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X-Mal schneller aus der Krise - Mit Digitalisierung Krisen besser meistern

Wie können Sie schnell reagieren und handeln? Wie können sich Unternehmen schon jetzt auf einen Neustart vorbereiten? Machen Sie sich für eine schnelle Erholung aus der Krise bereit - unser Whitepaper zeigt Ihnen wie.

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MAI 2020<br />

BERNHARD STEIMEL | INGO STEINHAUS<br />

Trendbook<br />

Smarter<br />

Enterprise<br />

X-<strong>Mal</strong> <strong>schneller</strong><br />

<strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Krise</strong><br />

EINE STUDIE VON<br />

S MARTER<br />

VICE<br />

IN ZUSAMMENARBEIT MIT


Inhalt<br />

4 Management Summary –<br />

die wichtigsten Erkenntnisse auf einen Blick<br />

7 Ein symmetrischer Schock trifft die Weltwirtschaft<br />

7 Die Seismographen des Einschlags<br />

11 Die Karte <strong>der</strong> Einschläge in verschiedenen Branchen<br />

18 Top-<strong>Digitalisierung</strong>strends in Corona-Zeiten<br />

18 Tech rettet die Welt: <strong>Mit</strong> digitaler Innovation das Virus<br />

bekämpfen<br />

22 Stay@Home Tech: Smart Distancing mit <strong>Digitalisierung</strong><br />

24 Nachhaltig <strong>besser</strong>: Digitale Innovation für eine neue Realität<br />

28 Handlungsfel<strong>der</strong> & Best Practice für Smarter Enterprise<br />

29 Führung:<strong>Mit</strong> agilen Teams <strong>der</strong> <strong>Krise</strong> begegnen<br />

33 Kultur: <strong>Mit</strong> wandlungsfähiger Unternehmenskultur<br />

wi<strong>der</strong>standsfähiger werden<br />

36 Digitale Zuverlässigkeit: Das Fundament für<br />

Überlebensfähigkeit gießen<br />

42 Praxistipps: X-<strong>Mal</strong> <strong>schneller</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Krise</strong>.<br />

Impressum<br />

Autoren: Bernhard Steimel, Ingo Steinh<strong>aus</strong><br />

Grafik: Ernst Merheim<br />

Schlussredaktion: Astrid Schäckermann<br />

Kontakt<br />

Bernhard Steimel<br />

Am Striebruch 38 • 40668 Meerbusch<br />

www.mind-digital.com<br />

<strong>Mit</strong> freundlicher Unterstützung von<br />

Deutsche Telekom AG<br />

Copyright: MIND, Meerbusch 2020<br />

Alle Rechte vorbehalten<br />

Dieses Werk ist einschließlich seiner Teile urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die über die engen<br />

Grenzen des Urheberrechtsgesetzes hin<strong>aus</strong>geht, ist ohne schriftliche Zustimmung von MIND unzulässig und<br />

strafbar. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen sowie die<br />

Speicherung in elektronischen Systemen.<br />

2


VORWORT<br />

Wir alle wurden in den letzten Wochen von <strong>der</strong> Wucht überrascht, mit<br />

<strong>der</strong> das Coronavirus unser Leben in kürzester Zeit umkrempelt. Während<br />

sich die Pandemie <strong>aus</strong>breitet, bemühen sich die Unternehmen, Antworten<br />

zu finden.<br />

Natürlich ist die Situation in jedem Land an<strong>der</strong>s. Doch es spricht einiges<br />

dafür, dass wir von Unternehmen lernen können, die uns bei <strong>der</strong> Reaktion<br />

auf die Epidemie um Wochen vor<strong>aus</strong> sind. China zum Beispiel scheint<br />

sich in einem frühen Stadium einer wirtschaftlichen Erholung zu<br />

befinden.<br />

Im vorliegenden Trendbook gehen wir <strong>der</strong> Frage nach, wie innovative<br />

Unternehmen auf das Coronavirus reagiert haben. Dazu betrachten wir,<br />

wie ihnen digitale Tools geholfen haben, die <strong>Krise</strong> zu <strong>meistern</strong>, und wie<br />

sie ihr Geschäft wie<strong>der</strong> in Gang gebracht haben.<br />

Dar<strong>aus</strong> leiten wir konkrete Tipps für deutsche Unternehmen ab, die vor<br />

