Neue Highway Ausgabe 04/20 – Jetzt kostenlos lesen und downloaden!
Das Magazin über dein liebstes Kraut – alle zwei Monate neu!
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HIGHWAY-MAGAZIN.DE<br />
AUSGABE <strong>04</strong>/<strong>20</strong> JULI/AUGUST <strong>20</strong><strong>20</strong><br />
4<strong>20</strong>-SPEZIAL<br />
DIE LEGENDE<br />
HINTER DEM<br />
WELTBERÜHMTEN<br />
KIFFER-CODE<br />
CANNABISPOLITIK<br />
WIE DIE WHO<br />
CANNABISFREUNDE<br />
IM REGEN STEHEN<br />
LÄSST<br />
BEWÄSSERUNG<br />
MANUELL, AUTOMA-<br />
TISCH, AKTIV, PASSIV <strong>–</strong><br />
WAS PASST ZU<br />
MEINEM SYSTEM?<br />
LED-TEST & GROW<br />
WIE SCHLÄGT SICH<br />
DIE GOLEAF X1 VON<br />
BIOLEDEX?<br />
SCHOCK-<br />
VERFÜGUNG!<br />
NOVEL-FOOD:<br />
JETZT CBD-<br />
VERBOT IN<br />
NRW?<br />
SORTENPORTRAIT<br />
AUF DEM<br />
Throne<br />
of WeeD<br />
Im Gespräch Mit<br />
GROWSCHRAnK-BAUER<br />
Philipp Frost
AUFFAHRT<br />
„<br />
Es ist absurd,<br />
dass ein 16-Jähriger<br />
in den Supermarkt<br />
gehen kann, um sich mit<br />
Alkohol zu versorgen,<br />
es einem erwachsenen<br />
Menschen aber verboten ist,<br />
gemütlich seinen<br />
Feierabendjoint<br />
zu rauchen.“<br />
“<br />
Armin Rohde,<br />
Schauspieler<br />
über die unzeitgemäße<br />
Cannabis-Gesetzgebung<br />
in Deutschland
Die schnellste lichtabhängige Pure CBD-Sorte in unserem Katalog. Perfekt für alle,<br />
die ausschließlich an CBD interessiert <strong>und</strong> auf Schnelligkeit angewiesen sind. Sie<br />
besticht vor allem durch ihren hohen Cannabidiolgehalt <strong>und</strong> ihre schnelle Blütephase,<br />
denn letztere fällt im Vergleich zu Dinamed CBD zwischen einer <strong>und</strong> zwei<br />
Wochen kürzer aus.
“Die schnellste<br />
lichtabhängige CBD-Sorte”.
EDITORIAL<br />
Coverentwürfe Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong><br />
S. 56 | LED-Test & Grow<br />
S. 64 | Reefer Madness<br />
Paddy Schmidt<br />
Chefredakteur<br />
S. 14 | CBD-Verbot in NRW?<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
immer noch Corona überall. Gut also, dass wir Cannabisfre<strong>und</strong>e<br />
immer wissen, wie wir uns die Zeit vertreiben<br />
können... mit einer kleinen Tüte vergeht so eine Pandemie<br />
doch wie im Flug. Oder? Nun, wir wollen lieber nichts<br />
dem Zufall überlassen <strong>und</strong> haben uns daher entschieden,<br />
auch vorliegende <strong>Highway</strong>-<strong>Ausgabe</strong> als <strong>kostenlos</strong>es E-Paper<br />
an unsere treue Leserschaft zu verschenken, damit sowohl<br />
Beschaffungsschwierigkeiten als auch andauernder<br />
Langeweile vorgebeugt wird! Doch wir haben auch viele<br />
Mails <strong>und</strong> Anrufe erhalten <strong>–</strong> denn einige von euch sind<br />
scheinbar richtiggehend süchtig nach Papier. Wir wollen<br />
zukünftig also diese Fraktion nicht weiter enttäuschen <strong>und</strong><br />
kehren aller Voraussicht nach Ende August mit einem Relaunch<br />
an die Kioske zurück! Den genauen Termin könnt<br />
ihr spätestens dann auf unserer Website erfahren.<br />
Während wir also ernsthaft arbeiten, wie vertreibt<br />
sich da die beste B<strong>und</strong>esdrogenbeauftragte seit<br />
Marlene Mortler die Zeit? Nun ja, sie hat ihre allercoolste<br />
Fre<strong>und</strong>in angerufen, Heidrun Thaiss von der B<strong>und</strong>eszentrale<br />
für ges<strong>und</strong>heitliche Aufklärung. Nach einer kleinen<br />
Shoppingtour durch die angesagtesten Klamottenläden<br />
der Stadt (siehe Outfits auf Seite 11) haben die beiden<br />
entschieden, was cool ist <strong>und</strong> was nicht. Und haltet euch<br />
fest, was die beiden Influencer dabei herausgef<strong>und</strong>en haben:<br />
kiffen ist nicht cool! Kiffen ist sogar uncool! Ach.<br />
Du. Scheiße. Wer hätte das gedacht? Nachdem das also<br />
geklärt war, nutzten die beiden ihren Einfluss <strong>und</strong> starteten<br />
eine Kiffen-ist-nicht-cool-Kampagne (siehe News auf<br />
Seite 12). Denn jeder weiß, dass das einzige, was noch<br />
wirksameren Jugendschutz verspricht als eine stinknormale<br />
Legalisierung, eine Kiffen-ist-nicht-cool-Kampagne<br />
ist! Omi Heidrun schmeißt also die H<strong>und</strong>erttausender aus<br />
dem Fenster, damit Berliner Werbefuzzis bei Instagram<br />
kleine Kinder verarschen können? Wofür zahlen wir eigentlich<br />
Steuern?<br />
Wisst ihr, was nicht cool ist? Offizielle deutsche<br />
Drogenpolitik. Offizielle deutsche Drogenpolitik ist Verarschung<br />
<strong>und</strong> jeder, der nicht im Altenheim residiert, weiß<br />
das im Gr<strong>und</strong>e seines Herzens auch. Ebenso, dass Cannabisbefürworter<br />
keine Spinner vom Schlage eines Attila<br />
Hildmann sind. (Okay, ihr habt recht. Der Satz muss<br />
so gehen: Ebenso, dass die meisten Cannabisbefürworter<br />
keine Spinner vom Schlage eines Attila Hildmann sind.)<br />
Cannabisbefürworter werden einfach bloß ignoriert. Das<br />
Leiden ist für die meisten offenbar nicht groß genug,<br />
um sich zusammenzutun <strong>und</strong> laut zu werden. Selbst ein<br />
Großteil derer, die den Führerschein verloren oder eine<br />
Strafe kassiert haben, setzt sich nicht öffentlich für Cannabis<br />
ein. Und solange das so bleibt, werden weiterhin Drogenbeauftragte,<br />
halb Mensch, halb Pudel, <strong>und</strong> Roboter in<br />
den Körpern von 130 Jahre alten Frauen, die sich anziehen,<br />
wie die Queen von England seit den 1960ern mehr,<br />
auf die Bevölkerung gehetzt, um dieser bei Instagram zu<br />
erklären, dass kiffen nicht cool ist...<br />
Eure <strong>Highway</strong>-Redaktion<br />
Lesetipps Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong><br />
6 HIGHWAY • Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong>
YOUR PASSION<br />
OUR PASSION<br />
DUTCH PASSION<br />
www.dutch-passion.com<br />
Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong> • HIGHWAY 7
Inhalt<br />
Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong><br />
3 Auffahrt<br />
12 News Deutschland<br />
16 News Österreich/Schweiz<br />
18 News International<br />
<strong>20</strong> News Medizin<br />
22 Und sonst so?/Instawatch<br />
24 Politik<br />
WHO-Reklassifizierung<br />
28 4<strong>20</strong>-Spezial<br />
Der 4<strong>20</strong>-Code<br />
38 Glosse<br />
Wat Jibbit?<br />
40 Growing<br />
Arten der Bewässerung<br />
48 Sortenportrait<br />
Cheese<br />
50 Interview mit<br />
Growschrank-Bauer<br />
Philipp Frost
Pro Outdoor-Pflanze werden im Emerald County<br />
in Kalifornien etwa zwischen neun <strong>und</strong> 22 Liter<br />
Wasser verbraucht. Mehr zum Thema<br />
Bewässerung von Cannabispflanzen gibt<br />
es ab Seite 42<br />
56 Growing<br />
Test & Grow:<br />
Taison Auto & GoLeaf X1<br />
62 Goodies<br />
64 Lounge<br />
Kifferwahn<br />
66 Händlerverzeichnis<br />
68 Gewinnspiel/Impressum<br />
70 Ausfahrt/Bildnachweise
News<br />
• Die Grünen knicken beim Thema Cannabis (mal wieder) ein<br />
• <strong>Neue</strong> Kampagne: Drogenbeauftragte will Jugend besser erreichen<br />
• Kilo-Bust in Wien: Handy der Verdächtigen zu schlau für Polizei<br />
• Nationalrat will Freizeit-Cannabis in Schweizer Apotheken austesten<br />
• Brasilien: größter Marihuana-Bust aller Zeiten<br />
• USA: DEA darf Protestierer ab sofort wie Drogenhändler behandeln<br />
• Cannabiskonsum mit erhöhten Testosteronspiegeln bei Männern assoziiert<br />
10 HIGHWAY • Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong>
Sie wissen was, Juli/August cool ist. <strong>20</strong><strong>20</strong> Mehr • HIGHWAY auf Seite 11 12
NEWS | DEUTSCHLAND<br />
Die Grünen knicken<br />
beim Thema Cannabis<br />
(mal wieder) ein<br />
Ach ja, man kennt sie mittlerweile zur<br />
Genüge, die alte Leier: den Grünen<br />
liegen die Cannabiskonsumenten in diesem<br />
Land, seien es nun Patienten oder<br />
Freizeit-Nutzer, ja so sehr am Herzen.<br />
Im Parteiprogramm wird das „Recht<br />
auf Rausch“ proklamiert, da soll endlich<br />
„Schluss sein mit der der Kriminalisierung“<br />
harmloser Bürger <strong>und</strong> der<br />
„Schwarzmarkt endgültig ausgetrocknet“<br />
werden. Da kann es auch schon<br />
mal passieren, dass auf dem lässigen<br />
Cem- Özdemir-Selfie, ganz nonchalant,<br />
eine Hanfpflanze im Hintergr<strong>und</strong> drapiert<br />
ist, betont unauffällig platziert, <strong>und</strong><br />
doch nicht zu übersehen. Toll, denkt<br />
sich der geneigte Cannabisfre<strong>und</strong>, die<br />
setzen sich wenigstens für mich ein! Das<br />
Problem an der Sache ist, dass die Grünen,<br />
wenn sie denn mal in Regierungsverantwortung<br />
gelangt sind, das Thema<br />
Wenig standfest:<br />
Hamburger Grünen-Chefin<br />
Anna Gallina<br />
Legalisierung auf einmal doch nicht<br />
mehr so interessant finden <strong>und</strong> gewillt<br />
sind, es schneller fallen zu lassen, als<br />
einen heißgerauchten Roach. Das hat<br />
man 1998 beobachten können, als mit<br />
<strong>Neue</strong> Kampagne:<br />
Drogenbeauftragte will<br />
Jugend besser erreichen<br />
Kiffen ist nicht cool. Es ist cool, nicht<br />
zu kiffen!“ <strong>–</strong> Arbeitet B<strong>und</strong>esdrogenbeauftragte<br />
Daniela Ludwig (CSU)<br />
etwa gerade daran, ihr eigenes Negativ-<br />
Bonmot zu kreieren, also ganz nach<br />
dem Vorbild ihrer mittlerweile schon<br />
fast legendären Vorgängerin Marlene<br />
Mortler („Cannabis ist verboten, weil<br />
es eine illegale Droge ist.“)? Nicht ganz,<br />
Ludwig hat der Öffentlichkeit lediglich<br />
vor Kurzem ihre neue Cannabis-Aufklärungskampagne<br />
in einer Pressekonferenz<br />
vorgestellt. Die Maßnahmen<br />
sollen der Prävention dienen <strong>und</strong> sind<br />
ganz darauf ausgelegt, bei Jugendlichen<br />
Neugier (aufs rauschfrei bleiben natürlich)<br />
zu wecken <strong>und</strong> ihnen „Angebote<br />
zur Recherche“ an die Hand zu geben,<br />
damit sie sich selbstständig zu dem Thema<br />
„informieren“ können. „Mach dich<br />
schlau!“ heißt also auch der Claim der<br />
Kampagne <strong>und</strong> dieser appelliert an die<br />
Eigeninitiative <strong>und</strong> versucht so, den<br />
„erhobenen Zeigefinger“ zu umschiffen,<br />
der Jugendliche verständlicherweise<br />
abschreckt <strong>und</strong>, wenn überhaupt,<br />
nichts als taube Ohren zur Folge hat.<br />
Die Zielgruppe soll auf sozialen Medien<br />
wie Instagram <strong>und</strong> Tik Tok mit<br />
kurzen Clips abgeholt werden, zudem<br />
sollen für die Generation Z relevante<br />
Testimonials eingeb<strong>und</strong>en werden.<br />
Schade <strong>und</strong> bezeichnend ist, dass der<br />
Themenkomplex Legalisierung in der<br />
Pressekonferenz nicht zur Sprache kam<br />
beziehungsweise der vermeintliche Kausal-Zusammenhang<br />
zwischen Freigabe<br />
<strong>und</strong> Konsumprävalenz nicht angetastet<br />
wird. Erst vor einigen Wochen stellte<br />
selbst der Wissenschaftliche Dienst des<br />
B<strong>und</strong>estags fest, dass ein solcher überhaupt<br />
gar nicht nachweisbar sei. In einer<br />
Debatte, die von Seiten Ludwigs nur<br />
allzu gern auf dem Rücken der Jugendlichen<br />
ausgetragen wird, wäre eine Auseinandersetzung<br />
mit dieser Frage aber<br />
mehr als wünschenswert gewesen. Auch<br />
keiner der (offenbar handver<strong>lesen</strong>en) anwesenden<br />
Journalisten hielt es für nötig,<br />
Daniela Ludwig mit der den Jugendschutz<br />
fördernden Seite einer Legalisierung<br />
zu konfrontieren. Daniela Ludwig<br />
selbst wurde im Verlauf der Konferenz<br />
nicht müde zu betonen, dass Prävention<br />
im Fall von Tabak <strong>und</strong> Alkohol schon<br />
große Erfolge bei Jugendlichen gezeigt<br />
hätten. Dass dieser Erfolg auch etwas<br />
mit dem legalen Status der beiden Alltagsdrogen<br />
zu tun haben könnte, auf<br />
diesen Gedanken möchte sie leider nicht<br />
kommen. Natürlich kommen auch belastbare<br />
Zahlen, die etwa Frankreich<br />
(mit die restriktivsten Cannabisgesetze<br />
in Europa) einen deutlich höheren Jugendkonsum<br />
als (den etwa auf einem<br />
Level liegenden) Deutschland <strong>und</strong> Holland<br />
bescheinigen, nicht zur Sprache.<br />
Also, hier soll bestimmt nicht gegen Präventionsmaßnahmen<br />
per se gewettert<br />
werden, aber wäre es nicht langsam angebracht,<br />
teure Kampagnen wie „Mach<br />
dich schlau!“, die ja immerhin mithilfe<br />
von Steuergeldern finanziert werden,<br />
mit einer Legalisierung im Rücken zu<br />
unterstützen, als sie durch die Prohibition<br />
ins Leere laufen zu lassen?<br />
12 HIGHWAY • Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong>
dem Cannabis-Thema gezielt B<strong>und</strong>estagswahlkampf<br />
betrieben wurde, ohne,<br />
dass den Versprechungen Taten gefolgt<br />
wären. Und das kann man auch jetzt wieder<br />
im Rahmen der gerade stattfindenden<br />
Koalitionsgespräche mit der Hamburger<br />
SPD sehen: in vielen wichtigen umstrittenen<br />
Bereichen konnte man sich einigen,<br />
nur beim Thema Cannabis, da findet<br />
man wohl auf Teufel komm raus keinen<br />
gemeinsamen Nenner. „Wir haben uns<br />
darauf verständigt, dass wir uns in der<br />
Frage nicht verständigen können. Deswegen<br />
gibt es dazu auch keine Regelung<br />
im Koalitionsvertrag“, so die Hamburger<br />
Grünen-Chefin Anna Gallina. Na sowas!<br />
Das Statement erinnert in seinem<br />
kühnen Pragamtismus ja schon fast an<br />
Marlene Mortlers berühmten Ausspruch<br />
vom verbotenen, weil illegalen<br />
Cannabis. Die flapsige Formulierung lädt<br />
zu Spekulationen ein, welchen Stellenwert<br />
das Thema innerhalb der Verhandlungen<br />
hatte, auch wenn klar sein muss,<br />
dass in Sachen BtMG ohne den B<strong>und</strong><br />
sowieso nichts Handfestes läuft. Eine Sache<br />
ändert sich dann aber doch, zumindest<br />
für junge Drogenkonsumenten: sie<br />
sollen zukünftig straffrei ausgehen <strong>und</strong><br />
umgehend eine Suchtberatung erhalten.<br />
Das Vorhaben wurde bisher zwar nur<br />
vage skizziert, aber immerhin kann unsere<br />
Drogenbeauftragte so weiterhin mit ordentlich<br />
Nachschub für ihre immer gern<br />
zitierte „Es-gehen-immer-mehr-Men-<br />
schen-wegen-Cannabis-in-Behandlung“-<br />
Statistik rechnen. Die eh unwählbaren<br />
CDU/CSU <strong>und</strong> AFD werden die neuen<br />
Zahlen mit Sicherheit dankend aufgreifen,<br />
um vor den vermeintlich hohen Risiken<br />
des Cannabiskonsums zu warnen.<br />
Klar, irgendwie ist es auch gemein, jetzt<br />
allein den Grünen den schwarzen Peter<br />
zuzuschieben, immerhin gehören zu Koalitionsverhandlungen<br />
mindestens zwei.<br />
Die SPD, ganz davon abgesehen, dass sie<br />
für viele eh längst ebenfalls unwählbar geworden<br />
ist, reißt beim Thema Cannabis<br />
aber halt auch nicht immer so lautstark<br />
die Klappe auf.<br />
Geldstrafe für ein<br />
Gramm: Rentner will<br />
lieber ins Gefängnis <strong>–</strong><br />
<strong>und</strong> dort Buch schreiben<br />
Man kann seinen Frust nur zu gut<br />
verstehen: ein 68-Jähriger Mann<br />
wurde zur Zahlung einer Geldstrafe<br />
von 1.<strong>20</strong>0 Euro verurteilt, weil<br />
er mit gut einem Gramm Marihuana<br />
erwischt wurde. Sechs Polizisten<br />
hatten den Rentner auf dem<br />
letztjährigen Oktoberfest umzingelt<br />
<strong>und</strong> ihn nach eigenen Angaben vier<br />
St<strong>und</strong>en lang unter Arrest gehalten,<br />
nachdem sie das Cannabis entdeckt<br />
hatten. Ein besonderer „Skandal“<br />
ist in seinen Augen die b<strong>und</strong>esweit<br />
uneinheitliche Regelung bezüglich<br />
der sogenannten „Geringen<br />
Menge“. Der ehemalige Pädagoge,<br />
der mit Cannabis seine Arthrose-<br />
Schmerzen lindert, ist empört über<br />
die Strafe <strong>und</strong> denkt nun gar nicht<br />
daran, zu bezahlen <strong>–</strong> in vollem Bewusstsein<br />
über die möglichen Konsequenzen.<br />
„Da gehe ich gerne<br />
aus Protest mal vier Wochen nach<br />
Stadelheim in den Knast <strong>und</strong> lasse<br />
mich mit Vollpension verwöhnen“,<br />
so der Betroffene. Doch nicht nur<br />
das: die Zeit hinter Gittern möchte<br />
der Senior nutzen, um ein Buch<br />
über die seiner Meinung nach „verfehlte<br />
Drogenpolitik des Staats“ zu<br />
schreiben. Einen schmissigen Titel<br />
hat er sich auch schon überlegt:<br />
„Ja, ich habe gekifft!“ Mal ganz<br />
davon abgesehen, ob der Betroffene<br />
tatsächlich plant, seinen Worten<br />
auch Taten folgen zu lassen,<br />
ist es rein juristisch gesehen wohl<br />
fraglich, inwiefern eine solche Umwandlung<br />
der Strafe auf freiwillger<br />
Basis überhaupt möglich ist. Falls<br />
er sich letztendlich weigern sollte,<br />
zu bezahlen, könnte er stattdessen<br />
zunächst einmal zu Sozialst<strong>und</strong>en<br />
verdonnert werden.<br />
Urteil im<br />
Hanfnah-Prozess:<br />
Ende gut, alles gut?<br />
<strong>Highway</strong>-Leser <strong>und</strong> Cannabisinteressierte<br />
aus Deutschland haben<br />
es vermutlich mitbekommen: einer<br />
der vielen CBD-Shops, die unter den<br />
Drangsalierungen von Polizei <strong>und</strong><br />
Staatsanwaltschaft der letzten Monate<br />
leiden mussten, war neben Hanfbar,<br />
Cannameleon, Hempvizer <strong>und</strong> HANF!<br />
unter anderem auch die über drei Ladengeschäfte<br />
verfügende Hanfnah-Kette<br />
<strong>und</strong> ihr Inhaber Tobias Pietsch. Dieser<br />
stand nun monatelang vor Gericht:<br />
in seinen Shops waren 3,8 Kilo CBD-<br />
Blüten „sichergestellt“ worden <strong>und</strong><br />
zudem lastete man ihm den Verkauf<br />
von 500 Gramm CBD-Blüten über<br />
seinen Onlineshop an. Wie Pietsch<br />
immer wieder betonte, hielt er sich an<br />
alle geltenden Gesetze, was nun auch<br />
vor Gericht bestätigt wurde: keine einzige<br />
der Blüten enthielt mehr als 0,11<br />
Prozent THC. Die Staatsanwaltschaft<br />
hatte für die insgesamt 4,3 Kilo CBD-<br />
Blüten <strong>–</strong> die mit anderer Verpackung<br />
unweit von den Hannah-Filialen völlig<br />
ungestört durch Polizei <strong>und</strong> Staat<br />
unter der Bezeichnung Hanftee auch<br />
in den riesigen Filialen von deutschlandweit<br />
agierenden Drogerieketten<br />
verkauft wurden <strong>und</strong> werden <strong>–</strong> eine<br />
Strafe von einem Jahr <strong>und</strong> zwei Monaten<br />
auf Bewährung gefordert. „Das<br />
war eine krachende Niederlage für<br />
die Staatsanwaltschaft“, äußerte sich<br />
Pietsch nach dem Prozess. Denn die<br />
Richterin verknackte ihn lediglich zu<br />
50 Tagessätzen auf Bewährung <strong>–</strong> eine<br />
Rarität an deutschen Gerichten <strong>und</strong><br />
sozusagen die geringstmögliche Strafe<br />
vor einem Freispruch. Doch warum<br />
dann nicht direkt ein Freispruch? Genau<br />
das denkt sich auch Tobias Pietsch<br />
<strong>und</strong> will folgerichtig Berufung einlegen,<br />
um vollständig freigesprochen zu<br />
werden.<br />
Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong> • HIGHWAY 13
NEWS DEUTSCHLAND<br />
Vertriebsverbot per<br />
Allgemeinverfügung für<br />
CBD-Lebensmittel in NRW<br />
Als CBD-Händler hat man es<br />
in Deutschland nicht leicht, so<br />
viel dürfte sich mittlerweile bis<br />
in die letzte Reihe der Cannabis-Entrepreneure<br />
herumgesprochen<br />
haben. Razzien, Beschlagnahmungen<br />
<strong>und</strong> Drangsalierungen gehören<br />
leider fast schon zur Tagesordnung. Viel<br />
war von Händlerseite schon zu hören<br />
über die unnötig raue Gangart von Polizei<br />
<strong>und</strong> Staatsanwaltschaft, von konfiszierten<br />
Chargen, die weit über das Haltbarkeitsdatum<br />
hinaus einbehalten <strong>und</strong><br />
damit quasi wertlos wurden, von einem<br />
überaus martialischen Auftritt der eingesetzten<br />
Sondereinsatzkommandos. Man<br />
muss sich selbst nicht einmal als Cannabisfre<strong>und</strong><br />
geschweige denn als Legalisierungsaktivist<br />
bezeichnen, um zu merken,<br />
dass hier etwas gehörig falsch läuft. Wenn<br />
ein solcher Aufwand betrieben wird, um<br />
den Handel mit einem Stoff zu unterbinden,<br />
der nachgewiesenermaßen vollkommen<br />
