteller. Die Wohnung<br />
seiner Eltern befand sich in einem Teil des Produktionsgebäudes<br />
in Beaune, dort, wo heute die Besucher empfangen<br />
werden. Als Kind spielte er zwischen Jutesäcken mit Senfkörnern,<br />
die damals aus verschiedenen Regionen kamen.<br />
Es war noch « die gute alte Zeit », in der die Rapsfelder –<br />
die mit ihren gelben Blüten aus der Ferne Senffeldern zum<br />
Verwechseln ähnlich sehen – in der Gegend noch nicht so<br />
verbreitet waren wie heute. Die lokalen Landwirte waren<br />
noch stolz darauf gewesen, ihre Senfkörner in der Fabrik<br />
abliefern zu können, wo sie von riesigen Mühlsteinen nach<br />
der altüberlieferten Methode und mit viel Geduld gemahlen<br />
wurden, bevor man den ebenfalls lokal erzeugten Verjus,<br />
einen Saft aus unreifen Trauben, sowie einige andere Zutaten<br />
hinzufügte. Das Ergebnis war ein ausgezeichneter<br />
Senf, der nicht nur Botschafter für Dijon, sondern für die<br />
ganze Region Burgund war.<br />
Doch dann änderten sich die Zeiten. Innerhalb von<br />
nur 20 Jahren musste Marc Désarménien miterleben, wie<br />
die Senffelder nach und nach verschwanden. Die Produktion<br />
war für die Bauern immer unrentabler geworden,<br />
denn die Senfhersteller zogen es inzwischen vor, die Körner<br />
aus dem Ausland, vorwiegend aus Kanada, zu importieren.<br />
Dort wurden sie billiger als in Frankreich verkauft.<br />
Parallel dazu ging die Zahl der Senfhersteller deutlich<br />
zurück. Im 19. Jahrhundert hatte es alleine in der Gegend<br />
um Dijon und Beaune noch rund 30 und in ganz Burgund<br />
knapp 200 solcher Betriebe gegeben. Bedingt durch Globalisierung<br />
und Unternehmenszusammenschlüsse gibt es<br />
heute in Dijon gerade einmal noch vier solcher Betriebe<br />
– die beiden weltweit tätigen Unternehmen Amora und<br />
Maille, die zum niederländisch-britischen Konzern Unilever<br />
gehören, sowie die deutschen Unternehmen Kühne<br />
und Reine de Dijon, die seit 1998 Eigentum von Devely<br />
Senf Feinkost sind – und gerade noch einen einzigen in<br />
Beaune, nämlich die Moutarderie Fallot.<br />
Angesichts dieser Situation hätte Marc Désarménien<br />
die Waffen strecken und wie so viele andere sein Familienunternehmen<br />
verkaufen können. Das Gegenteil war<br />
jedoch der Fall. Er krempelte die Ärmel hoch und beschloss,<br />
einen Senf nach Art seiner Vorfahren sowie mit<br />
Respekt und Passion zu produzieren. Wie er uns in einem<br />
Gespräch erläutert hat (siehe Interview), konnte der junge<br />
Unternehmer mit Unterstützung anderer Akteure vor Ort<br />
Landwirte überzeugen, in der Umgebung wieder Senfkörner<br />
anzubauen. Er war der Wegbereiter für das Label,<br />
das den « Senf aus Burgund » gegen Nachahmer schützen<br />
soll. 2009 wurde das entsprechende Gütezeichen endlich<br />
vergeben. Damit war das meiste geschafft.<br />
Aber das war nicht alles. Als « Kleiner unter Großen »<br />
hatte Marc Désarménien schon immer eine enge Beziehung<br />
zu seinen Kunden. Dadurch war er in der Lage, auf<br />
Marktveränderungen schnell zu reagieren. Der « kleine<br />
Senfhersteller » stellte fest, dass die Zeit, in der Quantität<br />
vor Qualität ging, irgendwann vorbei war. Heute<br />
macht sich der Konsument viel mehr Gedanken darüber,<br />
was er isst, er will wissen, wo die Produkte herkommen<br />
und bevorzugt, wenn es ihm möglich ist, die Qualität.<br />
In dieser Beziehung muss jeder anerkennen, dass der<br />
Senf von Fallot einzigartig, der Geschmack unverwechselbar<br />
ist. Es fällt sofort auf, dass dieser Senf viel intensiver<br />
als Konkurrenzprodukte schmeckt. Marc Désarménien<br />
wird nicht müde, den Grund dafür zu erläutern:<br />
Bei Fallot mahlt man die Senfkörner nach wie vor mit<br />
einem richtigen Mühlstein. Die Körner werden nicht erst<br />
erhitzt, um das Zermahlen mit modernen Maschinen zu<br />
vereinfachen, wie es andere Hersteller meist praktizieren.<br />
Das Ergebnis: Die Körner behalten ihren ausgeprägten<br />
Geschmack und ihre Aromen. Der Senf von Fallot ist<br />
vor allem auch deswegen einzigartig, weil er zu 100 %<br />
aus in Burgund angebauten Senfkörnern sowie aus dem<br />
ebenfalls hier produzierten Weißwein Bourgogne Aligoté<br />
besteht. Die Bezeichnung « aus Burgund » hat hier also<br />
ihre volle Berechtigung.<br />
Zuletzt zeichnet sich dieser Senf dadurch aus, dass<br />
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 83
ART DE VIVRE Gastromomie<br />
sich die Produktionsstätte mitten im Zentrum der Stadt<br />
Beaune befindet. Es ist ein industrieller Standort, wie<br />
man ihn heute nicht mehr bauen würde. Eine « Fabrik in<br />
einer überschaubaren Größe », die rund 20 Mitarbeiter<br />
beschäftigt. Marc Désarménien wollte den Betrieb zudem<br />
bewusst für Besucher öffnen und kreierte dafür ein<br />
ultramodernes und spannendes Konzept mit zwei Besichtigungsmöglichkeiten.<br />
Heute zieht der Betrieb immerhin<br />
50 000 Besucher pro Jahr an, die in mehreren Sprachen<br />
empfangen werden, auch in Deutsch.<br />
Es ist nicht schwer zu erraten, dass dieser Senf für seinen<br />
einzigartigen Geschmack, aber auch für das, was er darüber<br />
hinaus repräsentiert, unser absoluter Coup de cœur ist!<br />
Wenn Sie Gelegenheit haben, irgendwo auf ein Glas dieses<br />
Senfes zu stoßen (in Deutschland findet man in vorwiegend<br />
in Feinkostgeschäften oder in Restaurants), dann sollten<br />
sie ihn unbedingt kosten. Sie werden feststellen, dass er in<br />
seiner Art wirklich außergewöhnlich ist. Aber Vorsicht!<br />
Wenn man den Senf einmal probiert hat, dann kann man<br />
danach nur schwer wieder auf ihn verzichten …<br />
Interview: Marc Désarménien,<br />
Geschäftsführer der Moutarderie Fallot<br />
Marc Désarménien, man sollte meinen, dass der Ursprung der<br />
Initiative zur Rettung des Senfes in Dijon war. Letztendlich<br />
kam sie jedoch aus Beaune und noch dazu von einem « kleinen »<br />
Senfhersteller …<br />
Oh ja, ich kann gut nachvollziehen, dass dies Fragen<br />
aufwirft, vor allem aus dem Ausland betrachtet!<br />
Es ist fast nicht zu verstehen. Aber offen gestanden ist<br />
das nicht das einzige Paradox an dieser Geschichte. Ich<br />
persönlich habe mich vor allem schon immer über einen<br />
anderen Punkt gewundert: Es ist nachvollziehbar,<br />
dass man auf der ganzen Welt Senf herstellen kann.<br />
Dass es aber möglich ist, ihn selbst am anderen Ende<br />
der Welt « Dijonsenf » zu nennen, das war für mich<br />
zugegebenermaßen immer unverständlich. Aus diesem<br />
Grund haben wir Anfang der 90er-Jahre innerhalb der<br />
Branche damit begonnen, an diesem Thema zu arbeiten.<br />
Damals war es keine Frage von « großen » oder<br />
« kleinen » Senfherstellern. Der französische Nahrungsmittelkonzern,<br />
zu dem Amora und Maille damals<br />
gehörten, hat ebenfalls dabei mitgearbeitet. Uns wurde<br />
klar, dass man etwas unternehmen musste, dass die<br />
Region « ihren » Senf wieder zurückbekommt. Sowohl<br />
Dijon als auch Beaune …<br />
Dazu brauchte es einen langen<br />
Atem …<br />
Das kann man so sagen:<br />
Wir haben in den 90er-<br />
Jahren begonnen und erst<br />
seit 2009 ist « Moutarde de<br />
Bourgogne » als Indication<br />
Géographique Protégée (IGP)<br />
geschützt. Dadurch hat der Konsument nun die Gewissheit,<br />
dass dieser Senf in Burgund, mit Senfkörnern aus Burgund<br />
und dem Weißwein Bourgogne Aligoté hergestellt wurde.<br />
Warum ein Label « Moutarde de Bourgogne » und nicht « Moutarde<br />
de Dijon »?<br />
Weil es zu spät war, den Begriff « Moutarde de Dijon »<br />
zu schützen. Die Bezeichnung ist in der ganzen Welt dermaßen<br />
verbreitet und umfasst derart viele Produkte mit den<br />
unterschiedlichsten Rezepturen, dass es illusorisch gewesen<br />
wäre, sie mit einer IGP schützen zu wollen. Mit « Moutarde<br />
de Bourgogne » haben wir dagegen einen wirksamen<br />
Schutz. Dahinter steht auch insofern ein Sinn, als dass dies<br />
die historische Bezeichnung für den Senf von hier war, bevor<br />
er « Dijonsenf » genannt wurde.<br />
84 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
Wie haben Sie die Landwirte davon überzeugt, erneut Senfkörner<br />
anzubauen?<br />
Die Landwirtschaftskammer hat uns sehr dabei unterstützt.<br />
Und die Zeiten waren damals günstig: Der<br />
mehrheitlich angebaute Raps war aufgrund des unablässig<br />
schwankenden Dollarkurses sehr veränderlichen Preisen<br />
unterworfen. Senfanbau trug zur Diversifizierung der<br />
Kulturen bei und garantierte stabilere Preise. Doch man<br />
musste Überzeugungsarbeit leisten, die Denkweisen verändern.<br />
Und man musste auch an die Gefühle appellieren:<br />
Es war eine Herausforderung, das Senfkorn, ein Produkt,<br />
das Generationen in dieser Region angebaut hatten, zurückerobern.<br />
Doch nach und nach fand die Idee Zustimmung<br />
und heute werden in der Umgebung circa 6000<br />
Hektar davon angepflanzt.<br />
Das ist noch relativ wenig …<br />
Das stimmt. Und im Übrigen deckt das den Bedarf<br />
bei Weitem nicht. Aber genau in diesem Punkt macht<br />
ein « kleiner Senfhersteller » wie Fallot den Unterschied.<br />
Wir haben einen Marktanteil von nur 4,5 % an der Senfherstellung<br />
in Frankreich. Im Vergleich zu unseren Konkurrenten<br />
in Dijon ist das nichts. Da wir jedoch besonders<br />
dafür gekämpft haben, das Senfkorn in der Region<br />
wieder zu etablieren, wird unser Senf ausnahmslos aus<br />
Körnern hergestellt, die in Burgund angebaut werden.<br />
Wir sind die Einzigen, bei denen dies mengenmäßig<br />
möglich ist. Maille, Amora und die anderen Großunternehmen<br />
importieren noch immer den Großteil ihrer<br />
Körner aus dem Ausland, vorwiegend aus Kanada. Darin<br />
besteht der Unterschied, und darin liegt unsere Stärke.<br />
Für Sie ist das aber auch ein gewagtes Spiel …<br />
Ja, denn wir sind von einer zwar lokalen, aber auch<br />
begrenzten Produktion abhängig. Das bringt Einschränkungen<br />
mit sich. In diesem Jahr hatten wir beispielsweise<br />
ein schlechtes Frühjahr. Die Senfkörner bekamen nicht<br />
genug Sonne und wurden zudem von Insekten befallen.<br />
Darüber hinaus war der Sommer sehr trocken, sodass die<br />
Erträge niedrig sind. Wir wissen jedoch, dass wir durchhalten<br />
müssen. Wir haben zwar nicht dieselben Finanzmittel<br />
wie ein Konzern wie Unilever, doch im Rahmen<br />
unserer Möglichkeiten investieren wir ebenfalls in die<br />
Forschung, denn wir sind überzeugt, dass man sich auch<br />
auf lokaler Ebene Gedanken über die Klimaerwärmung<br />
machen und Körner finden muss, die sich anpassen können.<br />
Dabei ist unser Wissen über diese Gegend und ihre<br />
Geschichte ein echter Vorteil.<br />
Ist das die Revanche des kleinen Senfherstellers?<br />
Ich weiß nicht, ob es eine Revanche ist. Ich weiß im<br />
Grunde genommen gar nicht, ob wir wirklich Konkurrenten<br />
sind. Wir stellen absolut unterschiedliche Produkte<br />
her. Objektiv gesehen, hat unser Senf überhaupt nichts<br />
mit einem industriell hergestellten Senf zu tun. Das ist<br />
umso besser, denn die Konsumenten von heute sind viel<br />
aufmerksamer. Ich glaube sogar, der Wunsch, « gut zu<br />
essen » ist ein internationales Phänomen. Wenn ich zu<br />
Beginn meiner Berufstätigkeit mit meinen Senfgläsern<br />
auf einer Messe im Ausland war und erklärte, was die<br />
Qualität des Produktes ausmacht, dann wollten meine<br />
Gesprächspartner davon gar nichts wissen. Das Einzige,<br />
was sie interessierte, war der Preis. Heute ist das ganz<br />
anders. Qualität, der Respekt gegenüber einem Produkt<br />
und gegenüber der Umwelt, in der es produziert wird, sind<br />
wichtige Faktoren geworden. Ich glaube, dass genau das<br />
uns kleinen Produzenten die Möglichkeit verschafft, eines<br />
Tages in der ersten Reihe zu stehen. Das ist angesichts<br />
der Riesenunternehmen gewiss nicht einfach. Aber wir<br />
glauben daran. Das ist unsere Herausforderung gegenüber<br />
diesen Großkonzernen.<br />
Marc Désarménien, vielen Dank für das Gespräch.<br />
Moutarderie Edmond Fallot<br />
Historische<br />
Produktionsstätte und<br />
Boutique-Atelier:<br />
31, rue du Faubourg<br />
Bretonnière<br />
21200 Beaune<br />
Telefon:<br />
+33 (0)3 80 22 10 02<br />
www.fallot.com<br />
Zwei Besichtigungsmöglichkeiten:<br />
Découverte: Besichtigung<br />
eines modern gestalteten<br />
Museumsbereichs zur<br />
Geschichte und Tradition<br />
der Senfherstellung<br />
mit einer sehr leckeren<br />
Senfverkostung.<br />
Sensations fortes: Konkreter Blick hinter die Kulissen der Produktion, von<br />
der Lagerung der Senfkörner im Lagersilo bis zum Verpacken des fertigen<br />
Produktes. Hinweis: Die « senfhaltige » Luft bei dieser Besichtigung kann<br />
bei empfindlichen Menschen dazu führen, dass die Augen tränen. Dies ist<br />
nicht sehr schlimm, man sollte jedoch ein Taschentuch griffbereit haben.<br />
Weitere Informationen und Reservierung für beide Besichtigungen per<br />
Telefon oder auf der Website.<br />
Preis pro Besichtigung: 10 €, ermäßigt 8 €.<br />
Boutique-Atelier:<br />
Rue de la Chouette<br />
21000 Dijon<br />
Telefon: +33 (0)9 54 04 12 62<br />
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 85
RESTEXEMPLARE<br />
RESTEXEMPLARE<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 26<br />
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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 48<br />
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Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge oder<br />
Anregungen? Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />
Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de<br />
Per Brief: Frankreich erleben – Leserbriefe · Ajc Presse · 57, rue Chantecrit ·<br />
33300 Bordeaux · Frankreich<br />
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 69 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 70 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 71
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Reisethemen,<br />
nach Regionen geordnet:<br />
8<br />
9<br />
7<br />
12<br />
6<br />
11<br />
Landesweite Themen<br />
1 2<br />
3<br />
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5<br />
14<br />
16<br />
4<br />
15<br />
17<br />
18<br />
Die schönsten Küstenwege 67<br />
Fahrradrouten – Die schönsten Strecken entlang der Küsten 59<br />
Weihnachtsmärkte – Wo geht es noch authentisch zu? 57<br />
Winterurlaub – Romantische Skistationen anstatt<br />
57<br />
Bettenburgen<br />
Künstlerdörfer – 10 Künstlerdörfer zum Verlieben 54<br />
Kultur – Museumseröffnungen wie am Fließband 54<br />
Brücken – Frankreichs bemerkenswerteste Brücken 53<br />
Dörfer – Frankreichs spektakulärste Dörfer 50<br />
Traumstraßen – Frankreichs spektakulärste Traumstraßen 48<br />
Wellness in den Bergen – Nach dem Sport die Erholung 43<br />
10 Ideen… – …für Ferien am Meer 40<br />
Naturwunder – Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />
1 Paris <strong>Nr</strong>.<br />
Coup de cœur – Die Straßenbuchhändler an den Seine-Quais 65<br />
in Paris<br />
Saint-Germain-des-Prés: Mehr als ein Viertel, die Seele 60<br />
von Paris?<br />
Le Train Bleu – Ist das legendäre Restaurant noch immer 58<br />
einen Besuch wert ?<br />
Musée d‘Histoire de la Médecine – ein ungewöhnliches 57<br />
Museum im Herzen der Hauptstadt<br />
Pariser Rathaus – Ein Palast für die Hauptstädter 53<br />
Louvre – Wie Mona Lisa & Co. den Krieg überlebten 50<br />
Oscar Niemeyer – Mit Frankreich auf Du und Du 48<br />
Monnaie de Paris – MétaLmorphoses, die Geburt eines 48<br />
neuen Stadtteils<br />
Monnaie de Paris – Eine Fabrik hinter königlicher Fassade 46<br />
Paris mit Kindern – Tipps für einen Städtebesuch mit dem 42<br />
Nachwuchs<br />
Le Bon Marché – Eine Pariser Institution feiert ihren 160. 41<br />
Geburtstag<br />
Hôtel des Invalides – Ein kleines Militär-Versailles mitten 38<br />
in Paris<br />
Avenue des Champs-Elysées – Wie steht es um den Glanz 36<br />
des Prachtboulevards?<br />
Butte-aux-Cailles – Aus der Mitte entsprang ein Fluss 31<br />
Serie: Restaurants und Brasserien der französischen 31<br />
Hauptstadt (6): Designrestaurants<br />
Serie: Restaurants und Brasserien der französischen 26<br />
Hauptstadt (1) – Die Restaurants der Stars<br />
Canal Saint-Martin – Das Geheimnis rosafarbener Schuhe 26<br />
Hotels<br />
Le Narcisse Blanc – Paris 62<br />
La Belle Juliette – Paris 54<br />
Hotel Lutetia – Paris 32<br />
The Five Hotel – Paris 26<br />
2 Pariser Umland <strong>Nr</strong>.<br />
Ecouen – Ein Museum für die Renaissance 50<br />
Saint-Denis – Ruhestätte der Könige 33<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
3 Norden & Champagne <strong>Nr</strong>.<br />
Hauts-de-France – Familistère de Guise,von «Versailles für 64<br />
Arbeiter» zum bewohnten Museum<br />
Baie de Somme – Eine beeindruckende Reise (Teil 2): 63<br />
Le parc du Marquenterre<br />
Baie de Somme – Eine beeindruckende Reise (Teil 1): die 62<br />
Abbaye de Saint-Riquier<br />
Nordfrankreich – Auf den Spuren eines großen französischen 59<br />
Architekten<br />
Marais Audomarois – Ein Sumpfgebiet für Kenner 58<br />
Lille – Die unterschätzte Metropole 54<br />
Calais – Eine Stadt mit Spitze 48<br />
Musée Matisse – Kunstgenuss auf dem platten Land 47<br />
Pays de Condé – Eine Bergbaugegend erfindet sich neu 43<br />
Maison de Robert Schuman – Zu Besuch bei einem der Väter 42<br />
des vereinten Europas<br />
Marne – In der Heimat des Champagners 40<br />
10 Ideen… für Nord-Pas-de-Calais 38<br />
Arras & Douai – Riesen für den Kleinen 36<br />
Jardin Mosaic – Ein Spaziergang wird zur Reise 33<br />
Hotels<br />
Le Domaine de la Chartreuse – Gosnay 57<br />
Pasino – Saint-Amand-les-Eaux 43<br />
4 Elsass & Lothringen <strong>Nr</strong>.<br />
Meuse – Wandern mal anders – Die Begegnung von 70<br />
zeitgenössischer Kunst und ländlichem Raum<br />
