Highway – Ausgabe 06/21
Highway – Das Cannabismagazin
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STONER WATCHLIST<br />
Jay and Silent Bob Reboot<br />
Komödie<br />
Jay und Silent Bob verstehen sich so gut wie eh und je<br />
USA<br />
Erscheinungsjahr: 2019<br />
Regie: Kevin Smith<br />
Länge: 105 Minuten<br />
Mit Jason Mewes, Kevin Smith,<br />
Harley Quinn Smith, Jason Lee<br />
Enthalten in Prime<br />
Für US-Regie-Star Kevin<br />
Smith lief es schon einmal<br />
besser. Wie zum Beispiel<br />
Anfang der 90er, als seine<br />
beiden Clerks-Filme für<br />
Furore in der Indie-Filmszene<br />
sorgten. In einer Zeit, als Nerds<br />
noch vor allem als Loser galten,<br />
war Smith einer der ersten, der<br />
für ihre obskuren Leidenschaften,<br />
vermeintlich kindischen Hobbies<br />
und ihre theoretischen Diskussionen<br />
(etwa: ist Batman nun streng<br />
genommen ein Superheld oder<br />
nicht?) die große Leinwand aufrollte.<br />
In gewisser Weise waren die<br />
90er auch eine neue Sternstunde<br />
des Dialogs, die durch aufstrebende<br />
Künstler wie Tarantino, aber<br />
eben auch Smith ins Zentrum des<br />
Seherlebnisses gerückt wurden.<br />
Auf einmal war es interessanter,<br />
zwei Typen dabei zuzuhören,<br />
wie sie über Hamburger schwadronieren<br />
als zuzusehen, wie sich<br />
ein außer Kontrolle geratenes<br />
Auto überschlägt. Im Gegensatz<br />
zu Tarantino waren Smiths Filme<br />
allerdings immer weniger dem<br />
Genre verhaftet und weniger versessen<br />
auf den filmhistorischen<br />
Verweis. Zugegeben, sie sind auch<br />
formal oft weniger spektakulär<br />
und durchkonzipiert, doch ihrer<br />
Beliebtheit tat das keinen Abbruch:<br />
nach Clerks wurden auch<br />
Chasing Amy und Dogma veritable<br />
Kulthits. Mitte der 2000er ging es<br />
dann langsam bergab für Smith,<br />
der sich nach einer ganzen Reihe<br />
kommerzieller und künstlerischer<br />
Flops nun mit einer Wiedervereinigung<br />
seines „View Askewniverse“<br />
(siehe Box) auf seine Wurzeln<br />
zurückbesinnt.<br />
Jay (Jason Mewes) und<br />
Silent Bob (Smith selbst) mögen<br />
zwar älter geworden sein, aber erwachsen<br />
geworden sind sie noch<br />
immer nicht. Noch immer chillen<br />
sie an der Hauswand, noch immer<br />
Vollblutstoner. Im Keller eines<br />
Imbisses namens „Cock Smoker“<br />
bauen sie heimlich Weed an, weshalb<br />
sie Probleme mit dem Gesetz<br />
bekommen und sich vor Gericht<br />
verantworten müssen. Ein windiger<br />
Rechtsanwalt verteidigt sie<br />
erfolgreich, gibt sich in der Folge<br />
aber als Anwalt von Saban Films<br />
zu erkennen, die wiederum gerade<br />
drauf und dran sind, ein Reboot<br />
von Bluntman & Chronic (den<br />
Alter Egos von Jay und Bob) herauszubringen<br />
<strong>–</strong> und den beiden aus<br />
Urheberrechts-Gründen die weitere<br />
Nutzung ihrer eigenen Namen<br />
verbieten zu lassen. Klingt verwirrend?<br />
Eine kleine Einordnung: im<br />
Vorgänger Jay & Silent Bob Strike<br />
Back von 20<strong>06</strong> versuchen die beiden<br />
Protagonisten noch (erfolglos),<br />
die Hollywood-Produktion<br />
des originalen Bluntman-&-Chronic-Films<br />
zu stoppen, im hier besprochenen<br />
Reboot versuchen sie,<br />
das Reboot zu verhindern. Meta<br />
genug?<br />
Es ist klar, hier soll natürlich<br />
der Remake-Wahn Hollywoods<br />
aufs Korn genommen<br />
werden. Die Kreativität wird um<br />
die Ecke gebracht,<br />
um die Cash-Cow<br />
am Leben zu halten.<br />
Jeder, der in den letzten<br />
zehn Jahren mal<br />
ins Kinoprogramm<br />
geschaut hat, weiß:<br />
wahrlich nicht zu<br />
Unrecht. Oder kann<br />
noch jemand sagen,<br />
wie viele Spider-Man-Neuverfilmungen<br />
es mittlerweile schon gab<br />
und warum? Smiths Ziel ist hehr,<br />
doch ein wenig riecht es auch nach<br />
Heuchelei <strong>–</strong> denn Jay and Silent<br />
Bob Reboot bedient im Grunde<br />
genau dieselben Mechanismen,<br />
die der Film anzuprangern vorgibt.<br />
Wenn man darüber Witzchen<br />
reißt, dass man wohl damit leben<br />
muss, dass Smith seine talentfreie<br />
Tochter in jeden seiner Filme reindrückt,<br />
dann mag das ganz lustig<br />
sein, aber es ändert eben nichts<br />
daran, dass Smith seine talentfreie<br />
Tochter in jeden seiner Filme<br />
reindrückt. Nach diesem Beispiel<br />
funktioniert der ganze Film, bzw.<br />
tut es nicht. Wie man das Spiel um<br />
Meta-Ebenen und Selbstreferentialität<br />
an die Spitze treibt und dabei<br />
trotzdem eine gewisse Originalität<br />
wahrt, hat etwa der in <strong>Highway</strong><br />
01/<strong>21</strong> besprochene Das ist das Ende<br />
unterhaltsam unter Beweis gestellt.<br />
Aber nicht, dass wir uns<br />
missverstehen: Jay and Silent Reboot<br />
hat durchaus seine Momente.<br />
Wenn die beiden Helden im Edible-Rausch<br />
etwa Method Man und<br />
Redman begegnen und mit ihnen<br />
über den ebenso bescheuerten wie<br />
beliebten Stoner-Klassiker So High<br />
schwadronieren, dann macht das<br />
wirklich Spaß. Auch herrlich, wie<br />
sich in einer Szene Jason Biggs<br />
und Jason Van Der Bitch ...äh<br />
Beek (beide spielen sich selbst)<br />
auf einer Pressekonferenz vor gesammelter<br />
Mannschaft gegenseitig<br />
beschimpfen. Apropos Spaß: für<br />
den sorgen auch noch weitere Cameo-Auftritte.<br />
Ben Affleck, Matt<br />
Damon, Justin Long, Val Kilmer,<br />
Chris Hemsworth, Justin Long,<br />
Rosario Dawson und viele weitere<br />
geben sich hier auf amüsante<br />
Weise die Klinke in die Hand. Dass<br />
man jederzeit merkt, dass damit<br />
nur über ein kaum vorhandenes<br />
Drehbuch hinweggetäuscht wer-<br />
Kevin Smiths<br />
„View Askewniverse“<br />
Das View Askewniverse ist ein<br />
von Regisseur Kevin Smith ins<br />
Leben gerufenes fiktionales filmisches<br />
Universum, das nach<br />
Smiths Produktionsfirma View<br />
Askew benannt wurde und seit<br />
1994 existiert. Ähnlich dem<br />
ungleich bekannteren Marvel<br />
Cinematic Universe (MCU) wird<br />
es von einer gleichbleibenden<br />
Riege von Figuren bevölkert,<br />
deren Wege und Geschichten<br />
sich häufig kreuzen. Jay und<br />
Silent Bob sind die einzigen<br />
Figuren, die ohne Ausnahme<br />
in allen Filmen des View Askewniverse<br />
auftauchen.<br />
Dies sind die Spielfilme, die<br />
dem Universum zugerechnet<br />
werden (in chronologischer<br />
Reihenfolge):<br />
- Clerks<br />
- Mallrats<br />
- Chasing Amy<br />
- Dogma<br />
- Jay and Silent Bob Strike Back<br />
- Clerks II<br />
- Jay and Silent Bob´s Super<br />
Groovy Cartoon Movie!<br />
- Jay and Silent Bob Reboot<br />
den soll und der Film kaum mehr<br />
als eine Aneinanderreihung von<br />
mal lustigen, mal eher peinlichen<br />
Sketchen darstellt <strong>–</strong> geschenkt.<br />
Wirklich langweilig wird´s jedenfalls<br />
nicht im neuesten Ausflug ins<br />
View Askewniverse <strong>–</strong> vor allem<br />
nicht, wenn man schon Erfahrung<br />
mit den Figuren hat (der Film bedient<br />
die Fans fast schon zu sehr)<br />
und die deutsche Synchronisation<br />
meidet. Und wer, so wie der Regisseur,<br />
seine Tochter auf den Namen<br />
„Harley Quinn“ tauft, der geht<br />
seine Nerdyness jedenfalls mit der<br />
gebührenden Ernsthaftigkeit an.<br />
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