Nr. 17 - September / Oktober 2008
Burgund: Morvan, Bibracte, Guédelon Paris: die Sainte-Chapelle Elsass: Goethes amour fou in Sesenheim Provence: Cordes-sur-ciel Rezept: mousse au chocolat
Burgund: Morvan, Bibracte, Guédelon
Paris: die Sainte-Chapelle
Elsass: Goethes amour fou in Sesenheim
Provence: Cordes-sur-ciel
Rezept: mousse au chocolat
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Das erste deutschsprachige Frankreich-Magazin nr. <strong>17</strong> · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong><br />
Burgund<br />
Im Herzen Frankreichs<br />
Elsass<br />
Goethes Spuren in Sesenheim<br />
Paris<br />
Der unglaubliche Plan<br />
vom Wiederaufbau der Tuilerien<br />
Cordes-sur-Ciel<br />
Ein Dorf zwischen Himmel und Erde<br />
Cannelés<br />
Süße Verführung aus dem Südwesten<br />
Frankreich & Benelux 5,90 € • Italien 6,50 €• Österreich 5,50 € • Schweiz 9,60 CHF • Deutschland 4,90 €
Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
hatten Sie einen schönen Sommerurlaub? Waren<br />
Sie vielleicht sogar in Frankreich? Oder haben Sie den<br />
Sommer lieber zu Hause genossen und verreisen erst<br />
demnächst? Die kommenden Wochen wären jedenfalls<br />
eine ideale Reisezeit für einen Abstecher nach Burgund.<br />
Das Wetter ist nicht mehr so heiß, aber noch schön<br />
genug. Die Bäume verfärben sich langsam und<br />
machen gerade aus dem Morvan eine bunte Bilderbuchlandschaft.<br />
Und die Weinlese erfreut alle<br />
Genießer. Wir waren für Sie in Burgund unterwegs.<br />
Herausgekommen ist wieder einmal eine Reihe<br />
von Tipps, die die Einheimischen normalerweise<br />
nur ihren besten Freunden weitersagen.<br />
Besonders fasziniert haben uns dabei<br />
die vielen historischen Spuren, von den<br />
alten Römern übers Mittelalter bis zum<br />
Erbe des ehemaligen Staatspräsidenten<br />
François Mitterrand, die man in dieser<br />
Region im Herzen Frankreichs<br />
findet, sowie die große Heimatverbundenheit<br />
ihrer Bewohner.<br />
Ein anderes ideales Reiseziel im Herbst ist<br />
das malerisch auf einem Hügel gelegene<br />
Cordes-sur-Ciel im Südwesten des<br />
Landes. Dank der Lage in einer von Touristen<br />
erst nach und nach entdeckten Region ist<br />
es weniger überlaufen als andere bedeutende<br />
Stätten des Mittelalters wie Carcassonne oder<br />
Mont-Saint-Michel, aber nicht minder reizvoll.<br />
Und auch im Elsass gibt es wunderschöne<br />
Herbsttage. Wie wäre es mit einer Reise auf<br />
Goethes Spuren ins kleine Sesenheim unweit<br />
der deutsch-französischen Grenze?<br />
Sollten Sie demnächst<br />
nach Paris fahren,<br />
lohnt sich vielleicht ein Besuch<br />
der Sainte-Chapelle auf der Ile de la Cité,<br />
die in den nächsten Jahren aufwendig saniert<br />
wird. Ums Restaurieren bzw. Rekonstruieren geht es<br />
auch bei einem anderen Projekt, das lange Zeit von der<br />
Öffentlichkeit unbemerkt diskutiert wurde, nun aber<br />
langsam von den Medien thematisiert wird: der mögliche<br />
Wiederaufbau des ehemaligen Palastes der Tuilerien.<br />
Ähnlich wie bei der Diskussion um die Rekonstruktion<br />
des Berliner Stadtschlosses untermauern Befürworter und<br />
Gegner des Vorhabens ihre Positionen mit schwerwiegenden<br />
Argumenten. Anders als in der deutschen Hauptstadt<br />
handelt es sich bei dem betroffenen Grundstück<br />
aber nicht um eine Brachfläche, sondern um ein<br />
schon heute perfekt wirkendes Ensemble aus<br />
historischen Bauten und herrschaftlichen<br />
Grünanlagen. Mit einer schnellen Entscheidung<br />
ist aber ohnehin kaum zu rechnen.<br />
Das politische Paris steht bei dieser<br />
rentrée, wie man in Frankreich die<br />
Wiederaufnahme des alltäglichen<br />
Lebens nach den großen Ferien nennt, ganz<br />
im Zeichen der französischen Ratspräsidentschaft<br />
der Europäischen Union, aus deren Anlass im<br />
Sommer sogar der Eiffelturm blau angeleuchtet wurde.<br />
Doch auch innenpolitisch sorgen zahlreiche Reformen<br />
unverändert für Wirbel. Eine der zuletzt angestoßenen<br />
ist die Umstrukturierung der französischen<br />
Streitkräfte, die vor allem die strukturschwachen<br />
Regionen im Nordosten des Landes beunruhigt.<br />
Sie merken schon, auch in dieser Ausgabe<br />
gibt es wieder viel zu entdecken.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre.<br />
Titelblatt: Roche de Solutré nahe Mâcon (Burgund)<br />
Jean-Charles Albert<br />
Chefredakteur<br />
jc.albert@frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 3
Inhalt<br />
Burgund – Im Herzen Frankreichs · 10<br />
Gerne verbreitet das burgundische Fremdenverkehrsamt das immer gleiche Bild: Burgund, eine Region für Feinschmecker und<br />
Liebhaber edler Weine. Dabei hat dieser Landstrich im Herzen Frankreichs noch sehr viel mehr zu bieten. Beispielsweise das<br />
wenig besiedelte Mittelgebirge Morvan mit seinem einmaligen Naturpark. Oder Zeugnisse aus einer langen Vergangenheit, wie<br />
Spuren der alten Römer in Bibracte. In Guédelon kann man sogar beim Neubau einer Burg wie im Mittelalter zuschauen.<br />
Paris · 58<br />
Die Kirche Sainte-Chapelle<br />
liegt etwas versteckt hinter<br />
den Toren des Justizpalastes<br />
auf der Ile de la<br />
Cité. Ihre mittelalterlichen<br />
Buntglasfenster sind einzigartig.<br />
Elsass · 64<br />
Während seiner Studienzeit<br />
in Straßburg pflegte<br />
Goethe einen intensiven<br />
Austausch mit einer<br />
Pfarrerstochter aus<br />
Sesenheim, wo man<br />
heute noch Spuren dieser<br />
Romanze findet.<br />
Cordes-sur-Ciel · 68<br />
Nördlich von Toulouse thront Cordes-sur-Ciel<br />
malerisch auf der Kuppe eines Hügels und<br />
weckt Assoziationen an bekannte Bilder aus<br />
der Provence oder der Toskana.<br />
4 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Fokus<br />
10 Burgund – Im Herzen Frankreichs<br />
14 Morvan Einst vergessen, heute ein grüner Schatz<br />
26 Bibracte Galliens Hauptstadt vom Staub befreit<br />
34 Guédelon Die spinnen, die Burgunder!<br />
42 Reise-Infos Burgund<br />
Tuilerien · 52<br />
In Berlin soll das<br />
Stadtschloss<br />
wiederaufgebaut werden.<br />
Folgt in Paris vielleicht<br />
bald ein ähnliches<br />
Projekt, die Rekonstruktion<br />
der Tuilerien?<br />
Unterwegs in Frankreich<br />
58 Paris Die Sainte-Chapelle in Schönheitskur<br />
64 Elsass Goethes amour fou in Sesenheim<br />
68 Cordes-sur-Ciel Am Ende einer langen Reise<br />
74 Hotel Domaine de Verchant, Montpellier<br />
Frankreich heute<br />
Charles de<br />
Gaulle · 78<br />
Der General und ehemalige<br />
Staatspräsident ist<br />
fast 40 Jahre nach seinem<br />
Tod so populär wie nie<br />
zuvor. Im <strong>Oktober</strong> wird<br />
eine weitere Gedenkstätte<br />
für ihn eröffnet.<br />
46 Umweltschutz Prämiensystem löst<br />
Ökoboom beim Autokauf aus<br />
48 Reform der Streitkräfte Ein Truppenabzug, der schmerzt<br />
52 Tuilerien Paris träumt vom Wiederaufbau<br />
seines alten Stadtschlosses<br />
Art de vivre<br />
Cannelés · 88<br />
Diese süße Leckerei ist<br />
schwer zu beschreiben,<br />
gehört inzwischen aber<br />
zum Mitbringsel einer jeden<br />
Reise aus Frankreichs<br />
Südwesten.<br />
78 Gedenkkult Charles de Gaulle, wohin man schaut<br />
82 Kulturprogramm <strong>September</strong> & <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong><br />
84 Kulturszene CDs, Bücher, Filme<br />
86 Wein Montrachet, ein Wein der Extraklasse<br />
88 Genuss Cannelés, knackige Hülle mit weichem Kern<br />
92 Chantals Rezept Mousse au chocolat<br />
Rubriken<br />
52 58<br />
78<br />
10-43<br />
64<br />
3 Editorial<br />
86<br />
6 On en parle<br />
44 Kulturschock<br />
51 Abonnement<br />
56 Leben in Frankreich<br />
88<br />
76 Arte-Programm<br />
94 Leserbriefe<br />
68<br />
74<br />
94 Impressum<br />
95 Heftnachbestellungen<br />
98 Vorschau<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 5
On En Parle<br />
Tour Saint-Jacques<br />
endlich ohne Baugerüst<br />
Nach sieben Jahren wurde das<br />
Baugerüst am Turm Saint-Jacques im<br />
Herzen von Paris unweit des Hôtel de Ville<br />
wieder entfernt. Der fünf Jahrhunderte<br />
alte und 62 Meter hohe Turm war einst<br />
der Ausgangspunkt für die Pilger nach<br />
Santiago de Compostela. Er gehörte<br />
zu einer mittelalterlichen Kirche, die<br />
während der Französischen Revolution<br />
zerstört wurde. Später vernachlässigt,<br />
ist er heute im Besitz der Stadt Paris. Die<br />
jahrelangen Restaurierungsarbeiten, in<br />
deren Zuge auch der kleine Park am Fuße<br />
des Turms neu gestaltet wird, werden<br />
aber erst im März 2009 endgültig ihren<br />
Abschluss finden. Die Sanierungskosten<br />
betragen insgesamt acht Millionen Euro.<br />
Schwerer Abschied von alten Autokennzeichen<br />
Wie in Deutschland, Österreich und der Schweiz verraten auch französische<br />
Nummernschilder den Herkunftsort des Halters, denn die letzten beiden Ziffern<br />
entsprechen der Nummer des Departements, in dem das Fahrzeug zugelassen ist.<br />
So steht etwa die Zahl 13 für das Departement Bouches-du-Rhône mit Marseille, die<br />
60 für das Departement Oise oder die 75 für Paris. Doch nun müssen die Franzosen<br />
von dem 1950 eingeführten System Abschied nehmen. Ein Vorhaben, das nicht<br />
wenigen missfällt. Generationen von Kindern liebten es, während langer Autofahrten<br />
die Departements hinter den Nummern zu erraten. Viele Autofahrer sind zudem stolz,<br />
dank des Autokennzeichens ihre Herkunft nach außen zeigen zu können. Ab dem 1.<br />
Januar 2009 soll damit nun Schluss sein. Das neue System sieht ein Nummernschild<br />
aus zwei Buchstaben, drei Zahlen und wiederum zwei Buchstaben vor (XX-123-XX),<br />
ohne dabei irgendeinen geografischen Bezug herzustellen. Außerdem wird es<br />
einmalig pro Auto bis zu seiner Verschrottung vergeben, ungeachtet irgendwelcher<br />
Halterwechsel oder Umzüge. Um dem massiven Druck der Öffentlichkeit gegen diese<br />
Änderung jedoch entgegenzuwirken, wurde das ursprünglich vorgesehene System<br />
leicht überarbeitet. In Zukunft darf am rechten Rand optional eine kleine Nummer<br />
für das Departement sowie das Logo der Region erscheinen. Ein Tribut an Umfragen,<br />
wonach sich 64 Prozent der Franzosen gegen diese Reform ausgesprochen hatten.<br />
Öffentlich-rechtliches Fernsehen werbefrei<br />
Nun scheint es endgültig zu sein: Nicolas Sarkozy hat entschieden, dass<br />
Frankreichs öffentlich-rechtliche Fernsehsender in Zukunft ohne die Einnahmen<br />
aus Werbespots auskommen müssen. Um den Einnahmeverlust auszugleichen,<br />
sollen Mobilfunk- und Internetanbieter 0,9 Prozent ihres jährlichen Umsatzes an<br />
France Télévisions überweisen. Auf Basis der Geschäftszahlen für das letzte Jahr<br />
würde dies 90 Millionen Euro für Orange, 81 Millionen Euro für SFR und 67 Millionen<br />
Euro für Bouygues Télécom bedeuten. Doch selbst damit ist man noch weit<br />
entfernt von den 800 Millionen Euro, die heutzutage durch Werbung in die Kassen<br />
der Fernsehanstalt gespült werden.<br />
Französische Hotelgäste sind mitnahmefreudig<br />
Nach einer Umfrage von Harris Interactive und Hotels.com haben 79 Prozent der französischen<br />
Reisenden kein schlechtes Gewissen dabei, Gegenstände aus ihrem Hotelzimmer mitgehen zu<br />
lassen. 52 Prozent der Befragten gehen sogar davon aus, dass diese Objekte im Zimmerpreis enthalten<br />
sind, 30 Prozent, dass es sich um Werbematerial für das Hotel handelt. Unter den eingesteckten<br />
Gegenständen steht hoteleigenes Duschgel ganz oben auf der Mitnahmeliste (78 Prozent), gefolgt<br />
vom Shampoo (58 Prozent) und Stiften sowie Notizblöcken (48 Prozent). Fast jeder Vierte hat auch schon<br />
einmal ein Handtuch in seinem Koffer verschwinden lassen und jeder Fünfte einen Bademantel oder<br />
Badelatschen. Zum Glück der Hoteliers vergreift sich aber nur eine kleine Minderheit an Bettwäsche,<br />
Teppichen oder gar dem Fernseher. Zur Ehre der Franzosen sei jedoch angemerkt, dass Hotelgäste<br />
anderer Nationalitäten laut übriger Umfragen nicht unbedingt weniger mitnahmefreudig sind.<br />
6 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Karl Lagerfeld in Warnweste<br />
Der schillernde Modeschöpfer Karl Lagerfeld erklärte sich<br />
bereit, bei einer neuen Werbekampagne zur Erhöhung<br />
der Straßensicherheit teilzunehmen. Die Aktion begleitet<br />
aktuell die neu eingeführte Pflicht in Frankreich, in jedem<br />
Fahrzeug zukünftig ein Warndreieck und eine Warnweste<br />
mitzuführen. Mit einer gelben Weste bekleidet, lässt er<br />
nicht ohne Humor verlauten: « Sie ist gelb, sie ist hässlich,<br />
sie passt zu nichts, aber sie kann Leben retten ».<br />
Supermarktkette gibt sich<br />
heimatverbunden<br />
Carrefour, eine der großen französischen Super<br />
marktketten, zielt mit einer neuen Wer bekam<br />
pag ne bewusst auf<br />
das Nationalgefühl ihrer<br />
Kunden. In den Anzeigen<br />
ist ein an ge schnit tener<br />
Cam em bert zu sehen,<br />
der an die bekannten<br />
Tor ten diagramme<br />
aus<br />
Sta tis ti ken erinnert. Dazu<br />
wird beteuert, dass 80<br />
Pro zent der bei Carrefour<br />
in Frankreich verkauften<br />
Nahrungs mittel aus heimischer<br />
Produktion stammen.<br />
Es wird erklärt,<br />
dass der Verkauf von<br />
französischen Produkten in Frankreich und<br />
brasilianischen in Brasilien logisch sei und dass<br />
sich das Unternehmen gerade für lokale und<br />
mittelständische Produzenten einsetze. Es bleibt<br />
abzuwarten, wie die Werbebotschaft bei den<br />
Konsumenten ankommen wird.<br />
SCHNAPPSCHÜSSE<br />
Sind Frankreichs Kinder internetsüchtig?<br />
Nach einer kürzlich von Calysto durchgeführten Studie chatten bereits<br />
72 Prozent der 11- bis 15-Jährigen im Internet. 38 Prozent besitzen sogar<br />
einen Blog und 36 Prozent erfreuen sich an Online-Spielen. Rund<br />
die Hälfte der jungen Franzosen aus dieser Altersgruppe verbringt<br />
mindestens zwei Stunden täglich im Internet.<br />
Erfolgreicher Jahresstart für die Kinos<br />
<strong>2008</strong> scheint ein gutes Jahr für die französischen Kinos zu werden.<br />
Nach der nationalen Vereinigung der Kinobetreiber stiegen die<br />
Besucherzahlen im ersten Halbjahr um 6,7 Prozent. Die sensationellen<br />
20 Millionen Eintrittskarten für den Überraschungserfolg « Bien venue<br />
chez les Ch’tis » trugen sicherlich dazu bei.<br />
Mit airberlin von der Spree an die Seine<br />
Ab dem kommenden Winterflugplan bieten nicht nur Lufthansa,<br />
Air France und EasyJet Nonstopverbindungen zwischen Berlin und<br />
Paris an, sondern auch airberlin. Zweimal täglich heben die rotweißen<br />
Flieger werktags von Tegel in Richtung der französischen<br />
Hauptstadt ab. Zuvor hatte die Fluggesellschaft jedoch ihr Angebot<br />
von Nonstopverbindungen zwischen Deutschland und Frankreich<br />
stark ausgedünnt. So fielen Direktverbindungen von Nürnberg und<br />
München nach Paris sowie von München und Stuttgart nach Nizza<br />
in letzter Zeit aus dem Flugplan.<br />
Dämme und Talsperren in schlechtem Zustand<br />
Gemäß einem Parlamentsbericht sind Frankreichs Dämme und Talsperren<br />
in einem schlechten Zustand. Außerdem ist die exakte Anzahl<br />
schwer zu erfassen, so zahlreich sind die Anlagen. Allein das Depart<br />
ement Gers zählt beispielsweise mehr als 2.800 Dämme. Um eine<br />
Katastrophe wie im Jahre 1959, als beim Zusammenbruch der Barrage<br />
de Malpasset im Var 423 Opfer gezählt wurden, zu verhindern,<br />
for dert der Bericht eine Ausweitung der Kontrollmaßnahmen und<br />
eine Erhöhung der Instandhaltungsinvestitionen.<br />
Größerer Tisch für den Verfassungsrat<br />
Nachdem Jacques Chirac entschieden hat, zukünftig den Sitzungen<br />
des Verfassungsrates beizuwohnen, was wiederum Valéry Giscard<br />
d’Estaing zu einer Teilnahme motivierte (wir berichteten), ist nun<br />
bekannt geworden, dass die ehrwürdige Institution beim nationalen<br />
Möbelservice einen größeren Konferenztisch angefordert hat, um<br />
Platz für die beiden Altpräsidenten zu schaffen. Das gute Stück soll<br />
in Kürze eintreffen…<br />
Marseille, Hauptstadt des Boulespiels<br />
Zum 47. Mal war die Mittelmeermetropole diesen Sommer die<br />
Hauptstadt des Pétanque, wie das Boulespiel in Frankreich heißt. Eine<br />
Woche lang traten rund 13.000 Spieler, darunter 756 Frauen, aus zwölf<br />
Nationen bei rund 15 Spielen pro Tag gegeneinander an. Mehr als<br />
150.000 Besucher verfolgten die Wettkämpfe. Der jüngste Teilnehmer<br />
war gerade mal 13 Jahre alt, der älteste 94 Jahre. Der Sport selbst ist<br />
kaum älter, feierte er letztes Jahr doch seinen 100. Geburtstag.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 7
On En Parle<br />
Cäsar-Büste in der<br />
Rhone gefunden<br />
Einen außergewöhnlichen Fund machten<br />
Archäologen in Arles im Süden Frankreichs:<br />
Auf dem Grund der Rhone entdeckten sie<br />
eine Marmorbüste von Julius Cäsar. Und<br />
nicht nur irgendeine, sondern eine Büste,<br />
die noch zu seinen Lebzeiten und nicht erst<br />
nachträglich angefertigt wurde. Sie ist also<br />
besonders originalgetreu. Die Bergung<br />
des kostbaren Fundes nahmen speziell<br />
ausgebildete Taucher vor. Arles wurde<br />
einst von dem römischen Kaiser gegründet,<br />
die Präsenz der Büste lässt sich also leicht<br />
erklären. Und auch ihr Verschwinden im<br />
Fluss ist nicht so verwunderlich, war es<br />
nach der Ermordung Cäsars schließlich<br />
nicht gerade vorteilhaft, als einer seiner<br />
Bewunderer zu gelten.<br />
Bordeaux’ Titel als UNESCO-Weltkulturerbe in Gefahr<br />
Nur ein Jahr nachdem Bordeaux von der UNESCO zum Weltkulturerbe<br />
ernannt wurde und in einem Moment, wo die Stadt sich um den Titel<br />
der europäischen Kulturhauptstadt im Jahre 2013 bemüht, musste die<br />
Stadtverwaltung eine schmerzliche Ohrfeige einstecken. Die UNESCO<br />
stellt die Weinmetropole unter besondere Aufsicht. Die Stadt entging<br />
nur knapp der Schmach, als bedrohtes Weltkulturerbe eingestuft zu<br />
werden. Der Grund liegt in der Zerstörung einer unter Denkmalschutz<br />
stehenden Brücke, der Pont du Pertuis, am Eingang der Bassins à flots.<br />
Die 25 Meter lange Drehmetallbrücke aus dem Jahre 1911 war die letzte<br />
dieser Art in Frankreich. Der Bürgermeister Alain Juppé hatte zuvor auch<br />
noch die Zerstörung der Passerelle Saint-Jean, auf der Züge verkehren,<br />
angedacht, bevor er nun wieder davon Abstand genommen hat. Die<br />
ganze Angelegenheit erinnert an einen anderen Streit, bei dem der<br />
Weltkulturerbetitel ebenfalls in Gefahr ist: das Elbtal in Dresden.<br />
Neuer Goldzaun in Versailles<br />
327 Jahre nach der Konstruktion durch Jules Hardouin<br />
Mansard wurde nach zweijährigen Bauarbeiten der<br />
vergoldete Zaun vor dem Schloss von Versailles, der<br />
während der Französischen Revolution verschwunden<br />
war, wieder errichtet. Für die 80 Meter waren 15 Tonnen<br />
Eisen und 100.000 Goldblättchen notwendig. Die<br />
Kosten in Höhe von fünf Millionen Euro wurden durch<br />
einen privaten Fonds finanziert.<br />
Notre-Dame-de-Fourvière<br />
ohne Jungfrauenstatue<br />
Die vergoldete Jungfrauenstatue, die seit 1852<br />
auf der Kathedrale Notre-Dame-de-Fourvière<br />
in Lyon thront, ging auf ungewöhnliche<br />
Wanderschaft. Mittels eines 60 Meter hohen<br />
Krans wurde die Statue auf den Boden<br />
zurückgeholt, wo sie nun rund sechs Monate<br />
bleiben wird, währenddessen Bauarbeiter<br />
das Dach der Kirche restaurieren.<br />
8 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
LIBERTÉ, ÉGALITÉ,<br />
STRASSENLAGÉ.<br />
Mehr Stil für die Straße. Der neue CITROËN C5.<br />
Revolutionen fanden schon immer auf der Straße statt. Eine ganz besondere kommt jetzt aus Frankreich: der neue CITROËN<br />
C5. Je nach Version mit HYDRACTIVE III+ Fahrwerk, das sich automatisch an die Straßenverhältnisse und Ihren Fahrstil<br />
anpasst. Dabei sorgt es gemeinsam mit dem richtungsweisenden AFIL-Spurassistenten (Option) stets für eine perfekte<br />
Straßenlage. Entdecken Sie diese und weitere faszinierende Innovationen bei einer Testfahrt.<br />
www.mehr-stil-fuer-die-strasse.de<br />
CITROËN C5<br />
NICHTS BEWEGT SIE WIE EIN CITROËN
Fokus Burgund<br />
Burgund – Im Herzen<br />
10 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Frankreichs<br />
Die Region Burgund hat eine<br />
Schnecke als Wappentier.<br />
Wenn auch dieses kleine Tierchen<br />
eine der vielen Spezialitäten der<br />
regionalen Küche ausmacht, kann man<br />
sich ein Lächeln dennoch nicht verkneifen.<br />
Denn Dynamik ist nicht gerade<br />
die Qualität, für die die Schnecke<br />
bekannt wäre, und so überrascht dieses<br />
Symbol, das auf vielfältige Weise von<br />
Burgund für seine Öffentlichkeitsarbeit<br />
genutzt wird. Zumal es sich in der heutigen<br />
Zeit eine Region eben nicht leisten<br />
kann, sich in ihr Schneckenhaus<br />
zurückzuziehen.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 11
Fokus Burgund<br />
S. 10/11: Der Wechsel von Feldern und Wäldern ist typisch für den Morvan.<br />
Von oben nach unten: Getreidefelder im Côte-d’Or, Abtei von Cluny, Basilika von<br />
Vézelay, Park des Musée de Cluny, Quelle der Seine, Canal de Bourgogne.<br />
Im Gegenteil, Dynamik ist das Gebot<br />
der Stunde. Also alles ein schrecklicher<br />
Fehler der Verantwortlichen, die<br />
dieses Symbol einst ausgesucht haben?<br />
Haben die etwa versäumt, an diesen<br />
Teil des Images der Schnecke zu denken?<br />
Oder will die Region etwa gar<br />
nicht für sich werben, um entdeckt zu<br />
werden? Wenn man genauer darüber<br />
nachdenkt, entdeckt man aber durchaus<br />
einen gewissen Humor hinter dieser<br />
Wahl. Sicher, zuerst muss man an<br />
die sprichwörtliche Langsamkeit der<br />
Schnecke denken. Aber diese Eigenschaft<br />
soll auch an die Verbundenheit<br />
mit den vergangenen Epochen erinnern<br />
und an Zeiten, als die Dinge sich<br />
eben noch nicht mit der rasenden Geschwindigkeit<br />
des Heute entwickelten.<br />
So hat die Schneckenidee eigentlich<br />
etwas sehr Beruhigendes.<br />
Vielleicht ist das eine der größten<br />
Qualitäten dieser Region – Burgund<br />
beruhigt. Zunächst durch seine unaufgeregte<br />
geografische Lage und Struktur:<br />
Burgund liegt mitten in Frankreich,<br />
etwa 100 Kilometer südöstlich<br />
von Paris, und ist in vier Departements<br />
unterteilt: Yonne, Côte-d’Or, Saôneet-Loire<br />
und Nièvre. Die Lage gibt<br />
der Region ein gemäßigtes und kontinentales<br />
Klima: heiß und trocken in<br />
den Sommern, und einigermaßen regenreich<br />
den Rest des Jahres. Sie liegt<br />
auf einer mittleren Höhe zwischen 150<br />
und 600 Metern, wobei unter den Bergen<br />
der Mont Morvan der höchste und<br />
mit seinen 901 Metern nicht wirklich<br />
überragend ist. Die Landschaft besteht<br />
aus Wäldern, weiten Getreidefeldern<br />
und natürlich den typischen Weinhügeln.<br />
Inmitten Burgunds ist der Parc<br />
Naturel Régional du Morvan die grüne<br />
Lunge der Region.<br />
Es gibt in Burgund auch keine felsigen<br />
Küsten, keine gefährlichen Klippen,<br />
keinen entfesselten Ozean. Ganz<br />
im Gegenteil, man findet ruhige und<br />
gebändigte Gewässer. Die 1.200 Kilometer<br />
Flusslandschaft und die beiden<br />
großen Kanäle, der Canal de Bourgogne<br />
und der Canal du Nivernais, erfreuen<br />
die Touristen. Im Departement<br />
Côte-d’Or entspringt auf einer Höhe<br />
von 470 Metern in Saint-Germain-<br />
Source-Seine die Seine. Als Petitesse<br />
12 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Burgund ist in der ganzen Welt für seinen Wein berühmt.<br />
gilt, dass die Stadt Paris seit 1864 Eigentümerin<br />
des Quellgrundes ist. Man<br />
sagt, dass die Pariser damit die Quelle<br />
« ihres » Flusses sichern wollten. Sogar<br />
eine kleine Grotte wurde errichtet und<br />
ein paar Bänke davor aufgestellt.<br />
Der wichtigste Zufluss der Seine,<br />
die Yonne, entspringt südöstlich von<br />
Château-Chinon in Glux-en-Glenne<br />
im Departement Nièvre. Auch hier ein<br />
kleines, nicht unbedeutendes Detail:<br />
Obwohl die Yonne bei der Mündung<br />
in die Seine der größere und bedeutendere<br />
Fluss ist, heißt es, dass die Yonne<br />
in die Seine mündet und nicht umgekehrt.<br />
Rein geografisch betrachtet,<br />
würde Paris eigentlich an der Yonne<br />
und nicht an der Seine liegen.<br />
Auch die Lebensqualität in Burgund<br />
hat etwas Beruhigendes. Es<br />
gibt keine hektischen Metropolen, die<br />
Hauptstadt Dijon ist mit ihren 150.800<br />
Einwohnern kaum eine Großstadt. Sie<br />
rangiert auf Platz 18 in der Liste der<br />
größten französischen Städte. Lange<br />
wollten die Leute aus Burgund nicht<br />
einmal eine Autobahn, um ihre Abgeschiedenheit<br />
nicht zu stören. Heute ist<br />
man allerdings sehr froh, Autobahnen<br />
zu haben, die es erlauben, die vielen<br />
Touristen schnell ins Land zu bringen.<br />
Burgund ist ein wichtiges Transitland<br />
zwischen Nord- und Südeuropa, zwischen<br />
Osteuropa und dem Atlantik<br />
geworden. Es hat sich aber auch herumgesprochen,<br />
dass sich ein längerer<br />
Stopp in Burgund durchaus lohnt.<br />
Schließlich gibt es hier so einzigartige<br />
historische und architektonische Sehenswürdigkeiten<br />
zu besichtigen wie<br />
Vézelay, Cluny, Fontenay oder auch<br />
das Hôtel-Dieu von Beaune mit seinen<br />
glasierten Ziegeln. Und das ist noch<br />
längst nicht alles...<br />
Zu den Vorzügen Burgunds gehört<br />
natürlich auch die Gastronomie. Hier<br />
findet jeder, was sein Herz begehrt.<br />
Wenn die berühmten Schnecken auch<br />
nicht jedermanns Sache sind, so locken<br />
doch zahlreiche andere Spezialitäten<br />
wie Boeuf bourguignon, der Morvan-<br />
Schinken, Coq au vin und natürlich<br />
der Käse von Epoisse. Alle diese Dinge<br />
werden auf das Beste von delikaten<br />
Burgunderweinen begleitet: Chablis,<br />
Gevrey-Chambertin, Romanée,<br />
Pommard, Meursault, Montrachet,<br />
Saint Vérant... Namen, die die Augen<br />
der Weinkenner auf der ganzen Welt<br />
glänzen lassen. Nicht umsonst spricht<br />
man manchmal von den « Champs-<br />
Elysées des Weines », wenn man die<br />
berühmte Weinstraße von Dijon nach<br />
Beaune meint.<br />
Burgund ist also eine ruhige Region,<br />
in der es sich gut leben lässt. Ein<br />
Flecken Erde, wo jeder, der die Ruhe<br />
und das ländliche Leben liebt, auf<br />
seine Kosten kommt. Und doch sollte<br />
man die Region nicht auf ihre Ruhe<br />
und ihre kulinarischen Genüsse reduzieren,<br />
sie hat bei Weitem mehr zu<br />
bieten. Viele Entdeckungen lassen sich<br />
machen, die weit entfernt davon sind,<br />
als gängige Touristenziele bekannt zu<br />
sein.
