Janusz Korczak - ein Pädagoge aus Leidenschaft
Janusz Korczak - ein Pädagoge aus Leidenschaft
Janusz Korczak - ein Pädagoge aus Leidenschaft
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
März / April 2008<br />
der Person<br />
Die Schule
EINSCHALTUNG<br />
2<br />
Ausbildung zum Coach<br />
“Das Beste in sich selbst und anderen zum Vorsch<strong>ein</strong> bringen”<br />
Nachdem sich genügend KollegInnen für die Ausbildung zum Coach interessierten, konnten wir<br />
speziell für uns <strong>ein</strong>en Trainer engagieren.<br />
Die Ausbildung b<strong>ein</strong>haltet 5 Module - zwischen den Ausbildungstagen werden telefonische Coaching<br />
- Gespräche geführt.<br />
Die Termine<br />
7. / 8. März 25. / 26. April 6. / 7. Juni 5. / 6. September 10. / 11. Oktober<br />
Freitag 18.00 - 21.00 Uhr / Samstag 9.30 - 15.30 Uhr<br />
Kosten: ca. 1000 Euro<br />
Sollten Sie noch nicht angemeldet s<strong>ein</strong>, kommen Sie am 7. März um 18.00 Uhr ins Ver<strong>ein</strong>sheim -<br />
vielleicht ist noch <strong>ein</strong> Restplatz frei.<br />
Infos unter: www.clw.at<br />
Österreich braucht uns. Jeden Tag.<br />
VERANSTALTUNGSREIHE<br />
WIENER LEHRERZEITUNG | MÄRZ / APRIL 2008
Inhalt<br />
LIEBE KOLLEGINNEN<br />
UND KOLLEGEN!<br />
Obmann BSI Walter GUSTERER.................... 4<br />
GLAUBEN IST WIE LAUFEN<br />
Konsulent Dr. Franz OCHENBAUER .............. 5<br />
SCHULE DER PERSON<br />
OStD Armin Hackl .................................. 6<br />
DIE TRANSAKTIONSANALYSE<br />
Dr. Sylvia Schachner ...............................11<br />
DAS KIDSWEB<br />
HD Bernhard HEINISCH ............................13<br />
LEHRER-SEIN ALS BERUFUNG<br />
Irena Lipowicz ..................................... 13<br />
FÜR SIE GELESEN ........................... 14<br />
WIR GRATULIEREN<br />
SEHR HERZLICH .............................. 15<br />
TERMINE ......................................... 15<br />
IMPRESSUM<br />
WIENER LEHRERZEITUNG | MÄRZ / APRIL 2008<br />
Liebe Leserinnen,<br />
liebe Leser<br />
Immer wieder werden Rankings durchgeführt – egal was,<br />
Hauptsache, es wird gezählt, gemessen, bewertet und in <strong>ein</strong>e<br />
Rangordnung gebracht. Würde man in unserem Bereich die<br />
Häufigkeit von Begriffen skalieren, dann vermute ich, Individualisierung<br />
und Differenzierung wären wahrsch<strong>ein</strong>lich auf<br />
<strong>ein</strong>em besseren Rangplatz als Begriffe wie Schule und Schüler,<br />
vielleicht sogar auch noch vor dem Wort Kind.<br />
Dabei geht es gerade im schulpädagogischen Bereich vor allem<br />
um die Beziehung zum Gegenüber – zum Menschen, der sich<br />
in s<strong>ein</strong>er je <strong>ein</strong>zigartigen Weise entwickeln will. Es geht um<br />
<strong>ein</strong>e Haltung seitens des Lehrers, der auf sehr behutsame<br />
Weise die Talente und Begabungen, die Stärken des heranwachsenden<br />
zur Entfaltung bringen möchte. Sicherlich verhelfen<br />
hier verschiedenste Techniken und Methoden, Programme<br />
und Spiele – im Grunde aber geht es um <strong>ein</strong>e Haltung. Wenn<br />
ich m<strong>ein</strong> Gegenüber achte, ihm mit Würde begegne und in –<br />
zwar vielleicht nicht immer – neugierige Augen schaue, dann<br />
passiert etwas. Die Wahl des Berufes liegt vielleicht schon <strong>ein</strong><br />
wenig zurück, aber die Einstellung damals zu dem, wovon ich<br />
so begeistert bin (sei es das gewählte Fach oder andere kl<strong>ein</strong>ere<br />
Wunder des täglichen Lebens), dass ich es jungen Leuten<br />
erzählen und weitergeben möchte, brennt sicherlich noch<br />
immer. Freilich, die Rahmenbedingungen haben sich verändert<br />
– die Begriffe Familie und soziale Gruppe haben sich geund<br />
verändert. Dennoch habe ich tagtäglich die Chance, die<br />
Zeit mit m<strong>ein</strong>em Gegenüber zu gestalten, spannend werden zu<br />
lassen, um über das Müssen in <strong>ein</strong> vorsichtiges Wollen zu verwandeln<br />
– auf Seiten des Kindes und auch bei mir. Gerade<br />
dann, wenn „die Zeit wie im Fluge vergeht“ und man noch<br />
nicht müde wird, sich mit <strong>ein</strong>em Thema zu beschäftigen, es<br />
mit<strong>ein</strong>ander verstehen zu wollen, dann, ja dann geht es nicht<br />
mehr um das Durchnehmen irgendwelcher<br />
Lerninhalten, das Unterrichten von Fächern,<br />
sondern dann geht es um die Person, ihre<br />
Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten,<br />
das selbständige Denken und um das<br />
Mit<strong>ein</strong>ander - dann geht es um die Person,<br />
um Personalisierung.<br />
Mögen sich viele derartige Phasen der Personalisierung<br />
im alltäglichen Unterricht gestalten<br />
lassen.<br />
Andreas Fischer<br />
Wiener Lehrerzeitung, Organ der Christlichen Lehrerschaft Wiens<br />
Redaktionelle Mitglieder: Andrea Fischer, MSc; Prof. Dr. Heribert Schopf; Wolfgang Weissgärber;<br />
mit der Her<strong>aus</strong>gabe beauftragter Chefredakteur: Andreas Fischer, MSc; Für namentlich gekennzeichnete Beiträge sind die Autoren verantwortlich.<br />
Alle: 1010 Wien, Stephansplatz 5/4, Tel. 01/512 64 60, Bankverbindung: Kto. 000-47244, Erste-Bank; Ersch<strong>ein</strong>ungsweise: 5 Ausgaben/Schuljahr<br />
Hersteller: Ueberreuter print und digimedia gmbh, 2100 Korneuburg, Industriestraße 1; Schutzgebühr 4,– Euro<br />
Bildnachweis: Umschlag, S. 13 Andreas Fischer, <strong>aus</strong> dem Internet , S. 4, 5, 16; Autorenfotos: privat<br />
EDITORIAL<br />
3
OBMANN<br />
4<br />
Liebe Kolleginnen,<br />
liebe Kollegen!<br />
Die Arbeit so unmittelbar am Menschen ist das, was<br />
Lehrer/innen so fordert. Ich schreibe "am Menschen" und<br />
nicht "mit den Menschen", denn arbeiten "mit den Menschen"<br />
bedeutet für mich, dass sich Sache dazwischen<br />
schiebt. "Am Menschen" heißt 1:1 und vollkommen direkt<br />
das "Du" wahrnehmen, annehmen und erleben.<br />
Ob Lehrer/innen wollen oder nicht, sie können diese<br />
Beziehung zu ihrer "schulpartnerschaftlichen" Umgebung<br />
nicht verlassen. Es gibt k<strong>ein</strong> menschliches Leben ohne<br />
Beziehungen. Sie sind mannigfaltig und bunt. Wir können<br />
wählen und sie bewusst gestalten.<br />
Die sich dar<strong>aus</strong> bildenden Beziehungskulturen in <strong>ein</strong>er<br />
Gesellschaft unterliegen ständigem Wandel und davon<br />
können Lehrkräfte <strong>ein</strong> Lied singen. Ein Wandel, der alle<br />
unsere Lebensbereiche erfasst und natürlich zu <strong>ein</strong>em<br />
guten Teil auch unser Arbeitsfeld - die Schule.<br />
Lehrer/innen spüren und erleben den Wandel durch oft<br />
diffuse und nicht zu ergründende Beziehungskonstrukte<br />
und können nicht, oder nur sehr schwer, damit umgehen.<br />
Beziehungen lassen uns Mensch werden und machen<br />
unser Menschs<strong>ein</strong> <strong>aus</strong>. Menschwerden heißt das Hin<strong>ein</strong>wachsen<br />
in <strong>ein</strong>e Beziehung mit dem Hintergrund von<br />
Beziehungen <strong>aus</strong> denen wir kommen. So wird der Mensch<br />
zur Person.<br />
Es sind die Dimensionen der Abhängigkeit von und das<br />
Bedürfnis nach Beziehung und die Einzigartigkeit, die<br />
Würde, der Wert und die Rechte <strong>ein</strong>er nicht <strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>chbaren<br />
Individualität, die den Menschen zur Person macht.<br />
In <strong>ein</strong>er Zeit wo uns der Begriff "Individualisierung" mit<br />
der Hartnäckigkeit <strong>ein</strong>es Modeworts verfolgt und im<br />
Bereich Schule her<strong>aus</strong>fordert und sich nicht gleichzeitig<br />
mit der "Person" des/der Schüler/in <strong>aus</strong><strong>ein</strong>anderzusetzen,<br />
zeugt von Unkenntnis und Kurzsichtigkeit.<br />
Zum Glück für das grundlegende Verstehen wird immer<br />
mehr Schulmenschen klarer, dass "Individualisierung" mit<br />
Haltung, Einstellung und Wert zu tun hat und k<strong>ein</strong> neuar-<br />
VERANSTALTUNG<br />
tiger methodischer Kniff ist. Die handelnde Person der<br />
Lehrerin und des Lehrers wendet sich somit direkt an die<br />
Person der Schülerin und des Schülers in der Haltung,<br />
diese kl<strong>ein</strong>en und größer werdenden Menschen auf dem<br />
Weg zu Freiheit und Selbstbestimmung zu begleiten.<br />
Dieses Handeln in der Schule kann nur über das Herstellen<br />
und Ausüben von Beziehung gelingen - und dies ist das<br />
Anstrengende und oft Belastende in der Profession von<br />
Lehrpersonen, denn nicht selten sind sie mittlerweile die<br />
<strong>ein</strong>zigen geworden, die sich bereit finden darauf <strong>ein</strong>zulassen.<br />
Es ist müßig die Symptomatik von schlechter oder fehlender<br />
Beziehungsarbeit hier zu beschreiben, denn die erleben<br />
Sie leider täglich. Und es ist ebenso müßig darüber zu<br />
jammern, dass andere Menschen außer den Lehrer/innen<br />
auch ihren Teil an "personbildender" Arbeit zu leisten<br />
hätten.<br />
In der Schule liegt es an Ihnen selbst, ganz <strong>aus</strong> Ihrer Person<br />
her<strong>aus</strong> mit dem Individuum Schüler/in zu Recht zu<br />
kommen. Es wird nicht immer gelingen und Sie werden<br />
<strong>ein</strong>ige nicht erreichen, dennoch ist es das Erlebniskonzept<br />