ähnlichen Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ungen stehen.<br />

Viel Spaß bei <strong>der</strong> Vermehrung <strong>der</strong> gewonnenen Erkenntnisse.<br />

Bernhard Steimel<br />

Her<strong>aus</strong>geber Smarter-Service.com<br />

3


Management Summary – die wichtigsten<br />

Erkenntnisse auf einen Blick<br />

Ein symmetrischer Schock trifft die<br />

Weltwirtschaft<br />

Die Corona-<strong>Krise</strong> hat bei vielen Menschen für eine<br />

Verhaltensän<strong>der</strong>ung gesorgt. Sie wird nachhaltig<br />

sein. Eine Rückkehr in unser altes Leben wird es<br />

nicht geben.<br />

Unternehmen müssen sich auf diese Entwicklung<br />

einstellen und Entscheidungen treffen – anhand<br />

von Szenarien über mögliche Folgen. Wenig hilfreich<br />

sind Best-Case-Szenarien, die sich in <strong>der</strong> <strong>Krise</strong><br />

oft als Wunschdenken erweisen. Je länger die<br />

Einschränkungen dauern, desto dramatischer sind<br />

die wirtschaftlichen Auswirkungen. Ausmaß und<br />

Geschwindigkeit des wirtschaftlichen Zusammenbruchs<br />

sind beispiellos. Der IWF geht vom stärksten<br />

wirtschaftlichen Abschwung seit <strong>der</strong> großen<br />

Depression 1929/30 <strong>aus</strong>.<br />

Kaum ein Sektor ist immun gegen diese Entwicklung.<br />

Die Einschlagkraft <strong>der</strong> <strong>Krise</strong> ist von Branche zu<br />

Branche unterschiedlich. Die unterschiedlichen<br />

Branchen lassen sich je nach Durchschlagskraft <strong>der</strong><br />

<strong>Krise</strong> in drei Kategorien einteilen und in Form einer<br />

Ampel darstellen.<br />

» ROT: Branchen, bei denen die Nachfrage einbricht<br />

bzw. die Lieferketten zerstört werden<br />

» GELB: Branchen, Branchen, in denen sich Nachfrage<br />

und Lieferwege tektonisch verschieben<br />

» GRÜN: Branchen, in denen die Nachfrage durch<br />

die <strong>Krise</strong> stark wächst und Lieferengpässe entstehen<br />

können.<br />

Lesen Sie hier weiter.<br />

Die Top-Handlungsfel<strong>der</strong><br />

für Smarter Enterprise<br />

<strong>Digitalisierung</strong> wird beschleunigt: Tecwh rettet<br />

Leben und hält die Wirtschaft in Betrieb<br />

<strong>Digitalisierung</strong> in <strong>der</strong> Corona-Ära heißt: Schnell<br />