Fokus Burgund<br />
Morvan –<br />
Einst vergessen, heute ein<br />
grüner Schatz<br />
Im Herzen Burgunds gelegen, haftete dem Morvan über Jahrzehnte der<br />
Ruf an, zurückgeblieben und wenig spannend zu sein. Heute aber ist für<br />
die Bewohner dieses Mittelgebirges der Moment der Revanche gekommen.<br />
Vor allem eine unberührte Natur lockt Besucher aus nah und fern.<br />
14 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Am 24. <strong>Oktober</strong> 2001 ergriff Ségolène Royal, damals Familienministerin,<br />
im Auftrag ihres Kollegen, dem Umweltminister, das<br />
Wort im Senat in Paris. Sie antwortete auf eine Anfrage von René-Pierre<br />
Signé, Senator des burgundischen Departements Nièvre, der<br />
wissen wollte, ob der Morvan als Gebirgsmassiv anerkannt werden<br />
könnte. Hinter dieser, auf den ersten Blick vielleicht banal wirkenden<br />
Frage, standen mehr als nur irgendwelche geologischen Überlegungen.<br />
Es ging um handfeste wirtschaftliche Interessen. Denn Gebirgsmassive<br />
und ihre Kommunen erhalten vom französischen Staat eine besondere<br />
Unterstützung. Der Senator wusste dies. Die Ministerin natürlich auch.<br />
Um als Gebirgsmassiv anerkannt zu werden, müssen allerdings<br />
gewisse Kriterien erfüllt sein. Zunächst sind Berge erforderlich. Im<br />
Morvan scheint dies etwas anmaßend, aber immerhin durchzieht das<br />
Mittelgebirge von Norden nach Süden eine Granitkette mit Höhen<br />
zwischen 300 und 900 Metern – mit dem Haut-Folin als höchste Erhebung<br />
(901 Meter). Doch kann man im Falle des Morvan auch von einem<br />
Massiv sprechen, selbst wenn sich die Höhenzüge auf einer Länge von<br />
rund 100 Kilometern und einer Breite von 20 bis 40 Kilometern erstrecken?<br />
Schließlich sind die geologischen Gegebenheiten nicht mit denen<br />
der Alpen oder Pyrenäen vergleichbar. Die Regierung schien 2001<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 15
Fokus Burgund<br />
jedenfalls noch nicht bereit gewesen zu sein, diese Frage zu<br />
bejahen, auch wenn Ségolène Royal von einer « unstrittig<br />
fragilen Landschaft » sprach.<br />
Doch vier Jahre später war es endlich soweit: 2005 entschloss<br />
sich der Staat, dem Wunsch der Bevölkerung, den<br />
Morvan als Gebirgsmassiv anzuerkennen, nachzukommen.<br />
Man griff dabei auf einen Trick zurück, indem man den<br />
Morvan kurzerhand dem Zentralmassiv zuordnete. Zwar<br />
liegen zwischen dem 1.886 Meter hohen Puy de Sancy, dem<br />
höchsten Berg des Zentralmassivs, und Château-Chinon,<br />
der « Hauptstadt » des Morvan, rund 250 Kilometer. Für<br />
Geologen macht eine solche Zuordnung aber dennoch Sinn<br />
und dies war die Hauptsache. Seit dem 28. <strong>Oktober</strong> 2005<br />
ist der Morvan offiziell kraft Gesetzesbeschluss also ein<br />
Teil des Zentralmassivs – mit allen Vorteilen, die für die<br />
Kommunen damit einhergehen.<br />
Hôtel du Vieux-Morvan, das Zimmer 15 befindet<br />
sich in der ersten Etage ganz links.<br />
Ein langer Weg zur Anerkennung<br />
Für die Menschen des Morvan ist es ein schöner Sieg.<br />
Denn aus einem lange Zeit von außen als ungastlich bezeichneten<br />
Landstrich wird plötzlich eine Landschaft voller<br />
Potentiale. Der Grundstein dafür wurde allerdings schon<br />
1970 mit der Gründung des Parc Naturel Régional du Mor-<br />
Geschenke von Mitterrands Reisen nach Afrika.<br />
Das Laufrad war ein Präsent des Bürgermeisters von Karlsruhe.<br />
Ausstellungsraum im Musée du Septenat.<br />
Die Goldpalme war ein Geschenk der<br />
Vereinigten Arabischen Emirate.<br />
Ein Mitbringsel von einem<br />
Staatsbesuch in der Elfenbeinküste.<br />
S. 14/15: Ein bei Anglern beliebter Teich in der Nähe von Le Pont-Charrot.<br />
16 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
van gelegt. Damals interessierte sich kaum jemand für diese<br />
Gegend, die aufgrund ihrer Größe gut ein eigenes Departement<br />
bilden könnte, sich in der Realität aber auf die vier<br />
burgundischen Departments verteilt. Denn während die<br />
Wälder des Morvan gerade einmal als Lieferant für Weihnachtsbäume<br />
dienten, fand die wirtschaftliche Entwicklung<br />
Burgunds in anderen Ecken der Region statt, wo große<br />
Getreidefelder und renommierte Weingüter für Wohlstand<br />
sorgten. In den 1970er- und 1980er-Jahren gab es außer den<br />
Einheimischen nicht viele, die überhaupt an eine Zukunft<br />
des Morvan glaubten.<br />
Der Naturpark leitete aber die Wende ein. Langsam<br />
veränderte sich der Blickwinkel der Menschen auf diese<br />
naturbelassene Oase voller Ursprünglichkeit. Hier gab es<br />
noch eine Landschaft, die man im benachbarten, agrarisch<br />
stark genutzten Côte-d’Or vergebens suchte. Die Pariser<br />
unterbrachen zunehmend ihre Fahrt in den Süden im Morvan,<br />
angelockt von Schildern mit dem Hinweis « Monts du<br />
Morvan » an der Autobahn A6. Heute haben nicht wenige<br />
Hauptstädter sogar ihr Wochenend- oder Ferienhaus in<br />
diesem Mittelgebirge.<br />
Doch trotz des Erfolges bleibt man im Morvan bodenständig.<br />
Man will keinen Massentourismus. Die Unterkünfte<br />
sind meist Pensionen, die Straßen sind schmal und<br />
kurvig. Ein schnelles Fortkommen ist kaum möglich. Die<br />
Sicht ist durch die dichte Vegetation entlang der Straßen<br />
und das Licht- und Schattenspiel zwischen Wäldern und<br />
Lichtungen eingeschränkt. Im Morvan geht es ums pure<br />
Naturerlebnis, um die Befriedigung einer in Mode gekommenen<br />
Sehnsucht nach einem Leben auf dem Land.<br />
das Musée du Septenat, in Château-Chinon eröffnet. Wie<br />
in einer Ali Baba-Höhle kann man dort die unterschiedlichsten<br />
Objekte aus der ganzen Welt bewundern,<br />
alle meist recht kostbar, wenn auch von völlig<br />
unterschiedlichem Geschmack. Es ist interessant zu<br />
sehen, mit welcher Mühe manche Staatsmänner und<br />
Könige nach ungewöhnlichen Geschenken gesucht haben<br />
müssen. Zu den Exponaten gehört eine Sammlung<br />
von Aschenbechern aus Silber genauso wie mit persönlichen<br />
Widmungen versehene Fotos. Auch ein Laufrad,<br />
Vorgänger des Fahrrads, ist dabei – ein Geschenk des<br />
Bürgermeisters von Karlsruhe.<br />
Auf einem Hügel oberhalb der Stadt hat die Gemeinde<br />
außerdem ein Denkmal für François Mitterrand<br />
errichten lassen. Es erinnert ein wenig an einen Gefängnishof<br />
und lohnt wegen seiner Architektur nicht unbedingt<br />
einen Umweg. Dafür hat man von dort oben einen<br />
wunderschönen Ausblick auf die Umgebung. Man sagt<br />
zudem, dass der Präsident gerne an diese Stelle kam, um<br />
nachzudenken und Kraft zu tanken. Es ist aber zu bezweifeln,<br />
dass er dieses Denkmal gemocht hätte.<br />
Der Präsident logierte in Zimmer 15<br />
Zu den Menschen, die schon immer die Vorzüge des<br />
Morvan zu schätzen wussten, gehörte François Mitterrand.<br />
Der ehemalige Staatspräsident fühlte sich stets der Kleinstadt<br />
Château-Chinon eng verbunden, deren Bürgermeister<br />
er von 1959 bis 1981 war. Da er jedoch keine Wohnung<br />
im Ort besaß, mietete er immer ein Zimmer im Hôtel du<br />
Vieux-Morvan, und zwar das Zimmer 15. Es war auch<br />
an diesem Ort, wo er 1981 vor Hunderten von Einheimischen<br />
und einigen Journalisten von seinem Sieg bei den<br />
Präsidentschaftswahlen erfuhr. Noch heute existiert dieses<br />
Hotel, das seiner Philosophie treu blieb und mit schlichten,<br />
kostengünstigen Zimmern aufwartet.<br />
Später schenkte François Mitterrand Château-Chinon<br />
einen Großteil der Präsente, die er während seiner beiden<br />
Amtszeiten als französischer Präsident von anderen Staatsoberhäuptern<br />
erhalten hatte. « Es scheint mir nur normal,<br />
dass ich die Geschenke, die mir in meiner offiziellen<br />
Funktion überreicht wurden, der Öffentlichkeit zugänglich<br />
mache », verkündete der erste sozialistische Präsident der<br />
Fünften Republik dazu. Es war vielleicht normal, dennoch<br />
stellte es ein Novum dar. Seine Vorgänger behielten die<br />
Präsente nach dem Ende ihrer Amtszeit lieber für sich.<br />
Am 12. Juli 1986 wurde ein entsprechendes Museum,<br />
Das Musée du Septenat zeugt bis heute von der<br />
Verbundenheit François Mitterrands mit Château-Chinon.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · <strong>17</strong>
Fokus Burgund<br />
Das Musée Romain Rolland d’Art et d’Histoire erzählt davon, wie der Morvan die Hauptstadt mit Brennholz versorgte.<br />
Brennholz für die Hauptstadt<br />
Der Transport des Holzes vom Morvan bis nach<br />
Paris dauerte ungefähr elf Tage.<br />
Im Morvan sollte man ein anderes Museum<br />
ebenfalls nicht verpassen, das Musée Romain Rolland<br />
d’Art et d’Histoire in Clamecy. Meist gelten<br />
Heimatmuseen als recht miefig und wenig interessant.<br />
Nicht so in Clamecy. Dort lernt man eine<br />
ganz andere Seite des Morvan kennen, und zwar<br />
die als Versorger der französischen Hauptstadt mit<br />
Brennholz. Früher war rund die Hälfte der Fläche<br />
des Mittelgebirges mit Wäldern bedeckt. Seit<br />
dem 16. Jahrhundert begann dann die regelmäßige<br />
Ausbeutung dieses bedeutenden Rohstoffes.<br />
Dabei nutzte man auf sehr raffinierte Weise die<br />
Gegebenheiten der Region. Wegen des felsigen<br />
Untergrundes gibt es im Morvan zahlreiche Bäche<br />
und Flüsse. Es lag also nahe, diese Wasserstraßen<br />
für den Transport zu nutzen. Denn der Bedarf der<br />
Pariser an Brennholz war so groß, dass die Wälder<br />
in direkter Umgebung der Hauptstadt bereits stark<br />
Die Holzstämme wurden zu Flößen zusammengebunden.<br />
18 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Sagen Sie, was Sie sehen<br />
Rosetta Stone vermittelt Ihnen einen natürlichen Zugang zu einer fremden Sprache. Verlassen Sie sich auf Ihre Intuition<br />
und lernen Sie Fremdsprachen in Zukunft genauso einfach wie ein Kind. Wie funktioniert’s? Sie verbinden die Bilder,<br />
die Sie sehen mit gehörtem und geschriebenen Text.<br />
Dabei lassen Sie sich von Ihren Assoziationen führen – genauso wie Sie früher Ihre Muttersprache erlernt haben. Unsere<br />
dynamische Spracherkennung hilft Ihnen zusätzlich, von Anfang an Vertrauen in Ihre Aussprache zu fassen. Lassen Sie<br />
sich von dieser innovativen und einzigartigen Lernmethodik überzeugen. Erfolg ist Ihnen Garantiert!<br />
Über 30 Sprachen verfügbar<br />
Informieren Sie sich jetzt unter<br />
RosettaStone.de/fr<br />
0800 200 1188<br />
Der schnellste Weg eine Sprache zu lernen. Garantiert!
Fokus Burgund<br />
Am Lac de Pannecière, dem größten der Stauseen im Morvan.<br />
abgeholzt waren. Der Morvan besaß aber nicht nur große<br />
Wälder, sondern war durch die Yonne, die in die Seine<br />
mündet, auch direkt mit Paris verbunden. Man konnte das<br />
Holz also über den Fluss bis nach Paris treiben lassen.<br />
Der erste Holztransport erfolgte 1547. Die Blütezeit<br />
dieses Handels war rund zwei Jahrhunderte später, in den<br />
Jahren von <strong>17</strong>85 bis 1816. Die Pariser benötigten zum Heizen<br />
in der Zeit eine Million Ster Holz pro Jahr. Clamecy<br />
war die Drehscheibe dieses Handels. Im Rekordjahr 1804<br />
stammten 90 Prozent des Pariser Brennholzes aus dem<br />
Morvan, wobei drei Viertel des Transports über Clamecy<br />
abgewickelt wurde. Der letzte Holztransport verließ den<br />
Ort im Jahre 1923. Die Eröffnung des Canal du Nivernais<br />
sowie das Aufkommen neuer Energiequellen für die Hauptstadt,<br />
insbesondere Kohle und Gas, führten zum Ende des<br />
Holztransports. So erzählt das kleine Museum von Clamecy<br />
auf rührende Weise nicht nur die lokale Vergangenheit,<br />
sondern auch viel von Paris.<br />
Land der Stauseen<br />
Noch heute hat dieses Kapitel der Geschichte seine<br />
Spuren in der Landschaft des Morvan hinterlassen. Denn<br />
für den Holztransport mussten die Flüsse an vielen Stellen<br />
aufgestaut werden, im Herzen des Mittelgebirges entstanden<br />
dadurch große Seen. Zwar werden sie heute nicht mehr<br />
für den Holztransport benötigt, dennoch haben sie wichtige<br />
Funktionen inne. Entweder dienen sie der Stromerzeugung<br />
und der Regulierung der Wasserstände (Lac de Pannecière,<br />
Lac des Settons, Lac de Chaumeçon, Lac de Crescent) oder<br />
als Trinkwasserreservoir (Lac de Saint-Agnan und Lac de<br />
Chamboux).<br />
Der größte dieser Seen ist der Lac de Pannecière (520<br />
Hektar mit einer maximalen Länge von 13 Kilometern)<br />
nördlich von Château-Chinon. Überlebenswichtig ist er<br />
20 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 21
Fokus Burgund<br />
Beim Anblick des Lac de Pannecière mag man heute kaum mehr glauben, dass dieser See einst künstlich geschaffen wurde.<br />
Angler auf dem Lac des Settons.<br />
Die Yonne auf dem Weg zur Seine.<br />
22 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
aber für eine Stadt außerhalb des Morvan: Paris,<br />
erneut! Denn nach den großen Überschwemmungen<br />
in der Weltstadt, besonders im Jahre 1910,<br />
beschloss die Regierung, die Zuläufe der Seine<br />
besser zu kontrollieren und Stauseen zu bauen.<br />
Der Lac de Pannecière trägt seitdem mit dazu bei,<br />
den Wasserstand der Seine innerhalb der Hauptstadt<br />
möglichst konstant zu halten, auch wenn die<br />
Überschwemmungen nicht völlig verschwunden<br />
sind.<br />
Holzflöße für die Hauptstadt<br />
Um das Brennholz aus dem Morvan nach Paris<br />
zu schaffen, wurden Holzstämme zu Flößen<br />
zusammengebunden, die rund 75 Meter lang sowie<br />
4,50 Meter breit waren und aus rund 200 Ster Holz<br />
bestanden. An einem zuvor festgelegten Tag begann<br />
der Transport in Richtung Hauptstadt. Wasser wurde an<br />
den 22 Staudämmen entlang der Yonne so abgelassen,<br />
dass sich die Holzflöße quasi von alleine fortbewegten.<br />
Dies war aber nicht ohne Risiken, ließen sich die Flöße<br />
im Sog des Wassers doch nur schwer lenken. Hinter<br />
Auxerre wurden mehrere Flöße zusammengefasst,<br />
um das Fortkommen zu beschleunigen. Insgesamt<br />
dauerte der Transport bis nach Paris ungefähr elf Tage.<br />
Die den Transport begleitenden Arbeiter brauchten<br />
im Anschluss rund vier Tage, um zu Fuß wieder in den<br />
Morvan zu gelangen.<br />
Der Stausee stellt dabei ein beachtliches Wasserreservoir<br />
dar. In den Monaten von November<br />
bis Juni wird vor allem Wasser aufgenommen, von<br />
Juli bis <strong>Oktober</strong> dagegen abgelassen. Die Schwankungen<br />
des Wasserstandes betragen 25 Meter. Am<br />
niedrigsten ist er Ende <strong>Oktober</strong>. Um die Sicherheit<br />
weiter zu erhöhen, wurde vor noch gar nicht<br />
Der Lac des Settons ist ein beliebtes Naherholungsgebiet.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 23
Fokus Burgund<br />
Cyril Serafin begutachtet seine Schneckenaufzucht.<br />
so langer Zeit ein neues Sicherheitssystem auf der Staumauer<br />
errichtet. Würde sie jemals brechen, ergössen sich mehr als<br />
80 Millionen Kubikmeter Wasser in Richtung Paris. Eine<br />
nicht vorzustellende Katastrophe. In der ganzen Region ist<br />
man sich der Gefahr durchaus bewusst. So gibt es in Auxerre<br />
ein Warnsystem, mit dessen Hilfe in maximal 30 Minuten<br />
alle Einwohner telefonisch über einen Dammbruch informiert<br />
würden.<br />
Wegen der reichen Fischbestände mögen auch zahlreiche<br />
Angler den Lac de Pannecière. Ohnehin sind seine<br />
Ufer längst zu einem beliebten Naherholungsgebiet geworden,<br />
allerdings ohne dass sie ihre Wildheit verloren<br />
haben. Ein Paradies für alle Naturliebhaber. Wer dagegen<br />
ein Fan des Wassersports ist, sollte lieber den Lac<br />
des Settons aufsuchen. Der See ist mit 360 Hektar zwar<br />
etwas kleiner, besitzt dafür aber eine gute Infrastruktur<br />
für diverse Wassersportarten und ist gut für Familien<br />
geeignet.<br />
Ein Paradies für Schneckenliebhaber<br />
Eine ganz andere Attraktion erwartet einen in Onlay,<br />
einem winzigen Dorf südlich von Château-Chinon bzw.<br />
östlich von Moulins-Engilbert. Cyril und Sibylle Serafin<br />
unterhalten dort einen Gasthof und eine Schneckenaufzuchtstation.<br />
Eine gute Möglichkeit, die kulinarischen<br />
Klassiker der Region auszuprobieren. Auf jeden Fall sollte<br />
man sich nicht die köstlichen Schneckengerichte entgehen<br />
lassen, wobei natürlich nur Tiere aus der eigenen Aufzucht<br />
verwendet werden. Bei Interesse zeigt das junge Paar nach<br />
24 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Dünne Netze schützen die Schnecken vor Vögeln.<br />
Schnecken sind eine Spezialität Burgunds.<br />
dem Essen gerne die Aufzuchtstation,<br />
in der nicht weniger als 100.000<br />
Schnecken leben – sorgsam gepflegt<br />
und mit einem dünnen Netz vor Vögeln<br />
geschützt.<br />
Es dauert fünf bis sechs Monate,<br />
bis eine Schnecke auf den Speiseteller<br />
kommt. Die Aufzucht ähnelt der von<br />
Austern. Larven werden auf Holzplanken<br />
gesetzt, die regelmäßig durch ein<br />
automatisches Bewässerungssystem<br />
befeuchtet werden. Dabei kommen<br />
weder Chemikalien noch Dünger zur<br />
Verwendung, alles ist ganz natürlich.<br />
Für Cyril und Sibylle ist dies sehr<br />
wichtig. Schließlich gibt es für die<br />
Schnecken aus Burgund keinen Schutz<br />
als Appellation d’Origine Contrôlée<br />
(AOC). In vielen Restaurants Burgunds<br />
kommen burgundische Schnecken in<br />
Wirklichkeit aus Osteuropa.<br />
Der Morvan ist eine Region, die<br />
entdeckt werden will und mit vielen<br />
Überraschungen aufwarten kann.<br />
Wenn man auf der Terrasse des kleinen<br />
Gasthauses sitzt, kann man gar<br />
nicht mehr nachvollziehen, warum der<br />
Morvan einst von den Menschen links<br />
liegen gelassen wurde. Er lohnt mehr<br />
als nur eine einzige Reise.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 25
Fokus Burgund<br />
26 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Bibracte<br />
Galliens Hauptstadt<br />
vom Staub befreit<br />
Die Hauptstadt Galliens versank in den letzten 2000 Jahren im Dornröschenschlaf und erlebt<br />
heute, dank der unermüdlichen Arbeit der Archäologen, ihre Auferstehung. Bibracte, das ist<br />
ein Ort mitten in Europa, der das historische Erbe der Gallischen Kriege, ein europäisches Forschungszentrum<br />
für Geschichte und ein Museum für Archäologie und keltische Kunst vereint.<br />
Wie wäre es mit<br />
einem kleinen<br />
h i s t o r i s c h e n<br />
Ausflug zu den Wurzeln der<br />
Franzosen? Die verweisen<br />
gern und zu Recht auf ihre<br />
gallischen Vorfahren, aber<br />
sie erwähnen dabei selten,<br />
dass darin auch keltische<br />
Ursprünge enthalten sind.<br />
Wie übrigens bei den meisten<br />
europäischen Völkern<br />
und selbst einigen Völkern<br />
Kleinasiens, die einst von Der Museumsbau passt sich harmonisch in die Landschaft ein.<br />
den Kelten erobert wurden.<br />
Die außergewöhnliche und kriegerische Kultur der Kelten Die Gallier waren also keltische Volksstämme, die als<br />
begann im 8. Jahrhundert vor Christus von Hallstatt aus (im kriegerische und unzähmbare Barbaren mit struppigen<br />
heutigen Österreich) ihren jahrhundertelangen Eroberungszug<br />
durch die Regionen, die wir heute als Spanien, Portugal, Römern Gallien genannt wurde, erstreckte sich über das<br />
Haaren und wilden Bärten galten. Ihr Gebiet, das von den<br />
die Türkei, Italien, England, Frankreich und Irland kennen. gesamte heutige Frankreich, Belgien und den Norden Italiens.<br />
Asterix und Obelix, wohl die berühmtesten Gallier<br />
Die Kelten haben zwar niemals ein zentralisiertes Reich gegründet,<br />
ließen sich aber auf einem riesigen Gebiet nieder aller Zeiten, hätten also durchaus Belgier oder Norditaliener<br />
sein können.<br />
und wirkten tiefgreifend auf die Kulturen ein, denen sie begegneten.<br />
Vor 2500 Jahren konnte von « Franzosen » also noch<br />
Gegenüberliegende Seite: Statur von Vercingétorix in Alésia, wo die entscheidende Schlacht zwischen Römern und Galliern stattfand.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 27
Fokus Burgund<br />
nicht die Rede sein. Einer der keltischgallischen<br />
Stämme waren die Häduer<br />
(frz. Eduens). Diese hatten sich in<br />
Gebieten der heutigen Departements<br />
Allier, Côte-d’Or, Nièvre und Saôneet-Loire<br />
niedergelassen. Sie kontrollierten<br />
nicht weniger als drei der<br />
bedeutendsten französischen Flüsse,<br />
die Loire, die Saône und die Yonne,<br />
und verfügten über eine entwickelte<br />
politische Struktur. So konnte es nicht<br />
lange dauern, bis sie mit den Römern<br />
in Kontakt kamen. Man geht heute davon<br />
aus, dass es erste römische Händler<br />
gewesen sein mussten, die über die<br />
Flüsse bis in das Gebiet der Häduer<br />
vordrangen. Das jedenfalls würde<br />
erklären, wieso die Römer mit ihnen<br />
seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. eine<br />
Allianz eingegangen waren und der<br />
römische Senat sie sogar zu « Freunden<br />
der Republik » erklärte. Diese scheuten<br />
sich nicht einmal, Cäsars Truppen mit<br />
Lebensmitteln zu versorgen, wenn der<br />
mal wieder mit den Galliern im Kriegzustand<br />
war. Doch das Jahr 52 v. Chr.<br />
brachte einen politischen Umschwung<br />
und die Häduer schlossen sich den<br />
gallischen Stämmen unter dem Befehl<br />
ihres Anführers Vercingétorix an.<br />
Was nicht eben ihre beste politische<br />
Entscheidung war, denn die Gallier<br />
erlitten in Alésia durch die Truppen<br />
Cäsars eine herbe Niederlage, womit<br />
die Expansion der Gallier in Europa<br />
gestoppt wurde.<br />
Doch zurück auf den Boden Burgunds.<br />
Der hat nämlich eine Menge<br />
über die keltisch-gallischen Vorfahren<br />
zu erzählen! Es war der Mont Beuvray<br />
mit seinen 821 Metern Höhe, den sich<br />
die Häduer am Ende des 2. Jahrhunderts<br />
v. Chr. als Sitz ihrer Hauptstadt<br />
wählten. Etwa 25 Kilometer im Osten<br />
von Autun gelegen, dominiert Bibracte<br />
noch heute das von der Loire<br />
durchflossene Arroux-Tal. Klug wie<br />
die Häduer waren, hatten sie erkannt,<br />
dass sich von dem Berg aus die gesamte<br />
Umgebung gut überblicken ließ und<br />
jeder Angreifer rechtzeitig erkannt<br />
werden konnte. Selbst Cäsar musste<br />
die strategisch wichtige Lage der Stadt<br />
anerkennen und erwähnte sie in seinem<br />
« Gallischen Krieg », wo er bemerkte,<br />
dass die Stadt « die weitaus größte und<br />
Spuren der Häduer in den verwunschenen Wäldern des Mont Beuvray.<br />
28 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Der Mont Beuvray aus der Vogelperspektive, einst die Hauptstadt der Häduer.<br />
reichste Stadt der Häduer » sei.<br />
Wo vor mehr als 2000 Jahren<br />
Bibracte lag, ist mitten im heutigen<br />
Burgund der Mont Beuvray komplett<br />
von einem Wald bedeckt, der mit<br />
den häufigen Niederschlägen (um die<br />
1.800 Millimeter pro Jahr) ganz gut<br />
zurecht zu kommen scheint. Kaum<br />
vorstellbar, dass der Berg vor 20 Jahrhunderten<br />
noch ganz kahl war und<br />
der Hauptstadt der Häduer Platz für<br />
5.000 bis 10.000 Einwohner bot. Eine<br />
beträchtliche Zahl, wenn man die<br />
Größe der Städte in der damaligen<br />
Zeit bedenkt. Außerhalb des kleinen<br />
Kreises von Spezialisten, Historikern<br />
und Wissenschaftlern weiß allerdings<br />
kaum jemand, dass Bibracte einer der<br />
wichtigsten europäischen Orte für die<br />
Archäologie in Europa ist und dass die<br />
Stadt mit ihren zwölf Kilometern Festungsanlage<br />
und einer Fläche von 200<br />
Hektar eine der am besten erhaltenen<br />
Ansiedlungen der Eisenzeit ist.<br />
Die Archäologie, die über das Leben<br />
in Bibracte Auskunft geben kann,<br />
litt lange unter dem Image, unaussprechliche<br />
Namen, langweilige und<br />
lang aneinandergereihte Fakten und<br />
schwierig zu verstehende Sachverhalte<br />
hervorzubringen. Und zugegeben, es<br />
ist nicht immer ganz einfach, beim<br />
Anblick der Scherbe einer alten Amphore<br />
oder eines Steinwerkzeugs in<br />
Verzückung zu geraten. Zu lange sind<br />
die Zeugnisse der Geschichte in Vitrinen<br />
staubiger und chronisch unterfinanzierter<br />
Museen gezeigt worden, ob<br />
es nun staatliche oder private waren.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 29
Fokus Burgund<br />
Für die Präsentation der Exponate wurde in Bibracte ein<br />
äußerst zeitgenössischer Rahmen gewählt.<br />
Einzig die Schulen waren regelmäßige<br />
Gäste und interessierten sich für den<br />
« alten Plunder » der Vergangenheit.<br />
In Frankreich haben sich die Dinge<br />
in dieser Hinsicht seit den 1980er-<br />
Jahren geändert. Die Archäologie hat<br />
es verstanden, die Leute wieder für<br />
ihr Sujet zu interessieren. Nicht zuletzt<br />
die Filme und Romane über die<br />
vorchristliche Zeit, häufig in Ägypten<br />
spielend, haben das neue Interesse<br />
hervorgebracht – und nicht nur so populäre<br />
wie historisch ungenaue Filme<br />
wie « Indiana Jones ». Auch moderne<br />
Computertechnologien erlauben uns<br />
heute eine dreidimensionale Visualisierung<br />
dessen, was einmal die Stadtarchitektur<br />
der vergangenen Zeitalter<br />
ausgemacht haben muss.<br />
Burgund nimmt in dieser Hinsicht<br />
eine Vorreiterrolle ein. 1980 wurde<br />
der Mont Beuvray im Rahmen eines<br />
großen staatlichen Restaurationsprogramms<br />
in die Liste der zu erhaltenen<br />
historischen Stätten mit besonderem<br />
Wert aufgenommen. Die Wahl 1981<br />
von François Mitterrand zum französischen<br />
Staatsoberhaupt gab dem<br />
Ganzen noch einmal einen besonderen<br />
Schub, war der Präsident doch ganz<br />
vernarrt in diesen Ort. Weit davon<br />
entfernt, nur auf eine kurzlebige Mode<br />
zu reagieren, wusste Bibracte sich auf<br />
konstruktive und intelligente Weise<br />
für die Zukunft zu wappnen. Bibracte<br />
wurde zugleich ein bedeutender<br />
Ausgrabungsort, ein qualitativ sehr<br />
hochwertiges Museum und ein Forschungszentrum<br />
für die vorchristliche<br />
Geschichte. So ist der Ort nicht nur<br />
den interessierten Besuchern, sondern<br />
auch der Wissenschaft unersetzlich.<br />
Um zur Ausgrabungsstätte zu gelangen,<br />
führt der Weg zunächst durch<br />
das Museum. Es zeigt die Forschungsergebnisse<br />
aus den Ausgrabungen,<br />
setzt sie in einen historischen Kontext<br />
und soll die Neugierde der Besucher<br />
für die Arbeiten wecken. Die Besucher<br />
werden in eine versunkene Welt<br />
eingeladen, indem sie durch eine ultramoderne<br />
hindurchgeleitet werden. Der<br />
Wunsch, etwas Neuartiges in der Museumslandschaft<br />
zu gestalten, ist von<br />
30 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Anfang an deutlich zu spüren. Dabei<br />
passt sich das ultramoderne Gebäude<br />
harmonisch in die Landschaft ein.<br />
Besonders gut zu sehen ist das, wenn<br />
man sein Auto am äußersten Ende des<br />
Parkplatzes abstellt und den Fußweg<br />
zum Museum nimmt.<br />
Die Materialen, aus denen das<br />
Museum gebaut ist, verweisen auf die<br />
verschiedenen Menschheitsepochen.<br />
So spielt das Dach auf die Steinzeit<br />
und die Kupferzeit an, während die<br />
riesigen Wände aus Beton und Glas<br />
die Technikrevolution in der Moderne<br />
symbolisieren sollen. Beim Betreten<br />
des Gebäudes fällt der Blick gleichermaßen<br />
auf die Ausgrabungstücke wie<br />
auf die modernen Architekturelemente.<br />
Man wähnt sich fast in einem<br />
lichtdurchfluteten Designhotel. Das<br />
Konzept des Gebäudes greift aber mit<br />
seinen gleichmäßigen Grundformen<br />
auch die Figur des Quadrates auf, in<br />
das die Archäologen die Ausgrabungsflächen<br />
für gewöhnlich einzuteilen<br />
pflegen. Nichts wurde hier dem Zufall<br />
überlassen und augenscheinlich funktioniert<br />
die Idee: An den verschiedenen<br />
Besuchergruppen lässt sich ablesen,<br />
dass viele Interessentengruppen<br />
angesprochen werden konnten. Alle<br />
Altersschichten sind vertreten und viele<br />
verschiedene Nationalitäten.<br />
Das Beste ist, einen ganzen Tag<br />
für die Besichtigung Bibractes vorzusehen.<br />
Eineinhalb bis zwei Stunden<br />
kann man für das Museum einplanen,<br />
wo anschließend im Restaurant<br />
« Chaudron » das Mittagessen zu<br />
sich genommen werden kann. Die<br />
Gerichte aus der Küche vergangener<br />
Zeitalter, die behutsam heutigen<br />
Ernährungsgewohnheiten angepasst<br />
worden sind, werden in hölzernen, der<br />
Steinzeit nachempfundenen Näpfen<br />
serviert. Nach dem Mittagessen kann<br />
dann die Besichtigung des eigentlichen<br />
Mont Beuvrey beginnen, der mit<br />
einem kleinen Shuttle bequem erreicht<br />
werden kann, wenn man das erweiterte<br />
Kombi-Ticket gewählt hat. Da das<br />
Gelände so weitläufig ist, ist aber auch<br />
ein Waldspaziergang zu empfehlen.<br />
Aber Achtung, da Bibracte auf einer<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 31
Fokus Burgund<br />
Die Ausgraben in Bibracte sind längst noch nicht beendet. Studenten unterstützen die Arbeiten.<br />
Höhe von 800 Metern liegt, kann es<br />
schon im <strong>September</strong> empfindlich kühl<br />
werden und man sollte besser einen<br />
Pullover bei sich haben.<br />
Durch die Ausgrabungsstätte führt<br />
ein audiovisuelles System, das automatisch<br />
ausgelöst wird, wenn die Besucher<br />
sich den Bildschirmen und Lautsprechern<br />
nähern. Damit lässt sich der<br />
Ort für jeden individuell besichtigen,<br />
der Auskunft über die wenig bekannte<br />
keltische Zivilisation gibt, die einmal<br />
von der Donau bis an den Atlantik<br />
reichte. Die zahlreichen Erklärungstafeln<br />
und Videofilme vermitteln einen<br />
lebhaften Eindruck vom Alltagsleben<br />
unserer ein bisschen vernachlässigten<br />
Vorfahren. In den Anlagen werden<br />
viele Schulklassen herumgeführt.<br />
Auch für die Großen ist die Bibracte-Begeisterung<br />
ansteckend. Auf dem<br />
Gelände sieht man viele Studenten, die<br />
mit Enthusiasmus den Ausgrabungen<br />
beiwohnen bzw. aktiv daran beteiligt<br />
sind. Dank ihrer und der Arbeit ihrer<br />
Professoren wird die vor 2000 Jahren<br />
aufgegebene Stadt jeden Tag ein bisschen<br />
mehr wiederentdeckt. Über 30<br />
Forscher und ein Dutzend europäische<br />
Universitäten und Forschungsinstitute<br />
bündeln ihre Kräfte, um die<br />
gallische Stadt Stück für Stück und so<br />
detailgetreu wie möglich auferstehen<br />
zu lassen. Es ist die Arbeit von<br />
tausenden von Helfern. Die dabei<br />
gemachten Entdeckungen sind zum<br />
Teil atemberaubend, wie das vor kurzem<br />
ausgegrabene Tor, das eine Länge<br />
von 20 Metern misst. Doch auch den<br />
kleinsten Splittern wird gebührend<br />
Aufmerksamkeit gezollt – alles kann<br />
für die Forschung nützliche Informationen<br />
bergen.<br />
Die Oberfläche der Befestigungsanlage<br />
(auf einer Fläche von 135 Hektar)<br />
schien im 1. Jahrhundert v. Chr.<br />
in weiten Teilen besiedelt gewesen zu<br />
sein. Ausgrabungen lassen nun den<br />
Schluss zu, dass diese Befestigungsanlagen<br />
noch von einer weiteren Stadtmauer<br />
umgeben gewesen sein müssen.<br />
Die Abfallgruben auf dem Gelände<br />
erlauben, den Einfluss der römischen<br />
Kultur zu ermessen, der bereits vor<br />
der Eroberung durch die Römer auf<br />
die Häduer gewirkt haben muss. Viele<br />
technische Errungenschaften des<br />
Mittelmeerraumes waren bereits in der<br />
Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. hier<br />
genutzt worden. Man hat sogar Hinweise<br />
auf große Steinhäuser im Stil<br />
der Römer gefunden. Auch Überreste<br />