unberauschend wirkt <strong>und</strong> dem von<br />
der Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation (WHO)<br />
die völlige ges<strong>und</strong>heitliche Unbedenklichkeit<br />
bescheinigt wird, dann entsteht<br />
eine Kluft zwischen staatlicher Agenda<br />
<strong>und</strong> der Lebenswirklichkeit vieler Menschen,<br />
die viele verdrossen <strong>und</strong> misstrauisch<br />
zurücklässt. Nun könnte man<br />
entgegnen, dass man als CBD-Händler<br />
von Anfang an über die unklare gesetzliche<br />
Regelung <strong>und</strong> das daraus resultierende<br />
Risiko Bescheid wußte; dass man<br />
durch die bewusste Inkaufnahme dessen<br />
sich gar als einer der wenigen Player eine<br />
einträgliche Postion auf einem jungen,<br />
boomenden Markt einnehmen konnte;<br />
dass freilich niemand dazu gezwungen<br />
wird, CBD-Produkte zu verkaufen. Dabei<br />
geht es im Kern aber mal wieder um<br />
die gr<strong>und</strong>legende Frage, in welcher Weise<br />
sich der Staat in den Alltag seiner Bürger<br />
einmischen sollte.<br />
Ein Blick ins Sortiment des Berliner<br />
CBD-Shops Hempvizer, der zuletzt immer<br />
wieder mit Razzien zu kämpfen hatte<br />
In das Klima der allegemeinen Unsicherheit<br />
stößt nun eine Meldung<br />
deren vermeintliche Sprengkraft deutsche<br />
CBD-Händler aufhorchen ließ:<br />
die reißerische Überschrift des WDR<br />
ließ tatsächlich Schlimmstes erahnen:<br />
„Hanf im Visier: Köln verbietet CBD-<br />
Produkte“, so hieß es. Verbietet nun<br />
etwa jede deutsche Stadt CBD auf eigene<br />
Faust? Wieso ist so ein Alleingang<br />
überhaupt möglich? Im städtischen<br />
Amtsblatt wurde die Maßnahme, die<br />
ab dem 18. Juni in Kraft tritt, öffentlich<br />
angekündigt. Gr<strong>und</strong> für das Verbot: die<br />
(Neu-)einstufung von CBD-Produkten<br />
als sogenanntes „Novel Food“ <strong>und</strong><br />
der (damit einhergehende) Mangel<br />
an Lebensmittelzulassungen seitens<br />
der Händler. Angesichts des Komplexes<br />
„Novel Food“ soll an dieser Stelle<br />
nicht dafür gestritten werden, inwieweit<br />
die neue Kategorisierung für CBD-<br />
Produkte gerechtfertigt oder bürokratischer<br />
Blödsinn ist. Die EIHA (European<br />
Industrial Hemp Association)<br />
stellte nach mehrfacher Konsultation<br />
mit dem B<strong>und</strong>esamt für Lebenmittelsicherheit<br />
(BVL) jedenfalls fest, dass die<br />
Einordnung nur für CBD-Isolate oder<br />
Anreicherungen gelten könne, nicht<br />
aber für Vollspektrum-Produkte. Vor<br />
allem aber, <strong>und</strong> das bestätigte das Kölner<br />
Presseamt telefonisch gegenüber<br />
<strong>Highway</strong>, habe die „Novel Food“ nur<br />
Auswirkungen auf CBD-Produkte, die<br />
auch ausdrücklich als Lebensmittel eingetragen<br />
<strong>und</strong> verkauft werden. Macht<br />
natürlich Sinn.„Aromaöle“, „M<strong>und</strong>pflegeöle“<br />
etc. sind von der Regelung<br />
ausdrücklich nicht betroffen. Ebenfalls<br />
war zu erfahren, dass es sich mitnichten<br />
um einen alleingen Vorstoß der Stadt<br />
Köln handele (wie der WDR in seiner<br />
Nachricht nahelegt), sondern um ein<br />
Vorgehen, das ganz Nordrhein-Westfalen<br />
betreffe. Aus Juristen-Kreisen heißt<br />
es nichtsdestotrotz, dass ein deratiges<br />
Vertriebsverbot per Allgemeinverfügung<br />
absolut unüblich <strong>und</strong> ungewöhnlich<br />
sei.<br />
14 HIGHWAY • Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong>
Mann vergisst Tasche<br />
mit Weed in der Bahn<br />
Kiffen macht vergesslich <strong>–</strong> so lautet<br />
eines der gängigsten Stereotype<br />
über Cannabis(-konsum). Dass<br />
Studien mit Demenzpatienten nahelegen,<br />
dass es auch anders geht, soll<br />
an dieser Stelle ausnahmsweise mal<br />
nicht weiter interessieren. Darauf,<br />
dass das Kurzzeitgedächtnis, gerade<br />
bei unerfahrenen Nutzern, bei akutem<br />
Konsum manchmal nicht ganz<br />
das macht, was man von diesem<br />
eigentlich erwartet, kann man sich<br />
wohl einigen. Dass man aber seine<br />
40 Gramm Cannabis auf der Sitzbank<br />
in der Bahn liegen lässt <strong>und</strong><br />
seelenruhig aussteigt <strong>–</strong> das ist schon<br />
ein starkes Stück <strong>und</strong> eher nicht auf<br />
eventuell stattgef<strong>und</strong>enen Cannabiskonsum<br />
zu schieben. Einem 23-Jährigen<br />
aus Freudenstadt passierte<br />
genau das <strong>und</strong> bevor er merkte, was<br />
los ist, hatte ein Bahnmitarbeiter bei<br />
seinem Kontrollgang im leeren Abteil<br />
schon eine herrenlose Einkaufstasche<br />
mit merkwürdigem Inhalt<br />
(<strong>und</strong> Geruch) gef<strong>und</strong>en. Eine heikle<br />
Situation, die eine schnelle Entscheidung<br />
erfordert: sollte man trotz<br />
Symbolbild<br />
des Risikos, erwischt zu werden,<br />
nach dem vergessenen Objekt fragen<br />
oder lieber den Verlust akzeptieren<br />
<strong>und</strong> mit großer Wahrscheinlichkeit<br />
unbehelligt bleiben? Der junge<br />
Mann entschied sich für Option A<br />
(wer könnte es ihm verdenken): als<br />
er die fehlende Tasche endlich bemerkt<br />
hatte <strong>und</strong> an das Fenster der<br />
Lok klopfte, um nachzufragen, war<br />
das Bahnpersonal leider schon im<br />
Begriff, die Polizei zu informieren.<br />
Vor Gericht wurde es dem jungen<br />
Mann dann zusätzlich zum Verhängnis,<br />
dass die 40 Gramm Weed<br />
nicht am Stück vorlagen, sondern<br />
in kleine Zwei-Gramm-Baggys abgepackt<br />
worden waren. Zuvor hatte<br />
der Angeklagte beteuert, dass es<br />
sich bloß um Eigenbedarf handele<br />
<strong>und</strong> er keinen Handel betreibe. Das<br />
Gericht glaubte seiner Version der<br />
Geschichte wohl nicht so ganz <strong>und</strong><br />
folgte bei der Urteilsfindung der Linie<br />
der Staatsanwaltschaft. Das Resultat:<br />
eine einjährige Freheitsstrafe<br />
auf Bewährung sowie eine Geldstrafe<br />
über 2.000 Euro.<br />
Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong> • HIGHWAY 15
NEWS | ÖSTERREICH/SCHWEIZ<br />
Direkt neben Polizeirevier:<br />
Wiener<br />
baut Cannabis an<br />
Wie sagt man so schön? Dreist gewinnt.<br />
Nach diesem Motto handelte<br />
wohl auch ein Mann aus Wien,<br />
Original Polizeifoto<br />
Beamten entschlossen sich, nicht<br />
gleich zuzuschlagen, sondern dem<br />
verdächtigen Fahrzeug erst einmal<br />
weiter zu folgen. Vor den Augen<br />
der uniformierten Beobachter holten<br />
die Verdächtigen tatsächlich<br />
kurze Zeit später eine größere Menge<br />
Cannabis aus dem Kofferraum <strong>–</strong><br />
<strong>und</strong> der Zugriff erfolgte prompt.<br />
Trotz erdrückender Indizienlage<br />
gaben sich die Verdächtigen<br />
auf der Wache nicht nur äußerst<br />
wortkarg, auch ein weiteres Detail<br />
an dem Fall dürfte die Ermittler<br />
zur Weißglut treiben: denn bei<br />
den Smartphones der mutmaßlichen<br />
Dealer handelte es sich um<br />
speziell „getunte“ Handys, die es<br />
jedem unregistrierten Nutzer extrem<br />
schwer machen, auf seinen<br />
Inhalt zuzugreifen. Handelsübliche<br />
Telefonie soll mit diesen Geräten<br />
gar nicht möglich gewesen sein,<br />
ergaben Recherchen der Nachrichder<br />
sich dazu entschloss, Cannabispflanzen<br />
in seiner Wohnung anzubauen,<br />
obwohl sich das Mehrfamilienhaus,<br />
in dem er lebte, in unmittelbarer<br />
Nachbarschaft zu einer Polizeistation<br />
befand. Womöglich hatte er darauf<br />
gesetzt, dass niemand auf die Idee<br />
käme, neben einem Polizeirevier eine<br />
Cannabis-Anlage zu vermuten. Eine<br />
zeitlang ging auch tatsächlich alles<br />
gut, doch irgendwann stieg Beamten<br />
im Innenhof des betroffenen Häuserblocks<br />
ein süßlich-würziger Geruch<br />
entgegen, den sie nur allzu gut kannten.<br />
Ein verdächtig aussehendes, zugeklebtes<br />
Fenster wies den neugierig<br />
gewordenen Polizisten dann schließlich<br />
den Weg zur Wohnung des Growers.<br />
32 Pflanzen hatte der 38-Jährige<br />
in einem Zelt angebaut, nach eigenen<br />
Angaben alles für den Eigenbedarf<br />
bestimmt. Die Qualität des Straßen-<br />
Weeds sei einfach zu schlecht, versuchte<br />
sich der Verdächtige zu rechtfertigen.<br />
Die <strong>Highway</strong>-Redaktion<br />
kann ihn da gut verstehen, zumal er<br />
ja, wie die meisten Grower, niemandem<br />
Schaden zugefügt hat. Bei den<br />
Beamten stieß er mit seiner Erklärung<br />
leider naturgemäß auf taube Ohren<br />
<strong>und</strong> darf sich jetzt mit einer Anzeige<br />
auseinandersetzen.<br />
Kilo-Bust in Wien:<br />
Handy der Verdächtigen<br />
zu schlau für Polizei<br />
Zwei mutmaßliche Cannabis-<br />
Händler müssen sich bald in<br />
Wien vor Gericht verantworten.<br />
Die Polizei hatte bei den Verdächtigen<br />
eine größere Menge Cannabis<br />
im Kilobereich sowie 15.000<br />
Euro Bargeld gef<strong>und</strong>en. Auf deren<br />
Spur kamen die Beamten dank eines<br />
Zufalls <strong>und</strong> dem leichtsinnigen<br />
Verhalten der Männer: im Zuge<br />
einer Corona-Streife hielten die<br />
Polizisten Anfang April in Wien<br />
an einer roten Ampel <strong>und</strong> warfen<br />
bei der Gelegenheit einen Blick in<br />
das neben ihnen zum Stehen kommende<br />
Fahrzeug, in dem gerade<br />
der Beifahrer dem Fahrer ein gefülltes<br />
(Marihuana-)Baggy zur Geruchsprobe<br />
vor die Nase hielt. Die<br />
tenseite „Heute.at“, die außerdem<br />
als Herkunft der Geräte die Niederlande<br />
nannte. Stattdessen war<br />
lediglich die Kommunikation über<br />
Chat-Nachrichten mithilfe eines<br />
speziell angepassten Messenger-<br />
Programms möglich. Wird aber der<br />
Entsperr-Code dreimal falsch eingegeben,<br />
so werden alle Daten unwiderruflich<br />
von der Festplatte des<br />
Smartphones gelöscht. Auch ein<br />
nachträglicher Zugriff auf die Server<br />
fällt dann weg, denn die befinden<br />
sich außerhalb der Reichweite<br />
der österreichischen Justiz. Somit<br />
haben die Beamten in diesem Fall,<br />
der bald vor Gericht landen wird,<br />
wohl keine Chance an die wahrscheinlich<br />
höchst sensiblen Daten<br />
heranzukommen. Hätten die Verdächtigen<br />
am Steuer ihres Wagens<br />
doch mal genau so eine Vorsicht<br />
walten lassen wie mit ihrer Kommunikationstechnik.<br />
16 HIGHWAY • Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong>
Nationalrat will Freizeit-<br />
Cannabis in Schweizer<br />
Apotheken austesten<br />
Der Schweizer Nationalrat hat<br />
zu Monatsbeginn beschlossen,<br />
ein landesweites Pilotprojekt mit<br />
Freizeit-Cannabis ermöglichen zu<br />
wollen. Viele Städte sind bereit <strong>und</strong><br />
warten auf das Startsignal, in Bern<br />
hat man sogar schon mit den Apotheken<br />
ausgemacht, welche von<br />
ihnen die Cannabisabgabe dann<br />
übernehmen werden. Gegen den<br />
sogenannten Experimentierartikel<br />
stellten sich vor allem die SVP <strong>und</strong><br />
Teile der Mitte-Fraktion <strong>und</strong> erzählten<br />
den üblichen Quatsch. Verena<br />
Herzog von der SVP (bekannt aus<br />
ihrem YouTube-Hit: „Cannabis<br />
rauchen gibt Löcher in der Lunge“)<br />
schwadronierte etwa in bester Mortler-Manier:<br />
„Cannabis ist nicht<br />
einfach zum Spaß illegal.“ Auch<br />
kämpfte die größtenteils rechtspopulistische<br />
Anti-Cannabis-Fraktion<br />
des Schweizer Nationalrats nicht<br />
nur gegen das Pilotprojekt an sich,<br />
sondern forderte auch in zahlreichen<br />
Anträgen, für den nun eingetretenen<br />
Fall, dass die Pilotprojekte<br />
doch genehmigt werden, allerlei<br />
unmenschliche <strong>und</strong> schwachsinnige<br />
Auflagen in diese einzubauen. Die<br />
nationalkonservative SVP-Fraktion<br />
Corona-Krise:<br />
Cultiva um ein<br />
Jahr verschoben<br />
Und eine weitere Cannabismesse<br />
reiht sich ein in die Riege derer, die<br />
ihre Veranstaltung um ein Jahr verschieben<br />
<strong>–</strong> auch die langjährig etablierte<br />
Cultiva, die jährlich im Oktober in<br />
einem Vorort unweit von Wien abgehalten<br />
wird, hat sich nun entschieden,<br />
vom Oktober <strong>20</strong><strong>20</strong> in den Oktober<br />
wollte unter anderem bestimmen,<br />
dass die 5.000 geplanten Versuchsteilnehmer<br />
des Pilotprojekts in einer<br />
Datenbank registriert werden,<br />
ihren Führerschein abgeben müssen<br />
<strong>und</strong> Arbeitgeber über die Teilnahme<br />
an dem Projekt informiert werden.<br />
All diese Anträge wurden von den<br />
anderen Fraktionen jedoch abgelehnt.<br />
Die volljährigen Versuchsteilnehmer,<br />
die bereits Cannabiskonsumenten<br />
sein müssen, sollen in<br />
dem Pilotprojekt legal bis zu zehn<br />
Gramm Marihuana in Apotheken<br />
beziehen <strong>–</strong> für alle anderen Schweizer<br />
bleibt Cannabis jedoch auch in<br />
der vorläufig für die maximal fünf<br />
<strong>20</strong>21 zu verlegen. Der Gr<strong>und</strong>, natürlich:<br />
Corona <strong>und</strong> die unabsehbaren<br />
Folgen für eine Messeveranstaltung<br />
<strong>–</strong> wenn diese nicht sowieso untersagt<br />
worden wäre. Damit haben praktisch<br />
alle relevanten Cannabismessen in<br />
Europa entschieden, ihre Events um<br />
ein Jahr zu verschieben. Lediglich die<br />
Mary Jane Berlin <strong>und</strong> die Spannabis in<br />
Barcelona halten noch an ihren Plänen<br />
fest, Anfang September (Berlin)<br />
beziehungsweise Mitte September<br />
(Barcelona) ihre bereits schon einmal<br />
Jahre angesetzten Versuchszeit illegal.<br />
Wenn alles glatt läuft, könnte es<br />
bereits im kommenden Jahr so weit<br />
sein. Nachdem der Nationalrat die<br />
entsprechende Vorlage mit 113 zu<br />
81 Stimmen genehmigte, muss diese<br />
nun noch im Herbst vom Ständerat<br />
abgesegnet werden. Jedoch hätten<br />
die Schweizer Cannabis-Gegner<br />
dann noch ein letztes Mittel, das<br />
dann auch nicht unwahrscheinlich<br />
eingeleitet werden wird, um das<br />
Projekt zu verhindern: die Volksabstimmung.<br />
Dann dürften alle wahlberechtigten<br />
Bürger in der Schweiz<br />
darüber abstimmen, ob die Pilotprojekte<br />
genehmigt werden oder nicht.<br />
verschobenen Messen zu veranstalten,<br />
doch langsam baut sich großer<br />
Unmut unter einigen Ausstellern auf,<br />
die keine Lust haben, wieder erst Tage<br />
vorher Bescheid zu bekommen, dass<br />
die Messe doch nicht stattfinden kann<br />
<strong>–</strong> oder an ihre Verträge geb<strong>und</strong>en zu<br />
werden, wenn die Aussicht auf Besucherbeschränkungen,<br />
Mindestabstand<br />
<strong>und</strong> Maskenpflicht eigentlich keine<br />
Chancen auf eine auch nur annähernd<br />
normal durchgeführte <strong>und</strong> vor allem<br />
lohnende Messe lassen.<br />
Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong> • HIGHWAY 17
NEWS | INTERNATIONAL<br />
DEA darf Protestierer<br />
ab sofort wie Drogenhändler<br />
behandeln<br />
Die amerikanische Drogenbehörde<br />
DEA (Drug Enforcement Administration)<br />
hat weitreichende neue Befugnisse<br />
erhalten, um „verdeckte Überwachungen<br />
durchzuführen“ <strong>und</strong> Informationen<br />
über Personen zu sammeln, die an Protesten<br />
wegen der Ermordung von George<br />
Floyd, der am 25. Mai durch eine<br />
Gruppe US-Polizisten auf offener Straße<br />
zu Tode gefoltert wurde, teilnehmen.<br />
Floyds Tod „hat im ganzen Land weit<br />
verbreitete Proteste hervorgerufen, die<br />
in einigen Fällen Gewalt <strong>und</strong> Plünderungen<br />
einschlossen“, heißt es in einem<br />
DEA-Memorandum, <strong>und</strong> weiter: „Polizeibehörden<br />
in bestimmten Gegenden<br />
des Landes haben darum gekämpft, die<br />
Ordnung aufrechtzuerhalten <strong>und</strong>/oder<br />
wiederherzustellen“. Mit diesem Memo<br />
wurden vorübergehend weitreichende<br />
Sondervollmachten beantragt <strong>und</strong> unmittelbar<br />
durch einen hohen Beamten<br />
des Justizministeriums abgesegnet. Zusätzlich<br />
zur „verdeckten Überwachung“<br />
von Protestierern sind DEA-Agenten<br />
nun befugt, Informationen mit örtlichen<br />
<strong>und</strong> staatlichen Strafverfolgungsbehörden<br />
auszutauschen, einzugreifen, um<br />
sowohl Teilnehmer als auch Zuschauer<br />
der Proteste zu „schützen“, Befragungen<br />
<strong>und</strong> Durchsuchungen von Protestierern<br />
durchzuführen <strong>und</strong> Protestierende<br />
festzunehmen. „Drogenvollzugsbeamte<br />
sollten keine verdeckte Überwachung<br />
der Proteste <strong>und</strong> der durch den ersten<br />
Brasilien: größter Marihuana-Bust<br />
aller Zeiten<br />
In Brasilien kam es vergangenen<br />
Monat zum größten Cannabis-<br />
Bust in der Geschichte des Landes.<br />
Knapp 28 Tonnen Marihuana<br />
fand man auf der Ladefläche ei-<br />
Verfassungszusatz geschützten Rede<br />
durchführen“, sagte Hugh Handeyside,<br />
ein leitender Anwalt der Bürgerrechts-<br />
Organisation American Civil Liberties<br />
Union: „Diese Art der Überwachung<br />
<strong>und</strong> des Informationsaustauschs kann<br />
durchaus eine ungerechtfertigte Untersuchung<br />
von Personen darstellen, die<br />
ihr verfassungsmäßiges Recht ausüben,<br />
Gerechtigkeit zu suchen. Die Exekutive<br />
läuft weiterhin kopfüber in die falsche<br />
Richtung“.<br />
Drei DEA-Quellen sagten gegenüber<br />
„BuzzFeedNews“, dass sie von<br />
dem Memo beunruhigt seien <strong>und</strong> es als<br />
Beispiel dafür ansehen, dass das Justizministerium<br />
seine Macht missbraucht,<br />
um die Proteste zu diskreditieren <strong>und</strong><br />
gegen geschützte Aktivitäten des Ersten<br />
Verfassungszusatzes vorzugehen. Einen<br />
Tag nach der Genehmigung sagte der<br />
inzwischen schwer von seiner Geisteskrankheit<br />
gezeichnete US-Präsident<br />
Trump, dass er „alle verfügbaren B<strong>und</strong>esressourcen<br />
<strong>–</strong> zivile <strong>und</strong> militärische <strong>–</strong><br />
mobilisiere, um die Unruhen <strong>und</strong> Plünderungen<br />
zu stoppen, die Zerstörungen<br />
<strong>und</strong> Brandstiftungen zu beenden <strong>und</strong><br />
die Rechte gesetzestreuer Amerikaner<br />
zu schützen, einschließlich ihrer Rechte<br />
nach dem zweiten Verfassungszusatz.“<br />
Es gibt eine lange Geschichte, in der<br />
US-B<strong>und</strong>esbehörden Protestgruppen<br />
infiltriert <strong>und</strong> überwacht haben <strong>–</strong> allein<br />
in den letzten Jahren zuhauf. So wurden<br />
während der Occupy-Wall-Street-<br />
Protestbewegung deren Anhänger durch<br />
das FBI überwacht. Während der Proteste<br />
in Baltimore im Jahr <strong>20</strong>15 wegen<br />
des Todes von Freddie Gray, der in Pones<br />
Trucks, versteckt unter einer<br />
Schicht von Maiskörnern. Der<br />
Truck beziehungsweise vielmehr<br />
sein Fahrer hatte sich offenbar zuvor<br />
verdächtig gemacht, als er in<br />
einem Hotel in Grenznähe zu Paraguay<br />
übernachtet hatte. Die Polizei<br />
beobachtete das Fahrzeug auf<br />
seiner Weiterfahrt in Richtung des<br />
lizeigewahrsam starb, überwachte das<br />
Heimatschutzministerium Twitter <strong>und</strong><br />
andere soziale Medienplattformen, um<br />
„Informationen“ über die Protestierenden<br />
zu erhalten. In Ferguson, Missouri,<br />
ließ das Ministerium während der Proteste<br />
von <strong>20</strong>14 wegen der Ermordung<br />
von Michael Brown durch einen weißen<br />
Polizeibeamten B<strong>und</strong>esbeamte die<br />
Protestierenden infiltrieren, um sie zu<br />
überwachen <strong>und</strong> Informationen zu sammeln.<br />
Die Ermordung von Georg<br />
Floyd löste anhaltende Proteste aus, die<br />
sich teilweise auch in Plünderungen <strong>und</strong><br />
gewalttätigen Aufständen entluden. Im<br />
Zuge der Plünderungen hat es auch einige<br />
Cannabis-Shops schlimm erwischt<br />
<strong>–</strong> wenig überraschend gehören sie offenbar<br />
zu der Art Geschäft, das man nur<br />
allzu gern mitnimmt, wenn man sich<br />
denn schon gerade einmal auf Plünderzug<br />
befindet. Social-Media-Posts zeigen<br />
verwüstete Stores, zerbrochene Scheiben<br />
<strong>und</strong> leere Regale, so etwa im Falle einer<br />
MedMen-Dispensary in Los Angeles.<br />
