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Nr. 17 - September / Oktober 2008

Burgund: Morvan, Bibracte, Guédelon Paris: die Sainte-Chapelle Elsass: Goethes amour fou in Sesenheim Provence: Cordes-sur-ciel Rezept: mousse au chocolat

Burgund: Morvan, Bibracte, Guédelon
Paris: die Sainte-Chapelle
Elsass: Goethes amour fou in Sesenheim
Provence: Cordes-sur-ciel
Rezept: mousse au chocolat

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Das erste deutschsprachige Frankreich-Magazin nr. <strong>17</strong> · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong><br />

Burgund<br />

Im Herzen Frankreichs<br />

Elsass<br />

Goethes Spuren in Sesenheim<br />

Paris<br />

Der unglaubliche Plan<br />

vom Wiederaufbau der Tuilerien<br />

Cordes-sur-Ciel<br />

Ein Dorf zwischen Himmel und Erde<br />

Cannelés<br />

Süße Verführung aus dem Südwesten<br />

Frankreich & Benelux 5,90 € • Italien 6,50 €• Österreich 5,50 € • Schweiz 9,60 CHF • Deutschland 4,90 €


Editorial<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

hatten Sie einen schönen Sommerurlaub? Waren<br />

Sie vielleicht sogar in Frankreich? Oder haben Sie den<br />

Sommer lieber zu Hause genossen und verreisen erst<br />

demnächst? Die kommenden Wochen wären jedenfalls<br />

eine ideale Reisezeit für einen Abstecher nach Burgund.<br />

Das Wetter ist nicht mehr so heiß, aber noch schön<br />

genug. Die Bäume verfärben sich langsam und<br />

machen gerade aus dem Morvan eine bunte Bilderbuchlandschaft.<br />

Und die Weinlese erfreut alle<br />

Genießer. Wir waren für Sie in Burgund unterwegs.<br />

Herausgekommen ist wieder einmal eine Reihe<br />

von Tipps, die die Einheimischen normalerweise<br />

nur ihren besten Freunden weitersagen.<br />

Besonders fasziniert haben uns dabei<br />

die vielen historischen Spuren, von den<br />

alten Römern übers Mittelalter bis zum<br />

Erbe des ehemaligen Staatspräsidenten<br />

François Mitterrand, die man in dieser<br />

Region im Herzen Frankreichs<br />

findet, sowie die große Heimatverbundenheit<br />

ihrer Bewohner.<br />

Ein anderes ideales Reiseziel im Herbst ist<br />

das malerisch auf einem Hügel gelegene<br />

Cordes-sur-Ciel im Südwesten des<br />

Landes. Dank der Lage in einer von Touristen<br />

erst nach und nach entdeckten Region ist<br />

es weniger überlaufen als andere bedeutende<br />

Stätten des Mittelalters wie Carcassonne oder<br />

Mont-Saint-Michel, aber nicht minder reizvoll.<br />

Und auch im Elsass gibt es wunderschöne<br />

Herbsttage. Wie wäre es mit einer Reise auf<br />

Goethes Spuren ins kleine Sesenheim unweit<br />

der deutsch-französischen Grenze?<br />

Sollten Sie demnächst<br />

nach Paris fahren,<br />

lohnt sich vielleicht ein Besuch<br />

der Sainte-Chapelle auf der Ile de la Cité,<br />

die in den nächsten Jahren aufwendig saniert<br />

wird. Ums Restaurieren bzw. Rekonstruieren geht es<br />

auch bei einem anderen Projekt, das lange Zeit von der<br />

Öffentlichkeit unbemerkt diskutiert wurde, nun aber<br />

langsam von den Medien thematisiert wird: der mögliche<br />

Wiederaufbau des ehemaligen Palastes der Tuilerien.<br />

Ähnlich wie bei der Diskussion um die Rekonstruktion<br />

des Berliner Stadtschlosses untermauern Befürworter und<br />

Gegner des Vorhabens ihre Positionen mit schwerwiegenden<br />

Argumenten. Anders als in der deutschen Hauptstadt<br />

handelt es sich bei dem betroffenen Grundstück<br />

aber nicht um eine Brachfläche, sondern um ein<br />

schon heute perfekt wirkendes Ensemble aus<br />

historischen Bauten und herrschaftlichen<br />

Grünanlagen. Mit einer schnellen Entscheidung<br />

ist aber ohnehin kaum zu rechnen.<br />

Das politische Paris steht bei dieser<br />

rentrée, wie man in Frankreich die<br />

Wiederaufnahme des alltäglichen<br />

Lebens nach den großen Ferien nennt, ganz<br />

im Zeichen der französischen Ratspräsidentschaft<br />

der Europäischen Union, aus deren Anlass im<br />

Sommer sogar der Eiffelturm blau angeleuchtet wurde.<br />

Doch auch innenpolitisch sorgen zahlreiche Reformen<br />

unverändert für Wirbel. Eine der zuletzt angestoßenen<br />

ist die Umstrukturierung der französischen<br />

Streitkräfte, die vor allem die strukturschwachen<br />

Regionen im Nordosten des Landes beunruhigt.<br />

Sie merken schon, auch in dieser Ausgabe<br />

gibt es wieder viel zu entdecken.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre.<br />

Titelblatt: Roche de Solutré nahe Mâcon (Burgund)<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 3


Inhalt<br />

Burgund – Im Herzen Frankreichs · 10<br />

Gerne verbreitet das burgundische Fremdenverkehrsamt das immer gleiche Bild: Burgund, eine Region für Feinschmecker und<br />

Liebhaber edler Weine. Dabei hat dieser Landstrich im Herzen Frankreichs noch sehr viel mehr zu bieten. Beispielsweise das<br />

wenig besiedelte Mittelgebirge Morvan mit seinem einmaligen Naturpark. Oder Zeugnisse aus einer langen Vergangenheit, wie<br />

Spuren der alten Römer in Bibracte. In Guédelon kann man sogar beim Neubau einer Burg wie im Mittelalter zuschauen.<br />

Paris · 58<br />

Die Kirche Sainte-Chapelle<br />

liegt etwas versteckt hinter<br />

den Toren des Justizpalastes<br />

auf der Ile de la<br />

Cité. Ihre mittelalterlichen<br />

Buntglasfenster sind einzigartig.<br />

Elsass · 64<br />

Während seiner Studienzeit<br />

in Straßburg pflegte<br />

Goethe einen intensiven<br />

Austausch mit einer<br />

Pfarrerstochter aus<br />

Sesenheim, wo man<br />

heute noch Spuren dieser<br />

Romanze findet.<br />

Cordes-sur-Ciel · 68<br />

Nördlich von Toulouse thront Cordes-sur-Ciel<br />

malerisch auf der Kuppe eines Hügels und<br />

weckt Assoziationen an bekannte Bilder aus<br />

der Provence oder der Toskana.<br />

4 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Fokus<br />

10 Burgund – Im Herzen Frankreichs<br />

14 Morvan Einst vergessen, heute ein grüner Schatz<br />

26 Bibracte Galliens Hauptstadt vom Staub befreit<br />

34 Guédelon Die spinnen, die Burgunder!<br />

42 Reise-Infos Burgund<br />

Tuilerien · 52<br />

In Berlin soll das<br />

Stadtschloss<br />

wiederaufgebaut werden.<br />

Folgt in Paris vielleicht<br />

bald ein ähnliches<br />

Projekt, die Rekonstruktion<br />

der Tuilerien?<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

58 Paris Die Sainte-Chapelle in Schönheitskur<br />

64 Elsass Goethes amour fou in Sesenheim<br />

68 Cordes-sur-Ciel Am Ende einer langen Reise<br />

74 Hotel Domaine de Verchant, Montpellier<br />

Frankreich heute<br />

Charles de<br />

Gaulle · 78<br />

Der General und ehemalige<br />

Staatspräsident ist<br />

fast 40 Jahre nach seinem<br />

Tod so populär wie nie<br />

zuvor. Im <strong>Oktober</strong> wird<br />

eine weitere Gedenkstätte<br />

für ihn eröffnet.<br />

46 Umweltschutz Prämiensystem löst<br />

Ökoboom beim Autokauf aus<br />

48 Reform der Streitkräfte Ein Truppenabzug, der schmerzt<br />

52 Tuilerien Paris träumt vom Wiederaufbau<br />

seines alten Stadtschlosses<br />

Art de vivre<br />

Cannelés · 88<br />

Diese süße Leckerei ist<br />

schwer zu beschreiben,<br />

gehört inzwischen aber<br />

zum Mitbringsel einer jeden<br />

Reise aus Frankreichs<br />

Südwesten.<br />

78 Gedenkkult Charles de Gaulle, wohin man schaut<br />

82 Kulturprogramm <strong>September</strong> & <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong><br />

84 Kulturszene CDs, Bücher, Filme<br />

86 Wein Montrachet, ein Wein der Extraklasse<br />

88 Genuss Cannelés, knackige Hülle mit weichem Kern<br />

92 Chantals Rezept Mousse au chocolat<br />

Rubriken<br />

52 58<br />

78<br />

10-43<br />

64<br />

3 Editorial<br />

86<br />

6 On en parle<br />

44 Kulturschock<br />

51 Abonnement<br />

56 Leben in Frankreich<br />

88<br />

76 Arte-Programm<br />

94 Leserbriefe<br />

68<br />

74<br />

94 Impressum<br />

95 Heftnachbestellungen<br />

98 Vorschau<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 5


On En Parle<br />

Tour Saint-Jacques<br />

endlich ohne Baugerüst<br />

Nach sieben Jahren wurde das<br />

Baugerüst am Turm Saint-Jacques im<br />

Herzen von Paris unweit des Hôtel de Ville<br />

wieder entfernt. Der fünf Jahrhunderte<br />

alte und 62 Meter hohe Turm war einst<br />

der Ausgangspunkt für die Pilger nach<br />

Santiago de Compostela. Er gehörte<br />

zu einer mittelalterlichen Kirche, die<br />

während der Französischen Revolution<br />

zerstört wurde. Später vernachlässigt,<br />

ist er heute im Besitz der Stadt Paris. Die<br />

jahrelangen Restaurierungsarbeiten, in<br />

deren Zuge auch der kleine Park am Fuße<br />

des Turms neu gestaltet wird, werden<br />

aber erst im März 2009 endgültig ihren<br />

Abschluss finden. Die Sanierungskosten<br />

betragen insgesamt acht Millionen Euro.<br />

Schwerer Abschied von alten Autokennzeichen<br />

Wie in Deutschland, Österreich und der Schweiz verraten auch französische<br />

Nummernschilder den Herkunftsort des Halters, denn die letzten beiden Ziffern<br />

entsprechen der Nummer des Departements, in dem das Fahrzeug zugelassen ist.<br />

So steht etwa die Zahl 13 für das Departement Bouches-du-Rhône mit Marseille, die<br />

60 für das Departement Oise oder die 75 für Paris. Doch nun müssen die Franzosen<br />

von dem 1950 eingeführten System Abschied nehmen. Ein Vorhaben, das nicht<br />

wenigen missfällt. Generationen von Kindern liebten es, während langer Autofahrten<br />

die Departements hinter den Nummern zu erraten. Viele Autofahrer sind zudem stolz,<br />

dank des Autokennzeichens ihre Herkunft nach außen zeigen zu können. Ab dem 1.<br />

Januar 2009 soll damit nun Schluss sein. Das neue System sieht ein Nummernschild<br />

aus zwei Buchstaben, drei Zahlen und wiederum zwei Buchstaben vor (XX-123-XX),<br />

ohne dabei irgendeinen geografischen Bezug herzustellen. Außerdem wird es<br />

einmalig pro Auto bis zu seiner Verschrottung vergeben, ungeachtet irgendwelcher<br />

Halterwechsel oder Umzüge. Um dem massiven Druck der Öffentlichkeit gegen diese<br />

Änderung jedoch entgegenzuwirken, wurde das ursprünglich vorgesehene System<br />

leicht überarbeitet. In Zukunft darf am rechten Rand optional eine kleine Nummer<br />

für das Departement sowie das Logo der Region erscheinen. Ein Tribut an Umfragen,<br />

wonach sich 64 Prozent der Franzosen gegen diese Reform ausgesprochen hatten.<br />

Öffentlich-rechtliches Fernsehen werbefrei<br />

Nun scheint es endgültig zu sein: Nicolas Sarkozy hat entschieden, dass<br />

Frankreichs öffentlich-rechtliche Fernsehsender in Zukunft ohne die Einnahmen<br />

aus Werbespots auskommen müssen. Um den Einnahmeverlust auszugleichen,<br />

sollen Mobilfunk- und Internetanbieter 0,9 Prozent ihres jährlichen Umsatzes an<br />

France Télévisions überweisen. Auf Basis der Geschäftszahlen für das letzte Jahr<br />

würde dies 90 Millionen Euro für Orange, 81 Millionen Euro für SFR und 67 Millionen<br />

Euro für Bouygues Télécom bedeuten. Doch selbst damit ist man noch weit<br />

entfernt von den 800 Millionen Euro, die heutzutage durch Werbung in die Kassen<br />

der Fernsehanstalt gespült werden.<br />

Französische Hotelgäste sind mitnahmefreudig<br />

Nach einer Umfrage von Harris Interactive und Hotels.com haben 79 Prozent der französischen<br />

Reisenden kein schlechtes Gewissen dabei, Gegenstände aus ihrem Hotelzimmer mitgehen zu<br />

lassen. 52 Prozent der Befragten gehen sogar davon aus, dass diese Objekte im Zimmerpreis enthalten<br />

sind, 30 Prozent, dass es sich um Werbematerial für das Hotel handelt. Unter den eingesteckten<br />

Gegenständen steht hoteleigenes Duschgel ganz oben auf der Mitnahmeliste (78 Prozent), gefolgt<br />

vom Shampoo (58 Prozent) und Stiften sowie Notizblöcken (48 Prozent). Fast jeder Vierte hat auch schon<br />

einmal ein Handtuch in seinem Koffer verschwinden lassen und jeder Fünfte einen Bademantel oder<br />

Badelatschen. Zum Glück der Hoteliers vergreift sich aber nur eine kleine Minderheit an Bettwäsche,<br />

Teppichen oder gar dem Fernseher. Zur Ehre der Franzosen sei jedoch angemerkt, dass Hotelgäste<br />

anderer Nationalitäten laut übriger Umfragen nicht unbedingt weniger mitnahmefreudig sind.<br />

6 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Karl Lagerfeld in Warnweste<br />

Der schillernde Modeschöpfer Karl Lagerfeld erklärte sich<br />

bereit, bei einer neuen Werbekampagne zur Erhöhung<br />

der Straßensicherheit teilzunehmen. Die Aktion begleitet<br />

aktuell die neu eingeführte Pflicht in Frankreich, in jedem<br />

Fahrzeug zukünftig ein Warndreieck und eine Warnweste<br />

mitzuführen. Mit einer gelben Weste bekleidet, lässt er<br />

nicht ohne Humor verlauten: « Sie ist gelb, sie ist hässlich,<br />

sie passt zu nichts, aber sie kann Leben retten ».<br />

Supermarktkette gibt sich<br />

heimatverbunden<br />

Carrefour, eine der großen französischen Super<br />

marktketten, zielt mit einer neuen Wer bekam<br />

pag ne bewusst auf<br />

das Nationalgefühl ihrer<br />

Kunden. In den Anzeigen<br />

ist ein an ge schnit tener<br />

Cam em bert zu sehen,<br />

der an die bekannten<br />

Tor ten diagramme<br />

aus<br />

Sta tis ti ken erinnert. Dazu<br />

wird beteuert, dass 80<br />

Pro zent der bei Carrefour<br />

in Frankreich verkauften<br />

Nahrungs mittel aus heimischer<br />

Produktion stammen.<br />

Es wird erklärt,<br />

dass der Verkauf von<br />

französischen Produkten in Frankreich und<br />

brasilianischen in Brasilien logisch sei und dass<br />

sich das Unternehmen gerade für lokale und<br />

mittelständische Produzenten einsetze. Es bleibt<br />

abzuwarten, wie die Werbebotschaft bei den<br />

Konsumenten ankommen wird.<br />

SCHNAPPSCHÜSSE<br />

Sind Frankreichs Kinder internetsüchtig?<br />

Nach einer kürzlich von Calysto durchgeführten Studie chatten bereits<br />

72 Prozent der 11- bis 15-Jährigen im Internet. 38 Prozent besitzen sogar<br />

einen Blog und 36 Prozent erfreuen sich an Online-Spielen. Rund<br />

die Hälfte der jungen Franzosen aus dieser Altersgruppe verbringt<br />

mindestens zwei Stunden täglich im Internet.<br />

Erfolgreicher Jahresstart für die Kinos<br />

<strong>2008</strong> scheint ein gutes Jahr für die französischen Kinos zu werden.<br />

Nach der nationalen Vereinigung der Kinobetreiber stiegen die<br />

Besucherzahlen im ersten Halbjahr um 6,7 Prozent. Die sensationellen<br />

20 Millionen Eintrittskarten für den Überraschungserfolg « Bien venue<br />

chez les Ch’tis » trugen sicherlich dazu bei.<br />

Mit airberlin von der Spree an die Seine<br />

Ab dem kommenden Winterflugplan bieten nicht nur Lufthansa,<br />

Air France und EasyJet Nonstopverbindungen zwischen Berlin und<br />

Paris an, sondern auch airberlin. Zweimal täglich heben die rotweißen<br />

Flieger werktags von Tegel in Richtung der französischen<br />

Hauptstadt ab. Zuvor hatte die Fluggesellschaft jedoch ihr Angebot<br />

von Nonstopverbindungen zwischen Deutschland und Frankreich<br />

stark ausgedünnt. So fielen Direktverbindungen von Nürnberg und<br />

München nach Paris sowie von München und Stuttgart nach Nizza<br />

in letzter Zeit aus dem Flugplan.<br />

Dämme und Talsperren in schlechtem Zustand<br />

Gemäß einem Parlamentsbericht sind Frankreichs Dämme und Talsperren<br />

in einem schlechten Zustand. Außerdem ist die exakte Anzahl<br />

schwer zu erfassen, so zahlreich sind die Anlagen. Allein das Depart<br />

ement Gers zählt beispielsweise mehr als 2.800 Dämme. Um eine<br />

Katastrophe wie im Jahre 1959, als beim Zusammenbruch der Barrage<br />

de Malpasset im Var 423 Opfer gezählt wurden, zu verhindern,<br />

for dert der Bericht eine Ausweitung der Kontrollmaßnahmen und<br />

eine Erhöhung der Instandhaltungsinvestitionen.<br />

Größerer Tisch für den Verfassungsrat<br />

Nachdem Jacques Chirac entschieden hat, zukünftig den Sitzungen<br />

des Verfassungsrates beizuwohnen, was wiederum Valéry Giscard<br />

d’Estaing zu einer Teilnahme motivierte (wir berichteten), ist nun<br />

bekannt geworden, dass die ehrwürdige Institution beim nationalen<br />

Möbelservice einen größeren Konferenztisch angefordert hat, um<br />

Platz für die beiden Altpräsidenten zu schaffen. Das gute Stück soll<br />

in Kürze eintreffen…<br />

Marseille, Hauptstadt des Boulespiels<br />

Zum 47. Mal war die Mittelmeermetropole diesen Sommer die<br />

Hauptstadt des Pétanque, wie das Boulespiel in Frankreich heißt. Eine<br />

Woche lang traten rund 13.000 Spieler, darunter 756 Frauen, aus zwölf<br />

Nationen bei rund 15 Spielen pro Tag gegeneinander an. Mehr als<br />

150.000 Besucher verfolgten die Wettkämpfe. Der jüngste Teilnehmer<br />

war gerade mal 13 Jahre alt, der älteste 94 Jahre. Der Sport selbst ist<br />

kaum älter, feierte er letztes Jahr doch seinen 100. Geburtstag.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 7


On En Parle<br />

Cäsar-Büste in der<br />

Rhone gefunden<br />

Einen außergewöhnlichen Fund machten<br />

Archäologen in Arles im Süden Frankreichs:<br />

Auf dem Grund der Rhone entdeckten sie<br />

eine Marmorbüste von Julius Cäsar. Und<br />

nicht nur irgendeine, sondern eine Büste,<br />

die noch zu seinen Lebzeiten und nicht erst<br />

nachträglich angefertigt wurde. Sie ist also<br />

besonders originalgetreu. Die Bergung<br />

des kostbaren Fundes nahmen speziell<br />

ausgebildete Taucher vor. Arles wurde<br />

einst von dem römischen Kaiser gegründet,<br />

die Präsenz der Büste lässt sich also leicht<br />

erklären. Und auch ihr Verschwinden im<br />

Fluss ist nicht so verwunderlich, war es<br />

nach der Ermordung Cäsars schließlich<br />

nicht gerade vorteilhaft, als einer seiner<br />

Bewunderer zu gelten.<br />

Bordeaux’ Titel als UNESCO-Weltkulturerbe in Gefahr<br />

Nur ein Jahr nachdem Bordeaux von der UNESCO zum Weltkulturerbe<br />

ernannt wurde und in einem Moment, wo die Stadt sich um den Titel<br />

der europäischen Kulturhauptstadt im Jahre 2013 bemüht, musste die<br />

Stadtverwaltung eine schmerzliche Ohrfeige einstecken. Die UNESCO<br />

stellt die Weinmetropole unter besondere Aufsicht. Die Stadt entging<br />

nur knapp der Schmach, als bedrohtes Weltkulturerbe eingestuft zu<br />

werden. Der Grund liegt in der Zerstörung einer unter Denkmalschutz<br />

stehenden Brücke, der Pont du Pertuis, am Eingang der Bassins à flots.<br />

Die 25 Meter lange Drehmetallbrücke aus dem Jahre 1911 war die letzte<br />

dieser Art in Frankreich. Der Bürgermeister Alain Juppé hatte zuvor auch<br />

noch die Zerstörung der Passerelle Saint-Jean, auf der Züge verkehren,<br />

angedacht, bevor er nun wieder davon Abstand genommen hat. Die<br />

ganze Angelegenheit erinnert an einen anderen Streit, bei dem der<br />

Weltkulturerbetitel ebenfalls in Gefahr ist: das Elbtal in Dresden.<br />

Neuer Goldzaun in Versailles<br />

327 Jahre nach der Konstruktion durch Jules Hardouin<br />

Mansard wurde nach zweijährigen Bauarbeiten der<br />

vergoldete Zaun vor dem Schloss von Versailles, der<br />

während der Französischen Revolution verschwunden<br />

war, wieder errichtet. Für die 80 Meter waren 15 Tonnen<br />

Eisen und 100.000 Goldblättchen notwendig. Die<br />

Kosten in Höhe von fünf Millionen Euro wurden durch<br />

einen privaten Fonds finanziert.<br />

Notre-Dame-de-Fourvière<br />

ohne Jungfrauenstatue<br />

Die vergoldete Jungfrauenstatue, die seit 1852<br />

auf der Kathedrale Notre-Dame-de-Fourvière<br />

in Lyon thront, ging auf ungewöhnliche<br />

Wanderschaft. Mittels eines 60 Meter hohen<br />

Krans wurde die Statue auf den Boden<br />

zurückgeholt, wo sie nun rund sechs Monate<br />

bleiben wird, währenddessen Bauarbeiter<br />

das Dach der Kirche restaurieren.<br />

8 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


LIBERTÉ, ÉGALITÉ,<br />

STRASSENLAGÉ.<br />

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Fokus Burgund<br />

Burgund – Im Herzen<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Frankreichs<br />

Die Region Burgund hat eine<br />

Schnecke als Wappentier.<br />

Wenn auch dieses kleine Tierchen<br />

eine der vielen Spezialitäten der<br />

regionalen Küche ausmacht, kann man<br />

sich ein Lächeln dennoch nicht verkneifen.<br />

Denn Dynamik ist nicht gerade<br />

die Qualität, für die die Schnecke<br />

bekannt wäre, und so überrascht dieses<br />

Symbol, das auf vielfältige Weise von<br />

Burgund für seine Öffentlichkeitsarbeit<br />

genutzt wird. Zumal es sich in der heutigen<br />

Zeit eine Region eben nicht leisten<br />

kann, sich in ihr Schneckenhaus<br />

zurückzuziehen.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 11


Fokus Burgund<br />

S. 10/11: Der Wechsel von Feldern und Wäldern ist typisch für den Morvan.<br />

Von oben nach unten: Getreidefelder im Côte-d’Or, Abtei von Cluny, Basilika von<br />

Vézelay, Park des Musée de Cluny, Quelle der Seine, Canal de Bourgogne.<br />

Im Gegenteil, Dynamik ist das Gebot<br />

der Stunde. Also alles ein schrecklicher<br />

Fehler der Verantwortlichen, die<br />

dieses Symbol einst ausgesucht haben?<br />

Haben die etwa versäumt, an diesen<br />

Teil des Images der Schnecke zu denken?<br />

Oder will die Region etwa gar<br />

nicht für sich werben, um entdeckt zu<br />

werden? Wenn man genauer darüber<br />

nachdenkt, entdeckt man aber durchaus<br />

einen gewissen Humor hinter dieser<br />

Wahl. Sicher, zuerst muss man an<br />

die sprichwörtliche Langsamkeit der<br />

Schnecke denken. Aber diese Eigenschaft<br />

soll auch an die Verbundenheit<br />

mit den vergangenen Epochen erinnern<br />

und an Zeiten, als die Dinge sich<br />

eben noch nicht mit der rasenden Geschwindigkeit<br />

des Heute entwickelten.<br />

So hat die Schneckenidee eigentlich<br />

etwas sehr Beruhigendes.<br />

Vielleicht ist das eine der größten<br />

Qualitäten dieser Region – Burgund<br />

beruhigt. Zunächst durch seine unaufgeregte<br />

geografische Lage und Struktur:<br />

Burgund liegt mitten in Frankreich,<br />

etwa 100 Kilometer südöstlich<br />

von Paris, und ist in vier Departements<br />

unterteilt: Yonne, Côte-d’Or, Saôneet-Loire<br />

und Nièvre. Die Lage gibt<br />

der Region ein gemäßigtes und kontinentales<br />

Klima: heiß und trocken in<br />

den Sommern, und einigermaßen regenreich<br />

den Rest des Jahres. Sie liegt<br />

auf einer mittleren Höhe zwischen 150<br />

und 600 Metern, wobei unter den Bergen<br />

der Mont Morvan der höchste und<br />

mit seinen 901 Metern nicht wirklich<br />

überragend ist. Die Landschaft besteht<br />

aus Wäldern, weiten Getreidefeldern<br />

und natürlich den typischen Weinhügeln.<br />

Inmitten Burgunds ist der Parc<br />

Naturel Régional du Morvan die grüne<br />

Lunge der Region.<br />

Es gibt in Burgund auch keine felsigen<br />

Küsten, keine gefährlichen Klippen,<br />

keinen entfesselten Ozean. Ganz<br />

im Gegenteil, man findet ruhige und<br />

gebändigte Gewässer. Die 1.200 Kilometer<br />

Flusslandschaft und die beiden<br />

großen Kanäle, der Canal de Bourgogne<br />

und der Canal du Nivernais, erfreuen<br />

die Touristen. Im Departement<br />

Côte-d’Or entspringt auf einer Höhe<br />

von 470 Metern in Saint-Germain-<br />

Source-Seine die Seine. Als Petitesse<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Burgund ist in der ganzen Welt für seinen Wein berühmt.<br />

gilt, dass die Stadt Paris seit 1864 Eigentümerin<br />

des Quellgrundes ist. Man<br />

sagt, dass die Pariser damit die Quelle<br />

« ihres » Flusses sichern wollten. Sogar<br />

eine kleine Grotte wurde errichtet und<br />

ein paar Bänke davor aufgestellt.<br />

Der wichtigste Zufluss der Seine,<br />

die Yonne, entspringt südöstlich von<br />

Château-Chinon in Glux-en-Glenne<br />

im Departement Nièvre. Auch hier ein<br />

kleines, nicht unbedeutendes Detail:<br />

Obwohl die Yonne bei der Mündung<br />

in die Seine der größere und bedeutendere<br />

Fluss ist, heißt es, dass die Yonne<br />

in die Seine mündet und nicht umgekehrt.<br />

Rein geografisch betrachtet,<br />

würde Paris eigentlich an der Yonne<br />

und nicht an der Seine liegen.<br />

Auch die Lebensqualität in Burgund<br />

hat etwas Beruhigendes. Es<br />

gibt keine hektischen Metropolen, die<br />

Hauptstadt Dijon ist mit ihren 150.800<br />

Einwohnern kaum eine Großstadt. Sie<br />

rangiert auf Platz 18 in der Liste der<br />

größten französischen Städte. Lange<br />

wollten die Leute aus Burgund nicht<br />

einmal eine Autobahn, um ihre Abgeschiedenheit<br />

nicht zu stören. Heute ist<br />

man allerdings sehr froh, Autobahnen<br />

zu haben, die es erlauben, die vielen<br />

Touristen schnell ins Land zu bringen.<br />

Burgund ist ein wichtiges Transitland<br />

zwischen Nord- und Südeuropa, zwischen<br />

Osteuropa und dem Atlantik<br />

geworden. Es hat sich aber auch herumgesprochen,<br />

dass sich ein längerer<br />

Stopp in Burgund durchaus lohnt.<br />

Schließlich gibt es hier so einzigartige<br />

historische und architektonische Sehenswürdigkeiten<br />

zu besichtigen wie<br />

Vézelay, Cluny, Fontenay oder auch<br />

das Hôtel-Dieu von Beaune mit seinen<br />

glasierten Ziegeln. Und das ist noch<br />

längst nicht alles...<br />

Zu den Vorzügen Burgunds gehört<br />

natürlich auch die Gastronomie. Hier<br />

findet jeder, was sein Herz begehrt.<br />

Wenn die berühmten Schnecken auch<br />

nicht jedermanns Sache sind, so locken<br />

doch zahlreiche andere Spezialitäten<br />

wie Boeuf bourguignon, der Morvan-<br />

Schinken, Coq au vin und natürlich<br />

der Käse von Epoisse. Alle diese Dinge<br />

werden auf das Beste von delikaten<br />

Burgunderweinen begleitet: Chablis,<br />

Gevrey-Chambertin, Romanée,<br />

Pommard, Meursault, Montrachet,<br />

Saint Vérant... Namen, die die Augen<br />

der Weinkenner auf der ganzen Welt<br />

glänzen lassen. Nicht umsonst spricht<br />

man manchmal von den « Champs-<br />

Elysées des Weines », wenn man die<br />

berühmte Weinstraße von Dijon nach<br />

Beaune meint.<br />

Burgund ist also eine ruhige Region,<br />

in der es sich gut leben lässt. Ein<br />

Flecken Erde, wo jeder, der die Ruhe<br />

und das ländliche Leben liebt, auf<br />

seine Kosten kommt. Und doch sollte<br />

man die Region nicht auf ihre Ruhe<br />

und ihre kulinarischen Genüsse reduzieren,<br />

sie hat bei Weitem mehr zu<br />

bieten. Viele Entdeckungen lassen sich<br />

machen, die weit entfernt davon sind,<br />

als gängige Touristenziele bekannt zu<br />

sein.


Fokus Burgund<br />

Morvan –<br />

Einst vergessen, heute ein<br />

grüner Schatz<br />

Im Herzen Burgunds gelegen, haftete dem Morvan über Jahrzehnte der<br />

Ruf an, zurückgeblieben und wenig spannend zu sein. Heute aber ist für<br />

die Bewohner dieses Mittelgebirges der Moment der Revanche gekommen.<br />

Vor allem eine unberührte Natur lockt Besucher aus nah und fern.<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Am 24. <strong>Oktober</strong> 2001 ergriff Ségolène Royal, damals Familienministerin,<br />

im Auftrag ihres Kollegen, dem Umweltminister, das<br />

Wort im Senat in Paris. Sie antwortete auf eine Anfrage von René-Pierre<br />

Signé, Senator des burgundischen Departements Nièvre, der<br />

wissen wollte, ob der Morvan als Gebirgsmassiv anerkannt werden<br />

könnte. Hinter dieser, auf den ersten Blick vielleicht banal wirkenden<br />

Frage, standen mehr als nur irgendwelche geologischen Überlegungen.<br />

Es ging um handfeste wirtschaftliche Interessen. Denn Gebirgsmassive<br />

und ihre Kommunen erhalten vom französischen Staat eine besondere<br />

Unterstützung. Der Senator wusste dies. Die Ministerin natürlich auch.<br />

Um als Gebirgsmassiv anerkannt zu werden, müssen allerdings<br />

gewisse Kriterien erfüllt sein. Zunächst sind Berge erforderlich. Im<br />

Morvan scheint dies etwas anmaßend, aber immerhin durchzieht das<br />

Mittelgebirge von Norden nach Süden eine Granitkette mit Höhen<br />

zwischen 300 und 900 Metern – mit dem Haut-Folin als höchste Erhebung<br />

(901 Meter). Doch kann man im Falle des Morvan auch von einem<br />

Massiv sprechen, selbst wenn sich die Höhenzüge auf einer Länge von<br />

rund 100 Kilometern und einer Breite von 20 bis 40 Kilometern erstrecken?<br />

Schließlich sind die geologischen Gegebenheiten nicht mit denen<br />

der Alpen oder Pyrenäen vergleichbar. Die Regierung schien 2001<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 15


Fokus Burgund<br />

jedenfalls noch nicht bereit gewesen zu sein, diese Frage zu<br />

bejahen, auch wenn Ségolène Royal von einer « unstrittig<br />

fragilen Landschaft » sprach.<br />

Doch vier Jahre später war es endlich soweit: 2005 entschloss<br />

sich der Staat, dem Wunsch der Bevölkerung, den<br />

Morvan als Gebirgsmassiv anzuerkennen, nachzukommen.<br />

Man griff dabei auf einen Trick zurück, indem man den<br />

Morvan kurzerhand dem Zentralmassiv zuordnete. Zwar<br />

liegen zwischen dem 1.886 Meter hohen Puy de Sancy, dem<br />

höchsten Berg des Zentralmassivs, und Château-Chinon,<br />

der « Hauptstadt » des Morvan, rund 250 Kilometer. Für<br />

Geologen macht eine solche Zuordnung aber dennoch Sinn<br />

und dies war die Hauptsache. Seit dem 28. <strong>Oktober</strong> 2005<br />

ist der Morvan offiziell kraft Gesetzesbeschluss also ein<br />

Teil des Zentralmassivs – mit allen Vorteilen, die für die<br />

Kommunen damit einhergehen.<br />

Hôtel du Vieux-Morvan, das Zimmer 15 befindet<br />

sich in der ersten Etage ganz links.<br />

Ein langer Weg zur Anerkennung<br />

Für die Menschen des Morvan ist es ein schöner Sieg.<br />

Denn aus einem lange Zeit von außen als ungastlich bezeichneten<br />

Landstrich wird plötzlich eine Landschaft voller<br />

Potentiale. Der Grundstein dafür wurde allerdings schon<br />

1970 mit der Gründung des Parc Naturel Régional du Mor-<br />

Geschenke von Mitterrands Reisen nach Afrika.<br />

Das Laufrad war ein Präsent des Bürgermeisters von Karlsruhe.<br />

Ausstellungsraum im Musée du Septenat.<br />

Die Goldpalme war ein Geschenk der<br />

Vereinigten Arabischen Emirate.<br />

Ein Mitbringsel von einem<br />

Staatsbesuch in der Elfenbeinküste.<br />

S. 14/15: Ein bei Anglern beliebter Teich in der Nähe von Le Pont-Charrot.<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


van gelegt. Damals interessierte sich kaum jemand für diese<br />

Gegend, die aufgrund ihrer Größe gut ein eigenes Departement<br />

bilden könnte, sich in der Realität aber auf die vier<br />

burgundischen Departments verteilt. Denn während die<br />

Wälder des Morvan gerade einmal als Lieferant für Weihnachtsbäume<br />

dienten, fand die wirtschaftliche Entwicklung<br />

Burgunds in anderen Ecken der Region statt, wo große<br />

Getreidefelder und renommierte Weingüter für Wohlstand<br />

sorgten. In den 1970er- und 1980er-Jahren gab es außer den<br />

Einheimischen nicht viele, die überhaupt an eine Zukunft<br />

des Morvan glaubten.<br />

Der Naturpark leitete aber die Wende ein. Langsam<br />

veränderte sich der Blickwinkel der Menschen auf diese<br />

naturbelassene Oase voller Ursprünglichkeit. Hier gab es<br />

noch eine Landschaft, die man im benachbarten, agrarisch<br />

stark genutzten Côte-d’Or vergebens suchte. Die Pariser<br />

unterbrachen zunehmend ihre Fahrt in den Süden im Morvan,<br />

angelockt von Schildern mit dem Hinweis « Monts du<br />

Morvan » an der Autobahn A6. Heute haben nicht wenige<br />

Hauptstädter sogar ihr Wochenend- oder Ferienhaus in<br />

diesem Mittelgebirge.<br />

Doch trotz des Erfolges bleibt man im Morvan bodenständig.<br />

Man will keinen Massentourismus. Die Unterkünfte<br />

sind meist Pensionen, die Straßen sind schmal und<br />

kurvig. Ein schnelles Fortkommen ist kaum möglich. Die<br />

Sicht ist durch die dichte Vegetation entlang der Straßen<br />

und das Licht- und Schattenspiel zwischen Wäldern und<br />

Lichtungen eingeschränkt. Im Morvan geht es ums pure<br />

Naturerlebnis, um die Befriedigung einer in Mode gekommenen<br />

Sehnsucht nach einem Leben auf dem Land.<br />

das Musée du Septenat, in Château-Chinon eröffnet. Wie<br />

in einer Ali Baba-Höhle kann man dort die unterschiedlichsten<br />

Objekte aus der ganzen Welt bewundern,<br />

alle meist recht kostbar, wenn auch von völlig<br />

unterschiedlichem Geschmack. Es ist interessant zu<br />

sehen, mit welcher Mühe manche Staatsmänner und<br />

Könige nach ungewöhnlichen Geschenken gesucht haben<br />

müssen. Zu den Exponaten gehört eine Sammlung<br />

von Aschenbechern aus Silber genauso wie mit persönlichen<br />

Widmungen versehene Fotos. Auch ein Laufrad,<br />

Vorgänger des Fahrrads, ist dabei – ein Geschenk des<br />

Bürgermeisters von Karlsruhe.<br />

Auf einem Hügel oberhalb der Stadt hat die Gemeinde<br />

außerdem ein Denkmal für François Mitterrand<br />

errichten lassen. Es erinnert ein wenig an einen Gefängnishof<br />

und lohnt wegen seiner Architektur nicht unbedingt<br />

einen Umweg. Dafür hat man von dort oben einen<br />

wunderschönen Ausblick auf die Umgebung. Man sagt<br />

zudem, dass der Präsident gerne an diese Stelle kam, um<br />

nachzudenken und Kraft zu tanken. Es ist aber zu bezweifeln,<br />

dass er dieses Denkmal gemocht hätte.<br />

Der Präsident logierte in Zimmer 15<br />

Zu den Menschen, die schon immer die Vorzüge des<br />

Morvan zu schätzen wussten, gehörte François Mitterrand.<br />

Der ehemalige Staatspräsident fühlte sich stets der Kleinstadt<br />

Château-Chinon eng verbunden, deren Bürgermeister<br />

er von 1959 bis 1981 war. Da er jedoch keine Wohnung<br />

im Ort besaß, mietete er immer ein Zimmer im Hôtel du<br />

Vieux-Morvan, und zwar das Zimmer 15. Es war auch<br />

an diesem Ort, wo er 1981 vor Hunderten von Einheimischen<br />

und einigen Journalisten von seinem Sieg bei den<br />

Präsidentschaftswahlen erfuhr. Noch heute existiert dieses<br />

Hotel, das seiner Philosophie treu blieb und mit schlichten,<br />

kostengünstigen Zimmern aufwartet.<br />

Später schenkte François Mitterrand Château-Chinon<br />

einen Großteil der Präsente, die er während seiner beiden<br />

Amtszeiten als französischer Präsident von anderen Staatsoberhäuptern<br />

erhalten hatte. « Es scheint mir nur normal,<br />

dass ich die Geschenke, die mir in meiner offiziellen<br />

Funktion überreicht wurden, der Öffentlichkeit zugänglich<br />

mache », verkündete der erste sozialistische Präsident der<br />

Fünften Republik dazu. Es war vielleicht normal, dennoch<br />

stellte es ein Novum dar. Seine Vorgänger behielten die<br />

Präsente nach dem Ende ihrer Amtszeit lieber für sich.<br />

Am 12. Juli 1986 wurde ein entsprechendes Museum,<br />

Das Musée du Septenat zeugt bis heute von der<br />

Verbundenheit François Mitterrands mit Château-Chinon.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · <strong>17</strong>


Fokus Burgund<br />

Das Musée Romain Rolland d’Art et d’Histoire erzählt davon, wie der Morvan die Hauptstadt mit Brennholz versorgte.<br />

Brennholz für die Hauptstadt<br />

Der Transport des Holzes vom Morvan bis nach<br />

Paris dauerte ungefähr elf Tage.<br />

Im Morvan sollte man ein anderes Museum<br />

ebenfalls nicht verpassen, das Musée Romain Rolland<br />

d’Art et d’Histoire in Clamecy. Meist gelten<br />

Heimatmuseen als recht miefig und wenig interessant.<br />

Nicht so in Clamecy. Dort lernt man eine<br />

ganz andere Seite des Morvan kennen, und zwar<br />

die als Versorger der französischen Hauptstadt mit<br />

Brennholz. Früher war rund die Hälfte der Fläche<br />

des Mittelgebirges mit Wäldern bedeckt. Seit<br />

dem 16. Jahrhundert begann dann die regelmäßige<br />

Ausbeutung dieses bedeutenden Rohstoffes.<br />

Dabei nutzte man auf sehr raffinierte Weise die<br />

Gegebenheiten der Region. Wegen des felsigen<br />

Untergrundes gibt es im Morvan zahlreiche Bäche<br />

und Flüsse. Es lag also nahe, diese Wasserstraßen<br />

für den Transport zu nutzen. Denn der Bedarf der<br />

Pariser an Brennholz war so groß, dass die Wälder<br />

in direkter Umgebung der Hauptstadt bereits stark<br />

Die Holzstämme wurden zu Flößen zusammengebunden.<br />

18 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


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Fokus Burgund<br />

Am Lac de Pannecière, dem größten der Stauseen im Morvan.<br />

abgeholzt waren. Der Morvan besaß aber nicht nur große<br />

Wälder, sondern war durch die Yonne, die in die Seine<br />

mündet, auch direkt mit Paris verbunden. Man konnte das<br />

Holz also über den Fluss bis nach Paris treiben lassen.<br />

Der erste Holztransport erfolgte 1547. Die Blütezeit<br />

dieses Handels war rund zwei Jahrhunderte später, in den<br />

Jahren von <strong>17</strong>85 bis 1816. Die Pariser benötigten zum Heizen<br />

in der Zeit eine Million Ster Holz pro Jahr. Clamecy<br />

war die Drehscheibe dieses Handels. Im Rekordjahr 1804<br />

stammten 90 Prozent des Pariser Brennholzes aus dem<br />

Morvan, wobei drei Viertel des Transports über Clamecy<br />

abgewickelt wurde. Der letzte Holztransport verließ den<br />

Ort im Jahre 1923. Die Eröffnung des Canal du Nivernais<br />

sowie das Aufkommen neuer Energiequellen für die Hauptstadt,<br />

insbesondere Kohle und Gas, führten zum Ende des<br />

Holztransports. So erzählt das kleine Museum von Clamecy<br />

auf rührende Weise nicht nur die lokale Vergangenheit,<br />

sondern auch viel von Paris.<br />

Land der Stauseen<br />

Noch heute hat dieses Kapitel der Geschichte seine<br />

Spuren in der Landschaft des Morvan hinterlassen. Denn<br />

für den Holztransport mussten die Flüsse an vielen Stellen<br />

aufgestaut werden, im Herzen des Mittelgebirges entstanden<br />

dadurch große Seen. Zwar werden sie heute nicht mehr<br />

für den Holztransport benötigt, dennoch haben sie wichtige<br />

Funktionen inne. Entweder dienen sie der Stromerzeugung<br />

und der Regulierung der Wasserstände (Lac de Pannecière,<br />

Lac des Settons, Lac de Chaumeçon, Lac de Crescent) oder<br />

als Trinkwasserreservoir (Lac de Saint-Agnan und Lac de<br />

Chamboux).<br />

Der größte dieser Seen ist der Lac de Pannecière (520<br />

Hektar mit einer maximalen Länge von 13 Kilometern)<br />

nördlich von Château-Chinon. Überlebenswichtig ist er<br />

20 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 21


Fokus Burgund<br />

Beim Anblick des Lac de Pannecière mag man heute kaum mehr glauben, dass dieser See einst künstlich geschaffen wurde.<br />

Angler auf dem Lac des Settons.<br />

Die Yonne auf dem Weg zur Seine.<br />

22 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


aber für eine Stadt außerhalb des Morvan: Paris,<br />

erneut! Denn nach den großen Überschwemmungen<br />

in der Weltstadt, besonders im Jahre 1910,<br />

beschloss die Regierung, die Zuläufe der Seine<br />

besser zu kontrollieren und Stauseen zu bauen.<br />

Der Lac de Pannecière trägt seitdem mit dazu bei,<br />

den Wasserstand der Seine innerhalb der Hauptstadt<br />

möglichst konstant zu halten, auch wenn die<br />

Überschwemmungen nicht völlig verschwunden<br />

sind.<br />

Holzflöße für die Hauptstadt<br />

Um das Brennholz aus dem Morvan nach Paris<br />

zu schaffen, wurden Holzstämme zu Flößen<br />

zusammengebunden, die rund 75 Meter lang sowie<br />

4,50 Meter breit waren und aus rund 200 Ster Holz<br />

bestanden. An einem zuvor festgelegten Tag begann<br />

der Transport in Richtung Hauptstadt. Wasser wurde an<br />

den 22 Staudämmen entlang der Yonne so abgelassen,<br />

dass sich die Holzflöße quasi von alleine fortbewegten.<br />

Dies war aber nicht ohne Risiken, ließen sich die Flöße<br />

im Sog des Wassers doch nur schwer lenken. Hinter<br />

Auxerre wurden mehrere Flöße zusammengefasst,<br />

um das Fortkommen zu beschleunigen. Insgesamt<br />

dauerte der Transport bis nach Paris ungefähr elf Tage.<br />

Die den Transport begleitenden Arbeiter brauchten<br />

im Anschluss rund vier Tage, um zu Fuß wieder in den<br />

Morvan zu gelangen.<br />

Der Stausee stellt dabei ein beachtliches Wasserreservoir<br />

dar. In den Monaten von November<br />

bis Juni wird vor allem Wasser aufgenommen, von<br />

Juli bis <strong>Oktober</strong> dagegen abgelassen. Die Schwankungen<br />

des Wasserstandes betragen 25 Meter. Am<br />

niedrigsten ist er Ende <strong>Oktober</strong>. Um die Sicherheit<br />

weiter zu erhöhen, wurde vor noch gar nicht<br />

Der Lac des Settons ist ein beliebtes Naherholungsgebiet.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 23


Fokus Burgund<br />

Cyril Serafin begutachtet seine Schneckenaufzucht.<br />

so langer Zeit ein neues Sicherheitssystem auf der Staumauer<br />

errichtet. Würde sie jemals brechen, ergössen sich mehr als<br />

80 Millionen Kubikmeter Wasser in Richtung Paris. Eine<br />

nicht vorzustellende Katastrophe. In der ganzen Region ist<br />

man sich der Gefahr durchaus bewusst. So gibt es in Auxerre<br />

ein Warnsystem, mit dessen Hilfe in maximal 30 Minuten<br />

alle Einwohner telefonisch über einen Dammbruch informiert<br />

würden.<br />

Wegen der reichen Fischbestände mögen auch zahlreiche<br />

Angler den Lac de Pannecière. Ohnehin sind seine<br />

Ufer längst zu einem beliebten Naherholungsgebiet geworden,<br />

allerdings ohne dass sie ihre Wildheit verloren<br />

haben. Ein Paradies für alle Naturliebhaber. Wer dagegen<br />

ein Fan des Wassersports ist, sollte lieber den Lac<br />

des Settons aufsuchen. Der See ist mit 360 Hektar zwar<br />

etwas kleiner, besitzt dafür aber eine gute Infrastruktur<br />

für diverse Wassersportarten und ist gut für Familien<br />

geeignet.<br />

Ein Paradies für Schneckenliebhaber<br />

Eine ganz andere Attraktion erwartet einen in Onlay,<br />

einem winzigen Dorf südlich von Château-Chinon bzw.<br />

östlich von Moulins-Engilbert. Cyril und Sibylle Serafin<br />

unterhalten dort einen Gasthof und eine Schneckenaufzuchtstation.<br />

Eine gute Möglichkeit, die kulinarischen<br />

Klassiker der Region auszuprobieren. Auf jeden Fall sollte<br />

man sich nicht die köstlichen Schneckengerichte entgehen<br />

lassen, wobei natürlich nur Tiere aus der eigenen Aufzucht<br />

verwendet werden. Bei Interesse zeigt das junge Paar nach<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Dünne Netze schützen die Schnecken vor Vögeln.<br />

Schnecken sind eine Spezialität Burgunds.<br />

dem Essen gerne die Aufzuchtstation,<br />

in der nicht weniger als 100.000<br />

Schnecken leben – sorgsam gepflegt<br />

und mit einem dünnen Netz vor Vögeln<br />

geschützt.<br />

Es dauert fünf bis sechs Monate,<br />

bis eine Schnecke auf den Speiseteller<br />

kommt. Die Aufzucht ähnelt der von<br />

Austern. Larven werden auf Holzplanken<br />

gesetzt, die regelmäßig durch ein<br />

automatisches Bewässerungssystem<br />

befeuchtet werden. Dabei kommen<br />

weder Chemikalien noch Dünger zur<br />

Verwendung, alles ist ganz natürlich.<br />

Für Cyril und Sibylle ist dies sehr<br />

wichtig. Schließlich gibt es für die<br />

Schnecken aus Burgund keinen Schutz<br />

als Appellation d’Origine Contrôlée<br />

(AOC). In vielen Restaurants Burgunds<br />

kommen burgundische Schnecken in<br />

Wirklichkeit aus Osteuropa.<br />

Der Morvan ist eine Region, die<br />

entdeckt werden will und mit vielen<br />

Überraschungen aufwarten kann.<br />

Wenn man auf der Terrasse des kleinen<br />

Gasthauses sitzt, kann man gar<br />

nicht mehr nachvollziehen, warum der<br />

Morvan einst von den Menschen links<br />

liegen gelassen wurde. Er lohnt mehr<br />

als nur eine einzige Reise.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 25


Fokus Burgund<br />

26 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Bibracte<br />

Galliens Hauptstadt<br />

vom Staub befreit<br />

Die Hauptstadt Galliens versank in den letzten 2000 Jahren im Dornröschenschlaf und erlebt<br />

heute, dank der unermüdlichen Arbeit der Archäologen, ihre Auferstehung. Bibracte, das ist<br />

ein Ort mitten in Europa, der das historische Erbe der Gallischen Kriege, ein europäisches Forschungszentrum<br />

für Geschichte und ein Museum für Archäologie und keltische Kunst vereint.<br />

Wie wäre es mit<br />

einem kleinen<br />

h i s t o r i s c h e n<br />

Ausflug zu den Wurzeln der<br />

Franzosen? Die verweisen<br />

gern und zu Recht auf ihre<br />

gallischen Vorfahren, aber<br />

sie erwähnen dabei selten,<br />

dass darin auch keltische<br />

Ursprünge enthalten sind.<br />

Wie übrigens bei den meisten<br />

europäischen Völkern<br />

und selbst einigen Völkern<br />

Kleinasiens, die einst von Der Museumsbau passt sich harmonisch in die Landschaft ein.<br />

den Kelten erobert wurden.<br />

Die außergewöhnliche und kriegerische Kultur der Kelten Die Gallier waren also keltische Volksstämme, die als<br />

begann im 8. Jahrhundert vor Christus von Hallstatt aus (im kriegerische und unzähmbare Barbaren mit struppigen<br />

heutigen Österreich) ihren jahrhundertelangen Eroberungszug<br />

durch die Regionen, die wir heute als Spanien, Portugal, Römern Gallien genannt wurde, erstreckte sich über das<br />

Haaren und wilden Bärten galten. Ihr Gebiet, das von den<br />

die Türkei, Italien, England, Frankreich und Irland kennen. gesamte heutige Frankreich, Belgien und den Norden Italiens.<br />

Asterix und Obelix, wohl die berühmtesten Gallier<br />

Die Kelten haben zwar niemals ein zentralisiertes Reich gegründet,<br />

ließen sich aber auf einem riesigen Gebiet nieder aller Zeiten, hätten also durchaus Belgier oder Norditaliener<br />

sein können.<br />

und wirkten tiefgreifend auf die Kulturen ein, denen sie begegneten.<br />

Vor 2500 Jahren konnte von « Franzosen » also noch<br />

Gegenüberliegende Seite: Statur von Vercingétorix in Alésia, wo die entscheidende Schlacht zwischen Römern und Galliern stattfand.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 27


Fokus Burgund<br />

nicht die Rede sein. Einer der keltischgallischen<br />

Stämme waren die Häduer<br />

(frz. Eduens). Diese hatten sich in<br />

Gebieten der heutigen Departements<br />

Allier, Côte-d’Or, Nièvre und Saôneet-Loire<br />

niedergelassen. Sie kontrollierten<br />

nicht weniger als drei der<br />

bedeutendsten französischen Flüsse,<br />

die Loire, die Saône und die Yonne,<br />

und verfügten über eine entwickelte<br />

politische Struktur. So konnte es nicht<br />

lange dauern, bis sie mit den Römern<br />

in Kontakt kamen. Man geht heute davon<br />

aus, dass es erste römische Händler<br />

gewesen sein mussten, die über die<br />

Flüsse bis in das Gebiet der Häduer<br />

vordrangen. Das jedenfalls würde<br />

erklären, wieso die Römer mit ihnen<br />

seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. eine<br />

Allianz eingegangen waren und der<br />

römische Senat sie sogar zu « Freunden<br />

der Republik » erklärte. Diese scheuten<br />

sich nicht einmal, Cäsars Truppen mit<br />

Lebensmitteln zu versorgen, wenn der<br />

mal wieder mit den Galliern im Kriegzustand<br />

war. Doch das Jahr 52 v. Chr.<br />

brachte einen politischen Umschwung<br />

und die Häduer schlossen sich den<br />

gallischen Stämmen unter dem Befehl<br />

ihres Anführers Vercingétorix an.<br />

Was nicht eben ihre beste politische<br />

Entscheidung war, denn die Gallier<br />

erlitten in Alésia durch die Truppen<br />

Cäsars eine herbe Niederlage, womit<br />

die Expansion der Gallier in Europa<br />

gestoppt wurde.<br />

Doch zurück auf den Boden Burgunds.<br />

Der hat nämlich eine Menge<br />

über die keltisch-gallischen Vorfahren<br />

zu erzählen! Es war der Mont Beuvray<br />

mit seinen 821 Metern Höhe, den sich<br />

die Häduer am Ende des 2. Jahrhunderts<br />

v. Chr. als Sitz ihrer Hauptstadt<br />

wählten. Etwa 25 Kilometer im Osten<br />

von Autun gelegen, dominiert Bibracte<br />

noch heute das von der Loire<br />

durchflossene Arroux-Tal. Klug wie<br />

die Häduer waren, hatten sie erkannt,<br />

dass sich von dem Berg aus die gesamte<br />

Umgebung gut überblicken ließ und<br />

jeder Angreifer rechtzeitig erkannt<br />

werden konnte. Selbst Cäsar musste<br />

die strategisch wichtige Lage der Stadt<br />

anerkennen und erwähnte sie in seinem<br />

« Gallischen Krieg », wo er bemerkte,<br />

dass die Stadt « die weitaus größte und<br />

Spuren der Häduer in den verwunschenen Wäldern des Mont Beuvray.<br />

28 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Der Mont Beuvray aus der Vogelperspektive, einst die Hauptstadt der Häduer.<br />

reichste Stadt der Häduer » sei.<br />

Wo vor mehr als 2000 Jahren<br />

Bibracte lag, ist mitten im heutigen<br />

Burgund der Mont Beuvray komplett<br />

von einem Wald bedeckt, der mit<br />

den häufigen Niederschlägen (um die<br />

1.800 Millimeter pro Jahr) ganz gut<br />

zurecht zu kommen scheint. Kaum<br />

vorstellbar, dass der Berg vor 20 Jahrhunderten<br />

noch ganz kahl war und<br />

der Hauptstadt der Häduer Platz für<br />

5.000 bis 10.000 Einwohner bot. Eine<br />

beträchtliche Zahl, wenn man die<br />

Größe der Städte in der damaligen<br />

Zeit bedenkt. Außerhalb des kleinen<br />

Kreises von Spezialisten, Historikern<br />

und Wissenschaftlern weiß allerdings<br />

kaum jemand, dass Bibracte einer der<br />

wichtigsten europäischen Orte für die<br />

Archäologie in Europa ist und dass die<br />

Stadt mit ihren zwölf Kilometern Festungsanlage<br />

und einer Fläche von 200<br />

Hektar eine der am besten erhaltenen<br />

Ansiedlungen der Eisenzeit ist.<br />

Die Archäologie, die über das Leben<br />

in Bibracte Auskunft geben kann,<br />

litt lange unter dem Image, unaussprechliche<br />

Namen, langweilige und<br />

lang aneinandergereihte Fakten und<br />

schwierig zu verstehende Sachverhalte<br />

hervorzubringen. Und zugegeben, es<br />

ist nicht immer ganz einfach, beim<br />

Anblick der Scherbe einer alten Amphore<br />

oder eines Steinwerkzeugs in<br />

Verzückung zu geraten. Zu lange sind<br />

die Zeugnisse der Geschichte in Vitrinen<br />

staubiger und chronisch unterfinanzierter<br />

Museen gezeigt worden, ob<br />

es nun staatliche oder private waren.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 29


Fokus Burgund<br />

Für die Präsentation der Exponate wurde in Bibracte ein<br />

äußerst zeitgenössischer Rahmen gewählt.<br />

Einzig die Schulen waren regelmäßige<br />

Gäste und interessierten sich für den<br />

« alten Plunder » der Vergangenheit.<br />

In Frankreich haben sich die Dinge<br />

in dieser Hinsicht seit den 1980er-<br />

Jahren geändert. Die Archäologie hat<br />

es verstanden, die Leute wieder für<br />

ihr Sujet zu interessieren. Nicht zuletzt<br />

die Filme und Romane über die<br />

vorchristliche Zeit, häufig in Ägypten<br />

spielend, haben das neue Interesse<br />

hervorgebracht – und nicht nur so populäre<br />

wie historisch ungenaue Filme<br />

wie « Indiana Jones ». Auch moderne<br />

Computertechnologien erlauben uns<br />

heute eine dreidimensionale Visualisierung<br />

dessen, was einmal die Stadtarchitektur<br />

der vergangenen Zeitalter<br />

ausgemacht haben muss.<br />

Burgund nimmt in dieser Hinsicht<br />

eine Vorreiterrolle ein. 1980 wurde<br />

der Mont Beuvray im Rahmen eines<br />

großen staatlichen Restaurationsprogramms<br />

in die Liste der zu erhaltenen<br />

historischen Stätten mit besonderem<br />

Wert aufgenommen. Die Wahl 1981<br />

von François Mitterrand zum französischen<br />

Staatsoberhaupt gab dem<br />

Ganzen noch einmal einen besonderen<br />

Schub, war der Präsident doch ganz<br />

vernarrt in diesen Ort. Weit davon<br />

entfernt, nur auf eine kurzlebige Mode<br />

zu reagieren, wusste Bibracte sich auf<br />

konstruktive und intelligente Weise<br />

für die Zukunft zu wappnen. Bibracte<br />

wurde zugleich ein bedeutender<br />

Ausgrabungsort, ein qualitativ sehr<br />

hochwertiges Museum und ein Forschungszentrum<br />

für die vorchristliche<br />

Geschichte. So ist der Ort nicht nur<br />

den interessierten Besuchern, sondern<br />

auch der Wissenschaft unersetzlich.<br />

Um zur Ausgrabungsstätte zu gelangen,<br />

führt der Weg zunächst durch<br />

das Museum. Es zeigt die Forschungsergebnisse<br />

aus den Ausgrabungen,<br />

setzt sie in einen historischen Kontext<br />

und soll die Neugierde der Besucher<br />

für die Arbeiten wecken. Die Besucher<br />

werden in eine versunkene Welt<br />

eingeladen, indem sie durch eine ultramoderne<br />

hindurchgeleitet werden. Der<br />

Wunsch, etwas Neuartiges in der Museumslandschaft<br />

zu gestalten, ist von<br />

30 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Anfang an deutlich zu spüren. Dabei<br />

passt sich das ultramoderne Gebäude<br />

harmonisch in die Landschaft ein.<br />

Besonders gut zu sehen ist das, wenn<br />

man sein Auto am äußersten Ende des<br />

Parkplatzes abstellt und den Fußweg<br />

zum Museum nimmt.<br />

Die Materialen, aus denen das<br />

Museum gebaut ist, verweisen auf die<br />

verschiedenen Menschheitsepochen.<br />

So spielt das Dach auf die Steinzeit<br />

und die Kupferzeit an, während die<br />

riesigen Wände aus Beton und Glas<br />

die Technikrevolution in der Moderne<br />

symbolisieren sollen. Beim Betreten<br />

des Gebäudes fällt der Blick gleichermaßen<br />

auf die Ausgrabungstücke wie<br />

auf die modernen Architekturelemente.<br />

Man wähnt sich fast in einem<br />

lichtdurchfluteten Designhotel. Das<br />

Konzept des Gebäudes greift aber mit<br />

seinen gleichmäßigen Grundformen<br />

auch die Figur des Quadrates auf, in<br />

das die Archäologen die Ausgrabungsflächen<br />

für gewöhnlich einzuteilen<br />

pflegen. Nichts wurde hier dem Zufall<br />

überlassen und augenscheinlich funktioniert<br />

die Idee: An den verschiedenen<br />

Besuchergruppen lässt sich ablesen,<br />

dass viele Interessentengruppen<br />

angesprochen werden konnten. Alle<br />

Altersschichten sind vertreten und viele<br />

verschiedene Nationalitäten.<br />

Das Beste ist, einen ganzen Tag<br />

für die Besichtigung Bibractes vorzusehen.<br />

Eineinhalb bis zwei Stunden<br />

kann man für das Museum einplanen,<br />

wo anschließend im Restaurant<br />

« Chaudron » das Mittagessen zu<br />

sich genommen werden kann. Die<br />

Gerichte aus der Küche vergangener<br />

Zeitalter, die behutsam heutigen<br />

Ernährungsgewohnheiten angepasst<br />

worden sind, werden in hölzernen, der<br />

Steinzeit nachempfundenen Näpfen<br />

serviert. Nach dem Mittagessen kann<br />

dann die Besichtigung des eigentlichen<br />

Mont Beuvrey beginnen, der mit<br />

einem kleinen Shuttle bequem erreicht<br />

werden kann, wenn man das erweiterte<br />

Kombi-Ticket gewählt hat. Da das<br />

Gelände so weitläufig ist, ist aber auch<br />

ein Waldspaziergang zu empfehlen.<br />

Aber Achtung, da Bibracte auf einer<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 31


Fokus Burgund<br />

Die Ausgraben in Bibracte sind längst noch nicht beendet. Studenten unterstützen die Arbeiten.<br />

Höhe von 800 Metern liegt, kann es<br />

schon im <strong>September</strong> empfindlich kühl<br />

werden und man sollte besser einen<br />

Pullover bei sich haben.<br />

Durch die Ausgrabungsstätte führt<br />

ein audiovisuelles System, das automatisch<br />

ausgelöst wird, wenn die Besucher<br />

sich den Bildschirmen und Lautsprechern<br />

nähern. Damit lässt sich der<br />

Ort für jeden individuell besichtigen,<br />

der Auskunft über die wenig bekannte<br />

keltische Zivilisation gibt, die einmal<br />

von der Donau bis an den Atlantik<br />

reichte. Die zahlreichen Erklärungstafeln<br />

und Videofilme vermitteln einen<br />

lebhaften Eindruck vom Alltagsleben<br />

unserer ein bisschen vernachlässigten<br />

Vorfahren. In den Anlagen werden<br />

viele Schulklassen herumgeführt.<br />

Auch für die Großen ist die Bibracte-Begeisterung<br />

ansteckend. Auf dem<br />

Gelände sieht man viele Studenten, die<br />

mit Enthusiasmus den Ausgrabungen<br />

beiwohnen bzw. aktiv daran beteiligt<br />

sind. Dank ihrer und der Arbeit ihrer<br />

Professoren wird die vor 2000 Jahren<br />

aufgegebene Stadt jeden Tag ein bisschen<br />

mehr wiederentdeckt. Über 30<br />

Forscher und ein Dutzend europäische<br />

Universitäten und Forschungsinstitute<br />

bündeln ihre Kräfte, um die<br />

gallische Stadt Stück für Stück und so<br />

detailgetreu wie möglich auferstehen<br />

zu lassen. Es ist die Arbeit von<br />

tausenden von Helfern. Die dabei<br />

gemachten Entdeckungen sind zum<br />

Teil atemberaubend, wie das vor kurzem<br />

ausgegrabene Tor, das eine Länge<br />

von 20 Metern misst. Doch auch den<br />

kleinsten Splittern wird gebührend<br />

Aufmerksamkeit gezollt – alles kann<br />

für die Forschung nützliche Informationen<br />

bergen.<br />

Die Oberfläche der Befestigungsanlage<br />

(auf einer Fläche von 135 Hektar)<br />

schien im 1. Jahrhundert v. Chr.<br />

in weiten Teilen besiedelt gewesen zu<br />

sein. Ausgrabungen lassen nun den<br />

Schluss zu, dass diese Befestigungsanlagen<br />

noch von einer weiteren Stadtmauer<br />

umgeben gewesen sein müssen.<br />

Die Abfallgruben auf dem Gelände<br />

erlauben, den Einfluss der römischen<br />

Kultur zu ermessen, der bereits vor<br />

der Eroberung durch die Römer auf<br />

die Häduer gewirkt haben muss. Viele<br />

technische Errungenschaften des<br />

Mittelmeerraumes waren bereits in der<br />

Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. hier<br />

genutzt worden. Man hat sogar Hinweise<br />

auf große Steinhäuser im Stil<br />

der Römer gefunden. Auch Überreste<br />

mediterraner Lebensmittel können<br />

nachgewiesen werden. Das Wichtigste<br />

darunter sind Spuren von Wein, hauptsächlich<br />

aus Italien stammend, die auf<br />

den tausenden von Tonscherben auf<br />

dem Mont Bevray zu finden sind.<br />

Anhand solcher Kleinigkeiten<br />

lässt sich erahnen, welche Arbeit die<br />

Archäologen in Bibracte leisten, und<br />

welcher Wissensschatz sich unter den<br />

Schritten der Besucher noch versteckt.<br />

Der Boden Burgunds birgt hier nicht<br />

nur Details der burgundischen Geschichte,<br />

sondern der Geschichte der<br />

Franzosen überhaupt. Die Geschichte<br />

der alten, ein wenig vergessenen Vorfahren,<br />

die Tag für Tag ein bisschen<br />

mehr ans Licht gebracht wird. Welch<br />

schöne Auferstehung!<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


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Fokus Burgund<br />

Guédelon<br />

Die spinnen, die Burgunder!<br />

Mit diesem Ausspruch würde Obelix sicherlich die Aktivitäten in Guédelon kommentieren.<br />

Und in der Tat, die Idee, eine Burg ausschließlich mit Hilfe der Techniken des Mittelalters zu<br />

konstruieren, wirkt verrückt. Doch in Burgund wird sie gerade realisiert. Ganz ohne moderne<br />

Hilfsmittel fingen im Jahre 1997 die Arbeiten an diesem Projekt an. Insgesamt sollen sie rund<br />

25 Jahre andauern. Ein Vorhaben, das ein ungewöhnliches Zusammenspiel von Historikern,<br />

Wissenschaftlern und Bauarbeitern bedarf.<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Wer hat sich beim Anblick<br />

einer mittelalterlichen Kathedrale<br />

oder mächtigen<br />

Burg nicht schon einmal die Frage gestellt,<br />

wie die Menschen damals diese<br />

Bauwerke ohne die technischen Errungenschaften<br />

der Moderne errichten<br />

konnten? Oder wie es den Bauarbeitern<br />

gelang, schwere Lasten zu transportieren<br />

bzw. in die Höhe zu heben?<br />

Schließlich gab es weder Kräne noch<br />

elektrische Winden. Doch meist bleibt<br />

es bei diesem Staunen. Außer in Burgund,<br />

wo in einem alten, von Wäldern<br />

umgebenen Steinbruch diese Fragen<br />

plötzlich eine ungeahnte Aktualität erhalten.<br />

Hier werden jedoch nicht nur<br />

Fragen gestellt, sondern auch Antworten<br />

gegeben. Wer also schon immer<br />

mal mehr über mittelalterliche Baukunst<br />

wissen und vor allem diese Zeit<br />

möglichst realistisch nachempfinden<br />

wollte, sollte nach Guédelon fahren.<br />

Der Schauplatz liegt rund zwei<br />

Stunden von Paris bzw. Dijon entfernt,<br />

unweit des Château de Saint-Fargeau<br />

nördlich von Nevers im Departement<br />

Yonne. Es ist aber unnötig, hier nach<br />

einer alten Burgruine oder anderen<br />

baulichen Resten aus dem Mittelalter<br />

Ausschau zu halten. Das zukünftige<br />

Château de Guédelon ist ein reiner<br />

Neubau. Es ist eine Art Spielplatz<br />

für Erwachsene, die hier ihre Kindheitsträume<br />

verwirklichen können.<br />

Eine verrückte Vision, die von Tag<br />

zu Tag ein wenig realer wird. Für den<br />

Bau werden nur die Materialien und<br />

Methoden verwendet, die bereits vor<br />

Jahrhunderten bekannt waren. Für die<br />

Initiatoren ist außerdem wichtig, dass<br />

sich dieses Projekt wie ein « lebendiges<br />

Geschichtsbuch » entwickelt, wie ein<br />

« Labor unter freiem Himmel », das es<br />

den heutigen Menschen erlaubt, mehr<br />

über die Vergangenheit zu erfahren.<br />

Der Weg ist also das Ziel.<br />

Wenn man an der Baustelle ankommt,<br />

fallen zunächst die vielen Autos<br />

auf dem Parkplatz auf, besonders<br />

im Sommer und am Wochenende. In<br />

diesem einsamen Winkel Burgunds ein<br />

ungewöhnlicher Anblick. Wer hätte<br />

gedacht, dass eine Baustelle ein solches<br />

Interesse bei den Menschen weckt.<br />

Manchmal scheinen die simplen Dinge<br />

der Welt auch die interessantesten zu<br />

sein. Manch ein Fremdenverkehrsexperte<br />

wird sicherlich neidisch nach<br />

Guédelon schauen.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 35


Fokus Burgund<br />

S. 34/35: Die Baustelle der neuen Burg.<br />

Bauen nach historischen Plänen<br />

Vom Parkplatz aus ist es aber noch<br />

unmöglich, die gesamten Ausmaße<br />

des Projekts auf der anderen Seite der<br />

Absperrung zu erfassen. Auffallend<br />

ist das Fehlen von Motorgeräuschen<br />

und anderem Baulärm, wie man es von<br />

normalen Baustellen gewohnt ist. Hier<br />

gibt es noch nicht einmal Strom. Die<br />

35 Bauarbeiter, seien es Steinmetze,<br />

Maurer, Zimmermänner, Schmiede<br />

oder Töpfer, arbeiten alle wie ihre weit<br />

entfernten Vorfahren und folgen dabei<br />

Plänen, die den Normen der Burgarchitektur<br />

unter Philipp August im 12.<br />

und 13. Jahrhundert entsprechen.<br />

Dieser war von 1180 bis 1223 König<br />

von Frankreich und der erste Herrscher<br />

des Landes, der über eine gewisse<br />

Standardisierung bei der Planung und<br />

Konstruktion von Burgen nachdachte.<br />

So sollten die Bauten nach seinen Vorstellungen<br />

nicht nur eine militärische,<br />

36 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Dank einer Tretmühle können schwere Lasten gehoben werden.<br />

sondern auch eine politische, juristische<br />

und symbolhafte Funktion innehaben.<br />

Berühmte Beispiele, die nach<br />

seinem Grundmuster errichtet wurden,<br />

sind die Burg des Louvre, deren Fundamente<br />

bis heute existieren, die Burg<br />

von Yèvre-le-Châtel im Departement<br />

Loiret oder von Ratilly im Departement<br />

Yonne. Auch der Neubau von<br />

Guédelon folgt seinem Masterplan,<br />

der eine polygonale Struktur, einen<br />

Festungsgraben, runde Ecktürme mit<br />

einem größeren Hauptturm und einem<br />

Gebäude zwischen zwei Türmen<br />

vorsieht. Im Falle von Guédelon hat<br />

Jacques Moulin, Chefarchitekt der nationalen<br />

Baudenkmäler, die Baupläne<br />

angefertigt. Die Baufortschritte werden<br />

von Archäologen, Historikern und<br />

Experten für Burgen wissenschaftlich<br />

begleitet.<br />

Dass in Guédelon aber nicht alles<br />

dem Mittelalter entspricht, merkt man<br />

kurz nach dem Parkplatz, wenn man an<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 37


Fokus Burgund<br />

den Kassenhäuschen eintrifft. Die<br />

verlangten Eintrittspreise scheinen<br />

sich an heutigen Gegebenheiten<br />

zu orientieren und wirken im ersten<br />

Moment recht gesalzen: neun<br />

Euro für jeden Erwachsenen und<br />

sieben Euro für Kinder. Gerade<br />

für Familien kommt schnell eine<br />

beträchtliche Summe zusammen.<br />

Die Kopie einer mittelalterlichen<br />

Baustelle hat anscheinend ihren<br />

Preis. Ein Besuch lohnt sich aber<br />

dennoch.<br />

Kein Freizeitpark, sondern<br />

eine echte Baustelle<br />

Denn Guédelon ist mehr als<br />

irgendein Freizeitpark, in dem die<br />

Geschichte mehr oder weniger<br />

wirklichkeitsgetreu nachgebildet<br />

wird. Hier sind die Arbeiter keine<br />

Schauspieler, sondern wahre<br />

Handwerker, die alte Fertigkeiten<br />

pflegen und bewahren. Hinter<br />

ihren Ateliers in Holzhütten verstecken<br />

sich keine Hinterräume<br />

mit moderner Ausstattung. Alles<br />

ist sichtbar, nirgends wird eine falsche<br />

Authentizität vorgegaukelt.<br />

Hier wird wirklich geschuftet wie<br />

vor vielen Jahrhunderten.<br />

Im Mittelalter war die Platzwahl<br />

für eine Burg niemals zufällig,<br />

so auch nicht beim zukünftigen<br />

Château de Guédelon. Der Ort<br />

wurde vor allem wegen der Nähe<br />

zu den benötigten Baustoffen<br />

ausgesucht. Denn der Transport<br />

dergleichen durch den Einsatz von<br />

Tieren oder auf dem Wasserweg<br />

würde einen zusätzlichen Kostenfaktor<br />

und eine unnötige Zeit- und<br />

Energieverschwendung bedeuten.<br />

An diesem Standort findet man<br />

die wichtigsten Baustoffe dagegen<br />

direkt vor der Tür: Holz in einem<br />

Wald voller Eichen, Steine aus<br />

einem alten Steinbruch, außerdem<br />

Erde, Sand und Wasser.<br />

Schnell lernt man beim Besuch<br />

der Baustelle deshalb auch eine der<br />

wichtigsten Bauregeln des Mittelalters<br />

kennen: kostbare Rohstoffe<br />

nicht zu verschwenden. Damals<br />

war man weit von der Überflussgesellschaft<br />

heutiger Zeit entfernt.<br />

So werden in Guédelon beispielsweise<br />

zerbröckelte Steine oder<br />

Steine von schlechter Qualität<br />

dafür verwendet, Mauerzwischenräume<br />

aufzufüllen. Die durchschnittliche<br />

Mauerdicke beträgt<br />

stolze 3,50 Meter. Da braucht man<br />

einiges an Füllmaterial.<br />

Des Weiteren erkennt man<br />

alsbald die Komplexität, die hinter<br />

einem solchen Bauvorhaben<br />

steht, da alle benötigten Arbeitsschritte<br />

genau verfolgt und die<br />

unterschiedlichen Metiers, die<br />

eine solche Baustelle braucht, beobachtet<br />

werden können – anders<br />

als bei modernen Baustellen, wo<br />

Arbeitsschritte ausgelagert sind<br />

und Handwerkszeug im Fachhandel<br />

gekauft werden kann. In Guédelon<br />

hat sich ein richtiges kleines<br />

Arbeiterdorf entwickelt, das die<br />

verschiedensten Handwerksberufe<br />

vereint. Ganz wie im Mittelalter.<br />

So gibt es etwa einen Seiler, der<br />

den ganzen Tag geduldig Leinen,<br />

Kordeln und Seile, die für den<br />

Bau benötigt werden, flicht. Doch<br />

wenn die Methoden auch aus dem<br />

Mittelalter stammen, so entsprechen<br />

die Arbeitsbedingungen und<br />

-zeiten dennoch den heutigen<br />

Vorschriften. Es besteht also kein<br />

Grund, sich um die Arbeiter zu<br />

sorgen. Im Sommer wird meist<br />

von 10.00 Uhr morgens bis 19.00<br />

Uhr abends gewerkelt. In der übrigen<br />

Jahreszeit zu entsprechend<br />

anderen Zeiten.<br />

Alles lässt sich erkunden<br />

Ein großer Vorteil dieser<br />

Touristenattraktion ist auch, dass<br />

man sich auf der Baustelle überall<br />

frei bewegen darf. Es gibt keinen<br />

vorgeschriebenen Rundweg. Man<br />

muss lediglich auf kleine grüne,<br />

orangefarbene oder rote Schilder<br />

achten, die den Gefährlichkeitsgrad<br />

eines Ortes angeben,<br />

beispielsweise für Transportwege<br />

von Baumaterial. Der direkte<br />

Austausch mit den Handwerkern<br />

ist sogar gewünscht. Man kann<br />

Der Vorläufer der heutigen Baukräne.<br />

Die Pläne gehen auf Philipp August zurück.<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Steinmetze bereiten den Bau eines Fensters vor.<br />

Die Tretmühle erinnert an ein Hamsterrad für Menschen.<br />

In der Scheune der Holzfäller.<br />

Nur Werkzeuge und Hilfsmittel, die bereits im Mittelalter<br />

bekannt waren, kommen zur Verwendung.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 39


Fokus Burgund<br />

In der Werkstatt der Schmiede.<br />

Die Hütte der Maler.<br />

Alle Hilfsmittel werden auf der Baustelle produziert.<br />

mit ihnen diskutieren oder sie bei ihrer<br />

Arbeit genau beobachten.<br />

Eine der faszinierendsten Entdeckungen<br />

auf der Baustelle ist<br />

dabei ein großes Holzrad, eine Art<br />

Hamsterrad für Menschen. Dank<br />

dieser Konstruktion, die ein einzelner<br />

Mensch durch seine Muskelkraft<br />

antreibt, können schwere Lasten<br />

angehoben werden. Es ist sozusagen<br />

der Vorläufer eines modernen Krans.<br />

Nur dass hier kein Motor dafür notwendig<br />

ist. Groß und Klein bleiben<br />

vor dieser Tretmühle meist mit großen<br />

Augen stehen.<br />

Während die Interpretation der<br />

täglichen Arbeitsabläufe auf einer<br />

mittelalterlichen Baustelle nur teilweise<br />

gelingen kann, erlaubt Guédelon<br />

vor allem die Neubelebung alter<br />

Arbeitsmethoden, die nicht selten<br />

in Vergessenheit geraten waren. Die<br />

hier arbeitenden Männer und Frauen<br />

müssen zudem – neben allem theoretischen<br />

Wissen aus dieser Zeit – in<br />

der Lage sein, sich zu helfen zu wissen.<br />

Diese praktischen Erfahrungen<br />

bereichern wiederum das Wissen der<br />

Historiker und Wissenschaftler.<br />

Auch das Lernen einer gewissen<br />

Bescheidenheit gehört dazu. Ein<br />

Beispiel dafür ist das Gewölbe des<br />

unteren Raumes des Kapellenturms.<br />

Man hätte hier schnell in die Versuchung<br />

kommen können, ein besonders<br />

spektakuläres Gewölbe bauen zu<br />

wollen, ein Gewölbe, das die architektonischen<br />

Spitzenleistungen der<br />

damaligen Epoche vereint. Im Sinne<br />

der Initiatoren von Guédelon hätte<br />

dies aber den wirklichen Realitäten<br />

der damaligen Situation widersprochen.<br />

Vielmehr ist es angebracht,<br />

ein « normales » mittelalterliches<br />

Gewölbe zu errichten. Denn das 21.<br />

Jahrhundert soll nicht das Mittelalter<br />

neu interpretieren, sondern es verstehen<br />

helfen.<br />

40 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Handwerker und Laien<br />

arbeiten zusammen<br />

Wenn man mit den verschiedenen<br />

Handwerkern und Bauarbeitern redet,<br />

stellt man fest, dass nicht alle ausgebildete<br />

Fachkräfte sind. Neben den<br />

professionellen Handwerkern arbeiten<br />

viele Laien am neuen Château de Guédelon.<br />

Viele von ihnen sind einfach von<br />

diesem ungewöhnlichen Bauvorhaben<br />

begeistert und stellen deshalb ihre<br />

Arbeitskraft zur Verfügung. Andere<br />

sind Auszubildende handwerklicher<br />

Lehrberufe, die hier ein Praktikum<br />

von einer Woche bis zu einem Monat<br />

absolvieren. Auf diese Weise eignen<br />

sie sich Fertigkeiten an, die auch auf<br />

modernen Baustellen von Vorteil sein<br />

können.<br />

Didaktisch wertvoll sind ebenfalls<br />

detaillierte Informationsblätter, die<br />

Lehrern zur Verfügung stehen, die<br />

mit einem Besuch der Baustelle ihren<br />

Unterricht bereichern können. Schulfächer<br />

bekommen damit einen ganz<br />

anderen Realitätsbezug. Im Bereich<br />

der Mathematik erfährt man beispielsweise,<br />

dass Abstände und Längen im<br />

Mittelalter mit Hilfe von Körperteilen<br />

gemessen wurden, beispielsweise in<br />

Daumen, Handbreiten oder Füßen, die<br />

natürlich von einem Menschen zum<br />

anderen variieren und damit nicht der<br />

Präzision unserer heutigen Maße entsprachen,<br />

was die Bautätigkeit nicht<br />

gerade erleichterte.<br />

Es fällt nicht schwer, in Guédelon<br />

Stunden zu verbringen. Und das auf<br />

einer Baustelle… Doch irgendwann<br />

muss man sich dann wieder auf die<br />

Zeitreise zurück in die Gegenwart<br />

begeben. Wenn man einen letzten<br />

Blick auf die Baustelle wirft, merkt<br />

man, dass die Fertigstellung noch viel<br />

Arbeit bedeutet. Aber es ist ja ohnehin<br />

eine Bauzeit von 25 Jahren vorgesehen.<br />

Der Weg ist schließlich das Ziel.<br />

11<br />

14<br />

15<br />

13<br />

12<br />

22<br />

8<br />

10<br />

9<br />

7<br />

16<br />

21<br />

20<br />

19<br />

6<br />

1<br />

<strong>17</strong><br />

4<br />

18<br />

2<br />

3<br />

5<br />

1 Parkplatz<br />

2 Eingangsscheune<br />

3 Modelle<br />

4 Aussichtspunkt<br />

5 Seilerei<br />

6 Tiergehege<br />

7 Korbflechterei<br />

8 Maler<br />

9 Ziegelei<br />

10 Holzfäller<br />

11 Lehrbaustelle<br />

12 Zimmermänner<br />

13 Steinmetze<br />

14 Picknickplatz<br />

15 Steinbruch<br />

16 Imbiss<br />

« La Taverne de Guédelon »<br />

<strong>17</strong> Toiletten<br />

18 Schmied<br />

19 Pferdestall<br />

20 Mörtelgrube<br />

21 Tretmühlen<br />

22 Maurer<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 41


Fokus Burgund<br />

Anreise<br />

Auto: Burgund ist heute ein wichtiges Tran sitland<br />

mit guten Auto bahn ver bin dun gen. Aus<br />

den meisten Regionen Deutschlands sowie<br />

aus Österreich erreicht man die Region<br />

am besten über die Autobahn A36 von<br />

Mulhouse nach Beaune. Für eine Anreise<br />

aus dem äußersten Westen Deutschlands<br />

empfiehlt sich dagegen eher die Route<br />

über die A31 von Metz nach Dijon. Bis Metz<br />

geht es entweder über Saarbrücken und<br />

Forbach oder über Trier und Luxemburg. Aus<br />

der Schweiz, insbesondere den nördlichen<br />

Kantonen, bietet sich entweder eine Anreise<br />

über Basel und Mulhouse (Autobahn) oder<br />

über diverse Landstraßen quer durch den<br />

Jura an. Berlin-Dijon ca. 1.070 km, Köln-Dijon<br />

ca. 550 km, Wien-Dijon ca. 1.100 km, Zürich-<br />

Dijon ca. 340 km.<br />

Flugzeug: Es mag erstaunen, aber Burgund<br />

verfügt über keinen nennenswerten Flughafen.<br />

Die Hauptstadt der Region, Dijon,<br />

besitzt zwar einen kleinen Airport, der<br />

aber lediglich einige wenige Charterflüge<br />

abwickelt und selbst bei Air France nicht im<br />

Flugplan auftaucht. Die nächsten aus dem<br />

deutschsprachigen Raum angeflogenen<br />

Flughäfen sind in Lyon und Mulhouse/<br />

Basel (besonders geeignet, wenn man<br />

in den Osten oder Süden Burgunds<br />

möchte) und in Paris (wenn man ins<br />

westliche Burgund will). Direktflüge nach<br />

Lyon werden von mehreren Städten aus<br />

Deutschland, Österreich und der Schweiz<br />

angeboten. Auch Mulhouse/Basel verfügt<br />

über zahlreiche Nonstopverbindungen aus<br />

dem deutschsprachigen Raum. Die meiste<br />

Auswahl an Flügen hat man aber natürlich,<br />

wenn man Paris als Zielflughafen wählt. Vom<br />

Flughafen Paris-CDG besteht eine direkte<br />

TGV-Verbindung nach Dijon.<br />

Zug: Aus dem deutschsprachigen Raum<br />

existieren keine direkten Zugverbindungen<br />

nach Burgund. Entweder ist ein mehrmaliges<br />

Umsteigen im Osten Frankreichs notwendig<br />

oder eine Anreise via Paris zu wählen. Aus<br />

der französischen Hauptstadt verkehren<br />

zahlreiche Züge nach Burgund, darunter<br />

TGVs nach Dijon und Beaune. Aus der<br />

Schweiz gibt es eine direkte TGV-Verbindung<br />

von Lausanne nach Dijon.<br />

Allgemeine Informationen<br />

Comité Régional du Tourisme de<br />

Bourgogne<br />

5, avenue Garibaldi<br />

21000 Dijon<br />

Telefon: +33 (0)3 80 28 02 80<br />

www.burgund-tourismus.com<br />

Morvan<br />

Parc Naturel Régional du Morvan<br />

Office de Tourisme<br />

58230 Saint-Brisson<br />

Telefon: +33 (0)3 86 78 79 57<br />

www.morvan-tourisme.org<br />

Office de Tourisme<br />

6, boulevard de la République<br />

58120 Château-Chinon<br />

Telefon: +33 (0)3 86 85 06 58<br />

www.ot-chateauchinon.com<br />

Musée du Septenat<br />

6, rue du Château<br />

58120 Château-Chinon<br />

Telefon: +33 (0)3 86 85 19 23<br />

Öffnungszeiten<br />

Mi – Mo 10.00 – 12.00 Uhr & 14.00 – 18.00 Uhr<br />

Von Anfang Januar bis Mitte Februar<br />

geschlossen<br />

Eintrittspreise<br />

4,00 €, Kinder bis 6 Jahre kostenlos<br />

Musée Romain Rolland d’Art et d’Histoire<br />

de Clamecy<br />

13, avenue de la République<br />

58500 Clamecy<br />

Telefon: +33 (0)3 86 27 <strong>17</strong> 99<br />

www.musees-bourgogne.org<br />

Öffnungszeiten<br />

Juni – <strong>September</strong><br />

Mo & Mi – Sa 10.00 – 12.00 Uhr<br />

& 14.00 – 18.00 Uhr<br />

So 14.00 – 18.00 Uhr<br />

<strong>Oktober</strong> – Mai<br />

Mi – Sa 10.00 – 12.00 Uhr & 14.00 – 18.00 Uhr<br />

So 14.00 – 18.00 Uhr<br />

Eintrittspreise<br />

3,00 €, ermäßigt 1,50 €, Kinder bis 16 Jahre<br />

kostenlos<br />

Auberge L’père Jean et l’Escagotière<br />

Cyril et Sibylle Serafin<br />

Le Bourg<br />

58370 Onlay<br />

Telefon: +33 (0)3 86 84 23 39<br />

Bibracte<br />

Musée de la Civilisation Celtique<br />

de Bibracte<br />

71990 Saint-Léger-sous-Beuvray<br />

Telefon: +33 (0)3 85 86 52 35<br />

www.bibracte.fr<br />

Öffnungszeiten<br />

Vom 15.03. bis 16.11. täglich 10.00 – 18.00 Uhr<br />

Eintrittspreise<br />

Führung durch die archäologische Stätte,<br />

Dauerausstellung mit Audioguide und<br />

Besuch der Wechselausstellungen 9,50 €,<br />

ermäßigt 7,25 €.<br />

Nur die Ausstellung 5,75 €, ermäßigt 4,25 €.<br />

Der Zugang zur archäologischen Stätte<br />

ohne Führung ist kostenlos.<br />

Guédelon<br />

Chantier médiéval de Guédelon<br />

89520 Treigny<br />

Telefon: +33 (0)3 86 45 66 66<br />

www.guedelon.fr<br />

Eintrittspreise<br />

9,00 €, Kinder 7,00 €<br />

Öffnungszeiten<br />

<strong>September</strong><br />

Mo, Di, Do, Fr 10.00 – <strong>17</strong>.30 Uhr<br />

Sa & So 10.00 – 18.00 Uhr<br />

<strong>Oktober</strong><br />

Do – Di 10.00 – <strong>17</strong>.30 Uhr<br />

Anreise<br />

Die Baustelle von Guédelon befindet<br />

sich westlich der D955 zwischen Saint-<br />

Amand-en-Puisaye und Saint-Sauveur-en-<br />

Puisaye und ist von der Landstraße aus<br />

ausgeschildert.<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


A4 / E50<br />

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A26 / E<strong>17</strong><br />

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A5 / E<strong>17</strong> - E54<br />

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A31/ E21<br />

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A6<br />

A 31<br />

A77<br />

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A 38<br />

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A 36<br />

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A 39<br />

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A 6<br />

A71<br />

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A42<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 43


Kulturschock<br />

Liebgemeinte Ohrfeigen<br />

Zugegeben, als Hamburger genießt man nicht den Ruf,<br />

ein aufgeschlossener und zuvorkommend-höflicher<br />

Mensch zu sein. Dass der Hamburger diesen Ruf zu<br />

Unrecht hat und dass seine Freundlichkeit als solche von seinen<br />

(Lands-)leuten nicht immer erkannt wird, daran habe ich<br />

mich gewöhnt. Von diesen regionalen Unterschieden in<br />

Deutschland nämlich einmal abgesehen, hielt ich mich immer<br />

für einen höflichen und freundlichen Menschen. Bis ich nach<br />

Frankreich zog. Von da an kam ich mir vor wie ein mürrischer<br />

Stiesel, der seine Mitmenschen ständig vor den Kopf stößt.<br />

Dass einen die Verkäuferinnen in Frankreich wortreich<br />

und höflich nach dem Begehr fragen, dass sie beim Verpacken<br />

der Ware noch ein bisschen schwatzen und dass sie<br />

einen mit den besten Wünschen für den Tag verabschieden<br />

– das ist überall bekannt und schon beinahe sprichwörtlich.<br />

Dass die französische Höflichkeit über dieses kundenfreundliche<br />

Verhalten noch weit hinausgeht, habe ich erst langsam<br />

begriffen.<br />

Dabei war das erste, was ich lernen musste, die Tatsache,<br />

dass ein einfaches « non » als Antwort auf eine einfache Frage<br />

für einen Franzosen nicht genügt. Man sagt nicht « non »,<br />

wenn man auf der Straße gefragt wird, ob man eine Zigarette<br />

habe. Nein, man bleibt stehen, man bedauert, dass man<br />

keine Zigaretten hat, man entschuldigt sich, dass man nicht<br />

helfen könne, und man wünscht wortreich einen guten Tag.<br />

All das ist in meinem – durchaus freundlichen – « non » enthalten.<br />

Dachte ich jedenfalls. Das entsetzte Gesicht meines<br />

Gegenübers sagte mir aber stets etwas Anderes.<br />

Anfangs beachtete ich diese Reaktionen meiner Gesprächpartner<br />

nicht weiter und bemerkte nur manchmal mit<br />

Verwunderung, dass einige beinahe gekränkt reagierten und<br />

sich – in aller Höflichkeit selbstverständlich – zurückzogen.<br />

Bis mir eine Situation vor Augen führte, was ich mit meinem<br />

deutschen « non » eigentlich anrichtete.<br />

Ich ging mit einem Bekannten, einem Franzosen, durch<br />

die Stadt, wo an diesem Tag unzählige in bunte Kostüme<br />

verkleidete Studenten Kunststückchen machten und die<br />

Passanten um Geld baten. Mein Begleiter erklärte mir, dass<br />

es Tradition hier sei, für die Jahresabschlussfeier der Studenten<br />

die Bevölkerung zu Spenden aufzurufen. Die Leute<br />

waren auch ganz offen und ich sah viele, die bereitwillig ihre<br />

Geldbörse zückten. Auch wir waren schon einige Male angesprochen<br />

worden und hatten ein bisschen Kleingeld gegeben.<br />

Nun kam wieder ein junger Mann und bat um eine Spende.<br />

Mein Begleiter erklärte ihm wortreich, dass wir schon einiges<br />

gespendet hätten, dass wir jetzt kein Kleingeld mehr hätten,<br />

dass er ihnen noch viel Erfolg wünsche und einen schönen<br />

Tag, eine schöne Feier und überhaupt ein schönes Leben und<br />

so weiter. Der junge Mann bedankte sich ebenso wortreich<br />

und wendete sich dann an mich: « Möchten Sie etwas spenden?<br />

» In bestem Gewissen, dass mein Begleiter längst alles<br />

gesagt hatte, was zu sagen war, schüttelte ich freundlich den<br />

Kopf und sagte nur… « Non! ». Und das saß. Der arme Student<br />

schaute mich mit großen Augen an, machte entsetzt einen<br />

Schritt zurück, drehte sich wortlos um und verschwand.<br />

Mein « Non! » muss wie eine Ohrfeige gewirkt haben.<br />

Seitdem achtete ich darauf und tatsächlich: Die Bettler,<br />

die Leute, die nach einer Zigarette oder nach dem Weg fragten,<br />

und denen ich nur ein kurzes « non » entgegenbrachte,<br />

schauten mich alle irritiert an und wendeten sich schnell ab.<br />

Ich stellte fest, dass ich durch Frankreich lief und dabei ständig<br />

Ohrfeigen verteilte.<br />

Es brauchte nicht lange, um mich an die vielen Worte des<br />

Neinsagens zu gewöhnen. Schließlich machten auch meine<br />

Sprachkenntnisse einige Fortschritte und so wurde aus meinem<br />

kurzen, knappen und sehr deutschen « nein » ein etwa<br />

einminütiges und sehr französisches « non ». Und tatsächlich,<br />

der Redeschwall, den ich da leistete, hatte auch etwas angenehm<br />

Kommunikatives.<br />

Dabei wunderte mich immer, dass auch die jungen Leute<br />

diese Art von Höflichkeit an den Tag legten. Auch die ach<br />

so coolen Teenager antworteten so ausführlich und höflich<br />

auf eine Frage nach dem Weg, dass ich mir die Augen reiben<br />

musste. War das denn die Möglichkeit? Wenn ich da an die<br />

maulfaulen Kids in der Hamburger U-Bahn dachte!<br />

Die größten Momente französischer Höflichkeit blieben<br />

aber immer die kleinen Alltagssituationen, in denen ich aus<br />

Versehen Leute anrempelte. Ein sofortiges « Oh Pardon! »<br />

war mir garantiert. Wohlgemerkt, ich war derjenige, der die<br />

anderen angestoßen hatte! Mit Verblüffung stellte ich fest,<br />

dass dieses zuvorkommende Verhalten die Regel und nicht<br />

die Ausnahme war. Stieß ich jemanden mit meinem Einkaufswagen<br />

an, berührte ich jemanden mit dem Ellbogen,<br />

rempelte ich jemanden mit meiner Einkaufstasche an – immer<br />

bekam ich ein erschrecktes « Pardon! » zu hören und einen<br />

besorgten Blick, ob mir denn nichts geschehen sei. Diese<br />

Eigenheit der Franzosen hat mich immer sehr fasziniert<br />

und ich begann sie mit der Zeit zu übernehmen. Manchmal<br />

machte ich sie mir auch zunutze. In Zeiten, in denen ich<br />

mich als Ausländer in Frankreich fremd und alleine fühlte<br />

und unter einer Art Heimweh litt, habe ich manchmal mit<br />

Absicht jemanden leicht angerempelt, mit dem Einkaufswagen<br />

zum Beispiel, und erfreute mich der sofortigen, wenn<br />

auch kurzen Aufmerksamkeit, die mir geschenkt wurde. Das<br />

Heimweh wurde dadurch gleich gelindert – wenn auch ganz<br />

sicher nicht das nach der deutschen Höflichkeit.<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Die Zeichnung in der letzten Ausgabe war<br />

eine Reminiszenz an das Werbeplakat<br />

« Dunes Beach » aus dem Jahre 1925<br />

vom Künstler Urgelles. Und dieses Mal?<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 45


Frankreich Heute Umweltschutz<br />

Prämiensystem löst Ökoboom<br />

beim Autokauf aus<br />

Bonus-Malus, so heißt das neue Prämiensystem, das Anfang des Jahres von der<br />

französischen Regierung ins Leben gerufen wurde und den Kauf sparsamer und<br />

damit umweltschonender Autos fördern soll. Diese Maßnahme zur Reduzierung des<br />

CO 2<br />

-Ausstoßes hat inzwischen die Kaufgewohnheiten der Franzosen geradezu<br />

revolutioniert. Kleine Autos sind so gefragt wie noch nie, während die großen<br />

Spritfresser zu Ladenhütern werden. Wegen des durchschlagenden Erfolgs wird<br />

inzwischen die Ausweitung des Prinzips auf andere Produktgruppen diskutiert.<br />

Natürlich achte ich auf die Informationsplaketten.<br />

Lieber bekomme ich eine Prämie von 1.000 Euro,<br />

« anstatt eine Abgabe von 2.600 Euro zahlen zu<br />

müssen », erzählt Gérard, der sich an diesem Samstag im<br />

August in einem großen Autohaus am Rande von Paris<br />

nach seinem neuen Wunschauto umschaut. « Mein jetziges<br />

Auto ist noch sehr gut. Aber unsere Familie ist größer geworden,<br />

so dass wir nun auch ein geräumigeres Fahrzeug<br />

benötigen. Eigentlich wollte ich erst nächstes Jahr ein neues<br />

Auto kaufen. Aber mit der Prämie haben wir die Entscheidung<br />

vorgezogen. »<br />

Eine Aussage, wie man sie letzter Zeit oft bei französischen<br />

Autohändlern hört. Denn seit Anfang des Jahres<br />

hat sich etwas verändert im Land. Natürlich unternehmen<br />

die Fahrzeughersteller unverändert alles, um ihre Modelle<br />

in den Schauräumen möglichst gekonnt in Szene zu setzen.<br />

Doch seit ein paar Monaten sind sie auch dazu verpflichtet,<br />

ein kleines Etikett anzubringen, das Auskunft über den<br />

Verbrauch, den CO 2<br />

-Ausstoß und vor allem die Frage gibt,<br />

ob der Käufer mit einer Prämienzahlung vom Staat (Bonus)<br />

rechnen darf oder im Gegenteil eine Abgabe (Malus) beim<br />

Erwerb zahlen muss.<br />

46 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Denn je nach Umweltverträglichkeit eines Fahrzeugs<br />

kann dies einen signifikanten Einfluss auf den real zu zahlenden<br />

Anschaffungspreis haben. So erhalten Käufer « sauberer<br />

» Autos, also Autos, die weniger als 130 Gramm CO 2<br />

pro Kilometer ausstoßen, zwischen 200 und 1.000 Euro<br />

des Kaufpreises vom Staat zurück. Entscheiden sich Autokäufer<br />

dagegen für ein weniger verbrauchsarmes Modell<br />

(ab 250 Gramm CO 2<br />

pro Kilometer), müssen sie eine Art<br />

Strafabgabe in Höhe von 200 bis 2.600 Euro an den Staat<br />

entrichten.<br />

So sollen die Franzosen zum Kauf sparsamer Autos<br />

animiert werden. Und: Es funktioniert. Gérard ist an diesem<br />

Sonnabend nicht der einzige, der auf die Verbrauchsangaben<br />

achtet. « Manchmal fragt man sich fast schon, ob<br />

die Kunden überhaupt noch an den Eigenschaften eines<br />

bestimmten Modells interessiert sind oder nur noch den<br />

Bonus-Malus im Kopf haben », meint David, einer der Verkäufer.<br />

« Manche kommen sogar mit dem Wunsch hierher,<br />

eine große Luxuslimousine zu kaufen, um schließlich ein<br />

viel kleineres Auto zu bestellen – überglücklich, 1.000 Euro<br />

vom Staat zu erhalten. Das Verhalten ist manchmal schwer<br />

nachzuvollziehen. »<br />

Der Erfolg dieser von der Regierung eingeführten<br />

Maßnahme ist jedenfalls unstrittig. Die Bonus-Malus-<br />

Regelung hat den französischen Automarkt nachhaltig<br />

verändert, ja sogar beflügelt. Denn obwohl die Benzinpreise<br />

an den Zapfsäulen des Landes von einem Rekord<br />

zum nächsten jagen und die Menschen sich allgemein<br />

über eine schrumpfende Kaufkraft beklagen, sind die<br />

Autoverkäufe in den ersten sechs Monaten des Jahres<br />

um beachtliche 4,6 Prozent gestiegen. Dies ist umso erstaunlicher,<br />

da die Verkäufe europaweit in diesem Zeitraum<br />

zurückgingen. Der positive Nebeneffekt dabei ist,<br />

dass sich der Fuhrpark des Landes verjüngt und somit<br />

insgesamt umweltfreundlicher wird.<br />

Aber natürlich profitieren nicht alle Automarken gleichermaßen<br />

von diesem unerwarteten Autoboom. Während<br />

die Franzosen nun wie verrückt umweltschonende<br />

Autos, meist eher kleine Modelle, nachfragen (ein Plus<br />

von 15 Prozent im ersten Halbjahr), gehen die Umsätze<br />

der Hersteller großer Luxuslimousinen oder Geländewagen<br />

drastisch zurück. Inzwischen beträgt der Anteil von<br />

Kleinwagen am Automarkt ganze 50 Prozent. 2007 waren<br />

es noch 44,7 Prozent, 2006 lediglich 41,8 Prozent. Es<br />

existiert also ein echter Trend zu umweltfreundlicheren<br />

Fahrzeugen, zu dem das neue Prämiensystem einen entscheidenden<br />

Beitrag leistet.<br />

Pascal, seit 15 Jahren Verkäufer in einem Autohaus, das<br />

sich auf Geländewagen spezialisiert hat, kann sich deshalb<br />

auch wenig begeistern: « Es ist ganz einfach: Heute kommen<br />

quasi keine Neugierigen mehr zu uns, die sich vielleicht<br />

für einem SUV begeistern könnten. Wer nun noch zu<br />

uns kommt, will auf alle Fälle und unter allen Umständen<br />

einen Geländewagen besitzen. Die Unentschlossenen kommen<br />

erst gar nicht mehr. » Da verwundert es nicht, dass die<br />

Verkaufszahlen von Geländewagen landesweit um rund 20<br />

Prozent eingebrochen sind, die von Großraumlimousinen<br />

gar um 40 Prozent.<br />

Die Automobilhersteller haben längst begriffen, dass<br />

sie sich diesem neuen Trend nicht entziehen können und<br />

bringen neue Techniken der Schadstoffreduzierung auf den<br />

Markt. Manch einer fragt sich dabei, warum diese Innovationen<br />

so lange auf sich warten ließen und nicht schon längst<br />

marktreif entwickelt wurden, derart überschlagen sich die<br />

Anbieter mit Neuigkeiten. Andere Hersteller versuchen ihre<br />

Kunden dadurch zu halten, dass sie Zusatzausstattungen im<br />

Wert der Strafabgabe kostenlos anbieten. Kein Zweifel, die<br />

Branche ist in Bewegung geraten und gerade die Produzenten<br />

großer Fahrzeuge müssen sich etwas einfallen lassen.<br />

Für die französischen Autohersteller stellt sich die Einführung<br />

des Prämiensystems eher vorteilhaft dar. Renault,<br />

Peugeot und Citroën sind traditionell gut im Klein- und<br />

Mittelklassewagensegment aufgestellt. Die Modelle halten<br />

den neuen Herausforderungen stand und werden von<br />

den Franzosen gemocht. So konnten die drei Automarken<br />

ihren Marktanteil in wenigen Monaten von 53,4 auf 53,9<br />

Prozent steigern. Dies mag auf den ersten Blick nicht viel<br />

sein, ist in einem hart umkämpften Marktumfeld aber beachtlich.<br />

Die Bonus-Malus-Regelung scheint in Frankreich also<br />

nur Positives zu bewirken. Fast, denn es gibt auch einen<br />

Verlierer der ganzen Reform: den Finanzminister. Denn<br />

das Prämiensystem hat seinen Preis: fast 200 Millionen<br />

Euro. Ursprünglich sollten sich die Abgaben und die Prämien<br />

eigentlich ausgleichen, die Reform für den Staat also<br />

finanzpolitisch neutral bleiben. Dabei wurde wohl die Flexibilität<br />

im Kaufverhalten der Franzosen unterschätzt. Die<br />

Malus-Zahlungen reichen bei weitem nicht aus, um die<br />

Prämien zu finanzieren. Der Budgetminister Eric Woerth<br />

gab deshalb zu verstehen, dass « die positive Neuigkeit für<br />

die Umwelt keine gute Neuigkeit für den Haushalt » sei.<br />

Die Regierung ist also zum Handeln gezwungen. Man<br />

will nun die Abgaben für durstige Autos weiter verschärfen.<br />

Neben der Einmalzahlung beim Kauf des Fahrzeugs<br />

soll ab dem 1. Januar 2009 bei diesen Modellen auch eine<br />

jährliche Abgabe auf die erhöhten Abgase erhoben werden,<br />

die ungefähr zehn Prozent der Einmalzahlung entspricht.<br />

Liebhaber großer Spritfresser werden in Zukunft also regelmäßig<br />

zur Kasse gebeten. Der Staat hofft, damit doch<br />

noch das gewünschte Gleichgewicht zwischen Ausgaben<br />

und Einnahmen zu erzielen. Voraussetzung ist aber, dass<br />

genügend Franzosen zukünftig überhaupt noch diese Modelle<br />

nachfragen werden.<br />

Der Erfolg der Bonus-Malus-Regelung beim Autokauf<br />

führt inzwischen dazu, dass der Umweltminister Jean-<br />

Louis Borloo laut darüber nachdenkt, diese Maßnahme auf<br />

andere Produkte auszuweiten. Von 2009 an könnten weitere<br />

20 Produktfamilien dieser Regelung unterworfen werden,<br />

beispielsweise der Markt der Haushaltsgeräte. Vielleicht<br />

gibt es bald also eine Prämie vom Staat für den Kauf eines<br />

energiesparenden Geschirrspülers oder Kühlschranks. Die<br />

Umwelt würde es freuen.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 47


Frankreich Heute Reform der Streitkräfte<br />

Reform der Streitkräfte<br />

Ein Truppenabzug, der schmerzt<br />

Schon seit einigen Monaten sollte die Reform verkündet werden. Diesen Sommer war es dann<br />

endlich soweit: Der Premierminister François Fillon und der Verteidigungsminister Hervé Morin<br />

präsentierten ihren Plan zur Modernisierung der Streitkräfte, der vor allem zahlreiche Standortschließungen<br />

sowie der Wegfall von mehr als 50.000 Arbeitsplätzen zur Folge hat.<br />

Eine Nachricht, die für manche Regionen schwerwiegende wirtschaftliche Konsequenzen<br />

befürchten lässt und bei Lokalpolitikern für Unruhe sorgt.<br />

Es muss getan werden.<br />

Wir werden nicht davor<br />

« zurückweichen. » Mit<br />

diesen Worten kommentiert<br />

Nicolas Sarkozy den Plan zur<br />

Modernisierung der Streitkräfte.<br />

Die Reform gehört zu den<br />

großen Vorhaben, die der französische<br />

Staatspräsident in seiner<br />

Amtszeit über die Bühne<br />

bringen will, selbst wenn es sich<br />

um eine unpopuläre Maßnahme<br />

handelt. Dabei kommt ein solcher<br />

Schritt nicht wirklich<br />

überraschend. Seit Jahrzehnten<br />

erklären Frankreichs Politiker,<br />

dass die Streitkräfte in der aktuellen<br />

Aufstellung nicht mehr<br />

den heutigen Ansprüchen gerecht<br />

werden und dass eine Reform<br />

dringend notwendig sei.<br />

Nur ist seitdem wenig passiert.<br />

So entspricht die territoriale<br />

Aufteilung der Truppen<br />

nicht mehr den militärischen<br />

Bedürfnissen des 21. Jahrhunderts.<br />

Die große Anzahl von<br />

Kasernen im Nordosten des<br />

Landes spiegelt noch immer<br />

die Zeit des Kalten Krieges,<br />

ja gar die Verhältnisse von<br />

1870/71 wider. Außerdem<br />

verteilen sich die Streitkräfte<br />

auf zu viele Standorte, nämlich<br />

auf 471 Kommunen. Dies<br />

ist nicht nur wenig praktisch,<br />

sondern belastet auch emp-<br />

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48 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


findlich den Verteidigungshaushalt. Darüber hinaus<br />

korrespondiert eine derartige Präsenz in der Fläche nicht<br />

mehr mit den sicherheitspolitischen Herausforderungen<br />

von heute.<br />

Äußerst problematisch gestaltet sich bei der verkündeten<br />

Reform aber, dass Stützpunkte nicht nur eine militärische,<br />

sondern auch eine stark wirtschaftliche Funktion<br />

innehaben. Ganze Landstriche profitieren von der Anwesenheit<br />

der Truppen. Nicht selten ist das lokale Wirtschaftsleben<br />

völlig darauf ausgerichtet. Gerade in strukturschwachen<br />

Regionen sind die Kasernen oftmals der<br />

wichtigste Arbeitgeber bzw. Auftragsgeber für das heimische<br />

Gewerbe. Eine Verringerung der Arbeitsplätze oder<br />

gar eine Schließung hätte geradezu katastrophale Auswirkungen.<br />

Dies trifft insbesondere auf einige Departements<br />

im Nordosten Frankreichs zu, wie Marne, Moselle, Nord<br />

oder Meurthe-et-Moselle. Es sind aber logischerweise genau<br />

diese Ecken des Landes,<br />

die von der geplanten Reform<br />

besonders betroffen sind.<br />

Zudem macht die Regierung<br />

keine halben Sachen: So<br />

sollen 82 Stützpunkte ganz<br />

geschlossen und weitere 33 verlegt<br />

werden. Von den jetzigen<br />

320.000 Arbeitsplätzen (ohne<br />

Gendarmerie) sollen 54.000<br />

wegfallen. Am stärksten betroffen<br />

sind die Landstreitkräfte,<br />

die 20 ihrer Regimenter und<br />

Bataillone verlieren. Bei der<br />

Luftwaffe werden elf Basen geschlossen,<br />

bei der Marine dagegen<br />

nur eine. Außerdem soll<br />

die territoriale Verteilung modifiziert<br />

werden. Bis zum Jahre<br />

2014 sollen 65 Regimenter und<br />

Stützpunkte so zusammengelegt<br />

bzw. verstärkt werden, dass<br />

sie auf eine erforderliche Größe<br />

wachsen.<br />

Selbst sehr renommierte<br />

Einheiten wie die deutschfranzösische<br />

Brigade sind vor<br />

den kommenden Einschnitten<br />

nicht sicher. So heißt es in<br />

dem von der Regierung vorgestellten<br />

Plan: « Die Zukunft<br />

der beiden französischen Regimenter<br />

der deutsch-französischen<br />

Brigade wird gerade<br />

gemeinsam mit der deutschen<br />

Regierung untersucht. Eine<br />

Entscheidung hierzu wird in<br />

den kommenden Monaten<br />

fallen. » Die Zeit großer symbolhafter<br />

Gesten scheint unter Umständen zu Ende zu<br />

gehen.<br />

Bei all diesen Neuerungen verwundert es wenig, dass<br />

sich einige Lokalpolitiker in einer sehr schwierigen Situation<br />

befinden. Richard Lioger, erster Stellvertreter des<br />

Bürgermeisters von Metz und Mitglied der Sozialistischen<br />

Partei, sieht in der Reform eine « totale Katastrophe für<br />

seine Stadt und den ganzen Großraum. Die Streichungen<br />

betreffen 8.000 Personen, was einen wirtschaftlichen Verlust<br />

von rund 100 Millionen Euro für die Gemeinschaft bedeutet.<br />

» Ähnlich reagiert auch sein Parteigenosse Jean-Jack<br />

Queyranne, Präsident des Conseil Régional der Region<br />

Rhône-Alpes. In seinem Gebiet wird 2011 die Gebirgsjägereinheit<br />

von Bourg-Saint-Maurice aufgelöst, die heute noch<br />

mehr als 1.000 Soldaten umfasst.<br />

Doch für den Premierminister ist die Lage eindeutig:<br />

« Die Rolle der Armee ist es nicht, als Strukturmaßnahme<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 49


Frankreich Heute Reform der Streitkräfte<br />

zu dienen. Die lokalen Abgeordneten<br />

müssen zwischen<br />

dem kommunalen und dem<br />

generellen Interesse unterscheiden.<br />

» Die Regierung meint es<br />

mit der Umsetzung der Reform<br />

also ernst. Widerspruch scheint<br />

zwecklos.<br />

Und dennoch wankt die<br />

Standfestigkeit der Verantwortlichen<br />

manchmal. In<br />

Dieuze im Departement Moselle<br />

soll das 13. Regiment der<br />

Fallschirmjäger geschlossen,<br />

913 Soldaten nach Bordeaux<br />

verlegt werden. Doch dies<br />

mobilisierte die lokalen Abgeordneten,<br />

die allesamt – egal<br />

ob links oder rechts – mit<br />

ihrem Rücktritt drohten und<br />

zur Demonstration nach Paris<br />

fuhren. Ihr Protest hatte<br />

Erfolg: Zwar werden die Fallschirmjäger<br />

abgezogen, als<br />

Ersatz kommen aber 300 neue<br />

Soldaten und einige hundert<br />

Auszubildende. Dies wird jedoch<br />

sicherlich ein Einzelfall<br />

bleiben, ansonsten würde die<br />

gesamte Reform unterlaufen<br />

und ihren Sinn verlieren.<br />

Um den allgemeinen Zorn<br />

abzumildern, werden die Kasernenschließungen<br />

von Ausgleichsmaßnahmen<br />

begleitet.<br />

<br />

320 Millionen Euro stehen<br />

dafür von 2009 bis 2015 zur<br />

Verfügung, mit denen wirtschaftliche<br />

Impulse in den betroffenen<br />

Regionen gesetzt und die Bevölkerung beruhigt<br />

werden sollen. Außerdem wird es steuerliche Anreize für<br />

die Umgestaltung von verlassenen Militärflächen geben,<br />

wodurch man auf die Ansiedlung neuer Betriebe oder auf<br />

andere Aktivitäten hofft.<br />

Auf dem Papier gibt es also Maßnahmen, die die Folgen<br />

für die Kommunen mildern. Doch die Lokalpolitiker<br />

und Einwohner bleiben skeptisch. Was bedeuten schon<br />

320 Millionen Euro für das gesamte Land, Überseegebiete<br />

eingeschlossen? Bezweifelt wird auch, dass sich trotz fiskalischer<br />

Anreize neue Arbeitgeber ansiedeln lassen, zumal<br />

die Gebiete ohne große Investitionen meist wenig für eine<br />

privatwirtschaftliche Nutzung geeignet sind und abseits der<br />

großen Ballungszentren und Warenströme liegen.<br />

Hinzu kommt, dass dieser Reform bereits die massenweise<br />

Schließung von Gerichten und Krankenhäusern in<br />

ländlichen Gebieten vorangegangen ist, immer unter dem<br />

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gleichen Schlagwort: die « Modernisierung des Landes ».<br />

Viele sehen darin inzwischen aber weniger eine Modernisierung<br />

als vielmehr ein Austrocknen der ländlichen Räume.<br />

Für einige Kommunen wird die Situation sogar mehr<br />

als kritisch. So musste die Kleinstadt Joigny im Departement<br />

Yonne mit ihren 11.000 Einwohnern mit ansehen,<br />

wie zunächst das örtliche Amtsgericht, dann das Tribunal<br />

de Commerce und schließlich das Krankenhaus geschlossen<br />

wurde. Nun soll noch die Militäreinheit in der Kommune<br />

mit 410 Soldaten und Zivilangestellten verschwinden. Mit<br />

ihren Familien sind rund 1.200 Menschen davon betroffen,<br />

also über zehn Prozent der Bevölkerung.<br />

Doch trotz vieler offener Fragen versucht die Regierung<br />

vor allem eines: zu beruhigen und auf die Notwendigkeit<br />

der Reform hinzuweisen. Eines ist aber auch sicher: Die<br />

Reform wird noch lange von sich reden machen und einigen<br />

Streit verursachen.<br />

50 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


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Abo-Vertrieb: interabo Betreuungs-GmbH, Amtsgericht Hamburg HRB 35763, Geschäftsführer: Uwe Flashaar.


Frankreich Heute Tuilerien<br />

Die Tuilerien<br />

Paris träumt vom Wiederaufbau<br />

seines alten Stadtpalastes<br />

Es hört sich nach einem Aprilscherz an und würde nicht weniger bedeuten als die<br />

komplette Umgestaltung eines der meistbesuchten Stadtviertel von ganz Frankreich:<br />

der Wiederaufbau des im 19. Jahrhundert zerstörten Teils der Tuilerien. Zwischen dem<br />

Louvre, dem Arc de Triomphe, den Champs-Elysées und dem Obelisken der Place<br />

de la Concorde würde eine fast mythische Blickflucht verbaut, die inzwischen<br />

Wahrzeichen von Paris geworden ist. Doch was sich wie ein Aprilscherz anhört,<br />

präzisiert sich mit den Jahren und löst eine Debatte über das Für und Wider aus.<br />

Eine Bestandsaufnahme, was von diesem unglaublichen Projekt vielleicht eines<br />

Tages realisiert werden könnte.<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Das Tuilerien-Palais würde den Louvre-Komplex wieder zu einem Karree verschließen.<br />

22. Mai 1871: Die Tuilerien in Flammen. Die Ruine wurde später abgerissen.<br />

Der Wiederaufbau der Tuilerien?<br />

Diesem Stadtpalast, der<br />

einst mit den Flügeln des<br />

Louvre zu einem riesigen Karree vereint<br />

war und dessen Name heute nur<br />

noch der Park vor dem Louvre trägt?<br />

Fragt man die Pariser nach ihrer Meinung<br />

dazu, haben die meisten davon<br />

noch nichts gehört. Für sie sind die Tuilerien<br />

eine Art Mythos im Herzen der<br />

Hauptstadt. Eine Umgestaltung des historischen<br />

Areals käme überhaupt nicht<br />

in Frage, nicht einmal ein Nachdenken<br />

darüber. Schon Präsident Mitterrand<br />

hatte 1989 große Schwierigkeiten, die<br />

Pariser vom Neubau des Eingangsbereiches<br />

des Louvre zu überzeugen, wofür<br />

der chinesisch-amerikanische Architekt<br />

leoh Ming Pei die heutige Glaspyramide<br />

entworfen hatte. Nicht wenige empfanden<br />

diese Pläne als Skandal und konnten<br />

sich nicht vorstellen, die historischen<br />

Gebäude mit moderner Architektur zu<br />

verbinden. Heute ist die Pyramide längst<br />

von allen anerkannt und niemand würde<br />

sie mehr in Frage stellen. Sie ist mittlerweile<br />

genauso Wahrzeichen von Paris<br />

wie der Louvre selbst. Trotzdem ist eines<br />

sicher: Die Pariser werden sich kaum<br />

mit einem Umbau ihres gewohnten<br />

Stadtbildes anfreunden wollen.<br />

Das Palais des Tuileries war, nachdem<br />

es zunächst als Einzelgebäude<br />

geplant und später durch Flügelbauten<br />

mit dem Louvre verbunden wurde,<br />

eines der zentralen Staatsgebäude in<br />

der französischen Geschichte. Seine<br />

Errichtung, begonnen im Jahre 1564,<br />

erlaubte dem sich herausbildenden<br />

zentralistischen Staat die Konzentration<br />

aller Regierungsgewalt in einem<br />

zentralen Gebäude. Von Ludwig XVI.<br />

bis Napoleon III. haben alle politischen<br />

Regime zwischen <strong>17</strong>89 und 1870<br />

in den Tuilerien ihren Sitz gehabt.<br />

Heinrich IV., Ludwig XIV. und selbst<br />

noch Napoleon III. im 19. Jahrhundert<br />

lebten sogar in dem Palast. Diese Kontinuität<br />

wurde im Mai 1871 brutal unterbrochen,<br />

als in den blutigen Tagen<br />

der Pariser Kommune Aufständische<br />

gegen die Regierung opponierten. In<br />

Paris wie in vielen anderen Städten des<br />

Landes, in Limoges, Toulouse, Grenoble,<br />

Lyon und Marseille stritt man<br />

für politische Selbstverwaltung, worauf<br />

die Zentralregierung mit Härte<br />

reagierte. In den Wirren der Ereignisse<br />

wurden die Symbole der verhassten<br />

Staatsgewalt zur Zielscheibe der Wut:<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 53


Frankreich Heute Tuilerien<br />

das Palais des Tuileries, der Justizpalast<br />

und das Rathaus gingen in Flammen<br />

auf.<br />

Die Tuilerien traf es am 22. Mai<br />

1871. Kommunarden bestrichen die<br />

Mauern mit Petroleum, Schießpulver<br />

und Teer und entzündeten mit dem<br />

explosiven Gemisch ein Feuer, das<br />

einen großen Teil des Gebäudekomplexes<br />

zerstörte. Einige Brandsätze<br />

wurden selbst in den Salons des Palastes<br />

gelegt, damit das Feuer auch ganze<br />

Arbeit leisten würde. Noch heute ist<br />

nicht ganz klar, ob es sich bei diesen<br />

Ereignissen um die überstürzte Tat<br />

einiger versprengter Kommunarden<br />

oder um die kollektive Entscheidung<br />

der Revolutionsführung handelte.<br />

Sicher ist nur: Nach drei Tagen Flammenherrschaft<br />

war ein großer Teil<br />

des Palastes abgebrannt, mehr als 266<br />

Quadratmeter Fassade waren vernichtet,<br />

darunter der Pavillon de Flore an<br />

der Seine-Seite und der Pavillon de<br />

Marsan an der Rue de Rivoli. Vom<br />

berühmten Gebäude war nur noch der<br />

Louvre übrig geblieben.<br />

Schon 1872 zirkulierte eine Petition,<br />

in der der Wiederaufbau des<br />

Tuilerien-Palastes gefordert wurde.<br />

Zehn Jahre später setzte sich Jules Ferry,<br />

Minister für Bildung und Kunst,<br />

Sonnenbaden in den Tuilerien.<br />

ernsthaft vor dem Senat für einen<br />

Abriss der Brandruinen und einen<br />

Wiederaufbau ein. Doch Jules Ferry<br />

blieb nicht genügend Zeit, das Projekt<br />

zu einem guten Ende zu führen, und<br />

so verschwanden die Pläne wieder in<br />

den Schubladen. Nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg ist der Wiederaufbau<br />

mehrere Male diskutiert worden, und<br />

auch General de Gaulle befasste sich<br />

mit der Idee. Aber erst der Präsident<br />

der Nationalversammlung, Philippe<br />

Séguin, studierte 1994 die Vorschläge<br />

genauer und im Jahr 2002 war es der<br />

Kulturminister Jean-Jacques Aillagon,<br />

der sich sehr interessiert zeigte. Durch<br />

seine Initiative wurde im Journal Officiel<br />

de la République (dt. Amtliches<br />

Anzeigenblatt) die Bildung einer Untersuchungskommission<br />

bekannt gegeben.<br />

Damit wurde die Sache zu einem<br />

offiziellen Vorgang. Diese Kommission<br />

übergab 2007 dem Kulturministerium<br />

ihren Bericht – und befürwortete das<br />

Projekt.<br />

Besonders ein Mann streitet seit<br />

langem mit besonderem Einsatz für die<br />

Restaurierung der Tuilerien und glaubt<br />

mehr daran als jeder andere. Alain<br />

Boumier, pensionierter Bauingenieur,<br />

kämpft als Liebhaber des Empire-Stils<br />

seit 15 Jahren für das Projekt, zuletzt<br />

als Vorsitzender des Nationalen Komitees<br />

zum Wiederaufbau der Tuilerien.<br />

Für ihn ist ganz klar: « Man kann die<br />

französische Geschichte ohne die Tuilerien<br />

nicht begreifen. » Deswegen ist<br />

es für ihn auch undenkbar, dass die<br />

Französische Republik sein Engagement<br />

nicht würdigen und den Palast<br />

nicht wieder in seinen ursprünglichen<br />

Zustand versetzen könne.<br />

Zu einer Zeit, als sich jedermann<br />

mit dem Zustand<br />

der Tuilerien abgefunden<br />

hatte und keiner mehr an<br />

einen Wiederaufbau dachte,<br />

begann er mit einem<br />

unermüdlichen Eifer, der<br />

einen jeden Lobbyisten<br />

zur Ehre gereicht hätte,<br />

die zuständigen Stellen<br />

von der Notwendigkeit des<br />

Projektes zu überzeugen.<br />

Im Jahr 2005 gründete er<br />

das Komitee zum Wiederaufbau<br />

der Tuilerien, unterstützt durch<br />

die Académie du Second Empire, eine<br />

reichlich traditionell-konservative Gelehrtenvereinigung,<br />

die man in Frankreich<br />

eher zum Kreise der (immer noch<br />

existierenden) Royalisten zählt. Fragt<br />

man Alain Boumier danach, sagt er<br />

von sich, er sei weder royaliste noch<br />

bonarpartiste (Republikaner), sondern<br />

einfach Franzose und er zitiert gerne<br />

den Schriftsteller Maurice Druon,<br />

Mitglied der Académie Francaise: « Es<br />

handelt sich hier nicht um eine Frage<br />

von Parteien, sondern um eine Frage<br />

des Vaterlands » (Im Französischen ein<br />

Wortspiel: parti versus patrie).<br />

Doch die Pariser wissen von alledem<br />

nichts. Die ganzen Diskussionen<br />

fanden sozusagen hinter ihren Rücken<br />

statt, hinter verschlossenen Türen, in<br />

den Sphären der hohen Beamtenapparate,<br />

die dem Blick der Öffentlichkeit<br />

meist verschlossen bleiben – oder für<br />

die sich die Öffentlichkeit selten interessiert.<br />

Das Projekt des Tuilerien-Wiederaufbaus<br />

entbehrt nicht einer gewissen<br />

Ähnlichkeit mit den Vorgängen um<br />

den Wiederaufbau des Stadtschlosses<br />

in Berlin. Beide Gebäude liegen in den<br />

historischen Zentren der Hauptstädte,<br />

beide haben eine große historische<br />

Bedeutung und beide haben große<br />

stadtplanerische Konsequenzen. Die<br />

Zeitschrift Le Devoir aus Québec<br />

schrieb dazu kürzlich: « Das Palais<br />

des Tuileries würde das Karree des<br />

Louvre wieder verschließen und somit<br />

den Blick vom Louvre auf die<br />

Champs-Elysées. Das Berliner Stadtschloss<br />

beeinflusst in ähnlicher Weise<br />

die Achse Brandenburger Tor - Unter<br />

den Linden. » Beide Projekte griffen<br />

in heutige Stadtlandschaften ein, aber<br />

beide rekonstruierten auch gleichzeitig<br />

ihre historischen Wurzeln.<br />

Der Vorsitzende des Fördervereins<br />

zum Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses,<br />

Wilhelm Boddien, auch<br />

er eher für konservative Äußerungen<br />

bekannt, ist engagierter Befürworter<br />

der Rekonstruktion der Tuilerien. Für<br />

ihn bedeutet der Wiederaufbau des<br />

Berliner Stadtschlosses und der Pariser<br />

Tuilerien einen « großen symbolischen<br />

und spektakulären Akt der Wiederaneignung<br />

des historischen und kulturellen<br />

Raums in Europa. » Alain Boumier<br />

würde sich sicher nicht anders ausdrücken.<br />

Die beiden Männer ähneln<br />

sich nicht nur in ihren Meinungen,<br />

sondern auch in ihrem unnachgiebigen<br />

Engagement. Allerdings war nur der<br />

Berliner, bis heute jedenfalls, darin<br />

erfolgreich.<br />

54 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Am Anfang sahen viele in Alain<br />

Boumier einen um sich selbst kreisenden,<br />

in die Geschichte vernarrten,<br />

der auf seinem Spezialgebiet an einem<br />

vollkommen utopischen Projekt laborierte,<br />

das niemals verwirklicht werden<br />

würde. Doch längst hat sich dieser<br />

Blick auf Boumier geändert. Wenn<br />

auch das Projekt noch immer verrückt<br />

klingen mag, muss man doch zugeben,<br />

dass der Mann eine kommunikative<br />

Begabung hat und es ihm gelingt,<br />

namhafte Unterstützer zu formieren.<br />

Und die sind nicht die unbedeutendsten.<br />

Neben Ministern, Botschaftern<br />

und anderen hochrangigen Personen<br />

aus Politik und Gesellschaft soll mittlerweile<br />

sogar Alt-Präsident Jacques<br />

Chirac das Projekt unterstützen. Neben<br />

den Personen hängt der Erfolg<br />

des Projektes aber vor allem am Geld.<br />

Gelänge es dem Komitee, eine überzeugende<br />

Finanzierung vorzulegen,<br />

wäre schon viel gewonnen.<br />

Für den Besitzer des Geländes,<br />

den französischen Staat, steht es außer<br />

Frage auch nur einen Cent für das<br />

Projekt aufzuwenden. Die öffentlichen<br />

Museen des Louvre und die Stadt Paris<br />

zeigen sich in dieser Hinsicht nicht<br />

weniger verschlossen. Die Sache ist<br />

klar: Wenn überhaupt eine Rekonstruktion<br />

der Tuilerien avisiert werden<br />

sollte, dann nur mit privaten Geldern.<br />

Denn ein Wiederaufbau der Tuilerien<br />

würde teuer werden. Man schätzt<br />

heute, dass das Projekt zwischen 300<br />

und 500 Millionen Euro verschlingen<br />

würde. Doch es sieht so aus, als<br />

bräuchte es ganz andere Hindernisse,<br />

um einen Mann wie Alain Boumier zu<br />

stoppen. Nach seinen Angaben ist die<br />

Finanzplanung bereits abgeschlossen.<br />

Mit Hilfe nationaler und internationaler<br />

Investoren und Sponsoren und<br />

unter tätiger Mithilfe großzügiger<br />

Mäzene. Während eines kürzlich<br />

veranstalteten Symposiums, das das<br />

Komitee zum Wiederaufbau der Tuilerien<br />

veranstaltete, zeigte sich Boumier<br />

siegesgewiss: « 350 Millionen Euro,<br />

das ist nicht viel, wenn man bedenkt,<br />

dass sie gerademal 24 Kilometern Autobahn<br />

entsprechen. »<br />

Boumier verweist gerne auf den<br />

großen Vorteil, den die Realisierung<br />

Nur das<br />

Wie steht noch in Frage. Eines ist aber<br />

heute schon sicher. Der Wiederaufbau<br />

würde mit heutigen Baumaterialien<br />

vorgenommen werden, auch Beton<br />

wäre nicht ausgeschlossen. Die Fassade<br />

aber würde sich vollkommen an<br />

dem Zustand orientieren müssen, den<br />

das Gebäude im Jahr 1871 hatte.<br />

Einige sehen in dem Wiederaufbau<br />

der Tuilerien ein willkommenes<br />

Projekt, das Präsident Sarkozy zu « seinem<br />

» großen Vorhaben werden lassen<br />

könnte. So zum Beispiel Jean-François<br />

Legaret, Bürgermeister des 1. Pariser<br />

Arrondisments, auf dessen Territorium<br />

sich der Louvre befindet. Es ist unter<br />

französischen Präsidenten Tradition,<br />

sich mit großartigen Bauwerken in<br />

der Hauptstadt zu verewigen. Eine<br />

sehr französische Eigenheit. Dennoch<br />

scheint die derzeitige französische<br />

Kulturministerin Christine Albanel<br />

die Hoffnungen ein wenig dämpfen zu<br />

wollen. Sie bekannte kürzlich, dass es<br />

einige sehr dringende Restaurationsvorhaben<br />

im französischen Kulturerbe<br />

gebe und dass sie nicht glaube, « dass<br />

das erste unter diesen Dringlichkeiten<br />

der Wiederaufbau der Tuilerien sei. »<br />

Man darf also erwarten, dass die<br />

zahlreichen Touristen weiterhin vor der<br />

Pyramide des Louvre und im Garten<br />

der Tuilerien spazieren und dabei den<br />

weiten Blick über die Champs-Elysées<br />

hinüber zum Arc de Triomphe genießen<br />

können. An klaren Tagen sogar<br />

bis zum Arche de la Defense. Würde<br />

des Projektes für den Staat hätte.<br />

Dieser würde eine Fläche von 20.000<br />

Quadratmetern gewinnen, die für eine<br />

Erweiterung der Museen des Louvre<br />

man ihnen erzählen, dass dieser unvergleichliche<br />

Blick nach drei Jahren<br />

Planungs- und vier Jahren Bauphase<br />

verbaut sein würde, sie würden ungläu-<br />

und für<br />

ein großes<br />

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es nicht. Moderne Kunst vor dem Louvre.<br />

big den Kopf schütteln. Und zu Recht.<br />

Der Wiederaufbau der Tuilerien ist<br />

eine Utopie. Aber wie in allen Utopien<br />

steckt in ihr ein Fünkchen Realismus.<br />

Berlin zeigt uns heute, was daraus alles<br />

werden kann.<br />

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Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 55


Leben in Frankreich<br />

Was sollte man über Preisangaben<br />

in Frankreich wissen?<br />

Die Schuhe der Begierde sind im<br />

Schau fenster nicht mit ihrem Kaufpreis<br />

ausgezeichnet. Der am Regal<br />

eines Supermarktes angezeigte Preis<br />

eines Produktes entspricht nicht dem<br />

an der Kasse verlangten. Oder eine<br />

Quit tung für eine Dienstleistung weist<br />

nur den Gesamtbetrag, nicht aber die<br />

einzelnen Leistungen aus. Vorkommnisse,<br />

die die meisten bereits einmal zu<br />

Hause oder im Urlaub erlebt haben. In<br />

Frankreich gelten jedoch gewisse Vorschriften<br />

für die Angabe von Preisen,<br />

deren Kenntnis sich manchmal als<br />

nützlich erweisen kann.<br />

Preisauszeichnungspflicht<br />

Natürlich kann jeder französische<br />

Unternehmer wie in allen Marktwirtschaften<br />

die Preise für seine Produkte<br />

und Dienstleistungen frei festsetzen.<br />

Er ist aber verpflichtet, den Kunden<br />

über den Preis zu informieren, und<br />

zwar bevor dieser seinen Kaufentschluss<br />

fasst. Dies beinhaltet auch,<br />

dass der Preis einer Ware erkennbar<br />

sein muss, ohne dass man dafür den<br />

Verkäufer fragen, bzw. wenn die Ware<br />

von außen sichtbar ist, dafür das Geschäft<br />

betreten muss. Außerdem muss<br />

der Preis in Euro als Bruttopreis, also<br />

einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer,<br />

angegeben werden. Ist eine<br />

Ware mit zwei unterschiedlichen Preisen<br />

versehen oder stimmt der an der<br />

Kasse verlangte Betrag nicht mit dem<br />

etikettierten überein, gilt üblicherweise<br />

der günstigere Preis, außer wenn ein<br />

Irrtum offensichtlich ist, beispielsweise<br />

ein hochwertiger Fotoapparat nur 70<br />

anstatt 700 Euro kosten soll.<br />

Bestandteile der<br />

Preisauszeichnung<br />

In bestimmten Fällen reicht es<br />

nicht aus, dass eine Ware mit einem<br />

Preis versehen ist. Vielmehr kann es<br />

notwendig sein, dass die Preisauszeichnung<br />

weitere Merkmale aufweisen<br />

muss. So müssen in Frankreich bei<br />

vorver packten Waren (wie Lebens mittel)<br />

neben dem Ver kaufspreis für ein<br />

kon kretes Produkt auch die Grundprei<br />

se angegeben werden, also der Preis<br />

pro Kilogramm oder pro Liter. Sollen<br />

Pro dukte in einem Bündel verkauft<br />

wer den, muss der Preis für die einzelnen<br />

Bestandteile erkennbar sein. Ist<br />

die Lieferung einer Ware notwendig,<br />

bei spiels weise bei Bestellungen übers<br />

In ter net, muss der Anbieter den Kunden<br />

ausreichend über eventuell dafür<br />

anfallende Zusatzkosten informieren.<br />

Preisauszeichnungen<br />

bei Dienstleistungen<br />

Bei Dienstleistungen ist ein Anbieter<br />

verpflichtet, eine leicht erkennbare<br />

und deutlich lesbare Aufstellung der<br />

angebotenen Leistungen sowie deren<br />

Preise im Kundenbereich anzubringen.<br />

Einige Branchen sind zudem verpflichtet,<br />

ihre Preise im Schaufenster<br />

bzw. außerhalb der Geschäftsräume<br />

auszuhängen. So zum Beispiel Friseure,<br />

Reinigungen, Schuster, Restaurants<br />

und andere. Verlangt ein Kunde einen<br />

Kostenvoranschlag, etwa bei Handwerksbetrieben,<br />

so darf dieser kostenpflichtig<br />

sein. Der Preis dafür muss<br />

aber im Vorfeld bekannt sein.<br />

Aushändigung<br />

einer Rechnung<br />

Bei Dienstleistungen muss für alle<br />

Leistungen, die den Wert von 15,24<br />

Euro (einschließlich Mehrwertsteuer)<br />

übersteigen, eine Rechnung ausgestellt<br />

werden. Bei Leistungen unterhalb<br />

dieses Betrages ist eine Rechnungsaushändigung<br />

fakultativ, kann vom<br />

Kunden aber verlangt werden. Zu den<br />

Bestandteilen einer ordnungsgemäßen<br />

Rechnung gehören die Anschrift des<br />

Anbieters, der Name des Kunden, das<br />

Leistungsdatum, die einzeln erbrachten<br />

Leistungen mit Preisen sowie die<br />

Mehrwertsteuer.<br />

Sonderangebote<br />

Sonderangebote sind meist durch<br />

be son dere Hinweise kenntlich gemacht.<br />

Oft werden alte Preisetiketten<br />

wer be wirksam mit den gesenkten<br />

Preisen überklebt. Außer bei Ausverkäufen<br />

(bei spiels weise dem Sommerschlussverkauf)<br />

und Räumungsverkäufen<br />

müs sen Produkte, die in der<br />

Werbung als Sonderangebot angepriesen<br />

werden, grund sätzlich während<br />

der ganzen Ak tionszeit erhältlich<br />

sein. Ist die Ware ausverkauft,<br />

ist der Anbieter verpflichtet, die Produkte<br />

zum angekündigten Preis zu<br />

beschaffen bzw. die Werbeaktion zu<br />

beenden. So darf ein Händler zum<br />

Beispiel nicht mit Sonderangeboten<br />

am Schaufenster werben, wenn er im<br />

Ladeninneren die Ware nicht mehr<br />

in einem ausreichenden Maß vorrätig<br />

hält. Die Kunden dürfen nicht<br />

mit falschen Versprechungen in den<br />

Laden gelockt werden.<br />

Anzahlungen und<br />

Stornogebühren<br />

Es ist möglich, dass man bei<br />

der Bestellung einer Ware um eine<br />

Anzahlung gebeten wird. Dies wird<br />

üblicherweise auf der Rechnung vermerkt.<br />

Hat man eine Anzahlung getätigt,<br />

kann man sich danach allerdings<br />

nicht mehr vom Kaufvertrag lossagen.<br />

Der Kunde ist dann verpflichtet, auch<br />

noch den Restbetrag der Ware zu<br />

begleichen. Natürlich obliegt es dem<br />

Verkäufer seinerseits, die Produkte<br />

zu liefern bzw. die Dienstleistung zu<br />

gewährleisten. Will ein Kunde nachträglich<br />

auf eine Bestellung verzichten,<br />

kann eine Stornogebühr anfallen.<br />

Auch besteht von Seiten des Kunden<br />

kein grundsätzliches Umtauschrecht<br />

nach Erwerb eines Produktes, soweit<br />

keine Fehlerhaftigkeit vorliegt. Oft<br />

sind Unternehmen jedoch auf Kulanzbasis<br />

bereit, unbenutzte Gegenstände<br />

zurückzunehmen.<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


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Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 57


Unterwegs in Frankreich Paris<br />

Die Sainte-Chapelle<br />

in Schönheitskur<br />

Farb- und Lichterpracht in der Sainte-Chapelle.<br />

Sie ist eines der Schmuckstücke der französischen Hauptstadt und zählt zu den meistbesuchten<br />

Sehenswürdigkeiten von Paris. Die Sainte-Chapelle (dt. heilige Kapelle) ist vor allem wegen<br />

ihrer einzigartigen mittelalterlichen Buntglasfenster berühmt. In diesem Jahr beginnt ein<br />

umfangreiches Restaurierungsvorhaben, das bis 2013 dauern soll.<br />

58 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Im 13. Jahrhundert war<br />

König Ludwig IX. (1214<br />

– 1270) so für seinen<br />

starken Glauben bekannt,<br />

dass man ihn heute noch<br />

Ludwig den Heiligen nennt.<br />

Eines seiner zentralen Vorhaben<br />

war, Frankreich und<br />

insbesondere Paris zum Zentrum<br />

der Christenheit zu<br />

machen. Nicht weniger als<br />

das. Die französische Hauptstadt,<br />

so dachte er sich das,<br />

sollte Christen aus aller Welt<br />

anziehen und vom Papst als<br />

besonderes Beispiel für<br />

Gläubigkeit hervorgehoben<br />

werden.<br />

Frankreich war zu seiner<br />

Zeit eine der einflussreichsten<br />

Monarchien der<br />

christlichen Welt und Paris<br />

mit seinen mehr als 200.000<br />

Einwohnern die bevölkerungsreichste<br />

Stadt in ganz<br />

Europa. Der fromme Ludwig<br />

vergaß durchaus nicht,<br />

die Stärke und den Einfluss<br />

seines Königreiches zu mehren<br />

und zu wahren, doch war<br />

dies für ihn immer mit der<br />

Stärkung des christlichen<br />

Glaubens verbunden. Sich<br />

dafür in tiefe Kontemplation<br />

zu versenken und mit religiösen<br />

Fragen zu beschäftigen,<br />

genügte nicht, da mussten<br />

konkretere Maßnahmen<br />

ergriffen werden. Nicht<br />

zuletzt die etlichen Kreuzzüge, die Ludwig anführte, aber<br />

auch Allerweltsdinge wie das Verbot des Kartenspiels. Um<br />

dem Klerus zu gefallen und um die religiöse Mission Ludwigs<br />

IX. zu symbolisieren,<br />

musste aber<br />

noch etwas ganz<br />

anderes unternommen<br />

werden. Ein<br />

Bauwerk sollte her,<br />

wie es die Welt des<br />

Mittelalters noch<br />

nicht gesehen hatte.<br />

Und es sollte in<br />

Paris entstehen: die<br />

Sainte-Chapelle.<br />

Doch vor ihrer<br />

Blick auf die Sainte-Chapelle.<br />

Errichtung galt es, eine außergewöhnliche Funktion für<br />

das Bauwerk zu erfinden. Man dachte schließlich nicht an<br />

irgendeine Kapelle. So zögerte Ludwig der Heilige auch<br />

nicht lange und öffnete die Staatsschatulle weit. Für die<br />

unglaubliche Summe von 135.000 Pfund (mehr als das<br />

Dreifache der Baukosten) erwarb er vom byzantinischen<br />

Kaiser Balduin im Jahr 1239 einen riesigen Reliquienschatz.<br />

Nichts weniger sollte die neue Kirche sein, als der<br />

Aufbewahrungsort heiligster Reliquien. Darunter die Dornenkrone<br />

Christi und ein Stück des Kreuzes, an dem der<br />

Heiland sein Martyrium erlitt.<br />

Neben diesen wichtigen Reliquien befanden sich 19 weitere<br />

kostbare Stücke in der Sammlung der Sainte-Chapelle.<br />

Dadurch gehörte diese Reliquiensammlung zu den bedeutendsten<br />

ihrer Art in der christlichen Welt, vergleichbar<br />

nur noch mit jenen der Grabeskirche in Jerusalem und des<br />

Petersdoms in Rom. Mit der Schaffung eines solchen Ortes<br />

christlichen Glaubens mitten in Paris sollte die Gunst des<br />

Papstes errungen werden. Und tatsächlich, die Reaktion<br />

des Papstes ließ nicht lange auf sich warten. Am 24. Mai<br />

1244 schrieb Papst Innozenz IV. an Ludwig den Heiligen<br />

inmitten der siebenjährigen Bauzeit: « Du hast mit Deinen<br />

Mitteln ein Werk vollbracht, das für die Ewigkeit geschaffen<br />

ist. »<br />

Die 1248 vollendete Kirche wurde zweigeschossig gebaut<br />

und orientierte sich damit an den alten Gotteshäusern von<br />

Saint-Germain-en-Laye oder Aachen. In der oberen Etage<br />

wurden die Reliquien aufbewahrt und dieses Geschoss war<br />

einzig dem König, seiner Familie und einigen ausgewählten<br />

500 Kilometer staufrei …


Unterwegs in Frankreich Paris<br />

Die Sainte-Chapelle – ein Meisterwerk der Gothik.<br />

Adligen vorbehalten. Im<br />

Erdgeschoss wurden die<br />

Messen abgehalten.<br />

Abgesehen von der<br />

Aufbewahrung der Reliquien<br />

wies der König der<br />

Sainte-Chapelle eine weitere<br />

Aufgabe zu. Sie sollte<br />

« die Seele erheben und<br />

den Geist der Menschen<br />

reinigen ».<br />

Was gab es besseres<br />

dafür als den Effekt eines<br />

fast überirdischen Lichts,<br />

das in weiten Strahlen<br />

in das Innere fallen sollte?<br />

So zählt man in der<br />

Sainte-Chapelle 15 große<br />

Buntglasfenster bestehend<br />

aus insgesamt 1.113<br />

Teilen. Durch das farbige<br />

Glas ergab sich ein für das<br />

Wann gilt eine Kapelle in Frankreich<br />

als « Sainte-Chapelle »?<br />

Fünf Kriterien sind zu erfüllen. Das Gebäude muss<br />

• eine königliche Schloss- oder Palastkapelle sein,<br />

Mittelalter sensationeller<br />

visueller Eindruck.<br />

Auch die Architektur der Kapelle war neuartig. Es wird<br />

angenommen, dass Pierre de Montreuil für den Bau verantwortlich<br />

zeichnete, der Erbauer von Notre-Dame in Paris<br />

und der Basilika von Saint-Denis. Er kreierte zwei sich<br />

überlagernde Gewölbe von damals unbekannten Ausmaßen.<br />

Bei dem oberen wurde auf Mauerwerk so weit wie möglich<br />

• über ein einzigartiges Kirchenschiff, ein oder zwei<br />

Etagen, hohe Glasfenster, ein steiles Schieferdach<br />

und einen freistehenden Glockenturm verfügen,<br />

• ein Stück der Dornenkrone Christi oder des Kreuzes<br />

beherbergen, die Teile jener Reliquien sind, die<br />

Ludwig IX. für die Pariser Sainte-Chapelle erwarb,<br />

• für die Abhaltung von Messen im drei Stundentakt<br />

genutzt werden,<br />

• von Ludwig dem Heiligen oder seinen Nachfahren<br />

gegründet worden sein.<br />

Heute gibt es sieben Kirchen in Frankreich, die diese<br />

Anforderungen erfüllen: Neben der von Paris sind<br />

es die Kirchen von Vincennes, Riom, Châteaudun,<br />

Aigueperse, Champigny-sur-Veude und von Vic-le-<br />

Comte.<br />

verzichtet, stattdessen wurden riesige Bögen<br />

aus buntem Glasmosaik errichtet, die das<br />

Alte und Neue Testament illustrieren. Das<br />

ganze Ensemble, das eine unerhörte Leichtigkeit<br />

ausstrahlt, vermittelt den Eindruck,<br />

als wichen seine Mauern vor einem absoluten<br />

göttlichen Lichtstrahl zurück. Ein sehr<br />

beeindruckender Effekt.<br />

In Geschichtsbüchern steht geschrieben,<br />

dass sich Ludwig IX. nach der Einweihung<br />

der Sainte-Chapelle in tiefer Meditation auf<br />

seinen siebten Kreuzzug vorbereitete, den er<br />

1248 begann. In der Befürchtung, seine geliebte<br />

Kirche könne Schaden nehmen, gründete<br />

der König das Amt eines « Glasbaumeisters<br />

», der künftig die Sainte-Chapelle<br />

pflegen sollte. So war an alles gedacht und<br />

der Monarch konnte beruhigt in den Krieg<br />

ziehen.<br />

Für Ludwig den Heiligen war es sicher<br />

unvorstellbar, dass die Franzosen eines Tages<br />

gegen seine Sainte-Chapelle rebellieren<br />

würden. Doch während der französischen<br />

Revolution, in den stürmischen<br />

Jahren ab <strong>17</strong>89,<br />

hatte auch diese Kirche<br />

schwere Beschädigungen<br />

zu überstehen, vor allem<br />

natürlich die Glasmosaike.<br />

Man dachte sogar eine<br />

Zeitlang über ihren Abriss<br />

nach. Der Schwärmerei<br />

der Romantiker für das<br />

Mittelalter ist es zu verdanken,<br />

dass die Kirche<br />

wieder restauriert werden<br />

konnte. Besonders Victor<br />

Hugo und der junge<br />

Architekt Jean-Baptiste<br />

Lassus setzten sich mit<br />

großem Eifer dafür ein,<br />

die Öffentlichkeit von der<br />

Notwendigkeit eines solchen<br />

Vorhabens zu überzeugen.<br />

Sie hatten Erfolg,<br />

die Sainte-Chapelle konnte<br />

gerettet werden, und<br />

ganz nebenbei schufen die<br />

beiden den Grundstein für<br />

das, was man heute zum<br />

kulturellen Erbe der Stadt zählt.<br />

Im 19. Jahrhundert haben Archäologen in unermüdlicher<br />

Arbeit die Handwerkskunst der frühen Glasbaumeister<br />

wiederbelebt und 1845 wurde in einer groß angelegten<br />

Kampagne die Bevölkerung für die komplette Sanierung<br />

der Kirche gewonnen. Es wurde eine der größten Restaurie-<br />

60 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


ungsarbeiten der Epoche,<br />

zur gleichen Zeit übrigens,<br />

als auch Vézelay im Burgund<br />

restauriert wurde.<br />

Seitdem wurde die<br />

Sainte-Chapelle noch<br />

zweimal ihrer Glasfenster<br />

beraubt, doch diese Male<br />

um sie vor Beschädigungen<br />

während der beiden<br />

Weltkriege zu schützen.<br />

Unglücklichweise hat man<br />

während der Einlagerung<br />

die Glasstücke mit einer<br />

Art Lack versehen, der das<br />

empfindliche Material vor<br />

Bombenerschütterungen<br />

schützen sollte. Dieser<br />

Lack begann sich allerdings<br />

mit der Zeit schwarz<br />

zu färben. Es wurde nötig,<br />

ihn wieder zu entfernen,<br />

doch war dies ein schwieriges<br />

Unterfangen, lief<br />

man dabei Gefahr, das<br />

Glas zu beschädigen oder<br />

die Originalfarben mit zu entfernen. Weitere wichtige Restaurierungsarbeiten<br />

folgten 1970.<br />

Heute nun ist es wieder notwendig, das prachtvolle<br />

Die Sainte-Chapelle in Zahlen<br />

Die Kirche ist 42,50 Meter hoch (ohne Glockenturm), was sie zu einer der<br />

höchsten Kathedralen Frankreichs macht, hat eine Länge von 33 Metern im<br />

Kirchenschiff und verfügt über 15 Buntglasfenster aus dem 13. Jahrhundert,<br />

vier große von je 15,35 Metern Höhe an jeder Seite des Kirchenschiffs und<br />

sieben kleinere an der Apsis. Sie zählt außerdem 1.113 Glaskacheln, von<br />

denen zwei Drittel aus dem Originalglas bestehen. Die Glasoberfläche<br />

macht insgesamt 750 Quadratmeter aus.<br />

Die lebensechten Darstellungen auf den Buntglasscheiben beeindrucken noch nach Jahrhunderten.<br />

Zeugnis gotischer Baukunst zu restaurieren und zu pflegen.<br />

Dieses Mal entschied man sich, nicht nur die Glasmalereien<br />

aus dem 13. Jahrhundert noch einmal zu konservieren,<br />

sondern auch die Bleiplatten aufzuarbeiten,<br />

die das Glas halten, sowie die Eisenbarren,<br />

die den Fenstern Stabilität verleihen. Das<br />

erfordert eine Arbeit mit hoher Präzision.<br />

Völlig unerwartete Schwierigkeiten traten<br />

an anderer Stelle auf: Man stellte fest,<br />

dass die Fenster von Sainte-Chapelle, die in<br />

chronologischer Abfolge die Geschehnisse<br />

der Bibel wiedergeben, eine Reihenfolge der<br />

Bibel zeigen, die zu Zeiten von Ludwig IX.<br />

noch gar nicht bekannt gewesen sein konnte.<br />

Bei den Restaurierungsarbeiten im 19. Jahrhundert<br />

scheint man die Abfolge der Fenster<br />

… in 3 Stunden 55 Minuten …


Unterwegs in Frankreich Paris<br />

Biblische Szenen auf den Fenstern der Sainte-Chapelle.<br />

« modernisiert » zu haben. Nach langer Diskussion entschied<br />

man nun, die Fenster in der Anordnung des 19. Jahrhunderts<br />

zu belassen, da die Originalreihenfolge der Fenster<br />

von Sainte-Chapelle nicht mehr rekonstruierbar ist.<br />

Die Restaurierungsarbeiten, die voraussichtlich zehn<br />

Millionen Euro kosten werden, sollen sich bis 2013 hinziehen.<br />

Um das Vorhaben zu finanzieren, hat der französische<br />

Staat – in diesem Umfang ein absolutes Novum – auf die<br />

Hilfe eines Mäzen zurückgegriffen, der Velux-Stiftung. Es<br />

sieht ganz so aus, als würde diese Art der privat-öffentlichen<br />

Zusammenarbeit bei der Restaurierung des nationalen<br />

Kulturerbes Schule machen. Die Kulturministerin Christine<br />

Albanel glaubt jedenfalls in dieser Weise Vorzeichen<br />

auszumachen, wie in Zukunft die vielen Kunstwerke und<br />

Baudenkmäler, die unter ihrer Obhut stehen, bewahrt werden<br />

könnten.<br />

Ludwig der Heilige allerdings wäre sicherlich traurig,<br />

wenn er erfahren müsste, dass seine teuer erkauften Reliquien,<br />

die Dornenkrone und der Teil des « Wahren Kreuzes<br />

Christi » heute nicht mehr in seiner Sainte-Chapelle<br />

aufbewahrt werden. Sie liegen jetzt in den Tresoren von<br />

Notre-Dame. Auch die anderen Reliquien sind nicht mehr<br />

62 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Rue De Rome<br />

oulevard Haussmann<br />

Boulevard des Batignolles<br />

Boulevard Malesherbes<br />

Place<br />

de l’Europe<br />

Rue De Rome<br />

Gare<br />

St-Lazare<br />

Rue de Liège<br />

Rue Londres<br />

Rue Saint Lazare<br />

Rue de Clichy<br />

R. Joubert<br />

Place<br />

Max<br />

Rue Ballu<br />

Rue Moncey<br />

Rue de Douai<br />

Boulevard Haussmann Boulevard Haussmann<br />

Rue Blanche<br />

Place<br />

Blanche<br />

Rue Fontaine<br />

Rue Chaptal<br />

R de La Rochefoucauld<br />

Rue St Lazare<br />

Rue de Chateaudun<br />

Rua de la Victoire<br />

Rue de Provence<br />

Boulevard de Clichy<br />

Rue la Fayette<br />

am alten Ort, sie wurden auf den Louvre, das Cluny-<br />

Museum und die Nationalbibliothek verteilt. Die<br />

Sainte-Chapelle ist heute ein « einfaches » historisches<br />

Monument, kein herausragend heiliger Ort mehr, so<br />

wie ihn sich Ludwig gewünscht hatte. Doch er wäre<br />

sicherlich erfreut zu sehen, mit welcher Sorgfalt seine<br />

Kathedrale des Lichts gepflegt und für die kommenden<br />

Jahrhunderte bewahrt wird.<br />

La Sainte-Chapelle<br />

2, boulevard du Palais<br />

75001 Paris<br />

int<br />

Boétie<br />

sées<br />

Tourville<br />

Avenue Gabriel<br />

Avenue des Champs Élysées<br />

ace des Invalides<br />

Boulevard des Invalides<br />

Rue de Sèvres<br />

Rue de Faubourg St Honoré Rue de Faubourg St Honoré<br />

Quai d’Orsay<br />

Rue de Babylone<br />

Rue Saint Dominique<br />

Rue de Grenelle<br />

Rue Royale<br />

Quai Anatole France<br />

Rue de Sèvres<br />

Rue de Vaugirard Rue de Vaugirard<br />

Bd de la Madeleine BD des Capucines Bd des Italiens<br />

Rue de Rivoli<br />

Quai des Tuileries<br />

Rue de Lille<br />

R d Capucin es<br />

Avenue de l’Opéra<br />

Quai Voltaire Quai Malaquais<br />

Rue de Vaugirard<br />

Rue de Rennes Rue de Rennes<br />

Rue de Casanova<br />

Rue du R. Mar St Honoré<br />

Rue St Roch<br />

R le Grand<br />

Rue de l’Universiité Rue Jacob<br />

Rue de Grenelle<br />

Rue de Sèvres Rue du Four<br />

Rue de Richelieu<br />

R d Vieux Colombier Rue Saint Sulpice<br />

Jardins du<br />

Luxembourg<br />

Rue de Rivoli<br />

Quai de Conti<br />

Öffnungszeiten:<br />

Täglich 9.00 - <strong>17</strong>.00 Uhr<br />

Eintrittspreise:<br />

Rue Croix de petits Champs<br />

Quai du Louvre<br />

Rue Saint Honoré<br />

SEINE<br />

Ile de<br />

la Cité<br />

Rue de Buci Rue Saint André des Arts<br />

7,50 €, ermäßigt 4,80 €, Kinder bis <strong>17</strong> Jahre kostenlos<br />

Zugang über den Palais de Justice. Um in die Sainte-<br />

Chapelle zu gelangen, muss man eine Sicherheitskontrolle<br />

wie am Flughafen passieren.<br />

8. 9. 10 .<br />

2.<br />

1. 3.<br />

4.<br />

7. 6.<br />

Rue de Rivoli<br />

R des Halles<br />

Quai de la Mégisserie<br />

Bd du Palais Pt au Change<br />

Rue Berger<br />

Avenue<br />

Quai de Gesvres Quai de l’hôtel de ville<br />

Petit Pont Rue de la Cité Pt N.Dame<br />

Quai de Montebello<br />

… zum Frühstück nach Paris!<br />

16 .<br />

15.<br />

<strong>17</strong>.<br />

14.<br />

18 .<br />

5.<br />

13 .<br />

19.<br />

11.<br />

Boulevard Saint Germain<br />

12 .<br />

20.<br />

KÖLN<br />

Rue de Turbigo<br />

Boulevard de Sebastopol<br />

Rue des Lombards<br />

Rue de Rivoli<br />

Victoria<br />

Pt au Double Pt d’Arcole<br />

AACHEN<br />

Rue des francs bourgeois<br />

Rue Saint Martin<br />

Place de<br />

l’Hôtel de Ville<br />

Pt St Louis<br />

BRÜSSEL<br />

Rue du Temple<br />

Rue des Archives<br />

Quai de Bourbon<br />

Île<br />

Saint<br />

Louis<br />

Pt Louis Philippe<br />

PARIS<br />

R des Gravilliers<br />

Pt Marie<br />

R de<br />

R P<br />

Rue de<br />

Rue<br />

Boulevard Raspail Boulevard Raspail<br />

Rue Notre Dame des Cha mps<br />

udot R Dr Roux<br />

Bd Pa<br />

Avenue du<br />

R du Ctd Mouchotte<br />

R Vercingétorix<br />

Rue de la<br />

Chaumière<br />

Grande<br />

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Rue d’Assas<br />

Boulevard du Montparnas<br />

ière


Unterwegs in Frankreich Elsass<br />

Gœthes amour fou<br />

in Sesenheim<br />

Auf dem Weg ins nordelsässische Sesenheim.<br />

Im Norden von Straßburg liegt das beschauliche<br />

Dörfchen Sesenheim, das mit dem Auto<br />

in weniger als 20 Minuten von der elsässischen<br />

Metropole aus zu erreichen ist. Vor 200<br />

Jahren war das ein strammer Halbtagesritt.<br />

Den unternahm im Herbst <strong>17</strong>70 und in der ersten<br />

Jahreshälfte <strong>17</strong>71 des Öfteren ein gewisser<br />

Studiosus Goethe, der in Sesenheim die<br />

anregenden Gespräche mit dem Pfarrer Brion<br />

suchte. Und die Nähe zu seiner anmutigen<br />

Tochter Friederike. Eine Fahrt auf den Spuren<br />

einer der berühmtesten Romanzen der Literaturgeschichte.<br />

Der junge Goethe, der seit April <strong>17</strong>70 in Straßburg<br />

seine Studien der Rechtswissenschaft fortsetzte,<br />

genoss im Elsass ein munteres Studentenleben.<br />

Dazu gehörten neben den ungeliebten (und häufig gemiedenen)<br />

Vorlesungen an der Universität Wirtshausbesuche,<br />

Streifzüge durchs Elsass und anregende Diskussionen im<br />

großen Freundes- und Bekanntenkreis. Zu diesem zählte<br />

auch Friedrich Leopold Weyland, mit dem Goethe im Sommer<br />

<strong>17</strong>70 eine weite Wanderung zu Pferd durch das nördliche<br />

Elsass und die angrenzenden deutschen Länder unternahm.<br />

Auf der Rückreise drängte ihn Weyland zu einer<br />

Zwischenstation in Sesenheim (frz. Sessenheim), wo er mit<br />

der Familie des Pfarrers gut befreundet war.<br />

Vor allem wollte er Goethe Friederike vorstellen, von der<br />

er schwärmte. Dieser Typ eines gebildeten, aufgeweckten<br />

aber sittsamen Landmädchens, das mit sich, dem Leben und<br />

der Natur im Reinen und dazu noch von einer frischen und<br />

anmutigen Schönheit war, traf so ganz das Schönheitsideal<br />

des späten 18. Jahrhunderts. Frankreich stand in jenen Jahren<br />

ganz unter dem Eindruck der Schriften von unter anderen<br />

Rousseau, in denen das Leben auf dem Lande idealisiert<br />

wurde. Der Drang nach einem einfachen und ungekünstelten<br />

Leben in der Natur war in bürgerlichen Kreisen weit verbrei-<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


tet. Goethe ließ sich von Weyland nicht lange<br />

zum Aufenthalt in Sesenheim überreden.<br />

In bester und standesgemäßer Manier wurden<br />

die beiden « Kandidaten » (Studenten kurz<br />

vor dem Ende ihrer Universitätsausbildung) von<br />

der Familie empfangen. Nur die erste Begegnung<br />

mit Friederike zögerte sich hinaus. Das<br />

Mädchen musste mehrfach gerufen werden und<br />

als man begann, sich Sorgen zu machen, wurde<br />

sogar überlegt, einen Suchtrupp loszuschicken.<br />

So jedenfalls schildert Goethe die Szene aus<br />

jahrzehntelanger Rückschau in « Dichtung<br />

und Wahrheit » und ihr dramaturgischer Spannungsbogen<br />

bis zur ersten Begegnung lässt uns<br />

heute eher an Dichtung als an Wahrheit glauben.<br />

Denn ein Suchtrupp musste dann doch<br />

nicht ausgeschickt werden, denn schließlich trat<br />

die schöne Maid gesund und munter ins Zimmer<br />

und es «... ging fürwahr an diesem ländlichen<br />

Himmel ein allerliebster Stern auf », wie<br />

sich der alte Goethe erinnerte.<br />

Wer heute in das Elsass fährt, besucht zumeist<br />

die Hauptstadt Straßburg und das südliche<br />

Elsass mit seinen lieblichen Landschaften,<br />

den guten Weinbergen und den berühmten<br />

Kunstschätzen, wie zum Beispiel in Colmar.<br />

Das nördliche Departement der Region, das an<br />

landschaftlichen Reizen auf den ersten Blick<br />

nicht so viel zu bieten hat wie die südliche<br />

Schwester, wird von den Touristen meist nur<br />

durchfahren, bestenfalls wird kurz in einem der<br />

Töpferdörfer wie Soufflenheim oder Betschdorf<br />

angehalten. Die Gegend nördlich von Straßburg<br />

wird von flachen Ebenen dominiert, in der schmucke<br />

und herausgeputzte Dörfer das Auge bei der Durchfahrt<br />

erfreuen. Zum Aussteigen verführen sie meist nicht.<br />

In Sesenheim sollte der Besucher aber für einen Moment<br />

anhalten. Zum einen, weil Literatur- und Geschichtsbegeisterte<br />

an Schauplätzen der Liebe Goethes zu Friederike<br />

Brion lustwandeln können, zum anderen aber auch, weil<br />

man hier bestaunen kann, was ein gutes Marketing aus einer<br />

kleinen Episode alles machen kann. Denn Sesenheim,<br />

das mögen die Bewohner dort verzeihen, ist nicht unbedingt<br />

eine Reise wert. Zumindest nicht mehr oder weniger<br />

als die vielen anderen Dörfer der Region wie Drusenheim<br />

oder Bischwiller. Trotzdem kommen jährlich tausende<br />

Touristen in den verschlafenen Ort, in dem die mittägliche<br />

Abfahrt des Schulbusses nach Unterrichtsende das einzige<br />

größere Ereignis des Tages zu sein scheint. Wäre da nicht<br />

die sagenumwobene Geschichte von der Liebe des jungen<br />

Goethe und der schönen Friederike.<br />

Deswegen kann man in Sesenheim ein tempelartiges<br />

Goethe-Memorial besichtigen und andächtig dem Dichterfürsten<br />

gedenken sowie eine kleine Ausstellung zu seinem<br />

Sesenheimer Aufenthalt auf der Rückseite des Memorials<br />

besuchen. Außerdem ist auf der Straße eine Goethe-<br />

Mitten im Dorf : das Goethe-Memorial.<br />

Scheune ausgeschildert. Eine Scheune? Ja, wenige Schritte<br />

vom Memorial entfernt befindet sich, inmitten eines Privatgrundstücks,<br />

die Goethe-Scheune. Sie hat nicht mehr mit<br />

dem Dichter zu tun, als dass sie wohl das einzige Gebäude<br />

in Sesenheim ist, dessen Zustand sich seit jenen Zeiten nicht<br />

verändert hat. Des Dichters Auge mag also des Öfteren auf<br />

ihr geruht haben und wer weiß, vielleicht nutzte er sie sogar<br />

zu manchem Stelldichein mit Friederike?<br />

Schließlich findet der Besucher noch den Hinweis zu einer<br />

Friederiken-Ruh. Vielleicht das Grab der Pfarrerstochter?<br />

Entlang der Hauptstraße und geführt durch ein Schild<br />

am Marktplatz, auf dem die Goethe-Sehenswürdigkeiten<br />

als Rundweg eingezeichnet sind, ist ein kleiner baumumstandener<br />

Hügel auszumachen. Auf ihm aber nur ein Holzgeländer<br />

und ein großer Stein, der an Friederike Brion erinnert.<br />

Hier sollen Goethe und Friederike in der Nacht der<br />

ersten Begegnung lange Gespräche geführt haben. Hier soll<br />

aus dem ersten Schwärmen der Funke ernsteren Verliebens<br />

übergesprungen sein. Hier also, der Legende nach, begann<br />

die Romanze so eigentlich.<br />

Nach dem ersten Aufenthalt im Sesenheimer Pfarrhof<br />

besuchte Goethe regelmäßig die Familie. Bis in den<br />

Frühsommer <strong>17</strong>71 wechselten lange Gespräche mit Friederikes<br />

