Ausgabe 192
Monatsmagazin mit Berichten von der Politik bis zur Kultur: sechs bis acht Mal jährlich mit bis zu 100 Seiten Österreich. 14.326 pdf-Downloads im Junii 2020 auf http://oesterreichjournal.at/
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>192</strong> / 02. 06. 2020<br />
Österreich, Europa und die Welt<br />
17<br />
nalsozialismus war, so notwendig und wichtig<br />
sind die Lektionen, die wir aus dieser Zeit<br />
lernen müssen“, sagte Bundeskanzler Sebastian<br />
Kurz in seiner Ansprache.<br />
Kultur des Erinnerns – Österreich<br />
trägt besondere Verantwortung<br />
Foto: Mauthausen Komitee Österreich<br />
„Wenn wir aus der Geschichte lernen wol -<br />
len, dann braucht es vor allem eines: Eine<br />
Kultur der Erinnerung“, betonte der Bundeskanzler<br />
und wies auf die besondere Verantwortung<br />
Österreichs hin. „So schwer es uns<br />
auch fällt, wir müssen uns die Gräueltaten<br />
des Nationalsozialismus vor Augen halten.<br />
Wir müssen uns daran erinnern, daß es auch<br />
Österreicher waren, die in den Reihen der<br />
Nationalsozialisten gekämpft, gefoltert und<br />
gemordet haben. Und daß es viele gab, die<br />
ihre Augen vor dem Unrecht verschlossen<br />
haben.“ Ebenso wichtig sei es, die Erinnerung<br />
an die unschuldigen Opfer wach zu halten,<br />
„allen voran an unsere jüdischen Mitbürger,<br />
die entrechtet, vertrieben und getötet<br />
wurden“. Genauso müsse auch aller anderen<br />
Opfer gedacht werden, der Minderheiten,<br />
Andersdenkenden und Widerstandskämpfer.<br />
Es brauche dieses Erinnern, um stets<br />
wachsam zu bleiben: „Wir müssen alles tun,<br />
daß sich die Geschichte nicht wiederholt.<br />
Wir müssen stets die Grundlagen unserer<br />
freien Gesellschaft schützen und stärken: die<br />
Rechtstaatlichkeit, Demokratie, Gewaltentrennung<br />
und Medienfreiheit. Und wir müssen<br />
gemeinsam konsequent gegen alle Formen<br />
des politischen Extremismus vorgehen.<br />
Das ist unsere historische Verantwortung“,<br />
so Sebastian Kurz. Es müsse zudem alles un -<br />
ternommen werden, um Versöhnung mit den<br />
Opfern des Holocaust zu finden. So sei es<br />
wichtig, Überlebenden des Holocausts wei -<br />
terhin die Möglichkeit zu bieten, in ihre alte<br />
Heimat zurückzukehren. Mit diesen Menschen<br />
sprechen zu können, sei ein besonderes<br />
Privileg und „es ist unsere Verantwortung,<br />
ihr Zeugnis für die Nachwelt zu be -<br />
wahren“.<br />
Österreich habe heute eine klare Haltung:<br />
„Der Kampf gegen Antisemitismus und An -<br />
tizionismus ist Teil unserer Staatsraison. Wir<br />
müssen alle gemeinsam stets darauf achten,<br />
daß dieser Hass nie wieder Fuß fassen kann.<br />
Mit geeinten Kräften müssen wir weiter da -<br />
für kämpfen, daß sich kein jüdischer Mitbürger<br />
auf unseren Straßen unsicher fühlt.“ Die -<br />
se Verantwortung gelte es auch über Österreichs<br />
Landesgrenzen hinaus wahrzunehmen:<br />
„Die Menschen in Israel sollen wissen, daß<br />
wir in Österreich an ihrer Seite stehen. Wir<br />
werden nie zögern, unsere historische Verantwortung<br />
wahrzunehmen und unseren Verbündeten<br />
Israel zu unterstützen“, versicherte<br />
der Bundeskanzler.<br />
Demokratie, Freiheit und<br />
Menschenwürde schützen<br />
Die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs<br />
würden uns schließlich auch dazu verpflichten,<br />