Wie man es jedoch von Cannabisfre<strong>und</strong>en<br />
gewohnt ist, reagieren viele Betreiber<br />
angesichts der zerstörten Ladenlokale<br />
gelassen <strong>und</strong> verweisen auf die generelle<br />
Notwendigkeit der Proteste. „Wir<br />
können unsere Stores wieder aufbauen,<br />
aber ein Menschenleben kann man nicht<br />
so einfach zurückbringen“, äußerte sich<br />
etwa Berner, seines Zeichens Rapper <strong>und</strong><br />
Chef der beliebten Cannabis-Kette „Cookies“.<br />
Bleibt zu hoffen, dass die vielen Kilogramm<br />
gestohlener Cannabis-Produkte<br />
wenigstens dazu beitragen konnten, die<br />
Lage wieder ein wenig zu entschärfen.<br />
südlich gelegenen B<strong>und</strong>esstaats Rio<br />
Grande do Sul <strong>und</strong> entschied sich<br />
auf einem <strong>Highway</strong> bei Mato Grosso<br />
du Sul zum Zugriff. Der Fahrer<br />
gab gegenüber den Beamten an,<br />
dass er den LKW bereits in komplett<br />
beladenem Zustand übernommen<br />
<strong>und</strong> dementsprechend von<br />
nichts gewusst habe.<br />
18 HIGHWAY • Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong>
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NEWS | MEDIZIN<br />
Cannabis hilfreich<br />
bei Behandlung von<br />
Fibromyalgie<br />
Laut einer neuen israelischen Studie<br />
mit 101 Patienten, die an Fibromyalgie<br />
erkrankten <strong>und</strong> im Krankenhaus<br />
nachbeobachtet wurden, war Cannabiskonsum<br />
wirksam, um Schmerzen<br />
zu lindern <strong>und</strong> andere Schmerzmittel<br />
zu reduzieren. Die durchschnittliche<br />
Dauer des Cannabiskonsums betrug<br />
dabei 15 Monate. Die durchschnittliche<br />
monatliche Konsummenge der<br />
Patienten betrug 29 Gramm Cannabis.<br />
Dieses wurde pur geraucht (54 Prozent),<br />
verdampft (18 Prozent) oder<br />
oral konsumiert (3 Prozent), während<br />
ein Viertel der Teilnehmer verschie-<br />
dene Einnahmeformen versuchte.<br />
Die durchschnittliche Verbesserung<br />
des Schlafs <strong>und</strong> der Schmerzen betrug<br />
etwas mehr als 77 Prozent mit einer<br />
geringeren Verbesserung bei anderen<br />
Parametern; 36 Prozent der Patienten<br />
berichteten über eine Gewichtszunahme,<br />
während 16 Prozent eine Gewichtsabnahme<br />
ausmachten; 51 Prozent<br />
gaben an, mehr Freizeit im Freien<br />
zu verbringen. Fast ein Viertel der Patienten<br />
berichtete über leichte unerwünschte<br />
Wirkungen <strong>und</strong> ein Patient,<br />
der monatlich 70 Gramm konsumierte,<br />
entwickelte eine psychotische Attacke.<br />
Ansonsten brach kein Patient die Behandlung<br />
ab. Die Autoren der Studie<br />
kamen zu dem Schluss, dass medizinisches<br />
Cannabis „eine wirksame Behandlung<br />
von Fibromyalgie darstellt“.<br />
Cannabis hilft Patienten<br />
mit posttraumatischer<br />
Belastungsstörung<br />
Nach Angaben von 4<strong>04</strong> medizinischen<br />
Cannabiskonsumenten aus<br />
den USA mit einer posttraumatischen<br />
Belastungsstörung reduzierte<br />
Cannabis deren Symptome effektiv<br />
um mehr als fünfzig Prozent. Diese<br />
Daten stammen aus einer medizini-<br />
schen Cannabis-App, die die Patienten<br />
verwenden, um Veränderungen<br />
ihrer Symptome in Abhängigkeit von<br />
verschiedenen Cannabissorten <strong>und</strong><br />
-dosen über die Zeit zu verfolgen. Die<br />
Teilnehmer verwendeten im Zeitraum<br />
von 31 Monaten die App 11.797 Mal,<br />
um ihre Symptome wie etwa Flashbacks,<br />
Reizbarkeit oder Angst unmittelbar<br />
vor <strong>und</strong> nach der Inhalation<br />
von Cannabis zu beurteilen. Durchschnittlich<br />
wurden die Symptome<br />
unmittelbar nach der Cannabisaufnahme<br />
um mehr als die Hälfte reduziert.<br />
Der Ausgangsschweregrad aller<br />
Symptome blieb im Laufe der Zeit<br />
konstant. Die Autoren der Washington-State-Universität,<br />
die die Studie<br />
durchführten, stellten Einschränkungen<br />
an dieser fest, etwa Selbstauswahl<br />
der Stichprobe, Selbstidentifizierung<br />
als Person mit posttraumatischer Belastungsstörung<br />
<strong>und</strong> mangelnde Placebo-Kontrollgruppe.<br />
Cannabiskonsum mit<br />
erhöhten Testosteronspiegeln<br />
bei Männern<br />
assoziiert<br />
Eine Analyse von 5.146 Männern<br />
ergab, dass im Vergleich zu Männern,<br />
die noch niemals Cannabis<br />
konsumierten, Cannabiskonsum mit<br />
einem erhöhten Testosteronspiegel<br />
verb<strong>und</strong>en war <strong>–</strong> so das Ergebnis einer<br />
Forschung, die an der Abteilung<br />
für Urologie der Universität von Chicago<br />
durchgeführt wurde. Sie verwen-<br />
deten zur Auswertung Daten aus den<br />
Jahren <strong>20</strong>11 bis <strong>20</strong>16. Von den 5.146<br />
Männern, die in die Studie aufgenommen<br />
wurden, hatten 3.027 mindestens<br />
einmal in ihrem Leben Cannabis<br />
konsumiert. Fast die Hälfte dieser<br />
wurde als regelmäßige THC-Konsumenten<br />
betrachtet. Die Forscher<br />
fanden „einen kleinen, aber statistisch<br />
signifikanten Anstieg des Testosterons<br />
unter regelmäßigen THC-<br />
Konsumenten bei jeder gemessenen<br />
Konsummenge im Vergleich zu nicht<br />
regelmäßigen THC-Konsumenten“.<br />
Ein mittelstarker THC-Konsum war<br />
mit dem größten Testosteronanstieg<br />
verb<strong>und</strong>en. Cannabiskonsumenten,<br />
die zwei- bis dreimal pro Monat Cannabis<br />
konsumieren, zeigten den größten<br />
Testosteronanstieg im Vergleich zu<br />
NichtKonsumenten. Die Autoren kamen<br />
zu dem Schluss, dass „der THC-<br />
Konsum mit einem geringen Anstieg<br />
des Testosterons verb<strong>und</strong>en ist. Dieser<br />
Anstieg von Testosteron scheint mit<br />
zunehmendem THC-Konsum zurückzugehen,<br />
aber nichtsdestotrotz ist der<br />
Testosteronspiegel bei regelmäßigem<br />
Konsum in jedem Fall höher als bei<br />
Nicht-Konsumenten.“<br />
<strong>20</strong> HIGHWAY • Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong>
Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong> • HIGHWAY 21
UND SONST?<br />
„Wenn man aber den mündigen Bürger als solchen<br />
ernstnimmt, sollte jeder selbst entscheiden dürfen,<br />
ob er sich schadet oder nicht. Der Fall Kanada zeigt<br />
bislang zweierlei: Den Schwarzmarkt wird man auch<br />
durch Legalisierung nicht los. Und: Die Kanadier<br />
sind trotz erlaubter Verfügbarkeit nicht allesamt zu<br />
Extremkiffern geworden.“<br />
Fatima Abbas, Saarbrücker Zeitung<br />
„Der Verkauf von Weed wurde in weiten<br />
Teilen der USA buchstäblich von einem<br />
Schwerverbrechen zu einem systemrelevanten<br />
Geschäft, <strong>und</strong> doch sitzen viele<br />
noch immer deswegen im Gefängnis. Das<br />
macht keinen Sinn <strong>und</strong> ist nicht richtig.“<br />
Elon Musk auf Twitter<br />
„Der Fall Tobias Pietsch zeigt: Die Staatsanwaltschaft<br />
beharrt auf Paragrafen; das Gericht scheint<br />
schon einen Schritt weiter zu sein. Der Weg zu<br />
einer Legalisierung <strong>–</strong> an der, wenn man es unvoreingenommen<br />
betrachtet, im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert kein<br />
Weg vorbeiführt − wird aber noch ein weiter sein.“<br />
„Cannabis tötet vielleicht nicht direkt, aber<br />
es kann die seelische Ges<strong>und</strong>heit von jungen<br />
Menschen unwiderruflich <strong>und</strong> damit ihre<br />
Lebenswege zerstören. Da hören Sie Geschichten,<br />
von dem einst sportlichen <strong>und</strong> lustigen<br />
Sohn, der durch Cannabis plötzlich völlig von<br />
der Rolle ist. Ich möchte Prävention, die wirkt<br />
<strong>und</strong> aktiv gegen die falschen Verharmlosungsslogans<br />
der Hanffre<strong>und</strong>e vorgeht...“<br />
Daniela Ludwig, B<strong>und</strong>esdrogenbeauftragte<br />
Karl Kovacs, Badische Zeitung<br />
„Bei uns wird es eben immer noch kriminalisiert, weil<br />
das Schmerzmittelgeschäft eines der größten der<br />
Pharmaunternehmen ist <strong>und</strong> Marihuana damit ein<br />
großer Konkurrent ist. Das ist meine<br />
bescheidene Theorie.“<br />
Hannes Jaenicke, Schauspieler<br />
„Als weitere mögliche Symptome des<br />
Cannabis-Missbrauchs nennt Mediziner<br />
Kölfen: Aggressivität, innere Leere,<br />
erhöhte Schweißbildung, fehlende<br />
Urin-Kontrolle, Impotenz.“<br />
Redaktion, Stuttgarter Zeitung<br />
„Den Cannabis-Anbau wiederum könnte<br />
man sogar lokal organisieren: Statt<br />
geschmuggeltem Wüsten-Haschisch aus<br />
Marokko lieber legales Bio-Kush aus<br />
dem Havelland! Da hätten wir sogar den<br />
Niederländern etwas voraus.“<br />
Sebastian Schöbel, RBB<br />
22 HIGHWAY • Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong>
Instawatch<br />
@weedarena<br />
@valos.merc93<br />
@loudopia<br />
@daydreaming.society<br />
@smokingpotspots<br />
@doobwithaview<br />
@herbalist_pl<br />
@4<strong>20</strong>smokespots<br />
@wag1crew<br />
@yourhigherstate<br />
@highway_das_<br />
cannabismagazin<br />
@choof_meister
CANNABISPOLITIK<br />
Die Verschleppung der Cannabis-Reklassifizierung<br />
24 HIGHWAY • Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong>
Die Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation<br />
WHO empfiehlt<br />
der UN, Cannabis nicht<br />
mehr mit Heroin auf eine<br />
Stufe zu stellen, sondern<br />
endlich den medizinischen<br />
Nutzen zu akzeptieren.<br />
Und was machen<br />
die Vereinten Nationen<br />
daraufhin? Nun ja, nicht<br />
viel: Termine vereinbaren,<br />
um drüber zu reden,<br />
diese dann verschieben<br />
oder einfach doch nicht<br />
drüber reden. Komisch?<br />
Nein, internationale Cannabispolitik.<br />
Wird da noch<br />
was kommen? Wir haben<br />
uns die ganze Chose angeschaut.<br />
Gibt es Hoffnung?<br />
Zumindest ist nicht alles<br />
verloren...<br />
Diese Pflanze hat es wirklich<br />
nicht leicht, ebenso wie abertausende<br />
Menschen, die für<br />
sie kämpfen, sie konsumieren<br />
<strong>und</strong> die auf sie angewiesen<br />
sind <strong>–</strong> dass Cannabis ein weites<br />
Spektrum an medizinischem Nutzen<br />
bietet <strong>und</strong> darüber hinaus als Droge<br />
deutlich ungefährlicher ist als beinahe<br />
alles andere, was wir konsumieren,<br />
um einen Rausch zu erleben, dürfte<br />
inzwischen den meisten bekannt sein.<br />
In den letzten Jahren wurde die Welt<br />
<strong>und</strong> vor allem auch Europa quasi von<br />
einer kleinen Legalisierungswelle gepackt.<br />
Nach <strong>und</strong> nach kommt man<br />
also wieder auf einen grünen Zweig<br />
<strong>und</strong> es mutet an, als hätte bald auch<br />
der Letzte verstanden, dass Cannabis<br />
nicht nur ein günstiger <strong>und</strong> nachhaltiger<br />
Rohstoff ist, sondern auch eine<br />
nebenwirkungsarme, günstige <strong>und</strong><br />
potente Alternative zu vielen chemischen<br />
Medikamenten. Doch leider<br />
weit gefehlt! In vielen Ländern, auch<br />
in Deutschland, blockiert die Politik<br />
die medizinische Nutzung <strong>und</strong> wissenschaftliche<br />
Forschung. Als Argument<br />
wird immer wieder der Status<br />
von Cannabis als Droge angeführt, als<br />
wäre dies ihr einziger Nutzen. Die Absurdität<br />
wird umso klarer, wenn man<br />
sich die Opiate näher anschaut, die<br />
ein unglaublich hohes Suchtpotential<br />
besitzen, die Verkehrstüchtigkeit stark<br />
einschränken <strong>und</strong> die in den USA aufgr<strong>und</strong><br />
dieser Eigenschaften sogar eine<br />
Krise auslösten, die nun seit zwanzig<br />
Jahren anhält. Dennoch ist die Verschreibung,<br />
der Konsum <strong>und</strong> sogar<br />
das Führen eines Kraftfahrzeugs unter<br />
dem Einfluss von Opiaten in den<br />
meisten Ländern kein Problem. Dass<br />
zu dieser Stoffgruppe auch Heroin <strong>und</strong><br />
Morphin gehören, sei zum Verständnis<br />
des Vergleichs noch einmal kurz<br />
angemerkt.<br />
Im Gegensatz dazu wird in<br />
Deutschland Cannabis oft nicht für die<br />
Krankheiten verschrieben, für die es<br />
eigentlich eine Indikation hat <strong>–</strong> andere<br />
Länder wie Kanada, die USA oder die<br />
Niederlande sind da schon weiter. In<br />
diesen Ländern wird erfolgreich mit<br />
Cannabis sowohl als Medikament als<br />
auch als Rauschmittel umgegangen.<br />
Die Legalität erlaubt subventionierte<br />
Forschung <strong>und</strong> einen einfacheren Zugang<br />
zum Medikament für Patienten.<br />
Dies führt im Umkehrschluss dazu,<br />
dass man auch über die behandelten<br />
Patienten wieder Daten <strong>und</strong> somit<br />
Evidenz erhält. Außerdem sind so eine<br />
kontrollierte Abgabe als Rauschmittel<br />
<strong>und</strong> damit auch ein adäquater Jugendschutz<br />
möglich. In einzelnen Ländern<br />
geht es also voran, doch wie steht es<br />
mit der allgemeinen Akzeptanz von<br />
Cannabis als Medizin? Weltweit? Offiziell?<br />
Nun... bald 5.000 Jahre nach<br />
der ersten Erwähnung in einem chinesischem<br />
Heilbuch empfahl die Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation<br />
WHO Anfang<br />
vergangenes Jahr den Mitgliedstaaten<br />
der Vereinten Nationen (UN) die Neuklassifizierung<br />
von Cannabis, die den<br />
Umgang mit Cannabis gr<strong>und</strong>legend<br />
verändern <strong>und</strong> insbesondere die medizinische<br />
Nutzung erleichtern würde.<br />
Passiert ist seitdem jedoch nichts <strong>–</strong><br />
oder?<br />
Die UN, die WHO<br />
<strong>und</strong> deren Cannabis-<br />
Empfehlung<br />
Doch kurz zurück an den Anfang:<br />
alles begann im Dezember <strong>20</strong>17. Die<br />
Cannabiswelt blickte gespannt auf das<br />
61. Treffen der Suchtstoffkommission<br />
der UN, der Commission on Narcotic<br />
Drugs (CND), anlässlich dessen neueste<br />
Ergebnisse des Expert Committee<br />
of Drug Dependence vorgestellt werden<br />
sollten, die sich für einen neuen<br />
Umgang mit Cannabis aussprächen.<br />
Dies unterblieb allerdings mehr oder<br />
weniger unkommentiert <strong>und</strong> so machten<br />
sich Aktivisten weltweit keine<br />
großen Hoffnungen, dass sich an der<br />
Weltcannabispolitik in den nächsten<br />
Jahren etwas ändern würde. Im Juni<br />
<strong>20</strong>18 traf sich dann die WHO, um<br />
über die Gefährlichkeit von Cannabis<br />
zu debattieren; beinahe niemand<br />
erwartete große Fortschritte in dieser<br />
Debatte, nachdem das Thema so lange<br />
einfach ignoriert worden war. Doch<br />
ein kleines W<strong>und</strong>er geschah: im März<br />
<strong>20</strong>19 folgte dieser Debatte tatsächlich<br />
ein Brief der WHO an UN-Generalsekretär<br />
António Guterres, in der die<br />
WHO erstmals allen UN-Staaten eine<br />
Neuklassifizierung von Cannabisblüten<br />
empfiehlt. Und zwar schlägt die<br />
WHO in diesem Brief die Reklassifizierung<br />
von Cannabis von Verzeichnis<br />
4 zu Verzeichnis 1 vor.<br />
Was bedeutet dies konkret?<br />
Das „Einheitsabkommen über die<br />
Betäubungsmittel“ von 1961 listet<br />
Drogen in vier Verzeichnissen auf, in<br />
denen sie klassifiziert werden; diese<br />
Klassifizierungen beziehen sich auf<br />
die Verkehrsfähigkeit von Substanzen.<br />
Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong> • HIGHWAY 25
CANNABISPOLITIK<br />
CND-Versammlung beschließt Verschiebung<br />
Cannabis befindet sich in Verzeichnis<br />
4, welches das restriktivste ist. Dieses<br />
Verzeichnis verbietet jeglichen Besitz,<br />
Handel, Gewinnung <strong>und</strong> Verwendung<br />
der Substanz. Die Substanz wird also<br />
als gemeingefährlich <strong>und</strong> ohne jeden<br />
medizinischen Nutzen eingestuft.<br />
Man sollte aber nicht davon ausgehen,<br />
dass die Verzeichnisse 3, 2 <strong>und</strong> 1 nun<br />
Schlüsse auf die geringere Gefährlich-<br />
Generalsekretär António Guterres<br />
keit der dort eingeordneten Substanzen<br />
zulassen. Denn nach Verzeichnis 4<br />
folgt in der Reihenfolge absteigender<br />
Gefährlichkeit Verzeichnis 1, welches<br />
automatisch zum Verzeichnis 4 gehört.<br />
Die Reihenfolge, beginnend mit dem<br />
restriktivsten Verzeichnis <strong>und</strong> endend<br />
mit dem am wenigsten restriktiven Verzeichnis,<br />
lautet also 4, 1, 2, 3. Der einzige<br />
Unterschied zwischen Verzeichnis<br />
4 <strong>und</strong> 1 ist der, dass Verzeichnis 1 zusätzlich<br />
einen medizinischen Nutzen<br />
einräumt <strong>und</strong> medizinische <strong>und</strong> wissenschaftliche<br />
Zwecke zulässt. Die Verzeichnisse<br />
2 <strong>und</strong> 3 sehen Ausnahmen<br />
von den für Verzeichnissen 1 <strong>und</strong> 4 vorgesehenen<br />
Kontrollen für bestimmte<br />
psychoaktive Substanzen vor.<br />
Die WHO äußert sich also<br />
tatsächlich derart, dass sie zu einem<br />
gr<strong>und</strong>legend geänderten Umgang mit<br />
Cannabis rät, damit dessen medizinischer<br />
Einsatz erleichtert werden kann.<br />
Offenbar ist also auch der WHO aufgefallen,<br />
dass es nicht sehr sinnvoll<br />
ist, dass Länder zuhauf Cannabis<br />
medizinisch <strong>und</strong> sogar zum Freizeitkonsum<br />
legalisieren, es aber immer<br />
noch in Verzeichnis 4 festhängt, wo<br />
ihm ein medizinischer Nutzen abgesprochen,<br />
dafür aber eine ähnliche Gefährlichkeit<br />
wie die von Crystal Meth<br />
bescheinigt wird. Da der Brief UN-<br />
Generalsekretär António Guterres<br />
im März <strong>20</strong>19 erreichte, die nächste<br />
Sitzung des CND aber schon im Mai<br />
angesetzt war, wurde die Zeit knapp.<br />
Dadurch, dass die Empfehlung der<br />
26 HIGHWAY • Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong>
WHO erst geprüft <strong>und</strong> kommentiert<br />
werden musste, konnte die Problematik<br />
zur Sitzung der CND im Mai<br />
<strong>20</strong>19 immer noch nicht aufgegriffen<br />
werden <strong>und</strong> wurde auf die folgende<br />
Sitzung im März dieses Jahres verlegt.<br />
So warteten die Politik, die Patienten,<br />
Aktivisten, Sympathisanten <strong>und</strong> die<br />
Kiffer geduldig auf den März <strong>20</strong><strong>20</strong>.<br />
Endlich eine Chance, endlich würde<br />
sich alles zum Besseren wenden...<br />
Pustekuchen! Als hätte man seit dem<br />
März <strong>20</strong>19 nicht genug Zeit gehabt,<br />
sich mit dem Thema zu befassen (<strong>und</strong><br />
als wäre das Thema nicht schon viel<br />
länger auf dem Tisch), wurde dann<br />
kurz vor der Konferenz Anfang März<br />
<strong>20</strong><strong>20</strong> (die auch dennoch mit anderen<br />
Themen stattfand) beschlossen, dass<br />
man die <strong>Neue</strong>instufung von Cannabis,<br />
die für viele Patienten sehr wichtig geworden<br />
ist, auf den Dezember dieses<br />
Jahres verlegen wird. Begründung?<br />
Man wolle den Staaten noch Zeit geben,<br />
um sich mit den Auswirkungen<br />
zu befassen <strong>und</strong> Vorbereitungen zu<br />
treffen. Vorbereitungen? Worauf? Auf<br />
eine Pflanze, die man durch eine h<strong>und</strong>ertjährige<br />
Prohibition versucht hat,<br />
in Vergessenheit geraten zu lassen?<br />
Auf eine Pflanze, die nachweislich<br />
seit mindestens fünf Jahrtausenden<br />
medizinisch genutzt wird? Spätestens<br />
an diesem Punkt sieht das Ganze stark<br />
nach Hinhaltetaktik aus <strong>–</strong> <strong>und</strong> dass<br />
überhaupt reklassifiziert wird, steht ja<br />
auch noch lange nicht fest.<br />
Kommt die<br />
Reklassifizierung nun?<br />
Corona ist zwar bestimmt auch ein weiterer<br />
schöner Gr<strong>und</strong>, alles direkt nochmal<br />
um ein, zwei Jahre zu verschieben,<br />
aber sollte es im Dezember nun tatsächlich<br />
endlich zur Abstimmung kommen<br />
<strong>und</strong> sollte Cannabis tatsächlich reklassifiziert<br />
werden, sei daran erinnert, dass<br />
es dann in Verzeichnis 1 noch immer<br />
zu den am stärksten zu bekämpfenden<br />
Substanzen gezählt wird, ihm dann<br />
aber wenigstens der medizinische Nutzen<br />
zugesprochen werden würde. Auch<br />
Deutschland wird bei der Abstimmung<br />
vertreten sein <strong>–</strong> <strong>und</strong> zwar von der B<strong>und</strong>esdrogenbeauftragten<br />
Daniela Ludwig.<br />
Aber wie wird die Abstimmung<br />