von Schule mit Martin Buber gesprochen:<br />
"Ich werde am Du; Ich werdend spreche ich Du. Alles wirkliche<br />
Leben ist Begegnung."<br />
Gönnen Sie sich Schule <strong>aus</strong> diesem ganz persönlichen<br />
Blickwinkel im Wissen, dass nicht nur Sie selbst am "Du"<br />
Ihrer Anvertrauten wachsen. Sie sind es, die es Ihrer Schülerin<br />
oder Ihrem Schüler ermöglichen, selbst zur Person zu<br />
werden, weil Ihre Person als "Du" von den Heranwachsenden<br />
wahrgenommen wird. Dar<strong>aus</strong> entwickeln sich<br />
letztlich jene Persönlichkeiten, die unsere Gesellschaft<br />
braucht.<br />
Dies m<strong>ein</strong>t Ihr philosophierender<br />
<strong>Janusz</strong> <strong>Korczak</strong> -<br />
<strong>ein</strong> <strong>Pädagoge</strong> <strong>aus</strong> <strong>Leidenschaft</strong><br />
Leben und Werk<br />
Filmpräsentation<br />
Andreas Fischer, MSc<br />
Donnerstag, 27. März 2008 - 18.30 Uhr<br />
Ver<strong>ein</strong>sheim - 1010 Wien; Stephansplatz 5<br />
Walter Gusterer<br />
Obmann<br />
WIENER LEHRERZEITUNG | MÄRZ / APRIL 2008
”C”<br />
Glauben ist wie Laufen<br />
Ja, ich denke, dieses Gleichnis passt:<br />
Glauben ist wie Laufen.<br />
Das fängt schon ganz<br />
früh an. Beides lernt<br />
man als Kind - wobei<br />
nicht ganz klar ist, wie<br />
man es eigentlich<br />
lernt: <strong>ein</strong> bisschen<br />
wohl durch abschauen<br />
und mithilfe von<br />
Erwachsenen, aber<br />
noch mehr im Spiel<br />
und am meisten durch<br />
eigenes Ausprobieren.<br />
Das Lerntempo ist<br />
unterschiedlich: bei<br />
manchen geht es<br />
schnell und <strong>ein</strong>fach,<br />
bei anderen nur mühsam<br />
Schritt für Schritt<br />
und mit vielen Stürzen. Aber irgendwann geht es eben,<br />
und dann folgt Schritt auf Schritt. Und was man als Kind<br />
gelernt hat, bleibt <strong>ein</strong> Leben lang. Auch wenn man später<br />
nicht mehr dran denkt und es eigentlich egal findet und<br />
vielleicht auch nicht mehr wichtig oder sogar lästig und<br />
unbequem.<br />
Obwohl manche sich ja <strong>ein</strong> Hobby dar<strong>aus</strong> machen - wenn<br />
man das denn Hobby nennen kann. Jedenfalls sind sie an<br />
fast allen Wochenenden damit beschäftigt und manche<br />
zusätzlich auch noch jeden Morgen oder Abend. Sozusagen<br />
heilige Trainingszeit ist meistens der Sonntagvormittag.<br />
Da treffen sich Gleichgesinnte mit oder auch ohne<br />
Trainer und versuchen, immer weiterzukommen. Natürlich<br />
gibt es dabei immer wieder Zuschauer, die dabeistehen<br />
und über so viel Eifer nur den Kopf schütteln. Wer eben<br />
den Kick nicht kennt, kann den Spaß kaum verstehen.<br />
Obwohl jeder und jede es irgendwann selbst nochmal<br />
probiert: <strong>ein</strong>ige allerdings erst dann, wenn es kaum noch<br />
geht oder nur noch schwer: weil Krankheit oder Unfall<br />
VERANSTALTUNG<br />
HINSCHAUEN - NICHT WEGSCHAUEN<br />
<strong>ein</strong>e Kreuzwegmeditation<br />
Donnerstag, 6. März 2008 - 18.30 Uhr<br />
Ver<strong>ein</strong>sheim<br />
1010 Wien; Stephansplatz 5<br />
Andreas Fischer, MSc<br />
WIENER LEHRERZEITUNG | MÄRZ / APRIL 2008<br />
dazwischenkamen oder <strong>ein</strong>fach das Alter. Dann muss man<br />
oft noch <strong>ein</strong>mal mühsam lernen - wie damals als Kind:<br />
laufen lernen und glauben lernen. Aber möglichst lässt<br />
man es nicht so weit kommen, sondern übt es regelmäßig:<br />
das Laufen und den Glauben. Denn Training hilft beim<br />
Laufen fast gen<strong>aus</strong>o wie im Glauben.<br />
Wir Christinnen und Christen haben am Aschermittwoch<br />
<strong>ein</strong>e neue Trainings<strong>ein</strong>heit eröffnet. Fastenzeit: 40 Tage,<br />
um uns geistlich <strong>aus</strong>dauerhafter und standhafter zu<br />
machen. Das Trainingsgelände hat es in sich. Die Fastenzeit<br />
eröffnet Neuland, schickt uns in <strong>ein</strong>e Welt ohne fertige<br />
Straßen und Brücken, ohne <strong>aus</strong>getretene Pfade. Warum<br />
diese Zumutung, wozu diese Anstrengung? Weil uns die<br />
heiligen vierzig Tage nach Ostern hinführen wollen, <strong>ein</strong><br />
Stück näher zum vollen Leben, das k<strong>ein</strong>en Vergleich kennt<br />
und jede Mühe lohnt. "Geht nicht!", sagt <strong>ein</strong>e müde<br />
innere Stimme, "Ging noch nie!", weiß <strong>ein</strong>e andere. Die<br />
geistliche Stimme aber sagt uns: "Gehen lernen - das<br />
bringt voran!" Das Ziel ist es wert. Das Ziel heißt: Ostern,<br />
heißt Leben.<br />
Bei Ostern geht es nicht um Hase und Eier, auch nicht um<br />
<strong>ein</strong> paar freie Tage oder <strong>ein</strong> paar schöne Filme im Fernsehen<br />
- bei Ostern geht es um das, was mich unbedingt<br />
angeht: Um das Leben. Ostern berührt das Leben; wird es<br />
handgreiflich, spürbar, erfahrbar. Und das gilt nicht nur<br />
für das Leben nach dem Tod. Die Osterbotschaft weckt <strong>ein</strong>e<br />
Hoffnung, die m<strong>ein</strong> Leben schon hier und heute tragen<br />
kann, die mich zum Leben hin berührt. So wünsche ich<br />
ihnen vor allem Ausdauer auf<br />
ihren Trainings<strong>ein</strong>heiten durch<br />
die Fastenzeit. Halten sie Ausschau<br />
nach Trainingspartnern,<br />
gem<strong>ein</strong>sam macht es mehr<br />
Spaß: das Laufen wie auch das<br />
Glauben.<br />
Franz Ochenbauer<br />
SPIRITUELLES<br />
5
TITEL<br />
6<br />
Schule der Person -<br />
<strong>ein</strong>e provokante Vision<br />
Lehrertag - <strong>ein</strong>e gekürzte Nachlese<br />
"Wer war er, als er in den Tabakladen ging. Und wer, als<br />
er wieder her<strong>aus</strong> kam?" Die Frage in Pessoas Gedicht<br />
"Tabakladen" berührt das Wesen der Geschichte <strong>ein</strong>es<br />
Menschen. K<strong>ein</strong>e Begegnung, k<strong>ein</strong> Vorgang so banal und<br />
vordergründig, so zufällig und marginal er ersch<strong>ein</strong>en<br />
mag, lässt uns unbehelligt. Für <strong>ein</strong>en Raucher wie Pessoa<br />
es war, mag der kurze Moment im Zigarettenladen <strong>ein</strong><br />
Augenblick existenzieller Beruhigung s<strong>ein</strong>. Für <strong>ein</strong> Kind,<br />
das täglich viele Momente - im Vergleich zum Kauf <strong>ein</strong>er<br />
Zigarette - <strong>ein</strong>e Ewigkeit in der Schule verbringt, ist diese<br />
Zeit mehr als nur <strong>ein</strong> Moment. Sie tangiert den ganz kl<strong>ein</strong>en<br />
oder heranwachsenden Menschen nicht nur, sie prägt<br />
ihn.<br />
Was geschieht in dieser Zeit? Wir wissen es kaum. Welche<br />
Bilder, angeregt durch unserer Lehrerhandeln vor den<br />
Augen und Seelen sich bilden, welche gedanklichen Verknüpfungen<br />
sich ereignen, welche Gefühle aufsteigen und<br />
sich wieder verlieren, was bedeutsam wird oder sich wieder<br />
verflüchtigt, was in den Menschen vor uns jenseits der<br />
rationalen Kontrolle geschieht, wer vermag es zu erahnen.<br />
Und doch knüpft sich gerade dort und weniger in den<br />
nachprüfbaren Reduktionen unserer Wissensvermittlung<br />
<strong>ein</strong> myzenisches Gewebe, das <strong>ein</strong>mal die Personalität dieser<br />
Individuen vor uns <strong>aus</strong>machen wird.<br />
I. BILDUNG ALS PRAGMATISCHE VER-<br />
MITTLUNG NOTWENDIGER KENNTNISSE<br />
Zurecht haben die Konzepte der Schulen auf diesen untergründigen<br />
Prozess wenig Rücksicht genommen. Wenn<br />
überhaupt haben sensible <strong>Pädagoge</strong>n und aufmerksame<br />
Lehrer diese hintergründige Wirksamkeit schulischen<br />
Geschehens bei <strong>ein</strong>zelnen Schülern wahrgenommen.<br />
Schule hat bislang noch selten den inneren Menschen und<br />
s<strong>ein</strong>e Bildung in den Blick genommen - und rechtfertigend<br />
sei angemerkt in den Blick nehmen können. Öffentliche<br />
Schule, <strong>ein</strong>e Schule für alle, ist anders als der private<br />
H<strong>aus</strong>unterricht vom Anfang der abendländischen Schulgeschichte<br />
an <strong>ein</strong> soziologisches Modell von Schule, <strong>ein</strong>e<br />
Einrichtung für die Zwecke der Gesellschaft und nicht oder<br />
zumindest weniger <strong>ein</strong> Modell für die Formung der Person<br />
als solche. Ein Blick auf die pädagogisch reflektierten Aussagen<br />
über den Zweck von Schule, über die Motive, die<br />
Schule begründen, macht erhellend deutlich: der Schüler<br />
ist durch Schule <strong>aus</strong>zurichten auf die Ideen und Bedürfnisse<br />
des Staates, der Religion, der Gesellschaft. Schule ist<br />
zu allererst <strong>ein</strong>e Einrichtung zur Anpassung, besser zur<br />
Einpassung des jungen Menschen in s<strong>ein</strong>e Umgebung. Die<br />
ersten Schultheoretiker des Abendlandes, die Sophisten,<br />
formulieren dies bereits mit unüberbietbarer Deutlichkeit:<br />
Nur der Mensch gilt als erzogen und gebildet, der die politischen<br />
Tugenden der attischen Polis verkörpert und die<br />
für diesen Staat geforderten Kenntnisse und Fähigkeiten<br />
besitzt. Erziehungsziel ist der kompetente, gesellschaftlich-politisch<br />
erfolgreiche Staatsbürger. Der Unterricht hat<br />
die Schüler zu qualifizieren, indem er ihnen jene Kompetenzen<br />
verschafft, die es ihnen ermöglichen, <strong>ein</strong>en<br />
bestimmten Platz in der Polis <strong>ein</strong>zunehmen. Unser<br />
modernes Wort "Schlüsselqualifikationen" illustriert die<br />
Vorstellung von Schule damals wie heute.<br />
Bildung wird damals wie heute auf den Erwerb von Fähigkeiten,<br />
Kenntnissen und Wissen reduziert. Auf dieser antiken<br />
Tradition baut das mittelalterliche Bildungssystem<br />
ebenso auf wie die moderne Schultheorie. Die "septem<br />
artes", der Lehrplan der karolingischen Schule, dient als<br />
Grundlage <strong>ein</strong>er effizienten, politischen Sicherung des<br />
Reiches durch <strong>ein</strong>e dieses Reich tragende Bildungsschicht.<br />
Bei Luther wird die Schule zur Einrichtung der Erneuerung<br />
des Glaubens durch das Lesenkönnen und damit des eigenen<br />
Verstehens der Bibel. Die Einführung der allgem<strong>ein</strong>en<br />
Schulpflicht in Deutschland durch Friedrich II wird in<br />
<strong>ein</strong>em Kabinettschreiben von 1779 wie folgt begründet:<br />
Dass die Schulmeister auf dem Lande die Religion und die<br />
Moral den jungen Leuten lehren, ist recht gut, und müssen<br />
sie davon nicht abgehen, damit die Leute bei ihrer<br />
Religion hübsch bleiben und nicht zur katholischen übergehen<br />
(…) darum müssen sich die Schulmeister Mühe<br />
geben, dass die Leute Attechment zur Religion behalten<br />
und sie soweit bringen, dass sie nicht stehlen und nicht<br />
morden." (Weigand Gabriele, Schule der Person, S129).<br />
Kant erweitert diesen moralischen Anspruch, wie wir wissen,<br />
durch s<strong>ein</strong> Primat des allgem<strong>ein</strong>en Wohls vor dem<br />
individuellen Glück und gibt der Schule damit <strong>ein</strong>en<br />
akzentuierten moralisch-gesellschaftlichen Auftrag.<br />
Ich möchte die lange Aus<strong>ein</strong>andersetzung seit Herbart,<br />
Schleiermacher oder Humboldt über die Unver<strong>ein</strong>barkeit<br />
von öffentlicher Schule und Bildung der Person, die bis<br />
heute nicht vollkommen <strong>aus</strong>gestanden ist, nicht weiter<br />
vertiefen.<br />
Soviel aber ist festzuhalten und bewusst wahrzunehmen:<br />
Staatlich verantwortete Schulen haben immer - das gilt<br />
auch für Schulen in demokratisch verfassten Gesellschaften<br />
- <strong>ein</strong>en Auftrag, die jungen Menschen für ihre Verwendbarkeit<br />
in diesen Gesellschaft und heute vor allem in<br />
der Wirtschaft vorzubereiten oder brauchbar zu machen.<br />
Dafür sind sie geschaffen. Unsere PISA-Tests und Standardprüfungen<br />
verfolgen erkennbar dieses Ziel.<br />
1.1 Normierte Strukturen<br />
Ungeachtet aller Refomversuche bis hin zur Übernahme<br />
von Elementen der Reformpädagogik haben sich aber<br />
klassifizierten Strukturen der Schule als Ordnungs- und<br />
WIENER LEHRERZEITUNG | MÄRZ / APRIL 2008
Gestaltungsprinzipien durchgängig erhalten.<br />
Es spricht viel dafür, dass die Massenschule, die <strong>ein</strong>e<br />
flächendeckende staatliche Schule s<strong>ein</strong> muss, diese Strukturen<br />
nicht nur entwickelt, sondern fortsetzend auch<br />
begünstigt und stabilisiert.<br />
Eine genaue Betrachtung macht <strong>ein</strong> erschreckendes Defizit<br />
dieser Klassifikationsschule deutlich: es fehlt der Schüler<br />
als das bestimmende Subjekt in der Schule. Der Schüler<br />
kommt <strong>aus</strong>schließlich als Objekt, schärfer noch, als Teil des<br />
Systems vor. Er wird <strong>ein</strong>geordnet. Überspitzt <strong>aus</strong>gedrückt:<br />
Die Schule klassifiziert weitgehend die spätere gesellschaftliche<br />
Verortung des Einzelnen. Sie hält sie nicht<br />
offen. Sie legt sie fest. Die Festlegung geschieht durch die<br />
Bewertung des Wissens. Die Schule ist wesentlich zur<br />
Benotung und damit zur weiteren Klassifizierung da.<br />
"Warum gehst Du in die Schule? Damit ich geprüft werden<br />
kann …" sagt Törleß in Musils Roman.<br />
1.2 Veränderungsprozesse in der Schule.<br />
Es wäre <strong>ein</strong>e ideologisierende Ver<strong>ein</strong>fachung zu behaupten,<br />
die Schule wäre nur <strong>ein</strong> starrer, unbeweglicher<br />
Moloch zur Zuteilung von Lebenschancen. Unterhalb dieser<br />
klassifizierenden Strukturen hat sie sich stets den<br />
Erfordernissen der Gesellschaft und der Kinder angepasst.<br />
Sie beschäftigt sich mit Medien als diese die Kinder<br />
beschäftigte, sie adaptiert das informationstechnische<br />
Wissen als diese Fähigkeiten gesellschaftlich bedeutsam<br />
und lebensbestimmend wurden. Lehrer suchten neue<br />
Wege des Lernens, übernahmen reformpädagogische<br />
Modelle, wenn es galt, ihre Schüler besser auf <strong>ein</strong> erfolgreiches<br />
Lernen vorzubereiten, usw..<br />
II. INDIVIDUALISIERUNG<br />
(Dieses Kapitel ist auf der Homepage nachzulesen)<br />
III. SCHULE DER PERSON<br />
Selbst wenn es gelingt, den individualisierenden Tendenzen<br />
des modernen Lebensgefühls <strong>ein</strong> begrenzendes<br />
Moment des Gem<strong>ein</strong>samen entgegen zu stellen, bleibt die<br />
Frage, ob es <strong>aus</strong>reicht mit der Idee der methodischen<br />
Individualisierung <strong>ein</strong>e Schule zu gestalten, die den tiefergehenden<br />
Bedürfnissen nach Anerkennung, Achtung<br />
und Selbstvertrauen <strong>aus</strong>reichend Rechnung trägt.<br />
Wir müssen uns jenseits von Wissensstandards (traditionelle<br />
Schule) und individualisierenden, differenzierenden<br />
Methoden hin<strong>aus</strong> um <strong>ein</strong>e neue, die Schule inspirierende<br />
Idee umschauen. Alle bisherigen Modelle bezogen sich<br />
wesentlich auf die schulischen Strukturen, auf deren<br />
Methoden oder didaktische Umsetzungsprozesse. Mir sind,<br />
wenn wir die reformpädagogischen Modelle (Montessori,<br />
St<strong>ein</strong>er u.a.) außer Acht lassen, im staatlichen Schulwesen<br />
wenig oder k<strong>ein</strong>e Ideen bekannt, die das Kind in den Mittelpunkt<br />
und das Produkt des Kindes an der Peripherie<br />
angesiedelt hätten.<br />
Diesen Weg geht <strong>ein</strong>e Konzeption, die Frau Professor Dr.<br />
Gabriele Weigand in ihrem Buch "Schule der Person" vorstellt.<br />
Sie bezieht sich dabei auf den Zentralbegriff der<br />
abendländischen Anthropologie: die Person.<br />
WIENER LEHRERZEITUNG | MÄRZ / APRIL 2008<br />
In der antik-christlich-jüdischen Denkbetrachtung<br />
bezeichnet die Person das Wesen des Menschen, das durch<br />
Vernunft, Freiheit und Sprache <strong>aus</strong>gezeichnet ist. Aus der<br />
antiken Theaterwelt kommend, stand lat<strong>ein</strong>isch ‚persona'<br />
für die in <strong>ein</strong>er Rolle verkörperte Person, Eigenart und Personalität.<br />
Der lat<strong>ein</strong>ische Begriff ist vom griechischen ‚prosopon'<br />
abgeleitet, was Gesicht, Aussehen, Gestalt, Maske,<br />
Rolle, eben die Theater-Person bedeutet.<br />
Aus diesem Masken-Rollenverständnis geht <strong>ein</strong> Dreifaches<br />
hervor:<br />
1. Ich stehe immer mit anderen in <strong>ein</strong>er Beziehung (Spielrelation)<br />
und<br />
2. Ich stehe für <strong>ein</strong>e Rolle, d.h. ich habe <strong>ein</strong>e ganz eigene<br />
Bedeutung für das Gelingen des Ganzen.<br />
3. Zu beiden aber stehe ich in Distanz (Handeln auf <strong>ein</strong>er<br />
Metaebene, d.h. auf <strong>ein</strong>er Reflektionsebene). Ich kann<br />
diese Rolle variieren, verändern. Sie unterliegt m<strong>ein</strong>em<br />
Gestaltungsspielraum. Nur dem Menschen ist es vorbehalten,<br />
in dieser Weise für sich <strong>ein</strong>en eigenen Lebensentwurf<br />
zu entwerfen und zu gestalten.<br />
TITEL<br />
Diese Vorstellung vom Menschen als sich selbst bildendes<br />
Wesen sch<strong>ein</strong>t mir als Grundannahme für <strong>ein</strong> pädagogisches<br />
Konzept und das erzieherische Handeln von besonderem<br />
Vorzug zu s<strong>ein</strong>. Mit dem Prädikat Person bezeichnen<br />
wir nicht bestimmte (individualisierende) Eigenschaften,<br />
die dem Menschen zukommen oder nicht zukommen können,<br />
sondern m<strong>ein</strong>en<br />
<strong>ein</strong>en Menschen in<br />
s<strong>ein</strong>er umfassenen- ”Personalisierter Unterricht geht<br />
den Das<strong>ein</strong>sform mit vom Gegenüber - vom Kind <strong>aus</strong>.”<br />
Geist, Körper,<br />
Gefühlen, Kompetenzen,<br />
Eigenschaften,<br />
usw.<br />
Wenn das so verstandene Persons<strong>ein</strong> den Menschen <strong>aus</strong>macht,<br />
dann ist es von Anfang an das Maß der Erziehung<br />
und Bildung - und damit auch der Schule, sofern diese<br />
pädagogisch und nicht gesellschaftlich begründet<br />
wird.(Weigand)<br />
3.1.Was besagt dieser Begriff für <strong>ein</strong>en <strong>Pädagoge</strong>n?<br />
Schule ist so gesehen nicht die Addition von Wissen, die<br />
Akkumulation von Lernschritten, sondern zuerst <strong>ein</strong> elementarer<br />
Teil des Personwerdens. Der Philosoph Marcel<br />
spricht von Berufung zu sich selber. Er ist der Beitrag zum<br />
eigenen Erkennen (Marcel). Es wäre lohnend, den Beitrag<br />
der Schule zu diesem wesentlichen Erkenntnisprozess<br />
nachzuspüren.<br />
