Highway – Ausgabe 06/21

Der Wunsch, ein zweites Event
ins Leben zu rufen, das den Fokus
allein auf B2B legt, lag schon
lange auf unserem Pult. Ein bisschen
kann man auch fast Corona
die Schuld geben, dass es nun
passiert ist, weil wir das letzte
Jahr zum ersten Mal richtig Zeit
hatten, etwas Neues zu planen.
Normalerweise erfüllt uns die
Cannatrade, aber die wurde ja
verschoben und so hatten wir
Zeit, die CB Expo ins Leben zu
rufen. Vor einem Jahr haben wir
den CB Club veranstaltet, sozusagen
als kleines Test-Event
dafür. Die Feedbacks waren gut
und so hat das eine das andere
ergeben.
Und wie war die Resonanz auf
die CB Expo, dürfen wir mit
einer jährlichen Ausrichtung
rechnen?
Die Feedbacks der Kunden waren
bislang gewaltig gut. Praktisch
alle Aussteller haben schon
bereits für nächstes Jahr gebucht
und daher werden wir 2022 wieder
die CB Expo veranstalten.
Das Konzept ging auch insofern
auf, als dass wir eine andere
Zielgruppe als die der Cannatrade
angesprochen haben. Wir
hatten nicht nur über 70 Prozent
ausländische Kunden, wir hatten
auch über 70 Prozent neue
Kunden – also nicht bestehende
Cannatrade-Kunden. Wir freuen
uns aber natürlich auch ebenso,
nächstes Jahr wieder die Cannatrade
zu machen, die B2B- und
B2C-Klientel anspricht. Dort
liegt der Fokus dann mehr auf
Blüten, auf dem Rauchen, dem
Konsumieren.
Ihr habt dieses Jahr auch eine
Kooperation mit der International
Cannabis Business Conference
(ICBC) gehabt, die nur
wenige Tage vor eurem eigenen
Event in Zürich stattfand.
Überschneidet sich das nicht
thematisch ein wenig oder seht
ihr die ICBC mit ihrem Fokus
auf Medizin und nordamerikanische
Firmen rein als Ergänzung
zur CB Expo?
Also, es war dieses Jahr hier in
Zürich keine ICBC mehr im Stil
der ICBC in Berlin, sondern vor
unserem Event fand das ICBC
Global Investment Forum statt,
wo es ausschließlich um Investoren
und Firmen, die Investoren
suchen, geht. Und das ergänzt
sich bestens. Die
CB Expo zieht
CB Expo
logischerweise
auch Investoren
an, die Firmen
anschauen wollen,
aber der
Hauptfokus liegt
auf B2B. Es geht
vorrangig um
Unternehmen,
die sich treffen
und ihre Waren
und Dienstleistungen
austauschen
wollen.
Deshalb war es
in Absprache
mit der ICBC so
geplant, dass sie
das Global Investment
Forum
machen und wir den B2B-Part
übernehmen.
Wie du gerade sagtest, findet
im Mai 2022 dann aller Voraussicht
nach auch endlich wieder
die Cannatrade statt. Im Sommer
habt ihr 20-jähriges Jubiläum
gefeiert und seid damit die
langjährigste Cannabismesse in
Europa. Welche Unterschiede,
Fort- und vielleicht auch Rückschritte
kannst du über diese
Zeitspanne ausmachen?
Puh, da könnte ich ein ganzes
Buch drüber schreiben, was wir
in zwanzig Jahren Schweizer
und damit auch internationaler
Cannabisgeschichte erlebt haben.
Es war eine Achterbahnfahrt
von quasi-legal, als die
Cannatrade 2001 entstanden ist,
hin zu super-illegal um die Jahre
um 2010 herum, als man nicht
mal mehr eine Pflanze ausstellen
durfte und dann noch das Rauchverbot
obendrauf kam. Bis dahin
wurde ja in den Hallen noch geraucht.
Und jetzt mit dem CBD
kam eigentlich die Wiederauferstehung
– und wäre 2020 nicht
ausgefallen, wäre es die bisher
größte Cannatrade geworden.
Diese findet nun aber also zwei
Jahre später statt.
Jetzt auf der CB Expo war hier
und da bereits Cannabigerol
(CBG) ein Thema. Auch haben
wir gesehen, dass CBG als Rubrik
für Aussteller der kommenden
Cannatrade mit aufgeführt
ist. Dürfen wir deiner Einschätzung
nach mit CBG einen ähnlichen
Hype wie bei CBD erleben?
Ich möchte mich da nicht zu weit
aus dem Fenster lehnen, aber ich
glaube nicht, dass es denselben
Hype wie bei CBD geben wird.
Was CBD hier in der Schweiz
gemacht hat, dass auf einmal
eine Blüte da war, die man legal
rauchen durfte und darf, aber die
nicht berauschend ist – also ich
glaube, einen zweiten solchen
Hype wird es nicht noch einmal
geben. Ich bin da aber auch insofern
die falsche Ansprechperson,
als ich kein Forscher und
kein Grower bin. Aber was ich
spannend finde, ist, dass die
Cannabispflanze ja über 400
Inhaltsstoffe und über Hundert
Cannabinoide beinhaltet. Also,
was da noch alles erforscht werden
wird und auf uns zukommen
kann – ich denke, es wird noch
einen allgemeinen Cannabis-Hype
geben, nicht nur auf CBG bezogen.
Wie ist die allgemeine Stimmung
bezüglich Cannabis in der
Schweiz? Rechnet ihr mit Gesetzeslockerungen
in der nächsten
Zeit?
Die sind ja bereits passiert und
nun in der Umsetzung. Diese
zwei großen Themen, die auch
die Hauptpunkte der CB Expo
waren: einmal Anbau und Export
sowie vereinfachte Verschreibung
an Patienten von medizinischem
Cannabis. Das Gesetz
ist im Parlament durch und wird
2022 in Kraft treten. Und der andere
große Punkt sind die Pilotprojekte
für die Abgabe von Cannabis
an Freizeitkonsumenten,
die nächstes Jahr starten. Von
daher erwarte ich jetzt auf kur-
ze Sicht keine weiteren Gesetzesänderungen,
sondern man wird
diese beiden Dinge starten und
notabene auch anpassen müssen.
Weil die Thematik ja doch so
groß ist, zum Beispiel mit dem
Freizeitkonsum macht man jetzt
Pilotprojekte und da steht definitiv
das Ziel dahinter, das dann in
einen neues Gesetz umzuarbeiten.
Aber das wird, so denke ich,
drei bis fünf Jahre dauern, bis es
so weit ist.
Und ihr selbst, habt ihr eigentlich
schon jemals Schwierigkeiten
mit Staat oder Polizei wegen
der Ausrichtung von euren
Cannabis-Events gehabt? Du
sagtest, es gab auch eine Zeit,
in der keine Pflanzen mehr aufgestellt
werden durften.
Wir waren jahrelang die am
besten kontrollierte Messe der
Schweiz, haben wir immer gesagt.
Ich bin seit 2008 Geschäftsführer
der Cannatrade und wir
hatten und haben in dieser Zeit
immer ein gutes Verhältnis zu
den Behörden gepflegt – was wir
am Ende des Tages unseren Ausstellern
auch schuldig sind, da
wir diese in keinerlei Schwierigkeiten
bringen wollen. Das setzt
die gute Zusammenarbeit mit
den Behörden voraus. Bislang
hat man immer sehr coole und
manchmal auch sehr pragmatische
Lösungen gefunden, um allen
irgendwie gerecht zu werden.
Das freut uns sehr zu hören.
Wir danken dir für das Interview
und sehen uns spätestens
im Mai in Bern auf der Cannatrade!
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