High Cuisine Zu Tisch in Amsterdam 52 HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong>
Auch Mr. Haze Amaze war für <strong>Highway</strong> in Amsterdam im Einsatz und auch Mr. Haze Amaze wollte mehr über die besten Edibles der Stadt erfahren. Zu diesem Zweck traf er sich im neuen Museum von Mila Jansen mit dem sterneküchenerfahrenen Noah Tucker von High Cuisine. Unter diesem Label werden etwa psychedelische Menüs aufgefahren, auch eine Doku-Serie wird bald folgen. Inhaltlich geht es dabei weit über die Grenzen von Cannabis hinaus und so werden bei High Cuisine allerhand berauschende Zutaten ins Essen gemischt. Mr. Haze Amaze Cannabis-Reporter Edibles, also ess- bzw. trinkbare Lebensmittel, die mit Cannabis angereichert wurden, sind schon seit langer Zeit wortwörtlich in aller Munde. Einen Rausch zu erfahren, ohne das lästige Kratzen im Hals, ohne die stinkenden Finger und Klamotten und vor allem ohne Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, ist eine interessante Alternative. Es gibt Edibles mittlerweile in unzähligen, verschiedenen Variationen, als Süßigkeiten, Snacks und manchmal auch als komplettes Hauptgericht. Doch seien wir mal ehrlich: nach einigen Jahren des Cannabiskonsums wird der oder die ein oder andere dann doch etwas anspruchsvoller und möchte gerne auch mal etwas anderes als den stinknormalen Hasch-Brownie probieren. In unserem Lieblingsnachbarland haben die Coffeeshops mittlerweile einiges anzubieten, um solchen Bedürfnissen der Kunden entgegenzukommen: in ausgewählten Shops findet man Lollis, Kuchenstückchen, ja sogar angereicherte Schoko-Bonbons. Auch für meinen diesmaligen Interview-Partner sind Hash-Brownies und ähnliches schon längst Schnee von gestern. Seine Leidenschaft ist das Kochen. Es handelt sich um Noah G. Tucker von „High Cuisine“. Wie man dem Namen bereits entnehmen kann, handelt es sich hierbei um ein Namensspiel mit dem französischen Begriff „Haute Cuisine“. Dementsprechend ist Noah nicht einfach irgendein Hobbykoch, sondern erfolgreicher Chefkoch, der auch bereits mehrere Restaurants eröffnet und geleitet hat. Doch mit seinem Partner Anthony Joseph schaut er mit High Cuisine noch weiter über den sprichwörtlichen Tellerrand der gehobenen Küche hinaus. Denn das Wort „High“ taucht natürlich nicht zufällig auf: bei den beiden wird mit Cannabis, aber auch vielen anderen psychedelischen, euphorisierenden oder energetisierenden Zutaten gekocht. Um herauszufinden, wie man sich das vorzustellen hat, was für ein Gedanke hinter High Cuisine steckt, und was die beiden in Zukunft vorhaben, habe ich mich mit Noah in Amsterdam getroffen. Die Location für unser Interview hätte besser nicht ausfallen können, denn ich hatte die Ehre, mein Interview in dem neu entstehenden kleinen Museum von „Hash Queen“ Mila Jansen abzuhalten. Sie selbst war ebenfalls anwesend und führte mich in ihrer Ausstellung herum <strong>–</strong> eine beeindruckende Frau mit einer beeindruckenden Geschichte. Doch dieser Artikel dreht sich um Noah Tucker und das Konzept von High Cuisine: Noah ist ein aufgeweckter und lebhafter Mann mit New Yorker Charme und dem THC-Konsum eines Niederländers. Wir sitzen zu dritt mit Mila an einem kleinen Tisch mit Kaffee, Joints und Snacks <strong>–</strong> das Interview kann beginnen. Was genau ist oder macht High Cuisine denn nun eigentlich? Noah holt kurz Luft und antwortet: „Mein Partner Anthony Joseph und ich sind zwei ausgezeichnete Köche, die beide schon in einigen Sterne-Restaurants gearbeitet haben. Das ist eigentlich unser täglich Brot. In unserem Beruf arbeiten wir mit den unterschiedlichsten Zutaten und Gewürzen. Bei High Cuisine haben wir diese Liste an Ingredienzien um einige spezielle Zutaten ergänzt. Wir arbeiten unter anderem mit Kratom, Kanna, Mushrooms und vielem mehr. Wir haben sogar schon ein erstes Kochbuch und unsere eigene Koch-Serie, die auch bald international zu streamen sein wird.“ Etwas verwirrt schaue ich ihn an: Magic Mushrooms als Zutat beim Kochen? Für viele ist Cannabis in Lebensmitteln ja schon eine Besonderheit. Noah nickt eifrig: „Und genau damit kommen wir zu einem Punkt, den wir mit High Cuisine verdeutlichen wollen: was ist normal und was nicht? Wenn dich jemand zum Feiern und Trinken einladen würde, wäre das vollkommen normal, oder? Wenn dich jemand zu einem Zigarren-Tasting einladen würde, würdest du vermutlich auch nicht direkt nein sagen.“ Er grinst. „Aber, wenn man jemanden zu einem Abendessen mit Magic Mushrooms einlädt gehen die Meinungen wieder ganz stark auseinander.“ Wo er recht hat, hat er recht. Vermutlich würden die meisten Menschen nur ungläubig dreinschauen oder am Verstand des Fragenden zweifeln. „Siehst du <strong>–</strong> und ich frage mich, warum das eigentlich so ist. Beim Trinken von Alkohol enden viele über der Toilette, nach dem Zigarren-Tasting haben viele Sodbrennen und Magenprobleme. Und trotzdem sind diese Drogen in der Gesellschaft akzeptiert, weil ein Großteil damit umzugehen weiß und einen schönen Abend erlebt. Auch mit Psilocybin kann man einen angenehmen Abend haben, solange man es richtig macht. Und um am Blickwinkel der Gesellschaft etwas zu ändern, nutzen wir eines der einfachsten Dinge der Welt: Essen. Um jemandem eine Kultur näherzubringen, ist einer der gängigsten Wege, ihm das „Wir probieren auf jeden Fall alles selbst.“ Essen der Kultur zu servieren. Denk mal darüber nach, wie viele Leute andere Kulturen kritisch bewerten, aber dennoch deren landestypischen Gerichte lieben. All unsere Zutaten bei High Cuisine werden in anderen Kulturen als unserer eigenen ganz normal konsumiert, wenn auch manche davon nur rituell. Aber trotzdem, es ist eine Kultur, die wir den Menschen durch Essen näher bringen wollen.“ Das ist natürlich der nächste Punkt, der mich brennend interessiert: wie hat man sich das Ganze denn nun vorzustellen? Laut Noah gab es schon mehrere Dinner-Abende, an denen die Gerichte aus ihrem selbst geschriebenen Kochbuch serviert wurden. Die Gäste bekamen ein 5-Gänge-Menü, jeder Gang mit einer anderen psychedelischen Zutat versehen: mal war es eine Trüffel-Sauce mit Psilocybin, ein THC-reiches Dessert oder eine Creme mit einem Zehnfach-Kanna-Extrakt. „Der Schlüssel für ein erfolgreiches Dinner ist die Kombination aus drei Faktoren: Erstens, man benutzt die besten und reinsten Formen der Zutat, um ihre Wirkung bestmöglich bestimmen und steuern zu können. Wir nutzen beispielsweise keine Cannabisblüten, sondern hauptsächlich Extrakte. Der zweite Faktor ist die Mikro-Dosierung, was bedeutet, wenn ein Smartshop für einen guten Trip zehn Gramm Mushrooms empfiehlt, verwenden wir maximal ein bis zwei Gramm. Je nachdem, wie stark die Wirkung ist, gehen wir dann schrittweise zurück bis zum gewünschten Ergebnis.“ Und direkt schießt mir die nächste Frage durch den Kopf: wie wird bei High Cuisine die Intensität eines Gerichtes ermittelt? Insbesondere bei Cannabis kann ich mir kaum vorstellen, dass Noahs Empfindung für die Stärke des THC-Gehalts einen guten Richtwert für Gelegenheitskiffer darstellen würde. „Wir probieren auf jeden Fall alles selbst. Dazu kommt ein Kernteam an Kamera-Leuten HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong> 53