Persons<strong>ein</strong> ist anders als Individualist s<strong>ein</strong>, dialogisch verfasst<br />
(Böhm). Es ist immer relational. Die Kultivierung der<br />
Beziehungen zum Du, wie zum Es, ist <strong>ein</strong>e wesentliche<br />
Leistung der Person und damit auch Auftrag der Schule,<br />
wenn sie sich auch der Personwerdung (und nicht nur der<br />
Wissensvermittlung) verpflichtet fühlt.<br />
Die Person ist unverfügbar. Persons<strong>ein</strong> ist k<strong>ein</strong>e Sache oder<br />
Gegenstand, den man "in den Griff" bekommen kann, der<br />
mir gehört. Persons<strong>ein</strong> ist im Letzen unverfügbar. Es bleibt<br />
für die anderen "Geheimnis"<br />
7
TITEL<br />
8<br />
Wenn ich diese zugegebenermaßen sehr theoretischen<br />
Aussagen der Person noch <strong>ein</strong>mal auf den Begriff bringen<br />
wollte, so würde ich sie so fassen.<br />
Personwerden als LEBENSAUFGABE<br />
Der Mensch ist der AUTOR SEINES LEBENS<br />
Der Mensch steht in<br />
BEZIEHUNG und in VERANTWORTUNG<br />
Die UNVERFÜGBARKEIT der Person (Geheimnis).<br />
Diese Sätze zum Grundsatz der Schule zu machen bedeutet,<br />
Schule wieder den pädagogischen Ansprüchen aufzutun<br />
und gegen alle Fremdbestimmung und Verzweckung<br />
zu behaupten.<br />
Hier wird die Bruchstelle der zukünftigen Verständnisse<br />
von Schule sichtbar. Aus dieser Vorstellung <strong>ein</strong>er Schule<br />
"der Person" folgert k<strong>ein</strong>eswegs die Abschaffung der<br />
öffentlichen Schule und die Gründung <strong>aus</strong>schließlich privater<br />
Einrichtungen.<br />
Wohl aber folgert, wie wir im Folgenden sehen werden,<br />
<strong>ein</strong>e Selbstbeschränkung des Staates auf Rahmenbedingungen,<br />
Lehrpläne und Ordnungen, wie wir sie z. T. in den<br />
skandinavischen und angelsächsischen Länder vorfinden.<br />
Die zweite Vermutung oder Annahme, diese Focussierung<br />
der Schule auf das pädagogische Primat führt zum Verlust<br />
von Qualität, dürfte selbst unter dem Gesichtspunkt des<br />
Standarddenkens irrig s<strong>ein</strong>, wenn das Basiswissen, das<br />
alle zu erreichen haben, normativ angefordert wird.<br />
Augustinus sagt weiter: "Lernen ist nicht <strong>ein</strong> passives<br />
Empfangen, sondern <strong>ein</strong> aktives Fürwahrhalten, Fürwerthalten<br />
und Fürschönhalten; Lehren ist nicht <strong>ein</strong> Vermitteln<br />
von Kenntnissen und Inhalten, sondern der Anstoß zum<br />
Selber-Glauben und zu <strong>ein</strong>er Einsicht; "…überhaupt ist<br />
Erziehung nicht Fremdgestaltung, sondern Selbstgestaltung<br />
der Person durch Einsicht, Wahl und Entscheidung".<br />
3.2 Das Eigene als Ziel von Persons<strong>ein</strong><br />
Ich vermute, <strong>ein</strong> Initiationsweg zum Erwachsenen, der<br />
s<strong>ein</strong> Eigenes gefunden hat, bleibt k<strong>ein</strong>em in k<strong>ein</strong>em<br />
Lebensbereich erspart. Das Ergebnis aber ist der Schlüssel<br />
zu <strong>ein</strong>em neuen Lebens- oder Berufsverständnis. Auf den<br />
Schüler bezogen heißt dies: sich entdecken lernen mit s<strong>ein</strong>en<br />
Möglichkeiten und Grenzen. Auf den Lehrer bezogen<br />
heißt es vor allem, um<br />
sich selber wissen,<br />
”Wer führen will, muss sich zuvor um andere zu sich<br />
selbst erzogen haben”<br />
führen zu helfen..<br />
S<strong>ein</strong>e eigenen Stärken<br />
und Schwächen<br />
erkannt zu haben. Benedikt von Nursia sagt in s<strong>ein</strong>er<br />
Abtsregel: Wer führen will, muss sich zuvor selbst erzogen<br />
haben.<br />
Förderung ist in m<strong>ein</strong>em Verständnis viel weniger <strong>ein</strong>e<br />
Frage methodischer Raffinesse oder struktureller Besonderheiten.<br />
Es ist im eigentlichen Sinne das Zulassen des<br />
Eigenen in den Kindern, mit denen wir es zu tun haben.<br />
Lehrer, die sich in diesem Bereich engagieren, sind häufig<br />
Experten <strong>ein</strong>er gekonnten Unterrichtspraktik. Sie müssen<br />
mehr noch als dieses Experten s<strong>ein</strong>. Experten des Zulas-<br />
sens, Annehmens, der Bejahung s<strong>ein</strong>. Kinder bejahen,<br />
weil sie außergewöhnlich oder schräg sind, das ist nicht<br />
wenig. Es erfordert zuerst, mit s<strong>ein</strong>er eigenen Besonderheit<br />
im R<strong>ein</strong>en zu s<strong>ein</strong>.<br />
<strong>Korczak</strong> nannte s<strong>ein</strong>e Kinder/Schüler häufig "m<strong>ein</strong>e Eigenen".<br />
Das ist <strong>ein</strong>e ambivalente, auch falsche Bezeichnung.<br />
Sie sind eigen und gehören sich doch oft, häufig sogar,<br />
noch nicht selbst. Sie vergleichen sich, erleben sich<br />
abweichend, erfahren sich anders oder nicht ganz dazugehörig,<br />
erleiden sich deswegen. Sie sind "auffällig". Auch<br />
dieses Wort entbehrt nicht <strong>ein</strong>er interessanten Ambivalenz.<br />
(Auffällig geworden s<strong>ein</strong> ist etwas anderes als auffallen,<br />
her<strong>aus</strong>ragen <strong>aus</strong> der Menge.)<br />
Wenn ich mit Ihnen in diesem Sinne arbeite erlebe ich<br />
Ähnliches. Ich gehöre mir nicht mehr, wie ich mir lange<br />
Jahrzehnte als Lehrer "gehört" habe, weil ich m<strong>ein</strong>e Prinzipien<br />
und m<strong>ein</strong>e Verhaltensmuster als Lehrer "durchzusetzen"<br />
gewohnt war. Personalisierender Untericht geht<br />
wesentlich vom Gegenüber, vom Kind <strong>aus</strong>. Das fordert<br />
etwas anderes als die Durchdringung der Klasse mit m<strong>ein</strong>en<br />
Erwartungen.<br />
Im Kontext unserer Schulen, die bestimmt sind von den<br />
schon beschriebenen Mustern: Klasse, Gleichheit, Nachahmung,<br />
Belohnung des guten Nachahmens werde ich selbst<br />
auffällig.<br />
Genau hier ist auch die Sollbruchstelle des Neuen, vielleicht<br />
sogar der erneuerten Schule der Zukunft. Aber<br />
genau in diesem Wartezustand zwischen "so war es" und<br />
"so könnte es <strong>ein</strong>mal s<strong>ein</strong>" (dem Theologen fällt hier die<br />
theologische Chiffre vom kommenden Reich Gottes <strong>ein</strong>,<br />
<strong>ein</strong> superber Vergleich!) ersch<strong>ein</strong>t die Matuya der neuen<br />
Identität m<strong>ein</strong>er Lehrerrolle, jener Ton an Eigenartigkeit,<br />
in dem auch die Frage <strong>ein</strong>e Antwort finden kann: Was soll<br />
ich, der ich so bin?<br />
Dieser Prozess der Randhaftigkeit macht mir mehr und<br />
mehr auch buchstabierbar, worin der Kern des Christlichen<br />
im Lehrerberuf und in unseren Schulen offenbar<br />
werden könnte. In der Annahme des Eigenen, in der auf<br />
diese Weise akzeptierten Personalität, die ja auch <strong>ein</strong>e<br />
Schöpfungseigenheit ist, liegt die Berufung, wenn wir dieses<br />
große Wort dafür in Anspruch nehmen wollen. Und<br />
Berufung hat mit Evocation zu tun, her<strong>aus</strong>rufen. Auch hier<br />
tauchen wieder die Anklänge <strong>aus</strong> den biblischen Heilungswundern<br />
auf. Komm her<strong>aus</strong> <strong>aus</strong> d<strong>ein</strong>er Blindheit! So<br />
gesehen ist der Lehrer immer schon, ich denke an das<br />
sokrateische Prinzip der Hermeneutik <strong>ein</strong> Lockender, nicht<br />
<strong>ein</strong> prophetisch Hinr<strong>ein</strong>brüllender.<br />
Was würde geschehen, wenn wir dem Eigenen, der Personalität<br />
in unserem Lehrerhandeln und Schulgestalten<br />
<strong>ein</strong>en besonderen Rang <strong>ein</strong>räumen wollten? Wenn das<br />
Eigene, die besondere Lösung <strong>ein</strong>en höheren Rang erhielte<br />
als das Nachgesagte und Nachgetane, wenn das Lernen<br />
des Einzelnen, s<strong>ein</strong> Tempo und s<strong>ein</strong>e Leistungshöhe <strong>ein</strong>e<br />
Überlegung wert wäre im Prozess der Normschule. Dann<br />
könnte <strong>ein</strong>e Kultur entstehen, von der ich manchmal träume,<br />
in der die Unterschiedlichkeit der Menschen als Chance,<br />
als Reichtum gar und nicht als Bedrohung erfahren<br />
werden könnte. Allerdings auf <strong>ein</strong>e andere Weise anstrengend<br />
wird diese Schule werden.<br />
WIENER LEHRERZEITUNG | MÄRZ / APRIL 2008
Ich glaube daran, das die Unterschiedlichkeit mit ihren<br />
Spannungen und Provokationen nicht nur <strong>ein</strong>e dialektische<br />
oder aggressive Kraft ist, sondern die Ermöglichung<br />
<strong>ein</strong>es sinnstiftenden Mit<strong>ein</strong>danders.<br />
3.3. Praktische Konsequenzen<br />
Das Personprinzip als Grundlage der Schule anzunehmen<br />
bedeutet, dass die menschliche Person der Maßstab der<br />
Erziehung und Bildung und das Prinzip von schulischer<br />
Praxis ist. Dieses Prinzip steht außerhalb der Gesellschaft,<br />
auch außerhalb des Individuums. Schulische Pädagogik<br />
beruht dann wohl zum ersten Mal auf dem Eigenrecht der<br />
Person und ihrer Bestimmung. Der Mensch würde das Maß<br />
der Bildung (Weigand) s<strong>ein</strong>. Er könnte zum Maßstab für<br />
alle Entscheidungen, unabhängig von Moden oder politischen<br />
Strömungen, unabhängig von Interessen oder Neigungen<br />
werden. Wenn "der Grund menschlichen Erkennens<br />
und Handelns" in der menschlichen Selbsttätigkeit<br />
und in der Eigenverantwortung der Person liegt, dann<br />
