Highway – Ausgabe 06/21
Highway – Das Cannabismagazin
Highway – Das Cannabismagazin
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DAS CANNABIS-MAGAZIN WWW.HIGHWAY420.DE AUSGABE <strong>06</strong>/<strong>21</strong><br />
DE 2,60 € AT 2,99 € CH 4,20 SFR<br />
FRESSKICK<br />
VOR ORT GETESTET:<br />
DIE SECHS BESTEN<br />
EDIBLES IN AMSTERDAM<br />
ES GEHT WIEDER LOS!<br />
DIE ERSTEN CANNABIS-<br />
EVENTS NACH DER PANDEMIE <strong>–</strong><br />
INTERVIEWS mit den<br />
VERANSTALTERN<br />
ALBTRAUM<br />
HAUSDURCHSUCHUNG<br />
RECHTE, PFLICHTEN, FALLSTRICKE <strong>–</strong><br />
ALLES, WAS MAN WISSEN MUSS<br />
HIGH CUISINE<br />
ZWEI SPITZENKÖCHE und IHRE<br />
kulinarischen EXPERIMENTe MIT<br />
WEED, MUSHROOMS & CO.<br />
++ GROW-REPORT: Northern Lights x BIG BUD Ryder +++ JAY & SILENT BOB REBOOT +++ HIGH MIT Hydroponik +++
2 HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong><br />
Samenwahl
Alternativ-Cover und Lesetipps<br />
November/Dezember 20<strong>21</strong><br />
S. 22 | GROW-REPORT<br />
S. 38 | Hausdurchsuchung<br />
Paddy Schmidt<br />
Chefredakteur<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
während diese Zeilen zur Druckerei gegeben werden, sind die<br />
Koalitionsverhandlungen noch in vollem Gange. Derzeit sieht<br />
es gut aus, dass unsere Forderung, unsere Bitte, unsere Wunsch<br />
vom Cover der letzten <strong>Highway</strong>-<strong>Ausgabe</strong> in Erfüllung geht: nie<br />
wieder CDU! Zumindest nicht in der Regierung. Ein weinerlicher<br />
und unerträglicher Laschet wurde mit seiner Partei für<br />
durchgeknallte Letztwähler abgestraft. Und so ist nicht nur er<br />
uns hoffentlich als Kanzler erspart geblieben, sondern wohl<br />
<strong>–</strong> auch nicht zu verachten <strong>–</strong> eine weitere Anti-Drogen-Marionette<br />
aus Rosenheim, Holzheim oder Oberbumsbach, wo<br />
auch immer die nächste oberbayrische Frisurenkönigin wohl<br />
hergekommen wäre. Oder hätte es bei einem Erfolg der Union<br />
gar noch vier lange Jahre Daniela Ludwig obendrauf gegeben?<br />
So betrachtet können wir uns jedenfalls auch über den Wahlsieg<br />
der SPD freuen. Warum nur so betrachtet? Wird denn<br />
nicht die SPD übermorgen schon Cannabis legalisieren? Ähm,<br />
nein, davon ist nicht auszugehen, befürchten wir. Aber wir lassen<br />
uns natürlich gerne eines Besseren belehren.<br />
Wer zur Auffrischung noch einmal in unserem<br />
Parteien-Check der zurückliegenden <strong>Ausgabe</strong> nachblättern<br />
will, kann dies auch digital über unsere Website machen. Was<br />
hingegen schon seit ein paar Wochen nicht mehr aufgesucht<br />
werden kann, ist unsere Facebookseite. Kurz vor der Wahl<br />
wurde unser Account gesperrt, Widerspruch bislang zwecklos,<br />
Freischaltung nicht in Aussicht. Und so haben wir nun den<br />
<strong>Highway</strong>-Telegram-Kanal ins Leben gerufen. Jeder, der die<br />
beliebte Messenger-App auf seinem Smartphone nutzt, findet<br />
uns dort ganz einfach unter @highway420de <strong>–</strong> mit einem<br />
Abo des Kanals erhaltet ihr etwa einmal am Tag die neuesten<br />
Cannabis-News direkt auf euer Handy. Ansonsten hoffen wir,<br />
irgendwann auch einmal wieder bei Facebook freigeschaltet zu<br />
werden, aber das liegt allein in der Hand von Datenkrake Mark<br />
Zuckerberg und seinen Algorithmen.<br />
Während also Firmen wie Facebook und Google<br />
sich in vorauseilendem Gehorsam dem in überwiegenden Teilen<br />
der Welt noch vorherrschenden Cannabisverbot beugen<br />
und Seiten wie unsere bei Facebook, Google News, YouTube<br />
und sonst wo ausgesperrt sind, macht ein anderer internationaler<br />
Riese gerade Schlagzeilen als Pro-Cannabis-Unternehmen.<br />
Die Rede ist von Amazon. Nicht nur werden Arbeiter bei Amazon<br />
(wie in Amerika häufig üblich) nicht mehr auf Cannabis<br />
getestet, auch setzt man sich bei dem Unternehmen jetzt ganz<br />
offiziell bei der amerikanischen Regierung für eine landesweite<br />
Legalisierung und Freilassung von Cannabis-Inhaftierten ein.<br />
Hat man bei Amazon ermittelt, dass man nur noch im Fall<br />
einer Legalisierung ein letztes Mal die Umsätze verdoppeln<br />
könnte oder ist man in Amerika echt schon so viel weiter als<br />
in Rosenheim und Oberbumsbach, von wo aus die bayrischen<br />
Drogenbeauftragten ihr Unheil über die ganze Bundesrepublik<br />
verbreiten dürfen?<br />
S. 46 | Tour de Edible<br />
Das <strong>Highway</strong>-Team bedankt sich bei<br />
Patron der <strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>/20<strong>21</strong>: Jessy P.<br />
A<br />
ZAHLEN, BITTE!<br />
1 0<br />
Anzahl der Unterlassungsaufforderungen,<br />
die uns aus Marlene<br />
Mortlers Büro<br />
erreicht haben<br />
Anzahl der Unterlassungsaufforderungen,<br />
die uns aus Daniela<br />
Ludwigs Büro<br />
erreicht haben<br />
HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong> 3
INHALT <strong>06</strong>/<strong>21</strong> November/Dezember 20<strong>21</strong><br />
Seite 18<br />
AlBtraum<br />
Seite 38<br />
Hausdurchsuchung<br />
grow-report<br />
Seite 22<br />
Seite 38<br />
HIGH miT<br />
HYDROPONIK<br />
Seite 25<br />
Seite 46<br />
DIE GLORREICHEN sechs<br />
LESE-<br />
PROBE:<br />
CBD -<br />
HEILEN<br />
MIT<br />
HANF<br />
Seite 34<br />
4 HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong><br />
SEITE 52<br />
HIGH CUISINE -<br />
ZWEI SPITZENKÖCHE<br />
experimentieren<br />
mit Weed,<br />
MuShrooms etc.<br />
SEITE 30<br />
DIE ERSTEN EVENTS NACH CORONA<br />
Nachrichten<br />
2 Kiffer, 2 Meinungen<br />
Zugestellt!<br />
High & Low<br />
Comic<br />
Sortenportrait<br />
Goodies, Watchlist<br />
Zitate, PinNwand<br />
Impressum, Bildnachweise<br />
<strong>06</strong><br />
08<br />
10<br />
12<br />
12<br />
20<br />
28<br />
56<br />
58<br />
RUBRIKEN
• Steigert die Bioverfügbarkeit von NPK und Mikronährstoffen.<br />
• Hilft bei der Regulierung von pH-Schwankungen im Substrat<br />
und erhöht die Widerstandsfähigkeit gegen Salinität,<br />
Temperaturschwankungen und Krankheitserreger.<br />
• Kompatibel mit dem gesamten Biobizz-Sortiment.<br />
• Kompatibel mit hydroponischen Systemen.<br />
Für jedes Substrat:<br />
Keep it organic!
Nachrichten-Überblick <strong>06</strong>/<strong>21</strong> (auswahl)<br />
Seite 08 <strong>–</strong> TSchechisches Cannabismagazin Legalizace vor Gericht<br />
Seite 10 <strong>–</strong> Drittes deutsches Gericht zweifelt an Cannabisverbot<br />
Seite 10 <strong>–</strong> Amazon setzt sich bei Senatoren für US-Legalisierung ein<br />
Seite 11 <strong>–</strong> Studie: Nicht-Kiffer und Dauer-Stoner fahren gleich gut Auto<br />
Seite 12 <strong>–</strong> Italien: Legalisierung von Cannabis-Eigenanbau steht bevor<br />
Seite 14 <strong>–</strong> Grower-OMA geht mit MIttelfinger-Mugshot viral<br />
Seite 15 <strong>–</strong> IACM wird reorganisiert<br />
Seite 17 <strong>–</strong> Justin Bieber bringt eigene Joints raus
HIGH with a VIEW<br />
FOTO DER<br />
AUSGABE<br />
Auf der Cannabismesse<br />
Canapa Mundi in Rom<br />
hat man gut lachen <strong>–</strong><br />
angesichts der neuesten<br />
Entwicklungen in der<br />
italienischen Cannabisgesetzgebung<br />
wohl nicht<br />
zu Unrecht. Mehr dazu<br />
auf Seite 12.<br />
HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong> 7
Prozess<br />
Pressefreiheit<br />
gefährdet: Cannabismagazin<br />
Legalizace<br />
vor Gericht<br />
Bruntál <strong>–</strong> In Tschechien braut sich<br />
aktuell ein übler Angriff auf die<br />
Pressefreiheit zusammen. Die<br />
Zeitschrift „Legalizace“ und ihr<br />
Chefredakteur Robert Veverka<br />
wurden zum Druckschluss von<br />
<strong>Highway</strong> formell wegen „Anstiftung<br />
und Förderung der Toxikomanie“<br />
angeklagt. Das kann mit<br />
einer Freiheitsstrafe von bis zu<br />
fünf Jahren bestraft werden kann.<br />
Die erste Gerichtsverhandlung<br />
fand Anfang Oktober in der Stadt<br />
Bruntál in der Tschechischen<br />
Republik statt. Das Magazin<br />
Legalizace, eine zweimonatlich<br />
erscheinende Zeitschrift, die sich<br />
nicht nur dem Thema Cannabis<br />
widmet, hat sich zum Ziel gesetzt,<br />
unvoreingenommene Informationen<br />
über Drogenfragen<br />
im Hinblick auf Menschenrechte<br />
und Umweltschutz zu liefern.<br />
Seit seiner Gründung im Jahr<br />
2010 hat das Magazin Interviews<br />
mit namhaften Persönlichkeiten,<br />
Artikel über die Drogengesetzgebung,<br />
Anbautechnologien und<br />
-methoden, Informationen über<br />
die Behandlung von Cannabis,<br />
Studien und wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse, Nachrichten aus<br />
der Tschechischen Republik und<br />
dem Ausland sowie Artikel über<br />
Geschichte und Kultur veröffentlicht.<br />
Nach tschechischem<br />
Recht gilt Cannabis als reguläre<br />
landwirtschaftliche Nutzpflanze<br />
und besitzt darüber hinaus den<br />
Status einer Heilpflanze, deren<br />
Anbau und Verarbeitung nach<br />
dem Gesetz ohne Sondergenehmigung<br />
zulässig ist. In Anbetracht<br />
dieser Tatsache betrachtet<br />
sieht die Zeitschrift Legalizace<br />
die strafrechtliche Anklage wegen<br />
„Anstiftung und Förderung der<br />
Toxikomanie“ nicht nur als einen<br />
Fall systematischen Versagens<br />
und nachweislicher Unkenntnis<br />
der Cannabisgesetzgebung durch<br />
die Strafverfolgungsbehörden an,<br />
sondern auch als einen groben<br />
Verstoß gegen die Meinungsfreiheit<br />
und das Recht auf Information,<br />
die in der tschechischen<br />
Charta der Grundrechte und -freiheiten<br />
garantiert sind.<br />
„Die Strafverfolgung,<br />
die kalkuliert, stigmatisierend<br />
und an der Grenze zur Unwahr-<br />
Chefredakteur Veverka<br />
heit ist und auf falschen Vermutungen<br />
und einer begrenzten<br />
Interpretation durch die Polizei<br />
beruht, dass der Anbau und die<br />
Verarbeitung von Cannabis automatisch<br />
illegal sind oder dass jede<br />
Erwähnung von Cannabis automatisch<br />
der ,Anstiftung zur Toxikomanie‘<br />
gleichkommt, stellt<br />
einen gefährlichen Präzedenzfall<br />
dar, der mit totalitärer Repression<br />
und Zensur vergleichbar<br />
ist. Ich betrachte es als meine<br />
Pflicht, nicht nur für das Existenzrecht<br />
des Magazins Legalizace<br />
zu kämpfen, sondern auch<br />
für die Rechte aller Print- und<br />
elektronischen Medien, die es<br />
jemals gewagt haben, das Wort<br />
,Cannabis‘ zu erwähnen <strong>–</strong> oder<br />
dies in Zukunft vorhaben”, sagte<br />
Robert Veverka, der Chefredakteur,<br />
zur Anklage. Von Anfang<br />
an war es das Ziel des Legalizace-Magazins,<br />
umfassende, objektive<br />
und ausgewogene Informationen<br />
über die Cannabispflanze<br />
in Bezug auf ihre botanischen,<br />
industriellen, medizinischen und<br />
rechtlichen Zusammenhänge zu<br />
liefern. Das Ziel war es auch, auf<br />
den desolaten Zustand der Drogenpolitik<br />
hinzuweisen, denn<br />
die derzeitige Prohibition erhöht<br />
Suchtgefahren und zielt in erster<br />
Linie auf die Unterdrückung von<br />
Risikogruppen ab. Das Magazin<br />
Legalizace hat seine Leserinnen<br />
und Leser nie zum Missbrauch<br />
von psychoaktiven Substanzen<br />
jeglicher Art angestiftet. Im<br />
Gegenteil, es hat die Rolle des<br />
Staates dort vertreten, wo etwa<br />
legale Cannabispatienten nicht<br />
ausreichend über den Umgang<br />
mit verschriebenem Cannabis<br />
und die möglichen Risiken und<br />
Nebenwirkungen des Cannabiskonsums<br />
informiert werden.<br />
2 KIFFER, 2 Meinungen<br />
THEMA: KIFFEN UND SPORT<br />
PRO <strong>–</strong> Kiffen und Sport, für mich<br />
gehört das zusammen. Das liegt<br />
wohl vermutlich daran, dass für<br />
mich einfach alles mit dem Kiffen<br />
zusammengehört. Also auch der<br />
Sport. Als Vorzeigekiffer stehe<br />
ich jeden Tag gegen sechs Uhr<br />
auf und mache montags bis samstags<br />
eine bis anderthalb Stunden<br />
Sport bevor es zur Arbeit geht.<br />
Vor dem Sport trinke ich meinen<br />
Morgenkaffee <strong>–</strong> und rauche eine<br />
kleine Tüte dazu. Wenn ich mal<br />
abends Sport mache, dann rauche<br />
ich sogar eine große Tüte vorher.<br />
Dann sind die Muskeln entspannt,<br />
der Kopf ist frei, für mich<br />
sind das perfekte Bedingungen,<br />
um Sport zu machen.<br />
Dazu muss ich übrigens<br />
sagen, dass ich es überhaupt<br />
nicht vertrage, wenn ich drei oder<br />
gar vier Tassen Kaffee vorm Sport<br />
getrunken habe statt den üblichen<br />
ein bis zwei Tassen. Wenn ich dann<br />
zu schnell mache, wird mir manchmal<br />
so schwindelig, dass ich mehrere<br />
Minuten Pause machen muss.<br />
Und das liegt eindeutig am Kaffee,<br />
nicht am Kiffen. Als weitere positive<br />
Vorteile des Cannabis sehe<br />
ich für mich, dass es die manchmal<br />
herrschende Langeweile beim<br />
Training vertreibt. Meistens mache<br />
ich Ausdauer- oder Krafttraining<br />
und besonders große Abwechslung<br />
kann man da nicht erwarten, vor<br />
allem, wenn man wie ich sechsmal<br />
die Woche trainiert. Mit etwas<br />
Musik oder einem Podcast fliegt<br />
die Zeit nach einem kleinen Joint<br />
hingegen nur so dahin.<br />
Und auch die minimalen<br />
körperlichen Veränderungen<br />
durch Cannabiskonsum bieten<br />
meines Erachtens nach einige Vorteile<br />
für Sportler: neben der Entspannung<br />
der Muskeln (die sich<br />
auch positiv auf eventuellen Muskelkater<br />
auswirkt) wird die Durchblutung<br />
angeregt und so werden die<br />
Muskeln stärker mit Blut versorgt,<br />
sodass sie noch schneller wachsen<br />
können. Weiterer positiver Nebeneffekt,<br />
sogar für Nicht-Sportler:<br />
kiffen macht sehr durstig. Und viel<br />
zu trinken ist fast noch wichtiger<br />
als Sport zu treiben. Die minimale<br />
Belastung für meine Lunge durch<br />
zwei, drei kleine Purjoints täglich<br />
mache ich übrigens durch meine<br />
Sporteinheiten mehr als wett. Ich<br />
fühl mich super!<br />
- Gregor Fröhlich<br />
CONTRA <strong>–</strong> Also, ich rauche ja auch<br />
gerne mein Weed, aber weder morgens<br />
noch vor dem Sport, auch<br />
wenn ich ebenfalls ein täglicher<br />
Konsument bin. Meinen Sport mache<br />
ich abends vor dem Abendessen,<br />
etwa jeden zweiten Tag. Aber<br />
ich würde niemals unmittelbar<br />
vorher einen Joint rauchen. Überhaupt<br />
rauche ich tagsüber nicht<br />
so viel, aber direkt vor dem Sport<br />
halte ich das für ausgeschlossen.<br />
Ich bin da offenbar noch vom alten<br />
Schlag: wenn ich einen Joint geraucht<br />
habe, dann werde ich müde<br />
und bekomme Hunger. Ich sehe<br />
wirklich nicht, wie ich das mit meinem<br />
Training verbinden könnte.<br />
Ich wage mich da auch etwas aus<br />
dem Fenster zu lehnen, indem ich<br />
behaupte, dass das nicht nur auf<br />
mich so zutrifft, sondern dass so<br />
einige Amateur-Sportler häufiger<br />
mal durch das Dicht-Sein von eigentlich<br />
eingeplanten Sporteinheiten<br />
abgehalten werden.<br />
Warum werden Joints<br />
hierzulande eigentlich immer<br />
noch hier und da Sportzigarette<br />
genannt? Die Bezeichnung konnte<br />
ich noch nie verstehen. Genauso<br />
wie die Eigenart vieler Europäer,<br />
Cannabis mit Tabak zu vermengen,<br />
um es zu rauchen. Das ist natürlich<br />
auch ganz allgemein keine<br />
förderliche Sache, aber wenn man<br />
Tabak konsumiert, ist die sportliche<br />
Leistungsfähigkeit zwangsläufig<br />
eingeschränkt. Für Cannabis<br />
gilt dies vermutlich nicht, falls man<br />
es (im Gegensatz zu mir) schafft,<br />
anschließend den inneren Schweinehund<br />
zu überwinden.<br />
Für Profi-Sportler sprechen<br />
natürlich auch noch die immer<br />
wieder anstehenden Doping-Tests<br />
gegen einen Einsatz von Cannabis.<br />
Auch wenn ich persönlich nicht erkennen<br />
kann, wie Cannabis beim<br />
Sport weiterhilft, ist mir dennoch<br />
bewusst, dass es tatsächlich einige<br />
Sportler gibt, die darauf schwören<br />
<strong>–</strong> in der Regel zur Schmerzlinderung,<br />
gelegentlich aber auch zur<br />
Leistungssteigerung. So ungern ich<br />
auch Cannabis in irgendeiner Form<br />
verboten sehe: wenn Sportler Cannabis<br />
zugegebenermaßen als Doping<br />
nutzen, dann sollte es wie alle anderen<br />
Mittel auch auf der Doping-Liste<br />
stehen. Wenn es als Sport-Medizin<br />
oder als Freizeit-Droge genutzt<br />
wird, allerdings natürlich nicht!<br />
- Christian Fromm<br />
8 HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong>
Studie<br />
Studie veröffentlicht:<br />
Legales Cannabis erhöht<br />
nicht den Konsum von<br />
Teenagern<br />
Ottawa <strong>–</strong> Seit bald drei Jahren<br />
ist nun Cannabis in ganz Kanada<br />
vollständig legalisiert. Natürlich<br />
nur für Volljährige. Dennoch<br />
gab es vorher Aufschreie<br />
von kanadischen Prohibitionisten,<br />
die behaupteten, dass die<br />
Kinder und Jugendlichen des<br />
Landes durch die Legalisierung<br />
für Erwachsene garantiert allesamt<br />
zu verkommenen Kiffern<br />
werden. Nun, nach drei Jahren,<br />
wurden solche Behauptungen<br />
nun durch eine neue Studie auf<br />
die Probe gestellt. Und es zeigt<br />
sich: keine der Befürchtungen<br />
hat sich bewahrheitet. Die<br />
Studie, die im „Journal of the<br />
Canadian Academy of Child &<br />
Adolescent Psychiatry“ veröffentlicht<br />
wurde, konnte keine<br />
Belege für die Behauptung finden,<br />
dass die Legalisierung des<br />
Cannabiskonsums für Erwachsene<br />
zu einem Anstieg des Cannabiskonsums<br />
bei Jugendlichen<br />
geführt oder sich anderweitig<br />
nachteilig auf das Leben kanadischer<br />
Kinder ausgewirkt hat.<br />
Die Forscher überprüften die<br />
Argumente, die zu den möglichen<br />
Folgen der Legalisierung<br />
für Jugendliche vorgebracht<br />
wurden, und konzentrierten<br />
sich dabei auf drei Hauptbedenken:<br />
dass die Prävalenz signifikant<br />
ansteigen würde, dass<br />
es eine größere Häufigkeit von<br />
Schäden für die jugendliche<br />
Gehirnentwicklung geben würde<br />
und dass es mehr Fälle von<br />
schweren psychischen Erkrankungen<br />
im Zusammenhang mit<br />
Cannabiskonsum geben würde.<br />
Eine jährliche Umfrage zum<br />
Drogenkonsum von Teenagern<br />
von 2018 bis 2019 ergab, dass<br />
18 Prozent der Schüler in den<br />
Klassenstufen 7 bis 12 angaben,<br />
Gras geraucht zu haben <strong>–</strong> genau<br />
derselbe Prozentsatz, der 2016<br />
bis 2017 Gras geraucht hatte,<br />
bevor das Kiffen legal wurde.<br />
Tatsächlich war der größte<br />
Anstieg des Cannabiskonsums<br />
nach der Legalisierung bei Erwachsenen<br />
über 45 Jahren zu<br />
verzeichnen, nicht bei Jugendlichen.<br />
Studien aus Colorado,<br />
dem ersten US-Bundesstaat,<br />
der den Cannabiskonsum legalisiert<br />
hat, berichten sogar,<br />
dass der Cannabiskonsum bei<br />
Minderjährigen seit der Legalisierung<br />
zurückgegangen ist.<br />
Die Beweise, die einen Zusammenhang<br />
zwischen legalem<br />
Gras und erhöhtem Konsum<br />
unter Jugendlichen widerlegen,<br />
sind sogar so überzeugend, dass<br />
selbst die US-Bundesdrogenbehörde<br />
DEA dies mittlerweile<br />
einräumte.<br />
Die kanadische Studie<br />
geht auch auf die Bedenken ein,<br />
dass der Cannabiskonsum für<br />
Personen unter 25 Jahren besonders<br />
gefährlich sei. Obwohl<br />
es einige Hinweise darauf gibt,<br />
dass regelmäßiger Konsum von<br />
Cannabis die kognitive Entwicklung<br />
jüngerer Erwachsener<br />
beeinträchtigen könnte, kamen<br />
die Autoren der Studie zu dem<br />
Schluss, dass die Forschung<br />
„möglicherweise das Risiko<br />
überbewertet“. Auch die Befürchtungen,<br />
dass legales Kiffen<br />
zu mehr psychischen Problemen<br />
bei Kindern und Jugendlichen<br />
führen würde, haben sich laut<br />
Studie als unbegründet erwiesen.<br />
In einigen Studien wurde<br />
zwar ein Zusammenhang zwischen<br />
dem Konsum von Gras<br />
und psychischen Erkrankungen<br />
festgestellt, aber die Forscher<br />
waren nie in der Lage, schlüssig<br />
festzustellen, dass Gras tatsächlich<br />
für psychische Probleme<br />
verantwortlich wäre. Viele neue<br />
Studien deuten nun eher darauf<br />
hin, dass diese Zusammenhänge<br />
dadurch erklärt werden können,<br />
dass Jugendliche, die mit<br />
psychischen Erkrankungen zu<br />
kämpfen haben, eher Cannabis<br />
konsumieren. Zusammenfassend<br />
kommen die Autoren der<br />
nun veröffentlichten Studie zu<br />
diesem Schluss: „Alles in allem<br />
bietet die Legalisierung von<br />
Cannabis <strong>–</strong> insbesondere in Anbetracht<br />
der schwerwiegenden<br />
negativen sozialen Auswirkungen<br />
der Kriminalisierung, vor<br />
allem für Jugendliche <strong>–</strong> nach<br />
wie vor das Potenzial, die öffentliche<br />
Gesundheit und das<br />
Wohlergehen der Cannabiskonsumenten<br />
und der Gesellschaft<br />
insgesamt besser zu schützen<br />
und daraus resultierende Vorteile<br />
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Justiz<br />
Drittes deutsches Gericht<br />
zweifelt an Cannabisverbot:<br />
Verfahren ausgesetzt<br />
Pasewalk <strong>–</strong> Wir schreiben das Jahr<br />
20<strong>21</strong>. Autos fahren von alleine,<br />
menschengemachte Maschinen<br />
überfliegen den Mars und Cannabis<br />
ist in Deutschland immer noch<br />
illegal. Nicht nur möchte das ein<br />
großer Teil der Bevölkerung nicht<br />
mehr, auch viele Politiker sehen<br />
mittlerweile endlich klar und fordern<br />
ein Ende der Prohibition.<br />
Und auch die Judikative hält das<br />
peinliche und Leid verursachende<br />
Cannabisverbot immer häufiger für<br />
nicht mehr für zeitgemäß. Wie wir<br />
bereits mehrfach berichteten, hat<br />
der Deutsche Hanfverband (DHV)<br />
2019 die „Justizkampagne“ ins<br />
Leben gerufen <strong>–</strong> mit dem erklärten<br />
Ziel, das Cannabisverbot vor das<br />
Bundesverfassungsgericht zu bringen.<br />
Denn seit dem letzten grundsätzlichen<br />
Urteil des Bundesverfassungsgerichts<br />
zu Cannabis im<br />
Jahr 1994 ist mehr als ein Vierteljahrhundert<br />
vergangen. Der DHV<br />
ruft deutsche Richter daher dazu<br />
LEgalisierung<br />
Amazon setzt sich<br />
bei Senatoren für<br />
US-Legalisierung ein<br />
Seattle <strong>–</strong> Seit in der Bundesrepublik<br />
nach der denkwürdigen<br />
Bundestagswahl Ende September<br />
die Ampel für eine zumindest<br />
irgendwie fortschrittlichere<br />
Cannabispolitik (fast schon) auf<br />
Grün steht, blicken viele Cannabisfreunde<br />
erstmals nach einer<br />
16-jährigen Durststrecke wieder<br />
mit mal mehr, mal weniger<br />
vorsichtigem Optimismus in die<br />
Zukunft. Ob zurecht, das werden<br />
wir wohl schon ziemlich bald erfahren.<br />
Doch ganz unabhängig<br />
davon, wie es in Deutschland<br />
weitergehen wird und welches<br />
Parteienkonglomerat nach der<br />
Regierungsmacht greifen wird;<br />
die globale Legalisierungsbewegung<br />
hat seit Kurzem einen<br />
äußerst mächtigen neuen Partner<br />
an ihrer Seite: Versandhandelsriese<br />
Amazon wird zum waschechten<br />
Cannabis-Lobbyisten.<br />
Bereits vor ein paar Monaten<br />
ließ das umstrittene Unternehmen<br />
verlautbaren, seine Mitarbeiter<br />
nicht mehr auf Cannabis<br />
auf, einen konkreten Normenkontrollantrag<br />
nach Art 100 Abs.1 GG<br />
zu stellen, damit das Bundesverfassungsgericht<br />
das Cannabisverbot<br />
auf seine Richtigkeit überprüft.<br />
Der bekannte Legalisierungsbefürworter<br />
Jugendrichter Andreas<br />
Müller war <strong>–</strong> noch 2019 <strong>–</strong> der erste<br />
Richter, der den Antrag unterstützte<br />
und einen Normenkontrollantrag<br />
an die Richter in Karlsruhe geschickt<br />
hat, in dem auf 140 Seiten<br />
dargelegt wurde, warum das Cannabisverbot<br />
in Deutschland als verfassungswidrig<br />
und willkürlich eingestuft<br />
werden müsse. Theoretisch<br />
eine Möglichkeit, sollte das Bundesverfassungsgericht<br />
so entscheiden,<br />
die Cannabis-Prohibition für<br />
ungültig zu erklären. Bis auf einen<br />
abgewehrten Befangenheitsantrag<br />
gegen Richter Müller ist aber noch<br />
wenig passiert.<br />
Daher umso erfreulicher,<br />
dass vor Kurzem <strong>–</strong> fast zwei<br />
Jahre nach dem Antrag von Richter<br />
Müller <strong>–</strong> ein zweiter Richter<br />
den Schritt unternahm und einen<br />
entsprechenden Normenkontrollantrag<br />
ans Bundesverfassungsgericht<br />
schickte. Denn im Rahmen<br />
der Urteilsfindung in einem Cannabisbesitz-Delikt<br />
um schlaptesten<br />
lassen zu wollen (in den<br />
USA eine gängige Praxis an<br />
vielen Arbeitsplätzen) und kündigte<br />
an, den entsprechenden<br />
demokratischen Gesetzentwurf<br />
(MORE Act) zur landesweiten<br />
US-Legalisierung zu unterstützen.<br />
Mit einer Aktualisierung<br />
seiner Unternehmens-Policy<br />
konkretisiert Amazon nun die<br />
eigene Position bezüglich der<br />
amerikanischen Cannabispolitik.<br />
Was man dort lesen kann, dürfte<br />
Cannabisfreunde auf der ganzen<br />
Welt in Entzückung versetzen:<br />
mit schriftlichen Gesuchen an<br />
diverse einflussreiche US-Senatoren<br />
hat das Unternehmen<br />
von Jeff Bezos bereits damit<br />
begonnen, sich aktiv für einen<br />
dauerhaften und einheitlichen<br />
Umschwung in der Cannabisgesetzgebung<br />
einzusetzen. Darin<br />
wird unter anderem deutlich,<br />
dass Amazon mit der Auffassung<br />
der US-Demokraten konform<br />
pe 0,4 Gramm beschlichen das<br />
Amtsgericht Münster „Bedenken<br />
gegen den Erlass des beantragten<br />
Strafbefehls“. Und Mitte August<br />
schloss sich ein drittes Gericht<br />
an: nach den Amtsgerichten Bernau<br />
und Münster gab es auch am<br />
Amtsgericht Pasewalk erhebliche<br />
Zweifel an der geltenden Rechtsprechung<br />
im Bereich Cannabis.<br />
Deshalb hat auch dieses Gericht<br />
ein Verfahren ausgesetzt und<br />
sich an das Bundesverfassungsgericht<br />
gewandt. „Das Amtsgericht<br />
Pasewalk in Mecklenburg-Vorpommern<br />
hat mit Beschluss vom<br />
29. Juni 20<strong>21</strong> ein dort anhängiges<br />
Strafverfahren ausgesetzt und die<br />
Akten dem BVerfG nach 100 Abs.<br />
1 GG zur Entscheidung über die<br />
Frage vorgelegt, ob verschiedene<br />
Strafvorschriften des Betäubungsmittelgesetzes<br />
<strong>–</strong> soweit sie den<br />
Besitz von Cannabis-Produkten<br />
betreffen <strong>–</strong> mit dem Grundgesetz<br />
vereinbar sind”, so der Pressesprecher<br />
des Bundesverfassungsgerichts.<br />
Das Verfahren sei nun in<br />
Bearbeitung. Ein Entscheidungstermin<br />
ist aber, wie auch bei den<br />
anderen beiden Vorlagen aus Bernau<br />
und Münster, derzeit nicht absehbar.<br />
geht, dass die Cannabisprohibition<br />
vor allem ein Instrument<br />
der Unterdrückung von „people<br />
of color“ darstelle und zu einem<br />
Teufelskreis aus Kriminalität,<br />
Haft, Armut und Arbeitslosigkeit<br />
führe. Nur um das an dieser Stelle<br />
noch einmal festzuhalten: natürlich<br />
hat Amazon dabei auch<br />
Eigeninteressen und natürlich<br />
läuft deshalb längst nicht alles<br />
gut in den Versandlagern. Doch<br />
Amazons unverblümter Vorstoß<br />
könnte zukünftig jedenfalls auch<br />
andere Konzerne dazu ermutigen,<br />
ihre Unternehmens-Philosophie<br />
hinsichtlich Cannabis<br />
auf den Prüfstand zu stellen.<br />
Vernünftige Leute gibt’s schließlich<br />
in jedem Unternehmen vom<br />
Lager bis hinauf in die Chefetage,<br />
und manchmal ist alles, was<br />
es zum Umdenken braucht, ein<br />
kleiner Wink mit dem Zaunpfahl<br />
von einem der mächtigsten Konzerne<br />
der Welt.<br />
Zugestellt!<br />
Liebe<br />
Daniela Ludwig,<br />
bald hast du es geschafft!<br />
Die letzten<br />
zwei, drei Jahre<br />
müssen dir wie eine<br />
Ewigkeit vorgekommen<br />
sein. Du musstest<br />
dich viele Monate lang<br />
mit einem unbequemen<br />
Thema befassen,<br />
das dich nicht mal die<br />
Bohne interessiert.<br />
Und von dem du auch<br />
überhaupt gar keine<br />
Ahnung hast. Klar, da<br />
kann es dann auch mal<br />
passieren, dass der<br />
eigene Instagram-Account<br />
von wildgewordenen<br />
Hanf-Bots<br />
belagert wird, die<br />
ihren Unmut in den<br />
Kommentaren in teils<br />
blumigster Ausdrucksweise<br />
kundtun. Wie<br />
anstrengend muss<br />
es sein, das eigene<br />
Nichtwissen, die<br />
himmelschreiende Ignoranz<br />
dauernd unter<br />
die Nase gerieben zu<br />
bekommen? Immerhin<br />
hat es sich bestimmt<br />
für dich gelohnt, die<br />
Legalisierung bis auf<br />
Weiteres schlechtzureden.<br />
Wo werden wir<br />
dich in Zukunft wiedersehen?<br />
Im EU-Parlament<br />
vielleicht?<br />
Im Aufsichtsrat von<br />
Oettinger oder doch in<br />
der Brokkoli-Zucht?<br />
Liebe Daniela, bald<br />
hast du es geschafft<br />
<strong>–</strong> und wir zum Glück<br />
auch.<br />
Herzlichst,<br />
<strong>Highway</strong><br />
10 HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong>
Studie<br />
Fahrtauglichkeit:<br />
Nicht-Kiffer und<br />
Dauer-Stoner fahren<br />
gleich gut Auto<br />
Aurora <strong>–</strong> Die Fahrtauglichkeit und<br />
das Autofahren <strong>–</strong> ein Thema, mit<br />
dem sich leider jeder Cannabiskonsument<br />
im Besitz eines Führerscheines<br />
auseinandersetzen<br />
muss. Aus Konsumentensicht<br />
gibt es da in der Regel zwei Ansichten.<br />
Die einen fahren niemals<br />
Auto, wenn sie gekifft haben.<br />
Entweder aus Prinzip oder weil<br />
sie einfach das Gefühl haben,<br />
unter dem Einfluss von Cannabis<br />
nicht sicher fahren zu können.<br />
Und die anderen fahren in aller<br />
Regel einfach trotzdem. Und<br />
zwar, weil sie das Gefühl haben,<br />
sicher fahren zu können. Letztere<br />
berufen sich dann, nicht völlig<br />
unverständlich, auch gerne darauf,<br />
dass sie ja sowieso den Führerschein<br />
weggenommen kriegen,<br />
falls sie mal getestet werden sollten,<br />
auch wenn sie nüchtern Auto<br />
fahren. Denn wer regelmäßig<br />
kifft, der ist permanent über dem<br />
in Deutschland gültigen Blut-<br />
THC-Grenzwert von praktisch<br />
null. Und das heißt in der Praxis,<br />
dass man dann auch den Führerschein<br />
abgenommen bekommt,<br />
wenn man am Abend oder sogar<br />
auch nur am Wochenende zuvor<br />
am Joint gezogen hat und schon<br />
längst wieder vollständig nüchtern<br />
ist.<br />
Die Cannabiskonsumenten<br />
lassen sich also diesbezüglich<br />
in zwei Lager einteilen.<br />
Diejenigen, die nicht berauscht<br />
fahren, und die, die es dennoch<br />
tun. Und die, die es tun, behaupten<br />
wohl alle, dass es auch<br />
problemlos funktioniert. Und<br />
das regelmäßige Ausbleiben von<br />
Unfällen gibt ihnen so gesehen<br />
irgendwo auch recht. Wer 20 Jahre<br />
lang täglich nach dem Kiffen<br />
Auto fährt und noch nie einen<br />
Unfall gebaut hat, darf wohl über<br />
sich selbst behaupten, dass das<br />
klappt. Das Schöne ist ja auch,<br />
dass im Gegensatz zum Alkohol,<br />
Cannabiskonsumenten hervorragend<br />
einschätzen können, ob<br />
sie sich fahrtauglich fühlen oder<br />
nicht. Und dann dementsprechend<br />
ihr Handeln ausrichten<br />
können. Aber ist das wirklich so?<br />
Oder nur die blühende Fantasie<br />
von Rauschgift-Haschern? Eine<br />
neue Studie wollte das jetzt he-<br />
rausfinden, also ob und wie sich<br />
der akute Cannabisrausch auf<br />
die Fahrtauglichkeit von Autofahrern<br />
auswirkt. Dazu wurden<br />
drei Vergleichsgruppen angelegt.<br />
31 tägliche Cannabiskonsumenten<br />
standen 24 Gelegenheitskonsumenten<br />
gegenüber, die etwa<br />
ein- bis zweimal pro Woche Marihuana<br />
oder Haschisch konsumieren.<br />
Die dritte Gruppe wurde<br />
aus 30 Nicht-Kiffern gebildet.<br />
Alle Gruppen wurden an einem<br />
Fahrsimulator getestet und verglichen.<br />
Die beiden Cannabiskonsumenten-Gruppen<br />
mussten vorher<br />
Marihuana konsumieren. Und<br />
die Ergebnisse sind durchaus interessant.<br />
Der Fahrsimulator ermittelte<br />
zwei Messwerte bezüglich<br />
des Fahrverhaltens. Einmal<br />
die Standardabweichung von<br />
der Mittelposition der Fahrspur<br />
und dazu die Geschwindigkeit<br />
in Bezug auf die vorgeschriebene<br />
Höchstgeschwindigkeit in simulierten<br />
Stadtverkehrsszenarien.<br />
Jeweils direkt nach Cannabiskonsum<br />
und 30 Minuten später.<br />
Das gerauchte Marihuana hatte<br />
zwischen 15 und 30 Prozent<br />
THC. Die durchschnittlichen<br />
THC-Cannabinoid-Konzentrationen<br />
im Vollblut nach dem<br />
Rauchen betrugen THC = 6,4 ±<br />
5,6 ng/ml, THC-COOH = 10,9<br />
± 8,79 ng/ml bei Gelegenheitskonsumenten<br />
und THC = 36,4<br />
± 37,4 ng/ml, THC-COOH =<br />
98,1 ± 90,6 ng/ml bei täglichen<br />
Konsumenten. (Zum Vergleich:<br />
in Deutschland bekommt man<br />
bei mehr als 1 ng/ml den Führerschein<br />
dauerhaft entzogen.)<br />
Auf einer Skala von 0 bis 100<br />
war der Wert für das subjektive<br />
High nach dem Konsum bei<br />
Gelegenheitskonsumenten und<br />
täglichen Konsumenten ähnlich<br />
(52,4 bzw. 47,2). Die Ergebnisse:<br />
Die Fahrtauglichkeit von Dauer-Konsumenten<br />
direkt nach dem<br />
Rauchen von Cannabis war praktisch<br />
gleichauf mit derjenigen der<br />
Nicht-Kiffer. Nur die Gruppe der<br />
Gelegenheitskonsumenten fuhr<br />
im statistisch signifikanten Bereich<br />
minimal schlechter als die<br />
Kontrollgruppe, aber keinesfalls<br />
in besorgniserregendem Ausmaß.<br />
Wer hätte das gedacht? Nun, vermutlich<br />
alle Kiffer, die auch unter<br />
direktem Cannabiseinfluss ihr<br />
Auto durch die Gegend bewegen.<br />
Die täglichen Kiffer fuhren im<br />
Schnitt übrigens etwa anderthalb<br />
Stundenkilometer langsamer als<br />
die beiden anderen Gruppen.<br />
BuST<br />
Dealer schläft<br />
versehentlich auf Handy<br />
ein und tätigt Notruf<br />
Waldbröl <strong>–</strong> Es gibt mal wieder<br />
Neues aus der Kategorie<br />
„dumm gelaufen“ zu berichten.<br />
Und diesmal ist es wirklich<br />
richtig dumm gelaufen.<br />
Neulich ging in der Rettungsleitstelle<br />
Waldbröl gegen ein<br />
Uhr nachts ein merkwürdiger<br />
Notruf ein: denn am anderen<br />
Ende der Leitung bat niemand,<br />
wie man es erwarten dürfte,<br />
um Hilfe. Nein, der Anrufer<br />
schnarchte vielmehr friedlich<br />
vor sich hin anstatt seine Notlage<br />
zu beschreiben. Als sich<br />
die seltsamen Anrufe über die<br />
Nacht häuften, wurden zur Sicherheit<br />
Polizeibeamte an die<br />
zur Telefonnummer ermittelte<br />
Wohnadresse geschickt. Ein<br />
nichtsahnender junger Mann<br />
öffnete verdutzt die Tür und<br />
konnte die merkwürdige Geschichte<br />
schnell aufklären: ein<br />
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Bekannter sei auf der Couch<br />
über dem Handy eingeschlafen,<br />
wodurch er unabsichtlich<br />
einige Notrufe getätigt haben<br />
musste. Der inzwischen wieder<br />
erwachte Anrufer fiel zunächst<br />
aus allen Wolken. Er konnte es<br />
selbst kaum glauben, sah die<br />
Geschichte dann aber mit Blick<br />
auf den eigenen Anrufverlauf<br />
bestätigt. So schnell und plausibel<br />
die merkwürdigen Anrufe<br />
auch erklärt werden konnten,<br />
so schwer taten sich die beiden<br />
jungen Männer in der Folge<br />
allerdings damit, darzulegen,<br />
wieso es in der Wohnung gerade<br />
so streng nach Marihuana<br />
roch. Das war aber auch eigentlich<br />
gar nicht mehr nötig, denn<br />
es dauerte nicht lange, bis die<br />
Beamten vor Ort eine nicht<br />
unbeträchtliche Menge Marihuana,<br />
verpackt in mehrere<br />
Plastiktüten zu jeweils etwa 50<br />
Gramm, sowie diverse andere<br />
Drogen fanden und beschlagnahmten.<br />
Die beiden jungen<br />
Männer im Alter von <strong>21</strong> und 23<br />
Jahren werden sich nun vor Gericht<br />
verantworten müssen.<br />
10%*<br />
Herbst-Rabatt!<br />
SCAN MICH<br />
HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong> 11
Legalisierung<br />
Italien: Legalisierung<br />
von Cannabis-Eigenanbau<br />
steht bevor<br />
Rom <strong>–</strong> Diese Meldung kommt<br />
dann doch irgendwie überraschend:<br />
Legalisierung in Italien?<br />
So ähnlich, denn Italien wird<br />
den Eigenanbau von Cannabis<br />
auf dem Balkon oder im Garten<br />
per Gesetz legalisieren. Dieser<br />
Vorgang ist in Europa bislang<br />
einmalig, auch wenn an manchen<br />
Orten dabei ein Auge zugedrückt<br />
wird, etwa in Holland<br />
oder Spanien. Doch wie kommt<br />
es zu dieser Teil-Legalisierung in<br />
Italien? Zugrunde liegt ein Urteil<br />
des Obersten Gerichts, das<br />
Ende 2019 für Aufsehen sorgte.<br />
Dort wurde, am Fall eines Cannabis-Growers<br />
mit zwei Pflanzen<br />
für den Eigenbedarf, entschieden,<br />
dass dies in Italien kein<br />
Verbrechen mehr darstellen darf.<br />
Der gesunde Menschenverstand<br />
hatte also ausnahmsweise einmal<br />
gesiegt. Die Schlüsselwörter des<br />
Urteils waren „minimale Cannabismengen“<br />
sowie „mit rudimentären<br />
Mitteln hergestellt“.<br />
Da diese Vorgaben erst einmal<br />
exakter ausformuliert werden<br />
mussten <strong>–</strong> und natürlich auch,<br />
weil Politik ein langsames Geschäft<br />
ist <strong>–</strong> dauerte es nun bald<br />
zwei Jahre, bis ein Gesetz aus<br />
dem Urteil werden soll. Und dieses<br />
sieht vor, dass Italiener bald<br />
bis zu vier Cannabispflanzen daheim<br />
anbauen dürfen. Allerdings<br />
im Garten oder auf dem Balkon,<br />
Kunstlicht scheint nicht vorgesehen<br />
zu sein. Mit der italienischen<br />
Sonne dürften da aber größere<br />
Erträge möglich sein, wenn man<br />
es drauf anlegt.<br />
Ein großer Schritt für<br />
Italien, das eine der höchsten<br />
Pro-Kopf-Kiffer-Dichten Europas<br />
hat und in dem sieben von<br />
zehn Haftinsassen wegen Drogen<br />
einsitzen. Und das meist wegen<br />
Mengen, wo selbst die deutsche<br />
Polizei nur gelangweilt mit den<br />
Achseln zuckt. Ab fünf Gramm<br />
Marihuana oder Haschisch drohen<br />
in Italien zum heutigen<br />
Stand bereits Haft. Auch das<br />
soll abgeschwächt werden. Selbst<br />
der Handel mit leichten Drogen<br />
soll mit maximal einem Jahr Gefängnis<br />
bestraft werden anstatt<br />
wie bislang mit maximal sechs<br />
Jahren. Und für die Mafia, die<br />
für große Teile des italienischen<br />
Cannabis-Handels zuständig ist,<br />
dürften die neuen Regeln einige<br />
Umsatzeinbußen bedeuten.<br />
„Das neue Gesetz ist ein schwerer<br />
Schlag gegen die Mafia, die<br />
den Handel sowohl mit harten<br />
als auch mit leichten Drogen<br />
kontrolliert“, betont Ricardo<br />
Magi von der liberalen Kleinpartei<br />
Mehr Europa, der die nun<br />
vorgebrachte Gesetzes-Vorlage<br />
zur Umsetzung der Teil-Legalisierung<br />
eingebracht hat. Sozusagen<br />
eine Win-Win-Situation<br />
für die gesamte italienische Gesellschaft.<br />
Die Justizkommission<br />
der Römer Abgeordnetenkammer<br />
hat nun für das neue Gesetz bereits<br />
grünes Licht gegeben. Und<br />
so wird der Gesetzesentwurf im<br />
nächsten Schritt im Plenum der<br />
Abgeordnetenkammer <strong>–</strong> der größeren<br />
der beiden Parlamentskammern<br />
Italiens <strong>–</strong> debattiert. Aber<br />
natürlich wird auch und gerade<br />
HIGH<br />
LOW<br />
HIGH & LOW <strong>–</strong> Gewinner & Verlierer<br />
im italienischen Parlament über<br />
alles und jedes gestritten. Bei einem<br />
Thema wie Cannabis erst<br />
recht. Und so kündigten die politisch<br />
rechts stehenden Parteien in<br />
einem wahren Aufschrei Widerstand<br />
an. So kündigte etwa Alessandro<br />
Cattaneo von der Forza<br />
Italia von Ex-Premier Silvio Berlusconi<br />
an, dass die Rechtsparteien<br />
alles unternehmen würden,<br />
um das Gesetz zu blockieren.<br />
„Wenn der private Cannabis-Anbau<br />
zu den Prioritäten der Linken<br />
Deutsche Cannabiskonsumenten<br />
Gut für deutsche Kiffer: die CDU hat<br />
bei der Bundestagswahl ein historisch<br />
schlechtes Ergebnis eingefahren. Und<br />
das Beste daran: um die Kungel-Partei<br />
zu durchschauen, hat der Deutsche<br />
gerade einmal schlappe 16 Jahre gebraucht!<br />
Für ihre Progressivität waren<br />
die Bundesbürger ja noch nie bekannt,<br />
daher sollte man die Freude über das<br />
aus CDU-Perspektive vernichtende<br />
Wahlergebnis jetzt auch einfach mal<br />
zulassen und „Danke, Merkel!“ sagen.<br />
Lidl<br />
Tja, da wollte der Discounterriese auch<br />
endlich einmal so richtig vom Hanf- und<br />
CBD-Boom profitieren, und dann so was:<br />
die bayrische Exekutive machte Lidl einen<br />
fetten Strich durch die Rechnung und<br />
beschlagnahmte einfach mal einen Großteil<br />
der natürlich unberauschenden Ware.<br />
Aber es geht noch schlimmer: offenbar<br />
wurden tatsächlich THC-Grenzwerte<br />
überschritten. Wieder mal komplett unnötig,<br />
aber wieso sollten ausgerechnet die<br />
großen Player davonkommen?<br />
und der Fünf Sterne gehört, dann<br />
steht es schlecht um Italien“, erklärte<br />
der Chef der rechtsnationalen<br />
Lega Matteo Salvini. Im<br />
Parlament sind aber trotzdem die<br />
Legalisierungs-Befürworter in der<br />
Mehrheit. Neben der Kleinpartei<br />
Mehr Europa unterstützen auch<br />
die Linksparteien, die Sozialdemokraten<br />
sowie die Fünf-Sterne-Protestbewegung<br />
das neue Gesetz.<br />
So wie es aussieht, wird es<br />
also tatsächlich bald Wirklichkeit<br />
werden. Glückwunsch, Italien!<br />
Kurios<br />
Dieb klaut Cannabispflanzen<br />
von Balkon<br />
im 2. Stock<br />
Bern <strong>–</strong> Seine Cannabispflanzen<br />
einfach auf dem eigenen Balkon<br />
des Mehrfamilienhauses anzubauen<br />
ist verdammt leichtsinnig:<br />
wo Cannabis nach wie vor verboten<br />
ist, muss man jederzeit mit<br />
neugierigen Nachbarn oder sogar<br />
einem Besuch der Polizei rechnen,<br />
wenn man seine Pflanzen<br />
so offenherzig präsentiert. Dass<br />
man das Thema Cannabis in der<br />
Schweiz generell etwas lockerer<br />
nimmt als etwa in Deutschland,<br />
könnte einen Mann aus Bern<br />
dazu verführt haben, nichtsdestotrotz<br />
alle Vorsicht in den Wind zu<br />
schießen. Vier Cannabispflanzen<br />
standen auf seinem Balkon, nach<br />
Angaben des Hobby-Growers<br />
ziemlich gut einsehbar und so<br />
gar nicht versteckt. Des Öfteren<br />
hätten sich Passanten über die<br />
Gewächse gefreut oder ihr Erstaunen<br />
ausgedrückt, ein echter<br />
Hingucker eben. Doch nun sind<br />
drei der vier Pflanzen verschwunden<br />
und tatsächlich hat die Polizei<br />
diesmal nicht ihre Finger im Spiel<br />
<strong>–</strong> offenbar hatte sich ein Dieb am<br />
blühenden Besitz des Berners zu<br />
schaffen gemacht. Eine Leiter, mit<br />
der sich der Langfinger den Weg<br />
in den zweiten Stock geebnet hatte,<br />
fand der cannabisfreundliche<br />
Mieter noch an seine<br />
Balustrade gelehnt vor<br />
<strong>–</strong> ganz schön dreist.<br />
Von den drei Pflanzen<br />
fehlt dagegen bis<br />
heute jede Spur, was<br />
laut ihrem ehemaligen<br />
Besitzer aber halb<br />
so wild sei, da er das<br />
Kiffen kürzlich aufgegeben<br />
habe. Laut des<br />
Opfers war das Cannabis<br />
zum Zeitpunkt<br />
des Diebstahls zudem<br />
weder erntebereit noch<br />
in gutem Allgemeinzustand<br />
<strong>–</strong> also entweder<br />
hatte da jemand keine<br />
Ahnung oder es gerade<br />
einfach echt nötig.<br />
Der Balkon des Opfers<br />
12 HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong>
Bust<br />
Growende OMA geht mit<br />
MIttelfinger-Mugshot<br />
viral<br />
Jackson <strong>–</strong> Den Preis für den besten<br />
Mugshot des Jahres dürfte sie<br />
jetzt schon sicher haben. Peggy<br />
Brewington, eine ältere Frau aus<br />
dem US-Bundesstaat Tennessee,<br />
hätte auf diese zweifelhafte Ehre<br />
aber wohl lieber verzichtet. Die<br />
schätzungsweise 65- bis 75-jährige<br />
Dame (ihr Alter wurde nicht<br />
veröffentlicht) kann man wohl<br />
als im besten Sinn rüstig beschreiben.<br />
Wie rüstig die Gute<br />
aber wirklich ist, das wird spätestens<br />
beim Blick auf das erwähnte<br />
Polizeifoto klar: mit einem stahlharten<br />
Blick irgendwo zwischen<br />
Trotz und Empörung, der jedem<br />
Polizeifotografen Albträume bescheren<br />
dürfte, reckt sie den Behörden<br />
gleich zwei ausgestreckte<br />
Peggy Brewington vor der Linse des Polizeifotografen<br />
Mittelfinger entgegen. Herrlich!<br />
Die Ermittlungsbeamten hatten<br />
im Nachgang längerer Ermittlungen<br />
auf dem Grundstück<br />
Brewingtons illegales Cannabis<br />
vermutet. Zu Recht, wie sich herausstellen<br />
sollte. Denn obwohl<br />
die Cannabisliebhaberin angegeben<br />
hatte, nur etwa 30 Gramm<br />
im Haus zu haben, fanden die<br />
Polizisten nach Durchsuchung<br />
des Grundstücks gut neun Kilo<br />
Marihuana sowie um die 40<br />
Cannabispflanzen. Auch auf einem<br />
nahegelegenen Grundstück<br />
wurden weitere Pflanzen und<br />
weiteres Marihuana entdeckt<br />
<strong>–</strong> kein Wunder, dass es mit der<br />
Laune der Seniorin daraufhin<br />
augenscheinlich ziemlich schnell<br />
abwärts ging.<br />
Der US-Bundesstaat<br />
Tennessee genießt unter amerikanischen<br />
Cannabisfreunden übrigens<br />
den zweifelhaften Ruf als<br />
„Insel der Prohibition“, da bisher<br />
noch nicht einmal die medizinische<br />
Nutzung von Cannabis legalisiert<br />
wurde. Bezeichnend, dass<br />
man sich auf Seiten der Behörden<br />
genötigt sah, die ausgestreckten<br />
Mittelfinger auf dem Foto mit<br />
Emojis unkenntlich zu machen.<br />
Alte Damen wegen Cannabis wie<br />
Schwerverbrecher zu behandeln ist<br />
okay <strong>–</strong> aber so einen Mittelfinger,<br />
den kann man natürlich niemandem<br />
zumuten… Umfragen zufolge<br />
unterstützen die Wähler in Tennessee<br />
übrigens Cannabis durchweg,<br />
aber der Bundesstaat hat kein Verfahren<br />
für Wählerinitiativen wie<br />
viele andere. Zumindest medizinisches<br />
Cannabis hat jedoch gute<br />
Chancen, in Tennessee im kommenden<br />
Jahr durch die Regierung<br />
selbst legalisiert zu werden.<br />
Cannabusiness<br />
Legale Marihuana-<br />
Verkäufe in den USA:<br />
43 Milliarden Dollar Umsatz<br />
pro Jahr erwartet<br />
US-Bevölkerung. Durch die weiteren<br />
Legalisierungen, die in den<br />
Vereinigten Staaten in Zukunft<br />
umgesetzt werden, werden illegale<br />
Dealer daher auch weiter Umsatzeinbußen<br />
erfahren müssen.<br />
mussten, verdienen diese ebenfalls<br />
noch genug. Dadurch, dass<br />
in vielen US-Bundesstaaten nur<br />
medizinisches, nicht aber Freizeit-Cannabis<br />
erlaubt ist, in manchen<br />
Staaten sogar noch keines<br />
2025 werden die illegalen Grasverkäufe<br />
voraussichtlich auf unter<br />
60 Milliarden Dollar pro Jahr<br />
schrumpfen. Selbst dann wird<br />
der Schwarzmarkt also immer<br />
noch 58 Prozent des gesamten<br />
Washington D.C. <strong>–</strong> Dort, wo die<br />
Amerikaner Marihuana legalisiert<br />
haben, müssen die Schwarzmarkthändler<br />
ganz schön ihre<br />
Gewinne reduzieren. Denn die<br />
US-Bürger nehmen äußerst gerne<br />
das Angebot mit dem legalen<br />
Cannabis wahr, wo angeboten. Es<br />
gibt dort aber auch eine leckere<br />
Auswahl! Und so sind die Verkäufe<br />
von legalem Marihuana in<br />
den USA heftig. Für 20<strong>21</strong> wird<br />
ein Umsatz von 25 Milliarden<br />
Dollar erwartet. Legales Freizeitund<br />
Medizinalcannabis sind in<br />
dieser Zahl zusammen erfasst.<br />
Im vergangenen Jahr<br />
gab es bereits 20 Milliarden Dollar<br />
Umsatz in den USA durch<br />
legale Marihuana-Verkäufe. Das<br />
wird wohl nicht zuletzt an der<br />
Pandemie gelegen haben. Und<br />
auch Connecticut, New Jersey,<br />
New Mexico, New York, Vermont<br />
und Virginia arbeiten derzeit<br />
daran, die Märkte für den<br />
Konsum durch Erwachsene zu eröffnen.<br />
Im Jahr 2025 könnte es im<br />
Land bis zu 5,4 Millionen registrierte<br />
medizinische Cannabispatienten<br />
geben. Das entspricht<br />
fast zwei Prozent der gesamten<br />
Für 2025 wird bereits ein Umsatz<br />
von 43 Milliarden Dollar für legale<br />
Cannabis-Verkäufe erwartet,<br />
so ein aktueller Bericht von New<br />
Frontier Data.<br />
Doch auch wenn die<br />
illegalen Dealer einen großen<br />
Stück vom Kuchen abgeben<br />
von beidem, sind die Schwarzmarktverkäufe<br />
ebenfalls gigantisch.<br />
Ja, sogar noch viel höher:<br />
schätzungsweise 66 Milliarden<br />
Dollar entfielen auf den Schwarmarkt,<br />
wo also immer noch 76<br />
Prozent aller Marihuana-Verkäufe<br />
in Amerika getätigt werden. Bis<br />
Legale Cannabisprodukte<br />
jährlichen Cannabisumsatzes des<br />
Landes abdecken. Es gibt jedoch<br />
einen wichtigen Faktor, der diese<br />
Prognosen völlig verändern könnte.<br />
Und zwar eine landesweite Legalisierung,<br />
deren Umsetzung in<br />
den kommenden Jahren durchaus<br />
denkbar ist.<br />
14 HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong>
Legalisierung<br />
Luxemburg: Cannabis-<br />
Legalisierung abgesagt!<br />
Privat-Anbau wird<br />
erlaubt<br />
Luxemburg <strong>–</strong> Kiffen in Luxemburg<br />
bald ganz legal? Ja, so haben<br />
es die luxemburgischen Politiker<br />
2018 versprochen. Das und kostenlosen<br />
öffentlichen Personennahverkehr.<br />
Letzteres ist natürlich<br />
ebenfalls sehr erfreulich und<br />
wurde auch schnell umgesetzt,<br />
doch die angestrebte Legalisierung<br />
von Cannabis ist hingegen<br />
bislang nicht erfolgt. Zwei maßgeblich<br />
an der Ausarbeitung des<br />
Regierungsprogramms beteiligte<br />
Politiker sind inzwischen auch<br />
nicht mehr im Amt: Félix Braz<br />
(Déi Gréng) und Étienne Schneider<br />
(LSAP) wurden in den letzten<br />
beiden Jahren von Sam Tanson<br />
(Déi Gréng) und Paulette Lenert<br />
(LSAP) abgelöst, die das Projekt<br />
in Arbeitsgruppen untertauchen<br />
ließen. Gesundheitsministerin<br />
Paulette Lenert verwies auf juristische<br />
Hürden im europäischen<br />
Rechtsrahmen, die einer vollständigen<br />
Legalisierung im Wege<br />
stünden. Ganz ohne Fortschritt<br />
sollen die kiffenden Bürger Luxemburgs<br />
aber nicht ausgehen.<br />
Und daher will die Regierung<br />
nun in dem Land statt gewerblichen<br />
Anbau und Fachgeschäfte<br />
einzurichten den Anbau von Cannabis<br />
für den privaten Konsum in<br />
kleinen Mengen erlauben.<br />
<strong>Highway</strong> ist skeptisch:<br />
klingt ja alles schön und gut, aber<br />
auch dieser Vorschlag muss ja erst<br />
noch umgesetzt werden. Oder<br />
lässt man das Thema von Seiten<br />
der Regierung nun einfach Stück<br />
für Stück in die Versenkung fallen?<br />
Die Begründung Lenerts hinterlässt<br />
jedenfalls einen faden Beigeschmack:<br />
die angesprochenen<br />
„juristischen Hürden“ müssten<br />
doch eigentlich längst bekannt gewesen<br />
sein, schließlich bestehen<br />
sie nicht erst seit gestern. Vielleicht<br />
wären sie für jemanden, der<br />
wirklich hinter der Sache steht gar<br />
kein Hindernis? Doch das sie andere<br />
Dinge für wichtiger erachtet,<br />
daraus hat Lenert noch nie einen<br />
Hehl gemacht. Da die Regierung<br />
es 2018 auch versäumt hatte, die<br />
Freigabe mittels einen Stichtags<br />
zu fixieren, dürften wohl noch<br />
einige Tage ins Land ziehen, bis<br />
Cannabis in Luxemburg tatsächlich<br />
legal angebaut werden darf.<br />
Medizin<br />
Internationale Arbeitsgemeinschaft<br />
Cannabis<br />
als Medizin wird<br />
reorganisiert<br />
Steinheim <strong>–</strong> Nachdem in den letzten<br />
Jahren in vielen Ländern<br />
nationale Patientengruppen und<br />
medizinische Fachgesellschaften<br />
zum Thema Cannabis als Medizin<br />
gegründet wurden, will der<br />
der Vorstand der Internationalen<br />
Arbeitsgemeinschaft Cannabis<br />
als Medizin (IACM) diesen Entwicklungen<br />
Rechnung tragen.<br />
Die IACM soll als Dachverband<br />
der nationalen Patientengruppen<br />
und medizinischen Fachgesellschaften<br />
gegründet werden.<br />
Bislang ist nur die deutsche Arbeitsgemeinschaft<br />
Cannabis als<br />
Medizin (ACM) ein nationaler<br />
Zweig der IACM. Die ACM<br />
wurde 1997 in Köln gegründet<br />
und als gemeinnütziger Verein<br />
eingetragen und ist inzwischen<br />
in Steinheim beheimatet. In ihr<br />
haben sich Ärzte, Apotheker,<br />
Patienten, Juristen und andere<br />
Interessierte organisiert. Durch<br />
einen moderaten finanziellen<br />
Beitrag der ACM an die IACM<br />
sind alle ACM-Mitglieder auch<br />
automatisch assoziierte Mitglieder<br />
der IACM. Das Bewusstsein<br />
der ACM-Mitglieder, Teil einer<br />
internationalen Bewegung zu<br />
sein, stärkt sowohl die nationale<br />
ACM als auch die internationale<br />
Struktur, daher soll dieses Angebot<br />
jetzt auch anderen nationalen<br />
Organisationen gemacht<br />
werden, die Teil einer starken<br />
internationalen Bewegung zur<br />
Förderung der Wissenschaft, des<br />
Gedankenaustauschs und der gegenseitigen<br />
Unterstützung zum<br />
Thema Cannabis und Cannabinoide<br />
als Medizin sein möchten.<br />
Nachdem der IACM-Geschäftsführer<br />
Franjo Grotenhermen aus<br />
gesundheitlichen Gründen in diesem<br />
Jahr nicht so aktiv sein konnte<br />
wie bisher, hat der IACM-Vorstand<br />
beschlossen, die eigentlich<br />
für Oktober 20<strong>21</strong> geplante Online-Konferenz<br />
abzusagen. Im<br />
Rahmen der Umstrukturierung<br />
der IACM soll der Verband nun<br />
auch so ausgerichtet werden, dass<br />
die Arbeitsfähigkeit nicht mehr<br />
von einer einzelnen Person abhängt.<br />
Die nächste IACM-Konferenz<br />
ist nun für den Herbst 2022<br />
geplant, ein genauer Termin steht<br />
noch nicht fest.<br />
HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong> 15
Bust<br />
Oma (91) baut Cannabis<br />
im Altenheim an,<br />
Opa (79) im Garten<br />
Mittweida <strong>–</strong> Normalerweise versucht<br />
man als Grower in Deutschlandt,<br />
die eigene Anlage möglichst<br />
geheim zu halten. Klar, Nachbarn<br />
sind ja gerne mal von der<br />
neugierigen Sorte und in einigen<br />
Regionen ist auch die Polizei<br />
übermäßig aufmerksam, was den<br />
charakteristischen Cannabis-Duft<br />
angeht. Ein Rentner aus Mittweida,<br />
Sachsen, sah das wohl ein<br />
bisschen lockerer <strong>–</strong> im hohen Alter<br />
verliert so ein drohender Betäubungsmittelverstoß<br />
vielleicht<br />
auch einfach sein Abschreckungspotenzial.<br />
So gab sich der 79-Jährige,<br />
wie man beim Blick auf das<br />
nebenstehende Foto unschwer<br />
erkennen kann, erst gar keine<br />
Mühe, das etwa vier Meter hohe<br />
Cannabisgewächs in seinem Garten<br />
auch nur ansatzweise zu tarnen<br />
oder auf sonstige Weise dem<br />
Blick der Öffentlichkeit zu entziehen<br />
<strong>–</strong> vielmehr bekommt man<br />
ein wenig den Eindruck, dass er<br />
es gar regelrecht zur Schau stellte.<br />
Wer weiß, vielleicht war es Grower-Stolz?<br />
Gerechtfertigt wäre<br />
er, denn die Blütenbildung seines<br />
Schätzchens ist wahrlich nicht<br />
zu verachten. Die Pflanze stand<br />
jedenfalls hinter einer top gepflegten<br />
deutschen Hecke, die sie<br />
aber locker um die Hälfte überragte<br />
<strong>–</strong> und war somit für jeden<br />
Passanten leicht sichtbar. Dementsprechend<br />
war es dann auch<br />
mal wieder ein Unbeteiligter, der<br />
die Pflanze sah und seinen Fund<br />
der Polizei meldete. Gegen den<br />
Rentner soll nun ermittelt werden,<br />
doch glücklicherweise ist es<br />
angesichts seines hohen Alters<br />
unwahrscheinlich, dass sein Vergehen<br />
ernsthaftere Konsequenzen<br />
nach sich ziehen wird.<br />
Währenddessen flog<br />
an einem gemütlichen Sonntag<br />
in einem Krumbacher Altenheim<br />
die Tür einer 91-jährigen<br />
Heimbewohnerin auf und die<br />
Polizei kam hereingestürmt, um<br />
die Balkonpflanzen der guten<br />
Frau zu konfiszieren. Denn eine<br />
Mitarbeiterin eines Altenheims<br />
entdeckte zuvor eine merkwürdige<br />
Pflanze auf dem Balkon<br />
der Heimbewohnerin und verständigte<br />
die Polizei. Diese stellte<br />
dann tatsächlich fest, dass es<br />
Die vier Meter hohe Pflanze<br />
des 79-Jährigen im Schrebergarten<br />
sich um eine Cannabispflanze<br />
handelte, die dort wuchs,<br />
und wollte die Pflanze dementsprechend<br />
mitnehmen.<br />
Doch die 91-Jährige, die<br />
immerhin schon einige Wochen<br />
Pflege in das Gewächs<br />
investiert hatte, legte energischen<br />
Widerspruch ein und<br />
ließ sich Medienberichten<br />
zufolge erst nach einigem<br />
guten Zureden von der Idee,<br />
die Pflanze behalten zu wollen,<br />
abbringen. Wie diese<br />
überhaupt auf den Balkon<br />
gelangte, wurde nicht bekannt.<br />
Vielleicht sollte<br />
man als Legalisierungsskeptiker<br />
seinen Fokus anstelle<br />
auf die ach so gefährdete<br />
Jugend lieber mal auf die<br />
Senioren richten. Diverse<br />
Studien aus Nordamerika<br />
und Israel belegen,<br />
dass nach einer Freigabe<br />
vor allem die Älteren, die<br />
Über-60-Jährigen, ein besonders<br />
gesteigertes Interesse an<br />
Cannabisprodukten entwickeln<br />
und gerade aus dieser<br />
demografischen Gruppe die<br />
meisten Erstkonsumenten<br />
kommen.<br />
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Cannabusiness<br />
Justin Bieber bringt<br />
eigene Joints raus<br />
Los Angeles <strong>–</strong> Hach, wie schnell<br />
sie doch groß werden! Gestern<br />
noch ein pausbäckiger Pilzkopf<br />
mit Kinderriegel-Lächeln, heute<br />
ein Drogendealer. Ein schlimmer<br />
Absturz hat sich offenbar zugetragen<br />
<strong>–</strong> so könnte man zumindest<br />
in Anbetracht der Meldungen einiger<br />
deutscher Nachrichtenmagazine<br />
meinen. Vor einem „Einstieg<br />
ins Drogengeschäft“ warnt<br />
T-Online, Tag24 bezeichnet den<br />
kanadisch-stämmigen Pop-Star<br />
schon als „Drogendealer“, ein<br />
„bizarres Merchandising“ kritisiert<br />
der Bayrische Rundfunk.<br />
Doch alles halb so wild: Justin<br />
Bieber hat sich einfach nur, wie<br />
Charakteristika<br />
der Premum-Pre-<br />
Rolls von Palms.<br />
Links unten:<br />
die „Peaches“-<br />
Kollektion<br />
zahlreiche US-Stars vor ihm<br />
auch, dazu entschieden, vom<br />
nordamerikanischen Cannabis-Boom<br />
zu profitieren. In Kooperation<br />
mit seiner persönlichen<br />
Lieblings-Cannabis-Brand Palms<br />
bringt der 27-Jährige unter dem<br />
Namen „Peaches“ (eine Anlehnung<br />
an seinen gleichnamigen<br />
Hit) nun eine Linie von edlen<br />
Pre-Rolls heraus.<br />
Justin Bieber macht<br />
aus seiner Vorliebe für Marihuana<br />
schon lange keinen Hehl mehr.<br />
Zwar habe er, aus naheliegenden<br />
Gründen, viel zu jung angefangen<br />
(mit 13 Jahren) und seinen<br />
Konsum dementsprechend zeitweise<br />
nicht im Griff gehabt, doch<br />
mittlerweile ist er überzeugt davon,<br />
einen verantwortungsvollen<br />
Umgang mit Weed gefunden zu<br />
haben, von dem sein allgemeines<br />
Wohlbefinden profitiere und das<br />
seinem Körper insgesamt guttue.<br />
Auch habe er seinen, nach<br />
eigenen Angaben teils exzessiven,<br />
Konsum härterer Substanz<br />
inzwischen wieder vollständig<br />
aufgegeben. Mit seinem Pro-Cannabis-Engagement<br />
möchte Bieber<br />
zu einer weiteren Enttabuisierung<br />
der Pflanze beitragen. Teile des<br />
Erlöses werden entsprechenden<br />
Branchen-Kampagnen zugute<br />
kommen. Eine Schachtel mit sieben<br />
vorgedrehten Joints wird 32<br />
US-Dollar (umgerechnet etwa 28<br />
Euro) kosten. Verkauft werden sie<br />
in den vier Bundesstaaten Florida,<br />
Massachussets, Nevada und Kalifornien.<br />
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HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong> 19
20 HIGHWAY 03/<strong>21</strong>
AMNESIA LEMON<br />
AMNESIA LEMON<br />
STRAIN-PORTRAIT<br />
AMNESIA<br />
LEMON<br />
B<br />
eim Namen Amnesia<br />
horchen wohl alle<br />
Cannabisliebhaber auf.<br />
Dermaßen beliebt ist<br />
diese Sorte, dass im<br />
Laufe der Jahre Dutzende von<br />
Samenbanken ihre eigenen Amnesia-Strains<br />
herausgebracht haben,<br />
die sich natürlich auch alle<br />
leicht voneinander unterscheiden.<br />
Ebenso zu Verwechslungen<br />
kommt es häufig zwischen den<br />
Sorten Amnesia und Amnesia<br />
Haze, das für sich ebenfalls locker<br />
auf zwei Dutzend Iterationen<br />
kommt. Nachdem wir das<br />
geklärt haben, kommen wir also<br />
zur Amnesia Lemon von Barney’s<br />
Farm. Diese ist eine Kreuzung<br />
aus der Amnesia Haze von<br />
Barney’s selbst sowie dem hauseigenen<br />
Skunk-#1-Phäno der<br />
Samenbank. Diese Kreuzung ist<br />
also nicht nur nicht von schlechten<br />
Eltern, nein, sie steht auch<br />
schon lange auf eigenständigen<br />
Beinen: bereits 2007 konnte sie<br />
den legendären High Times Cannabis<br />
Cup gewinnen.<br />
Das liegt natürlich<br />
vor allem an der Wirkung, die<br />
schnell, aber lang anhaltend<br />
daherkommt und eindeutig hazig-sativamäßig<br />
einschlägt. Die<br />
Aromen erinnern weiterhin an<br />
Skunk #1, aber auch die Zitronenaromen<br />
der Amnesia Haze<br />
sind nicht nur erhalten geblieben,<br />
sondern scheinen noch verstärkt<br />
in die Nase zu steigen. Wer das<br />
ohne Geruchsfilterung anbaut,<br />
ist einfach nur wahnsinnig <strong>–</strong> oder<br />
hat einen riesigen Garten. Denn<br />
auch dort ist der Anbau möglich,<br />
die Erntezeit liegt dann in der<br />
Regel im Oktober. Innen bleiben<br />
die Pflanzen mit einem Meter<br />
Höhe recht niedrig und bieten<br />
ihre Früchte nach etwa neun bis<br />
zehn Wochen Blütezeit an. Die<br />
Samen der Amnesia Lemon sind<br />
ausschließlich in feminisierter<br />
Form erhältlich und die daraus<br />
wachsenden Endprodukte so<br />
überzeugend wie eh und je.<br />
HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong> <strong>21</strong>
GROW-Report<br />
Northern Lights X<br />
Big Bud Ryder<br />
Do-it-yourself-Experte<br />
Chuck Lore<br />
Northern Lights x Big Bud Ryder<br />
22 HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong>
Es war wieder an der Zeit: die kalten Monate forderten<br />
ihren Tribut in Form von konsumierten Grasblüten und so<br />
musste Chuck Lore seinen Weed- Vorrat erneut auffüllen,<br />
natürlich durch eigenen Anbau. Und wie immer sollte es<br />
eine neue, noch nie gekostete Sorte werden, die die Blüten<br />
produzieren durfte. Dieses Mal stand also ein Grow<br />
von Northern Lights x Big Bud Ryder an. Das Protokoll<br />
des Anbaus und die Ergebnisse werden in diesem Artikel in<br />
gewohnter Weise präsentiert.<br />
Die letzte Ernte aus eigenem<br />
Anbau lag nun schon mehr<br />
als vier Monate zurück,<br />
seit Weihnachten hatten<br />
wir von den knappen und<br />
schnell abnehmenden Vorräten gezehrt.<br />
Es war also allerhöchste Zeit,<br />
für Nachschub zu sorgen. Pünktlich<br />
zum ersten April pflanzten wir also<br />
in einem Land der Europäischen<br />
Gemeinschaft, in dem die Aufzucht<br />
von Cannabispflanzen weniger<br />
streng gesehen wird, ein „Northern<br />
Lights x Big Bud Ryder“-Samenkorn<br />
des Herstellers World Of Seeds<br />
ein. Die Kreuzung wurde trotz des<br />
hohen, bei mir persönlich weniger<br />
beliebten Indica-Anteils von einem<br />
Bekannten hochgelobt, so ließen wir<br />
uns also auf die Anzucht ein. Sie<br />
sollte binnen siebzig Tagen nach der<br />
Einsaat reifen, das ist sehr schnell.<br />
Auch versprach die Samenbank eine<br />
üppige Ernte für diese selbstblühende<br />
Pflanze, wir waren also gespannt.<br />
Die Beleuchtung bestand aus einer<br />
modernen LED-Leuchte mit 120<br />
Watt Leistungsaufnahme, genau<br />
richtig für unser Growzelt. Das<br />
Pflanzgefäß nahm rund zehn Liter<br />
auf, für eine Cannabispflanze mit<br />
moderater Höhe war das Volumen<br />
gerade eben ausreichend.<br />
Am siebten Tag nach der<br />
Aussaat durchdrang der Keimling<br />
das Erdreich und streckte seine ersten<br />
Blätter dem Licht entgegen. Die<br />
junge Pflanze sah gesund und kräftig<br />
HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong> 23
Grow-Protokoll<br />
aus, sie wuchs binnen vier Tagen bis<br />
auf fünf Zentimeter Höhe heran,<br />
recht flott, wie wir fanden. Mehr Zeit<br />
ließ sie sich für den nächsten Zentimeter<br />
Höhe, der brauchte sieben<br />
Tage. Allerdings entwickelte sich die<br />
Spannweite hervorragend, sie betrug<br />
nun bereits stolze zehn Zentimeter.<br />
Der nächste wöchentliche Kontrolltermin<br />
fiel aus gesundheitlichen<br />
Gründen aus. Mein Grow-Partner<br />
hatte grippeähnliche Symptome und<br />
ich wollte wegen der grassierenden<br />
Epidemie kein Risiko eingehen. Er<br />
Topf-Größe und Pflanzfläche<br />
Oberer Durchmesser in Zentimetern/<br />
Volumen in Litern<br />
10 cm / 0,49 l<br />
12,5 cm / 0,96 l<br />
15 cm / 1,65 l<br />
17,5 cm / 2,63 l<br />
20 cm / 3,90 l<br />
22,5 cm / 5,59 l<br />
25 cm / 7,67 l<br />
27,5 cm / 10,<strong>21</strong> l<br />
30 cm / 13,25 l<br />
32,5 cm / 16,85 l<br />
35 cm / <strong>21</strong>,05 l<br />
37,5 cm / 25,89 l<br />
40 cm / 31,42 l<br />
42,5 cm / 37,68 l<br />
45 cm / 44,73 l<br />
47,5 cm / 52,61 l<br />
50 cm / 61,36 l<br />
52,5 cm / 71,03 l<br />
55 cm / 81,67 l<br />
57,5 cm / 93,32 l<br />
60 cm / 1<strong>06</strong>,03 l<br />
hätte zwar auch selbst messen können,<br />
aber er war immerhin ehrlich<br />
und gab seine Vergesslichkeit, die er<br />
mit der Sorge um seine Gesundheit<br />
begründete, zu. Später stellte sich<br />
heraus, dass er sich lediglich einen<br />
grippalen Infekt eingefangen hatte,<br />
zum Glück.<br />
Anfang Mai war die Cannabispflanze<br />
schon 16 Zentimeter<br />
hoch und spannte 22 Zentimeter auf.<br />
Sie war kräftig gewachsen und ihre<br />
Blätter saftig grün. Ein Profigärtner<br />
gab uns im Gespräch einen Tipp. Er<br />
meinte, dass der Pflanztopf zu klein<br />
sei und behauptete, dass er keine zehn<br />
Liter fassen würde, eher die Hälfte.<br />
Verwirrt nahmen wir Maß und errechneten<br />
das Volumen des Topfes.<br />
Tatsächlich fasste dieser gerade einmal<br />
vier Liter, nicht mehr! Von der<br />
Idee, die Pflanze umzutopfen, hielt<br />
der Mann wenig. Er sagte uns aber,<br />
dass Cannabis lieber in die Tiefe als<br />
in die Breite wurzelt. Weihevoll riet<br />
er uns, den zu kleinen Topf auf ein<br />
anderes mit Erde gefülltes Gefäß zu<br />
stellen. Die Wurzeln, so seine Meinung,<br />
könnten dann durch die Löcher<br />
im Boden des Pflanzkübels in<br />
die Erde des zweiten Topfes eindringen.<br />
Dies käme den Bedürfnissen der<br />
Pflanze entgegen und würde für ein<br />
deutlich besseres Ergebnis sorgen.<br />
Wir folgten seinem Rat und stellten<br />
den Topf auf einen ähnlich großen,<br />
den wir zuvor bis zum oberen Rand<br />
mit Pflanzerde aufgefüllt hatten. Damit<br />
uns so ein dummer Fehler nicht<br />
erneut unterlief, berechneten wir<br />
das Volumen für gängige Pflanztöpfe,<br />
deren Verhältnis von Höhe zu<br />
oberem Durchmesser drei zu vier<br />
1.4. - Tag der Aussaat<br />
7.4. - Keimling sichtbar<br />
11.4. - Drei Zentimeter Spannweite,<br />
fünf Zentimeter Höhe<br />
18.4. - Zehn Zentimeter Spannweite,<br />
sechs Zentimeter Höhe<br />
25.4. - Keine Messung<br />
2.5. - 22 Zentimeter Spannweite,<br />
16 Zentimeter Höhe<br />
9.5. - 26 Zentimeter Spannweite,<br />
23 Zentimeter Höhe, Blütenbildung<br />
deutlich erkennbar, gutes Allgemeinbild<br />
16.5. - Spannweite unverändert,<br />
30 Zentimeter Höhe, weiterhin guter<br />
Zustand<br />
23.5. - Spannweite nun 28 Zentimeter,<br />
Höhe 32 Zentimeter, größere<br />
Blätter werden welk, Blütenstände<br />
werden dichter, erste bräunliche<br />
Stempel zu erkennen, Trichome gelegentlich<br />
milchig<br />
30.5. - Größe unverändert, untere<br />
Blätter verfärben sich, Stempel teilweise<br />
verfärbt, Trichome mit bloßem<br />
beträgt und die sich nach unten um<br />
rund zwanzig Prozent des Durchmessers<br />
verjüngen. Das sind für die<br />
üblichen Blumenkübel typische Größenverhältnisse.<br />
Die Formel für das<br />
Volumen ist hier die Grundfläche<br />
mal der Höhe. Die Fläche errechnet<br />
sich aus dem gemittelten Durchmesser<br />
zum Quadrat mal der Kreiszahl<br />
Pi und das geteilt durch vier. Damit<br />
niemand lange rechnen muss, links<br />
nebenstehend zur Orientierung eine<br />
Tabelle, in der Durchmesser und Volumen<br />
aufgelistet sind. Abweichungen<br />
sind natürlich möglich, weil das<br />
Verhältnis von Höhe zu Durchmesser<br />
schwanken kann, ebenso die angenommene<br />
Verjüngung.<br />
Doch weiter zur Aufzucht<br />
der Cannabispflanze. Einen<br />
Monat vor dem errechneten Erntetermin<br />
maßen wir eine Spannweite<br />
von 26 und eine Höhe von 23 Zentimetern.<br />
Das war nicht besonders<br />
viel, aber die Pflanze war gesund<br />
und die Blütenbildung hatte deutlich<br />
sichtbar eingesetzt. In der kommenden<br />
Woche wuchs die Pflanze<br />
um weitere sieben Zentimeter in die<br />
Höhe, die Spannweite blieb unverändert.<br />
Trotz ihres kleinen Wuchses<br />
schien es ihr recht gut zu gehen, die<br />
Blätter waren kräftig grün und die<br />
wenigen Blüten waren jetzt schon<br />
üppig. In Folge wuchs die Cannabispflanze<br />
nur zögerlich weiter, sie hatte<br />
wohl das Ende ihrer vegetativen<br />
Phase erreicht. Mit gerade einmal<br />
32 Zentimetern Höhe war sie doch<br />
recht klein, aber dafür entwickelten<br />
Auge gut sichtbar, sehr dichter Blütenstand,<br />
viele milchige Trichome<br />
3.6. - Pflanze ist reif und wird geerntet<br />
9.6. - Errechneter Zeitpunkt der Ernte<br />
laut Samenbank<br />
3.6. - Geschätzter Tag der Ernte aufgrund<br />
eigener Beobachtung<br />
3.6. - Zeitpunkt der tatsächlichen<br />
Ernte<br />
Zeit von Einsaat bis zur Ernte:<br />
63 Tage<br />
Zeit von sichtbarer Keimung bis zur<br />
Ernte: 57 Tage<br />
Erntevolumen (frisch, erste Wahl):<br />
42,35 Gramm<br />
Erntevolumen (frisch, Straßenqualität):<br />
1,7 Gramm<br />
Erntevolumen (getrocknet, erste<br />
Wahl): 10,4 Gramm<br />
Erntevolumen (getrocknet, Straßenqualität):<br />
0,42 Gramm<br />
Gesamtertrag je Tag Wachstum seit<br />
Keimung: 0,19 Gramm<br />
sich die Blüten recht ordentlich. Einige<br />
Stempel waren bereits verfärbt<br />
und erste Trichome wurden milchig.<br />
Rund zwei Wochen vor<br />
der voraussichtlichen Ernte waren<br />
die Blütenstände ungemein üppig<br />
und mit gut sichtbaren Trichomen<br />
überzogen. Es schien, als ob nur<br />
eine einzige, voluminöse Blüte um<br />
den Hauptstamm herum wuchs,<br />
ein wahrer Monsterbud! Doch damit<br />
nicht genug, eine Untersuchung<br />
zeigte uns, dass die Pflanze fast<br />
schon erntereif war. Ein Fünftel der<br />
Trichome war bereits milchig und<br />
wir schätzten den Tag der Ernte auf<br />
eine Woche vor dem ursprünglich<br />
berechneten Termin. Tatsächlich<br />
war die Cannabispflanze wie von<br />
uns vermutet dann bereits 63 Tage<br />
nach der Einsaat reif, eine gute Zeit<br />
für eine selbstblühende Sorte. Beim<br />
Beschneiden fiel kaum Verschnitt<br />
an, das allermeiste Material war<br />
beste Qualität. Die geringe Erntemenge<br />
war uns diesmal egal. Wir<br />
hatten, wie schon in einem der letzten<br />
Artikel beschrieben, nach und<br />
nach weitere Pflanzkübel mit ins<br />
Zelt gestellt. Die Kosten verteilten<br />
sich so auf mehrere Ernten, die wir<br />
im Abstand von rund drei Wochen<br />
einfahren konnten. Sortenvielfalt ist<br />
uns ohnehin wichtiger als üppige Erträge,<br />
hochgerechnet kostete uns das<br />
Gramm dieses Mal zwischen vier<br />
und fünf Euro. Im Verhältnis zur<br />
Qualität war das günstig, denn Geschmack<br />
und Wirkung überzeugten<br />
gleichermaßen.<br />
24 HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong>
Wurzeln im DWC-System<br />
Mr. José<br />
Grow-Experte<br />
Möglichkeiten des HYDRO-Grows<br />
HIGH MIT<br />
HYDROPONIK<br />
Wer hydroponisch anbauen<br />
möchte, hat viele verschiedene<br />
Möglichkeiten<br />
zur Verfügung, um dies in<br />
die Tat umzusetzen. Ein<br />
wahrer Kenner unter den<br />
verschiedenen Systemen<br />
ist unser Grow-Autor Mr.<br />
José, der in den vergangenen<br />
zwanzig Jahren viele<br />
langfristig genutzt hat.<br />
In diesem Artikel stellt er<br />
daher die meisten davon<br />
und seine Erfahrungen mit<br />
ihnen vor und gibt allgemeine<br />
Einblicke in die Welt<br />
der Hydroponik.<br />
Cannabis kann wie die meisten<br />
Pflanzen auf vielen<br />
verschiedenen Wegen angebaut<br />
werden, so auch mithilfe<br />
der Hydroponik. Doch<br />
worum handelt es sich dabei eigentlich<br />
genau? Um es kurz zu machen:<br />
Hydroponik ist eine Methode zur<br />
Versorgung von Pflanzen mit Nährstoffen<br />
durch eine Kombination aus<br />
Wasser und Düngemitteln. In einem<br />
hydroponischen System kann<br />
auch ein Growmedium genutzt<br />
werden, dieses enthält dann allerdings<br />
keine Nährstoffe. Ein solches<br />
Medium hilft den Wurzeln nur, ihre<br />
mechanische Funktion zu erfüllen,<br />
also die Pflanze an ihrem Platz zu<br />
verankern. Im Gegensatz dazu sind<br />
die Nährstoffe beim konventionellen<br />
Anbau in der Erde überwiegend<br />
in den Bodenbestandteilen selbst<br />
enthalten, insbesondere in Humus<br />
und Torf. Das Wasser löst dort<br />
diese Stoffe auf und ermöglicht es<br />
den Wurzeln, sie zu absorbieren. Es<br />
stimmt zwar, dass die Pflanzen sie<br />
mithilfe von Enzymen aus dem Boden<br />
ziehen, aber man kann nie genau<br />
sagen, wie hoch die Konzentration<br />
der Nährstoffe im Substrat ist.<br />
Beim hydroponischen Anbau hingegen<br />
kann man exakt bestimmen<br />
und messen, welche Nährstoffe den<br />
Pflanzen in welchen Verhältnissen<br />
zugeführt werden. Unabhängig<br />
davon, für welche Methode des<br />
hydroponischen Anbaus man sich<br />
entscheidet, empfehle ich dringend<br />
die Verwendung von Düngemitteln,<br />
die speziell für Cannabis in Hydrokulturen<br />
entwickelt wurden. Mit<br />
Düngemitteln für normale Pflanzen<br />
sind kaum erfreuliche Ergebnisse zu<br />
erzielen.<br />
Anbau in Töpfen<br />
Der Anbau in Töpfen ist wahrscheinlich<br />
die einfachste Methode<br />
des hydroponischen Anbaus. Man<br />
tauscht das eventuell zuvor genutzte<br />
herkömmliche Substrat in den<br />
Töpfen einfach gegen ein inertes<br />
Kultursubstrat aus und installiert<br />
ein geeignetes automatisches Be-<br />
HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong> 25
Wurzeln in Kokosfasern<br />
wässerungssystem. Blähton, Steinwolle<br />
und ihre Derivate, Mapito,<br />
Perlit, Kokosfasern und verschiedene<br />
Kombinationen dieser Materialien<br />
gehören zu den typischsten<br />
inerten Kultursubstraten in der<br />
Hydrokultur. Für die Bewässerung<br />
eignen sich die Tropfbewässerung,<br />
die Druckbewässerung und die Ebbe-Flut-Bewässerung<br />
oder die Vollbewässerung,<br />
bei der die Nährstofflösung<br />
gleichmäßig um die Pflanze<br />
herum verteilt wird. Die Wahl des<br />
inerten Mediums und des Bewässerungssystems<br />
hängt eng mit der<br />
Größe der Töpfe zusammen. Bei<br />
der Verwendung von Steinwolle<br />
und Mapita haben sich für mich<br />
Blumentöpfe mit einem Volumen<br />
von drei bis sieben Litern in Kombination<br />
mit Tropfbewässerung am<br />
besten bewährt. Die beiden Medien<br />
können große Mengen Wasser<br />
aufnehmen, während größere<br />
Gefäße mit mehr als sieben Litern<br />
Fassungsvermögen sehr leicht<br />
überwässert werden können. Beim<br />
Anbau in solch kleinen Töpfen ist<br />
es notwendig, die Pflanzendichte<br />
im Anbaugebiet zu erhöhen. Es ist<br />
durchaus üblich, Steinwollwürfel<br />
zu verwenden, die locker auf einem<br />
Gärtnertisch liegen und mit Tropfbewässerung<br />
bewässert werden.<br />
Für mich ist das die ideale Lösung,<br />
wenn ich mit Steinwolle arbeite.<br />
Die Würfel sind sehr einfach zu<br />
handhaben, und man hat auch eine<br />
gute Vorstellung davon, wie feucht<br />
das Kultursubstrat ist. Einige Grower<br />
bevorzugen das NFT-System<br />
(Nährstoff-Film-Technik), das eine<br />
kompakte Alternative zu Gärtnertischen<br />
darstellt. Ich persönlich habe<br />
mit diesem System jedoch nie die<br />
erwarteten Ergebnisse erzielt. Der<br />
Nachteil von Steinwolle ist übrigens<br />
ihre komplizierte Entsorgung. Nach<br />
jeder Ernte fällt eine beträchtliche<br />
Menge an Abfall an, der nur schwer<br />
wiederverwertet werden kann.<br />
Feuchte Steinwolle bietet außerdem<br />
ideale Lebensbedingungen für<br />
Schädlinge, insbesondere für Trauermücken.<br />
Mein Favorit unter den<br />
hydroponischen Kultursubstraten<br />
ist Blähton. Es ist auch das einzige<br />
geeignete Medium für Ebbe-Flut-,<br />
DWC- und RDWC-Systeme oder<br />
Aqua-Systeme, die gleich auch<br />
vorgestellt werden. Beim Anbau<br />
in Töpfen habe ich die besten Erfahrungen<br />
mit einem Volumen<br />
zwischen fünf und fünfzehn Litern<br />
gemacht. Für die Bewässerung eignet<br />
sich die Druckbewässerung bei<br />
kleineren Töpfen oder die Vollbewässerung,<br />
die für alle Größen von<br />
mit Blähton gefüllten Töpfen geeignet<br />
ist. In Blähton haben die Wurzeln<br />
genügend Platz, Feuchtigkeit<br />
und Sauerstoff. Für Trauermücken<br />
ist es viel schwieriger, in diesem<br />
Kultursubstrat zu überleben, was<br />
somit ein weiteres gelöstes Problem<br />
darstellt, um das man sich nicht<br />
kümmern muss. Blähton kann auch<br />
ohne Probleme wiederholt verwendet<br />
werden. Nach der Ernte lege<br />
ich ihn dafür in eine Badewanne<br />
und wasche den Blähton gründlich<br />
aus. Schwerer Schmutz sinkt zu<br />
Boden und sauberer Blähton kann<br />
mit einem Sieb oder direkt mit den<br />
Töpfen herausgehoben werden und<br />
noch einmal abschließend abgespült<br />
werden.<br />
Ein weiteres hervorragendes<br />
Medium für den hydroponischen<br />
Anbau sind Kokosfasern.<br />
Es handelt sich um ein völlig natürliches<br />
Material aus Kokosnussschalen.<br />
Die Faser hat einen natürlichen<br />
Gehalt an einem besonders<br />
nützlichen symbiotischen Pilz, der<br />
auf den Wurzeln wächst, die Pflanze<br />
vor pathogenen Pilzen schützt<br />
und die Nährstoffaufnahme fördert.<br />
Dieser Pilz heißt Trichoderma.<br />
Sobald ein Kultursubstrat nur<br />
aus Kokosfasern besteht, ist eine<br />
perfekt eingestellte Bewässerung<br />
ein Muss. Die Faser speichert das<br />
Wasser gut und ist relativ anfällig<br />
für Überwässerung, was zu Fäulnis<br />
der Wurzeln führt. Für die Bewässerung<br />
ist es in einem solchen Fall<br />
daher ideal, eine Tropfbewässerung<br />
zu verwenden, mit der man die<br />
Nährlösung genau dosieren kann.<br />
Wenn man Kokosfasern mit Perlit<br />
oder Blähton mischt, verringert<br />
man die Gefahr des Überlaufens<br />
erheblich und bietet den Wurzeln<br />
zudem ein noch besseres Umfeld,<br />
da im Nährboden mehr Sauerstoff<br />
vorhanden ist. Was man hingegen<br />
verliert, wenn man organische mit<br />
anorganischen Materialien mischt,<br />
ist die Möglichkeit, die gebrauchte<br />
Kokosnuss zu kompostieren, insbesondere<br />
wenn sie mit Blähton<br />
gemischt wird. Ich empfehle keine<br />
wiederholte Verwendung von Kokosfasern<br />
oder deren Mischungen.<br />
Beim Anbau von Kokosfasern ist<br />
die schnelle Trocknung ein großes<br />
Problem. Sobald die Kokosfasern<br />
nicht mehr genug Feuchtigkeit<br />
haben und austrocknen, verringern<br />
sie ihr Volumen und können<br />
kein Wasser mehr aufnehmen. In<br />
diesem Fall fließt die Nährlösung<br />
nach unten, nicht in die Kokosfasern,<br />
und es dauert einige Zeit, bis<br />
die Fasern wieder Feuchtigkeit aufnehmen<br />
und ihre Eigenschaften zurückgewinnen.<br />
Ich habe die besten<br />
Ergebnisse beim hydroponischen<br />
Anbau mit Kokosfasern erzielt,<br />
wenn ich Air-Pot-Töpfe und Tropfbewässerung<br />
verwendet habe oder<br />
mit einer Mischung aus Kokosnuss<br />
und Perlit im Verhältnis 1 zu 1 und<br />
in einem passiven Bewässerungssystem<br />
namens AutoPot angebaut<br />
habe. Wenn man sich für Kokosfasern<br />
allein entscheidet, empfehle<br />
ich Blumentöpfe mit einer Größe<br />
von drei bis zwölf Litern. Wenn<br />
man in größeren Töpfen anbauen<br />
möchte, sollte man darauf achten,<br />
das Kokos mit Perlit oder Blähton<br />
zu mischen. Vorbeugend sollte<br />
man bei der Verwendung von Kokosfasern<br />
vor allem auf die bereits<br />
erwähnten Trauermücken sowie<br />
Thripse achten.<br />
Auch erwähnt werden<br />
sollte das Aqua-System, eine Kombination<br />
aus Oberflächenbewässerung<br />
und dem DWC-System (Deep<br />
Water Culture), das im folgenden<br />
Abschnitt beschrieben wird. Das<br />
Aqua-System besteht aus zwei ineinander<br />
geschachtelten Behältern.<br />
Der innere Behälter mit einem Volumen<br />
von zehn bis zwanzig Litern<br />
wird mit Blähton gefüllt und die<br />
Pflanze darin eingepflanzt. Der<br />
äußere Behälter wird mit Wasser<br />
gefüllt, sodass der innere Behälter<br />
nicht untergetaucht ist. Dieses<br />
Wasser wird ständig oxidiert (wie<br />
auch beim DWC) und gleichzeitig<br />
in das Oberflächenbewässerungssystem<br />
gepumpt, von wo es durch<br />
den Innenbehälter zurück in den<br />
Außenbehälter fließt. So ist ausreichend<br />
Platz für die Wurzeln und<br />
eine ausreichende Versorgung mit<br />
Nährstoffen, Wasser und Sauerstoff<br />
gegeben. Der Nachteil dieses<br />
Systems ist eine ziemlich schwierige<br />
Wartung der Nährlösung. Eine<br />
gute Alternative ist RDWC (Recirculating<br />
Deep Water Culture).<br />
Tiefe Wasser sind gut gedüngt<br />
Es gibt andere hydroponische Anbausysteme,<br />
die nur wenig Kultursubstrat<br />
benötigen <strong>–</strong> wie meine<br />
soeben erwähnten Lieblingssysteme<br />
DWC und RDWC. Bei diesen<br />
Systemen werden die Pflanzen in<br />
kleine Hydrokulturtöpfe (maximales<br />
Volumen von einem Liter) gepflanzt,<br />
die mit Blähton gefüllt sind<br />
und Platz für die Setzlinge bieten.<br />
Diese Töpfe befinden sich in einem<br />
größeren Behälter, der größtenteils<br />
mit Nährlösung gefüllt ist, die<br />
dank eines an einen Kompressor<br />
angeschlossenen Luftsteins ständig<br />
oxidiert wird. Die Wurzeln der<br />
Setzlinge wachsen schnell in einen<br />
Behälter mit Nährlösung. Hier haben<br />
sie alles, was sie sich wünschen<br />
können <strong>–</strong> Wasser, Nährstoffe und<br />
26 HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong>
Sauerstoff. Man muss sich nicht<br />
mehr um die Dosierung von Wasser<br />
und Nährstoffen kümmern,<br />
sondern fügt einfach die Nährlösung<br />
hinzu und wechselt sie aus.<br />
Im DWC-System muss für jeden<br />
Anzuchtbehälter eine Nährlösung<br />
verwendet werden, und die Töpfe<br />
sind voneinander getrennt. Beim<br />
RDWC-System sind alle Behälter<br />
miteinander verbunden und es umfasst<br />
auch einen Kontrollbehälter,<br />
über den das gesamte System entleert,<br />
befüllt und regelmäßig auf<br />
Nährstoff- und pH-Werte überprüft<br />
werden kann. Zu den Vorteilen von<br />
DWC und RDWC gehört neben<br />
dem minimalen Einsatz von Kultursubstrat<br />
auch das vernachlässigbare<br />
Risiko eines Schädlingsbefalls der<br />
Wurzeln, da diese zu etwa 80 Prozent<br />
unter Wasser stehen. Für einen<br />
optimalen Betrieb dieser Systeme<br />
ist es ratsam, sie zu kühlen und die<br />
Temperatur der Nährlösung zwischen<br />
18 und <strong>21</strong> °C zu halten. Aber<br />
auch ohne Kühlung wirken sie wahre<br />
Wunder.<br />
Eine weitere bequeme<br />
Lösung für den hydroponischen<br />
Anbau mit nur wenig Kultursubstrat<br />
ist die sogenannte Aeroponik.<br />
In diesem Fall werden die Pflanzen<br />
ebenfalls in Blähton und einen Hydrokulturtopf<br />
mit einem Volumen<br />
von bis zu 0,5 Litern gepflanzt. Die<br />
Nährstofflösung wird unter Druck<br />
in die Sprühdüsen des Systems<br />
gepresst, das den Wurzelbereich<br />
der Pflanzen besprüht. Dabei entsteht<br />
ein Aerosol voller Sauerstoff,<br />
Feuchtigkeit und Nährstoffe <strong>–</strong> genau<br />
das, was die Wurzeln für eine<br />
gesunde Entwicklung und die anschließende<br />
richtige Ernährung der<br />
oberirdischen Pflanzenteile benötigen.<br />
Ein entscheidender Faktor für<br />
das ordnungsgemäße Funktionieren<br />
von aeroponischen Systemen ist<br />
die sorgfältige Filtration des Wassers<br />
und die Aufrechterhaltung der<br />
optimalen Temperatur der Nährlösung<br />
und des Wurzelbereichs, wo<br />
die Temperatur zwischen 18 und<br />
<strong>21</strong> °C gehalten werden sollte. Bei<br />
höheren Temperaturen beginnen<br />
die Wurzeln zu verwelken und zu<br />
faulen und die Nährstoffaufnahme<br />
der Pflanzen wird vermindert.<br />
Universelle Systeme<br />
Es gibt viele Menschen, die verschiedene<br />
Anbaumethoden ausprobieren<br />
wollen und deshalb<br />
nicht in Einzweck-Anbausysteme<br />
investieren möchten. Wenn es jederzeit<br />
möglich sein soll, frei von<br />
Hydrokultur zu Bodenkultur und<br />
zurück wechseln zu können, empfehle<br />
ich das AutoPot- oder das Wilma-System.<br />
Beide haben mir über<br />
viele Jahre hinweg erstaunlich gute<br />
Pflanzen in AutoPot-System mit Kokos und Perlit<br />
Dienste geleistet. Bei ihnen kann<br />
man aus einer breiten Palette von<br />
Kultursubstraten und verschiedenen<br />
Düngemethoden <strong>–</strong> mineralisch,<br />
organisch und organisch-mineralisch<br />
<strong>–</strong> wählen. Natürlich hat man<br />
auch bei allen anderen Systemen,<br />
die auf Blumentöpfen und Tropfbewässerung<br />
basieren, die gleiche<br />
Auswahl an Anbaumethoden wie<br />
bei AutoPot oder Wilma. Es kommt<br />
ganz darauf an, wie groß die Anbaufläche<br />
ist, die angelegt werden<br />
soll. Während AutoPot praktisch<br />
für jede Anbaufläche geeignet ist, ist<br />
Wilma in erster Linie für Homegrower<br />
gedacht. Bei größeren Anbaubetrieben<br />
lohnt es sich in der Regel,<br />
in Gärtnertische und Tropfbewässerung<br />
zu investieren. Einer der<br />
größten Vorteile des AutoPot-Systems<br />
ist der Stromverbrauch, der<br />
bei null liegt. Allerdings muss<br />
darauf geachtet werden, dass die<br />
Bewässerungsventile und Nährlösungsleitungen<br />
stets sauber<br />
sind. Der Druck im System ist<br />
sehr niedrig, sodass sich dort mit<br />
der Zeit Verunreinigungen und<br />
Salze aus Mineraldüngern absetzen<br />
und die Gefahr besteht, dass<br />
die Schläuche verstopfen und die<br />
Bewässerung ausbleibt. Mit einer<br />
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können diese Probleme aber<br />
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neben der Optik aber zusätzlich auch noch mit seinen inneren Werten: die<br />
Gaskapazität ist nämlich doppelt so hoch wie gewohnt, was sich natürlich<br />
positiv auf Langlebigkeit und Nachhaltigkeit des Produkts auswirkt. Zum<br />
Feuerzeug dazu kommt noch eine goldene Schatulle, mit der sich das gute<br />
Stück perfekt verschenken lässt. Nur unbeaufsichtigt liegen lassen sollte<br />
man es besser nicht, da das Modell natürlich auch bei der ein oder anderen<br />
diebischen Elster einen tiefen Eindruck hinterlassen dürfte...<br />
Das Hauptstadt-Start-up Drop<br />
Solutions bringt die guten<br />
alten Jo-Jos zurück, aber DRIP DROP<br />
mit einem Cannabis-Twist und<br />
Grinder/Jo-Jo<br />
einem strikten Fokus auf Nachhaltigkeit.<br />
Das nachhaltig in<br />
dripdropsolutions.xyz<br />
Berlin-Brandenburg produzierte<br />
Jo-Jo hat auf einer Seite ein<br />
„Stash“-Fach, perfekt zum Aufbewahren von Filtern oder Kräutern. Auf der<br />
anderen Seite des Jo-Jos befindet sich ein Grinder, perfekt zum zerbröseln<br />
von, nun ja, ihr wisst schon wovon. Der Körper besteht aus Holzfasern und<br />
Biokunststoff aus recycelten Gegenständen wie Einweglöffeln. Alle Produktionsschritte,<br />
sowie die Verpackung werden vollständig von nachhaltigen<br />
Lieferanten innerhalb der EU bezogen. Und wer nach dem Bauen noch an<br />
seinen Skills arbeiten will, der kann mit dem Jo-Jo selbstverständlich auch<br />
Tricks machen.<br />
Capital Bra hat seinen BraTee<br />
und seine Pizza Gangsterella,<br />
Loredana ihren DirTea (ein besonders<br />
unappetitlicher Name), die<br />
Baba HafTea<br />
Jungs von der 187 Strassenbande Soft-Drink<br />
haben ihren Shisha-Tabak: verhungern<br />
oder verdursten müssen die<br />
canlife.de<br />
Rapper und ihre Fans heutzutage<br />
jedenfalls nicht mehr. Neu im Bunde der Feinschmecker und Eistee-Somméliers ist<br />
Haftbefehl, der Babo aus Frankfurt, mit seinem Baba HafTea. Damit das Gesöff<br />
den Chabos auch anständig mundet, hat sich der Rapper den kundigen Support<br />
von Getränkehersteller CanLife ins Boot geholt, der mit Cannabis-Soft-Drinks<br />
schon einige Erfahrung hat. Erhältlich in der Geschmacksrichtung Lemon OG.<br />
28 HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong>
STONER WATCHLIST<br />
Jay and Silent Bob Reboot<br />
Komödie<br />
Jay und Silent Bob verstehen sich so gut wie eh und je<br />
USA<br />
Erscheinungsjahr: 2019<br />
Regie: Kevin Smith<br />
Länge: 105 Minuten<br />
Mit Jason Mewes, Kevin Smith,<br />
Harley Quinn Smith, Jason Lee<br />
Enthalten in Prime<br />
Für US-Regie-Star Kevin<br />
Smith lief es schon einmal<br />
besser. Wie zum Beispiel<br />
Anfang der 90er, als seine<br />
beiden Clerks-Filme für<br />
Furore in der Indie-Filmszene<br />
sorgten. In einer Zeit, als Nerds<br />
noch vor allem als Loser galten,<br />
war Smith einer der ersten, der<br />
für ihre obskuren Leidenschaften,<br />
vermeintlich kindischen Hobbies<br />
und ihre theoretischen Diskussionen<br />
(etwa: ist Batman nun streng<br />
genommen ein Superheld oder<br />
nicht?) die große Leinwand aufrollte.<br />
In gewisser Weise waren die<br />
90er auch eine neue Sternstunde<br />
des Dialogs, die durch aufstrebende<br />
Künstler wie Tarantino, aber<br />
eben auch Smith ins Zentrum des<br />
Seherlebnisses gerückt wurden.<br />
Auf einmal war es interessanter,<br />
zwei Typen dabei zuzuhören,<br />
wie sie über Hamburger schwadronieren<br />
als zuzusehen, wie sich<br />
ein außer Kontrolle geratenes<br />
Auto überschlägt. Im Gegensatz<br />
zu Tarantino waren Smiths Filme<br />
allerdings immer weniger dem<br />
Genre verhaftet und weniger versessen<br />
auf den filmhistorischen<br />
Verweis. Zugegeben, sie sind auch<br />
formal oft weniger spektakulär<br />
und durchkonzipiert, doch ihrer<br />
Beliebtheit tat das keinen Abbruch:<br />
nach Clerks wurden auch<br />
Chasing Amy und Dogma veritable<br />
Kulthits. Mitte der 2000er ging es<br />
dann langsam bergab für Smith,<br />
der sich nach einer ganzen Reihe<br />
kommerzieller und künstlerischer<br />
Flops nun mit einer Wiedervereinigung<br />
seines „View Askewniverse“<br />
(siehe Box) auf seine Wurzeln<br />
zurückbesinnt.<br />
Jay (Jason Mewes) und<br />
Silent Bob (Smith selbst) mögen<br />
zwar älter geworden sein, aber erwachsen<br />
geworden sind sie noch<br />
immer nicht. Noch immer chillen<br />
sie an der Hauswand, noch immer<br />
Vollblutstoner. Im Keller eines<br />
Imbisses namens „Cock Smoker“<br />
bauen sie heimlich Weed an, weshalb<br />
sie Probleme mit dem Gesetz<br />
bekommen und sich vor Gericht<br />
verantworten müssen. Ein windiger<br />
Rechtsanwalt verteidigt sie<br />
erfolgreich, gibt sich in der Folge<br />
aber als Anwalt von Saban Films<br />
zu erkennen, die wiederum gerade<br />
drauf und dran sind, ein Reboot<br />
von Bluntman & Chronic (den<br />
Alter Egos von Jay und Bob) herauszubringen<br />
<strong>–</strong> und den beiden aus<br />
Urheberrechts-Gründen die weitere<br />
Nutzung ihrer eigenen Namen<br />
verbieten zu lassen. Klingt verwirrend?<br />
Eine kleine Einordnung: im<br />
Vorgänger Jay & Silent Bob Strike<br />
Back von 20<strong>06</strong> versuchen die beiden<br />
Protagonisten noch (erfolglos),<br />
die Hollywood-Produktion<br />
des originalen Bluntman-&-Chronic-Films<br />
zu stoppen, im hier besprochenen<br />
Reboot versuchen sie,<br />
das Reboot zu verhindern. Meta<br />
genug?<br />
Es ist klar, hier soll natürlich<br />
der Remake-Wahn Hollywoods<br />
aufs Korn genommen<br />
werden. Die Kreativität wird um<br />
die Ecke gebracht,<br />
um die Cash-Cow<br />
am Leben zu halten.<br />
Jeder, der in den letzten<br />
zehn Jahren mal<br />
ins Kinoprogramm<br />
geschaut hat, weiß:<br />
wahrlich nicht zu<br />
Unrecht. Oder kann<br />
noch jemand sagen,<br />
wie viele Spider-Man-Neuverfilmungen<br />
es mittlerweile schon gab<br />
und warum? Smiths Ziel ist hehr,<br />
doch ein wenig riecht es auch nach<br />
Heuchelei <strong>–</strong> denn Jay and Silent<br />
Bob Reboot bedient im Grunde<br />
genau dieselben Mechanismen,<br />
die der Film anzuprangern vorgibt.<br />
Wenn man darüber Witzchen<br />
reißt, dass man wohl damit leben<br />
muss, dass Smith seine talentfreie<br />
Tochter in jeden seiner Filme reindrückt,<br />
dann mag das ganz lustig<br />
sein, aber es ändert eben nichts<br />
daran, dass Smith seine talentfreie<br />
Tochter in jeden seiner Filme<br />
reindrückt. Nach diesem Beispiel<br />
funktioniert der ganze Film, bzw.<br />
tut es nicht. Wie man das Spiel um<br />
Meta-Ebenen und Selbstreferentialität<br />
an die Spitze treibt und dabei<br />
trotzdem eine gewisse Originalität<br />
wahrt, hat etwa der in <strong>Highway</strong><br />
01/<strong>21</strong> besprochene Das ist das Ende<br />
unterhaltsam unter Beweis gestellt.<br />
Aber nicht, dass wir uns<br />
missverstehen: Jay and Silent Reboot<br />
hat durchaus seine Momente.<br />
Wenn die beiden Helden im Edible-Rausch<br />
etwa Method Man und<br />
Redman begegnen und mit ihnen<br />
über den ebenso bescheuerten wie<br />
beliebten Stoner-Klassiker So High<br />
schwadronieren, dann macht das<br />
wirklich Spaß. Auch herrlich, wie<br />
sich in einer Szene Jason Biggs<br />
und Jason Van Der Bitch ...äh<br />
Beek (beide spielen sich selbst)<br />
auf einer Pressekonferenz vor gesammelter<br />
Mannschaft gegenseitig<br />
beschimpfen. Apropos Spaß: für<br />
den sorgen auch noch weitere Cameo-Auftritte.<br />
Ben Affleck, Matt<br />
Damon, Justin Long, Val Kilmer,<br />
Chris Hemsworth, Justin Long,<br />
Rosario Dawson und viele weitere<br />
geben sich hier auf amüsante<br />
Weise die Klinke in die Hand. Dass<br />
man jederzeit merkt, dass damit<br />
nur über ein kaum vorhandenes<br />
Drehbuch hinweggetäuscht wer-<br />
Kevin Smiths<br />
„View Askewniverse“<br />
Das View Askewniverse ist ein<br />
von Regisseur Kevin Smith ins<br />
Leben gerufenes fiktionales filmisches<br />
Universum, das nach<br />
Smiths Produktionsfirma View<br />
Askew benannt wurde und seit<br />
1994 existiert. Ähnlich dem<br />
ungleich bekannteren Marvel<br />
Cinematic Universe (MCU) wird<br />
es von einer gleichbleibenden<br />
Riege von Figuren bevölkert,<br />
deren Wege und Geschichten<br />
sich häufig kreuzen. Jay und<br />
Silent Bob sind die einzigen<br />
Figuren, die ohne Ausnahme<br />
in allen Filmen des View Askewniverse<br />
auftauchen.<br />
Dies sind die Spielfilme, die<br />
dem Universum zugerechnet<br />
werden (in chronologischer<br />
Reihenfolge):<br />
- Clerks<br />
- Mallrats<br />
- Chasing Amy<br />
- Dogma<br />
- Jay and Silent Bob Strike Back<br />
- Clerks II<br />
- Jay and Silent Bob´s Super<br />
Groovy Cartoon Movie!<br />
- Jay and Silent Bob Reboot<br />
den soll und der Film kaum mehr<br />
als eine Aneinanderreihung von<br />
mal lustigen, mal eher peinlichen<br />
Sketchen darstellt <strong>–</strong> geschenkt.<br />
Wirklich langweilig wird´s jedenfalls<br />
nicht im neuesten Ausflug ins<br />
View Askewniverse <strong>–</strong> vor allem<br />
nicht, wenn man schon Erfahrung<br />
mit den Figuren hat (der Film bedient<br />
die Fans fast schon zu sehr)<br />
und die deutsche Synchronisation<br />
meidet. Und wer, so wie der Regisseur,<br />
seine Tochter auf den Namen<br />
„Harley Quinn“ tauft, der geht<br />
seine Nerdyness jedenfalls mit der<br />
gebührenden Ernsthaftigkeit an.<br />
HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong> 29
SO LIEFEN DIE ERSTEN BRANCHENEVENTS nach COrona<br />
GREAT RESET<br />
Es geht wieder los! Während<br />
Fußballfans offenbar<br />
weltweit schon länger<br />
Vorzüge genießen, werden<br />
nun nach und nach auch<br />
wieder andere Veranstaltungen<br />
diverser Größenordnungen<br />
durchgeführt.<br />
Vom Club-Besuch bis<br />
zur Konferenz ist derzeit<br />
wieder einiges (unter<br />
Einschränkungen) möglich,<br />
was vor wenigen Jahren<br />
noch niemals ein Problem<br />
darstellte. Schön! Schön<br />
auch, dass es nun also auch<br />
mit den Cannabis-Events<br />
wieder losgeht. Nach etwa<br />
anderthalb Jahren waren<br />
die ersten Cannabis-Events<br />
in Deutschland das ICBC<br />
Global Investment Forum<br />
sowie die anschließende<br />
International Cannabis<br />
Conference in Berlin. Wir<br />
haben uns mit Ausrichter<br />
Alex Rogers unterhalten,<br />
der diese beiden sowie viele<br />
weitere ICBC-Veranstaltungen<br />
auf der ganzen Welt<br />
durchführt, und hoffen,<br />
dass sich seine Prognose für<br />
die erste richtige Legalisierung<br />
in Europa bewahrheitet.<br />
Doch lest selbst...<br />
Kleiner Event-Kalender<br />
Cultiva<br />
19.-<strong>21</strong>. November 20<strong>21</strong>, Wien<br />
Cannatrade<br />
20.-22. Mai 2022, Bern<br />
Cannafair<br />
26.-28. August 2022, Düsseldorf<br />
ICBC<br />
Hi Alex, herzlichen<br />
Glückwunsch zur gelungenen<br />
ICBC Berlin und<br />
GIF Berlin. Auch wir<br />
waren vor Ort und haben<br />
uns sehr wohlgefühlt und sehr<br />
gefreut, einmal wieder viele bekannte<br />
Gesichter aus der Branche<br />
zu sehen. Wie lange war eure Corona-Pause<br />
und wie fühlt es sich<br />
an, endlich wieder eine Veranstaltung<br />
durchführen zu können? Wie<br />
viele Besucher durften in Berlin<br />
unter den Coronabestimmungen<br />
hinein?<br />
In diesem Jahr waren wir auf 1.000<br />
Teilnehmer beschränkt. Obwohl<br />
es eine kleinere Veranstaltung als<br />
sonst war, waren wir sehr froh,<br />
dass sie stattfinden konnte, da unsere<br />
letzte Veranstaltung davor im<br />
Februar 2020 in San Francisco<br />
stattgefunden hat.<br />
Ihr habt die 3G-Regel angewandt<br />
(geimpft, genesen oder getestet).<br />
Wurde das von den Ausstellern<br />
und Besuchern so akzeptiert oder<br />
gab es auch Diskussionen über<br />
Sinn und Zweck? Haltet ihr das<br />
selbst für ein sinnvolles Modell<br />
für die nähere Zukunft?<br />
Ich denke, dass Politiker und Verwaltungsangestellte<br />
ganz allgemein<br />
immer wieder schlechte politische<br />
Entscheidungen treffen. Das haben<br />
wir in den letzten 50 Jahren bei der<br />
Drogenkriminalisierung gesehen.<br />
Gute Entscheidungen werden immer<br />
von unten nach oben getroffen,<br />
nicht von oben nach unten.<br />
Ich denke, es ist genug, und es ist<br />
ICBC<br />
an der Zeit, dass wir unser Leben<br />
wieder auf der Grundlage persönlicher<br />
Freiheit und Ungebundenheit<br />
leben. Wenn jemand keine Lust<br />
hat, rauszugehen, dann sollte er<br />
drinnen bleiben. So einfach ist das.<br />
Keine Regierung sollte in der Lage<br />
sein, die individuelle Bewegungsfreiheit<br />
zu kontrollieren oder zu<br />
bestimmen, ob eine Person frische<br />
Luft atmen darf.<br />
Erstmals habt ihr auch das Global<br />
Investment Forum in Berlin<br />
veranstaltet. Aufgrund des landesweiten<br />
Bahnstreiks sind wir<br />
von der <strong>Highway</strong>-Redaktion<br />
leider erst nach Ende der Veranstaltung<br />
angekommen. Berichte<br />
uns doch kurz von Sinn und<br />
Zweck des GIF und den Highlights.<br />
30 HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong>
Ja, ich habe von dem Streik gehört.<br />
Tut mir leid, dass ihr zu spät gekommen<br />
seid! Das GIF ist unsere<br />
neue Reihe von Investitionsveranstaltungen.<br />
Wir bringen Unternehmen<br />
mit kompetenten Entwicklern<br />
zusammen und Investoren mit den<br />
besten Cannabisunternehmen und<br />
Start-ups in Europa und den USA.<br />
Es handelt sich um sehr hochkarätige,<br />
eher kleinere Veranstaltungen.<br />
Ihr habt dieses Jahr auch ein<br />
GIF in Zürich veranstaltet und<br />
seit eine Kooperation mit der<br />
CB Expo eingegangen, die direkt<br />
nach eurem eigenen Event stattfand.<br />
Beißt sich das nicht ein wenig<br />
oder seht ihr die CB Expo, die<br />
ja doch einen größeren Fokus auf<br />
CBD, Schweizer Firmen und den<br />
Freizeit-Bereich legt lediglich als<br />
Ergänzung?<br />
Wir sind ohne Frage eine Ergänzung.<br />
Wir hatten geplant, unsere<br />
Veranstaltungen direkt aneinander<br />
angrenzen zu lassen, aber Terminkonflikte<br />
an unseren jeweiligen<br />
Veranstaltungsorten ließen dies<br />
nicht zu. Das GIF in Zürich wird<br />
nächstes Jahr vom 8. bis 9. September<br />
im Dolder Grand stattfinden<br />
und die CB Expo wird direkt im<br />
Anschluss stattfinden, ab dem 10.<br />
September.<br />
Und was sind die Unterschiede<br />
zwischen GIF Berlin und GIF<br />
Zürich gewesen?<br />
Die ICBC Berlin ist eine riesige<br />
Veranstaltung, und so kommen<br />
dort auch die Besucher des GIF<br />
aus der ganzen Welt. Obwohl wir<br />
auch in Zürich viele Länder vertreten<br />
haben, sind die meisten Investoren<br />
dort aus der Schweiz.<br />
Wie seht ihr das zahlreiche Aufkommen<br />
der vielen neuen Cannabismessen<br />
und Cannabis-Events<br />
in Europa kurz vor Corona? Wird<br />
sich der Trend fortsetzen oder ist<br />
der Dämpfer durch Corona zu<br />
groß? Und glaubst du, ist derzeit<br />
überhaupt Platz in Europa für<br />
ein Dutzend Veranstaltungen und<br />
Messen pro Land?<br />
Ich unterstütze das alles, solange<br />
die Organisatoren gute Arbeit<br />
leisten. Ich kann nicht sagen, wie<br />
groß die Nachfrage der Menschen<br />
sein wird, aber ich denke, die Leute<br />
sind grundsätzlich bereit, rauszugehen<br />
und Geschäfte vis-à-vis zu<br />
machen. Ich bin sehr dankbar, dass<br />
wir als ICBC unsere Marke zum<br />
führenden B2B-Namen in Europa<br />
machen konnte. Ich glaube, dass<br />
es für Leute, die noch keine gut<br />
etablierte Marke haben, schwierig<br />
werden könnte, Veranstaltungen<br />
abzuhalten.<br />
Wie ist deine Einschätzung <strong>–</strong> welches<br />
europäisches Land wird als<br />
erstes eine vollständige Legalisierung<br />
umsetzen?<br />
Deutschland. Andere Länder<br />
könnten eine eingeschränkte Version<br />
einer Legalisierung vornehmen,<br />
aber ich glaube, dass Deutschland<br />
das erste robuste und bundesweit<br />
einheitliche Gesetz haben wird.<br />
Das ist eine Vorhersage, die ich vor<br />
einem Jahr nicht gemacht hätte,<br />
aber aufgrund der Umwälzungen<br />
im deutschen Parlament und der<br />
demographischen Entwicklung der<br />
Wählerschaft ist eine baldige Legalisierung<br />
in Deutschland für mich<br />
eine logische Folgeeinschätzung<br />
geworden.<br />
Und was werden die größten<br />
Cannabis-Trends der kommenden<br />
zwei, drei Jahre in Europa?<br />
Die Nachfrage nach der ICBC ist<br />
Alex Rogers,<br />
Organisator und<br />
Gründer der ICBC<br />
so groß wie nie zuvor in den sieben<br />
Jahren, in denen wir Veranstaltungen<br />
durchführen. Die Politik<br />
treibt die Wirtschaft an und die<br />
Wirtschaft treibt die Politik an. In<br />
drei Jahren werden viele Länder<br />
den Handel legalisiert haben. Außerdem<br />
können wir erwarten, dass<br />
riesige Mengen an ausländischen<br />
Investitionen auf den europäischen<br />
Kontinent fließen werden. Die<br />
Cannabisindustrie befindet sich<br />
in Europa noch in den Anfängen.<br />
Ich erwarte, dass sie in den nächsten<br />
fünf bis sieben Jahren die am<br />
schnellsten wachsende Branche der<br />
Region sein wird.<br />
Alex, wir danken dir für das Gespräch!<br />
Lobby für Hanf<br />
Der Deutsche Hanfverband ist im Kontakt mit Abgeordneten aller im<br />
Bundestag vertretenen Parteien.<br />
Auf öffentlichen Veranstaltungen, parlamentarischen Anhörungen<br />
und mit Hintergrundgesprächen werben wir direkt an den<br />
Schaltstellen der Macht für die Legalisierung von Cannabis.<br />
hanfverband.de<br />
HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong> 31
Vom 11. bis 12. September<br />
fand in der<br />
Eventhalle StageOne<br />
in Zürich die CB Expo<br />
<strong>–</strong> Cannabis Business<br />
Expo <strong>–</strong> statt. Aussteller aus der<br />
Schweiz, den USA, den umliegenden<br />
europäischen Ländern<br />
sowie aus Südafrika, Australien<br />
und Uruguay stellten ihre Produkte<br />
und Dienstleistungen vor,<br />
Universitäten berichteten über<br />
neueste Forschungsergebnisse in<br />
Pflanzenzucht und hochkarätige<br />
Rednerinnen und Redner diskutierten<br />
über Entwicklungen und<br />
Trends des internationalen Cannabisgeschäfts.<br />
Eröffnet wurde<br />
die CB Expo von Christa Markwalder,<br />
Nationalrätin der schweizerischen<br />
FDP, die sich im Parlament<br />
stets für einen liberalen<br />
und pragmatischen Umgang mit<br />
der vielfältigen Cannabispflanze<br />
eingesetzt hat <strong>–</strong> zuletzt mit<br />
einem erfolgreichen Vorstoß für<br />
den Anbau und Export von medizinischem<br />
Cannabis. Das Bundesamt<br />
für Gesundheit sowie das<br />
Bundesamt für Lebensmittelsicherheit<br />
und Veterinärwesen waren<br />
ebenso vertreten, und neben<br />
den großen Schweizer CBD- und<br />
Cannabis-Firmen traten zahlreiche<br />
einflussreiche internationale<br />
Gäste auf. Wir haben uns nach<br />
dem Event mit Geschäftsführer<br />
Ben Arn getroffen und ihn zur<br />
ersten Ausrichtung der CB Expo<br />
befragt.<br />
Ben Arn, Organisator<br />
und Gründer der CB Expo<br />
und der Cannatrade<br />
CB Expo<br />
Hallo Ben, herzlichen Glückwunsch<br />
noch mal zur gelungenen<br />
CB Expo, die im September<br />
zum ersten Mal stattfand. Wie<br />
war es für euch, nach der langen<br />
Pause wieder eine Veranstaltung<br />
durchführen zu können <strong>–</strong><br />
und welche coronaspezifischen<br />
Schwierigkeiten haben sich<br />
euch dabei in den Weg gestellt?<br />
Grundsätzlich war es natürlich<br />
eine riesige Erleichterung über<br />
zwei Jahre nach der letzten<br />
durchgeführten Messe wieder<br />
eine Messe abhalten zu können.<br />
Richtig geil, definitiv! Die Corona-Schwierigkeiten<br />
bestanden<br />
für uns vor allem zu Beginn des<br />
Jahres, als wir ins blaue Hinein<br />
planen mussten. Doch nun können<br />
wir sagen: vielen, vielen<br />
Dank ans Universum, dass<br />
es besser gekommen ist als<br />
wir das Anfang des Jahres<br />
erwartet hätten. Auch dass<br />
die allgemeine Impfpolitik<br />
schon so weit etabliert war,<br />
dass sich niemand darüber<br />
beschwert hat, und dass<br />
technisch mit der Überprüfung<br />
der Zertifikate alles<br />
funktioniert hat, ist prima<br />
gelaufen. Und dass die Menschen<br />
wieder gereist sind,<br />
ist natürlich toll. Wir hatten<br />
über 70 Prozent Besucher<br />
aus dem Ausland und das<br />
hätten wir Anfang des Jahres<br />
nicht erwartet und nicht<br />
zu träumen gewagt.<br />
lassregeln wurden von den<br />
Ausstellern und Besuchern so<br />
akzeptiert <strong>–</strong> oder gab es etwa<br />
doch auch kleinere Diskussionen<br />
über Sinn und Zweck der<br />
Maßnahmen?<br />
Ja genau, es war so, dass man<br />
nicht nur geimpft oder genesen<br />
erscheinen durfte, sondern sich<br />
auch, auch hier bei uns vor Ort,<br />
testen lassen konnte. Und ich<br />
denke es war allen klar, denn die<br />
Regeln sind überall die gleichen<br />
<strong>–</strong> egal, was man darüber denkt.<br />
Daher ist auch alles reibungslos<br />
gelaufen.<br />
Wollt ihr diese Regeln so beibehalten?<br />
Das ist weniger eine Ansichtssache,<br />
was ich davon halte, sondern<br />
eben eine Gegebenheit, die<br />
die Gesellschaft vorschreibt. Wir<br />
machen Live-Events und wir<br />
haben gesehen, unsere Kunden<br />
mögen nach wie vor Live-Events,<br />
also werden wir auch weiter<br />
solche veranstalten, so wie das<br />
möglich sein wird.<br />
Die CB Expo war ja ein reines<br />
Business-Event. Haben sich die<br />
Aussteller eine ruhigere, privatere<br />
Alternative zur regulären<br />
Cannatrade, die ihr ja auch<br />
veranstaltet, und die ja B2Bund<br />
B2C-Event zugleich ist,<br />
gewünscht, oder wie kam es zu<br />
der Entwicklung des Formats?<br />
Du sagst, die Corona-Ein-<br />
CB Expo<br />
32 HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong>
Der Wunsch, ein zweites Event<br />
ins Leben zu rufen, das den Fokus<br />
allein auf B2B legt, lag schon<br />
lange auf unserem Pult. Ein bisschen<br />
kann man auch fast Corona<br />
die Schuld geben, dass es nun<br />
passiert ist, weil wir das letzte<br />
Jahr zum ersten Mal richtig Zeit<br />
hatten, etwas Neues zu planen.<br />
Normalerweise erfüllt uns die<br />
Cannatrade, aber die wurde ja<br />
verschoben und so hatten wir<br />
Zeit, die CB Expo ins Leben zu<br />
rufen. Vor einem Jahr haben wir<br />
den CB Club veranstaltet, sozusagen<br />
als kleines Test-Event<br />
dafür. Die Feedbacks waren gut<br />
und so hat das eine das andere<br />
ergeben.<br />
Und wie war die Resonanz auf<br />
die CB Expo, dürfen wir mit<br />
einer jährlichen Ausrichtung<br />
rechnen?<br />
Die Feedbacks der Kunden waren<br />
bislang gewaltig gut. Praktisch<br />
alle Aussteller haben schon<br />
bereits für nächstes Jahr gebucht<br />
und daher werden wir 2022 wieder<br />
die CB Expo veranstalten.<br />
Das Konzept ging auch insofern<br />
auf, als dass wir eine andere<br />
Zielgruppe als die der Cannatrade<br />
angesprochen haben. Wir<br />
hatten nicht nur über 70 Prozent<br />
ausländische Kunden, wir hatten<br />
auch über 70 Prozent neue<br />
Kunden <strong>–</strong> also nicht bestehende<br />
Cannatrade-Kunden. Wir freuen<br />
uns aber natürlich auch ebenso,<br />
nächstes Jahr wieder die Cannatrade<br />
zu machen, die B2B- und<br />
B2C-Klientel anspricht. Dort<br />
liegt der Fokus dann mehr auf<br />
Blüten, auf dem Rauchen, dem<br />
Konsumieren.<br />
Ihr habt dieses Jahr auch eine<br />
Kooperation mit der International<br />
Cannabis Business Conference<br />
(ICBC) gehabt, die nur<br />
wenige Tage vor eurem eigenen<br />
Event in Zürich stattfand.<br />
Überschneidet sich das nicht<br />
thematisch ein wenig oder seht<br />
ihr die ICBC mit ihrem Fokus<br />
auf Medizin und nordamerikanische<br />
Firmen rein als Ergänzung<br />
zur CB Expo?<br />
Also, es war dieses Jahr hier in<br />
Zürich keine ICBC mehr im Stil<br />
der ICBC in Berlin, sondern vor<br />
unserem Event fand das ICBC<br />
Global Investment Forum statt,<br />
wo es ausschließlich um Investoren<br />
und Firmen, die Investoren<br />
suchen, geht. Und das ergänzt<br />
sich bestens. Die<br />
CB Expo zieht<br />
CB Expo<br />
logischerweise<br />
auch Investoren<br />
an, die Firmen<br />
anschauen wollen,<br />
aber der<br />
Hauptfokus liegt<br />
auf B2B. Es geht<br />
vorrangig um<br />
Unternehmen,<br />
die sich treffen<br />
und ihre Waren<br />
und Dienstleistungen<br />
austauschen<br />
wollen.<br />
Deshalb war es<br />
in Absprache<br />
mit der ICBC so<br />
geplant, dass sie<br />
das Global Investment<br />
Forum<br />
machen und wir den B2B-Part<br />
übernehmen.<br />
Wie du gerade sagtest, findet<br />
im Mai 2022 dann aller Voraussicht<br />
nach auch endlich wieder<br />
die Cannatrade statt. Im Sommer<br />
habt ihr 20-jähriges Jubiläum<br />
gefeiert und seid damit die<br />
langjährigste Cannabismesse in<br />
Europa. Welche Unterschiede,<br />
Fort- und vielleicht auch Rückschritte<br />
kannst du über diese<br />
Zeitspanne ausmachen?<br />
Puh, da könnte ich ein ganzes<br />
Buch drüber schreiben, was wir<br />
in zwanzig Jahren Schweizer<br />
und damit auch internationaler<br />
Cannabisgeschichte erlebt haben.<br />
Es war eine Achterbahnfahrt<br />
von quasi-legal, als die<br />
Cannatrade 2001 entstanden ist,<br />
hin zu super-illegal um die Jahre<br />
um 2010 herum, als man nicht<br />
mal mehr eine Pflanze ausstellen<br />
durfte und dann noch das Rauchverbot<br />
obendrauf kam. Bis dahin<br />
wurde ja in den Hallen noch geraucht.<br />
Und jetzt mit dem CBD<br />
kam eigentlich die Wiederauferstehung<br />
<strong>–</strong> und wäre 2020 nicht<br />
ausgefallen, wäre es die bisher<br />
größte Cannatrade geworden.<br />
Diese findet nun aber also zwei<br />
Jahre später statt.<br />
Jetzt auf der CB Expo war hier<br />
und da bereits Cannabigerol<br />
(CBG) ein Thema. Auch haben<br />
wir gesehen, dass CBG als Rubrik<br />
für Aussteller der kommenden<br />
Cannatrade mit aufgeführt<br />
ist. Dürfen wir deiner Einschätzung<br />
nach mit CBG einen ähnlichen<br />
Hype wie bei CBD erleben?<br />
Ich möchte mich da nicht zu weit<br />
aus dem Fenster lehnen, aber ich<br />
glaube nicht, dass es denselben<br />
Hype wie bei CBD geben wird.<br />
Was CBD hier in der Schweiz<br />
gemacht hat, dass auf einmal<br />
eine Blüte da war, die man legal<br />
rauchen durfte und darf, aber die<br />
nicht berauschend ist <strong>–</strong> also ich<br />
glaube, einen zweiten solchen<br />
Hype wird es nicht noch einmal<br />
geben. Ich bin da aber auch insofern<br />
die falsche Ansprechperson,<br />
als ich kein Forscher und<br />
kein Grower bin. Aber was ich<br />
spannend finde, ist, dass die<br />
Cannabispflanze ja über 400<br />
Inhaltsstoffe und über Hundert<br />
Cannabinoide beinhaltet. Also,<br />
was da noch alles erforscht werden<br />
wird und auf uns zukommen<br />
kann <strong>–</strong> ich denke, es wird noch<br />
einen allgemeinen Cannabis-Hype<br />
geben, nicht nur auf CBG bezogen.<br />
Wie ist die allgemeine Stimmung<br />
bezüglich Cannabis in der<br />
Schweiz? Rechnet ihr mit Gesetzeslockerungen<br />
in der nächsten<br />
Zeit?<br />
Die sind ja bereits passiert und<br />
nun in der Umsetzung. Diese<br />
zwei großen Themen, die auch<br />
die Hauptpunkte der CB Expo<br />
waren: einmal Anbau und Export<br />
sowie vereinfachte Verschreibung<br />
an Patienten von medizinischem<br />
Cannabis. Das Gesetz<br />
ist im Parlament durch und wird<br />
2022 in Kraft treten. Und der andere<br />
große Punkt sind die Pilotprojekte<br />
für die Abgabe von Cannabis<br />
an Freizeitkonsumenten,<br />
die nächstes Jahr starten. Von<br />
daher erwarte ich jetzt auf kur-<br />
ze Sicht keine weiteren Gesetzesänderungen,<br />
sondern man wird<br />
diese beiden Dinge starten und<br />
notabene auch anpassen müssen.<br />
Weil die Thematik ja doch so<br />
groß ist, zum Beispiel mit dem<br />
Freizeitkonsum macht man jetzt<br />
Pilotprojekte und da steht definitiv<br />
das Ziel dahinter, das dann in<br />
einen neues Gesetz umzuarbeiten.<br />
Aber das wird, so denke ich,<br />
drei bis fünf Jahre dauern, bis es<br />
so weit ist.<br />
Und ihr selbst, habt ihr eigentlich<br />
schon jemals Schwierigkeiten<br />
mit Staat oder Polizei wegen<br />
der Ausrichtung von euren<br />
Cannabis-Events gehabt? Du<br />
sagtest, es gab auch eine Zeit,<br />
in der keine Pflanzen mehr aufgestellt<br />
werden durften.<br />
Wir waren jahrelang die am<br />
besten kontrollierte Messe der<br />
Schweiz, haben wir immer gesagt.<br />
Ich bin seit 2008 Geschäftsführer<br />
der Cannatrade und wir<br />
hatten und haben in dieser Zeit<br />
immer ein gutes Verhältnis zu<br />
den Behörden gepflegt <strong>–</strong> was wir<br />
am Ende des Tages unseren Ausstellern<br />
auch schuldig sind, da<br />
wir diese in keinerlei Schwierigkeiten<br />
bringen wollen. Das setzt<br />
die gute Zusammenarbeit mit<br />
den Behörden voraus. Bislang<br />
hat man immer sehr coole und<br />
manchmal auch sehr pragmatische<br />
Lösungen gefunden, um allen<br />
irgendwie gerecht zu werden.<br />
Das freut uns sehr zu hören.<br />
Wir danken dir für das Interview<br />
und sehen uns spätestens<br />
im Mai in Bern auf der Cannatrade!<br />
HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong> 33
„CBD-Heilen mit Hanf“ <strong>–</strong> EIne LEseprobe<br />
Der ENTOURAGE-EFFEKT:<br />
DAS GANZE IST MEHR ALS<br />
DIE SUMME SEINER TEILE<br />
Cannabidiol (CBD) ist ein Wirkstoff der Hanfpflanze, die in der<br />
Volksmedizin seit Jahrhunderten Anwendung findet. Ihm werden<br />
Heilwirkungen bei unterschiedlichsten Beschwerden nachgesagt.<br />
Derzeit erlebt CBD weltweit einen Boom als Nahrungsergänzungsmittel,<br />
in einigen Ländern auch als Arzneimittel und<br />
Zutat in Pflegeprodukten. Doch was ist dran an dem Hype,<br />
der um CBD gemacht wird? Was kann Cannabidiol wirklich?<br />
Diesen und weiteren Fragen geht Milan Hartmann in seinem<br />
Buch „CBD <strong>–</strong> Heilen mit Hanf“ auf den Grund. Sein Fazit: Nach<br />
aktuellen wissenschaftlichen Studien und Aussagen von Anwendern<br />
ist das Cannabinoid CBD u. a. hilfreich bei Stress, chronischen<br />
Schmerzen, Einschlafstörungen, innerer Unruhe, Migräne,<br />
Muskelverspannungen sowie Entzündungen <strong>–</strong> und sollte<br />
in keiner Hausapotheke fehlen! Vorliegender, leicht gekürzter<br />
Leseauszug beschäftigt sich mit dem Endocannabinoidsystem.<br />
Heilen mit Hanf<br />
Hans-Nietsch-Verlag<br />
ISBN: 978-3862648641<br />
In dem 191 Seiten starken,<br />
dieses Jahr erstmals<br />
erschienenen Buch werden<br />
neben weiteren wertvollen<br />
Informationen alles Wichtige<br />
zu Cannabinoiden, dem<br />
Endocannabinoid-System<br />
und dem heilenden Potential<br />
von CBD auch Praxis-Hinweise<br />
geboten und<br />
die Rechtslage dargelegt.<br />
Die Ernährungswissenschaft<br />
und die Naturheilkunde<br />
bezeichnen das komplexe<br />
Zusammenspiel von mehreren<br />
Inhaltsstoffen als „Synergie“.<br />
Genauer gesagt, beschreibt<br />
das Wort Synergie das Zusammenwirken<br />
verschiedener Stoffe, die sich<br />
gegenseitig fördern und daraus resultierend<br />
einen gemeinsamen, teilweise<br />
einzigartigen Nutzen generieren.<br />
Als eine Umschreibung von Synergie<br />
lässt sich Aristoteles’ These „Das<br />
Ganze ist mehr als die Summe seiner<br />
Teile“ verstehen. In Zusammenhang<br />
mit CBD und Cannabis spricht man<br />
hier auch von einem „Entourage-Effekt“:<br />
Gemeint ist die Wirkung des<br />
Zusammenspiels aller Cannabinoide<br />
und Pflanzeninhaltsstoffe <strong>–</strong> also eine<br />
synergetische Wirkung gegenüber<br />
der Wirkung isolierter Cannabinoide.<br />
Bei der Synergie von Cannabis-Inhaltsstoffen<br />
ist insbesondere die<br />
Wirkung der Kombination aus Cannabinoiden,<br />
Terpenen Flavonoiden<br />
und Chlorophyll interessant. Zweifellos<br />
sind unter den Tausenden von<br />
pflanzlichen Inhaltsstoffen des Hanfs<br />
viele bioaktive Substanzen zu finden,<br />
die zu der Wirkung dieser Pflanze<br />
als Heilmittel beitragen. Obgleich<br />
die Idee der Synergie inzwischen in<br />
der Cannabis-Industrie und bei den<br />
Verbrauchern Fuß gefasst hat, habe<br />
ich bislang nur wenige Studien zu<br />
diesem Thema gefunden.<br />
Die Studien zum<br />
Entourage-Effekt, die bereits vorliegen,<br />
befassen sich derzeit noch<br />
überwiegend mit THC-haltigem<br />
Cannabis und der Steuerung der psychoaktiven<br />
Wirkungen der Pflanze.<br />
CBD wird hier auf sein Potenzial<br />
hin untersucht, die Nebenwirkungen<br />
von THC abzumildern oder zu verstärken.<br />
(CBD ist übrigens bereits in<br />
einigen THC-haltigen hanfbasierten<br />
Arzneimitteln enthalten.)<br />
Klinisch erwiesen ist,<br />
dass beispielsweise ein THC-CBD-<br />
Mundspray (Sativex) Angst, Stress<br />
und Druck-Gefühle lindert, wohingegen<br />
reines THC (Dronabinol)<br />
solche Gefühle auslösen kann. Der<br />
Vorteil, der in einer Synergie mehrerer<br />
Pflanzeninhaltsstoffe verglichen<br />
mit einer Einzelsubstanz wie einem<br />
Cannabinoid-Isolat liegt, geht aus<br />
einer Studie mit Zellkulturen und<br />
Tierversuchen vom November 2018<br />
hervor, dass die Antitumorwirksamkeit<br />
eines pflanzlichen Hanfvollextrakts<br />
bei verschiedenen Brustkrebsarten<br />
verglichen mit der von reinem<br />
THC (Einzelsubstanz, Isolat) höher<br />
war. Die Ergebnisse deuten darauf<br />
hin, dass Cannabis-Extrakte anstelle<br />
von reinen Cannabinoiden als Teil<br />
der Therapie zur Behandlung von<br />
Brustkrebs eingesetzt werden könnten.<br />
Leider fehlen bislang Studien<br />
zur Unterscheidung der Wirkung<br />
von CBD-Vollspektrum-Extrakten<br />
<strong>–</strong> der Begriff „Vollspektrum“<br />
meint, dass die Gesamtheit an<br />
Pflanzeninhaltsstoffen enthalten<br />
ist <strong>–</strong> und reinem isoliertem CBD.<br />
Der Entourage-Effekt, die synergetische<br />
Wirkung also, kann nur<br />
bei CBD-Ölen eintreten, die einen<br />
Vollspektrum-Extrakt enthalten.<br />
Zur genaueren Unterscheidung der<br />
verschiedenen CBD-Produkte und<br />
der Begriffe „Vollspektrum-Extrakt“<br />
und „Isolat“ lesen Sie im Folgenden.<br />
Milan Hartmann,<br />
Jahrgang 1986, ist Ernährungswissenschaftler,<br />
in<br />
zahlreichen alternativen<br />
Heilmethoden ausgebildet<br />
und steht für eine gesunde<br />
Lebensweise zum Wohl<br />
des größeren Ganzen. Mit<br />
seinen Büchern möchte er<br />
die Leser zu einem gesunden<br />
und glücklichen Lebensstil<br />
inspirieren. Milan Hartmann<br />
hat mehrere Jahre berufliche<br />
Erfahrung mit Superfoods<br />
und Nahrungsergänzungsmitteln.<br />
Seit Anfang 2019<br />
arbeitet er in der Nutzhanfund<br />
medizinisch orientierten<br />
Cannabis-Branche. Der Autor<br />
lebt mit seiner Frau und<br />
den gemeinsamen Kindern<br />
in Radebeul bei Dresden.<br />
Ebenfalls erhältlich sind von<br />
ihm die Bücher „Superfood-Smoothies“<br />
sowie<br />
„Fitness für die Zellen“.<br />
34 HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong>
„Mazerat“ oder auch „Aroma-Öl“<br />
und „Hanf-Öl“ lesen. Was das jeweils<br />
genau meint, wie viel CBD<br />
und THC enthalten sind und ob<br />
bei der Einnahme des betreffenden<br />
Produkts ein gesundheitsfördernder<br />
Entourage-Effekt zu erwarten<br />
ist, darüber gibt die Tabelle auf<br />
der linken Seite einen Überblick:<br />
Es gibt also verschiedene Produkte,<br />
die sich durch ihre Inhaltsstoffe<br />
und damit natürlich auch durch<br />
ihre Wirkkräfte unterscheiden.<br />
Sehen Sie sich also die Produktbezeichnung<br />
auf der Verpackung<br />
Ihres CBD-Öls genau an.<br />
CBD-Vollspektrum-Extrakte: Alles<br />
drin, was guttut!<br />
Entourage-Effekt bei verschiedenen Hanfprodukten (Tabelle aus dem Buch)<br />
CBD-Öle <strong>–</strong> Was genau ist drin?<br />
Der aus Nutzhanf hergestellte<br />
Extrakt kann eine festgelegte, angegebene<br />
Menge an CBD und unterschiedlich<br />
viel an sekundären<br />
Pflanzenstoffen enthalten. Dieser<br />
Extrakt wird in der Regel mit einem<br />
Trägeröl wie Hanfsamenöl,<br />
MCT-Öl, Olivenöl, Sonnenblumenöl<br />
oder einem anderen Speiseöl<br />
vermischt: Dieses „CBD-Öl“ ist<br />
derzeit die verbreitetste Methode,<br />
CBD einzunehmen. Die Tropfen<br />
werden mit der Pipette unter die<br />
Zunge geträufelt. Allerdings sind<br />
auch reine „CBD-Extrakte“ ohne<br />
Trägeröl zur Einnahme erhältlich!<br />
Was CBD-Öle und<br />
-Extrakte anbelangt, so gibt es<br />
verschiedene Bezeichnungen für<br />
sehr unterschiedliche Produkte:<br />
Auf den Verpackungen kann man<br />
„Vollspektrum“, „Breitspektrum“,<br />
Ein solcher Extrakt kommt in der<br />
Zusammensetzung der natürlichen<br />
Nutzhanfpflanze am nächsten.<br />
Alle bereits aufgeführten gesundheitlichen<br />
Vorteile, die Terpene,<br />
Flavonoide und Chlorophyll bieten,<br />
finden sich in einem Vollspektrum-Extrakt<br />
wieder. Natürliche<br />
Vollspektrum-Extrakte, die nicht<br />
künstlich mit CBD-Isolat angereichert<br />
wurden, haben einen relativ<br />
geringen Gehalt an CBD (weniger<br />
als 10 Prozent) und einen hohen<br />
Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen,<br />
der sie meiner Ansicht nach<br />
zu den gesundheitlich wertvollsten<br />
Produkten macht. CBD-Vollspektrum-Ölen<br />
mit einem CBD-Gehalt<br />
von mehr als 10 Prozent wurde<br />
aller Wahrscheinlichkeit nach<br />
CBD-Isolat oder CBD-Destillat<br />
zugefügt, was jedoch keinesfalls<br />
negativ zu bewerten ist.<br />
Achten Sie beim Kauf<br />
von CBD-Vollspektrum-Produkten<br />
auf den THC-Gehalt <strong>–</strong> nicht<br />
nur wegen des rechtlichen Aspekts,<br />
sondern auch wegen der Dosierung,<br />
denn: Manche Menschen reagieren<br />
bereits auf geringe Mengen<br />
THC von weniger als 0,2 Prozent<br />
HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong> 35
empfindlich, was schlimmstenfalls<br />
zu einer verminderten Fahrtüchtigkeit<br />
im Straßenverkehr führen<br />
kann. Reagieren Sie auf THC sensibel,<br />
dann sollten Sie von solchen<br />
Produkten nur wenige Tropfen am<br />
Tag einnehmen oder auf Produkte<br />
ausweichen, die nachweislich THCfrei<br />
sind.<br />
CBD-Breitspektrum-Extrakte:<br />
Gesundheit bei 0 % THC<br />
Ein Breitspektrum-Extrakt (englisch:<br />
broad-spectrum) ist im Grunde<br />
genommen nichts anderes als ein<br />
Vollspektrum-Extrakt <strong>–</strong> nur eben<br />
ohne THC. Oft wird hier einfach ein<br />
CBD-Vollspektrum-Extrakt im niedrigprozentigen<br />
Bereich mit einem<br />
Trägeröl verdünnt und dann mit<br />
CBD-Isolat oder hochprozentigem<br />
CBD-Destillat angereichert. Dadurch<br />
erzielen die Hersteller einen<br />
sehr niedrigen THC-Wert, zum Teil<br />
liegt dieser sogar unter 0,1 Prozent.<br />
CBD-Mazerat:<br />
Die volle Power in Öl<br />
Mit „Mazerat“ ist hier ein Ölauszug<br />
aus Nutzhanfblüten und -blättern<br />
gemeint. Da Cannabinoide überwiegend<br />
fettlöslich sind, gehen sie<br />
durch das Einlegen in Öl aus den<br />
Pflanzenteilen in das betreffende Öl<br />
über. Ein Mazerat kann durchaus<br />
als Vollspektrum-Auszug bezeichnet<br />
werden. Einige Hersteller wenden<br />
einen Warmölauszug an, legen die<br />
Hanfpflanzenteile also in ein erhitztes<br />
Öl ein. Das gewährleistet, dass<br />
zeitgleich eine Decarboxylierung<br />
stattfindet.<br />
Aroma-Öl: All inclusive!<br />
Die Bezeichnung „Aroma-Öl“<br />
meint in der Regel ein CBD-Vollspektrum-Öl.<br />
Sie sind mit und ohne<br />
künstliche angereicherte CBD-Isolate<br />
erhältlich. Die Hersteller weisen<br />
bei Aroma-Ölen darauf hin,<br />
dass sie nicht zum Verzehr geeignet<br />
sind. Diese Angabe mit dem<br />
Hinweis „zur Verwendung als Badezusatz“<br />
oder zum „Auftröpfeln<br />
auf ein Kissen“ kategorisiert dieses<br />
CBD-Öl automatisch nicht mehr<br />
als Lebensmittel, sondern als Gebrauchsgegenstand.<br />
Bei manchen<br />
Herstellern bekannter CBD-haltiger<br />
Nahrungsergänzungsmittel<br />
wurden Aroma-Öle mit CBD im<br />
Sortiment eingeführt. Fragen Sie<br />
direkt beim Hersteller nach, welche<br />
Verwendung er für diese Produkte<br />
empfiehlt. Nach meiner Erfahrung<br />
sind die meisten dieser Produkte<br />
auch zur innerlichen Anwendung<br />
geeignet. Fragen Sie beim Hersteller<br />
bitte auch gleich nach einer<br />
Cannabinoid- und Schadstoff-Analyse.<br />
Hanfsamenöl:<br />
Das perfekte Spektrum an Fettsäuren<br />
plus andere Helden im Dienst<br />
unserer Gesundheit<br />
In der Regel handelt es sich bei<br />
Hanföl um reines Hanfsamenöl<br />
ohne CBD und andere Cannabinoide.<br />
Solche Produkte werden nicht<br />
nur in Speiseölflaschen, sondern<br />
auch in Kapseln und Pipettenflaschen<br />
angeboten. Zur Herstellung<br />
von Hanföl werden die Samen<br />
(auch als „Hanfnüsse“ bezeichnet)<br />
der Nutzhanfpflanze verwendet.<br />
Hanfsamen enthalten mehr als 30<br />
Prozent Öl, etwa 25 Prozent Protein<br />
sowie beträchtliche Mengen<br />
an Ballaststoffen, Vitaminen und<br />
Mineralstoffen. Die Samen eignen<br />
sich daher auch als Snack, im Müsli<br />
oder in Smoothies optimal für eine<br />
gesunde ausgewogene Ernährung.<br />
Zur Herstellung von Öl werden<br />
die Hanfsamen für gewöhnlich kalt<br />
gepresst. Das gewonnene Öl kann<br />
eine grünlich-braune bis goldgelbe<br />
oder sogar fast durchsichtige Farbe<br />
haben, je nachdem, wie stark es<br />
nach dem Pressen filtriert (gereinigt)<br />
wurde. Eine grüne Färbung<br />
zeugt davon, dass reichlich Chlorophyll<br />
enthalten ist.<br />
Hanfsamenöl enthält<br />
ein perfektes Spektrum wertvoller<br />
mehrfach ungesättigter Fettsäuren,<br />
die zu über 80 Prozent<br />
enthalten sind. Es stellt also eine<br />
außergewöhnlich reiche Quelle für<br />
die beiden essentiellen Fettsäuren<br />
Linolsäure (Omega-6) und Alpha-Linolensäure<br />
(Omega-3) dar.<br />
Das Verhältnis von Omega-6- zu<br />
Omega-3-Fettsäuren in Hanföl<br />
liegt normalerweise zwischen 2 zu<br />
1 und 3 zu 1, was als optimal für<br />
die menschliche Gesundheit angesehen<br />
wird. Neben der wertvollen<br />
Fettsäuren ist Hanföl auch reich an<br />
Vitamin E und Betacarotinoiden<br />
(auch „Provitamin A“ genannt, das<br />
im Körper zu Vitamin A verstoffwechselt<br />
wird). Betacarotinoide<br />
wirken in unserem Körper als Antioxidantien<br />
und können aggressive<br />
freie Radikale binden und somit<br />
Zellschädigungen entgegenwirken.<br />
Zudem spielen sie eine entscheidende<br />
Rolle, was die Gesundheit<br />
unserer fünf Sinne (Sehen, Hören,<br />
Riechen, Schmecken, Tasten) und<br />
unsere Fruchtbarkeit anbelangt.<br />
CBD-Isolat und -Destillat <strong>–</strong> 90<br />
Prozent oder mehr reines CBD!<br />
Wenn Sie sich für ein komplett<br />
THC-freies Produkt interessieren,<br />
dann sind CBD-Isolate für Sie das<br />
Richtige. Sie lassen sich gut mit<br />
Trägeröl zur gewünschten Konzentration<br />
mischen, anschließend<br />
geben Sie sie am besten in eine<br />
Pipettenflasche, um das Öl ganz<br />
einfach tropfenweise einnehmen<br />
zu können. CBD-Isolate werden<br />
üblicherweise als Zusatzstoffe für<br />
E-Liquids angeboten und werden<br />
meines Wissens in keinem Falle als<br />
Lebensmittel vermarktet. Solange<br />
Sie vom Hersteller oder Verkäufer<br />
Schadstoff-Analysen bekommen,<br />
die eine umfangreiche Reinheit<br />
des Produkts dokumentieren, sollte<br />
der Verzehr bis zu einer Dosierung<br />
von maximal 350 Milligramm pro<br />
Tag unbedenklich sein. Der Begriff<br />
„Isolat“ sagt nichts darüber aus, ob<br />
es sich um einen natürlichen Extrakt<br />
oder um eine synthetisch hergestellte<br />
Substanz handelt. Selbst<br />
natürliches CBD-Isolat ist ein stark<br />
verarbeiteter Extrakt der Hanfpflanze.<br />
Salopp gesagt geht der Extraktionsprozess<br />
für ein Isolat dort weiter,<br />
wo der Herstellungsprozess für ein<br />
Vollspektrum-Extrakt aufhörte. Isolate,<br />
die auch als „CBD-Kristalle“<br />
vermarktet werden, sind meist zu<br />
95 bis 99,9 Prozent reines CBD.<br />
Andere Cannabinoide und sekundäre<br />
Pflanzenstoffe sind folglich nur<br />
noch zu 0,1 bis 5 Prozent enthalten.<br />
Während ein 95-prozentiges Isolat<br />
eben nur minimale Mengen weiterer<br />
Cannabinoide und sekundärer<br />
Pflanzenstoffe enthalten kann, sind<br />
in einem natürlichen Hanfextrakt<br />
immer relevante Mengen anderer<br />
Cannabinoide enthalten.<br />
Außerdem gibt es auch<br />
CBD-Destillate, die vom Prinzip<br />
her häufig ähnlich hohe CBD-Werte<br />
aufweisen, und zwar von 90 Prozent<br />
und aufwärts. Destillate enthalten<br />
allerdings <strong>–</strong> im Gegensatz zu<br />
Isolaten <strong>–</strong> noch ein etwas breiteres<br />
Spektrum an Cannabinoiden sowie<br />
mehr Terpene. Ihre Konsistenz<br />
erinnert an die von sehr dickflüssigem<br />
und klebrigem Akazienhonig.<br />
Destillate können Sie bereits<br />
mit 30 bis 50 Prozent CBD finden<br />
und manche Destillate sind sogar<br />
36 Feld HIGHWAY mit CBD-Cannabis<br />
<strong>06</strong>/<strong>21</strong>
THC-frei. Als „Destillat“ wird dieses<br />
Produkt bezeichnet, weil hier<br />
Hanfblüten und -blätter mithilfe<br />
von reinem Ethanol (Alkohol) extrahiert<br />
und veredelt, also destilliert<br />
werden. Mir sind bisher noch keine<br />
puren CBD-Destillate zum Verkauf<br />
an Endkunden begegnet. Ich kenne<br />
diese Produkte eher aus dem Großhandel,<br />
wo sie gern gekauft werden,<br />
um hernach mit Trägeröl vermischt<br />
zu werden <strong>–</strong> wobei 5- und 10-prozentige<br />
CBD-Öle für den Endkunden<br />
entstehen.<br />
CBD-Produkte und<br />
das Thema „Bioverfügbarkeit“<br />
Der Begriff „Bioverfügbarkeit“ bezieht<br />
sich darauf, wie viel von einem<br />
Inhaltsstoff von unserem Körper<br />
aufgenommen wird und dann auch<br />
tatsächlich in unseren Zellen ankommt.<br />
Je mehr CBD und je schneller<br />
es im Körper dorthin gelangt, wo<br />
es wirken soll, desto höher ist dessen<br />
Bioverfügbarkeit und desto schneller<br />
kann es für unser Wohlergehen und<br />
unsere Gesundheit tätig werden.<br />
In einer kleinen Doppelblindstudie<br />
zeigte sich, dass CBD (als Arzneimittel<br />
Epidiolex, mit 1.500 Milligramm<br />
CBD pro Dosis), mit einer<br />
fettreichen Mahlzeit eingenommen,<br />
seine Bioverfügbarkeit um das etwa<br />
Vier- bis Fünffache erhöht.<br />
Erklärt wird dieser Effekt<br />
dadurch, dass fettreiche Mahlzeiten<br />
die Gallensalzsekretion erhöhen<br />
können. Das wiederum löst Wirkstoffe<br />
wie CBD auf und verbessert<br />
den Transport im Körper, sodass<br />
CBD einfacher und schneller absorbiert<br />
wird. Epidiolex, das erste Arzneimittel,<br />
das CBD enthält, ist übrigens<br />
ein 99-prozentiges CBD-Isolat,<br />
gelöst in Sesamöl, und kein Vollspektrum-Extrakt.<br />
Mancher mag nun<br />
vermuten, dass eine Reinsubstanz<br />
wie Epidiolex mit hohem CBD-Gehalt<br />
die beste Bioverfügbarkeit im<br />
Körper gewährleistet, aber es geht<br />
bei diesem Thema vielmehr um<br />
die Art und Weise, wie man ein<br />
CBD-Produkt einnimmt, als um die<br />
Zusammensetzung des CBD-Produkts<br />
selbst. Eine optimale Bioverfügbarkeit<br />
von Cannabinoiden und<br />
insbesondere von CBD ist also eher<br />
eine Frage der Einnahme als eine<br />
Frage des Produkts.<br />
And the winner is:<br />
Der Vollspektrum-Extrakt<br />
Vollspektrum-Extrakte haben gegenüber<br />
Isolaten, was ihre Wirkungsstärke<br />
anbelangt, einen deutlichen<br />
Vorteil. Zwar ist der Entourage-Effekt<br />
noch nicht durchweg bewiesen<br />
<strong>–</strong> er gilt derzeit mehr als philosophischer<br />
denn als wissenschaftlicher<br />
Begriff <strong>–</strong>, doch ich persönlich bin<br />
davon überzeugt, dass die Einnahme<br />
natürlicher Hanfpflanzenextrakte, die<br />
mehrere Cannabinoide in Kombination<br />
mit sekundären Pflanzenstoffen<br />
enthalten, sinnvoller ist als die von<br />
einem CBD-Isolat in Speiseöl. Meiner<br />
Ansicht nach beruht der Gewinn<br />
einer gesunden und ausgewogenen<br />
Ernährung auf der Vielfalt an hochwertigen<br />
Nährstoffen, die man zu<br />
sich nimmt.<br />
Auch unter Ernährungswissenschaftlern<br />
ist man sich mittlerweile<br />
einig, dass die Symphonie aus<br />
sekundären Pflanzenstoffen, Vitaminen,<br />
Mineralstoffen und Co. in einem<br />
Gesamtkomplex gesundheitlich wertvoller<br />
ist als eine einzelne isolierte<br />
Substanz. So beträgt beispielsweise<br />
die empfohlene Tagesdosis für Vitamin<br />
C laut der Deutschen Gesellschaft<br />
für Ernährung (DGE) etwa<br />
100 Milligramm. Wer nun 100 Milligramm<br />
Vitamin C über zwei Orangen<br />
am Tag zu sich nimmt, soll gesundheitlich<br />
mehr davon profitieren<br />
als der derjenige, der 100 Milligramm<br />
Ascorbinsäure einnimmt.<br />
Der Mehrwert der Orange<br />
liegt bekannterweise<br />
in der komplexen Vielfalt<br />
Hunderter natürlicher Inhaltsstoffe.<br />
Warum sollte<br />
das nicht auch für die<br />
Hanfpflanze gelten? Ich<br />
denke, dass eine Vielfalt<br />
an Cannabinoiden, insbesondere<br />
in Kombination<br />
mit Terpenen, Flavonoiden<br />
und Chlorophyll,<br />
für unseren Körper gesundheitlich<br />
wertvoller<br />
ist als ein CBD-Isolat.<br />
Was CBD für die orale<br />
Einnahme angeht,<br />
so denke ich, dass Sie<br />
mit CBD-Vollspektrum-Extrakt<br />
oder einem<br />
CBD-Breitspektrum-Extrakt<br />
in Kombination mit<br />
einer fettreichen Mahlzeit<br />
wohl den größten Nutzen<br />
für Ihre Gesundheit aus<br />
der Cannabispflanze herausholen.<br />
Dennoch können<br />
wir davon ausgehen,<br />
dass eine sinnvolle Komposition<br />
an hochwertigen<br />
Inhaltsstoffen in Kombination mit<br />
CBD-Isolat sehr gut funktioniert.<br />
Produzenten, die solch komplexe<br />
Zusammenhänge verstehen, können<br />
hochwertige Nahrungsergänzungsmittel<br />
und Kosmetika herstellen.<br />
Fazit<br />
Letztlich wird bis heute darüber diskutiert,<br />
ob CBD-Isolate, Isolat-Mixturen<br />
oder Vollextrakte gesünder<br />
sind. Die Forschung steckt hier nach<br />
wie vor in den Kinderschuhen und<br />
Erfahrungsberichte von Anwendern<br />
sind immer auch subjektiv. Ich persönlich<br />
plädiere dafür, verschiedene<br />
Produkte zu testen und eigene Erfahrungen<br />
damit zu machen, ganz nach<br />
dem Motto: „Was“ heilt, hat recht.<br />
Welches Produkt das für Sie passende<br />
ist, sollten Sie selbst herausfinden.<br />
Der einzige Punkt, auf den Sie stets<br />
achten sollten, ganz egal für welches<br />
CBD-Produkt Sie sich entscheiden,<br />
ist (und das kann ich nur immer<br />
wieder betonen): Fordern Sie beim<br />
Hersteller Analysen von einem unabhängigen<br />
Labor zu den enthaltenen<br />
Cannabinoiden und den Schadstoffen<br />
<strong>–</strong> wie Pestiziden, Schwermetallen,<br />
Schimmelpilzen, Lösungsmittel sowie<br />
mikrobiologischen und anderen<br />
Verunreinigungen <strong>–</strong> an. Wenn der<br />
Anbieter solche Analysen nicht liefern<br />
kann oder will, kaufen Sie das<br />
Produkt nicht.<br />
HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong> 37
Kanzlei für Strafrecht<br />
QUERBACH<br />
Clemensstr. 11<br />
56<strong>06</strong>8 Koblenz<br />
+49 (0)261-13499 00<br />
www.q-recht.de<br />
info@q-recht.de<br />
38 HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong>
Rechte, Pflichten, FALLSTRICKE<br />
ALBTRAUM<br />
HAUSDURCHSUCHUNG<br />
In vielen Fällen kann man schon damit rechnen,<br />
aber manchmal kommt sie auch ganz unerwartet:<br />
die polizeiliche Hausdurchsuchung.<br />
Doch egal, ob man etwas zu verbergen hat oder<br />
nicht, über das Eindringen fremder Personen<br />
in die eigene Wohnung ist niemand erfreut. In<br />
Deutschland werden jährlich tausende Cannabiskonsumenten<br />
wegen kleinerer Delikte<br />
vor Gericht gebracht und hart bestraft. Was<br />
müssen sich Cannabisfreunde aufgrund der<br />
veralteten Gesezetzgebung bieten lassen und<br />
was nicht?<br />
Unser Autor Ico de Niroll klärt diese und<br />
weitere Fragen im Gespräch mit Rechtsanwalt<br />
Ralph Querbach.<br />
Laut Polizeilicher Kriminalstatistik<br />
wurden etwa im<br />
Jahr 2019 stolze 225.120<br />
Strafverfahren wegen Cannabis<br />
eröffnet. Knapp 83<br />
Prozent davon, also über 186.000<br />
Strafverfahren, richteten sich dabei<br />
gegen einfache Konsumenten.<br />
Rund zwei Drittel aller Drogenfälle<br />
vor Gericht stehen im Zusammenhang<br />
mit Cannabis. Aus dem Bundeslagebild<br />
zur Rauschkriminalität<br />
2020 geht hervor, dass die Anzahl<br />
der Cannabis-Handelsdelikte im<br />
Jahr 2020 mit 31.961 Fällen um 1,5<br />
Prozent gegenüber zum Vorjahr<br />
angestiegen ist. Der Anteil dieser<br />
an allen Drogen-Handelsdelikten<br />
betrug 58,8 Prozent, womit Cannabis<br />
das mit Abstand meist gehandelte<br />
illegale Betäubungsmittel in<br />
Deutschland bleibt. Und gerade in<br />
solchen Betäubungsmittelverfahren<br />
wird durch die Ermittlungsbehörden<br />
das gesamte Portfolio<br />
Ralph Querbach<br />
strafprozessualer Ermittlungsmaßnahmen<br />
(zum Beispiel Hausdurchsuchung,<br />
Telefonüberwachung und<br />
andere verdeckte Maßnahmen)<br />
genutzt. Doch was bedeutet das eigentlich<br />
für die Betroffenen selbst?<br />
Wie wird eine solche richterlich angeordnete<br />
Durchsuchungsmaßnahme<br />
ausgeführt und welche Rechte<br />
sowie Pflichten sind zu beachten?<br />
Das wollten wir einmal von einem<br />
Fachmann erfahren und so hat<br />
sich die <strong>Highway</strong>-Redaktion mit<br />
dem langjährig auf Betäubungsmittelstrafrecht<br />
(§§ 29 ff. BtMG)<br />
spezialisierten Rechtsanwalt Ralph<br />
Querbach in seiner Kanzlei inmitten<br />
von Koblenz getroffen.<br />
Guten Tag Herr Querbach, vielen<br />
Dank für Ihre Zeit. Viele Cannabis-Konsumenten<br />
stehen irgendwann<br />
vor dem großen Problem,<br />
dass ihnen die Tür eingetreten<br />
wird und die Kripo-Beamten in<br />
der Wohnung stehen. Wer ordnet<br />
eine solche Hausdurchsuchung eigentlich<br />
an?<br />
Sehr gerne. In der Tat kommen<br />
viele meiner Mandanten auf mich<br />
zu und fragen mich, wie es zu<br />
einer Hausdurchsuchung kommen<br />
konnte und welchen Hintergrund<br />
eine solche Maßnahme<br />
hat. Grundsätzlich wird die Hausdurchsuchung<br />
durch einen Richter<br />
angeordnet, meistens auf Antrag<br />
der Staatsanwaltschaft. Dafür müssen<br />
bestimmte Voraussetzungen<br />
vorliegen. Hier unterscheidet man<br />
bei den Wohnungsdurchsuchungen<br />
und Hausdurchsuchungen bezüglich<br />
der Durchsuchung beim Verdächtigen<br />
gemäß § 102 StPO und<br />
bezüglich der Durchsuchung bei einer<br />
unverdächtigen Person gemäß §<br />
103 StPO. Die Durchsuchung nach<br />
§ 102 StPO hat den Zweck, dass<br />
entweder Beweismittel aufgefunden<br />
werden oder der Beschuldigte<br />
ergriffen wird. Wenn allerdings<br />
eine Sache eindeutig einer anderen<br />
Person als dem Beschuldigten zuzuordnen<br />
ist bzw. eindeutig einer<br />
anderen Person gehört, darf diese<br />
Sache nicht durchsucht werden<br />
und es greift in diesem Fall § 103<br />
StPO. Beispiele dazu sind der Arbeitsplatz<br />
oder die Gewerberäume<br />
des Arbeitgebers des Verdächtigen.<br />
Eine Durchsuchung einer anderen<br />
Person ist nur dann durchzuführen,<br />
wenn diese zur Ergreifung des<br />
Verdächtigen oder aber zum Auffinden<br />
bestimmter Gegenstände<br />
sowie Spuren führen könnte. Im<br />
Rahmen erfolgter Durchsuchungsmaßnahmen<br />
gibt es immer wieder<br />
sogenannte Zufallsfunde nach<br />
§ 108 StPO. Sie stehen in keiner<br />
Beziehung zu der angeordneten<br />
Untersuchung und bei Vorliegen<br />
der Vorraussetzungen des § 108<br />
StPO dürfen die aufgefundenen<br />
Gegenstände beschlagnahmt werden,<br />
zum Beispiel Baseballschläger,<br />
Springmesser, Klappmesser<br />
oder andere aufgefundene, verbotene<br />
Waffen nach dem Waffengesetz.<br />
Ist eine Hausdurchsuchung ohne<br />
Durchsuchungsanordnung<br />
erlaubt?<br />
Bei der Durchsuchung stellt sich<br />
häufig die Frage der Gefahr im<br />
Verzug. Dieser Begriff beschreibt<br />
die Notwendigkeit eines sofortigen<br />
Handelns, um einen Schaden abzuwenden.<br />
Die Kriminalpolizeibeamten<br />
gehen dann ohne einen richterlichen<br />
Durchsuchungsbeschluss<br />
in die Wohnung, haben allerdings<br />
auf Grund einer Verdachtslage,<br />
die sich vor Ort ergeben hat, einen<br />
konkreten Tatverdacht. Beispielsweise<br />
könnte Grund zu der<br />
Annahme bestehen, dass sich ein<br />
Verdächtiger der Beweismittel entledigt.<br />
Die Polizeibeamten müssen<br />
dann schnellstmöglich versuchen,<br />
die richterliche Anordnung über<br />
die Staatsanwaltschaft zu erhalten,<br />
dürfen aber die Wohnung betreten<br />
und die Beweismittel sicherstellen.<br />
Diese Anordnungen können auch<br />
mündlich ergehen. Der Ermittlungsrichter<br />
fertigt dann später eine<br />
schriftliche Verfügung zur Akte.<br />
Hierbei gelten jedoch strenge Anforderungen.<br />
Bloße Vermutungen,<br />
Spekulationen und hypothetische<br />
Erwägungen reichen dabei nicht<br />
aus. Die Gefahr muss sich als erheblich<br />
darstellen, um bei Gefahr<br />
im Verzug agieren zu dürfen. Der<br />
Grundsatz der Verhältnismäßigkeit<br />
muss gewahrt werden. Denn auch<br />
der Polizeibeamte darf bei seinem<br />
Handeln im Hinblick auf den möglichen<br />
Schaden nicht unverhältnismäßig<br />
agieren. Die Maßnahme ist<br />
nicht mehr verhältnismäßig, wenn<br />
die Schwere des Delikts sehr geringfügig<br />
ist oder das Handeln der<br />
Polizeibeamten zu einer Gefährdung<br />
der Existenzgrundlage führt.<br />
Und das geht alles so einfach?<br />
Was ist zum Beispiel, wenn man<br />
in Sachen Betäubungsmittel noch<br />
nie straffällig geworden ist und<br />
dennoch plötzlich eine Hausdurchsuchung<br />
an- und die Kripo<br />
somit vor der Tür steht? Nehmen<br />
wir an, mein Name kommt in einem<br />
Chat vor, unabhängig, ob ich<br />
in Verbindung zu den Taten stehe<br />
oder nicht. Was passiert dann?<br />
Es muss ein Verdacht bestehen, der<br />
auf konkreten Tatsachen gründet.<br />
Ein Chat wie in dem gerade genannten<br />
Beispiel kann unter Umständen<br />
dafür ausreichen. Damit<br />
kann der Kriminalbeamte über das<br />
Handy, das er dem Beschuldigten<br />
abgenommen hat, einen Chatverlauf<br />
einsehen, in dem beispielsweise<br />
eine dritte Person „bring mir<br />
mal ein Gramm“ geschrieben hat.<br />
Dies reicht dem Durchsuchungsbeamten<br />
dann grundsätzlich als<br />
Verdachtslage aus und er gibt diese<br />
so erlangten Informationen an die<br />
Staatsanwaltschaft weiter, die wiederum<br />
Kontakt zum zuständigen<br />
Ermittlungsrichter herstellt. Der<br />
Ermittlungsrichter ist verpflichtet,<br />
die Voraussetzungen der Durchsuchungsmaßnahme<br />
zu überprüfen.<br />
HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong> 39
Gibt es einen auf konkrete Tatsachen<br />
gestützten Tatverdacht? Ist<br />
der Beschuldigte auch die richtige<br />
Person? Ist die Maßnahme verhältnismäßig?<br />
Über eine fehlende Verhältnismäßigkeit<br />
kann man zum<br />
Beispiel dann streiten, wenn es in<br />
dem gerade beispielhaft geschilderten<br />
Fall um ein bis zwei Gramm<br />
Haschisch geht. Denn die Frage<br />
lautet: Ist es noch gerechtfertigt,<br />
bei Vorliegen einer Verdachtslage<br />
betreffend den unerlaubten Besitz<br />
von einem Gramm Haschisch eine<br />
Durchsuchungsmaßnahme zu beantragen?<br />
Ich denke: Nein!<br />
In der Praxis passiert<br />
das natürlich häufig und insbesondere<br />
hier in Rheinland-Pfalz erlebe<br />
ich einige Ermittlungsrichter, die<br />
Durchsuchungsbeschlüsse sehr<br />
schnell und offensichtlich ohne die<br />
erforderliche umfassende Prüfung<br />
erlassen und ausfertigen. Nach<br />
meinen Erfahrungswerten ist es<br />
problematisch, dass die Stellen in<br />
der Justiz, bei der Kriminalpolizei<br />
usw. nicht vollständig besetzt sind,<br />
sondern oftmals Personalmangel<br />
herrscht. Deshalb werden meines<br />
Erachtens einige Maßnahmen zu<br />
schnell und nach unzureichender<br />
Prüfung durchgeführt und angeordnet.<br />
Eine Durchsuchungsmaßnahme<br />
bedeutet stets einen<br />
Eingriff in den grundgesetzlich<br />
geschützten Bereich der Wohnung<br />
(Art. 13 Grundgesetz). Die Anordnung<br />
der Entnahme einer Blutprobe<br />
bedeutet stets einen Eingriff in<br />
die körperliche Unversehrtheit des<br />
Beschuldigten (Art. 2 GG). Der<br />
Polizist führt die Entnahme der<br />
Blutprobe nicht selbst durch, aber<br />
er ordnet diese Maßnahme an. Mit<br />
der Anordnung kann sich der Polizist<br />
unter Umständen strafbar machen,<br />
wenn die Voraussetzungen<br />
<strong>–</strong> für ihn sichtbar <strong>–</strong> nicht vorliegen.<br />
Und was ist, wenn kein konkreter<br />
Verdacht vorliegt? Darf man<br />
aufgrund seines Umfelds in Sippenhaft<br />
genommen werden? Darf<br />
man durchsucht werden, weil<br />
etwa Freunde auffällig geworden<br />
sind?<br />
Eine solche Begründung reicht für<br />
einen Durchsuchungsbeschluss<br />
nicht aus. Nehmen wir einmal an,<br />
Ihre beiden besten Freunde sind<br />
amtsbekannt und als tägliche Konsumenten<br />
illegaler Drogen unterwegs.<br />
Ihre Freunde konsumieren<br />
täglich fünf Gramm Marihuana.<br />
Sie selbst sind aber seit zwei Jahren<br />
abstinent und verbringen lediglich<br />
Zeit mit Ihren Freunden, sind gemeinsam<br />
mit diesen im Auto unterwegs.<br />
In diesem Fall können Sie<br />
nicht gleichgesetzt werden mit den<br />
Konsumenten. Im deutschen Strafrecht<br />
ist es wichtig, zwischen Konsum<br />
illegaler Drogen (der in der<br />
Regel straffrei ist) und dem unerlaubten<br />
Besitz von Betäubungsmitteln<br />
im Sinne des BtMG sowie dem<br />
unerlaubten Erwerb von Betäubungsmitteln<br />
(der strafbar ist) zu<br />
unterscheiden. Der juristische Laie<br />
fragt sich zwangsläufig: „Wie kann<br />
ich unerlaubt Betäubungsmittel besitzen<br />
oder erwerben, aber gleichzeitig<br />
straffrei konsumieren?“.<br />
Dies ist natürlich möglich. Ein<br />
klassisches Beispiel aus der Praxis<br />
ist die sogenannte Konsumrunde:<br />
fünf Freunde konsumieren zusammen<br />
Marihuana. Einer dieser<br />
fünf Freunde hatte das Marihuana<br />
unerlaubt erworben. Damit sind<br />
vier Personen der Konsumrunde<br />
straffrei, weil diese ausschließlich<br />
Konsumenten sind. Derjenige der<br />
die Betäubungsmittel allerdings<br />
erworben hat und in die Konsumrunde<br />
einbringt, macht sich strafbar,<br />
weil er die Betäubungsmittel<br />
zuvor unerlaubt erworben und<br />
zudem unerlaubt an seine Freunde<br />
abgegeben hat. In diesem Zusammenhang<br />
stellt sich natürlich bei<br />
THC-haltigen Betäubungsmitteln<br />
die Frage nach der Menge der zur<br />
Verfügung gestellten Drogen und<br />
die Frage wie oft der Erwerber dies<br />
bereits praktiziert hat.<br />
Anders sieht es jedoch<br />
bei der Führerscheinproblematik<br />
aus. Dort ist es umgekehrt. Dort<br />
spielt der Konsum illegaler Betäubungsmittel<br />
eine wichtige Rolle für<br />
die Beurteilung der Fähigkeit zum<br />
zuverlässigen Führen eines Kraftfahrzeuges<br />
im öffentlichen Straßenverkehr.<br />
Dies hat mit der eigentlich<br />
strafbaren Handlung (unerlaubter<br />
Besitz von Betäubungsmitteln)<br />
nichts zu tun. Erst der Konsum<br />
illegaler Substanzen gemäß Anlage<br />
zur Fahrerlaubnis-Verordnung<br />
führt dazu, dass der Körper eine<br />
Einwirkung erfährt (physisch oder<br />
psychisch), die man merkt und die<br />
Auswirkungen auf die Fähigkeit<br />
zum Führen eines Kraftfahrzeuges<br />
hat. Nur am Rande sei darauf<br />
hingewiesen, dass Konsumenten<br />
sogenannter harter Drogen demnach<br />
grundsätzlich zum Führen<br />
eines Kraftfahrzeuges ungeeignet<br />
sind und diesen Konsumenten auf<br />
dem Verwaltungsrechtsweg die<br />
Fahrerlaubnis entzogen wird mit<br />
der Konsequenz, dass diese Konsumenten<br />
nach dem Nachweis einer<br />
längeren Abstinenzzeit eine medizinisch-psychologische<br />
Untersuchung<br />
(MPU) ablegen müssen.<br />
Welche Rechte hat man als Betroffener<br />
während der Durchsuchung?<br />
Dürfen die Beamten<br />
einfach selbstständig in die Wohnung<br />
kommen <strong>–</strong> etwa aus Sorge<br />
vor Beweismittelverlust?<br />
Ich bin der Auffassung, dass<br />
Folgendes im Falle einer Wohnungsdurchsuchung<br />
zu beachten<br />
ist: Erstens sollten sich die nicht<br />
uniformierten Polizeibeamten bei<br />
Beginn der Maßnahme ausweisen.<br />
Zweitens müssen Ihnen die Polizeibeamten<br />
eine Ausfertigung des<br />
Durchsuchungsbeschlusses aushändigen.<br />
Der Durchsuchungsbeschluss<br />
ist grundsätzlich sechs Monate<br />
gültig ab Ausstellungsdatum.<br />
Als Beschuldigter sollten Sie diesen<br />
Durchsuchungsbeschluss vollständig<br />
und sorgfältig durchlesen. Es<br />
geht im Rahmen der Anordnung<br />
der Durchsuchung durch einen<br />
Ermittlungsrichter auch darum,<br />
welche Räumlichkeiten innerhalb<br />
der Wohnung durchsucht werden<br />
dürfen. Wenn Sie alleine leben,<br />
dürfte dies unproblematisch sein.<br />
Die komplette Wohnung inklusive<br />
Keller werden in der Regel von<br />
dem Durchsuchungsbeschluss erfasst.<br />
In den rheinland-pfälzischen<br />
Beschlüssen wird häufig auch die<br />
Anordnung zur Durchsuchung der<br />
Kraftfahrzeuge des Beschuldigten<br />
erteilt. Bei Wohngemeinschaften<br />
ist es hingegen schon schwieriger,<br />
denn dann dürfen ausschließlich<br />
diejenigen Räumlichkeiten durchsucht<br />
werden, die vom Beschuldigten<br />
tatsächlich genutzt werden.<br />
Gemeinschaftsräume wie Küche<br />
und Bad und gemeinschaftlich<br />
genutzter Keller sowie natürlich<br />
das vom Beschuldigten genutzte<br />
WG-Zimmer.<br />
Zu den Rechten des Beschuldigten:<br />
Natürlich haben Sie<br />
das Recht, anwesend zu sein und<br />
jeden Schritt der Polizeibeamten<br />
zu kontrollieren. Auch die Zimmer<br />
sollten ausschließlich in Ihrer<br />
Anwesenheit durchsucht werden.<br />
Außerdem dürfen und sollten Sie<br />
einen „Durchsuchungszeugen“<br />
hinzuziehen. Das kann ein Angehöriger<br />
sein, die Ehefrau, der<br />
Ehemann oder beispielsweise ein<br />
Nachbar. Allerdings machen viele<br />
Beschuldigte davon keinen Gebrauch,<br />
weil sie sich schlichtweg<br />
schämen. Das erlebe ich in meiner<br />
täglichen Praxis immer wieder.<br />
Stellen Sie sich beispielsweise vor,<br />
Sie wohnen mit Ihrer Familie in<br />
einer dörflichen Gemeinde und Ihr<br />
15-jähriger Sohn macht erstmals<br />
seine Erfahrungen mit Cannabis<br />
oder anderen THC-Produkten.<br />
Plötzlich taucht die Kriminalpolizei<br />
auf. In diesem Fall sind die<br />
Eltern sicherlich froh, wenn die<br />
Polizeibeamten das Haus wieder<br />
verlassen haben und die eingesetzten<br />
Streifenwagen verschwunden<br />
sind.<br />
Was gibt es weiter zu beachten?<br />
Folgende Grundsätze sind im Fall<br />
einer Wohnungsdurchsuchung<br />
oder im Falle einer Straßenverkehrskontrolle<br />
zu beachten: Der<br />
Beschuldigte ist sofort als Beschuldigter<br />
zu belehren. Die Einzelheiten<br />
regelt § 136 Abs. 1 StPO. Die<br />
Belehrung muss Folgendes beinhalten:<br />
die Eröffnung des Tatvorwurfs,<br />
das Recht des Beschuldigten<br />
zu schweigen, das Recht des<br />
Beschuldigten sich nicht selbst zu<br />
belasten, das Recht des Beschuldigten<br />
umgehend Beweiserhebungen<br />
zu beantragen und das Recht des<br />
Beschuldigten, sofort einen Verteidiger<br />
seiner Wahl hinzuzuziehen<br />
und sofort kontaktieren zu dürfen.<br />
In Rheinland-Pfalz berichteten<br />
mir einige Mandanten, dass sie<br />
beabsichtigt hatten, einen Kontakt<br />
zu mir bei Beginn der Wohnungsdurchsuchung<br />
herzustellen, dies<br />
aber von den eingesetzten Polizeibeamten<br />
nicht erlaubt worden sei.<br />
Dies ist eindeutig rechtswidrig!<br />
Ich bin der Auffassung,<br />
dass der Beschuldigte den eingesetzten<br />
Polizeibeamten freundlich<br />
aber bestimmend klarmachen<br />
sollte, dass er seine ihm zustehenden<br />
Rechte nach der Strafprozessordnung<br />
kennt. Der Beschuldigte<br />
sollte bereits zu Beginn auf die<br />
Belehrung des Polizeibeamten<br />
achten und sein Recht auf Verteidigerkonsultation<br />
oder Hinzuziehung<br />
eines Durchsuchungszeugen<br />
durchsetzen. Dies ist natürlich für<br />
den Ersttäter nicht einfach, wenn<br />
die eingesetzten Polizeibeamten<br />
erst mal die Wohnung betreten<br />
und den Beschuldigten quasi überrascht<br />
haben. Oftmals wird die<br />
Beschuldigtenbelehrung im „Eifer<br />
des Gefechts“ auch vergessen. Im<br />
Fall der Wohnungsdurchsuchung<br />
unterliegt der Beschuldigte lediglich<br />
einer Duldungspflicht, jedoch<br />
keiner Mitwirkungspflicht. Befindet<br />
sich beispielsweise ein verschlossener<br />
Tresor in der Wohnung<br />
und der Polizeibeamte fordert den<br />
Beschuldigten auf, den Tresor zu<br />
öffnen, dann muss der Beschul-<br />
40 HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong>
digte dieser Aufforderung nicht<br />
folgen. Der Beschuldigte muss in<br />
diesem Falle aber damit rechnen,<br />
dass der Tresor beschlagnahmt und<br />
sichergestellt wird. Auch weitere<br />
Gegenstände wie Datenträger oder<br />
Smartphones, die als Beweismittel<br />
für das Ermittlungsverfahren<br />
von Bedeutung sind, werden fast<br />
immer in Verwahrung genommen<br />
und sichergestellt. Bei einer Straßenverkehrskontrolle<br />
gilt: der Beschuldigte<br />
hat lediglich die Pflicht<br />
als Fahrer eines Kraftfahrzeuges,<br />
den Fahrzeugschein und den Führerschein<br />
vorzuzeigen und das Mitführen<br />
eines Warndreieckes sowie<br />
des Verbandskastens nachzuweisen.<br />
Damit enden die Pflichten des<br />
Betroffenen bzw. Beschuldigten.<br />
Das genügt den Beamten dann?<br />
Viele Mandanten berichten mir<br />
von Äußerungen der Polizeibeamten<br />
wie beispielsweise „Pinkeln Sie<br />
mal in den Becher“ (zum Nachweis<br />
eines Drogenschnelltest).<br />
Dies empfinde ich zum einen als<br />
würdelos und zum anderen kann<br />
der Betroffene diese Anordnung<br />
ablehnen, was ich stets empfehle.<br />
Die Polizeibeamten argumentieren<br />
häufig, dass die Maßnahme<br />
des Urin-Schnelltests der eigenen<br />
Entlastung des Beschuldigten diene.<br />
Dies kann ich aus meinen Erfahrungswerten<br />
nicht bestätigen.<br />
Wenn der kontrollierende Polizeibeamte<br />
dem Beschuldigten Konsumauffälligkeiten<br />
unterstellt, wie<br />
beispielsweise gerötete Bindehäute<br />
der Augen, zittriges oder fahriges<br />
Verhalten, Schwanken im Gang<br />
oder ähnliches, sollte der Beschuldigte<br />
für den Fall, dass es sich dabei<br />
im eine haltlose Unterstellung handelt,<br />
deutlich widersprechen. Auch<br />
in dieser Situation gilt der Grundsatz,<br />
den Widerspruch „freundlich,<br />
aber bestimmt“ zu äußern. Nach<br />
den mir vorliegenden Erfahrungswerten<br />
ist dies die effektivste Art<br />
und Weise, damit der Beschuldigte<br />
seine Rechte durchsetzen kann.<br />
Gut zu wissen. Von solchen Erfahrungen<br />
berichten viele Konsumenten.<br />
Gibt es Unterschiede in<br />
den einzelnen Bundesländern?<br />
Ja. Ich kann zwar nur aus meinem<br />
Tätigkeitsbereich berichten, aber<br />
ich habe bei einem der letzten großen<br />
und umfangreichen BtMG-Verfahren<br />
an einem Samstagmorgen<br />
einen Anruf einer Ermittlungsrichterin<br />
vom Amtsgericht Frankfurt<br />
am Main erhalten. Diese Richterin<br />
war zum einen sehr nett im Umgang,<br />
was ich stets begrüße, zum<br />
anderen war sie direkt über ein<br />
eigenes Diensthandy erreichbar.<br />
Außerdem hatte sie bei mir den<br />
deutlichen Eindruck erweckt, dass<br />
sie sich den Inhalt der Akte genau<br />
durchgelesen hatte. Sie hatte diesen<br />
Fall und dessen Prüfung sehr ernst<br />
genommen, bevor sie den Durchsuchungsbeschluss<br />
und den späteren<br />
Haftbefehl gegen den Mandanten<br />
erlassen hatte. Aus Sicht<br />
der Menschen in Rheinland-Pfalz<br />
muss ich demnach leider sagen,<br />
dass es dort häufig nicht so läuft<br />
wie in vielen anderen Bundesländern<br />
in Deutschland. Hier in<br />
Rheinland-Pfalz, insbesondere in<br />
Koblenz, habe ich den Eindruck<br />
gewonnen, dass die Strafverfolgungsbehörden<br />
gegenüber der<br />
„Drogenszene“ sehr hart vorgehen.<br />
Das hört sich tatsächlich nicht<br />
nach einer Gleichbehandlung<br />
deutscher Bürger an. Und wie<br />
sieht es denn mit der Telekommunikationsüberwachung<br />
aus <strong>–</strong> wie<br />
wird diese angeordnet und wie<br />
kann man sich diese Ermittlungsmaßnahme<br />
vorstellen?<br />
Die Telekommunikationsüberwachung<br />
(TKÜ) ist in den §§ 100a<br />
ff. StPO geregelt und ermächtigt<br />
die Strafverfolgungsbehörden zur<br />
Überwachung und zur Aufzeichnung<br />
der Telekommunikation des<br />
Beschuldigten. Es handelt sich bei<br />
dieser Maßnahme regelmäßig um<br />
einen Grundrechtseingriff (Art.<br />
10 GG). Deswegen sind besondere<br />
Anforderungen an diese Ermächtigungsgrundlage,<br />
die der Staatsanwaltschaft<br />
und der Kriminalpolizei<br />
die Erlaubnis zum Abhören<br />
bzw. Überwachen gibt, zu stellen.<br />
Die Maßnahme muss vom Ermittlungsrichter<br />
angeordnet worden<br />
sein. Voraussetzung ist stets, dass<br />
der Verdacht einer sogenannten<br />
Katalogtat („schwere Straftat“)<br />
vorliegt, also ein Tatvorwurf von<br />
beträchtlichem Gewicht. In der<br />
Vorschrift des § 100a Abs. 2 StPO<br />
sind verschiedene Delikte aufgelistet,<br />
unter anderem unerlaubtes<br />
Handeltreiben mit Betäubungsmitteln<br />
in nicht geringer Menge (§ 29a<br />
Abs. 2 BtMG). In einem derartigen<br />
Fall erhält die Staatsanwaltschaft<br />
die Erlaubnis zur Telekommuni-<br />
Uruguay, USA, Kanada...<br />
Weltweit gehen immer mehr Länder Schritte<br />
in Richtung eines legalen Cannabismarktes.<br />
Der Deutsche Hanfverband will erreichen,<br />
dass auch Deutschland bei dieser<br />
Entwicklung mitzieht und setzt sich für eine<br />
Änderung der herrschenden Politik ein.<br />
Und Deutschland?<br />
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42 HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong><br />
Anwalt Bild nr 5112
Der Albtraum eines jeden Growers<br />
HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong> 43
kationsüberwachung. Unzulässig<br />
wäre eine solche TKÜ-Anordnung<br />
beispielsweise bei dem Verdacht<br />
des Erwerbs von zwei Gramm<br />
Cannabis, da sich bei einem derartigen<br />
Sachverhalt bereits aufdrängt,<br />
dass es sich um einen Betäubungsmittelkonsumenten<br />
handelt, der<br />
lediglich eine geringe Menge von<br />
Betäubungsmitteln zum Eigenverbrauch<br />
erwirbt.<br />
Generell ist diese Art<br />
der Überwachung an enge Voraussetzungen<br />
geknüpft. In der Praxis<br />
werden große Mengen an Daten<br />
durch Chats und Telefonate übermittelt.<br />
In vielen Verfahren konnte<br />
ich feststellen, dass Beschuldigte<br />
manchmal von einer Zeitstunde 50<br />
Minuten lang telefonieren. Darin<br />
enthalten ist aber viel Gesprächsinhalt<br />
von privater Natur. Dieser<br />
betrifft nicht den Kernbereich der<br />
Ermächtigungsgrundlage. Nur ein<br />
kleiner Bruchteil betrifft regelmäßig<br />
den strafrechtlichen Vorwurf.<br />
Die Kriminalpolizei ist dazu verpflichtet,<br />
die Privatsphäre des Beschuldigten<br />
zu schützen und den<br />
nicht inkriminierten Teil des Gesprächs<br />
auszusondern. Betreffend<br />
den inkriminierten Teil des Gesprächs,<br />
von welchem der Kriminalpolizeibeamte<br />
denkt, es könnte<br />
sich hierbei um eine Straftat handeln,<br />
wird regelmäßig ein Wortprotokoll<br />
erstellt und die Aufzeichnung<br />
wird elektronisch gesichert.<br />
Was passiert eigentlich, wenn<br />
während der Durchsuchung nichts<br />
gefunden wurde<br />
oder auch<br />
einfach nicht<br />
die erhoffte<br />
Menge?<br />
Es ist eine gute<br />
Ausgangslage,<br />
sofern bei einer<br />
Durchsuchung<br />
nichts<br />
aufgefunden<br />
wird und eine<br />
Sicherstellung<br />
von Gegenständen<br />
nicht<br />
erfolgt. Es<br />
hängt dann<br />
von der weiteren<br />
Beweislage<br />
ab, wie sich<br />
das weitere<br />
Verfahren gestaltet.<br />
Das<br />
Ermittlungsverfahren<br />
wird<br />
regelmäßig<br />
dann fortgeführt, wenn gegen denselben<br />
Beschuldigten neue konkrete<br />
Tatsachen außerhalb der Wohnungsdurchsuchungsmaßnahme<br />
vorliegen, die den Verdacht einer<br />
Straftat begründen. Nicht ausreichend<br />
sind Vermutungen. Ausreichend<br />
kann unter Umständen sein,<br />
dass ein Zeuge oder mehrere Zeugen<br />
bekunden, dass der Beschuldigte<br />
angeblich ein Betäubungsmittel-Dealer<br />
ist. Denkbar ist auch,<br />
dass im Fall der rechtmäßigen<br />
Anordnung einer Observationsmaßnahme<br />
Bilder des Beschuldigten<br />
betreffend einer Übergabe von<br />
Betäubungsmitteln existieren. Es<br />
kommt also stets auf die Prüfung<br />
sämtlicher Beweise und Indizien<br />
an. Im Falle der Anordnung strafprozessualer<br />
Maßnahmen muss<br />
der Ermittlungsrichter prüfen, welche<br />
konkreten Tatsachen vorliegen,<br />
die die Anordnung rechtfertigen.<br />
Vor der Anklageerhebung muss der<br />
Staatsanwalt prüfen, ob ein hinreichender<br />
Tatverdacht im Sinne des<br />
§ 170 Abs. 1 StPO für eine konkrete<br />
Straftat des Beschuldigten vorliegt.<br />
Im Fall der erfolgten<br />
Anklageerhebung hat der zuständige<br />
Richter sodann zu prüfen, ob<br />
die Anklage zur Hauptverhandlung<br />
zuzulassen ist oder ob das<br />
Verfahren einzustellen ist. Oftmals<br />
findet der zuständige Richter beim<br />
Amtsgericht allerdings kaum die<br />
Zeit, um alle Einzelheiten und<br />
Details zu prüfen. Dies ist meines<br />
Erachtens höchst bedenklich, da er<br />
ja die Pflicht hat, im Hinblick auf<br />
den konkreten Tatvorwurf sorgfältig<br />
zu prüfen. Wenn der Richter<br />
vor Eröffnung des Hauptverfahrens<br />
Bedenken hinsichtlich des Erlasses<br />
eines Eröffnungsbeschlusses<br />
hat, muss er dies der Staatsanwaltschaft<br />
mitteilen und gegebenenfalls<br />
Nachermittlungen anordnen. Mich<br />
als Verteidiger ärgert es, sofern der<br />
Richter den von mir im Schriftsatz<br />
im Zwischenverfahren erteilten<br />
Hinweisen nicht nachgeht und das<br />
Hauptverfahren sodann rechtsfehlerhaft<br />
eröffnet wird.<br />
Und das führt wahrscheinlich zu<br />
vielen Fehlurteilen.<br />
Nicht unbedingt. Es führt regelmäßig<br />
zum Freispruch von dem angeklagten<br />
Vorwurf. Wichtig ist aber<br />
auch eine weitere Verhaltensregel<br />
hinsichtlich der Vorladung zur Beschuldigtenvernehmung:<br />
ich rate<br />
den Mandanten regelmäßig davon<br />
ab, eine Beschuldigtenvernehmung<br />
durchzuführen. Man stelle sich folgenden<br />
Fall vor: der Beschuldigte,<br />
der zum ersten Mal unerlaubt in Besitz<br />
von Betäubungsmitteln ist und<br />
erwischt wird, geht zur Beschuldigtenvernehmung<br />
und macht dort<br />
eine Aussage. Beschuldigte denken<br />
regelmäßig, sie würden dann im<br />
späteren Verfahren vor Gericht<br />
milder bestraft. Oftmals sind sie<br />
auch der Auffassung, etwas Gutes<br />
oder das Richtige zu tun. Die Vernehmungssituation<br />
in der Praxis<br />
stellt sich bei kleineren BtM-Delikten<br />
oftmals wie folgt dar: Der<br />
Vernehmungsbeamte der Polizei<br />
fragt den Beschuldigten, der zuvor<br />
44 HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong>
im unerlaubten Besitz von zwei<br />
Gramm Cannabis gewesen ist, wie<br />
lange er bereits Betäubungsmittel<br />
konsumiert. Ohne nachzudenken<br />
antwortet der Beschuldigte, dass<br />
er seit ungefähr einem Jahr Cannabis<br />
konsumiert. Die nächste<br />
Frage des Vernehmungsbeamten<br />
zielt dann auf die Häufigkeit der<br />
Erwerbshandlungen ab. Beispielsweise<br />
fragt der Polizeibeamte, wie<br />
oft der Beschuldigte in der Woche<br />
oder im Monat Betäubungsmittel<br />
kauft. Der Beschuldigte antwortet,<br />
dass er etwa einmal in der Woche<br />
ein bis zwei Gramm Cannabis erwirbt.<br />
Daraus errechnet der Vernehmungsbeamte<br />
über die Dauer<br />
von dem vom Beschuldigten in<br />
diesem Beispiel genannten Jahr (52<br />
Wochen) dann etwa insgesamt 52<br />
strafbare Erwerbshandlungen zu je<br />
zwei Gramm Cannabis!<br />
Am Ende der Vernehmung<br />
unterschreibt der Beschuldigte<br />
das Vernehmungsprotokoll und<br />
verlässt die Dienststelle. Von den<br />
so gemachten Angaben wird sich<br />
der Beschuldigte nur sehr schwer<br />
wieder lösen können. Somit wird<br />
im Zweifelsfall gegen einen solchen<br />
Ersttäter regelmäßig keine Geldstrafe<br />
mehr verhängt, sondern aufgrund<br />
der hohen Anzahl der einzelnen<br />
strafbaren Handlungen eine<br />
Freiheitsstrafe zur Bewährung ausgeurteilt<br />
werden! Dieses Beispiel<br />
zeigt deutlich den Unterschied<br />
zum Verhalten des Beschuldigten,<br />
der sich schweigend verteidigt, im<br />
Verhältnis zu dem Beschuldigten,<br />
der sich als nicht erfahrener Ersttäter<br />
zur Durchführung der Beschuldigtenvernehmung<br />
entscheidet. Es<br />
gilt meines Erachtens somit der<br />
wichtige Grundsatz „Schweigen ist<br />
Gold“. Deshalb rate ich stets, den<br />
gewählten Strafverteidiger frühestmöglich<br />
zu beauftragen. Viele Beschuldigte<br />
scheuen die Kosten der<br />
Beauftragung eines Verteidigers.<br />
Letztlich geht diese Rechnung oftmals<br />
nicht auf, sofern der Beschuldigte<br />
versucht, sich alleine und eigenständig<br />
zu verteidigen.<br />
Was passiert eigentlich mit den<br />
Beweismitteln von Betäubungsmitteln?<br />
Und worin besteht eigentlich<br />
der Unterschied im Umgang<br />
mit einer geringen Menge<br />
von Betäubungsmitteln (§ 29<br />
Abs. 1 BtMG) und der sogenannten<br />
nicht geringen Menge von Betäubungsmitteln?<br />
„Grundsätzlich wird zur quantitativen<br />
Bestimmung des Wirkstoffgehaltes<br />
der aufgefundenen<br />
Betäubungsmittel ein Sachverständigengutachten<br />
eingeholt. Dies gilt<br />
in erster Linie für größere Mengen<br />
an Betäubungsmitteln. Eine<br />
Schätzung ist (meistens) nicht<br />
ausreichend. Es wird regelmäßig<br />
ein Behördengutachten eines<br />
Sachverständigen (beispielsweise<br />
eines Diplom-Chemikers des Landeskriminalamts<br />
Rheinland-Pfalz)<br />
erstellt. Der Sachverständige hat<br />
zu überprüfen, wie viel Wirkstoff<br />
sich in der aufgefundenen Menge<br />
Betäubungsmittel befindet und<br />
um welche Betäubungsmittel es<br />
sich im Einzelnen handelt. Der<br />
Sachverständige kontrolliert die<br />
Betäubungsmittel in einem Labor.<br />
Die angewandten Untersuchungsverfahren<br />
sind zum einen<br />
die Hochleistungsflüssigkeitschromatographie<br />
und zum anderen<br />
die Gaschromatographie. Es wird<br />
jedoch oft davon abgesehen, ein<br />
solches Gutachten einzuholen,<br />
sofern zu Gunsten des Beschuldigten<br />
davon ausgegangen wird,<br />
dass die sogenannte nicht geringe<br />
Menge im zu beurteilenden Fall<br />
nicht überschritten worden ist.<br />
Hierbei wird nicht auf die tatsächliche<br />
Gewichtsmenge abgestellt,<br />
sondern auf die reine Wirkstoffmenge.<br />
Für den Umgang mit einer<br />
„nicht geringen Menge“ von Betäubungsmitteln<br />
ist gemäß § 29 a<br />
Abs. 1 Nr. 2 BtMG eine Strafe von<br />
nicht unter einem Jahr (Verbrechenstatbestand)<br />
vorgesehen. Es<br />
droht demnach eine Freiheitsstrafe<br />
bis zu 15 Jahren. Die sogenannte<br />
nicht geringe Menge im Sinne<br />
des § 29 a Abs. 1 Nr. 2 BtMG<br />
beginnt bei Cannabisprodukten<br />
nach ständiger Rechtsprechung bei<br />
500 Konsumeinheiten zu 15 Milligramm<br />
THC, also ab 7,5 Gramm<br />
THC-Wirkstoff. Einfacher ausgedrückt<br />
bedeutet dies, dass bereits<br />
eine Menge von 100 Gramm Marihuana<br />
oder Haschisch mit einem<br />
durchschnittlichen Wirkstoffgehalt<br />
zur Verhängung einer Freiheitsstrafe<br />
im gerichtlichen Verfahren führen<br />
kann. Wird der Grenzwert der<br />
sogenannten nicht geringen Menge<br />
dagegen nicht erreicht, droht das<br />
Gesetz in § 29 Abs. 1 BtMG einen<br />
deutlich geringeren Strafrahmen<br />
an, nämlich Freiheitsstrafe bis zu<br />
fünf Jahren oder Geldstrafe. Bei<br />
der Wirkstoffbestimmung wird<br />
auch die sogenannte Messunsicherheit<br />
von zehn Prozent berücksichtigt.<br />
Dies kann bei der Beurteilung<br />
des einschlägigen Straftatbestandes<br />
ein wichtiger Faktor sein. Im Strafverfahren<br />
entscheidet häufig letztendlich<br />
das Wirkstoffgutachten<br />
über die Frage, ob es sich um Cannabis<br />
von schlechter Qualität, von<br />
mittlerer Qualität oder von guter<br />
Qualität handelt und aus welchem<br />
Strafrahmen eine entsprechende<br />
Rechtsfolge in Form der Sanktionierung<br />
zu wählen ist.<br />
Fazit<br />
Viel zu oft geraten Konsumenten<br />
kleinerer Mengen Betäubungsmittel<br />
ins Visier der Ermittlungsbehörden<br />
und sind fragwürdigen<br />
Maßnahmen ausgesetzt. Die<br />
Durchsuchungsmaßnahmen wecken<br />
Ängste und das Gefühl, der<br />
Staatsgewalt hilflos ausgeliefert<br />
zu sein. Sie sind wie ein wiederkehrender<br />
Albtraum, aus denen<br />
sich viele Probleme und Fragen<br />
ergeben. Im Fadenkreuz eines<br />
Ermittlungsverfahrens steht man<br />
schneller als gedacht. Dabei sollte<br />
man sein Schicksal nicht dem<br />
Zufall überlassen. Es ist wichtig,<br />
dass man seine Rechte als Beschuldigter<br />
kennt und umgehend einen<br />
Strafverteidiger kontaktiert. Denn<br />
mit einer Hausdurchsuchung versucht<br />
zum Beispiel die Staatsanwaltschaft<br />
Beweismittel und Informationen<br />
für ein Strafverfahren<br />
zu beschaffen oder eine Person<br />
ausfindig zu machen. Strafverteidiger<br />
und Rechtsanwälte erleben<br />
immer wieder, dass Mandanten<br />
sich durch ihr Verhalten während<br />
einer Durchsuchung selbst schaden.<br />
Daher soll noch einmal zusammengefasst<br />
werden, wann es<br />
zu einer Hausdurchsuchung kommen<br />
kann und welche Fehler man<br />
dabei keinesfalls machen sollten.<br />
Durchsuchungen sind zulässig<br />
aufgrund richterlichen Beschlusses<br />
oder <strong>–</strong> ausnahmsweise <strong>–</strong> bei Gefahr<br />
im Verzug.<br />
Es ist wichtig, dass<br />
man in solch einer Situation stets<br />
die Fassung bewahrt, keinen Widerstand<br />
leistet und die Durchsuchung<br />
nicht behindert. Auch<br />
sollte man sich von den Beamten<br />
nicht unter Druck setzen lassen<br />
oder in einen „Smalltalk“ verwickeln<br />
lassen. Jeder hat das Recht<br />
zu schweigen und das sollte auch<br />
unbedingt genutzt werden! Denn<br />
durch bestimmte Verhaltensweisen<br />
und Äußerungen macht man sich<br />
bei einer Durchsuchung oder Beschlagnahme<br />
angreifbar und sorgt<br />
im schlimmsten Fall für zusätzliche<br />
Anklagepunkte. Einer der wichtigsten<br />
Grundsätze lautet, einen Anwalt<br />
zu kontaktieren. Jeder hat das<br />
Recht, auch während der Durchsuchung<br />
zu telefonieren. Daher sollte<br />
man die Herausgabe des Durchsuchungsbeschlusses<br />
einfordern und<br />
diesen aufmerksam durchlesen.<br />
Häufig wird auch eine Kopie ausgehändigt.<br />
Ansonsten darf man<br />
eine Kopie anfertigen oder den<br />
Beschluss fotografieren. Es sollte<br />
darauf bestanden werden, dass<br />
bei der Durchsuchung ein Zeuge<br />
zugegen ist <strong>–</strong> Familienangehörige,<br />
Mitbewohner oder ein Nachbar<br />
beispielsweise. Zudem sollte man<br />
festhalten, wer die Durchsuchung<br />
vornimmt: dazu lässt man sich den<br />
Dienstausweis des leitenden Beamten<br />
zeigen und notiert sich den<br />
Namen. Auch sollte man auf eine<br />
vollständige Liste der Gegenstände,<br />
die die Beamten mitnehmen,<br />
bestehen. Jede Information, die<br />
man seinem Verteidiger übergeben<br />
kann, ist wichtig. Das Ziel einer<br />
Strafverteidigung ist eine zeitnahe<br />
Verfahrensbeendigung, wenn möglich<br />
noch im Ermittlungsverfahren,<br />
um eine belastende und kostenintensive<br />
Hauptverhandlung für den<br />
Beschuldigten zu vermeiden.<br />
Auch ohne Wissen<br />
der Betroffenen darf die Strafverfolgungsbehörde<br />
deren Telekommunikation<br />
überwachen und<br />
aufzeichnen. Durch diese Telekommunikationsüberwachung<br />
(TKÜ) kann die Staatsanwaltschaft<br />
Beweise erlangen. Da die<br />
TKÜ in den privaten Lebensbereich<br />
des Betroffenen und Dritter<br />
eingreift, sind an ihren Einsatz<br />
strenge Anforderungen gestellt.<br />
Die Telekommunikationsüberwachung<br />
ist nur beim Verdacht<br />
schwerer Straftaten zulässig und<br />
darf nur durch das zuständige<br />
Gericht angeordnet werden. Übrigens:<br />
bei einer Vorladung durch<br />
die Polizei muss man als Beschuldigter<br />
nicht erscheinen, auch<br />
wenn das behördliche Schreiben<br />
diesen Eindruck erwecken mag.<br />
Erst wenn man von der Staatsanwaltschaft<br />
oder dem Ermittlungsrichter<br />
geladen wird, muss<br />
man der Vorladung folgen. Auch<br />
hier gilt es dann, umgehend einen<br />
Strafverteidiger zu kontaktieren,<br />
bevor man eine Aussage macht<br />
oder eine Sacheinlassung abgibt<br />
und sich selbst belastet. Ein Anwalt<br />
kann dann den Termin absagen<br />
und zunächst Einsicht in die<br />
amtliche Ermittlungsakte bei der<br />
zuständigen Behörde beantragen.<br />
Erst die Einsichtnahme in die<br />
Ermittlungsakte der Staatsanwaltschaft<br />
oder in die Gerichtsakte bietet<br />
Gewähr für eine bestmögliche,<br />
individuelle Verteidigung.<br />
HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong> 45
FRESS-TEST in Amsterdam<br />
DIE GLORREICHEN<br />
sechs<br />
Eine Reise nach Amsterdam<br />
ist eigentlich immer lustig,<br />
nicht zuletzt, weil dort an<br />
fast jeder Ecke ein Coffeeshop<br />
auf interessierte<br />
Touristen wie Einheimische<br />
wartet. Und so ist die<br />
Hauptstadt der Niederlande<br />
weltweit für Hasch<br />
und Gras berühmt. Nicht<br />
unbedingt aber für Edibles,<br />
die mittlerweile dort auch<br />
in einer Vielzahl von Shops<br />
angeboten werden <strong>–</strong> jedoch<br />
von deutlich schwankender<br />
Qualität sind, sowohl<br />
hinsichtlich der Backwaren<br />
als auch in Hinblick auf die<br />
Spezialzutaten.<br />
Traveller Cake von Boerejongens<br />
Ico de Niroll war daher<br />
für <strong>Highway</strong> auf der Suche<br />
nach den besten Edibles in<br />
ganz Amsterdam und Umgebung.<br />
46 HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong>
Mit Cannabis versetzte<br />
Brownies, Muffins<br />
und regenbogenfarbene<br />
Kuchenstücke<br />
<strong>–</strong> das alles haben wir<br />
alle wahrscheinlich schon gesehen<br />
und probiert, wenn wir Cannabis-Enthusiasten<br />
nach Amsterdam<br />
gereist sind, um die offene<br />
Cannabiskultur zu erleben. Und<br />
in diesem Fall stimmt mir wahrscheinlich<br />
die Mehrheit der<br />
Cannabiskonsumenten zu, dass<br />
sie oft von diesen sogenannten<br />
„Spacecakes“ enttäuscht worden<br />
sind. Aufgrund der Tatsache,<br />
dass die meisten Coffeeshops zu<br />
diesem Zweck billigen „Shake“<br />
verwenden werden viele Spacecakes<br />
als schwach und daher<br />
als sehr überteuert angesehen.<br />
Außerdem kümmern sich nur<br />
wenige Coffeeshops um den Geschmack<br />
und die Erfahrung der<br />
Kunden beim Verzehr der von<br />
ihnen angebotenen Esswaren.<br />
Man kann also wohl mit Fug<br />
und Recht behaupten, dass es<br />
nicht einfach ist, in Amsterdam<br />
Genussmittel zu finden, die ihre<br />
Zeit und ihr Geld wert sind. Als<br />
Besucher der schönen Stadt stellt<br />
man sich oft die Frage: „Wo bekomme<br />
ich den besten Spacecake<br />
in Amsterdam und Umgebung?“<br />
Darüber hinaus gibt es mittlerweile<br />
weitere Formen von Edibles,<br />
die man so wahrscheinlich<br />
noch gar nicht kennengelernt<br />
hat. Hier möchte ich daher über<br />
meine persönlichen Top-6-Edibles<br />
berichten, die ich kürzlich<br />
während eines Aufenthalts in<br />
den Niederlanden verköstigen<br />
durfte und die mir besonders gut<br />
gefallen haben.<br />
Der beste Spacecake in<br />
Amsterdam?<br />
The Traveller Cake <strong>–</strong><br />
Preisträger des<br />
Jack Herer Cup 2020<br />
von Boerejongens Coffeeshops<br />
www.boerejongens.com<br />
Es wird einige sicher nicht überraschen,<br />
dass bei Amsterdam<br />
Genetics die höchsten Standards<br />
angestrebt werden, wenn es um<br />
die von ihnen angebotenen Produkte<br />
geht. Das spiegelt sich<br />
in den erstklassigen Cannabissamen<br />
wider, aber auch in der<br />
Qualität der Blüten und des Haschischs,<br />
die von deren vertrauenswürdigen<br />
Wiederverkäufern<br />
angeboten werden, etwa den<br />
Boerejongens Coffeeshops. Man<br />
kennt die Shops von Boerejongens,<br />
sehr stilvoll und sehr sauber<br />
eingerichtet, fast wie in einer<br />
Apotheke kommt man sich beim<br />
Betreten vor. Amsterdam Genetics<br />
und Boerejongens-Produkte<br />
wurden letztes Jahr beim Jack<br />
Herer Cup als beste Esswaren in<br />
den Niederlanden ausgezeichnet.<br />
Die „Spacetry“-Esswaren von<br />
Amsterdam Genetics sind auch<br />
wirklich spektakulär. Um die<br />
Qualität dieser Kuchen zu garantieren,<br />
wurde dafür gesorgt, dass<br />
zwei sehr wichtige Komponenten<br />
nicht fehlen dürfen: Ein mit einem<br />
Michelin-Stern ausgezeichneter<br />
Chefkonditor und pro Portion<br />
0,33 Gramm des stärksten<br />
Cannabis, das zu finden ist. Auf<br />
den Traveller Cake ist das Team<br />
von Spacetry besonders stolz.<br />
Von diesem Kuchen war ich einfach<br />
nur begeistert, obwohl mich<br />
der Geschmack von Kokos nicht<br />
besonders anspricht. Es braucht<br />
schon Jahre der Übung und<br />
Hingabe, um so ein Kunstwerk<br />
zu kreieren, und nur das Beste<br />
ist gut genug für Boerejongens<br />
Coffeeshop in Amsterdam. Diese<br />
Spacetry-Kreation ist überraschend<br />
schmackhaft und vom<br />
ersten Bissen bis zum Ende ein<br />
echtes Erlebnis. Beim Traveller<br />
Cake handelt es sich um einen<br />
Kokos-Schichtkuchen mit einem<br />
Boden aus Mandel-Schoko-Praline<br />
und crunchy Kokos-Pops<br />
sowie einer Schicht Madagaskar-Vanille-Creme<br />
und einem<br />
Hauch von Zitrone. Als Topping<br />
folgt das bekannte Kreuz-Logo<br />
von Amsterdam Genetics in einer<br />
Art „Gel-Schokolade“ und<br />
24-karätigem Blattgold auf der<br />
Oberseite. Ein Traum! Nicht nur<br />
die tolle Optik und der einzigartige<br />
Geschmack überzeugen,<br />
sondern auch die erstklassige<br />
Verpackung. Hier haben sich die<br />
Hersteller wirklich Gedanken<br />
gemacht, wie man das Produkt<br />
erstklassig präsentiert und dem<br />
Kunden keine andere Wahl lässt,<br />
als eine dieser Köstlichkeiten<br />
zu probieren. Denn durch das<br />
Sichtfenster an der Vorderseite<br />
können Kunden den leckeren<br />
Kuchen vorab begutachten. Wer<br />
also auf ausgefallene und köstliche<br />
Edible-Kreationen steht, der<br />
sollte den Traveller Cake bei seinem<br />
nächsten Besuch unbedingt<br />
probieren. Bis zum Wirkungseintritt<br />
können gut zwei Stunden<br />
vergehen, ich hatte das Gefühl,<br />
es passierte etwas früher. Ein<br />
sehr angenehmes Gefühl umgab<br />
mich, ich fühlte mich deutlich<br />
entspannter und schwerer. Ein<br />
toller und langanhaltender Effekt.<br />
Bei einem stolzen Preis von<br />
zehn Euro sollte das aber auch so<br />
sein. Insgesamt hat mich der Kuchen<br />
und die Präsentation ziemlich<br />
beeindruckt.<br />
Für den kleinen Hunger<br />
unterwegs<br />
Kandy Krew Bueno Creams<br />
von Yanks Coffeeshop Zandvoort<br />
www.yanks.nl<br />
Touristen aus aller Welt besuchen<br />
Amsterdam als eine der<br />
attraktivsten Städte der Niederlande.<br />
Die Umgebung ist jedoch<br />
auch wunderschön! Und einer<br />
der schönsten und beliebtesten<br />
Orte in den Niederlanden ist<br />
Zandvoort mit seinem Strand.<br />
Es liegt ganz in der Nähe der<br />
Stadt Amsterdam im Südwesten<br />
der Provinz Nordholland. Von<br />
Amsterdam aus genau 20 Minuten<br />
mit dem Zug und innerhalb<br />
von wenigen Minuten zu Fuß erreicht<br />
man den wohl besten Coffeeshop<br />
der Gegend, den Yanks<br />
Indian Club. Die Lage direkt<br />
am Strand ist atemberaubend.<br />
Im Haus des „Medizinmanns“<br />
findet jeder Kunde neben hochwertigen<br />
Blüten und Haschisch<br />
eine weitere erstklassige Köstlichkeit<br />
auf dem Menü, die unbedingt<br />
mal probiert werden sollte,<br />
wenn sich die Gelegenheit dazu<br />
bietet und man auf Süßes steht.<br />
Auch wenn es sich um keinen<br />
Spacecake handelt, die köstlichen<br />
Bueno Creams von Kandy<br />
Krew müssen hier erwähnt<br />
werden. Sie sind umhüllt von<br />
einer leckeren belgischen Milchschokolade<br />
und gefüllt mit einer<br />
weißen Haselnusscreme, gerollt<br />
in Schokoladenstreuseln. Man<br />
schmeckt das Cannabis regelrecht<br />
aus der Creme heraus. Die<br />
Konsumenten erwartet eine echte<br />
Geschmacksexplosion und ein<br />
Highlight unter den berauschenden<br />
Esswaren. Das Aroma erinnert<br />
an einen Bueno-Riegel. In<br />
einer kleinen Box befinden sich<br />
insgesamt fünf Stück, mit je 20<br />
Milligramm THC je Stück, also<br />
100 Milligramm THC pro Box,<br />
die mit 12,50 Euro zu Buche<br />
schlägt. Das Team legt hier großen<br />
Wert auf Qualität, was sich<br />
im Endprodukt auch wiederfinden<br />
lässt. Kandy Krew wurde<br />
2016 von einem erfahrenen Konditor<br />
gegründet, der unzufrieden<br />
mit der Verfügbarkeit von anständigen<br />
Esswaren war. Nach<br />
jahrelanger Suche beschloss er,<br />
seine eigenen zu machen. Sehr<br />
schnell baten ihn die Leute, für<br />
sie „Bonbons“ und weitere Süßwaren<br />
für ihre Freunde und Veranstaltungen<br />
herzustellen. Seit<br />
diesen frühen Tagen wuchs die<br />
Marke Kandy Krew und nach<br />
dem Gewinn von Wettbewerben<br />
in Spanien und den Niederlanden<br />
ist der Name nun in weiten<br />
Teilen Europas bekannt. Die<br />
Bueno Creams, die im Sommer<br />
2019 auf den Markt gekommen<br />
sind, haben bereits jetzt Legendenstatus<br />
erreicht. Ich persönlich<br />
finde sie sehr gelungen und<br />
kann sie jedem Besucher in den<br />
Niederlanden wärmstens empfehlen.<br />
Der kleine Snack für unterwegs,<br />
der nicht nur besonders<br />
gut schmeckt, sondern auch gut<br />
wirkt. Die kleine Box ist ebenfalls<br />
sehr schön gestaltet und auf<br />
das Produkt angepasst. Sie sieht<br />
einer Kinder-Bueno Verpackung<br />
zum Verwechseln ähnlich. Der<br />
Preis ist etwas teurer als die üblichen<br />
Esswaren, die man so erhält,<br />
aber es lohnt sich. Die Portionen<br />
können über den Tag gut<br />
verteilt eingenommen werden,<br />
die Wirkung kann sich konstant<br />
entfalten. Es wirkt sich nicht so<br />
stark auf den Körper aus, wie<br />
man es bei einem starken Space<br />
Cake gewohnt ist. Vielmehr fühlt<br />
man sich insgesamt wohler und<br />
trotzdem körperlich fit genug.<br />
Bei dieser Leckerei besteht definitiv<br />
eine Suchtgefahr.<br />
Das Sahnehäubchen<br />
Red Velvet Cake<br />
von Tweede Kamer Coffeeshop<br />
Ein Wow-Kuchen! Im Tweede<br />
Kamer Coffeeshop habe ich wohl<br />
den beliebtesten und berüchtigtsten<br />
Kuchen aller Zeiten im<br />
„Raumfahrtformat“ gefunden:<br />
den Red Velvet Cake. Die Königin<br />
eines jeden Schichtkuchens.<br />
Aufgrund seiner Farben und seines<br />
unglaublichen Geschmacks<br />
ist dieser Kuchen einer der<br />
meistverkauften Spacecakes in<br />
Amsterdam. Die leckere Creme<br />
besteht aus weißer Schokolade<br />
und Frischkäse. Der Geschmack<br />
HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong> 47
Schon optisch eine Wucht:<br />
Der Kuchen von Boerejongens<br />
Der Red-Velvet-Cake von Twede Kamer<br />
Spacetry-Brownie von<br />
Coffeeshop Amsterdam<br />
Klassisch: Pound Cake von Paradox<br />
Schlichte Präsentation<br />
bei Kandy Krew -<br />
aber das Innere stimmt<br />
48 HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong>
ist schwierig zu beschreiben.<br />
Es ist die süße Verbindung von<br />
Buttermilch und Vanille mit ein<br />
wenig Kakao. Für einen leckeren<br />
Beigeschmack sorgt das beigefügte<br />
Cannabis, das sich bei diesem<br />
Kuchen deutlich hervorhebt. 0,33<br />
Gramm Cannabis, genau wie<br />
beim Traveller Cake, sorgen für<br />
eine starke Wirkung auf Körper<br />
und Geist. Mir kam die Wirkung<br />
wesentlich intensiver und länger<br />
vor als bei den anderen getesteten<br />
Edibles. Abends gab es dann<br />
einen weiteren Red Velvet, besonders<br />
der Schlaf war lang und<br />
entspannend. Geschmacklich ist<br />
der Kuchen ein wirklicher Genuss<br />
und auch optisch ein Hingucker.<br />
Wer bei diesem Kuchen<br />
noch nein sagt, der scheint wohl<br />
gerade auf Diät zu sein. Preislich<br />
liegt der Red Velvet Cake<br />
von Spacetry übrigens bei zehn<br />
Euro. Für mich war es der erste<br />
Besuch in diesem Coffeeshop.<br />
Der Tweede Kamer Coffeeshop<br />
befindet sich in der Heisteeg, einer<br />
kleinen Seitenstraße am Rande<br />
des Spui-Platzes. Dieser Laden<br />
öffnete erstmals 1985 seine Pforten.<br />
Er ist nicht besonders groß,<br />
aber recht gemütlich und modern<br />
eingerichtet. Viel schöne poliertes<br />
Holz überall, wie in einer älteren<br />
Apotheke <strong>–</strong> die Bartheke, Tische,<br />
Nischen, Zierleisten an den Wänden.<br />
Dies wird von einer umfangreichen<br />
Sammlung von gerahmten<br />
alten Bildern, Kunstwerken<br />
und TV-Geräten begleitet. Tweede<br />
Kamer hat sich zu einem der<br />
bekanntesten Coffeeshops im<br />
Stadtzentrum entwickelt. Dieser<br />
Shop ist für sein hochwertiges<br />
Cannabis-Menü bekannt, was angesichts<br />
der erfahrenen Besitzer<br />
nicht verwunderlich ist. Sie bieten<br />
hier eine vielfältige Auswahl<br />
an Blüten und Haschisch an.<br />
Insbesondere sind sie berühmt<br />
für ihr importiertes und lokales<br />
Haschisch von höchster Qualität.<br />
Definitiv einen Besuch wert.<br />
Gutes für die Seele<br />
Spacetry Chocolate Brownie<br />
Coffeeshop Amsterdam<br />
www.coffeeshopamsterdam.com<br />
Die Haarlemmerstraat ist ein<br />
Hotspot der Amsterdamer und<br />
befindet sich südwestlich des<br />
Hauptbahnhofs. Dieses Viertel<br />
ist beliebt bei uns Touristen, denn<br />
dort findet man einige bekannte<br />
Coffeeshops, Bars und Restaurants.<br />
Derzeit gehört Coffeeshop<br />
Amsterdam zu den beliebtesten<br />
Geschäften im hart umkämpften<br />
Teil der Stadt. Einst hieß der Laden<br />
„Pink Floyd“, bevor er 2007<br />
von den Besitzern des berühmten<br />
„De Dampkring“ übernommen<br />
und auch so benannt wurde. In<br />
jüngerer Zeit wechselte es jedoch<br />
wieder den Besitzer. Dabei<br />
wurde der Shop modernisiert,<br />
die Speisekarte erweitert und<br />
das Erscheinungsbild des Shops<br />
aufgefrischt. Das Gebäude ist<br />
schmal, aber lang. Es erstreckt<br />
sich über drei Etagen und bietet<br />
viele Sitzmöglichkeiten. Dieser<br />
Coffeeshop bietet Platz für etwa<br />
75 Personen, was Coffeeshop<br />
Amsterdam zum größten in der<br />
Haarlemmerstraat macht. Die<br />
Atmosphäre ist freundlich und<br />
einladend. Wie die meisten Coffeeshops,<br />
werden auch hier heiße<br />
und kalte Getränke sowie einfache<br />
Snacks serviert. Hier gibt es<br />
genug, um sich wohlzufühlen.<br />
Der Service ist auch prompt, sodass<br />
ich nicht lange auf meine<br />
Bestellung warten musste. Das<br />
Menü ist sehr umfangreich und<br />
es gibt einige tolle Old-School-<br />
Sorten und eine anständige<br />
Auswahl an importiertem Haschisch.<br />
Ebenfalls auf der Liste:<br />
schmackhafte Spacetry Chocolate<br />
Brownies! Dieser Brownie ist<br />
der leckerste, den ich je probiert<br />
habe. Er sieht vielleicht nicht<br />
besonders schick aus, aber er ist<br />
saftig von innen, voller Schokolade,<br />
enthält Kakaobutter und<br />
eine cremige Schicht gesalzener<br />
Karamellsauce obendrauf. Der<br />
Wahnsinn! Bei diesem intensiven<br />
Geschmack ist es mir wirklich<br />
schwergefallen, nicht noch einen<br />
zweiten und dritten Brownie zu<br />
verspeisen. Beim ersten Bissen<br />
konnte man mir die Freude bereits<br />
ansehen. Die Mitarbeiter<br />
dieses fantastischen Coffeeshops<br />
erzählten mir, dass das Rezept<br />
viele Male geändert wurde, bevor<br />
sie zu diesem sehr klassischen,<br />
aber hervorragenden Geschmack<br />
und der Struktur kamen. Die<br />
Struktur des Brownies ist anscheinend<br />
sehr wichtig, damit<br />
auf er auf der Zunge förmlich<br />
zerschmelzen kann. Einfach nur<br />
schokoladig! Mich jedenfalls hat<br />
dieser Kuchen überzeugt und geschmacklich<br />
genau meinen Nerv<br />
getroffen. Die Wirkung ist extrem<br />
körperlastig. Ich weiß nicht,<br />
ob es an der Masse des Kuchens<br />
lag, aber die Schritte wurden im<br />
Laufe des Tages<br />
immer schwieriger<br />
für mich.<br />
Jedes Stück enthält<br />
0,33 Gramm<br />
qualitatives Cannabis<br />
und kostet<br />
wie alle Kuchen<br />
von Spacetry um<br />
die zehn Euro.<br />
Das ist meiner<br />
Meinung nach<br />
etwas zu teuer für<br />
diesen doch sehr<br />
schlicht gehaltenen<br />
Brownie,<br />
auch wenn ich so<br />
für ihn schwärme.<br />
Im Gesamtbild<br />
haben mir da der<br />
Traveller und<br />
Red Velvet Cake<br />
wesentlich besser<br />
gefallen.<br />
Klassisch,<br />
einfach und<br />
traditionell<br />
Vanilla Pound Cake<br />
Paradox Coffeeshop<br />
www.paradoxcoffeeshop.com<br />
Der Spacetry-Brownie findet in der Netflix-<br />
Dokuserie Rotten Erwähnung<br />
Warnhinweise auf der Verpackung des Pound Cake<br />
In einer kleinen und eher abgelegenen<br />
Straße, versteckt im<br />
Herzen des Jordaan-Viertels<br />
von Amsterdam, findet man<br />
einen gemütlichen kleinen Coffeeshop.<br />
Der Ort ist bei Touristen<br />
und Einheimischen sehr beliebt.<br />
Das Innere wirkt zunächst<br />
kühl, aber eindrucksvoll. An<br />
den Wänden hängen die Werke<br />
lokaler Künstler. Aufgrund der<br />
ruhigen Lage und der komfortablen<br />
Sitzmöglichkeiten ist der<br />
Shop ein geeigneter Ort zum abschalten.<br />
Das Menü im Paradox<br />
Coffeeshop fällt sehr bescheiden<br />
und nicht sonderlich ausgefallen<br />
aus. Jedoch legen die Betreiber<br />
des Shops einen großen Wert<br />
auf gute Qualität. Besonders ein<br />
Produkt steht bereits seit über<br />
HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong> 49
30 Jahren auf ihrer Speisekarte.<br />
Und für das sind sie ziemlich<br />
berühmt. Es handelt sich um<br />
den Vanilla Pound Cake <strong>–</strong> also<br />
einen einfachen Rührkuchen. Jedes<br />
Stück kostet sieben Euro und<br />
beinhaltet ein Gramm feinstes<br />
Cannabis. In ganz Amsterdam<br />
gilt dieser Space Cake als besonders<br />
stark. Davon wollte ich<br />
mich natürlich selbst überzeugen<br />
lassen. Die Verpackung ist<br />
leider sehr lieblos und einfach<br />
gehalten. Sie besteht aus einer<br />
Plastik-/Frischhaltefolie und ist<br />
mit einem Sticker auf der Front<br />
versehen, worauf sich Informationen<br />
und Warnhinweise zum<br />
Produkt befinden. Die Stücke<br />
selbst sind relativ dünn und recht<br />
handlich geschnitten. Und obwohl<br />
mir bewusst war, dass es<br />
sich hierbei um einen speziellen<br />
Kuchen handelt, lag er innerhalb<br />
weniger Sekunden in meinem<br />
Magen. Nach Butter, Zucker und<br />
Vanille duftend, schmeckt er wie<br />
ein einfacher, klassischer gelber<br />
Schichtkuchen, aber irgendwie<br />
auch nach mehr, als hätte man<br />
den Geschmack des Kuchens<br />
verdichtet und vervielfacht. Der<br />
Geschmack bietet vor allem eine<br />
Mischung aus Vanille und Gras.<br />
Er ist zart, buttrig und feucht.<br />
Jeder Bissen erinnert ein bisschen<br />
an den Kuchen von Oma<br />
von früher. Durch die ruhige<br />
und entspannte Atmosphäre im<br />
Laden und den kurzen Smalltalk<br />
mit den Besitzern machte sich<br />
bei mir dann auch die Wirkung<br />
bemerkbar. Die Augen wurden<br />
immer schwerer, die Laune immer<br />
besser. Zudem konnte ich<br />
mir es auf dem Sofa bequem<br />
machen und den Effekt auf mich<br />
wirken lassen. Ich bin positiv<br />
überrascht gewesen, obwohl es<br />
dieses Mal nicht so intensiv war.<br />
Der richtige Kick hat mir am<br />
Ende dann doch noch gefehlt.<br />
Erfahrene Konsumenten wür-<br />
Die Bueno-Trüffel<br />
von Kandy Krew<br />
den sicherlich zu einem zweiten<br />
Stück greifen. Aber mit sieben<br />
Euro liegt ein solches preislich<br />
auch im Rahmen und ist zudem<br />
von der Wirkung her voll in Ordnung.<br />
Wenn man also nicht viel<br />
ausgeben will, ist man mit dem<br />
Vanilla Pound Cake vom Paradox<br />
gut bedient.<br />
Der Kuchen am Stiel<br />
Johnny’s Kitchen Push-up<br />
Cake-Pops to go<br />
Johnny Dabb<br />
www.johnnydabb.com<br />
Last, but not least möchte ich die<br />
Push-up-Cake-Pops (zu Deutsch<br />
auch Schichttörtchen genannt)<br />
vorstellen, eine nette kleine<br />
Spielerei für alle Kuchen-Liebhaber.<br />
Das schnell gemachte<br />
Backwerk verzaubert nun schon<br />
seit einigen Jahren Jung und<br />
Alt. Jetzt gibt es diesen Hingucker<br />
in einigen Coffeeshops<br />
in Amsterdam auch mit Cannabis<br />
versetzt zu finden <strong>–</strong> und<br />
zwar von Johnny Dabb. Die Cake-Pops<br />
sind praktisch verpackt<br />
und können ganz locker aus der<br />
Hand gegessen werden. Diese<br />
kleinen Kuchen am Stil werden<br />
in durchsichtige Plastikcontainer<br />
gefüllt und die köstlichen<br />
Schichten, bestehend aus echtem<br />
Mandelbiskuit sowie einer<br />
himmlischen Pekannuss-Buttercreme,<br />
können so nach und<br />
nach in den Mund wandern.<br />
Um sie zu essen, muss man sie<br />
von unten her aufschieben. Ein<br />
Kuchenstückchen macht den<br />
Anfang, dann kommt etwas von<br />
der Creme darüber, dann wieder<br />
Kuchen. Das obere Stück<br />
ist dekoriert mit weißer Schokolade<br />
und aus knusprigem<br />
Mandel-/Pekanusskrokant, das<br />
dem Cake-Pop einen starken<br />
nussigen Geschmack verleiht.<br />
Die Minikuchen zum „hochdrücken“<br />
sehen aber nicht nur<br />
originell aus, sondern sind<br />
auch unheimlich vielseitig und<br />
verdammt lecker. Mir persönlich<br />
gefällt das Zusammenspiel<br />
der einzelnen Komponenten<br />
und der wahnsinnig, leckere<br />
cremige Geschmack nach Nüssen<br />
und weißer Schokolade.<br />
Dieser „Kuchen“ entführt die<br />
Geschmackssinne in eine neue<br />
Liga! Dieses Produkt wird mit<br />
0,33 Gramm bestem Cannabis<br />
hergestellt, was hier ca. 80<br />
Milligramm reinem THC entspricht<br />
<strong>–</strong> also nicht zu unterschätzen.<br />
Die Wirkung zeigt<br />
sich wie bei den vorherigen<br />
Edibles verzögert, aber dann<br />
auch entspannend und intensiv.<br />
Mich überkam ein Gefühl<br />
aus Wohlbefinden und körperlicher<br />
Gelassenheit, die Augen<br />
.de<br />
VAPORIZER . BERATUNG . ZUBEHÖR . LITERATUR . WASSERFILTER . KRÄUTER . CBD<br />
Vaporisation ist die effektivste Methode Kräuter<br />
nahezu schadstofffrei zu konsumieren.<br />
50 HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong><br />
Vaporizer Fachhandel<br />
Karl-Kunger-Str. 28 . 12435 Berlin-Treptow<br />
Tel: +49 (0)30 54 733 733 . Mo bis Fr 10-18h<br />
www.verdampftnochmal.de
Cake-Pops von Johnny Dabb<br />
wurden schwer. Eine solche<br />
Art von Space Cake habe ich<br />
so noch nicht kennengelernt,<br />
war nach dem ersten Bissen<br />
aber sofort angetan. Johnny<br />
lebt seit wenigen Jahren in<br />
Amsterdam und ist ebenfalls<br />
legaler Cannabispatient. Ihm<br />
sind vor allem Professionalität,<br />
Qualität und exzellenter Service<br />
wichtig. Seine jahrelange<br />
Erfahrung im Bereich der Extraktion<br />
und Weiterverarbeitung<br />
sprechen für sich. Als mehrfacher<br />
Cup-Sieger in unterschiedlichen<br />
Kategorien <strong>–</strong> vorwiegend<br />
wegen seiner terpenreichen Extrakte<br />
<strong>–</strong>, möchte Johnny sich in<br />
Zukunft auch über leckere Esswaren<br />
hervorheben. Dazu hat<br />
er sich mit einem erfahrenen<br />
belgischen Konditor zusammengetan<br />
und bereits einige<br />
schmackhafte Kreationen entwickelt.<br />
Die Cake-Pops können<br />
für rund 15 Euro im Coffeeshop<br />
The Bushdocter in zwei Geschmacksrichtungen<br />
(Mandel/<br />
Pekanuss sowie Erdbeer/Tiramisu)<br />
erworben werden. Dieser<br />
Coffeeshop existiert bereits seit<br />
1997 und liegt im Zentrum von<br />
Amsterdam, direkt am Rembrandtplein<br />
im südlichen Teil<br />
des Kanalrings von Amsterdam.<br />
Dieser Shop genießt einen<br />
guten Ruf für hochwertige<br />
Haschischprodukte und ist ein<br />
ausgezeichneter Laden, um etwas<br />
Neues auszuprobieren. Es<br />
lohnt sich allemal, dort vorbeizuschauen!<br />
Fazit<br />
Ein Ausflug nach Amsterdam<br />
oder in die Umgebung ist immer<br />
wieder aufregend und kann sehr<br />
lustig werden. Einmal kehrt man<br />
enttäuscht nach Hause zurück<br />
und beim anderen Mal war es<br />
das geilste Erlebnis überhaupt.<br />
Für mich hat sich der Besuch in<br />
Amsterdam gelohnt, auch wenn<br />
ich diesmal tiefer in die Tasche<br />
greifen musste. Die Preise sind<br />
während der Coronapandemie<br />
etwas angestiegen und auch vorher<br />
waren die Produkte in den<br />
Coffeeshops nicht immer günstig.<br />
Ich konnte trotzdem einige<br />
neue Shops und schmackhafte<br />
Cannabis-Esswaren kennenlernen.<br />
Die Fortschritte und<br />
ständigen Entwicklungen sind<br />
beeindruckend. Es wird viel<br />
mehr Aufwand betrieben als<br />
es noch vor einigen Jahren der<br />
Fall war. Die Auswahl an Edibles<br />
ist enorm und wächst stetig.<br />
Hier im Artikel wurde nur eine<br />
kleine Auswahl von dem präsentiert,<br />
was dort zu sehen, zu<br />
kaufen und zu essen ist. Von vielen<br />
Edibles wird man allerdings<br />
enttäuscht sein, da sich die<br />
Shop-Betreiber keine Gedanken<br />
darum machen. Aber bei einigen<br />
wenigen, bekommt man ein<br />
ganz neues Erlebnis präsentiert.<br />
Auf der Suche nach der richtigen<br />
Qualität und einem tollen<br />
Coffeeshop ist es wichtig, auch<br />
neue Dinge ausprobieren zu<br />
wollen. Immer mehr Menschen<br />
wollen Cannabis genießen oder<br />
es aus medizinischen Zwecken<br />
verwenden, ohne es zu rauchen.<br />
Esswaren sind zwar eine<br />
diskrete und schmackhafte Art,<br />
Cannabis zu konsumieren, aber<br />
sie auch sind nicht ohne Risiko.<br />
Am besten beginnt man mit einer<br />
niedrigen Dosis und arbeitet<br />
sich bis zu einer Dosis hoch, die<br />
die gewünschte Wirkung erzielt.<br />
Auch wenn sich viele Konsumenten<br />
eine sofortige Wirkung<br />
wünschen, kann es bis zu mehreren<br />
Stunden dauern, bis sich<br />
eine ausgeprägte Wirkung bemerkbar<br />
macht. Die genaue Zeit<br />
hängt von individuellen Faktoren<br />
ab. Der Stoffwechsel und die<br />
Wirkstoffe des Produktes sowie<br />
die Dosis der Einnahme spielen<br />
eine wichtige Rolle. Wenn<br />
das Produkt eine hohe Dosis<br />
oder Konzentration von THC<br />
enthält, kann es schneller wirken.<br />
Am besten macht man sich<br />
selbst keinen Druck und stellt<br />
die Erwartungen nicht zu hoch,<br />
sonst wird man eventuell enttäuscht.<br />
Umso schöner ist das<br />
Gefühl dann, wenn es unerwartet<br />
kommt. Man muss sich auf<br />
dieses Feeling einlassen. Am<br />
besten probieren Erst-Konsumenten<br />
in Amsterdam es nicht<br />
mitten im Trubel der Stadt aus,<br />
sondern vielleicht lieber abends<br />
im Hotelzimmer. Dort hat man<br />
die nötige Ruhe und ist in einer<br />
sicheren Umgebung. In diesem<br />
Sinne: Guten Appetit <strong>–</strong> in<br />
Amsterdam oder sonst wo!<br />
HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong> 51
High Cuisine<br />
Zu Tisch in Amsterdam<br />
52 HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong>
Auch Mr. Haze Amaze<br />
war für <strong>Highway</strong> in<br />
Amsterdam im Einsatz<br />
und auch Mr. Haze<br />
Amaze wollte mehr über<br />
die besten Edibles der<br />
Stadt erfahren. Zu diesem<br />
Zweck traf er sich im<br />
neuen Museum von Mila<br />
Jansen mit dem sterneküchenerfahrenen<br />
Noah<br />
Tucker von High Cuisine.<br />
Unter diesem Label werden<br />
etwa psychedelische<br />
Menüs aufgefahren, auch<br />
eine Doku-Serie wird bald<br />
folgen. Inhaltlich geht es<br />
dabei weit über die Grenzen<br />
von Cannabis hinaus<br />
und so werden bei High<br />
Cuisine allerhand berauschende<br />
Zutaten ins Essen<br />
gemischt.<br />
Mr.<br />
Haze Amaze<br />
Cannabis-Reporter<br />
Edibles, also ess- bzw.<br />
trinkbare Lebensmittel,<br />
die mit Cannabis angereichert<br />
wurden, sind<br />
schon seit langer Zeit<br />
wortwörtlich in aller Munde.<br />
Einen Rausch zu erfahren, ohne<br />
das lästige Kratzen im Hals, ohne<br />
die stinkenden Finger und Klamotten<br />
und vor allem ohne Aufmerksamkeit<br />
auf sich zu ziehen,<br />
ist eine interessante Alternative.<br />
Es gibt Edibles mittlerweile in<br />
unzähligen, verschiedenen Variationen,<br />
als Süßigkeiten, Snacks<br />
und manchmal auch als komplettes<br />
Hauptgericht. Doch seien wir<br />
mal ehrlich: nach einigen Jahren<br />
des Cannabiskonsums wird der<br />
oder die ein oder andere dann<br />
doch etwas anspruchsvoller und<br />
möchte gerne auch mal etwas<br />
anderes als den stinknormalen<br />
Hasch-Brownie probieren. In unserem<br />
Lieblingsnachbarland haben<br />
die Coffeeshops mittlerweile<br />
einiges anzubieten, um solchen<br />
Bedürfnissen der Kunden entgegenzukommen:<br />
in ausgewählten<br />
Shops findet man Lollis, Kuchenstückchen,<br />
ja sogar angereicherte<br />
Schoko-Bonbons. Auch für meinen<br />
diesmaligen Interview-Partner<br />
sind Hash-Brownies und<br />
ähnliches schon längst Schnee<br />
von gestern. Seine Leidenschaft<br />
ist das Kochen. Es handelt sich<br />
um Noah G. Tucker von „High<br />
Cuisine“. Wie man dem Namen<br />
bereits entnehmen kann, handelt<br />
es sich hierbei um ein Namensspiel<br />
mit dem französischen Begriff<br />
„Haute Cuisine“. Dementsprechend<br />
ist Noah nicht einfach<br />
irgendein Hobbykoch, sondern<br />
erfolgreicher Chefkoch, der auch<br />
bereits mehrere Restaurants eröffnet<br />
und geleitet hat. Doch mit<br />
seinem Partner Anthony Joseph<br />
schaut er mit High Cuisine noch<br />
weiter über den sprichwörtlichen<br />
Tellerrand der gehobenen Küche<br />
hinaus. Denn das Wort „High“<br />
taucht natürlich nicht zufällig<br />
auf: bei den beiden wird mit Cannabis,<br />
aber auch vielen anderen<br />
psychedelischen, euphorisierenden<br />
oder energetisierenden Zutaten<br />
gekocht. Um herauszufinden,<br />
wie man sich das vorzustellen<br />
hat, was für ein Gedanke hinter<br />
High Cuisine steckt, und was die<br />
beiden in Zukunft vorhaben, habe<br />
ich mich mit Noah in Amsterdam<br />
getroffen.<br />
Die Location für unser<br />
Interview hätte besser nicht ausfallen<br />
können, denn ich hatte die<br />
Ehre, mein Interview in dem neu<br />
entstehenden kleinen Museum<br />
von „Hash Queen“ Mila Jansen<br />
abzuhalten. Sie selbst war ebenfalls<br />
anwesend und führte mich<br />
in ihrer Ausstellung herum <strong>–</strong> eine<br />
beeindruckende Frau mit einer<br />
beeindruckenden Geschichte.<br />
Doch dieser Artikel dreht sich<br />
um Noah Tucker und das Konzept<br />
von High Cuisine: Noah ist<br />
ein aufgeweckter und lebhafter<br />
Mann mit New Yorker Charme<br />
und dem THC-Konsum eines<br />
Niederländers. Wir sitzen zu dritt<br />
mit Mila an einem kleinen Tisch<br />
mit Kaffee, Joints und Snacks<br />
<strong>–</strong> das Interview kann beginnen.<br />
Was genau ist oder macht High<br />
Cuisine denn nun<br />
eigentlich? Noah<br />
holt kurz Luft und<br />
antwortet: „Mein<br />
Partner Anthony<br />
Joseph und ich<br />
sind zwei ausgezeichnete<br />
Köche,<br />
die beide schon in<br />
einigen Sterne-Restaurants<br />
gearbeitet haben. Das<br />
ist eigentlich unser täglich Brot.<br />
In unserem Beruf arbeiten wir<br />
mit den unterschiedlichsten Zutaten<br />
und Gewürzen. Bei High<br />
Cuisine haben wir diese Liste an<br />
Ingredienzien um einige spezielle<br />
Zutaten ergänzt. Wir arbeiten<br />
unter anderem mit Kratom, Kanna,<br />
Mushrooms und vielem mehr.<br />
Wir haben sogar schon ein erstes<br />
Kochbuch und unsere eigene<br />
Koch-Serie, die auch bald international<br />
zu streamen sein wird.“<br />
Etwas verwirrt schaue ich ihn<br />
an: Magic Mushrooms als Zutat<br />
beim Kochen? Für viele ist Cannabis<br />
in Lebensmitteln ja schon<br />
eine Besonderheit. Noah nickt<br />
eifrig: „Und genau damit kommen<br />
wir zu einem Punkt, den wir<br />
mit High Cuisine verdeutlichen<br />
wollen: was ist normal und was<br />
nicht? Wenn dich jemand zum<br />
Feiern und Trinken einladen würde,<br />
wäre das vollkommen normal,<br />
oder? Wenn dich jemand zu<br />
einem Zigarren-Tasting einladen<br />
würde, würdest du vermutlich<br />
auch nicht direkt nein sagen.“ Er<br />
grinst. „Aber, wenn man jemanden<br />
zu einem Abendessen mit<br />
Magic Mushrooms einlädt gehen<br />
die Meinungen wieder ganz stark<br />
auseinander.“ Wo er recht hat,<br />
hat er recht. Vermutlich würden<br />
die meisten Menschen nur ungläubig<br />
dreinschauen oder am<br />
Verstand des Fragenden zweifeln.<br />
„Siehst du <strong>–</strong> und ich<br />
frage mich, warum das eigentlich<br />
so ist. Beim Trinken von Alkohol<br />
enden viele über der Toilette,<br />
nach dem Zigarren-Tasting haben<br />
viele Sodbrennen und Magenprobleme.<br />
Und trotzdem sind<br />
diese Drogen in der Gesellschaft<br />
akzeptiert, weil ein Großteil damit<br />
umzugehen weiß und einen<br />
schönen Abend erlebt. Auch mit<br />
Psilocybin kann man einen angenehmen<br />
Abend haben, solange<br />
man es richtig macht. Und um<br />
am Blickwinkel der Gesellschaft<br />
etwas zu ändern, nutzen wir eines<br />
der einfachsten Dinge der<br />
Welt: Essen. Um jemandem eine<br />
Kultur näherzubringen, ist einer<br />
der gängigsten Wege, ihm das<br />
„Wir probieren<br />
auf jeden Fall<br />
alles selbst.“<br />
Essen der Kultur zu servieren.<br />
Denk mal darüber nach, wie viele<br />
Leute andere Kulturen kritisch<br />
bewerten, aber dennoch deren<br />
landestypischen Gerichte lieben.<br />
All unsere Zutaten bei High Cuisine<br />
werden in anderen Kulturen<br />
als unserer eigenen ganz normal<br />
konsumiert, wenn auch manche<br />
davon nur rituell. Aber trotzdem,<br />
es ist eine Kultur, die wir den<br />
Menschen durch Essen näher<br />
bringen wollen.“ Das ist natürlich<br />
der nächste Punkt, der mich brennend<br />
interessiert: wie hat man<br />
sich das Ganze denn nun vorzustellen?<br />
Laut Noah gab es schon<br />
mehrere Dinner-Abende, an denen<br />
die Gerichte aus ihrem selbst<br />
geschriebenen Kochbuch serviert<br />
wurden. Die Gäste bekamen ein<br />
5-Gänge-Menü, jeder Gang mit<br />
einer anderen psychedelischen<br />
Zutat versehen: mal war es eine<br />
Trüffel-Sauce mit Psilocybin, ein<br />
THC-reiches Dessert oder eine<br />
Creme mit einem Zehnfach-Kanna-Extrakt.<br />
„Der Schlüssel für ein<br />
erfolgreiches Dinner ist die Kombination<br />
aus drei Faktoren: Erstens,<br />
man benutzt die besten und<br />
reinsten Formen der Zutat, um<br />
ihre Wirkung bestmöglich bestimmen<br />
und steuern zu können. Wir<br />
nutzen beispielsweise keine Cannabisblüten,<br />
sondern hauptsächlich<br />
Extrakte. Der zweite Faktor<br />
ist die Mikro-Dosierung, was bedeutet,<br />
wenn ein Smartshop für<br />
einen guten Trip zehn Gramm<br />
Mushrooms empfiehlt, verwenden<br />
wir maximal ein bis zwei<br />
Gramm. Je nachdem, wie stark<br />
die Wirkung ist, gehen wir dann<br />
schrittweise zurück bis zum gewünschten<br />
Ergebnis.“ Und direkt<br />
schießt mir die nächste Frage<br />
durch den Kopf: wie wird bei<br />
High Cuisine die Intensität eines<br />
Gerichtes ermittelt? Insbesondere<br />
bei Cannabis kann ich mir kaum<br />
vorstellen, dass Noahs Empfindung<br />
für die Stärke des THC-Gehalts<br />
einen guten Richtwert für<br />
Gelegenheitskiffer darstellen<br />
würde. „Wir probieren auf jeden<br />
Fall alles selbst. Dazu kommt<br />
ein Kernteam an Kamera-Leuten<br />
HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong> 53
Lachsfilet, in THC-Olivenöl pochiert,<br />
Kruste aus gerösteten Hanfsamen,<br />
in einer Brühe aus Steppenraute<br />
und Lakritz<br />
Gegrillte Schweinebäckchen mit<br />
Rosenkohl, Magic-Trüffeln in einer<br />
Brühe aus Miso und Bacon-Essenz<br />
und den Leuten hinter den Kulissen<br />
unserer Kochsendung. Doch<br />
am wichtigsten ist Anthony, er<br />
ist Point X. Er konsumiert außerhalb<br />
unserer eigenen Speisen<br />
keine Drogen, absolut keine.“ Ich<br />
kann mir ein ungläubiges Grinsen<br />
nicht verkneifen: der zweite<br />
Koch von High Cuisine konsumiert<br />
ansonsten keine Psychedelika?<br />
Aber dann müssten ihn die<br />
Gerichte doch grundsätzlich umhauen?<br />
Noah lacht: „Nun ja, wie<br />
gesagt, wir achten ja immer auf<br />
Mikro-Dosierung. Aber mit ihm<br />
haben wir also einen perfekten<br />
Ausgangspunkt. Wenn wir zum<br />
Beispiel zwei Milligramm pures<br />
THC ins Essen packen <strong>–</strong> ich und<br />
du würden das nicht mal spüren <strong>–</strong><br />
und er schläfrig wird, wissen wir,<br />
dass es noch zu viel ist. Das ist<br />
wirklich hilfreich.“<br />
Wirklich praktisch.<br />
Doch was ist mit dem dritten<br />
Faktor? „Der dritte Faktor sind<br />
natürlich die Gäste selbst.<br />
Man kann nicht jeden<br />
x-beliebigen Menschen zu<br />
so einem Dinner einladen.<br />
Auch wenn er/sie es total<br />
cool finden würde, wenn<br />
so etwas nicht dem eigenen<br />
Lifestyle entspricht,<br />
sollte man sich nicht an so<br />
ein Dinner wagen. Wenn<br />
man es trotzdem tut, kann<br />
das immer, nicht nur bei<br />
Psychedelika, auch zu<br />
schlechten Erfahrungen<br />
führen.“ Noah zieht an<br />
seinem Joint und überlegt<br />
einen Moment. „Mit Walen<br />
schwimmen. Manche<br />
Leute finden es sicher<br />
total cool, mit Walen zu<br />
schwimmen.“ Fragend<br />
schaue ich ihn an. Was hat<br />
das Schwimmen mit<br />
Walen mit Psychedelika<br />
zu tun? „Für mich<br />
wäre dieses Erlebnis<br />
einfach furchterregend.<br />
Ich meine, die Viecher<br />
sind wirklich riesig und<br />
unter mir nichts als der<br />
bodenlose Ozean? No<br />
way.“ Grob dämmert<br />
mir, was die Aussage<br />
seiner Worte bedeuten<br />
könnte. Doch für eine<br />
genaue Analyse ist keine<br />
Zeit, schließlich will<br />
ich noch mehr über<br />
High Cuisine erfahren.<br />
Interessant ist nämlich<br />
auch, dass die Zubereitung<br />
und der Verkauf<br />
von Gerichten mit psychedelischen<br />
Zutaten wie Pilzen<br />
auch in Holland nicht erlaubt ist,<br />
wie mir erklärt wird. „Man darf<br />
also offiziell im Smartshop Pilze<br />
kaufen, aber wenn man eine<br />
Pilz-Suppe daraus macht, ist das<br />
wiederum illegal. Sobald man es<br />
weiterverarbeitet oder verkauft,<br />
wird es strafbar“, berichtet Mila.<br />
Aber wie schafft es High Cuisine<br />
dann, nicht ins Fadenkreuz der<br />
Justiz zu geraten?<br />
„Ganz einfach“, so<br />
Noah. „Wir arbeiten auf wissenschaftlicher<br />
Basis. Alle Dinner<br />
werden aufgenommen und dokumentiert<br />
<strong>–</strong> wir betreiben also<br />
Forschung und Aufklärung. Wir<br />
filmen und erklären alles in unserer<br />
Kochshow, womit es wieder<br />
regelkonform ist. Nur so konnten<br />
wir es sogar in Zeitungen und<br />
Magazine wie die „New York<br />
Times“ oder „The Guardian“<br />
schaffen. Die Artikel waren echt<br />
gut und es ging dabei nicht um<br />
das typische ,Hey schaut euch<br />
den neuen Trend an‘, sondern<br />
viel mehr um ,Die Welt ist im<br />
Wandel, hierzu ein Beispiel‘. Und<br />
wir waren damit der Zeit weit voraus.<br />
Als andere noch mit Cannabis-Edibles<br />
überfragt waren,<br />
haben wir schon mit Psilocybin,<br />
Kratom und anderen Psychedelika<br />
als Zutat experimentiert. Wir<br />
haben damit vor gut sechs Jahren<br />
begonnen. Damals kannten viele<br />
Leute die Drogen nicht einmal,<br />
die wir für unsere Rezepte benutzen.“<br />
Erneut frage ich mich,<br />
ob das Wort „Droge“ in dem<br />
Zusammenhang mit den Gerichten<br />
von High Cuisine überhaupt<br />
gerechtfertigt ist, und äußere dies<br />
auch. „Richtig, genau das ist die<br />
Frage: was ist ein Nahrungsmittel<br />
und was ist eine Droge? Nehmen<br />
wir doch einfach mal Kaffee. Niemand<br />
nimmt bei Kaffee das Wort<br />
Droge in den Mund. Wieso? Weil<br />
es eben gesellschaftlich anerkannt<br />
ist. Dabei kann auch dieses Nahrungsmittel<br />
einen starken Rausch<br />
erzeugen. Von zitternden Händen<br />
bis zum Herzrasen, aber fast niemand<br />
bezeichnet Kaffee als eine<br />
Droge.“<br />
Auch wenn seine Erklärung<br />
sehr plausibel ist, bin ich mir<br />
nicht ganz sicher, ob ich Psilocybin<br />
mit Kaffee gleichsetzen würde.<br />
Doch im Grunde sind beide Dinge<br />
Lebensmittel, eine Bohne und ein<br />
Pilz, mit einem berauschenden<br />
Wirkstoff, der bei zu hoher Dosierung<br />
zu Problemen führen kann.<br />
Dennoch bin ich mir ziemlich<br />
sicher, dass die Wirkung von Halluzinogenen<br />
einen Großteil der<br />
Menschen härter umhauen wird,<br />
als zwei Tassen Kaffee. „Natürlich,<br />
das stimmt. Es hat auch schon bei<br />
unserem Dinner den ein oder anderen<br />
zu hart erwischt. Aber das<br />
waren dann eben Menschen, die ansonsten<br />
vielleicht lediglich am Wochenende<br />
oder auf einem Festival<br />
einen Joint mit Freunden rauchen.<br />
Doch auch diese schlechten Erfahrungen<br />
sind notwendig, man lernt<br />
schließlich daraus. Nur so konnten<br />
wir bis zu dem Punkt kommen, an<br />
dem wir jetzt sind.“ Und was wird<br />
danach folgen, erkundige ich mich.<br />
„Wir verkaufen aktuell unser Kochbuch<br />
und veröffentlichen dazu auch<br />
bald das passende Mocktail-Buch,<br />
also Cocktails ohne Alkohol, aber<br />
mit Psychedelika. Wir haben auch<br />
eine Kooperation mit The Bulldog<br />
in Arbeit. Zusammen mit ihnen<br />
werden wir unter anderem Tinkturen,<br />
THC-Kaviar, eine Bong und<br />
ein spezielles Getränk, den Kratombucha,<br />
auf den Markt bringen. Der<br />
Kratombucha ist mein Favorit, da<br />
es eine Kombination aus Kratom<br />
und Kombuchatee ist. Wir haben<br />
ihn offiziell Anfang Oktober released.“<br />
Für diejenigen, die es nicht<br />
wissen sollten: Kratom ist ein Pulver,<br />
das aus den getrockneten und<br />
gemahlenen Blättern des Kratombaums<br />
gewonnen wird. Kratom hat<br />
die interessante Eigenschaft, dass es<br />
in geringen Dosen aufputschend,<br />
in hohen Dosen allerdings sedierend<br />
wirken kann. Ein offizielles<br />
Kratomgetränk, getestet und hergestellt<br />
von zwei Spitzen-Köchen, die<br />
sich mit Psychedelika auskennen?<br />
Klingt verdammt spannend.<br />
Gegen Ende erlaube<br />
ich mir noch ein paar persönliche<br />
Fragen: kochst du eigentlich auch<br />
mal high? Und was sagt eigentlich<br />
deine Familie zu deiner Show und<br />
dem Kochbuch? Noah lacht wieder<br />
herzhaft: „Ja, manchmal erhitze ich<br />
auch mein Bewusstsein. Ich mache<br />
hin und wieder eine Raucher-Pause<br />
beim Kochen, wenn mir danach<br />
ist, und danach koche ich weiter.<br />
Und meine Familie supportet mich<br />
bei allem, was ich tue. Alle stehen<br />
voll und ganz hinter mir.“ Natürlich<br />
möchte ich auch noch wissen,<br />
ob Noah sich vorstellen könnte, irgendwann<br />
einmal ein Restaurant zu<br />
eröffnen, das Gerichte aus seinem<br />
Kochbuch serviert. „Natürlich,<br />
warum nicht? Am Ende geht es bei<br />
unseren Dinnern auch nur darum,<br />
Spaß als Erwachsener zu haben.<br />
Man verbringt einen spannenden<br />
Abend beim Essen mit Freunden.<br />
Der eine trinkt einen Wein, der andere<br />
isst eben Speisen mit Psychedelika.<br />
Daran ist nichts auszusetzen.<br />
Es sind berauschende Substanzen<br />
für einen heiteren Dinner-Abend.<br />
Allerdings würde ich statt nur ein<br />
Restaurant noch lieber ein Boutique-Hotel<br />
eröffnen <strong>–</strong> mit Spa,<br />
Restaurant und einer schönen Außenanlage.<br />
Die Gäste könnten nach<br />
einem psychedelischen Dinner eine<br />
Shiatsu-Massage genießen, sich<br />
körperlich betätigen oder durch einen<br />
großen, nebelverhüllten Garten<br />
spazieren.“ In diesen letzten Sätzen<br />
erkenne ich wieder das grundsätzliche<br />
Thema unseres Gesprächs:<br />
wieso sollte man Psychedelika und<br />
Cannabis anders behandeln, als die<br />
typischen Party-Dauergäste Tabak<br />
und Alkohol? Sollte Noah jemals<br />
ein derartiges Hotel eröffnen,<br />
werde ich definitiv einer der ersten<br />
Gäste sein <strong>–</strong> und zu einer der<br />
Dinnerpartys habe ich mich natürlich<br />
sowieso schon selbst eingeladen.<br />
54 HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong>
HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong> 55
HÖRT, HÖRT!<br />
„Die Legalisierung von Cannabis<br />
ist bei grün-gelber Regierungsbeteiligung<br />
eigentlich unabwendbar.“<br />
<strong>–</strong> Jenny Jasberg, Grünen-Fraktionschefin in der Hamburger Bürgerschaft<br />
INSTAGRAM-<br />
56 HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong><br />
PinNwand<br />
@jornalismocanabico<br />
@beernweed<br />
@kendogsmoke_kds_seeds<br />
@sungoddess420<br />
„Das Problem beschreibt<br />
Karsten Tögel-Lins, Sozialarbeiter<br />
beim Frankfurter<br />
Verein Basis: Synthetische<br />
Cannabinoide sind<br />
unsichtbar, geruchs- und<br />
geschmacklos. Weil Besitz<br />
und Vertrieb von Marihuana<br />
in Deutschland illegal<br />
sind, gibt es aber natürlich<br />
keinen Drogen-TÜV.<br />
Konsumentinnen und Konsumenten<br />
bleibt nur der<br />
Schwarzmarkt, falls sie<br />
auf ihr High nicht verzichten<br />
wollen.“<br />
Jannika Kämmerling,<br />
Hessenschau<br />
„Wenn man in dieser<br />
Frage schon Jahrzehnte<br />
unterwegs ist, ist die<br />
Hoffnung nicht mehr allzu<br />
groß. Ich sehe auch<br />
nicht, dass eine Partei<br />
das Thema wirklich auf<br />
der Fahne hätte. Bei den<br />
Grünen läuft es immerhin<br />
unter Gesundheitspolitik,<br />
und einige Grüne<br />
sind zum Beispiel auch<br />
auf der Hanfparade. Die<br />
SPD spricht von Entkriminalisierung,<br />
doch da<br />
ist wenig zu erwarten.<br />
Als SPD und Grüne 1998<br />
an die Regierung kamen,<br />
gab es kurz die Hoffnung,<br />
passiert ist jedoch<br />
nichts <strong>–</strong> außer dem Hanfsamenverbot.“<br />
Dirk Hogess,<br />
Mitinitiator Hanfparade,<br />
auf die Frage nach den<br />
Legalisierungs-Chancen<br />
„Cannabis-Legalisierung<br />
<strong>–</strong> eine nette Lifestyle-Debatte“<br />
Winfried Folz,<br />
Die Rheinpfalz<br />
<strong>–</strong> Das <strong>–</strong><br />
Kack-Zitat<br />
der <strong>Ausgabe</strong><br />
„Vielleicht käme die<br />
Dauerdebatte über eine<br />
adäquate Drogenpolitik<br />
mal vom Fleck, wenn sich<br />
die Akteure diese Willkür<br />
eingestehen würden, statt<br />
dauernd mit Gewissheiten<br />
über vermeintliche<br />
Gefährlich- oder Harmlosigkeiten<br />
zu hantieren.<br />
Nötig ist das, denn die<br />
Drogenpolitik kann nicht<br />
bleiben, wie sie ist. Die<br />
Gesellschaft wird diverser.<br />
Das betrifft nicht<br />
nur Herkünfte, Hautfarben,<br />
Religionen, Traditionen,<br />
Genderfragen, das<br />
betrifft natürlich auch<br />
Konsumgewohnheiten, und<br />
zu denen gehören auch<br />
Rauschmittelvorlieben.“<br />
Ariane Bemmer,<br />
Tagesspiegel<br />
„Eigentlich sollten die<br />
Produkte keine berauschende<br />
Wirkung haben.<br />
In seinen Prospekten<br />
hatte Lidl sie als CBDund<br />
THC-frei beworben.<br />
Überzeugen sollten die<br />
Artikel stattdessen durch<br />
ihren Geschmack und ihre<br />
Aufmachung. ‚Für den<br />
typischen Hanfgeschmack<br />
werden in den Rezepturen<br />
nur Hanfsamen verwendet‘,<br />
sagte ein Lidl-Sprecher<br />
gegenüber ‚t-online‘.“<br />
Redaktion,<br />
Tagesschau.de<br />
„Die Legalisierung von<br />
Cannabis.“<br />
FDP-Chef Lindner auf die<br />
Frage, was seine Partei<br />
in einer Ampelkoalition<br />
besser umsetzen könne<br />
als mit der Union<br />
„Man riecht die süsslichen<br />
Schwaden, wenn<br />
man an den Jugendlichen<br />
im Park vorbeigeht.<br />
Es dampft vom<br />
unteren Balkon herauf.<br />
Zahlen zeigen, dass<br />
die Joints während der<br />
Pandemie in den privaten<br />
Räumen gerollt<br />
wurden, wo sie sogar<br />
noch häufiger die Runde<br />
machten. Die einstige<br />
Verliererdroge rauchen<br />
heute auch Anwälte und<br />
Ärztinnen, Informatiker,<br />
Coiffeusen und<br />
Lehrer. Also Leistungsträger,<br />
die nicht<br />
in den Tag hineinleben.<br />
Es ist die Substanz<br />
zum Herunterkommen,<br />
wie sie sagen.“<br />
Birgit Schmid,<br />
Neue Zürcher Zeitung<br />
„Die Entkriminalisierung<br />
von Cannabis-Konsumenten<br />
und Legalisierung<br />
kann man als eines<br />
der ernsteren Anliegen<br />
der Partei begreifen.<br />
Im Gegensatz dazu, wie<br />
im Programm des Kreisverbandes<br />
gefordert,<br />
Kulturhäuser in Parkhäuser<br />
umzuwandeln oder<br />
eine Mindestmiete von<br />
18 Euro pro Quadratmeter<br />
einzführen.“<br />
Daniel Beise,<br />
Gießener Allgemeine,<br />
über „Die Partei“<br />
„Unter einer Ampel-<br />
Regierung dürfte der<br />
Konsum von Cannabis<br />
legalisiert werden.“<br />
Karsten Seibel,<br />
Die Welt
WORTSALAT<br />
In diesem Buchstabensalat verstecken sich fünf Begriffe<br />
mit Cannabis-Bezug. Um welche Wörter handelt es sich?<br />
I<br />
S<br />
C<br />
X<br />
G<br />
M<br />
O<br />
I<br />
C<br />
B<br />
U<br />
M<br />
R<br />
Y<br />
H<br />
C<br />
C<br />
D<br />
L<br />
R<br />
M<br />
P<br />
C<br />
B<br />
V<br />
I<br />
P<br />
V<br />
Y<br />
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Die Auflösungen gibt´s unten auf der nächsten Seite<br />
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Diese Wörter sind versteckt:<br />
Cannabis-Quiz<br />
1 Ampel 2 Amplitude 3 Cannabigerol<br />
4 Gerolsteiner 5 Mundwueste 6 Wuestenstadt<br />
7 Pappenheimer 8 Papier 9 Rezeptor<br />
An dieser Stelle warten sieben knifflige Fragen zum<br />
10 Thema Kochrezept Cannabis auf die Leserschaft, mit denen das<br />
eigene Fachwissen unter Beweis gestellt werden kann.<br />
Aus den richtigen Antworten ergibt sich dann das<br />
gesuchte Lösungswort. Viel Spaß!<br />
Quelle: http://suchsel.bastelmaschine.de<br />
Welcher Star spricht sich für eine Enttabuisierung von Cannabis aus?<br />
i) Henry Cavill s) Al Pacino e) Hailee Whigfield c) Justin Bieber<br />
Wo in Europa soll der Eigenanbau legalisiert werden?<br />
t) Dänemark r) Kroatien h) Italien e) Andorra<br />
Wie heißen die von Kevin Smith kreierten Stoner-Helden: Jay & ...?<br />
o) Silent Dee e) Silencio i) Silent Bob m) Tingeltangel Bob<br />
Wie wird ein Vulkangestein genannt, das auch in der Cannabiszucht verwendet wird?<br />
e) Persil q) Perlmut j) Perlstein l) Perlit<br />
Welcher Konzern setzte sich bei US-Senatoren für die Cannabislegalisierung ein?<br />
p) Aldi l) Amazon v) Chrysler t) Microsoft<br />
Wer gewann den Jack-Herer-Cup 2020 in der Kategorie „Edible“?<br />
Die Print-AUSGABE<br />
VON <strong>Highway</strong> wird Leider bis<br />
auf weiteres eingestellT.<br />
Haltet euch auf unserer WebSite<br />
highway420.de über neue Entwicklungen<br />
auf dem Laufenden.<br />
Vielen Dank für eure Treue!<br />
e) Boerejongens b) Bulldog m) Crystal n) Grasshopper<br />
Wie heißt ein medizinischer Cannabisproduzent aus Offenbach?<br />
n) Nimbus Health h) Cansativa t) Enecta o) Demecan<br />
HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong> 57
FACHHäNDLER in DEUtschland Growshop Headshop Grow- und Headshop<br />
PLZ (DE) Name Stadt Straße www.<br />
04105 Kif-Kif Leipzig Kurt-Schumacher-Str. 39 kif-kif.de<br />
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94113 Geko Garten Tiefenbach Unterkaining 2 geko-garten.de<br />
94315 Hempy’s Shop Straubing Am Platzl 41 hempy.de<br />
975<strong>06</strong> Karma Grafenrheinfeld Marktplatz 4 nicht vorhanden<br />
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Titel: <strong>Highway</strong>, picture-alliance/ ZB | Peter Endig<br />
Seite 6-7: Canapa Mundi<br />
Seite 8: Robert Veverka<br />
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Seite 16: Polizeifoto<br />
Seite 17: Palms<br />
Seite 20, <strong>21</strong>: Barney´s Farm<br />
Seite 25, 26, 27: Mr. José<br />
Seite 29: Amazon Studios<br />
Seite 30: ICBC<br />
Seite 32,33: CB Expo<br />
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Seite 42-43: <strong>Highway</strong>, Adobe Stock/openrangestock,<br />
Adobe Stock/Katharina<br />
Seite 52,54: <strong>Highway</strong>/Auswahl aus dem<br />
Instagram-Account von High Cuisine<br />
Wir möchten darauf hinweisen, dass Erwerb, Verkauf und<br />
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