„das Friedensprojekt Europa mit aller<br />
Kraft zu stärken und zu unterstützen“. Österreich<br />
sei seit dem Wiederaufbau nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg ein sicheres, wohlhabendes<br />
Land geworden, „eine freie Demokratie<br />
im Herzen der Europäischen Union“. Eine<br />
so lange Epoche des Friedens, wie wir sie<br />
Europa in den letzten Jahrzehnten erlebt ha -<br />
ben, sei historisch einzigartig. „Daher müssen<br />
wir, gemeinsam mit unseren europäischen<br />
Partnern, alles daransetzen, daß dies auch in<br />
Zukunft so bleibt. Die Europäische Union ist<br />
die größte Errungenschaft des 20. Jahrhunderts.<br />
Aber auch an ihr müssen und werden<br />
wir stets arbeiten, um sie gut durch das 21.<br />
Jahrhundert zu führen“, so Sebastian Kurz.<br />
Die positive Entwicklung der letzten<br />
Jahrzehnte, in Österreich und in ganz Europa,<br />
zeige, daß der Friede dauerhaft sein kön -<br />
ne, „wenn wir Demokratie, Freiheit und die<br />
Würde eines jeden Menschen schützen und<br />
hochhalten. Diese Werte werden uns auch<br />
für die Zukunft der richtige Kompaß sein“,<br />
so der Bundeskanzler abschließend.<br />
Der Festakt zum Gedenken an die Befreiung<br />
vom Nationalsozialismus und an die<br />
Beendigung des Zweiten Weltkriegs in Eu -<br />
ropa am 8. Mai fand dieses Jahr aufgrund der<br />
Beschränkungen infolge der Corona-Pandemie<br />
nicht an einem Ort statt, sondern setzte<br />
sich aus verschiedenen Teilveranstaltungen<br />
zu sammen, die an unterschiedlichen Orten<br />
aufgezeichnet und vom ORF gesendet wurden.<br />
Die Reden von Bundeskanzler Sebastian<br />
Kurz und Vizekanzler Werner Kogler<br />
wurden im Kongreßsaal des Bundeskanzler -<br />
amts gehalten. Zugespielt wurden Grußbotschaften<br />
der Signatarmächte Frankreich,<br />
Rußland, dem Vereinigten Königreich und<br />
der Vereinigten Staaten von Amerika. Musikalisch<br />
umrahmt wurde die Festveranstaltung<br />
von den Wiener Philharmonikern und<br />
den Wiener Sängerknaben. Ein einleitendes<br />
Gespräch von Bundeskanzler Kurz mit Festredner<br />
Hugo Portisch wurde im Wiener<br />
Volksgarten aufgezeichnet.<br />
Virtuelles Fest der Freude<br />
verbindet international<br />
Auch dieses Jahr bildeten die Videos und<br />
Botschaften zum thematischen Schwerpunkt<br />
einen wichtigen Teil des Fests der Freude.<br />
Darunter waren: Margaritis Schinas, Vizeprä -<br />
sident der Europäischen Kommission,<br />
Dimitrij Ljubinskij, Botschafter der Russischen<br />
Föderation, Robert Leigh Turner, Botschafter<br />
des Vereinigten Königreichs Großbritannien<br />
und Nordirland, François Saint-<br />
Paul, Botschafter von Frankreich, Trevor Dow<br />
Traina, Botschafter der Vereinigten Staaten<br />
von Amerika, Oskar Deutsch, Präsident der<br />
Israelitischen Kultusgemeinde, Rudolf Ed -<br />
linger, Präsident des Dokumentationsarchivs<br />
des österreichischen Widerstandes, Christa<br />
Bauer, Geschäftsführerin des Mauthausen<br />
Komitee Österreich, und Matthias Spadinger,<br />
Obmann des Vereins Gedenkdienst.<br />
Den Höhepunkt der Veranstaltung bildete<br />
die Rede der Zeitzeugin Erika Kosnar. Die<br />
Wienerin stammt aus einer Arbeiterfamilie<br />
jüdischen Glaubens. Ab 1938 mußte sie Be -<br />
schimpfungen, Schikanen und Gräuel erlei-<br />
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