mediterraner Lebensmittel können<br />
nachgewiesen werden. Das Wichtigste<br />
darunter sind Spuren von Wein, hauptsächlich<br />
aus Italien stammend, die auf<br />
den tausenden von Tonscherben auf<br />
dem Mont Bevray zu finden sind.<br />
Anhand solcher Kleinigkeiten<br />
lässt sich erahnen, welche Arbeit die<br />
Archäologen in Bibracte leisten, und<br />
welcher Wissensschatz sich unter den<br />
Schritten der Besucher noch versteckt.<br />
Der Boden Burgunds birgt hier nicht<br />
nur Details der burgundischen Geschichte,<br />
sondern der Geschichte der<br />
Franzosen überhaupt. Die Geschichte<br />
der alten, ein wenig vergessenen Vorfahren,<br />
die Tag für Tag ein bisschen<br />
mehr ans Licht gebracht wird. Welch<br />
schöne Auferstehung!<br />
32 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Interaktiv<br />
präsentieren,<br />
intuitiv<br />
kommunizieren:<br />
mit TouchScreens XXL<br />
Aus die Maus!<br />
Für Inhalte, die Menschen<br />
wirklich berühren, liefern<br />
wir den großen Rahmen.<br />
Beratung, Konzeption, Content<br />
und Technologie für interaktive<br />
Kommunikationslösungen aus<br />
einer Hand:<br />
Dolivostr. 11<br />
64293 Darmstadt<br />
Tel. +49 (0)6151 788030<br />
mail@data-touch.de<br />
www.data-touch.de
Fokus Burgund<br />
Guédelon<br />
Die spinnen, die Burgunder!<br />
Mit diesem Ausspruch würde Obelix sicherlich die Aktivitäten in Guédelon kommentieren.<br />
Und in der Tat, die Idee, eine Burg ausschließlich mit Hilfe der Techniken des Mittelalters zu<br />
konstruieren, wirkt verrückt. Doch in Burgund wird sie gerade realisiert. Ganz ohne moderne<br />
Hilfsmittel fingen im Jahre 1997 die Arbeiten an diesem Projekt an. Insgesamt sollen sie rund<br />
25 Jahre andauern. Ein Vorhaben, das ein ungewöhnliches Zusammenspiel von Historikern,<br />
Wissenschaftlern und Bauarbeitern bedarf.<br />
34 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Wer hat sich beim Anblick<br />
einer mittelalterlichen Kathedrale<br />
oder mächtigen<br />
Burg nicht schon einmal die Frage gestellt,<br />
wie die Menschen damals diese<br />
Bauwerke ohne die technischen Errungenschaften<br />
der Moderne errichten<br />
konnten? Oder wie es den Bauarbeitern<br />
gelang, schwere Lasten zu transportieren<br />
bzw. in die Höhe zu heben?<br />
Schließlich gab es weder Kräne noch<br />
elektrische Winden. Doch meist bleibt<br />
es bei diesem Staunen. Außer in Burgund,<br />
wo in einem alten, von Wäldern<br />
umgebenen Steinbruch diese Fragen<br />
plötzlich eine ungeahnte Aktualität erhalten.<br />
Hier werden jedoch nicht nur<br />
Fragen gestellt, sondern auch Antworten<br />
gegeben. Wer also schon immer<br />
mal mehr über mittelalterliche Baukunst<br />
wissen und vor allem diese Zeit<br />
möglichst realistisch nachempfinden<br />
wollte, sollte nach Guédelon fahren.<br />
Der Schauplatz liegt rund zwei<br />
Stunden von Paris bzw. Dijon entfernt,<br />
unweit des Château de Saint-Fargeau<br />
nördlich von Nevers im Departement<br />
Yonne. Es ist aber unnötig, hier nach<br />
einer alten Burgruine oder anderen<br />
baulichen Resten aus dem Mittelalter<br />
Ausschau zu halten. Das zukünftige<br />
Château de Guédelon ist ein reiner<br />
Neubau. Es ist eine Art Spielplatz<br />
für Erwachsene, die hier ihre Kindheitsträume<br />
verwirklichen können.<br />
Eine verrückte Vision, die von Tag<br />
zu Tag ein wenig realer wird. Für den<br />
Bau werden nur die Materialien und<br />
Methoden verwendet, die bereits vor<br />
Jahrhunderten bekannt waren. Für die<br />
Initiatoren ist außerdem wichtig, dass<br />
sich dieses Projekt wie ein « lebendiges<br />
Geschichtsbuch » entwickelt, wie ein<br />
« Labor unter freiem Himmel », das es<br />
den heutigen Menschen erlaubt, mehr<br />
über die Vergangenheit zu erfahren.<br />
Der Weg ist also das Ziel.<br />
Wenn man an der Baustelle ankommt,<br />
fallen zunächst die vielen Autos<br />
auf dem Parkplatz auf, besonders<br />
im Sommer und am Wochenende. In<br />
diesem einsamen Winkel Burgunds ein<br />
ungewöhnlicher Anblick. Wer hätte<br />
gedacht, dass eine Baustelle ein solches<br />
Interesse bei den Menschen weckt.<br />
Manchmal scheinen die simplen Dinge<br />
der Welt auch die interessantesten zu<br />
sein. Manch ein Fremdenverkehrsexperte<br />
wird sicherlich neidisch nach<br />
Guédelon schauen.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 35
Fokus Burgund<br />
S. 34/35: Die Baustelle der neuen Burg.<br />
Bauen nach historischen Plänen<br />
Vom Parkplatz aus ist es aber noch<br />
unmöglich, die gesamten Ausmaße<br />
des Projekts auf der anderen Seite der<br />
Absperrung zu erfassen. Auffallend<br />
ist das Fehlen von Motorgeräuschen<br />
und anderem Baulärm, wie man es von<br />
normalen Baustellen gewohnt ist. Hier<br />
gibt es noch nicht einmal Strom. Die<br />
35 Bauarbeiter, seien es Steinmetze,<br />
Maurer, Zimmermänner, Schmiede<br />
oder Töpfer, arbeiten alle wie ihre weit<br />
entfernten Vorfahren und folgen dabei<br />
Plänen, die den Normen der Burgarchitektur<br />
unter Philipp August im 12.<br />
und 13. Jahrhundert entsprechen.<br />
Dieser war von 1180 bis 1223 König<br />
von Frankreich und der erste Herrscher<br />
des Landes, der über eine gewisse<br />
Standardisierung bei der Planung und<br />
Konstruktion von Burgen nachdachte.<br />
So sollten die Bauten nach seinen Vorstellungen<br />
nicht nur eine militärische,<br />
36 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Dank einer Tretmühle können schwere Lasten gehoben werden.<br />
sondern auch eine politische, juristische<br />
und symbolhafte Funktion innehaben.<br />
Berühmte Beispiele, die nach<br />
seinem Grundmuster errichtet wurden,<br />
sind die Burg des Louvre, deren Fundamente<br />
bis heute existieren, die Burg<br />
von Yèvre-le-Châtel im Departement<br />
Loiret oder von Ratilly im Departement<br />
Yonne. Auch der Neubau von<br />
Guédelon folgt seinem Masterplan,<br />
der eine polygonale Struktur, einen<br />
Festungsgraben, runde Ecktürme mit<br />
einem größeren Hauptturm und einem<br />
Gebäude zwischen zwei Türmen<br />
vorsieht. Im Falle von Guédelon hat<br />
Jacques Moulin, Chefarchitekt der nationalen<br />
Baudenkmäler, die Baupläne<br />
angefertigt. Die Baufortschritte werden<br />
von Archäologen, Historikern und<br />
Experten für Burgen wissenschaftlich<br />
begleitet.<br />
Dass in Guédelon aber nicht alles<br />
dem Mittelalter entspricht, merkt man<br />
kurz nach dem Parkplatz, wenn man an<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 37
Fokus Burgund<br />
den Kassenhäuschen eintrifft. Die<br />
verlangten Eintrittspreise scheinen<br />
sich an heutigen Gegebenheiten<br />
zu orientieren und wirken im ersten<br />
Moment recht gesalzen: neun<br />
Euro für jeden Erwachsenen und<br />
sieben Euro für Kinder. Gerade<br />
für Familien kommt schnell eine<br />
beträchtliche Summe zusammen.<br />
Die Kopie einer mittelalterlichen<br />
Baustelle hat anscheinend ihren<br />
Preis. Ein Besuch lohnt sich aber<br />
dennoch.<br />
Kein Freizeitpark, sondern<br />
eine echte Baustelle<br />
Denn Guédelon ist mehr als<br />
irgendein Freizeitpark, in dem die<br />
Geschichte mehr oder weniger<br />
wirklichkeitsgetreu nachgebildet<br />
wird. Hier sind die Arbeiter keine<br />
Schauspieler, sondern wahre<br />
Handwerker, die alte Fertigkeiten<br />
pflegen und bewahren. Hinter<br />
ihren Ateliers in Holzhütten verstecken<br />
sich keine Hinterräume<br />
mit moderner Ausstattung. Alles<br />
ist sichtbar, nirgends wird eine falsche<br />
Authentizität vorgegaukelt.<br />
Hier wird wirklich geschuftet wie<br />
vor vielen Jahrhunderten.<br />
Im Mittelalter war die Platzwahl<br />
für eine Burg niemals zufällig,<br />
so auch nicht beim zukünftigen<br />
Château de Guédelon. Der Ort<br />
wurde vor allem wegen der Nähe<br />
zu den benötigten Baustoffen<br />
ausgesucht. Denn der Transport<br />
dergleichen durch den Einsatz von<br />
Tieren oder auf dem Wasserweg<br />
würde einen zusätzlichen Kostenfaktor<br />
und eine unnötige Zeit- und<br />
Energieverschwendung bedeuten.<br />
An diesem Standort findet man<br />
die wichtigsten Baustoffe dagegen<br />
direkt vor der Tür: Holz in einem<br />
Wald voller Eichen, Steine aus<br />
einem alten Steinbruch, außerdem<br />
Erde, Sand und Wasser.<br />
Schnell lernt man beim Besuch<br />
der Baustelle deshalb auch eine der<br />
wichtigsten Bauregeln des Mittelalters<br />
kennen: kostbare Rohstoffe<br />
nicht zu verschwenden. Damals<br />
war man weit von der Überflussgesellschaft<br />
heutiger Zeit entfernt.<br />
So werden in Guédelon beispielsweise<br />
zerbröckelte Steine oder<br />
Steine von schlechter Qualität<br />
dafür verwendet, Mauerzwischenräume<br />
aufzufüllen. Die durchschnittliche<br />
Mauerdicke beträgt<br />
stolze 3,50 Meter. Da braucht man<br />
einiges an Füllmaterial.<br />
Des Weiteren erkennt man<br />
alsbald die Komplexität, die hinter<br />
einem solchen Bauvorhaben<br />
steht, da alle benötigten Arbeitsschritte<br />
genau verfolgt und die<br />
unterschiedlichen Metiers, die<br />
eine solche Baustelle braucht, beobachtet<br />
werden können – anders<br />
als bei modernen Baustellen, wo<br />
Arbeitsschritte ausgelagert sind<br />
und Handwerkszeug im Fachhandel<br />
gekauft werden kann. In Guédelon<br />
hat sich ein richtiges kleines<br />
Arbeiterdorf entwickelt, das die<br />
verschiedensten Handwerksberufe<br />
vereint. Ganz wie im Mittelalter.<br />
So gibt es etwa einen Seiler, der<br />
den ganzen Tag geduldig Leinen,<br />
Kordeln und Seile, die für den<br />
Bau benötigt werden, flicht. Doch<br />
wenn die Methoden auch aus dem<br />
Mittelalter stammen, so entsprechen<br />
die Arbeitsbedingungen und<br />
-zeiten dennoch den heutigen<br />
Vorschriften. Es besteht also kein<br />
Grund, sich um die Arbeiter zu<br />
sorgen. Im Sommer wird meist<br />
von 10.00 Uhr morgens bis 19.00<br />
Uhr abends gewerkelt. In der übrigen<br />
Jahreszeit zu entsprechend<br />
anderen Zeiten.<br />
Alles lässt sich erkunden<br />
Ein großer Vorteil dieser<br />
Touristenattraktion ist auch, dass<br />
man sich auf der Baustelle überall<br />
frei bewegen darf. Es gibt keinen<br />
vorgeschriebenen Rundweg. Man<br />
muss lediglich auf kleine grüne,<br />
orangefarbene oder rote Schilder<br />
achten, die den Gefährlichkeitsgrad<br />
eines Ortes angeben,<br />
beispielsweise für Transportwege<br />
von Baumaterial. Der direkte<br />
Austausch mit den Handwerkern<br />
ist sogar gewünscht. Man kann<br />
Der Vorläufer der heutigen Baukräne.<br />
Die Pläne gehen auf Philipp August zurück.<br />
38 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Steinmetze bereiten den Bau eines Fensters vor.<br />
Die Tretmühle erinnert an ein Hamsterrad für Menschen.<br />
In der Scheune der Holzfäller.<br />
Nur Werkzeuge und Hilfsmittel, die bereits im Mittelalter<br />
bekannt waren, kommen zur Verwendung.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 39
Fokus Burgund<br />
In der Werkstatt der Schmiede.<br />
Die Hütte der Maler.<br />
Alle Hilfsmittel werden auf der Baustelle produziert.<br />
mit ihnen diskutieren oder sie bei ihrer<br />
Arbeit genau beobachten.<br />
Eine der faszinierendsten Entdeckungen<br />
auf der Baustelle ist<br />
dabei ein großes Holzrad, eine Art<br />
Hamsterrad für Menschen. Dank<br />
dieser Konstruktion, die ein einzelner<br />
Mensch durch seine Muskelkraft<br />
antreibt, können schwere Lasten<br />
angehoben werden. Es ist sozusagen<br />
der Vorläufer eines modernen Krans.<br />
Nur dass hier kein Motor dafür notwendig<br />
ist. Groß und Klein bleiben<br />
vor dieser Tretmühle meist mit großen<br />
Augen stehen.<br />
Während die Interpretation der<br />
täglichen Arbeitsabläufe auf einer<br />
mittelalterlichen Baustelle nur teilweise<br />
gelingen kann, erlaubt Guédelon<br />
vor allem die Neubelebung alter<br />
Arbeitsmethoden, die nicht selten<br />
in Vergessenheit geraten waren. Die<br />
hier arbeitenden Männer und Frauen<br />
müssen zudem – neben allem theoretischen<br />
Wissen aus dieser Zeit – in<br />
der Lage sein, sich zu helfen zu wissen.<br />
Diese praktischen Erfahrungen<br />
bereichern wiederum das Wissen der<br />
Historiker und Wissenschaftler.<br />
Auch das Lernen einer gewissen<br />
Bescheidenheit gehört dazu. Ein<br />
Beispiel dafür ist das Gewölbe des<br />
unteren Raumes des Kapellenturms.<br />
Man hätte hier schnell in die Versuchung<br />
kommen können, ein besonders<br />
spektakuläres Gewölbe bauen zu<br />
wollen, ein Gewölbe, das die architektonischen<br />
Spitzenleistungen der<br />
damaligen Epoche vereint. Im Sinne<br />
der Initiatoren von Guédelon hätte<br />
dies aber den wirklichen Realitäten<br />
der damaligen Situation widersprochen.<br />
Vielmehr ist es angebracht,<br />
ein « normales » mittelalterliches<br />
Gewölbe zu errichten. Denn das 21.<br />
Jahrhundert soll nicht das Mittelalter<br />
neu interpretieren, sondern es verstehen<br />
helfen.<br />
40 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Handwerker und Laien<br />
arbeiten zusammen<br />
Wenn man mit den verschiedenen<br />
Handwerkern und Bauarbeitern redet,<br />
stellt man fest, dass nicht alle ausgebildete<br />
Fachkräfte sind. Neben den<br />
professionellen Handwerkern arbeiten<br />
viele Laien am neuen Château de Guédelon.<br />
Viele von ihnen sind einfach von<br />
diesem ungewöhnlichen Bauvorhaben<br />
begeistert und stellen deshalb ihre<br />
Arbeitskraft zur Verfügung. Andere<br />
sind Auszubildende handwerklicher<br />
Lehrberufe, die hier ein Praktikum<br />
von einer Woche bis zu einem Monat<br />
absolvieren. Auf diese Weise eignen<br />
sie sich Fertigkeiten an, die auch auf<br />
modernen Baustellen von Vorteil sein<br />
können.<br />
Didaktisch wertvoll sind ebenfalls<br />
detaillierte Informationsblätter, die<br />
Lehrern zur Verfügung stehen, die<br />
mit einem Besuch der Baustelle ihren<br />
Unterricht bereichern können. Schulfächer<br />
bekommen damit einen ganz<br />
anderen Realitätsbezug. Im Bereich<br />
der Mathematik erfährt man beispielsweise,<br />
dass Abstände und Längen im<br />
Mittelalter mit Hilfe von Körperteilen<br />
gemessen wurden, beispielsweise in<br />
Daumen, Handbreiten oder Füßen, die<br />
natürlich von einem Menschen zum<br />
anderen variieren und damit nicht der<br />
Präzision unserer heutigen Maße entsprachen,<br />
was die Bautätigkeit nicht<br />
gerade erleichterte.<br />
Es fällt nicht schwer, in Guédelon<br />
Stunden zu verbringen. Und das auf<br />
einer Baustelle… Doch irgendwann<br />
muss man sich dann wieder auf die<br />
Zeitreise zurück in die Gegenwart<br />
begeben. Wenn man einen letzten<br />
Blick auf die Baustelle wirft, merkt<br />
man, dass die Fertigstellung noch viel<br />
Arbeit bedeutet. Aber es ist ja ohnehin<br />
eine Bauzeit von 25 Jahren vorgesehen.<br />
Der Weg ist schließlich das Ziel.<br />
11<br />
14<br />
15<br />
13<br />
12<br />
22<br />
8<br />
10<br />
9<br />
7<br />
16<br />
21<br />
20<br />
19<br />
6<br />
1<br />
<strong>17</strong><br />
4<br />
18<br />
2<br />
3<br />
5<br />
1 Parkplatz<br />
2 Eingangsscheune<br />
3 Modelle<br />
4 Aussichtspunkt<br />
5 Seilerei<br />
6 Tiergehege<br />
7 Korbflechterei<br />
8 Maler<br />
9 Ziegelei<br />
10 Holzfäller<br />
11 Lehrbaustelle<br />
12 Zimmermänner<br />
13 Steinmetze<br />
14 Picknickplatz<br />
15 Steinbruch<br />
16 Imbiss<br />
« La Taverne de Guédelon »<br />
<strong>17</strong> Toiletten<br />
18 Schmied<br />
19 Pferdestall<br />
20 Mörtelgrube<br />
21 Tretmühlen<br />
22 Maurer<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 41
Fokus Burgund<br />
Anreise<br />
Auto: Burgund ist heute ein wichtiges Tran sitland<br />
mit guten Auto bahn ver bin dun gen. Aus<br />
den meisten Regionen Deutschlands sowie<br />
aus Österreich erreicht man die Region<br />
am besten über die Autobahn A36 von<br />
Mulhouse nach Beaune. Für eine Anreise<br />
aus dem äußersten Westen Deutschlands<br />
empfiehlt sich dagegen eher die Route<br />
über die A31 von Metz nach Dijon. Bis Metz<br />
geht es entweder über Saarbrücken und<br />
Forbach oder über Trier und Luxemburg. Aus<br />
der Schweiz, insbesondere den nördlichen<br />
Kantonen, bietet sich entweder eine Anreise<br />
über Basel und Mulhouse (Autobahn) oder<br />
über diverse Landstraßen quer durch den<br />
Jura an. Berlin-Dijon ca. 1.070 km, Köln-Dijon<br />
ca. 550 km, Wien-Dijon ca. 1.100 km, Zürich-<br />
Dijon ca. 340 km.<br />
Flugzeug: Es mag erstaunen, aber Burgund<br />
verfügt über keinen nennenswerten Flughafen.<br />
Die Hauptstadt der Region, Dijon,<br />
besitzt zwar einen kleinen Airport, der<br />
aber lediglich einige wenige Charterflüge<br />
abwickelt und selbst bei Air France nicht im<br />
Flugplan auftaucht. Die nächsten aus dem<br />
deutschsprachigen Raum angeflogenen<br />
Flughäfen sind in Lyon und Mulhouse/<br />
Basel (besonders geeignet, wenn man<br />
in den Osten oder Süden Burgunds<br />
möchte) und in Paris (wenn man ins<br />
westliche Burgund will). Direktflüge nach<br />
Lyon werden von mehreren Städten aus<br />
Deutschland, Österreich und der Schweiz<br />
angeboten. Auch Mulhouse/Basel verfügt<br />
über zahlreiche Nonstopverbindungen aus<br />
dem deutschsprachigen Raum. Die meiste<br />
Auswahl an Flügen hat man aber natürlich,<br />
wenn man Paris als Zielflughafen wählt. Vom<br />
Flughafen Paris-CDG besteht eine direkte<br />
TGV-Verbindung nach Dijon.<br />
Zug: Aus dem deutschsprachigen Raum<br />
existieren keine direkten Zugverbindungen<br />
nach Burgund. Entweder ist ein mehrmaliges<br />
Umsteigen im Osten Frankreichs notwendig<br />
oder eine Anreise via Paris zu wählen. Aus<br />
der französischen Hauptstadt verkehren<br />
zahlreiche Züge nach Burgund, darunter<br />
TGVs nach Dijon und Beaune. Aus der<br />
Schweiz gibt es eine direkte TGV-Verbindung<br />
von Lausanne nach Dijon.<br />
Allgemeine Informationen<br />
Comité Régional du Tourisme de<br />
Bourgogne<br />
5, avenue Garibaldi<br />
21000 Dijon<br />
Telefon: +33 (0)3 80 28 02 80<br />
www.burgund-tourismus.com<br />
Morvan<br />
Parc Naturel Régional du Morvan<br />
Office de Tourisme<br />
58230 Saint-Brisson<br />
Telefon: +33 (0)3 86 78 79 57<br />
www.morvan-tourisme.org<br />
Office de Tourisme<br />
6, boulevard de la République<br />
58120 Château-Chinon<br />
Telefon: +33 (0)3 86 85 06 58<br />
www.ot-chateauchinon.com<br />
Musée du Septenat<br />
6, rue du Château<br />
58120 Château-Chinon<br />
Telefon: +33 (0)3 86 85 19 23<br />
Öffnungszeiten<br />
Mi – Mo 10.00 – 12.00 Uhr & 14.00 – 18.00 Uhr<br />
Von Anfang Januar bis Mitte Februar<br />
geschlossen<br />
Eintrittspreise<br />
4,00 €, Kinder bis 6 Jahre kostenlos<br />
Musée Romain Rolland d’Art et d’Histoire<br />
de Clamecy<br />
13, avenue de la République<br />
58500 Clamecy<br />
Telefon: +33 (0)3 86 27 <strong>17</strong> 99<br />
www.musees-bourgogne.org<br />
Öffnungszeiten<br />
Juni – <strong>September</strong><br />
Mo & Mi – Sa 10.00 – 12.00 Uhr<br />
& 14.00 – 18.00 Uhr<br />
So 14.00 – 18.00 Uhr<br />
<strong>Oktober</strong> – Mai<br />
Mi – Sa 10.00 – 12.00 Uhr & 14.00 – 18.00 Uhr<br />
So 14.00 – 18.00 Uhr<br />
Eintrittspreise<br />
3,00 €, ermäßigt 1,50 €, Kinder bis 16 Jahre<br />
kostenlos<br />
Auberge L’père Jean et l’Escagotière<br />
Cyril et Sibylle Serafin<br />
Le Bourg<br />
58370 Onlay<br />
Telefon: +33 (0)3 86 84 23 39<br />
Bibracte<br />
Musée de la Civilisation Celtique<br />
de Bibracte<br />
71990 Saint-Léger-sous-Beuvray<br />
Telefon: +33 (0)3 85 86 52 35<br />
www.bibracte.fr<br />
Öffnungszeiten<br />
Vom 15.03. bis 16.11. täglich 10.00 – 18.00 Uhr<br />
Eintrittspreise<br />
Führung durch die archäologische Stätte,<br />
Dauerausstellung mit Audioguide und<br />
Besuch der Wechselausstellungen 9,50 €,<br />
ermäßigt 7,25 €.<br />
Nur die Ausstellung 5,75 €, ermäßigt 4,25 €.<br />
Der Zugang zur archäologischen Stätte<br />
ohne Führung ist kostenlos.<br />
Guédelon<br />
Chantier médiéval de Guédelon<br />
89520 Treigny<br />
Telefon: +33 (0)3 86 45 66 66<br />
www.guedelon.fr<br />
Eintrittspreise<br />
9,00 €, Kinder 7,00 €<br />
Öffnungszeiten<br />
<strong>September</strong><br />
Mo, Di, Do, Fr 10.00 – <strong>17</strong>.30 Uhr<br />
Sa & So 10.00 – 18.00 Uhr<br />
<strong>Oktober</strong><br />
Do – Di 10.00 – <strong>17</strong>.30 Uhr<br />
Anreise<br />
Die Baustelle von Guédelon befindet<br />
sich westlich der D955 zwischen Saint-<br />
Amand-en-Puisaye und Saint-Sauveur-en-<br />
Puisaye und ist von der Landstraße aus<br />
ausgeschildert.<br />
42 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
A4 / E50<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
A26 / E<strong>17</strong><br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
A5 / E<strong>17</strong> - E54<br />
<br />
A31/ E21<br />
<br />
<br />
<br />
A6<br />
A 31<br />
A77<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
A 38<br />
<br />
<br />
A 36<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
A 39<br />
<br />
<br />
A 6<br />
A71<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
A42<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 43
Kulturschock<br />
Liebgemeinte Ohrfeigen<br />
Zugegeben, als Hamburger genießt man nicht den Ruf,<br />
ein aufgeschlossener und zuvorkommend-höflicher<br />
Mensch zu sein. Dass der Hamburger diesen Ruf zu<br />
Unrecht hat und dass seine Freundlichkeit als solche von seinen<br />
(Lands-)leuten nicht immer erkannt wird, daran habe ich<br />
mich gewöhnt. Von diesen regionalen Unterschieden in<br />
Deutschland nämlich einmal abgesehen, hielt ich mich immer<br />
für einen höflichen und freundlichen Menschen. Bis ich nach<br />
Frankreich zog. Von da an kam ich mir vor wie ein mürrischer<br />
Stiesel, der seine Mitmenschen ständig vor den Kopf stößt.<br />
Dass einen die Verkäuferinnen in Frankreich wortreich<br />
und höflich nach dem Begehr fragen, dass sie beim Verpacken<br />
der Ware noch ein bisschen schwatzen und dass sie<br />
einen mit den besten Wünschen für den Tag verabschieden<br />
– das ist überall bekannt und schon beinahe sprichwörtlich.<br />
Dass die französische Höflichkeit über dieses kundenfreundliche<br />
Verhalten noch weit hinausgeht, habe ich erst langsam<br />
begriffen.<br />
Dabei war das erste, was ich lernen musste, die Tatsache,<br />
dass ein einfaches « non » als Antwort auf eine einfache Frage<br />
für einen Franzosen nicht genügt. Man sagt nicht « non »,<br />
wenn man auf der Straße gefragt wird, ob man eine Zigarette<br />
habe. Nein, man bleibt stehen, man bedauert, dass man<br />
keine Zigaretten hat, man entschuldigt sich, dass man nicht<br />
helfen könne, und man wünscht wortreich einen guten Tag.<br />
All das ist in meinem – durchaus freundlichen – « non » enthalten.<br />
Dachte ich jedenfalls. Das entsetzte Gesicht meines<br />
Gegenübers sagte mir aber stets etwas Anderes.<br />
Anfangs beachtete ich diese Reaktionen meiner Gesprächpartner<br />
nicht weiter und bemerkte nur manchmal mit<br />
Verwunderung, dass einige beinahe gekränkt reagierten und<br />
sich – in aller Höflichkeit selbstverständlich – zurückzogen.<br />
Bis mir eine Situation vor Augen führte, was ich mit meinem<br />
deutschen « non » eigentlich anrichtete.<br />
Ich ging mit einem Bekannten, einem Franzosen, durch<br />
die Stadt, wo an diesem Tag unzählige in bunte Kostüme<br />
verkleidete Studenten Kunststückchen machten und die<br />
Passanten um Geld baten. Mein Begleiter erklärte mir, dass<br />
es Tradition hier sei, für die Jahresabschlussfeier der Studenten<br />
die Bevölkerung zu Spenden aufzurufen. Die Leute<br />
waren auch ganz offen und ich sah viele, die bereitwillig ihre<br />
Geldbörse zückten. Auch wir waren schon einige Male angesprochen<br />
worden und hatten ein bisschen Kleingeld gegeben.<br />
Nun kam wieder ein junger Mann und bat um eine Spende.<br />
Mein Begleiter erklärte ihm wortreich, dass wir schon einiges<br />
gespendet hätten, dass wir jetzt kein Kleingeld mehr hätten,<br />
dass er ihnen noch viel Erfolg wünsche und einen schönen<br />
Tag, eine schöne Feier und überhaupt ein schönes Leben und<br />
so weiter. Der junge Mann bedankte sich ebenso wortreich<br />
und wendete sich dann an mich: « Möchten Sie etwas spenden?<br />
» In bestem Gewissen, dass mein Begleiter längst alles<br />
gesagt hatte, was zu sagen war, schüttelte ich freundlich den<br />
Kopf und sagte nur… « Non! ». Und das saß. Der arme Student<br />
schaute mich mit großen Augen an, machte entsetzt einen<br />
Schritt zurück, drehte sich wortlos um und verschwand.<br />
Mein « Non! » muss wie eine Ohrfeige gewirkt haben.<br />
Seitdem achtete ich darauf und tatsächlich: Die Bettler,<br />
die Leute, die nach einer Zigarette oder nach dem Weg fragten,<br />
und denen ich nur ein kurzes « non » entgegenbrachte,<br />
schauten mich alle irritiert an und wendeten sich schnell ab.<br />
Ich stellte fest, dass ich durch Frankreich lief und dabei ständig<br />
Ohrfeigen verteilte.<br />
Es brauchte nicht lange, um mich an die vielen Worte des<br />
Neinsagens zu gewöhnen. Schließlich machten auch meine<br />
Sprachkenntnisse einige Fortschritte und so wurde aus meinem<br />
kurzen, knappen und sehr deutschen « nein » ein etwa<br />
einminütiges und sehr französisches « non ». Und tatsächlich,<br />
der Redeschwall, den ich da leistete, hatte auch etwas angenehm<br />
Kommunikatives.<br />
Dabei wunderte mich immer, dass auch die jungen Leute<br />
diese Art von Höflichkeit an den Tag legten. Auch die ach<br />
so coolen Teenager antworteten so ausführlich und höflich<br />
auf eine Frage nach dem Weg, dass ich mir die Augen reiben<br />
musste. War das denn die Möglichkeit? Wenn ich da an die<br />
maulfaulen Kids in der Hamburger U-Bahn dachte!<br />
Die größten Momente französischer Höflichkeit blieben<br />
aber immer die kleinen Alltagssituationen, in denen ich aus<br />
Versehen Leute anrempelte. Ein sofortiges « Oh Pardon! »<br />
war mir garantiert. Wohlgemerkt, ich war derjenige, der die<br />
anderen angestoßen hatte! Mit Verblüffung stellte ich fest,<br />
dass dieses zuvorkommende Verhalten die Regel und nicht<br />
die Ausnahme war. Stieß ich jemanden mit meinem Einkaufswagen<br />
an, berührte ich jemanden mit dem Ellbogen,<br />
rempelte ich jemanden mit meiner Einkaufstasche an – immer<br />
bekam ich ein erschrecktes « Pardon! » zu hören und einen<br />
besorgten Blick, ob mir denn nichts geschehen sei. Diese<br />
Eigenheit der Franzosen hat mich immer sehr fasziniert<br />
und ich begann sie mit der Zeit zu übernehmen. Manchmal<br />
machte ich sie mir auch zunutze. In Zeiten, in denen ich<br />
mich als Ausländer in Frankreich fremd und alleine fühlte<br />
und unter einer Art Heimweh litt, habe ich manchmal mit<br />
Absicht jemanden leicht angerempelt, mit dem Einkaufswagen<br />
zum Beispiel, und erfreute mich der sofortigen, wenn<br />
auch kurzen Aufmerksamkeit, die mir geschenkt wurde. Das<br />
Heimweh wurde dadurch gleich gelindert – wenn auch ganz<br />
sicher nicht das nach der deutschen Höflichkeit.<br />
44 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Die Zeichnung in der letzten Ausgabe war<br />
eine Reminiszenz an das Werbeplakat<br />
« Dunes Beach » aus dem Jahre 1925<br />
vom Künstler Urgelles. Und dieses Mal?<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 45
Frankreich Heute Umweltschutz<br />
Prämiensystem löst Ökoboom<br />
beim Autokauf aus<br />
Bonus-Malus, so heißt das neue Prämiensystem, das Anfang des Jahres von der<br />
französischen Regierung ins Leben gerufen wurde und den Kauf sparsamer und<br />
damit umweltschonender Autos fördern soll. Diese Maßnahme zur Reduzierung des<br />
CO 2<br />
-Ausstoßes hat inzwischen die Kaufgewohnheiten der Franzosen geradezu<br />
revolutioniert. Kleine Autos sind so gefragt wie noch nie, während die großen<br />
Spritfresser zu Ladenhütern werden. Wegen des durchschlagenden Erfolgs wird<br />
inzwischen die Ausweitung des Prinzips auf andere Produktgruppen diskutiert.<br />
Natürlich achte ich auf die Informationsplaketten.<br />
Lieber bekomme ich eine Prämie von 1.000 Euro,<br />
« anstatt eine Abgabe von 2.600 Euro zahlen zu<br />
müssen », erzählt Gérard, der sich an diesem Samstag im<br />
August in einem großen Autohaus am Rande von Paris<br />
nach seinem neuen Wunschauto umschaut. « Mein jetziges<br />
Auto ist noch sehr gut. Aber unsere Familie ist größer geworden,<br />
so dass wir nun auch ein geräumigeres Fahrzeug<br />
benötigen. Eigentlich wollte ich erst nächstes Jahr ein neues<br />
Auto kaufen. Aber mit der Prämie haben wir die Entscheidung<br />
vorgezogen. »<br />
Eine Aussage, wie man sie letzter Zeit oft bei französischen<br />
Autohändlern hört. Denn seit Anfang des Jahres<br />
hat sich etwas verändert im Land. Natürlich unternehmen<br />
die Fahrzeughersteller unverändert alles, um ihre Modelle<br />
in den Schauräumen möglichst gekonnt in Szene zu setzen.<br />
Doch seit ein paar Monaten sind sie auch dazu verpflichtet,<br />
ein kleines Etikett anzubringen, das Auskunft über den<br />
Verbrauch, den CO 2<br />
-Ausstoß und vor allem die Frage gibt,<br />
ob der Käufer mit einer Prämienzahlung vom Staat (Bonus)<br />
rechnen darf oder im Gegenteil eine Abgabe (Malus) beim<br />
Erwerb zahlen muss.<br />
46 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Denn je nach Umweltverträglichkeit eines Fahrzeugs<br />
kann dies einen signifikanten Einfluss auf den real zu zahlenden<br />
Anschaffungspreis haben. So erhalten Käufer « sauberer<br />
» Autos, also Autos, die weniger als 130 Gramm CO 2<br />
pro Kilometer ausstoßen, zwischen 200 und 1.000 Euro<br />
des Kaufpreises vom Staat zurück. Entscheiden sich Autokäufer<br />
dagegen für ein weniger verbrauchsarmes Modell<br />
(ab 250 Gramm CO 2<br />
pro Kilometer), müssen sie eine Art<br />
Strafabgabe in Höhe von 200 bis 2.600 Euro an den Staat<br />
entrichten.<br />
So sollen die Franzosen zum Kauf sparsamer Autos<br />
animiert werden. Und: Es funktioniert. Gérard ist an diesem<br />
Sonnabend nicht der einzige, der auf die Verbrauchsangaben<br />
achtet. « Manchmal fragt man sich fast schon, ob<br />
die Kunden überhaupt noch an den Eigenschaften eines<br />
bestimmten Modells interessiert sind oder nur noch den<br />
Bonus-Malus im Kopf haben », meint David, einer der Verkäufer.<br />
« Manche kommen sogar mit dem Wunsch hierher,<br />
eine große Luxuslimousine zu kaufen, um schließlich ein<br />
viel kleineres Auto zu bestellen – überglücklich, 1.000 Euro<br />
vom Staat zu erhalten. Das Verhalten ist manchmal schwer<br />
nachzuvollziehen. »<br />
Der Erfolg dieser von der Regierung eingeführten<br />
Maßnahme ist jedenfalls unstrittig. Die Bonus-Malus-<br />
Regelung hat den französischen Automarkt nachhaltig<br />
verändert, ja sogar beflügelt. Denn obwohl die Benzinpreise<br />
an den Zapfsäulen des Landes von einem Rekord<br />
zum nächsten jagen und die Menschen sich allgemein<br />
über eine schrumpfende Kaufkraft beklagen, sind die<br />
Autoverkäufe in den ersten sechs Monaten des Jahres<br />
um beachtliche 4,6 Prozent gestiegen. Dies ist umso erstaunlicher,<br />
da die Verkäufe europaweit in diesem Zeitraum<br />
zurückgingen. Der positive Nebeneffekt dabei ist,<br />
dass sich der Fuhrpark des Landes verjüngt und somit<br />
insgesamt umweltfreundlicher wird.<br />
Aber natürlich profitieren nicht alle Automarken gleichermaßen<br />
von diesem unerwarteten Autoboom. Während<br />
die Franzosen nun wie verrückt umweltschonende<br />
Autos, meist eher kleine Modelle, nachfragen (ein Plus<br />
von 15 Prozent im ersten Halbjahr), gehen die Umsätze<br />
der Hersteller großer Luxuslimousinen oder Geländewagen<br />
drastisch zurück. Inzwischen beträgt der Anteil von<br />
Kleinwagen am Automarkt ganze 50 Prozent. 2007 waren<br />
es noch 44,7 Prozent, 2006 lediglich 41,8 Prozent. Es<br />
existiert also ein echter Trend zu umweltfreundlicheren<br />
Fahrzeugen, zu dem das neue Prämiensystem einen entscheidenden<br />
Beitrag leistet.<br />
Pascal, seit 15 Jahren Verkäufer in einem Autohaus, das<br />
sich auf Geländewagen spezialisiert hat, kann sich deshalb<br />
auch wenig begeistern: « Es ist ganz einfach: Heute kommen<br />
quasi keine Neugierigen mehr zu uns, die sich vielleicht<br />
für einem SUV begeistern könnten. Wer nun noch zu<br />
uns kommt, will auf alle Fälle und unter allen Umständen<br />
einen Geländewagen besitzen. Die Unentschlossenen kommen<br />
erst gar nicht mehr. » Da verwundert es nicht, dass die<br />
Verkaufszahlen von Geländewagen landesweit um rund 20<br />
Prozent eingebrochen sind, die von Großraumlimousinen<br />
gar um 40 Prozent.<br />
Die Automobilhersteller haben längst begriffen, dass<br />
sie sich diesem neuen Trend nicht entziehen können und<br />
bringen neue Techniken der Schadstoffreduzierung auf den<br />
Markt. Manch einer fragt sich dabei, warum diese Innovationen<br />
so lange auf sich warten ließen und nicht schon längst<br />
marktreif entwickelt wurden, derart überschlagen sich die<br />
Anbieter mit Neuigkeiten. Andere Hersteller versuchen ihre<br />
Kunden dadurch zu halten, dass sie Zusatzausstattungen im<br />
Wert der Strafabgabe kostenlos anbieten. Kein Zweifel, die<br />
Branche ist in Bewegung geraten und gerade die Produzenten<br />
großer Fahrzeuge müssen sich etwas einfallen lassen.<br />
Für die französischen Autohersteller stellt sich die Einführung<br />
des Prämiensystems eher vorteilhaft dar. Renault,<br />
Peugeot und Citroën sind traditionell gut im Klein- und<br />
Mittelklassewagensegment aufgestellt. Die Modelle halten<br />
den neuen Herausforderungen stand und werden von<br />
den Franzosen gemocht. So konnten die drei Automarken<br />
ihren Marktanteil in wenigen Monaten von 53,4 auf 53,9<br />
Prozent steigern. Dies mag auf den ersten Blick nicht viel<br />
sein, ist in einem hart umkämpften Marktumfeld aber beachtlich.<br />
Die Bonus-Malus-Regelung scheint in Frankreich also<br />
nur Positives zu bewirken. Fast, denn es gibt auch einen<br />
Verlierer der ganzen Reform: den Finanzminister. Denn<br />
das Prämiensystem hat seinen Preis: fast 200 Millionen<br />
Euro. Ursprünglich sollten sich die Abgaben und die Prämien<br />
eigentlich ausgleichen, die Reform für den Staat also<br />
finanzpolitisch neutral bleiben. Dabei wurde wohl die Flexibilität<br />
im Kaufverhalten der Franzosen unterschätzt. Die<br />
Malus-Zahlungen reichen bei weitem nicht aus, um die<br />
Prämien zu finanzieren. Der Budgetminister Eric Woerth<br />
gab deshalb zu verstehen, dass « die positive Neuigkeit für<br />
die Umwelt keine gute Neuigkeit für den Haushalt » sei.<br />
Die Regierung ist also zum Handeln gezwungen. Man<br />
will nun die Abgaben für durstige Autos weiter verschärfen.<br />
Neben der Einmalzahlung beim Kauf des Fahrzeugs<br />
soll ab dem 1. Januar 2009 bei diesen Modellen auch eine<br />
jährliche Abgabe auf die erhöhten Abgase erhoben werden,<br />
die ungefähr zehn Prozent der Einmalzahlung entspricht.<br />
Liebhaber großer Spritfresser werden in Zukunft also regelmäßig<br />
zur Kasse gebeten. Der Staat hofft, damit doch<br />
noch das gewünschte Gleichgewicht zwischen Ausgaben<br />
und Einnahmen zu erzielen. Voraussetzung ist aber, dass<br />
genügend Franzosen zukünftig überhaupt noch diese Modelle<br />
nachfragen werden.<br />
Der Erfolg der Bonus-Malus-Regelung beim Autokauf<br />
führt inzwischen dazu, dass der Umweltminister Jean-<br />
Louis Borloo laut darüber nachdenkt, diese Maßnahme auf<br />
andere Produkte auszuweiten. Von 2009 an könnten weitere<br />
20 Produktfamilien dieser Regelung unterworfen werden,<br />
beispielsweise der Markt der Haushaltsgeräte. Vielleicht<br />
gibt es bald also eine Prämie vom Staat für den Kauf eines<br />
energiesparenden Geschirrspülers oder Kühlschranks. Die<br />
Umwelt würde es freuen.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 47
Frankreich Heute Reform der Streitkräfte<br />
Reform der Streitkräfte<br />
Ein Truppenabzug, der schmerzt<br />
Schon seit einigen Monaten sollte die Reform verkündet werden. Diesen Sommer war es dann<br />
endlich soweit: Der Premierminister François Fillon und der Verteidigungsminister Hervé Morin<br />
präsentierten ihren Plan zur Modernisierung der Streitkräfte, der vor allem zahlreiche Standortschließungen<br />
sowie der Wegfall von mehr als 50.000 Arbeitsplätzen zur Folge hat.<br />
Eine Nachricht, die für manche Regionen schwerwiegende wirtschaftliche Konsequenzen<br />
befürchten lässt und bei Lokalpolitikern für Unruhe sorgt.<br />
Es muss getan werden.<br />
Wir werden nicht davor<br />
« zurückweichen. » Mit<br />
diesen Worten kommentiert<br />
Nicolas Sarkozy den Plan zur<br />
Modernisierung der Streitkräfte.<br />
Die Reform gehört zu den<br />
großen Vorhaben, die der französische<br />
Staatspräsident in seiner<br />
Amtszeit über die Bühne<br />
bringen will, selbst wenn es sich<br />
um eine unpopuläre Maßnahme<br />
handelt. Dabei kommt ein solcher<br />
Schritt nicht wirklich<br />
überraschend. Seit Jahrzehnten<br />
erklären Frankreichs Politiker,<br />
dass die Streitkräfte in der aktuellen<br />
Aufstellung nicht mehr<br />
den heutigen Ansprüchen gerecht<br />
werden und dass eine Reform<br />
dringend notwendig sei.<br />
Nur ist seitdem wenig passiert.<br />
So entspricht die territoriale<br />
Aufteilung der Truppen<br />
nicht mehr den militärischen<br />
Bedürfnissen des 21. Jahrhunderts.<br />
Die große Anzahl von<br />
Kasernen im Nordosten des<br />
Landes spiegelt noch immer<br />
die Zeit des Kalten Krieges,<br />
ja gar die Verhältnisse von<br />
1870/71 wider. Außerdem<br />
verteilen sich die Streitkräfte<br />
auf zu viele Standorte, nämlich<br />
auf 471 Kommunen. Dies<br />
ist nicht nur wenig praktisch,<br />
sondern belastet auch emp-<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
48 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
findlich den Verteidigungshaushalt. Darüber hinaus<br />
korrespondiert eine derartige Präsenz in der Fläche nicht<br />
mehr mit den sicherheitspolitischen Herausforderungen<br />
von heute.<br />
Äußerst problematisch gestaltet sich bei der verkündeten<br />
Reform aber, dass Stützpunkte nicht nur eine militärische,<br />
sondern auch eine stark wirtschaftliche Funktion<br />
innehaben. Ganze Landstriche profitieren von der Anwesenheit<br />
der Truppen. Nicht selten ist das lokale Wirtschaftsleben<br />
völlig darauf ausgerichtet. Gerade in strukturschwachen<br />
Regionen sind die Kasernen oftmals der<br />
wichtigste Arbeitgeber bzw. Auftragsgeber für das heimische<br />
Gewerbe. Eine Verringerung der Arbeitsplätze oder<br />
gar eine Schließung hätte geradezu katastrophale Auswirkungen.<br />
Dies trifft insbesondere auf einige Departements<br />
im Nordosten Frankreichs zu, wie Marne, Moselle, Nord<br />
oder Meurthe-et-Moselle. Es sind aber logischerweise genau<br />
diese Ecken des Landes,<br />
die von der geplanten Reform<br />
besonders betroffen sind.<br />
Zudem macht die Regierung<br />
keine halben Sachen: So<br />
sollen 82 Stützpunkte ganz<br />
geschlossen und weitere 33 verlegt<br />
werden. Von den jetzigen<br />
320.000 Arbeitsplätzen (ohne<br />
Gendarmerie) sollen 54.000<br />
wegfallen. Am stärksten betroffen<br />
sind die Landstreitkräfte,<br />
die 20 ihrer Regimenter und<br />
Bataillone verlieren. Bei der<br />
Luftwaffe werden elf Basen geschlossen,<br />
bei der Marine dagegen<br />
nur eine. Außerdem soll<br />
die territoriale Verteilung modifiziert<br />
werden. Bis zum Jahre<br />
2014 sollen 65 Regimenter und<br />
Stützpunkte so zusammengelegt<br />
bzw. verstärkt werden, dass<br />
sie auf eine erforderliche Größe<br />
wachsen.<br />
Selbst sehr renommierte<br />
Einheiten wie die deutschfranzösische<br />
Brigade sind vor<br />
den kommenden Einschnitten<br />
nicht sicher. So heißt es in<br />
dem von der Regierung vorgestellten<br />
Plan: « Die Zukunft<br />
der beiden französischen Regimenter<br />
der deutsch-französischen<br />
Brigade wird gerade<br />
gemeinsam mit der deutschen<br />
Regierung untersucht. Eine<br />
Entscheidung hierzu wird in<br />
den kommenden Monaten<br />
fallen. » Die Zeit großer symbolhafter<br />
Gesten scheint unter Umständen zu Ende zu<br />
gehen.<br />
Bei all diesen Neuerungen verwundert es wenig, dass<br />
sich einige Lokalpolitiker in einer sehr schwierigen Situation<br />
befinden. Richard Lioger, erster Stellvertreter des<br />
Bürgermeisters von Metz und Mitglied der Sozialistischen<br />
Partei, sieht in der Reform eine « totale Katastrophe für<br />
seine Stadt und den ganzen Großraum. Die Streichungen<br />
betreffen 8.000 Personen, was einen wirtschaftlichen Verlust<br />
von rund 100 Millionen Euro für die Gemeinschaft bedeutet.<br />
» Ähnlich reagiert auch sein Parteigenosse Jean-Jack<br />
Queyranne, Präsident des Conseil Régional der Region<br />
Rhône-Alpes. In seinem Gebiet wird 2011 die Gebirgsjägereinheit<br />
von Bourg-Saint-Maurice aufgelöst, die heute noch<br />
mehr als 1.000 Soldaten umfasst.<br />
Doch für den Premierminister ist die Lage eindeutig:<br />
« Die Rolle der Armee ist es nicht, als Strukturmaßnahme<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 49
Frankreich Heute Reform der Streitkräfte<br />
zu dienen. Die lokalen Abgeordneten<br />
müssen zwischen<br />
dem kommunalen und dem<br />
generellen Interesse unterscheiden.<br />
» Die Regierung meint es<br />
mit der Umsetzung der Reform<br />
also ernst. Widerspruch scheint<br />
zwecklos.<br />
Und dennoch wankt die<br />
Standfestigkeit der Verantwortlichen<br />
manchmal. In<br />
Dieuze im Departement Moselle<br />
soll das 13. Regiment der<br />
Fallschirmjäger geschlossen,<br />
913 Soldaten nach Bordeaux<br />
verlegt werden. Doch dies<br />
mobilisierte die lokalen Abgeordneten,<br />
die allesamt – egal<br />
ob links oder rechts – mit<br />
ihrem Rücktritt drohten und<br />
zur Demonstration nach Paris<br />
fuhren. Ihr Protest hatte<br />
Erfolg: Zwar werden die Fallschirmjäger<br />
abgezogen, als<br />
Ersatz kommen aber 300 neue<br />
Soldaten und einige hundert<br />
Auszubildende. Dies wird jedoch<br />
sicherlich ein Einzelfall<br />
bleiben, ansonsten würde die<br />
gesamte Reform unterlaufen<br />
und ihren Sinn verlieren.<br />
Um den allgemeinen Zorn<br />
abzumildern, werden die Kasernenschließungen<br />
von Ausgleichsmaßnahmen<br />
begleitet.<br />
<br />
320 Millionen Euro stehen<br />
dafür von 2009 bis 2015 zur<br />
Verfügung, mit denen wirtschaftliche<br />
Impulse in den betroffenen<br />
Regionen gesetzt und die Bevölkerung beruhigt<br />
werden sollen. Außerdem wird es steuerliche Anreize für<br />
die Umgestaltung von verlassenen Militärflächen geben,<br />
wodurch man auf die Ansiedlung neuer Betriebe oder auf<br />
andere Aktivitäten hofft.<br />
Auf dem Papier gibt es also Maßnahmen, die die Folgen<br />
für die Kommunen mildern. Doch die Lokalpolitiker<br />
und Einwohner bleiben skeptisch. Was bedeuten schon<br />
320 Millionen Euro für das gesamte Land, Überseegebiete<br />
eingeschlossen? Bezweifelt wird auch, dass sich trotz fiskalischer<br />
Anreize neue Arbeitgeber ansiedeln lassen, zumal<br />
die Gebiete ohne große Investitionen meist wenig für eine<br />
privatwirtschaftliche Nutzung geeignet sind und abseits der<br />
großen Ballungszentren und Warenströme liegen.<br />
Hinzu kommt, dass dieser Reform bereits die massenweise<br />
Schließung von Gerichten und Krankenhäusern in<br />
ländlichen Gebieten vorangegangen ist, immer unter dem<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
gleichen Schlagwort: die « Modernisierung des Landes ».<br />
Viele sehen darin inzwischen aber weniger eine Modernisierung<br />
als vielmehr ein Austrocknen der ländlichen Räume.<br />
Für einige Kommunen wird die Situation sogar mehr<br />
als kritisch. So musste die Kleinstadt Joigny im Departement<br />
Yonne mit ihren 11.000 Einwohnern mit ansehen,<br />
wie zunächst das örtliche Amtsgericht, dann das Tribunal<br />
de Commerce und schließlich das Krankenhaus geschlossen<br />
wurde. Nun soll noch die Militäreinheit in der Kommune<br />
mit 410 Soldaten und Zivilangestellten verschwinden. Mit<br />
ihren Familien sind rund 1.200 Menschen davon betroffen,<br />
also über zehn Prozent der Bevölkerung.<br />
Doch trotz vieler offener Fragen versucht die Regierung<br />
vor allem eines: zu beruhigen und auf die Notwendigkeit<br />
der Reform hinzuweisen. Eines ist aber auch sicher: Die<br />
Reform wird noch lange von sich reden machen und einigen<br />
Streit verursachen.<br />
50 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Frankreich erleben<br />
im Abonnement –<br />
für Sie und Ihre Freunde !<br />
Holen Sie sich Frankreich alle zwei Monate nach Hause !<br />
Ihre Vorteile:<br />
Sie zahlen nur € 4,20 anstatt € 4,90 pro Heft<br />
(Deutschland) und sparen fast 15% !<br />
Sie bekommen jedes Heft portofrei<br />
bequem nach Hause geliefert !<br />
Sie versäumen keine Ausgabe mehr !<br />
Sie haben kein Risiko, denn das Abonnement<br />
ist nach einem Jahr jederzeit kündbar !<br />
Bestellen Sie noch heute !<br />
Einfach Postkarte ausfüllen und abschicken<br />
Bestellung per Fax: +49 (0)30 / 61 10 53 67<br />
Im Internet: www.frankreicherleben.de<br />
Postkarte bereits vergriffen? Kein Problem, einfach Coupon ausfüllen und schicken an:<br />
Frankreich erleben-Aboservice, Postfach 10 32 45, 20022 Hamburg oder per Fax an: +49 (0)30 / 61 10 53 67.<br />
Ja, hiermit bestelle ich ein Abonnement<br />
von Frankreich erleben zum Vorzugspreis.<br />
Den Abonnementpreis<br />
ziehen Sie bitte von meinem Bankkonto ein (nur von deutschem Konto möglich):<br />
Vorname / Name<br />
Kontonummer<br />
Straße<br />
Bankleitzahl<br />
PLZ / Ort<br />
Geldinstitut<br />
Land<br />
belasten Sie bitte meiner Kreditkarte: Visa MasterCard AMEX Diners Club<br />
Telefonnummer für Rückfragen<br />
Ich bestelle das Abonnement für mich selbst und zahle für ein Jahr (6 Ausgaben) nur<br />
25,20 € anstatt 29,40 € im Zeitschriftenhandel (Deutschland). In Österreich kostet das<br />
Abonnement 29,70 € anstatt 33,00 € und in der Schweiz 51,80 CHF anstatt 57,60 CHF.<br />
Alle anderen Auslandsabonnements kosten 39,50 €. Das Abonnement läuft zunächst für<br />
ein Jahr und verlängert sich danach automatisch. Es ist nach dem ersten Jahr jederzeit<br />
kündbar.<br />
Ich möchte das Abonnement zu den oben genannten Preisen verschenken. Entscheidend<br />
ist dabei der Wohnort des Beschenkten. Ich erhalte eine Auftragsbestätigung und einen<br />
Geschenkgutschein, den ich dem Beschenkten übergeben kann. Das Abonnement endet<br />
nach einem Jahr (6 Ausgaben) automatisch. Das Abonnement soll erhalten:<br />
Kartennummer<br />
Gültig bis Monat/Jahr<br />
Werbecode: <strong>17</strong> / 08<br />
Vorname / Name<br />
Straße<br />
Datum, Unterschrift<br />
Mit meiner zweiten Unterschrift nehme ich zur Kenntnis, dass diese Bestellung innerhalb von<br />
14 Tagen beim Leserservice schriftlich ohne Angabe von Gründen widerrufen werden kann.<br />
PLZ / Ort<br />
Land<br />
Datum, Unterschrift<br />
Frankreich erleben-Aboservice • Postfach 10 32 45 • 20022 Hamburg • Telefon +49 (0)30 / 61 10 53 66<br />
Fax +49 (0)30 / 61 10 53 67 • frankreicherleben@interabo.de • www.frankreicherleben.de<br />
Dies ist ein Angebot der Globus Medien GmbH, Amtsgericht Charlottenburg HRB 114411B, Geschäftsführer: Markus Harnau.<br />
Abo-Vertrieb: interabo Betreuungs-GmbH, Amtsgericht Hamburg HRB 35763, Geschäftsführer: Uwe Flashaar.
Frankreich Heute Tuilerien<br />
Die Tuilerien<br />
Paris träumt vom Wiederaufbau<br />
seines alten Stadtpalastes<br />
Es hört sich nach einem Aprilscherz an und würde nicht weniger bedeuten als die<br />
komplette Umgestaltung eines der meistbesuchten Stadtviertel von ganz Frankreich:<br />
der Wiederaufbau des im 19. Jahrhundert zerstörten Teils der Tuilerien. Zwischen dem<br />
Louvre, dem Arc de Triomphe, den Champs-Elysées und dem Obelisken der Place<br />
de la Concorde würde eine fast mythische Blickflucht verbaut, die inzwischen<br />
Wahrzeichen von Paris geworden ist. Doch was sich wie ein Aprilscherz anhört,<br />
präzisiert sich mit den Jahren und löst eine Debatte über das Für und Wider aus.<br />
Eine Bestandsaufnahme, was von diesem unglaublichen Projekt vielleicht eines<br />
Tages realisiert werden könnte.<br />
52 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Das Tuilerien-Palais würde den Louvre-Komplex wieder zu einem Karree verschließen.<br />
22. Mai 1871: Die Tuilerien in Flammen. Die Ruine wurde später abgerissen.<br />
Der Wiederaufbau der Tuilerien?<br />
Diesem Stadtpalast, der<br />
einst mit den Flügeln des<br />
Louvre zu einem riesigen Karree vereint<br />
war und dessen Name heute nur<br />
noch der Park vor dem Louvre trägt?<br />
Fragt man die Pariser nach ihrer Meinung<br />
dazu, haben die meisten davon<br />
noch nichts gehört. Für sie sind die Tuilerien<br />
eine Art Mythos im Herzen der<br />
Hauptstadt. Eine Umgestaltung des historischen<br />
Areals käme überhaupt nicht<br />
in Frage, nicht einmal ein Nachdenken<br />
darüber. Schon Präsident Mitterrand<br />
hatte 1989 große Schwierigkeiten, die<br />
Pariser vom Neubau des Eingangsbereiches<br />
des Louvre zu überzeugen, wofür<br />
der chinesisch-amerikanische Architekt<br />
leoh Ming Pei die heutige Glaspyramide<br />
entworfen hatte. Nicht wenige empfanden<br />
diese Pläne als Skandal und konnten<br />
sich nicht vorstellen, die historischen<br />
Gebäude mit moderner Architektur zu<br />
verbinden. Heute ist die Pyramide längst<br />
von allen anerkannt und niemand würde<br />
sie mehr in Frage stellen. Sie ist mittlerweile<br />
genauso Wahrzeichen von Paris<br />
wie der Louvre selbst. Trotzdem ist eines<br />
sicher: Die Pariser werden sich kaum<br />
mit einem Umbau ihres gewohnten<br />
Stadtbildes anfreunden wollen.<br />
Das Palais des Tuileries war, nachdem<br />
es zunächst als Einzelgebäude<br />
geplant und später durch Flügelbauten<br />
mit dem Louvre verbunden wurde,<br />
eines der zentralen Staatsgebäude in<br />
der französischen Geschichte. Seine<br />
Errichtung, begonnen im Jahre 1564,<br />
erlaubte dem sich herausbildenden<br />
zentralistischen Staat die Konzentration<br />
aller Regierungsgewalt in einem<br />
zentralen Gebäude. Von Ludwig XVI.<br />
bis Napoleon III. haben alle politischen<br />
Regime zwischen <strong>17</strong>89 und 1870<br />
in den Tuilerien ihren Sitz gehabt.<br />
Heinrich IV., Ludwig XIV. und selbst<br />
noch Napoleon III. im 19. Jahrhundert<br />
lebten sogar in dem Palast. Diese Kontinuität<br />
wurde im Mai 1871 brutal unterbrochen,<br />
als in den blutigen Tagen<br />
der Pariser Kommune Aufständische<br />
gegen die Regierung opponierten. In<br />
Paris wie in vielen anderen Städten des<br />
Landes, in Limoges, Toulouse, Grenoble,<br />
Lyon und Marseille stritt man<br />
für politische Selbstverwaltung, worauf<br />
die Zentralregierung mit Härte<br />
reagierte. In den Wirren der Ereignisse<br />
wurden die Symbole der verhassten<br />
Staatsgewalt zur Zielscheibe der Wut:<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 53
Frankreich Heute Tuilerien<br />
das Palais des Tuileries, der Justizpalast<br />
und das Rathaus gingen in Flammen<br />
auf.<br />
Die Tuilerien traf es am 22. Mai<br />
1871. Kommunarden bestrichen die<br />
Mauern mit Petroleum, Schießpulver<br />
und Teer und entzündeten mit dem<br />
explosiven Gemisch ein Feuer, das<br />
einen großen Teil des Gebäudekomplexes<br />
zerstörte. Einige Brandsätze<br />
wurden selbst in den Salons des Palastes<br />
gelegt, damit das Feuer auch ganze<br />
Arbeit leisten würde. Noch heute ist<br />
nicht ganz klar, ob es sich bei diesen<br />
Ereignissen um die überstürzte Tat<br />
einiger versprengter Kommunarden<br />
oder um die kollektive Entscheidung<br />
der Revolutionsführung handelte.<br />
Sicher ist nur: Nach drei Tagen Flammenherrschaft<br />
war ein großer Teil<br />
des Palastes abgebrannt, mehr als 266<br />
Quadratmeter Fassade waren vernichtet,<br />
darunter der Pavillon de Flore an<br />
der Seine-Seite und der Pavillon de<br />
Marsan an der Rue de Rivoli. Vom<br />
berühmten Gebäude war nur noch der<br />
Louvre übrig geblieben.<br />
Schon 1872 zirkulierte eine Petition,<br />
in der der Wiederaufbau des<br />
Tuilerien-Palastes gefordert wurde.<br />
Zehn Jahre später setzte sich Jules Ferry,<br />
Minister für Bildung und Kunst,<br />
Sonnenbaden in den Tuilerien.<br />
ernsthaft vor dem Senat für einen<br />
Abriss der Brandruinen und einen<br />
Wiederaufbau ein. Doch Jules Ferry<br />
blieb nicht genügend Zeit, das Projekt<br />
zu einem guten Ende zu führen, und<br />
so verschwanden die Pläne wieder in<br />
den Schubladen. Nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg ist der Wiederaufbau<br />
mehrere Male diskutiert worden, und<br />
auch General de Gaulle befasste sich<br />
mit der Idee. Aber erst der Präsident<br />
der Nationalversammlung, Philippe<br />
Séguin, studierte 1994 die Vorschläge<br />
genauer und im Jahr 2002 war es der<br />
Kulturminister Jean-Jacques Aillagon,<br />
der sich sehr interessiert zeigte. Durch<br />
seine Initiative wurde im Journal Officiel<br />
de la République (dt. Amtliches<br />
Anzeigenblatt) die Bildung einer Untersuchungskommission<br />
bekannt gegeben.<br />
Damit wurde die Sache zu einem<br />
offiziellen Vorgang. Diese Kommission<br />
übergab 2007 dem Kulturministerium<br />
ihren Bericht – und befürwortete das<br />
Projekt.<br />
Besonders ein Mann streitet seit<br />
langem mit besonderem Einsatz für die<br />
Restaurierung der Tuilerien und glaubt<br />
mehr daran als jeder andere. Alain<br />
Boumier, pensionierter Bauingenieur,<br />
kämpft als Liebhaber des Empire-Stils<br />
seit 15 Jahren für das Projekt, zuletzt<br />
als Vorsitzender des Nationalen Komitees<br />
zum Wiederaufbau der Tuilerien.<br />
Für ihn ist ganz klar: « Man kann die<br />
französische Geschichte ohne die Tuilerien<br />
nicht begreifen. » Deswegen ist<br />
es für ihn auch undenkbar, dass die<br />
Französische Republik sein Engagement<br />
nicht würdigen und den Palast<br />
nicht wieder in seinen ursprünglichen<br />
Zustand versetzen könne.<br />
Zu einer Zeit, als sich jedermann<br />
mit dem Zustand<br />
der Tuilerien abgefunden<br />
hatte und keiner mehr an<br />
einen Wiederaufbau dachte,<br />
begann er mit einem<br />
unermüdlichen Eifer, der<br />
einen jeden Lobbyisten<br />
zur Ehre gereicht hätte,<br />
die zuständigen Stellen<br />
von der Notwendigkeit des<br />
Projektes zu überzeugen.<br />
Im Jahr 2005 gründete er<br />
das Komitee zum Wiederaufbau<br />
der Tuilerien, unterstützt durch<br />
die Académie du Second Empire, eine<br />
reichlich traditionell-konservative Gelehrtenvereinigung,<br />
die man in Frankreich<br />
eher zum Kreise der (immer noch<br />
existierenden) Royalisten zählt. Fragt<br />
man Alain Boumier danach, sagt er<br />
von sich, er sei weder royaliste noch<br />
bonarpartiste (Republikaner), sondern<br />
einfach Franzose und er zitiert gerne<br />
den Schriftsteller Maurice Druon,<br />
Mitglied der Académie Francaise: « Es<br />
handelt sich hier nicht um eine Frage<br />
von Parteien, sondern um eine Frage<br />
des Vaterlands » (Im Französischen ein<br />
Wortspiel: parti versus patrie).<br />
Doch die Pariser wissen von alledem<br />
nichts. Die ganzen Diskussionen<br />
fanden sozusagen hinter ihren Rücken<br />
statt, hinter verschlossenen Türen, in<br />
den Sphären der hohen Beamtenapparate,<br />
die dem Blick der Öffentlichkeit<br />
meist verschlossen bleiben – oder für<br />
die sich die Öffentlichkeit selten interessiert.<br />
Das Projekt des Tuilerien-Wiederaufbaus<br />
entbehrt nicht einer gewissen<br />
Ähnlichkeit mit den Vorgängen um<br />
den Wiederaufbau des Stadtschlosses<br />
in Berlin. Beide Gebäude liegen in den<br />
historischen Zentren der Hauptstädte,<br />
beide haben eine große historische<br />
Bedeutung und beide haben große<br />
stadtplanerische Konsequenzen. Die<br />
Zeitschrift Le Devoir aus Québec<br />
schrieb dazu kürzlich: « Das Palais<br />
des Tuileries würde das Karree des<br />
Louvre wieder verschließen und somit<br />
den Blick vom Louvre auf die<br />
Champs-Elysées. Das Berliner Stadtschloss<br />
beeinflusst in ähnlicher Weise<br />
die Achse Brandenburger Tor - Unter<br />
den Linden. » Beide Projekte griffen<br />
in heutige Stadtlandschaften ein, aber<br />
beide rekonstruierten auch gleichzeitig<br />
ihre historischen Wurzeln.<br />
Der Vorsitzende des Fördervereins<br />
zum Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses,<br />
Wilhelm Boddien, auch<br />
er eher für konservative Äußerungen<br />
bekannt, ist engagierter Befürworter<br />
der Rekonstruktion der Tuilerien. Für<br />
ihn bedeutet der Wiederaufbau des<br />
Berliner Stadtschlosses und der Pariser<br />
Tuilerien einen « großen symbolischen<br />
und spektakulären Akt der Wiederaneignung<br />
des historischen und kulturellen<br />
Raums in Europa. » Alain Boumier<br />
würde sich sicher nicht anders ausdrücken.<br />
Die beiden Männer ähneln<br />
sich nicht nur in ihren Meinungen,<br />
sondern auch in ihrem unnachgiebigen<br />
Engagement. Allerdings war nur der<br />
Berliner, bis heute jedenfalls, darin<br />
erfolgreich.<br />
54 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Am Anfang sahen viele in Alain<br />
Boumier einen um sich selbst kreisenden,<br />
in die Geschichte vernarrten,<br />
der auf seinem Spezialgebiet an einem<br />
vollkommen utopischen Projekt laborierte,<br />
das niemals verwirklicht werden<br />
würde. Doch längst hat sich dieser<br />
Blick auf Boumier geändert. Wenn<br />
auch das Projekt noch immer verrückt<br />
klingen mag, muss man doch zugeben,<br />
dass der Mann eine kommunikative<br />
Begabung hat und es ihm gelingt,<br />
namhafte Unterstützer zu formieren.<br />
Und die sind nicht die unbedeutendsten.<br />
Neben Ministern, Botschaftern<br />
und anderen hochrangigen Personen<br />
aus Politik und Gesellschaft soll mittlerweile<br />
sogar Alt-Präsident Jacques<br />
Chirac das Projekt unterstützen. Neben<br />
den Personen hängt der Erfolg<br />
des Projektes aber vor allem am Geld.<br />
Gelänge es dem Komitee, eine überzeugende<br />
Finanzierung vorzulegen,<br />
wäre schon viel gewonnen.<br />
Für den Besitzer des Geländes,<br />
den französischen Staat, steht es außer<br />
Frage auch nur einen Cent für das<br />
Projekt aufzuwenden. Die öffentlichen<br />
Museen des Louvre und die Stadt Paris<br />
zeigen sich in dieser Hinsicht nicht<br />
weniger verschlossen. Die Sache ist<br />
klar: Wenn überhaupt eine Rekonstruktion<br />
der Tuilerien avisiert werden<br />
sollte, dann nur mit privaten Geldern.<br />
Denn ein Wiederaufbau der Tuilerien<br />
würde teuer werden. Man schätzt<br />
heute, dass das Projekt zwischen 300<br />
und 500 Millionen Euro verschlingen<br />
würde. Doch es sieht so aus, als<br />
bräuchte es ganz andere Hindernisse,<br />
um einen Mann wie Alain Boumier zu<br />
stoppen. Nach seinen Angaben ist die<br />
Finanzplanung bereits abgeschlossen.<br />
Mit Hilfe nationaler und internationaler<br />
Investoren und Sponsoren und<br />
unter tätiger Mithilfe großzügiger<br />
Mäzene. Während eines kürzlich<br />
veranstalteten Symposiums, das das<br />
Komitee zum Wiederaufbau der Tuilerien<br />
veranstaltete, zeigte sich Boumier<br />
siegesgewiss: « 350 Millionen Euro,<br />
das ist nicht viel, wenn man bedenkt,<br />
dass sie gerademal 24 Kilometern Autobahn<br />
entsprechen. »<br />
Boumier verweist gerne auf den<br />
großen Vorteil, den die Realisierung<br />
Nur das<br />
Wie steht noch in Frage. Eines ist aber<br />
heute schon sicher. Der Wiederaufbau<br />
würde mit heutigen Baumaterialien<br />
vorgenommen werden, auch Beton<br />
wäre nicht ausgeschlossen. Die Fassade<br />
aber würde sich vollkommen an<br />
dem Zustand orientieren müssen, den<br />
das Gebäude im Jahr 1871 hatte.<br />
Einige sehen in dem Wiederaufbau<br />
der Tuilerien ein willkommenes<br />
Projekt, das Präsident Sarkozy zu « seinem<br />
» großen Vorhaben werden lassen<br />
könnte. So zum Beispiel Jean-François<br />
Legaret, Bürgermeister des 1. Pariser<br />
Arrondisments, auf dessen Territorium<br />
sich der Louvre befindet. Es ist unter<br />
französischen Präsidenten Tradition,<br />
sich mit großartigen Bauwerken in<br />
der Hauptstadt zu verewigen. Eine<br />
sehr französische Eigenheit. Dennoch<br />
scheint die derzeitige französische<br />
Kulturministerin Christine Albanel<br />
die Hoffnungen ein wenig dämpfen zu<br />
wollen. Sie bekannte kürzlich, dass es<br />
einige sehr dringende Restaurationsvorhaben<br />
im französischen Kulturerbe<br />
gebe und dass sie nicht glaube, « dass<br />
das erste unter diesen Dringlichkeiten<br />
der Wiederaufbau der Tuilerien sei. »<br />
Man darf also erwarten, dass die<br />
zahlreichen Touristen weiterhin vor der<br />
Pyramide des Louvre und im Garten<br />
der Tuilerien spazieren und dabei den<br />
weiten Blick über die Champs-Elysées<br />
hinüber zum Arc de Triomphe genießen<br />
können. An klaren Tagen sogar<br />
bis zum Arche de la Defense. Würde<br />
des Projektes für den Staat hätte.<br />
Dieser würde eine Fläche von 20.000<br />
Quadratmetern gewinnen, die für eine<br />
Erweiterung der Museen des Louvre<br />
man ihnen erzählen, dass dieser unvergleichliche<br />
Blick nach drei Jahren<br />
Planungs- und vier Jahren Bauphase<br />
verbaut sein würde, sie würden ungläu-<br />
und für<br />
ein großes<br />
K o nf e -<br />
r e n z -<br />
z e n t r u m<br />
g e n u t z t<br />
w e r d e n<br />
k ön n ten.<br />
All das<br />
m i t t e n<br />
in Paris!<br />
An Ideen<br />
m a n g e l t<br />
es nicht. Moderne Kunst vor dem Louvre.<br />
big den Kopf schütteln. Und zu Recht.<br />
Der Wiederaufbau der Tuilerien ist<br />
eine Utopie. Aber wie in allen Utopien<br />
steckt in ihr ein Fünkchen Realismus.<br />
Berlin zeigt uns heute, was daraus alles<br />
werden kann.<br />
Suite-Home,<br />
das moderne<br />
Hotel im<br />
Nordosten<br />
von Paris<br />
Rufen Sie an<br />
und reservieren<br />
Sie noch heute!<br />
Wohnen im<br />
Suite-Home<br />
und die<br />
schönste<br />
Hauptstadt<br />
der Welt<br />
entdecken<br />
Suite-Home Paris<br />
Porte de Pantin***<br />
25, rue Scandicci<br />
F-93500<br />
Tel.: 00 33 1 49 42 85 85<br />
www.suite-home.com<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 55
Leben in Frankreich<br />
Was sollte man über Preisangaben<br />
in Frankreich wissen?<br />
Die Schuhe der Begierde sind im<br />
Schau fenster nicht mit ihrem Kaufpreis<br />
ausgezeichnet. Der am Regal<br />
eines Supermarktes angezeigte Preis<br />
eines Produktes entspricht nicht dem<br />
an der Kasse verlangten. Oder eine<br />
Quit tung für eine Dienstleistung weist<br />
nur den Gesamtbetrag, nicht aber die<br />
einzelnen Leistungen aus. Vorkommnisse,<br />
die die meisten bereits einmal zu<br />
Hause oder im Urlaub erlebt haben. In<br />
Frankreich gelten jedoch gewisse Vorschriften<br />
für die Angabe von Preisen,<br />
deren Kenntnis sich manchmal als<br />
nützlich erweisen kann.<br />
Preisauszeichnungspflicht<br />
Natürlich kann jeder französische<br />
Unternehmer wie in allen Marktwirtschaften<br />
die Preise für seine Produkte<br />
und Dienstleistungen frei festsetzen.<br />
Er ist aber verpflichtet, den Kunden<br />
über den Preis zu informieren, und<br />
zwar bevor dieser seinen Kaufentschluss<br />
fasst. Dies beinhaltet auch,<br />
dass der Preis einer Ware erkennbar<br />
sein muss, ohne dass man dafür den<br />
Verkäufer fragen, bzw. wenn die Ware<br />
von außen sichtbar ist, dafür das Geschäft<br />
betreten muss. Außerdem muss<br />
der Preis in Euro als Bruttopreis, also<br />
einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer,<br />
angegeben werden. Ist eine<br />
Ware mit zwei unterschiedlichen Preisen<br />
versehen oder stimmt der an der<br />
Kasse verlangte Betrag nicht mit dem<br />
etikettierten überein, gilt üblicherweise<br />
der günstigere Preis, außer wenn ein<br />
Irrtum offensichtlich ist, beispielsweise<br />
ein hochwertiger Fotoapparat nur 70<br />
anstatt 700 Euro kosten soll.<br />
Bestandteile der<br />
Preisauszeichnung<br />
In bestimmten Fällen reicht es<br />
nicht aus, dass eine Ware mit einem<br />
Preis versehen ist. Vielmehr kann es<br />
notwendig sein, dass die Preisauszeichnung<br />
weitere Merkmale aufweisen<br />
muss. So müssen in Frankreich bei<br />
vorver packten Waren (wie Lebens mittel)<br />
neben dem Ver kaufspreis für ein<br />
kon kretes Produkt auch die Grundprei<br />
se angegeben werden, also der Preis<br />
pro Kilogramm oder pro Liter. Sollen<br />
Pro dukte in einem Bündel verkauft<br />
wer den, muss der Preis für die einzelnen<br />
Bestandteile erkennbar sein. Ist<br />
die Lieferung einer Ware notwendig,<br />
bei spiels weise bei Bestellungen übers<br />
In ter net, muss der Anbieter den Kunden<br />
ausreichend über eventuell dafür<br />
anfallende Zusatzkosten informieren.<br />
Preisauszeichnungen<br />
bei Dienstleistungen<br />
Bei Dienstleistungen ist ein Anbieter<br />
verpflichtet, eine leicht erkennbare<br />
und deutlich lesbare Aufstellung der<br />
angebotenen Leistungen sowie deren<br />
Preise im Kundenbereich anzubringen.<br />
Einige Branchen sind zudem verpflichtet,<br />
ihre Preise im Schaufenster<br />
bzw. außerhalb der Geschäftsräume<br />
auszuhängen. So zum Beispiel Friseure,<br />
Reinigungen, Schuster, Restaurants<br />
und andere. Verlangt ein Kunde einen<br />
Kostenvoranschlag, etwa bei Handwerksbetrieben,<br />
so darf dieser kostenpflichtig<br />
sein. Der Preis dafür muss<br />
aber im Vorfeld bekannt sein.<br />
Aushändigung<br />
einer Rechnung<br />
Bei Dienstleistungen muss für alle<br />
Leistungen, die den Wert von 15,24<br />
Euro (einschließlich Mehrwertsteuer)<br />
übersteigen, eine Rechnung ausgestellt<br />
werden. Bei Leistungen unterhalb<br />
dieses Betrages ist eine Rechnungsaushändigung<br />
fakultativ, kann vom<br />
Kunden aber verlangt werden. Zu den<br />
Bestandteilen einer ordnungsgemäßen<br />
Rechnung gehören die Anschrift des<br />
Anbieters, der Name des Kunden, das<br />
Leistungsdatum, die einzeln erbrachten<br />
Leistungen mit Preisen sowie die<br />
Mehrwertsteuer.<br />
Sonderangebote<br />
Sonderangebote sind meist durch<br />
be son dere Hinweise kenntlich gemacht.<br />
Oft werden alte Preisetiketten<br />
wer be wirksam mit den gesenkten<br />
Preisen überklebt. Außer bei Ausverkäufen<br />
(bei spiels weise dem Sommerschlussverkauf)<br />
und Räumungsverkäufen<br />
müs sen Produkte, die in der<br />
Werbung als Sonderangebot angepriesen<br />
werden, grund sätzlich während<br />
der ganzen Ak tionszeit erhältlich<br />
sein. Ist die Ware ausverkauft,<br />
ist der Anbieter verpflichtet, die Produkte<br />
zum angekündigten Preis zu<br />
beschaffen bzw. die Werbeaktion zu<br />
beenden. So darf ein Händler zum<br />
Beispiel nicht mit Sonderangeboten<br />
am Schaufenster werben, wenn er im<br />
Ladeninneren die Ware nicht mehr<br />
in einem ausreichenden Maß vorrätig<br />
hält. Die Kunden dürfen nicht<br />
mit falschen Versprechungen in den<br />
Laden gelockt werden.<br />
Anzahlungen und<br />
Stornogebühren<br />
Es ist möglich, dass man bei<br />
der Bestellung einer Ware um eine<br />
Anzahlung gebeten wird. Dies wird<br />
üblicherweise auf der Rechnung vermerkt.<br />
Hat man eine Anzahlung getätigt,<br />
kann man sich danach allerdings<br />
nicht mehr vom Kaufvertrag lossagen.<br />
Der Kunde ist dann verpflichtet, auch<br />
noch den Restbetrag der Ware zu<br />
begleichen. Natürlich obliegt es dem<br />
Verkäufer seinerseits, die Produkte<br />
zu liefern bzw. die Dienstleistung zu<br />
gewährleisten. Will ein Kunde nachträglich<br />
auf eine Bestellung verzichten,<br />
kann eine Stornogebühr anfallen.<br />
Auch besteht von Seiten des Kunden<br />
kein grundsätzliches Umtauschrecht<br />
nach Erwerb eines Produktes, soweit<br />
keine Fehlerhaftigkeit vorliegt. Oft<br />
sind Unternehmen jedoch auf Kulanzbasis<br />
bereit, unbenutzte Gegenstände<br />
zurückzunehmen.<br />
56 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Marktplatz<br />
Unterkünfte<br />
Immobilien<br />
M. Mekyska, Eichenlaubweg 23a, 75181 Pforzheim<br />
Der Languedoc- und Frankreich-Spezialist<br />
mit ständig über 9000 Angeboten!<br />
Komplettservice bis Hausbetreuung.<br />
www.languedoc-immobilien.de<br />
Tel. 07231 - 139 269 7<br />
Ferienhaus mit Garten<br />
in Finistère, Bretagne<br />
8-Personen-Ferienhaus (3 Etagen, 2 Bäder, 3 Schlaf zimmer)<br />
mit Garten, offenem Kamin, Wohn küche von privat zu<br />
vermieten. Nähe zum Strand: 3 km. Ideal für Familienurlaub<br />
mit Kindern (Hunde erlaubt). Diverse Freizeitmöglichkeiten<br />
Preis pro Woche: 400 – 850 Euro (abhängig von Saison und<br />
Personenzahl).<br />
Kontakt: sachaz@web.de<br />
oder + 49 (0)<strong>17</strong>3-30 90 196<br />
Shopping<br />
Importhaus für<br />
erlesene, französiche<br />
Weine, Spirituosen<br />
und Feinkost<br />
Weine, Apéritifs, Digestifs und Feinkost aus<br />
fast allen Regionen Frankreichs.<br />
Onlineshop, Versandhandel<br />
(frei Haus schon ab 90 Euro Bestellwert!)<br />
Emil-Mechau-Str. 1- D-38723 Seesen<br />
Tel. (+49) 05381-98 99 264 - Fax 05381-98 99 265<br />
www.france-vin.de<br />
Restaurants<br />
Restaurant OM’ZAKI<br />
Syrisch-Palästinesische Küche<br />
Menü für 12 € • Großer Patio<br />
Familiäre Atmosphäre<br />
76 Rue de la Procession • 75015 Paris<br />
+33 (0)1 56 58 08 82<br />
Wenn Sie Ihre eigene Anzeige auf unserem Marktplatz<br />
veröffentlichen möchten, wenden Sie sich bitte an:<br />
Ebru Aksan · Telefon: +49 (0)211 887-3<strong>17</strong>8 · ebru.aksan@corps-verlag.de<br />
Jeannette Kirchhoff · Telefon +49 (0)211 887-3186 · jeannette.kirchhoff@corps-verlag.de<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 57
Unterwegs in Frankreich Paris<br />
Die Sainte-Chapelle<br />
in Schönheitskur<br />
Farb- und Lichterpracht in der Sainte-Chapelle.<br />
Sie ist eines der Schmuckstücke der französischen Hauptstadt und zählt zu den meistbesuchten<br />
Sehenswürdigkeiten von Paris. Die Sainte-Chapelle (dt. heilige Kapelle) ist vor allem wegen<br />
ihrer einzigartigen mittelalterlichen Buntglasfenster berühmt. In diesem Jahr beginnt ein<br />
umfangreiches Restaurierungsvorhaben, das bis 2013 dauern soll.<br />
58 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Im 13. Jahrhundert war<br />
König Ludwig IX. (1214<br />
– 1270) so für seinen<br />
starken Glauben bekannt,<br />
dass man ihn heute noch<br />
Ludwig den Heiligen nennt.<br />
Eines seiner zentralen Vorhaben<br />
war, Frankreich und<br />
insbesondere Paris zum Zentrum<br />
der Christenheit zu<br />
machen. Nicht weniger als<br />
das. Die französische Hauptstadt,<br />
so dachte er sich das,<br />
sollte Christen aus aller Welt<br />
anziehen und vom Papst als<br />
besonderes Beispiel für<br />
Gläubigkeit hervorgehoben<br />
werden.<br />
Frankreich war zu seiner<br />
Zeit eine der einflussreichsten<br />
Monarchien der<br />
christlichen Welt und Paris<br />
mit seinen mehr als 200.000<br />
Einwohnern die bevölkerungsreichste<br />
Stadt in ganz<br />
Europa. Der fromme Ludwig<br />
vergaß durchaus nicht,<br />
die Stärke und den Einfluss<br />
seines Königreiches zu mehren<br />
und zu wahren, doch war<br />
dies für ihn immer mit der<br />
Stärkung des christlichen<br />
Glaubens verbunden. Sich<br />
dafür in tiefe Kontemplation<br />
zu versenken und mit religiösen<br />
Fragen zu beschäftigen,<br />
genügte nicht, da mussten<br />
konkretere Maßnahmen<br />
ergriffen werden. Nicht<br />
zuletzt die etlichen Kreuzzüge, die Ludwig anführte, aber<br />
auch Allerweltsdinge wie das Verbot des Kartenspiels. Um<br />
dem Klerus zu gefallen und um die religiöse Mission Ludwigs<br />
IX. zu symbolisieren,<br />
musste aber<br />
noch etwas ganz<br />
anderes unternommen<br />
werden. Ein<br />
Bauwerk sollte her,<br />
wie es die Welt des<br />
Mittelalters noch<br />
nicht gesehen hatte.<br />
Und es sollte in<br />
Paris entstehen: die<br />
Sainte-Chapelle.<br />
Doch vor ihrer<br />
Blick auf die Sainte-Chapelle.<br />
Errichtung galt es, eine außergewöhnliche Funktion für<br />
das Bauwerk zu erfinden. Man dachte schließlich nicht an<br />
irgendeine Kapelle. So zögerte Ludwig der Heilige auch<br />
nicht lange und öffnete die Staatsschatulle weit. Für die<br />
unglaubliche Summe von 135.000 Pfund (mehr als das<br />
Dreifache der Baukosten) erwarb er vom byzantinischen<br />
Kaiser Balduin im Jahr 1239 einen riesigen Reliquienschatz.<br />
Nichts weniger sollte die neue Kirche sein, als der<br />
Aufbewahrungsort heiligster Reliquien. Darunter die Dornenkrone<br />
Christi und ein Stück des Kreuzes, an dem der<br />
Heiland sein Martyrium erlitt.<br />
Neben diesen wichtigen Reliquien befanden sich 19 weitere<br />
kostbare Stücke in der Sammlung der Sainte-Chapelle.<br />
Dadurch gehörte diese Reliquiensammlung zu den bedeutendsten<br />
ihrer Art in der christlichen Welt, vergleichbar<br />
nur noch mit jenen der Grabeskirche in Jerusalem und des<br />
Petersdoms in Rom. Mit der Schaffung eines solchen Ortes<br />
christlichen Glaubens mitten in Paris sollte die Gunst des<br />
Papstes errungen werden. Und tatsächlich, die Reaktion<br />
des Papstes ließ nicht lange auf sich warten. Am 24. Mai<br />
1244 schrieb Papst Innozenz IV. an Ludwig den Heiligen<br />
inmitten der siebenjährigen Bauzeit: « Du hast mit Deinen<br />
Mitteln ein Werk vollbracht, das für die Ewigkeit geschaffen<br />
ist. »<br />
Die 1248 vollendete Kirche wurde zweigeschossig gebaut<br />
und orientierte sich damit an den alten Gotteshäusern von<br />
Saint-Germain-en-Laye oder Aachen. In der oberen Etage<br />
wurden die Reliquien aufbewahrt und dieses Geschoss war<br />
einzig dem König, seiner Familie und einigen ausgewählten<br />
500 Kilometer staufrei …
Unterwegs in Frankreich Paris<br />
Die Sainte-Chapelle – ein Meisterwerk der Gothik.<br />
Adligen vorbehalten. Im<br />
Erdgeschoss wurden die<br />
Messen abgehalten.<br />
Abgesehen von der<br />
Aufbewahrung der Reliquien<br />
wies der König der<br />
Sainte-Chapelle eine weitere<br />
Aufgabe zu. Sie sollte<br />
« die Seele erheben und<br />
den Geist der Menschen<br />
reinigen ».<br />
Was gab es besseres<br />
dafür als den Effekt eines<br />
fast überirdischen Lichts,<br />
das in weiten Strahlen<br />
in das Innere fallen sollte?<br />
So zählt man in der<br />
Sainte-Chapelle 15 große<br />
Buntglasfenster bestehend<br />
aus insgesamt 1.113<br />
Teilen. Durch das farbige<br />
Glas ergab sich ein für das<br />
Wann gilt eine Kapelle in Frankreich<br />
als « Sainte-Chapelle »?<br />
Fünf Kriterien sind zu erfüllen. Das Gebäude muss<br />
• eine königliche Schloss- oder Palastkapelle sein,<br />
Mittelalter sensationeller<br />
visueller Eindruck.<br />
Auch die Architektur der Kapelle war neuartig. Es wird<br />
angenommen, dass Pierre de Montreuil für den Bau verantwortlich<br />
zeichnete, der Erbauer von Notre-Dame in Paris<br />
und der Basilika von Saint-Denis. Er kreierte zwei sich<br />
überlagernde Gewölbe von damals unbekannten Ausmaßen.<br />
Bei dem oberen wurde auf Mauerwerk so weit wie möglich<br />
• über ein einzigartiges Kirchenschiff, ein oder zwei<br />
Etagen, hohe Glasfenster, ein steiles Schieferdach<br />
und einen freistehenden Glockenturm verfügen,<br />
• ein Stück der Dornenkrone Christi oder des Kreuzes<br />
beherbergen, die Teile jener Reliquien sind, die<br />
Ludwig IX. für die Pariser Sainte-Chapelle erwarb,<br />
• für die Abhaltung von Messen im drei Stundentakt<br />
genutzt werden,<br />
• von Ludwig dem Heiligen oder seinen Nachfahren<br />
gegründet worden sein.<br />
Heute gibt es sieben Kirchen in Frankreich, die diese<br />
Anforderungen erfüllen: Neben der von Paris sind<br />
es die Kirchen von Vincennes, Riom, Châteaudun,<br />
Aigueperse, Champigny-sur-Veude und von Vic-le-<br />
Comte.<br />
verzichtet, stattdessen wurden riesige Bögen<br />
aus buntem Glasmosaik errichtet, die das<br />
Alte und Neue Testament illustrieren. Das<br />
ganze Ensemble, das eine unerhörte Leichtigkeit<br />
ausstrahlt, vermittelt den Eindruck,<br />
als wichen seine Mauern vor einem absoluten<br />
göttlichen Lichtstrahl zurück. Ein sehr<br />
beeindruckender Effekt.<br />
In Geschichtsbüchern steht geschrieben,<br />
dass sich Ludwig IX. nach der Einweihung<br />
der Sainte-Chapelle in tiefer Meditation auf<br />
seinen siebten Kreuzzug vorbereitete, den er<br />
1248 begann. In der Befürchtung, seine geliebte<br />
Kirche könne Schaden nehmen, gründete<br />
der König das Amt eines « Glasbaumeisters<br />
», der künftig die Sainte-Chapelle<br />
pflegen sollte. So war an alles gedacht und<br />
der Monarch konnte beruhigt in den Krieg<br />
ziehen.<br />
Für Ludwig den Heiligen war es sicher<br />
unvorstellbar, dass die Franzosen eines Tages<br />
gegen seine Sainte-Chapelle rebellieren<br />
würden. Doch während der französischen<br />
Revolution, in den stürmischen<br />
Jahren ab <strong>17</strong>89,<br />
hatte auch diese Kirche<br />
schwere Beschädigungen<br />
zu überstehen, vor allem<br />
natürlich die Glasmosaike.<br />
Man dachte sogar eine<br />
Zeitlang über ihren Abriss<br />
nach. Der Schwärmerei<br />
der Romantiker für das<br />
Mittelalter ist es zu verdanken,<br />
dass die Kirche<br />
wieder restauriert werden<br />
konnte. Besonders Victor<br />
Hugo und der junge<br />
Architekt Jean-Baptiste<br />
Lassus setzten sich mit<br />
großem Eifer dafür ein,<br />
die Öffentlichkeit von der<br />
Notwendigkeit eines solchen<br />
Vorhabens zu überzeugen.<br />
Sie hatten Erfolg,<br />
die Sainte-Chapelle konnte<br />
gerettet werden, und<br />
ganz nebenbei schufen die<br />
beiden den Grundstein für<br />
das, was man heute zum<br />
kulturellen Erbe der Stadt zählt.<br />
Im 19. Jahrhundert haben Archäologen in unermüdlicher<br />
Arbeit die Handwerkskunst der frühen Glasbaumeister<br />
wiederbelebt und 1845 wurde in einer groß angelegten<br />
Kampagne die Bevölkerung für die komplette Sanierung<br />
der Kirche gewonnen. Es wurde eine der größten Restaurie-<br />
60 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
ungsarbeiten der Epoche,<br />
zur gleichen Zeit übrigens,<br />
als auch Vézelay im Burgund<br />
restauriert wurde.<br />
Seitdem wurde die<br />
Sainte-Chapelle noch<br />
zweimal ihrer Glasfenster<br />
beraubt, doch diese Male<br />
um sie vor Beschädigungen<br />
während der beiden<br />
Weltkriege zu schützen.<br />
Unglücklichweise hat man<br />
während der Einlagerung<br />
die Glasstücke mit einer<br />
Art Lack versehen, der das<br />
empfindliche Material vor<br />
Bombenerschütterungen<br />
schützen sollte. Dieser<br />
Lack begann sich allerdings<br />
mit der Zeit schwarz<br />
zu färben. Es wurde nötig,<br />
ihn wieder zu entfernen,<br />
doch war dies ein schwieriges<br />
Unterfangen, lief<br />
man dabei Gefahr, das<br />
Glas zu beschädigen oder<br />
die Originalfarben mit zu entfernen. Weitere wichtige Restaurierungsarbeiten<br />
folgten 1970.<br />
Heute nun ist es wieder notwendig, das prachtvolle<br />
Die Sainte-Chapelle in Zahlen<br />
Die Kirche ist 42,50 Meter hoch (ohne Glockenturm), was sie zu einer der<br />
höchsten Kathedralen Frankreichs macht, hat eine Länge von 33 Metern im<br />
Kirchenschiff und verfügt über 15 Buntglasfenster aus dem 13. Jahrhundert,<br />
vier große von je 15,35 Metern Höhe an jeder Seite des Kirchenschiffs und<br />
sieben kleinere an der Apsis. Sie zählt außerdem 1.113 Glaskacheln, von<br />
denen zwei Drittel aus dem Originalglas bestehen. Die Glasoberfläche<br />
macht insgesamt 750 Quadratmeter aus.<br />
Die lebensechten Darstellungen auf den Buntglasscheiben beeindrucken noch nach Jahrhunderten.<br />
Zeugnis gotischer Baukunst zu restaurieren und zu pflegen.<br />
Dieses Mal entschied man sich, nicht nur die Glasmalereien<br />
aus dem 13. Jahrhundert noch einmal zu konservieren,<br />
sondern auch die Bleiplatten aufzuarbeiten,<br />
die das Glas halten, sowie die Eisenbarren,<br />
die den Fenstern Stabilität verleihen. Das<br />
erfordert eine Arbeit mit hoher Präzision.<br />
Völlig unerwartete Schwierigkeiten traten<br />
an anderer Stelle auf: Man stellte fest,<br />
dass die Fenster von Sainte-Chapelle, die in<br />
chronologischer Abfolge die Geschehnisse<br />
der Bibel wiedergeben, eine Reihenfolge der<br />
Bibel zeigen, die zu Zeiten von Ludwig IX.<br />
noch gar nicht bekannt gewesen sein konnte.<br />
Bei den Restaurierungsarbeiten im 19. Jahrhundert<br />
scheint man die Abfolge der Fenster<br />
… in 3 Stunden 55 Minuten …
Unterwegs in Frankreich Paris<br />
Biblische Szenen auf den Fenstern der Sainte-Chapelle.<br />
« modernisiert » zu haben. Nach langer Diskussion entschied<br />
man nun, die Fenster in der Anordnung des 19. Jahrhunderts<br />
zu belassen, da die Originalreihenfolge der Fenster<br />
von Sainte-Chapelle nicht mehr rekonstruierbar ist.<br />
Die Restaurierungsarbeiten, die voraussichtlich zehn<br />
Millionen Euro kosten werden, sollen sich bis 2013 hinziehen.<br />
Um das Vorhaben zu finanzieren, hat der französische<br />
Staat – in diesem Umfang ein absolutes Novum – auf die<br />
Hilfe eines Mäzen zurückgegriffen, der Velux-Stiftung. Es<br />
sieht ganz so aus, als würde diese Art der privat-öffentlichen<br />
Zusammenarbeit bei der Restaurierung des nationalen<br />
Kulturerbes Schule machen. Die Kulturministerin Christine<br />
Albanel glaubt jedenfalls in dieser Weise Vorzeichen<br />
auszumachen, wie in Zukunft die vielen Kunstwerke und<br />
Baudenkmäler, die unter ihrer Obhut stehen, bewahrt werden<br />
könnten.<br />
Ludwig der Heilige allerdings wäre sicherlich traurig,<br />
wenn er erfahren müsste, dass seine teuer erkauften Reliquien,<br />
die Dornenkrone und der Teil des « Wahren Kreuzes<br />
Christi » heute nicht mehr in seiner Sainte-Chapelle<br />
aufbewahrt werden. Sie liegen jetzt in den Tresoren von<br />
Notre-Dame. Auch die anderen Reliquien sind nicht mehr<br />
62 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Rue De Rome<br />
oulevard Haussmann<br />
Boulevard des Batignolles<br />
Boulevard Malesherbes<br />
Place<br />
de l’Europe<br />
Rue De Rome<br />
Gare<br />
St-Lazare<br />
Rue de Liège<br />
Rue Londres<br />
Rue Saint Lazare<br />
Rue de Clichy<br />
R. Joubert<br />
Place<br />
Max<br />
Rue Ballu<br />
Rue Moncey<br />
Rue de Douai<br />
Boulevard Haussmann Boulevard Haussmann<br />
Rue Blanche<br />
Place<br />
Blanche<br />
Rue Fontaine<br />
Rue Chaptal<br />
R de La Rochefoucauld<br />
Rue St Lazare<br />
Rue de Chateaudun<br />
Rua de la Victoire<br />
Rue de Provence<br />
Boulevard de Clichy<br />
Rue la Fayette<br />
am alten Ort, sie wurden auf den Louvre, das Cluny-<br />
Museum und die Nationalbibliothek verteilt. Die<br />
Sainte-Chapelle ist heute ein « einfaches » historisches<br />
Monument, kein herausragend heiliger Ort mehr, so<br />
wie ihn sich Ludwig gewünscht hatte. Doch er wäre<br />
sicherlich erfreut zu sehen, mit welcher Sorgfalt seine<br />
Kathedrale des Lichts gepflegt und für die kommenden<br />
Jahrhunderte bewahrt wird.<br />
La Sainte-Chapelle<br />
2, boulevard du Palais<br />
75001 Paris<br />
int<br />
Boétie<br />
sées<br />
Tourville<br />
Avenue Gabriel<br />
Avenue des Champs Élysées<br />
ace des Invalides<br />
Boulevard des Invalides<br />
Rue de Sèvres<br />
Rue de Faubourg St Honoré Rue de Faubourg St Honoré<br />
Quai d’Orsay<br />
Rue de Babylone<br />
Rue Saint Dominique<br />
Rue de Grenelle<br />
Rue Royale<br />
Quai Anatole France<br />
Rue de Sèvres<br />
Rue de Vaugirard Rue de Vaugirard<br />
Bd de la Madeleine BD des Capucines Bd des Italiens<br />
Rue de Rivoli<br />
Quai des Tuileries<br />
Rue de Lille<br />
R d Capucin es<br />
Avenue de l’Opéra<br />
Quai Voltaire Quai Malaquais<br />
Rue de Vaugirard<br />
Rue de Rennes Rue de Rennes<br />
Rue de Casanova<br />
Rue du R. Mar St Honoré<br />
Rue St Roch<br />
R le Grand<br />
Rue de l’Universiité Rue Jacob<br />
Rue de Grenelle<br />
Rue de Sèvres Rue du Four<br />
Rue de Richelieu<br />
R d Vieux Colombier Rue Saint Sulpice<br />
Jardins du<br />
Luxembourg<br />
Rue de Rivoli<br />
Quai de Conti<br />
Öffnungszeiten:<br />
Täglich 9.00 - <strong>17</strong>.00 Uhr<br />
Eintrittspreise:<br />
Rue Croix de petits Champs<br />
Quai du Louvre<br />
Rue Saint Honoré<br />
SEINE<br />
Ile de<br />
la Cité<br />
Rue de Buci Rue Saint André des Arts<br />
7,50 €, ermäßigt 4,80 €, Kinder bis <strong>17</strong> Jahre kostenlos<br />
Zugang über den Palais de Justice. Um in die Sainte-<br />
Chapelle zu gelangen, muss man eine Sicherheitskontrolle<br />
wie am Flughafen passieren.<br />
8. 9. 10 .<br />
2.<br />
1. 3.<br />
4.<br />
7. 6.<br />
Rue de Rivoli<br />
R des Halles<br />
Quai de la Mégisserie<br />
Bd du Palais Pt au Change<br />
Rue Berger<br />
Avenue<br />
Quai de Gesvres Quai de l’hôtel de ville<br />
Petit Pont Rue de la Cité Pt N.Dame<br />
Quai de Montebello<br />
… zum Frühstück nach Paris!<br />
16 .<br />
15.<br />
<strong>17</strong>.<br />
14.<br />
18 .<br />
5.<br />
13 .<br />
19.<br />
11.<br />
Boulevard Saint Germain<br />
12 .<br />
20.<br />
KÖLN<br />
Rue de Turbigo<br />
Boulevard de Sebastopol<br />
Rue des Lombards<br />
Rue de Rivoli<br />
Victoria<br />
Pt au Double Pt d’Arcole<br />
AACHEN<br />
Rue des francs bourgeois<br />
Rue Saint Martin<br />
Place de<br />
l’Hôtel de Ville<br />
Pt St Louis<br />
BRÜSSEL<br />
Rue du Temple<br />
Rue des Archives<br />
Quai de Bourbon<br />
Île<br />
Saint<br />
Louis<br />
Pt Louis Philippe<br />
PARIS<br />
R des Gravilliers<br />
Pt Marie<br />
R de<br />
R P<br />
Rue de<br />
Rue<br />
Boulevard Raspail Boulevard Raspail<br />
Rue Notre Dame des Cha mps<br />
udot R Dr Roux<br />
Bd Pa<br />
Avenue du<br />
R du Ctd Mouchotte<br />
R Vercingétorix<br />
Rue de la<br />
Chaumière<br />
Grande<br />
Wir machen es möglich! Mit Thalys reisen Sie 6 mal täglich einfach, schnell<br />
und bequem nach Paris – und profitieren dabei von unserem Service.<br />
Mehr Infos und Buchung unter www.thalys.com<br />
R Huyghens<br />
R Campa<br />
Rue d’Assas<br />
Boulevard du Montparnas<br />
ière
Unterwegs in Frankreich Elsass<br />
Gœthes amour fou<br />
in Sesenheim<br />
Auf dem Weg ins nordelsässische Sesenheim.<br />
Im Norden von Straßburg liegt das beschauliche<br />
Dörfchen Sesenheim, das mit dem Auto<br />
in weniger als 20 Minuten von der elsässischen<br />
Metropole aus zu erreichen ist. Vor 200<br />
Jahren war das ein strammer Halbtagesritt.<br />
Den unternahm im Herbst <strong>17</strong>70 und in der ersten<br />
Jahreshälfte <strong>17</strong>71 des Öfteren ein gewisser<br />
Studiosus Goethe, der in Sesenheim die<br />
anregenden Gespräche mit dem Pfarrer Brion<br />
suchte. Und die Nähe zu seiner anmutigen<br />
Tochter Friederike. Eine Fahrt auf den Spuren<br />
einer der berühmtesten Romanzen der Literaturgeschichte.<br />
Der junge Goethe, der seit April <strong>17</strong>70 in Straßburg<br />
seine Studien der Rechtswissenschaft fortsetzte,<br />
genoss im Elsass ein munteres Studentenleben.<br />
Dazu gehörten neben den ungeliebten (und häufig gemiedenen)<br />
Vorlesungen an der Universität Wirtshausbesuche,<br />
Streifzüge durchs Elsass und anregende Diskussionen im<br />
großen Freundes- und Bekanntenkreis. Zu diesem zählte<br />
auch Friedrich Leopold Weyland, mit dem Goethe im Sommer<br />
<strong>17</strong>70 eine weite Wanderung zu Pferd durch das nördliche<br />
Elsass und die angrenzenden deutschen Länder unternahm.<br />
Auf der Rückreise drängte ihn Weyland zu einer<br />
Zwischenstation in Sesenheim (frz. Sessenheim), wo er mit<br />
der Familie des Pfarrers gut befreundet war.<br />
Vor allem wollte er Goethe Friederike vorstellen, von der<br />
er schwärmte. Dieser Typ eines gebildeten, aufgeweckten<br />
aber sittsamen Landmädchens, das mit sich, dem Leben und<br />
der Natur im Reinen und dazu noch von einer frischen und<br />
anmutigen Schönheit war, traf so ganz das Schönheitsideal<br />
des späten 18. Jahrhunderts. Frankreich stand in jenen Jahren<br />
ganz unter dem Eindruck der Schriften von unter anderen<br />
Rousseau, in denen das Leben auf dem Lande idealisiert<br />
wurde. Der Drang nach einem einfachen und ungekünstelten<br />
Leben in der Natur war in bürgerlichen Kreisen weit verbrei-<br />
64 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
tet. Goethe ließ sich von Weyland nicht lange<br />
zum Aufenthalt in Sesenheim überreden.<br />
In bester und standesgemäßer Manier wurden<br />
die beiden « Kandidaten » (Studenten kurz<br />
vor dem Ende ihrer Universitätsausbildung) von<br />
der Familie empfangen. Nur die erste Begegnung<br />
mit Friederike zögerte sich hinaus. Das<br />
Mädchen musste mehrfach gerufen werden und<br />
als man begann, sich Sorgen zu machen, wurde<br />
sogar überlegt, einen Suchtrupp loszuschicken.<br />
So jedenfalls schildert Goethe die Szene aus<br />
jahrzehntelanger Rückschau in « Dichtung<br />
und Wahrheit » und ihr dramaturgischer Spannungsbogen<br />
bis zur ersten Begegnung lässt uns<br />
heute eher an Dichtung als an Wahrheit glauben.<br />
Denn ein Suchtrupp musste dann doch<br />
nicht ausgeschickt werden, denn schließlich trat<br />
die schöne Maid gesund und munter ins Zimmer<br />
und es «... ging fürwahr an diesem ländlichen<br />
Himmel ein allerliebster Stern auf », wie<br />
sich der alte Goethe erinnerte.<br />
Wer heute in das Elsass fährt, besucht zumeist<br />
die Hauptstadt Straßburg und das südliche<br />
Elsass mit seinen lieblichen Landschaften,<br />
den guten Weinbergen und den berühmten<br />
Kunstschätzen, wie zum Beispiel in Colmar.<br />
Das nördliche Departement der Region, das an<br />
landschaftlichen Reizen auf den ersten Blick<br />
nicht so viel zu bieten hat wie die südliche<br />
Schwester, wird von den Touristen meist nur<br />
durchfahren, bestenfalls wird kurz in einem der<br />
Töpferdörfer wie Soufflenheim oder Betschdorf<br />
angehalten. Die Gegend nördlich von Straßburg<br />
wird von flachen Ebenen dominiert, in der schmucke<br />
und herausgeputzte Dörfer das Auge bei der Durchfahrt<br />
erfreuen. Zum Aussteigen verführen sie meist nicht.<br />
In Sesenheim sollte der Besucher aber für einen Moment<br />
anhalten. Zum einen, weil Literatur- und Geschichtsbegeisterte<br />
an Schauplätzen der Liebe Goethes zu Friederike<br />
Brion lustwandeln können, zum anderen aber auch, weil<br />
man hier bestaunen kann, was ein gutes Marketing aus einer<br />
kleinen Episode alles machen kann. Denn Sesenheim,<br />
das mögen die Bewohner dort verzeihen, ist nicht unbedingt<br />
eine Reise wert. Zumindest nicht mehr oder weniger<br />
als die vielen anderen Dörfer der Region wie Drusenheim<br />
oder Bischwiller. Trotzdem kommen jährlich tausende<br />
Touristen in den verschlafenen Ort, in dem die mittägliche<br />
Abfahrt des Schulbusses nach Unterrichtsende das einzige<br />
größere Ereignis des Tages zu sein scheint. Wäre da nicht<br />
die sagenumwobene Geschichte von der Liebe des jungen<br />
Goethe und der schönen Friederike.<br />
Deswegen kann man in Sesenheim ein tempelartiges<br />
Goethe-Memorial besichtigen und andächtig dem Dichterfürsten<br />
gedenken sowie eine kleine Ausstellung zu seinem<br />
Sesenheimer Aufenthalt auf der Rückseite des Memorials<br />
besuchen. Außerdem ist auf der Straße eine Goethe-<br />
Mitten im Dorf : das Goethe-Memorial.<br />
Scheune ausgeschildert. Eine Scheune? Ja, wenige Schritte<br />
vom Memorial entfernt befindet sich, inmitten eines Privatgrundstücks,<br />
die Goethe-Scheune. Sie hat nicht mehr mit<br />
dem Dichter zu tun, als dass sie wohl das einzige Gebäude<br />
in Sesenheim ist, dessen Zustand sich seit jenen Zeiten nicht<br />
verändert hat. Des Dichters Auge mag also des Öfteren auf<br />
ihr geruht haben und wer weiß, vielleicht nutzte er sie sogar<br />
zu manchem Stelldichein mit Friederike?<br />
Schließlich findet der Besucher noch den Hinweis zu einer<br />
Friederiken-Ruh. Vielleicht das Grab der Pfarrerstochter?<br />
Entlang der Hauptstraße und geführt durch ein Schild<br />
am Marktplatz, auf dem die Goethe-Sehenswürdigkeiten<br />
als Rundweg eingezeichnet sind, ist ein kleiner baumumstandener<br />
Hügel auszumachen. Auf ihm aber nur ein Holzgeländer<br />
und ein großer Stein, der an Friederike Brion erinnert.<br />
Hier sollen Goethe und Friederike in der Nacht der<br />
ersten Begegnung lange Gespräche geführt haben. Hier soll<br />
aus dem ersten Schwärmen der Funke ernsteren Verliebens<br />
übergesprungen sein. Hier also, der Legende nach, begann<br />
die Romanze so eigentlich.<br />
Nach dem ersten Aufenthalt im Sesenheimer Pfarrhof<br />
besuchte Goethe regelmäßig die Familie. Bis in den<br />
Frühsommer <strong>17</strong>71 wechselten lange Gespräche mit Friederikes<br />
Vater und lange Spaziergänge mit Friederike einander<br />
ab. Goethe bezeichnete Sesenheim damals als seinen<br />
« Mittelpunkt der Welt ». Er begann wieder zu dichten.<br />
Im Zyklus « Sesenheimer Lieder » sind wunderschöne<br />
und zarte Gedichte vereint, deren Leichtigkeit und Poesie<br />
O liebliche Friedrike,<br />
Dürft ich nach dir zurück,<br />
In einem deiner Blicke<br />
Liegt Sonnenschein und Glück.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 65
Unterwegs in Frankreich Elsass<br />
Die Kirche hat seit dem 18. Jahrhundert viele Umbauten erfahren.<br />
Dörfliche Idylle mit Goethe-Scheune.<br />
erahnen lassen, welch Monate voll Glück Goethe in Sesenheim<br />
erlebt haben muss. Den 22-jährigen Studenten und<br />
die 19-jährige Friederike verband bald eine Beziehung, die<br />
von der Außenwelt, aber sicher auch von Friederike selber,<br />
als sehr ernst angesehen wurde. Die Hochzeitsglocken<br />
wollten gar manche schon hören, zumal Goethe kurz vor<br />
dem Abschluss seines Studiums und somit kurz vor der ersten<br />
Anstellung stand.<br />
Derselbige aber fühlte sich bald eingeengt. Schon während<br />
der Arbeit an seiner Promotion bestand der Kontakt<br />
nach Sesenheim hauptsächlich aus langen Briefen, die Besuche<br />
wurden seltener. Im Sommer <strong>17</strong>71 wollte der frischgebackene<br />
Absolvent der Rechtswissenschaft nach Frankfurt<br />
zurückkehren – und zwar ohne eine Ehefrau. Berüchtigt ist<br />
die Verabschiedung von Friederike, der er vom Pferde aus gerade<br />
mal geneigt war, die Hand herunterzureichen. Die Maid<br />
