Kulturverein Homburg - Festschrift - web
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Festschrift
30 Jahre Kulturverein
Schloss Homburg am Main e.V.
1988
1988-2011
Verein zur Rettung von
Schloß Homburg e.V.
2018
seit 2011
Kulturverein
Schloss Homburg
am Main e.V.
30 Jahre Schlossrettung
und Kulturarbeit
Festschrift zum Jubiläum
des Kulturvereins
Schloss Homburg am Main e.V.
Impressum
Kulturverein
Schloss Homburg am Main e.V.
Maintalstr.19
97855 Triefenstein-Homburg
Michael Günther
www.clavier-am-main.de
www.elviralantenhammer.de
www.kunstinschlosshomburg.com
www.lindaschwarz.de
www.sommerakademiehomburg.de
Museum Papiermühle Homburg
Gartenstraße 11
D-97855 Markt Triefenstein
Fon 09395 - 99222
www.papiermuehle-homburg.de
Öffnungszeiten:
1. Mai bis 31. Oktober
Dienstag bis Freitag
10.00 – 12.00 h und 14.00 – 16.00 h
Samstag / Sonntag / Feiertag
10.00 – 12.00 h und 14.00 – 17.00 h
Führungen auf Voranmeldung.
Aktionen :
Führungen (1 h 15 min) durch das gesamte Mühlengebäude.
Demonstration und zugleich Mitmachaktion – Papierschöpfen,
die traditionelle Herstellung von Büttenpapier. Mit Sieb und
Bütte kann der Besucher selbständig Papiere von Hand schöpfen.
Vorführungen der Maschinen.
Die vorliegende Festschrift wurde gestaltet von Stefanie Arz mit Unterstützung von
Linda Schwarz und Margitta DeLong.
Druck: Media Life, Marktheidenfeld-Altfeld Auflage: 500
November 2018, Kulturverein Schloss Homburg am Main e.V.
© 2018 Kulturverein Schloss Homburg am Main e.V.
Inhaltsverzeichnis
5
06 Grußwort
07 Worte des Vorsitzenden – 30 Jahre Schlossrettung und Kulturarbeit
09 Ein Leben für die Historie – Heinz Otremba und Otto Blank
11 Schloss Homburg retten – Das Großprojekt des Vereins
• Schlosskapelle
• Stucksaal
• Burkardusgruft
• Schlosshof
• Gebsattel-Wappenstein
• Bergfried
18 Wertvolle Relikte der Vergangenheit bewahren – Das Projekt Bildstöcke
• Bildstock St. Michael
• Wendelinusbildstock
• Bildstock am Radweg nach Bettingen
• Bildstock Vierzehn-Nothelfer
• Bildstock an der Remlinger Staße, Abzweigung Weinwanderweg
• Bildstock der Verspottung Christi (genannt „Routhmannle“)
• Kapelle mit Pietagruppe
24 Vergangenes mit Heute verbinden – Die Projekte Wanderwege und Mühlen
• Wanderwege rund um Homburg
• Die Mühlen von Homburg am Main
• Das Museum Papiermühle – Papierherstellung mit Wasserkraft seit 1807
30 Experimentieren Erforschen Genießen – Die Kunst in Homburg am Main
• Musik in Schloss Homburg – Clavier am Main
• Kunst in Schloss Homburg – Sommerakademie Schloss Homburg
• Wissenschaft und Kunst – Sommerakademie Homburg
36 Bilanz und Zukunft
41 Bildnachweis
6 Grußwort
Liebe Vereinsmitglieder,
Sehr geehrte Leser!
Grußwort des Bürgermeisters Norbert Endres
Vor 30 Jahren wurde
der „Verein zur Rettung
Schloß Homburg
am Main e.V.“ gegründet.
Dabei stand, wie
der Name des Vereins
schon sagte, die Rettung
des Homburger
Schlosses auf der Agenda. Mit Erfolg wurde
dieses Vorhaben angegangen und das Schloss,
Gruft, Schlosskapelle, Turm und vieles mehr
restauriert und saniert. Weitere Aktivitäten waren
u.a. Bildstocksanierungen und zahlreiche
gesellschaftliche, kulturelle und geschichtliche
Veranstaltungen. Der Verein nennt sich nun
„Kulturverein Schloss Homburg am Main e.V.“.
Der Markt Triefenstein dankt an dieser Stelle
allen Verantwortlichen und Mitgliedern des
Vereins für die außergewöhnlichen Leistungen,
die für Homburg und seine Bürger und Gäste
mit finanziellen Mitteln und in Eigenleistungen
erbracht wurden. Wenn auch hauptsächlich
aus demographischen Gründen der Verein Mitglieder
verloren hat, sind die Ziele weiterhin
gesteckt: Erforschung der Ortsgeschichte, Erhalt
weiterer Kulturdenkmäler sowie kulturelle
Aktivitäten zur Ortsverschönerung und einiges
mehr.
Ich gratuliere dem Verein zu seinem 30. Geburtstag
und ich wünsche für die Zukunft den
Mitgliedern alles Gute, Gesundheit und Gottes
Segen für eine gemeinsame erfolgreiche Zusammenarbeit
sowie viele neue Mitglieder.
Worte des Vorsitzenden – 30 Jahre Kulturarbeit und Schlossrettung
7
Worte des Vorsitzenden ....
30 Jahre Schlossrettung und
Kulturarbeit
von Lothar Huller
komplett von den Homburger Vereinen bezahlt.
Von unserem Verein gänzlich finanziert
wurde dabei der Wappenstein am Schloss, die
Gruft, der Steeäisel in der Wiese, die Schlosskapelle,
der Stucksaal samt Bestuhlung, inzwischen
auch schon mehrere neue Restaurationsmaßnahmen
in der Kapelle und an der Fassade.
1982 feierten wir mit
einem großen Fest
„1200 Jahre Homburg
am Main, 880 Jahre
Weinbau und 550 Jahre
Stadt“. Es gab einen
großen historischen
Festzug, eine zweibändige
Ortschronik,
einen historischen Markt, geschichtliche Vortragsabende
u.v.a.m. Federführend war ein
„Kreis der Freunde Homburgs“, aus dem 1988
der „Verein zur Rettung von Schloß Homburg
e.V.“ hervorging, der schnell auf über 350 Mitglieder
anwuchs.
Das Homburger Schloss stand damals seit vielen
Jahren leer und war baufällig, auch das
Umfeld war in desolatem Zustand, die Schlossscheune
noch ein Rohbau. Im Gemeinderat und
anderswo wurden Verkaufs- und Abbruchpläne
vorgebracht. Mit der Gründung unseres
Vereins wurden in kürzester Zeit Planungen
auf den Weg gebracht, Behörden aktiviert und
viele Mitstreiter ins Boot geholt, Geld gesammelt
und bei zahlreichen Veranstaltungen die
Schlossrettung thematisiert, Lösungsmöglichkeiten
diskutiert.
In den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts
wurde das Schloss außen und innen restauriert
und mit Leben erfüllt, die Gruft und der Turm
zusammen mit weiteren Vereinen instandgesetzt,
Schlosshof und -wiese neugestaltet, die
Schlossscheune fertiggestellt und inzwischen
Nach dem vorläufigen Abschluss der Schlossrenovierungen
wandte sich unser Verein weiteren
Aufgabenstellungen in Homburg zu: Bildstöcke
und Bildhäuschen samt Umfeld wurden
restauriert, eine Ausstellung über die Homburger
Mühlengeschichte durchgeführt, 10 Wanderwege
um Homburg konzipiert, dazu Prospekte
und Karte herausgegeben, im letzten Jahr
der ehemalige Kalkofen erworben. Dieser harrt
noch seiner abschließenden Instandsetzung.
Insgesamt stellte unser Verein über 200.000,- a (!)
an Eigenmitteln, aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden,
Veranstaltungserlösen, Konzerten usw. für
diese Zwecke zur Verfügung. Er generierte so
aber auch noch höhere öffentliche Mittel und
Zuschüsse der Gemeinde, des Landkreises,
des Bezirkes, des Freistaates sowie der Stiftung
Denkmalschutz. Weiterhin verhilft der Verein
durch (Firmen-)Spenden für die Sommerakademien
und die Schlosskonzerte jungen Künstlern
zu Stipendien und ermöglicht kulturelles Leben
im Schlosshof und in Homburg. Seit 2011 heißt
er „Kulturverein Schloss Homburg am Main
e.V.“, seit 1988 ist er „gemeinnützig“ und damit
spendenabzugsfähig.
Wenn wir jetzt 30 Jahre geworden sind,
blicken wir mal zurück und feiern das Jubiläum.
Wir wollen uns aber auch eine Zukunft des
Vereins vorstellen und erhoffen.
8 Worte des Vorsitzenden – 30 Jahre Kulturarbeit und Schlossrettung
Die Vorstandschaft des Vereines
Die bisherigen Vorstandschaften des Vereins
zeichnen sich durch eine beachtliche personelle
Kontinuität aus. Jeweils auf drei Jahre gewählt,
haben sich alle über mehrere Wahlperioden engagiert.
So amtierten in 30 Jahren nur zwei erste
Vorsitzende. Dies waren Heinz Otremba von
1988 bis 2006 und seither Lothar Huller. Zweite
Vorsitzende gab es ebenfalls zwei: Otto Blank
von 1988 bis 2006 und Josef Kuhn von 2006 bis
heute. Genauso fungierten als dritte Vorsitzende
zwei Personen: Lothar Huller von 1988 bis
2006 und anschließend Michael Günther.
Die gesamten 30 Jahre ist unser Kassier Konrad
Bauer im Amt, ebenso lange gehört auch
Schriftführer Michael Schilde in verschiedenen
Funktionen dem Gremium an. Auch Josef
Kuhn und Lothar Huller kommen auf 30 Jahre
Vorstandsarbeit. Erfreulich ist, dass nach
der „Rettung“ auch Johannes Follmer, Leiter
des Museums Papiermühle, die Künstler im
Schloss, Gertrud Elvira Lantenhammer, Linda
Schwarz und Michael Günther, mitarbeiten,
und dass die Museumsleiterin Stefanie Arz ihre
fachliche Kompetenz einbringt. Dennoch steht
vor allem in der engeren Vereinsführung ein
Generationswechsel an.
