Schmutzfrachtsimulation in der Siedlungsentwässerung - DWA
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3.3 Schmutzfracht im Trockenwetterabfluss<br />
Arbeitsbericht ES 2.6<br />
Zur Durchführung von Mischwassernachweisen s<strong>in</strong>d die wesentlichen im E<strong>in</strong>zugsgebiet vorhandenen periodischen<br />
Komponenten des Trockenwetterabflusses zu berücksichtigen. Hierzu werden Tagesgangl<strong>in</strong>ien vorgegeben, die aus<br />
Messdaten o<strong>der</strong> Literatur abgeleitet werden.<br />
Die Trockenwetterabflussverschmutzung kann aus Messdaten abgeleitet werden, welche im Allgeme<strong>in</strong>en jedoch nur<br />
im Zulauf <strong>der</strong> Kläranlage vorliegen. Durch die Transportprozesse ist die Dynamik hier zeitlich verschoben und geglättet.<br />
Während des Transports kann bereits e<strong>in</strong> maßgeblicher Vorabbau <strong>der</strong> CSB- und TKN-Frachten stattf<strong>in</strong>den. Bei sehr<br />
ausgedehnten E<strong>in</strong>zugsgebieten können deshalb die <strong>in</strong> das Kanalnetz e<strong>in</strong>geleiteten Frachten höher se<strong>in</strong>.<br />
Liegen ke<strong>in</strong>e gebietsspezifischen Informationen vor, müssen alternativ e<strong>in</strong>wohnerspezifische Frachten verwendet werden.<br />
Diese s<strong>in</strong>d jedoch noch mit e<strong>in</strong>er charakteristischen Dynamik zu belegen.<br />
Bei Vorliegen belastbarer Informationen für Zulauf und Frachten ist e<strong>in</strong>e Modellkalibrierung für den Trockenwetterfall<br />
zu empfehlen.<br />
3.4 Schmutzfracht im Regenwasserabfluss<br />
Grundsätzlich ist zwischen zwei unterschiedlichen Ansätzen zu unterscheiden:<br />
� Berechnung mit konstanter Regenwasserkonzentration<br />
� Berechnung mit variabler Regenwasserkonzentration.<br />
Konstante Regenwasserkonzentration<br />
Bei <strong>der</strong> Berechnung mit konstanter Regenwasserkonzentration wird e<strong>in</strong> als bekannt vorausgesetzter jährlicher<br />
Schmutzstoffabtrag durch die <strong>in</strong> diesem Gebiet jährlich abfließende Nie<strong>der</strong>schlagsmenge dividiert.<br />
Dieser Ansatz wurde unter an<strong>der</strong>em im Arbeitsblatt ATV-A 128 (ATV 1992) und e<strong>in</strong>igen län<strong>der</strong>spezifischen Regelungen<br />
gewählt. Als jährlicher CSB-Schmutzstoffabtrag wurde im ATV-A 128 600 kg/(ha·a) def<strong>in</strong>iert, was bei Verwendung<br />
e<strong>in</strong>es Jahresnie<strong>der</strong>schlags von 800 mm und e<strong>in</strong>em mittleren Abflussbeiwert von 0,7 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Regenwasserkonzentration<br />
von 107 mg/l CSB resultiert.<br />
Mit <strong>der</strong> Festlegung konstanter Regenwasserkonzentrationen werden erhebliche Vere<strong>in</strong>fachungen getroffen.<br />
� Durch die Annahme e<strong>in</strong>er mittleren, zeitlich konstanten Schmutzstoffkonzentration im Nie<strong>der</strong>schlagsabfluss wird<br />
vorausgesetzt, dass je<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag gleicher Nie<strong>der</strong>schlagsmenge die gleiche Schmutzmenge vorf<strong>in</strong>det. E<strong>in</strong>flussgrößen<br />
zur Berücksichtigung <strong>der</strong> Anfangsbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>zelner Ereignisse wie z. B. die Trockendauer bleiben unberücksichtigt.<br />
Die Vorgeschichte <strong>der</strong> Abflussereignisse ist ohne Belang.<br />
� Durch die Annahme e<strong>in</strong>er konstanten Regenwasserkonzentration wird vernachlässigt, dass mit zunehmen<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />
das Schmutzpotenzial auf <strong>der</strong> Oberfläche und somit auch die Regenwasserkonzentration <strong>der</strong> abfließenden<br />
Nie<strong>der</strong>schlagsmengen abnehmen.<br />
Mit <strong>der</strong> Festlegung konstanter Regenwasserkonzentrationen können zwar Anfor<strong>der</strong>ungen zum Schmutzabtrag P ab von<br />
<strong>der</strong> Oberfläche über e<strong>in</strong>en langen Zeitraum berücksichtigt werden. Realitätsnahe Aussagen über das Schmutzfrachtgeschehen<br />
e<strong>in</strong>zelner Ereignisse können mit diesem Ansatz jedoch nicht getroffen werden. H<strong>in</strong>zu kommt, dass mit konstanten<br />
Regenwasserkonzentrationen die unterschiedliche Wirkungsweise von Fangbecken (Auffangen des Spülstoßes)<br />
und Durchlaufbecken (Re<strong>in</strong>igungswirkung) nicht angemessen berücksichtigt werden kann.<br />
Die M<strong>in</strong>destvoraussetzung für die Anwendung dieses Ansatzes ist e<strong>in</strong>e realitätsnahe Vorgabe <strong>der</strong> jährlich abgetragenen<br />
Schmutzfracht. E<strong>in</strong>e pauschale Vorgabe unabhängig von <strong>der</strong> Gebietscharakteristik wi<strong>der</strong>spricht den Zielen und Möglichkeiten<br />
e<strong>in</strong>er situations- und ereignisspezifischen <strong>Schmutzfrachtsimulation</strong>.<br />
Variable Regenwasserkonzentration<br />
Die Berechnung <strong>der</strong> abgetragenen Schmutzfrachten von <strong>der</strong> Oberfläche befestigter Flächen erfolgt auf Grundlage<br />
getrennter Funktionen für die Akkumulation von Schmutzfrachten bei Trockenwetter und für Schmutzabtrag während<br />
des Nie<strong>der</strong>schlaggeschehens.<br />
<strong>DWA</strong> Juli 2012 14