Vater und lange Spaziergänge mit Friederike einander<br />

ab. Goethe bezeichnete Sesenheim damals als seinen<br />

« Mittelpunkt der Welt ». Er begann wieder zu dichten.<br />

Im Zyklus « Sesenheimer Lieder » sind wunderschöne<br />

und zarte Gedichte vereint, deren Leichtigkeit und Poesie<br />

O liebliche Friedrike,<br />

Dürft ich nach dir zurück,<br />

In einem deiner Blicke<br />

Liegt Sonnenschein und Glück.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 65


Unterwegs in Frankreich Elsass<br />

Die Kirche hat seit dem 18. Jahrhundert viele Umbauten erfahren.<br />

Dörfliche Idylle mit Goethe-Scheune.<br />

erahnen lassen, welch Monate voll Glück Goethe in Sesenheim<br />

erlebt haben muss. Den 22-jährigen Studenten und<br />

die 19-jährige Friederike verband bald eine Beziehung, die<br />

von der Außenwelt, aber sicher auch von Friederike selber,<br />

als sehr ernst angesehen wurde. Die Hochzeitsglocken<br />

wollten gar manche schon hören, zumal Goethe kurz vor<br />

dem Abschluss seines Studiums und somit kurz vor der ersten<br />

Anstellung stand.<br />

Derselbige aber fühlte sich bald eingeengt. Schon während<br />

der Arbeit an seiner Promotion bestand der Kontakt<br />

nach Sesenheim hauptsächlich aus langen Briefen, die Besuche<br />

wurden seltener. Im Sommer <strong>17</strong>71 wollte der frischgebackene<br />

Absolvent der Rechtswissenschaft nach Frankfurt<br />

zurückkehren – und zwar ohne eine Ehefrau. Berüchtigt ist<br />

die Verabschiedung von Friederike, der er vom Pferde aus gerade<br />

mal geneigt war, die Hand herunterzureichen. Die Maid<br />

ward zurückgelassen und dem Dichter schmerzte das Herz,<br />

die tränenvollen Augen seiner doch so Angebeteten sehen zu<br />

müssen. Eine Woche später, von Frankfurt aus, kommt dann<br />

der Brief mit der endgültigen Lösung der Verbindung.<br />

Das Sesenheimer Pfarrhaus steht längst nicht mehr,<br />

schon damals war ein Um- oder Neubau der altersschwachen<br />

Pfarre häufiges Gesprächsthema zwischen Goethe<br />

und Friederikes Vater. Auch die Brionsche Kirche hat in<br />

den letzten 200 Jahren mehrere Umbauten erlebt, so dass<br />

nur noch wenig an das Original erinnert. Wozu also nach<br />

Sesenheim reisen, außer um auf dem gleichen Boden zu stehen,<br />

über den auch des Dichters Füße schritten? Abgesehen<br />

von dem Mythos der Liebesgeschichte wären andere Orte<br />

doch sicherlich beeindruckender dafür.<br />

Eine Fahrt nach Sesenheim lohnt sich aber dennoch und<br />

das liegt an der Auberge Au Bœuf. Dieser Gasthof liegt<br />

gleich gegenüber der Brionschen Kirche, wenige Schritte<br />

vom Marktplatz und dem Goethe-Tempel entfernt. In den<br />

1950er-Jahren begann ihr Besitzer mit einer bewundernswerten<br />

Akribie alles zu sammeln, was mit Goethe und der<br />

Liebschaft von Sesenheim zusammenhängt. Aus den Exponaten<br />

entstand ein kleines Museum in den Hinterstuben<br />

des Gasthauses, das heute von den Nachfahren liebevoll gepflegt<br />

und erweitert wird. Wenn man Glück und die Wirtin<br />

gerade nicht zu viel zu tun hat, bekommt der Gast sogar<br />

eine kleine Privatführung durch die Vitrinen mit Original-<br />

Handschriften von Goethe, Friederike und dem Pfarrer<br />

Brion. Dieses sympathische Privatmuseum lässt mit seinen<br />

Devotionalien der Goethe-Verehrung mehr von der Zeit der<br />

Sesenheimer Liebschaft erahnen als die Goethe-Scheune,<br />

das Memorial und die Friederiken-Ruh zusammen.<br />

Friederike übrigens war nach der unrühmlichen Trennung<br />

durch Goethe eine gebrochene Frau. Sie trauerte<br />

noch Jahre ihrer Liebe nach und auch das spätere Werben<br />

des Dichters Jakob Michael Heinrich Lenz, den Goethe in<br />

Sesenheim eingeführt hatte und der dem Charme Friederikens<br />

sofort erlegen war, hatte keinen Erfolg. Pikanterweise<br />

sah Goethe Lenz damals als den einzigen seiner Kollegen<br />

an, der ihm an Geist und Talent überlegen sein konnte,<br />

und es wird kolportiert, dass Goethe später in Weimar die<br />

Lenzschen Gedichte absichtlich schlecht besprochen habe,<br />

um den Konkurrenten aus dem Weg zu haben. Möglicherweise<br />

war es Goethe also ganz recht, dass Lenz die Brion<br />

nicht bekommen hat. Denn der Schmerz und die Schmach,<br />

die Geliebte so treulos verlassen zu haben, soll auch bei ihm<br />

noch lange tief gesessen haben. Einige der berühmtesten<br />

Frauenfiguren in seinen Dramen sollen seiner Bekanntschaft<br />

mit Friederike entlehnt sein. Die Marie in « Clavigo »<br />

soll dazu gehören und manche meinen gar das Gretchen des<br />

Dr. Faust in ihr wiederzuentdecken.<br />

Während Goethe Zeit seines Lebens zur Damenwelt<br />

einen innigen Bezug gehabt hatte, sollte die Liebe zu<br />

Goethe Friederikes einzige Liebe bleiben. Sie war ihr Leben<br />

lang unverheiratet und lebte bis zu ihrem Tode 1813<br />

bei ihren Geschwistern. Das Erscheinen von « Dichtung<br />

und Wahrheit » ein Jahr später erlebte sie nicht mehr und<br />

auch nicht den Rummel, der seitdem um die aller Welt bekannt<br />

gemachte Liebesgeschichte einsetzte. Denn es muss<br />

wirklich eine Sensation gewesen sein, was der 70-jährige<br />

Goethe da ausgeplaudert hatte. Jedenfalls war zu Beginn<br />

des 19. Jahrhunderts die Liebe von Goethe und Friederike<br />

eine allgegenwärtige Geschichte, wegen der ein Besu-<br />

66 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Mailied<br />

(aus den « Sesenheimer Liedern »)<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Auto: Sesenheim liegt nur wenige Kilometer von<br />

<br />

der deutschen Grenze entfernt und lässt sich bequem<br />

über die Autobahn A35, die man bei der<br />

<br />

Ab fahrt <strong>Nr</strong>. 54 verlässt, von Straßburg aus erreichen.<br />

Straß burg-Sesenheim ca. 35 km.<br />

Flugzeug: Der nächste große Flughafen ist<br />

auf französischer Seite in Straßburg und auf<br />

deutscher Seite in Karlsruhe/Baden-Baden.<br />

Auch der elsässische Airport Mulhouse/Basel<br />

ist nicht weit entfernt.<br />

<br />

Zug: Von Straßburg aus verkehren Vorort züge<br />

<br />

<br />

<br />

A26 / E<strong>17</strong><br />

Privatsammlung in der Auberge Au Bœuf.<br />

cheransturm nach Sesenheim einsetzte,<br />

der bis heute nicht abgeebbt ist und dem<br />

wir so skurrile « Sehenswürdigkeiten »<br />

zu verdanken haben, wie eine Goethe-<br />

Scheune und ein Goethe-Memorial.<br />

1860, auf dem Höhepunkt der Friederiken-Verehrung,<br />

setzte man ihr auf<br />

Anreise<br />

nach Sesenheim. Die Fahrtzeit be trägt eine<br />

gute halbe Stunde.<br />

<br />

<br />

A5 / E<strong>17</strong> - E54<br />

A4 / E50<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A31/ E21<br />

<br />

A 31<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

N57<br />

A 4<br />

<br />

D 955<br />

ihrem Grab im badischen Meißenheim<br />

ein kleines Denkmal. Darauf stehen die<br />

Worte: « Ein Strahl der Dichtersonne<br />

fiel auf sie, so reich, daß er Unsterblichkeit<br />

ihr lieh! » Dieser Satz, so scheint es,<br />

könnte auch für Sesenheim ganz passend<br />

sein.<br />

Sesenheim im Internet<br />

www.sessenheim.net<br />

Auberge Au Bœuf<br />

1, rue de l’Eglise<br />

67770 Sesenheim<br />

Telefon: +33 (0)3 88 86 97 14<br />

www.auberge-au-boeuf.com<br />

Montag und Dienstag Ruhetag<br />

Menüs für 28, 45 und 58 €<br />

N 74<br />

N 4<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A 4 / E 25<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A 35 / E 25<br />

<br />

<br />

<br />

Wie herrlich leuchtet<br />

Mir die Natur!<br />

Wie glänzt die Sonne!<br />

Wie lacht die Flur!<br />

Es dringen Blüten<br />

Aus jedem Zweig<br />

Und tausend Stimmen<br />

Aus dem Gesträuch.<br />

Und Freud ’ und Wonne<br />

Aus jeder Brust.<br />

O Erd ’, o Sonne!<br />

O Glück, o Lust!<br />

O Lieb’, o Liebe!<br />

So golden schön,<br />

Wie Morgenwolken<br />

Auf jenen Höhn!<br />

Du segnest herrlich<br />

Das frische Feld,<br />

Im Blütendampfe<br />

Die volle Welt.<br />

O Mädchen, Mädchen,<br />

Wie lieb’ ich dich!<br />

Wie blickt dein Auge!<br />

Wie liebst du mich!<br />

So liebt die Lerche<br />

Gesang und Luft,<br />

Und Morgenblumen<br />

Den Himmelsduft,<br />

Wie ich dich liebe<br />

Mit warmem Blut,<br />

Die du mir Jugend<br />

Und Freud› und Mut<br />

Zu neuen Liedern<br />

Und Tänzen gibst.<br />

Sei ewig glücklich<br />

Wie du mich liebst!<br />

A 35 / E 25<br />

<br />

<br />

A 31<br />

<br />

<br />

<br />

A 36 / E 60<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 67


Unterwegs in Frankreich Cordes-sur-Ciel<br />

Cordes-sur-Ciel<br />

Am Ziel einer langen Reise<br />

Cordes-sur-Ciel gehört zu den Überraschungen, die man bei einer Fahrt übers Land entdecken<br />

kann. 76 Kilometer von Toulouse und 25 Kilometer von Albi entfernt im Departement Tarn gelegen,<br />

thront der Ort auf einem Hügel und überragt weit sichtbar seine Umgebung. Das Dorf gehört<br />

zu den schönsten des Landes und lockt mit mittelalterlichen Gassen und unerwarteten<br />

Ausblicken.<br />

68 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Bereits die Annäherung an Cordes-sur-Ciel ist beeindruckend.<br />

Aus Toulouse kommend durchquert man<br />

eine flache Landschaft ohne große Überraschungen.<br />

Doch dann, nach einer Kurve, entdeckt man plötzlich die<br />

Silhouette dieses auf 279 Metern Höhe thronenden Dorfes.<br />

Es scheint auf halbem Weg zwischen Himmel und Erde in<br />

der Nachmittagshitze zu schweben. Autofahrer halten an,<br />

um das einzigartige Panorama mit dem Fotoapparat festzuhalten.<br />

Entfernt erinnert dieser Augenblick an den ersten<br />

Moment, in dem man den Mont-Saint-Michel in der Normandie<br />

erblickt, der ähnlich unwirklich aus der Ebene des<br />

Wattenmeeres emporragt. Ein Motiv, das zum Nachmalen<br />

geradezu auffordert.<br />

So ist es in den Sommermonaten nicht selten, dass man<br />

in den umliegenden Feldern Maler mit ihren Staffeleien<br />

erblickt. Ob Künstler oder Hobbymaler, alle sind dem<br />

besonderen Reiz dieses Ortes erlegen. Doch auch Cordessur-Ciel<br />

selbst ist für seine kleine Künstlerszene bekannt.<br />

Zahlreiche Artisten haben das Dorf als ihre temporäre oder<br />

permanente Heimat auserkoren. Sie stellen ihre Werke in<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 69


Unterwegs in Frankreich Cordes-sur-Ciel<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


den Gassen der Altstadt aus. Doch im Vergleich zu manchen<br />

anderen vielbesuchten Orten wirkt das Ganze recht<br />

authentisch und wenig touristisch. In den Galerien nimmt<br />

man sich Zeit für ein Gespräch mit den Besuchern, Künstler<br />

erklären geduldig ihre<br />

Exponate. In Cordes-sur-Ciel<br />

geht es um Perspektiven, im<br />

wörtlichen wie im übertragenen<br />

Sinne.<br />

Als das Dorf im Jahre<br />

1222 vom Herzog von Toulouse,<br />

Raimund II., auf dem<br />

Hügel errichtet wurde, sollte<br />

es vor allem der Überwachung<br />

der Umgebung dienen<br />

und vor den Truppen von<br />

Philippe August warnen.<br />

Denn wie viele Gemeinden<br />

in dieser Gegend war Cordessur-Ciel<br />

ein wichtiger Ort der<br />

Katharer. 1226 eröffneten sie Kommunen vermieden werden.<br />

hier eine bedeutende Weberei,<br />

die die wirtschaftliche<br />

Entwicklung beflügelte. Die<br />

Kommune nahm viele von den Katharerkriegen betroffene<br />

Menschen auf und wurde damit zu einer der wichtigsten<br />

Neugründungen der Region. Bereits Ende des 13. Jahrhunderts<br />

zählte man rund 5.500 Einwohner und insbesondere<br />

zwischen 1280 und 1350 prosperierte die Wirtschaft und<br />

es entstanden zahlreiche Stadthäuser im gotischen Stil, die<br />

von reichen Familien konstruiert wurden. Noch heute finden<br />

sich viele Spuren aus dieser goldenen Epoche.<br />

Doch in Cordes-sur-Ciel ist es nicht zwingend erforderlich,<br />

über die Vergangenheit Bescheid zu wissen. Auch<br />

ohne Geschichtskenntnisse spürt man die besondere Aura,<br />

die bis heute über diesem Ort liegt. Wer dennoch mehr<br />

Wie aus Cordes Cordes-sur-Ciel wurde<br />

Durch ein Dekret vom 26. März 1993 wurde aus Cordes<br />

das Dorf Cordes-sur-Ciel. Eine Namensänderung,<br />

die von den Einwohnern gewünscht und<br />

initiiert wurde. Voraussetzung für eine solche<br />

Änderung ist ein entsprechender Beschluss der<br />

Gemeindeversammlung. Nach Anhörung des<br />

Conseil Général der betroffenen Region erlässt das<br />

Innenministerium anschließend ein entsprechendes<br />

Dekret. Grundsätzlich muss dafür aber eine der<br />

folgenden zwei Bedingungen erfüllt werden: Entweder<br />

ist der alte Name historisch negativ besetzt oder es<br />

soll eine Verwechslungsgefahr mit gleichnamigen<br />

über die alten Zeiten wissen will, kann einen Abstecher<br />

zum Kunst- und Heimatmuseum Charles Portal einplanen.<br />

Dieses ist erst vor kurzem umgezogen. Mit Hilfe zahlreicher<br />

Freiwilliger fand aus diesem Anlass eine ungewöhnliche<br />

« Prozession » durch die<br />

Gassen der Gemeinde statt,<br />

mussten die Ausstellungsexponate<br />

doch zu Fuß transportiert<br />

werden. Die Aktion war<br />

aber auch ein Beweis für den<br />

Gemeinschaftssinn der Einheimischen.<br />

Ansonsten sollte man sich<br />

einfach die Zeit und Muße<br />

nehmen, gemütlich durch die<br />

Gassen zu schlendern, nachdem<br />

man den anstrengenden<br />

Aufstieg zur Altstadt hinter<br />

sich hat. Besonders bietet sich<br />

dafür der späte Nachmittag<br />

oder frühe Abend an, wenn<br />

sich die sengende Mittagshitze<br />

langsam legt und die<br />

ersten Tagesbesucher den<br />

Ort wieder verlassen. Dabei sollte man nicht verpassen, die<br />

Innenhöfe zu erkunden und die vielen schönen Aussichten<br />

über die weite Ebene, die den Ort umgibt, zu genießen.<br />

Cordes-sur-Ciel ist angenehm ursprünglich und bodenständig<br />

geblieben, ganz anders als sonstige Juwelen aus dem<br />

Mittelalter, die ihre Seele längst an den Massentourismus<br />

verkauft haben.<br />

Bei einem Stadtrundgang wird man an vielen Ecken an<br />

die Vergangenheit erinnert. So zeugen die dicken Wehrmauern<br />

von blutigen Kämpfen. Doch die Bedrohung für die<br />

Bewohner kam nicht immer von außen. Manchmal wurden<br />

die Stadtmauern auch zu einem Gefängnis. So schnitt<br />

Gegenüberliegende Seite: Verwinkelte Gassen durchziehen die Altstadt. S. 68/69: Blick auf Cordes-sur-Ciel.<br />

Golfurlaub in der Provence<br />

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und Toulon, ist das Dolce Frégate Resort ein Traumziel für einen Urlaub mit Freunden, zu zweit oder mit der ganzen Familie.<br />

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Unterwegs in Frankreich Cordes-sur-Ciel<br />

Der wirtschaftliche Aufschwung am Ende des 13. Jahrhunderts erforderte den Bau eines überdachten Marktplatzes.<br />

die Pest in den Jahren von 1629 bis 1632 Cordes-sur-Ciel<br />

vollkommen von der Außenwelt ab. Die Stadttore blieben<br />

weitestgehend verschlossen, damit infizierte Einwohner<br />

nicht zu einer Gefahr der umliegenden Bevölkerung wurden.<br />

Einigen gesunden Bewohnern, die den langsamen Tod<br />

in einer so abgeriegelten Welt fürchteten, gelang es trotzdem<br />

zu fliehen, wobei viele unter ihnen von Wachmännern<br />

aufgegriffen und ins Dorf – meist unter Gewaltanwendung<br />

– zurückgebracht wurden. Manche schafften es aber in die<br />

umliegenden Orte, so dass Cordes-sur-Ciel nicht gänzlich<br />

dem Untergang geweiht war. Schon damals zeigte der Ort<br />

eine leicht rebellische Haltung.<br />

Der heutige Bürgermeister Paul Quilès übt sein Amt<br />

zum Glück in ruhigeren Zeiten aus. Er wurde 1995 in diese<br />

Position gewählt, nachdem er zuvor bereits eine beachtliche<br />

politische Karriere hinter sich hatte: von 1978 bis 1988 als<br />

Abgeordneter für Paris, ab 1993 für das Departement Tarn<br />

und von 1983 bis 1993 als siebenmaliger Minister, unter<br />

anderem in den Ressorts Verteidigung und Innenpolitik.<br />

Zu seinen Errungenschaften zählt auch, dass die Kommune<br />

ein wohltuendes Gleichgewicht zwischen wirtschaftlichen<br />

Interessen durch den Tourismus und die Bewahrung einer<br />

gewissen Ursprünglichkeit finden konnte. Jüngst hat man<br />

sich außerdem um den Titel « Grand site touristique et culturel<br />

» beworben.<br />

Zu den jüngsten Ereignissen gehört leider auch ein Todesfall.<br />

Im Frühling segnete der Künstler Roger Carrière,<br />

bekannt als Jean Marc, das Zeitliche. Er zählte zu den markanten<br />

Persönlichkeiten des Dorfes. Mit seinen Skulpturen<br />

zog der Kunstschmied die Aufmerksamkeit der Kunstszene<br />

aus der ganzen Welt auf sich. Außerdem rettete er eines der<br />

schönsten Anwesen im Ort vor dem Verfall, die Maison<br />

Prunet. Heute steht eines seiner Werke auf einer der höchsten<br />

Erhebungen von Cordes-sur-Ciel. Ein aussagekräftiges<br />

Symbol für die Verbundenheit des Dorfes mit diesem besonderen<br />

Künstler.<br />

Verbunden mit Cordes-sur-Ciel fühlte sich auch der<br />

Schriftsteller Albert Camus. So schrieb er einst: « Man reist<br />

jahrelang, ohne genau zu wissen, wonach man sucht, irrt<br />

durch den Lärm voller Sehnsucht und kommt plötzlich an<br />

einen dieser zwei, drei Orte, die jeden auf dieser Welt erwarten.<br />

Der Reisende, der von der Terrasse von Cordes in<br />

die Sommernacht schaut, weiß, dass er nicht weiter reisen<br />

muss und dass ihn die Schönheit des Ortes, so er will, jeden<br />

Tag von seiner Einsamkeit befreien wird. »<br />

Wie sollte man die Wirkung, die von diesem einzigartigen<br />

Dorf ausgeht, besser in Worte fassen? Cordes-sur-Ciel<br />

scheint etwas Magisches zu haben. Beobachtet man die Menschen<br />

im Laufe des Tages, wie sie sehnsüchtig in die Ferne<br />

schauen, fühlt man sich an fernöstliche Entspannungspraktiken<br />

erinnert. Vielleicht hat Albert Camus Recht, dass das<br />

Dorf am Ende einer langen Reise steht. Oder vielleicht ist<br />

es auch der Anfang einer solchen? Hier, irgendwo zwischen<br />

Himmel und Erde, scheint beides möglich.<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


N164<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

N24<br />

<br />

N166<br />

N12/E50<br />

N165/E60<br />

<br />

<br />

N<strong>17</strong>1<br />

D13<br />

N137<br />

<br />

<br />

N 137 / E 3<br />

<br />

A 83 / E 3<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A 11 / E 60<br />

<br />

N 249<br />

<br />

A 87<br />

<br />

A 81 / E 50<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A 11<br />

<br />

A 85<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A 11 / E 50<br />

<br />

A 10 / E 60<br />

A 85 / E 604<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

A 10 / E 5<br />

<br />

<br />

A 71 / E 9<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Oben und unten links: In den Gassen von Cordes-sur-Ciel. Rechts unten: Kostümierte Schauspieler verströmen einen Hauch mittelalterlichen Flairs.<br />

<br />

<br />

<br />

Anreise<br />

<br />

Parkplätze stehen am Ausgangspunkt<br />

Auto: Aus Toulouse nimmt man die zur Verfügung, im Sommer allerdings<br />

<br />

Autobahn A68 nach Albi. Von dort geht es kostenpflichtig) oder mit einer kleinen<br />

weiter über die D600 bis nach Cordes-sur-<br />

<br />

Bimmelbahn.<br />

Ciel. Toulouse-Cordes-sur-Ciel ca. 85 km.<br />

Flugzeug: Der nächste aus dem<br />

deutsprachigen Raum angeflogene Flughafen<br />

Cordes-sur-Ciel im Internet<br />

ist in Toulouse. Dorthin fliegt die www.cordes-sur-ciel.org<br />

<br />

<br />

Lufthansa nonstop von Düsseldorf, Frankfurt<br />

a.M. und München. Germanwings<br />

bietet einen Direktflug ab Hamburg, Olt<br />

Informationen vor Ort<br />

ab Bremen an. Mit Air France geht es von Office de Tourisme<br />

vielen Flughäfen im deutschsprachigen Place Jeanne Ramel-Cals<br />

Raum via Paris bzw. Lyon nach Toulouse. 81<strong>17</strong>0 Cordes-sur-Ciel<br />

<br />

Zug: Cordes-sur-Ciel ist nicht direkt ans Telefon: +33 (0)5 63 56 00 52<br />

Eisenbahnnetz angeschlossen. Der nächste<br />

Bahnhof ist im wenige Kilometer entfernten <br />

Musée d’art et d’histoire<br />

Vindrac-Alayrac, dessen Bahnhof unter<br />

Charles Portal<br />

dem Namen « Cordes-Vindrac » firmiert<br />

<br />

und wohin Züge aus Toulouse verkehren. Porte des Ormeaux<br />

<br />

<br />

Zugang zur Altstadt<br />

<br />

Die auf einem Hügel thronende Altstadt<br />

erreicht man entweder zu Fuß (mehrere<br />

A 63<br />

A 10<br />

A64 / E80<br />

N 10<br />

A 89<br />

A 62N113<br />

Grand Rue Raymond VII<br />

81<strong>17</strong>0 Cordes-sur-Ciel<br />

Telefon: +33 (0)5 63 56 00 52<br />

A62 / E9-72<br />

<br />

A64 / E80<br />

A20 / E9<br />

<br />

<br />

<br />

A61 / E80<br />

A68<br />

<br />

<br />

<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 73


Unterwegs in Frankreich Hotel<br />

74 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


D 992<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Domaine<br />

<br />

de Verchant<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

/ E 60<br />

249<br />

<br />

<br />

<br />

A 63<br />

A64 / E80<br />

A62 / E9-72<br />

A64 / E80<br />

A20 / E9<br />

A61 / E80<br />

A68<br />

A 75 / E 11<br />

A 9<br />

E 15 – E 80<br />

<br />

<br />

D 907<br />

<br />

N 106<br />

A5 / E<strong>17</strong> - E54<br />

Am Anfang wollten die Eigentümer des herrschaftlichen<br />

Dabei ist man nicht gezwungen, seinen Aufenthalt auf das<br />

<br />

Weinguts am Rande von Montpellier nur ein paar Gästezimmer<br />

eröffnen, um das große Anwesen nicht der Rezeption mehrere Räume zum Verweilen ein, darunter<br />

eigene Zimmer zu beschränken. Im Erdgeschoss laden neben<br />

<br />

<br />

<br />

mehr ganz alleine zu bewohnen. Doch manchmal entwickeln eine kleine Bar sowie eine Lounge. Die intime Atmosphäre<br />

<br />

<br />

Projekte eine solche Eigendynamik, dass das Endergebnis nicht lässt schnell vergessen, dass man in einem Hotel und nicht bei<br />

<br />

mehr viel mit der Ursprungsidee gemein hat. So auch bei der Freunden zu Hause ist. Im sonnenverwöhnten Südfrankreich<br />

<br />

Domaine de Verchant. Die Besitzer, die ein Unternehmen für kann man außerdem fast das ganze Jahr über den herrlichen<br />

Kinderbekleidung ihr Eigen nennen und viel in der Welt herumgekommen<br />

sind, zogen schließlich in eine Villa in direkter mal zu heiß werden, findet man Abkühlung im hoteleigenen<br />

<br />

Park genießen, in dem sich das Anwesen befindet. Sollte es<br />

<br />

Nachbarschaft. Anstatt ein paar Gästezimmer zu eröffnen, wurde<br />

aus dem Weingut ein kleines Luxushotel, das ganz und gar ratmeter großer Spa-Bereich mit Innenpool, Sauna, Dampf-<br />

Außenpool. Und ab Ende des Jahres soll auch ein 600 Quad-<br />

den Hotelgästen vorbehalten ist.<br />

bad und Ruheraum fertiggestellt sein.<br />

<br />

Zwar bedurfte es bei der Verwandlung von einem repräsentativen<br />

Wohnhaus in ein Designhotel einiger Umbauarbeiten, tung eines kleinen Restaurants, das bei der Lage des Hotels<br />

Angedacht ist von den Eigentümern zudem die Einrich-<br />

doch noch heute findet man Spuren von der einstigen Bestimmung<br />

des Hauses. So wird das Frühstück in der ehemaligen hin kann man aber bereits die hoteleigenen Weine am Abend<br />

außerhalb von Montpellier mehr als notwendig wäre. Bis da-<br />

Küche der Familie gereicht, deren Einrichtung fast ohne Veränderungen<br />

erhalten blieb. Es sind gerade diese Details sowie Denn schließlich ist die Domaine de Verchant bis heute auch<br />

genießen, die natürlich auch zum Verkauf angeboten werden.<br />

<br />

<br />

der Wunsch der Eigentümer, die besten Ideen aus Hotels aus ein Weingut geblieben, das auf eine lange Geschichte zurückblicken<br />

kann und dessen Weinstöcke sich auf über zehn Hek-<br />

<br />

<br />

der ganzen Welt zu vereinen, die die Domaine de Verchant zu<br />

<br />

einer ganz besonderen Unterkunft machen.<br />

tar erstrecken.<br />

<br />

Den Gästen stehen 16 geschmackvoll eingerichtete Zimmer<br />

zur Verfügung, die alle ihre eigene Note besitzen und für und der Ruhe, weitab jeglichen Trubels, malerisch verloren in-<br />

Die Domaine de Verchant ist eine kleine Oase des Luxus<br />

<br />

französische Verhältnisse erfreulich großzügig ausfallen. Für mitten schöner Weinberge. Eigentlich gibt es an diesem Hotel<br />

Frankreich außergewöhnlich ist dabei auch die Melange zwischen<br />

alter Bausubstanz und ultramoderner Inneneinrichtung. einmal etwas gönnen möchte, wird die Zeit in diesem kleinen<br />

nur einen Haken: Es ist nicht gerade preiswert. Doch wer sich<br />

Nicht viele Hotels jenseits des Rheins wagen diesen architektonischen<br />

Kontrast, bleiben die meisten<br />

<br />

Boutique-Hotel sicherlich nicht bereuen.<br />

<br />

doch lieber bei einem klassischen Dekor.<br />

Domaine de Verchant<br />

Die designverwöhnte Klientel aus Nordund<br />

Mitteleuropa weiß diese zeitgenössische<br />

Formensprache aber zu schätzen, 34<strong>17</strong>0 Castelnau-le-Lez<br />

1, boulevard Philippe Lamour<br />

<br />

<br />

wie die vielen Gäste aus Skandinavien, Telefon: +33 (0)4 67 07 26 00<br />

<br />

<br />

Großbritannien oder dem deutschsprachigen<br />

Raum in der Domaine de Ver-<br />

<br />

<br />

Internet<br />

chant zeigen.<br />

<br />

Doch nicht nur das Design der Zimmer<br />

ist ansprechend, auch die Ausstattung<br />

www.verchant.com<br />

<br />

<br />

<br />

lässt quasi keine Wünsche offen. Vom<br />

<br />

<br />

Zimmerpreise<br />

Fernseher mit großem Flachbildschirm,<br />

<br />

<br />

in den Suiten gleich drei (einer fürs Bett, DZ ab 160 Euro in der Nebensaison und ab<br />

<br />

einer im Wohnbereich und<br />

<br />

einer an der 250 Euro in der Hochsaison<br />

<br />

Badewanne), über beheizte Spiegel im<br />

<br />

<br />

<br />

Badezimmer bis zum eigenen Computer<br />

mit Drucker und Internetzugang in<br />

Hotelausstattung<br />

<br />

jedem Zimmer ist an alles gedacht, was 16 Zimmer, Park mit Außenpool, Spa mit<br />

