Highway – Ausgabe 06/21
Highway – Das Cannabismagazin
Highway – Das Cannabismagazin
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Legalisierung<br />
Italien: Legalisierung<br />
von Cannabis-Eigenanbau<br />
steht bevor<br />
Rom <strong>–</strong> Diese Meldung kommt<br />
dann doch irgendwie überraschend:<br />
Legalisierung in Italien?<br />
So ähnlich, denn Italien wird<br />
den Eigenanbau von Cannabis<br />
auf dem Balkon oder im Garten<br />
per Gesetz legalisieren. Dieser<br />
Vorgang ist in Europa bislang<br />
einmalig, auch wenn an manchen<br />
Orten dabei ein Auge zugedrückt<br />
wird, etwa in Holland<br />
oder Spanien. Doch wie kommt<br />
es zu dieser Teil-Legalisierung in<br />
Italien? Zugrunde liegt ein Urteil<br />
des Obersten Gerichts, das<br />
Ende 2019 für Aufsehen sorgte.<br />
Dort wurde, am Fall eines Cannabis-Growers<br />
mit zwei Pflanzen<br />
für den Eigenbedarf, entschieden,<br />
dass dies in Italien kein<br />
Verbrechen mehr darstellen darf.<br />
Der gesunde Menschenverstand<br />
hatte also ausnahmsweise einmal<br />
gesiegt. Die Schlüsselwörter des<br />
Urteils waren „minimale Cannabismengen“<br />
sowie „mit rudimentären<br />
Mitteln hergestellt“.<br />
Da diese Vorgaben erst einmal<br />
exakter ausformuliert werden<br />
mussten <strong>–</strong> und natürlich auch,<br />
weil Politik ein langsames Geschäft<br />
ist <strong>–</strong> dauerte es nun bald<br />
zwei Jahre, bis ein Gesetz aus<br />
dem Urteil werden soll. Und dieses<br />
sieht vor, dass Italiener bald<br />
bis zu vier Cannabispflanzen daheim<br />
anbauen dürfen. Allerdings<br />
im Garten oder auf dem Balkon,<br />
Kunstlicht scheint nicht vorgesehen<br />
zu sein. Mit der italienischen<br />
Sonne dürften da aber größere<br />
Erträge möglich sein, wenn man<br />
es drauf anlegt.<br />
Ein großer Schritt für<br />
Italien, das eine der höchsten<br />
Pro-Kopf-Kiffer-Dichten Europas<br />
hat und in dem sieben von<br />
zehn Haftinsassen wegen Drogen<br />
einsitzen. Und das meist wegen<br />
Mengen, wo selbst die deutsche<br />
Polizei nur gelangweilt mit den<br />
Achseln zuckt. Ab fünf Gramm<br />
Marihuana oder Haschisch drohen<br />
in Italien zum heutigen<br />
Stand bereits Haft. Auch das<br />
soll abgeschwächt werden. Selbst<br />
der Handel mit leichten Drogen<br />
soll mit maximal einem Jahr Gefängnis<br />
bestraft werden anstatt<br />
wie bislang mit maximal sechs<br />
Jahren. Und für die Mafia, die<br />
für große Teile des italienischen<br />
Cannabis-Handels zuständig ist,<br />
dürften die neuen Regeln einige<br />
Umsatzeinbußen bedeuten.<br />
„Das neue Gesetz ist ein schwerer<br />
Schlag gegen die Mafia, die<br />
den Handel sowohl mit harten<br />
als auch mit leichten Drogen<br />
kontrolliert“, betont Ricardo<br />
Magi von der liberalen Kleinpartei<br />
Mehr Europa, der die nun<br />
vorgebrachte Gesetzes-Vorlage<br />
zur Umsetzung der Teil-Legalisierung<br />
eingebracht hat. Sozusagen<br />
eine Win-Win-Situation<br />
für die gesamte italienische Gesellschaft.<br />
Die Justizkommission<br />
der Römer Abgeordnetenkammer<br />
hat nun für das neue Gesetz bereits<br />
grünes Licht gegeben. Und<br />
so wird der Gesetzesentwurf im<br />
nächsten Schritt im Plenum der<br />
Abgeordnetenkammer <strong>–</strong> der größeren<br />
der beiden Parlamentskammern<br />
Italiens <strong>–</strong> debattiert. Aber<br />
natürlich wird auch und gerade<br />
HIGH<br />
LOW<br />
HIGH & LOW <strong>–</strong> Gewinner & Verlierer<br />
im italienischen Parlament über<br />
alles und jedes gestritten. Bei einem<br />
Thema wie Cannabis erst<br />
recht. Und so kündigten die politisch<br />
rechts stehenden Parteien in<br />
einem wahren Aufschrei Widerstand<br />
an. So kündigte etwa Alessandro<br />
Cattaneo von der Forza<br />
