Nr. 72 - Herbst 2019
Ecomusée d'Alsace: das Unmögliche möglich machen. Bretagne: die verschwiegene Geschichte der grünen Algen Baskenland: Gorges de Kakuetta: das « wilde Ende » Frankreichs Centre-Val de Loire: Richelieu: "das schönste Dorf des Universums!" Chantals Rezept: Kabeljaurücken mit Senfsauce
Ecomusée d'Alsace: das Unmögliche möglich machen.
Bretagne: die verschwiegene Geschichte der grünen Algen
Baskenland: Gorges de Kakuetta: das « wilde Ende » Frankreichs
Centre-Val de Loire: Richelieu: "das schönste Dorf des Universums!"
Chantals Rezept: Kabeljaurücken mit Senfsauce
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ON REGARDE<br />
DRAMA<br />
Liebe und Lebenslust sind stärker als alles andere<br />
Wie so viele junge Menschen seines Alters führt David ein sorgloses<br />
Leben. Mit 24 Jahren lebt er in den Tag hinein, ohne sich wirklich Fragen<br />
zu stellen. Seinen Lebensunterhalt verdient er mit verschiedenen<br />
Jobs. An die Zukunft verschwendet er überhaupt keinen Gedanken.<br />
Doch dieses ruhige Leben findet ein abruptes Ende, als seine ältere<br />
Schwester in Paris bei einem Attentat ums Leben kommt und David sich<br />
um seine 7-jährige Nichte, die kleine Amanda, kümmern muss. Welch<br />
ein großartiger Film! Er bewegt den Zuschauer treffsicher, ohne jemals<br />
pathetisch zu werden. Gelungen beschreibt er einerseits die allmähliche<br />
Annäherung zweier Menschen, die durch einen Schicksalsschlag<br />
verbunden sind, und andererseits die Atmosphäre<br />
in einer Stadt, die nichts mit der Leichtigkeit von<br />
Postkartenmotiven zu tun hat, sondern durch<br />
die Verarbeitung der Attentate geprägt ist. Der<br />
Film zeigt auf meisterhafte Weise, dass Liebe und<br />
Lebenslust dennoch die Überhand behalten. Und<br />
noch mehr: Es gelingt ihm, uns dies spüren zu<br />
lassen. Das ist seine Stärke!<br />
DRAMA/KOMÖDIE<br />
Der Unfall, der ein Leben verändert<br />
Mein Leben mit Amanda • Frankreich 2018, 107<br />
min • Originaltitel: Amanda • Ein Film von Mikhaël<br />
Hers, mit Vincent Lacoste, Isaure Multrier, Stacy<br />
Martin, u. a. • Ab 12. September <strong>2019</strong> im Kino.<br />
DRAMA<br />
Das Schweigen brechen<br />
Alexander lebt mit Frau und Kindern in Lyon. Eines Tages erfährt er, dass<br />
der Priester, der ihn zu seiner Pfadfinderzeit missbrauchte, immer noch<br />
mit Minderjährigen arbeitet. Mit Unterstützung seiner Freunde François<br />
und Emmanuel, die ebenfalls Opfer dieses Priesters waren, nimmt er den<br />
Kampf auf. Sie wollen endlich « darüber reden », was ihnen widerfahren<br />
ist. Doch die Nachwirkungen und Folgen der Geständnisse lassen<br />
niemanden unbeschadet. Dieser schmerzliche Film machte beim Start<br />
in Frankreich viel von sich reden. Er basiert auf der wahren Geschichte<br />
des Priesters Preynat, der 2016 wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt<br />
wurde und seitdem unter gerichtlicher Aufsicht steht. Die Vorfälle, um<br />
die es geht, reichen bis ins Jahr 1986 zurück. Beim Start in Frankreich im<br />
Februar <strong>2019</strong> sorgte der Film für Polemik, da der Prozess des Priesters<br />
Preynat noch nicht beendet war. Preynat wollte eine einstweilige<br />
Verfügung erwirken, um den Filmstart zu verschieben, was ihm jedoch<br />
nicht gelang. François Ozon spricht in dem Film<br />
offen und objektiv über die Pädophilie in der<br />
französischen Kirche und vor allem über das<br />
Brechen des Schweigens. Ein sinnvoller und<br />
notwendiger Film.<br />
Alain ist ein äußerst erfolgreicher Geschäftsmann<br />
in den Fünfzigern. Alles,<br />
was er anpackt, gelingt ihm. Bis er eines<br />
Tages einen Schlaganfall erleidet. Als Alain im<br />
Krankenhaus aufwacht, ist er nicht mehr derselbe:<br />
Er, der es immer eilig hatte und viel und gerne redete,<br />
leidet plötzlich unter Gedächtnislücken und<br />
Sprachstörungen. Die junge Logopädin Jeanne<br />
soll ihm dabei helfen, sein Gedächtnis zu trainieren<br />
und wieder normal sprechen zu können. Allmählich<br />
baut Alain sein Leben neu auf und entdeckt<br />
durch Jeanne, wie es ist, sich mehr Zeit zu<br />
nehmen. Das Thema ist zwar bekannt, doch die<br />
Interpretation von Fabrice Luchini macht den<br />
Film sehr lustig und berührend. Dieser Schauspieler<br />
ist in Frankreich dafür bekannt, dass er redefreudig<br />
ist und mit Worten außerordentlich gut<br />
umgehen kann. Wie er sie in dieser Rolle (manchmal)<br />
vergisst und (oft) über sie stolpert, beweist<br />
sein ausgesprochenes schauspielerisches Talent.<br />
Bei manchen Szenen ist man richtiggehend<br />
sprachlos. Ein wirklich gelungener Film!<br />
Gelobt sei Gott • Frankreich 2018, 137 min •<br />
Originaltitel: Grâce à Dieu • Ein Film von François<br />
Ozon, mit Melvil Poupaud, Denis Ménochet, Swann<br />
Arlaud, u. a. • Ab 26. September <strong>2019</strong> im Kino.<br />
Das zweite Leben des Monsieur Alain • Frankreich<br />
2018, 100 min • Originaltitel: Un homme pressé • Ein Film<br />
von Hervé Mimran, mit Fabrice Luchini, Leïla Bekhti,<br />
Rebecca Marder, u. a. • Ab 22. August <strong>2019</strong> im Kino.<br />
24 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>