VORSTÄNDE 1.Vorsitzender 2.Vorsitzender 3.Vorsitzender Kassier Schriftführer Presse Beisitzer
15. Apr 1988 Heinz Otremba Otto Blank Lothar Huller Konrad Bauer Josef Kuhn Holger Watzka Bgm. Scheurich
Raimund Hock
Hans Roßmann
Michael Schilde
15. Feb 1991 Heinz Otremba Otto Blank Lothar Huller Konrad Bauer Josef Kuhn Holger Watzka Bgm. Scheurich
Hans Roßmann
Michael Schilde
Dr. Stephan Krusen
25. Mrz 1994 Heinz Otremba Otto Blank Lothar Huller Konrad Bauer Holger Watzka Holger Watzka Bgm. Scheurich
Josef Kuhn
Hans Roßmann
Michael Schilde
Dr. Stephan Krusen
27. Mai 1997 Heinz Otremba Otto Blank Lothar Huller Konrad Bauer Holger Watzka Holger Watzka Bgm. Scheurich
Josef Kuhn
Hans Roßmann
Michael Schilde
Dr. Stephan Krusen
03. Apr 2000 Heinz Otremba Otto Blank Lothar Huller Konrad Bauer Holger Watzka Holger Watzka Bgm. Scheurich
Josef Kuhn
Michael Schilde
Dr. Stephan Krusen
09. Apr 2003 Heinz Otremba Josef Kuhn Lothar Huller Konrad Bauer Holger Watzka Holger Watzka Klaus Geis
Johannes Follmer
Michael Schilde
Dr. Stephan Krusen
Gertrude E. Lantenhammer
Michael Günther
13. Mrz 2006 Lothar Huller Josef Kuhn Michael Günther Konrad Bauer Michael Schilde Günter Reinwarth Klaus Geis
Johannes Follmer
Dr. Stephan Krusen
Gertrude E. Lantenhammer
18. Dez 2009 Lothar Huller Josef Kuhn Michael Günther Konrad Bauer Michael Schilde Günter Reinwarth Klaus Geis
Johannes Follmer
Dr. Stephan Krusen
Gertrude E. Lantenhammer
04. Jun 2013 Lothar Huller Josef Kuhn Michael Günther Konrad Bauer Michael Schilde Günter Reinwarth Johannes Follmer
Stefanie Arz
Dr. Stephan Krusen
Gertrude E. Lantenhammer
Linda Schwarz
07. Mrz 2016 Lothar Huller Josef Kuhn Michael Günther Konrad Bauer Michael Schilde Günter Reinwarth Johannes Follmer
Stefanie Arz
Gerhard Dornbusch
Gertrude E. Lantenhammer
Linda Schwarz
Ein Leben für die Historie – Heinz Otremba und Otto Blank
9
Ein Leben für die Historie –
Heinz Otremba und Otto Blank
Von Günter Reinwarth
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Heinz Otremba – Retter von
Schloss Homburg
„Heinz Otremba hat
seine Fähigkeiten und
Begabungen in unsere
Arbeit eingebracht
und uns reich beschenkt“,
schrieb der
Kolpingverein Würzburg
in einem Nachruf
anlässlich des Todes
seines verdienten Mitglieds. Nicht treffender
könnten die großen Verdienste auch für den
Ehrenvorsitzenden des „Kulturvereins Schloss
Homburg“ gewürdigt werden. Als „Retter des
Schlosses“ hatte eine Zeitung den langjährigen
„Frontman“ des „Vereins zur Rettung von
Schloß Homburg“ genannt. Sein Nachfolger als
Vorsitzender, Lothar Huller, wurde noch deutlicher:
Heinz Otremba habe mit „unermüdlichem
Einsatz und Ideenreichtum dazu beigetragen,
dass das stark vom Verfall bedrohte Homburger
Schloss in Zusammenarbeit mit der politischen
Gemeinde Triefenstein wieder mit Leben
erfüllt werden konnte“.
Der in seinem Ruhestand in Werneck lebende
Ehrenvorsitzende sah in der Restaurierung des
Homburger Wahrzeichens eine Lebensaufgabe,
die er mit großem Einsatz und ständigen
Aktivitäten mit Leben erfüllte. Heinz Otremba
war der Motor einer denkmalpflegerischen Erfolgsstory
im Rahmen der Aktion „Ein schönes
Schloss für Homburg“. Viele kulturelle Veranstaltungen,
Spendenaktionen sowie der Verkauf
von Bausteinen begleiteten das verdienst-
volle Wirken Heinz Otrembas. Sein Einsatz galt
auch einem schöneren Umfeld des Homburger
Wahrzeichens. Zusammen mit fleißigen Vereinsmitgliedern
und dem Marktheidenfelder
Architekten Willi Müller brachte Heinz Otremba
unter anderem die Sanierung des Gebsattelschlosses,
der Burkardusgruft, des Bergfrieds,
eines Wappensteins, von zwei Brunnen sowie
des Stucksaals und des Bildstocks St. Michael
auf den Weg.
In Heinz Otrembas Vita bleibt nachzutragen,
dass er im Oktober 1945 zusammen mit seiner
Mutter und vier kleinen Geschwistern nach
Homburg gekommen und hier von der Bevölkerung
überaus freundlich aufgenommen
worden war. Später hatte es ihn beruflich nach
Würzburg verschlagen, wo er bis zum Verlagsdirektor
der Fränkischen Gesellschaftsdruckerei
aufgestiegen war.
Otto Blank – seinem „liabs
Homerich“ in Treue verbunden
Wer heute in Homburgs kulturhistorischer Vergangenheit
blättert, wird immer wieder dem
Namen Otto Blank begegnen. Der weithin bekannte
Pädagoge und
Dichter wurde 2012
im gottgesegneten Alter
von 90 Jahren in
Würzburg zu Grabe
getragen. Sein „liabs
Homerich“ hatte ihn
ein Leben lang begleitet
und zu vielen Beiträgen
über sein Heimatdorf, seine Menschen
und seine Geschichte animiert. Der Name Otto
Blank war in Franken nicht unbekannt. In Zeitungen,
Zeitschriften, Büchern, Kalendern und
anderen Publikationen war der Homburger
Historiker eine feste Größe.
10 Ein Leben für die Historie – Heinz Otremba und Otto Blank
Die Volksschule in Homburg, seine Gymnasialzeit
im Aloysianum in Lohr, die unseligen
Kriegsjahre mit mehrfachen Verwundungen
und das Studium von Latein, Griechisch und
Geschichte an der Universität Würzburg gehörten
zu den wechselvollen Stationen in Blanks
Lebenslauf.
Die beiden Bände der Homburger Ortschronik
enthalten rund 30 Beiträge von Otto Blank,
viele davon hatte er in der Mundart seines
Heimatdorfes zu Papier gebracht. Bis ins gesegnete
Seniorenalter hinein hatte er mit seinem
profunden heimatgeschichtlichen Wissen den
„Kreis der Freunde Homburgs“ und den „Verein
zur Rettung von Schloß Homburg“, dessen
Ehrenvorsitzender er war, unterstützt. Der
Landkreis Main-Spessart zeichnete Otto Blank
für besondere Leistungen im gesellschaftlichen
und kulturellen Bereich mit der Verdienstmedaille
in Bronze aus.
Als Pädagoge kannte man Otto Blank im
Alten Gymnasium in Würzburg, dem späteren
Riemenschneider-Gymnasium. Viele Jahre
lang frönte er – bis ins hohe Alter hinein – seiner
geliebten Holzschnitzerei. Überregionale
Bekanntheit erreichte der „Blanke Otto“, wie
er in seinem Heimatort genannt wurde, unter
anderem bei Fränkischen Abenden sowie bei
Weinproben, Kulturfahrten und Seniorennachmittagen.
1981 trat der vierfache Vater in den
Ruhestand.
Schloss Homburg retten – Das Großprojekt des Vereins
11
Schloss Homburg retten –
Das Großprojekt des Vereins
Von Willi Müller und Lothar Huller
----------------------------------------------------------
Das Homburger Schloss und seine unmittelbare
Umgebung waren Mitte der 1980er Jahre
in einem desolaten Zustand.
Nach und nach wurden einzelne Projekte auf
dem Gelände von den Vereinsmitgliedern in
Angriff genommen. Nebenstehend zeigen die
12
Schloss Homburg retten – Das Großprojekt des Vereins
Bilder den ehemaligen Zustand des Schlosses.
Im Folgenden werden die wichtigsten Sanierungsmaßnahmen
erläutert.
diese Maßnahme und ihre Förderung immer
durch Öffentlichkeitsarbeit und Kontaktpflege
angestoßen und vorangebracht zu haben.
Die Schlosskapelle
Der ehemalige Chorraum wurde von den Lehrerfamilien
als Waschküche und von 1945 - 50
für die Schulspeisung von 50 - 60 bedürftigen
Kindern (vor allem Flüchtlingskinder) benutzt.
Mit dem Auszug der Lehrerfamilie Iff aus dem
Schloss stand dieser Raum leer. In den Jahren
1998 - 99 wurde vom „Verein zur Rettung von
Schloß Homburg“ angeregt, dem ehemaligen
Chorraum eine neue Nutzung zu geben und in
diesem Raum eine kleine Kapelle einbauen zu
lassen.
Bis zum Jahr 1833, der Erbauung der neuen
Pfarrkirche, wurde der im Erdgeschoß von
Schloss Homburg befindliche Raum als Kirchenraum
genutzt.
Die neu erbaute Kirche (1833 - 34) machte diesen
Raum überflüssig. Im Jahr 1869 kaufte die
Gemeinde Homburg das Gebsattelschloss für
folgende Nutzung: Schulhaus, Lehrerwohnung,
Pfarrerwohnung und Rathaus. Der ehemalige
Kirchenraum wurde in kleine Räume unterteilt
für Abstellmöglichkeiten der neuen Nutzer.
Der gesamte ehemalige Kirchenraum wurde
noch etwa 1 m aufgefüllt auf die Höhe des
heutigen Schlosshofes. Bei dieser Maßnahme
wurde ein zweites Treppenhaus eingebaut, um
eine bessere Erschließung der Räume im Obergeschoss
des Schlosses zu erreichen.
Ein erstelltes Probeloch bestätigte die Vermutung,
dass der gesamte Kirchenraum ca. 1 m
tiefer lag und eine Ausgrabung bis auf den
alten Sandsteinbodenbelag erforderlich wurde.
Hierdurch erhielt der ehemalige Chorraum
seinen ursprünglichen Charakter.
Der Verein veranlasste, eine rechtliche Genehmigung
einzuholen und einen Zuschussantrag
zu stellen. Anfang 2000 wurden Angebote
für die Restaurierung, für den Einbau eines
neuen Rotsandsteinbelages und Elektro- und
Fensterarbeiten eingeholt und die Arbeiten
vergeben. Ein direkter Zugang zum ehemaligen
Chorraum vom Schlosshof her war zu
dieser Zeit noch nicht vorhanden, er war nur
erreichbar über das Treppenhaus. In Absprache
mit dem Landesamt für Denkmalpflege konnte
vom Schlosshof her ein neuer Eingang für den
ehemaligen Chorraum errichtet werden.
Um das Jahr 1990 wurde das gesamte Schlossgebäude
renoviert. Die Gemeinde Triefenstein
erhielt dazu wesentliche öffentliche Mittel als
Zuschuss. Dem Verein gebührt das Verdienst,
Schloss Homburg retten – Das Großprojekt des Vereins
13
Nach Abnahme mehrerer alter Farbschichten
an der Decke wurden florale Malereien sichtbar,
die fachmännisch aufgearbeitet und zusammen
mit den restaurierten Sandsteinrippen
ein harmonisches Bild ergeben.