Italia von Ex-Premier Silvio Berlusconi<br />
an, dass die Rechtsparteien<br />
alles unternehmen würden,<br />
um das Gesetz zu blockieren.<br />
„Wenn der private Cannabis-Anbau<br />
zu den Prioritäten der Linken<br />
Deutsche Cannabiskonsumenten<br />
Gut für deutsche Kiffer: die CDU hat<br />
bei der Bundestagswahl ein historisch<br />
schlechtes Ergebnis eingefahren. Und<br />
das Beste daran: um die Kungel-Partei<br />
zu durchschauen, hat der Deutsche<br />
gerade einmal schlappe 16 Jahre gebraucht!<br />
Für ihre Progressivität waren<br />
die Bundesbürger ja noch nie bekannt,<br />
daher sollte man die Freude über das<br />
aus CDU-Perspektive vernichtende<br />
Wahlergebnis jetzt auch einfach mal<br />
zulassen und „Danke, Merkel!“ sagen.<br />
Lidl<br />
Tja, da wollte der Discounterriese auch<br />
endlich einmal so richtig vom Hanf- und<br />
CBD-Boom profitieren, und dann so was:<br />
die bayrische Exekutive machte Lidl einen<br />
fetten Strich durch die Rechnung und<br />
beschlagnahmte einfach mal einen Großteil<br />
der natürlich unberauschenden Ware.<br />
Aber es geht noch schlimmer: offenbar<br />
wurden tatsächlich THC-Grenzwerte<br />
überschritten. Wieder mal komplett unnötig,<br />
aber wieso sollten ausgerechnet die<br />
großen Player davonkommen?<br />
und der Fünf Sterne gehört, dann<br />
steht es schlecht um Italien“, erklärte<br />
der Chef der rechtsnationalen<br />
Lega Matteo Salvini. Im<br />
Parlament sind aber trotzdem die<br />
Legalisierungs-Befürworter in der<br />
Mehrheit. Neben der Kleinpartei<br />
Mehr Europa unterstützen auch<br />
die Linksparteien, die Sozialdemokraten<br />
sowie die Fünf-Sterne-Protestbewegung<br />
das neue Gesetz.<br />
So wie es aussieht, wird es<br />
also tatsächlich bald Wirklichkeit<br />
werden. Glückwunsch, Italien!<br />
Kurios<br />
Dieb klaut Cannabispflanzen<br />
von Balkon<br />
im 2. Stock<br />
Bern <strong>–</strong> Seine Cannabispflanzen<br />
einfach auf dem eigenen Balkon<br />
des Mehrfamilienhauses anzubauen<br />
ist verdammt leichtsinnig:<br />
wo Cannabis nach wie vor verboten<br />
ist, muss man jederzeit mit<br />
neugierigen Nachbarn oder sogar<br />
einem Besuch der Polizei rechnen,<br />
wenn man seine Pflanzen<br />
so offenherzig präsentiert. Dass<br />
man das Thema Cannabis in der<br />
Schweiz generell etwas lockerer<br />
nimmt als etwa in Deutschland,<br />
könnte einen Mann aus Bern<br />
dazu verführt haben, nichtsdestotrotz<br />
alle Vorsicht in den Wind zu<br />
schießen. Vier Cannabispflanzen<br />
standen auf seinem Balkon, nach<br />
Angaben des Hobby-Growers<br />
ziemlich gut einsehbar und so<br />
gar nicht versteckt. Des Öfteren<br />
hätten sich Passanten über die<br />
Gewächse gefreut oder ihr Erstaunen<br />
ausgedrückt, ein echter<br />
Hingucker eben. Doch nun sind<br />
drei der vier Pflanzen verschwunden<br />
und tatsächlich hat die Polizei<br />
diesmal nicht ihre Finger im Spiel<br />
<strong>–</strong> offenbar hatte sich ein Dieb am<br />
blühenden Besitz des Berners zu<br />
schaffen gemacht. Eine Leiter, mit<br />
der sich der Langfinger den Weg<br />
in den zweiten Stock geebnet hatte,<br />
fand der cannabisfreundliche<br />
Mieter noch an seine<br />
Balustrade gelehnt vor<br />
<strong>–</strong> ganz schön dreist.<br />
Von den drei Pflanzen<br />
fehlt dagegen bis<br />
heute jede Spur, was<br />
laut ihrem ehemaligen<br />
Besitzer aber halb<br />
so wild sei, da er das<br />
Kiffen kürzlich aufgegeben<br />
habe. Laut des<br />
Opfers war das Cannabis<br />
zum Zeitpunkt<br />
des Diebstahls zudem<br />
weder erntebereit noch<br />
in gutem Allgemeinzustand<br />
<strong>–</strong> also entweder<br />
hatte da jemand keine<br />
Ahnung oder es gerade<br />
einfach echt nötig.<br />
Der Balkon des Opfers<br />
12 HIGHWAY <strong>06</strong>/<strong>21</strong>