ward zurückgelassen und dem Dichter schmerzte das Herz,<br />
die tränenvollen Augen seiner doch so Angebeteten sehen zu<br />
müssen. Eine Woche später, von Frankfurt aus, kommt dann<br />
der Brief mit der endgültigen Lösung der Verbindung.<br />
Das Sesenheimer Pfarrhaus steht längst nicht mehr,<br />
schon damals war ein Um- oder Neubau der altersschwachen<br />
Pfarre häufiges Gesprächsthema zwischen Goethe<br />
und Friederikes Vater. Auch die Brionsche Kirche hat in<br />
den letzten 200 Jahren mehrere Umbauten erlebt, so dass<br />
nur noch wenig an das Original erinnert. Wozu also nach<br />
Sesenheim reisen, außer um auf dem gleichen Boden zu stehen,<br />
über den auch des Dichters Füße schritten? Abgesehen<br />
von dem Mythos der Liebesgeschichte wären andere Orte<br />
doch sicherlich beeindruckender dafür.<br />
Eine Fahrt nach Sesenheim lohnt sich aber dennoch und<br />
das liegt an der Auberge Au Bœuf. Dieser Gasthof liegt<br />
gleich gegenüber der Brionschen Kirche, wenige Schritte<br />
vom Marktplatz und dem Goethe-Tempel entfernt. In den<br />
1950er-Jahren begann ihr Besitzer mit einer bewundernswerten<br />
Akribie alles zu sammeln, was mit Goethe und der<br />
Liebschaft von Sesenheim zusammenhängt. Aus den Exponaten<br />
entstand ein kleines Museum in den Hinterstuben<br />
des Gasthauses, das heute von den Nachfahren liebevoll gepflegt<br />
und erweitert wird. Wenn man Glück und die Wirtin<br />
gerade nicht zu viel zu tun hat, bekommt der Gast sogar<br />
eine kleine Privatführung durch die Vitrinen mit Original-<br />
Handschriften von Goethe, Friederike und dem Pfarrer<br />
Brion. Dieses sympathische Privatmuseum lässt mit seinen<br />
Devotionalien der Goethe-Verehrung mehr von der Zeit der<br />
Sesenheimer Liebschaft erahnen als die Goethe-Scheune,<br />
das Memorial und die Friederiken-Ruh zusammen.<br />
Friederike übrigens war nach der unrühmlichen Trennung<br />
durch Goethe eine gebrochene Frau. Sie trauerte<br />
noch Jahre ihrer Liebe nach und auch das spätere Werben<br />
des Dichters Jakob Michael Heinrich Lenz, den Goethe in<br />
Sesenheim eingeführt hatte und der dem Charme Friederikens<br />
sofort erlegen war, hatte keinen Erfolg. Pikanterweise<br />
sah Goethe Lenz damals als den einzigen seiner Kollegen<br />
an, der ihm an Geist und Talent überlegen sein konnte,<br />
und es wird kolportiert, dass Goethe später in Weimar die<br />
Lenzschen Gedichte absichtlich schlecht besprochen habe,<br />
um den Konkurrenten aus dem Weg zu haben. Möglicherweise<br />
war es Goethe also ganz recht, dass Lenz die Brion<br />
nicht bekommen hat. Denn der Schmerz und die Schmach,<br />
die Geliebte so treulos verlassen zu haben, soll auch bei ihm<br />
noch lange tief gesessen haben. Einige der berühmtesten<br />
Frauenfiguren in seinen Dramen sollen seiner Bekanntschaft<br />
mit Friederike entlehnt sein. Die Marie in « Clavigo »<br />
soll dazu gehören und manche meinen gar das Gretchen des<br />
Dr. Faust in ihr wiederzuentdecken.<br />
Während Goethe Zeit seines Lebens zur Damenwelt<br />
einen innigen Bezug gehabt hatte, sollte die Liebe zu<br />
Goethe Friederikes einzige Liebe bleiben. Sie war ihr Leben<br />
lang unverheiratet und lebte bis zu ihrem Tode 1813<br />
bei ihren Geschwistern. Das Erscheinen von « Dichtung<br />
und Wahrheit » ein Jahr später erlebte sie nicht mehr und<br />
auch nicht den Rummel, der seitdem um die aller Welt bekannt<br />
gemachte Liebesgeschichte einsetzte. Denn es muss<br />
wirklich eine Sensation gewesen sein, was der 70-jährige<br />
Goethe da ausgeplaudert hatte. Jedenfalls war zu Beginn<br />
des 19. Jahrhunderts die Liebe von Goethe und Friederike<br />
eine allgegenwärtige Geschichte, wegen der ein Besu-<br />
66 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Mailied<br />
(aus den « Sesenheimer Liedern »)<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Auto: Sesenheim liegt nur wenige Kilometer von<br />
<br />
der deutschen Grenze entfernt und lässt sich bequem<br />
über die Autobahn A35, die man bei der<br />
<br />
Ab fahrt <strong>Nr</strong>. 54 verlässt, von Straßburg aus erreichen.<br />
Straß burg-Sesenheim ca. 35 km.<br />
Flugzeug: Der nächste große Flughafen ist<br />
auf französischer Seite in Straßburg und auf<br />
deutscher Seite in Karlsruhe/Baden-Baden.<br />
Auch der elsässische Airport Mulhouse/Basel<br />
ist nicht weit entfernt.<br />
<br />
Zug: Von Straßburg aus verkehren Vorort züge<br />
<br />
<br />
<br />
A26 / E<strong>17</strong><br />
Privatsammlung in der Auberge Au Bœuf.<br />
cheransturm nach Sesenheim einsetzte,<br />
der bis heute nicht abgeebbt ist und dem<br />
wir so skurrile « Sehenswürdigkeiten »<br />
zu verdanken haben, wie eine Goethe-<br />
Scheune und ein Goethe-Memorial.<br />
1860, auf dem Höhepunkt der Friederiken-Verehrung,<br />
setzte man ihr auf<br />
Anreise<br />
nach Sesenheim. Die Fahrtzeit be trägt eine<br />
gute halbe Stunde.<br />
<br />
<br />
A5 / E<strong>17</strong> - E54<br />
A4 / E50<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
A31/ E21<br />
<br />
A 31<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
N57<br />
A 4<br />
<br />
D 955<br />
ihrem Grab im badischen Meißenheim<br />
ein kleines Denkmal. Darauf stehen die<br />
Worte: « Ein Strahl der Dichtersonne<br />
fiel auf sie, so reich, daß er Unsterblichkeit<br />
ihr lieh! » Dieser Satz, so scheint es,<br />
könnte auch für Sesenheim ganz passend<br />
sein.<br />
Sesenheim im Internet<br />
www.sessenheim.net<br />
Auberge Au Bœuf<br />
1, rue de l’Eglise<br />
67770 Sesenheim<br />
Telefon: +33 (0)3 88 86 97 14<br />
www.auberge-au-boeuf.com<br />
Montag und Dienstag Ruhetag<br />
Menüs für 28, 45 und 58 €<br />
N 74<br />
N 4<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
A 4 / E 25<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
A 35 / E 25<br />
<br />
<br />
<br />
Wie herrlich leuchtet<br />
Mir die Natur!<br />
Wie glänzt die Sonne!<br />
Wie lacht die Flur!<br />
Es dringen Blüten<br />
Aus jedem Zweig<br />
Und tausend Stimmen<br />
Aus dem Gesträuch.<br />
Und Freud ’ und Wonne<br />
Aus jeder Brust.<br />
O Erd ’, o Sonne!<br />
O Glück, o Lust!<br />
O Lieb’, o Liebe!<br />
So golden schön,<br />
Wie Morgenwolken<br />
Auf jenen Höhn!<br />
Du segnest herrlich<br />
Das frische Feld,<br />
Im Blütendampfe<br />
Die volle Welt.<br />
O Mädchen, Mädchen,<br />
Wie lieb’ ich dich!<br />
Wie blickt dein Auge!<br />
Wie liebst du mich!<br />
So liebt die Lerche<br />
Gesang und Luft,<br />
Und Morgenblumen<br />
Den Himmelsduft,<br />
Wie ich dich liebe<br />
Mit warmem Blut,<br />
Die du mir Jugend<br />
Und Freud› und Mut<br />
Zu neuen Liedern<br />
Und Tänzen gibst.<br />
Sei ewig glücklich<br />
Wie du mich liebst!<br />
A 35 / E 25<br />
<br />
<br />
A 31<br />
<br />
<br />
<br />
A 36 / E 60<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 67
Unterwegs in Frankreich Cordes-sur-Ciel<br />
Cordes-sur-Ciel<br />
Am Ziel einer langen Reise<br />
Cordes-sur-Ciel gehört zu den Überraschungen, die man bei einer Fahrt übers Land entdecken<br />
kann. 76 Kilometer von Toulouse und 25 Kilometer von Albi entfernt im Departement Tarn gelegen,<br />
thront der Ort auf einem Hügel und überragt weit sichtbar seine Umgebung. Das Dorf gehört<br />
zu den schönsten des Landes und lockt mit mittelalterlichen Gassen und unerwarteten<br />
Ausblicken.<br />
68 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Bereits die Annäherung an Cordes-sur-Ciel ist beeindruckend.<br />
Aus Toulouse kommend durchquert man<br />
eine flache Landschaft ohne große Überraschungen.<br />
Doch dann, nach einer Kurve, entdeckt man plötzlich die<br />
Silhouette dieses auf 279 Metern Höhe thronenden Dorfes.<br />
Es scheint auf halbem Weg zwischen Himmel und Erde in<br />
der Nachmittagshitze zu schweben. Autofahrer halten an,<br />
um das einzigartige Panorama mit dem Fotoapparat festzuhalten.<br />
Entfernt erinnert dieser Augenblick an den ersten<br />
Moment, in dem man den Mont-Saint-Michel in der Normandie<br />
erblickt, der ähnlich unwirklich aus der Ebene des<br />
Wattenmeeres emporragt. Ein Motiv, das zum Nachmalen<br />
geradezu auffordert.<br />
So ist es in den Sommermonaten nicht selten, dass man<br />
in den umliegenden Feldern Maler mit ihren Staffeleien<br />
erblickt. Ob Künstler oder Hobbymaler, alle sind dem<br />
besonderen Reiz dieses Ortes erlegen. Doch auch Cordessur-Ciel<br />
selbst ist für seine kleine Künstlerszene bekannt.<br />
Zahlreiche Artisten haben das Dorf als ihre temporäre oder<br />
permanente Heimat auserkoren. Sie stellen ihre Werke in<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 69
Unterwegs in Frankreich Cordes-sur-Ciel<br />
70 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
den Gassen der Altstadt aus. Doch im Vergleich zu manchen<br />
anderen vielbesuchten Orten wirkt das Ganze recht<br />
authentisch und wenig touristisch. In den Galerien nimmt<br />
man sich Zeit für ein Gespräch mit den Besuchern, Künstler<br />
erklären geduldig ihre<br />
Exponate. In Cordes-sur-Ciel<br />
geht es um Perspektiven, im<br />
wörtlichen wie im übertragenen<br />
Sinne.<br />
Als das Dorf im Jahre<br />
1222 vom Herzog von Toulouse,<br />
Raimund II., auf dem<br />
Hügel errichtet wurde, sollte<br />
es vor allem der Überwachung<br />
der Umgebung dienen<br />
und vor den Truppen von<br />
Philippe August warnen.<br />
Denn wie viele Gemeinden<br />
in dieser Gegend war Cordessur-Ciel<br />
ein wichtiger Ort der<br />
Katharer. 1226 eröffneten sie Kommunen vermieden werden.<br />
hier eine bedeutende Weberei,<br />
die die wirtschaftliche<br />
Entwicklung beflügelte. Die<br />
Kommune nahm viele von den Katharerkriegen betroffene<br />
Menschen auf und wurde damit zu einer der wichtigsten<br />
Neugründungen der Region. Bereits Ende des 13. Jahrhunderts<br />
zählte man rund 5.500 Einwohner und insbesondere<br />
zwischen 1280 und 1350 prosperierte die Wirtschaft und<br />
es entstanden zahlreiche Stadthäuser im gotischen Stil, die<br />
von reichen Familien konstruiert wurden. Noch heute finden<br />
sich viele Spuren aus dieser goldenen Epoche.<br />
Doch in Cordes-sur-Ciel ist es nicht zwingend erforderlich,<br />
über die Vergangenheit Bescheid zu wissen. Auch<br />
ohne Geschichtskenntnisse spürt man die besondere Aura,<br />
die bis heute über diesem Ort liegt. Wer dennoch mehr<br />
Wie aus Cordes Cordes-sur-Ciel wurde<br />
Durch ein Dekret vom 26. März 1993 wurde aus Cordes<br />
das Dorf Cordes-sur-Ciel. Eine Namensänderung,<br />
die von den Einwohnern gewünscht und<br />
initiiert wurde. Voraussetzung für eine solche<br />
Änderung ist ein entsprechender Beschluss der<br />
Gemeindeversammlung. Nach Anhörung des<br />
Conseil Général der betroffenen Region erlässt das<br />
Innenministerium anschließend ein entsprechendes<br />
Dekret. Grundsätzlich muss dafür aber eine der<br />
folgenden zwei Bedingungen erfüllt werden: Entweder<br />
ist der alte Name historisch negativ besetzt oder es<br />
soll eine Verwechslungsgefahr mit gleichnamigen<br />
über die alten Zeiten wissen will, kann einen Abstecher<br />
zum Kunst- und Heimatmuseum Charles Portal einplanen.<br />
Dieses ist erst vor kurzem umgezogen. Mit Hilfe zahlreicher<br />
Freiwilliger fand aus diesem Anlass eine ungewöhnliche<br />
« Prozession » durch die<br />
Gassen der Gemeinde statt,<br />
mussten die Ausstellungsexponate<br />
doch zu Fuß transportiert<br />
werden. Die Aktion war<br />
aber auch ein Beweis für den<br />
Gemeinschaftssinn der Einheimischen.<br />
Ansonsten sollte man sich<br />
einfach die Zeit und Muße<br />
nehmen, gemütlich durch die<br />
Gassen zu schlendern, nachdem<br />
man den anstrengenden<br />
Aufstieg zur Altstadt hinter<br />
sich hat. Besonders bietet sich<br />
dafür der späte Nachmittag<br />
oder frühe Abend an, wenn<br />
sich die sengende Mittagshitze<br />
langsam legt und die<br />
ersten Tagesbesucher den<br />
Ort wieder verlassen. Dabei sollte man nicht verpassen, die<br />
Innenhöfe zu erkunden und die vielen schönen Aussichten<br />
über die weite Ebene, die den Ort umgibt, zu genießen.<br />
Cordes-sur-Ciel ist angenehm ursprünglich und bodenständig<br />
geblieben, ganz anders als sonstige Juwelen aus dem<br />
Mittelalter, die ihre Seele längst an den Massentourismus<br />
verkauft haben.<br />
Bei einem Stadtrundgang wird man an vielen Ecken an<br />
die Vergangenheit erinnert. So zeugen die dicken Wehrmauern<br />
von blutigen Kämpfen. Doch die Bedrohung für die<br />
Bewohner kam nicht immer von außen. Manchmal wurden<br />
die Stadtmauern auch zu einem Gefängnis. So schnitt<br />
Gegenüberliegende Seite: Verwinkelte Gassen durchziehen die Altstadt. S. 68/69: Blick auf Cordes-sur-Ciel.<br />
Golfurlaub in der Provence<br />
Einen Green Fee pro Nacht gratis!<br />
Ab 90€ pro Person<br />
• Eine Übernachtung im Doppelzimmer mit Meerblick<br />
• Frühstücksbuffet für zwei Personen<br />
• Einen Green Fee 18-Loch pro Nacht<br />
Im Herzen von Weinreben und Olivenbäumen, heißt sie das Dolce Frégate Resort**** willkommen für einen Erholungsurlaub<br />
in einem authentischen Ambiente mit Blick auf das Mittelmeer. Gut erreichbar von den Flughäfen und TGV Bahnhöfen Marseille<br />
und Toulon, ist das Dolce Frégate Resort ein Traumziel für einen Urlaub mit Freunden, zu zweit oder mit der ganzen Familie.<br />
133 Zimmer und Suiten mit Terasse und Meerblick, ein 18-Loch und ein 9-Loch Golfplatz in einer atemberaubenden Umgebung<br />
mit Blick auf das Mittelmeer und einen Vielzahl von Aktivitäten: Innen- und Außen-Schwimmbad, Sauna, Jacuzzi, Fitnessbereich<br />
und Schönheitssalon für einen unvergesslichen Aufenthalt.<br />
Bandol, PROVENCE<br />
ANREISE :<br />
• Flughafen<br />
Marseille-Provence, Toulon oder Nizza<br />
• TGV Bahnhof<br />
Aix-en-Provence und Marseille<br />
Angebot gültig vom 08/09/08 bis 31/03/09, Mindestpreis angegeben,<br />
Änderungen vorbehalten je nach Daten und Verfügbarkeit.<br />
Ein Green Fee gratis pro Nacht und pro Zimmer, der<br />
zweite Green Fee zum Vorzugspreis. Handicap minimum 26<br />
oder Green Card, Golfausrüstung ist mitzubringen.<br />
Dolce Frégate**** • Lieu-dit Frégate • Route de Bandol • RD 559 • 83 270 SAINT CYR SUR MER • (t) +33.(0)4 94 29 39 39 • fregate.dolce.com
Unterwegs in Frankreich Cordes-sur-Ciel<br />
Der wirtschaftliche Aufschwung am Ende des 13. Jahrhunderts erforderte den Bau eines überdachten Marktplatzes.<br />
die Pest in den Jahren von 1629 bis 1632 Cordes-sur-Ciel<br />
vollkommen von der Außenwelt ab. Die Stadttore blieben<br />
weitestgehend verschlossen, damit infizierte Einwohner<br />
nicht zu einer Gefahr der umliegenden Bevölkerung wurden.<br />
Einigen gesunden Bewohnern, die den langsamen Tod<br />
in einer so abgeriegelten Welt fürchteten, gelang es trotzdem<br />
zu fliehen, wobei viele unter ihnen von Wachmännern<br />
aufgegriffen und ins Dorf – meist unter Gewaltanwendung<br />
– zurückgebracht wurden. Manche schafften es aber in die<br />
umliegenden Orte, so dass Cordes-sur-Ciel nicht gänzlich<br />
dem Untergang geweiht war. Schon damals zeigte der Ort<br />
eine leicht rebellische Haltung.<br />
Der heutige Bürgermeister Paul Quilès übt sein Amt<br />
zum Glück in ruhigeren Zeiten aus. Er wurde 1995 in diese<br />
Position gewählt, nachdem er zuvor bereits eine beachtliche<br />
politische Karriere hinter sich hatte: von 1978 bis 1988 als<br />
Abgeordneter für Paris, ab 1993 für das Departement Tarn<br />
und von 1983 bis 1993 als siebenmaliger Minister, unter<br />
anderem in den Ressorts Verteidigung und Innenpolitik.<br />
Zu seinen Errungenschaften zählt auch, dass die Kommune<br />
ein wohltuendes Gleichgewicht zwischen wirtschaftlichen<br />
Interessen durch den Tourismus und die Bewahrung einer<br />
gewissen Ursprünglichkeit finden konnte. Jüngst hat man<br />
sich außerdem um den Titel « Grand site touristique et culturel<br />
» beworben.<br />
Zu den jüngsten Ereignissen gehört leider auch ein Todesfall.<br />
Im Frühling segnete der Künstler Roger Carrière,<br />
bekannt als Jean Marc, das Zeitliche. Er zählte zu den markanten<br />
Persönlichkeiten des Dorfes. Mit seinen Skulpturen<br />
zog der Kunstschmied die Aufmerksamkeit der Kunstszene<br />
aus der ganzen Welt auf sich. Außerdem rettete er eines der<br />
schönsten Anwesen im Ort vor dem Verfall, die Maison<br />
Prunet. Heute steht eines seiner Werke auf einer der höchsten<br />
Erhebungen von Cordes-sur-Ciel. Ein aussagekräftiges<br />
Symbol für die Verbundenheit des Dorfes mit diesem besonderen<br />
Künstler.<br />
Verbunden mit Cordes-sur-Ciel fühlte sich auch der<br />
Schriftsteller Albert Camus. So schrieb er einst: « Man reist<br />
jahrelang, ohne genau zu wissen, wonach man sucht, irrt<br />
durch den Lärm voller Sehnsucht und kommt plötzlich an<br />
einen dieser zwei, drei Orte, die jeden auf dieser Welt erwarten.<br />
Der Reisende, der von der Terrasse von Cordes in<br />
die Sommernacht schaut, weiß, dass er nicht weiter reisen<br />
muss und dass ihn die Schönheit des Ortes, so er will, jeden<br />
Tag von seiner Einsamkeit befreien wird. »<br />
Wie sollte man die Wirkung, die von diesem einzigartigen<br />
Dorf ausgeht, besser in Worte fassen? Cordes-sur-Ciel<br />
scheint etwas Magisches zu haben. Beobachtet man die Menschen<br />
im Laufe des Tages, wie sie sehnsüchtig in die Ferne<br />
schauen, fühlt man sich an fernöstliche Entspannungspraktiken<br />
erinnert. Vielleicht hat Albert Camus Recht, dass das<br />
Dorf am Ende einer langen Reise steht. Oder vielleicht ist<br />
es auch der Anfang einer solchen? Hier, irgendwo zwischen<br />
Himmel und Erde, scheint beides möglich.<br />
72 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
N164<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
N24<br />
<br />
N166<br />
N12/E50<br />
N165/E60<br />
<br />
<br />
N<strong>17</strong>1<br />
D13<br />
N137<br />
<br />
<br />
N 137 / E 3<br />
<br />
A 83 / E 3<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
A 11 / E 60<br />
<br />
N 249<br />
<br />
A 87<br />
<br />
A 81 / E 50<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
A 11<br />
<br />
A 85<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
A 11 / E 50<br />
<br />
A 10 / E 60<br />
A 85 / E 604<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
A 10 / E 5<br />
<br />
<br />
A 71 / E 9<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Oben und unten links: In den Gassen von Cordes-sur-Ciel. Rechts unten: Kostümierte Schauspieler verströmen einen Hauch mittelalterlichen Flairs.<br />
<br />
<br />
<br />
Anreise<br />
<br />
Parkplätze stehen am Ausgangspunkt<br />
Auto: Aus Toulouse nimmt man die zur Verfügung, im Sommer allerdings<br />
<br />
Autobahn A68 nach Albi. Von dort geht es kostenpflichtig) oder mit einer kleinen<br />
weiter über die D600 bis nach Cordes-sur-<br />
<br />
Bimmelbahn.<br />
Ciel. Toulouse-Cordes-sur-Ciel ca. 85 km.<br />
Flugzeug: Der nächste aus dem<br />
deutsprachigen Raum angeflogene Flughafen<br />
Cordes-sur-Ciel im Internet<br />
ist in Toulouse. Dorthin fliegt die www.cordes-sur-ciel.org<br />
<br />
<br />
Lufthansa nonstop von Düsseldorf, Frankfurt<br />
a.M. und München. Germanwings<br />
bietet einen Direktflug ab Hamburg, Olt<br />
Informationen vor Ort<br />
ab Bremen an. Mit Air France geht es von Office de Tourisme<br />
vielen Flughäfen im deutschsprachigen Place Jeanne Ramel-Cals<br />
Raum via Paris bzw. Lyon nach Toulouse. 81<strong>17</strong>0 Cordes-sur-Ciel<br />
<br />
Zug: Cordes-sur-Ciel ist nicht direkt ans Telefon: +33 (0)5 63 56 00 52<br />
Eisenbahnnetz angeschlossen. Der nächste<br />
Bahnhof ist im wenige Kilometer entfernten <br />
Musée d’art et d’histoire<br />
Vindrac-Alayrac, dessen Bahnhof unter<br />
Charles Portal<br />
dem Namen « Cordes-Vindrac » firmiert<br />
<br />
und wohin Züge aus Toulouse verkehren. Porte des Ormeaux<br />
<br />
<br />
Zugang zur Altstadt<br />
<br />
Die auf einem Hügel thronende Altstadt<br />
erreicht man entweder zu Fuß (mehrere<br />
A 63<br />
A 10<br />
A64 / E80<br />
N 10<br />
A 89<br />
A 62N113<br />
Grand Rue Raymond VII<br />
81<strong>17</strong>0 Cordes-sur-Ciel<br />
Telefon: +33 (0)5 63 56 00 52<br />
A62 / E9-72<br />
<br />
A64 / E80<br />
A20 / E9<br />
<br />
<br />
<br />
A61 / E80<br />
A68<br />
<br />
<br />
<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 73
Unterwegs in Frankreich Hotel<br />
74 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
D 992<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Domaine<br />
<br />
de Verchant<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
/ E 60<br />
249<br />
<br />
<br />
<br />
A 63<br />
A64 / E80<br />
A62 / E9-72<br />
A64 / E80<br />
A20 / E9<br />
A61 / E80<br />
A68<br />
A 75 / E 11<br />
A 9<br />
E 15 – E 80<br />
<br />
<br />
D 907<br />
<br />
N 106<br />
A5 / E<strong>17</strong> - E54<br />
Am Anfang wollten die Eigentümer des herrschaftlichen<br />
Dabei ist man nicht gezwungen, seinen Aufenthalt auf das<br />
<br />
Weinguts am Rande von Montpellier nur ein paar Gästezimmer<br />
eröffnen, um das große Anwesen nicht der Rezeption mehrere Räume zum Verweilen ein, darunter<br />
eigene Zimmer zu beschränken. Im Erdgeschoss laden neben<br />
<br />
<br />
<br />
mehr ganz alleine zu bewohnen. Doch manchmal entwickeln eine kleine Bar sowie eine Lounge. Die intime Atmosphäre<br />
<br />
<br />
Projekte eine solche Eigendynamik, dass das Endergebnis nicht lässt schnell vergessen, dass man in einem Hotel und nicht bei<br />
<br />
mehr viel mit der Ursprungsidee gemein hat. So auch bei der Freunden zu Hause ist. Im sonnenverwöhnten Südfrankreich<br />
<br />
Domaine de Verchant. Die Besitzer, die ein Unternehmen für kann man außerdem fast das ganze Jahr über den herrlichen<br />
Kinderbekleidung ihr Eigen nennen und viel in der Welt herumgekommen<br />
sind, zogen schließlich in eine Villa in direkter mal zu heiß werden, findet man Abkühlung im hoteleigenen<br />
<br />
Park genießen, in dem sich das Anwesen befindet. Sollte es<br />
<br />
Nachbarschaft. Anstatt ein paar Gästezimmer zu eröffnen, wurde<br />
aus dem Weingut ein kleines Luxushotel, das ganz und gar ratmeter großer Spa-Bereich mit Innenpool, Sauna, Dampf-<br />
Außenpool. Und ab Ende des Jahres soll auch ein 600 Quad-<br />
den Hotelgästen vorbehalten ist.<br />
bad und Ruheraum fertiggestellt sein.<br />
<br />
Zwar bedurfte es bei der Verwandlung von einem repräsentativen<br />
Wohnhaus in ein Designhotel einiger Umbauarbeiten, tung eines kleinen Restaurants, das bei der Lage des Hotels<br />
Angedacht ist von den Eigentümern zudem die Einrich-<br />
doch noch heute findet man Spuren von der einstigen Bestimmung<br />
des Hauses. So wird das Frühstück in der ehemaligen hin kann man aber bereits die hoteleigenen Weine am Abend<br />
außerhalb von Montpellier mehr als notwendig wäre. Bis da-<br />
Küche der Familie gereicht, deren Einrichtung fast ohne Veränderungen<br />
erhalten blieb. Es sind gerade diese Details sowie Denn schließlich ist die Domaine de Verchant bis heute auch<br />
genießen, die natürlich auch zum Verkauf angeboten werden.<br />
<br />
<br />
der Wunsch der Eigentümer, die besten Ideen aus Hotels aus ein Weingut geblieben, das auf eine lange Geschichte zurückblicken<br />
kann und dessen Weinstöcke sich auf über zehn Hek-<br />
<br />
<br />
der ganzen Welt zu vereinen, die die Domaine de Verchant zu<br />
<br />
einer ganz besonderen Unterkunft machen.<br />
tar erstrecken.<br />
<br />
Den Gästen stehen 16 geschmackvoll eingerichtete Zimmer<br />
zur Verfügung, die alle ihre eigene Note besitzen und für und der Ruhe, weitab jeglichen Trubels, malerisch verloren in-<br />
Die Domaine de Verchant ist eine kleine Oase des Luxus<br />
<br />
französische Verhältnisse erfreulich großzügig ausfallen. Für mitten schöner Weinberge. Eigentlich gibt es an diesem Hotel<br />
Frankreich außergewöhnlich ist dabei auch die Melange zwischen<br />
alter Bausubstanz und ultramoderner Inneneinrichtung. einmal etwas gönnen möchte, wird die Zeit in diesem kleinen<br />
nur einen Haken: Es ist nicht gerade preiswert. Doch wer sich<br />
Nicht viele Hotels jenseits des Rheins wagen diesen architektonischen<br />
Kontrast, bleiben die meisten<br />
<br />
Boutique-Hotel sicherlich nicht bereuen.<br />
<br />
doch lieber bei einem klassischen Dekor.<br />
Domaine de Verchant<br />
Die designverwöhnte Klientel aus Nordund<br />
Mitteleuropa weiß diese zeitgenössische<br />
Formensprache aber zu schätzen, 34<strong>17</strong>0 Castelnau-le-Lez<br />
1, boulevard Philippe Lamour<br />
<br />
<br />
wie die vielen Gäste aus Skandinavien, Telefon: +33 (0)4 67 07 26 00<br />
<br />
<br />
Großbritannien oder dem deutschsprachigen<br />
Raum in der Domaine de Ver-<br />
<br />
<br />
Internet<br />
chant zeigen.<br />
<br />
Doch nicht nur das Design der Zimmer<br />
ist ansprechend, auch die Ausstattung<br />
www.verchant.com<br />
<br />
<br />
<br />
lässt quasi keine Wünsche offen. Vom<br />
<br />
<br />
Zimmerpreise<br />
Fernseher mit großem Flachbildschirm,<br />
<br />
<br />
in den Suiten gleich drei (einer fürs Bett, DZ ab 160 Euro in der Nebensaison und ab<br />
<br />
einer im Wohnbereich und<br />
<br />
einer an der 250 Euro in der Hochsaison<br />
<br />
Badewanne), über beheizte Spiegel im<br />
<br />
<br />
<br />
Badezimmer bis zum eigenen Computer<br />
mit Drucker und Internetzugang in<br />
Hotelausstattung<br />
<br />
jedem Zimmer ist an alles gedacht, was 16 Zimmer, Park mit Außenpool, Spa mit<br />
<br />
der Gast für seinen Komfort wünschen Innenpool (ab Ende des Jahres), Internet<br />
könnte. Einige Zimmer verfügen zudem und Computer auf jedem Zimmer<br />
<br />
über großzügige Terrassen.<br />
A 87<br />
<br />
<br />
<br />
A 10<br />
<br />
<br />
A 81 / E 50<br />
<br />
N 10<br />
A 11<br />
A 89<br />
A 62N113<br />
<br />
A 85<br />
<br />
<br />
<br />
A 11 / E 50<br />
A 10 / E 60<br />
<br />
A 85 / E 604<br />
A 10 / E 5<br />
Ein Familienanwesen wird zum Designhotel<br />
<br />
A 71 / E 9<br />
<br />
N 6<br />
N 77<br />
D 965<br />
A 6<br />
A 9<br />
A 38<br />
A 7 / E 15<br />
A7/E15<br />
A 31<br />
A4<br />
A43/E<br />
A7<br />
A55<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 75
Arte-Programm<br />
Donnerstag, 11.09.<strong>2008</strong>, 13.00 bis 01.00 Uhr<br />
Tanzbiennale in Lyon <strong>2008</strong><br />
Sondersendung mit Live-Übertragung<br />
Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Tanzbiennale<br />
in Lyon gibt ARTE einen Tag lang Einblicke in<br />
die Welt der größten zeitgenössischen Choreographen.<br />
Es werden Arbeiten von Pina Bausch, Blanca Li, Merce<br />
Cunningham und William Forsythe sowie der Compagnie<br />
Montalvo-Hervieu gezeigt und ab 21.00 Uhr live<br />
die Choreographien von Mourad Merzouki und Wayne<br />
McGregor übertragen.<br />
Donnerstag, 18.09.<strong>2008</strong>, 21.00 Uhr<br />
...und immer lockt das Weib<br />
Spielfilm, Frankreich 1956<br />
Der Klassiker mit Brigitte Bardot. Eine sinnlich aufreizende<br />
18-Jährige in Saint-Tropez flüchtet sich vor den mit<br />
Erziehungsheim drohenden Pflegeeltern in die Ehe, setzt<br />
aber auch dann ihre verführerischen Reize anderen Männern<br />
gegenüber ein, was für sie beinahe tödlich endet.<br />
Freitag, 03.10.<strong>2008</strong>, 22.35 Uhr<br />
Danielle Mitterrand - Rebellin<br />
Dokumentation<br />
Diese Dokumentation zeichnet ein sehr persönliches<br />
Porträt der Ehefrau des früheren französischen Staatspräsidenten<br />
François Mitterrand und thematisiert ihr<br />
Engagement ohne Tabu. Es ist eine bewegende Hommage<br />
an eine außergewöhnliche Frau, in deren Leben<br />
die Fähigkeit, sich zu empören, einen wesentlichen Antrieb<br />
darstellt.<br />
Mittwoch, 29.10.<strong>2008</strong>, 21.00 Uhr<br />
Das kurze, mutige Leben<br />
des Herschel Grünspan<br />
Dokumentarfilm<br />
3. November 1938: Der junge Herschel Grünspan,<br />
der bei seinem Onkel in Paris lebt, erhält eine Postkarte<br />
von seiner Schwester, die ihm von der dramatischen Situation<br />
der Familie berichtet, die nach Polen deportiert<br />
worden war. Vier Tage später erschießt Grünspan in<br />
Paris den deutschen Botschaftssekretär Ernst vom Rath,<br />
um auf die Situation der Juden in Deutschland international<br />
aufmerksam zu machen.<br />
Mehr Informationen zu den Sendungen finden Sie im Arte-Magazin oder unter: www.arte.tv<br />
76 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Frankreich erlesen<br />
Sprachtraining • Landeskunde • Vokabelhilfen<br />
Bestellen Sie Ihr kostenloses Probeexemplar:<br />
Telefon +49(0)421 · 369 03-76 • www.sprachzeitungen.de<br />
• Sprachzeitungen •<br />
World and Press • Read On • Revue de la Presse • Revista de la Prensa • Presse und Sprache<br />
Carl Ed. Schünemann kg · Zweite Schlachtpforte 7 · 28195 Bremen · germany
Art de Vivre Charles de Gaulle<br />
Charles de Gaulle,<br />
wohin man schaut<br />
Fast 40 Jahre nach seinem Tod erfährt Charles de Gaulle in diesem Jahr eine beinahe<br />
paradoxe Aufmerksamkeit in Frankreich. Während sein Geburtshaus in Lille schon länger<br />
eine Gedenkstätte beherbergt, wurde im Februar in Paris ein weiterer Ort der Erinnerung<br />
eröffnet. Im <strong>Oktober</strong> nun soll eine Charles de Gaulle-Gedenkstätte in Colombey-les-Deux-<br />
Eglises im Department Haute-Marne errichtet werden. Was ist das für eine de Gaulle-Manie,<br />
die Frankreich derzeit erfasst?<br />
Das Denkmal für General de Gaulle in Colombey-les-Deux-Eglises.<br />
78 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Unübersehbar: Das Lothringer Kreuz in<br />
Colombey-les-Deux-Eglises.<br />
Charles de Gaulle ist ganz unbestritten<br />
der berühmteste Franzose des 20. Jahrhunderts.<br />
Oder zumindest derjenige,<br />
der die französische Gesellschaft in diesem bewegten<br />
Jahrhundert am meisten geprägt hat. In<br />
den Augen vieler Franzosen ist er « das » Symbol<br />
für den Widerstand während der deutschen Besatzung,<br />
den er aus seinem Londoner Exil anführte,<br />
und ebenfalls für die Fünfte Republik,<br />
als deren Gründervater er gilt und deren erster<br />
Präsident er von 1958 bis 1969 war. Außerdem<br />
ist er als großer Mann der kleinen, aber symbolkräftigen<br />
Worte bekannt, ganz abgesehen von<br />
seinen tatsächlichen, imposanten 1,93 Metern<br />
Körpergröße. « Ich habe Euch verstanden! » ist<br />
einer dieser Sätze, die heute zu geflügelten<br />
Worten geworden sind. Er rief ihn 1958 vom<br />
Balkon in Algier. Oder sein « Es lebe das freie<br />
Québec! » bei seinem Kanada-Besuch 1967.<br />
Charles de Gaulle verkörpert die Vision eines<br />
anderen Frankreichs, eines Frankreichs, das in<br />
eine starke deutsch-französische Achse und in<br />
ein starkes Europa eingebunden sein sollte. Er<br />
verkörpert schlicht das moderne Frankreich der<br />
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.<br />
Für Generationen von Schülern gilt Charles<br />
de Gaulle als Nationalheld, dessen Taten in vielen<br />
Geschichtsstunden behandelt wurden und<br />
der zu einer Art gütiger Landesvater geworden<br />
ist, den man fast persönlich zu kennen glaubt.<br />
Bereits ein Spaziergang zeigt die Omnipräsenz<br />
von de Gaulle: Unzählige Plätze und Straßen,<br />
Parks, Schulen und Universitäten tragen seinen<br />
Namen, dazu ein Pariser Flughafen und ein<br />
Flugzeugträger der französischen Marine. Fast<br />
40 Jahre nach seinem Tod am 9. November<br />
1970 ist dieser Mann allgegenwärtig.<br />
Mit dem Amtsantritt von Nicolas Sarkozy<br />