Die Gesamtkosten
der
Kapellenrenovierung
wurden
vom Verein
zur Rettung
von Schloß
Homburg getragen. Der für die Kapelle benötigte
Altar wurde von der Familie Wachslander
zur Verfügung gestellt und vom Verein
renoviert (früherer Fronleichnamsaltar). Der
Unterhalt der Kapelle wird auch weiterhin
vom Verein getragen. Die Schlosskapelle wird
heute für kleinere religiöse Feierlichkeiten und
standesamtliche Trauungen genutzt.
Der Stucksaal
Im 1. Obergeschoss des Schlosses befindet sich
über der Schlosskapelle ein Saal von 7 x 7 m
mit direktem Zugang vom Treppenhaus her.
Dieser Saal diente bis zur Schließung der
Volksschule in Homburg als Schulsaal. Der
Saal besitzt eine reich verzierte Stuckdecke,
die leider in den zurückliegenden Jahren nicht
fachgerecht behandelt wurde. So wurde mit
dick aufgetragenen Farben immer wieder der
Stuck überstrichen, mit einer Raufasertapete
übertapeziert und wieder gestrichen.
Nachdem für die Innennutzung des Schlosses
Mieter gefunden wurden, hat der Gemeinderat
des Marktes Triefenstein den Beschluss gefasst,
das Schloss innen völlig zu renovieren
bzw. nach den Richtlinien des Landesamtes
für Denkmalpflege restaurieren zu lassen. Für
den Stucksaal stand zu diesem Zeitpunkt noch
keine Nutzung fest.
Auf Betreiben
von Herrn
Heinz Otremba,
des damaligen
1. Vorsitzenden
des „Vereins zur
Rettung von Schloß Homburg“, wurde angeregt,
den Saal vom Verein restaurieren zu
lassen. Der Saal sollte dann dem Verein bzw.
den Mietern für Veranstaltungen jeglicher Art
zur Verfügung stehen. Der Verein fasste den
Beschluss, die gesamten anfallenden Restaurierungskosten
des Stucksaals zu übernehmen.
14 Schloss Homburg retten – Das Großprojekt des Vereins
Dies betraf folgende Arbeiten:
• Die gesamte Wand- und Stuckdeckenfläche
wurde von alten Anstrichen mit einem
hohen Zeitaufwand befreit.
• Die vorhandenen Fenster wurden mit
einem zusätzlichen Winterfenster versehen.
• Wandlampen verbesserten die Ausleuchtung
des Stucksaales.
Die Burkardusgruft
(Tropfsteinhöhle)
Einst war diese
Höhle Pilgerstätte
und der Überlieferung
nach 753 n.
Chr. Sterbeort des
heiligen Burkard,
des ersten Bischofs
von Würzburg,
dessen Patrozinium
der 14. Oktober
ist.
Heute zeigt sich der Saal mit seiner feingliedrigen
Stuckdecke, dass er seinem Namen als
„Stucksaal“ gerecht wird. In ihm finden Konzerte
des Künstler-Labels „clavier-am-main“
und sonstige festliche Veranstaltungen statt.
1994 wurde die Burkardusgruft vom „Verein
zur Rettung von Schloß Homburg“ und der
Gemeinde einer grundlegenden Sanierung unterzogen,
da ihr Zustand nicht mehr ansehnlich
war.
Die Gruft erhielt eine neue Türanlage, eine
Elektroinstallation mit Beleuchtung wurde
verlegt. Ausgebessert wurde der Natursteinbodenbelag,
neue Steinsitzbänke wurden aufgestellt
und der schöne Alabasteraltar wurde
restauriert. Durch die Restaurierung erhielt die
Burkardusgruft ihren sakralen und würdigen
Charakter zurück.
Im Jahr 2002 wurde für den Stucksaal eine
neue Bestuhlung angeschafft, die der Verein
vollständig finanzierte.
Schloss Homburg retten – Das Großprojekt des Vereins
15
Der Schlosshof
Es konnte mit der Direktion für ländliche Entwicklung
(DLE) Würzburg und dem Markt
Triefenstein eine Vereinbarung getroffen werden,
den Schlossplatz als „punktuelle Dorferneuerungsmaßnahme“
auszuführen mit einer
Kostenbeteiligung von 50 % Gemeinde zu 50%
DLE. Gegen eine Befestigung der Platzfläche
(Steinplatten, Verbundpflaster, Asphalt usw.)
waren große Widerstände der Fachabteilungen
der Regierung von Unterfranken zu überwinden.
Schließlich wurde die Lösung mit Natursteinpflaster
(Sandstein) gefunden, der Platz
teilweise mit und ohne feste Fugen und mit freien
Flächen so gestaltet, wie er sich heute zeigt
und als „schönster Festplatz Frankens“ bezeichnet
wird. Auch hier hat der Verein wesentlich
zur Realisierung der Maßnahmen beigetragen.
Nach der Innen- und Außensanierung des Gebsattelschlosses
wurde der Schlosshof mit seinem
Asphaltbelag und störenden Einbauten als
nicht mehr passend zum historischen Schloss
empfunden.
16 Schloss Homburg retten – Das Großprojekt des Vereins
Der Gebsattel-Wappenstein
Der Bergfried (Turm)
Der älteste Gebäudekomplex des Homburger
Schlosses ist ca. 1000 Jahre alt. Ein romanischer,
fratzenhafter Löwenkopf in der
Nach der gelungenen Außenrenovierung von
Schloss Homburg 1991 wurde der neu renovierte
Wappenstein des Schlosserbauers Philipp
von Gebsattel und seiner Gemahlin Anna
von Bibra der Öffentlichkeit übergeben.
Der Wappenstein wurde an der Außenmauer
der Schlosskapelle angebracht. Dieser Standort
ist vom Schlosshof her gut einsehbar. Das
überstehende Obergeschoss schützt den Stein
vor Witterungseinflüssen. Die Kosten der Renovierung
wurden vom Verein getragen.
nördlichen Außenwand stammt aus dem
10. Jh. Das wuchtige Bauwerk ist kreisrund mit
einem Gesamtdurchmesser von 9 m und einer
Gesamthöhe von 18 m. Die Mauerstärke beträgt
in den beiden unteren Geschossen jeweils
3,2 m, in den oberen Etagen „verjüngt“ sie sich
jeweils um 30 cm. Das achteckige Obergeschoss
wurde erst nach einem Brand im 18. Jh. aufgesetzt.
Das unterste Stockwerk, im Volksmund
„Turekaler“ (Turmkeller) genannt, hatte nur einen
Zugang vom Schlosshof her. Es diente bis
in die Mitte des 20. Jh. als Dorfgefängnis und
Schulkarzer (Arrestzelle). Ein zweites Gewölbegeschoss,
das heute nicht mehr vorhanden
ist, lag darüber. Es hatte ursprünglich keinen
Zugang von außen, nur ein Loch in der Gewölbedecke
und einen Licht- und Luftschacht,
ein sog. Angstloch, durch die Außenmauer.
Es ist als „abscheuliches Verlies im Turm zu
Homburg“ aktenkundig. Die Geschosse darüber
erreichte man nur über einen, auch heute
noch vorhandenen, rundbogigen Einstieg an
der Nordseite. Dieser liegt 8 m über dem Erdboden.
Um Jahr 1771 wurde über eine Treppe
an der Südseite mit einer herausgebrochenen
Tür der heutige Eingang hergestellt, 1993 ein
Gewölbegang zur Schlossscheune geschaffen.
Schloss Homburg retten – Das Großprojekt des Vereins
17
Nach dem Wegfall seiner militärischen Funktionen
beherbergte der Turm ab 1771 auch
die Gemeindeuhr und bis zum Kirchenbau
1835 auch vier Glocken. Danach gab es nur
noch eine, die der Schullehrer zu läuten hatte.
1868 kam der Turm mit dem übrigen Schloss
aus staatlichem, königlich-bayerischem in
Gemeindebesitz, blieb viele Jahrzehnte ohne
Nutzung und verfiel zunehmend. Der Zugang
war deshalb ab den 1950er Jahren verboten.
Elektro- und Heizungsinstallation geschaffen
und schließlich das Turmzimmer eingerichtet.
Sämtliche Arbeiten wurden von der legendären
„Homburger Rentner-Band“ ausgeführt.
1981 wurde als erster Sanierungsschritt das
Dach in Eigenleistung von der Freiwilligen
Feuerwehr Homburg fachgerecht erneuert.
1987 wurde der Turm eingerüstet, die Fassade
restauriert und neue Fenster eingebaut. Die
Kosten von ca. 34.000,- DM übernahm größtenteils
der „Verein zur Rettung von Schloß
Homburg“ (ca. 27.000,- DM), unterstützt durch
Zuwendungen des Landesamts für Denkmalpflege,
des Bezirks und des Landkreises. In
den Jahren 1990 bis 1993 vollendeten mehrere
Homburger Vereine die Innenrenovierung.
Der Turm wurde „entkernt“, die Geschossdecken
und der Treppenaufgang erneuert, eine
Die Innensanierung, die 38.000,- DM kostete,
teilten sich Homburger Vereine, der Kulturverein,
die Soldatenkamerradschaft und der
Carnevalsverein. Hinzu kamen Privat- u.
Firmenspenden. Weder die Außen- noch die
Innensanierung erforderten Finanzmittel der
Gemeinde.
Seit Ende 2007 haben der Weinbauverein
Homburg und die Soldatenkameradschaft den
18
Wertvolle Relikte der Vergangenheit bewahren – Das Projekt Bildstöcke
Turm von der Gemeinde gepachtet. Gemeinsam
wollen sie den Turm instand halten und
mit Leben erfüllen. Als erster Schritt wurde im
Frühjahr 2008 eine „Galerie der Homburger
Weinprinzessinnen“ vorgestellt.
Wertvolle Relikte der
Vergangenheit bewahren –
Das Jahrzehnte dauernde Projekt
der Bildstöcke
Von Willi Müller
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Bildstöcke prägen unsere fränkische Landschaft.
Sie sind religiöse Kleindenkmäler, die als Symbol
der Volksfrömmigkeit, als Anstoß zum Gebet
auf dem Weg, als Zeichen der Dankbarkeit,
als Erinnerung an Unglücksfälle oder wichtige
Persönlichkeiten errichtet und gepflegt wurden
und werden.
Auch in Homburg sind sehr viele Bildstöcke
vorhanden. Leider wurden einige in den letzten
Jahren vernachlässigt. Nachdem in und am
Schloss Homburg eine Reihe von Maßnahmen
abgeschlossen waren, hat sich der Verein zur
Aufgabe gemacht, Bildstöcke sanieren zu lassen
und ihnen ein passendes Umfeld zu geben.
