Nr. 72 - Herbst 2019
Ecomusée d'Alsace: das Unmögliche möglich machen. Bretagne: die verschwiegene Geschichte der grünen Algen Baskenland: Gorges de Kakuetta: das « wilde Ende » Frankreichs Centre-Val de Loire: Richelieu: "das schönste Dorf des Universums!" Chantals Rezept: Kabeljaurücken mit Senfsauce
Ecomusée d'Alsace: das Unmögliche möglich machen.
Bretagne: die verschwiegene Geschichte der grünen Algen
Baskenland: Gorges de Kakuetta: das « wilde Ende » Frankreichs
Centre-Val de Loire: Richelieu: "das schönste Dorf des Universums!"
Chantals Rezept: Kabeljaurücken mit Senfsauce
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EDITORIAL<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
« Die einzige wahre Reise, der einzige<br />
Jungbrunnen wäre für uns, wenn wir<br />
nicht neue Landschaften aufsuchten,<br />
sondern andere Augen hätten, die Welt mit<br />
den Augen eines anderen, von hundert anderen betrachten<br />
könnten », schrieb der französische Schriftsteller Marcel<br />
Proust (1871-1922) in La Prisonnière (Die Gefangene), dem<br />
fünften Band seines wichtigsten Werkes À la recherche<br />
du temps perdu (Auf der Suche nach der verlorenen<br />
Zeit). Mehr als 100 Jahre später hat dieser<br />
weise Ratschlag die vorliegende Ausgabe von<br />
Frankreich erleben mehr denn je beeinflusst.<br />
Mit anderen Augen sehen, das bedeutet, sich von<br />
den « wichtigen » Orten zu entfernen, den<br />
Orten, die von Werbung, Reiseführern<br />
oder Fernsehsendungen einstimmig als<br />
Orte, die man in seinem Leben unbedingt<br />
gesehen haben muss, angepriesen<br />
werden. Natürlich ist es nichts Anrüchiges,<br />
die Schönheit des Mont-<br />
Saint-Michel, des Eiffelturms<br />
oder des Schlosses von Versailles<br />
zu bewundern. Daneben sollte<br />
man aber nicht vergessen, dass<br />
viele andere, diskretere – manchmal<br />
vielleicht sogar geheime – Orte ebenfalls<br />
zur Vielfalt des französischen Kulturerbes<br />
gehören. Genau solche Orte sind es, die<br />
wir besonders gerne mit Ihnen teilen.<br />
Beim Schmökern in dieser Ausgabe entdecken<br />
Sie Sehenswürdigkeiten, die zwar nicht im<br />
« Pantheon » der Reiseführer auftauchen,<br />
dennoch aber unsere Neugier geweckt<br />
haben.<br />
Wir haben<br />
sie besucht,<br />
wir haben uns<br />
mit den Verantwortlichen<br />
unterhalten,<br />
und wir möchten sie mit<br />
Ihnen teilen, so wie man eben<br />
Dinge, die man gerne mag, mit Freunden teilt.<br />
Unser Blick richtet sich beispielsweise auf die Region<br />
Bourgogne-Franche-Comté. Um mit den Worten von Proust<br />
zu sprechen, werden wir uns « mit den Augen eines anderen »,<br />
mit denen eines von dort stammenden Künstlers umsehen:<br />
François Pompon (1855-1933). Dieser Bildhauer veränderte<br />
nicht nur die Welt der Tierskulpturen von Grund auf,<br />
sondern inspirierte auch die moderne Kunst als solche.<br />
Weiter westlich, im Loiretal, entdecken<br />
wir die unglaublich moderne Sichtweise,<br />
die ein Kardinal von der « idealen<br />
Stadt » hatte, die er erbauen ließ.<br />
Dann geht es nach Süden, ins Baskenland,<br />
wo unsere Augen sich erst an das<br />
besondere Licht in einer abwechslungsreichen<br />
Schlucht gewöhnen müssen, in<br />
der man sich wie in tropischen Gefilden fühlt.<br />
Wir beenden unsere Rundreise im Nordosten<br />
des Landes, wo einige Elsässer in den 70er-<br />
Jahren das architektonische Kulturerbe ihrer<br />
Region mit anderen Augen ansahen und ein<br />
großartiges Mittel entwickelten, um es zu<br />
schützen und gleichzeitig bekannt zu machen.<br />
Lassen Sie uns die Sichtweisen, die sich<br />
uns bieten, wahrnehmen. Öffnen wir die<br />
Augen und stürzen uns ins Abenteuer!<br />
Viel Spaß bei der<br />
Lektüre!<br />
Titelbild: In den Straßen des Écomusée d’Alsace (Ungersheim)<br />
Jean-Charles Albert<br />
Chefredakteur<br />
jc.albert@frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2019</strong> · 3