muss sich der Schüler mit dem zu Lernenden nicht zum<br />
Zweck der Reproduktion und Benotung, sondern zum<br />
Zweck <strong>ein</strong>er bewussten Aus<strong>ein</strong>andersetzung und Verantwortung<br />
<strong>aus</strong><strong>ein</strong>andersetzen.<br />
* Reflexionsschritt als substanzieller Teil des Unterrichts<br />
(Reflektionsportfolio, Lerntagebuch, Diskurs, u.a)<br />
* Schulische Bildung ist mehr als Wissen. Die Frage der<br />
Werte, in <strong>ein</strong>er personalen Schule, ist zentral.<br />
* Bedeutung von Religion, Kunst und Gestaltung als kreative<br />
Aus<strong>ein</strong>andersetzung mit Themen und Inhalten.<br />
Selbstständigkeit des Denkens ist <strong>ein</strong> elementares Signum<br />
der Person. Das Prinzip Eigenständigkeit hat Vorrang vor<br />
der Reproduktion. Kreativität ist <strong>ein</strong> höherer Wert als die<br />
Wiedergabe.<br />
* Leistungsmessung, Philosophie (Denken lernen), offene<br />
Diskussionszirkel<br />
Schule der Person muss allen Kindern gleichermaßen<br />
gerecht werden. Den Sonderschüler gibt es nicht und nicht<br />
den Hochbegabten.<br />
* Klärung von Basiswissen und fakultativem Erweiterungswissen<br />
Die Eigenständigkeit jedes Schülers erfordert <strong>ein</strong>e differenzierte<br />
Förderung,<br />
* Anerkennungskultur (differenzierte) entwickeln<br />
Die Autorenschaft des eigenen Lebens bedeutet auch die<br />
Verantwortungsbereitschaft zu stärken.<br />
3.4 Nachhaltigkeit und Übergang<br />
Wir haben uns daran gewöhnt, von Strukturen und Produkten,<br />
von anwendbaren Methoden, kurz in den Kategorien<br />
von Funktionalität und Praktikabilität unsere Schulwirklichkeit<br />
zu denken. So große Begriffe wie Personalität<br />
oder schon Individualisierung schrecken uns, weil wir<br />
noch nicht wissen, wie wir sie gestalten sollen.<br />
Die wesentliche Frage am Beginn <strong>ein</strong>es Weges in unseren<br />
Schulen ist zuerst nicht, wie gestalte ich, wie forme ich,<br />
wie strukturiere ich m<strong>ein</strong>e Schule mit all dem Wissen und<br />
den Möglichkeiten, die solche Begriffe in sich bergen.<br />
Die wichtigere Frage, sozusagen die Initiation in <strong>ein</strong>en<br />
fruchtbaren Weg ist die Frage: Wer bin ich, und was kann<br />
WIENER LEHRERZEITUNG | MÄRZ / APRIL 2008<br />
ich, weil ich so bin, für uns und unsere jungen Menschen<br />
tun? Was sollen sie durch mich und mit mir besonders lernen<br />
(im weitesten Sinne dieses Begriffes)? Diese Frage ist<br />
für Lehrer eher provokativ, weil ungewöhnlich. Wir haben<br />
Lehrpläne und methodisches Handwerkszeug, rechtliche<br />
Vorgaben und Leistungskontrollen. Wir wissen, was wir zu<br />
tun haben. Wissen wir immer auch, wozu wir es tun?<br />
Hier berühren wir den sensibelsten Punkt unserer Schulen.<br />
Die personale Distanz zwischen Lehrern und Schülern <strong>aus</strong><br />
Zeitmangel, <strong>aus</strong> Unsicherheit, <strong>aus</strong> Überforderung, wegen<br />
<strong>ein</strong>es professoralen Lehrerbilds u. a. ist das eigentliche<br />
Dilemma unserer Schulen, nicht die fachliche oder methodische<br />
Antiquiertheit. Seit Jahren bemühen wir uns in der<br />
Lehrerfortbildung um Methodik, um Fachwissen und Organisation.<br />
Seit Jahren verweigern wir dem Kern der Schulen,<br />
der Person des Lehrers s<strong>ein</strong>en Platz in der Aufmerksamkeit<br />
der Schulverwaltungen. Die Angst, es könnte psychologisch<br />
werden, die Angst, ich könnte als Person ins<br />
Spiel kommen, verhindert, dass wir uns der Frage der Personwerdung<br />
unserer jungen Menschen stellen und stellen<br />
können. Wir leben auch in den Schulen und nicht nur in<br />
der Gesellschaft in <strong>ein</strong>em Raum der personalen Tabuisierung<br />
unserer existenziellen Entscheidungen und Werthaltungen.<br />
Die Seele, nicht nur das Gesicht <strong>ein</strong>er Schule sind die Lehrer<br />
und Lehrerinnen. Wir spüren, dass sie in Zukunft weniger<br />
der Hort des Wissens als die Führer durch das Wissen<br />
sind. Wenn die Verlage und ihre Publikationen wichtiger<br />
als die Lehrer, die mediale Ausstattung teurer als die Lehrer,<br />
die formalen Tätigkeiten der Lehrer mehr Zeit beanspruchen<br />
als die Gespräche mit ihren Schülern, dann<br />
haben wir in der Tat <strong>ein</strong>e Schulkrise. Ich wollte k<strong>ein</strong>e Standespredigt,<br />
aber auch k<strong>ein</strong>e Schul - oder Gesellschaftsanalyse<br />
verabreichen als wüsste ich, was wir zu wollen<br />
haben. Was ich habe, ist <strong>ein</strong>e Vision, der man sich beim<br />
Bergsteigen nur langsam nähern kann. Übermorgen sind<br />
wir nicht viel weiter, aber wir haben <strong>ein</strong> Ziel. Das Ziel für<br />
mich ist <strong>ein</strong>e Schule, in der das Menschwerden wieder<br />
möglich wird.<br />
IV. SCHLUSS<br />
Die Schule der Person hebt die Schule nicht auf, sie schafft<br />
Raum für den Einzelnen. Sie geht nicht davon <strong>aus</strong>, Standards<br />
zu erfüllen, sondern gibt Anregungen, sich als Person<br />
mit Wissen und Fähigkeiten wahrzunehmen und zu<br />
entfalten. Sie begrenzt die Einflussnahme auf die Schule<br />
und macht den Lehrer zum Begleiter des personalen Prozesses.<br />
Ihr ist Wissen und dessen Bedeutung wichtig, aber<br />
nicht all<strong>ein</strong> bedeutsam. Sie ist <strong>ein</strong>e Vision. Ihr sich langsam<br />
zu nähern bedeutet, wieder Schule vom Kind <strong>aus</strong> zu<br />
denken und das heißt pädagogisch zu werden.<br />
OStD Armin Hackel<br />
Direktor des Deutschh<strong>aus</strong>-Gymnasiums<br />
in Würzburg<br />
Der abgedruckte Text entstammt dem Vortragsmanuskript<br />
und musste gekürzt werden. Das<br />
gesamte Manuskript kann unter www.clw.at<br />
nachgelesen werden.<br />
TITEL<br />
9
AUSSCHREIBUNG<br />
10<br />
Ausschreibung<br />
Der Schulerhalter, die Österreichische Provinz der Kongregation<br />
der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz<br />
von Paul in Wien – Gumpendorf schreibt die<br />
L E I T E R S T E L L E<br />
an der katholischen Kooperativen Mittelschule / Privat-<br />
Hauptschule m.Ö.R. St.Marien 1060 Wien, Liniengasse 21<br />
zur Neubesetzung ab 1. September 2008 <strong>aus</strong>.<br />
Bewerbungsvor<strong>aus</strong>setzungen:<br />
Nach den Vorstellungen des Schulerhalters soll der<br />
Leiter/die Leiterin <strong>ein</strong>e dynamische christlich geprägte<br />
Persönlichkeit mit <strong>aus</strong>geprägtem sozialem Interesse s<strong>ein</strong>,<br />
der die religiöse Erziehung <strong>ein</strong> besonderes Anliegen ist<br />
und die bereit ist, ab 01. Sept. 2008 unsere Kooperative<br />
Mittelschule / Privat-Hauptschule pädagogisch und organisatorisch<br />
zu führen. Auch die Leitung des an die Schule<br />
angeschlossenen Hortes gehört zu s<strong>ein</strong>em / ihrem Aufgabenbereich.<br />
St. Marien führt im selben H<strong>aus</strong> auch <strong>ein</strong>e Volksschule mit<br />
angeschlossenem Hort und steht in lebendiger Kooperation<br />
mit dem ordenseigenen Kindergarten im Mutterh<strong>aus</strong>.<br />
Anforderungsprofil<br />
Neben der gesetzlich geforderten Qualifikation erwarten<br />
wir:<br />
* Freude am Lehrberuf und Überzeugung von der Bedeutung<br />
gerade dieser Schulform<br />
* Leitungskompetenz, Teamfähigkeit und Einsatzbereitschaft<br />
* Identifikation mit den Zielen des Schulerhalters:<br />
Bemühen um <strong>ein</strong>e Lebensgestaltung gemäß dem<br />
christlichen Welt- und<br />
Menschenbild, an der sich Kinder und Jugendliche<br />
orientieren können<br />
Verständnis von Unterricht und Erziehung als<br />
ganzheitlicher Bildungsarbeit<br />
besondere Sorge um die Benachteiligten und<br />
Bedürftigen<br />
* Gute Zusammenarbeit mit dem Schulerhalter, mit allen<br />
Führungskräften im H<strong>aus</strong> und mit den Schulpartnern<br />
* Kooperativer, demokratischer Führungsstil und persönliches<br />
Engagement<br />
* Sensibilität im Umgang mit Menschen und Gruppen<br />
* Ideenreichtum für die Weiterentwicklung der Kooperativen<br />
Mittelschule / HS<br />
* Interesse an umfassender Weiterbildung auch im<br />
Bereich des Schulmanagements<br />
* Erfahrung in der Koordination von nationalen und<br />
internationalen Schulprojekten<br />
Aufgabenbeschreibung<br />
Von den Verpflichtungen, die das Schulgesetz für die Leitung<br />
<strong>ein</strong>er Kooperativen Mittelschule / Privat-Hauptschule<br />
vorschreibt, abgesehen, hat der/die Leiter(in) folgende<br />
Aufgaben:<br />
Er/Sie ist dem Schulerhalter (der Provinzleitung) und der<br />
H<strong>aus</strong>leitung gegenüber verantwortlich und nimmt an den<br />
Besprechungen, die die Schule betreffen aktiv teil.<br />
Er/Sie trägt zu <strong>ein</strong>em konstruktiven Klima bei in allen<br />
Bereichen, die die Schul- und Erziehungsarbeit betreffen.<br />
Er/Sie pflegt den Kontakt zu allen anderen Leitern und Leiterinnen<br />
in unserem H<strong>aus</strong>, Kindergarten und Hort, zu den<br />
ReligionslehrerInnen, zur H<strong>aus</strong>oberin und zur Schulpfarre.<br />
Er/Sie bemüht sich um <strong>ein</strong>en guten Kontakt zum Elternver<strong>ein</strong>.<br />