Der Bildstock St. Michael
Wertvolle Relikte der Vergangenheit bewahren – Das Projekt Bildstöcke
19
Begonnen wurde 2004 mit dem Bildstock
„Sankt Michael“ am Echterplatz neben dem
Burkardushaus. Die Sanierung des Bildstocks
wurde unterstützt von Frau Rosi Kandler, geb.
Huller, Lothar Huller und Willi Groeneveld.
Die Hullers sind Nachkommen des Ehepaares
Michael und Anna Huller, das 1701 den Bildstock
gestiftet hat. Eine weitere Spende gab der
ehemalige Homburger Otto Blank. Im Zuge der
Neugestaltung des Julius-Echter-Platzes erhielt
der Bildstock am oberen Platzende einen
neuen Standort.
20 Wertvolle Relikte der Vergangenheit bewahren – Das Projekt Bildstöcke
Der Wendelinus-Bildstock,
um 1750 errichtet
Bildstock am Radweg nach
Bettingen, 1717
An der Wegkreuzung Erlenbacher Straße -
Würzburger Straße steht in einer kleinen
Grünfläche der aus Rotsandstein gefertigte
Wendelinusbildstock mit einer außergewöhnlichen
Größe von ca. 3,60 x 1,10 m.
Durch Witterungs- und Umwelteinflüsse
waren Schäden am Bildstock aufgetreten.
Im Jahr 2006 wurde vom „Verein zur Rettung
von Schloß Homburg“ eine grundlegende Renovierung
veranlasst und die Kosten größtenteils
getragen. Zuschüsse kamen vom Bezirk
Unterfranken und dem Markt Triefenstein.
Der Bildstock stand am sog. „Holzeck“ am
Waldrand Richtung Bettingen und befand sich
im Eigentum von Frau Waltraud Weierich, dieser
war im Wald „verschwunden“.
Sie überließ den Bildstock der Marktgemeinde
Triefenstein und diese wiederum dem „Verein
zur Rettung von Schloß Homburg“ mit der
Vollmacht zur Renovierung und der Standortverlegung.
Ein neuer Standort fand sich 2011
am südlichen Ortseingang von Homburg, wo
der Radweg nach Bettingen verläuft und die
Staatsstraße überquert.
Mehr über den Wendelinus-Bildstock ist auch
in der Chronik 1200 Jahre Homburg, Teil 1,
Seite 188, zu lesen.
Am Bildstock erkennt man eine sehr schöne
Steinmetzarbeit mit einem gusseisernen Kreuz
als oberen Abschluss. Im unteren Drittel der
Säule ist auf einem Schriftband von „Schmerz
und Schulterverwundung“ zu lesen.
Dies lässt vermuten, dass in der Nähe des
früheren Standortes des Bildstocks eine im
Wald arbeitende Person verletzt wurde.
Der restaurierte
Bildstock am neuen
Standort mit seinem
Umfeld wird
von einer Nachbarin
liebevoll gepflegt
und animiert
Radfahrer, hier kurz
innezuhalten.
Wertvolle Relikte der Vergangenheit bewahren – Das Projekt Bildstöcke
21
Der Bildstock „Vierzehn Nothelfer“
an der oberen Viehsteige
Auch dieser schöne
Rotsandsteinbildstock
wurde auf
Veranlassung und
Kosten des Vereins
einer gründlichen
Sanierung unterzogen
und erhielt als
Schutz eine Kupferblechabdeckung.
Nach der gelungenen
Sanierung bekam der Bildstock einen neuen
Standort unterhalb der Böschung, direkt
vom Weg her zugänglich.
An der oberen Viehsteige stand auf einer Böschung
erhöht der Bildstock „Vierzehn Nothelfer“,
in Homburg „Vierzehnheiligen“ genannt.
Leider zeigte auch dieser Bildstock
starke Verwitterungsschäden. Auf einem barocken
Altartisch erhebt sich ein stark gefasster
Vierkantpfeiler mit rechteckiger Basis, der in
ein umseitig vorkragendes Kapitell mündet.
Die Bildfläche des flachen Aufsatzes, der von
zwei Engelsköpfchen und einem kleinen Metallkreuz
gekrönt ist, zeigt das Relief der vierzehn
Nothelfer, die sich um das umstrahlte
Jesuskind scharen. Die jeweiligen Namen stehen
unter jeder Darstellung auf einer Art Sockel.
Nach der Original-Inschrift
auf
dem Sockel des
Bildstockes aus
dem Jahr 1796
ist zu lesen, dass
der Bildstock
von „Gesshaltern“
(Ziegenhaltern)
oder
„Guthätern“
(Wohltätern) als
Dank zur Abwendung
einer
Viehseuche gestiftet
wurde.
22
Wertvolle Relikte der Vergangenheit bewahren – Das Projekt Bildstöcke
Der Bildstock an der Remlinger
Straße, Abzweigung Weinwanderweg
Dieser Bildstock hatte in den zurückliegenden
Jahrzehnten verschiedene Standorte. So war
auch der letzte ein sehr ungünstiger und uneinsehbarer
Standort an der Remlinger Straße
oberhalb einer mit Strauchwerk eingewachsenen
Böschung. In den 1980er Jahren wurde
eine Steinplatte auf der Säule aufgesetzt, die
heute die Figur des Hl. Johannes als Schutzpatron
der Winzer trägt.
Der Bildstock von der
Verspottung Christi, genannt
„Routhmannle“, errichtet 1724
Auch hier hat sich der Kulturverein Schloss
Homburg am Main e.V. 2018 zur Aufgabe gemacht,
diesen Bildstock grundlegend sanieren
zu lassen. Der restaurierte Bildstock erhielt
einen neuen Standort auf der kleinen Grünfläche
am ehemaligen „Wallweg“. Hier kreuzt
sich der Weinwanderweg mit der Remlinger
Straße. Dieser Standort markiert den östlichen
Abschluss oder Beginn der Homburger Weinlagen.
Der Bildstock stand an der Remlinger Straße
bei der Abzweigung des Rothweges vor der
Weinbergslage Neuleite, heute Weinlage Edelfrau.
Nachdem auf dieser Fläche zwei Bauplätze
ausgewiesen wurden, war es erforderlich,
den Bildstock abzubauen, zu renovieren und
in unmittelbarer Nähe wieder aufzustellen.
Der Bildstock stellt die Verspottung Christi
nach der Geißelung durch die römische Soldateska
mit Dornenkrone, Soldatenmantel und
Fesseln dar. Er trägt die Inschrift: „errichtet am
26.4.1724 von AL und EL HAM RIG“. Es handelt
sich um die Initialen des Stifterpaares, wobei
HAM RIG den mundartlichen Begriff für
Haben und Richten bedeuten könnte, also für
Vergangenes mit Heute verbinden – Projekt Wanderwege
23
„aufrichten lassen“. 1859 wurde der Bildstock
durch Michael und Theresie Rappel (so die Sockelinschrift)
restauriert.
Kapelle mit Pietagruppe am Weg
zum Kallmuth, Flurnummer 3721
Beim Abbau zeigte sich, dass der Bildstock bei
der letzten Renovierung 1980 nicht sachgemäß
behandelt wurde, was zu einem größeren
Sanierungsaufwand führte. Der Bildstock
steht nun restauriert mit gestaltetem Umfeld
am Rothweg beim Rückhaltebecken unterhalb
der „Edelfrau“.
Die Kapelle (Bildhäuschen) befand sich in keinem
guten Zustand. Im Jahr 2007 nahm sich
der „Verein zur Rettung von Schloß Homburg“
der Restaurierung der Kapelle mit Pieta und
der Neugestaltung des Umfeldes der Kapelle
an und trug die Kosten.
24
Vergangenes mit Heute verbinden – Projekt Wanderwege
Vergangenes mit Heute verbinden –
Die Projekte Wanderwege und
Mühlen
Von Stefanie Arz
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Die Homburger Wanderwege -
Projekt 2014-2016
• Es sollten alle Schwierigkeitsgrade vorhanden
sein (lange und kurze Wege, auf Waldwegen
aber auch Asphalt, teils auch für Rollstuhl
oder Kinderwagen geeignet)
• Es sollte die breite Palette der Höhenunterschiede
dabei sein (sehr steil bis flach)
• Die Wanderwege sollten Informationen
zum Ort geben
• Die Prospekte sollten Wanderwege zu
historischen Stellen in der Umgebung
beinhalten und Informationen darüber
weitergeben. Die besondere Fauna und Flora
in der Umgebung sollte miteinfließen (zwei
Naturschutzgebiete in unmittelbarer Nähe)
• Es sollte kinderfreundliche Wege geben
• Ein Prospekt sollte die Spielplätze des
Ortes vorstellen
Ausschlaggebend für diese Prospekte waren
eigene Erfahrungen auf einer Reise nach
Welschnofen im italienischen Südtirol. In
den Ferienwohnungen hatte der dortige Geschichtsverein
eine Mappe hinterlegt, in dem
schreibmaschinengeschriebene lose Blätter mit
Wanderwegen zu interessanten, historischen
Stellen des Ortes zusammengestellt waren.
Erstaunlich viele Menschen waren auf diesen
Wegen unterwegs, auf denen man tief in die
Geschichte der Region eintauchen konnte.
Um Touristen, aber auch Einheimischen, einen
umfassenden Überblick zu Besonderem und
Interessantem in unserem unterfränkischen
Dorf zu geben, entstanden daraufhin zehn
farbenfrohe Prospekte für Triefenstein-
Homburg. Zu diesen Prospekten wurden
grundlegende Überlegungen angestellt:
Die Wege wurden innerhalb von zwei Jahren
entwickelt, mit Namen versehen und graphisch
von der Mediengestalterin Almut Rösch aus
Triefenstein-Trennfeld umgesetzt. Der immer
wiederkehrende Button der Wander-Strichmännchen
auf den Prospekten wurde zum
Wanderwegsschild entwickelt und an 15 wichtigen
Stellen auf den Wegen angebracht. Der
Kulturverein unterstützte und finanzierte das
gesamte Vorhaben. Die Mitglieder setzten die
Schilder und gemeinsam sorgten sie für die
Verteilung der Prospekte bei Touristinformationen,
Campingplätzen, Gasthäusern und
Winzern. Im Anhang dieser Jubiläumsschrift
finden Sie die zehn Wanderwegsprospekte
in einer Einschubtasche.