als Präsident Frankreichs wurde der Bezug<br />
zu de Gaulle noch verstärkt. Wie viele andere<br />
konservative Politiker auch, bedient sich Sarkozy<br />
häufig der Referenz auf de Gaulle, um die<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 79
Art de Vivre Charles de Gaulle<br />
Simulation der künftigen Ausstellungsräume im<br />
neuen de Gaulle-Museum von Colombey.<br />
De Gaulles’ Anwesen « La Boisserie ».<br />
eine oder andere politische Idee zu lancieren<br />
oder diese oder jene Reform zu rechtfertigen.<br />
Man ist in Frankreich daran gewöhnt, dass de<br />
Gaulle für alle möglichen aktuellen politischen<br />
Vorhaben herhalten muss.<br />
Was jedoch im Jahr <strong>2008</strong> geschieht, geht<br />
über alles hinaus, was an Erinnerungskult<br />
bisher betrieben wurde. Am 22. Februar wurde<br />
vom Präsidenten das Historial Charles de<br />
Gaulle im Herzen der Hauptstadt eingeweiht,<br />
im siebten Arrondissement im Hôtel des Invalides<br />
gelegen. Weder Gedenkstätte noch wirkliches<br />
Museum ist das Historial vielmehr eine<br />
Art audiovisuelles Monument, das ausschließlich<br />
mit Film- und Bilddokumenten das Leben<br />
und Wirken des ersten Präsidenten der Fünften<br />
Republik präsentiert. In einem umfangreichen<br />
Parcours wird der Besucher auch mit vielen anderen<br />
historischen Personen und Zeitgenossen<br />
bekannt gemacht und bekommt einen 25-minütigen<br />
Film zu sehen, der auf mehreren Bildschirmen<br />
gleichzeitig die Biografie de Gaulles<br />
ausstrahlt.<br />
Doch beim Historial und der Ausstellung<br />
in seinem Geburtshaus sollte es nicht bleiben.<br />
Pierre Mazeaud, ehemaliger Minister und<br />
Präsident des Verfassungskonvents (aber auch<br />
einstiger Alpinist, der als Leiter der ersten<br />
französischen Besteigung des Mont Everest<br />
berühmt wurde) und heutiger Präsident der<br />
Charles de Gaulle-Stiftung meint, es sei « unerlässlich,<br />
für die französische Heimat und<br />
das kulturelle Erbe, weitere Museumsprojekte<br />
zu initiieren, die Charles de Gaulle gewidmet<br />
sind. » Was noch fehlte, war ein Monument in<br />
Colombey-les-Deux-Eglises, wo der General<br />
beerdigt ist.<br />
Das kleine Dorf im Departement Haute-<br />
Marne mit weniger als 700 Einwohnern wurde<br />
berühmt, weil sich de Gaulle regelmäßig in ein<br />
dort 1934 erworbenes einfaches Anwesen (« La<br />
Boisserie ») zurückzog, um nachzudenken und<br />
zu schreiben. Heute gehört es seinem Sohn,<br />
dem Admiral Philippe de Gaulle, der beschlossen<br />
hat, es der Öffentlichkeit zugänglich<br />
zu machen.<br />
So erschüttert nun seit 2006 ein gewaltiger<br />
Baulärm den kleinen Ort. Am 10. <strong>Oktober</strong><br />
<strong>2008</strong> werden Angela Merkel und Nicolas Sarkozy<br />
ein riesiges Charles de Gaulle-Denkmal<br />
einweihen. Es befindet sich nur 500 Meter vom<br />
Grab des Generals entfernt, direkt am Fuße<br />
eines riesigen Lothringer Kreuzes. Letzteres<br />
war das Freiheitszeichen während der Besatzung<br />
und als Gegenentwurf zum Hakenkreuz<br />
gewählt. Das neue Monument wurde von den<br />
80 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Architekten Millet-Chiou konzipiert, die bereits<br />
die Gedenkstätte von Caen geschaffen<br />
haben. Im Erdgeschoss empfängt den Besucher<br />
eine riesige Halle, von der ein Panorama-<br />
Aufzug zum Anfang der sich über zwei Etagen<br />
erstreckenden Ausstellung oder direkt zum<br />
Aussichtspunkt am Lothringer Kreuz führt. In<br />
der riesigen Dauerschau wird auf 1.600 Quadratmetern<br />
das Leben de Gaulles besonders<br />
in Bezug auf Colombey nachgezeichnet. Man<br />
trifft hier auf den Privatmann und Familienmenschen<br />
de Gaulle genauso wie auf den großen<br />
Staatsmann und Politiker. Bemerkenswert<br />
ist, dass alle Ausstellungsstücke, Filme und<br />
Bilder auch deutsch untertitelt bzw. synchronisiert<br />
wurden. Das ist selten in Frankreich.<br />
Wer sich im Allgemeinen für die Geschichte<br />
Frankreichs oder im Besonderen für<br />
das Leben Charles de Gaulles interessiert, wird<br />
in der neuen Gedenkstätte reichlich Inspiration<br />
erfahren. Ganz offensichtlich ist Frankreich<br />
ein Land, in dem die Vergewisserung der eigenen<br />
jüngeren Geschichte mit einer oder zwei<br />
Gedenkstätten noch lange nicht abgeleistet ist.<br />
Für manche Kritiker ist es allerdings unerhört,<br />
dass der französische Staat die Kosten<br />
für die Gedenkstätte nicht selbst trägt. Die<br />
Charles de Gaulle-Stiftung musste sich mit 20<br />
Prozent an den Baukosten von ca. 20 Millionen<br />
Euro beteiligen. Um das Geld aufzubringen,<br />
wurde eine nationale Spendenaktion initiiert,<br />
die ein ehrenamtliches Verwaltungskomitee<br />
nötig machte. Der gehören Politikerinnen und<br />
Politiker aller Fraktionen an, zum Beispiel<br />
Pierre Mauroy oder Michel Rocard, ehemals<br />
Premierminister unter François Mitterrand.<br />
Das Gremium hat einträchtig und konstruktiv<br />
zusammengearbeitet und es scheint, dass der<br />
General einmal mehr die französische Einigkeit<br />
bewirken konnte.<br />
Arbeitszimmer von Charles de Gaulle in Colombey.<br />
Mémorial Charles de Gaulle<br />
Colombey-les-Deux-Eglises<br />
Einweihung am 10. <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong><br />
Öffnungszeiten<br />
Voraussichtlich täglich außer dienstags von<br />
10.00 bis 12.30 Uhr und 14.00 bis <strong>17</strong>.15 Uhr<br />
Eintrittspreise<br />
Lothringer Kreuz: 4,00 E<br />
Boisserie: 4,00 E<br />
Kombiticket: 7,00 E<br />
Historial Charles de Gaulle<br />
Musée de l’Armée, Hôtel des Invalides<br />
129, rue de Grenelle<br />
75007 Paris<br />
www.invalides.org<br />
Öffnungszeiten<br />
Täglich 10.00 bis <strong>17</strong>.00 Uhr<br />
Eintrittspreise<br />
8,00 E, ermäßigt 6,00 E<br />
(beinhaltet den Eintritt ins Musée de l’Armée,<br />
in die Eglise du Dôme mit der Grabstätte<br />
Napoleons I., ins Historial Charles de Gaulle,<br />
ins Musée des Plans-Reliefs und ins Musée<br />
de l’Ordre de la Libération)<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 81
Art de Vivre Kulturprogramm<br />
Josef Albers –<br />
Licht und Farbe im<br />
Bauhaus<br />
Le Cateau-Cambrésis, bis 29.09.<strong>2008</strong><br />
König Arthur –<br />
Einem Mythos auf<br />
der Spur<br />
Rennes, bis 04.01.2009<br />
Ein Traum aus Licht<br />
Chambord, <strong>September</strong> <strong>2008</strong><br />
Die Ausstellung widmet sich der<br />
Bauhausperiode von Josef Albers<br />
von 1920 bis 1933. Sie umfasst 260<br />
Werke, darunter 58 Glasbilder aus<br />
Mattglas, die mit seinen Stichen,<br />
Fotos und Möbeln in Bezug gesetzt<br />
werden. Zum besseren Verständnis<br />
des Kontextes werden auch Werke<br />
seiner Frau Anni (die als bedeutende<br />
Textildesignerin gilt) und seiner<br />
Bauhaus-Freunde, insbesondere Paul<br />
Klee, Wassily Kandinsky und Marcel<br />
Breuer, gezeigt. Albers, einer der einflussreichsten<br />
Farbtheoretiker des 20.<br />
Jahrhunderts, wurde vor allem dank<br />
seiner 1948 beginnenden Gemäldereihe<br />
« Huldigung an das Quadrat »<br />
bekannt, mit der er zum Begründer<br />
der Optischen Kunst wurde.<br />
Musée départemental Matisse<br />
Palais Fénelon<br />
59360 Le Cateau-Cambrésis<br />
Telefon: +33 (0)3 27 84 64 50<br />
Internet<br />
www.cg59.fr<br />
Öffnungszeiten<br />
Mi – Mo 10.00 – 18.00 Uhr<br />
Eintrittspreise<br />
4,50 €, ermäßigt 3,00 €<br />
Eine große Ausstellung geht in<br />
Rennes einer der meist erzählten<br />
Legenden des Okzidents auf den<br />
Grund: dem Artus-Mythos. Auf<br />
1.000 Quadratmetern werden mehr<br />
als 200 Ausstellungsstücke gezeigt,<br />
die dem Leben und dem Mythos<br />
von König Artus und seiner Tafelrunde<br />
gewidmet sind. Darunter<br />
finden sich alte Handschriften und<br />
Zeichnungen, Kunstgegenstände<br />
und kostbare Bücher. Die Artus-<br />
Legende, das ist die Suche nach<br />
dem Heiligen Gral, das ist eine<br />
bedingungslose Liebe und das ist<br />
leidenschaftlicher Kampf. Eine<br />
Mixtur, aus der unsterbliche Legenden<br />
werden.<br />
Les Champs Libres<br />
10, cours d’alliers<br />
35000 Rennes<br />
Telefon: +33 (0)2 23 40 66 00<br />
Internet<br />
www.leschampslibres.fr<br />
Öffnungszeiten<br />
Di – So 12.00 – 19.00 Uhr<br />
An Feiertagen geschlossen<br />
Eintrittspreise<br />
5,00 €, ermäßigt 3,00 €, Kinder unter 8<br />
Jahren kostenlos<br />
Die Fassade des berühmten Renaissance-Schlosses<br />
Chambord<br />
von Francois I. vor den Toren<br />
von Paris wird Projektionsfläche<br />
für eine atemberaubende Licht-,<br />
Video- und Klanginstallation.<br />
50 Minuten lang wird auf einer<br />
Länge von 156 Metern mit 16<br />
hochauflösenden Projektoren die<br />
Geschichte der Jagdgöttin Diane<br />
und ihres ritterlichen Verehrers<br />
erzählt, die den Zuschauer selbst<br />
in ein Labyrinth audiovisueller<br />
Effekte zu ziehen vermag. Hauptakteur<br />
dieses Sommerspektakels<br />
bleibt dabei immer, was für<br />
Chambord das Bedeutendste ist:<br />
das Schloss.<br />
Domaine national de Chambord<br />
Informationen<br />
Maison des Réfrectaires<br />
41250 Chambord<br />
Telefon: +33 (0)2 54 50 40 00<br />
Internet<br />
www.chambord.org<br />
Vorführungen<br />
Fr und Sa, mit Beginn der Dunkelheit<br />
Eintrittspreise<br />
10,00 €, ermäßigt 7,50 €<br />
82 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Van Dyck<br />
Paris, 08.10.<strong>2008</strong> – 25.01.2009<br />
Retrospektive<br />
Anthony Caro<br />
Nord-Pas de Calais,<br />
11.10.<strong>2008</strong> – 23.02.2009<br />
Art ist Arp<br />
Straßburg, <strong>17</strong>.10.<strong>2008</strong> – 15.02.2009<br />
Das Pariser Museum Jacquemart-<br />
André widmet Ende dieses Jahres<br />
dem flämischen Barockmaler van<br />
Dyck eine große Ausstellung.<br />
Zum ersten Mal ist in Frankreich<br />
eine Werkschau zu sehen, die<br />
Leihgaben von Gemälden und<br />
Zeichnungen van Dycks aus Museen<br />
von ganz Europa und den<br />
USA vereint. Eine so bisher noch<br />
nicht da gewesene Vielfalt, manche<br />
Werke hat das französische<br />
Publikum noch überhaupt nicht zu<br />
Gesicht bekommen. Die Portraits<br />
bestechen noch heute durch ihre<br />
außergewöhnliche Technik und<br />
die Eleganz der Porträtmalerei des<br />
<strong>17</strong>. Jahrhunderts.<br />
Musée Jacquemart-André<br />
158, boulevard Haussmann<br />
75008 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 45 62 11 59<br />
Internet<br />
www.musee-jacquemart-andre.com<br />
Öffnungszeiten<br />
Täglich 10.00 – 18.00 Uhr, Mo bis 21.30 Uhr<br />
Eintrittspreise<br />
10,00 €, ermäßigt 7,30 €, Kinder unter 7<br />
Jahren kostenlos<br />
Anlässlich der Einweihung des<br />
Chores in der Kirche Saint-Jean-<br />
Baptiste von Bourbourg, die Anthony<br />
Caro als Auftragsarbeit übernommen<br />
hatte, zeigen die Museen<br />
der Region Nord-Pas de Calais in<br />
einer Retrospektive die wichtigsten<br />
Werke des britischen Ausnahme-<br />
Künstlers. In Dünkirchen werden<br />
die Arbeiten mit Stahl aus den<br />
Jahren 1960 bis 1980 präsentiert, in<br />
Calais die Installation « Les Barbares<br />
» und in Gravelines zum ersten<br />
Mal überhaupt die Werke aus Papier.<br />
Lieu d’Art et Action contemporaine<br />
Jardin de Sculptures<br />
59140 Dunkerque<br />
Telefon: +33 (0)3 28 29 56 00<br />
Musée des Beaux-Arts<br />
25, rue Richelieu<br />
62100 Calais<br />
Telefon: +33 (0)3 21 46 48 40<br />
Musée du Dessin et de l’Estampe<br />
originale<br />
Château Arsenal<br />
59820 Gravelines<br />
Telefon: +33 (0)3 28 51 81 01<br />
Internet<br />
www.musenor.com<br />
Anlässlich seines zehnjährigen Bestehens<br />
widmet sich das Straßburger<br />
Museum für Moderne und zeitgenössische<br />
Kunst dem 1886 dort<br />
geborenen Hans Jean Arp, der als<br />
einer der bedeutendsten Künstler<br />
des 20. Jahrhunderts gilt. Über ihn<br />
prägte Marcel Duchamp den Ausspruch<br />
« For Arp, art is Arp ». Die<br />
Ausstellung macht deutlich, dass es<br />
Arp gelang, sich über Kirchturmdenken<br />
hinwegzusetzen und Unvereinbares<br />
in Einklang zu bringen:<br />
Expressionismus und Dada, Dada<br />
und Surrealismus, Surrealismus<br />
und Konstruktive Kunst.<br />
Museum für Moderne und<br />
Zeitgenössische Kunst<br />
1, place Hans Jean Arp<br />
67076 Straßburg<br />
Telefon: +33 (0)3 88 23 31 31<br />
Internet<br />
www.musees-strasbourg.org<br />
Öffnungszeiten<br />
Di, Mi & Fr 12.00 – 19.00 Uhr<br />
Do 12.00 – 21.00 Uhr<br />
Sa & So 10.00 – 18.00 Uhr<br />
An Feiertagen geschlossen<br />
Eintrittspreise<br />
8,00 €, ermäßigt 4,00 €<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 83
Art De Vivre Kulturszene<br />
Christophe Maé: Mon paradis<br />
CDs<br />
Christophe Maé, Sohn eines begeisterten Jazzmusikers, wurde als<br />
Sänger des Erfolgsmusicals « Le Roi Soleil », das vom Sonnenkönig<br />
handelt, bekannt. Mit « Mon paradis » brachte er nun sein erstes<br />
Album heraus, das gleich die französischen Charts stürmte und auf<br />
eine zukünftige Solokarriere hinweist. Zu den großen Hits der CD<br />
gehört das Lied « Belle demoiselle », bei dem es – wie der Name<br />
schon andeutet – um die unwiderstehlichen Reize der Frauen geht. Denn Christophe Maé ist<br />
nicht nur ein begabter Künstler, sondern auch ein gut aussehender junger Mann, der seine<br />
weiblichen Fans zu begeistern weiß. CD von WMI<br />
Carla Bruni: Comme si de rien n’était<br />
Es war das Medienereignis dieses Sommers: Die Ehefrau eines amtierenden Staats prä si denten<br />
bringt ein neues Album heraus. Die Presse fragte sich, ob ein Lied, in dem es um 30 Liebhaber<br />
geht, autobiografisch zu verstehen sei und der Außenminister Kolumbiens erregte sich<br />
über ein Chanson, in dem es heißt: « Du bist gefährlicher als die weiße Kolumbianerin », also<br />
Kokain. Doch wie ist eigentlich die Musik? So, wie auch auf den vorangegangenen Alben.<br />
Carla Bruni ist ihrem Sound und Stil treu geblieben. Ihre Fans werden es mögen. Und alle anderen können munter<br />
darüber diskutieren, wie man mit einer singenden First Lady umgehen sollte. CD von Ministry O<br />
Amandine Beyer:<br />
Vivaldi - Die vier Jahreszeiten<br />
Anlässlich des 30. Jubiläums des Barockfestivals von Sablé (Departement<br />
Sarthe) veröffentlicht das für seine ambitionierten CD-Projekte bekannte Label<br />
Zig Zag Territoires eine Einspielung von Vivaldis « Vier Jahreszeiten », die von<br />
der jungen französischen Geigerin Amandine Beyer interpretiert werden. Die<br />
Musikerin aus Aix-en-Provence ist der neue Stern am kleinen, aber feinen Himmel der Alten<br />
Musik und überzeugt in dieser Aufnahme durch ihre erfrischende und gleichzeitig tiefgründige<br />
Spielweise. Eine weitere Vier-Jahreszeiten-Einspielung, aber eine die sich lohnt! CD von Zig Zag<br />
Territoires France<br />
Chanson der Liebe<br />
Frankreich 2007, 100 min • Originaltitel: Chanson d’Amour • Ein Film von Christophe<br />
Honoré mit Louis Garrel, Ludivine Sagnier, Chiara Mastroianni, Clotilde Hesme,<br />
Grégoire Leprince-Ringuet • Aktuell im Kino, im Verleih von Pro-Fun Media<br />
Ismaël und Julie lieben sich, dennoch bleiben Zweifel nicht aus, erst recht als Julie die<br />
Beziehung zur « Ménage à trois » erweitert und die entzückende Alice ins gemeinsame<br />
Bett holt. Doch alles kommt ganz anders: Das Schicksal entreißt ausgerechnet Julie<br />
dem neuen Bunde. Alice beginnt eine Affäre – Ismaël rennt vor den alten Verbindungen davon. Erst der viel<br />
jüngere und hinreißend verliebte Erwann scheint Ismaëls Mauern zu durchbrechen. Voller Überraschungen,<br />
tiefgründig emotional und gleichzeitig mit viel Humor gespickt, trifft Christophe Honoré den gelebten Zeitgeist<br />
und besticht mit einem wunderbar besetzten Schauspielerensemble. Eine Spätsommerkomödie zum Verlieben!<br />
84 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Marie NDiaye:<br />
Mein Herz in der Enge<br />
Roman, 284 Seiten, Suhrkamp<br />
Bücher<br />
Ein Roman, der unterschwelliges Gruseln garantiert. Ein Lehrerehepaar aus Bordeaux wird<br />
mit unheimlichen und unerklärlichen Dingen konfrontiert: Der Mann bekommt eine sich stetig<br />
ausbreitende Bauchwunde, die Frau fühlt etwas in ihrem Leib heranwachsen, das ihr Angst<br />
macht, und ein mysteriöser Schriftsteller nistet sich bei ihnen ein und versucht ihr Leben zu<br />
bestimmen. Marie NDiaye legt mit « Mein Herz in der Enge » einen Roman vor, in dem nichts ist,<br />
wie es scheint, und in dem hinter jedem Abgrund ein weiterer lauert. Spannende Lektüre für<br />
lange Sommerabende.<br />
Arthur Rimbaud: Das trunkene Schiff –<br />
Le Bateau ivre. Übertragen von Paul Celan<br />
Poem mit Abbildungen und einem Nachwort von Joachim Seng, 102 Seiten, Insel-Bücherei<br />
Zum 50. Jahrestag der Erstauflage bringt die Insel-Bücherei eine aufwendige zweisprachige<br />
Neuauflage der Paul Celan-Übersetzung des « Trunkenen Schiffs » von Arthur Rimbaud heraus,<br />
die neben dem (recht kurzen) Poem einige Dokumente, Briefe und Fotografien zum Schaffensprozess<br />
Celans enthält. Ein bibliophiles Schmuckstück für alle, die die einzigartige Poesie des<br />
französischen Dichters und den sprachmächtigen Ausdruck Celans lieben – oder lieben lernen<br />
möchten.<br />
Filme<br />
Couscous mit Fisch<br />
Frankreich 2007, 151 min • Originaltitel: La graine et le mulet<br />
• Ein Film von Abdellatif Kechiche mit Habib Boufares, Hafsia<br />
Herzi, Faridah Benkhetache • Kinostart: 28. August <strong>2008</strong>, im<br />
Verleih von Arsenal<br />
In den 1960er-Jahren im südfranzösischen Sète: Der frisch geschiedene Hafenarbeiter Slimane lebt der<br />
Verwirklichung seines Traums entgegen: die Eröffnung eines eigenen auf Couscous und Fisch spezialisierten<br />
Restaurants. Dieses Projekt vereint, trotz der finanziellen Schwierigkeiten und Probleme, nach und nach<br />
die gesamte Familie und wird zum Symbol für ein besseres Leben. Dank des optimistischen Pragmatismus<br />
und des Einsatzes aller nimmt der Traum allmählich Gestalt an … wenn auch etwas anders als erhofft. Die<br />
romantische und überaus amüsante Komödie wurde bei der diesjährigen Verleihung des französischen<br />
Filmpreises mit Ehrungen überschüttet und unter anderem mit dem César für den besten Film und die<br />
beste Regie ausgezeichnet.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 85
Art de Vivre Wein<br />
Montrachet<br />
Ein Wein der Extraklasse<br />
Montrachet ist nur ein winziges burgundisches Weinanbaugebiet im Côte d’Or, kaum<br />
acht Hektar groß. Doch seine Reputation ist immens und nur wenige ausgesuchte Kenner<br />
bekommen überhaupt die Gelegenheit, jemals einen Montrachet zu verkosten.<br />
Thomas Jefferson, ehedem Botschafter der Vereinigten<br />
Staaten von Amerika in Frankreich, rief, nachdem er<br />
einen Schluck dieses seltenen und teuren Tropfens<br />
gekostet hatte, aus: « Das ist der beste Wein auf der ganzen<br />
Welt! » Ähnlich verfielen andere Berühmtheiten dem Geschmack<br />
des Montrachet-Weins: Alexandre Dumas meinte,<br />
dieser Wein verlange es, auf den Knien getrunken zu werden.<br />
Stendhal wiederum fragte, wie denn ein so kleiner, hässlicher<br />
und trockener Berg einen solch großartigen Wein hervorbringen<br />
könne.<br />
Nähert man sich den beiden Weindörfern Chassagne-<br />
Montrachet und Puligny-Montrachet, ein Dutzend Kilometer<br />
südlich von Beaune, lässt zunächst nichts vermuten,<br />
dass man sich in einem wahrhaftigen Schatzgebiet befindet.<br />
Ein ganz unspektakulärer Hügel dominiert die Landschaft,<br />
der Mont Chauve (dt. der kahle Berg), auf den sich zahlreiche<br />
Wege zwischen den Steinmauern der Weinparzellen<br />
hinaufschlängeln.<br />
Doch dort ist der Boden Gold wert. Der Wein, ausschließlich<br />
aus Chardonnay-Trauben gekeltert, ist als<br />
Appellation d’Origine Contrôlée (AOC) und als Grand Cru<br />
klassifiziert. Die Anbauflächen wechseln so gut wie nie den<br />
Besitzer. Wenn es doch geschieht, wie im Jahre 1993, dann<br />
erzielt eine so winzige Fläche von 428 Quadratmetern den<br />
86 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
unerhörten Preis von mehr als einer halben Million Euro.<br />
Heute würde man sogar das Doppelte dafür auf den Tisch<br />
legen müssen – wenn sich denn überhaupt ein Verkäufer<br />
fände.<br />
Es erstaunt nicht, dass das Weinanbaugebiet Montrachet<br />
mit seiner Fläche von kaum acht Hektar zu einem der kleinsten<br />
Weinanbaugebiete überhaupt gehört. Dort werden selbst<br />
in den besten Jahrgängen – wie zum Beispiel 1999 – nicht<br />
mehr als 356 Hektoliter Wein produziert, was einer Menge<br />
von 50.000 Flaschen entspricht. Die Seltenheit dieses Weins<br />
begünstigt den Mythos, der sich um ihn rankt, und treibt<br />
dementsprechend die Preise in die<br />
Höhe. Man muss schon einige hundert<br />
Euro ausgeben, um eine Flasche Montrachet<br />
sein Eigen nennen zu können.<br />
Auf dem Hügel des Montrachet-<br />
Anbaugebiets trennt ein einfacher<br />
Pfad oder eine kleine Mauer außerdem<br />
nicht nur den einen Winzer<br />
vom nächsten, sondern auch die eine<br />
Domaine Leflaive<br />
Place des Marronniers<br />
21190 Puligny-Montrachet<br />
Telefon: +33 (0)3 80 21 30 13<br />
www.leflaive.fr<br />
Bodenbeschaffenheit von der anderen… und somit den<br />
sowieso schon hohen vom außergewöhnlich hohen Preis.<br />
Der Winzer Vincent Leflaive untersuchte 1992 die Bodenbeschaffenheit<br />
seiner Parzelle und stellte fest, dass der<br />
Boden an manchen Stellen mit Magnesium versetzt ist und<br />
dass benachbarte Flächen dieses Element nicht aufweisen,<br />
weder der oberhalb gelegene « Chevalier Montrachet » noch<br />
der weiter unten gelegene « Bâtard Montrachet ».<br />
Das ist es unter anderem, was die Einzigartigkeit des<br />
Montrachet-Anbaugebietes ausmacht: eine ungewöhnliche<br />
Verschiedenheit der Böden auf einer so kleinen Fläche.<br />
Diese erzeugt eine Komplexität des Weines, so dass er<br />
manchmal schwer einzuordnen ist. Doch gerade ihretwegen<br />
prämieren regelmäßig die anerkanntesten Önologen<br />
den Montrachet mit Spitzenbewertungen.<br />
Unter den Weingütern des Montrachet verdient das<br />
Weingut von Leflaive ohnehin besondere Aufmerksamkeit.<br />
Auf einer Fläche von kaum mehr<br />
als 800 Quadratmetern werden die<br />
in den 1960er-Jahren in Chassagne-<br />
Montrachet gepflanzten Reben im<br />
biodynamischen Anbau gepflegt.<br />
Keine Pestizide oder Kunstdünger<br />
finden hier Anwendung, sondern frischer<br />
Kompostdünger und natürliche<br />
Schädlingsbekämpfungsmethoden,<br />
wovon die Reben letztlich sogar robuster geworden sind.<br />
Die Weinlese wird von Hand erledigt und die Auslese ist<br />
streng. Man richtet sich dabei sogar in Teilen nach dem<br />
Mondkalender. So entsteht ein Wein, der allen ökologischen<br />
Ansprüchen genügt und natürlich den typischen Charakter<br />
der Montrachet-Weine hat – den der Extraklasse…<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 87
Art de vivre Genuss<br />
88 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Cannelés<br />
Knackige Hülle mit weichem Kern<br />
Was Cannelés sind, ist gar nicht so genau zu sagen. Nicht wirklich Kuchen und nicht richtig<br />
Süßspeise ähneln sie so gar keinem anderen Gebäck. Man macht nicht viel Aufheben um sie,<br />
selbst in den kulinarischen Reiseführern werden sie kaum erwähnt. Unter Kennern und Genießern<br />
aber sind Cannelés buchstäblich in aller Munde. Sie haben die Jahrhunderte überstanden<br />
und sind von den Speisekarten in der Gironde nicht wegzudenken, wo sie ein Mahl erst<br />
vollständig werden lassen.<br />
Cannelés sind zunächst keine<br />
große Sache. Eine Art kleiner<br />
Kuchen von der Größe eines<br />
Hühnereis, von außen knusprig und<br />
mit Caramel überzogen, innen weich<br />
und ein bisschen klebrig. Milch, Eier,<br />
Zucker, Mehl, etwas Vanille, auch ein<br />
paar Tropfen Rum – mehr Zutaten<br />
braucht man nicht. Dafür kommt es<br />
sehr auf das Wie der Zubereitung an.<br />
Diese ist eine hohe Kunst und der<br />
Grund dafür, wieso Cannelés in der<br />
Gironde eine solche Berühmtheit sind.<br />
Der Legende nach sollen Cannelés<br />
im <strong>17</strong>. Jahrhundert von den Nonnen des<br />
Klosters « Dames de l’Annonciade » in<br />
Bordeaux erfunden worden sein. Auch<br />
wenn die Schlemmerei im Kloster eigentlich<br />
als Sünde galt, scheinen die<br />
Nonnen der damaligen Zeit das Naschen<br />
intensiv gepflegt zu haben. Während<br />
der Französischen Revolution soll<br />
eine Nonne die geliebten Cannelés, und<br />
damit sich selbst, gerettet haben, indem<br />
sie einem Konditor aus Bordeaux das<br />
Rezept übergab. So wurde die Kunst<br />
der Cannelés-Herstellung für die kommenden<br />
Generationen bewahrt.<br />
Wie das mit Legenden so ist,<br />
stellt sich bei genauerer Untersuchung<br />
manchmal heraus, dass die Realität<br />
weitaus weniger spannend ist. Als das<br />
Gebäude des ehemaligen Klosters<br />
nämlich vor kurzem vom regionalen<br />
Kulturamt bezogen werden sollte, erinnerte<br />
man sich der Legende der Cannelés-Erfindung<br />
und führte zahlreiche<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 89
Art de vivre Genuss<br />
Untersuchungen durch. Eigentlich, um den Raum zu finden,<br />
den man als die Wiege der Cannelés bezeichnen könnte.<br />
Leider fand man aber nichts, was in irgendeiner Weise auf<br />
eine Zuckerbäckerfabrikation hinwies.<br />
Man muss deshalb wohl davon ausgehen,<br />
dass die Nonnen die Süßspeise<br />
gerne mochten, sie aber nicht erfunden<br />
oder zumindest nicht selbst hergestellt<br />
hatten.<br />
Die originale Herkunft der Cannelés<br />
bleibt also im Dunklen und<br />
vielleicht ist das auch besser so. Denn<br />
Cannelés wurden zu einem Zankapfel<br />
sondergleichen. Zu Beginn des <strong>17</strong>.<br />
Jahrhunderts existierten noch keine<br />
Konditoren, wie wir sie heute kennen. süßen Verführung...<br />
Der Zucker war damals noch ein teures<br />
Gut und es gab weiche und süße<br />
Gebäcke wie pain-bêni oder cannoles, die noch ganz ohne<br />
Zucker hergestellt wurden. Diese Gebäcke erinnern stark<br />
an heutige Cannelés. Sie wurden von den so genannten<br />
Canelés oder Cannelés?<br />
Beide Schreibweisen sind richtig und<br />
gebräuchlich. Laut der größten Cannelés-Experten<br />
sei die ursprüngliche<br />
Schreib weise jedoch mit zwei « n ». Einige<br />
nam hafte Produzenten aus heutiger<br />
Zeit verwenden dagegen die Version<br />
mit einem « n ». Letztendlich ist es aber<br />
egal, hat diese Frage doch keinerlei Auswir<br />
kun gen auf den Geschmack dieser<br />
cannauliers produziert. Daneben gab es die Berufsgruppe<br />
der Patissiers, die alleine das Recht hatten, feine Teige<br />
auch mit Zucker zu verarbeiten. Ihre Produkte müssen<br />
ebenfalls heutigen Cannelés sehr<br />
ähnlich gewesen sein.<br />
Durch den großen Hafen von<br />
Bordeaux kamen dann Anfang des 18.<br />
Jahrhunderts immer mehr Gewürze<br />
und Zucker in die Stadt und waren<br />
dort weiter verbreitet als anderswo.<br />
Die Berufsgruppen der cannauliers<br />
und der Patissiers machten einander<br />
mit ihren Produkten mehr und mehr<br />
Konkurrenz. Zucker war immer<br />
leichter zu bekommen – und zu bezahlen<br />
– und die Verführung für die<br />
cannauliers war groß, ihren Rezepten<br />
Zucker beizufügen, auch wenn sie das<br />
Recht dazu nicht hatten.<br />
Für die Cannelés war das sicher nicht das Schlechteste,<br />
doch war das auch der Beginn eines veritablen Streits, der<br />
90 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
schließlich in ein Gerichtsverfahren<br />
mündete, das sogar dem König selbst<br />
vorgetragen wurde. Der gab am 3.<br />
März <strong>17</strong>55 in<br />
einem Beschluss<br />
des Staatsrats den<br />
cannauliers Recht.<br />
Für die Patissiers<br />
eine herbe Enttäuschung.<br />
Doch<br />
die währte nur<br />
kurz, denn ein<br />
Edikt vom März<br />
<strong>17</strong>67 versuchte,<br />
den Berufsstand<br />
der cannauliers<br />
einzudämmen.<br />
Dafür wurden<br />
sehr restriktive<br />
Auflagen erlassen:<br />
In Bordeaux war<br />
zum Beispiel nur<br />
ganzen acht (!)<br />
cannauliers die<br />
Aus übung ihres<br />
Berufes erlaubt.<br />
Nun werden in<br />
Frankreich Gesetze<br />
gerne großnelés<br />
zusammengestellt.<br />
zügig ausgelegt<br />
und so zählte man<br />
in Bordeaux noch<br />
<strong>17</strong>85 die Zahl von<br />
39 cannauliers.<br />
Die Hauptstadt www.feret.com<br />
der Gironde ist<br />
noch heute stolz<br />
auf diese Art zivilen Ungehorsams.<br />
Zu Revolutionszeiten war das<br />
allgemeine Ziel der Gleichheit mit<br />
dem Unterschied zwischen cannauliers<br />
und Patissiers nicht vereinbar.<br />
Die Zünfte wurden einfach aufgelöst<br />
und jeder konnte nun frei wählen,<br />
wie er sein Handwerk ausüben wollte.<br />
Die cannauliers pflegten weiterhin<br />
ihre Tradition, die sich aber mit dem<br />
Fortschreiten der Geschichte letztlich<br />
verlor. Man geht heute davon aus, dass<br />
dieses Handwerk schließlich doch in<br />
der Kunst der Patisserie aufgegangen<br />
ist.<br />
Das Gebäck cannole hat sich nach<br />
und nach den heutigen Cannelés angepasst<br />
und den Zeitpunkt, an dem sie<br />
gänzlich in sie übergangen ist, kann<br />
Wer mehr über Cannelés und ihre Geschichte<br />
wissen will, dem sei das kürz lich<br />
von Isabelle Bunisset (auf Fran zösisch)<br />
erschienene Buch « Le Can nelé, ce<br />
mystère nommé désir » emp fohlen.<br />
Die Autorin, Professorin an der Univer<br />
si tät von Bordeaux, hat darin eine<br />
Fülle an Fakten und Kuriositäten des<br />
erstaunlichen Lebensweges der Can-<br />
Isabelle Bunisset:<br />
Le Cannelé, ce mystère nommé désir<br />
Editions Féret <strong>2008</strong>,<br />
ISBN: 978-2-35-156-011-2,<br />
heute niemand mehr bestimmen. Manche<br />
sagen, es sei kurz nach dem Ersten<br />
Weltkrieg gewesen, andere vermuten<br />
die 1930er-Jahre.<br />
Das heutige Rezept<br />
soll aus Arcachon<br />
stammen,<br />
vielleicht aber<br />
auch aus Biarritz.<br />
So genau weiß<br />
das keiner. Sicher<br />
dagegen ist, dass<br />
Cannelés seit den<br />
1980er-Jahren der<br />
heimliche Star<br />
auf den Tafeln im<br />
Südwesten sind.<br />
Sie eroberten<br />
sogar, dank einer<br />
kleinen Konditorei<br />
im achten Arrondissement,<br />
die<br />
Pariser Küche.<br />
Es begann damit,<br />
dass Catherine<br />
Deneuve auf<br />
Cannelés schwörte.<br />
Dann nahm<br />
auch Fauchon,<br />
der Tempel der<br />
kulinarischen Finesse<br />
an der Place<br />
de la Madeleine,<br />
Cannelés in sein<br />
Sortiment. Von<br />
dort aus trat das<br />
Gebäck seinen<br />
Siegeszug in ganz Frankreich an und<br />
eroberte schließlich auch das Ausland.<br />
In Italien, Japan und England erliegen<br />
die Leute seinem süßen Charme.<br />
Der Name des Bordeaulaiser Geschäftsmanns<br />
Philippe Baillardran<br />
steht besonders für den Export und<br />
den Erfolg des Gebäcks. Cannelés<br />
sind mittlerweile zu « dem » Mitbringsel<br />
geworden, das man aus Bordeaux<br />
mit nach Hause bringen muss. Zugegeben,<br />
ein teures Geschenk. Die<br />
Läden von Baillardran ähneln beinahe<br />
Juweliergeschäften. Mit großer Sorgfalt<br />
werden die Gebäcke präsentiert<br />
und verpackt. Der Preis tut zu diesem<br />
Eindruck sein Übriges. Doch wen hat<br />
das je gestört, wenn es um eine süße<br />
Versuchung ging?