<br />

der Gast für seinen Komfort wünschen Innenpool (ab Ende des Jahres), Internet<br />

könnte. Einige Zimmer verfügen zudem und Computer auf jedem Zimmer<br />

<br />

über großzügige Terrassen.<br />

A 87<br />

<br />

<br />

<br />

A 10<br />

<br />

<br />

A 81 / E 50<br />

<br />

N 10<br />

A 11<br />

A 89<br />

A 62N113<br />

<br />

A 85<br />

<br />

<br />

<br />

A 11 / E 50<br />

A 10 / E 60<br />

<br />

A 85 / E 604<br />

A 10 / E 5<br />

Ein Familienanwesen wird zum Designhotel<br />

<br />

A 71 / E 9<br />

<br />

N 6<br />

N 77<br />

D 965<br />

A 6<br />

A 9<br />

A 38<br />

A 7 / E 15<br />

A7/E15<br />

A 31<br />

A4<br />

A43/E<br />

A7<br />

A55<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 75


Arte-Programm<br />

Donnerstag, 11.09.<strong>2008</strong>, 13.00 bis 01.00 Uhr<br />

Tanzbiennale in Lyon <strong>2008</strong><br />

Sondersendung mit Live-Übertragung<br />

Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Tanzbiennale<br />

in Lyon gibt ARTE einen Tag lang Einblicke in<br />

die Welt der größten zeitgenössischen Choreographen.<br />

Es werden Arbeiten von Pina Bausch, Blanca Li, Merce<br />

Cunningham und William Forsythe sowie der Compagnie<br />

Montalvo-Hervieu gezeigt und ab 21.00 Uhr live<br />

die Choreographien von Mourad Merzouki und Wayne<br />

McGregor übertragen.<br />

Donnerstag, 18.09.<strong>2008</strong>, 21.00 Uhr<br />

...und immer lockt das Weib<br />

Spielfilm, Frankreich 1956<br />

Der Klassiker mit Brigitte Bardot. Eine sinnlich aufreizende<br />

18-Jährige in Saint-Tropez flüchtet sich vor den mit<br />

Erziehungsheim drohenden Pflegeeltern in die Ehe, setzt<br />

aber auch dann ihre verführerischen Reize anderen Männern<br />

gegenüber ein, was für sie beinahe tödlich endet.<br />

Freitag, 03.10.<strong>2008</strong>, 22.35 Uhr<br />

Danielle Mitterrand - Rebellin<br />

Dokumentation<br />

Diese Dokumentation zeichnet ein sehr persönliches<br />

Porträt der Ehefrau des früheren französischen Staatspräsidenten<br />

François Mitterrand und thematisiert ihr<br />

Engagement ohne Tabu. Es ist eine bewegende Hommage<br />

an eine außergewöhnliche Frau, in deren Leben<br />

die Fähigkeit, sich zu empören, einen wesentlichen Antrieb<br />

darstellt.<br />

Mittwoch, 29.10.<strong>2008</strong>, 21.00 Uhr<br />

Das kurze, mutige Leben<br />

des Herschel Grünspan<br />

Dokumentarfilm<br />

3. November 1938: Der junge Herschel Grünspan,<br />

der bei seinem Onkel in Paris lebt, erhält eine Postkarte<br />

von seiner Schwester, die ihm von der dramatischen Situation<br />

der Familie berichtet, die nach Polen deportiert<br />

worden war. Vier Tage später erschießt Grünspan in<br />

Paris den deutschen Botschaftssekretär Ernst vom Rath,<br />

um auf die Situation der Juden in Deutschland international<br />

aufmerksam zu machen.<br />

Mehr Informationen zu den Sendungen finden Sie im Arte-Magazin oder unter: www.arte.tv<br />

76 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Frankreich erlesen<br />

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Carl Ed. Schünemann kg · Zweite Schlachtpforte 7 · 28195 Bremen · germany


Art de Vivre Charles de Gaulle<br />

Charles de Gaulle,<br />

wohin man schaut<br />

Fast 40 Jahre nach seinem Tod erfährt Charles de Gaulle in diesem Jahr eine beinahe<br />

paradoxe Aufmerksamkeit in Frankreich. Während sein Geburtshaus in Lille schon länger<br />

eine Gedenkstätte beherbergt, wurde im Februar in Paris ein weiterer Ort der Erinnerung<br />

eröffnet. Im <strong>Oktober</strong> nun soll eine Charles de Gaulle-Gedenkstätte in Colombey-les-Deux-<br />

Eglises im Department Haute-Marne errichtet werden. Was ist das für eine de Gaulle-Manie,<br />

die Frankreich derzeit erfasst?<br />

Das Denkmal für General de Gaulle in Colombey-les-Deux-Eglises.<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Unübersehbar: Das Lothringer Kreuz in<br />

Colombey-les-Deux-Eglises.<br />

Charles de Gaulle ist ganz unbestritten<br />

der berühmteste Franzose des 20. Jahrhunderts.<br />

Oder zumindest derjenige,<br />

der die französische Gesellschaft in diesem bewegten<br />

Jahrhundert am meisten geprägt hat. In<br />

den Augen vieler Franzosen ist er « das » Symbol<br />

für den Widerstand während der deutschen Besatzung,<br />

den er aus seinem Londoner Exil anführte,<br />

und ebenfalls für die Fünfte Republik,<br />

als deren Gründervater er gilt und deren erster<br />

Präsident er von 1958 bis 1969 war. Außerdem<br />

ist er als großer Mann der kleinen, aber symbolkräftigen<br />

Worte bekannt, ganz abgesehen von<br />

seinen tatsächlichen, imposanten 1,93 Metern<br />

Körpergröße. « Ich habe Euch verstanden! » ist<br />

einer dieser Sätze, die heute zu geflügelten<br />

Worten geworden sind. Er rief ihn 1958 vom<br />

Balkon in Algier. Oder sein « Es lebe das freie<br />

Québec! » bei seinem Kanada-Besuch 1967.<br />

Charles de Gaulle verkörpert die Vision eines<br />

anderen Frankreichs, eines Frankreichs, das in<br />

eine starke deutsch-französische Achse und in<br />

ein starkes Europa eingebunden sein sollte. Er<br />

verkörpert schlicht das moderne Frankreich der<br />

zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.<br />

Für Generationen von Schülern gilt Charles<br />

de Gaulle als Nationalheld, dessen Taten in vielen<br />

Geschichtsstunden behandelt wurden und<br />

der zu einer Art gütiger Landesvater geworden<br />

ist, den man fast persönlich zu kennen glaubt.<br />

Bereits ein Spaziergang zeigt die Omnipräsenz<br />

von de Gaulle: Unzählige Plätze und Straßen,<br />

Parks, Schulen und Universitäten tragen seinen<br />

Namen, dazu ein Pariser Flughafen und ein<br />

Flugzeugträger der französischen Marine. Fast<br />

40 Jahre nach seinem Tod am 9. November<br />

1970 ist dieser Mann allgegenwärtig.<br />

Mit dem Amtsantritt von Nicolas Sarkozy<br />

als Präsident Frankreichs wurde der Bezug<br />

zu de Gaulle noch verstärkt. Wie viele andere<br />

konservative Politiker auch, bedient sich Sarkozy<br />

häufig der Referenz auf de Gaulle, um die<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 79


Art de Vivre Charles de Gaulle<br />

Simulation der künftigen Ausstellungsräume im<br />

neuen de Gaulle-Museum von Colombey.<br />

De Gaulles’ Anwesen « La Boisserie ».<br />

eine oder andere politische Idee zu lancieren<br />

oder diese oder jene Reform zu rechtfertigen.<br />

Man ist in Frankreich daran gewöhnt, dass de<br />

Gaulle für alle möglichen aktuellen politischen<br />

Vorhaben herhalten muss.<br />

Was jedoch im Jahr <strong>2008</strong> geschieht, geht<br />

über alles hinaus, was an Erinnerungskult<br />

bisher betrieben wurde. Am 22. Februar wurde<br />

vom Präsidenten das Historial Charles de<br />

Gaulle im Herzen der Hauptstadt eingeweiht,<br />

im siebten Arrondissement im Hôtel des Invalides<br />

gelegen. Weder Gedenkstätte noch wirkliches<br />

Museum ist das Historial vielmehr eine<br />

Art audiovisuelles Monument, das ausschließlich<br />

mit Film- und Bilddokumenten das Leben<br />

und Wirken des ersten Präsidenten der Fünften<br />

Republik präsentiert. In einem umfangreichen<br />

Parcours wird der Besucher auch mit vielen anderen<br />

historischen Personen und Zeitgenossen<br />

bekannt gemacht und bekommt einen 25-minütigen<br />

Film zu sehen, der auf mehreren Bildschirmen<br />

gleichzeitig die Biografie de Gaulles<br />

ausstrahlt.<br />

Doch beim Historial und der Ausstellung<br />

in seinem Geburtshaus sollte es nicht bleiben.<br />

Pierre Mazeaud, ehemaliger Minister und<br />

Präsident des Verfassungskonvents (aber auch<br />

einstiger Alpinist, der als Leiter der ersten<br />

französischen Besteigung des Mont Everest<br />

berühmt wurde) und heutiger Präsident der<br />

Charles de Gaulle-Stiftung meint, es sei « unerlässlich,<br />

für die französische Heimat und<br />

das kulturelle Erbe, weitere Museumsprojekte<br />

zu initiieren, die Charles de Gaulle gewidmet<br />

sind. » Was noch fehlte, war ein Monument in<br />

Colombey-les-Deux-Eglises, wo der General<br />

beerdigt ist.<br />

Das kleine Dorf im Departement Haute-<br />

Marne mit weniger als 700 Einwohnern wurde<br />

berühmt, weil sich de Gaulle regelmäßig in ein<br />

dort 1934 erworbenes einfaches Anwesen (« La<br />

Boisserie ») zurückzog, um nachzudenken und<br />

zu schreiben. Heute gehört es seinem Sohn,<br />

dem Admiral Philippe de Gaulle, der beschlossen<br />

hat, es der Öffentlichkeit zugänglich<br />

zu machen.<br />

So erschüttert nun seit 2006 ein gewaltiger<br />

Baulärm den kleinen Ort. Am 10. <strong>Oktober</strong><br />

<strong>2008</strong> werden Angela Merkel und Nicolas Sarkozy<br />

ein riesiges Charles de Gaulle-Denkmal<br />

einweihen. Es befindet sich nur 500 Meter vom<br />

Grab des Generals entfernt, direkt am Fuße<br />

eines riesigen Lothringer Kreuzes. Letzteres<br />

war das Freiheitszeichen während der Besatzung<br />

und als Gegenentwurf zum Hakenkreuz<br />

gewählt. Das neue Monument wurde von den<br />

80 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Architekten Millet-Chiou konzipiert, die bereits<br />

die Gedenkstätte von Caen geschaffen<br />

haben. Im Erdgeschoss empfängt den Besucher<br />

eine riesige Halle, von der ein Panorama-<br />

Aufzug zum Anfang der sich über zwei Etagen<br />

erstreckenden Ausstellung oder direkt zum<br />

Aussichtspunkt am Lothringer Kreuz führt. In<br />

der riesigen Dauerschau wird auf 1.600 Quadratmetern<br />

das Leben de Gaulles besonders<br />

in Bezug auf Colombey nachgezeichnet. Man<br />

trifft hier auf den Privatmann und Familienmenschen<br />

de Gaulle genauso wie auf den großen<br />

Staatsmann und Politiker. Bemerkenswert<br />

ist, dass alle Ausstellungsstücke, Filme und<br />

Bilder auch deutsch untertitelt bzw. synchronisiert<br />

wurden. Das ist selten in Frankreich.<br />

Wer sich im Allgemeinen für die Geschichte<br />

Frankreichs oder im Besonderen für<br />

das Leben Charles de Gaulles interessiert, wird<br />

in der neuen Gedenkstätte reichlich Inspiration<br />

erfahren. Ganz offensichtlich ist Frankreich<br />

ein Land, in dem die Vergewisserung der eigenen<br />

jüngeren Geschichte mit einer oder zwei<br />

Gedenkstätten noch lange nicht abgeleistet ist.<br />

Für manche Kritiker ist es allerdings unerhört,<br />

dass der französische Staat die Kosten<br />

für die Gedenkstätte nicht selbst trägt. Die<br />

Charles de Gaulle-Stiftung musste sich mit 20<br />

Prozent an den Baukosten von ca. 20 Millionen<br />

Euro beteiligen. Um das Geld aufzubringen,<br />

wurde eine nationale Spendenaktion initiiert,<br />

die ein ehrenamtliches Verwaltungskomitee<br />

nötig machte. Der gehören Politikerinnen und<br />

Politiker aller Fraktionen an, zum Beispiel<br />

Pierre Mauroy oder Michel Rocard, ehemals<br />

Premierminister unter François Mitterrand.<br />

Das Gremium hat einträchtig und konstruktiv<br />

zusammengearbeitet und es scheint, dass der<br />

General einmal mehr die französische Einigkeit<br />

bewirken konnte.<br />

Arbeitszimmer von Charles de Gaulle in Colombey.<br />

Mémorial Charles de Gaulle<br />

Colombey-les-Deux-Eglises<br />

Einweihung am 10. <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong><br />

Öffnungszeiten<br />

Voraussichtlich täglich außer dienstags von<br />

10.00 bis 12.30 Uhr und 14.00 bis <strong>17</strong>.15 Uhr<br />

Eintrittspreise<br />

Lothringer Kreuz: 4,00 E<br />

Boisserie: 4,00 E<br />

Kombiticket: 7,00 E<br />

Historial Charles de Gaulle<br />

Musée de l’Armée, Hôtel des Invalides<br />

129, rue de Grenelle<br />

75007 Paris<br />

www.invalides.org<br />

Öffnungszeiten<br />

Täglich 10.00 bis <strong>17</strong>.00 Uhr<br />

Eintrittspreise<br />

8,00 E, ermäßigt 6,00 E<br />

(beinhaltet den Eintritt ins Musée de l’Armée,<br />

in die Eglise du Dôme mit der Grabstätte<br />

Napoleons I., ins Historial Charles de Gaulle,<br />

ins Musée des Plans-Reliefs und ins Musée<br />

de l’Ordre de la Libération)<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 81


Art de Vivre Kulturprogramm<br />

Josef Albers –<br />

Licht und Farbe im<br />

Bauhaus<br />

Le Cateau-Cambrésis, bis 29.09.<strong>2008</strong><br />

König Arthur –<br />

Einem Mythos auf<br />

der Spur<br />

Rennes, bis 04.01.2009<br />

Ein Traum aus Licht<br />

Chambord, <strong>September</strong> <strong>2008</strong><br />

Die Ausstellung widmet sich der<br />

Bauhausperiode von Josef Albers<br />

von 1920 bis 1933. Sie umfasst 260<br />

Werke, darunter 58 Glasbilder aus<br />

Mattglas, die mit seinen Stichen,<br />

Fotos und Möbeln in Bezug gesetzt<br />

werden. Zum besseren Verständnis<br />

des Kontextes werden auch Werke<br />

seiner Frau Anni (die als bedeutende<br />

Textildesignerin gilt) und seiner<br />

Bauhaus-Freunde, insbesondere Paul<br />

Klee, Wassily Kandinsky und Marcel<br />

Breuer, gezeigt. Albers, einer der einflussreichsten<br />

Farbtheoretiker des 20.<br />

Jahrhunderts, wurde vor allem dank<br />

seiner 1948 beginnenden Gemäldereihe<br />

« Huldigung an das Quadrat »<br />

bekannt, mit der er zum Begründer<br />

der Optischen Kunst wurde.<br />

Musée départemental Matisse<br />

Palais Fénelon<br />

59360 Le Cateau-Cambrésis<br />

Telefon: +33 (0)3 27 84 64 50<br />

Internet<br />

www.cg59.fr<br />

Öffnungszeiten<br />

Mi – Mo 10.00 – 18.00 Uhr<br />

Eintrittspreise<br />

4,50 €, ermäßigt 3,00 €<br />

Eine große Ausstellung geht in<br />

Rennes einer der meist erzählten<br />

Legenden des Okzidents auf den<br />

Grund: dem Artus-Mythos. Auf<br />

1.000 Quadratmetern werden mehr<br />

als 200 Ausstellungsstücke gezeigt,<br />

die dem Leben und dem Mythos<br />

von König Artus und seiner Tafelrunde<br />

gewidmet sind. Darunter<br />

finden sich alte Handschriften und<br />

Zeichnungen, Kunstgegenstände<br />

und kostbare Bücher. Die Artus-<br />

Legende, das ist die Suche nach<br />

dem Heiligen Gral, das ist eine<br />

bedingungslose Liebe und das ist<br />

leidenschaftlicher Kampf. Eine<br />

Mixtur, aus der unsterbliche Legenden<br />

werden.<br />

Les Champs Libres<br />

10, cours d’alliers<br />

35000 Rennes<br />

Telefon: +33 (0)2 23 40 66 00<br />

Internet<br />

www.leschampslibres.fr<br />

Öffnungszeiten<br />

Di – So 12.00 – 19.00 Uhr<br />

An Feiertagen geschlossen<br />

Eintrittspreise<br />

5,00 €, ermäßigt 3,00 €, Kinder unter 8<br />

Jahren kostenlos<br />

Die Fassade des berühmten Renaissance-Schlosses<br />

Chambord<br />

von Francois I. vor den Toren<br />

von Paris wird Projektionsfläche<br />

für eine atemberaubende Licht-,<br />

Video- und Klanginstallation.<br />

50 Minuten lang wird auf einer<br />

Länge von 156 Metern mit 16<br />

hochauflösenden Projektoren die<br />

Geschichte der Jagdgöttin Diane<br />

und ihres ritterlichen Verehrers<br />

erzählt, die den Zuschauer selbst<br />

in ein Labyrinth audiovisueller<br />

Effekte zu ziehen vermag. Hauptakteur<br />

dieses Sommerspektakels<br />

bleibt dabei immer, was für<br />

Chambord das Bedeutendste ist:<br />

das Schloss.<br />

Domaine national de Chambord<br />

Informationen<br />

Maison des Réfrectaires<br />

41250 Chambord<br />

Telefon: +33 (0)2 54 50 40 00<br />

Internet<br />

www.chambord.org<br />

Vorführungen<br />

Fr und Sa, mit Beginn der Dunkelheit<br />

Eintrittspreise<br />

10,00 €, ermäßigt 7,50 €<br />

82 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Van Dyck<br />

Paris, 08.10.<strong>2008</strong> – 25.01.2009<br />

Retrospektive<br />

Anthony Caro<br />

Nord-Pas de Calais,<br />

11.10.<strong>2008</strong> – 23.02.2009<br />

Art ist Arp<br />

Straßburg, <strong>17</strong>.10.<strong>2008</strong> – 15.02.2009<br />

Das Pariser Museum Jacquemart-<br />

André widmet Ende dieses Jahres<br />

dem flämischen Barockmaler van<br />

Dyck eine große Ausstellung.<br />

Zum ersten Mal ist in Frankreich<br />

eine Werkschau zu sehen, die<br />

Leihgaben von Gemälden und<br />

Zeichnungen van Dycks aus Museen<br />

von ganz Europa und den<br />

USA vereint. Eine so bisher noch<br />

nicht da gewesene Vielfalt, manche<br />

Werke hat das französische<br />

Publikum noch überhaupt nicht zu<br />

Gesicht bekommen. Die Portraits<br />

bestechen noch heute durch ihre<br />

außergewöhnliche Technik und<br />

die Eleganz der Porträtmalerei des<br />

<strong>17</strong>. Jahrhunderts.<br />

Musée Jacquemart-André<br />

158, boulevard Haussmann<br />

75008 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 45 62 11 59<br />

Internet<br />

www.musee-jacquemart-andre.com<br />

Öffnungszeiten<br />

Täglich 10.00 – 18.00 Uhr, Mo bis 21.30 Uhr<br />

Eintrittspreise<br />

10,00 €, ermäßigt 7,30 €, Kinder unter 7<br />

Jahren kostenlos<br />

Anlässlich der Einweihung des<br />

Chores in der Kirche Saint-Jean-<br />

Baptiste von Bourbourg, die Anthony<br />

Caro als Auftragsarbeit übernommen<br />

hatte, zeigen die Museen<br />

der Region Nord-Pas de Calais in<br />

einer Retrospektive die wichtigsten<br />

Werke des britischen Ausnahme-<br />

Künstlers. In Dünkirchen werden<br />

die Arbeiten mit Stahl aus den<br />

Jahren 1960 bis 1980 präsentiert, in<br />

Calais die Installation « Les Barbares<br />

» und in Gravelines zum ersten<br />

Mal überhaupt die Werke aus Papier.<br />

Lieu d’Art et Action contemporaine<br />

Jardin de Sculptures<br />

59140 Dunkerque<br />

Telefon: +33 (0)3 28 29 56 00<br />

Musée des Beaux-Arts<br />

25, rue Richelieu<br />

62100 Calais<br />

Telefon: +33 (0)3 21 46 48 40<br />

Musée du Dessin et de l’Estampe<br />

originale<br />

Château Arsenal<br />

59820 Gravelines<br />

Telefon: +33 (0)3 28 51 81 01<br />

Internet<br />

www.musenor.com<br />

Anlässlich seines zehnjährigen Bestehens<br />

widmet sich das Straßburger<br />

Museum für Moderne und zeitgenössische<br />

Kunst dem 1886 dort<br />

geborenen Hans Jean Arp, der als<br />

einer der bedeutendsten Künstler<br />

des 20. Jahrhunderts gilt. Über ihn<br />

prägte Marcel Duchamp den Ausspruch<br />

« For Arp, art is Arp ». Die<br />

Ausstellung macht deutlich, dass es<br />

Arp gelang, sich über Kirchturmdenken<br />

hinwegzusetzen und Unvereinbares<br />

in Einklang zu bringen:<br />

Expressionismus und Dada, Dada<br />

und Surrealismus, Surrealismus<br />

und Konstruktive Kunst.<br />

Museum für Moderne und<br />

Zeitgenössische Kunst<br />

1, place Hans Jean Arp<br />

67076 Straßburg<br />

Telefon: +33 (0)3 88 23 31 31<br />

Internet<br />

www.musees-strasbourg.org<br />

Öffnungszeiten<br />

Di, Mi & Fr 12.00 – 19.00 Uhr<br />

Do 12.00 – 21.00 Uhr<br />

Sa & So 10.00 – 18.00 Uhr<br />

An Feiertagen geschlossen<br />

Eintrittspreise<br />

8,00 €, ermäßigt 4,00 €<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 83


Art De Vivre Kulturszene<br />

Christophe Maé: Mon paradis<br />

CDs<br />

Christophe Maé, Sohn eines begeisterten Jazzmusikers, wurde als<br />

Sänger des Erfolgsmusicals « Le Roi Soleil », das vom Sonnenkönig<br />

handelt, bekannt. Mit « Mon paradis » brachte er nun sein erstes<br />

Album heraus, das gleich die französischen Charts stürmte und auf<br />

eine zukünftige Solokarriere hinweist. Zu den großen Hits der CD<br />

gehört das Lied « Belle demoiselle », bei dem es – wie der Name<br />

schon andeutet – um die unwiderstehlichen Reize der Frauen geht. Denn Christophe Maé ist<br />

nicht nur ein begabter Künstler, sondern auch ein gut aussehender junger Mann, der seine<br />

weiblichen Fans zu begeistern weiß. CD von WMI<br />

Carla Bruni: Comme si de rien n’était<br />

Es war das Medienereignis dieses Sommers: Die Ehefrau eines amtierenden Staats prä si denten<br />

bringt ein neues Album heraus. Die Presse fragte sich, ob ein Lied, in dem es um 30 Liebhaber<br />

geht, autobiografisch zu verstehen sei und der Außenminister Kolumbiens erregte sich<br />

über ein Chanson, in dem es heißt: « Du bist gefährlicher als die weiße Kolumbianerin », also<br />

Kokain. Doch wie ist eigentlich die Musik? So, wie auch auf den vorangegangenen Alben.<br />

Carla Bruni ist ihrem Sound und Stil treu geblieben. Ihre Fans werden es mögen. Und alle anderen können munter<br />

darüber diskutieren, wie man mit einer singenden First Lady umgehen sollte. CD von Ministry O<br />

Amandine Beyer:<br />

Vivaldi - Die vier Jahreszeiten<br />

Anlässlich des 30. Jubiläums des Barockfestivals von Sablé (Departement<br />

Sarthe) veröffentlicht das für seine ambitionierten CD-Projekte bekannte Label<br />

Zig Zag Territoires eine Einspielung von Vivaldis « Vier Jahreszeiten », die von<br />

der jungen französischen Geigerin Amandine Beyer interpretiert werden. Die<br />

Musikerin aus Aix-en-Provence ist der neue Stern am kleinen, aber feinen Himmel der Alten<br />

Musik und überzeugt in dieser Aufnahme durch ihre erfrischende und gleichzeitig tiefgründige<br />

Spielweise. Eine weitere Vier-Jahreszeiten-Einspielung, aber eine die sich lohnt! CD von Zig Zag<br />

Territoires France<br />

Chanson der Liebe<br />

Frankreich 2007, 100 min • Originaltitel: Chanson d’Amour • Ein Film von Christophe<br />

Honoré mit Louis Garrel, Ludivine Sagnier, Chiara Mastroianni, Clotilde Hesme,<br />

Grégoire Leprince-Ringuet • Aktuell im Kino, im Verleih von Pro-Fun Media<br />

Ismaël und Julie lieben sich, dennoch bleiben Zweifel nicht aus, erst recht als Julie die<br />

Beziehung zur « Ménage à trois » erweitert und die entzückende Alice ins gemeinsame<br />

Bett holt. Doch alles kommt ganz anders: Das Schicksal entreißt ausgerechnet Julie<br />

dem neuen Bunde. Alice beginnt eine Affäre – Ismaël rennt vor den alten Verbindungen davon. Erst der viel<br />

jüngere und hinreißend verliebte Erwann scheint Ismaëls Mauern zu durchbrechen. Voller Überraschungen,<br />

tiefgründig emotional und gleichzeitig mit viel Humor gespickt, trifft Christophe Honoré den gelebten Zeitgeist<br />

und besticht mit einem wunderbar besetzten Schauspielerensemble. Eine Spätsommerkomödie zum Verlieben!<br />

84 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Marie NDiaye:<br />

Mein Herz in der Enge<br />

Roman, 284 Seiten, Suhrkamp<br />

Bücher<br />

Ein Roman, der unterschwelliges Gruseln garantiert. Ein Lehrerehepaar aus Bordeaux wird<br />

mit unheimlichen und unerklärlichen Dingen konfrontiert: Der Mann bekommt eine sich stetig<br />

ausbreitende Bauchwunde, die Frau fühlt etwas in ihrem Leib heranwachsen, das ihr Angst<br />

macht, und ein mysteriöser Schriftsteller nistet sich bei ihnen ein und versucht ihr Leben zu<br />

bestimmen. Marie NDiaye legt mit « Mein Herz in der Enge » einen Roman vor, in dem nichts ist,<br />

wie es scheint, und in dem hinter jedem Abgrund ein weiterer lauert. Spannende Lektüre für<br />

lange Sommerabende.<br />

Arthur Rimbaud: Das trunkene Schiff –<br />

Le Bateau ivre. Übertragen von Paul Celan<br />

Poem mit Abbildungen und einem Nachwort von Joachim Seng, 102 Seiten, Insel-Bücherei<br />

Zum 50. Jahrestag der Erstauflage bringt die Insel-Bücherei eine aufwendige zweisprachige<br />

Neuauflage der Paul Celan-Übersetzung des « Trunkenen Schiffs » von Arthur Rimbaud heraus,<br />

die neben dem (recht kurzen) Poem einige Dokumente, Briefe und Fotografien zum Schaffensprozess<br />

Celans enthält. Ein bibliophiles Schmuckstück für alle, die die einzigartige Poesie des<br />

französischen Dichters und den sprachmächtigen Ausdruck Celans lieben – oder lieben lernen<br />

möchten.<br />

Filme<br />

Couscous mit Fisch<br />

Frankreich 2007, 151 min • Originaltitel: La graine et le mulet<br />

• Ein Film von Abdellatif Kechiche mit Habib Boufares, Hafsia<br />

Herzi, Faridah Benkhetache • Kinostart: 28. August <strong>2008</strong>, im<br />

Verleih von Arsenal<br />

In den 1960er-Jahren im südfranzösischen Sète: Der frisch geschiedene Hafenarbeiter Slimane lebt der<br />

Verwirklichung seines Traums entgegen: die Eröffnung eines eigenen auf Couscous und Fisch spezialisierten<br />

Restaurants. Dieses Projekt vereint, trotz der finanziellen Schwierigkeiten und Probleme, nach und nach<br />

die gesamte Familie und wird zum Symbol für ein besseres Leben. Dank des optimistischen Pragmatismus<br />

und des Einsatzes aller nimmt der Traum allmählich Gestalt an … wenn auch etwas anders als erhofft. Die<br />

romantische und überaus amüsante Komödie wurde bei der diesjährigen Verleihung des französischen<br />

Filmpreises mit Ehrungen überschüttet und unter anderem mit dem César für den besten Film und die<br />

beste Regie ausgezeichnet.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 85


Art de Vivre Wein<br />

Montrachet<br />

Ein Wein der Extraklasse<br />

Montrachet ist nur ein winziges burgundisches Weinanbaugebiet im Côte d’Or, kaum<br />

acht Hektar groß. Doch seine Reputation ist immens und nur wenige ausgesuchte Kenner<br />

bekommen überhaupt die Gelegenheit, jemals einen Montrachet zu verkosten.<br />

Thomas Jefferson, ehedem Botschafter der Vereinigten<br />

Staaten von Amerika in Frankreich, rief, nachdem er<br />

einen Schluck dieses seltenen und teuren Tropfens<br />

gekostet hatte, aus: « Das ist der beste Wein auf der ganzen<br />

Welt! » Ähnlich verfielen andere Berühmtheiten dem Geschmack<br />

des Montrachet-Weins: Alexandre Dumas meinte,<br />

dieser Wein verlange es, auf den Knien getrunken zu werden.<br />

Stendhal wiederum fragte, wie denn ein so kleiner, hässlicher<br />

und trockener Berg einen solch großartigen Wein hervorbringen<br />

könne.<br />

Nähert man sich den beiden Weindörfern Chassagne-<br />

Montrachet und Puligny-Montrachet, ein Dutzend Kilometer<br />

südlich von Beaune, lässt zunächst nichts vermuten,<br />

dass man sich in einem wahrhaftigen Schatzgebiet befindet.<br />

Ein ganz unspektakulärer Hügel dominiert die Landschaft,<br />

der Mont Chauve (dt. der kahle Berg), auf den sich zahlreiche<br />

Wege zwischen den Steinmauern der Weinparzellen<br />

hinaufschlängeln.<br />

Doch dort ist der Boden Gold wert. Der Wein, ausschließlich<br />

aus Chardonnay-Trauben gekeltert, ist als<br />

Appellation d’Origine Contrôlée (AOC) und als Grand Cru<br />

klassifiziert. Die Anbauflächen wechseln so gut wie nie den<br />

Besitzer. Wenn es doch geschieht, wie im Jahre 1993, dann<br />

erzielt eine so winzige Fläche von 428 Quadratmetern den<br />

86 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


unerhörten Preis von mehr als einer halben Million Euro.<br />

Heute würde man sogar das Doppelte dafür auf den Tisch<br />

legen müssen – wenn sich denn überhaupt ein Verkäufer<br />

fände.<br />

Es erstaunt nicht, dass das Weinanbaugebiet Montrachet<br />

mit seiner Fläche von kaum acht Hektar zu einem der kleinsten<br />

Weinanbaugebiete überhaupt gehört. Dort werden selbst<br />

in den besten Jahrgängen – wie zum Beispiel 1999 – nicht<br />

mehr als 356 Hektoliter Wein produziert, was einer Menge<br />

von 50.000 Flaschen entspricht. Die Seltenheit dieses Weins<br />

begünstigt den Mythos, der sich um ihn rankt, und treibt<br />

dementsprechend die Preise in die<br />

Höhe. Man muss schon einige hundert<br />

Euro ausgeben, um eine Flasche Montrachet<br />

sein Eigen nennen zu können.<br />

Auf dem Hügel des Montrachet-<br />

Anbaugebiets trennt ein einfacher<br />

Pfad oder eine kleine Mauer außerdem<br />

nicht nur den einen Winzer<br />

vom nächsten, sondern auch die eine<br />

Domaine Leflaive<br />

Place des Marronniers<br />

21190 Puligny-Montrachet<br />

Telefon: +33 (0)3 80 21 30 13<br />

www.leflaive.fr<br />

Bodenbeschaffenheit von der anderen… und somit den<br />

sowieso schon hohen vom außergewöhnlich hohen Preis.<br />

Der Winzer Vincent Leflaive untersuchte 1992 die Bodenbeschaffenheit<br />

seiner Parzelle und stellte fest, dass der<br />

Boden an manchen Stellen mit Magnesium versetzt ist und<br />

dass benachbarte Flächen dieses Element nicht aufweisen,<br />

weder der oberhalb gelegene « Chevalier Montrachet » noch<br />

der weiter unten gelegene « Bâtard Montrachet ».<br />

Das ist es unter anderem, was die Einzigartigkeit des<br />

Montrachet-Anbaugebietes ausmacht: eine ungewöhnliche<br />

Verschiedenheit der Böden auf einer so kleinen Fläche.<br />

Diese erzeugt eine Komplexität des Weines, so dass er<br />

manchmal schwer einzuordnen ist. Doch gerade ihretwegen<br />

prämieren regelmäßig die anerkanntesten Önologen<br />

den Montrachet mit Spitzenbewertungen.<br />

Unter den Weingütern des Montrachet verdient das<br />

Weingut von Leflaive ohnehin besondere Aufmerksamkeit.<br />

Auf einer Fläche von kaum mehr<br />

als 800 Quadratmetern werden die<br />

in den 1960er-Jahren in Chassagne-<br />

Montrachet gepflanzten Reben im<br />

biodynamischen Anbau gepflegt.<br />

Keine Pestizide oder Kunstdünger<br />

finden hier Anwendung, sondern frischer<br />

Kompostdünger und natürliche<br />

Schädlingsbekämpfungsmethoden,<br />

wovon die Reben letztlich sogar robuster geworden sind.<br />

Die Weinlese wird von Hand erledigt und die Auslese ist<br />

streng. Man richtet sich dabei sogar in Teilen nach dem<br />

Mondkalender. So entsteht ein Wein, der allen ökologischen<br />

Ansprüchen genügt und natürlich den typischen Charakter<br />

der Montrachet-Weine hat – den der Extraklasse…<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 87


Art de vivre Genuss<br />

88 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Cannelés<br />

Knackige Hülle mit weichem Kern<br />

Was Cannelés sind, ist gar nicht so genau zu sagen. Nicht wirklich Kuchen und nicht richtig<br />