• Es sollten Wanderungen für alle Altersstufen
sein (vom Kleinkind, Spaziergänger, ambitionierten
Wanderer bis zum Senior)
Vergangenes mit Heute verbinden – Projekt Mühlen
25
Die Mühlen von Homburg
am Main
Am Ostrand des Spessarts liegt der kleine Ort
Homburg am Main, bekannt durch seine Weinlagen
„Homburger Kallmuth“ und „Homburger
Edelfrau“. Der „Kallmuth“ ist auch für
Geologen ein bedeutender Berg der Region,
da hier der Grenzgelbkalk, der die Grenze
zwischen Bundsandstein und Muschelkalk
markiert, zutage tritt.
uns. Bemerkenswert für Homburg am Main
ist, dass es dort einmal 10 Mühlen auf einer
Bachlänge von nur 840 m gab. Kurz nach dem
Quellaustritt legten die Müller einen künstlichen
Kanal mit zwei Gefällestufen von 8 m
und 6 m an. Am Ende des Kanals, vor dem
markanten Homburger Schloss stürzte das
Wasser 38 m bis zum Main hinab. Bis auf eine
Ausnahme trieben oberschlächtige Wasserräder
die Homburger Mühlen an, die über
hölzerne oder stählerne Rinnen von oben gespeist
wurden. Die Kauthenmühle besaß
vermutlich als einzige ein unterschlächtiges
Wasserrad.
Auf dem Grund der Muschelkalkablagerung
liegt eine für Homburg am Main äußerst bedeutsame
Quelle: aus der Bugquelle entspringt
der Bischbach, von den Einheimischen auch
„die Boach“ genannt. Heute wird die Quelle,
die eine relativ große Schüttung von durchschnittlich
45 l/sec hat, zur örtlichen Trinkwasserversorgung
genutzt. Bis vor rund
80 Jahren diente der Bischbach allerdings für
einige Ortsbereiche hauptsächlich der Abwasserbeseitigung
und vor allem als Antrieb
zahlreicher Mühlen, an die heute nur noch
das Museum Papiermühle Homburg und ein
Schau-Wasserrad an der Ortsstraße erinnern.
Bis Ende des 19. Jh. gab es mindestens
54.000 wasserbetriebene Mühlen unterschiedlichster
Art in Deutschland. Dicht aneinandergereiht
auch an kleinsten Bachläufen innerhalb
und außerhalb der Ortschaften waren die Mühlen
Existenzgrundlage vieler Generationen vor
26
Vergangenes mit Heute verbinden – Projekt Mühlen
So gab es in Homburg am Main eine Papiermühle,
eine Gips- und später Sägemühle sowie
8 Getreidemühlen, wobei eine auch zeitweise
als Wagnerei mit Wasserantrieb diente und eine
weitere 36 Jahre lang als Stromerzeuger für Homburg
und Trennfeld genutzt wurde und nebenbei
auch noch Lohe mahlte. Als Lohe bezeichnete
man die gemahlene Eichenrinde für die Gerbereien.
Die Homburger Mühlen wurden von der Bevölkerung
meist nach ihren Besitzern benannt.
Hier eine Auflistung der Mühlen von der Quelle
bis zum Main um das Jahr 1850:
• Papiermühle
• Blanksche Mühle (Getreidemühle)
• Kauthenmühle (Getreidemühle/Wagnerei
mit Hand- und Wasserbetrieb)
• Baumeistermühle (Gipsmühle/Sägemühle
vom „Grawe-Hannes“)
• Freundsche Schlossmühle (Getreidemühle,
Stromerzeugung, Lohmühle)
• Bender-Förstermühle (Getreidemühle)
• Getreidemühle des Johann Kauth
• Getreidemühle des Joseph Haun, beide später
die Klopfermühle
• Getreidemühle des Kaspar Träger
• Getreidemühle des Joseph Kauth, beide
später die Weierichsmühle
Insgesamt sind heute noch zwei der Homburger
Mühlen erhalten, zwei wurden abgerissen,
zwei dienen als Lagerraum und vier wurden zu
Wohnhäusern umgebaut. Vor allem die Mühlen
der sog. „Unterstadt“ Homburgs - Homburg am
Main besaß von 1332 bis 1818 Stadtrecht - sind
noch deutlich sichtbar, wenn auch heute ohne
Wasserräder und als Wohnhäuser umgebaut. Bis
Mitte des 19. Jh. reihten sich diese Mühlen mit
sieben Wasserrädern wie eine Perlenkette an den
Homburger Schlossberghang. Stellenweise sind
noch die Kalkablagerungen des Wasserradstrahls
an den Hauswänden zu erkennen. Das größte
Wasserrad mit einem Durchmesser von stattlichen
8 m besaß und besitzt auch heute noch das
Museum Papiermühle, das seit seiner Restaurierung
1997 Strom produziert.
Dass die Homburger Mühlen keine „Eintagsfliegen“
waren, sondern mindestens 6 Jahrhunderte
wichtiger Bestandteil des Homburger
Gewerbes darstellten, lässt sich anhand verschiedenster
Quellen dokumentieren. Die ältesten
Mühlen befanden sich am steil abfallenden
Berghang unterhalb des Homburger Schlosses.
Eine erste Erwähnung von Getreidemühlen in
Homburg finden wir schon im Jahr 1333, als
an dieser Stelle 3 Mühlen von Burgmannen belehnt
wurden. Im Salbuch von 1594 sind bereits
6 Mühlen unterhalb des Schlosses genannt. Ein
weiteres wichtiges Zeugnis ist das Homburger
Schatzungsprotokollbuch von 1700, in dem
9 Mühlen verzeichnet sind. Diese befanden sich
allesamt innerhalb der ehemaligen Stadtmauern
Homburgs.
Ab Mitte des 19. Jh. geben neben Handbüchern
vor allem Statistiken, Erhebungen, Kataster- und
Besitzbücher genauere Auskunft über Anzahl,
Art und vor allem den genauen Standort der
Mühlen in Verbindung mit ihren Besitzern. So
prägten acht kleine Lohnmühlen um 1850 das
Gewerbe dieses kleinen Ortes. Jede dieser Mahlbetriebe
besaß auch noch 1885 einen Mahl- und einen
Schälgang und produzierte im Saisonbetrieb
gerade einmal je rund 1,5 t Mehl im Jahr. Da diese
Menge kaum zum Leben reichte, besaßen diese
Müller zusätzlich Landwirtschaft, Weinbau und
Wald. Der Fortbestand der Homburger Mühlen
um 1900 war maßgeblich von diesem zusätzlichen
Besitz abhängig. Je wohlhabender der Müller
war, umso größere Chancen zeichneten sich
in der wirtschaftlich und politisch schwierigen
Zeit um die Jahrhundertwende ab, den Mahlbe-
Vergangenes mit Heute verbinden – Projekt Mühlen
27
trieb zu modernisieren
oder umzustellen und
so auch im 20. Jh. weiterzubestehen.
So wurden
drei kleinere Mühlen
(die Klopfermühle,
Kauthenmühle und
Bender-Förster-Mühle)
zwischen 1890 und
1931 aufgegeben, verkauft und zu Wohnstallhäusern
umgestaltet.
Um 1920 konnten
3 Homburger Getreidemahlbetriebe
modernisiert werden:
die Blanksche Mühle,
die Freundsche
Schlossmühle
und die Weierichsmühle. Sie wandelten
sich mit neuen Walzenstühlen und Elevatoren,
bald auch mit Diesel- und Elektromotoren,
zu leistungsfähigen Kunstmühlen mit einer
jährlichen Mehlproduktion von etwa 40 t.
Diese drei Mühlen liefen noch bis Mitte der
1960er Jahre. Auch in der Papiermühle
schaffte man bereits 1883 eine moderne
Rundsiebmaschine an und stellte radikal auf
Altpapier- statt Lumpenverwertung um. Die
Papiermühle – übrigens eine der drei letzten
zu besichtigenden in Deutschland - setzte den
Schlusspunkt der bemerkenswerten Homburger
Mühlenvergangenheit und schloss als letzte
1975 ihre Tore. Heute ist sie Museum.
Die Sonderausstellung „Wasserkraft – Schau,
was Wasser schafft!“ im Museum Papiermühle
Homburg vom 5.5. - 31.10.2012, die die Mühlen
von Homburg vorstellte, war für sechs Bewohner
Homburgs Anlass, sich in Sachen Stromerzeugung
mit Wasserkraft stark zu machen.
Nach zwei Jahren Genehmigungsverfahren und
engagierter Eigenleistung ging eine Banki-
Turbine mit einer Leistung von durchschnittlich
6 KW im Jahr 2017 in Betrieb. Sie wurde in
die bestehende Bischbachverrohrung unter der
Umgehungsstraße in der ehemaligen Schlucht
eingebaut. Die umweltfreundliche Nutzung
der Wasserkraft wurde so in Homburg wiederbelebt.
28 Vergangenes mit Heute verbinden – Papiermühle
Museum Papiermühle –
Papierherstellung mit Wasserkraft
seit 1807
Von Johannes Follmer
Die Papiermühle
ausreichend Energie zum Antrieb der Wasserradanlage
lieferte der nicht weit entfernt vom
Mühlengebäude entspringende Bischbach.
Zum Sortiment der früheren Büttenpapiere gehörten
verschiedene Schreib-, Druck- und Packpapiere.
Maschinen wie der Holländer oder der
Kollergang zum Herstellen der Papierpulpe
ebneten später den Weg für die industrielle Fertigung
in der Papiermühle. Mit der Rundsiebmaschine,
die in Homburg ab 1887 eingesetzt
wurde, konnten farbige Aktendeckel, Tabakpapiere,
Fenster- und Filterpapiere hergestellt
werden. In den 1930er Jahren spezialisierten
sich die Papiermacher auf Akten- und Packpapier.
Die Homburger Papierprodukte wurden
in ganz Deutschland verkauft und bis nach
Übersee exportiert.
210 Jahre Papierkunst zum Anfassen – von dem
aus der Holzbütte geschöpften Papierbogen bis
zur Papiermaschine. Im Museum Papiermühle
Homburg erwartet die Besucher in der originalen
historischen Kulisse eine spannende Zeitreise
durch die Geschichte des handwerklichen
und industriellen Papiermachens. Mit seinem
markanten pagodenartigen Walmdach ist die
Papiermühle eines der Wahrzeichen des malerisch
von Main und Weinbergen umrahmten
Winzerortes Homburg in Unterfranken.
Von 1807 – als die
Papiermachertradition
in Homburg
begründet wurde –
bis zur Stilllegung
der Mühle im Jahre
1975 wurde Papier
und Pappe mit
Wasserkraft hergestellt.
Sauberes Betriebswasser
und
Das Museum
Heute präsentiert sich die Papiermühle nach
einer umfangreichen Renovierung als ein in
ganz Süddeutschland einmaliges Museum. Die
Trägerschaft des Museums obliegt dabei dem
Landkreis Main-Spessart mit Unterstützung
des Bezirks Unterfranken und der Gemeinde
Markt Triefenstein.
Seit 1997 die Pforten für Besucher geöffnet wurden,
haben sich viele tausende Interessierte
von der Handwerkstradition begeistern lassen.
Gezeigt werden nicht nur die Papiertechniken
Vergangenes mit Heute verbinden – Papiermühle
29
der vergangenen 200 Jahre, sondern auch das
Lebensumfeld der Homburger Papiermacher.