Art de vivre Chantals Rezept<br />
«<br />
An<br />
Feiertagen machte meine Großmutter immer ihre<br />
berühmte Mousse au Chocolat. Entgegen der allgemeinen<br />
Gepflogenheiten verwendete sie niemals Zucker für<br />
ihre Mousse und doch wartete Groß und Klein stets<br />
mit Ungeduld, um sich endlich das Dessert alter Familientradition<br />
auf der Zunge zergehen zu lassen.»<br />
Chantal, Kochexpertin von Frankreich<br />
erleben, beantwortet gerne Ihre Fragen:<br />
chantal@frankreicherleben.de<br />
Für 4 Personen<br />
Zubereitungszeit: 20 min<br />
Mousse au Chocolat<br />
92 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Zutaten<br />
125 g Bitterschokolade<br />
30 g Butter<br />
4 Eier<br />
1 Prise Salz<br />
Zubereitung<br />
•<br />
Die zerkleinerte Schokolade in einem Tiegel im<br />
Wasserbad langsam mit der Butter zerschmelzen<br />
lassen. Danach die Hitzezufuhr unterbrechen.<br />
• Eigelb und Eiweiß voneinander trennen,<br />
das Eigelb in die Schokolade geben und<br />
mit einem Holzlöffel gut umrühren.<br />
• Das Eiweiß mit der Prise Salz zu festem<br />
Eischnee schlagen. Den Eischnee vorsichtig<br />
unter die Schokolade heben.<br />
• Die Masse mindestens eine Stunde lang zugedeckt<br />
im Kühlschrank ruhen lassen.<br />
Weinempfehlung<br />
•<br />
Zur Mousse au Chocolat meiner Großmutter passt gut<br />
ein süßer Weißwein (nur für die Erwachsenen selbstverständlich),<br />
am besten ein Monbazillac oder ein Loupiac.<br />
Tipp<br />
•<br />
Als Variante kann man der Schokolade beim Schmelzen<br />
ein paar Brocken schwarzer Minzschokolade beifügen,<br />
das gibt dem Dessert eine erfrischende Note.<br />
Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 93
Leserbriefe<br />
Mit großer Begeisterung, Neugierde<br />
und großem Interesse habe ich die Artikel<br />
über die Normandie gelesen. Gebürtig<br />
aus der Normandie, lebe ich seit<br />
18 Jahren in der Pfalz. Ich muss immer<br />
wieder feststellen, Sie überraschen Ihre<br />
Leser mit wunderschönen Fotoaufnahmen,<br />
Geschichten, Angaben, die selbst<br />
ich nicht kenne! Ich freue mich jedes<br />
Mal auf meine Zeitschrift, ein Abonnement<br />
lohnt sich total!<br />
Florence Le Guedes-Lohmöller,<br />
Hat Ihnen unser Magazin gefallen?<br />
Haben Sie Verbesserungsvorschläge<br />
oder Anregungen? Schreiben Sie uns.<br />
Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />
Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de<br />
Per Brief:<br />
Frankreich erleben - Leserbriefe -<br />
Globus Medien GmbH<br />
Erich-Weinert-Str. 22 · 10439 Berlin<br />
Per Fax: +49 (0)30 920372065<br />
Bad Dürkheim<br />
Seit Anfang an lese ich mit großem<br />
Interesse Frankreich erleben. Ich bin ein<br />
großer Frankreichfan, kenne die Normandie<br />
sehr gut und freue mich sehr,<br />
in dem neuen Heft einiges darüber<br />
zu lesen. Leider vermisse ich ein Foto<br />
von dem reizvollen Honfleur. Meine<br />
Sommerferien verbringe ich mit meinem<br />
Ehemann wie jedes Jahr in der<br />
Nähe von Narbonne im Languedoc-<br />
Roussillon. Vielleicht ein Thema für<br />
eine der nächsten Ausgaben. Ihr treuer<br />
Leserfan. Machen Sie weiter so.<br />
Dorothea Cattarius, Altenglan<br />
Redaktion: Gute Nachrichten: Ein Artikel über<br />
Honfleur sowie mehrere über Languedoc-<br />
Roussillon sind für 2009 fest eingeplant.<br />
Mit Ihrem Artikel hatten Sie<br />
uns letztes Jahr Lust auf die Abers<br />
gemacht. Wir haben unseren Urlaub<br />
dieses Jahr in der Nähe von Roscoff<br />
verbracht und den Aber W’rach auf<br />
dem GR 34 zum Teil erwandert. Auch<br />
den von Ihnen beschriebenen Parkplatz<br />
mit einer wunderbaren Sicht auf<br />
den Aber W’rach haben wir gefunden.<br />
Wir haben die Bretagne wieder so sehr<br />
genossen, dass unser Urlaubsziel auch<br />
für 2009 schon feststeht. Vielleicht in<br />
die Nähe von Quimper. Vielen Dank<br />
nochmals für den tollen Artikel.<br />
Petra Kiefer, per E-Mail<br />
Vorab herzliche Gratulation zur<br />
besten und informativsten Zeitschrift<br />
am Markt! Seit der ersten Ausgabe hat<br />
die Begeisterung nicht nachgelassen<br />
und mit jeder weiteren Ausgabe wird<br />
neues Fernweh geschürt. Nur weiter<br />
so, denn Frankreich ist ja wahrlich<br />
unerschöpflich! Als langjähriger Paris-<br />
Fan werden alle Details natürlich eifrig<br />
gesammelt und vor Ort genossen.<br />
Eines haben wir bis dato allerdings<br />
noch vermisst: Eine Reportage zum<br />
Thema « Wohnen auf dem Hausboot<br />
in Paris », nach dem Motto « Alternative<br />
am Wasser zu den unzähligen<br />
Hotels ». Solltet Ihr dazu irgendwelche<br />
Informationen und Kontakte haben,<br />
würden wir uns sehr darüber freuen,<br />
denn sicher gibt es mehr Möglichkeiten<br />
als wir bis dato im Internet finden<br />
konnten.<br />
Doris Janner, Wien<br />
Redaktion: Leider ist uns kein Hotel bekannt,<br />
dass Gästezimmer auf einem Hausboot im<br />
Pariser Stadtgebiet anbietet. Dies wäre aber<br />
bestimmt eine lukrative Marktlücke...<br />
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />
Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach<br />
rechts, oben nach unten): Titel: Ajc Presse • S.3: Ajc Presse<br />
• S.4: Ajc Presse; Vitrail France; Serge Robin, Ajc Presse; S.B,<br />
Globus Medien • S.5: Comité National pour la Reconstruction<br />
des Tuileries; David Nakache, Editions Feret • S.6-7: Ajc Presse;<br />
DR • S.8: Serge Robin, Ajc Presse; Christian Milet, Château de<br />
Versailles • S.10-27: Ajc Presse • S.28-29: Antoine Maillier,<br />
Musée de la Civilisation Celtique de Bibracte • S.30-31: Ajc<br />
Presse • S.32: Antoine Maillier, Musée de la Civilisation Celtique<br />
de Bibracte • S.34-43: Ajc Presse • S.45: Chantal Cobac fur Ajc<br />
Presse • S.46: Istock, Ralph125 • S.52-53: Ajc Presse; Comité<br />
National pour la Reconstruction des Tuileries ; DR; • S.54-55:<br />
Ajc Presse • S.58-60: David Bordes, CMN • S.61-63: France<br />
Vitrail • S.64-67: SB, Globus Medien • S.68-73: Ajc Presse •<br />
S.74: Wimproductions.com, Domaine de Verchant • S.76: Arte,<br />
DR • S.78-81: Agence le Conte-Noirot • S.82-85: DR • S. 86-<br />
87: Ajc Presse • S.88-90: David Nakache, Editions Feret • S.92:<br />
Istock, Angel Rodriguez • S.93: M.A, Ajc Presse • S.98: Fotolia,<br />
Jimjac; Serge Robin, Ajc Presse; Ville du Havre / Ateliers Jean<br />
Nouvel • Serge Robin, Ajc Presse.<br />
Impressum<br />
Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />
Globus Medien GmbH<br />
Erich-Weinert-Str. 22 · 10439 Berlin<br />
Telefon: +49 (0)30 50<strong>17</strong>8145<br />
Fax: +49 (0)30 920372065<br />
info@frankreicherleben.de<br />
www.frankreicherleben.de<br />
Abonnentenbetreuung & Heftnachbestellungen:<br />
Frankreich erleben-Aboservice<br />
Postfach 10 32 45 · 20022 Hamburg<br />
Telefon: +49 (0)30 61105366<br />
Fax: +49 (0)30 61105367<br />
frankreicherleben@interabo.de<br />
www.frankreicherleben.de<br />
ISSN: 1861-4256<br />
Herausgeber: Markus Harnau<br />
Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />
Redaktionsbüro:<br />
Ajc Presse · 42, rue Henri IV · 33000 Bordeaux<br />
Telefon: +33 (0)1 75 439 440<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />
Jean-Julien Bault, Sten Beneke, Walter Bianchi, Chantal<br />
Cobac, Dominique Cache, Kristina von Domarus, Stefanie<br />
Dracker, Luis Encinas, Andrea Garbe, Dr. Jan Grasshoff,<br />
Ursula Hennigfeld, Olivier Huonnic, Dr. Petra Morich,<br />
Gérard Rival, Serge Robin, Ester Segura<br />
Lektorat: Ina Muñoz, Susanne Ziegler<br />
Layout: Werner Hasselbach Design<br />
Anzeigen Deutschland, Österreich und Schweiz:<br />
corps. Corporate Publishing Services GmbH<br />
Kasernenstraße 69 · 40213 Düsseldorf<br />
Anzeigenleitung: Ralf Zawatzky<br />
Anzeigenmarketing und Auftragsmanagement:<br />
Ebru Aksan<br />
Telefon: +49 (0)211 887-3<strong>17</strong>8<br />
ebru.aksan@corps-verlag.de<br />
Jeannette Kirchhoff<br />
Telefon +49 (0)211 887-3186<br />
jeannette.kirchhoff@corps-verlag.de<br />
Anzeigen Frankreich:<br />
Laurent Fournerie<br />
Ajc Presse · 65, avenue du Prado · 13006 Marseille<br />
Telefon: +33 (0)1 75 439 441<br />
lfournerie@frankreicherleben.com<br />
Gültige Anzeigenpreisliste: 3/2007<br />
Druck: Neef + Stumme GmbH & Co. KG<br />
Vetrieb:<br />
BPV Medien Vertrieb GmbH & Co. KG<br />
Römerstraße 90 · 79618 Rheinfelden<br />
Telefon: +49 (0)7623 964-0<br />
Fax: +49 (0)7623 964-259<br />
www.bpv-medien.com<br />
Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und<br />
mit Sorgfalt zusammengestellt. Eine Gewährleistung für<br />
die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernom<br />
men werden. Der Verlag übernimmt keine Haftung für<br />
un ver langte Einsendungen. Die Redaktion behält sich die<br />
Kür zung und Bearbeitung von Leserbriefen vor. Es gelten die<br />
Geschäftsbedingungen des Verlags. Beiträge, Fotos und grafische<br />
Darstellungen sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck,<br />
auch auszugsweise, Vervielfältigung auf foto mechanischen<br />
und anderen Wegen sowie Nutzung auf Da ten trägern<br />
bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Verlags.<br />
Frankreich erleben erscheint alle zwei Monate und ist im gut<br />
sortierten Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der<br />
Schweiz, Luxemburg und Südtirol sowie per Abonnement<br />
erhältlich.<br />
Einzelpreise im Handel: 4,90 E (D), 5,50 E (A), 9,60<br />
CHF (CH), 5,90 E (F/L/B/NL), 6,50 E (I)<br />
Abonnement (Preise pro Jahr): 25,20 E (D), 29,70 E<br />
(A), 57,60 CHF (CH), alle anderen Länder: 39,50 E<br />
Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich, die gesetzliche<br />
Mehrwertsteuer.<br />
© <strong>2008</strong> Globus Medien GmbH, Berlin<br />
94 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Haben Sie eine Ausgabe von<br />
Frankreich erleben verpasst?<br />
ausverkauft<br />
ausverkauft<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 1 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 2<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 3<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 4<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 5<br />
Restexemplare<br />
ausverkauft<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 6 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 7 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 8<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 9<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 10 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 11<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 12 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 13 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 14 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 15 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 16<br />
Bestellen Sie noch heute die fehlenden Ausgaben nach!
Übersicht der<br />
Reisethemen, nach<br />
Regionen geordnet:<br />
7<br />
8<br />
6<br />
5<br />
9<br />
1 Paris und Umgebung Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Kunst - Musée du Montparnasse 16<br />
Alle 20 Arrondissements 15<br />
Stadtentwicklung - Neue Hochhäuser für Paris? 14<br />
Cité de l’Immigration - Ein notwendiges Museum 13<br />
Vaux-le-Vicomte - Wenn Größenwahn zum Verhägnis wird 12<br />
Barbizon - Nabel der französischen Landschaftsmalerei des 19.<br />
Jahrhunderts<br />
12<br />
Fontainebleau - Kleines Paradies der Glückseligkeit 12<br />
Parc de Sceaux - Wenn der Park im Mittelpunkt steht 12<br />
Rambouillet - Ein Schloss für den Präsidenten 12<br />
Saint-Germain-en-Laye - Sinnbild eines elitären Lebensgefühls 12<br />
Parc de Saint-Cloud - Schlosspark ohne Schloss 12<br />
Auvers-sur-Oise - Van Goghs letzte Ruhestätte 12<br />
Chantilly - Schloss, Pferde, Schlagsahne 12<br />
Pierrefonds - Beschaulichkeit versus Monumentalität 12<br />
Kommunalpolitik - Paris erlebt eine Fahrradrevolution 12<br />
Fondation Le Corbusier - Das Erbe eines polarisierenden Architekten 12<br />
Gastronomie - Preiswert essen in Paris 12<br />
Paris La Défense - Paris‘ futuristisches Gesicht 10<br />
Paris 14e - Stadtspaziergang durch das 14. Arrondissement 9<br />
Paris-CDG - Hinter den Kulissen des Pariser Flughafens Charles-de-Gaulle 8<br />
Opéra National de Paris - Eine Bühne für das Publikum 7<br />
Paris Rive Gauche - Zukünftiges 7<br />
Restaurant - Café Marly, Pariser Chic im Louvre 6<br />
Shoppingtour - Auf Einkaufstour durch Paris mit einem der legendärsten<br />
Autos Frankreichs, der Ente<br />
6<br />
Palais-Royal - Die Renaissance des Shoppings 6<br />
Avenue Montaigne - Nächtlicher Bum mel über die Pariser Luxusmeile 6<br />
Kaufhäuser - Mythos Grands Magasins: vom «Paradies der Damen» zum<br />
Konsumtempel<br />
6<br />
Maison de Balsac, Musée Gustave Moreau, Fondation Cartier 5<br />
Mac/Val - Zeitgenössischer Kunst tempel in einem Vorort von Paris 3<br />
Gastronomie - Chez Antoine 1<br />
Pariser Bistros 1<br />
Die Gewächs häuser von Auteuil 1<br />
Interview - Anne Hidalgo 1<br />
Märkte - Jedem seinen Markt 1<br />
Stadtteile - Spaziergang durch eine sinnliche Metropole 1<br />
Hotel - Hôtel des Académies et des Arts, Paris 11<br />
Hotel - Kube Rooms and Bars Paris 2<br />
2 Nordfrankreich Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Côte d’Opale - Immer am Ärmelkanal entlang 14<br />
Centre Historique Minier - Die Geschichte des Bergbaus erleben 14<br />
Amiens - Kleine Kapitale der Picardie 14<br />
Baie de Somme - Paradies für Menschen und Vögel 14<br />
2<br />
1 3<br />
11<br />
4<br />
10<br />
12<br />
Karneval in Dünkirchen - Eine ganze Stadt feiert mit urigem Humor 13<br />
La Piscine - Ein Schwimmbecken als Eintrittskarte in die Welt der Kunst 10<br />
Auf Lille 2004 folgt lille3000, die Verwandlung geht weiter 6<br />
Lille - Frankreichs flämische Metropole 2<br />
Hotel - L‘Hermitage Gantois, Lille 5<br />
3 Elsass / Lothringen / Champagne Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Genuss - Le Chocolat, Schokoladenmuseum Straßburg 16<br />
Vittel - Vom Kurort zur Weltmarke 15<br />
Plombières-les-Bains - Thermale Freuden in den Vogesen 12<br />
Straßburg - Stadterneuerung als politisches Leitmotiv 11<br />
Wein - Jean-Paul Schmitt, ein Winzer mit Charakter und charaktervollen<br />
Weinen<br />
10<br />
Genuss - Madeleines, die süße Verführung aus Commercy 10<br />
Metz - Im Osten etwas Neues 9<br />
Burgen - Auf den Spuren des Mittelalters 8<br />
Elsässische Weinstraße - Eine Weingegend zeigt sich volksnah 8<br />
Mulhouse - Europäische Hauptstadt der Technikmuseen 8<br />
Dominikanerkloster Guebwiller - Wo Musik Grenzen überwindet 8<br />
Golf im Elsass - Geheimtipp unter Golfern 8<br />
Dorfleben - Eine Reise zu den fünf schönsten Dörfern des Elsass 8<br />
Colmar - Der Zauber der Nacht 8<br />
Sainte-Marie-aux-Mines - Besuch einer Silbermine aus dem 16. Jahrhundert 8<br />
Bugatti in Molsheim - Die Wiederentdeckung einer automobilen Legende 8<br />
Straßburg - Wenn Fachwerkhäuser auf Glaspaläste treffen 8<br />
Skifahren in den Vogesen - Mittelgebirge hinter der Grenze 7<br />
Elsass - Hochburg der Weihnachtsmärkte 6<br />
Wein - Champagner, Lebensgenuss pur 5<br />
Stockweiher - der Wolf im Schafspelz 3<br />
Hotel - Le Château-Fort, Sedan 16<br />
Hotel - Le Prestige Impérial, Plombières-les-Bains 12<br />
Hotel - Le Domaine du Lac, Guebwiller (Elsass) 9<br />
4 Burgund / Jura Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Skifahren im Jura - Landstrich der Geruhsamkeit 7<br />
Saline Royale - Salz des Lebens: die königliche Saline von<br />
Arc-et-Senans<br />
7<br />
Burgund - Mit dem Hausboot auf dem Canal du Nivernais 2<br />
Wein - Chablis, weißes Gold des Burgund 1<br />
Jura - Hundeschlittenfahren im hohen Norden... des Jura 1<br />
5 Loire-Tal Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Loir-Tal - Die Poesie der Natur 14<br />
Wein - AOC Touraine, der Siegeszug des Sauvignon 12<br />
Wein - Vouvray 9<br />
Gastronomie - Chez Miton, Chahaignes 3<br />
Wein - Jasnières du Loir 3<br />
Fahrradtouren - Mit dem Fahrrad entlang der Loire 3<br />
Höhlenwohnungen - Moderne Troglodyten am Loir 3<br />
Als Schlossherr im Jahr 2006... 3<br />
Die etwas anderen Schlösser 3<br />
Wein - Domaine de Beauséjour 3<br />
6 Normandie Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Mont-Saint-Michel - Übers Watt zum Klosterberg 16<br />
La Hague - Eine Reise ans Ende der Welt 16<br />
Pays d’Auge & Côte Fleurie - Natur und Luxus 16<br />
Spuren der Geschichte - Die Normandie unter Wilhelm dem Eroberer 16<br />
Mont-Saint-Michel - Die spektakuläre Rettung des Klosterbergs 10<br />
Trouville-sur-Mer - Bäderarchitektur vom Feinsten 8<br />
Camembert-Herstellung 3<br />
Le Havre - Frankreichs neuestes Weltkulturerbe 3<br />
7 Bretagne Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Halbinsel Rhuys - Die wilde Schönheit der Bretagne 16<br />
Belle-Ile-en-Mer - Raues Eiland im Atlantik 11<br />
Le Pays des Abers - Die Bretagne im Kleinformat mit Fjorden wie im hohen Norden 9<br />
Rennes - Geschichtsträchtig und weltoffen 9<br />
Nantes-Brest-Kanal - Und aus der Mitte entspringt ein Kanal 9<br />
Bretonische Lebensart - Mehr als nur Klischees? 9
Genuss - Lichouseries, zuckersüße Köstlichkeiten aus der Bretagne 9<br />
Bretagne - Thalassotherapie: die heilsamen Kräfte des Meeres 2<br />
Hotel - Grand Hôtel Barrière, Dinard 6<br />
8 Atlantikküste Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Bassin d’Arcachon - Eine Bootsfahrt, die ist lustig... 16<br />
Bordelais - Eine kleine Revolution: die Winery 15<br />
Biarritz - Vom Fischerdorf zum legendären Seebad 14<br />
Pont de Pierre - Die schönste Annäherung an Bordeaux 13<br />
Typisch Bordeaux - Wenn Kleinigkeiten zum Markenzeichen werden 13<br />
Bordeaux-Saint-Michel - Bodenständig und populär 13<br />
Stadterneuerung Bordeaux - Wenn das 21. Jahrhundert auf das 18.<br />
Jahrhundert trifft<br />
13<br />
Bordeaux Rive Droite - Ein Ufer auf Identitätssuche 13<br />
Saint-Nazaire - Der Blick nach vorne 11<br />
Ein Traumwochenende im Bordelais 5<br />
Cordouan - Das kleine Versailles im Atlantik 5<br />
Portraits - Salzbauern, Austernzüchter, Kiwiproduzenten,<br />
die Berufe entlang der Küste<br />
4<br />
Hossegor - Wo Architektur den legendären Ruf eines Seebades begründet 4<br />
Nantes - Eine Stadt organisiert ihre kul turelle Metamorphose 4<br />
La Leyre - « Wenn du die Region wirklich kennen lernen möchtest,<br />
interessiere dich für die Leyre...»<br />
4<br />
Inseln - Ile de Noirmoutier und Ile d‘Yeu - das Leben vor der Küste 4<br />
Wein - Bordelais: Les Vignobles Peyvergès 2<br />
Aquarium von La Rochelle 2<br />
Bordeaux - Das Erwachen einer schlafenden Schönheit 1<br />
Hotel - Seeko’o Hotel, Bordeaux 13<br />
Hotel - Les Sources de Caudalie, Bordelais 3<br />
9 Zentralfrankreich / Pyrenäen Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Albi - Die ziegelrote Stadt am Tarn 15<br />
Lascaux - Weltberühmte Felszeichnungen von Zerstörung bedroht 15<br />
Moissac - Ein Glanzlicht der europäischen Kunstgeschichte 13<br />
Toulouse - Weltoffenheit und Lebenslust 12<br />
Erinnerungskultur - Versuch einer Zustandsbeschreibung am Beispiel von<br />
Oradour-sur-Glane<br />
11<br />
Genuss - Roquefort, le roi des fromages 11<br />
Skifahren im Zentralmassiv - Land der erloschenen Vulkane 7<br />
Skifahren in den Pyrenäen - Bergkette zwischen zwei Meeren 7<br />
Land der Katharer - Von Foix nach Carcassonne 4<br />
Viadukt von Millau - Die Brücke über den Wolken 1<br />
Hotel - Hôtel Garonne, Toulouse 10<br />
10 Alpen / Rhone-Tal Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Wein - Rhone-Tal, ein Weingebiet mit Vielfalt 16<br />
Briançon - Stade auf mehreren Etagen 15<br />
Annecy - Zwischen Urbanität und Alpenromantik 14<br />
Les 3 Vallées - Grenzenloses Wintersportvergnügen 13<br />
Barcelonnette - Einmal Mexiko und zurück 12<br />
Route des Grandes Alpes - Höhenrausch und Fernsicht 11<br />
Grenoble - Frankreichs Alpenmetropole auf Schönheitskur 11<br />
Evian, Thonon, Aix-les-Bains - Legendäre Kurbäder der Belle Epoque 11<br />
Yvoire - Mittelalterliches Flair am Genfer See 10<br />
Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, Tagebuch einer<br />
Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />
10<br />
Skifahren in den Südalpen - Dem Mittelmeer so nah 7<br />
Skifahren in den Nordalpen - Gebirge der Superlative 7<br />
Wein - Die Wahrheit über den Beaujolais Nouveau 7<br />
Lyon - Eine Stadt entdeckt die Magie des Lichts 3<br />
Hotel - Collège Hôtel, Lyon 14<br />
Hotel - Hameau Albert 1er, Chamonix 7<br />
11 Mittelmeerküste / Provence Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Marseille - Panier-Viertel, Marseille pur 16<br />
Mougins - Picassos letzter Wohnort 13<br />
Nizza - Kunst erobert die Stadt 11<br />
Die Provence wie im Film - Auf den Spuren von «Jean Florette» und<br />
«Manons Rache»<br />
10<br />
Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, Tagebuch einer<br />
Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />
10<br />
Luberon - Eine Reise zu den Farben der Provence 10<br />
Massif de la Sainte-Baume - Auf dem Dach der Provence 10<br />
Camargue - Land zwischen Fluss und Meer 9<br />
Cevennen - Das Rätsel der Höhle von Trabuc 7<br />
Musée du Désert - Auf den Spuren des eigenen Namens 6<br />
Circuit du Var - Erste Formel-1-Fahrschule der Welt 6<br />
Marseille - 10 Gründe, die Hafenstadt zu mögen 5<br />
Narbonnaise - Ein Morgen mit Gérard beim Aalfang... 4<br />
Bambouseraie - Die Poesie eines 150 Jah re alten Bambusgartens 4<br />
Gastronomie - Calissons 2<br />
Confiserie - Wo Blüten zu süßen Köstlichkeiten werden 2<br />
Villages perchés - Wo Dörfer auf Gipfeln thronen 2<br />
Saint-Tropez - Wo der Luxus zu Hause ist 2<br />
Hotel - Dolce Frégate, Provence 15<br />
Hotel - HI, Nizza 8<br />
Hotel - Le Delos, Mittelmeerküste 4<br />
12 Korsika Heft <strong>Nr</strong>.<br />
Calvi - Perle im Nordwesten Korsikas 8<br />
Restaurant - A Pineta, Ajaccio 5<br />
Mit der Eisenbahn durch Korsikas Bergwelt 5<br />
Gorges de la Restonica, Korsikas alpine Seite 5<br />
Städtevergleich - Bastia versus Ajaccio 5<br />
Wenn Landstraßen zu Traumstraßen werden 5<br />
Hotel Casadelmar, Porto-Vecchio 1<br />
Bestellen Sie noch heute:<br />
• Coupon per Fax an:<br />
+49 (0)30 / 61 10 53 67<br />
Solange<br />
der Vorrat<br />
reicht<br />
Vorname / Name<br />
Straße<br />
PLZ / Ort<br />
• Coupon per Post an:<br />
Frankreich erleben-Aboservice<br />
Postfach 10 32 45<br />
20022 Hamburg<br />
• Im Internet:<br />
www.frankreicherleben.de<br />
Dies ist ein Angebot der Globus Medien GmbH,<br />
Amtsgericht Charlottenburg HRB 114411B,<br />
Geschäftsführer: Markus Harnau. Abo-Vertrieb:<br />
interabo Betreuungs-GmbH, Amtsgericht Hamburg<br />
HRB 35763, Geschäftsführer: Uwe Flashaar.<br />
Ja, Ich bestelle die folgende(n)<br />
Ausgabe(n) von Frankreich erleben<br />
für 4,90 € pro Heft zzgl. Ver sandkosten<br />
pauschale. Diese be trägt<br />
innerhalb Deutschlands 1,00 € fürs<br />
erste Heft und 0,50 € für je des weitere<br />
Heft. Andere Länder: 2,00 € fürs erste<br />
Heft und 1,00 € für jedes weitere Heft.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 1<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 3<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 5<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 6<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 7<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 9<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 10<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 11<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 12<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 13<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 14<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 15<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 16<br />
Land<br />
Telefonnummer für Rückfragen<br />
Den Bestellpreis<br />
ziehen Sie bitte von meinem Bankkonto ein (nur von deutschem Konto möglich):<br />
Kontonummer<br />
Bankleitzahl<br />
Geldinstitut<br />
belasten Sie bitte meiner Kreditkarte: Visa MasterCard AMEX Diners Club<br />
Kartennummer<br />
Datum, Unterschrift<br />
Gültig bis Monat/Jahr<br />
Mit meiner zweiten Unterschrift nehme ich zur Kenntnis, dass diese Bestellung innerhalb von 14 Tagen<br />
beim Leserservice schriftlich ohne Angabe von Gründen widerrufen werden kann.<br />
Werbecode: <strong>17</strong>/08<br />
Datum, Unterschrift
VoRschau<br />
Fokus: Périgord<br />
Aix-en-Provence<br />
Auf den Spuren von Paul Cézanne<br />
Lyon<br />
Fête des lumières<br />
Les Bains des Docks<br />
Jean Nouvel konzipiert<br />
ultramodernen Badetempel<br />
... und viele weitere Themen<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 18 - November / Dezember <strong>2008</strong> erscheint am 29. <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong><br />
98 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
19:37 Uhr<br />
Sie fahren mit einem Freund ins Kino.<br />
21:49 Uhr<br />
Sie fahren immer noch ins Kino.<br />
FAHRSPASS, DER SIE NICHT MEHR LOSLÄSST.<br />
www.peugeot207.de Probefahrten und Infoline: 01801/111 999 ( 0,06/Min. für Anrufe aus dem Festnetz der Dt. Telekom, ggf. abweichender Mobilfunktarif)<br />
Der PEUGEOT 207: So dynamisch und komfortabel, dass Sie gar nicht mehr aussteigen<br />
möchten. Leistungsstarke, sparsame und umweltfreundliche Benzinmotoren sowie HDi-<br />
Dieseltriebwerke mit Rußpartikelfi lter Niedrige CO 2 -Emission von 120 g/km * (kombiniert)<br />
Hochwertiges Innenraumambiente Panorama-Glasdach ** Umfangreiches Sicherheitspaket<br />
mit ESP ** , ABS, Notbremsassistent, statischem Kurvenlicht ** und Reifendrucksensoren **<br />
Entdecken Sie einmaligen Fahrspaß mit umfangreicher Ausstattung.<br />
* In Verbindung mit 1.6 l HDi FAP. ** Ausstattungsabhängig.<br />
Kraftstoffverbrauch in l/100 km: kombiniert 4,5–7,2; CO 2 -Emissionen in g/km: kombiniert 120–<strong>17</strong>1 gemäß RL 80/1268/EWG.