Lösungen entwickeln, um Leben zu retten, aber<br />

langfristige Überlegungen nicht <strong>aus</strong> dem Blick<br />

lassen. Improvisationskunst und innovatives<br />

Um-die-Ecke-Denken zeigen sich vor allem in <strong>der</strong><br />

<strong>Krise</strong>. Viele alte Regeln gelten nicht mehr. Wer sie<br />

über Bord wirft und sich Neues <strong>aus</strong>denkt, kann<br />

sogar die Welt retten.<br />

» Startups produzieren mit 3D-Druckern Ersatzteile<br />

für Beatmungsgeräte. Künstliche Intelligenz<br />

diagnostiziert Lungenschäden <strong>schneller</strong> und<br />

präziser als Ärzte. Softwareroboter übertragen<br />

die Ergebnisse von Labortests an die Behörden.<br />

» <strong>Digitalisierung</strong> hilft mit Smart Distancing. Es<br />

verän<strong>der</strong>t die Arbeitswelt fundamental - auch auf<br />

lange Frist. Homeoffce und Videokonferenzen<br />

werden zum Alltag. Der rasche Wandel zu<br />

Online-Angeboten erleichtert den Umgang mit<br />

<strong>der</strong> Ausgangssperre.<br />

» Digitale Ökosysteme sichern die Wi<strong>der</strong>standsfähigkeit<br />

und schaffen die Basis für nachhaltiges<br />

Wirtschaften. Sie machen Unternehmen wi<strong>der</strong>standsfähiger<br />

und dynamischer.<br />

» Datenbrillen erlauben Fernwartung, um teure und<br />

unsichere Reisen zu vermeiden. Demand Forecasting<br />

ermittelt frühzeitig, in welchen Regionen<br />

o<strong>der</strong> Produktgruppen die Nachfrage zuerst<br />

anzieht. App-basierte Lieferdienste mil<strong>der</strong>n<br />

Umsatzeinbußen in <strong>der</strong> Gastronomie.<br />

Lesen Sie hier weiter.<br />

4


Digitale Vorreiter sind wi<strong>der</strong>standsfähiger<br />

und kommen <strong>besser</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Krise</strong><br />

Je größer die digitale Reife <strong>der</strong> Unternehmen, desto<br />

einfacher konnten sie Maßnahmen gegen den<br />

wirtschaftlichen Absturz entwickeln. Essenziell für<br />

erfolgreiche <strong>Krise</strong>nreaktion sind die Handlungsfel<strong>der</strong><br />

Führung, Kultur und Technologie.<br />

» <strong>Mit</strong> einer agilen Führungsstruktur lassen sich<br />

<strong>Krise</strong>n <strong>besser</strong> <strong>meistern</strong>. Chinesische Unternehmen<br />

erließen zu Beginn <strong>der</strong> <strong>Krise</strong> sofort Verhaltens-<br />

und Hygiene-Richtlinien und beschafften<br />

Schutz<strong>aus</strong>rüstungen.<br />

» Fehlerkultur ist entscheidend, Schnelligkeit geht<br />

vor Perfektion. In einem Online-Hackathon haben<br />

innerhalb von 48 Stunden mehr als 28.000<br />

Menschen rund 1.500 Lösungen entwickelt, <strong>der</strong>en<br />

Beste nun weiterentwickelt werden.<br />

» Digitale Zuverlässigkeit ist entscheidend. Digitale<br />

Technologien ermöglichen Unternehmen die<br />

Arbeitsfähigkeit. Sie sind die Basis für mobile<br />

Zusammenarbeit und digitale Geschäftsmodelle.<br />

Marketing-Automatisierung und Selbstbedienungs-Konzepte<br />

wie Chatbots stärken die Kunden-Interaktion.<br />

Offine-Prozesse werden in<br />

digitalen Kanälen repliziert, etwa Videosprechstunden<br />

für Ärzte. Robotic Process Automation<br />

(RPA) automatisiert manuelle Prozesse und<br />

verkürzt sie auf wenige Minuten für den Roboter.<br />

<strong>Mit</strong> <strong>Digitalisierung</strong> <strong>Krise</strong>n<br />

<strong>besser</strong> <strong>meistern</strong><br />

Jede <strong>Krise</strong> ist zugleich eine Chance, sie muss nur<br />

ergriffen werden. Die Pandemie hat bereits die<br />

<strong>Digitalisierung</strong> beschleunigt und es ist sicher, dass<br />

die Welt nach Corona nicht mehr so ist wie davor.<br />

Die Unternehmen sollten dabei nicht stehen<br />

bleiben und die einmalige Möglichkeit nutzen, sich<br />

neu zu orientieren und Innovationen zu schaffen.<br />

Auf dem Weg in die neue Normalität benötigen die<br />

Unternehmen fünf Handlungsimpulse:<br />

» Entschlusskraft: Sie müssen harte<br />

Entscheidungen treffen<br />

» Wi<strong>der</strong>standskraft: Nur Schnelligkeit<br />

und Disziplin bringt sie durch die <strong>Krise</strong><br />

» Wie<strong>der</strong>aufbauwille: Er bringt sie zurück<br />

auf den Wachstumspfad<br />

» Neuorientierung: Sie müssen<br />

das Unternehmen neu denken<br />

» Gestaltungskraft: <strong>Mit</strong> Optimismus<br />

erschaffen sie Neues<br />

Der deutsche <strong>Mit</strong>telstand und die großen Familienunternehmen<br />

haben jetzt eine einmalige Chance.<br />

Sie sollten den wirtschaftlichen Wie<strong>der</strong>aufbau mit<br />

Gestaltungskraft und Optimismus angehen. Was sie<br />

nicht tun sollten: Den Tech-Giganten das Feld<br />

kampflos überlassen.<br />

Lesen Sie hier weiter.<br />

Lesen Sie hier weiter.<br />

5


Patrick Assale on Unsplash<br />

1.<br />

Ein symmetrischer<br />

Schock trifft die<br />

Weltwirtschaft


Ein symmetrischer Schock<br />

trifft die Weltwirtschaft<br />

Die Corona-<strong>Krise</strong> ist für die ganze Welt ein gigantischer Schock, vergleichbar mit dem<br />

Einschlag eines riesigen Meteoriten. Die Folgen für Unternehmen sind extrem: Märkte<br />

brechen zusammen, Firmen verlieren Umsätze, die <strong>Mit</strong>arbeiter müssen in Kurz arbeit<br />

o<strong>der</strong> dürfen nur zu H<strong>aus</strong>e arbeiten.<br />

Die Seismographen des Einschlags<br />

Nach dem „Corona-Einschlag“ <strong>Mit</strong>te März 2020<br />

zeigten die Seismografen <strong>der</strong> Börse direkt und sehr<br />

deutlich seine verheerende Wirkung. Einen Monat<br />

nach dem Rekordhoch (13.795 Punkte) stürzte <strong>der</strong><br />

DAX in nur einer Woche um gut 40 Prozent auf den<br />

Fünf-Jahres-Tiefststand von 8.396 Punkten. Nie<br />

zuvor in seiner Geschichte ging es für den deutschen<br />

Leitindex so schnell und drastisch bergab.<br />

Auch <strong>der</strong> Dow Jones stürzte um insgesamt 15<br />

Prozent ab.<br />

Konsumzurückhaltung und verän<strong>der</strong>te<br />

Mediennutzung<br />

Die Unsicherheit wirkt sich auf das gesamte<br />

Wirtschaftsgeschehen <strong>aus</strong>. Hinzu kommen die<br />

Ausgangsbeschränkungen und <strong>der</strong> Lockdown<br />

vieler Branchen. Zwei Entwicklungen stechen<br />

her<strong>aus</strong>: Die Konsumenten halten sich stark<br />

zurück und die Mediennutzung hat sich enorm<br />

verän<strong>der</strong>t.<br />

Nachrichtenangebote aller Art, vor allem aber zu<br />

Corona, verzeichnen einen immensen Zulauf. So<br />

sind bei einigen Anbietern die Online-Zugriffe um<br />

35 Prozent gestiegen. Da die Verbraucher den<br />

Großteil ihres Privatlebens in <strong>der</strong> Wohnung gestalten<br />

müssen, ist <strong>der</strong> Anteil des Videostreamings am<br />

Datenverkehr im Internet signifikant gestiegen.<br />

Nach Angaben einiger großer Provi<strong>der</strong> belegten<br />

Videos zeitweise mehr als 70 Prozent <strong>der</strong> Kapazität.<br />

Der S&P500 am 15. März 2020<br />

Ein Blick auf den S&P500 am 15. März 2020 zeigt<br />

die Spitzen <strong>der</strong> Wirtschaft überwiegend rot und<br />

röter – mit nur wenigen grünen Ausnahmen bei<br />

Digitalunternehmen. Zwar gab es in den Folgewochen<br />

eine kurze Erholung, doch die Börsenkurse<br />

sind auch weiterhin sehr volatil. Die gesamte<br />

wirtschaftliche Lage ist <strong>der</strong>art unsicher, dass eine<br />

nachhaltige Erholung im Moment unwahrscheinlich<br />

ist.<br />

Die Streaming-Anbieter mussten die Sendeauflösung<br />

verringern, um das Netz nicht<br />

über Gebühr zu belasten.<br />

Die Unsicherheit über die Lage und die zukünftige<br />

Entwicklung ist groß. Laut einer Untersuchung von<br />

McKinsey machen sich mehr als die Hälfte <strong>der</strong><br />

Deutschen Sorgen über die Länge <strong>der</strong> Pandemie,<br />

ihre Auswirkungen, die Entwicklung <strong>der</strong> Wirtschaft<br />

und die Sicherheit ihrer Familie. Die Folge: Viele<br />

halten sich mit dem Konsum zurück. Ein Drittel <strong>der</strong><br />

von McKinsey befragten Personen wollen Ausgaben<br />

TRENDBOOK SMARTER ENTERPRISE<br />

7


Fast <strong>aus</strong>nahmslos alle Sektoren sind von <strong>der</strong> Konsumzurückhaltung betroffen<br />

Restaurants -75 %<br />

Reisen -73 %<br />

Persönliche Dienstleistungen -69 %<br />

Wohnungskauf-/miete -59 %<br />

Luxusgüter -56 %<br />

Möbel und H<strong>aus</strong>haltswaren -54 %<br />

Fitness & Wellness -50 %<br />

Textilwaren -49 %<br />

Kraftstoff -44 %<br />

KFZ-Kauf -38 %<br />

Lebensmittelgeschäfte 7 %<br />

Home Entertainment 8 %<br />

Die Konsumfreude ist gesunken, mit zwei Ausnahmen: Lebensmittel und Heimunterhaltung (Quelle)<br />

auf jeden Fall senken und gut die Hälfte erwägt<br />

dies zumindest.<br />

Praktisch alle Sektoren sind von dieser Konsumzurückhaltung<br />

betroffen, lediglich Lebensmittel<br />

werden verstärkt geor<strong>der</strong>t sowie Heimunterhaltung<br />

à la Netflix. Nicht geän<strong>der</strong>t hat sich eine Eigenheit<br />

des deutschen Marktes: Dinge des täglichen Bedarfs<br />

werden auch in <strong>der</strong> <strong>Krise</strong> vorzugsweise offine<br />

beschafft. Eine Analyse unterschiedlicher Produktkategorien<br />

ergab, dass lediglich Spielwaren und<br />

Unterhaltungsprodukte verstärkt online bestellt<br />

werden.<br />

Der E-Commerce wächst in Deutschland<br />

langsamer als an<strong>der</strong>swo, doch die Corona-<strong>Krise</strong><br />

brachte einen deutlichen Schub. So<br />

musste Amazon Deutschland seine Logistikprozesse<br />

än<strong>der</strong>n, um die stark angewachsenen<br />

Bestellungen zu erfüllen. Seltener gewünschte<br />

Produkte werden in <strong>der</strong> Auslieferung zurückgestellt,<br />

ein für Amazon sehr ungewöhnliches<br />

Vorgehen.<br />

Beson<strong>der</strong>s deutlich sichtbar ist dieser Online-Trend<br />

in China, das viel früher und stärker vom wirtschaftlichen<br />

Lockdown betroffen war. Trotz <strong>der</strong> im Vergleich<br />

mit Europa stärkeren <strong>Digitalisierung</strong> des<br />

Alltags ist das Interesse an Online-Dienstleistungen<br />

noch weiter gestiegen. So haben ein Drittel <strong>der</strong><br />

Befragten in einer Studie <strong>der</strong> Brand-Agentur<br />

[m Studio erstmals Online-Lernkurse absolviert, ein<br />

Viertel erstmals Online-Entertainment (Streaming<br />

und Games) genutzt und fast 20 Prozent die Vorteile<br />

des Online-Shoppings entdeckt.<br />

Szenarien als Basis wirtschaftlicher Entscheidungen<br />

Bereits diese Einblicke zeigen, dass die Corona-<strong>Krise</strong><br />

eine Wirkung hat, die durch<strong>aus</strong> mit dem<br />

Einschlag eines Meteoriten verglichen werden<br />

kann. Sie ist noch nicht vorbei und wird nach<br />

aktuellem Wissensstand vor<strong>aus</strong>sichtlich das ganze<br />

Jahr 2020 mehr o<strong>der</strong> weniger stark bestimmen. Ob<br />

langfristig wirksame, strukturelle Schäden an <strong>der</strong><br />

Wirtschaft entstehen, hängt im Wesentlichen von<br />

zwei Aspekten ab:<br />

» Erstens von den gesundheitspolitischen<br />

Maßnahmen zur Eindämmung von Covid 19, also<br />

<strong>der</strong> Länge des Lockdowns und <strong>der</strong> Aus gangsbeschränkungen.<br />

» Zweitens von den wirtschaftspolitischen Interventionen,<br />

mit denen die übelsten Folgen <strong>der</strong><br />

Corona-<strong>Krise</strong> aufgefangen werden. Beides liegt<br />

für Unternehmen außerhalb ihrer Handlungsoptionen<br />

und sorgt für dauernde Unsicherheit.<br />

Trotzdem müssen Unternehmen jetzt Entscheidungen<br />

treffen, um ihre wirtschaftliche Basis zu erhalten<br />

und sich für den „Wie<strong>der</strong>aufbau“ nach <strong>der</strong> <strong>Krise</strong><br />

zu rüsten. Eine wichtige Grundlage für diese<br />

wirtschaftlichen Entscheidungen sind Szenarien.<br />

TRENDBOOK SMARTER ENTERPRISE<br />

8


Depth of disruption Length of disruption Shape of recovery<br />

Die Analyse erfor<strong>der</strong>t einen Blick auf Tiefe, Dauer und Erholungsmuster <strong>der</strong> <strong>Krise</strong><br />

Entscheidend für solche Analysen sind Tiefe und<br />

Dauer des Einschlags sowie die Art <strong>der</strong> Erholung.<br />

Dazu müssen verschiedene Indikatoren herangezogen<br />

und dauerhaft überwacht werden. Beispiele<br />

sind die Anzahl <strong>der</strong> gemeldeten Kurzarbeiter, <strong>der</strong><br />

Investitionsgüter-Index, die Volatilität im Aktienmarkt<br />

und die Erfahrungen von Volkswirtschaften,<br />

die von <strong>der</strong> Pandemie beson<strong>der</strong>s frühzeitig betroffen<br />

waren - allen voran China.<br />

Bei wirtschaftlichen <strong>Krise</strong>n gehen die Ökonomen<br />

von drei verschiedenen Szenarien <strong>aus</strong>.<br />

Das V-Szenario bedeutet: tiefer Einschlag,<br />

schnelle Erholung. Beim U-Szenario folgt auf<br />

die länger dauernde Wirtschaftskrise eine<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger starke Erholung mit<br />

Erreichen des alten Nive<strong>aus</strong>. Das L-Szenario ist<br />

das negative: Die Wirtschaft erholt sich über<br />

einen langen Zeitraum nicht und bleibt auf<br />

einem sehr niedrigen Niveau.<br />

Viele Analysten attestieren China ein V-Szenario.<br />

Die Volksrepublik hat ungefähr 2,5 Monate<br />

gebraucht, um die Wirtschaft wie<strong>der</strong> zu stabilisieren<br />

und einen großen Teil <strong>der</strong> Einschränkungen<br />

abzuschaffen. Doch allzu viel Optimismus verbietet<br />

sich, denn auch in China gab es einen enormen<br />

wirtschaftlichen Schaden. Außerdem hat es mit<br />

dem Neustart seiner Wirtschaft begonnen, als die<br />

bisher üblichen Exportkunden vom Corona-Einschlag<br />

getroffen waren.<br />

Das Son<strong>der</strong>gutachten <strong>der</strong> Wirtschaftsweisen vom<br />

30. März 2020 prognostiziert für Deutschland<br />

einen V-Verlauf, doch es wirkt angesichts <strong>der</strong><br />

aktuellen Entwicklungen zu optimistisch. So ist für<br />

Deutschland eher ein U-Szenario mit einer vergleichsweise<br />

breiten zeitlichen Streckung bis in den<br />

Herbst 2020 realistisch.<br />

Implikationen <strong>der</strong> Verlangsamung<br />

11.01.2020<br />

Erstes<br />

Todesopfer<br />

in China<br />

12.02.2020:<br />

Peak erreicht<br />

14.000<br />

Neuinfektionen<br />

extrem starker<br />

Rückgang <strong>der</strong><br />

Infektionen<br />

1 Monat 1,5 Monate<br />

24.03.2020<br />

Stabilisierung,<br />

kaum Neuinfektione<br />

Erst wenn die Neuinfektionsraten<br />

gering sind, kann die<br />

Wirtschaft neu starten<br />

25.01.2020:<br />

großflächige<br />

Quarantäne<br />

erlassen<br />

09.03.2020:<br />

Erstes Todesopfer<br />

in DE<br />

1 Monat<br />

09.04.2020<br />

Peak erreicht?<br />

2,5 Monate<br />

23.06.2020<br />

Deutschland<br />

stabilisiert?<br />

Handel wird sich<br />

spät und langsam<br />

stabilisieren<br />

JANUAR FEBRUAR MÄRZ<br />

APRIL<br />

MAI<br />

JUNI JULI<br />

Erst wenn die Neuinfektionsraten gering sind, kann die Wirtschaft neu starten (Quelle)<br />