In der ehemaligen Leimküche, die heute Vorführwerkstatt
ist, wird Papier mit einem Sieb
aus der Holzbütte geschöpft; es scheint, als hätte
der Papiermüller von anno dazumal gerade
erst seinen Arbeitsplatz verlassen. Faszinierend
ist vor allem die komplett erhaltene Technikanlage.
Die Papiermaschinen, vom Staub der
vergangenen Jahrzehnte befreit, rotieren in der
Produktionshalle zu Führungszwecken. Ausstellungen
über Papierrohstoffe und deren Verarbeitung,
Wasserzeichen und vorindustrielle
Handpapierherstellung vervollständigen das
museale Geschichtserlebnis.
Die Manufaktur
Die seit fast zwei Jahrhunderten in Homburg
bestehende Papiermachertradition führt
Johannes Follmer, jüngster Spross der Papiermüllerfamilie,
in der fünften Generation auch
im 21. Jahrhundert fort. Im Nebengebäude
des Museums betreibt er eine moderne Papiermacherwerkstatt.
Dort erlebt die klassische
Papierherstellung eine stilechte Renaissance:
Das handgeschöpfte Büttenpapier aus der
Homburger Papiermanufaktur entspricht dem
Charakter des klassischen Büttenpapiers. Es
ist mit vierseitigen Büttenrand versehen, ohne
Laufrichtung und in seiner Oberfläche feinrau
gekörnt.
Die individuell angefertigten Papiere eignen
sich für Kupferdruck, Kalligraphie, Holzschnitt
und Aquarellmalerei. Je nach der gewünschten
Papierbeschaffenheit setzt Johannes Follmer
verschiedene Rohmaterialien ein, unter anderem
Baumwolle, Flachs, Hanf oder Abaca. Farbige
Papiere werden mit hochwertigen Pigmenten
eingefärbt, Melierungen und Einschlüsse
runden das Angebot ab. In der Papiermanufaktur
werden Bogen verschiedener Größe bis zu
50 x 70 Zentimeter hergestellt.
Der Verein und die Papiermühle
Der „Verein zu Rettung von Schloß Homburg“
unter dem damaligen Vorsitzenden, Herrn
Heinz Otremba, und der damalige 1. Bürgermeister
Lothar Huller (heutiger Vorsitzender
des Kulturverein) und Mitglieder des Vereins
haben neben der Rettungsaktion Schloss Homburg
auch ihre Netzwerke für die Papiermühle
Homburg eingesetzt. Schon früh hat sich der
Verein neben dem Hauptziel Schlossrettung
darum bemüht, kulturell bedeutende Denkmäler
zu schützen. Nachdem die Renovierung
des Schlosses Homburg abgeschlossen war und
Künstler als Bewohner einzogen, folgte ein reger
Austausch von Gästen und Besuchern zwischen
Museum und Schloss. Seit 2009 unterstützt der
Kulturverein mit logistischen und förderlichen
Maßnahmen die Sommerakademie Homburg.
Viele junge Menschen konnten seitdem durch
eine Kursunterstützung als Stipendiaten an
den anspruchsvollen Kursen teilnehmen. Das
Leben im Schloss und das lebendige Museum
Papiermühle bilden heute eine kulturelle Achse
im Weinort. Durch die Arbeit des Vereins ist
das kulturelle Leben in Homburg wesentlich
reicher geworden.
30 Experimentieren Erforschen Genießen – Kunst in Homburg
Experimentieren - Erforschen -
Genießen –
Die Kunst in Homburg
Musik in Schloss Homburg –
Clavier am Main
Von Michael Günther
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Vor 20 Jahren wurde das Schloss durch den
Musiker und Sammler Michael Günther auch
ein Musikschloss. Es wurde der Standort seiner
Sammlung, und die von ihm gegründete Institution
„Clavier am Main“ widmet sich folgenden
Zielen:
Hammerklaviere u. a. aus Ulm, Würzburg,
Mainz, Wiesbaden und Thüringen. Eines davon
kannte Mozart, es stammt aus seinem
engsten Freundeskreis in München. Daneben
werden bedeutende Musikalien, d. h. Notendrucke
und Notenmanuskripte in einem Archiv
bewahrt, darunter Unikate und höchst
seltene Zeugnisse fränkischer, süddeutscher
und italienischer Komponisten, die belegen,
dass das Musikleben am Main mit dem internationalen
auf gleicher Höhe stand.
Bewahren:
Die private Sammlung originaler Tasteninstrumente
des 17. bis frühen 19. Jahrhunderts
zählt zu den bedeutendsten ihrer Art in
Süddeutschland. Sie umfasst Cembali aus
Rom und Neapel des 17. Jahrhunderts, eines
aus dem Besitz eines Papstes, kostbare
Hammerflügel der Zeit Mozarts und
Schuberts, und zahlreiche sehr frühe deutsche
Experimentieren Erforschen Genießen – Kunst in Homburg
31
Lernen:
Die Interpretation auf den originalen Instrumenten
beschrieb ein Rezensent in Homburg
einmal als „Grundreinigung“ der Werke, die
mit entsprechender Spielweise die Werke erst
in etwa so erklingen lassen, wie ihre Komponisten
sie sich vorstellten und „im Ohr hatten“ und
so erst ihren rechten Charme entfalten. Deshalb
finden in Homburg internationale Interpretationskurse
statt, die diese Erfahrungen weitergeben
wollen. Diese Kurse werden in Zusammenarbeit
mit der Institution „Musica Viva“
an historischen Orten in Europa veranstaltet,
so dass Homburg am Main in einer Reihe mit
Volterra, Assisi, Florenz, Arezzo und Schlössern
in Südtirol und im Innviertel genannt wird.
Bewundern:
Die Schlosskonzerte in Homburg locken aus der
näheren, aber auch weiteren Entfernung Musikfreunde
an. In den mehr als 200 Konzerten im
feinen Stucksaal traten viele renommierte und
gefeierte Künstler auf. Auf den Programmen
stehen gleichermaßen bekannte Werke jener
Zeit wie auch vergessene Werke hiesiger Komponisten.
So entsteht ein authentisches Bild des
bemerkenswerten Musiklebens am Main. Gelegentlich
ist die Sammlung auch „auf Tournee“:
Auf internationalen Ausstellungen war
die Sammlung im Mainfränkischen Museum
in Würzburg, im Holzhausenschlösschen in
Frankfurt, Lausanne, Wien, zuletzt 2017 im Vorarlberg
Museum in Bregenz und 2018 im Städtischen
historischen Museum Bad Homburg zu
sehen und in Konzerten zu hören.
Genießen:
Sehr häufig kommen Mozart- und andere
Musikgesellschaften, Restauratorenverbände
und Touristengruppen zu Tagungen und Veranstaltungen.
Das Schloss, die feinen Räume
mit der Sammlung, die unvergleichliche Lage
mit den Weinbergen am Main und die Klänge
aus vergangenen Zeiten laden zum Verweilen,
Genießen und Nachdenken ein. „Eine gelungene
Nutzung des einst vom Verfall bedrohten
Schlosses“, urteilen Besucher und Musikliebhaber
immer wieder. Das Projekt „Clavier am
Main“ ist nur denkbar durch die freundliche
Zusammenarbeit mit Kollegen und die Unterstützung
durch Freunde, des „Bezirks Unterfranken“
und nicht zuletzt durch das stets harmonische
Zusammenwirken und die finanzielle
Unterstützung des „Kulturvereins“, vormals
„Verein zur Rettung von Schloß Homburg“.
32 Experimentieren Erforschen Genießen – Kunst in Homburg
Kunst in Schloss Homburg
Sommerakademie Schloss
Homburg
Von Gertrude Elvira Lantenhammer
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„Schatzkammer hoch über dem Main“ so beschreibt
Bettina Kneller, Main-Echo, die Ausstellung
„Domestic Space I Schloss Homburg
Edition“, die am 22.9.2018 in Schloss Homburg
erfolgreich eröffnet wurde. Dabei handelt es
sich um eine neue Kooperation mit der Galerie
Zweigstelle Berlin von Andreas Stucken und
„Kunst in Schloss Homburg“. Schatzkammer …
was für ein schönes Bild!
Im Jahr 1997 hat die Künstlerin Elvira Lantenhammer,
auf Ateliersuche, das seit 20 Jahren
leerstehende Schloss Homburg für sich entdeckt.
Gemeinsam mit dem Musikwissenschaftler
Michael Günther hat sie dadurch
die Innenrenovierung des Schlosses erheblich
vorangebracht und seit Mai 1998 hier ihren
Lebensmittelpunkt.
Mit seinen 33 Ausstellungen, zwei größeren
Kunstfestivals („mainseits“ 2008, „Kunst
belebt“ 2011), sowie mit den Kunst- Events
rund um die alljährlich stattfindende Sommerakademie
Schloss Homburg, u.a. Video-And-
Performance-Days, hatte Schloss Homburg 70
nationale und internationale Künstler zu Gast;
darunter Valentin Schwab, Renate Anger (bespielte
2008 die Kapelle), Prof. Heinz Butz (ehemaliger
Professor an der Kunstakademie München
und Lehrer von Elvira Lantenhammer),
U We Claus, Johannes Kriesche (erinnert sei
der spektakuläre „Musenzopf“ am Turm 2016),
Hubertus Wiendl („Die Ballonauten“ 2018) und
David Rodgers, USA; Hannie van den Bergh &
Jan van den Berg, Holland; Carlo Bernardini,
Italien.
In der Sommerakademie Schloss Homburg ist es
das Anliegen in den Kursen für Malerei, Zeichnung,
Modellieren, Performance Art u.a., den
Teilnehmern Anleitung und Beratung auf hohem
Niveau anzubieten. Die Kompetenz der
Künstler/Dozenten einerseits, auf der anderen
Seite kleine Gruppen, unterstützt von der inspirierenden
Atmosphäre in und um Schloss Homburg,
lassen jeden Kurs zu einer Art Reise der
besonderen Art werden: hin zu innerer Sammlung,
einer Entdeckungsreise … auf den Spuren
der eigenen Kreativität.
Seit 1999 hat sich „Kunst in Schloss Homburg“,
das Kunstprojekt von Elvira Lantenhammer,
lebendig entfaltet und das Schloss Homburg
sich als attraktiver Ort für hochkarätige, zeitgenössische
Kunst etabliert.
Experimentieren Erforschen Genießen – Kunst in Homburg
33
Preise und Stipendien; artist-in-residency`s
u.a. in Deutschland, Bulgarien, USA, Indien
und Japan.
Ihre Werke werden national und international
in Ausstellungen und Messen präsentiert und
befinden sich in bedeutenden öffentlichen und
privaten Sammlungen.