verlaufen <strong>und</strong> wie stehen die Chancen?<br />
Die EU-Kommission rät dazu, drei der<br />
sechs Vorschläge anzunehmen. Zum<br />
einen die Reklassifizierung selbst, zum<br />
anderen zwei Richtlinien zu Dronabinol.<br />
Sie spricht sich allerdings auch im<br />
gleichen Atemzug deutlich gegen eine<br />
Reklassifizierung THC-haltiger, medizinischer<br />
Pharmaprodukte in Verzeichnis<br />
3 aus. Daniela Ludwig wird den<br />
Empfehlungen der EU-Kommission<br />
nach Experteneinschätzung wohl folgen<br />
<strong>und</strong> gilt somit kurioserweise als<br />
eher progressiv. Auch andere Länder<br />
stehen der Erleichterung des Zugangs<br />
zu <strong>und</strong> der Forschung an Cannabis positiv<br />
gegenüber. Progressive Kräfte sind<br />
beispielsweise Uruguay, Kolumbien,<br />
natürlich Kanada <strong>und</strong> einige europäischen<br />
Staaten. Aber auch viele repressive<br />
Kräfte, wie zum Beispiel China, die<br />
Türkei <strong>und</strong> Russland, sind zu nennen.<br />
Es sieht zwar so aus, als wären<br />
die Befürworter in der deutlichen<br />
Mehrheit <strong>–</strong> <strong>und</strong> eine Zwei-Drittel-<br />
Mehrheit würde eigentlich für eine Reklassifizierung<br />
von Cannabis genügen<br />
<strong>–</strong>, doch durch das von den Staaten gern<br />
genutzte sogenannte Wiener-Konsens-<br />
Prinzip reicht eine einzige Stimme,<br />
um die <strong>Neue</strong>instufung zu verhindern.<br />
Dabei hat die Welt ein starkes Zeichen<br />
pro Cannabis bitter nötig. Wenn es offiziell<br />
als Medikament deklariert würde,<br />
hätte dies Auswirkungen auf die<br />
Drogenpolitik vieler Länder, natürlich<br />
auch auf Deutschland. Der Forschung<br />
wären endlich die Tore geöffnet, denn<br />
Subventionen für Forschung an einer<br />
Substanz zu bekommen, die offiziell<br />
nicht einmal einen medizinischen Nutzen<br />
hat, ist denkbar schwierig. Und<br />
sich ein Medikament verschreiben zu<br />
lassen, über dessen Wirksamkeit es<br />
keine Studien gibt, <strong>und</strong> deshalb keine<br />
Wirksamkeitsbelege, da keiner die Studien<br />
zahlt, weil es ja keinen belegten<br />
Nutzen gibt, ebenfalls. Und auch in<br />
der Legalisierungsdebatte in Deutschland<br />
wird oftmals mit Bezug auf die<br />
UN-Konvention <strong>und</strong> die Einstufung<br />
von Cannabis argumentiert <strong>–</strong> auch<br />
damit wäre nach einer <strong>Neue</strong>instufung<br />
endlich Schluss. Sollte man zumindest<br />
meinen.<br />
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www.verdampftnochmal.deJuli/August <strong>20</strong><strong>20</strong> • HIGHWAY 27
HIGH SCHOOL<br />
Das am häufigsten geklaute <strong>und</strong><br />
ersetzte Verkehrsschild der gesamten<br />
Vereinigten Staaten war<br />
einige Zeit lang der Meilenstein<br />
„Mile 4<strong>20</strong>“ auf der Interstate 70<br />
<strong>–</strong> bis dieser in „Mile 419,99“ umbenannt<br />
wurde. Einige Hotels<br />
auf dieser Erde verzichten bei<br />
ihren Nummerierungen nicht nur<br />
auf das Zimmer mit der Nummer<br />
13, sondern auch auf das<br />
mit der Nummer 4<strong>20</strong>. Und so<br />
mancher einer macht um vier<br />
Uhr zwanzig seinen Joint an.<br />
Doch warum? Die meisten<br />
Leserinnen <strong>und</strong> Leser werden<br />
es wohl wissen: wegen<br />
4<strong>20</strong> <strong>und</strong> so... aaaber:<br />
wieso eigentlich 4<strong>20</strong>?<br />
Und nicht 315 oder<br />
64? Wir haben die<br />
Antwort!<br />
Die wiedervereinten Waldos<br />
28 HIGHWAY • Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong>
Die<br />
Geschichte<br />
hinter der<br />
Lieblingszahl<br />
aller<br />
Kiffer<br />
Wer hierzulande beispielsweise<br />
Anfang der<br />
1990er-Jahre den Dealer<br />
seines Vertrauens<br />
im<br />
Nachbarörtchen<br />
anrief, fragte nicht selten, nachdem<br />
der Hörer abgenommen wurde: „Ist<br />
der Gerd da?“ oder „Ist die Maria<br />
da?“ <strong>–</strong> dieser fast schon unlösbare<br />
Geheimcode, um die Bereitschaft,<br />
Cannabis zu verkaufen, abzufragen,<br />
wurde dann spätestens beim zehnten<br />
Anruf beim gleichen Kleindealer<br />
durch ein „Kann ich<br />
vorbeikommen?“<br />
abgelöst.<br />
Inzwischen weiß man:<br />
sollte tatsächlich Vater<br />
Staat solcherlei Telefonate<br />
abhören, wird es<br />
schwierig, den Richter<br />
zu überzeugen, dass es<br />
nicht um Gras ging.<br />
Deswegen gibt es sicherlich<br />
auch deutlich<br />
kompliziertere<br />
Codes oder ganz andere<br />
Übertragungsmöglichkeiten,<br />
die<br />
zum Übermitteln genutzt<br />
werden. Davon<br />
ab haben auch viele<br />
Fre<strong>und</strong>eskreise ihre eigenen<br />
Begriffe fürs Weed,<br />
die sie bloß unter sich nutzen<br />
<strong>–</strong> oft einfach nur mehr<br />
oder weniger zum Spaß,<br />
manchmal aber auch tatsächlich,<br />
um Fremde über den wahren<br />
Inhalt des Gesagten hinwegzutäuschen.<br />
Und genau so begann<br />
die Geschichte einer inzwischen<br />
weltberühmten (<strong>und</strong> daher nicht<br />
mehr als Geheimcode, sondern nur<br />
noch offen <strong>und</strong> selbstbewusst einsetzbaren)<br />
Zahl, der 4<strong>20</strong>, die im<br />
Folgenden aufbereitet werden wird.<br />
Diese 4<strong>20</strong> steht inzwischen weltweit<br />
für Cannabis, fürs Kiffen <strong>und</strong> alles,<br />
was damit zusammenhängt. Nicht<br />
zuletzt hat auch der Verlag, der hin-<br />
Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong> • HIGHWAY 29
HIGH SCHOOL<br />
Die hangemalte<br />
4<strong>20</strong>-Flagge im Original<br />
Die Louis-Pasteur-Statue, der Treffpunkt der Waldos<br />
ter <strong>Highway</strong> <strong>–</strong> Das Cannabismagazin<br />
steht, die Four Twenty Solutions<br />
GmbH, die 4<strong>20</strong> im Namen. Zum<br />
Zeitpunkt der Verlagsgründung vor<br />
einigen Jahren begann die Zahl sich<br />
gerade auch in Deutschland auszubreiten,<br />
inzwischen weiß auch hierzulande<br />
sogar fast jeder Nicht-Kiffer<br />
jüngeren Alters Bescheid. Das<br />
heißt, ein Nummernschild mit der<br />
Wunschzahl 4<strong>20</strong> dürfte<br />
heutzutage nicht mehr<br />
nur eingeweihte Vollblutkiffer<br />
begeistern,<br />
sondern könnte durchaus<br />
auch inzwischen<br />
zu erhöhten Kontrollen<br />
durch die Polizei führen<br />
<strong>und</strong> gilt somit sogar<br />
zu vermeiden. Als<br />
Geheimcode unbrauchbar,<br />
als Statement dafür<br />
umso mehr <strong>–</strong> es muss<br />
ja nicht unbedingt am<br />
Auto sein!<br />
In Amerika ist dieser Zug<br />
bereits noch einige Jahre länger<br />
abgefahren, dort ist die 4<strong>20</strong> inzwischen<br />
sozusagen zum Ersatz-Sym-<br />
30 HIGHWAY • Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong>
Zwei Waldo-Mitglieder<br />
stöbern in alten Schülerzeitungen<br />
<strong>und</strong> präsentieren<br />
die 4<strong>20</strong>-Flagge<br />
bol des Hanfblatts avanciert, sodass<br />
man dort selbst in jedem Altenheim<br />
Bescheid weiß. Doch wie kann es<br />
sein, dass eine mehr oder weniger<br />
beliebige Zahl zum Synonym fürs<br />
Kiffen wurde? Tatsächlich steckt<br />
dahinter eine fünfköpfige Fre<strong>und</strong>esgruppe<br />
aus Kalifornien, die die Zahl<br />
zunächst nur für die Kommunikation<br />
untereinander nutzten <strong>–</strong> die Waldos,<br />
so wurden sie genannt, weil sie<br />
immer an der Mauer (engl. „wall“)<br />
außerhalb ihrer Schule, der San<br />
Rafael High School, herumhingen.<br />
Auf Umwegen erfuhren die Fre<strong>und</strong>e<br />
von einer angeblich in einem nahegelegenen<br />
Wald befindlichen Cannabisaufzucht,<br />
die sie <strong>–</strong> wir befinden<br />
uns im Jahr 1971, damals haben<br />
die Leute vermutlich mindestens genauso<br />
gerne gekifft wie heutzutage<br />
<strong>–</strong> gerne suchen <strong>und</strong> ernten wollten.<br />
Sie hatten die entsprechenden Hinweise<br />
wie auch die Genehmigung<br />
zur Ernte vom angeblichen Grower<br />
selbst erhalten. Als Treffpunkt für<br />
den Start der Suche, die sie über<br />
Wochen immer wieder aufs <strong>Neue</strong><br />
wiederholten, wurde die Statue des<br />
Chemikers <strong>und</strong> Mikrobiologen Louis<br />
Pasteur auf dem Schulgelände<br />
vereinbart, als Uhrzeit die inzwischen<br />
berühmt-berüchtigte 4:<strong>20</strong> (pm<br />
Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong> • HIGHWAY 31
Rubrikname<br />
Besonders in Nordamerika hat sich der<br />
<strong>20</strong>. April über die Jahre hinweg zum waschechten,<br />
wenn auch inoffiziellen Feiertag<br />
aller Kiffer gemausert. Aufgr<strong>und</strong> der Corona-Pandemie<br />
mussten die Feierlichkeiten<br />
in diesem Jahr leider größtenteils ausfallen.<br />
Hier ein Blick auf den <strong>20</strong>. April <strong>20</strong>12<br />
in Vancouver, Kanada<br />
32 HIGHWAY • Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong>
Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong> • HIGHWAY 33
HIGH SCHOOL<br />
4<strong>20</strong>-Straßenschilder sind<br />
in den USA rar geworden...<br />
...<strong>und</strong> wurden größtenteils<br />
ersetzt<br />
Butch (Bruce Willis) auf Rachefeldzug im Film Pulp Fiction<br />
Über den Tarantino-Klassiker Pulp Fiction kursiert seit Jahren<br />
folgendes Gerücht: alle Uhren, die im Laufe des Spielfilms zu<br />
sehen sind, stünden auf 4:<strong>20</strong> Uhr. Dies ist allerings nicht ganz<br />
korrekt, es gibt einige Ausnahmen. Also alles Quatsach? Nicht<br />
ganz, denn tatsächlich zeigt eine hohe Anzahl an Uhren in dem<br />
Gangster-Film die 4:<strong>20</strong>. Sollte das bloß ein Zufall sein?<br />
<strong>–</strong> also nachmittags) kurz nach Unterrichtsende.<br />
„4:<strong>20</strong> Louis“ war also fortan die Losung, um dann<br />
schließlich alsbald auf „four-twenty“ heruntergebrochen<br />
zu werden. Die Cannabisaufzucht wurde<br />
nie von ihnen gef<strong>und</strong>en, doch die 4<strong>20</strong> blieb ihnen<br />
erhalten <strong>–</strong> als Synonym fürs Kiffen, fürs Weed,<br />
für alles damit Zusammenhängende.<br />
So weit, so gut <strong>–</strong> nicht wenige Gruppen<br />
von Jugendlichen erfinden ihre eigenen Wörter<br />
oder Begriffe, die sie teilweise jahrelang nutzen.<br />
Wieso aber verwenden im Jahr <strong>20</strong><strong>20</strong> kiffende Jugendliche<br />
(<strong>und</strong> kiffende Rentner) auf allen Kontinenten<br />
dieser Erde einen Begriff, den sich fünf<br />
Jungs vor fast fünfzig Jahren auf einem beliebigen<br />
Fleck dieser Erde ausgedacht haben? Nun,<br />
zunächst erweiterte sich der Kreis ein wenig <strong>und</strong><br />
auch die Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Bekannten der fünf benutzten<br />
den Begriff schon nach wenigen Monaten<br />
ebenfalls <strong>–</strong> dass die Waldos sich also recht viel mit<br />
dem Thema beschäftigten, scheint naheliegend.<br />
Doch der rasante Boost für die 4<strong>20</strong> kam dann<br />
durch die bis heute populäre Band The Greatful<br />
Dead, die Anfang der 1970er eine kleine Sinnkrise<br />
durchlebte <strong>und</strong> San Francisco verließ, um sich<br />
in der Gegend des Marin Countys anzusiedeln <strong>–</strong><br />
mitten im Einflusskreis der Waldos <strong>und</strong> ihrer 4<strong>20</strong><br />
also. Und so vermischten sich die Fre<strong>und</strong>eskreise<br />
<strong>und</strong> die Zahl 4<strong>20</strong> wurde mit auf die Touren<br />
der Band genommen <strong>und</strong> verbreitete sich so quer<br />
durch The Greatful Dead hörende Kifferkreise in<br />
allen B<strong>und</strong>esstaaten Amerikas. Und ein solcher<br />
Deadhead (so nennen sich die Fans dieser Band)<br />
drückte Ende des Jahrs 1990 dem damals beim<br />
führenden amerikanischen Cannabismagazin<br />
High Times angestellten Steve Bloom einen Flyer<br />
in die Hand. Auf Englisch stand dort geschrieben:<br />
„Wir treffen uns am 4/<strong>20</strong> [<strong>20</strong>. April] um 4:<strong>20</strong><br />
Uhr in Marin County zum 4<strong>20</strong>en“ <strong>–</strong> die Rückseite<br />
präzisierte: „Der Begriff 4<strong>20</strong> startete irgendwann<br />
in den späten 1970ern in San Rafael, wo es der<br />
Polizeicode für Marihuanakonsum war.“<br />
Haben wir aber nicht gerade gelernt, dass<br />
die Waldos hinter der 4<strong>20</strong> stecken? Richtig... Fake<br />
News gab es also schon lange vor der öffentlichen<br />
Einführung des Internets. Und diese Falschmeldung<br />
wurde auf Basis des Flyers dann in einer<br />
der folgenden <strong>Ausgabe</strong>n von der in ganz Amerika<br />
erscheinenden <strong>und</strong> viel ge<strong>lesen</strong>en High Times<br />
abgedruckt. Dem Cannabisaktivisten Steven Hager,<br />
damals der Chefredakteur der High Times,<br />
34 HIGHWAY • Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong>
gefiel die 4<strong>20</strong> gleich so gut, dass er<br />
sie praktisch in all seine Aktivitäten<br />
<strong>und</strong> Publikationen einbaute. Und<br />
so kam sie zurück, die 4<strong>20</strong>, zu den<br />
Waldos, als einer der ihren einmal<br />
gemütlich in der High Times schmökerte.<br />
Gemeinsam wandten sich die<br />
fünf Waldos an die Zeitschrift, um<br />
die Entstehungsgeschichte des Begriffs<br />
4<strong>20</strong> gerade zu rücken: „Es<br />
gibt <strong>und</strong> gab überhaupt keinen<br />
Polizei-Code 4<strong>20</strong> in Kalifornien.<br />
Habt ihr das niemals überprüft?“<br />
Und tatsächlich <strong>–</strong> daran hat bei den<br />
Kollegen damals offenbar keiner gedacht.<br />
Die High-Times-Redakteure<br />
trafen sich also bald 40 Jahre nach<br />
deren „Erfindung“ mit den fünf alt<br />
gewordenen, aber jung gebliebenen<br />
Potheads <strong>und</strong> überprüften die Geschichte<br />
auf ihren Wahrheitsgehalt<br />
hin. Auf die Spitze getrieben wurde<br />
dies ein wenig später von Reportern<br />
der Huffington Post, die dem Braten<br />
immer noch<br />
nicht ganz<br />
trauten <strong>und</strong><br />
die sich zur<br />
Absicherung<br />
von den Waldos<br />
eine ganze<br />
Reihe von<br />
Beweisen aus<br />
den frühen<br />
Siebzigern<br />
vorlegen ließen,<br />
etwa eine<br />
4<strong>20</strong>-Hanfblatt-Flagge,<br />
Briefe mit<br />
4<strong>20</strong>-Verweisen<br />
<strong>und</strong> ein<br />
Fake, aber lustig: das Obama-4<strong>20</strong>-Meme<br />
Jahrgangs-<br />
Heft ihrer High School, wo die 4<strong>20</strong> es die Waldos waren, die 1971 der<br />
als scheinbar sinnlose Frage auf Welt erstmals die 4<strong>20</strong> im Cannabiseine<br />
Antwort gegeben wurde. Spätestens<br />
seit dieser Recherche der steht die 4<strong>20</strong> sogar im Oxford Eng-<br />
Kontext präsentierten. Inzwischen<br />
Huffington Post ist unstrittig, dass lish Dictionary. Darauf eine Tüte!<br />
FEINSTE ZUTATEN<br />
FÜR DEINEN DREH<br />
AKTIVKOHLE<br />
AUS KOKOSNUSS-<br />
SCHALEN<br />
2 KERAMIKKAPPEN<br />
GIZEH-ONLINE.COM<br />
MIT MAGNETVERSCHLUSS
GLOSSE<br />
WAT<br />
JIBBIT?<br />
Cannabis <strong>und</strong> zahlreiche Zwischenmahlzeiten.<br />
Wir geben zu, eine Anhäufung<br />
der dieser Zweierverbindung ist nicht<br />
ganz selten. Auch wenn sich einige<br />
Cannabiskonsumenten ausschließlich<br />
von Joints <strong>und</strong> Bongs ernähren zu scheinen,<br />
gibt es auch diejenigen, die alle<br />
Klischees erfüllen, die sich deutsche<br />
Urgroßmütterchen so aus den Informationsschnipseln<br />
des ZDF-Vorabendprogramms<br />
zusammengestellt haben. Und<br />
das bedeutet neben sinnlosem Gekicher:<br />
Joint = Hunger!<br />
Von Iven Sohmann<br />
38 HIGHWAY • Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong>
Wenn ich vom Joggen<br />
nach Hause komme<br />
<strong>und</strong> mich aus dem verschwitzten<br />
graumelierten<br />
Leibchen häute als<br />
entspränge ich einer Coca-Light-<br />
Werbung aus den Neunzigern, rennen<br />
mir staffellaufmäßig drei Gedanken<br />
durch den Kopf: 1. Cola<br />
wäre jetzt wirklich das Letzte, was<br />
ich trinken wollen würde. 2. Warum<br />
sehe ich eigentlich trotzdem so<br />
aus als hätte ich zu viel davon gehabt?<br />
3. Wasser! Und zwar sprinto!<br />
<strong>–</strong> Nachdem mein Durst gestillt<br />
ist, berechne ich mit Küchen- <strong>und</strong><br />
Personenwaage sowie Ernährungs<strong>und</strong><br />
Trainingsplan gewissenhaft die<br />
Menge meiner Post-Cardio-Workout-Mahlzeit<br />
<strong>und</strong> das perfekte Carbto-Protein-Verhältnis,<br />
wobei ich die<br />
Stoppuhr zur Einhaltung des optimalen<br />
Recovery-Zeitfensters selbstverständlich<br />
im Blick behalte. Als<br />
ob! Seien wir ehrlich: ich reiße die<br />
Kühlschranktür auf <strong>und</strong> saugschlabbere<br />
alles weg wie eine Kreuzung<br />
aus Kirby <strong>und</strong> Yoshi. Gewürzgurke<br />
in die Marmelade, Banane in den<br />
Senf, Finger in den Pudding <strong>–</strong> alles<br />
kann, nichts muss. Erlaubt ist, was<br />
gefällt. Alle wie sie möchten, Körper<br />
möchte alles! Das ist bestimmt nicht<br />
immer die beste Wahl für den Trainingserfolg,<br />
dafür aber im Kampf<br />
gegen Lebensmittelverschwendung.<br />
Schließlich kann das Auffüllen der<br />
körpereigenen Speicher die kücheneigene<br />
Vorratskammer von weit<br />
über das MHD hinaus gelagerten<br />
Geschenken <strong>und</strong> anderen Mitbringseln<br />
entlasten. Hallo Halloren-Kugeln,<br />
hallo After Eight, hallo Geleebananen,<br />
plötzlich schmeckt ihr mir!<br />
Zugegebenermaßen kann<br />
ich aus meinem bescheidenen Kiffererfahrungsschatz<br />
heraus nur vermuten,<br />
dass sich der Heißhunger<br />
nach dem Cannabiskonsum in etwa<br />
wie oben beschrieben anfühlt. Übers<br />
Kichern, den trockenen M<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />
das unbändige Verlangen, endlich<br />
wieder klarzukommen, bin<br />
ich selbst leider nie hinausgelangt.<br />
Gleichwohl weiß das Fressflash-<br />
Phänomen mich nüchtern betrachtet<br />
durchaus zu faszinieren. So<br />
wurde ich nicht nur Zeuge von epochalen<br />
Pizza- <strong>und</strong> Chips-Orgien,<br />
sondern war auch live dabei, als<br />
die Lust auf Leberkassemmeln den<br />
inneren Schweineh<strong>und</strong> eines gestandenen<br />
Vegetariers reinkarnieren<br />
ließ. Borussia Hierm<strong>und</strong> gegen<br />
Bayern Munchies <strong>–</strong> Endstand 4:0.<br />
Warum genau Konsumierende die<br />
Munchies bekommen (die auf das<br />
lautmalerische Verb „to munch“<br />
für mampfen zurückgehen) ist nicht<br />
abschließend geklärt. Während eine<br />
Theorie besagt, dass am Endocannabinoidsystem<br />
angedocktes THC<br />
geruchsempfindlich macht <strong>und</strong> somit<br />
appetitanregend wirkt, legt eine<br />
weitere Studie nahe, dass sich das<br />
ausgeschüttete Dopamin schlicht in<br />
belohnungsmotiviertem Verhalten<br />
niederschlägt. Fein gekifft, komm<br />
hol dir dein Leckerli! Außerdem<br />
im Verdacht: die Freisetzung vom<br />
ebenfalls appetitanregenden Ghrelin<br />
sowie die vorübergehende Umkehr<br />
des eigentlich appetitzügelnden<br />
Proopiomelanocortin als Folge<br />
der Tetrahydrocannabinol-Hypothalamusrezeptoren-Interaktion.<br />
Supercalifragilisticexpiadelicious!<br />
Vermutlich ist es das<br />
Zusammenspiel all dieser Faktoren,<br />
das das letzte Abendmahl in<br />
Stoner-Augen wie einen Pausensnack<br />
erscheinen lässt. Immerhin<br />
herrscht in der Forschung weitestgehende<br />
Einigkeit darüber, dass<br />
der Wirkstoff THC für die Highhungerattacken<br />
verantwortlich ist<br />
<strong>und</strong> die Intensität des Effekts schon<br />
alleine deswegen von Sorte zu Sorte<br />
variiert. Von persönlichen Voraussetzungen<br />
ganz zu schweigen.<br />
Vor allem für die oft mit Appetit<strong>und</strong><br />
Gewichtsverlust einhergehenden<br />
Therapien von Krebs, Morbus<br />
Crohn <strong>und</strong> Multipler Sklerose<br />
bleibt weitere Forschung natürlich<br />
unerlässlich. Wie so häufig beim<br />
lange gescholtenen Thema Cannabis<br />
bleiben also viele Fragen noch<br />
offen. Darunter auch die weniger<br />
dringenden: was war zuerst da,<br />
