Ausgabe 192
Monatsmagazin mit Berichten von der Politik bis zur Kultur: sechs bis acht Mal jährlich mit bis zu 100 Seiten Österreich. 14.326 pdf-Downloads im Junii 2020 auf http://oesterreichjournal.at/
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>192</strong> / 02. 06. 2020<br />
Personalia<br />
69<br />
trauten Gläubigen uneingeschränkt in einer<br />
beispielhaften Nähe und in einem Geist der<br />
Demut und Sympathie stets nahestand.“<br />
Erzbischof Franz Lackner<br />
„Tief bewegt habe ich heute frühmorgens<br />
vom Tod Bischof Webers erfahren. Große<br />
Dank barkeit stillt die Trauer. Ein gutes Stück<br />
Kirchen- wie Glaubensgeschichte hat in Bi -<br />
schof Weber einen ehrlichen wie begeisterten<br />
Zeugen verloren. Sein Glaube war geprägt von<br />
Hoffnung und Menschenfreundlichkeit. Die<br />
Sorge um den Menschen begleitete ihn bis in<br />
die letzten Stunden seines Lebens. Nun ist er,<br />
wie er gestern einigen Weggefährten angekündigt<br />
hatte, heimgegangen. Lieber Bischof<br />
Johann, ein herzliches Vergelt’s Gott!“<br />
Evangelische Kirche Steiermark<br />
Die Nachricht vom Ableben von Altbischof<br />
Johann Weber bewegt die Evangelische<br />
Kirche in der Steiermark: Superintendent Wolf -<br />
gang Rehner und Superintendentialkurator Mi -<br />
chael Axmann zeigten sich tief betroffen.<br />
Rehner: „Als Bruder in Christus war der nun<br />
Heimgegangene den Superintendenten unserer<br />
Kirche in seiner zugewandten Art brüderlich<br />
nahe; in seinem theologischen Denken<br />
und kirchenleitenden Handeln ein Wegbegleiter<br />
unserer Kirche, der Geschwisterlichkeit<br />
glaubhaft gelebt hat. Dankbar für sein Wirken<br />
und in der Zuversicht des Lebens in Gottes<br />
Licht sprechen wir unserer Schwesterkirche un -<br />
ser Beileid aus.“ Axmann bezeichnet Bi schof<br />
Weber als „großen Mann der Ökumene.“ Und<br />
weiter: „Ich verneige mich vor ei nem mutigen<br />
Vorreiter. Er hat mit seiner Of fenheit und Dialogbereitschaft<br />
entscheidend beigetragen die<br />
Basis für das vorbildliche ökumenische Kli -<br />
ma in der Steiermark zu le gen.“<br />
Caritas-Direktor Herbert Beiglböck<br />
Mit dem Wahlspruch „den Armen das<br />
Evangelium verkünden“ habe sich Bischof<br />
Weber von Anfang das Handeln der Caritas<br />
zu einer wesentlichen Dimension seines seel -<br />
sorgerischen Wirkens gemacht, sagte Caritas-Direktor<br />
Herbert Beiglböck: „Ganz nahe<br />
bei den Menschen und bei Gott, aufmerksam<br />
und interessiert für unsere Arbeit war er der<br />
Caritas bis zuletzt verbunden. Persönlich war<br />
er mir Weggefährte – ein Wort, das er gerne<br />
gebrauchte – der mich entscheidend geprägt<br />
und behutsam begleitet hat.“<br />
Katho lischen Aktion: Er war ein<br />
liebenswürdiger Kirchenbotschafter<br />
Andrea Ederer, die Präsidentin der Katho -<br />
lischen Aktion, die dem verstorbenen Priester<br />
und Bischof stets ein Anliegen war, sag -<br />
te: „Er war ein liebenswürdiger Kirchenbotschafter<br />
und sah seinen Platz ,bei den Leuten‘.<br />
Im Geiste des II. Vatikanums forderte<br />
und förderte er die Mitgestaltung der Laien<br />
in Kirche und Welt. Das Prinzip von Joseph<br />
Kardinal Cardajn ‚Sehen – urteilen – handeln‘<br />
leitete das Wirken von Bischof Johann.<br />
Geprägt von seiner Zeit in der Katholischen<br />
Arbeiterjugend war er der Katholischen Ak -<br />
tion stets verbunden. So wie diese hatte er den<br />
kirchlichen Auftrag, die Gesellschaft menschenfreundlich<br />
zu gestalten, für seinen Hirtendienst<br />
im Blick.“<br />
Der Seelsorger der Arbeiter<br />
Am 26. April <strong>192</strong>7 kommt Johann Weber<br />
in Graz-St. Veit zur Welt. Bis zur Schließung<br />
des Bischöflichen Seminars 1938 ist Johann<br />
Weber dort Schüler, anschließend besucht er<br />
das Akademische Gymnasium in Graz. Ein<br />
Studienjahr widmete der Student Weber der<br />
Germanistik, der Geschichte und der Geografie,<br />
danach steigt er auf das Studium der<br />
Theologie um, welches er 1950 abschließt.<br />
Am 2. Juli 1950 wird Johann Weber im Grazer<br />
Dom zum Priester geweiht. Nach jeweils<br />
drei Jahren als Kaplan zuerst in Kapfenberg<br />
und dann in Köflach wird er Diözesanseelsorger<br />
der Katholischen Arbeiterjugend.<br />
Noch viele Menschen erinnern sich gern an<br />
ihre Begegnung mit Johann Weber, dem<br />
Seelsorger der Arbeiter, aus dieser Zeit.<br />
Von 1962 bis 1969 war Johann Weber<br />
Pfarrer der Stadtpfarre Graz-St. Andrä. Sein<br />
Einsatz für die Armen und Bedürftigen<br />
zeichnet sein Wirken in diesen Jahren aus.<br />
Beispielhaft dafür war die Errichtung des<br />
„Heimes der offenen Tür“, eines Hauses für<br />
Schwangere, die in Not geraten sind. Am 10.<br />
Juni 1969 ernennt Papst Paul VI. ihn zum<br />
Nachfolger von Bischof Josef Schoiswohl,<br />
der am 1. Jänner 1969 zurückgetreten war. Er<br />
reiht sich damit als 56. Bischof der Diözese<br />
Graz-Seckau ein.<br />
Diözesaner Aufbruch<br />
Der 28. September 1969, der Tag der Bi -<br />
schofsweihe von Johann Weber, wurde auch<br />
zu einem Aufbruchsfest für die Diözese<br />
Graz-Seckau. Historisches Detail am Rande:<br />
Zur gleichen Zeit, als Johann Weber vom<br />
Salzburger Erzbischof Andreas Rohracher<br />
und seinem Vorgänger Bischof Josef Schoiswohl<br />
geweiht wurde, zeigte der ORF die er -<br />
sten Bilder von der Mondlandung der US-<br />
Amerikanischen Apollomission gezeigt.<br />
Die Aufgaben, denen sich Bischof Johann<br />
Weber stellen mußte, waren nicht leicht. Es<br />
galt, die Polarisierung im Klerus über die<br />
Ausrichtung nach dem Zweiten Vatikanischen<br />
Konzil in der Diözese zu überwinden<br />
und gleichzeitig das Konzil umzusetzen. Die<br />
Einrichtung des Diözesanrates und der Pfarrgemeinderäte,<br />
aber auch die Bestellung von<br />
Laien zu PastoralassistentInnen und in Aufgabenfelder,<br />
die bislang Priestern vorbehalten<br />
waren, sind Teile davon. Unter seine Ära<br />
fällt auch die Errichtung des Kulturzentrums<br />
bei den Minoriten und des Welthauses.<br />
»Herzbischof« Weber<br />
Über 30 Jahre prägte Bischof Johann We -<br />
ber als Hirte die Diözese Graz-Seckau und<br />
auch die ganze Kirche in Österreich mit. Eini -<br />
ge große Ereignisse zeugen davon: Die Ös -<br />
terreich-Synode 1973/74, der „Tag der Stei -<br />
ermark“ 1993, die „Wallfahrt der Vielfalt“<br />
1996, die Zweite Europäische Ökumenische<br />
Versammlung 1997 in Graz und der „Dialog<br />
für Österreich“ 1998. Zu den Höhepunkten<br />
seiner Amtszeit zählt auch der Besuch von<br />
Papst Johannes Paul II. im Jahr 1983 in Ma -<br />
riazell und der Katholikentag 1981 in Graz,<br />
zu dem 70.000 Gläubige in den Stadtpark<br />
gekommen waren. Sie feierten das „Fest der<br />
Brüderlichkeit“ gemeinsam mit Bischof<br />
Johann Weber, der – passend zum Logo des<br />
Katholikentages – zum „Herzbischof“ er -<br />
nannt wurde.<br />
2001 legt Bischof Johann Weber sein<br />
Amt aus gesundheitlichen Gründen zu rück.<br />
Der Papst ernannte Bischof Egon Ka pellari<br />
zum Nachfolger und 57. Bischof in der Stei -<br />
ermark. Bischof Johann Weber schreibt zum<br />
Abschied im Sonntagsblatt: „Beinahe 32 Jah -<br />
re war ich nun Bischof unserer Diözese<br />
Graz-Seckau. Da ist es an der Zeit, für einen<br />
neuen Bischof Platz zu machen. Ich hab mir<br />
das gut und lange überlegt, und ich glaube,<br />
daß nun der richtige Zeitpunkt gekommen<br />
ist. […] Es gibt einem viel Freude, in der<br />
Steiermark Bischof zu sein, das ist meine<br />
Erfahrung. Danke!“ Danach war Bischof We -<br />
ber als Seelsorger im Pfarrverband Graz-<br />
St. Leonhard, Graz-Ragnitz und Graz-Kroisbach<br />
tätig.<br />
Zuletzt lebte Bischof Johann Weber im<br />
Alten- und Pflegeheim der Dienerinnen<br />
Christi in Graz-Andritz, jenem Teil der steirischen<br />
Landeshauptstadt, wo er vor 93 Jahren<br />
das Licht der Welt erblickt hatte. n<br />
Sie können hier Möglichkeit wahrnehmen,<br />
sich im Kon dolenzbuch für Bischof Weber<br />
ein zutragen:<br />
https://www.katholische-kirche-steiermark.at/portal/home/aktuellesneu/article/16247.html<br />
https://www.katholische-kirche-steiermark.at/<br />
Quelle: Katholische Kirche Steiermark<br />
»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at