Süßspeise ähneln sie so gar keinem anderen Gebäck. Man macht nicht viel Aufheben um sie,<br />

selbst in den kulinarischen Reiseführern werden sie kaum erwähnt. Unter Kennern und Genießern<br />

aber sind Cannelés buchstäblich in aller Munde. Sie haben die Jahrhunderte überstanden<br />

und sind von den Speisekarten in der Gironde nicht wegzudenken, wo sie ein Mahl erst<br />

vollständig werden lassen.<br />

Cannelés sind zunächst keine<br />

große Sache. Eine Art kleiner<br />

Kuchen von der Größe eines<br />

Hühnereis, von außen knusprig und<br />

mit Caramel überzogen, innen weich<br />

und ein bisschen klebrig. Milch, Eier,<br />

Zucker, Mehl, etwas Vanille, auch ein<br />

paar Tropfen Rum – mehr Zutaten<br />

braucht man nicht. Dafür kommt es<br />

sehr auf das Wie der Zubereitung an.<br />

Diese ist eine hohe Kunst und der<br />

Grund dafür, wieso Cannelés in der<br />

Gironde eine solche Berühmtheit sind.<br />

Der Legende nach sollen Cannelés<br />

im <strong>17</strong>. Jahrhundert von den Nonnen des<br />

Klosters « Dames de l’Annonciade » in<br />

Bordeaux erfunden worden sein. Auch<br />

wenn die Schlemmerei im Kloster eigentlich<br />

als Sünde galt, scheinen die<br />

Nonnen der damaligen Zeit das Naschen<br />

intensiv gepflegt zu haben. Während<br />

der Französischen Revolution soll<br />

eine Nonne die geliebten Cannelés, und<br />

damit sich selbst, gerettet haben, indem<br />

sie einem Konditor aus Bordeaux das<br />

Rezept übergab. So wurde die Kunst<br />

der Cannelés-Herstellung für die kommenden<br />

Generationen bewahrt.<br />

Wie das mit Legenden so ist,<br />

stellt sich bei genauerer Untersuchung<br />

manchmal heraus, dass die Realität<br />

weitaus weniger spannend ist. Als das<br />

Gebäude des ehemaligen Klosters<br />

nämlich vor kurzem vom regionalen<br />

Kulturamt bezogen werden sollte, erinnerte<br />

man sich der Legende der Cannelés-Erfindung<br />

und führte zahlreiche<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 89


Art de vivre Genuss<br />

Untersuchungen durch. Eigentlich, um den Raum zu finden,<br />

den man als die Wiege der Cannelés bezeichnen könnte.<br />

Leider fand man aber nichts, was in irgendeiner Weise auf<br />

eine Zuckerbäckerfabrikation hinwies.<br />

Man muss deshalb wohl davon ausgehen,<br />

dass die Nonnen die Süßspeise<br />

gerne mochten, sie aber nicht erfunden<br />

oder zumindest nicht selbst hergestellt<br />

hatten.<br />

Die originale Herkunft der Cannelés<br />

bleibt also im Dunklen und<br />

vielleicht ist das auch besser so. Denn<br />

Cannelés wurden zu einem Zankapfel<br />

sondergleichen. Zu Beginn des <strong>17</strong>.<br />

Jahrhunderts existierten noch keine<br />

Konditoren, wie wir sie heute kennen. süßen Verführung...<br />

Der Zucker war damals noch ein teures<br />

Gut und es gab weiche und süße<br />

Gebäcke wie pain-bêni oder cannoles, die noch ganz ohne<br />

Zucker hergestellt wurden. Diese Gebäcke erinnern stark<br />

an heutige Cannelés. Sie wurden von den so genannten<br />

Canelés oder Cannelés?<br />

Beide Schreibweisen sind richtig und<br />

gebräuchlich. Laut der größten Cannelés-Experten<br />

sei die ursprüngliche<br />

Schreib weise jedoch mit zwei « n ». Einige<br />

nam hafte Produzenten aus heutiger<br />

Zeit verwenden dagegen die Version<br />

mit einem « n ». Letztendlich ist es aber<br />

egal, hat diese Frage doch keinerlei Auswir<br />

kun gen auf den Geschmack dieser<br />

cannauliers produziert. Daneben gab es die Berufsgruppe<br />

der Patissiers, die alleine das Recht hatten, feine Teige<br />

auch mit Zucker zu verarbeiten. Ihre Produkte müssen<br />

ebenfalls heutigen Cannelés sehr<br />

ähnlich gewesen sein.<br />

Durch den großen Hafen von<br />

Bordeaux kamen dann Anfang des 18.<br />

Jahrhunderts immer mehr Gewürze<br />

und Zucker in die Stadt und waren<br />

dort weiter verbreitet als anderswo.<br />

Die Berufsgruppen der cannauliers<br />

und der Patissiers machten einander<br />

mit ihren Produkten mehr und mehr<br />

Konkurrenz. Zucker war immer<br />

leichter zu bekommen – und zu bezahlen<br />

– und die Verführung für die<br />

cannauliers war groß, ihren Rezepten<br />

Zucker beizufügen, auch wenn sie das<br />

Recht dazu nicht hatten.<br />

Für die Cannelés war das sicher nicht das Schlechteste,<br />

doch war das auch der Beginn eines veritablen Streits, der<br />

90 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


schließlich in ein Gerichtsverfahren<br />

mündete, das sogar dem König selbst<br />

vorgetragen wurde. Der gab am 3.<br />

März <strong>17</strong>55 in<br />

einem Beschluss<br />

des Staatsrats den<br />

cannauliers Recht.<br />

Für die Patissiers<br />

eine herbe Enttäuschung.<br />

Doch<br />

die währte nur<br />

kurz, denn ein<br />

Edikt vom März<br />

<strong>17</strong>67 versuchte,<br />

den Berufsstand<br />

der cannauliers<br />

einzudämmen.<br />

Dafür wurden<br />

sehr restriktive<br />

Auflagen erlassen:<br />

In Bordeaux war<br />

zum Beispiel nur<br />

ganzen acht (!)<br />

cannauliers die<br />

Aus übung ihres<br />

Berufes erlaubt.<br />

Nun werden in<br />

Frankreich Gesetze<br />

gerne großnelés<br />

zusammengestellt.<br />

zügig ausgelegt<br />

und so zählte man<br />

in Bordeaux noch<br />

<strong>17</strong>85 die Zahl von<br />

39 cannauliers.<br />

Die Hauptstadt www.feret.com<br />

der Gironde ist<br />

noch heute stolz<br />

auf diese Art zivilen Ungehorsams.<br />

Zu Revolutionszeiten war das<br />

allgemeine Ziel der Gleichheit mit<br />

dem Unterschied zwischen cannauliers<br />

und Patissiers nicht vereinbar.<br />

Die Zünfte wurden einfach aufgelöst<br />

und jeder konnte nun frei wählen,<br />

wie er sein Handwerk ausüben wollte.<br />

Die cannauliers pflegten weiterhin<br />

ihre Tradition, die sich aber mit dem<br />

Fortschreiten der Geschichte letztlich<br />

verlor. Man geht heute davon aus, dass<br />

dieses Handwerk schließlich doch in<br />

der Kunst der Patisserie aufgegangen<br />

ist.<br />

Das Gebäck cannole hat sich nach<br />

und nach den heutigen Cannelés angepasst<br />

und den Zeitpunkt, an dem sie<br />

gänzlich in sie übergangen ist, kann<br />

Wer mehr über Cannelés und ihre Geschichte<br />

wissen will, dem sei das kürz lich<br />

von Isabelle Bunisset (auf Fran zösisch)<br />

erschienene Buch « Le Can nelé, ce<br />

mystère nommé désir » emp fohlen.<br />

Die Autorin, Professorin an der Univer<br />

si tät von Bordeaux, hat darin eine<br />

Fülle an Fakten und Kuriositäten des<br />

erstaunlichen Lebensweges der Can-<br />

Isabelle Bunisset:<br />

Le Cannelé, ce mystère nommé désir<br />

Editions Féret <strong>2008</strong>,<br />

ISBN: 978-2-35-156-011-2,<br />

heute niemand mehr bestimmen. Manche<br />

sagen, es sei kurz nach dem Ersten<br />

Weltkrieg gewesen, andere vermuten<br />

die 1930er-Jahre.<br />

Das heutige Rezept<br />

soll aus Arcachon<br />

stammen,<br />

vielleicht aber<br />

auch aus Biarritz.<br />

So genau weiß<br />

das keiner. Sicher<br />

dagegen ist, dass<br />

Cannelés seit den<br />

1980er-Jahren der<br />

heimliche Star<br />

auf den Tafeln im<br />

Südwesten sind.<br />

Sie eroberten<br />

sogar, dank einer<br />

kleinen Konditorei<br />

im achten Arrondissement,<br />

die<br />

Pariser Küche.<br />

Es begann damit,<br />

dass Catherine<br />

Deneuve auf<br />

Cannelés schwörte.<br />

Dann nahm<br />

auch Fauchon,<br />

der Tempel der<br />

kulinarischen Finesse<br />

an der Place<br />

de la Madeleine,<br />

Cannelés in sein<br />

Sortiment. Von<br />

dort aus trat das<br />

Gebäck seinen<br />

Siegeszug in ganz Frankreich an und<br />

eroberte schließlich auch das Ausland.<br />

In Italien, Japan und England erliegen<br />

die Leute seinem süßen Charme.<br />

Der Name des Bordeaulaiser Geschäftsmanns<br />

Philippe Baillardran<br />

steht besonders für den Export und<br />

den Erfolg des Gebäcks. Cannelés<br />

sind mittlerweile zu « dem » Mitbringsel<br />

geworden, das man aus Bordeaux<br />

mit nach Hause bringen muss. Zugegeben,<br />

ein teures Geschenk. Die<br />

Läden von Baillardran ähneln beinahe<br />

Juweliergeschäften. Mit großer Sorgfalt<br />

werden die Gebäcke präsentiert<br />

und verpackt. Der Preis tut zu diesem<br />

Eindruck sein Übriges. Doch wen hat<br />

das je gestört, wenn es um eine süße<br />

Versuchung ging?


Art de vivre Chantals Rezept<br />

«<br />

An<br />

Feiertagen machte meine Großmutter immer ihre<br />

berühmte Mousse au Chocolat. Entgegen der allgemeinen<br />

Gepflogenheiten verwendete sie niemals Zucker für<br />

ihre Mousse und doch wartete Groß und Klein stets<br />

mit Ungeduld, um sich endlich das Dessert alter Familientradition<br />

auf der Zunge zergehen zu lassen.»<br />

Chantal, Kochexpertin von Frankreich<br />

erleben, beantwortet gerne Ihre Fragen:<br />

chantal@frankreicherleben.de<br />

Für 4 Personen<br />

Zubereitungszeit: 20 min<br />

Mousse au Chocolat<br />

92 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Zutaten<br />

125 g Bitterschokolade<br />

30 g Butter<br />

4 Eier<br />

1 Prise Salz<br />

Zubereitung<br />

•<br />

Die zerkleinerte Schokolade in einem Tiegel im<br />

Wasserbad langsam mit der Butter zerschmelzen<br />

lassen. Danach die Hitzezufuhr unterbrechen.<br />

• Eigelb und Eiweiß voneinander trennen,<br />

das Eigelb in die Schokolade geben und<br />

mit einem Holzlöffel gut umrühren.<br />

• Das Eiweiß mit der Prise Salz zu festem<br />

Eischnee schlagen. Den Eischnee vorsichtig<br />

unter die Schokolade heben.<br />

• Die Masse mindestens eine Stunde lang zugedeckt<br />

im Kühlschrank ruhen lassen.<br />

Weinempfehlung<br />

•<br />

Zur Mousse au Chocolat meiner Großmutter passt gut<br />

ein süßer Weißwein (nur für die Erwachsenen selbstverständlich),<br />

am besten ein Monbazillac oder ein Loupiac.<br />

Tipp<br />

•<br />

Als Variante kann man der Schokolade beim Schmelzen<br />

ein paar Brocken schwarzer Minzschokolade beifügen,<br />

das gibt dem Dessert eine erfrischende Note.<br />

Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> · 93


Leserbriefe<br />

Mit großer Begeisterung, Neugierde<br />

und großem Interesse habe ich die Artikel<br />

über die Normandie gelesen. Gebürtig<br />

aus der Normandie, lebe ich seit<br />

18 Jahren in der Pfalz. Ich muss immer<br />

wieder feststellen, Sie überraschen Ihre<br />

Leser mit wunderschönen Fotoaufnahmen,<br />

Geschichten, Angaben, die selbst<br />

ich nicht kenne! Ich freue mich jedes<br />

Mal auf meine Zeitschrift, ein Abonnement<br />

lohnt sich total!<br />

Florence Le Guedes-Lohmöller,<br />

Hat Ihnen unser Magazin gefallen?<br />

Haben Sie Verbesserungsvorschläge<br />

oder Anregungen? Schreiben Sie uns.<br />

Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />

Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de<br />

Per Brief:<br />

Frankreich erleben - Leserbriefe -<br />

Globus Medien GmbH<br />

Erich-Weinert-Str. 22 · 10439 Berlin<br />

Per Fax: +49 (0)30 920372065<br />

Bad Dürkheim<br />

Seit Anfang an lese ich mit großem<br />

Interesse Frankreich erleben. Ich bin ein<br />

großer Frankreichfan, kenne die Normandie<br />

sehr gut und freue mich sehr,<br />

in dem neuen Heft einiges darüber<br />

zu lesen. Leider vermisse ich ein Foto<br />

von dem reizvollen Honfleur. Meine<br />

Sommerferien verbringe ich mit meinem<br />

Ehemann wie jedes Jahr in der<br />

Nähe von Narbonne im Languedoc-<br />

Roussillon. Vielleicht ein Thema für<br />

eine der nächsten Ausgaben. Ihr treuer<br />

Leserfan. Machen Sie weiter so.<br />

Dorothea Cattarius, Altenglan<br />

Redaktion: Gute Nachrichten: Ein Artikel über<br />

Honfleur sowie mehrere über Languedoc-<br />

Roussillon sind für 2009 fest eingeplant.<br />

Mit Ihrem Artikel hatten Sie<br />

uns letztes Jahr Lust auf die Abers<br />

gemacht. Wir haben unseren Urlaub<br />

dieses Jahr in der Nähe von Roscoff<br />

verbracht und den Aber W’rach auf<br />

dem GR 34 zum Teil erwandert. Auch<br />

den von Ihnen beschriebenen Parkplatz<br />

mit einer wunderbaren Sicht auf<br />

den Aber W’rach haben wir gefunden.<br />

Wir haben die Bretagne wieder so sehr<br />

genossen, dass unser Urlaubsziel auch<br />

für 2009 schon feststeht. Vielleicht in<br />

die Nähe von Quimper. Vielen Dank<br />

nochmals für den tollen Artikel.<br />

Petra Kiefer, per E-Mail<br />

Vorab herzliche Gratulation zur<br />

besten und informativsten Zeitschrift<br />

am Markt! Seit der ersten Ausgabe hat<br />

die Begeisterung nicht nachgelassen<br />

und mit jeder weiteren Ausgabe wird<br />

neues Fernweh geschürt. Nur weiter<br />

so, denn Frankreich ist ja wahrlich<br />

unerschöpflich! Als langjähriger Paris-<br />

Fan werden alle Details natürlich eifrig<br />

gesammelt und vor Ort genossen.<br />

Eines haben wir bis dato allerdings<br />

noch vermisst: Eine Reportage zum<br />

Thema « Wohnen auf dem Hausboot<br />

in Paris », nach dem Motto « Alternative<br />

am Wasser zu den unzähligen<br />

Hotels ». Solltet Ihr dazu irgendwelche<br />

Informationen und Kontakte haben,<br />

würden wir uns sehr darüber freuen,<br />

denn sicher gibt es mehr Möglichkeiten<br />

als wir bis dato im Internet finden<br />

konnten.<br />

Doris Janner, Wien<br />

Redaktion: Leider ist uns kein Hotel bekannt,<br />

dass Gästezimmer auf einem Hausboot im<br />

Pariser Stadtgebiet anbietet. Dies wäre aber<br />

bestimmt eine lukrative Marktlücke...<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach<br />

rechts, oben nach unten): Titel: Ajc Presse • S.3: Ajc Presse<br />

• S.4: Ajc Presse; Vitrail France; Serge Robin, Ajc Presse; S.B,<br />

Globus Medien • S.5: Comité National pour la Reconstruction<br />

des Tuileries; David Nakache, Editions Feret • S.6-7: Ajc Presse;<br />

DR • S.8: Serge Robin, Ajc Presse; Christian Milet, Château de<br />

Versailles • S.10-27: Ajc Presse • S.28-29: Antoine Maillier,<br />

Musée de la Civilisation Celtique de Bibracte • S.30-31: Ajc<br />

Presse • S.32: Antoine Maillier, Musée de la Civilisation Celtique<br />

de Bibracte • S.34-43: Ajc Presse • S.45: Chantal Cobac fur Ajc<br />

Presse • S.46: Istock, Ralph125 • S.52-53: Ajc Presse; Comité<br />

National pour la Reconstruction des Tuileries ; DR; • S.54-55:<br />

Ajc Presse • S.58-60: David Bordes, CMN • S.61-63: France<br />

Vitrail • S.64-67: SB, Globus Medien • S.68-73: Ajc Presse •<br />

S.74: Wimproductions.com, Domaine de Verchant • S.76: Arte,<br />

DR • S.78-81: Agence le Conte-Noirot • S.82-85: DR • S. 86-<br />

87: Ajc Presse • S.88-90: David Nakache, Editions Feret • S.92:<br />

Istock, Angel Rodriguez • S.93: M.A, Ajc Presse • S.98: Fotolia,<br />

Jimjac; Serge Robin, Ajc Presse; Ville du Havre / Ateliers Jean<br />

Nouvel • Serge Robin, Ajc Presse.<br />

Impressum<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Globus Medien GmbH<br />

Erich-Weinert-Str. 22 · 10439 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30 50<strong>17</strong>8145<br />

Fax: +49 (0)30 920372065<br />

info@frankreicherleben.de<br />

www.frankreicherleben.de<br />

Abonnentenbetreuung & Heftnachbestellungen:<br />

Frankreich erleben-Aboservice<br />

Postfach 10 32 45 · 20022 Hamburg<br />

Telefon: +49 (0)30 61105366<br />

Fax: +49 (0)30 61105367<br />

frankreicherleben@interabo.de<br />

www.frankreicherleben.de<br />

ISSN: 1861-4256<br />

Herausgeber: Markus Harnau<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 42, rue Henri IV · 33000 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-Julien Bault, Sten Beneke, Walter Bianchi, Chantal<br />

Cobac, Dominique Cache, Kristina von Domarus, Stefanie<br />

Dracker, Luis Encinas, Andrea Garbe, Dr. Jan Grasshoff,<br />

Ursula Hennigfeld, Olivier Huonnic, Dr. Petra Morich,<br />

Gérard Rival, Serge Robin, Ester Segura<br />

Lektorat: Ina Muñoz, Susanne Ziegler<br />

Layout: Werner Hasselbach Design<br />

Anzeigen Deutschland, Österreich und Schweiz:<br />

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Kasernenstraße 69 · 40213 Düsseldorf<br />

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94 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


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Übersicht der<br />

Reisethemen, nach<br />

Regionen geordnet:<br />

7<br />

8<br />

6<br />

5<br />

9<br />

1 Paris und Umgebung Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Kunst - Musée du Montparnasse 16<br />

Alle 20 Arrondissements 15<br />

Stadtentwicklung - Neue Hochhäuser für Paris? 14<br />

Cité de l’Immigration - Ein notwendiges Museum 13<br />

Vaux-le-Vicomte - Wenn Größenwahn zum Verhägnis wird 12<br />

Barbizon - Nabel der französischen Landschaftsmalerei des 19.<br />

Jahrhunderts<br />

12<br />

Fontainebleau - Kleines Paradies der Glückseligkeit 12<br />

Parc de Sceaux - Wenn der Park im Mittelpunkt steht 12<br />

Rambouillet - Ein Schloss für den Präsidenten 12<br />

Saint-Germain-en-Laye - Sinnbild eines elitären Lebensgefühls 12<br />

Parc de Saint-Cloud - Schlosspark ohne Schloss 12<br />

Auvers-sur-Oise - Van Goghs letzte Ruhestätte 12<br />

Chantilly - Schloss, Pferde, Schlagsahne 12<br />

Pierrefonds - Beschaulichkeit versus Monumentalität 12<br />

Kommunalpolitik - Paris erlebt eine Fahrradrevolution 12<br />

Fondation Le Corbusier - Das Erbe eines polarisierenden Architekten 12<br />

Gastronomie - Preiswert essen in Paris 12<br />

Paris La Défense - Paris‘ futuristisches Gesicht 10<br />

Paris 14e - Stadtspaziergang durch das 14. Arrondissement 9<br />

Paris-CDG - Hinter den Kulissen des Pariser Flughafens Charles-de-Gaulle 8<br />

Opéra National de Paris - Eine Bühne für das Publikum 7<br />

Paris Rive Gauche - Zukünftiges 7<br />

Restaurant - Café Marly, Pariser Chic im Louvre 6<br />

Shoppingtour - Auf Einkaufstour durch Paris mit einem der legendärsten<br />

Autos Frankreichs, der Ente<br />

6<br />

Palais-Royal - Die Renaissance des Shoppings 6<br />

Avenue Montaigne - Nächtlicher Bum mel über die Pariser Luxusmeile 6<br />

Kaufhäuser - Mythos Grands Magasins: vom «Paradies der Damen» zum<br />

Konsumtempel<br />

6<br />

Maison de Balsac, Musée Gustave Moreau, Fondation Cartier 5<br />

Mac/Val - Zeitgenössischer Kunst tempel in einem Vorort von Paris 3<br />

Gastronomie - Chez Antoine 1<br />

Pariser Bistros 1<br />

Die Gewächs häuser von Auteuil 1<br />

Interview - Anne Hidalgo 1<br />

Märkte - Jedem seinen Markt 1<br />

Stadtteile - Spaziergang durch eine sinnliche Metropole 1<br />

Hotel - Hôtel des Académies et des Arts, Paris 11<br />

Hotel - Kube Rooms and Bars Paris 2<br />

2 Nordfrankreich Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Côte d’Opale - Immer am Ärmelkanal entlang 14<br />

Centre Historique Minier - Die Geschichte des Bergbaus erleben 14<br />

Amiens - Kleine Kapitale der Picardie 14<br />

Baie de Somme - Paradies für Menschen und Vögel 14<br />

2<br />

1 3<br />

11<br />

4<br />

10<br />

12<br />

Karneval in Dünkirchen - Eine ganze Stadt feiert mit urigem Humor 13<br />

La Piscine - Ein Schwimmbecken als Eintrittskarte in die Welt der Kunst 10<br />

Auf Lille 2004 folgt lille3000, die Verwandlung geht weiter 6<br />

Lille - Frankreichs flämische Metropole 2<br />

Hotel - L‘Hermitage Gantois, Lille 5<br />

3 Elsass / Lothringen / Champagne Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Genuss - Le Chocolat, Schokoladenmuseum Straßburg 16<br />

Vittel - Vom Kurort zur Weltmarke 15<br />

Plombières-les-Bains - Thermale Freuden in den Vogesen 12<br />

Straßburg - Stadterneuerung als politisches Leitmotiv 11<br />

Wein - Jean-Paul Schmitt, ein Winzer mit Charakter und charaktervollen<br />

Weinen<br />

10<br />

Genuss - Madeleines, die süße Verführung aus Commercy 10<br />

Metz - Im Osten etwas Neues 9<br />

Burgen - Auf den Spuren des Mittelalters 8<br />

Elsässische Weinstraße - Eine Weingegend zeigt sich volksnah 8<br />

Mulhouse - Europäische Hauptstadt der Technikmuseen 8<br />

Dominikanerkloster Guebwiller - Wo Musik Grenzen überwindet 8<br />

Golf im Elsass - Geheimtipp unter Golfern 8<br />

Dorfleben - Eine Reise zu den fünf schönsten Dörfern des Elsass 8<br />

Colmar - Der Zauber der Nacht 8<br />

Sainte-Marie-aux-Mines - Besuch einer Silbermine aus dem 16. Jahrhundert 8<br />

Bugatti in Molsheim - Die Wiederentdeckung einer automobilen Legende 8<br />

Straßburg - Wenn Fachwerkhäuser auf Glaspaläste treffen 8<br />

Skifahren in den Vogesen - Mittelgebirge hinter der Grenze 7<br />

Elsass - Hochburg der Weihnachtsmärkte 6<br />

Wein - Champagner, Lebensgenuss pur 5<br />

Stockweiher - der Wolf im Schafspelz 3<br />

Hotel - Le Château-Fort, Sedan 16<br />

Hotel - Le Prestige Impérial, Plombières-les-Bains 12<br />

Hotel - Le Domaine du Lac, Guebwiller (Elsass) 9<br />

4 Burgund / Jura Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Skifahren im Jura - Landstrich der Geruhsamkeit 7<br />

Saline Royale - Salz des Lebens: die königliche Saline von<br />

Arc-et-Senans<br />

7<br />

Burgund - Mit dem Hausboot auf dem Canal du Nivernais 2<br />

Wein - Chablis, weißes Gold des Burgund 1<br />

Jura - Hundeschlittenfahren im hohen Norden... des Jura 1<br />

5 Loire-Tal Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Loir-Tal - Die Poesie der Natur 14<br />

Wein - AOC Touraine, der Siegeszug des Sauvignon 12<br />

Wein - Vouvray 9<br />

Gastronomie - Chez Miton, Chahaignes 3<br />

Wein - Jasnières du Loir 3<br />

Fahrradtouren - Mit dem Fahrrad entlang der Loire 3<br />

Höhlenwohnungen - Moderne Troglodyten am Loir 3<br />

Als Schlossherr im Jahr 2006... 3<br />

Die etwas anderen Schlösser 3<br />

Wein - Domaine de Beauséjour 3<br />

6 Normandie Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Mont-Saint-Michel - Übers Watt zum Klosterberg 16<br />

La Hague - Eine Reise ans Ende der Welt 16<br />

Pays d’Auge & Côte Fleurie - Natur und Luxus 16<br />

Spuren der Geschichte - Die Normandie unter Wilhelm dem Eroberer 16<br />

Mont-Saint-Michel - Die spektakuläre Rettung des Klosterbergs 10<br />

Trouville-sur-Mer - Bäderarchitektur vom Feinsten 8<br />

Camembert-Herstellung 3<br />

Le Havre - Frankreichs neuestes Weltkulturerbe 3<br />

7 Bretagne Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Halbinsel Rhuys - Die wilde Schönheit der Bretagne 16<br />

Belle-Ile-en-Mer - Raues Eiland im Atlantik 11<br />

Le Pays des Abers - Die Bretagne im Kleinformat mit Fjorden wie im hohen Norden 9<br />

Rennes - Geschichtsträchtig und weltoffen 9<br />

Nantes-Brest-Kanal - Und aus der Mitte entspringt ein Kanal 9<br />

Bretonische Lebensart - Mehr als nur Klischees? 9


Genuss - Lichouseries, zuckersüße Köstlichkeiten aus der Bretagne 9<br />

Bretagne - Thalassotherapie: die heilsamen Kräfte des Meeres 2<br />

Hotel - Grand Hôtel Barrière, Dinard 6<br />

8 Atlantikküste Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Bassin d’Arcachon - Eine Bootsfahrt, die ist lustig... 16<br />

Bordelais - Eine kleine Revolution: die Winery 15<br />

Biarritz - Vom Fischerdorf zum legendären Seebad 14<br />

Pont de Pierre - Die schönste Annäherung an Bordeaux 13<br />

Typisch Bordeaux - Wenn Kleinigkeiten zum Markenzeichen werden 13<br />

Bordeaux-Saint-Michel - Bodenständig und populär 13<br />

Stadterneuerung Bordeaux - Wenn das 21. Jahrhundert auf das 18.<br />

Jahrhundert trifft<br />

13<br />

Bordeaux Rive Droite - Ein Ufer auf Identitätssuche 13<br />

Saint-Nazaire - Der Blick nach vorne 11<br />

Ein Traumwochenende im Bordelais 5<br />

Cordouan - Das kleine Versailles im Atlantik 5<br />

Portraits - Salzbauern, Austernzüchter, Kiwiproduzenten,<br />

die Berufe entlang der Küste<br />

4<br />

Hossegor - Wo Architektur den legendären Ruf eines Seebades begründet 4<br />

Nantes - Eine Stadt organisiert ihre kul turelle Metamorphose 4<br />

La Leyre - « Wenn du die Region wirklich kennen lernen möchtest,<br />

interessiere dich für die Leyre...»<br />

4<br />

Inseln - Ile de Noirmoutier und Ile d‘Yeu - das Leben vor der Küste 4<br />

Wein - Bordelais: Les Vignobles Peyvergès 2<br />

Aquarium von La Rochelle 2<br />

Bordeaux - Das Erwachen einer schlafenden Schönheit 1<br />

Hotel - Seeko’o Hotel, Bordeaux 13<br />

Hotel - Les Sources de Caudalie, Bordelais 3<br />

9 Zentralfrankreich / Pyrenäen Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Albi - Die ziegelrote Stadt am Tarn 15<br />

Lascaux - Weltberühmte Felszeichnungen von Zerstörung bedroht 15<br />

Moissac - Ein Glanzlicht der europäischen Kunstgeschichte 13<br />

Toulouse - Weltoffenheit und Lebenslust 12<br />

Erinnerungskultur - Versuch einer Zustandsbeschreibung am Beispiel von<br />

Oradour-sur-Glane<br />

11<br />

Genuss - Roquefort, le roi des fromages 11<br />

Skifahren im Zentralmassiv - Land der erloschenen Vulkane 7<br />

Skifahren in den Pyrenäen - Bergkette zwischen zwei Meeren 7<br />

Land der Katharer - Von Foix nach Carcassonne 4<br />

Viadukt von Millau - Die Brücke über den Wolken 1<br />

Hotel - Hôtel Garonne, Toulouse 10<br />

10 Alpen / Rhone-Tal Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Wein - Rhone-Tal, ein Weingebiet mit Vielfalt 16<br />

Briançon - Stade auf mehreren Etagen 15<br />

Annecy - Zwischen Urbanität und Alpenromantik 14<br />

Les 3 Vallées - Grenzenloses Wintersportvergnügen 13<br />

Barcelonnette - Einmal Mexiko und zurück 12<br />

Route des Grandes Alpes - Höhenrausch und Fernsicht 11<br />

Grenoble - Frankreichs Alpenmetropole auf Schönheitskur 11<br />

Evian, Thonon, Aix-les-Bains - Legendäre Kurbäder der Belle Epoque 11<br />

Yvoire - Mittelalterliches Flair am Genfer See 10<br />

Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, Tagebuch einer<br />

Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />

10<br />

Skifahren in den Südalpen - Dem Mittelmeer so nah 7<br />

Skifahren in den Nordalpen - Gebirge der Superlative 7<br />

Wein - Die Wahrheit über den Beaujolais Nouveau 7<br />

Lyon - Eine Stadt entdeckt die Magie des Lichts 3<br />

Hotel - Collège Hôtel, Lyon 14<br />

Hotel - Hameau Albert 1er, Chamonix 7<br />

11 Mittelmeerküste / Provence Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Marseille - Panier-Viertel, Marseille pur 16<br />

Mougins - Picassos letzter Wohnort 13<br />

Nizza - Kunst erobert die Stadt 11<br />

Die Provence wie im Film - Auf den Spuren von «Jean Florette» und<br />

«Manons Rache»<br />

10<br />

Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, Tagebuch einer<br />

Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />

10<br />

Luberon - Eine Reise zu den Farben der Provence 10<br />

Massif de la Sainte-Baume - Auf dem Dach der Provence 10<br />

Camargue - Land zwischen Fluss und Meer 9<br />

Cevennen - Das Rätsel der Höhle von Trabuc 7<br />

Musée du Désert - Auf den Spuren des eigenen Namens 6<br />

Circuit du Var - Erste Formel-1-Fahrschule der Welt 6<br />

Marseille - 10 Gründe, die Hafenstadt zu mögen 5<br />

Narbonnaise - Ein Morgen mit Gérard beim Aalfang... 4<br />

Bambouseraie - Die Poesie eines 150 Jah re alten Bambusgartens 4<br />

Gastronomie - Calissons 2<br />

Confiserie - Wo Blüten zu süßen Köstlichkeiten werden 2<br />

Villages perchés - Wo Dörfer auf Gipfeln thronen 2<br />

Saint-Tropez - Wo der Luxus zu Hause ist 2<br />

Hotel - Dolce Frégate, Provence 15<br />

Hotel - HI, Nizza 8<br />

Hotel - Le Delos, Mittelmeerküste 4<br />

12 Korsika Heft <strong>Nr</strong>.<br />

Calvi - Perle im Nordwesten Korsikas 8<br />

Restaurant - A Pineta, Ajaccio 5<br />

Mit der Eisenbahn durch Korsikas Bergwelt 5<br />

Gorges de la Restonica, Korsikas alpine Seite 5<br />

Städtevergleich - Bastia versus Ajaccio 5<br />

Wenn Landstraßen zu Traumstraßen werden 5<br />

Hotel Casadelmar, Porto-Vecchio 1<br />

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Fokus: Périgord<br />

Aix-en-Provence<br />

Auf den Spuren von Paul Cézanne<br />

Lyon<br />

Fête des lumières<br />

Les Bains des Docks<br />

Jean Nouvel konzipiert<br />

ultramodernen Badetempel<br />

... und viele weitere Themen<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 18 - November / Dezember <strong>2008</strong> erscheint am 29. <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong><br />

98 · Frankreich erleben · <strong>September</strong> / <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


19:37 Uhr<br />

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