Das Kursangebot mit seiner Qualität und dem
ernsthaften Anspruch dient in gleicher Weise
dem hohen Anspruch der Profis, der zweckfreien,
persönlichen kreativen Weiterbildung, sowie
der Mappenvorbereitung für Schüler und
Studenten. Das kulturelle Rahmenprogramm,
das jedes Jahr Neues bereit hält und für Überraschung
sorgt, kann dabei zusätzlich inspirieren
und Anregungen geben. Ziel ist ein interdisziplinäres
freies künstlerisches Forschen, und Experimentieren,
im Sinne der FIU (= Free International
University, eine Gründung von Joseph
Beuys, und Kooperationspartner der Kunst in
Schloss Homburg). Neu ist der philosophische
Round Table, ein Format, das Philosophin/
Schriftstellerin Dr. Bettina Schmitz in und
für Schloss Homburg entwickelt hat. Für die
logistische und finanzielle Unterstützung der
Sommerakademie gebührt dem Kulturverein
großer Dank.
Elvira Lantenhammer absolvierte zunächst eine
Ausbildung zur Restauratorin. Ab 1980 studierte
sie Malerei an der Akademie der Bildenden
Künste in München. Ihre Kunst ist
eine Position zwischen Neuer Abstraktion und
Konkreter Kunst in Malerei, Plastik und Installation.
Elvira Lantenhammer ist Mitglied
des Deutschen Künstlerbundes. Sie erhielt
34 Experimentieren Erforschen Genießen – Kunst in Homburg
Wissenschaft und Kunst –
Sommerakademie Homburg
Von Linda Schwarz und Axel Greiner
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Jedoch auch für Kindergärten, die Grundschulen
und die weiterführenden Schulen im Landkreis
werden Kursprogramme im Schloss angeboten.
Linda Schwarz ist im Gründungsteam der
SOMMERAKADEMIE HOMBURG mit Johannes
Follmer und Martha Schubert-Schmidt. Mit
mehr als 100 Teilnehmern aus dem In- und Ausland
bereichert die Sommerakademie das Leben
an vielen Plätzen im Dorf Homburg. 2019 wird
das 10-jährige Jubiläum gefeiert. Das Besondere
dabei ist die stets gute Zusammenarbeit mit den
Weingütern und der Gastronomie.
Im September 1998 wurde Schloss Homburg
Heimat für Linda Schwarz und Prof. Dr. Axel
Greiner.
Die Künstlerin Linda Schwarz hat ihr Atelier im
Erdgeschoss des Schlosses und unter anderem
eine über 250 Jahre alte Tiefdruckpresse, die für
ihre Arbeiten aber auch Kurse für Schulen und
Erwachsenenbildung im Kreis fast täglich im
Gebrauch ist.
Dank daher an die Homburger für die Unterstützung
bei der Sommerakademie, die ein besonderes
Gemeinschaftsgefühl schaffen.
Dank dem Verein Rettung Schloss Homburg für
die finanzielle Unterstützung.
Linda Schwarz ist renommierte Expertin für
neue Drucktechniken, Preisträgerin der deutschen
Buchmesse und des Art Directors Club
New York sowie des Würzburger Kulturpreises
2005. Ihr Atelier ist daher ein gefragter Ort
für viele nationale und internationale Kunstkenner
und Sammler. Restauratoren, Museumskuratoren
und internationale Auktionshäuser
schätzen ihr Fachwissen im Bereich der
Druckgrafik.
Insbesondere mit der Papiermühle Homburg
besteht eine enge Verbundenheit und Kooperation.
Zusammen mit Johannes Follmer bietet
Linda Schwarz für Fachleute im Bereich Papier,
Restauration fachspezifische Workshops an.
Experimentieren Erforschen Genießen – Kunst in Homburg
35
36 Bilanz und Zukunft
Bilanz und Zukunft
Wie geht es weiter?
Bis 2018 ist der Verein durch Tod und Ausscheiden
auswärtiger und hiesiger Mitglieder
(„das Schloss ist doch gerettet“) auf etwas über
100 Mitglieder geschrumpft. Verblieben sind
viele in hohem Alter, der Anteil Auswärtiger ist
immer noch überdurchschnittlich hoch, was der
Aktivität vor Ort Grenzen setzt.
Aktivitäten wie oben beschrieben, die Mitarbeit
im Vereinskomitee und an der Weinfest-UG,
und die Option, auch künftig eine Vorstandschaft
zu rekrutieren, sind stark in Frage gestellt.
Die weitere Existenz des Kulturvereins
erscheint somit recht ungewiss, doch sollten
wir ihn noch nicht aufgeben, zahlreiche Aufgaben
warten noch. 2016 haben wir dem
Büchereiteam Homburg 500.- Euro zukommen
lassen, eine Ruheliege am Mainufer gestiftet
und Spielplätze mitgestaltet. die Ortsgeschichte
bedarf weiterer Erforschung in den jetzt zugänglichen
Archiven der Gemeinde, des Staatsarchives
Wertheim u.a.. Veröffentlichungen
dazu stehen aus, weitere Kulturdenkmäler sind
zu erhalten. Kulturelle Aktivitäten und Maßnahmen
zur Ortsverschönerung sind zu fördern
und Mutterhausen könnte ausgegraben werden.
Das Rätsel um Mutterhausen und
das Beckenbrünnlein - alte Karten
bringen Licht in das Dunkel der
Geschichte und der Sagenwelt
Von Lothar Huller
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Jeder Homburger hat sie schon gehört, bei
der Sagenwanderung des HCV werden sie
erzählt, die Sagen vom Untergang Mutterhausens
und wie das Beckenbrünnlein vom Erdboden
verschluckt wurde. In beiden Sagen, in
verschiedenen Versionen in diversen Sagenbüchern
und der Homburger Chronik nachzulesen,
passiert kurz gesagt Ähnliches: Der
Besitzer ist geizig und hartherzig, weist Bettler
oder hungrige Kinder ab, oder aber er versündigt
sich schwer gegen religiöse Normen, wie
Wäschewaschen am Sonntag, während die
Kommunionglocken läuten, zur Strafe versinkt
das Dorf bzw. Anwesen in der Tiefe...
Schon immer beschäftigt die staunenden Leser
die Frage nach dem historischen Gehalt, doch
die Quellenlage war bislang mehr als dürftig.
Flurnamen in den Nachbargemeinden dokumentieren
bis heute die ungefähre Lage Mutterhausens:
„Mutterhaus-Wald“ (Homburg),
Bilanz und Zukunft
37
„Mudershausen“ (Dertingen) sowie ein (früherer)
„Pfarrweinberg in der Mutterhausen“(Bettingen).
Ein berühmter „Dreimärker“
markiert bis heute die Flur, wo die drei Gemarkungen
aneinander stoßen, friedlich begegnen
sich dort heute Wanderer, Winzer und Landwirte,
Jäger und Sammler entlang der alten
Heeresstrasse, die gleichzeitig Landesgrenze
(BY/BW), Landkreisgrenze (MSP/TBB), Gemeindegrenze
(Triefenstein/Wertheim) und
Bistumsgrenze ist.
Das war nicht immer so: Bekanntlich führen
Grenzstreitigkeiten zu Kriegen zwischen
Stämmen, Völkern, Staaten, Nachbarn streiten
sich mitunter bis aufs Blut und bis heute
vielfach vor Gericht. Auch zwischen Homburg
und Bettingen war die Grenze lange Zeit
strittig. 1594 vermerkt das Amts-Salbuch 66
(Julius-Echter-Zeit), dass die Homburger Markung
nach Bettingen zu „noch unverstaintt“
ist. Wann sie versteint wurde, ist nicht bekannt,
jedoch belegen jetzt zugängliche Karten
aus den Staatsarchiven Würzburg und Wertheim,
dass es spätestens im 17. Jh. viele Grenzsteine
gab und dass über ihre Bedeutung
höchst unterschiedliche Ansichten vor allem
zwischen Homburg und Bettingen herrschten.
Eine große farbige Karte, zu datieren um
1700, im Staatsarchiv Würzburg unter „Risse
und Pläne I/476“ aufbewahrt, stellt die
Besitzverhältnisse aus Homburger Sicht dar,
beschreibt ausführlich die gsamte Flur zwischen
den beiden Orten ihre Nutzung und die Besitzverhältnisse.
Sie dokumentiert dies durch
zahlreiche markante Grenzsteine und Erläuterungen
zu diesen. Dabei werden auch zwei
verschwundene Steine beschrieben, der eine
am Mainufer, an dem heute der Radweg die
Landesgrenze überschreitet. Er sei „durch daß
grosse Gewässer vom Mainfluß hier vor alten
Zeiten verlöst und verlohren gegangen“,
der andere sei „ab anno 1631 aber mit dem
schwedischen Kriegsdistorbio ... von einem
Bettinger Franz Moritz genant ober der Erden
umbund abgeschlagen, der Thäter anrüber ergriffen,
nacher Homburg in Haffte und Gefangenschafft
gebracht, durch das Kriegswesen
aber von feindlicher Occupirung allhier der
Gefangenschafft endtkommen“. Der Ort, wo
der Stein an der Strasse (heutige Landkreisgrenz-Schilder)
gestanden, sei von den Homburgern
„wie anher, so beständig hero uff die
behörige Gerechtigkeit zu selbem observiret
worden“, was so viel heißt, die Homburger
haben die Stelle als ihre amtliche Grenze stets
betrachtet.
In einer Karte im Staatsarchiv Wertheim
(R-K Nr. 5934), die wahrscheinlich der gleiche
„Kartograph“ für die Gegenseite anfertigte,
heißt es dagegen an dieser Stelle: „Worin ein
WackerStein (gemalt als Steinhaufen) welchen
die Homburger vür einen rechtmäßigen Stein
behaupten wollen“. Mit den insgesamt 4 bisher
im Staatsarchiv gefundenen Plänen lässt
sich der Vorgang auch genau auf die Jahre
1680, 1689 und 1733 und 1738 datieren.
Sensationell ist, dass auf diesen Plänen erstmals
das „Beckenbrünnlein“ nicht nur erwähnt,
sondern als Gebäude im Hang bildlich
dargestellt wird. Dieses Beckenbrünnlein
ist heute noch als schwache Quelle im Hang
unterhalb des Hallenkopfes, genau gegenüber
der letzten Trennfelder Gebäude im
Wertheimer Weg zu finden. In unseren Grenzstreitigkeiten
markiert es den damaligen Anspruch
der Bettinger an der Homburger Flur.
Vom Dreimärker ist auf allen Plänen eine
gerade Linie zum Beckenbrünnlein gezogen,
eine andere zum vorgenannten „Wackerstein“,
das Dreieck zwischen diesen Steinen wurde
sowohl von Bettingen (Grafschaft Wertheim)
wie auch von Homburg (Fürstbistum Würzburg)
beansprucht.
38
Bilanz und Zukunft
Durchgesetzt haben sich (weitestgehend)
die Homburger: Am 19.7.1733 wird ein
„Grundriss über die zwischen Homburg und
Böttingen (=Bettingen, LH) schon viele Jahre
obgeschwebte Marckungsstrittigkeit verfertigt“,
er wird von den Vertretern beider Ämter
unterzeichnet und bildet die Grundlage für
Zwischen Homburg und Bettingen konnte
Frieden einkehren, Äcker, Wälder und Wiesen
werden seither bunt gewürfelt nebeneinander
bewirtschaftet, wobei dennoch bis heute
der hohe Bettinger Besitzanteil im betroffenen
Homburger Markungsteil auffällt.