Chicken Wings oder Omelett? Ist<br />
der Bandname „Johnny Eat World“<br />
schon vergeben? Wenn Tomaten<br />
Obst sind, warum steht Ketchup<br />
dann nicht bei den Smoothies?<br />
Führt ein mit Edibles gestillter<br />
Fressflash in einen <strong>und</strong>urchdringlichen<br />
Kreislauf? Und wenn ja, lässt<br />
sich dieser als „Perpotuum mobile“<br />
bezeichnen? Ich wünsche allen, die<br />
sich nun ohnehin nicht vom Selbstversuch<br />
abbringen lassen, äh, bong<br />
appétit!<br />
Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong> • HIGHWAY 39
Rubrikname<br />
Manuell, aktiv, passiv etc.: Arten der Pflanzen-Bewässerung<br />
DER KLEINE<br />
BEWÄSSERUNGS-GUIDE<br />
Auch das Gießen will gelernt sein, beziehungsweise das Bewässern. Und<br />
so schwer ist das gar nicht, auch wenn man wissen sollte, was man tut.<br />
Mr. José hat sich für uns einige Gedanken zu diesem Thema gemacht <strong>und</strong><br />
sie in diesem Artikel zusammengefasst, in dem er über aktive <strong>und</strong> passive<br />
Bewässerung sowie automatische Systeme informiert.<br />
40 HIGHWAY • Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong>
Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong> • HIGHWAY 41
GROWING<br />
Beim Growen unter künstlichem<br />
Licht nehmen die<br />
Grower die Rolle von Mutter<br />
Natur ein, denn für eine<br />
erfolgreiche Ernte ist es notwendig,<br />
die Pflanzen während des<br />
gesamten Growzyklus mit allem zu<br />
versorgen, was sie brauchen. Eine<br />
der Gr<strong>und</strong>voraussetzungen für eine<br />
erstklassige Ernte ist die richtige Bewässerung.<br />
In diesem Artikel sollen<br />
daher die gängigsten Bewässerungsmethoden<br />
bewertet werden. Man<br />
sollte beachten, dass die Bewässerung<br />
eine der Aufgaben ist, bei denen<br />
Grower die meisten Fehler machen.<br />
Dies geschieht, weil die Pflanzen<br />
in verschiedenen Growphasen unterschiedlich<br />
häufig <strong>und</strong> in unterschiedlicher<br />
Menge bewässert werden<br />
müssen <strong>–</strong> <strong>und</strong> dies ist manchmal<br />
unklar. Auf der anderen Seite ändern<br />
sich Variablen wie die Lufttemperatur,<br />
die relative Luftfeuchtigkeit <strong>und</strong><br />
der Beleuchtungszyklus während<br />
des Growzyklus nicht sehr oft. Mit<br />
der richtigen Ausrüstung kann man<br />
also auf einfache Weise ein optimales<br />
Klima für die Pflanzen schaffen<br />
<strong>und</strong> die entscheidenden Werte überwachen,<br />
um sie auf einem idealen<br />
Niveau zu halten. Der Feuchtigkeitsgehalt<br />
des Growmediums ist viel<br />
schwieriger zu messen als beispielsweise<br />
die Lufttemperatur. Wenn den<br />
Pflanzen Wasser fehlt, verwelken sie,<br />
was sich leicht feststellen <strong>und</strong> beheben<br />
lässt. Ein wiederholter Wassermangel<br />
würde sich natürlich negativ<br />
auf das Endprodukt auswirken.<br />
Wenn es hingegen zu viel Wasser<br />
gibt, würden die Pflanzen ganz andere<br />
Signale aussenden. Meistens beginnen<br />
sie dann, Farbe zu verlieren,<br />
<strong>und</strong> werden gelb. Diese Symptome<br />
können jedoch auf verschiedene Probleme<br />
hinweisen, sodass es schwierig<br />
ist, zu bestimmen, welches Problem<br />
vorliegt. Außerdem neigen übermäßig<br />
bewässerte Pflanzen auch dazu,<br />
leicht zu verwelken. Deshalb denken<br />
viele Grower, dass solche Pflanzen<br />
durstig sind <strong>und</strong> beschließen,<br />
sie noch mehr zu gießen. Leider ist<br />
das Gießen von bereits zu sehr gewässerten<br />
Pflanzen die schlechteste<br />
Entscheidung, die man treffen kann.<br />
Einige Probleme im Zusammenhang<br />
mit der Bewässerung lassen sich jedoch<br />
durch die geeignete Kombination<br />
von Bewässerungsverfahren, die<br />
passende Größe des Growbehälters<br />
<strong>und</strong> die richtige Art von Kultursubstrat<br />
vermeiden. Für den Fall, dass<br />
man sich für einen professionellen<br />
Grow entscheidet, stehen eine Reihe<br />
von automatischen Growsystemen<br />
zur Auswahl. Einige dieser Systeme<br />
können das Risiko einer übermäßigen<br />
oder unzureichenden Bewässerung<br />
deutlich reduzieren, während<br />
andere Systeme ein gewisses Maß<br />
an Benutzererfahrung erfordern, um<br />
reibungslos zu funktionieren.<br />
Manuelle Bewässerung<br />
Die Basic-Methode der Bewässerung<br />
jeder Pflanze ist die<br />
manuelle Bewässerung.<br />
Diese kostengünstige<br />
Art, die Pflanzen mit<br />
ausreichend Wasser<br />
<strong>und</strong> Nährstoffen zu<br />
versorgen, hat einen<br />
großen Vorteil. Jedes<br />
Mal, wenn die Pflanzen<br />
gegossen werden, kann<br />
man überprüfen, wie es<br />
ihnen geht, <strong>und</strong> falls etwas<br />
Seltsames mit ihnen<br />
passiert, kann man sofort<br />
mit der Lösung des<br />
Problems beginnen. Die<br />
manuelle Bewässerung<br />
lehrt einen, den Bedarf<br />
der Pflanzen abzuschätzen<br />
<strong>und</strong> sie ganz allgemein<br />
besser zu verstehen.<br />
Später kann man<br />
dieses Wissen dann für<br />
42 HIGHWAY • Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong><br />
Aquaponic
Bestellen Sie unter<br />
www.mrjose.eu<br />
Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong> • HIGHWAY 43
GROWING<br />
die Einrichtung von automatischen<br />
Bewässerungssystemen nutzen. Bei<br />
der manuellen Bewässerung kann<br />
man die Pflanzen individuell nach<br />
ihren Bedürfnissen gießen, während<br />
viele automatische Systeme einfach<br />
alle Pflanzen auf einmal bewässern,<br />
egal ob sie es brauchen oder nicht.<br />
Dies kann natürlich dann recht<br />
leicht zu einer Überwässerung führen.<br />
Beim Anbau in Blumentöpfen<br />
ist es praktisch, jede Pflanze vor <strong>und</strong><br />
nach dem ersten Gießen in der Hand<br />
zu wiegen. Auf diese Weise kann<br />
man abschätzen, wie viel Gewicht<br />
sich aus dem Wasser zusammensetzt.<br />
Beim nächsten Mal sollte man<br />
die Pflanzen gießen, wenn sich das<br />
Gewicht des Blumentopfes seinem<br />
ursprünglichen Trockengewicht nähert.<br />
Wenn einen die Umstände daran<br />
hindern, die Blumentöpfe in der<br />
Hand zu wiegen, könnte man stattdessen<br />
den Feuchtigkeitsgehalt des<br />
Kultursubstrats testen. Man schätzt<br />
die Feuchtigkeit ab, indem man das<br />
Medium einfach mit der Hand oder<br />
mit einem Bodenhygrometer abtastet.<br />
Bei der manuellen Sondierung<br />
braucht man nur den Finger vorsichtig<br />
in das Kultursubstrat zu stecken.<br />
Wenn der Blumentopf es zulässt, testet<br />
man die Feuchtigkeit am Boden.<br />
Wenn man das Gefühl hat, dass der<br />
Finger nach dem Herausziehen aus<br />
dem Medium nass ist, brauchen die<br />
Pflanzen nicht gegossen zu werden.<br />
Wenn das Wasser vom Finger tropft,<br />
ist die Erde zu feucht. Wenn andererseits<br />
die Feuchtigkeit im Inneren<br />
des Mediums gefühlt werden kann,<br />
sie aber nicht an den Fingern bleibt,<br />
wenn man diese herauszieht, müssen<br />
die Pflanzen gegossen werden. Die<br />
manuelle Bewässerungsmethode eignet<br />
sich am besten für Erdsubstrate<br />
oder solche auf der Basis von Kokosfasern,<br />
alternativ Erde gemischt<br />
mit einem inerten Wachstumsmedium<br />
wie beispielsweise Perlit. Die<br />
manuelle Bewässerung ermöglicht<br />
eine gleichmäßige Bewässerung der<br />
Pflanzen. Besonders in der frühen<br />
Growphase, wenn die Pflanzen noch<br />
klein sind, ist die manuelle Bewässerung<br />
die effizienteste Methode, um<br />
ein schnelles <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>es Wachstum<br />
herbeizuführen. Der große<br />
Vorteil der manuellen Bewässerung<br />
besteht darin, dass immer auf die<br />
unterschiedlichen Bedürfnisse der<br />
einzelnen Pflanzen reagiert werden<br />
kann. Der Nachteil der manuellen<br />
Bewässerungsmethode ist die Tatsache,<br />
dass man die Pflanzen nicht zu<br />
lange allein lassen kann. Sobald sie<br />
eine bestimmte Größe erreicht haben,<br />
müssen sie mindestens einmal<br />
innerhalb von drei Tagen bewässert<br />
Hydroponischer Anbau in Oregon, USA<br />
44 HIGHWAY • Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong>
werden. Aus diesem Gr<strong>und</strong> neigen<br />
viele Grower dazu, die Pflanzen nur<br />
in der ersten Woche manuell zu bewässern,<br />
bevor sie auf ein automatisches<br />
Bewässerungssystem umstellen.<br />
LED SYSTEME<br />
FÜR LICHTINTENSIVE PFLANZEN<br />
Passive Bewässerung<br />
Die passive Bewässerung ist eine Art<br />
der automatischen Bewässerung, die<br />
kein aktives Element benötigt, um die<br />
Nährlösung zu den Pflanzen zu transportieren<br />
<strong>–</strong> also etwa eine Pumpe.<br />
Passive Bewässerungssysteme nutzen<br />
in der Regel die Gesetze der Physik,<br />
zum Beispiel die Schwerkraft oder die<br />
Kapillarerhöhung. Bei dieser werden<br />
häufig Dochte aus stark absorbierenden<br />
Materialien verwendet <strong>–</strong> sie sind<br />
in spezialisierten Gartenfachgeschäften<br />
erhältlich. Ein Ende des Dochts<br />
wird in einen Behälter mit Nährlösung<br />
getaucht <strong>und</strong> das andere Ende führt zu<br />
einem Growmedium mit der Pflanze.<br />
Der Quelltank ist in diesem Fall niedriger<br />
positioniert als das Growsubstrat<br />
mit der Pflanze. Dank der Kapillarerhöhung<br />
(Wasserkapillarität) wird<br />
die Flüssigkeit durch den Docht zur<br />
Pflanze transportiert. Bei Anwendung<br />
der Schwerkraftgesetze muss der Wassertank<br />
hingegen höher als das Kultursubstrat<br />
platziert werden. In diesem<br />
Fall muss verhindert werden, dass die<br />
Bewässerungslösung in einem Rutsch<br />
in das Growmedium fließt, was zu<br />
einer akuten Überwässerung der<br />
Pflanzen führen würde. Deshalb sind<br />
passive Bewässerungssysteme, die auf<br />
dem Schwerkraftprinzip basieren, mit<br />
mechanischen Ventilen ausgestattet,<br />
die das Wasser im richtigen Moment<br />
stoppen können <strong>und</strong> so eine Überbewässerung<br />
der Pflanzen verhindern.<br />
Passive Bewässerungssysteme können<br />
mit den gleichen Kultursubstraten<br />
verwendet werden, die für die manuelle<br />
Bewässerung geeignet sind. Wenn<br />
BluRail<br />
> Grow Spectrum<br />
> Massiges Wachstum in der vegetativen Phase<br />
RAIL+<br />
> Full Spectrum+<br />
> Hoher Wirkungsgrad in der Blüte<br />
SOLaris<br />
> Full Spectrum<br />
> Der Sonne nachempf<strong>und</strong>en<br />
Mehr Informationen auf growking.de<br />
jede Pflanze über eine eigene Bewässerungseinheit<br />
wie zum Beispiel einen<br />
Docht oder ein mechanisches Ventil<br />
verfügt, funktioniert die passive Bewässerung<br />
sehr ähnlich wie die manuelle<br />
Bewässerung, denn jede einzelne<br />
Pflanze würde erst dann mehr Wasser<br />
erhalten, wenn die Feuchtigkeit des<br />
Growmediums unter einen bestimmten<br />
Schwellenwert fällt. In ähnlicher<br />
Weise verhindern diese Systeme einen<br />
Feuchtigkeitsmangel. Beide Arten<br />
passiver Bewässerungssysteme ermöglichen<br />
es, die Pflanzen mehr als eine<br />
Woche lang allein zu lassen. Wie lange<br />
genau, hängt mit der Größe des Nährlösungstanks<br />
zusammen.<br />
Aktive Bewässerung<br />
Die Mehrheit der automatischen Bewässerungssysteme<br />
sind aktiv, nicht<br />
passiv. Solcherlei aktiven Systeme<br />
GROWKING<br />
R<br />
LED LIGHTING TECHNOLOGY<br />
verwenden entweder Luftdruck oder<br />
Pumpen, um die Nährlösung zu den<br />
Pflanzen zu transportieren. Ein großer<br />
Vorteil aktiver Systeme ist ihre<br />
Fähigkeit, sowohl Wasser als auch<br />
Nährstoffe genau <strong>und</strong> mit hoher Variabilität<br />
zu dosieren. Dank ihrer Vielseitigkeit<br />
können diese Systeme zur<br />
Bewässerung jedes beliebigen Substrats<br />
eingesetzt werden, einschließlich<br />
inerter <strong>und</strong> nicht absorbierender<br />
Substrate, aber auch stark absorbierender<br />
Substrate wie Steinwolle oder<br />
Kokosfaser. Aktive Bewässerungssysteme<br />
können entweder geschlossen<br />
oder offen sein. In geschlossenen<br />
Bewässerungssystemen zirkuliert<br />
die Nährlösung etwa ein bis zwei<br />
Wochen lang. Die Pumpe transportiert<br />
die Lösung von der Quelle zu<br />
den Pflanzen, <strong>und</strong> die überschüssige<br />
Flüssigkeit wird dann in den Quelltank<br />
zurückgeführt. Solch geschlossenen<br />
Systeme sind eine ideale Wahl<br />
Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong> • HIGHWAY 45
GROWING<br />
für die Bewässerung von weniger<br />
absorbierenden Kultursubstraten,<br />
die häufig reichlich bewässert werden<br />
müssen. Sie eignen sich auch<br />
für Anbausysteme mit einer geringen<br />
Menge an Kultursubstrat, die<br />
ebenfalls häufig bewässert werden<br />
müssen. Der Nachteil geschlossener<br />
Systeme ist der Einfluss der aus<br />
den Pflanzen zurückfließenden Lösung<br />
auf die Parameter der Lösung<br />
im Quelltank. Aus diesem Gr<strong>und</strong><br />
muss man oft den pH-Wert, den<br />
EC-Wert <strong>und</strong> die Menge des gelösten<br />
Materials in der Nährlösung<br />
überprüfen. Geschlossene Bewässerungssysteme<br />
umfassen mehrere<br />
Arten von Hydrokultursystemen,<br />
die für den häuslichen Grow bestimmt<br />
sind. Mehr oder weniger<br />
alle auf dem Markt erhältlichen<br />
aeroponischen Systeme sind als geschlossene<br />
Systeme konzipiert. Bei<br />
der aeroponischen Methode der<br />
Kultivierung wird eine minimale<br />
Menge an Erde allein zum Zweck<br />
der Fixierung der Pflanze verwendet.<br />
Ihre Wurzeln hängen dann frei<br />
in dem Raum, in den eine Nährlösung<br />
gesprüht wird. Diese Methode<br />
stellt sicher, dass die Wurzeln<br />
Zugang zu genügend Nährstoffen<br />
<strong>und</strong> Sauerstoff haben. Zu den geschlossenen<br />
Systemen gehört auch<br />
die Tiefwasserkultur (Deep Water<br />
Culture). Bei dieser Art werden die<br />
Wurzeln direkt in eine ständig mit<br />
Sauerstoff angereicherte Lösung<br />
aus Wasser <strong>und</strong> Nährstoffen eingetaucht.<br />
Der Sauerstoff wird der<br />
Lösung über einen Luftschlauch<br />
oder einen Luftstein zugeführt, der<br />
an einen Aquarienkompressor angeschlossen<br />
ist. Diese Systeme werden<br />
als Bubbler bezeichnet, weil die<br />
Luft ständig durch die Nährstofflösung<br />
perlt. Eine andere spezielle<br />
Art von geschlossenen Systemen<br />
wird Aquaponik genannt. Es kombiniert<br />
die Fischzucht mit der hydroponischen<br />
Pflanzenzucht. Diese<br />
Methode nutzt auf geschickte<br />
Weise die Exkremente der Fische,<br />
die zu einer natürlichen Nährstoffquelle<br />
für die Pflanzen werden. Das<br />
Wasser aus dem Fischbecken wird<br />
in das Bewässerungssystem der<br />
Pflanzen gepumpt, <strong>und</strong> die überschüssige<br />
Flüssigkeit wird dann<br />
zurück ins Aquarium befördert.<br />
Außerdem ist das System für beide<br />
Seiten vorteilhaft, da die Pflanzen<br />
als natürlicher Wasserfilter dienen.<br />
Der einzige erforderliche Input in<br />
dieses System ist das Fischfutter.<br />
Eine abgespeckte Version dieses<br />
Systems kann sogar zu Hause mit<br />
einem kleinen Aquarium betrieben<br />
werden, aber es ist besser geeignet<br />
für große Räume, in denen Fische<br />
für den menschlichen Verzehr gezüchtet<br />
werden können. Im Gegensatz<br />
zu geschlossenen Systemen<br />
transportieren die offenen Systeme<br />
die Nährlösung vom Quellbecken<br />
zu den Pflanzen <strong>und</strong> im Anschluss<br />
zu einem Abfallbecken. Diese Systeme<br />
eignen sich für die Bewässerung<br />
von stark absorbierenden Kultursubstraten<br />
wie reiner Faser oder<br />
Steinwolle. Ihr Vorteil ist die relative<br />
Stabilität von Parametern wie<br />
pH-Wert <strong>und</strong> EC-Wert der Nährlösung.<br />
Der Gr<strong>und</strong> dafür ist, dass<br />
sich das Wasser im Quelltank nicht<br />
mit dem von den Pflanzen zurückkommenden<br />
Wasser vermischt.<br />
Offene Bewässerungssysteme erfordern<br />
eine präzise Dosierungsanpassung<br />
der Nährlösung, sonst riskiert<br />
man deren übermäßige Nutzung,<br />
was oft zu einem höheren Einsatz<br />
von Düngemitteln führt. Auf dem<br />
Markt finden wir jedenfalls eine<br />
breite Palette von aktiven Bewässerungssystemen<br />
für den Indoorgrow.<br />
Dazu gehören Systeme mit Druck<strong>und</strong><br />
Tröpfchenbewässerung. Die<br />
Tröpfchenbewässerung eignet sich<br />
hervorragend für die Bewässerung<br />
von Kokos- oder Steinwollmatten,<br />
Töpfen mit einem Durchmesser<br />
von bis zu 30 Zentimetern <strong>und</strong><br />
stark absorbierenden Kultursubstraten.<br />
Diese Methode erfordert<br />
weniger Wasserdruck <strong>–</strong> sie benötigt<br />
keine leistungsstarke Pumpe, keine<br />
elastischen Schläuche <strong>und</strong> keine<br />
verstärkten Verbindungen. Größere<br />
Töpfe <strong>und</strong> nicht absorbierende<br />
Kultursubstrate erfordern dagegen<br />
eine Druckbewässerung, die größere<br />
Mengen an Nährlösung effektiv<br />
<strong>und</strong> schnell zu den Pflanzen transportieren<br />
kann. Dennoch kann die<br />
Druckbewässerung auch bei kleineren<br />
Töpfen eingesetzt werden.<br />
Die richtige Wahl<br />
Für welches Growsystem man sich<br />
auch entscheidet, es ist vermutlich<br />
ein guter Ratschlag, die manuelle<br />
Bewässerung zumindest einmal<br />
auszuprobieren. Das Bewässern<br />
der Pflanzen mit den eigenen Händen<br />
ist eine gute Möglichkeit, die<br />
unterschiedlichen Bedürfnisse der<br />
Pflanzen kennenzulernen <strong>und</strong> zu<br />
sehen, wie sie auf unterschiedliche<br />
Häufigkeit <strong>und</strong> Menge der Bewässerung<br />
reagieren. Man sollte<br />
zudem immer bedenken, dass es<br />
im Allgemeinen besser ist, etwas<br />
weniger als ein bisschen zu viel zu<br />
gießen. Der Umgang mit einem<br />
Mangel an Feuchtigkeit ist immer<br />
viel einfacher als der Umgang mit<br />
einem Überschuss an Wasser.<br />
Mr. José<br />
Grow-Experte<br />
46 HIGHWAY • Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong>
Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong> • HIGHWAY 47
SORTENPORTRAIT<br />
CHEESE<br />
48 HIGHWAY • Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong>
CHEESE<br />
CHEESE<br />
Cheese! Ja mit diesem Wort<br />
bekommt man sowieso alle<br />
zum Lächeln, aber Kiffer<br />
sogar, wenn man dabei kein<br />
Foto schießen will. Denn<br />
die verschiedenen Cheese-Strains<br />
sind nicht nur Garanten für eine starke<br />
<strong>und</strong> angenehme Wirkung, sondern<br />
auch <strong>–</strong> <strong>und</strong> deswegen natürlich<br />
auch so benannt <strong>–</strong> vor allem für ihre<br />
käseähnlichen Aromen bekannt, die<br />
sich vor <strong>und</strong> während des Rauchens<br />
ausbreiten. Im Gr<strong>und</strong>e handelt es<br />
sich bei Cheese um eine Skunk-#1-<br />
Variante. Der Legende nach wuchs<br />
die ursprüngliche Cheese-Mutter<br />
Ende der 1980er in einem Örtchen<br />
nicht unweit von London aus einem<br />
Skunk-#1-Samen von Sensi Seeds.<br />
Da diese Pflanze einzigartig war <strong>und</strong><br />
im Geschmack <strong>und</strong> Geruch an Käse<br />
erinnerte, war ihr Name schnell gef<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> die Klone schneller geschnitten,<br />
als man Cheese sagen<br />
kann.<br />
Weite Verbreitung in ganz<br />
England erfuhr dieser Strain nicht<br />
zuletzt durch einen Zusammenschluss<br />
von Cannabisaktivisten, die<br />
sich Exodus nannten. Auf dieser<br />
Basis gingen die Klone um die Welt<br />
<strong>und</strong> inzwischen gibt es viele Samenbanken,<br />
die eine stabile Cheese-Variante<br />
in Samenform anbieten. Die<br />
angegebenen THC-Gehalte divergieren<br />
da von einstelligen Werten<br />
bis Richtung zwanzig Prozent <strong>und</strong><br />
auch die genauen Angaben zum Indica-Sativa-Verhältnis<br />
weichen bei<br />
dieser definitiv indicalastigen Sorte<br />
durchaus deutlich voneinander ab.<br />
Eines ist aber allen Cheese-Spielarten<br />
gemein: das käsige Aroma <strong>und</strong><br />
das angenehme <strong>und</strong> ruhige High.<br />
