im Internet Notsignale aus und möchte von den Medien zurückgespiegelt werden. Die Erholungspause gibt’s als Wellness-Angebot dazu. In diesem Schlamassel machen sich Amann, Schikora und Zierold an die »Entladung <strong>der</strong> schweren Zeichen«. Sie zerkleinern die Themen und Ereignisse, »um sie dann wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s zu kombinieren«. Sie nehmen einen Rahmen und lassen in ihm ein Potpourri unserer Wirrnis zur Ruhe kommen. Zur Unschuld kommen. Auf diesen Prozess wirken unfassliche Kräfte ein, die Eingebungen dreier artistischer Tagträumer. Am Ende, wenn auf einem Bild das Malen aufgehört hat, herrscht zwischen den Menschen und Möbeln und Gewächsen die selige Einfalt, die erste und höchste Vorstufe des Glücks. Da sitzen fahrige Krawattenträger regulär neben breithüftigen nackten Frauen. O<strong>der</strong> umgekehrt, Laptop-Frauen neben nackten Muskelmännern. Das Klischee sagt es so, also ist es wahr. So wie das Klischee von <strong>der</strong> Ganzheitlichkeit im Öko-Matriarchat. Zeitkritik, wo ist dein Stachel? Akkurat aufgereiht die Herrschaften, wie Kasperles und Gretels ins echte Leben montiert, einer so biestig wie <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e. Wir sehen hochnotwichtige Meetings wie durch ein umgedrehtes Fernrohr – verlabert, verweht. Sex muss immer dabei sein. Gewöhnliche Geilheit, die wenig Aufhebens von sich macht. Die Begegnung zwischen den Geschlechtern, genannt Win- Win-Situation. Einem Armeehubschrauber entsteigen schwerbepackte Marines, doch die Szene spielt sich in einer Art von Terrarium ab: high tech, no content. Gesichter wie deine Fresse, meine Fresse, aber nicht hämisch, son<strong>der</strong>n mit zärtlicher, heiterer Sorgfalt karikiert. Punkt, Punkt, Komma, Strich, das genügt. Hier entstehen keine lehrreichen Typologien. Keine Genremalerei. Die Einberufung zum Ego-Kult wird unterlaufen, indem die Kultakte freundlich ausgepinselt werden, ist es das? Virtuose Verkindlichung, nein, falsch, eine Art boshafter Nachsichtigkeit schlichtet den aufdringlichen Bildschirmbil<strong>der</strong>salat. Indem sie ihn per Übermalung und Zerfaserung aufmischt. Wer dafür ein programmatisches Schlagwort sucht, kann sich mit subversiver Affirmation behelfen. Amann, Schikora und Zierold selbst haben diese Formel 1987 aus <strong>der</strong> Theoriekiste geholt – und immer wie<strong>der</strong> hineingegriffen, um die Art ihrer Koproduktion zu erläutern. Von Katalog zu Katalog haben sie ihre Selbstausdeutung fortgeschrieben, dabei jeweils an<strong>der</strong>e Akzente gesetzt. Über die Entstehungsprozesse geben sie erschöpfend Auskunft – wie wirken drei hochempfindsame Konstrukteure mit »unterschiedlichen Erfahrungsschichten und Bearbeitungszeiten« zusammen? Zu spüren ist das Interesse <strong>der</strong> Gruppe, über die Exegese ihrer Malerei eine gewisse Kontrolle zu behalten. Offengelegt haben die Drei auch die Namen <strong>der</strong> Künstler, von denen sie ihre Arbeit beeinflusst sehen. Ich nenne hier nur James Ensor, die Expressionisten, Max Ernst, Max Beckmann, Asger Jorn von <strong>der</strong> Gruppe Cobra und HP Zimmer von <strong>der</strong> Gruppe Spur. Offenbar haben auch einige Karikaturisten von Pardon und Titanic Pate gestanden, sicherlich Chlodwig Poth. Und einige Kunstsachverständige haben in den Katalogen aus professioneller, schaffensbezogener Innensicht Gesamtdeutungen beigesteuert. Anregend für mich war insbeson<strong>der</strong>e Heribert Kuhns Kommentar »Der Maler geht ins Bild, das bucklicht Männlein nicht« im Katalog von 1999, erschienen im Verlag Antje Kunstmann. Aber ich bin kein Kunstsachverständiger. Mich interessieren weniger die Faktoren, die auf den Entstehungsprozess einwirken, als das, was 6 Hier können Sie dieses Buch sofort und bequem via amazon direkt beim Verlag bestellen : 54 https://www.amazon.de/s?k=<strong>978</strong>3<strong>88178</strong><strong>365</strong>1&__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&ref=nb_sb_noss Und hier könnten Sie uns gerne eine Nachricht schreiben: digitalakrobaten@gmail.com
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Originalausgabe © 2012 by Walter A
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