Der „Kalchofen“ (Kalkofen)
Von Stefanie Arz
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einen Vergleich („Receß“), den die Kontrahenten
am 14.7.1738 schlossen. Auch Mutterhausen
rückt mit diesem „Grundriss“ ein bisschen
näher ins Licht der Geschichte: Unterhalb des
Dreimärkers und eines „Zweimärkers“ (Homburg/Bettingen)
sind „Rudera“ (=Steinreste/
Trümmer, LH) von „Voiths Mutterhauser Hof“
eingezeichnet, samt einer Quelle unmittelbar
daneben, von der heute nur noch ein sanfter
Graben im Wald zu finden ist.
Mit der Einigung von 1738 war die ehemalige
Mutterhauser Flur endgültig zwischen den
Nachbargemeinden aufgeteilt, uns Nachgeborenen
bieten die Karten dafür eine Fülle
topographischer Neuigkeiten, die aufzuzählen
hier den Rahmen sprengen würde.
Ein Anliegen des Kulturvereins ist es, den ehemaligen
Kalkofen in Homburg wieder herzurichten
und den zukünftigen Generationen ein
Relikt der Vergangenheit zu erhalten.
Der Homburger Kalkofen diente der Bevölkerung
Homburgs zur Gewinnung von Maurermörtel.
Errichtet wurde er 1926 von den
Homburger Bürgern Andreas Dornbusch und
Bilanz und Zukunft
39
Sebastian Kuhn. In kleinen, in unmittelbarer
Umgebung liegenden Steinbrüchen wurde
Kalkstein abgebaut und in diesem großen
Schachtofen gebrannt.
Dazu schichtete man die groben Kalksteine auf
ein großes Stahlrost in Lagen aufeinander, immer
wieder durchsetzt mit Braun- und Steinkohleschichten.
Durch ein tiefliegendes Schürloch
wurde der Ofen mit Reisig und Holz
entzündet. Dabei entstanden über 48 Stunden
Temperaturen zwischen 900 und 1200 Grad
Celsius. Bei diesem Vorgang entwich Kohlendioxid.
Gebrannter Kalk, Calciumoxit, ein
brökeliges, weißes Material entstand.
Mit Karren, die vermutlich auch von Eseln gezogen
wurden, transportierte die Bevölkerung
Homburgs die Steine aus den Steinbrüchen
zum Ofen und den gebrannten Kalk schließ-
40
Bilanz und Zukunft
lich ins Tal. In mehreren gemeindeeigenen und
privaten grubenartigen Lagerstellen im Ort,
wurde der gebrannte Kalk mit Wasser „gelöscht“.
Nun entstand ein weißes, feines Pulver,
das zum Verputzen geeignet war. Zum Feinmahlen
des Kalkes gab es in Homburg von
1840 bis 1870 zusätzlich eine „Gips-Mühle“.
Fügte man mehr Wasser, als der gelöschte
Kalk aufnehmen konnte, sowie Sand hinzu, so
erhielt man Maurermörtel.
Bereits 1900 entstand aufgrund der hervorragenden
Qualität und Menge des Kalksteins
in Lengfurt das Portland-Zementwerk.
Auch heute noch wird der Kalk dort in
einem riesigen Steinbruch abgebaut und im
Hochofen gebrannt. Das Werk gehört heute
zum Verbund „HeidelbergCement AG“.
Der ehemalige Kalkofen in Homburg wurde
von Friedbert Kuhn, Sohn des Erbauers
Sebastian Kuhn, noch bis 1950 genutzt.
Danach geriet er in Vergessenheit.
In den letzten Jahren kümmerten sich zahlreiche
Homburger Privatpersonen mit Unterstützung
des Bauzentrums Kuhn um dieses
wertvolle Relikt und setzten es gemeinsam
wieder instand. Im Jahr 2016 erwarb der Kulturverein
den Kalkofen samt Grundstück
vom Zementwerk. Die Fertigstellung der Anlage
zum Besuchen und Nutzen durch die
Allgemeinheit, die Sie auch im Wanderwegsprospekt
Nr. 3 finden, ist das jüngste Projekt
des Vereins. Es entsteht an diesem Kalkofen
aktuell ein abgesicherter Platz, der mit Tischen
und Bänken zukünftig zum Verweilen einlädt.
Bildnachweise
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06 Norbert Endres, 1. Bürgermeister Markt Triefenstein
07 Lothar Huller, 1. Vorsitzender Kulturverein
09 Heinz Otremba, Foto: Günter Reinwarth und
Otto Blank, gezeichnet von Theo Steinbrenner,
Bildarchiv: L. Huller
10 Otto Blank, Ehrung zum 90. Geburtstag,
Foto: Günter Reinwarth
11 Schlossareal, 1980er Jahre, Fotos: Josef Kuhn;
12 Schlosskapelle Seitenansicht und Lageplan,
Architekturbüro: Willi Müller; Planskizze Schlosskapelle,
Architekturbüro Müller
13 Deckenbemalung in der Schlosskapelle, die Schlosskapelle
sowie Detail der Stuckdecke im Stucksaal,
Fotos: Josef Kuhn
14 Stucksaal, Fotos: Josef Kuhn; Burkardusgruft
Xylographie um 1880, Bildarchiv: J. Kuhn;
Burkardusgruft um 2010, Foto: J. Kuhn
15 Schlossareal 1980er Jahre und Schlosshof 2015,
Fotos: Josef Kuhn
16 Wappenstein um 1980 und 2012, Fotos: Willi Müller;
Romanische Fratzenfigur, Foto: Josef Kuhn
17 Bergfried um 2015, Foto: J. Kuhn; Foto der
Rentner-Band aus: Main-Post vom 27.6.1991,
Mitglieder der Rentnerband 1996, Foto: Lothar Huller
18 Bildstock St. Michael um 1989, Foto: Willi Müller
19 Sockel des Bildstockes St. Michael um 1989,
Foto: Willi Müller; Sanierter Bildstock St. Michael 2017,
Fotos: Josef Kuhn
20 Sanierter Wendelinusbildstock sowie sanierter
Bildstock am Radweg nach Bettingen, um 2014,
Fotos: J. Kuhn
21 3 Fotos des Vierzehn Nothelfer Bildstockes vor der
Restaurierung, Fotos: Josef Kuhn; sanierte Inschrift-
Tafel des Vierzehn Nothelfer Bildstockes, Foto: J. Kuhn
22 Bildstock des Hl. Johannes vor und
nach der Restaurierung, Fotos: Josef Kuhn
Bildstock „Routhmannle“ vor der Restaurierung,
Fotos: Willi Müller, um 1990;
23 Bildstock „Routhmannle“ nach der Restaurierung,
Fotos: Josef Kuhn 2014
Pietagruppe Architekturzeichnung, Architekturbüro
Willi Müller; Pietagruppe, sowie Vierzehn Nothelfer
Bildstock nach der Sanierung, Fotos: J. Kuhn
24 Homburger Wanderwegspropekte, Foto:Almut Rösch
25 Postkarte Homburg um 1930, Privatbesitz Josef
Kuhn; Johann Karl Freund mit Ehefrau Josefine, geb.
Väth, um 1895, fotografiert im Atelier K. Gundermann,
Bahnhofstrasse 3, Würzburg Foto: Privatbesitz
Gabriele und Eduard Kunz, Karbach; Familienbild,
um 1910 (Auf dem Bild zu sehen: am Tisch Mutter
Walburga Bender mit ihrem zweitem Ehemann Georg
Förster und ihren 6 Kindern (3 aus 1. Ehe mit Josef
Bender, der 1896 verstarb, und 3 Kinder aus 2. Ehe
mit Georg Förster); Kinder von links nach rechts:
Philipp Förster, Agnes Bender, Willibald Bender,
Josef Förster, Eva Bender, Eugenie Förster),
Foto: Privatbesitz Josef Förster, Holzmühle
27 Klopfermühle, um 1925, Bildarchiv: Josef Kuhn;
Weierichsmühle 2012, Foto: Stefanie Arz;
Die Freundsche Schlossmühle, links der neue Sandsteinbau
von 1889, rechts die Lohmühle, die später als
Fruchtspeicher und Waschhaus diente. Das Wasserrad
auf dieser Postkarte ist eine Fotomontage (Wagenrad);
Blanksche Mühle vor dem Abriss,
Foto: Josef Kuhn, Homburg 1982;
Mühlenausstellung 2012, Foto Stefanie Arz
28 Papiermühle mit Gebäude, Wasserrad und Führung
im Maschinenkeller, Fotos: LRA- MSP Wieser
29 Büttenpapiermacher J. Follmer,
Foto: LRA- MSP Wieser
30 Michael Günther, Giraffenflügel von Christoph
Ehrlich, Bamberg 1825, im bestuhlter Stucksaal sowie
Mozart, Klaviersonate in D (KV 284), daraus 3. Satz:
Andante, Abschrift des Kantors Frankenstein,
Wertheim, 1788, Fotos: Michael Günther
31 Bestuhlter Stuck-Konzertsaal sowie Konzert mit dem
Cembalisten Gustav Leonhardt im Stucksaal,
Fotos: Michael Günther
32 Kunst im Schloss und Sommerakademie,
Fotos: G. E. Lantenhammer
33 Lageplan Homburger Kallmuth, 3-teilig, 2015,
Pigment/ Acryl/ Leinwand, 100 x 300 cm,
Fotografin: Stefanie Scherbel;
Porträt „Elvira Lantenhammer“,
Fotograf: Joachim Fieldhaut
34 Linda Schwarz, Foto: Linda Schwarz;
Adam und Eva - Tilman Riemenschneider -
Jubiläumsausstellung Fotogravure auf handgeschöpftem
Baumwollbütten der Homburger Papiermanufaktur,
Foto: Linda Schwarz
35 Adam und Eva - Tilman Riemenschneider -
Jubiläumsausstellung Fotogravure auf handgeschöpftem
Baumwollbütten der Homburger Papiermanufaktur,
Fotos: Linda Schwarz
36 Lageplan Mutterhausen, Landesarchiv BW,
Abt. Staatsarchiv Wertheim, F.-K.Nr. 151
38 Lageplan Mutterhausen, Landesarchiv BW,
Abt. Staatsarchiv Wertheim, F.-K.Nr. 109
Der ehemalige Kalkofen, Fotos: Josef Kuhn 2017
39 Bauplan, Archiv: J. Kuhn und Baugenehmigung,
Staatsarchiv Würzburg Baupläne, Jg. 1926, Nr. 31
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Mit finanzieller Förderung durch:
Bauzentrum Kuhn
Triefenstein
Raiffeisenbank
Main-Spessart eG
Sparkasse Mainfranken