Ein Grow von dieser eher buschig<br />
wachsenden Sorte ist an <strong>und</strong> für<br />
sich in allen Formen <strong>und</strong> Varianten<br />
möglich <strong>und</strong> gestaltet sich samenbankübergreifend<br />
eher einfach.<br />
Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong> • HIGHWAY 49
INTERVIEW<br />
Boxenstopp bei Philipp Frost, dem kreativen Kopf<br />
hinter dem Growschrank Hazelbox<br />
„IN DER CORONA-<br />
ZEIT HATTEN WIR<br />
VIEL MEHR<br />
BESTELLUNGEN<br />
ALS SONST.“<br />
Anfang Juni trifft sich die <strong>Highway</strong>-<br />
Redaktion <strong>–</strong> natürlich mit anderthalb Metern<br />
Abstand <strong>–</strong> mit Philipp Frost, der durch<br />
die Erfindung der Hazelbox Teil der legalen<br />
Unternehmer, die Grow-Zubehör anbieten,<br />
geworden ist. Wie ist das so, dazu noch wenn<br />
man sein Geschäft in Bayern unterhält? Wir<br />
möchten mehr über ihn <strong>und</strong> sein Geschäft<br />
in Erfahrung bringen. Dazu gehört natürlich<br />
auch sein Produkt, das im Lauf der Zeit immer<br />
weiter entwickelt wurde <strong>–</strong> ein abschließbarer<br />
<strong>und</strong> möglichst leicht zu bedienender<br />
Growschrank, über dessen erstes Modell wir<br />
in der Erstausgabe von <strong>Highway</strong> vor bald<br />
fünf Jahren berichteten. Stilecht um 16:<strong>20</strong><br />
Uhr beginnt das Interview auf dem Throne<br />
of Weed...<br />
50 HIGHWAY • Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong><br />
„Throneofweed“ © Hazelbox <strong>20</strong><strong>20</strong>, Foto: Ruch-Photography, EFX: Tag&Nacht Media
Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong> • HIGHWAY 51
INTERVIEW<br />
Hallo Philipp, du bist Anfang<br />
30, Gründer <strong>und</strong> Erfinder<br />
der Hazelbox, einem Grow-<br />
Schrank für Zuhause, <strong>und</strong><br />
damit selbstständig auch im<br />
legalen Cannabusiness unterwegs.<br />
Erzähl uns doch, wie kam es dazu?<br />
Also ich fand es schon immer sehr<br />
interessant, zuhause eigene Früchte<br />
anzubauen, <strong>und</strong> hab das auch bei<br />
Fre<strong>und</strong>en gesehen. Und ich habe mir<br />
gedacht, das kann doch eigentlich<br />
nicht sein, dass es da nicht einfach<br />
einen Kasten für gibt, mit dem man<br />
sofort loslegen kann, ohne sich selbst<br />
ein Set zusammenzustellen <strong>und</strong> eventuell<br />
noch was löten zu müssen oder<br />
so. Ich hab da mal ein bisschen in den<br />
Shops geschaut <strong>und</strong> hab gemerkt, dass<br />
man da auch ein gewisses Vorwissen<br />
braucht <strong>und</strong> dachte, das muss doch<br />
auch besser gehen.<br />
Wann war das?<br />
Angefangen mir Gedanken zu machen,<br />
habe ich so im Jahr <strong>20</strong>13.<br />
Und zu der Zeit habe ich auch noch<br />
in einem WG-Zimmer gewohnt.<br />
Das heißt, ich hatte dabei auch<br />
die Überlegung: was ist, wenn ich<br />
mal nicht zuhause bin <strong>und</strong> Besuch<br />
in der Wohnung ist, kann man<br />
das auch irgendwie abschließen?<br />
So habe ich darüber nachgedacht,<br />
was sind denn so die Sachen, die<br />
die Leute von der Eigenversorgung<br />
abhalten? Thema Lautstärke, Thema<br />
Geruch, Thema Auffälligkeit,<br />
also dass da so ein komisches Zelt<br />
dann steht. Normalerweise geht<br />
ja auch kein Fremder einfach an<br />
einen Schrank dran, aber bei einem<br />
Zelt mitten im Raum kommen<br />
vielleicht schon Fragen auf.<br />
Diese ganzen Probleme haben wir<br />
versucht wegzubekommen <strong>und</strong><br />
ein einfaches System für Leute zu<br />
entwickeln, die sich gar nicht so<br />
lang mit der technischen Thematik<br />
auseinandersetzen wollen oder<br />
können. Daraus ist dann die erste<br />
Version der Hazelbox entstanden<br />
<strong>–</strong> <strong>und</strong> die ist jetzt seit <strong>20</strong>15 am<br />
Markt.<br />
Welcher Aspekt war für dich der<br />
dringlichste an einer neuen Growschrank-Lösung?<br />
Das All-in-one-<br />
Paket?<br />
Ja schon, das hat sich Schritt für<br />
Schritt entwickelt, in der ersten Hazelbox<br />
war das noch nicht ganz so<br />
gegeben. Es war zwar schon etwas<br />
einfacher als bei einem Growzelt,<br />
aber man musste schon noch beispielsweise<br />
den Aktivkohlefilter <strong>und</strong><br />
den Lüfter verbinden <strong>und</strong> die Lampe<br />
einzeln einhängen, bevor man<br />
starten konnte, also da waren auch<br />
schon noch ein paar Schritte nötig.<br />
Ich habe am Anfang teilweise auch<br />
noch mit einem kleinen Caddy selbst<br />
ausgeliefert <strong>und</strong> gesehen, dass die<br />
K<strong>und</strong>en nicht nur aus 18-Jährigen<br />
Skatern mit Baseballcaps bestehen.<br />
Eine frühe K<strong>und</strong>in war eine Dame<br />
über 60, die mit der Inbetriebnahme<br />
nicht ganz zurechtkam <strong>und</strong> da<br />
habe ich überlegt, wie man es noch<br />
einfacher gestalten kann, Stichwort<br />
All-in-one. Da haben wir mit den<br />
Kollegen von Lientec in Quickborn,<br />
Geöffnete Hazelbox<br />
(in virdingrün)<br />
mit Hazelbeam<br />
52 HIGHWAY • Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong>
die mit uns schon von Anfang an zusammenarbeiten,<br />
die Hazelbeam 2<br />
entwickelt, die seit zwei Jahren auch<br />
automatisch in der neuen Hazelbox-<br />
Variante verbaut ist.<br />
MODELL HAZELBOX COMPACT HAZELBOX PLUS<br />
Was darf man sich darunter<br />
vorstellen?<br />
Die Hazelbeam 2 ist ein komplettes<br />
System, das es so vorher noch nie<br />
gab <strong>und</strong> bei dem du Lüfter, Aktivkohlefilter,<br />
Timer <strong>und</strong> LED in einem<br />
verbaut hast.<br />
Also in dem Fall ist kein Schrank<br />
drumrum?<br />
Sie ist zwar auch in unserer Hazelbox,<br />
unserem abschließbarem<br />
Growschrank, als Herzstück enthalten.<br />
Aber man kann sie auch<br />
autonom sehen <strong>und</strong> verwenden.<br />
Man könnte sie also auch einem<br />
Zelt oder einem alten Holzschrank<br />
verwenden, weil die Hazelbeam 2<br />
einfach alles für einen macht, was<br />
man da so braucht <strong>–</strong> Luftdurchsatz,<br />
Filterung, Licht in verschiedenen<br />
Phasen vorprogrammiert, sodass<br />
man da keine verschiedenen Lampen<br />
oder Zeitschaltuhren bemühen<br />
muss <strong>und</strong> so weiter. Man muss im<br />
Prinzip die Hazelbeam nur einhängen,<br />
Netzstecker rein <strong>–</strong> <strong>und</strong> los<br />
geht’s.<br />
Wo kommen eure K<strong>und</strong>en her?<br />
Was sind das so für welche, du<br />
sagtest gerade schon, ganz so klassisch<br />
(männlich, um die <strong>20</strong>, Joint<br />
im M<strong>und</strong>) wäre die Klientel nicht?<br />
Richtig, richtig, das sind weniger<br />
Skater in ihren Zwanzigern, die<br />
sich mal nebenbei so eine Box bestellen,<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich sind es eher<br />
Leute, von denen man gar nicht<br />
erwarten würde, dass sie sich mit<br />
dem Thema Eigenanbau daheim<br />
Gehäuse<br />
1 Stahlschrank 1<strong>20</strong> cm<br />
(komplett zusammengebaut,<br />
keine Selbstmontage)<br />
beschäftigen. Viele Leute, die eher<br />
im Alter meiner Eltern sind.<br />
Und sind die eher auf Anonymität<br />
bedacht oder gibt es persönlichen<br />
Kontakt?<br />
Also ausliefern tun wir seit geraumer<br />
Zeit europaweit mit Spedition,<br />
da kommt nicht mehr so viel<br />
Kontakt zustande. Aber dass sich<br />
da mal einer Sorgen macht wegen<br />
Datenschutz oder ähnlichem,<br />
das ist vielleicht einer von Zweih<strong>und</strong>ert<br />
Fällen. Von K<strong>und</strong>enseite<br />
kommen da eigentlich keine Bedenken<br />
oder Fragen in die Richtung.<br />
Wir haben aber auch eine<br />
sichere Seite, es gab noch nie Probleme.<br />
Wir achten sehr auf den<br />
Datenschutz, alle Daten werden<br />
nach Abschluss der Bestellung<br />
gelöscht. Der K<strong>und</strong>e hat nur eine<br />
K<strong>und</strong>ennummer für Garantiezwecke.<br />
Newsletter wird man auch<br />
keinen bekommen.<br />
1 Stahlschrank 195 cm<br />
(komplett zusammengebaut,<br />
keine Selbstmontage)<br />
Anschlussflansch 2 x, genormt für 100-mm-Zu- <strong>und</strong> Abluft 2 x, genormt für 100-mm-Zu- <strong>und</strong> Abluft<br />
Schlüssel 2 x 2 x<br />
Hazelbeam 1 x Hazelbeam 2 1 x Hazelbeam 2<br />
Einlegeböden <strong>–</strong> 1 x<br />
Einhängearme für Böden <strong>–</strong> 4 x<br />
Höhe 1<strong>20</strong> cm 195 cm<br />
Breite 93 cm 93 cm<br />
Tiefe 50 cm 50 cm<br />
Pflanzenhöhe 80 cm bei vier Pflanzen 150 cm bei sechs Pflanzen<br />
Gewicht 30 kg 45 kg<br />
Farben Virdingrün oder anthrazit Virdingrün oder anthrazit<br />
Preis 1.579 Euro 1.789 Euro<br />
Hazelbox Compact <strong>und</strong> Hazelbox Plus im Direktvergleich<br />
Wozu wird die Hazelbox eigentlich<br />
alles so genutzt <strong>–</strong> in manchen<br />
europäischen Staaten ist die<br />
Gesetzgebung ja auch lockerer,<br />
wird da viel Cannabis mit angebaut?<br />
Ja, das Thema Eigenanbau hat tatsächlich<br />
eine riesige Bandbreite.<br />
Urban Gardening, alles mögliche<br />
einfach zuhause anbauen, das ist<br />
natürlich mit der Hazelbox möglich.<br />
Wir hatten auch schon<br />
Universitäten als K<strong>und</strong>en, um<br />
Kreuzungen zu züchten. Im befre<strong>und</strong>eten<br />
Ausland, wo die Gesetze<br />
es schon ermöglichen, sich<br />
seine tropischen Pflanzen mit erhöhtem<br />
Energiebedarf in kleinerer<br />
Stückzahl zu halten, wird die<br />
Box natürlich auch dafür genutzt.<br />
Und was Cannabis angeht <strong>–</strong><br />
rauchst du es auch?<br />
Ja, ich bin seit <strong>20</strong>17 Cannabispatient<br />
<strong>und</strong> fühle mich sehr gut damit.<br />
Derzeit kämpfe ich darum,<br />
dass die Kostenübernahme durch<br />
Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong> • HIGHWAY 53
INTERVIEW<br />
Karte Europas <strong>–</strong><br />
wo darf privat legal<br />
Cannabis angebaut werden?<br />
ITALIEN<br />
Eigenanbau nicht mehr strafbar,<br />
neue Gesetze in Arbeit<br />
NIEDERLANDE<br />
Eigenanbau wird toleriert<br />
ÖSTERREICH<br />
Anbau möglich, wenn die Pflanzen<br />
nicht zur Blüte gebracht werden<br />
SCHWEIZ<br />
Anbau von CBD möglich, wenn<br />
1 % THC nicht überschritten wird<br />
SPANIEN<br />
Eigenanbau entkriminalisiert,<br />
wenn nicht öffentlich einsehbar<br />
TSCHECHIEN<br />
Eigenanbau wird toleriert<br />
meine Krankenkasse gewährleistet<br />
wird.<br />
Fährst du Auto, wenn du geraucht<br />
hast?<br />
Bei mir ist es so, dass ich am Tag zuvor<br />
geraucht haben darf, nach dem<br />
Konsum selbst fahre ich nicht mehr<br />
Auto.<br />
Firmen- <strong>und</strong> Wohnsitz hast du in<br />
München. Spürst du da Vorbehalte<br />
der Behörden oder Institutionen gegenüber<br />
dir persönlich oder gegenüber<br />
der Firma? Und glaubst du, es<br />
wäre ein Unterschied, wenn du in<br />
einer anderen Stadt wie Hamburg<br />
oder Frankfurt wärst?<br />
Überhaupt nicht, muss ich sagen,<br />
was ich anfangs auch echt anders<br />
erwartet hätte. Man muss ja auch<br />
mit den verschiedensten Leuten zusammenarbeiten.<br />
Neulich sind wir<br />
beispielsweise in ein größeres Lager<br />
umgezogen, der Vermieter ist<br />
auch eher ein älterer Herr. Der hat<br />
sich aber unsere Website angeschaut<br />
<strong>und</strong> gesagt: „Sauber, das ist eine gute<br />
Idee, herzlich Willkommen!“ Und wir<br />
haben sofort die Halle bekommen. Ja<br />
irgendwie ist es fast schon so, als wäre<br />
das Gegenteil der Fall. Als ich vor ein<br />
paar Jahren einen Kredit für die Firma<br />
gebraucht habe, habe ich sofort das<br />
Geld bekommen, das Ganze sogar mit<br />
Förderung von einer Bank, die im bayrischen<br />
Wald ansässig ist. Der zuständige<br />
Sachbearbeiter lobte mich sogar<br />
noch für die innovative Idee. Auf Unfre<strong>und</strong>lichkeit<br />
oder Ablehnung stoße<br />
ich eigentlich nie.<br />
Und ganz allgemein gesprochen,<br />
auch abseits des bayrischen Raums,<br />
siehst du Probleme für junge Unternehmen<br />
im Cannabis-Sektor, die es<br />
nur für solche gibt, oder ist es ein<br />
Geschäft wie jedes andere?<br />
Ich glaube, für einige ist das größte<br />
Problem erst einmal die Angst, mit<br />
ihrem Lebenslauf diese Richtung einzuschlagen.<br />
Man muss es natürlich<br />
auch irgendwann mal seinen Eltern<br />
erzählen, sag ich mal. Aber es birgt<br />
selbstverständlich auch Chancen, in<br />
unserem Fall sieht das so aus, dass fast<br />
der ganze Markt noch mit Zelten abgedeckt<br />
wird, allein in Deutschland,<br />
Österreich <strong>und</strong> Schweiz, so schätze<br />
ich, dürften das H<strong>und</strong>ert- bis Zweih<strong>und</strong>erttausend<br />
Zelte sein, die jährlich<br />
verkauft werden. Solche Zahlen<br />
machen es natürlich interessant, etwa<br />
ein Geschäft im Growtechnik-Bereich<br />
zu starten. Unsere Firma hat beispielsweise<br />
auch schon Anfragen von Investoren<br />
aus ganz anderen Branchen, die<br />
auch ein Auge auf den Bereich geworfen<br />
haben.<br />
Wie sieht die Zukunft der Growboxen<br />
aus? Was euch betrifft <strong>und</strong><br />
allgemein gesprochen? Gibt es<br />
54 HIGHWAY • Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong>
Mit lustigen Clips bewirbt Cannabis-Comedian Vincent Pfäfflin die Vorzüge<br />
der Hazelbox<br />
setzen oder anfangen, sich dafür<br />
zu interessieren. Wir haben jetzt<br />
auch gesehen, dass wir aufgr<strong>und</strong><br />
von Corona viel mehr Bestellungen<br />
als sonst hatten. Die Leute werden<br />
in Zukunft vermutlich auch mehr<br />
im Blick haben, dass eventuell mal<br />
wieder Zeiten kommen könnten, wo<br />
nicht immer alles gleich verfügbar<br />
ist. Und fast kein anderes Produkt<br />
wie unseres steht so für die Selbstversorgung<br />
zuhause wie unseres.<br />
Ich möchte in Zukunft alle Produkte<br />
noch einfacher machen, noch effektiver,<br />
noch zugänglicher. Wir sind<br />
auf dem richtigen Weg, aber es gibt<br />
im Detail natürlich immer etwas zu<br />
verbessern.<br />
vielleicht auch Trends aus Amerika,<br />
deren Ankunft du erwartest?<br />
Andersherum! Die Trends werden<br />
von uns aus nach Amerika rüberschwappen.<br />
Denn auch in Amerika<br />
gibt es so etwas wie die Hazelbeam 2<br />
noch nicht <strong>und</strong> wir sind dabei, das<br />
alles auf den Weg zu bringen <strong>und</strong><br />
da rüberzubringen. Allgemein gesehen<br />
wird es vermutlich so sein, dass<br />
immer mehr Leute auf Eigenanbau<br />
Eine Cannabis-Legalisierung in<br />
Deutschland wäre vermutlich<br />
auch für euer Geschäft zuträglich.<br />
Meinst du, da wird sich in näherer<br />
Zukunft etwas tun?<br />
Eigentlich bin ich ja gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
optimistisch <strong>und</strong> auch gerade hier im<br />
bayrischen Raum hat sich total viel<br />
getan in den letzten Jahren. Deutschlandweit<br />
gesehen gibt es nun Rezepte<br />
<strong>und</strong> den CBD-Boom. Das kann man<br />
vielleicht auch etwas mit den Vorjahren<br />
der Cannabislegalisierungen in<br />
den USA vergleichen. Auf der anderen<br />
Seite ist es natürlich schwierig,<br />
da die Politik leider nicht immer so<br />
flexibel ist. In Baden-Württemberg<br />
haben wir jetzt die Grünen in der Regierung,<br />
da passiert trotzdem nichts.<br />
Zum Abschluss erk<strong>und</strong>igen wir uns<br />
bei einem Interview immer gerne<br />
nach der Lieblingssorte. Wie sieht<br />
es da bei dir aus?<br />
Das Herzstück der Hazelbox <strong>–</strong> die Hazelbeam, eine Kombination<br />
aus Anbau-LED, Abluftsystem <strong>und</strong> Aktivkohlefilter<br />
Als ich zum ersten Mal Bedrocan geraucht<br />
habe, war ich total fasziniert,<br />
wie gut es mir gefällt <strong>und</strong> wie gut<br />
<strong>und</strong> funktionstüchtig ich mich fühle.<br />
Das ist auch nach wie vor so.<br />
Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong> • HIGHWAY 55
GROWING<br />
Nach der AutoXtreme<br />
aus der zurückliegenden<br />
<strong>Highway</strong>-<strong>Ausgabe</strong> stand<br />
eine weitere Sorte auf<br />
dem Programm, die Chuck<br />
Lore ausprobieren <strong>und</strong><br />
für unsere Leserinnen <strong>und</strong><br />
Leser durch einen Growbericht<br />
verschriftlicht<br />
anbauen wollte: Taison<br />
Auto von VIP Seeds. Zudem<br />
sollte mit dem Grow-<br />
Vorhaben auch eine neue<br />
LED, die Bioledex GoLeaf<br />
X1, einmal in der Praxis<br />
ausgetestet werden.<br />
Grow-Report & LED-Test<br />
TAISON<br />
AUTO &<br />
GOLEAF<br />
X1<br />
Auf der Cannafair <strong>20</strong>19 in<br />
Düsseldorf hatte ich das Vergnügen,<br />
mit verschiedenen<br />
Anbietern von LED-Spezialleuchten<br />
ins Gespräch zu<br />
kommen. So war der Hersteller von<br />
modernen LED-Leuchten Del-Ko<br />
so fre<strong>und</strong>lich, mir ein Modell seiner<br />
Pflanzlampe GoLeaf X1 der Marke<br />
Bioledex zur Verfügung zu stellen.<br />
Voller Neugier trat ich zusammen mit<br />
einem Partner an, um die Effizienz<br />
der LED-Spezialleuchte auszutesten.<br />
Statt nüchterner Laboruntersuchungen<br />
sollte das Augenmerk beim Test<br />
auf dem realen Pflanzenwachstum<br />
liegen. Für den Praxistest suchten<br />
wir uns daher eine leicht zu ziehende,<br />
eher klein wachsende Sorte aus.<br />
Die Wahl fiel auf einen Samen der<br />
Sorte Taison Auto von VIP Seeds.<br />
Sie sollte nicht höher als r<strong>und</strong> 80<br />
Zentimeter werden <strong>und</strong> nach recht<br />
kurzer Zeit, der Hersteller gibt 60 bis<br />
65 Tage nach der Einsaat an, erntereif<br />
sein. Um die neue LED-Leuchte<br />
besser beurteilen zu können, wollten<br />
wir parallel zur Aufzucht unter der<br />
150 Watt starken GoLeaf X1 einen<br />
weiteren Taison-Auto-Samen aufziehen.<br />
Dazu wurde eine ähnlich starke<br />
Leuchte eingesetzt, der im Spektrum<br />
weite Teile des Lichts des gelb-grünen<br />
Bereichs fehlten. Die photosynthetisch<br />
aktive Strahlung dieser Leuchte<br />
war nach gängiger Lehrmeinung<br />
also größer, aber die Firma Del-Ko<br />
war davon unbeeindruckt <strong>und</strong> zeigte<br />
sich zuversichtlich, dass beim Einsatz<br />
ihre Leuchte mindestens ebenso hohe<br />
Mengen geerntet werden konnten.<br />
Die Größe der Pflanzkübel, der Ab-<br />
56 HIGHWAY • Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong>
stand der Leuchte zur Pflanze <strong>und</strong> die<br />
Düngung waren natürlich identisch.<br />
So konnten wir am Ende beurteilen,<br />
wie effizient die GoLeaf X1 wirklich<br />
war. Die Aufzucht selbst fand<br />
wie immer im befre<strong>und</strong>eten Ausland<br />
statt, wo der Umgang mit Cannabispflanzen<br />
liberaler geregelt ist. Bis zu<br />
Do-it-yourself-Experte<br />
Chuck Lore<br />
Taison Auto<br />
fünf Exemplare dürfen dort für den<br />
Eigengebrauch angebaut werden.<br />
Das reichte bislang stets aus, um einen<br />
moderaten Konsum aus eigener<br />
Zucht zu ermöglichen.<br />
Gleich nach dem Einschalten<br />
der GoLeaf X1 fiel das tageslichtähnliche<br />
Spektrum auf, das die<br />
Leuchte ausstrahlte. Wie eine ganz<br />
normale Tageslichtleuchte erhellte sie<br />
den ihr zugeteilten Pflanzraum. Auch<br />
die Untersuchung mit einem Spektrometer<br />
zeigte, dass ihr Licht dem<br />
Sonnenlicht sehr ähnlich ist. Sie hat<br />
zwar die für Pflanzleuchten üblichen<br />
Spitzen im roten <strong>und</strong> blauen Bereich,<br />
aber auch die gelb-grünen Spektren<br />
waren gut besetzt. Erfreulich war<br />
auch, dass die Leuchte über keine<br />
zusätzlichen Lüfter verfügt. Trotz der<br />
ausschließlich passiven Lüftung wurde<br />
sie nicht wärmer als 38 Grad Celsius,<br />
ein Großteil der in Form von elektrischem<br />
Strom zugeführten Energie<br />
wurde also tatsächlich in Licht gewandelt.<br />
Voller Neugier warteten<br />
wir also auf das kommende Wachstum<br />
der begehrten Pflanzen. Eine<br />
Woche nach der Keimung vermaßen<br />
wir die jungen Triebe das erste Mal.<br />
Zu unserer Verw<strong>und</strong>erung war einer<br />
sechs Zentimeter hoch <strong>und</strong> spannte<br />
fünfeinhalb Zentimeter auf, der andere<br />
war nur vier Zentimeter hoch <strong>und</strong><br />
spannte lediglich drei Zentimeter auf.<br />
Das war ein immenser Unterschied,<br />
den wir durch die unterschiedliche Beleuchtung<br />
nicht erklären konnten. Wir<br />
wollten eine weitere Woche lang abwarten<br />
<strong>und</strong> dann entscheiden, ob wir<br />
die Leuchten tauschten. Selbst Saatgut<br />
aus der gleichen Packung kann durchaus<br />
verschieden gut wachsende Variationen<br />
enthalten. Durch einen Tausch<br />
könnten wir dann sichergehen, dass<br />
das zurückhaltende Wachstum nicht<br />
an der verwendeten Lampe lag <strong>–</strong> <strong>und</strong><br />
es kam, wie wir vermutet hatten. Die<br />
Pflanze unter der GoLeaf X1 wuchs<br />
praktisch nicht weiter. Ganz anders die<br />
unter der Vergleichsleuchte. Diese war<br />
bereits sechs Zentimeter hoch, spannte<br />
zwölf Zentimeter auf <strong>und</strong> hatte auch<br />
schon ein weiteres Blattpaar gut ausgebildet.<br />
Wir tauschten die Leuchten<br />
also aus <strong>und</strong> waren gespannt, wie sich<br />
die Keimlinge weiterhin entwickeln<br />
würden.<br />
Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong> • HIGHWAY 57
GROWING<br />
PROTOKOLL GOLEAF X1<br />
1.9. - Tag der Aussaat.<br />
6.9. - Keimling sichtbar.<br />
13.9. - Vier Zentimeter hoch, drei<br />
Zentimeter von Blattspitze zu Blattspitze.<br />
<strong>20</strong>.9. - Immer noch vier Zentimeter<br />
hoch, von Blattspitze zu Blattspitze<br />
vier Zentimeter.<br />
<strong>20</strong>.9. - Die beiden Pflanzen werden<br />
getauscht, sodass sich die nachfolgenden<br />
Werte also auf die Pflanze<br />
beziehen, die bis zum <strong>20</strong>.9. unter der<br />
Vergleichsleuchte aufwuchs.<br />
27.9. - 11 Zentimeter hoch <strong>und</strong><br />
26 Zentimeter Spannweite.<br />
4.10. - 22 Zentimeter hoch <strong>und</strong><br />
40 Zentimeter Spannweite.<br />
11.10. - 45 Zentimeter hoch, Spannweite<br />
unverändert, Blütenbildung<br />
deutlich erkennbar.<br />
18.10 - Höhe <strong>und</strong> Spannweite unverändert,<br />
Blütenbildung schreitet<br />
deutlich voran, große Blätter werden<br />
welk.<br />
25.10. - Höhe <strong>und</strong> Spannweite unverändert,<br />
Blütenbildung schreitet<br />
deutlich voran, große Blätter sterben<br />
ab.<br />
1.11. - Blüten werden dicker, die<br />
größte misst fünf Zentimeter im<br />
Durchmesser. Erste Härchen<br />
verfärbt, die meisten Blätter sind<br />
abgestorben.<br />
8.11. - Blüten bis zu sechs Zentimeter<br />
dick, weitere Härchen verfärbt,<br />
fast alle verbliebenen Blätter haben<br />
rot-gelbe Farbe.<br />
10.11. - Pflanze ist reif, fast alle<br />
Trichomenköpfe sind milchig,<br />
Hauptblüte wiegt nass 14,2 Gramm<br />
<strong>und</strong> misst nach dem Beschnitt r<strong>und</strong><br />
5,5 Zentimeter im Durchmesser.<br />
5.11. - Errechneter Tag der Ernte<br />
laut Hersteller.<br />
1.11. - Geschätzter Tag der Ernte<br />
nach unseren Beobachtungen.<br />
10.11. - Tatsächlicher Erntetag.<br />
Nach dem Tausch blieb das Wachstum<br />
nahezu unverändert. Während<br />
der eine Keimling kaum wuchs, legte<br />
der andere gut zu. Er war binnen<br />
einer Woche unter dem Licht der<br />
GoLeaf X1 auf elf Zentimeter Höhe<br />
gewachsen <strong>und</strong> spannte bereits 26<br />
Zentimeter auf, eine bislang sehr gute<br />
Entwicklung. Der Vergleichskeimling<br />
hingegen wuchs auch unter dem<br />
Licht der Vergleichsleuchte nur zögerlich.<br />
Er maß fünf Zentimeter in der<br />
Höhe <strong>und</strong> spannte sechs Zentimeter<br />
auf. Damit lag er im Wachstum etwa<br />
zwei Wochen zurück, das war viel<br />
Zeit für eine selbstblühende Pflanze.<br />
Allerdings entwickelten sich die neueren<br />
Blätter recht ansehnlich, sodass<br />
wir uns dazu entschlossen, den Vergleichstest<br />
weiter durchzuführen <strong>und</strong><br />
eine mögliche Differenz der Erntemenge<br />
als natürliche Schwankung zu<br />
tolerieren. Am Tag der nächsten Messung<br />
staunten wir nicht schlecht. Zum<br />
Taison Auto<br />
einen hatte sich die zurückgebliebene<br />
Pflanze gut weiterentwickelt, sie war<br />
zehn Zentimeter hoch <strong>und</strong> spannte 22<br />
Zentimeter auf. Wir freuten uns, dass<br />
nun auch diese Pflanze gut wuchs,<br />
<strong>und</strong> hofften, dass die positive Entwicklung<br />
andauerte. Zum anderen<br />
war die Pflanze unter der GoLeaf<br />
X1 auf 22 Zentimeter Höhe gewachsen<br />
<strong>und</strong> hatte eine Spannweite von<br />
40 Zentimeter erreicht. Ein echter<br />
Wachstumsrekord, wie wir fanden.<br />
Vielleicht an dieser Stelle ein wenig<br />
über die Lichtspektren, die bei modernen<br />
Pflanzleuchten verwendet<br />
werden: zwar kann das Thema hier<br />
nicht bis ins letzte Detail erläutert<br />
werden, das würde ein ganzes Buch<br />
füllen, aber einige interessante Fakten<br />
sollen den Leserinnen <strong>und</strong> Lesern<br />
nicht vorenthalten bleiben. Und zwar<br />
benötigen Pflanzen für ihr Wachstum<br />
vorrangig rotes Licht im Bereich um<br />
die 650 Nanometer Wellenlänge <strong>und</strong><br />
58 HIGHWAY • Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong>
laues Licht um die 440 Nanometer.<br />
Darum waren die ersten LED-Pflanzleuchten<br />
zur Hauptsache mit LEDs<br />
ausgestattet, die in diesem Bereich<br />
leuchteten. Erst durch die weitere Forschung<br />
fand man heraus, dass auch<br />
weißes Licht wichtig für das Wachstum<br />
ist. Zudem wurden kritische<br />
Stimmen laut, die ein Licht, das dem<br />
Sonnenlicht ähnlich ist, gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
bevorzugten. Je nach Pflanzenart<br />
wogen die Argumente, die gegen ein<br />
spezielles rot-blaues Spektrum sprachen,<br />
unterschiedlich stark. Die hier<br />
ausgetestete Firma Del-Ko bietet daher<br />
etwa ihre Leuchten mit mehreren<br />
Standardspektren an <strong>und</strong> ist auch für<br />
davon abweichende Spektren offen.<br />
Die genutzte GoLeaf X1 emittierte<br />
ein sehr weißes Licht <strong>und</strong> deckte die<br />
gesamte Bandbreite des sichtbaren<br />
Sonnenlichts ab. Befürworter eines<br />
tageslichtähnlichen Spektrums werden<br />
dieser LED-Spezialleuchte daher<br />
vermutlich viel abgewinnen können.<br />
Doch zurück zu dem<br />
Wachstum. Wir waren bislang kämpfende<br />
Befürworter eines speziellen<br />
Spektrums, das sich an der Norm,<br />
die in der DIN 5031-10 definiert ist,<br />
orientiert. Dennoch zeigte das gute<br />
Wachstum der Pflanze, dass ein gänzlich<br />
weißes Licht durchaus zu respektablen<br />
Ergebnissen führen kann. Mit<br />
45 Zentimetern Höhe <strong>und</strong> einer unveränderten<br />
Spannweite präsentierte<br />
sich die Testpflanze nach einer weiteren<br />
Woche. Auch die Blütenbildung<br />
war bereits deutlich erkennbar. Die<br />
Pflanze unter der Vergleichsleuchte<br />
konnte ebenfalls zulegen. Sie wies<br />
zwar keine Blütenansätze auf, lag<br />
aber mit <strong>20</strong> Zentimetern Höhe <strong>und</strong><br />
36 Zentimetern Spannweite nur noch<br />
eine Woche zurück. Optimistisch<br />
hofften wir, dass die Aufzucht nicht<br />
umsonst war <strong>und</strong> beide Gewächse akzeptable<br />
Ernten einbringen würden.<br />
In der kommenden Woche entwickelte<br />
sich die Pflanze unter der Vergleichslampe<br />
gut weiter. Sie war nun<br />
27 Zentimeter hoch, spannte 40 Zentimeter<br />
auf <strong>und</strong> zeigte erste Anzeichen<br />
einer bald einsetzenden Blüte. Das<br />
Gewächs unter der GoLeaf war zwar<br />
nicht mehr gewachsen, hatte aber<br />
dafür ausgeprägte Blütenstände entwickelt.<br />
Zudem wurden die größeren<br />
Blätter welk. Das war ein Zeichen dafür,<br />
dass die Pflanze all ihre Kraft nun<br />
auf die Blütenbildung konzentrierte<br />
<strong>und</strong> die dazu notwendigen Nährstoffe<br />
PROTOKOLL VERGLEICHS-LED<br />
1.9. - Tag der Aussaat.<br />
6.9. - Keimling sichtbar.<br />
13.9. - Sechs Zentimeter hoch,<br />
5,5 Zentimeter von Blattspitze zu<br />
Blattspitze.<br />
<strong>20</strong>.9. - Sechs Zentimeter hoch, zwölf<br />
Zentimeter von Blattspitze zu Blattspitze.<br />
Weiteres Blattpaar schon gut<br />
ausgebildet.<br />
<strong>20</strong>.9. - Die beiden Pflanzen werden<br />
getauscht, sodass sich die nachfolgenden<br />
Werte also auf die Pflanze<br />
beziehen, die bis zum <strong>20</strong>.9. unter der<br />
GoLeaf GX1 aufwuchs.<br />
27.9. - Fünf Zentimeter hoch, sechs<br />
Zentimeter Spannweite.<br />
4.10. - Zehn Zentimeter hoch,<br />
22 Zentimeter Spannweite.<br />
11.10. - <strong>20</strong> Zentimeter hoch, 36 Zentimeter<br />
Spannweite. Keine Blütenansätze<br />
erkennbar.<br />
18.10 - 27 Zentimeter hoch, 40 Zentimeter<br />
Spannweite, erste Anzeichen<br />
der kommenden Blüte.<br />
25.10. - 32 Zentimeter hoch,<br />
50 Zentimeter Spannweite, einsetzende<br />
Blütenbildung deutlich<br />
erkennbar.<br />
1.11. - 58 Zentimeter hoch, Spannweite<br />
unverändert, Blüte im vollen<br />
Gange.<br />
8.11. - 67 Zentimeter hoch, Spannweite<br />
gleich, Blüten bilden sich<br />
weiter aus.<br />
15.11. - Höhe <strong>und</strong> Spannweite<br />
nahezu unverändert, Blüte im vollen<br />
Gange, erste größere Blätter verfärben<br />
sich.<br />
22.11. - Höhe <strong>und</strong> Spannweite nahezu<br />
unverändert, r<strong>und</strong> ein Viertel der<br />
Blütenhärchen verfärbt, die Hälfte<br />
der größeren Blätter ist welk oder<br />
verfärbt.<br />
29.11. - Trichome sind allesamt trüb,<br />
allerhöchste Erntezeit.<br />
Die Testleuchte: GoLeaf X1 von Bioledex<br />
Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong> • HIGHWAY 59
GROWING<br />
ERTRAG GOLEAF X1<br />
Taison-Auto-Bud<br />
Erntevolumen (frisch, erste Wahl):<br />
70,5 Gramm<br />
Erntevolumen (frisch, zweite Wahl):<br />
10,3 Gramm<br />
Erntevolumen (trocken, erste Wahl):<br />
18,4 Gramm<br />
Erntevolumen (trocken, zweite<br />
Wahl): 3,7 Gramm<br />
Zeit von Einsaat bis zur Ernte:<br />
70 Tage<br />
Zeit von sichtbarer Keimung bis zur<br />
Ernte: 65 Tage<br />
Kosten je Gramm (Erste Wahl):<br />
3,90 Euro<br />
ERTRAG VERGLEICHS-LED<br />
Erntevolumen (frisch, erste Wahl):<br />
95 Gramm<br />
Erntevolumen (frisch, zweite Wahl):<br />
48,8 Gramm<br />
Erntevolumen (trocken, erste Wahl):<br />
22,2 Gramm<br />
Erntevolumen (trocken, zweite<br />
Wahl): 12,6 Gramm<br />
Zeit von Einsaat bis zur Ernte:<br />
89 Tage<br />
Zeit von sichtbarer Keimung bis zur<br />
Ernte: 84 Tage<br />
Kosten je Gramm (Erste Wahl):<br />
4,28 Euro<br />
den Blättern <strong>und</strong> den Wurzeln entzog.<br />
Wir vermuteten, dass die Ernte<br />
vorgezogen werden konnte, <strong>und</strong> tippten,<br />
dass es zwei Wochen später so<br />
weit sein würde. Eine Woche später<br />
zeigte sich, dass sich die Blüten unter<br />
der GoLeaf weiter verdickt hatten,<br />
doch es fehlten alle Zeichen für eine<br />
baldige Blütenreife. Zwar waren etliche<br />
größere Blätter welk oder schon<br />
abgestorben, aber die Blütenstände<br />
entwickelten sich immer noch. Unter<br />
der Vergleichslampe wuchs die<br />
Parallelpflanze weiterhin gut, sie war<br />
nun 32 Zentimeter hoch <strong>und</strong> spannte<br />
50 Zentimeter auf. Auch hier waren<br />
deutliche Blütenansätze zu erkennen,<br />
allerdings hatte sie die Verzögerung<br />
in der Entwicklung nicht mehr aufholen<br />
können. Bemerkenswert war,<br />
dass obwohl die Pflanzen durch chronologische<br />
Reifung automatisch zur<br />
Blüte kamen, die vegetative Phase bei<br />
beiden Exemplaren doch sehr unterschiedlich<br />
verlief. Während die eine<br />
Pflanze bereits deutliche Anzeichen<br />
des fortgeschrittenen Alters zeigte,<br />
war die andere noch im vollen Saft.<br />
Dies änderte sich auch in der folgenden<br />
Woche nicht. Während die eine<br />
Pflanze bereits zum Teil abgestorben<br />
war, entwickelte sich die andere rasant<br />
weiter. Binnen einer Woche war<br />
diese um 26 Zentimeter gewachsen,<br />
eine beachtliche Zunahme. Auch die<br />
Blütenbildung hatte deutlich sichtbar<br />
eingesetzt <strong>und</strong> wir freuten uns, dass<br />
auch dieses Exemplar wahrscheinlich<br />
guten Ertrag abwerfen würde. Allerdings<br />
dauerte es bis zur Ernte nun<br />
doch noch einige Zeit länger, aber<br />
nach dem schlechten Start waren wir<br />
heilfroh, überhaupt eine nennenswerte<br />
Menge ernten zu können. Unsere<br />
Schätzung, dass die eine Pflanze be-<br />
60 HIGHWAY • Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong>
eits vor dem errechneten Termin so<br />
weit sein würde, war also falsch. Sie<br />
würde wahrscheinlich doch die gesamte<br />
Zeitspanne <strong>und</strong> noch ein paar<br />
Tage mehr brauchen, um komplett<br />
auszureifen.<br />
Tatsächlich war die Pflanze,<br />
die unter der GoLeaf X1 aufwuchs,<br />
auch drei Tage nach dem<br />
vom Hersteller angegebenen Erntezeitpunkt<br />
noch nicht ganz so weit.<br />
Sie hatte r<strong>und</strong> ein Drittel verfärbte<br />
Blütennarben <strong>und</strong> unter dem Mikroskop<br />
war zu erkennen, dass etwa<br />
die Hälfte bis zu zwei Drittel der<br />
Trichomenköpfe milchig waren.<br />
Eine Ernte wäre nun möglich gewesen,<br />
aber wir entschlossen uns,<br />
doch noch ein wenig zu warten.<br />
Der Gr<strong>und</strong> war, dass die Blüten immer<br />
noch wuchsen <strong>und</strong> wir waren<br />
freudig überrascht, dass diese eher<br />
kleinwüchsige Pflanze so üppige Erträge<br />
versprach. Doch auch die Vergleichspflanze<br />
hatte gut zugelegt.<br />
Sie war nun 67 Zentimeter hoch,<br />
bei unveränderter Spannweite, <strong>und</strong><br />
zeigte etliche Blütenstände, die eine<br />
reiche Ernte versprachen. Nur wenige<br />
Tage später war die erste Pflanze<br />
reif. Besonders erwähnenswert ist<br />
die ungemein kompakte Blütenbildung,<br />
die wir dem Spektrum der Go-<br />
Leaf X1 zusprachen. Die Hauptblüte<br />
hatte nach dem Beschnitt einen<br />
Durchmesser von r<strong>und</strong> fünfeinhalb<br />
Zentimetern <strong>und</strong> wog ungetrocknet<br />
14,2 Gramm. Ähnlich dicht waren<br />
die anderen Blüten, die sehr gleichmäßig<br />
um den Hauptstamm herum<br />
gewachsen waren. Der Verschnitt<br />
hielt sich in engen Grenzen. Am<br />
Ende hatten wir vor dem Trocknen<br />
alles in allem r<strong>und</strong> 70,5 Gramm<br />
potentes Marihuana erster Güte,<br />
die nach der Trocknung noch 18,4<br />
Gramm wogen. Die Pflanze unter<br />
der Vergleichsleuchte ließ sich hingegen<br />
noch einige Zeit. Sie lag fast<br />
vier Wochen über dem vom Hersteller<br />
angegebenen<br />
Erntezeitpunkt,<br />
ehe sie<br />
reif war. Dafür<br />
aber war auch<br />
die geerntete<br />
Menge etwas höher.<br />
Nach dem<br />
Beschnitt der<br />
Blüten blieben<br />
95 Gramm übrig,<br />
die getrocknet<br />
24,2 Gramm<br />
wogen. Das<br />
waren zwar<br />
gut 30 Prozent<br />
mehr, allerdings<br />
machte dies in<br />
der Berechnung<br />
der Wirtschaftlichkeit<br />
keinen<br />
Unterschied.<br />
Durch die längere<br />
Wachstumsphase<br />
waren ja<br />
auch die Kosten<br />
deutlich höher, sodass am Ende<br />
r<strong>und</strong> vier Euro je Gramm Marihuana<br />
anfielen. Genau gesagt waren es<br />
3,90 Euro bei der GoLeaf X1 <strong>und</strong><br />
4,28 Euro bei der Vergleichsleuchte.<br />
Fazit<br />
Mit der Bioledex GoLeaf X1 von<br />
Del-Ko hält man eine Leuchte mit<br />
150 Watt Aufnahmeleistung in<br />
Händen, die ein unauffälliges Licht<br />
emittiert. Sie ist stark genug, um einen<br />
halben Quadratmeter vollständig<br />
auszuleuchten, das entspricht<br />
einer quadratischen Fläche von 70<br />
mal 70 Zentimetern Seitenlänge<br />
oder einem Kreis von 80 Zentimetern<br />
Durchmesser.<br />
Noch ein kleiner Tipp:<br />
werden drei Blumenkübel mit je<br />
40 Zentimeter Radius dicht an<br />
dicht zusammengestellt <strong>und</strong> mit<br />
flexibler Folie ummantelt, dann<br />
entspricht die ummantelte Fläche<br />
fast genau diesem halben Quadratmeter<br />
(0,455 m²). So ist es möglich,<br />
die parallele Aufzucht von<br />
bis zu drei kleinen Pflanzen problemlos<br />
zu verwirklichen. Beispiel:<br />
selbstblühende Cannabispflanzen<br />
brauchen r<strong>und</strong> zwölf Wochen, um<br />
von der Einsaat an gerechnet fertig<br />
zu reifen. Wird nun alle vier Wochen<br />
je ein Samenkorn eingesetzt,<br />
kann ab dem dritten Monat mit einer<br />
kontinuierlichen monatlichen<br />
Ernte gerechnet werden. Dadurch<br />
werden einerseits die Kosten deutlich<br />
reduziert, das Gramm beste<br />
Qualität kostet dann lediglich um<br />
die 1,50 Euro. So wird der Traum<br />
vom moderaten Konsum aus eigenem<br />
Anbau wahr. Beste Qualität<br />
zu wahren Schnäppchenpreisen,<br />
das ist bei geschicktem Anbau nun<br />
wirklich kein Problem mehr.<br />
Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong> • HIGHWAY 61
GOODIES<br />
Wer sich mit offenen Augen in<br />
der Cannabisszene bewegt, dem<br />
kommen die Werke des niederländlischen<br />
Künstlers Mossy Giant<br />
möglicherweise bereits bekannt vor.<br />
Seine Artworks zieren unter anderem<br />
diverse Marketing-Materialien der Sa-<br />
menbank Exotic Seeds <strong>und</strong> des Can-<br />
nabis-Museums in Amsterdam. In der<br />
UNDONE.4<strong>20</strong> <strong>–</strong> CALI<br />
Armbanduhr<br />
oracleoftime.com<br />
MOSSY GIANT<br />
Psychedelische Art<br />
mossygiant.com<br />
Kifferhauptstadt der Welt hat der Illustrator passenderweise auch sein kleines Studio eingerichtet,<br />
in dem er seine detailverliebten Fineliner-Zeichungen nach wie vor von Hand<br />
anlegt. Seine Arbeiten erinnern an die Undergro<strong>und</strong>-Comics der 60er- <strong>und</strong> 70er-Jahre,<br />
Altmeister Robert Crumb wirft auf jeden Fall seinen überlebensgroßen Schatten auf das<br />
Zeichenpapier. Auf der Website des Illustrators finden sich zahlreiche limitierte Poster<br />
<strong>und</strong> Drucke, die sich mit Sicherheit w<strong>und</strong>erbar über der heimischen Couch machen.<br />
Armbanduhren<br />
speziell für<br />
Cannabisfre<strong>und</strong>e,<br />
das hat fraglos<br />
Neuigkeitswert. So<br />
viele Gegenstände<br />
des Alltags wurden<br />
schon <strong>–</strong> ob sinnnvoll<br />
oder nicht <strong>–</strong> für<br />
Stoner aufbereitet, die schier endlose Liste von Beispielen reicht über Bettwäsche<br />
bis hin zur Klobrille. Vom US-Hersteller Undone kommt nun der<br />
Cannabis-Twist fürs Handgelenk. Das recht zurückhaltende Design wird von gedeckten Grün- <strong>und</strong> Gelbtönen bestimmt, auf dem<br />
Ziffernblatt findet sich das obligatorische Hanfblatt, das die römische Zwölf erstezt. Passenderweise wurde auch die Ziffer Vier<br />
grün hervorgehoben, damit man in Zukunft auch ja keine 4<strong>20</strong>-Session mehr verpasst. Das Gehäuse besteht aus rostfreiem Stahl,<br />
im Lieferumfang sind außerdem zwei Armbänder enthalten. Noch kann man die Undone.4<strong>20</strong> - Cali allerdings leider nicht kaufen,<br />
auch der Preis steht bisher noch nicht fest. Allerdings wird man mit Blick auf das übrige Sortiment von Undone mit etwa 300 Euro<br />
bei Erscheinen rechnen können.<br />
REVELRY CONTINENTAL<br />
Geruchssichere Taschene<br />
cannamania.de<br />
Geruchssichere Taschen können echte Lebensretter sein <strong>–</strong> an<br />
dieser<br />
Stelle zu sparen, muss man unter Umständen später richtig<br />
teuer bezahlen.<br />
Sicher, knapp 230 Euro sind kein Pappenstiel für eine Reisetasche,<br />
die keinen Aufdruck von Louis<br />
Vuitton <strong>und</strong> Co. trägt. Aber die Continental punktet anstelle von Oberflächlichkeiten mit Substanz: dank eines integrierten Aktivkohlesystems<br />
mit zwei synthetischen Filtern wird das Entweichen von Gerüchen verhindert. Duftstoffe werden von der Tasche<br />
einfach absorbiert, wobei es zur olfaktorischen Auffrischung schon genügt, das Stück für einige Minuten in den Trockner zu geben.<br />
Zusätzlich sorgt eine robuste Außenhülle aus Nylon <strong>und</strong> Gummi für Wasserbeständigkeit <strong>und</strong> Festigkeit.
LIV + GRACE<br />
Rauchzubehöreitung<br />
ocs.ca<br />
DUFTKERZE<br />
Minze-Schokolade<br />
etsy.com<br />
BUNTE BLÜTE NEKTAR<br />
Liquid <strong>und</strong> Vape Pen<br />
buntebluete.de<br />
Also, in der <strong>Highway</strong>-<br />
Redaktion herrscht ja die<br />
unumstrittene Meinung<br />
vor, dass es kaum etwas<br />
gibt, dass so gut riecht wie<br />
Weed. Nichtsdestotrotz kann<br />
es natürlich auch immer mal<br />
wieder Situationen geben,<br />
in denen es besser wäre, das<br />
Zimmer würde gerade nicht wie<br />
eine ganze Plantage riechen.<br />
Etsy-Verkäufer litcandlecoCA<br />
hat sich auf die Herstellung von<br />
Duftkerzen aus Soja spezialisiert,<br />
die alle einem bestimmtem<br />
olfaktorischen Zweck<br />
dienen: mit ihrer Duftmischung<br />
aus Minze <strong>und</strong> Schokolade soll<br />
diese Kerze besonders gut dazu<br />
geeignet sein, Cannabisgerüche<br />
zu überdecken bzw. zu neutralisieren.<br />
Bleibt nur die Frage wie<br />
sich die Kerze mit dem Konsum<br />
der Marihuna-Sorte Chocolate<br />
Mint OG verträgt...<br />
Es ist spannend zu beobachten, wie Cannabis-Artikel,<br />
insbesondere dort, wo bereits<br />
legalisiert wurde, immer mehr aus der<br />
Schmuddelecke treten <strong>und</strong> in immer edleren<br />
<strong>und</strong> luxuriöseren Ausführungen auf den boomenden<br />
Markt geworfen werden. Besonders<br />
auffällig ist diese Entwicklung bei Grindern,<br />
die inzwischen in unzähligen Varianten um<br />
die Gunst der fingermüden Cannabisfre<strong>und</strong>e<br />
buhlen. Vom billigen Wegwerf-Plastikgrinder<br />
für farbenfrohe Weed-Mikroplastik-Mischen<br />
bis hin zum handgefertigten Design- <strong>und</strong><br />
Liebhaber-Objekt ist für jeden Gescshmack<br />
<strong>und</strong> Geldbeutel etwas dabei. Der Liv aus der<br />
F8-Linie des kanadischen Cannabisunternehmens<br />
48North Cannabis befindet sich in<br />
Sachen Look <strong>und</strong> Preis (etwa 135 US-Dollar)<br />
eher am oberen Ende des Spektrums <strong>und</strong><br />
macht sich, gerade im Zusammenspiel mit der<br />
minamlistischen Pfeife Grace (45 US-Dollar)<br />
besonders gut in der stylischen Cannabis-<br />
Hipster-Wohnung.<br />
Was war<br />
das für<br />
eine Aufregung,<br />
als<br />
vor ein paar<br />
Jahren die ersten<br />
CBD-Blüten im<br />
Sortiment der<br />
Berliner Spätis<br />
auftauchten! Der<br />
CBD-Hype war<br />
noch vergleichsweise<br />
frisch, die<br />
Rechtslage dementsprechend noch unklarer als ohnehin, die Verbraucher verunsichert,<br />
die Polizei verwirrt. Inzwischen ist (trotz vielerorts immer noch unklarer<br />
Gesetzeslage) einigermaßen Ruhe eingekehrt <strong>und</strong> die Jungs <strong>und</strong> Mädels hinter<br />
den bunten Blüten sorgen für Nachschub zwischen Schokorieglen, Kippen <strong>und</strong><br />
Bier. Und zwar mit hochprozentigem CBD-Liquid für den Vape-Pen. Natürlich zu<br />
100 Prozent frei von Vitamin-E-Acetat <strong>und</strong> sonstigen Zusatzstoffen oder Verdickungsmitteln.<br />
Das kalifornische Tech-Unternehmen Bryber stellt die hochwertigen<br />
Pens her, mit denen der „Nektar“ einfach <strong>und</strong> diskret genossen werden kann.<br />
Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong> • HIGHWAY 63
LOUNGE<br />
KIFFERWAHN<br />
(2,5/5)<br />
Komödie, Spoof, Musical<br />
USA<br />
Erscheinungsjahr: <strong>20</strong>05<br />
Regie: Andy Fickman<br />
Länge: 112 Minuten<br />
Freigegeben ab 12 Jahren<br />
mit<br />
Kristen Bell,<br />
Christian Campbell,<br />
Neve Campbell,<br />
John Kassir<br />
Matthieu Lambert<br />
Filmfan & Grafi k-Designer<br />
Stoner-Movies<br />
zeichnen<br />
sich in der<br />
Regel nicht<br />
durch eine<br />
besondere Originalität aus <strong>und</strong> gerade<br />
bei den weniger hochwertigen<br />
Vertretern der Zunft geht es doch<br />
oft recht schematisch zu. Ein guter<br />
Schuss Buddy-Movie, eine Prise<br />
psychedelische Effekte, misstrauische<br />
Cops, der Cannabis verabscheuende<br />
Spießer, der nicht selten<br />
am Ende bekehrt wird <strong>–</strong> fertig ist<br />
der Standard-Kifferfilm. Da mag<br />
sich der ein oder andere Zuschauer<br />
verständlicherweise ein wenig<br />
mehr Abwechslung wünschen. Genau<br />
das ist der dicke Pluspunkt von<br />
„Reefer Madness“: er ist nicht wie<br />
die anderen Kifferfilme. Man wird<br />
zurückversetzt in die dunkle Zeit<br />
der Anti-Cannabis-Propaganda in<br />
den USA der 30er- <strong>und</strong> 40er-Jahre,<br />
in der erzkonservative Hardliner<br />
<strong>und</strong> besorgte Eltern das Abendland<br />
kurz vor dem Untergang sehen.<br />
Der gemeinsame Feind (neben<br />
den Kommunisten natürlich): die<br />
Marihuana-Zigarette, die Jugendliche<br />
nach dem Konsum in debile<br />
Sex-Zombies verwandelt. Der Film<br />
verfolgt das Schicksal des braven<br />
High-School-Schülers Jimmy, der<br />
das Herz der noch braveren Mary<br />
Lane (sic) gewinnen will. Über Umwege<br />
verschlägt es das Milchgesicht<br />
jedoch in eine sogenannte „Reefer<br />
Den“, wo es nicht lange dauert,<br />
bis aus Schwiegermutters Liebling<br />
ein Cannabis-Junkie ersten Grades<br />
wird...<br />
Trailer HIER auf<br />
YouTube ansehen!<br />
Wiley (John Kassir) ist dem bösen Cannabis bereits völlig verfallen<br />
DAS ORIGINAL<br />
REEFER MADNESS (1936)<br />
Anti-Cannabis-Propaganda der übelsten Sorte,<br />
auch unter dem Namen „Tell Your Children“ bekannt.<br />
Cannabisfre<strong>und</strong>e werden als Vergewaltiger,<br />
Wahnsinnige <strong>und</strong> Mörder dargestellt. Da wünscht<br />
man sich doch glatt eine CSU-Drogenbeauftragte<br />
herbei! Finanziert wurde der Film von einer christlichen<br />
Vereinigung, um die Eltern vor der vermeintlich<br />
drohenden Gefahr zu warnen.<br />
Diese Haupt-Handlung wird als Filmim-Film<br />
erzählt, den ein FBI-Agent<br />
einer besorgten Elternschaft vorführt.<br />
Der Plot, der immer wieder von Gesangseinlagen<br />
vorangetrieben wird,<br />
enthält satirisch überhöhte Gr<strong>und</strong>züge<br />
des bekannten Anti-Cannabis-Machwerks<br />
„Tell your Children“ (aka „Reefer<br />
Madness“, siehe Box) aus den 30er-<br />
Jahren <strong>und</strong> wird immer wieder von<br />
kurzen Einschüben unterbrochen, in<br />
denen der erwähnte Beamte mahnend<br />
64 HIGHWAY • Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong>
das Wort ergreift. Auf jeden Fall eine<br />
ganze Menge Konzept für ein Stoner-<br />
Movie! Solche Ambitionen muss man<br />
würdigen <strong>und</strong> auch die liebevollaufwendige<br />
Ausstattung im Stil der<br />
40er-Jahre kann durchaus überzeugen.<br />
Filmisch liegt hier alles soweit<br />
im grünen Bereich, auch, wenn man<br />
dem Film hin <strong>und</strong> wieder anmerkt,<br />
dass es wohl keine Produktion im<br />
ganz großen Stil gewesen ist. Das ist<br />
angesichts der spärlichen Auswahl<br />
an sehenswerten Kifferfilmen jedoch<br />
leicht zu verschmerzen. Leider trüben<br />
aber einige Schwächen das Gesamtbild<br />
merklich: klar, Musicals sind<br />
generell Geschmackssache <strong>und</strong> auch<br />
wenn der Autor dieser Zeilen zugegebenermaßen<br />
nicht unbedingt ein<br />
Faible für diese Erzählform hat, fällt<br />
auf, dass es den Songs ganz klar an<br />
Eingängigkeit <strong>und</strong> Drive mangelt. Es<br />
bleibt einfach keine schmissige Melodie<br />
im Kopf. Hinzu kommt, dass das<br />
Treiben oft dermaßen schrill <strong>und</strong> hysterisch<br />
rüberkommt, dass selbst das<br />
stärkste Indica dagegen machtlos ist.<br />
Klar, man will den Prohibitionisten<br />
den Spiegel vorhalten <strong>und</strong> ihnen ihre<br />
realitätsfernen Ressentiments unter<br />
die Nase reiben, doch dafür bleiben<br />
die satirischen Elemente dann doch<br />
oft zu harmlos bis albern <strong>und</strong> das<br />
grenzenlose Overacting der Dartseller<br />
fängt irgendwann an zu nerven.<br />
Hier wird die Satire leider mit dem<br />
Holzhammer serviert <strong>und</strong> der schlägt<br />
leider auch noch öfter mal daneben.<br />
Nicht auszudenken, was beispielsweise<br />
die musicalerprobten South-Park-<br />
Macher aus dem Stoff herausgeholt<br />
hätten! In der Hand von Regisseur<br />
Andy Fickman bleiben so leider nur<br />
einige gute Ansätze <strong>und</strong> eine handvoll<br />
guter Szenen für den Zuschauer<br />
übrig. Zudem ist das Propaganda-<br />
Original heutzutage eigentlich schon<br />
Satire genug <strong>und</strong> in dieser Beziehung<br />
einfach schwer zu toppen. Darauf<br />
erst mal einen „Reefer Stick“!<br />
SONG<br />
WEB<br />
BUCH<br />
CLIP<br />
Married To Marijuana<br />
Interpret: Noreaga<br />
Alle Old-School-Rapfans werden sich bei diesem offiziell nie<br />
veröffentlichtem Track aus dem Jahr 1996 die Lippen lecken.<br />
Noreaga vom Rap-Duo Capone-N-Noreaga erklärt zum Beat (bis<br />
heute ist sich das Internet uneins, ob von Buckwild oder Charlemange<br />
produziert) mit Al-Green-Sample seine Liebe zu Marihuana. Auf der<br />
Rückseite der White-Label-Pressung finden sich Nas <strong>und</strong> der Large<br />
Professor mit dem Lied One + One ein. Wer auf der Suche nach<br />
Neunziger-Feeling mit marihuanaverherrlichenden Texten ist, wird<br />
hier auf jeden Fall fündig.<br />
DuMaryIchJane<br />
https://www.podcast.de/podcast/807699/<br />
Ein Neuzugang unter den Pot-Podcasts <strong>–</strong> <strong>und</strong> ein überaus<br />
fleißiger dazu: 25 Folgen sind bereits in den ersten zwei Monaten<br />
erschienen <strong>–</strong> findet sich bei Spotify, YouTube oder einfach bei<br />
podcast.de: DuMaryIchJane. Betrieben wird die kurzweilige Plauderei<br />
von den beiden Stonerladys Electra4.2.0 <strong>und</strong> Miss_High.Quality,<br />
die der ein oder andere vielleicht bereits von ihrem gemeinschaftlichen<br />
oder auch jeweils eigenen Instagram-Accounts kennt, wo sie<br />
unermüdlich ihre Liebe zum grünen Kraut bekräftigen. In den Podcasts<br />
behandeln sie ihre Erfahrungen im Leben, in der Familie <strong>und</strong><br />
bei Fre<strong>und</strong>en im Zusammenhang mit dem Thema Weed!<br />
Der kleine Flugbegleiter: Das Spaßbuch für Räusche aller Art<br />
Autor: Simon Ruane | Erscheinungsjahr: <strong>20</strong><strong>20</strong><br />
Wer kennt es nicht: man isst ganz arglos ein Wurstbrot <strong>–</strong> <strong>und</strong><br />
schwups, ist man dicht bis zum Gehtnichtmehr, denn vermutlich<br />
wurden einem verbotene Substanzen ins Wurstbrot gemischt.<br />
Okay, zugegeben: dieses Szenario kennen vermutlich ausschließlich<br />
Zuschauer von Simon Ruane <strong>und</strong> seinem YouTube-Kanal Open<br />
Mind, doch davon gibt es zahlreiche. So viele sogar, dass nun ein Buch<br />
für seine Fans erschienen ist, das als Trip-Begleiter „für Räusche aller<br />
Art“ dienen soll: Seiten zum Ausmalen, für Notizen während eines<br />
Trips, kleine Rätsel <strong>und</strong> Wimmelbilder warten auf die Besitzer dieses<br />
„Flugbegleiters“.<br />
That ’70s Show Every Circle In Chronic-logical Order<br />
https://www.youtube.com/watch?v=y3rkIIRUjiA<br />
Die Wilden Siebziger (That ’70s Show), eine der Kult-Sitcoms<br />
der etwas weniger wilden Neunziger, verfügte nicht nur über<br />
äußerst sympathische Akteure, diese kifften auch noch heimlich im<br />
Keller, was sie einem gleich noch mehr ans Herz wachsen ließen.<br />
Das wurde jedoch praktisch nie zur Sprache gebracht, denn wer Bescheid<br />
weiß, weiß Bescheid. Und so wurde in jede der <strong>20</strong>0 Episoden<br />
eine gemeinsame Rauch-Laber-R<strong>und</strong>e im Keller eingebaut, auch<br />
wenn man den Joint nicht zu sehen bekam. Bei YouTube finden<br />
englischk<strong>und</strong>ige Fans der Serie all diese R<strong>und</strong>en in chronologischer<br />
Sortierung am Stück <strong>–</strong> immerhin stolze zweieinhalb St<strong>und</strong>en lang.<br />
Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong> • HIGHWAY 65
FACHHÄNDLER Growshop Headshop Grow- <strong>und</strong> Headshop<br />
DEUTSCHLAND<br />
PLZ (DE) Name Stadt Straße www.<br />
<strong>04</strong>105 Kif-Kif Leipzig Kurt-Schumacher-Str. 39 kif-kif.de<br />
06108 Ketama Damba Halle Ludwig-Wucherer-Str. 33 die-kraeuterhexe.de<br />
06110 Hanf-Box Halle Böllberger Weg 6 ak-seeds.com<br />
10178 Hanfmuseum Berlin Mühlendamm 5 hanfmuseum.de<br />
10243 Udopea Berlin Berlin Warschauerstr. 72 udopea.de<br />
10249 Klaus der Gärtner Berlin Strassmannstr. 1 klausdergärtner.de<br />
10317 Buschmann-Shop Berlin Archibaldweg 26 buschmannshop.de<br />
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13347 Sun Seed Bank Berlin Amsterdamer Str. 23 sun-seed-bank.de<br />
18057 Pegasus Rostock Barnstorfer Weg 23 pegasus-unleashed.com<br />
24114 Flower-Power-Kiel Kiel Sophienblatt 80 flower-power-kiel.de<br />
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37124 U-Farm Rosdorf Hambergstr. 1 u-farm.de<br />
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73037 Nirwana Raucherladen Schrozberg Bahnhofstr. 13 nicht vorhanden<br />
76133 Glasgalerie Karlsruhe Zähringerstr. 49 nicht vorhanden<br />
76646 Planet Blunt Bruchsal Bannweideweg 4 planet-blunt.de<br />
76646 Das Gewächshaus Bruchsal Bannweideweg 4 sgwaechshaus.de<br />
77933 Hanfnah Lahr Werderstr. 28 hanfnah.de<br />
79102 Hanfnah Freiburg Schützenallee 3 hanfnah.de<br />
79540 Hanfnah Lörrach Basler Str. 86 hanfnah.de<br />
81677 Hanf <strong>–</strong> der etwas andere Bioladen München Einsteinstr. 163 hanfbioladen.de<br />
85077 Smart City Garden Manching Weberstr. 2 smartcitygarden.de<br />
9<strong>04</strong>39 my4<strong>20</strong>gadgets Nürnberg Schweinauer Str. 56 my4<strong>20</strong>gadgets.de<br />
93<strong>04</strong>7 Hempy’s Shop Regensburg Wahlenstr. 23 hempy.de<br />
93055 GrowArt Profitechnik Regensburg Auweg 42a growartprofitechnik.de<br />
94032 Geko Passau Brunngasse 27 geko-garten.de<br />
94113 Geko Garten Tiefenbach Unterkaining 2 geko-garten.de<br />
94315 Hempy’s Shop Straubing Am Platzl 41 hempy.de<br />
97506 Karma Grafenrheinfeld Marktplatz 4 nicht vorhanden<br />
99734 Plantplanet Nordhausen Wallrothstr. 8b plantplanet.de
ÖSTERREICH<br />
PLZ (AT) Name Stadt Straße www.<br />
1030 SteckiT Wien Erdbergstraße 49 steckit.at<br />
1060 Bushplanet Head- & Growshop Wien Esterhazygasse 32<strong>–</strong>34 bushplanet.tv<br />
1060 Bushplanet City Grow Wien Mariahilfer Str. 115/45 citygrow.at<br />
1070 Blumen per Lumen Wien Neustiftgasse/Ecke Zieglergasse 88-90 blumenperlumen.at<br />
1230 Future Grow Wien Perfektastr. 87<strong>–</strong>89 future-grow.at<br />
2345 Bushplanet Grow City Brunn am Gebirge Industriestr. D 5 growcity.com<br />
40<strong>20</strong> Schall & Rauch Linz / Hafen Linz Industriezeile 47/2.OG schall-rauch.at<br />
40<strong>20</strong> Schall & Rauch Linz / Zentrum Linz Bethlehemstr. 9 schall-rauch.at<br />
4812 Fantasy Pinsdorf Riedweg 1 livingwithfantasy.at<br />
50<strong>20</strong> Cosmic5 Salzburg Schallmooser Hauptstr. 29 cosmic5.at<br />
50<strong>20</strong> Schall & Rauch Salzburg Bergheim Plainbachstr. 8 schall-rauch.at<br />
60<strong>20</strong> Sonnenallee Innsbruck Josef-Wilberger-Str. 15 sonnenallee.at<br />
6971 Cannamigo Tea House Hard (bei Bregenz) Mockenstraße 65 cannamigo.com<br />
90<strong>20</strong> Mr. Smart Klagenfurt Siebenhügelstr. 28 mr-smart.at<br />
9500 Hempcenter Villach Maria-Gailer-Str. 2 mr-smart.at<br />
SCHWEIZ<br />
PLZ (CH) Name Stadt Straße www.<br />
3011 Fourtwenty Trendshop Bern Kramgasse 3 fourtwenty.ch<br />
3053 Sow & Grow Lätti Bürenstr. 14a sowandgrow.ch<br />
3063 Fourtwenty Growcenter Ittigen Worblentalstr. 30 fourtwenty.ch<br />
4133 Growsystem Pratteln Pratteln Rührbergweg 3 growsystem-bl.ch<br />
8005 Bio Top Center Zürich Konradstr. 28 biotop-zuerich.ch<br />
ONLINESHOPS<br />
Name Land www.<br />
Secret Planet Deutschland secretplanet.co<br />
HighLifeStyle Schweiz highlifestyle.ch<br />
Kiffershop Schweiz kiffershop.ch<br />
Lobby für Hanf<br />
Der Deutsche Hanfverband ist im Kontakt mit Abgeordneten aller im<br />
B<strong>und</strong>estag vertretenen Parteien.<br />
Auf öffentlichen Veranstaltungen, parlamentarischen Anhörungen<br />
<strong>und</strong> mit Hintergr<strong>und</strong>gesprächen werben wir direkt an den<br />
Schaltstellen der Macht für die Legalisierung von Cannabis.<br />
hanfverband.de<br />
Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong> • HIGHWAY 67
GEWINNSPIEL<br />
Suchbild<br />
Fünf Fehler haben sich im unteren Bild<br />
eingeschlichen. Wer findet sie alle?<br />
Buchstabensalat<br />
In diesem Buchstabensalat verstecken sich fünf Begriffe<br />
mit Cannabis-Bezug.<br />
Aber um welche Wörter handelt es sich?<br />
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W<br />
Q<br />
Finde die 5 Fehler!<br />
Diese Wörter sind versteckt:<br />
1 ZIEHEN 2 ZIEHARMONIKA 3 BOOSTER<br />
Cannabis-Quiz<br />
4 BOOBIES 5 ANLECKEN 6 ANECKEN<br />
An 7 dieser CANNABIGEROL Stelle warten 8 GEROLD sieben knifflige 9Fragen ASCHENBECHER zum Thema<br />
Cannabis auf die Leserschaft, mit denen das eigene<br />
10 Fachwissen<br />
SASCHABECHER<br />
unter Beweis gestellt werden kann. Aus<br />
den richtigen Antworten ergibt sich dann das gesuchte<br />
Lösungswort<br />
Quelle: http://suchsel.bastelmaschine.de<br />
Welcher Schauspieler positionierte sich kürzlich pro Legalisierung?<br />
A) Til Schweiger E) Armin Rohde O) Uschi Glas D) Florian Silbereisen<br />
Woher kommt die Jugendgang, auf die der 4<strong>20</strong>-Code zurückgehen soll?<br />
R) San Rafael G) Venice Beach M) Malibu A) Phoenix<br />
Die WHO empfiehlt Cannabis runterzustufen. In welches Verzeichnis?<br />
D) 4 L) 3 N) 2 T) 1<br />
Wie heißen die legalen Cannabis-Abgabestellen in Portugal?<br />
W) CSC D) Coffeeshop R) Es gibt keine S) Canamoquesas<br />
Wir möchten darauf hinweisen, dass Erwerb, Verkauf <strong>und</strong><br />
Besitz von Cannabis in den meisten Staaten nach wie vor<br />
illegal ist. Ebenfalls ist der Anbau von Cannabis in den<br />
meisten Staaten verboten <strong>und</strong> kann ohne Ausnahmegenehmigung<br />
mit empfindlichen Strafen belegt werden. Vorliegendes<br />
Magazin dient der Aufklärung <strong>und</strong> Information <strong>und</strong> soll<br />
keine Anleitung oder Aufforderung zum Konsum, Erwerb,<br />
Verkauf oder Anbau von illegalen Drogen darstellen.<br />
Wie viele Alkoholtote gab es <strong>20</strong>18 in Deutschland etwa?<br />
Ö) 60.000 Ü) 15.000 Ä) 77.000 E) 300.000<br />
Wie heißt der Inhaber der Hanfnah-Läden, der gerade vor Gericht stand?<br />
R) Ziggi Jackson U) Karl Kanna E) Mark Emery G) Tobias Pietsch<br />
Wieviel Prozent der Kanadier kaufen ihr Weed legal im Shop?<br />
E) 40 % H) 5 % T) 100 % A) <strong>20</strong> %<br />
Auflösung 68 HIGHWAY auf Seite • Juli/August 70 <strong>20</strong><strong>20</strong>
Das Sortenquiz<br />
Welche Strains werden hier gesucht?<br />
IMPRESSUM<br />
Verlag<br />
Four Twenty Solutions GmbH<br />
Obergrünewalder Str. 3,<br />
42103 Wuppertal<br />
Telefon: 0<strong>20</strong>2/37909957<br />
Mail: info@highway-magazin.de<br />
Web: www.highway-magazin.de<br />
Welche drei Cannabis-<br />
Sorten werden hier<br />
wohl gesucht? Wenn du<br />
gewinnen willst, schicke deine<br />
Antwort an: cannaquiz@highwaymagazin.de.<br />
Sortenquiz<br />
Das gibt es zu gewinnen<br />
Dieses Mal verlosen wir unter<br />
allen richtigen Einsendungen<br />
1 x einen stoß- <strong>und</strong> wasserfesten,<br />
modularen TOTEM-Vaporizer<br />
im Wert von 50 Euro. Die<br />
<strong>Highway</strong>-Redaktion wünscht<br />
allen Teilnehmern viel Glück!<br />
Beim Schätzspiel der letzten <strong>Ausgabe</strong><br />
befanden sich übrigens genau<br />
6,9 Gramm auf der Waage, die<br />
Gewinner wurden benachrichtigt.<br />
Die <strong>Highway</strong>-Redaktion wünscht<br />
viel Spaß beim raten!<br />
Chefredakteur<br />
Paddy Schmidt (ViSdPR)<br />
Autoren<br />
Mr. Haze Amaze<br />
Jörg Auf dem Hövel<br />
Leonardo Bardelle<br />
Steffen Dietrich<br />
Dr. Dope<br />
Gregor Fröhlich<br />
Mr. José<br />
Chuck Lore<br />
Lorenz Minks<br />
Silly Sam<br />
Iven Sohmann<br />
Alice W<strong>und</strong>er<br />
Fotografen<br />
siehe Bildnachweise auf S. 74<br />
Illustrationen<br />
John Ahrens<br />
Matthieu Lambert<br />
Paco Ramírez<br />
Art Direction<br />
Matthieu Lambert<br />
Abo <strong>und</strong> Händler-Abonnement<br />
Telefon: 0<strong>20</strong>2/379099572<br />
Mail: abo@highway-magazin.de<br />
Anzeigen<br />
Telefon: 0<strong>20</strong>2/379099573<br />
Mail: anzeigen@highway-magazin.de<br />
Es gilt die jeweils aktuelle Preisliste.<br />
AGB <strong>und</strong> Infos hierzu unter<br />
www.highway-magazin.de<br />
Vertrieb<br />
IPS Pressevertrieb GmbH<br />
Postfach 12 11<br />
53334 Meckenheim<br />
Telefon: 02225-88010<br />
Mail: info@ips-pressevertrieb.de<br />
Druck<br />
Dierichs Druck+Media GmbH & Co. KG<br />
Frankfurter Straße 168<br />
34121 Kassel<br />
Erscheinungsweise<br />
zweimonatlich<br />
Teilnahme ab 18 Jahren. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
Einsendeschluss ist der 22. Juni <strong>20</strong><strong>20</strong>.<br />
Nachdruckgenehmigungen<br />
Nachdruckgenehigungen für Texte,<br />
Fotos <strong>und</strong> Grafiken <strong>und</strong> Aufnahme in<br />
elektronische Datenbanken <strong>und</strong> Mailboxen<br />
nur mit schriftlicher Genehmigung<br />
des Verlags. Ausgenommen sind die auf<br />
Seite 74 aufgeführten Fotos <strong>und</strong> Grafiken<br />
mit Creative-Commons-Lizenzen.<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte,<br />
Bilder, Dateien <strong>und</strong> Datenträger<br />
übernimmt der Verlag keine Haftung.<br />
Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong> • HIGHWAY 69
Buchstabensalat: ZIEHEN, BOOSTER, ASCHENBECHER, ANLECKEN, CANNABIGEROL Quiz-Lösungswort: ERTRÄGE<br />
AUSFAHRT<br />
Suchbild<br />
Fragen & Anregeungen für<br />
die <strong>Highway</strong>-Redaktion?<br />
Schreibt uns fleißig an<br />
mail@highway-magazin.de<br />
Am<br />
25. August <strong>20</strong><strong>20</strong><br />
kehrt <strong>Highway</strong> endlich<br />
in gedruckter Form<br />
an den KIOSK<br />
zurück !<br />
Bildnachweise nach Seiten<br />
Titel, 50-51: „Throneofweed“ © Hazelbox <strong>20</strong><strong>20</strong>,<br />
Foto: Ruch-Photography, EFX: Tag&Nacht Media<br />
Seite 8-9: Adobe Stock/SunleopardIndustries<br />
Seite 10-11: picture alliance/Geisler-Fotopress<br />
Seite 12: Jenny Paul<br />
Seite 14: Hempvizer<br />
Seite 15: Adobe Stock/Alessia, <strong>Highway</strong><br />
Seite 16: Polizei Wien<br />
Seite 17: Africa Studio<br />
Seite <strong>20</strong>: Adobe Stock/Spectral-Design<br />
Seite 28: Adobe Stock/Carabus<br />
Seite 30-31: 4<strong>20</strong>waldos.com<br />
Seite 31: picture alliance/AP Photo<br />
Seite 32-33: Jeremiah Vandermeer<br />
Seite 34 unten: Miramax Films<br />
Seite 38: Adobe Stock/pedro<br />
Seite 40-41: Adobe Stock/#<strong>20</strong>9831145<br />
Seite 42: ryan griffis<br />
Seite 44: Adobe Stock/rabbitholephoto<br />
Seite 48-49: roxxyphotos<br />
Seite 52-55: Hazelbox<br />
Seite 64: Showtime<br />
infach mal so in den Aldi marschieren <strong>–</strong> <strong>und</strong> mit 250 Gramm<br />
EButter, einem Liter Milch <strong>und</strong> einer CBD-Cannabispflanze wieder<br />
rauskommen. Was für die leidgeplagten deutschen Cannabisfre<strong>und</strong>e<br />
wie ein Traum klingt, ist für die Eidgenossen (außer sie<br />
wohnen in den Kantonen Valais oder Tessin) inzwischen Realität.<br />
Aldi Suisse <strong>und</strong> eine CBD-fre<strong>und</strong>liche Gesetzgebung machen es<br />
möglich. Wofür man hierzulande unter Umständen ordentlich Ärger<br />
mit den Behörden bekäme, kann man dort einfach für einen<br />
knappen Zehner im Supermarkt einsacken. Das entspricht in etwa<br />
der Hälfte der Anschaffungskosten einer Pizza Margherita in der<br />
Hauptstadt Bern. Aber regelmäßig gießen nicht vergessen!<br />
70 HIGHWAY • Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong>
Juli/August <strong>20</strong><strong>20</strong> • HIGHWAY 71