Er/Sie hat Mitspracherecht bei der Auswahl von Lehrern.<br />
Er/Sie ist hauptverantwortlich für die Durchsetzung der<br />
Erziehungsziele an der KMS / PHS.<br />
Er/Sie trägt die Hauptverantwortung für die Aufnahme und<br />
Entlassung von Schülerinnen und Schülern im Bereich der<br />
KMS / PHS.<br />
Er/Sie ist bereit, sich auch über die üblichen Dienstverpflichtungen<br />
hin<strong>aus</strong> zu engagieren.<br />
Er/Sie verwaltet das zur Verfügung gestellte Budget.<br />
Bewerbungsschreiben sind mit den üblichen Unterlagen<br />
an die Generaloberin Sr. Sigharda Leitner, Generalat der<br />
Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul, 1060<br />
Wien, Gumpendorferstraße 108 zu richten.<br />
Dem Bewerbungsschreiben sind beizulegen:<br />
Ein handgeschriebener Lebenslauf, der insbesonders Ausbildungsgang<br />
und beruf liche Tätigkeit lückenlos aufweist,<br />
Geburtsurkunde und Taufsch<strong>ein</strong>, Heiratsurkunde und<br />
Trauungssch<strong>ein</strong>, Geburtsurkunde(n) und Taufsch<strong>ein</strong>(e) des<br />
Kindes (der Kinder), Staatsbürgerschaftsnachweis, Reifeprüfungszeugnis,<br />
Lehramtsprüfungszeugnis für Hauptschulen<br />
und letzte Beurteilung. Sonstige Verwendungsund<br />
Befähigungsnach weise, Meldezettel, priesterliche<br />
Empfehlung, Passfoto, Telefonnummer.<br />
Termine:<br />
Ende der Bewerbungsfrist: 14. März 2008<br />
Vorgespräch: Ende März – Anfang April<br />
(nach telefonischer Ver<strong>ein</strong>barung)<br />
Hearing: 2. Aprilhälfte<br />
WIENER LEHRERZEITUNG | MÄRZ / APRIL 2008
Die Transaktions-Analyse<br />
Die Transaktionsanalyse (TA) ist <strong>ein</strong>e Theorie der menschlichen<br />
Persönlichkeit und zugleich <strong>ein</strong>e Richtung der Psychotherapie,<br />
die darauf abzielt, sowohl die Entwicklung<br />
als auch die Veränderung der Persönlichkeit zu fördern.<br />
Transaktionen und Kommunikationsprozesse werden<br />
untersucht und analysiert, mit dem Ziel unproduktive<br />
Gesprächsverläufe zu stoppen und Beziehungen erfolgreich<br />
zu gestalten. Im pädagogischen Bereich bietet sie<br />
Anregungen, Lernsituationen so zu gestalten, dass sie zur<br />
ganzheitlichen Bildung und Entwicklung der Persönlichkeit<br />
beitragen. Die TA wurde vom Psychiater Eric Berne<br />
(1910-1970) begründet und seitdem weltweit weiter entwickelt<br />
und <strong>aus</strong>gebaut.<br />
Sie b<strong>ein</strong>haltet:<br />
+ Theorie der menschlichen Persönlichkeit<br />
Ich-Zustandsmodell<br />
+ Kommunikationstheorie<br />
Analyse von Transaktionen<br />
Analyse von Organisationen und Systemen<br />
+ Entwicklungstheorie - Lebensskript<br />
+ Theorie der Psychopathologie<br />
LEITPRINZIPIEN DER TA-PRAXIS<br />
* Vertragsmethode<br />
* Entscheidungstheorie<br />
* Kommunikation ist frei und offen<br />
* Klient und Berater sind gleichwertig<br />
* Feldorientierung - Einteilung in 4 Bereiche<br />
A) Therapie<br />
B) Beratung<br />
C) Pädagogik und Erwachsenenbildung<br />
D) Organisation<br />
DIE GRUNDÜBERZEUGUNGEN IN DER TA<br />
* Menschen sind in Ordnung<br />
* Jeder hat die Fähigkeit zum Denken<br />
* Der Mensch entscheidet über s<strong>ein</strong> Schicksal und kann<br />
s<strong>ein</strong>e Entscheidungen auch ändern<br />
* Die Grundlage für jede Arbeit ist <strong>ein</strong> Vertrag<br />
* Die Kommunikation ist frei und offen<br />
WOZU UND WIE NÜTZT TA DEM PÄDAGO-<br />
GEN ODER ERWACHSENENBILDNER?<br />
Transaktionsanalytische Konzepte und Modelle b<strong>ein</strong>halten<br />
die Möglichkeit, komplexe Situationen im beruflichen und<br />
privaten Alltag zu analysieren, sie zu verstehen und sie<br />
entweder im vorhin<strong>ein</strong> zu planen, sie in der Gegenwart<br />
bewusst zu gestalten oder sie im nachhin<strong>ein</strong> zu reflektieren.<br />
Zusätzlich bietet die Transaktionsanalyse <strong>ein</strong> Persönlichkeits-<br />
und Entwicklungsmodell sowie <strong>ein</strong>e Kommunikationstheorie.<br />
Alle Modelle sind <strong>ein</strong>erseits leicht und schnell zu verstehen<br />
WIENER LEHRERZEITUNG | MÄRZ / APRIL 2008<br />
und anzuwenden, andererseits aber so vielschichtig und<br />
facettenreich, dass die Beschäftigung mit ihnen auch nach<br />
langer Dauer - bei mir sind es immerhin bereits sieben<br />
Jahre -immer noch Neues entdecken lässt. Sie können<br />
unabhängig von<strong>ein</strong>ander <strong>ein</strong>gesetzt werden, sind aber<br />
gleichzeitlich inhaltlich mit<strong>ein</strong>ander vernetzt.<br />
Die Ausbildung zum Transaktionsanaly tiker ist international<br />
anerkannt und re glementiert sowie in verschiedene<br />
Levels ge gliedert. Sie findet berufsbegleitend statt und<br />
wird mit <strong>ein</strong>er schriftlichen Projektar beit und <strong>ein</strong>er <strong>aus</strong>führlichen<br />
mündlichen Prüfung abgeschlossen.<br />
Wo und wie, nun ganz konkret, ist Transaktionsanalyse für<br />
Lehrende aller Alters- und Schularten, Trainer und<br />
Erwachsenenbildner hilfreich? Was bietet sie Besonderes,<br />
das sie von anderen Richtungen unterscheidet? Wo und<br />
wann kann sie im Bildungsbereich <strong>ein</strong>gesetzt werden?<br />
Egal, ob <strong>ein</strong> Lehrender TA kennt oder nicht, egal, ob er es<br />
beabsichtigt oder nicht, er bewirkt mit s<strong>ein</strong>em Verhalten<br />
Veränderungen, setzt Prozesse in Gang und wirkt auf die<br />
Lernenden und ihre Entwicklung <strong>ein</strong>. Das heißt, er setzt<br />
somit Aktionen, die mit TA-Begriffen erklärbar und transparent<br />
zu machen sind.<br />
Das bedeutet für mich, dass die Kenntnis von TA-Konzepten<br />
zu <strong>ein</strong>er höheren Bewusstheit darüber führt, wie<br />
Kommuni kation und Lernprozesse ablaufen, was ich im<br />
Anderen bewirke, bewirken kann, aber auch wo die Grenzen<br />
m<strong>ein</strong>er Wirk samkeit sind. Umgekehrt werden die Wirkungen<br />
und Einladungen zu <strong>ein</strong>em bestimmtem Verhalten<br />
und Reaktionen m<strong>ein</strong>es Gegenübers an mich deutlich. Die<br />
Transaktionsanalyse nennt diese Prozesse Enttrübung und<br />
Abgleichen des Bezugsrahmens. Ich sehe somit für alle<br />
Berufsgruppen drei Bereiche, die gleich gewichtet sind<br />
und zum Gelingen der Professionalität beitragen:<br />
Diese Bereiche betreffen <strong>Pädagoge</strong>n und Erwachsenenbildner<br />
gleichermaßen, sind also unabhängig vom Alter<br />
der Lernenden oder Klienten. Das bedeutet: Grundsätzlich<br />
sind alle Konzepte für jede Altersstufe <strong>ein</strong>setzbar. Was je<br />
nach Entwicklungsstand variiert, ist die verwendete Sprache<br />
und die Zielsetzung, die den jeweiligen Entwicklungstand<br />
berücksichtigen wird.<br />
1. DER NUTZEN FÜR DIE EIGENE PERSON<br />
UND DIE EIGENE PERSÖNLICHKEITSENT-<br />
WICKLUNG<br />
Lehrende benötigen <strong>ein</strong> hohes Maß an Selbstbewussts<strong>ein</strong><br />
und die Fähigkeit, spontan und lösungsorientiert zu han -<br />
deln. Autonomie zu erreichen ist <strong>ein</strong>e der Kernannahmen<br />
der TA-Selbsterfahrung.<br />
Die Aus<strong>ein</strong>andersetzung mit der eigenen Gewordenheit,<br />
den eigenen Stärken, Schwächen, Möglichkeiten und<br />
Beschränkungen gelingt mit dem Erfor schen der eigenen<br />
Lernbiographie und dem eigenen Skript. Die eigenen<br />
Hand lungsspielräume werden durch Kenntnis von Trans-<br />
FÜR DIE PRAXIS<br />
11
FÜR DIE PRAXIS<br />
12<br />
aktionen, Zeitstrukturierung und Spielanalyse vergrößert.<br />
Das Konzept der Ich-Zustände (Struk turanalyse) ermöglicht<br />
Wissen um die eigene Persönlichkeitsstruktur und die Wirkung,<br />
die die eigene Person auf die Mitmenschen hat<br />
(Funktionsmodell).<br />
2. DER NUTZEN FÜR DEN LERNENDEN<br />
Er wird von Beginn an als gleichberech tigter Partner ernst<br />
genommen: +/+ Haltung. Die TA besitzt <strong>ein</strong> eigenes Ent -<br />
wicklungsmodell für Kinder und Erwach sene, das <strong>ein</strong> individuelles<br />
Eingehen und Rücksicht nehmen auf den jeweiligen<br />
Entwicklungsstand ermöglicht. Vertragsarbeit als <strong>ein</strong><br />
weiterer zentraler Faktor in der TA-Arbeit lädt den Lernen -<br />
den von Beginn an zur Mitgestaltung der Lernprozesse und<br />
dem Ausüben von autonomer Selbststeuerung im jeweils<br />
möglichen Rahmen <strong>ein</strong>. Spiele und Symbiosen werden<br />
somit verhindert oder vermindert. Konflikte und Schwierigkeiten<br />
kön nen mit Hilfe des Dramadreieckes, der Spielanalyse<br />
und der Arbeit mit der Abwertungstabelle analysiert<br />
und auf gelöst werden. Passives Verhalten wird konfrontiert<br />
und hinterfragt. Besonderes Merkmal der TA ist<br />
die ex plizit formulierte Ethik, die m<strong>ein</strong>es Wis sens in k<strong>ein</strong>er<br />
anderen Therapie- oder Arbeitsform so klar <strong>aus</strong>gedrückt<br />
wird. In Verbindung mit den Grundannahmen der TA (alle<br />
Menschen sind all<strong>ein</strong>e auf Grund ihres Menschs<strong>ein</strong>s zu<br />
achten und zu respektieren, jeder Mensch kann denken,<br />
jeder Mensch kann sich verändern und eigene Entscheidungen<br />
treffen) und dem sehr spezifischen und <strong>aus</strong> -<br />
