Programmheft 2020 - Spandau macht Alte Musik
Ein Festival für Berlin vom 15.05.2020 – 24.05.2020. Mit dem Festival »Spandau macht Alte Musik« öffnet das Kulturhaus Spandau eine neue Plattform für Berlin, die einerseits den hervorragenden Berliner Ensembles für Alte Musik eine Bühne bietet und andererseits in Kooperation mit internationalen Künstlern den Bogen weit ins europäische Ausland spannt. Künstlerische Leitung: Heidi Gröger & Johannes Weiss Schirmherrschaft: Klaus Lederer, Senator für Kultur und Europa. Veranstaltet durch das Kulturhaus Spandau
Ein Festival für Berlin vom 15.05.2020 – 24.05.2020.
Mit dem Festival »Spandau macht Alte Musik« öffnet das Kulturhaus Spandau eine neue Plattform für Berlin, die einerseits den hervorragenden Berliner Ensembles für Alte Musik eine Bühne bietet und andererseits in Kooperation mit internationalen Künstlern den Bogen weit ins europäische Ausland spannt.
Künstlerische Leitung: Heidi Gröger & Johannes Weiss
Schirmherrschaft: Klaus Lederer, Senator für Kultur und Europa.
Veranstaltet durch das Kulturhaus Spandau
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»QUEEN AMONG THE HEATHER« – BALLADEN
Seit uralten Zeiten erzählt der Mensch über sich, über Gott und die Welt – Geschichten,
die uns zu den gemeinsamen Wurzeln unserer europäischen Kultur führen. In diesem
neuen Triphonia-Projekt begeben wir uns auf eine sprachliche und kulturelle »Cross-
Over«-Reise in die Welt der europäischen Volksballaden, deren Ursprünge bis ins
Mittelalter, wenn nicht sogar zurück bis Homer reichen. Englische, schwedische und
deutsche Balladen begegnen englischen, deutschen und schwedischen Liedern aus dem
Mittelalter und der frühen Neuzeit – viele davon sind über Sprach- und Zeitgrenzen hinweg
miteinander verwandt. Lieder und Tanzlieder über Edelmänner und Hirtinnen, Schwesternhass
oder Liebestrauer und Verlust wechseln sich ab mit den ältesten Versionen der
»Königskinder« oder der »Vogelhochzeit«.
In diesem Programm geht es darum, die Verbindungen und Ähnlichkeiten, aber auch die
Unterschiede zwischen diesen beiden Traditionen zu spüren: den Volksballaden und den
Liedern des Mittelalters. Viele Balladen haben Wurzeln im Mittelalter, viele mittelalterliche
Lieder sowie Instrumentalmusik gehen, wie die Volksmusik, auf eine mündliche Überlieferung.
Beide Traditionen weisen oft verschiedene Varianten von einem Stück auf – ein
lebendiges flexibles Brauchtum. Ein wichtiger Unterschied ist, dass Volksballaden von
einem anonymen oder unbekannten »Autor« verfasst oder entwickelt worden sind, wobei
viele mittelalterliche Lieder von namhaften Komponist*innen verfasst worden sind – und
dadurch möchte man vielleicht (irrtümlich!) an eine »Originalversion« glauben.
Die traditionellen Lieder oder Volkslieder, die heute als Balladen bezeichnet werden,
sind narrative Lieder, bei denen Form, Inhaltsmotive und Sprachformeln aus der
mittel alterlichen Poesie stammen, aber oft auch formelhaftere Ausdrucksweisen oder
Redewendungen verwenden. Die ersten skandinavischen Balladen wurden spätestens ab
dem 13. Jahrhundert gesungen und später ab dem 15./16. Jahrhundert langsam gesammelt
und aufgeschrieben, ähnlich den englischen Balladen. Durch wandernde Barden und
Musiker wurden Lieder von einem Land zum anderen, in diesem Land und seiner Sprache
angenommen und kulturell verändert, wobei nicht immer klar ist, in welcher Richtung der
Austausch stattgefunden hat.
»Queen among the heather«, das Titelstück des Programms, folgt der mittelalterlichen
Pastourelle-Tradition, eine Gattung, die von einer Begegnung im Wald oder auf der Heide
zwischen einem vorbeifahrenden Edelmann und einer jungen Frau niedereren Standes, oft
einer Schäferin, erzählt.
»In a fryht as Y con fare fremede« ist die früheste überlieferte mittelenglische Pastourelle.
Das berühmte Frauenlied »Under der linden« zeigt auch Elemente der Pastourelle-
Gattung, aber hier werden die Liebenden als gleichberechtigt dargestellt: Eine junge Frau
erinnert sich an ein glückliches, aber verbotenes Liebesspiel unter einem Lindenbaum –
die einzige Zeugin war eine Nachtigall.
In Verbindung mit dem Hirtinnen-Thema der Titelballade präsentieren wir eine uralte
musikalische Frauentradition aus Schweden: Kulning (Kuh-, bzw. Herdenlockrufe) ist eine
spezielle Vokaltechnik in hoher Stimmlage und auch ein persönliches Ausdrucksmittel
der Stimme – meist ohne Text, aber gesungen auf verschiedenen Silben mit speziellen
Melodien und individuellen »Signatur«-Rufen, die von den Frauen auf der skandinavischen
Sommeralm verwendet wurde. Kulning ist schon im Mittelalter dokumentiert und wurde
entwickelt als eine Art Kommunikation zwischen einer Hirtin und ihren Weidentieren,
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FR 15. 05.: »QUEEN AMONG THE HEATHER« – BALLADEN