Nr. 72 - Herbst 2019
Ecomusée d'Alsace: das Unmögliche möglich machen. Bretagne: die verschwiegene Geschichte der grünen Algen Baskenland: Gorges de Kakuetta: das « wilde Ende » Frankreichs Centre-Val de Loire: Richelieu: "das schönste Dorf des Universums!" Chantals Rezept: Kabeljaurücken mit Senfsauce
Ecomusée d'Alsace: das Unmögliche möglich machen.
Bretagne: die verschwiegene Geschichte der grünen Algen
Baskenland: Gorges de Kakuetta: das « wilde Ende » Frankreichs
Centre-Val de Loire: Richelieu: "das schönste Dorf des Universums!"
Chantals Rezept: Kabeljaurücken mit Senfsauce
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté<br />
Unnötiger « Firlefanz »<br />
Dem Künstler gelang es, Tiere aller Art darzustellen:<br />
egal ob es sich dabei um gewöhnliche Haus- und Hoftiere<br />
seiner Heimat Burgund oder um exotische Exemplare aus<br />
dem Jardin des Plantes in Paris handelte. Für die Umsetzung<br />
erfand er einen sehr persönlichen, extrem neuartigen<br />
und modernen Stil: den Weg der Vereinfachung. Pompon<br />
löste sich damit vom damals vorherrschenden Naturalismus,<br />
den er von Rodin übernommen hatte, und verzichtete<br />
auf ein Maximum an Nebensächlichem und Details – die<br />
er als « Firlefanz » bezeichnete –, um sich einzig und allein<br />
auf die Bewegung zu konzentrieren. « Nach und nach<br />
eliminiere ich, um nur noch das zu behalten, was unentbehrlich<br />
ist », sagte er. Für ihn « ist das Tier in Bewegung<br />
interessant. Man muss ein Tier aus der Ferne beobachten,<br />
aus der Nähe sehen Sie nur das unnötige Detail », erklärte<br />
er. Pompon reduzierte folglich « Nebensächlichkeiten »<br />
wie Federn und Fell auf ein Minimum und integrierte sie<br />
in Figur und Bewegung. Ein revolutionärer Ansatz für die<br />
damalige Zeit!<br />
Der entscheidende und verdiente Durchbruch gelang<br />
François Pompon mit dem Ours blanc: Dessen Präsentation<br />
1922 in Paris war ein Erfolg. Pompon war damals knapp<br />
70 Jahre alt … In Saulieu kann man sich anhand zahlreicher<br />
Werke von Pompon die Modernität seiner Vorgehensweise<br />
vor Augen führen. Die Exponate befinden sich<br />
nicht nur im Museum, sondern auch an anderen Orten in<br />
der Stadt. Man sieht dort beispielsweise Reproduktionen<br />
des Ours blanc und des Grand taureau aus Bronze, beides<br />
Werke, die sich besonders durch eine klare Linienführung<br />
auszeichnen. Das Original des « großen Stiers » steht im<br />
Übrigen im Petit Palais in Paris.<br />
Ein moderner Künstler<br />
in einem modernen Museum<br />
Von Saulieu geht es nun zurück nach Dijon. Am<br />
17. Mai <strong>2019</strong> wurde das Musée des Beaux-Arts nach zehn<br />
Jahren Umbauarbeiten (siehe Interview mit dem Direktor<br />
des Museums, David Liot) für das Publikum wieder<br />
geöffnet. Ein ganzer Saal ist Skulpturen von François<br />
Pompon gewidmet. Eine Besichtigung dieses Museums,<br />
das zu den bedeutendsten in Frankreich zählt und von<br />
Grund auf modernisiert und neu konzipiert wurde, gibt<br />
Gelegenheit, die Kunst von der Antike bis in unsere Zeit<br />
Revue passieren zu lassen. Dabei stellt man fest, dass die<br />
Sichtweise von Pompon auch heute nichts von ihrer Aktualität<br />
verloren hat. In Saulieu ließ es sich bereits erahnen,<br />
doch hier wird es offensichtlich: Vergleicht man seine<br />
Werke mit denen anderer Künstler, wird deutlich, dass der<br />
einfache und bescheidene Mann aus Burgund ein echter<br />
Wegbereiter war. Er war weit davon entfernt « nur » ein auf<br />
Tiere spezialisierter Künstler zu sein, wie es zur damaligen<br />
Zeit mehrere gab. Pompon hat die Welt der Kunst,<br />
vor allem der Bildhauerkunst, entscheidend beeinflusst.<br />
42 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>