gefeilten Modell der Skriptentstehung, können <strong>ein</strong>engende<br />
Skriptmuster und Einschärfungen aufgelöst werden<br />
oder werden zumindest nicht mehr weiter ver stärkt.<br />
3.NUTZEN IM LERN- UND<br />
BEZIEHUNGSBE REICH<br />
Die Transaktionsanalyse definiert ge naue Bedingungen,<br />
unter denen Ent wicklung und Lernen begünstigt werden:<br />
+/+ Haltung, PPP ( Protection, Permis sion, Potency), 50/50<br />
Regel, das heißt gem<strong>ein</strong>same Verantwortung des Lehren -<br />
den und Lernenden für das Gelingen der Arbeitsbeziehung,<br />
klare Verträge, was wann wo gelernt und erarbeitet<br />
werden soll und <strong>ein</strong> genaues Diagnose- und Interventionsinstrumentarium,<br />
sowie Beiträge zur Gruppenentwicklung.<br />
VERANSTALTUNG<br />
TRANSAK TIONS-ANALYSE<br />
<strong>ein</strong> erster Einblick<br />
Zusammenfassend m<strong>ein</strong>e ich, TA kann in zentralen Bereichen<br />
der Pädagogik und Erwachsenenbildung umfassend<br />
<strong>ein</strong>gesetzt werden. Sie liefert für den pä dagogischen<br />
Bereich Konzepte, die das Erreichen von Selbst-, Sozialund<br />
Fach kompetenz, den drei Hauptforderungen im österreichischen<br />
Lehrplan, entspre chen.<br />
Auf die Erwachsenenbildung bezogen sehe ich <strong>ein</strong>en klaren<br />
Zusammenhang zu den drei Bereichen der Autonomie:<br />
Bewusstheit, Spontanität und Intimität, die implizit Kernpunkt<br />
jedes Lernens und jeder Veränderung sind.<br />
Im Sinne der Entscheidungsfreiheit wird jeder Lehrende<br />
selbst wählen, wann und wie intensiv er sich mit TA-<br />
Modellen be schäftigt und in s<strong>ein</strong>er Arbeit <strong>ein</strong>setzt.<br />
Donnerstag, 8. April 2008 - 18.00 Uhr<br />
Ver<strong>ein</strong>sheim<br />
1010 Wien; Stephansplatz 5<br />
Dr. Sylvia Schachner<br />
WIENER LEHRERZEITUNG | MÄRZ / APRIL 2008
Das KidsWeb<br />
- unser pädagogisches<br />
Sorgenkind<br />
Das KidsWeb wird - seit dem Ausscheiden der pädagogischen<br />
Mitarbeiter - nur mehr alibimäßig betreut. Für den<br />
Unterricht ist es mittlerweile unbrauchbar geworden.<br />
Die Seiten sind oft nicht mehr aktuell:<br />
Die "närrische Faschingszeit" wird - als Top-<br />
Story - noch <strong>ein</strong>e Woche nach dem Faschingssonntag<br />
angekündigt ....<br />
Wenn man das Rezept für <strong>ein</strong> Würstelgulasch<br />
sucht, findet man: "The requested URL was not<br />
found on this server."<br />
Immer wieder finden sich Rechtschreibfehler,<br />
z.B. in den Rezepten (Hot Dogs: ".. wenn du<br />
nicht allzuviel von den Sossen r<strong>ein</strong>gibst, rinnt<br />
dir das ganze nicht bei jedem Bissen durch die<br />
Finger"; Süsses warm genießen: heisse Köstlichkeiten,<br />
Marillensouffle: zum befetten, am<br />
Besten, ...) oder bei Suchmaschinen für Kinder:<br />
Hilfe - Stark im Netz: ... auf etwas stösst ) oder<br />
bei den Sagen (Beim lieben Augustin heißt es:<br />
Viel Spass - das tut doch richtig weh!)<br />
Immer wieder findet man Seiten, die selbst für<br />
Erwachsene nur schwer zu lesen sind, z.B. bei<br />
den Bundesländern, die man über "Stadt-Land" erreicht:<br />
Jedes Bundesland wird in elendslangen Textpassagen<br />
beschrieben, nicht <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>ziges Bild lockert die Seite auf<br />
und Links mit Querverweisen gibt es nur ganz selten.<br />
Lange, verschachtelte Sätze mit vielen Beistrichen<br />
erschweren das Lesen zusätzlich; Formatierungsfehler wie<br />
z.B. fehlender Abstand nach Satzzeichen oder überflüssiger<br />
Abstand vor <strong>ein</strong>em Satzzeichen (Burgenland: "... Reisepaß<br />
spazieren gehen kannst .") erschweren das Lesen<br />
zusätzlich.<br />
Die Sehenswürdigkeiten Wiens z.B. werden in <strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>zigen<br />
(über 20 Zeilen langen Absatz) beschrieben: Nationalbibliothek,<br />
Prater, Donauinsel, U-Bahn .... ,- alles<br />
ohne optische Gestaltung und ohne <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>ziges Bild.<br />
Auch viele andere Seiten sind sehr holprig gestaltet, z. B.<br />
bleibt die Seite "Die Welt von A-Z" immer in <strong>ein</strong>er vor<strong>ein</strong>gestellten<br />
aber zu kl<strong>ein</strong>en Größe, die weiterführenden<br />
Seiten werden ebenfalls in <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Bildschirm<strong>aus</strong>schnitt<br />
geöffnet.<br />
Immer wieder findet man Schönheitsfehler: Du / D<strong>ein</strong> wird<br />
manchmal groß, dann wieder kl<strong>ein</strong> geschrieben; auf<br />
manchen Seiten werden Textteile, die gar k<strong>ein</strong>e Links sind,<br />
unterstrichen; der Blocksatz in schmalen Spalten (z.B.<br />
beim "Medien Mix") ist scheußlich; Sonderzeichen fehlen<br />
bzw. sind manchmal eigenwillig geschrieben<br />
(gr&Aouml;ßte soll wohl "größte" heißen) ....<br />
HD Bernhard H<strong>ein</strong>isch<br />
WIENER LEHRERZEITUNG | MÄRZ / APRIL 2008<br />
Lehrer-S<strong>ein</strong><br />
als Berufung<br />
Die Schule von morgen: Der Pisa-Test macht das Thema<br />
europaweit zum Thema Nummer <strong>ein</strong>s. Gestern sagte mir<br />
die Gründerin <strong>ein</strong>er katholischen Schule in Warschau, dass<br />
sie seit neuestem ihre Lehrerkandidaten eher in Kl<strong>ein</strong>städten<br />
sucht. In diesen<br />
kl<strong>ein</strong>en Orten sei es <strong>ein</strong>facher,<br />
"echte Berufung"<br />
unter den Kandidaten zu<br />
finden.<br />
"Berufung” - <strong>ein</strong> altmodischer<br />
Begriff. Nach der<br />
Phase der Faszination von<br />
E-Learning, Teamwork und<br />
neuen Lernmethoden,<br />
steht in fast allen Ländern<br />
Europas der Lehrer wieder<br />
im Mittelpunkt der Debatte.<br />
Er kehrt aber in <strong>ein</strong>e<br />
andere Welt zurück: die<br />
des Internet und noch<br />
mehr, die von Google,<br />
dank der Schüler problemlos<br />
zu Informationen herankommen,<br />
oftmals<br />
schneller als ihre Lehrer.<br />
Jene, die nur Informationen und Daten übermitteln und<br />
abprüfen, verlieren den Boden unter den Füßen. Aber die<br />
besten Lehrer verstanden es doch immer, neben dem Wissen<br />
auch Werte, Lebensorientierung und Charakterstärke<br />
zu vermitteln, ohne dabei langweilig und autoritär zu wirken.<br />
Ich glaube, dass zur Berufung die Freude an solcher Arbeit<br />
gehört. Es war eben noch nie zuvor so kompliziert, diese<br />
Rolle <strong>aus</strong>zufüllen. Der Schüler bekommt in der Konsumgesellschaft<br />
viele alternative Lebenswege "attraktiv verpackt"<br />
angeboten. Der Lehrer soll <strong>ein</strong>en besonders<br />
idealis tischen und arbeitsintensiven Weg aufzeigen. Doch<br />
die ehemals klare Unterstützung der intakten Familie<br />
erhält er kaum noch.<br />
Die Hauptaufgabe der Schule von heute besteht darin, Mut<br />
und Freude am Risiko wieder zu wecken. Es ist klar, dass<br />
für <strong>ein</strong>e "mission impossible" nur die besten (und gut<br />
bezahlten) Spezialisten tauglich sind. In Europa glaubt<br />
man aber immer noch, sich diese Kosten sparen zu können.<br />
Und das, obwohl man weiß, dass im Wettbewerb der<br />
Weltregionen jene gewinnen, die ihre jüngste Generation<br />
auf das Abenteuer Globalisierung am besten vorbereiten<br />
und von gem<strong>ein</strong>samen Zielen überzeugen.<br />
Irena Lipowicz<br />
Polnische Botschafterin (2000 - 2004)<br />
Erstveröffentlicht in Furche Nr.3/17.1.08<br />
E-LEARNING<br />
13
LITERATURTIPPS<br />
14<br />
Für Sie gelesen<br />
Hansruedi Kaiser:<br />
WIRKSAMES WISSEN AUFBAUEN<br />
- EIN INTEGRIERENDES MODELL<br />
DES LERNENS<br />
hep Verlag, Bern<br />
ISBN 3-03905-121-0<br />
Lernen ist <strong>ein</strong> äußerst vielschichtiges<br />
Phänomen. Die meisten gängigen Theorien greifen nur<br />
<strong>ein</strong>zelne Aspekte her<strong>aus</strong>. Komplexe Lernvorgänge, wie sie<br />
sich z.B. im Rahmen <strong>ein</strong>er Berufs<strong>aus</strong>bildung abspielen,<br />
sind somit kaum im ganzen Umfang zu überblicken und zu<br />
verstehen. Das integrierende Lernmodell wird entwickelt,<br />
das <strong>ein</strong>e Vielzahl von Aspekten des Lernens zu<strong>ein</strong>ander in<br />
Beziehung bringt. Zentral sind dabei die Unterscheidung<br />
verschiedener Wissensarten und die Klärung der Fragen,<br />
welche der Wissensarten handlungswirksam und über<br />
welchen Weg aufgebaut werden können.<br />
Antje Tschira<br />
WIE KINDER LERNEN - UND<br />
WARUM SIE ES MANCHMAL<br />
NICHT TUN<br />
ÜBER DIE SPIELREGELN ZWI-<br />
SCHEN MENSCH UND UMWELT<br />
IM LERNPROZESS<br />
Carl-Auer Verlag,<br />
ISBN 3-89670-336-6<br />
Dieses Buch trifft mitten ins Herz der PISA-Diskussion. Die<br />
Autorin geht der Frage nach, wie Kinder prinzipiell lernen<br />
- <strong>ein</strong>e Frage, der man sich widmen muss, bevor man sich<br />
überlegt, wie man lehrt. Gen<strong>aus</strong>o wichtig ist die Frage,<br />
warum sie es manchmal nicht tun, also die Klärung von<br />
Schulversagen und Lernängsten.<br />
Antje Tschira, Beraterin für Vorschul- und Schulentwicklung<br />
u.a. bei der Kinderakadremie Mannheim, zeigt das<br />
Netz von Internaktionen auf, in die das Kind <strong>ein</strong>gebunden<br />
ist, wenn es lernt. Die Autorin nimmt dazu drei unterschiedliche<br />
Perspektiven <strong>ein</strong>: Sie fragt dazu zunächst nach<br />
dem Anteil des Schulsystems und der Lehrer am Schulversagen.<br />
Dann prüft sie die individuellen Kompetenzen, die<br />
Kinder beim Lernen mitbringen. Schließlich geht sie auf<br />
die Dynamik in Gruppen bzw. Schulklassen <strong>ein</strong>, die <strong>ein</strong>em<br />
Lernenden den Weg ebnen - oder auch verbauen - können.<br />
Das Buch untersucht praxisnah alle relevanten Interaktionen<br />
zwischen Kind und Umgebung, eröffnet <strong>ein</strong>en neuen<br />
Blick auf Lernschwierigkeiten und Schulversagen, und es<br />
zeigt dabei immer Lösungen auf, statt nach Schuldigen zu<br />
suchen. In ihrem Vorwort schreibt Antje Tschira, dass ihr<br />
Buch auch “Gebt den Kindern die Freude am Lernen wieder”<br />
heißen hätte können.<br />
Andreas Müller<br />
EIGENTLICH WÄRE LERNEN GEIL<br />
WIE SCHULE (AUCH) SEIN KANN:<br />
ALLES AUßER GEWÖHNLICH<br />
hep Verlag, Bern<br />
ISBN 3-0905-335-225-X<br />
LernCoaching setzt sich <strong>aus</strong> zwei<br />
Wörtern zusammen: Lernen und Coaching. In dieser<br />
Reihenfolge. Lernen versteht sich als individuell relevante<br />
Aktivität, die darauf abzielt, Wissen zu generieren. Klar:<br />
Aber auch Fertigkeiten und Fähigkeiten. Und vor allem:<br />
Haltungen und Einstellungen. Das heißt: Der Aktivitätsschwerpunkt<br />
verlagert sich von der Wandtafel hin zu den<br />
<strong>ein</strong>zelnen Lernenden. Damit verändert sich das Rollenverhalten.<br />
Coaching heißt das entsprechende Stichwort.<br />
Die Buchreihe LernCoaching orientiert sich an jenen Faktoren,<br />
die für <strong>ein</strong> erfolgreiches schulisches und betriebliches<br />
Lernen relevant sind. Verschiedne Autoren <strong>aus</strong> Wissenschft<br />
und Praxis zeigen auf, wie LernCoaches ihre Arbeit gestralten.<br />
Sie stützen sich auf den aktuellen Stand des Forschungswissens<br />
ebenso wie auf vielfältige praktische<br />
Erfahrungen in unterschiedlichen Lernumgebungen.<br />
Im ersten Band geht Andreas Müller der Frage nach, was<br />
Lehrende tun, wenn sie nicht lehren. Ausgangpunkt bilden<br />
Überlegungen zu <strong>ein</strong>er Kultur der Lern- und Leistungsfreude,<br />
Institution und beteiligte Partner sind gefordert,<br />
sich mit ihren Denk- und Handlungsmustern konstruktiv<br />
<strong>aus</strong><strong>ein</strong>anderzusetzen. Andreas Müller liefert die<br />
entsprechenden Impulse und Entscheidungsgrundlagen.<br />
Sie münden in <strong>ein</strong>em differenzierten Anforderungsprofil<br />
für LernCoaches.<br />
Christa Monika Reisinger<br />
UNTERRICHTSDIFFERENZIERUNG<br />
Lit - Verlag, Wien<br />
ISBN 978-3-7000-0757-9<br />
Die Reihe “Schulpädagogik und<br />
Pädagogische Psychologie”, her<strong>aus</strong>gegeben<br />
von Univ.-Prof. R. Olechowski,<br />
ist der empirischen Forschungsmethode verpflichtet,<br />
d.h. es werden Arbeiten vorgestellt, deren<br />
Ergebnis durch systematische Beobachtung oder experimentelle<br />
(empirische) Untersuchungen gewonnen wurden<br />
oder sich auf solche beziehen.<br />
Die Forschung zur Unterrichtsqualität analysiert zunehmend<br />
den Unterricht auf s<strong>ein</strong>e Effizienz. Wie kann diesem<br />
Anspruch in heterogenen Klassen Rechnung getragen werden?<br />
Das Buch behandelt <strong>aus</strong>gewählte Determinanten der<br />
Schulleistung und zeigt, wie die Anpassung von Unterichtsmethoden<br />
an persönliche Vor<strong>aus</strong>setzungen der Kinder<br />
in der Schulpraxis realisiert werden kann. Eine empirische<br />
Untersuchung gibt anhand <strong>ein</strong>es Beispiels <strong>aus</strong> der<br />
Mathematik Aufschluss darüber, unter welchen Bedingungen<br />
Schüler/innen ihren persönlichen besten Weg zum<br />
Lernen finden und so optimale Ergbnisse erzielen können.<br />
WIENER LEHRERZEITUNG | MÄRZ / APRIL 2008
Kurse und<br />
Veranstaltungen<br />
Donnerstag, 6. März - 18.30 Uhr<br />
Spirituelles<br />
HINSCHAUEN, NICHT WEGSCHAUEN<br />
Eine Kreuzweg- Bildmeditation<br />
Ver<strong>ein</strong>sheim Stephansplatz 5 - 1010 Wien<br />
Pensionistengruppe<br />
clw-öaab<br />
Andreas Fischer, MSc<br />
Mittwoch, 12. März - 18.30 Uhr<br />
Arbeitskreis Sonderschule<br />
JOUR FIXE<br />
Treffpunkt: Cafe-Restaurant „Toni“, 1010 Wien, Salztor -<br />
gasse 1<br />
Mag. Elisabeth Donabaum, Karin Horvath, Ingrid Polak<br />
Mittwoch, 26. März - 17.30 Uhr<br />
Arbeitsgruppe für den textilen-kreativen<br />
Bereich und Ernährung und H<strong>aus</strong>halt<br />
NETZEN<br />
Bitte mitbringen: Netznadel und passendes Garn, Rundstab<br />
oder Lineal<br />
Ort: Privatschule, 1060 Wien, Liniengasse 21<br />
Dienstag, 8. April - 18.00 Uhr<br />
TRANSAKTIONSANALYSE -<br />
EIN ERSTER EINBLICK<br />
Ver<strong>ein</strong>sheim Stephansplatz 5 - 1010 Wien<br />
Mittwoch, 9. April - 18.30 Uhr<br />
Arbeitskreis Sonderschule<br />
JOUR FIXE<br />
Infos siehe oben<br />
Brigitte Hulik<br />
Mag. Elisabeth Donabaum, Karin Horvath, Ingrid Polak<br />
Mittwoch, 23. April - 17.30 Uhr<br />
Arbeitsgruppe für den textilen-kreativen<br />
Bereich und Ernährung und H<strong>aus</strong>halt<br />
VERSCHIEDENE DRUCKE<br />
Ort: Privatschule, 1060 Wien, Liniengasse 21<br />
Gäste sind willkommen!<br />
Mittwoch, 5. März 2008 - 10 Uhr<br />
Führung durch<br />
KIRCHE UND SCHATZKAMMER<br />
DES DEUTSCHEN ORDENS<br />
Helga Strasser<br />
Ort: 1010.; Singerstraße 7 - Eintritt und Führung: 4 €<br />
WIENER LEHRERZEITUNG | MÄRZ / APRIL 2008<br />
Wir gratulieren sehr herzlich<br />
ZUR BESTELLUNG ZUM<br />
BEZIRKSSCHULINSPEKTOR<br />
HD Manfred ZOLLES<br />
ZUM 93. GEBURTSTAG<br />
OSRn VDn Elfriede BOZDECH<br />
ZUM 90. GEBURTSTAG<br />
HD Franz PAAR<br />
ZUM 89. GEBURTSTAG<br />
RR Franz TLOUST<br />
ZUM 88. GEBURTSTAG<br />
VD Otto MAHEL<br />
ZUM 87. GEBURTSTAG<br />
VOLn Gertrude WÖHLEKE<br />
ZUM 86. GEBURTSTAG<br />
VDn Rosa GROHMANN<br />
HDn Berta HAUG<br />
VOLn Stefanie HOCH<br />
HOLn Gertrude PIRINGER<br />
VHptln Rudolfine TOPF<br />
ZUM 85. GEBURTSTAG<br />
HD OSR Friedrich HAMP<br />
SRn Edeltrude KUGLER<br />
VDn OSRn Erna PETER<br />
Freitag, 4. April 2008 - 10 Uhr<br />
FÄLSCHERMUSEUM WIEN<br />
Ort: 1030.; Löwengasse 28 (vis -a-vis Hundertwasserh<strong>aus</strong>)<br />
Führung durch <strong>ein</strong> sehr interessantes und<br />
neues Museum. Eintritt und Führung 4 €<br />
Donnerstag, 24. April 2008 - 10 Uhr<br />
BETRIEBSBESICHTIGUNG<br />
DER BÄCKEREI MANN<br />
ZUM 84. GEBURTSTAG<br />
LnfWE Gisela PETZWINKLER<br />
VHptln Hildegarde PREY<br />
ZUM 83. GEBURTSTAG<br />
VDn Ilse KASCHE<br />
VDn Margareta KLOMM<br />
OStRn.Prof. Mag. Gertrude MAURER<br />
HD SR Josef STEIGER<br />
ZUM 82. GEBURTSTAG<br />
VDn Anna FRIEDRICH<br />
VHptLn Gertrude KOHOUTEK<br />
VDn OSRn Elfriede LOSKOT<br />
ZUM 81. GEBURTSTAG<br />
VOLn Helene FERTL<br />
SRn Anna HILLMER<br />
OStR.Prof. Johannes PAFLA<br />
OSRn Gertrude RABL<br />
SRn Maria REIDINGER<br />
OLnfWE Gertrud ROMANEK<br />
KR ROL Msgr. Leopold STRANDL<br />
ZUM 80. GEBURTSTAG<br />
VOLn Edeltraud RESCHNY<br />
SRn Edith SCHNEIDER<br />
VDn Leopold SCHREMSER<br />
HOL Theodor SCHWINNER<br />
VOLn Rosina WOSZCZYNA<br />
ZUM 70. GEBURTSTAG<br />
HD OSR Alois KREBS<br />
Ort: 1230 Wien; Perfektastraße 100<br />
Erreichbar: Bus 64A bis Eduard Kittenbergergasse.<br />
Da die Firma <strong>ein</strong>e Liste der Teilnehmer der Führung<br />
haben will, bitte ich um telefonische Anmeldung bis<br />
27. März unter TelNr.: 98 466 58<br />
Mittwoch , 14. Mai 2008 - 14 Uhr Achtung<br />
SONDERFÜHRUNG<br />
DURCH DAS THEATER AN DER WIEN<br />
Führungskosten: 5 € pro Person<br />
Mag. Philipp Wagner, <strong>ein</strong> profunder Kenner des Theaterbetriebes<br />
wird uns hinter die Kulissen blicken lassen. Da<br />
die Teilnehmerzahl mit 30 Personen beschränkt ist und es<br />
zu <strong>ein</strong>er Terminverschiebung durch kurzfristige Probenänderungen<br />
kommen kann, bitte ich um telefonische<br />
Anmeldung mit Bekanntgabe der Telefonnummer unter:<br />
98 466 58<br />
TERMINE<br />
15
P.b.b. Ersch<strong>ein</strong>ungsort Wien - Verlagspostamt: 1010 Wien<br />
GZ 02Z032369 M DVR-Nr: 0513 555<br />
Bei Unzustellbarkeit, bitte zurück an: CLW - 1010 Wien; Stephansplatz 5<br />
Themen der nächsten Ausgaben<br />
<strong>Janusz</strong> <strong>Korczak</strong> -<br />
<strong>ein</strong> <strong>Pädagoge</strong> <strong>aus</strong> <strong>Leidenschaft</strong><br />
Andreas Fischer, MSc<br />
e-Learning<br />
Professionalität<br />
Soziale Kompetenz<br />
Lehrer werden - Lehrer s<strong>ein</strong><br />
Integration<br />
Leben und Werk<br />
anschließend<br />
Filmpräsentation<br />
Donnerstag, 27. März 2008<br />
18.30 Uhr<br />
Ver<strong>ein</strong>sheim<br />
Stephansplatz 5<br />
1010 Wien<br />
REDAKTIONSSCHLUSS<br />
FÜR DIE NÄCHSTE AUSGABE:<br />
15. April 2008<br />
Ihre Beiträge richten Sie bitte an:<br />
A.Fischer: 1230 Wien, Endresstraße 11/4<br />
E-mail: andreas-fischer@aon.at<br />
1010 Wien Stephansplatz 5/4<br />
Tel/Fax +43.1.512.64.60<br />
clw@clw.at www.clw.at