Elsass – Kaysersberg,eines der Lieblingsdörfer der Franzosen 69<br />
Vogesen – Eine Fotoausstellung unter freiem Himmel im 68<br />
Herzen der Vogesen<br />
Grand-Est – Mondial Air Ballons, der poetische Aufstieg von 65<br />
456 Heißluftballons<br />
Grand-Est – Graufthal,das Elsass zur Zeit der Streichhölzer 64<br />
Kirrwiller – 520 Einwohner und die drittgrößte Music Hall 62<br />
Frankreichs<br />
Weihnachtskugeln aus Meisenthal – nicht nur Kugeln, 61<br />
sondern Objekte voller Sinn<br />
Château de Lunéville – Wie Phoenix aus der Asche 52<br />
Abbaye de Murbach – Es steht ein Kloster im Walde 47<br />
Musée Lalique – Eine Hommage an die Glasmacherkunst 43<br />
Genuss – Die AOC des Elsass 42<br />
10 Ideen… für ein Wochenende im Elsass 41<br />
Haut-Koenigsbourg – Ein wahrhaft deutsch-französisches 40<br />
Kulturerbe<br />
Bitche – Das zweite Leben einer Zitadelle 38<br />
Neufchef & Aumetz – Das stolze Erbe der lothringischen 36<br />
Kumpel<br />
Hotels<br />
Le Chambard – Kaysersberg<br />
Grand Hôtel & Spa Gérardmer – Gérardmer 68<br />
La Cheneaudière – Colroy-la-Roche 61<br />
La Clairière Bio- & Spa-Hotel – La Petite-Pierre 38<br />
5 Burgund & Jura <strong>Nr</strong>.<br />
Morvan – Eine Geschichte von Ammen und Pflegekindern 71<br />
Jura – Weihnachten im Jura: vom Rosenkranz zum<br />
69<br />
Spielzeugland<br />
Haute-Saône – Notre-Dame-du-Haut in Ronchamp: 69<br />
eine Rechenaufgabe für Le Corbusier<br />
Ostfrankreich – Vorreiter bei der Abschaffung der Sklaverei 68<br />
Jura – Salins-les-Bains: Salz, das weiße Gold prägt eine 67<br />
ganze Region<br />
Saône-et-Loire – Tournus, ein Zwischenstopp für Neugierige 66<br />
auf dem Weg in den Süden<br />
Côte d’Or – Vill’Art, das zweite Leben eines Steinbruchs 66<br />
Belfort – Die wiederentdeckte Genialität eines Künstlers 64<br />
Bourgogne-Franche-Comté – Alésia, Auf den Spuren der 63<br />
Gallier<br />
Route des Grands Crus – Die Champs-Elysées von Burgund 61<br />
Montbéliard – 30 Jahre Lumières de Noël 61<br />
Dijon – Mehr als nur Senf 53<br />
Genuss – Die AOC der Franche-Comté 47<br />
Genuss – Die AOC Burgunds 48<br />
Maison de Louis Pasteur – Ein Dorf im Fokus der<br />
43<br />
Wissenschaft<br />
Hospices de Beaune – Ein Krankenhaus mit Weinbergen 41<br />
Lac de Pannecière – Spaziergang durch die Ruinen eines 41<br />
untergegangenen Dorfes<br />
Montbéliard – Die Farben einer Stadt 41<br />
Peugeot-Museum – Mehr als ein Automobilmuseum 39<br />
Wein – Saint-Véran aus Burgund 35<br />
Belfort – Charaktervolle Kleinstadt mit bewegter Geschichte 26<br />
Hotels<br />
Relais Bernard Loiseau – Seaulieu 71<br />
6 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />
Pays de la Loire – Die schöne Geschichte des größten 70<br />
japanischen Gartens Europas<br />
Loire-Tal – Eine faszinierende Reise ins Land der Troglodyten 68<br />
Mayenne – Mit dem Hausboot auf der Mayenne 66<br />
Chédigny – ein Dorf wird zum Garten 65<br />
La grange de Meslay: Von der Holzkathedrale zum<br />
60<br />
Musiktempel<br />
Tours – Frischer Wind im Loiretal 59<br />
Chambord – Mehr als nur ein beeindruckendes Schloss 58<br />
Cheverny – Das Schloss von Tim und Struppi 43<br />
Ballonfahrt übers Loire-Tal – Bitte zeichne mir ein Schloss 38<br />
Blois – Ein Schloss der Geheimnisse und Intrigen 36<br />
Le Mans – Unerwartet anders 33<br />
Hotels<br />
Troglododo – Azay-le-Rideau 31<br />
7 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />
Normandie – An Bord der Marité von Granville zu den 71<br />
Chausey-Inseln<br />
Le Havre – 500 Jahre, das will gefeiert werden ! 62<br />
Cherbourg – Dem Meer zugewandt 53<br />
Oscar Niemeyer – Mit Frankreich auf Du und Du 48<br />
Mont-Saint-Michel – Der Wunsch, eine Insel zu werden 48<br />
Genuss – Die AOC der Normandie 39<br />
10 Ideen… für die Normandie 37<br />
Mémorial Caen – Ein Museum für den Frieden 31<br />
Etretat – Kreidefelsen, Möwen, Belle-Epoque 26<br />
Hotels<br />
Domaine de la Corniche – Rolleboise 36<br />
8 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />
Belle-île-en-Mer – Unsere Coups de cœur für die größte 70<br />
bretonische Insel<br />
Finistère – Locronan, die bretonische Seele par excellence 66<br />
Côtes d’Armor – La Vallée des Saints, die bretonische 63<br />
Osterinsel<br />
Brest und Roscoff – Mehr als nur zwei Gärten 62<br />
Bretagne – Umfriedete Pfarrbezirke 61<br />
Ile d’Ouessant – Eine Insel voller Leben 58<br />
Montagnes Noires – Wo die Bretagne in die Höhe wächst 54<br />
Ploumanac’h – Die Magie der bretonischen Nordküste 48<br />
Vitré, Fougères, Combourg, Château des Rochers-Sévigné 47<br />
– Mittelalterliche Festungen und literarische Vermächtnisse<br />
Brest – Die unterschätzte Hafenstadt am Ende der Welt 41<br />
Genuss – Die AOC der Bretagne 40<br />
Abbaye de Daoulas – Kloster der Kultur und der Heilpflanzen 39<br />
Pointe du Raz – Das Ende der Welt 31<br />
Hotels<br />
Castel Clara – Port Goulphar, Belle-Île-en-Mer 70<br />
Château de Sable – Porspoder 58<br />
Castel Beau Site – Ploumanac’h 48<br />
9 Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />
Baskenland – Château d’Abbadia, eine Inspiration für den 71<br />
Wiederaufbau von Notre-Dame ?<br />
Atlantiküste – Ein Paradies für Naturismus 67<br />
Nouvelle-Aquitaine – Coup de cœur: Parc de Majolan 66<br />
Nouvelle-Aquitaine – Die Metamorphose von Bordeaux, 64<br />
Eine Zwischenbilanz<br />
Coup de cœur – Die Eiche im Taubenschlag von Pouzay 63<br />
Bordeaux 60<br />
Wein – Jurade de Saint-Emilion 47<br />
Bordeaux – Bordeaux 2.0 46<br />
Ile d’Oléron, Ile de Ré, Ile Madame, Ile d’Aix, Fort Boyard 46<br />
– Reif für die Insel(n)<br />
Wein – Ein asiatischer Winzer im Bordelais 46<br />
Cognac – Von betrunkenen Spinnen und verdächtig<br />
42<br />
schwarzen Fassaden<br />
Radfernweg – Velodyssey, immer am Atlantik entlang 41<br />
Klöster – Abteien, die sogar Kinder begeistern 40<br />
Marais Poitevin – Die grünen Kanäle des Marais Poitevin 38<br />
Likör – Angélique de Niort, Likor aus einer Heilpflanze 38<br />
Gironde – Wie Vauban eine Flussmündung abriegelte 36<br />
Saint-Emilion – Ein Besuch mit Freunden 26<br />
Hotels<br />
Hôtel de Sèze – Bordeaux 64<br />
Hôtel Napoléon – Ile d’Aix 46<br />
10 Auvergne & Limousin <strong>Nr</strong>.<br />
Corrèze – Das Gefühl, in der Inkastadt Machu Micchu zu sein 68
Nouvelle-Aquitaine – Les Pans de Travassac, eine<br />
63<br />
Spektakuläre Reise in das Land des Schiefers<br />
Genuss – Die AOC des Limousin 48<br />
Clermont-Ferrand – Aufbruch aus schwieriger Position 47<br />
Genuss – Die AOC der Auvergne 38<br />
Viaduc de Garabit – Der horizontale Eiffelturm im<br />
37<br />
Zentralmassiv<br />
Puy de Dôme – Die ewigen Reize erloschener Vulkane 26<br />
Hotels<br />
Domaine Saint Estève – Millau 53<br />
11 Périgord & Midi-Pyrénées <strong>Nr</strong>.<br />
Vallée de la Dordogne: Wo man « wie Gott in Frankreich 60<br />
lebt »<br />
Rodez – In der Heimat von Pierre Soulages 54<br />
Genuss – Die AOC von Midi-Pyrénées 50<br />
Tradition – Toulouse im Zeichen des Veilchens 47<br />
Airbus-Fabrik – Zu Besuch bei Airbus in Toulouse 46<br />
Gouffre de Padirac – Der Erdmitte ein Stückchen<br />
44<br />
näherkommen<br />
Pastell – Das blaue Gold 43<br />
Bastiden – Die neuen Städte des Mittelalters 42<br />
Genuss – Diskrete Früchtchen, Backpflaumen aus Agen 33<br />
Hotels<br />
Chateau de la Treyne – Lacave, Vallée de la Dordogne 60<br />
Grand Hôtel Le Turenne – Beaulieu-sur-Dordogne 47<br />
Le Grand Balcon – Toulouse 42<br />
12 Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />
Le Train Jaune – Ein Zug als Wahrzeichen 45<br />
13 Languedoc-Roussillon <strong>Nr</strong>.<br />
Aude – Die große Höhle von Cabrespine, ein unterirdisches 65<br />
Abenteuer<br />
Occitanie – Assignan,Das unglaubliche Schicksal eines 64<br />
französischen Dorfes<br />
Sigean: das Reservat der glücklichen Tiere 60<br />
Languedoc-Roussillon – Überraschende Mittelmeerregion 59<br />
Carcassonne – Imponierende Festungsstadt des Mittelalters 57<br />
Côte Vermeille – Paulilles, wenn die Hölle zum Paradies 57<br />
wird<br />
La Grande-Motte – Retrochic am Mittelmeer 50<br />
Sète – Authentisch und definitiv südländisch 48<br />
Saint-Guilhem-le-Désert – Wenn ein Krieger zum<br />
47<br />
Klosterbruder wird<br />
Stadtentwicklung – Montpellier, ein Synonym für Dynamik 47<br />
Pont du Gard – Altes Aquädukt erfrischend jung 41<br />
Wein – AOC Fitou, Qualitätsgarant aus dem Süden 33<br />
14 Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />
Lyon – Rendezvous in der Rue du Premier-Film 64<br />
Drôme – Wandern auf den Spuren der Hugenotten 62<br />
Lyon – Die Metamorphose eines Arbeiterviertels in ein 61<br />
Freilichtmuseum<br />
Lyon – Eine Stadt gewinnt ihre Flussufer zurück 59<br />
Lyon-Confluence – 24 Stunden im Neubauviertel 48<br />
Montélimar & Umgebung – Eine Reise zwischen gestern 46<br />
und morgen<br />
Tradition – Guignol, kleine Helden aus Lyon 43<br />
Drôme-Tal – Ein Geheimtipp zwischen Provence und Alpen 42<br />
Wein – Clairette de Die 42<br />
Genuss – Die AOC von Rhône-Alpes 41<br />
Grignan – Im Land der schönen Briefe: eine Reise nach 40<br />
Grignan<br />
Wein – Lirac, das « mediterranste » Weinanbaugebiet im 40<br />
Rhône-Tal<br />
Jardin Zen d’Erik Borja – Auf der Suche nach dem<br />
39<br />
verlorenen Garten<br />
Gastronomie – Michel Chabran, der Luxus der Simplizität 39<br />
Genuss – L’O Provençale: Olivenöl aus Nyons 36<br />
Palais Idéal du Facteur Cheval – Die Kraft eines Traumes 33<br />
Hotels<br />
Manoir de la Roseraie – Grignan 40<br />
15 Alpen <strong>Nr</strong>.<br />
Auvergne-Rhône-Alpes: Evian: das Gedächtnis des Wassers 71<br />
Chambéry – Die alte Hauptstadt Savoyens 50<br />
Montblanc – Alpine Winterfreuden 31<br />
Hotels<br />
Petit Hôtel Confidentiel – Chambéry 50<br />
16 Provence <strong>Nr</strong>.<br />
Provence – Coup de cœur: le Moulin de Daudet, Fontvieille 71<br />
Marseille – Eine fast hundertjährige Liebeserklärung ist noch 70<br />
immer atuell<br />
Camargue – Tanzende Flamingos in der Camargue 69<br />
Provence – Lavendel: eine überraschende deutschfranzösische<br />
67<br />
Geschichte.<br />
Provence – Mit Giono auf dem Berg der Schäfer 67<br />
Alpes-de-Haute-Provence – Salagon, ein einzigartiger Ort, 66<br />
um die Hochprovence zu verstehen<br />
Fontaine-de-Vaucluse – Die berühmteste Quelle Frankreichs 58<br />
Arles – Römische Pracht und prachtvolle Kunstvorlage 53<br />
Umwelt – Lavendel der Provence in Gefahr 46<br />
Orange – Eine Stadt spielt Theater 42<br />
10 Ideen… für die Provence 39<br />
Saint-Rémy-de-Provence – Die provenzalische Idylle von 33<br />
Saint-Rémy<br />
Avignon – Ein Tag in der Stadt der Päpste 31<br />
Mont Ventoux – Ein Berg und sein Mythos 26<br />
Hotels<br />
B Design & Spa – Le Paradou 39<br />
Attrap’Rêves – Allauch 33<br />
17 Côte d’Azur <strong>Nr</strong>.<br />
Provence-Alpes-Côte-d’Azur – Géoparc de Haute-Provence, 65<br />
eine erstaunliche Reise in die Vergangenheit der Erde<br />
Hyères – eine authentische Ecke am Mittelmeer 63<br />
Antibes – Die Überraschung an der französischen Riviera 54<br />
Monaco – Internationales Zirkusfestival von Monte Carlo 53<br />
Gonfaron – Ein Eldorado für Schildkröten 50<br />
Monaco – Die unglaubliche Saga eines kleines Fürstentums 47<br />
Bormes-les-Mimosas – Wo Blumen wie Königinnen verehrt 39<br />
werden<br />
Ile de Port-Cros – Kleine Trauminsel im Mittelmeer 38<br />
Domaine du Rayol – Die Geschichte eines ungewöhnlichen 36<br />
Parks<br />
Nizza – Frühlingsgefühle einer Diva 32<br />
Hotels<br />
La Bonne Etape – Château-Arnoux-Saint-Auban 65<br />
Clarion Grand Hôtel Aston – Nizza 41<br />
Château de la Messardière – Saint-Tropez 35<br />
18 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />
Genuss – Die AOC Korsikas 43<br />
Überseegebiete (DOM/TOM)<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Französisch-Guayana – Natur, Geschichte, Raumfahrt 37<br />
Martinique – Entdeckungen in einer Postkartenidylle 31<br />
Ti’Punch & Planteur – Der Charme der Antillen in zwei 31<br />
Cocktails<br />
Hotels<br />
Weitere Themen<br />
Chantals Rezepte<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Appetitanreger<br />
Gratin de légumes du jardin 47<br />
Suppen<br />
Soupe à l’oignon gratinée 48<br />
Gaspacho de tomates et fraises 46<br />
Gaspacho de tomate 40<br />
Velouté de laitue 38<br />
Salate<br />
Spinatsalat mit harten Eiern und knusprigen Hähnchenflügeln 66<br />
Quiches & Tartes<br />
Tourte Printanière aux champignons de Paris 70<br />
Tarte d’automne aux champignons et à la farine de<br />
60<br />
châtaignes<br />
Quiche Lorraine 33<br />
Gratins, Aufläufe & Toasts<br />
Camembert rôti au four 57<br />
Croque Monsieur & Croque Madame 54<br />
Parmentier de canard 31<br />
Fleischgerichte<br />
Poulet fermier basse température à l’ail 62<br />
Rôti de porc aux pruneaux 59<br />
Coq au vin 43<br />
Epaule d’agneau rôtie au four 26<br />
Fischgerichte<br />
Encornets à la Sétoise 69<br />
Blanquette de saumon 65<br />
Millefeuille de crabe au saumon fumé 63<br />
Sole meunière 61<br />
Fondues und Saucen<br />
Die echte hausgemachte Mayonnaise 68<br />
Desserts<br />
Le Gâteau basque 71<br />
Le Far Breton 64<br />
Profiteroles au chocolat chaud 58<br />
Poires safranées et ses tuiles à l’orange 42<br />
Crème brûlée à la fleur d’oranger 39<br />
Gebäck<br />
La Tarte Bourdaloue 67<br />
Les petits sablés de Noël 53<br />
Le Paris-Brest 50<br />
Cannelés 41<br />
Getränke<br />
Liqueur d’estragon 36<br />
Weine & Alkoholika<br />
Spirituosen – Roderich Dühr, ein Deutscher, der Cognac im 65<br />
Blut hat<br />
Wein/Portrait – Glucklich wie Sabine und Jörg in Frankreich 64<br />
Wein – Crémant, ein kleiner Schaumwein mausert sich 63<br />
Wein – Der elsässische Winzer Jean-Paul Schmitt ist seinen 61<br />
Reben näher denn je<br />
Alkoholische Getränke – Frankreich, das neue Eldorado für 60<br />
Bierliebhaber<br />
Wein – Der neue Trend beim Aperitif à la française 59<br />
Wein – Warum wird Wein nicht grundsätzlich im Holzfass 58<br />
gelagert?<br />
Champagner – Was Sie schon immer über Champagner 57<br />
wissen wollten<br />
Produktpiraterie – Wenn Weinflaschen gefälscht sind 54<br />
Weltkulturerbe – Frankreichs Winzer greifen zum Welterbetitel:<br />
53<br />
Les coteaux, maisons et caves de Champagne (Teil 2)<br />
Châteauneuf-du-Pape – Ein Wein mit päpstlicher Aura 50<br />
Weinfarbe – Eine kleine Weinfarbenkunde 48<br />
Jurade de Saint-Emilion – Mehr als Folklore: eine Tradition, 47<br />
die lebt!<br />
Peter Kwok – Ein asiatischer Winzer im Bordelais 46<br />
Picon – « Un Picon-Bière, s’il vous plaît » 43<br />
Cognac – Von betrunkenen Spinnen und verdächtig<br />
42<br />
schwarzen Fassaden<br />
Clairette de Die – Der Schaumwein für glückliche Menschen 42<br />
Lagerung – Tipps zum Aufbewahren von Wein 41<br />
Bier – Schattendasein oder Geheimtipp? 40<br />
Lirac – Das « mediterranste » Weinanbaugebiet im Rhône-Tal 40<br />
Wein & Gesundheit – Vive le vin! Vive la santé! 39<br />
Angélique de Niort – Likor aus einer Heilpflanze 38<br />
Cognac – Eine ungewöhnliche Erfolgsgeschichte 36<br />
AOC Fitou – Qualitätsgarant aus dem Süden 33<br />
Ti’Punch & Planteur – Der Charme der Antillen in zwei 31<br />
Cocktails<br />
Loire – Biologisch-dynamischer Weinanbau an der Loire 26<br />
Genuss<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Gastronomie – Champignons: Jacky Roulleau, der Gärtner 70<br />
der Nacht<br />
Genuss – Bouchot-Muscheln: der Rolls-Royce unter den 69<br />
französischen Muscheln<br />
Gastronomie – Das beste aller Baguettes 66<br />
Gastronomie – Kaviar von der französischen Atlantikküste, 65<br />
der neue Star<br />
Gilles Choukroun – Ein Sternekoch, der die Pariser an den 62<br />
Flughafen zieht<br />
Gastronomie – Wenn ein junger Koch einen Michelin-Stern 61<br />
erhält<br />
Spitzengastronomie – Fabian Feldmann, ein deutscher 53<br />
Sternekoch im Land der Feinschmecker<br />
Produkte – Orangina 53<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC von Midi-Pyrénées 50<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC Aquitaniens 49<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC des Limousin 48<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Franche-Comté 47<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC Burgunds 46<br />
Trüffel – Schwarze Diamanten 44<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC Korsikas 43<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC des Elsass 42<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC von Rhône-Alpes 41<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Bretagne 40<br />
Gastronomie – Michel Chabran, der Luxus der Simplizität 39<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Normandie 39<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Auvergne 38<br />
L’O Provençale – Olivenöl aus Nyons 36<br />
Backpflaumen aus Agen – Diskrete Früchtchen 33<br />
Ti’Punch & Planteur – Der Charme der Antillen in zwei 31<br />
Cocktails<br />
Politik & Wirtschaft<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Politik – Sind die Regionen das Erfolgsrezept für den 70<br />
Tourismus ?<br />
Wirtschaft – Frankreich-Deutschland: der Krieg der<br />
69<br />
Gummibärchen ist erklärt!<br />
Initiative – Die deutsch-französische Freundschaft: welch 65<br />
eine Energie!<br />
Politik – Präsidentschaftswahlen 2017, Präsidiale Orte 63<br />
Wirtschaft – Atomkraft in Frankreich: der Niedergang eines 59<br />
Systems, das sich zu sicher fühlte<br />
Regionen – Auf der Suche nach neuen Namen 54<br />
Kindergeld – Ist eine Reform überhaupt möglich? 53<br />
Pestizide – Marie-Lys Bibeyran, eine Frau kämpft gegen 53<br />
Pestizide<br />
Landesstruktur – Reform der Regionen und Departements 50<br />
Verkehrspolitik – Die Wiederentdeckung der Langsamkeit 47<br />
Monnaie de Paris – Pessac, hinter den Kulissen der Euro- 47<br />
Münzprägung<br />
<strong>Nr</strong>.
Hochschulpolitik – Teaching in English? Oh mon Dieu! 46<br />
Umwelt – Lavendel der Provence in Gefahr 46<br />
Gregor Gysi – Der Linken-Politiker und Frankreich 43<br />
Machtverhältnisse – Alles nach links 41<br />
Medien – Die politische Ausrichtung französischer Medien 40<br />
Tourismus – Hauptsache außergewöhnlich 40<br />
Volksabstimmungen – Modethema im Wahlkampf 39<br />
Fünf Jahre Sarkozy – Zeit für eine Bilanz 38<br />
Umweltschutz – Kettensägenmassaker am Welterbe Canal 36<br />
du Midi<br />
Bistrosterben – Naht das Ende des Bistros? 33<br />
Reiseziele der Politiker – Plages de gauche, plages de 28<br />
droite, Urlaub in politischen Farben<br />
Gesellschaft & Alltag<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Geschichte – Heinz Stahlschmidt, der Deutsche, der den 71<br />
Hafen von Bordeaux rettete<br />
Gesellschaft – Demografie: mehr Franzosen, aber nicht 70<br />
überall …<br />
Gesellschaft – Der unglaubliche Streit im das Erbe von 69<br />
Saint-Exupéry<br />
Interview – Serie «Quand on aime la France» (2)<br />
69<br />
René Martin, der französische Steve Jobs der Musik<br />
Interview – Serie «Quand on aime la France»<br />
68<br />
Roger Diederen, Direktor der Kunsthalle München<br />
Ernährung – Vorsicht vor triploiden Austern! 67<br />
Gesellschaft – Le Mondial la Marseillaise à pétanque, der 63<br />
größte Boule-Wettkampf der Welt<br />
Geschichte – Tromelin, Die Insel der vergessenen Sklaven 63<br />
Yacine Aït Kaci – Der Vater von Elyx, des Botschafters der 62<br />
guten Laune<br />
David Ken – Der Fotograf, der das Glück fotografiert 62<br />
Verkehr – Paris: das Tauziehen um die Umwandlung des 61<br />
Seine-Ufers in eine Fußgängerzone geht weiter<br />
Geschichte: Die Johnnies, die Lieblingsfranzosen der 60<br />
Engländer<br />
Frauen und Männer, die sich für die deutsch-französische 60<br />
Freundschaft einsetzen: Barbara Barberon-Zimmermann,<br />
Mitbegründerin des deutsch-französischen Kulturfestivals<br />
arabesques<br />
Brexit: Wie denken Briten, die in Frankreich leben, darüber? 60<br />
Fußball – Euro 2016: 10 Stadien warten auf die Fussballfans 59<br />
Integration – die Schwächen des französischen Systems 58<br />
Erfolgsgeschichten aus Frankreich –<br />
58<br />
Denis Mollat, der Buchhändler 2.0<br />
Geschichte – 300. Todestag von Ludwig XIV. in Versailles: 57<br />
Begräbnisrituale leben länger als Könige<br />
Gesellschaft – Hinter den Kulissen des CROSS Corsen. 57<br />
Erinnerungskultur – Passen Gedenken und Tourismus 52<br />
zusammen?<br />
Fußball – Annike Krahn, eine deutsche Fußballerin in Paris 50<br />
Fußball-EM 2016 – Frankreich im Stadienbaurausch 48<br />
EU-Hauptstadtjahre: 2013 – Nantes und Marseille werden 43<br />
europäische Hauptstädte<br />
Winterschlussverkauf – Der andere Wintersport 43<br />
Michel Chevalet – Der Mann, der den Franzosen die 42<br />
Wissenschaft erklärt<br />
Kriminalität – Angst über der Stadt 42<br />
Bürgerbewegung – Libérez les menhirs 42<br />
Jean Viard – Der Mann, der Frankreich beobachtet 41<br />
Simone Hérault – Die Stimme Frankreichs 40<br />
Berühmtheiten – Die 100 bekanntesten Franzosen 39<br />
Frankreichbild – Frankreichs Image in der Welt 39<br />
Académie Française – Die Unsterblichen, die 40 Wächter der 39<br />
französischen Sprache<br />
Der Präfekt – Lebendes Symbol des Zentralismus 38<br />
Tourismus – Trends für den Winterurlaub 2011/12 36<br />
Gardienne – Félisa, Gardienne in Paris 36<br />
Ehrenlegion – Geht es noch um Verdienste? 33<br />
Mona Ozouf – Bretonin, Französin und Europäerin 31<br />
Winterspiele 2018 – Annecy träumt von Olympia 26<br />
Humor – Die Komiker mit dem großen G: Humor à la 26<br />
française<br />
Kunst & Kultur<br />
Nora Krug: Heimat, ein deutsches Familienalbum 71<br />
Kultur – Amüsante Geschichten rund um die französische 68<br />
Nationalhymne «La Marseillaise»<br />
Kultur – Festival de Piano de La Roque d’Anthéron 67<br />
Geschichte – Der Neandertaler: Unser Urahn erhält ein neues 67<br />
Image<br />
Portrait – Auf den Spuren von Jacques Prévert 64<br />
Sprache – Aussprache, Kartografie eines Systems à la 64<br />
française<br />
Kultur – 1977-2017: Centre Pompidou, 40 Jahre und immer 61<br />
noch überraschend<br />
Musik: Das unglaubliche Vermächtnis von Maurice Ravel 60<br />
Neue Museen – Museumseröffnungen wie am Fließband 54<br />
Künstlerdörfer – 10 Künstlerdörfer zum Verlieben 54<br />
Musée Soulages Rodez – In der Heimat von Pierre Soulages 54<br />
Louvre – Wie Mona Lisa & Co. den Krieg überlebten 50<br />
Musée Matisse – Kunstgenuss auf dem platten Land 47<br />
Götz Alsmann – Götz Alsmann in Paris 46<br />
Museen – Frankreichs Museen auf der Überholspur 45<br />
ST-ART – Eine Kunstmesse zwischen den Welten 38<br />
Französisches Historisches Museum – Ein Projekt schlägt 31<br />
hohe Wellen<br />
Pariser Philharmonie – Wenn Politik von der Realität 31<br />
eingeholt wird<br />
Fotostudio Harcourt – Un certain regard 26<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Lebensart<br />
Produkte – Les Herbes de Provence 71<br />
Produkte – Das Gemüsepassiergerät aus Edelstahl namens 70<br />
Moulinex<br />
Produkte – Le Livre de Poche: eine kulturelle Revolution 69<br />
Produkte – Châteldon: der Champagner unter den<br />
68<br />
französischen Mineralwässern<br />
Produkte – Revolution in Sachen Aperitif! 67<br />
Produkte – Les boules Quies 66<br />
Produkte – Die Zitronenpresse aus Glas von Luminarc 65<br />
Produkte – La Pléiade 64<br />
Produkte – Das Salz La Baleine 63<br />
Produkte – Das Papier d’Arménie 62<br />
Produkte – Der gelbe Briefkasten der Post 61<br />
Produkte – Der Bistrostuhl « Drucker »: zeitlos und pariserisch 60<br />
Produkte – Bol à prénom 59<br />
Produkte – Eau de Javel 58<br />
Produkte – Sophie la girafe 57<br />
Spiele – Ein Puzzle als Unikat 54<br />
Produkte – Duralex-Gläser 53<br />
Tradition – Toulouse im Zeichen des Veilchens 47<br />
Guignol – Kleine Helden aus Lyon 43<br />
Le Bon Marché – Eine Pariser Institution feiert ihren 160. 41<br />
Geburtstag<br />
Bunte Töpfe – Keramik aus Vallauris 28<br />
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Ausgabe<br />
<strong>Nr</strong>. 26<br />
<strong>Nr</strong>. 31<br />
<strong>Nr</strong>. 36<br />
<strong>Nr</strong>. 37<br />
<strong>Nr</strong>. 38<br />
<strong>Nr</strong>. 39<br />
<strong>Nr</strong>. 40<br />
<strong>Nr</strong>. 41<br />
<strong>Nr</strong>. 42<br />
<strong>Nr</strong>. 43<br />
<strong>Nr</strong>. 46<br />
<strong>Nr</strong>. 47<br />
<strong>Nr</strong>. 48<br />
<strong>Nr</strong>. 49<br />
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wird mir gesondert mitgeteilt.<br />
Datum, Unterschrift<br />
Diese Bestellung kann innerhalb von 14 Tagen beim Aboservice<br />
schriftlich ohne Angabe von Gründen widerrufen werden.
ART DE VIVRE Chantals Rezept<br />
Sie haben in dieser Ausgabe vielleicht gelesen, dass ich<br />
aus Burgund stamme und die Redaktion begleitet habe,<br />
um den herausragenden japanischen Küchenchef von<br />
Château de Courban, Takashi Kinoshita, zu treffen<br />
und in Beaune zu sehen, wie mein bevorzugter Senf<br />
produziert wird. Aus diesem Grund will ich Ihnen auch<br />
eines meiner Lieblingsrezepte nicht vorenthalten, für<br />
das ich den aromatischen Moutarde Fallot verwende.<br />
Kabeljaurücken<br />
mit Senfsauce<br />
Für 2 bis 3 Personen<br />
Zubereitung: ca. 10 Minuten<br />
Kochzeit: 8-10 Minuten<br />
90 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
Zutaten:<br />
500 g Kabeljaurücken ohne Haut<br />
2 EL grober Senf<br />
15 g Butter<br />
1 TL Öl<br />
25 cl Crème fraîche<br />
1 Schalotte<br />
6 cl trockener Weißwein<br />
(optional)<br />
Salz und Pfeffer nach Bedarf<br />
Zubereitung:<br />
•<br />
Kabeljaurücken im Dampfgartopf<br />
etwa 10 Min. garen. Die Garzeit<br />
hängt von der Dicke des Fisches<br />
ab. Das Fleisch muss nach dem<br />
Garen glänzend aussehen.<br />
• Alternative Zubereitung: Jede<br />
Seite 2 bis 3 Minuten in der Pfanne<br />
und dann 8 Min. im auf 180° C<br />
vorgeheizten Backofen garen.<br />
• In der Zwischenzeit Schalotte schälen<br />
und in dünne Scheiben schneiden.<br />
Butter und Öl in einem Topf<br />
erhitzen und die Schalottenscheiben<br />
bei geringer Hitze dünsten, sodass<br />
diese nicht braun werden.<br />
• Weißwein dazugeben und 3<br />
Minuten einkochen lassen.<br />
Auf den Weißwein kann<br />
auch verzichtet werden.<br />
• Anschließend Crème fraîche und<br />
Senf mit einem Holzlöffel einrühren<br />
und 3 bis 4 Min. köcheln lassen.<br />
• Sauce abschmecken und gegebenenfalls<br />
mit Salz und Pfeffer<br />
würzen. Ich persönlich gebe<br />
nichts mehr hinzu, da der Senf<br />
meiner Meinung nach der Sauce<br />
die optimale Würze verleiht.<br />
• Als Beilage zu diesem Bericht<br />
bevorzuge ich farbiges Gemüse<br />
(gelbe, grüne und rote Paprika,<br />
Zucchini und Auberginen), das ich<br />
in kleine Würfel schneide und in<br />
der Pfanne oder einem Wok dünste.<br />
• Kabeljau und Gemüse auf Tellern<br />
anrichten. Großzügig Sauce darüber<br />
geben und genießen.<br />
Bon appétit!<br />
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 91
ART DE VIVRE Produkte<br />
Serie: Typisch französische Produkte (22)<br />
Cacolac:<br />
ein bekanntes Getränk aus Bordeaux<br />
Bordeaux ist nicht nur für seinen Wein bekannt.<br />
Viele wissen es zwar nicht, aber die<br />
Franzosen lieben noch ein weiteres Getränk,<br />
das aus dieser Stadt stammt: Cacolac. Diese<br />
antialkoholische Erfrischung, die aus Milch,<br />
Kakao und Zucker besteht und gut gekühlt<br />
getrunken wird, ist vor allem lokal ein richtiger<br />
Renner. Produziert wird Cacolac vor den<br />
Toren von Bordeaux, in Léognan (Gironde),<br />
inmitten der Reben der berühmten Appellation<br />
d’Origine Contrôlée (AOC) Pessac Léognan.<br />
Die Geschichte begann Ende der 40er-Jahre, als<br />
sich zwei milchproduzierende Familienbetriebe<br />
namens Lanneluc und Lauseig zusammenschlossen<br />
und die Milchgenossenschaft Bordeaux<br />
Lait gründeten. So kurz nach dem Krieg war Milch<br />
sehr gefragt, sodass es vielen dieser Genossenschaften<br />
in Frankreich gut ging. Auch das kleine Unternehmen<br />
wuchs langsam aber stetig. Anfang der 50er-Jahre<br />
brachte ein Ereignis die Dinge ins Rollen: Robert<br />
Lauseig, der Großonkel von Christian Maviel, dem<br />
heutigen Generaldirektor von Cacolac, kam von einer<br />
Reise in die Niederlande zurück, wo er etwas entdeckt<br />
hatte, das in Frankreich vollkommen unbekannt war:<br />
aromatisierte Milchgetränke. Er dachte darüber nach,<br />
ein solches Getränk zu entwickeln, das allerdings dem<br />
Geschmack der Franzosen entsprechen sollte.<br />
Das Rezept schien einfach zu sein: gute, frische<br />
Milch, hochwertiger Kakao, etwas Zucker. Viel einfacher<br />
und natürlicher ging es kaum, war aber, dem<br />
Anschein nach, nicht sehr innovativ. Um sich davon<br />
zu überzeugen, dass Cacolac dennoch mehr als nur<br />
ein simples Schokoladengetränk mit kalter Milch ist,<br />
muss man es trinken. Die genaue Rezeptur ist zwar<br />
ein streng gehütetes Geheimnis, doch offensichtlich<br />
ist alles eine Frage der Zubereitung, genauer gesagt<br />
der Sterilisierung. Während dieser präzise gesteuerten<br />
Prozesse karamellisiert der Zucker und die Zutaten<br />
verändern ihren Geschmack. Dies verleiht dem Getränk<br />
das in seiner Art einzigartige Aroma, weshalb<br />
es seit 1954 von den Terrassen der Cafés, aus Supermärkten<br />
und Getränkeautomaten nicht mehr wegzudenken<br />
ist.<br />
Dass Cacolac ab den 50er-Jahren in Frankreich<br />
schnell populär wurde, liegt nicht zuletzt an einer<br />
sehr erfolgreichen Marketingstrategie. Robert Lauseig<br />
war einer der Ersten, der von Anfang an auf<br />
Werbung setzte, einen Sektor, der damals noch in den<br />
Kinderschuhen steckte. Er setzte Lieferwagen in den<br />
Farben der Marke ein und verteilte im Rahmen der<br />
damals bereits sehr populären Tour de France Werbegeschenke<br />
und Warenmuster. Auf diese Weise stieg<br />
der Bekanntheitsgrad von Cacolac rapide an. Der Erfolg<br />
war so groß, dass dieses Produkt in die Hitliste<br />
der 50 beliebtesten Produkte der Franzosen einzog<br />
und diesen Status im Übrigen trotz der inzwischen<br />
beeindruckend großen Anzahl antialkoholischer Getränke<br />
bis heute verteidigen kann! Eine denkwürdige<br />
Leistung für das kleine Unternehmen in Léognan,<br />
das nach wie vor im Familienbesitz ist und mit etwas<br />
mehr als 30 Angestellten immerhin 16,5 Millionen<br />
Flaschen und Dosen pro Jahr verkauft.<br />
Lediglich zwischen 2011 und 2014 steckte das Unternehmen<br />
nach der Übernahme durch zwei Pariser<br />
Industrielle in einer Krise. Damals geriet es in ernste<br />
92 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
wirtschaftliche Schwierigkeiten und wäre<br />
beinahe dem Untergang geweiht gewesen,<br />
doch Bernard Maviel konnte es zusammen<br />
mit seinem Sohn Christian und zwei weiteren<br />
Unternehmern aus der Lebensmittelbranche<br />
zurückkaufen und dadurch retten.<br />
Heute geht es Cacolac gut, der Umsatz<br />
erhöhte sich von 8,9 Millionen Euro (2015)<br />
auf 11,3 Millionen Euro (2018), und die<br />
Erträge stiegen ebenfalls in einem sehr positiven<br />
Verhältnis. Der Schlüssel des Erfolgs<br />
liegt zum großen Teil in einer ausgeprägten<br />
Fähigkeit zur Weiterentwicklung und Innovation.<br />
Abgesehen davon, dass man den<br />
charakteristischen Geschmack bewahrt hat,<br />
der nach wie vor die Geschmackspapillen<br />
der Franzosen zum Vibrieren bringt, gibt<br />
es inzwischen Sorten wie Cacolac Vanille,<br />
Bio, Café, Praliné-Noisette und Karamell.<br />
Das Sortiment bleibt den Werten des Originals<br />
treu, erfüllt jedoch gleichzeitig die<br />
Erwartungen der Konsumenten von heute.<br />
Der größte Teil des Umsatzes wird zwar in<br />
Frankreich realisiert, doch das Unternehmen<br />
setzt mehr und mehr auf den Export.<br />
Eines ist sicher: Cacolac wird auch in Zukunft<br />
von sich reden machen. Und vielleicht<br />
ist Bordeaux eines Tages über die Grenzen<br />
des Hexagons hinaus nicht nur für seinen<br />
Wein, sondern auch für ein Milchgetränk<br />
mit Kakao bekannt … Wir würden es Cacolac<br />
und dem kleinen, aber feinen Familienunternehmen<br />
auf jeden Fall wünschen!<br />
In dieser Serie werden Produkte vorgestellt, die sich in fast<br />
jedem französischen Haushalt befinden oder die für viele<br />
Franzosen kleine Nationalheiligtümer sind. In den letzten<br />
Ausgaben sind erschienen: Hollywood- und Malabar-<br />
Kaugummis (<strong>Nr</strong>. 51), Petit Suisse (<strong>Nr</strong>. 52), Orangina (<strong>Nr</strong>. 53),<br />
Duralex-Gläser (<strong>Nr</strong>. 54), Messer (<strong>Nr</strong>. 55), l’école des loisirs<br />
(<strong>Nr</strong>. 56), Sophie la girafe (<strong>Nr</strong>. 57), Eau de Javel (<strong>Nr</strong>. 58), Bol<br />
à prénom (<strong>Nr</strong>. 59), Bistrostuhl « Drucker » (<strong>Nr</strong>. 60), der gelbe<br />
Briefkasten der Post (<strong>Nr</strong>. 61), Papier d’Arménie (<strong>Nr</strong>. 62), Salz<br />
La Baleine (<strong>Nr</strong>. 63), Literatursammlung La Pléiade (<strong>Nr</strong>. 64),<br />
Zitronenpresse aus Glas von Luminarc (<strong>Nr</strong>. 65), Boules Quies<br />
(<strong>Nr</strong>. 66), Ricard aux plantes fraîches (<strong>Nr</strong>. 67), Eau de Châteldon<br />
(<strong>Nr</strong>. 68), Le Livre de Poche (<strong>Nr</strong>. 69), Gemüsepassiergerät<br />
Moulinex (<strong>Nr</strong>. 70) und Herbes de Provence (<strong>Nr</strong>. 71).<br />
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 93
KULTURSCHOCK<br />
Vor einem leer stehenden Geschäft, nur wenige<br />
Schritte vom Place de la Comédie entfernt, ganz in<br />
der Nähe des Triangle d’Or, eines der schicksten<br />
Viertel von Bordeaux. Innen am Schaufenster klebt ein<br />
kleines Schild: « Hier eröffnet demnächst ein Birkenstock-<br />
Schuhgeschäft. » Man könnte es beinahe übersehen.<br />
Verweilt man jedoch kurze Zeit vor dem Laden und hört<br />
den Bemerkungen zu, welche die Passanten im Vorübergehen<br />
fallen lassen, wird klar, dass dieses Schild durchaus für<br />
Diskussionsstoff sorgt. Eine kleine « Auslese » der Äußerungen:<br />
« Hast du gesehen? Hier eröffnet ein Birkenstock-<br />
Laden! Unglaublich! »; « Birkenstock? Werden die noch<br />
gekauft? »; « Birkenstock? Was ist das schon wieder?<br />
Schuhe, oder? Gibt es davon mehrere Modelle? »; « Mama<br />
schau, das ist genial! Da gibt es bald ein Geschäft mit<br />
Schuhen, wie Opa sie trägt! »; « Endlich! Darauf habe ich<br />
lange gewartet! Es leben die Deutschen! »; « Birkenstock?<br />
Ich glaube, ich träume! Die Priester werden sich freuen! »<br />
Offenbar lässt die anstehende Eröffnung die Passanten<br />
nicht unberührt. Und die Beziehung der Franzosen zu dieser<br />
Schuhmarke scheint nicht gerade Liebe auf den ersten<br />
Blick zu sein …<br />
Im Grunde genommen wurden Birkenstock-Schuhe<br />
im Hexagon lange Zeit als seltsame Objekte angesehen,<br />
als ein Mittelding zwischen Gesundheitsschuhen und<br />
« Jesuslatschen ». Man amüsierte sich darüber, dass Lehrer<br />
– vor allem Deutschlehrer – sie offensichtlich mochten,<br />
und dass diese sie noch dazu gerne mit Socken – vorzugsweise<br />
mit weißen – trugen! In Frankreich der absolute<br />
Horror, die ultimative Geschmacksverirrung. In diesem<br />
Land will man schließlich immer noch glauben machen,<br />
Herren trügen ausschließlich auf Hochglanz polierte und<br />
Frauen selbstverständlich hochhackige Schuhe – und alle<br />
Modelle seien natürlich der allerletzte Schrei … So ein<br />
Quatsch! Man muss dort nur einmal durch die Straßen<br />
gehen und dabei den Blick nach unten richten, um festzustellen,<br />
dass auch in diesem Land Turnschuhe und andere<br />
bequeme Schuhe dominieren und dass diese zudem nicht<br />
einmal besonders gut gepflegt sind. Ganz zu schweigen<br />
von der Vorliebe in Sachen Schuhe bei den Franzosen zu<br />
Hause, wo die guten alten Pantoffeln den Birkenstock-<br />
Schlappen in nichts nachstehen.<br />
Und dennoch machte man sich in Frankreich lange<br />
Zeit über dieses als « typisch deutsch » eingestufte Schuhwerk<br />
lustig. Das ging so weit, dass man « Birks » als eine<br />
Art Symbol der Abgrenzung zwischen den beiden Ländern<br />
betrachtete. Als richtiggehenden Kulturschock. Als<br />
ob es zwei Vorstellungen von Fußbekleidung gäbe: auf<br />
deutscher Seite « gesunde, bequeme » Schuhe, die jedoch<br />
von den Franzosen als « unglaublich hässlich » angesehen<br />
wurden, und auf französischer Seite zwar nicht unbedingt<br />
bequeme, aber dafür « unglaublich schöne » Schuhe,<br />
die schon für sich alleine ein Symbol des « französischen<br />
Geschmacks » sind … Jahrzehntelang war gar nicht daran<br />
zu denken, dass die Menschen im Nachbarland ihre<br />
Meinung zu diesem Thema ändern würden. Selbst kulturhistorische<br />
Argumente, die im Grunde genommen<br />
dort immer ziehen, halfen in diesem Fall nichts: dass die<br />
Ursprünge von Birkenstock bis ins Jahr 1733 zurückreichen,<br />
dass die Schuhe von einem deutschen Familienunternehmen<br />
hergestellt werden, dass sich dieses Unternehmen<br />
sowohl sozial- als auch umweltpolitisch engagiert …<br />
Nichts zu machen. Birkenstock-Schuhe waren altmodisch.<br />
Punkt.<br />
Doch in den 90er-Jahren setzte langsam eine Veränderung<br />
ein. Auslöser waren Fotos auf Titelseiten von Modemagazinen.<br />
Internationale Stars trugen plötzlich solche<br />
Ökosandalen – und das noch dazu in der Öffentlichkeit.<br />
« Natürlich die Engländer und Amerikaner … », dachten<br />
die Franzosen zunächst, weiterhin davon überzeugt, den<br />
« ultimativ guten Geschmack » zu haben. Bis sich die Veröffentlichungen<br />
in der Presse häuften und die orthopädischen<br />
Vorteile der Birkenstock-Schuhe auch in Frankreich<br />
endlich bekannt – und anerkannt – wurden. Da sich das<br />
Phänomen nun nicht mehr nur durch die Mode, sondern<br />
auch durch gesundheitliche Aspekte erklären ließ, konnte<br />
man sich schließlich von den Korksohlentretern überzeugen<br />
lassen. Und so begann der Absatz vor einigen Jahren<br />
plötzlich in die Höhe zu schnellen, eine Entwicklung, die<br />
nach wie vor anhält. In diesem Sommer war die deutsche<br />
Marke in allen Zeitungen und Zeitschriften präsent.<br />
Die altmodischen Schuhe von einst sind nun auch in<br />
Frankreich der « Megatrend », man bekommt sie in den<br />
meisten Schuhgeschäften, und sie haben es sogar bis auf<br />
die Laufstege der Modeschauen geschafft! Der deutsche<br />
Birkenstock-Schuh das Nonplusultra der französischen<br />
Mode? Das lässt schmunzeln. Wenn das keine Rache für<br />
die Vorurteile in der Vergangenheit ist …<br />
94 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 95
GUÉWEN A TESTÉ<br />
… Outlet-Shops in Frankreich<br />
am Beispiel des Quai des Marques in Bordeaux<br />
Wie in vielen anderen Ländern eröffnen auch in Frankreich seit einigen Jahren immer mehr « Outlet-Shops », also Geschäfte<br />
– oftmals mehrere in einem Zentrum –, in denen man Markenartikel zu reduzierten Preisen erhält. Im Hexagon<br />
nennt man sie Magasins d‘usine, Fabrikläden. Wie sieht dies in der Praxis aus? Kann man dort wirklich ein Schnäppchen<br />
machen? Um das herauszufinden, habe ich das Outlet-Center Quai des Marques in Bordeaux besucht.<br />
Woher kommt der Begriff Magasin d‘usine?<br />
Ursprünglich veräußerten Hersteller ihre unverkäuflichen<br />
Produkte meist an die Mitarbeiter. In den Vereinigten Staaten<br />
entstand kurz vor dem Zweiten Weltkrieg das Konzept des<br />
Fabrikladens. Dabei handelte es sich um rudimentär eingerichtete<br />
Verkaufsräume direkt auf dem Fabrikgelände, in denen<br />
Überbestände der Öffentlichkeit zum Kauf angeboten wurden.<br />
Im Wesentlichen waren dies Bekleidungs- und Haushaltsartikel.<br />
In den 60er-Jahren entfernten sich diese Vertriebsstellen<br />
immer weiter vom eigentlichen Produktionsstandort, und in<br />
den 70er-Jahren wurden schließlich « richtige » Geschäfte<br />
daraus. In Frankreich öffneten die ersten Fabrikläden etwa<br />
10 Jahre später. In der Folge begannen Konzerne aus den<br />
Bereichen Immobilie, Handel oder Marketing diesen Markt<br />
zu modernisieren und neu zu strukturieren. Es entstanden<br />
Outlet-Center wie Usines Center, McArthurGlen und Marques<br />
Avenue. Das Prinzip ist immer dasselbe: Das Unternehmen<br />
vermietet Verkaufsflächen an diverse Markenhersteller.<br />
Welches Konzept steht dahinter?<br />
Bei diesem Konzept haben Markenartikelhersteller die<br />
Möglichkeit, Überbestände loszuwerden und gleichzeitig ihr<br />
Markenimage zu schützen. Grundsätzlich verfolgen dabei<br />
alle dieselbe Politik und praktizieren dieselben Regeln, wozu<br />
insbesondere Preisreduzierungen während des ganzen Jahres<br />
gehören. Gemäß Artikel L310-4 des französischen Handelsgesetzes<br />
darf « die Bezeichnung Fabrikladen oder Fabriklager<br />
von Herstellern nur verwendet werden, um den nicht über<br />
den Distributionskanal abgesetzten Teil der Produktion<br />
sowie zurückgenommene Produkte direkt an Konsumenten<br />
zu verkaufen. Diese Direktverkäufe betreffen ausschließlich<br />
die Produktion der vorhergehenden Verkaufssaison und<br />
rechtfertigen damit einen reduzierten Verkaufspreis. »<br />
Unterscheiden sich Outlet-Shops von<br />
« normalen » Geschäften?<br />
Ja und nein. Auf den ersten Blick scheint es sich um Boutiquen<br />
wie alle anderen zu handeln: Sie sind modern eingerichtet, es<br />
gibt Verkäufer, die die Kunden beraten, und man findet dort<br />
Artikel einer oder mehrerer Marken. Die Garantiebedingungen<br />
sind dieselben wie in allen Geschäften. Da jedoch ausschließlich<br />
unverkaufte Artikel aus der vorhergehenden Saison verkauft<br />
werden dürfen, entsprechen diese nicht dem aktuellsten<br />
Modetrend und die Auswahl ist zwangsläufig begrenzt.<br />
Welche Marken findet man in diesen Läden?<br />
Das Outlet-Center Quai des Marques liegt mitten im<br />
Stadtzentrum von Bordeaux, am Ufer der Garonne. Die<br />
Mieten sind dort relativ hoch, sodass fast ausschließlich<br />
« bekannte Marken » (34 an der Zahl) vertreten sind: Hugo<br />
Boss, Triumph, Delsey, Clarks, Degrenne … Die meisten<br />
Geschäfte bieten Bekleidung und Heimtextilien an, es<br />
finden sich jedoch auch Angebote für « Naschkatzen »,<br />
beispielsweise das Unternehmen Lindt, dessen Schokolade<br />
man dort zu wirklich interessanten Preisen kaufen kann.<br />
Wo gibt es eine Auflistung dieser<br />
Outlet-Shops in Frankreich?<br />
Die umfassendsten Angaben über Outlet-Shops in Frankreich<br />
finden Sie auf www.magasins-usine.net und www.<br />
lesmagasinsdusine.com/france. Dort können Sie beispielsweise<br />
nach einer bestimmten Stadt oder Region suchen und erhalten<br />
Informationen über die jeweiligen Öffnungszeiten.<br />
Welche Preisnachlässe werden garantiert?<br />
In solchen Geschäften müssen die Preise ganzjährig<br />
mindestens um 30 % reduziert sein. Im Rahmen von<br />
Sonderaktionen sind noch höhere Rabatte möglich. Die<br />
Preisnachlässe können daher sehr interessant sein. Dennoch<br />
ist es sinnvoll, die Preise beispielsweise mit Schlussverkaufsangeboten<br />
des traditionellen Handels oder von Webshops<br />
zu vergleichen, da diese manchmal attraktiver sind.<br />
96 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
Leserbriefe<br />
Liebes Frankreich-erleben-Team,<br />
in einer länger zurückliegenden Ausgabe<br />
(von 2013) berichteten Sie über das<br />
Musée Lalique. Das weckte unser Interesse<br />
an der Glasmacherkunst. Erst<br />
kürz lich hatten wir die Gelegenheit,<br />
diesem Museum einen Besuch ab zustat<br />
ten. Unsere Fahrt führte durch den<br />
re gio nal en Naturpark in den nördlichen<br />
Vo ges en, wo sich das Museum be fin det.<br />
Im Eingangsbereich bildet ein großer<br />
Kristallkronleuchter das Emp fangs komitee.<br />
Einst erstrahlte er für das Musée<br />
des Arts Décoratifs in Paris. Nun hat er<br />
ein neues Zuhause gefunden und ist<br />
hof fent lich gut befestigt. Ausgestattet<br />
mit einem Audioguide erfuhren wir nun<br />
viel Wissenswertes zum Thema Glas herstellung.<br />
Mich beeindruckten vor allem<br />
die Zeichnungen aus denen die späteren<br />
Kunstwerke entstanden (…) Uns gefiel<br />
besonders ein Ring mit Blüten. So grazil<br />
und wunderschön gearbeitet(…) Den<br />
Abschluss bildete ein Film über die<br />
Produktion der Glaskunstwerke. Gerne<br />
hätten wir die Manufaktur besichtigt (…)<br />
Mit unzähligen Eindrücken verließen wir<br />
den wunderbaren Ort der Glaskunst.<br />
Liebe Grüße<br />
Sandra und Björn Anlauf<br />
Redaktion: Liebes Ehepaar Anlauf,<br />
Sie haben den Besuch im Musée Lalique,<br />
das wir in der Tat in der Ausgabe 43<br />
vorstellten, offensichtlich genossen. Wir<br />
erlauben uns daher, Ihnen noch einen<br />
Tipp zu geben: Besichtigen Sie das Centre<br />
international d’Art verrier in Meisenthal,<br />
das nur einige Kilometer vom Musée<br />
Lalique entfernt in einem benachbarten<br />
Tal liegt. Auch dieser Ort ist wunderschön<br />
und wird Sie zum Staunen bringen. Alle<br />
Informationen darüber finden Sie in der<br />
Ausgabe 61 von Frankreich erleben.<br />
Sehr geehrtes Redaktionsteam,<br />
in der Oktober-Ausgabe hatten Sie vom<br />
Loire-Tal einmal ganz anders berichtet.<br />
Abseits der Schlösser und der Massen<br />
sind wir daraufhin nach Doué-en-Anjou<br />
gefahren. Wir ließen uns in „Le Mystere<br />
des Faluns“ von den Höhlen und den<br />
Projektionen verzaubern. Die lustige<br />
Zeichentrick-Einführung zur Geschichte<br />
war köstlich. Und sie funktionierte<br />
wortlos. Mir hat kein Höhlenbesuch<br />
vorher so viel Vergnügen bereitet.<br />
Danach ging es in den Bioparc, wo uns<br />
die Aras nur so um die Ohren flogen. Ein<br />
toller Tag. Danke, wir hätten nie dorthin<br />
gefunden.<br />
Herzliche Grüße<br />
Maya Kärger, München<br />
Redaktion: Liebe Frau Kärger,<br />
vielen Dank für Ihre Nachricht. Es macht<br />
immer Freude, wenn wir Rückmeldungen<br />
von den Lesern von Frankreich erleben<br />
erhalten. Wir werden Ihren Kommentar<br />
auch gerne an die Verantwortlichen in<br />
Doué-en-Anjou weiterleiten! Das haben<br />
sie verdient!<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
zunächst bitte ich Sie, ein ganz großes<br />
Lob an Ihre Redaktion weiterzuleiten.<br />
Ich lese mit großer Begeisterung jede<br />
Ausgabe vollständig et je commence<br />
ma lecture toujours avec la rubrique<br />
„Guéwen a testé“. Gerne koche ich<br />
auch Ihre Rezeptvorschläge nach.<br />
Insgesamt bieten Sie mir eine perfekte<br />
und authentische Darstellung der<br />
französischen Kultur und Lebensart.<br />
Diesen Fokus schätze ich sehr. Wenn<br />
ich einen eher formalen Wunsch<br />
äußern darf: Bei den längeren Artikeln<br />
fände ich mehr strukturierende<br />
Zwischenüberschriften, hervorgehobene<br />
Zitate oder kleine Infokästen sehr<br />
hilfreich. Und inhaltlich: Bitte verfolgen<br />
Sie die Restaurierung von Notre-Dame<br />
weiter, unabhängig davon, in welcher<br />
Region Sie sich befinden. Kein Deutscher<br />
kann wirklich nachempfinden, was<br />
dieses furchtbare Geschehen für die<br />
französische Nation bedeutet.<br />
Je vous remercie pour votre attention.<br />
Cordialement<br />
Elvira Wunsch<br />
Redaktion: Liebe Frau Wunsch,<br />
bei der Lektüre dieser Ausgabe von<br />
Frankreich erleben haben Sie sicherlich<br />
bemerkt, dass wir Ihrem Hinweis gefolgt<br />
sind und in den längeren Artikeln die<br />
einzelnen Abschnitte mit Überschriften<br />
versehen haben. Sie haben vollkommen<br />
recht, dies sorgt für eine bessere<br />
Übersicht. Vielen Dank! Was den<br />
Wiederaufbau von Notre-Dame betrifft,<br />
können Sie auf uns zählen. Wir werden<br />
die Arbeiten verfolgen und in der Zukunft<br />
regelmäßig darüber berichten.<br />
Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge oder Anregungen? Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />
Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de · Per Brief: Frankreich erleben – Leserbriefe · Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux · Frankreich<br />
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />
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erleben!DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>72</strong> ·<br />
<strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong><br />
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Elsass<br />
Das Unmögliche<br />
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Die verschwiegene<br />
Geschichte der<br />
grünen Algen<br />
Gorges de<br />
Kakuetta<br />
Das « wilde Ende »<br />
Frankreichs<br />
Burgund<br />
François Pompon,<br />
die Geschichte<br />
eines Künstlers<br />
Val-de-Loire<br />
Richelieu: « das schönste<br />
Dorf des Universums! »<br />
Medien Ist die Zeit für ein kritisches Hinterfragen gekommen?<br />
Justiz Laguiole: der Krieg der Messer vor Gericht<br />
Kulturschock Die Rache der Birkenstocks<br />
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Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 97
IMPRESSUM/VORSCHAU<br />
Impressum<br />
Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren und<br />
Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen Mitarbeiter<br />
zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine einzelnen Personen<br />
am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern findet die Nennung im<br />
Impressum statt.<br />
Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />
Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />
Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />
info@frankreicherleben.de · www.frankreicherleben.de<br />
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abo@frankreicherleben.de<br />
ISSN: 1861-4256<br />
Gründer des Magazins: Jean-Charles Albert und Markus Harnau<br />
Herausgeber: Jean-Charles Albert<br />
Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />
Redaktionsbüro:<br />
Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />
Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />
Jean-Julien Bault, Sabine Beck, Guéwen Brown, Chantal Cobac, Martine Doucet,<br />
Laurent Fournerie, Alain Lardière, Ina Muñoz, Annaïs Quetsub, Gérard Rival,<br />
Serge Robin, Sabine Schmitt<br />
Layout: Zauberhaus.eu<br />
Anzeigen Frankreich:<br />
Isabelle Schmidt<br />
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Telefon Deutschland: +49 (0)921 44710<br />
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Samuel Péchin<br />
Telefon Frankreich: + 33 (0)6 31 54 64 93<br />
spechin@frankreicherleben.com<br />
Gültige Anzeigenpreisliste: 17/<strong>2019</strong><br />
Druck: pva, Druck und Medien-Dienstleistungen GmbH, Landau<br />
Vetrieb:<br />
VU Verlagsunion KG · Meßberg 1 · 20086 Hamburg<br />
Tel: +49 (0)40 3019 1800<br />
Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit Sorgfalt zusammengestellt.<br />
Eine Gewährleistung für die Rich tig keit und Vollständigkeit kann jedoch<br />
nicht über nom men wer den. Der Verlag übernimmt keine Haftung für un ver langte<br />
Ein sen dun gen. Die Redaktion behält sich die Kür zung und Bearbeitung von<br />
Leserbriefen vor. Es gelten die Geschäfts bedingungen des Verlags. Beiträge,<br />
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sowie Nutz ung auf Da ten trägern bedürfen der schrift lichen Zustimmung des<br />
Verlags.<br />
Frankreich erleben erscheint alle drei Monate und ist im gut sortierten<br />
Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und<br />
Südtirol sowie per Abonnement erhältlich.<br />
Einzelpreise im Handel: 5,90 E (D), 6,50 E (A),<br />
10,90 CHF (CH), 7,00 E (F/L/B/NL), 7,00 E (I)<br />
Abonnement (Preise pro Jahr): 19,90 E (D), 21,90 E (A),<br />
37,00 CHF (CH), alle anderen Länder: 26,90 E<br />
Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich, die gesetzliche Mehrwertsteuer.<br />
© <strong>2019</strong> Ajc Presse, Bordeaux<br />
Und zum Abschluss diesmal ein kleines Spiel.<br />
Sie sehen drei Fotos aus verschiedenen Regionen,<br />
die wir unter anderem in der Ausgabe 73 von<br />
Frankreich erleben besuchen werden. Erraten Sie,<br />
welche es sind? Als Hilfestellung haben wir die<br />
unvollständigen Namen dieser Regionen angegeben.<br />
Das Heft wird ab Dienstag, 19. November <strong>2019</strong><br />
im Handel erhältlich sein oder bereits eine Woche<br />
vorher bei allen Abonnenten im Briefkasten<br />
stecken.<br />
Dann erfahren Sie mehr!<br />
B _ _ _ A _ _ _<br />
V _ G _ _ _ _<br />
P_ _ _ _ N _ E - _ _P _ S - _ O _ E - _’ A _ _ R<br />
Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts,<br />
oben nach unten): Titel: Titel: Serge Robin, Ajc Presse • S.3:<br />
Serge Robin, Ajc Presse • S.4: Serge Robin, Ajc Presse; Extrait de<br />
l’album « Algues Vertes l’histoire interdite », Inès Léaud - Pierre van<br />
Hove, La Revue Dessinée, Delcourt, DR; Serge Robin, Ajc Presse;<br />
SFA+NLA+OXO+DR; Alain Lardière, Ajc Presse • S.6: Château de<br />
Fontainebleau, Sophie Lloyd; Pixabay; Château de Chenonceau,<br />
DR • Paris Tourist Office, Daniel Thierry S.8: Festival des jardins<br />
de Chamont-sur-Loire, DR; Observatoire panoramique de la Tour<br />
Montparnasse, DR • S.9: Bioseptyl, DR • S.10: Château Fage, DR<br />
• Maison de Balzac Paris, DR, Pixabay • S.12: Thierry Estadieu,<br />
Musée Soulages, Rodez, A. Meravilles, RCR, photothèque Rodez<br />
Agglomération; Editions Manuella, DR; S.16-24: DR • S. 25: Arte,<br />
DR • S.26-35: Serge Robin, Ajc Presse • S. 36-45: Serge Robin,<br />
Ajc Presse; Roseman, 1908, Musée François Pompon de Saulieu,<br />
DR; Musée des Beaux-Arts de Dijon, DR. S.50-53: Ajc Presse;<br />
Château de Courban; DR • S.54-63: Alain Lardière, Ajc Presse •<br />
S.64-68: Serge Robin, Ajc Presse • S.69: Collections du Musée<br />
de Richelieu, DR • S.70-71: Serge Robin, Ajc Presse • S.<strong>72</strong>-73:<br />
SFA+NLA+OXO+DR • S.74-75: Pixabay • S. 76-79: Extraits de<br />
l’album « Algues Vertes l’histoire interdite », Inès Léaud - Pierre van<br />
Hove, La Revue Dessinée, Delcourt, DR • S.80-81: DR • S.82-85:<br />
Ajc Presse; Moutarderie Fallot, DR • S.90-91: Nicole Cobac, Ajc<br />
Presse • S.92-93: Serge Robin, Ajc Presse • S.95: G.Brown, Ajc<br />
Presse • S.96: Jean-Julien Bault, Ajc Presse • S.98: Serge Robin,<br />
Ajc Presse.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 73 - Winter <strong>2019</strong>/20<br />
Erscheint am 19. November <strong>2019</strong><br />
98 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>
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