TRENDBOOK SMARTER ENTERPRISE<br />

9


Wir stehen vor einer ungewöhnlich<br />

starken Rezession<br />

Best-Case-Szenarien sind in <strong>Krise</strong>nsituationen<br />

nicht hilfreich und erweisen sich häufig als<br />

Wunschdenken. Der Schweregrad <strong>der</strong> Rezession<br />

ist eine Funktion <strong>der</strong> Dauer des Lockdowns:<br />

Je länger die Einschränkungen andauern,<br />

desto dramatischer sind die<br />

wirtschaftlichen Auswirkungen.<br />

Umsätze drohen massiv einzubrechen<br />

Bundesweit befinden sich Unternehmen in einer<br />

kritischen Lage. Für eine Reihe von Betrieben stellt<br />

sich bereits jetzt die Existenzfrage. Für das Gesamtjahr<br />

2020 rechnen nach einer DIHK Blitzumfrage<br />

von Ende März mehr als 80 Prozent <strong>der</strong> Unternehmen<br />

mit Umsatzeinbrüchen. Mehr als jedes vierte<br />

Unternehmen geht sogar davon <strong>aus</strong>, in diesem Jahr<br />

Umsatzrückgänge von mehr als 50 Prozent beklagen<br />

zu müssen.<br />

Die Dramatik <strong>der</strong> <strong>Krise</strong> zeigt sich daran, dass vier<br />

von zehn Unternehmen schon jetzt über Liquiditätsengpässe<br />

berichten und sich bereits Ende März<br />

18 Prozent <strong>der</strong> Unternehmen angesichts <strong>der</strong><br />

Corona-<strong>Krise</strong> von einer Insolvenz bedroht fühlen.<br />

Kurz: Ausmaß und Geschwindigkeit des<br />

wirtschaftlichen Zusammenbruchs sind<br />

beispiellos. Der Internationale Währungsfonds<br />

(IWF) geht vom stärksten wirtschaftlichen<br />

Abschwung seit <strong>der</strong> großen Depression<br />

1929/30 <strong>aus</strong>.<br />

Die globale Wirtschaft wird nach seiner Analyse<br />

2020 um drei Prozent schrumpfen. In den Industriestaaten<br />

soll die Schrumpfung sogar mehr als sechs<br />

Prozent betragen. Zum Vergleich: Die Finanzkrise<br />

2008/09 hat die Wirtschaft des gesamten Planeten<br />

um lediglich 0,1 Prozent schrumpfen lassen.<br />

Immerhin gibt <strong>der</strong> IWF für das Jahr 2021 eine leicht<br />

optimistische Prognose ab. Das globale Wachstum<br />

werde dann 5,8 Prozent betragen – sofern die<br />

Pandemie in <strong>der</strong> zweiten Jahreshälfte 2020 erfolgreich<br />

eingedämmt wird und die politischen Maßnahmen<br />

zur Stützung <strong>der</strong> Wirtschaft wirksam sind.<br />

Trotzdem wird weltweit ein erheblicher Wohlstandsverlust<br />

entstehen. Der IWF geht für 2020/21<br />

von neun Billionen Dollar <strong>aus</strong>, mehr als die Wirtschaftskraft<br />

Japans und Deutschlands zusammen.<br />

(Quelle)<br />

3 %<br />

2 %<br />

14 %<br />

26 %<br />

6 %<br />

26 % 23 %<br />

Keine Verän<strong>der</strong>ung<br />

Umsatzsteigerung<br />

Derzeit keine Einschätzung möglich<br />

Rückga ng<br />

bis zu 10%<br />

zwischen 10 % und 25 %<br />

zwischen 25 % und 50 %<br />

von mehr als 50 %<br />

80 Prozent <strong>der</strong> deutschen Unternehmen erwarten Umsatzverluste (Quelle)<br />

TRENDBOOK SMARTER ENTERPRISE<br />

10

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