Nr. 72 - Herbst 2019
Ecomusée d'Alsace: das Unmögliche möglich machen. Bretagne: die verschwiegene Geschichte der grünen Algen Baskenland: Gorges de Kakuetta: das « wilde Ende » Frankreichs Centre-Val de Loire: Richelieu: "das schönste Dorf des Universums!" Chantals Rezept: Kabeljaurücken mit Senfsauce
Ecomusée d'Alsace: das Unmögliche möglich machen.
Bretagne: die verschwiegene Geschichte der grünen Algen
Baskenland: Gorges de Kakuetta: das « wilde Ende » Frankreichs
Centre-Val de Loire: Richelieu: "das schönste Dorf des Universums!"
Chantals Rezept: Kabeljaurücken mit Senfsauce
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ART DE VIVRE Gastromomie<br />
sich die Produktionsstätte mitten im Zentrum der Stadt<br />
Beaune befindet. Es ist ein industrieller Standort, wie<br />
man ihn heute nicht mehr bauen würde. Eine « Fabrik in<br />
einer überschaubaren Größe », die rund 20 Mitarbeiter<br />
beschäftigt. Marc Désarménien wollte den Betrieb zudem<br />
bewusst für Besucher öffnen und kreierte dafür ein<br />
ultramodernes und spannendes Konzept mit zwei Besichtigungsmöglichkeiten.<br />
Heute zieht der Betrieb immerhin<br />
50 000 Besucher pro Jahr an, die in mehreren Sprachen<br />
empfangen werden, auch in Deutsch.<br />
Es ist nicht schwer zu erraten, dass dieser Senf für seinen<br />
einzigartigen Geschmack, aber auch für das, was er darüber<br />
hinaus repräsentiert, unser absoluter Coup de cœur ist!<br />
Wenn Sie Gelegenheit haben, irgendwo auf ein Glas dieses<br />
Senfes zu stoßen (in Deutschland findet man in vorwiegend<br />
in Feinkostgeschäften oder in Restaurants), dann sollten<br />
sie ihn unbedingt kosten. Sie werden feststellen, dass er in<br />
seiner Art wirklich außergewöhnlich ist. Aber Vorsicht!<br />
Wenn man den Senf einmal probiert hat, dann kann man<br />
danach nur schwer wieder auf ihn verzichten …<br />
Interview: Marc Désarménien,<br />
Geschäftsführer der Moutarderie Fallot<br />
Marc Désarménien, man sollte meinen, dass der Ursprung der<br />
Initiative zur Rettung des Senfes in Dijon war. Letztendlich<br />
kam sie jedoch aus Beaune und noch dazu von einem « kleinen »<br />
Senfhersteller …<br />
Oh ja, ich kann gut nachvollziehen, dass dies Fragen<br />
aufwirft, vor allem aus dem Ausland betrachtet!<br />
Es ist fast nicht zu verstehen. Aber offen gestanden ist<br />
das nicht das einzige Paradox an dieser Geschichte. Ich<br />
persönlich habe mich vor allem schon immer über einen<br />
anderen Punkt gewundert: Es ist nachvollziehbar,<br />
dass man auf der ganzen Welt Senf herstellen kann.<br />
Dass es aber möglich ist, ihn selbst am anderen Ende<br />
der Welt « Dijonsenf » zu nennen, das war für mich<br />
zugegebenermaßen immer unverständlich. Aus diesem<br />
Grund haben wir Anfang der 90er-Jahre innerhalb der<br />
Branche damit begonnen, an diesem Thema zu arbeiten.<br />
Damals war es keine Frage von « großen » oder<br />
« kleinen » Senfherstellern. Der französische Nahrungsmittelkonzern,<br />
zu dem Amora und Maille damals<br />
gehörten, hat ebenfalls dabei mitgearbeitet. Uns wurde<br />
klar, dass man etwas unternehmen musste, dass die<br />
Region « ihren » Senf wieder zurückbekommt. Sowohl<br />
Dijon als auch Beaune …<br />
Dazu brauchte es einen langen<br />
Atem …<br />
Das kann man so sagen:<br />
Wir haben in den 90er-<br />
Jahren begonnen und erst<br />
seit 2009 ist « Moutarde de<br />
Bourgogne » als Indication<br />
Géographique Protégée (IGP)<br />
geschützt. Dadurch hat der Konsument nun die Gewissheit,<br />
dass dieser Senf in Burgund, mit Senfkörnern aus Burgund<br />
und dem Weißwein Bourgogne Aligoté hergestellt wurde.<br />
Warum ein Label « Moutarde de Bourgogne » und nicht « Moutarde<br />
de Dijon »?<br />
Weil es zu spät war, den Begriff « Moutarde de Dijon »<br />
zu schützen. Die Bezeichnung ist in der ganzen Welt dermaßen<br />
verbreitet und umfasst derart viele Produkte mit den<br />
unterschiedlichsten Rezepturen, dass es illusorisch gewesen<br />
wäre, sie mit einer IGP schützen zu wollen. Mit « Moutarde<br />
de Bourgogne » haben wir dagegen einen wirksamen<br />
Schutz. Dahinter steht auch insofern ein Sinn, als dass dies<br />
die historische Bezeichnung für den Senf von hier war, bevor<br />
er « Dijonsenf » genannt wurde.<br />
84 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong>