Highway – Ausgabe 06/21
Highway – Das Cannabismagazin
Highway – Das Cannabismagazin
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Prozess<br />
Pressefreiheit<br />
gefährdet: Cannabismagazin<br />
Legalizace<br />
vor Gericht<br />
Bruntál <strong>–</strong> In Tschechien braut sich<br />
aktuell ein übler Angriff auf die<br />
Pressefreiheit zusammen. Die<br />
Zeitschrift „Legalizace“ und ihr<br />
Chefredakteur Robert Veverka<br />
wurden zum Druckschluss von<br />
<strong>Highway</strong> formell wegen „Anstiftung<br />
und Förderung der Toxikomanie“<br />
angeklagt. Das kann mit<br />
einer Freiheitsstrafe von bis zu<br />
fünf Jahren bestraft werden kann.<br />
Die erste Gerichtsverhandlung<br />
fand Anfang Oktober in der Stadt<br />
Bruntál in der Tschechischen<br />
Republik statt. Das Magazin<br />
Legalizace, eine zweimonatlich<br />
erscheinende Zeitschrift, die sich<br />
nicht nur dem Thema Cannabis<br />
widmet, hat sich zum Ziel gesetzt,<br />
unvoreingenommene Informationen<br />
über Drogenfragen<br />
im Hinblick auf Menschenrechte<br />
und Umweltschutz zu liefern.<br />
Seit seiner Gründung im Jahr<br />
2010 hat das Magazin Interviews<br />
mit namhaften Persönlichkeiten,<br />
Artikel über die Drogengesetzgebung,<br />
Anbautechnologien und<br />
-methoden, Informationen über<br />
die Behandlung von Cannabis,<br />
Studien und wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse, Nachrichten aus<br />
der Tschechischen Republik und<br />
dem Ausland sowie Artikel über<br />
Geschichte und Kultur veröffentlicht.<br />
Nach tschechischem<br />
Recht gilt Cannabis als reguläre<br />
landwirtschaftliche Nutzpflanze<br />
und besitzt darüber hinaus den<br />
Status einer Heilpflanze, deren<br />
Anbau und Verarbeitung nach<br />
dem Gesetz ohne Sondergenehmigung<br />
zulässig ist. In Anbetracht<br />
dieser Tatsache betrachtet<br />
sieht die Zeitschrift Legalizace<br />
die strafrechtliche Anklage wegen<br />
„Anstiftung und Förderung der<br />
Toxikomanie“ nicht nur als einen<br />
Fall systematischen Versagens<br />
und nachweislicher Unkenntnis<br />
der Cannabisgesetzgebung durch<br />
die Strafverfolgungsbehörden an,<br />
sondern auch als einen groben<br />
Verstoß gegen die Meinungsfreiheit<br />
und das Recht auf Information,<br />
die in der tschechischen<br />
Charta der Grundrechte und -freiheiten<br />
garantiert sind.<br />
„Die Strafverfolgung,<br />
die kalkuliert, stigmatisierend<br />
und an der Grenze zur Unwahr-<br />
Chefredakteur Veverka<br />
heit ist und auf falschen Vermutungen<br />
und einer begrenzten<br />
Interpretation durch die Polizei<br />
beruht, dass der Anbau und die<br />
Verarbeitung von Cannabis automatisch<br />
illegal sind oder dass jede<br />
Erwähnung von Cannabis automatisch<br />
der ,Anstiftung zur Toxikomanie‘<br />
gleichkommt, stellt<br />
einen gefährlichen Präzedenzfall<br />
dar, der mit totalitärer Repression<br />
und Zensur vergleichbar<br />
ist. Ich betrachte es als meine<br />
Pflicht, nicht nur für das Existenzrecht<br />
des Magazins Legalizace<br />
zu kämpfen, sondern auch<br />
für die Rechte aller Print- und<br />
elektronischen Medien, die es<br />
jemals gewagt haben, das Wort<br />
,Cannabis‘ zu erwähnen <strong>–</strong> oder<br />
dies in Zukunft vorhaben”, sagte<br />
Robert Veverka, der Chefredakteur,<br />
zur Anklage. Von Anfang<br />
an war es das Ziel des Legalizace-Magazins,<br />
umfassende, objektive<br />
und ausgewogene Informationen<br />
über die Cannabispflanze<br />
in Bezug auf ihre botanischen,<br />
industriellen, medizinischen und<br />
rechtlichen Zusammenhänge zu<br />
liefern. Das Ziel war es auch, auf<br />
den desolaten Zustand der Drogenpolitik<br />
hinzuweisen, denn<br />
die derzeitige Prohibition erhöht<br />
Suchtgefahren und zielt in erster<br />
Linie auf die Unterdrückung von<br />
Risikogruppen ab. Das Magazin<br />
Legalizace hat seine Leserinnen<br />
und Leser nie zum Missbrauch<br />
von psychoaktiven Substanzen<br />
jeglicher Art angestiftet. Im<br />
Gegenteil, es hat die Rolle des<br />
Staates dort vertreten, wo etwa<br />
legale Cannabispatienten nicht<br />
ausreichend über den Umgang<br />
mit verschriebenem Cannabis<br />
und die möglichen Risiken und<br />
Nebenwirkungen des Cannabiskonsums<br />
informiert werden.<br />
2 KIFFER, 2 Meinungen<br />
THEMA: KIFFEN UND SPORT<br />
PRO <strong>–</strong> Kiffen und Sport, für mich<br />
gehört das zusammen. Das liegt<br />
wohl vermutlich daran, dass für<br />
mich einfach alles mit dem Kiffen<br />
zusammengehört. Also auch der<br />
Sport. Als Vorzeigekiffer stehe<br />
ich jeden Tag gegen sechs Uhr<br />
auf und mache montags bis samstags<br />
eine bis anderthalb Stunden<br />
Sport bevor es zur Arbeit geht.<br />
Vor dem Sport trinke ich meinen<br />
Morgenkaffee <strong>–</strong> und rauche eine<br />
kleine Tüte dazu. Wenn ich mal<br />
abends Sport mache, dann rauche<br />
ich sogar eine große Tüte vorher.<br />
Dann sind die Muskeln entspannt,<br />
der Kopf ist frei, für mich<br />
sind das perfekte Bedingungen,<br />
um Sport zu machen.<br />
Dazu muss ich übrigens<br />
sagen, dass ich es überhaupt<br />
nicht vertrage, wenn ich drei oder<br />
gar vier Tassen Kaffee vorm Sport<br />
getrunken habe statt den üblichen<br />
ein bis zwei Tassen. Wenn ich dann<br />
zu schnell mache, wird mir manchmal<br />
so schwindelig, dass ich mehrere<br />
Minuten Pause machen muss.<br />
Und das liegt eindeutig am Kaffee,<br />
nicht am Kiffen. Als weitere positive<br />
Vorteile des Cannabis sehe<br />
ich für mich, dass es die manchmal<br />
herrschende Langeweile beim<br />
Training vertreibt. Meistens mache<br />
ich Ausdauer- oder Krafttraining<br />
und besonders große Abwechslung<br />
kann man da nicht erwarten, vor<br />
allem, wenn man wie ich sechsmal<br />
die Woche trainiert. Mit etwas<br />
Musik oder einem Podcast fliegt<br />
die Zeit nach einem kleinen Joint<br />
hingegen nur so dahin.<br />
Und auch die minimalen<br />
körperlichen Veränderungen<br />
durch Cannabiskonsum bieten<br />
meines Erachtens nach einige Vorteile<br />
für Sportler: neben der Entspannung<br />
der Muskeln (die sich<br />
auch positiv auf eventuellen Muskelkater<br />
auswirkt) wird die Durchblutung<br />
angeregt und so werden die<br />
Muskeln stärker mit Blut versorgt,<br />
sodass sie noch schneller wachsen<br />
können. Weiterer positiver Nebeneffekt,<br />
sogar für Nicht-Sportler:<br />
kiffen macht sehr durstig. Und viel<br />
zu trinken ist fast noch wichtiger<br />
als Sport zu treiben. Die minimale<br />
Belastung für meine Lunge durch<br />
zwei, drei kleine Purjoints täglich<br />
mache ich übrigens durch meine<br />
Sporteinheiten mehr als wett. Ich<br />
fühl mich super!<br />
- Gregor Fröhlich<br />
CONTRA <strong>–</strong> Also, ich rauche ja auch<br />
gerne mein Weed, aber weder morgens<br />
noch vor dem Sport, auch<br />
wenn ich ebenfalls ein täglicher<br />
Konsument bin. Meinen Sport mache<br />
ich abends vor dem Abendessen,<br />
etwa jeden zweiten Tag. Aber<br />
ich würde niemals unmittelbar<br />
vorher einen Joint rauchen. Überhaupt<br />
rauche ich tagsüber nicht<br />
so viel, aber direkt vor dem Sport<br />
halte ich das für ausgeschlossen.<br />
Ich bin da offenbar noch vom alten<br />
Schlag: wenn ich einen Joint geraucht<br />
habe, dann werde ich müde<br />
und bekomme Hunger. Ich sehe<br />
wirklich nicht, wie ich das mit meinem<br />
Training verbinden könnte.<br />
Ich wage mich da auch etwas aus<br />
dem Fenster zu lehnen, indem ich<br />
behaupte, dass das nicht nur auf<br />
mich so zutrifft, sondern dass so<br />
einige Amateur-Sportler häufiger<br />
mal durch das Dicht-Sein von eigentlich<br />
eingeplanten Sporteinheiten<br />
abgehalten werden.<br />
Warum werden Joints<br />
hierzulande eigentlich immer<br />
noch hier und da Sportzigarette<br />
genannt? Die Bezeichnung konnte<br />
ich noch nie verstehen. Genauso<br />
wie die Eigenart vieler Europäer,<br />
Cannabis mit Tabak zu vermengen,<br />
um es zu rauchen. Das ist natürlich<br />
auch ganz allgemein keine<br />
förderliche Sache, aber wenn man<br />
Tabak konsumiert, ist die sportliche<br />
Leistungsfähigkeit zwangsläufig<br />
eingeschränkt. Für Cannabis<br />
gilt dies vermutlich nicht, falls man<br />
es (im Gegensatz zu mir) schafft,<br />
anschließend den inneren Schweinehund<br />
zu überwinden.<br />
Für Profi-Sportler sprechen<br />
natürlich auch noch die immer<br />
wieder anstehenden Doping-Tests<br />
gegen einen Einsatz von Cannabis.<br />
Auch wenn ich persönlich nicht erkennen<br />
kann, wie Cannabis beim<br />
Sport weiterhilft, ist mir dennoch<br />
bewusst, dass es tatsächlich einige<br />
Sportler gibt, die darauf schwören<br />
<strong>–</strong> in der Regel zur Schmerzlinderung,<br />
gelegentlich aber auch zur<br />
Leistungssteigerung. So ungern ich<br />
auch Cannabis in irgendeiner Form<br />
verboten sehe: wenn Sportler Cannabis<br />
zugegebenermaßen als Doping<br />
nutzen, dann sollte es wie alle anderen<br />
Mittel auch auf der Doping-Liste<br />
stehen. Wenn es als Sport-Medizin<br />
oder als Freizeit-Droge genutzt<br />
wird, allerdings natürlich nicht!<br />
- Christian Fromm<br />
8 HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong>