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Highway-Ausgabe 01/21

Das Magazin rund um dein liebstes Kraut

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DAS CANNABIS-MAGAZIN<br />

HIGHWAY-MAGAZIN.DE<br />

<strong>01</strong>/<strong>21</strong> – NR. 30<br />

JANUAR/<br />

FEBRUAR 20<strong>21</strong><br />

DE 1,90 €<br />

AT 1,90 €<br />

CH 4,20 SFR<br />

1,9o<br />

EURO<br />

GUT IN FORM<br />

AUF BIEGEN UND<br />

BRECHEN:<br />

EFFIZIENTER<br />

GROWEN<br />

GUERILLA-<br />

GROW-<br />

GUIDE<br />

GARANTIERT<br />

GUT GETARNT<br />

IM GEHÖLZ<br />

US-WAHL<br />

NEUE DROGEN-<br />

POLITIK:<br />

DAS ENDE DES<br />

„WAR OF DRUGS“<br />

MYSTERIÖS<br />

INTERVIEW MIT<br />

DEM GEHEIMNIS-<br />

VOLLEN „GÄRTNER<br />

VON GRAFING“<br />

WEED-KUNST<br />

DIE VERRÜCKTEN<br />

POSTER DES<br />

AMSTERDAMERS<br />

„MOSSY GIANT“<br />

LEGAL-DEBATTE<br />

DIE DÜMMSTEN<br />

CANNABIS-ZITATE<br />

AUS DEM<br />

BUNDESTAG


2 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong><br />

Samenwahl


Alternativ-Cover und<br />

Lesetipps Januar/Februar 20<strong>21</strong><br />

S. 28 | DER Gärtner von Grafing<br />

S. 42 | MOssy Giant<br />

Paddy Schmidt<br />

Chefredakteur<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

da war sie nun, die Wahl zum 46. Präsidenten der Vereinigten<br />

Staaten von Amerika. Nicht zuletzt erfreulich für die Cannabisbranche,<br />

hat Joe Biden von den Demokraten das Rennen<br />

gemacht. Und Trump wird nun nicht nur wie schon seit Jahren<br />

vom <strong>Highway</strong>-Magazin, sondern auch endlich von vielen<br />

weiteren angesehen Medien weltweit als das dargestellt und<br />

behandelt, was er ist: ein brabbelnder, soziopathischer Idiot.<br />

Während die Amerikaner über das Amt des Präsidenten abstimmten,<br />

stand in vier der fünfzig Bundesstaaten allerdings<br />

auch gleichzeitig die Frage, ob Cannabis legalisiert werden<br />

soll, auf dem Wahlzettel. Und tatsächlich – in dieser Hinsicht<br />

sind die Amerikaner inzwischen mehr als geeint: in allen vier<br />

Bundesstaaten (Arizona, Montana, New Jersey und South Dakota)<br />

stimmten die Bürger für die Legalisierung von Cannabis<br />

zum Freizeit-Vergnügen, während dort ansonsten keinerlei Einigkeit<br />

herrschte: zwei dieser Staaten stimmten für die Demokraten<br />

und zwei für die Republikaner.<br />

Der Sieg der Demokraten wird die Cannabisbranche jedenfalls<br />

langfristig weltweit beflügeln. Und Trump, auch wenn wieder<br />

aus dem Präsidentenamt enthoben, wird weiter bösartiges und<br />

menschenfeindliches Zeug absondern, um sich die Taschen<br />

vollzustopfen, und sich entgegen aller Fakten – entgegen der<br />

Realität – von nichts und niemandem belehren lassen und<br />

dabei furchtbare Frisuren tragen und zu seinen Aussagen passende<br />

lächerliche Grimassen schneiden. An wen erinnert uns<br />

das? Richtig, an die deutsche Drogenlügenbeauftragte Daniela<br />

Ludwig. Auch sie kämpft einen Kampf, einzig und allein, um<br />

reiche Menschen noch reicher zu machen – und das auf Kosten<br />

von Drogenkonsumenten in ganz Deutschland, deren Leben<br />

durch die Prohibition verschlechtert und in einigen Fällen<br />

gänzlich zerstört wird. Keine Lüge, keine dämliche Aussage,<br />

keine patzige Verweigerung von Antworten ist ihr zu dumm,<br />

der CSU-getreuen Pudeldame.<br />

Und natürlich liest man uns auch im Amt der Drogenbeauftragen<br />

besonders gerne, denn in so einer <strong>Highway</strong>-<strong>Ausgabe</strong><br />

steckt für jeden etwas. Doch auch uns hat Corona das Leben<br />

in diesem Jahr sehr schwer gemacht und trotzdem haben wir<br />

versehentlich den Preis von <strong>Highway</strong> sogar auf 1,90 Euro pro<br />

Magazin abgesenkt. Wer deswegen ein schlechtes Gewissen<br />

hat, kann uns nun über Patreon unterstützen. Das ist mittels<br />

www.patreon.com/highway420 mit ein paar Klicks erledigt<br />

und bereits ab einem Euro pro Monat möglich. Ab 4,20 Euro<br />

ist ein dickes Geschenkpaket enthalten: vollständiges E-Paper-Archiv,<br />

Messetickets, ein <strong>Highway</strong>-Print-Abo zu euch nach<br />

Hause (Versand weltweit inklusive!) und vieles mehr. Wir zählen<br />

auf euch. Denn denkt immer daran: ein Euro für <strong>Highway</strong><br />

ist ein Euro gegen Daniela Ludwig.<br />

Eure <strong>Highway</strong>-Redaktion<br />

S. 62 | GOODIES & WATCHLIST<br />

Das <strong>Highway</strong>-Team bedankt sich bei dem<br />

Patron der <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/20<strong>21</strong>: Jonas S.<br />

A<br />

ZAHLEN BITTE!<br />

84 67<br />

Prozent der US-Bürger<br />

waren im Jahr 1969 noch<br />

strikt gegen eine Cannabislegalisierung<br />

eingestellt<br />

Prozent der US-Bürger sind<br />

heutzutage gänzlich anderer<br />

Meinung und unterstützen<br />

die Legalisierung<br />

HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 3


INHALT <strong>01</strong>/<strong>21</strong> Januar/Februar 20<strong>21</strong><br />

Cannabis: Entkriminalisierung mit<br />

Ordnungswidrigkeit und BuSSgeld?<br />

Seite 36<br />

Seite 18<br />

DISKRETION BEIM<br />

GROW IM WALD<br />

Seite 22<br />

Grow-Report<br />

CANNABIS<br />

AUS DEM<br />

KÜHL-<br />

SCHRANK?<br />

ROYAL GORILLA Seite 24<br />

Der<br />

GÄRTNER<br />

VON<br />

GRAFING<br />

Seite 28<br />

NACH<br />

DER<br />

US-WAHL<br />

Seite 58<br />

SEITE 52<br />

Cannabis GUT IN FORM<br />

Seite 58<br />

Seite 34 GROW-REPORT<br />

CARAMEL<br />

AUTOMATIC<br />

4 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong><br />

SEITE 42<br />

MOSSY GIANT<br />

Nachrichten<br />

2 Kiffer, 2 Meinungen<br />

Zugestellt!<br />

High & Low<br />

Comic<br />

Sortenportrait<br />

Goodies, Watchlist<br />

Zitate, PinNwand<br />

Impressum, Bildnachweise<br />

06<br />

09<br />

10<br />

12<br />

12<br />

20<br />

62<br />

64<br />

66<br />

RUBRIKEN


DUTCH PASSION<br />

YOUR PASSION<br />

OUR PASSION<br />

DUTCH PASSION<br />

www.dutch-passion.com


Nachrichten-Überblick <strong>01</strong>/<strong>21</strong><br />

Seite 08 – Bitburger steigt bei Berliner Cannabisfirma ein<br />

Seite 08 – EU-Gerichtshof wertet CBD nicht als Betäubungsmittel<br />

Seite 08 – Argentinien: Krankenversicherungen bezahlen Cannabis<br />

Seite 09 – Wohnungsauflösung: Enkelin findet 17 Kilo Hasch bei Oma<br />

Seite 10 – Mobiler Grow: 2.000 Pflanzen auf Binnenschiff angebaut<br />

Seite 10 – Richter Müller – keine Cannabis-Prozesse mehr?<br />

Seite 12 – Neulich im Bundestag: die dümmsten Anti-Cannabis-SprüchE<br />

Seite 14 – Israel will Mitte 20<strong>21</strong> Cannabis vollständig legalisieren<br />

6 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>


HIGH with a VIEW<br />

FOTO DER<br />

AUSGABE<br />

In Mexiko steht die<br />

Legalisierung kurz bevor.<br />

Der Senat hat bereits mit<br />

großer Mehrheit pro<br />

Freigabe gestimmt.<br />

Mehr auf Seite 12.<br />

HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 7


Cannabusiness<br />

Millionen-Invest: Bitburger<br />

steigt bei Berliner<br />

Cannabisfirma ein<br />

Bitburg – Vor etwa einem Jahr<br />

wurde bekannt, dass Krombacher<br />

über eine Beteiligungsgesellschaft<br />

bei dem Cannabis-Unternehmen<br />

Demecan, einer Tochterfirma des<br />

kanadischen Produzenten Wayland<br />

einsteigt. Bei Demecan handelt<br />

es sich um eine der wenigen<br />

Firmen, die in Deutschland mit<br />

Lizenz Medizinalcannabis anbauen<br />

dürfen. Nun zieht Bier-Mitbewerber<br />

Bitburger offenbar nach:<br />

die Beteiligungsgesellschaft Bitburger<br />

Holding investiert Presseberichten<br />

zufolge einen einstelligen<br />

Millionenbetrag in das Canna-<br />

CBD<br />

CBD-Vollspektrum-<br />

Extrakte könnten zu<br />

positiven Urin-THC-<br />

Tests führen<br />

Belmont/Boston – Im Zuge einer<br />

Studie mit 14 Patienten,<br />

die ein CBD-Extrakt mit niedrigen<br />

THC-Konzentrationen<br />

eingenommen hatten, wurde<br />

bei der Hälfte von diesen nach<br />

vier Wochen täglicher Einnahme<br />

ein positiver Test auf<br />

den THC-Metaboliten THC-<br />

COOH im Urin durchgeführt,<br />

wie die Internationale Arbeits-<br />

bis-Start-up Sanity Group aus Berlin.<br />

Zur Sanity Group gehört auch<br />

die CBD-Marke Vaay, die gerade<br />

mit einer deutschlandweiten Werbekampagne<br />

auf sich aufmerksam<br />

gemacht hat. Sanity-Gründer<br />

Finn Age-Hänsel hatte übrigens<br />

Anfang der 2000er-Jahre einen<br />

Vorsitz der Jugendorganisation<br />

der CDU, der Jungen Union (JU),<br />

in Flensburg inne. Wer weiß, vielleicht<br />

fühlte sich Bitburger deshalb<br />

direkt heimisch. Wenn schon<br />

Cannabis, dann wenigstens mit<br />

christlich-konservativem Touch,<br />

oder? Bier bleibe aber weiterhin<br />

das Kerngeschäft, betonte ein Vertreter<br />

der Holding.<br />

Auch wenn der Bierkonsum<br />

der Deutschen im weltweiten<br />

Vergleich noch immer hoch<br />

ist, lässt sich ein Negativtrend<br />

nicht verleugnen: den deutschen<br />

Brauereien laufen seit Jahren die<br />

jüngeren Kunden weg. Unzählige<br />

Misch- und Craftbier-Kreationen,<br />

mit denen Jüngeren der Bierkonsum<br />

schmackhaft gemacht werden<br />

soll, sind Ausdruck eines immer<br />

verzweifelteren Kampfes um die<br />

Gunst der Generationen Y und Z.<br />

Auch die Öttinger-Brauerei, die zu<br />

den umsatzstärksten in Deutschland<br />

gehört, befasst sich schon<br />

länger mit dem Thema Cannabis<br />

und hat bereits ein Hanfbier mit<br />

dem Namen Hanfkiss auf den<br />

Markt gebracht. Offenbar verfolgen<br />

die Bier-Barone eine perfide<br />

Doppelstrategie: auf politischer<br />

Ebene wird mithilfe von Lobbyisten<br />

gegen Cannabis mobilisiert,<br />

doch insgeheim hat man in den<br />

Vorstandsetagen wohl verstanden,<br />

dass man den Trend zum Cannabis<br />

nicht mehr aufhalten kann.<br />

Sieht das Bitburger-Logo zukünftig etwa so aus?<br />

gemeinschaft Cannabis als Medizin<br />

berichtete. Die Forscher<br />

des McLean Hospital Imaging<br />

Centers in Belmont und der<br />

Harvard Medical School in<br />

Boston wendeten ein Extrakt<br />

mit hohem CBD-Spektrum an,<br />

das 10 mg/ml CBD (1,0 %)<br />

und 0,2 mg/ml THC (0,02 %)<br />

enthielt. Das Extrakt wurde<br />

dreimal täglich eingenommen.<br />

Die Patienten verwendeten einen<br />

Mittelwert von 3,48 ml des<br />

Studienprodukts pro Tag, was<br />

einem Mittelwert von 35 mg<br />

CBD pro Tag und 0,8 mg THC<br />

pro Tag entspricht. Das Studienmedikament<br />

wurde gut<br />

vertragen, es kam zu keinen<br />

unerwünschten Ereignissen<br />

und kein Patient berichtete<br />

über Psychoaktivität. Nach<br />

vier Wochen wurden die Teilnehmer<br />

per Urin-Drogentests<br />

geprüft – mit dem Ergebnis,<br />

das sieben der 14 Teilnehmer<br />

positiv auf THC-COOH getestet<br />

wurden, während die<br />

anderen sieben negativ getestet<br />

wurden. Die Autoren der<br />

Studie merkten an, dass „die<br />

Ergebnisse darauf hindeuten,<br />

dass Patienten, die ausschließlich<br />

Vollspektrumprodukte aus<br />

Hanf verwenden, bei einem<br />

Urin-Drogenscreening positive<br />

Testergebnisse für THC-COOH<br />

aufzeigen könnten“.<br />

Gesellschaft<br />

Bewohner von „Hanf“<br />

genervt: Unbekannte<br />

stehlen mal wieder Ortsschilder<br />

Hanf – Der Kiffer-Code 420<br />

ist in den USA schon weitaus<br />

länger ein Hype als hier in<br />

Deutschland, wo nach wie vor<br />

eher wenige darüber Bescheid<br />

wissen. In Übersee hat sich<br />

längst ein veritabler Kult um<br />

die Ziffernkombination gebildet.<br />

Dementsprechend beliebt<br />

sind bei US-Cannabisfreunden<br />

institutionelle Abbildungen der<br />

Zahl. Egal ob Meilenschilder<br />

auf dem <strong>Highway</strong> (mittlerweile<br />

wurden die besonders begehrten<br />

„Mile 420“-Marker teilweise<br />

tatsächlich durch „Mile 419,99“<br />

ersetzt) oder die Zimmernummern<br />

im Hotel – bei nordamerikanischen<br />

Kiffern sind sie als<br />

eine Art Souvenir sehr beliebt.<br />

Doch auch in Deutschland wird<br />

vergleichbares Schindluder getrieben,<br />

auch wenn die 420 hierbei<br />

weniger eine Rolle spielt.<br />

Denn im nordrhein-westfälischen<br />

Hennef gibt es tatsächlich<br />

einen Ortsteil mit dem klingenden<br />

Namen „Hanf“. Schon seit<br />

Jahren hat die Stadtverwaltung<br />

dort mit Schilder-Diebstahl zu<br />

kämpfen, sodass man mittlerweile<br />

gezwungenermaßen dazu<br />

übergegangen ist, das begehrte<br />

Gut nicht mehr nur mit seinem<br />

Rahmen zu verschrauben, sondern<br />

extra zu verschweißen.<br />

Aber auch diese<br />

Maßnahme scheint nicht so<br />

richtig zu helfen. Nachdem<br />

„Hanf“-Schilder in diesem Jahr<br />

bereits zweimal verschwanden,<br />

schlugen Diebe in einer<br />

Nacht-und-Nebel-Aktion kürzlich<br />

wieder zu – und das gleich<br />

fünfmal. Dabei gingen sie alles<br />

andere als vorsichtig vor: die<br />

Pfähle wurden komplett aus<br />

dem Boden gerissen, woraufhin<br />

das beliebte gelbe Schild in aller<br />

Ruhe aus dem Rahmen gelöst<br />

werden konnte. Nachdem laut<br />

offizieller Seite bereits seit Jahrzehnten<br />

jedes Jahr eine Handvoll<br />

Hanf-Schilder abhanden<br />

kommt, dürfte man wohl von<br />

behördlicher Seite so langsam<br />

darüber nachdenken, inwieweit<br />

man die Beschriftung so anpassen<br />

kann, dass Deutschlands<br />

Cannabisfreunde sich weniger<br />

angesprochen fühlen...<br />

8 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>


2 KIFFER, 2 Meinungen<br />

THEMA: „DICHT“ HINTERM STEUER<br />

CBD<br />

Aufatmen in der<br />

CBD-Branche:<br />

EU-Gerichtshof wertet<br />

CBD nicht als<br />

Betäubungsmittel<br />

Luxemburg – Die noch junge<br />

CBD-Branche hat mit vielen<br />

Schwierigkeiten zu kämpfen, auf<br />

regionaler, nationaler und auch<br />

internationaler Ebene. In allen<br />

Belangen gibt es diverse Stolpersteine<br />

und Fallstricke für junge<br />

CBD-Unternehmer, nicht zuletzt<br />

da die Gesetzeslage oft nicht ganz<br />

eindeutig ist bzw. unterschiedlich<br />

interpretiert wird. Neulich<br />

machte die Europäische Union<br />

den CBD-Befürwortern große<br />

Sorge, da sie sich vor wenigen<br />

Monaten dazu verstieg, natürlich<br />

hergestellte CBD-Produkte<br />

als Betäubungsmittel ansehen zu<br />

wollen. Nach dieser Auffassung<br />

wäre dies vermutlich das Ende<br />

für den Großteil des seit Jahren<br />

wachsenden Markts für CBD-<br />

Öle, CBD-Nahrungsergänzungsmittel<br />

und CBD-Lebensmittel.<br />

Denn nach diversen Uneinigkeiten,<br />

wurde Anfang 2<strong>01</strong>9 von der<br />

EU-Kommission beschlossen,<br />

CBD-Produkte unter die Novel-Food-Verordnung<br />

zu fassen.<br />

Dies bedeutete, dass einige der<br />

CBD-Produkte auf dem Markt<br />

plötzlich de facto illegal vertrieben<br />

wurden, weil diese unter die<br />

Novel-Food-Verordnung der EU<br />

fielen, aber keine Zulassung dafür<br />

hatten.<br />

Doch entsprechend<br />

eingereichte Zulassungsanträge<br />

Dutzender Anbieter wurden vor<br />

wenigen Monaten dann auf Eis<br />

gelegt: in ihrer letzten Sitzung vor<br />

der Sommerpause beschloss die<br />

EU-Kommission, sich nun auf<br />

das Einheitsabkommen über die<br />

Betäubungsmittel der Vereinten<br />

Nationen von 1961 zu berufen<br />

und CBD als Betäubungsmittel<br />

ansehen zu wollen. Klar, wenig<br />

sinnvoll, nicht zuletzt da CBD<br />

weder als Betäubungs- noch<br />

Rauschmittel eingesetzt werden<br />

kann, aber solche Mätzchen<br />

kennt man ja von der EU zur<br />

Genüge. Die handelt damit übrigens<br />

ganz entgegen der aktuellen<br />

Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation<br />

WHO, die Cannabis<br />

als weniger gefährlich klassifizieren<br />

möchte als nach den<br />

Maßstäben des UN-Abkommens<br />

von 1961, wo Cannabis, also<br />

THC aber auch CBD, mit Heroin<br />

und Kokain gleichgesetzt wird.<br />

Die EU-Kommision vertrat also<br />

nun neuerdings die Ansicht, dass<br />

wenn CBD als Betäubungsmittel<br />

eingestuft wird, es nicht gleichzeitig<br />

ein Nahrungsmittel und<br />

damit auch kein Novel Food sein<br />

kann. Somit war plötzlich die gesamte<br />

europäische CBD-Branche<br />

in Gefahr – und in heller Aufregung.<br />

Doch ein CBD-Unternehmer,<br />

Antonin Cohen, Gründer<br />

der bekannten CBD-Firma Harmony,<br />

prozessierte seit bereits sechs<br />

Jahren mit einer anderen von ihm<br />

gegründeten Firma, KanaVape, vor<br />

französischen und europäischen<br />

Gerichten, da die französischen<br />

Behörden ihm den Verkauf von aus<br />

der Tschechischen Republik importiertem<br />

CBD-Öl verbieten wollten.<br />

Prozesse, die ihn über 200.000<br />

Euro kosteten und die nun in einem<br />

grandiosen Urteil für die europäische<br />

CBD-Branche mündeten:<br />

der Europäische Gerichtshof wertet<br />

CBD nicht als Betäubungsmittel<br />

und stellt fest, dass aus Cannabis<br />

gewonnenes CBD nicht als Suchtstoff<br />

im Sinne des Einheitsübereinkommens<br />

von 1961 einzustufen ist.<br />

Urteile des Europäischen Gerichtshof<br />

werden in aller Regel von allen<br />

Seiten als letztes Wort akzeptiert.<br />

Somit ist der Zulassung von CBD<br />

als Novel Food also der Weg geebnet.<br />

Eine großartige Nachricht<br />

für alle CBD-Unternehmer und<br />

CBD-Liebhaber. Bleibt zu hoffen,<br />

dass die Europäische Union nicht<br />

weitere Gemeinheiten und Pseudo-Regularien<br />

im Sinne der Pharmalobby<br />

gegen die CBD-Branche<br />

plant...<br />

PRO – Ich weiß, die hier vorgestellte<br />

Meinung ist selbst unter Cannabisfreunden<br />

umstritten, aber wenn<br />

ich ehrlich sein soll, nicht unter denen<br />

meines Freundes- und Bekanntenkreises:<br />

kiffen und Auto fahren<br />

ist kein Ding. Zumindest nicht<br />

für unsereins, die Rund-um-die-<br />

Uhr-Kiffer. Unsereins macht alles<br />

dicht. Zeitung lesen, Essen kochen,<br />

ins Kino gehen, zur Verabredung<br />

gehen, zum Zahnarzt gehen, zur<br />

Beerdigung gehen. Warum in aller<br />

Welt sollten wir also nicht dicht<br />

Auto fahren?<br />

Die meisten Leute, die<br />

rund um die Uhr kiffen, denen<br />

merkt man es nicht an. Und zwar,<br />

weil sich die Dichtheit schwer in<br />

Grenzen hält. Für viele Dauerkonsumenten<br />

ist der Griff zum Joint<br />

nichts anderes als für die Millionen<br />

Nikotinabhängigen der Griff zur<br />

Zigarette: einfach nur ein bisschen<br />

die Nerven beruhigen. Das gilt natürlich<br />

umso mehr für die, die auch<br />

ihre Joints mit Tabak rauchen. Wer<br />

täglich mehrfach Cannabis konsumiert,<br />

ist in der Regel darauf eingestellt<br />

und voll funktionsfähig.<br />

Ja, vor einer langen Autofahrt<br />

rauche ich sogar gerne extra<br />

mal einen Joint: einfach damit ich<br />

entspannter bin, weniger aggressiv<br />

fahre und somit auch das Unfallrisiko<br />

senke. Und klar: wenn ich mal<br />

einen Dab rauche oder ein Stück<br />

Haschkuchen esse, was sich beides<br />

unendlich stärker auswirkt als ein<br />

Joint, dann fahre ich natürlich kein<br />

Auto. Denn dann fühle ich mich ja<br />

auch total berauscht und absolut<br />

nicht fahrtüchtig. Ich fahre natürlich<br />

nur, wenn ich mich auch dazu<br />

in der Lage fühle. Das ist ja auch<br />

das schöne an dieser Droge: jeder<br />

kann absolut zu jedem Zeitpunkt<br />

zuverlässig einschätzen, wie dicht<br />

er ist und ob irgendetwas vielleicht<br />

nicht mehr funktioniert.<br />

Und ja, Folgendes ist<br />

kein Argument, aber dennoch Tatsache:<br />

da ich jeden Tag kiffe, würde<br />

ich aufgrund der lächerlichen deutschen<br />

THC-Blutserum-Grenzwerte<br />

auch zu jeder Zeit meinen Lappen<br />

verlieren, sollte ich einmal getestet<br />

werden – egal, ob ich an dem Tag<br />

bereits geraucht hätte oder nicht.<br />

Also kann ich im Umkehrschluss<br />

in dieser Hinsicht auch die ganze<br />

Zeit dicht Auto fahren. Echt sinnlos...<br />

Stefan Meyer<br />

- Anonym<br />

CONTRA – Auch ich rauche ungefähr<br />

364 Tage im Jahr Gras und auch<br />

ich lache mich über die deutschen<br />

Drogengesetze kaputt und finde es<br />

unfassbar und eine Unverschämtheit<br />

der Bevölkerung und dem gesunden<br />

Menschenverstand gegenüber, dass<br />

Zigtausende Menschen in Deutschland<br />

ihren Führerschein abgegeben<br />

müssen, weil die THC-Werte bei<br />

einer Verkehrskontrolle selbst dann<br />

noch zu hoch sind, wenn man zuletzt<br />

Tage vorher einen Joint geraucht<br />

hat. Mir ist also mehr als bewusst,<br />

dass ich jederzeit den Führerschein<br />

abgegeben müsste, sollte man mich<br />

einmal auffordern zu pinkeln.<br />

Dennoch: ich werde mir<br />

in Zukunft weder einen Plastikbeutel<br />

mit synthetischem Urin umschnallen,<br />

bevor ich mein Auto benutze,<br />

und ich werde diesen Umstand auch<br />

nicht als Grund dafür nutzen, sowieso<br />

jederzeit im akuten Cannabisrausch<br />

Auto zu fahren. Ich möchte<br />

nicht, dass meine Mitmenschen ihre<br />

Autos besteigen, wenn sie vorher<br />

getrunken, gekokst oder Pillen geworfen<br />

haben, und der Gesetzgeber<br />

verbietet ausnahmsweise mal nicht<br />

zu Unrecht all diese Sachen während<br />

des Fahrzeugführens. (Natürlich mal<br />

wieder mit der unrühmlichen Ausnahme<br />

für kleinere Alkoholmengen.)<br />

Und da ich aus Gründen<br />

der Sicherheit nicht möchte, dass<br />

die anderen Autofahrer ihre jeweiligen<br />

Lieblingsdrogen einschmeißen,<br />

bevor sie sich ans Steuer setzen, bin<br />

ich auch bereit, mich selbst einzuschränken<br />

und auch dann nicht unter<br />

direktem Cannabiseinfluss Auto<br />

zu fahren, wenn ich mich so fühle,<br />

als ob ich blendend dazu in der Lage<br />

wäre. Ja grundsätzlich vermeide ich<br />

es komplett, an Tagen Auto zu fahren,<br />

an denen ich zuvor schon gekifft<br />

habe, und sei es schon Stunden her.<br />

Natürlich bin ich dennoch<br />

für die deutliche Erhöhung der<br />

THC-Werte bei Fahrzeugkontrollen.<br />

Mir ist schon klar, dass die meisten<br />

Menschen ein paar Stunden nach<br />

einem Joint wieder ausgezeichnet<br />

Auto fahren können, wenn nicht<br />

sogar vorher schon, und natürlich<br />

würde ich auf der Autobahn lieber<br />

drei bekifften Personen begegnen als<br />

einem Betrunkenen. Dennoch bleibe<br />

ich dabei: Fahrzeuge und schwere<br />

Maschinen sollte man ausschließlich<br />

komplett nüchtern bedienen.<br />

- Christian Fromm<br />

HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 9


Politik<br />

Argentinien: Krankenversicherungen<br />

bezahlen nun Cannabis, Eigenanbau wird möglich<br />

Buenos Aires – Die vor drei Jahren<br />

beschlossenen Gesetze in<br />

Argentinien, die eine medizinische<br />

Legalisierung von Cannabis<br />

herbeiführten, wurden nun<br />

nachgebessert. Denn das Gesetz<br />

von 2<strong>01</strong>7 war so restriktiv, dass<br />

die Menschen Cannabisprodukte<br />

hauptsächlich auf dem Schwarzmarkt<br />

erwerben mussten, da sie<br />

keine Möglichkeit hatten, legal<br />

welche zu kaufen. „Es gab ein<br />

Politik<br />

Cannabis-Referendum:<br />

Neuseeländer stimmen<br />

gegen die Legalisierung<br />

Christchurch – Aus Neuseeland<br />

muss leider ein Rückschritt für<br />

die globale Cannabis-Bewegung<br />

vermeldet werden. Per Referendum<br />

wurde die Bevölkerung<br />

im Rahmen der Parlamentswahlen<br />

Mitte Oktober nach ihrer<br />

Meinung zum Thema Cannabisfreigabe<br />

befragt. Über das<br />

Resultat dürften nicht nur die<br />

Unternehmen des Cannabusi-<br />

Politik<br />

Endlich Rechtssicherheit<br />

im Cannabis-Anbau<br />

für Schweizer<br />

Landwirtschaft<br />

Bern – Die Schweiz ist nach wie<br />

vor riesiger Hanf- und CBD-Produzent<br />

und innerhalb dieser<br />

Branche freut man sich gerade<br />

über gute Nachrichten. Denn<br />

im Rahmen des Agrarpakets<br />

2020, das Mitte November vom<br />

Schweizer Bundesrat verabschiedet<br />

wurde, ist beschlossen<br />

worden, dass ab dem 1. Januar<br />

Gesetz, aber es gab keinen Zugang<br />

zu den Produkten“, berichtete<br />

der argentinische Gesundheitsminister<br />

Ginés González<br />

García laut „New York Times“.<br />

Daher verabschiedete der argentinische<br />

Präsident Alberto Fernández<br />

nun einen Erlass, der Apotheken<br />

den Verkauf von Cannabis<br />

in den verschiedensten Formen<br />

erlaubt und darüber hinaus anordnet,<br />

dass die Versorgung von<br />

ness enttäuscht sein, sondern<br />

auch zahlreiche Konsumenten:<br />

50,7 Prozent der Wähler stimmten<br />

gegen einen kontrollierten<br />

Verkauf, nur 48,4 Prozent dafür.<br />

Premierministerin Jacinda Ardern<br />

gab nach Veröffentlichung<br />

der Ergebnisse übrigens ihre<br />

persönliche Präferenz bekannt:<br />

sie hatte nach eigenen Angaben<br />

pro Cannabis gestimmt. Hätte<br />

die Bevölkerungsmehrheit ebenso<br />

entschieden (was eventuell<br />

der Fall gewesen wäre, hätte<br />

Premierministerin Ardern ihre<br />

Meinung vor dem Referendum<br />

kundgetan), hätten Verkauf, Besitz,<br />

Konsum und Anbau von<br />

20<strong>21</strong> in der Schweiz der Anbau<br />

von Hanfsorten mit einem<br />

THC-Gehalt von unter einem<br />

Prozent, die nicht im EU-Sortenkatalog<br />

für Hanf gelistet<br />

sind, auch in der in der gewerblichen<br />

Landwirtschaft sowie<br />

im produzierenden Gartenbau<br />

offiziell zugelassen sind. Konkret<br />

wird Hanf bzw. Cannabis<br />

sativa L. unter anderem aus<br />

Anhang 1, Punkt 4 der Saatund<br />

Pflanzgut-Verordnung des<br />

Eidgenössischen Departements<br />

für Wirtschaft, Bildung und Forschung<br />

(WBF) entfernt. Die Änderungen<br />

bedeuten in der Folge<br />

auch, dass die Vermehrungs-<br />

allen Patienten mit Rezept von<br />

den öffentlichen wie privaten Versicherungen<br />

bezahlt wird.<br />

„Wir ersetzen einen bestehenden<br />

Schwarzmarkt durch<br />

eine Qualitätskontrolle, die bei<br />

allen medizinischen Produkten,<br />

insbesondere bei denen, die<br />

an Kinder abgegeben werden,<br />

von zentraler Bedeutung ist“, so<br />

Gesundheitsminister González<br />

García. Doch damit noch nicht<br />

genug: auch der Eigenanbau von<br />

erkrankten Personen mit Rezept<br />

(bzw. der Anbau für diese) soll<br />

nun in Argentien möglich werden,<br />

ohne damit weiter gegen das<br />

Gesetz zu verstoßen, das bislang<br />

mehrjährige Haftstrafen dafür<br />

vorsieht. Die entsprechenden Genehmigungen<br />

werden „auf Einzelfallbasis“<br />

erfolgen, sagte der<br />

Gesundheitsminister, stellte aber<br />

gleichzeitig heraus, dass man dabei<br />

breites Verständnis für die verschiedensten<br />

Krankheitsbilder,<br />

bei denen Cannabis hilft, aufbringen<br />

werde – und weiter: „Auch<br />

wenn es keine Heilung bringt, ist<br />

auch eine Verbesserung der Lebensqualität<br />

keine Kleinigkeit.“<br />

Freizeit-Cannabis gesetzlich reguliert<br />

werden können. Die in<br />

Neuseeland bestehenden Medizinalcannabis-Gesetze<br />

bleiben<br />

von dem Resultat der Volksbefragung<br />

zur freizeitlichen Legalisierung<br />

aber unangetastet. Könnte<br />

trotz des klaren Resultats jedoch<br />

trotzdem ein kleiner Hoffnungsschimmer<br />

für die neuseeländischen<br />

Cannabisfreunde bestehen?<br />

Denn das Referendum ist<br />

für die Regierung nicht bindend.<br />

Aller Voraussicht nach trotzdem<br />

nicht, denn eine Handlung entgegen<br />

des nun zum Ausdruck gekommenen<br />

Wählerwillens wird<br />

nicht erwartet.<br />

materialverordnung ab dem<br />

1. Januar 20<strong>21</strong> nicht mehr auf<br />

Hanf anwendbar ist und Saatgut<br />

sowie Jungpflanzen von allen<br />

Hanfsorten mit einem THC-Gehalt<br />

von unter einem Prozent<br />

zum Anbau in der gewerblichen<br />

Landwirtschaft und im<br />

gewerblichen Gartenbau (auch<br />

in Treibhäusern) in der Schweiz<br />

ohne vorhergehendes Sortenzulassungsverfahren<br />

frei verkehrsfähig<br />

sind. Die in gewissen<br />

Kantonen geltende Meldepflicht<br />

für den Hanfanbau ist von diesen<br />

Änderungen nicht betroffen<br />

und kann auch nach dem 1. Januar<br />

20<strong>21</strong> bestehen bleiben.<br />

Zugestellt!<br />

Lieber<br />

Niema Movassat,<br />

Menschen, die den<br />

Glauben an die Politik<br />

verloren haben,<br />

halten sich an dir<br />

fest. Ein bisschen-<br />

Hoffnung kann so<br />

viel ausmachen.<br />

Unter einer Gesichtmaske<br />

mit Hanfblatt-Muster<br />

hast du<br />

die Cannabisdebatte<br />

im Bundestag<br />

bestritten.<br />

Mitten im Plenarsaal,<br />

wo nur die<br />

Anzüge noch grauer<br />

sind als die Gesichter,<br />

dort hast du<br />

„das Blatt“ mit Würde<br />

getragen.<br />

Die Hetzer konnten<br />

dir nicht viel entgegensetzen<br />

außer<br />

einer wirren Anekdote<br />

um irgendwelche<br />

Bahngleise in Sachsen.<br />

Willkommen in<br />

der Welt der CDU.<br />

Wir brauchen Leute<br />

wie dich da oben:<br />

bitte lass dich nicht<br />

weichklopfen von<br />

den Bier-Baronen<br />

und Oxycodon-<br />

Opportunisten!<br />

Herzlichst,<br />

<strong>Highway</strong><br />

10 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>


Growen wie<br />

die Profis<br />

Neu!<br />

Keep it Organic<br />

HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 11


Politik<br />

Offizielle Anfrage an<br />

Regierung: „Wieso ist<br />

Cannabis kein Brokkoli?“<br />

Berlin – Ob Daniela Ludwig damals<br />

wohl bewusst war, welche<br />

Lawine sie mit ihrem mittlerweile<br />

berühmten Brokkoli-Vergleich<br />

lostreten würde? Wer weiß, vielleicht<br />

lacht sie sich ob der oft als<br />

Sarkasmus getarnten Empörung<br />

der Legalisierungsbefürworter<br />

heimlich ins Fäustchen. Man<br />

wird es wohl nie erfahren, muss<br />

aber konstatieren, dass, wenn<br />

auch bisher sonst nicht viel von<br />

ihr kam (und kommen wird), der<br />

„Brokkoli“ auf dem besten Wege<br />

dahin ist, Politik-Geschichte zu<br />

schreiben. Und wir waren live<br />

dabei, toll! In einer sogenannten<br />

„Kleinen Anfrage“ der Linkspartei<br />

an die Bundesregierung,<br />

taucht es nun erneut auf, das freche<br />

Kreuzblütengewächs. 25 Fragen<br />

zum Themenkomplex Cannabis<br />

und Repression hatte die<br />

Partei den Regierenden im September<br />

vorgelegt, nun sind die<br />

Antworten einer breiten Öffentlichkeit<br />

zugänglich. Angesichts<br />

ihrer immer stärker schwindenden<br />

Argumentationsgrundlage,<br />

ist es nicht überraschend, wie<br />

schwer sich CDU und SPD mit<br />

den Antworten tun – das Herumlavieren<br />

erreicht mitunter<br />

unerträgliche Ausmaße. Tja,<br />

wenn man versucht, harte Fakten<br />

gemäß der eigenen völlig veralteten<br />

Ideologie zu verbiegen,<br />

dann knarzt es heftig im Gebälk.<br />

Nicht nur einmal werden Statistiken<br />

aus den USA auf äußerst<br />

kreative Weise umgedichtet und<br />

mit Spekulativem aufgebauscht.<br />

Wie auch<br />

schon bei der Bundestagsdebatte<br />

zum Cannabis-Kontrollgesetz<br />

lässt sich erahnen, dass<br />

die Legalisierung-Gegner<br />

den Stuss, den sie<br />

da so verzapfen, eigentlich<br />

selbst nicht mehr<br />

glauben. Doch, immerhin<br />

bei einer Antwort<br />

gibt es tatsächlich nichts zu<br />

deuteln, klarer und faktenbasierter<br />

hätte die Replik tatsächlich<br />

nicht ausfallen können:<br />

Frage 5: „Wieso ist Cannabis<br />

kein Brokkoli?“<br />

Antwort: „Cannabis (Cannabis<br />

sativa) ist eine Pflanzenart der<br />

Gattung Hanf (Cannabis), aus<br />

der Familie der Hanfgewächse<br />

(Cannabaceae). Brokkoli (Brassica<br />

oleracea) ist eine Pflanzenart<br />

der Gattung Kohl (Brassica)<br />

aus der Familie der Kreuzblütengewächse<br />

(Brassicaceae).“<br />

Wir vom <strong>Highway</strong>-Magazin<br />

postulieren es ja schon lange: in<br />

der deutschen Politik (aber auch<br />

im deutschen Journalismus) ist<br />

Cannabis und die Forderung<br />

nach der fälligen Legalisierung<br />

schon längst zur Lachnummer<br />

verkommen. Ein Großteil der<br />

Politiker interessieren sich einen<br />

feuchten Dreck um die Interessen<br />

von Millionen Cannabiskonsumenten.<br />

Solange diese sich<br />

aber erst darüber aufregen, wenn<br />

entweder die Polizei vor der Tür<br />

steht oder aber das Gras alle ist,<br />

wird das auch noch einige Zeit<br />

lang so bleiben...<br />

HIGH<br />

LOW<br />

Witzigerweise existiert tatsächlich<br />

ein US-Cannabismagazin namens „Broccoli“<br />

HIGH & LOW – Gewinner & Verlierer<br />

Staat Mexiko<br />

Presseberichten zufolge steht der<br />

mittelamerikanische Staat kurz<br />

vor Inkrafttreten der Legalisierung.<br />

Mit 82 zu 18 Stimmen verabschiedeten<br />

die Senatoren den entsprechenden<br />

Gesetzentwurf. Bevor<br />

die 130 Millionen Einwohner in<br />

den Genuss von legal vertriebenem<br />

Weed kommen, muss es allerdings<br />

noch das Okay vom Unterhaus<br />

geben, was nur als Formsache gilt.<br />

Alexander Krauß<br />

Der CDU-Bundestagsabgeordnete<br />

aus Thüringen kann sich zum wiederholten<br />

Mal einen Platz in der<br />

Rangliste der dümmsten Anti-Cannabis-Zitate<br />

des <strong>Highway</strong>s erkämpfen.<br />

Seine Anekdote über eine Gras<br />

rauchende Kollegin aus dem sächsischen<br />

Landtag sollte wohl die<br />

Gefährlichkeit von Cannabis illustrieren,<br />

demonstriert allerdings nur<br />

Krauß’ eigene Unfähigkeit, ganze<br />

Sätze zu formulieren. Radeberger<br />

wird es ihm danken...<br />

12 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>


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HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 13


Bust<br />

Wohnungsauflösung:<br />

Enkelin findet 17 Kilo<br />

Hasch bei Oma<br />

Symbolbild<br />

Berlin – 17 Kilo Haschisch in den<br />

eigenen vier Wänden aufzubewahren,<br />

das kann einen auch ohne<br />

paranoide Neigung ganz schön<br />

nervös machen. Neugierige Nachbarn<br />

„lauern“ buchstäblich an jeder<br />

Ecke und selbst der vorsichtigste<br />

Cannabisfreund ist vor dem übermächtigen<br />

Zufall nicht gefeit. Wie<br />

oft schon haben Feuerwehrmänner<br />

und Polizisten, etwa nach kleineren<br />

Ruhestörungen, Nachbarschaftsstreits<br />

oder Wohnungsbränden,<br />

Cannabis-Anlagen oder Blütenmaterial<br />

entdeckt? Da macht es durchaus<br />

Sinn, sich ein anderes Plätzchen<br />

für die Ware zu suchen, mit dem<br />

man selbst nicht so ohne Weiteres<br />

in Verbindung gebracht werden<br />

kann. Ein Mann aus Berlin sah das<br />

offenbar ähnlich und dachte wohl,<br />

eine zufriedenstellende, wenn auch<br />

geschmacklose Lösung für das Problem<br />

gefunden zu haben. Er hinterlegte<br />

das verbotene Gut einfach in<br />

der Wohnung einer alten Dame aus<br />

der entfernteren Verwandtschaft.<br />

Doch genutzt haben alle Vorsichts-<br />

Polizeifoto<br />

maßnahmen im Endeffekt nichts:<br />

nachdem die Wohnung der Seniorin<br />

aufgelöst wurde, fand die verdutzte<br />

Enkelin am vergangenen Dienstag<br />

das in Plastiktüten verpackte Haschisch.<br />

Sie informierte umgehend<br />

die Polizei, die etwas später in der<br />

Wohnung einen Mann antraf, der<br />

nun als dringend tatverdächtig gilt.<br />

Der Mann, seinerseits Schwager<br />

eines Onkels der Finderin, befindet<br />

sich seitdem in Untersuchungshaft.<br />

Bust<br />

Mobiler Grow:<br />

2.000 Pflanzen auf<br />

Binnenschiff angebaut<br />

Rotterdam – Bereits im Oktober ereignete<br />

sich in den Niederlanden<br />

ein Cannabis-Bust, wie auch der<br />

<strong>Highway</strong>-Redaktion bisher noch<br />

kein vergleichbarer unterkam. In<br />

Werkendam bei Rotterdam stießen<br />

Ermittler auf mehr als 2.000<br />

Pflanzen, doch wurden sie nicht,<br />

wie sonst üblich, in einer abgelegenen<br />

Fabrikhalle fündig. Es<br />

handelte sich auch nicht um einen<br />

ausgemusterten Bauernhof, nein,<br />

tatsächlich befand sich die Anlage<br />

auf einem Lastkahn. Als, was die<br />

leerstehende Bodenfläche angeht,<br />

nicht eben verwöhnter Holländer<br />

muss man halt kreativ werden<br />

und was fürs Wohnen gilt, gilt fürs<br />

Growen erst recht. Wenn man auf<br />

einem Boot wohnen kann, dann<br />

kann man dort auch anbauen – ist<br />

doch klar. Ob die Sache allerdings<br />

wirklich so einfach ist, darf bezweifelt<br />

werden, wenn man sich die<br />

Beschreibung der enttarnten Anlage<br />

zu Gemüte führt: freiliegende<br />

Elektronik und ein mit Wasser<br />

bedeckter Boden sind eine denkbar<br />

ungünstige Kombination. Die<br />

Beamten mussten beim Rückbau<br />

der Anlage also diesmal besonders<br />

vorsichtig vorgehen und konnten<br />

sich dementsprechend nicht ganz<br />

so austoben wie die Berserker vom<br />

Dienst. Der Kahn wurde also beschlagnahmt<br />

und in einen anderen<br />

Hafen transportiert, um ihn<br />

genauer zu untersuchen. Fraglich<br />

ist, wie lange das Schiff schon genutzt<br />

wurde, um Cannabisanbau<br />

zu betreiben. Vielleicht hatten die<br />

Grower den guten alten Traum von<br />

der mobilen Plantage auf internationalen<br />

Gewässern im Kopf, doch<br />

davon müssen sie sich jetzt erst einmal<br />

verabschieden. Ein Verdächtiger<br />

wurde bereits festgenommen,<br />

doch seitens der Ermittler wird von<br />

weiteren Mittätern ausgegangen.<br />

Duisburg – Angesichts der andauernden<br />

Gegenüberstellung von Alkohol<br />

und Cannabis, die sowohl<br />

gleichdick. von Legalisierungsbefürwortern<br />

Raucherzubehör auf hohem Niveau<br />

als auch -gegnern immer wieder<br />

vorgebracht wird (mit unterschiedlichen<br />

Stoßrichtungen freilich)<br />

und die man durchaus als absurde<br />

Substanz-Rivalität bezeichnen<br />

Designed and Made in Austria<br />

Custom Logos and könnte, Designs entbehrt es nicht einer<br />

gewissen Ironie wie nah Cannabis-<br />

Grinder<br />

und Hopfengewächse sich ver-<br />

Design your own<br />

wandtschaftlich eigentlich stehen:<br />

denn botanisch gesehen sind sie<br />

sozusagen „Geschwister“ unter<br />

Wir von gleichdick. designen und produzieren unsere<br />

Grinder selbst. Deshalb können wir in kürzester<br />

14 Zeit HIGHWAY alle <strong>01</strong>/<strong>21</strong> eure Custom-Wünsche erfüllen.<br />

Cut don't Grind<br />

Die Grindermanufaktur


Bust<br />

Bremen: Unbekannter<br />

lässt drei Kilo Marihuana<br />

am Bahnhof stehen<br />

Bremen – Eine merkwürdige<br />

Story hat sich neulich an einem<br />

Mittwochnachmittag in Bremen<br />

zugetragen. Und zwar sorgte ein<br />

herrenloser blauer Trolley, der<br />

an Gleis 2/3 des Hauptbahnhofs<br />

abgestellt wurde, für große<br />

Aufregung. Wie bei derartigen<br />

Fällen üblich, ging die Polizei<br />

erst einmal vom Schlimmsten<br />

aus und ließ das verwaiste<br />

Gepäckstück von Spezialisten<br />

untersuchen. Derweil mussten<br />

mehrere Gleise stundenlang gesperrt<br />

werden, weshalb sich zum<br />

Unmut der Passagiere 18 Züge<br />

verspäteten. Zum Glück konnte<br />

ein versuchter Bombenanschlag<br />

schnell ausgeschlossen werden.<br />

Dass es sich trotzdem nicht ein-<br />

Justiz<br />

Richter Müller – keine<br />

Cannabis-Prozesse mehr?<br />

Frankfurt (Oder) – Wer sich ein wenig<br />

für Cannabis in Deutschland und die<br />

Legalisierungsbemühungen interessiert,<br />

kennt aller Wahrscheinlichkeit<br />

nach auch Jugendrichter Andreas<br />

Müller, einst als „Deutschlands härtester<br />

Jugendrichter“ verschrien, der<br />

sich seit Jahren offen für die Cannabis-Legalisierung<br />

einsetzt, worüber<br />

wir immer wieder mal berichteten.<br />

Ende 2<strong>01</strong>9 wandte sich Müller in<br />

Zusammenarbeit mit dem Deutschen<br />

Hanfverband mit einem sogenannten<br />

Normenkontrollantrag ans Bundesverfassungsgericht,<br />

um zwei Cannabis-Fälle,<br />

in denen er ein Urteil sprechen<br />

soll, aussetzen zu lassen, bis die<br />

Verfassungsmäßigkeit des Verbots<br />

von Cannabis vom Verfassungsgericht<br />

überprüft worden ist. Ein<br />

umjubeltes Ereignis, dessen weitere<br />

Folgen noch auf sich warten lassen.<br />

In seinem Buch „Kiffen und Kriminalität:<br />

Der Jugendrichter zieht Bilanz“<br />

sowie vielen weiteren Gelegenheiten<br />

äußert sich Müller überdies<br />

ausführlich in Richtung dringender<br />

Legalisierung. Wie „Vice“ nun berichtete,<br />

hat die Staatsanwaltschaft<br />

Frankfurt (Oder) diese und ähnliche<br />

öffentliche Äußerungen jetzt zum<br />

Anlass genommen, um in einem<br />

aktuellen Prozess um 28,4 Gramm<br />

Cannabis einen Befangenheitsantrag<br />

gegen Richter Müller zu stellen. Sein<br />

fach nur um ein x-beliebiges vergessenes<br />

Gepäckstück handelte,<br />

wurde nach Öffnung des Koffers<br />

schnell klar: denn neben diversen<br />

Kleidungstücken fanden die<br />

Beamten darin auch noch ganze<br />

drei Kilogramm Marihuana. Ein<br />

Blick auf die Bänder der Überwachungskameras<br />

offenbarte,<br />

dass der Koffer von einem unbekannten<br />

Mann gegen 14.30<br />

Uhr an besagtem Gleis abgestellt<br />

wurde. Der mutmaßliche Besitzer<br />

verließ das Bahnhofsgelände<br />

danach wieder schnurstracks in<br />

Richtung Innenstadt und konnte<br />

seitdem nicht ausfindig gemacht<br />

werden. Ob da wohl eine geplante<br />

Übergabe im Rahmen eines<br />

fetten Deals schief gegangen ist?<br />

Ob der Gesuchte wohl sozusagen<br />

auf halbem Wege kalte Füße bekam<br />

und lieber schnell das Weite<br />

suchte? Schade jedenfalls um das<br />

ganze Weed, das nun wohl ein<br />

trauriges Dasein in irgendeiner<br />

Asservatenkammer fristen wird...<br />

Normenkontrollantrag ist dabei ausdrücklich<br />

nicht als Begründung für<br />

diesen Schritt aufgeführt, sondern<br />

ausschließlich Müllers öffentliche<br />

Äußerungen zum Thema Cannabis.<br />

„Wir haben uns aufgrund<br />

einer Gesamtschau dieser<br />

Publikation und seiner Äußerungen<br />

in den Medien dazu entschieden,<br />

die Besorgnis der Befangenheit anzunehmen.<br />

Wir gehen davon aus,<br />

dass er sich unverrückbar endgültig<br />

festgelegt hat und unabhängig von<br />

diesem Normenkontrollantrag nicht<br />

mehr zu einer Verurteilung kommen<br />

kann“, äußerte sich Ricarda Böhme,<br />

Staatsanwältin und stellvertretende<br />

Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft<br />

Frankfurt (Oder). Sollte dem<br />

Befangenheitsantrag stattgegeben<br />

werden, hat dies auch keine Auswirkungen<br />

auf den Antrag beim Bundesverfassungsgericht,<br />

Müller würde<br />

für den Moment lediglich dieser<br />

eine Fall entzogen werden. Darauf<br />

könnten sich aber bei zukünftigen<br />

Verhandlungen weitere Staatsanwaltschaften<br />

berufen und ebenfalls<br />

Befangenheitsanträge bei Cannabis-Prozessen<br />

stellen. Andreas Müller<br />

selbst sind Kommentare dazu im<br />

laufenden Verfahren nicht gestattet.<br />

Wie „Vice“ herausstellt, ist es eigentlich<br />

fast schon verwunderlich, dass<br />

erst jetzt eine Staatsanwaltschaft auf<br />

diese Idee kommt – denn ein Richter,<br />

der sich öffentlich gegen statt für<br />

Cannabis positionieren würde, hätte<br />

vermutlich auch so einige Befangenheitsanträge<br />

am Hals.<br />

HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 15


Politik<br />

Neulich im Bundestag:<br />

das waren die dümmsten<br />

Anti-Cannabis-Sprüche<br />

Berlin – Als vor Kurzem die 186.<br />

Sitzung des Bundestags abgehalten<br />

wurde, ging es mal wieder heiß her.<br />

Vor allem beim guten alten Cannabis-Thema,<br />

das auf der Tagesordnung<br />

stand, gerieten die Gemüter<br />

so richtig in Wallung. Wer sich die<br />

Mühe macht, das Plenarprotokoll<br />

zu studieren (oder die entsprechende<br />

Videoaufzeichnung zu schauen),<br />

erkennt schnell, dass die Fraktion<br />

der Prohibitionsbefürworter,<br />

die ja inzwischen (theoretisch) nur<br />

noch CDU/CSU/AFD umfasst,<br />

komplett ideologiegesteuert „argumentiert“,<br />

wobei wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse ignoriert sowie<br />

Zahlen und Statistiken negiert bzw.<br />

sogar einfach falsch wiedergegeben<br />

werden. Wir vom <strong>Highway</strong>-Magazin<br />

haben uns erlaubt, ein paar der<br />

irrsinnigsten Zitate dieser Debatte<br />

rund um das Cannabis-Kontrollgesetz<br />

der Grünen zusammenzustellen<br />

und sie mit einem kurzen<br />

Kommentar aus der Redaktion zu<br />

versehen. Gehen wir also direkt in<br />

die Vollen mit unserem Liebling<br />

Alexander Krauß von der CDU.<br />

Aufmerksamen <strong>Highway</strong>-Lesern<br />

könnte er aufgrund seiner Auslassungen<br />

in der Vergangenheit noch<br />

in schlechter Erinnerung geblieben<br />

sein. Seine Beschreibung San Franciscos,<br />

das seiner Meinung nach<br />

durch die Cannabislegalisierung<br />

zum Höllenpfuhl aus Obdachlosigkeit<br />

und Urinlachen geworden ist,<br />

spricht Bände über den geistigen Zustand<br />

des gebürtigen Erlabrunners.<br />

Aber wie in der aktuellen Debatte<br />

klar wird, hat der Gute sein Pulver<br />

noch lange nicht verschossen:<br />

„Acht von neun Tütchen, kann man<br />

sagen, werden weiterhin auf dem [kanadischen]<br />

Schwarzmarkt gekauft.“<br />

Die Statistik spricht eine andere<br />

Sprache. Auch wenn der Schwarzmarkt<br />

zugegebenermaßen trotz<br />

Freigabe noch Bestand hat, werden<br />

laut „Bloomberg Canada“ bereits<br />

über fünfzig Prozent des Cannabis<br />

auf legalem Weg erworben. Zudem<br />

ist die Legalisierung eben auch erst<br />

knapp drei Jahre her.<br />

„Auch die Illusion, es gibt dann ein<br />

sauberes Cannabis, ist natürlich unsinnig.<br />

Also, Entschuldigung, es gibt<br />

doch nicht nur die Wahl zwischen<br />

schädlich und schädlicher, sondern die<br />

Entscheidung sollte doch sein: muss ich<br />

überhaupt etwas nehmen, was schädlich<br />

ist? Da kann ich nur sagen: man<br />

muss überhaupt nichts Schädliches<br />

nehmen.“<br />

Genau! Es ist doch ganz egal, dass<br />

seit Menschengedenken Drogen<br />

konsumiert werden. Wenn die<br />

CDU der Meinung ist, dass man<br />

einfach nichts (angeblich) Schädliches<br />

einnehmen muss, dann hat<br />

sich die Sache ein für allemal erledigt.<br />

Basta! Puh, Glück gehabt,<br />

dass Bier, Wein und Schnaps nicht<br />

schädlich sind...<br />

„Ich unterhalte mich sehr gern mit<br />

Wissenschaftlern, auch weil sie ein<br />

Studium haben, mit den Leuten, die<br />

in den Drogenkliniken arbeiten. Das<br />

kann ich jedem von Ihnen nur empfehlen.<br />

Sprechen Sie einmal mit den Leuten,<br />

die dann diese Menschen vor sich<br />

haben, etwa einen 28-Jährigen oder<br />

einen 30-Jährigen, und verfolgen Sie<br />

den Konsum zehn Jahre zurück! Wir<br />

hatten im Sächsischen Landtag eine<br />

Kollegin der Linkspartei, die mit 18 in<br />

den Landtag gewählt worden war, Immunität<br />

genoss durch ihr Mandat. Sie<br />

war der erste Fall, dass eine junge Frau<br />

das Gefühl hatte, sie müsste sich neben<br />

Eisenbahnschienen bewegen. Es war<br />

unklar, ob man sie für zurechnungsfähig<br />

erklären kann oder nicht. Um diese<br />

Leute, wenn die 30 Jahre alt sind,<br />

kümmern Sie sich dann nicht mehr, die<br />

fallen dann bei Ihnen durchs Netz, sind<br />

Ihnen dann egal. Ich finde, dass auch<br />

diese Menschen, die mit Einstiegsdrogen<br />

in diesem Bereich angefangen<br />

haben und dann zu härteren Drogen<br />

gekommen sind, es verdient haben, dass<br />

man ihnen weiterhilft.“<br />

Hä? Hat der Alex seine Medizin<br />

etwa noch nicht bekommen? Der<br />

Arme redet schon wieder wirr, und<br />

das vor versammelter Mannschaft.<br />

Peinlich!<br />

„Meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

wir brauchen kein Konjunkturprogramm<br />

für Drogendealer. Cannabis<br />

gehört weiterhin verboten, weil es der<br />

Gesundheit schadet.“<br />

Eine komplett sinnlose Umkehrung<br />

des tatsächlichen Sachverhalts.<br />

Soviel Chuzpe muss man<br />

auch erst mal haben!<br />

Krauß’ CSU-Kollege Stefan Pilsinger<br />

bläst gleich mal in dasselbe<br />

Horn:<br />

„Als Arzt und ebenso als Gesundheitspolitiker<br />

kann ich<br />

es also nicht verantworten,<br />

eine<br />

Substanz zu legalisieren,<br />

die nachweislich<br />

auch<br />

schädlich ist.“<br />

Was soll man<br />

dazu noch sagen?<br />

Merken<br />

dieses Politkasper<br />

eigentlich<br />

gar nichts<br />

mehr? Benötigt<br />

an dieser Stelle<br />

jemand ernsthaft<br />

noch eine<br />

Auflistung aller<br />

legal in Deutschland erhältlichen<br />

Substanzen, deren potenzielles<br />

Gesundheitsrisiko wissenschaftlich<br />

belegt ist?<br />

CDU/CSU und AFD verstehen<br />

sich offenbar auch bestens,<br />

wie man am folgenden Zitat von<br />

AFD-Mitglied Detlev Spangenberg<br />

sieht:<br />

„Außerdem ist es für mich erstaunlich,<br />

dass ausgerechnet die Fraktion der Grünen<br />

hier mit einer Erlaubnis kommt.<br />

Die Grünen zeichnen sich doch aus als<br />

Verbots-, Schikane- und Gängelpartei.<br />

Wieso wollen ausgerechnet Sie hier mal<br />

etwas gestatten? Ich habe darüber lange<br />

nachgedacht. Ich kann es mir nur so<br />

erklären, dass Sie Ihrer Klientel noch<br />

mehr das Gehirn vernebeln wollen.“<br />

Und das aus dem Mund eines<br />

Politikers, dessen eigene Klientel<br />

nicht gerade für geistige Beweglichkeit<br />

bekannt ist? Komplett<br />

indiskutable Äußerung, die einer<br />

Bundestagsdebatte nicht würdig<br />

sein sollte, sich hier aber leider<br />

perfekt einfügt. Danke Merkel!<br />

Christoph Ploß ergreift einmal<br />

mehr für CDU/CSU das Wort<br />

und versucht, sich als sorgenvoller<br />

Mahner zu gerieren, dem nur das<br />

Wohl der Bevölkerung am Herzen<br />

liegt:<br />

„Wir werden nicht den Weg der Legalisierung<br />

gehen; denn er bedeutet unsägliches<br />

Leid, er bedeutet, dass es zu<br />

Abhängigkeiten kommt, dass es Therapien<br />

geben muss, dass viele Menschen<br />

darunter leiden. Wir werden<br />

stattdessen den Weg der Prävention<br />

einschlagen.“<br />

Niema Movassat (Mitte) war<br />

einer der wenigen, die in der<br />

Debatte eine gute Figur machten<br />

Da das Konstrukt aus Prohibition<br />

und Prävention ja schon seit<br />

einem Jahrhundert nicht funktioniert,<br />

sollte man es am besten<br />

auch die nächsten 10.000 Jahre<br />

auf diesem Weg versuchen, das<br />

klingt logisch. Den Zusammenhang<br />

zwischen Legalisierung und<br />

Prävention muss ihm anscheinend<br />

mal jemand genau erklären.<br />

„Cannabiskonsum ist der Einstieg in<br />

das harte Drogengeschäft.“<br />

Ah, keine Cannabisdebatte wäre<br />

je vollständig ohne die gute alte<br />

Einstiegsdrogen-Theorie. Das<br />

blöde ist nur, dass sie klipp und<br />

klar widerlegt wurde. Das sieht<br />

neben dem globalen Wissenschaftsbetrieb<br />

übrigens auch das<br />

Bundesverfassungsgericht seit den<br />

90er-Jahren so.<br />

„Nein, die [Zwischenfrage] lasse ich<br />

jetzt nicht zu.“<br />

„Nein, [keine Zwischenfrage] danke.<br />

Wir hatten, glaube ich, schon genügend<br />

Austausch.“<br />

In einer Debatte keine Fragen<br />

zuzulassen, ist immer ein gutes<br />

Zeichen. Am liebsten wäre dem<br />

Chrissibär wohl ein kompletter<br />

Verzicht auf Austausch. Bei seiner<br />

lächerlichen Haltung auch kein<br />

Wunder.<br />

Angesichts dieser geballten Ignoranz<br />

schmerzen dem deutschen<br />

Cannabisfreund zurecht Herz<br />

und Hirn. Schließen wir also wenigstens<br />

mit einem versöhnlichen<br />

Zitat von Martina Stamm-Fiebig<br />

aus den Reihen der SPD:<br />

„Vor allem soll Cannabis kontrolliert<br />

an die Gruppen abgegeben werden, die<br />

ihn haben möchten.“<br />

Ja genau, gebt endlich den Cannabis<br />

frei! Äh... den Hanf natürlich!<br />

16 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>


Politik<br />

Israel will Mitte 20<strong>21</strong><br />

Cannabis vollständig<br />

legalisieren<br />

Jerusalem – Die Israelis, mit weitem<br />

Abstand die Kiff-Weltmeister von<br />

2<strong>01</strong>7 (27 Prozent der Bevölkerung<br />

zwischen 18 und 65 Jahren hatten<br />

innerhalb eines Jahres Cannabis<br />

konsumiert; Zweiter war<br />

Island mit 18 Prozent und Dritter<br />

die USA mit 16 Prozent der Bevölkerung),<br />

werden aller Wahrscheinlichkeit<br />

nach Mitte 20<strong>21</strong><br />

Cannabis vollständig legalisieren.<br />

Bislang ist in Israel lediglich Cannabis<br />

als Medizin legal und auch<br />

weit verbreitet. Darüber hinaus<br />

ist der Freizeit-Konsum teilweise<br />

dekriminalisiert. Wer in der Öffentlichkeit<br />

beim Kiffen erwischt<br />

wird, darf sich momentan auf<br />

Strafgelder in mittlerer dreistelliger<br />

Euro-Höhe einstellen. Der<br />

Konsum in der Öffentlichkeit soll<br />

auch nach der Legalisierung voraussichtlich<br />

nicht erlaubt sein, allerdings<br />

natürlich im Privaten. Es<br />

soll eine vollständig legale Industrie<br />

rund um Cannabis entstehen<br />

können. Auch einen Zeitrahmen<br />

für die Legalisierung gibt es schon<br />

– und die kommt bald: spätestens<br />

Ende August 20<strong>21</strong> soll es so<br />

weit sein. Der Verkauf ist dann in<br />

Fachgeschäften an alle Personen<br />

ab <strong>21</strong> Jahren gestattet. Werbung<br />

für Cannabisprodukte wird verboten<br />

sein, Ein- und Ausfuhr aus<br />

dem Land nicht gestattet. Auch<br />

der Verkauf von Edibles, die wie<br />

Süßigkeiten aussehen, wird nicht<br />

erlaubt sein, in anderen Formen<br />

aber schon. Der Staat will für „angemessene<br />

Preise“ sorgen, um den<br />

Schwarzmarkt auszutrocknen, ein<br />

Eigenanbau daheim ist jedoch bislang<br />

nicht vorgesehen, dies soll<br />

Avi Nissenkorn<br />

aber zu einem späteren Zeitpunkt<br />

noch einmal überdacht werden.<br />

Mutmaßlich werden,<br />

wie auch in Kanada geschehen,<br />

bevorzugt Unternehmen mit Produktionserlaubnissen<br />

ausgestattet,<br />

die bereits medizinisches Cannabis<br />

herstellen, so ein Insider gegenüber<br />

„Haaretz“. Die Produktionsstandards<br />

sollen allerdings<br />

weniger streng ausfallen und sich<br />

eher an der Lebensmittelindustrie<br />

orientieren. „In dem Moment, in<br />

dem Marihuana als Genussmittel<br />

leichter zugänglich wird, wird sich<br />

der Markt wirklich öffnen. Die Patienten<br />

werden wählen können, ob<br />

sie Cannabis ohne Rezept kaufen<br />

wollen, so wie sie Kopfschmerztabletten<br />

in der Apotheke kaufen.<br />

Wir haben begonnen, uns auf<br />

eine große Produktionssteigerung<br />

vorzubereiten und wir haben die<br />

Größe unserer Farm im Norden<br />

verdreifacht“, so Avinoam Sapir,<br />

Geschäftsführer von Tikun Olam,<br />

einem Unternehmen, das bisher<br />

medizinisches Cannabis verkauft.<br />

Und wie kommt es<br />

eigentlich zur Legalisierung?<br />

Es kann so einfach sein! Denn<br />

offenbar sitzen einige ziemlich<br />

schlaue Köpfe in der israelischen<br />

Regierung: bei einer Abwägung<br />

des gesundheitlichen Schadens<br />

durch Cannabis und der negativen<br />

Auswirkungen durch dessen<br />

Kriminalisierung sei man zur Erkenntnis<br />

gelangt, dass die Prohibition<br />

mehr Schaden anrichtet als<br />

eine Legalisierung, so der stellvertretende<br />

Justizminister Amit<br />

Merari. Darüber hinaus habe<br />

man sich auch genau die konkreten<br />

Auswirkungen von Verboten<br />

und Zulassungen von Cannabis in<br />

anderen Ländern angesehen und<br />

habe eine Legalisierung für nützlich<br />

befunden. Justizminister Avi<br />

Nissenkorn drückte es noch drastischer<br />

aus: „Es ist an der Zeit, den<br />

Fortschritt einzuläuten<br />

und Cannabis in<br />

Israel zu legalisieren.<br />

Dies ist eine bedeutende,<br />

ganzheitliche und<br />

verantwortungsvolle<br />

Reform, die zeigt,<br />

dass der Staat Israel<br />

die Realität nicht<br />

ignoriert und in die<br />

Fußstapfen anderer<br />

entwickelter Länder<br />

tritt.“ Wir wussten es<br />

schon immer: wenn<br />

es um Cannabis geht,<br />

ist und bleibt Deutschland<br />

einfach ein Entwicklungsland.<br />

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HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 17


18 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>


HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 19


STRAIN-PORTRAIT<br />

OG LA AFFIE<br />

OG LA AFFIE<br />

OG LA AFFIE<br />

20 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>


Bei dem Strain OG LA<br />

Affie haben wir es mal<br />

wieder mit einem Vertreter<br />

zu tun, der auch<br />

noch eine andere Namensvariante<br />

mitführt – und<br />

zwar einfach nur LA Affie oder<br />

aber Afghan Bombay Kush.<br />

Denn in Afghanistan liegt auch<br />

der Ursprung dieser Pflanze, die<br />

nicht groß verändert wurde und<br />

die als 100-prozentige Indica daherkommt.<br />

Angeboten wird die<br />

Sorte von verschiedenen Samenbanken,<br />

in feminisierter oder<br />

auch regulärer Variante, besonders<br />

weit verbreitet ist die Variante<br />

von DNA Genetics, die auch<br />

als eine der beiden Elternpflanzen<br />

der ebenfalls von dieser Samenbank<br />

geführten und schwer<br />

beliebten LA Confidential dient.<br />

Als reine Indica kann LA Affie<br />

natürlich gut zur Schmerzmedikation<br />

oder bei Einschlafproblemen<br />

genutzt werden. Aber auch<br />

Freunde des gepflegten Abchillens<br />

werden mit diesem Strain<br />

natürlich zufriedengestellt – wer<br />

mit einem guten Film und einem<br />

Joint dieser Sorte nicht glücklich<br />

wird, dem ist vermutlich nicht<br />

zu helfen. (Oder derjenige ist<br />

eventuell auch einfach nur eingeschlafen,<br />

denn die Potenz dieses<br />

Strains ist ordentlich und macht<br />

nicht unbedingt fit.) Hilfe wird<br />

jedoch eventuell beim Anbau<br />

benötigt, ist es doch nicht die<br />

pflegeleichteste aller Sorten. Sie<br />

kann mitunter ein wenig rumzicken,<br />

sodass unter Umständen<br />

auch Fachleute auf Trab gehalten<br />

werden können. Nach grob<br />

sieben Wochen Blütezeit verbreitet<br />

sie dann indoor ihr schwer zu<br />

beschreibendes Aroma, das Lust<br />

auf eine sofortige Smoke-Session<br />

macht. Der Outdoor-Anbau<br />

ist in hiesigen Breitengeraden<br />

möglich, aber ein früher Herbst<br />

kann durchaus für viel Ärger sorgen,<br />

wenn der Oktober kalt und<br />

nass wird.<br />

HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> <strong>21</strong>


Cannabisblätter im Wald<br />

22 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>


DISKRETION BEIm GROW im WALD<br />

Ach ja, die Zeit zum Jahreswechsel ist für die Outdoor-Grower unter uns ein einziges<br />

langes und gemütliches Thanksgiving... Winter, Weihnachten, Silvester stehen an –<br />

und dabei werden die Vorräte, die man im Laufe des Jahres aufgezogen und geerntet<br />

hat, allesamt durchprobiert. Girl Scout Cookies und Weihnachtsplätzchen, was könnte<br />

es Schöneres geben? Na klar, dabei vorm heimischen Kaminfeuer vom nächsten<br />

Outdoor-Grow zu träumen. Denn bald ist schon wieder Zeit, sich für die Sorten der<br />

kommenden Saison festzulegen und einen oder mehrere geeignete Spots ins Auge zu<br />

fassen. Wir wollen an dieser Stelle einmal einen Denkanstoß anderer Art geben und<br />

uns mit der Frage beschäftigen, wie man einen solchen Outdoor-Grow hinsichtlich der<br />

Unauffindbarkeit optimieren kann – welche Möglichkeiten gibt es, um die Anpflanzung<br />

möglichst unauffällig zu gestalten oder eventuelle Passanten in der Nähe erst<br />

gar nicht den Weg in die Richtung dieser einschlagen zu lassen?<br />

HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 23


Dass die Grow-Industrie<br />

eher zu den Profiteuren<br />

der Corona-Krise<br />

gehört, liegt nahe. Die<br />

Angst, aufgrund von<br />

Lieferengpässen mit leeren Händen<br />

dazustehen, in Kombination<br />

mit der allgemeinen Empfehlung<br />

der Regierung, so gut es geht zu<br />

Hause zu bleiben, konnte die<br />

Branche vor dem Unglück vieler<br />

anderer bewahren. Kein Wunder,<br />

dass sich die meisten Cannabisfreunde<br />

noch einmal entweder<br />

mit dem Endprodukt oder dem<br />

für dessen Anbau benötigten Zubehör<br />

eingedeckt haben. Abgesehen<br />

davon ist Cannabis natürlich<br />

auch einfach die perfekte Droge<br />

zum Daheimbleiben und Nichtstun.<br />

Unter den Privat-Growern<br />

gibt es allerdings eine Gruppe,<br />

die in Corona-Zeiten durchaus<br />

zusätzliche Schwierigkeiten bekommen<br />

kann: die Guerilla-Grower.<br />

Denn wer seine Cannabissamen<br />

einfach im Wald verteilt,<br />

anstatt sich ein Zelt in die Wohnung<br />

zu stellen, bekam in den<br />

vergangenen Monaten ein Problem.<br />

Wo es in normalen Zeiten<br />

in der Regel Förster oder Jäger<br />

sind, die hin und wieder mal<br />

durch Zufall auf eine derartige<br />

Pflanzung stoßen, strömen in<br />

den letztem Monaten verstärkt<br />

Städter, die zu Lockdown-Zeiten<br />

die Natur für sich entdeckt haben,<br />

in die Wälder. Wer in den<br />

letzten Monaten entgegen seiner<br />

sonstigen Gewohnheiten mal einen<br />

ausgedehnten Waldspaziergang<br />

gemacht hat, ist selbst der<br />

beste Beweis für diese Theorie.<br />

Leider hinterlassen die<br />

neuen Besucher dort natürlich<br />

auch ihre Spuren. Und zwar nicht<br />

nur Plastikmüll und Getränkedosen,<br />

sondern auch in Form von<br />

Denunziationen. Wer sich die<br />

Mühe macht und nach aufgeflogenen<br />

Guerilla-Anlagen googelt,<br />

wird nicht umhinkommen, zu<br />

bemerken, wie viele davon in der<br />

Outdoor-Saison 2020 entdeckt<br />

wurden. Besonders deutlich<br />

wird dies im direkten Vergleich<br />

mit der entsprechenden Nachrichtenlage<br />

im coronafreien Jahr<br />

zuvor. In Anbetracht der Tatsache,<br />

dass uns Corona (und damit<br />

auch die Maßnahmen) noch<br />

länger erhalten bleibt, wollen wir<br />

das Thema Guerilla-Growing an<br />

dieser Stelle einmal ausschließlich<br />

unter den Gesichtspunkten<br />

der Diskretion betrachten.<br />

Und da neue Situationen neue<br />

Herangehensweisen erfordern,<br />

sollen auch extravagante Sicherheits-Maßnahmen<br />

ins Spiel gebracht<br />

werden. Auch wenn sie<br />

im Einzelfall vielleicht nicht immer<br />

umsetzbar sind, könnten sie<br />

mithin für den ein oder anderen<br />

Denkanstoß sorgen. Deutsche<br />

Wald-Grower haben übrigens gegenüber<br />

ihren Pendants aus weniger<br />

dicht besiedelten Ländern<br />

von Haus aus mit einem Nachteil<br />

zu kämpfen: es gibt einfach<br />

nur sehr, sehr wenige Gebiete,<br />

die man als wirklich abgeschieden,<br />

geschweige denn unberührt<br />

bezeichnen könnte. Deutschland<br />

ist eben nicht Kanada! Höchstens<br />

Cannabisfreunde aus den<br />

weniger besiedelten östlichen<br />

Bundesländern haben diesbezüglich<br />

vielleicht einen kleinen<br />

Vorteil im Vergleich mit ihren<br />

Landsleuten aus anderen Ecken<br />

Deutschlands.<br />

Was also tun? Ganz<br />

zu Beginn der Unternehmung<br />

sollte man sich<br />

zunächst daran<br />

erinnern, wie<br />

ein guter Aktienfond<br />

funktioniert.<br />

Aber<br />

was bitte haben<br />

Aktienfonds<br />

mit Guerilla-Growing<br />

zu<br />

schaffen? Ganz<br />

einfach: die<br />

Streuung des Risikos.<br />

Genauso<br />

wie in einem Fond die Wertpapiere<br />

verschiedenster Unternehmen<br />

zusammengefasst werden,<br />

gilt es, im Optimalfall die Samen<br />

nicht bloß an einem für geeignet<br />

befundenen Ort auszusäen,<br />

sondern sie auf mehrere Plätze<br />

aufzuteilen, die idealerweise<br />

auch nicht zu nah beieinander<br />

liegen. Der bestimmende Faktor<br />

der Wahl sollte dabei die Zugänglichkeit<br />

und Einsichtigkeit<br />

sein. Je schwerer die Stelle für<br />

den Gelegenheits-Wanderer zu<br />

erreichen ist und je weniger gut<br />

sie zu sehen ist, desto länger hat<br />

man als Grower seine Ruhe. Gut<br />

kann es zum Beispiel sein, wenn<br />

ein Waldstück von Flussläufen<br />

abgegrenzt wird. Ein Ort, der<br />

vielleicht sogar ausschließlich<br />

mithilfe eines Kanus oder ähnlichem<br />

zugänglich ist, könnte sich<br />

durchaus gut eignen, auch, wenn<br />

dies für den Grower ein paar<br />

Beschwerlichkeiten bedeutet. Es<br />

sollte hierbei jedoch darauf geachtet<br />

werden, dass man auch<br />

auf dem Wasserweg hin zum<br />

Ziel nicht allzu sehr auf dem<br />

Präsentierteller sitzt, denn möglicherweise<br />

könnten sich zufällig<br />

auftauchende Spaziergänger<br />

vom Ufer aus über mitgeführtes<br />

Equipment etc. wundern. Überall<br />

da, wo Wasser im Spiel ist,<br />

sollte natürlich auch ein Überschwemmungsrisiko<br />

mit in die<br />

Überlegungen des Growers einbezogen<br />

werden.<br />

Hervorragend zum<br />

Abschirmen eignen sich zudem<br />

Pflanzen. Was wäre in einem<br />

Wald bitteschön weniger auffällig?<br />

Die Redewendung „den<br />

Wald vor lauter Bäumen nicht sehen“<br />

kommt nicht von ungefähr.<br />

Brombeer-Ranken etwa sind für<br />

ihre Undurchdringlichkeit und<br />

Robustheit bekannt, die Stacheln<br />

sind da nur das Tüpfelchen auf<br />

dem i. Niemand hat Lust darauf,<br />

sich durch Brombeerbüsche zu<br />

kämpfen. Nur der Grower selbst<br />

sollte sich einen kleinen Durchgang<br />

freimachen (der natürlich<br />

wiederum gut kaschiert sein<br />

will). Allerdings sollte man stets<br />

darauf achten, dass Brombeerwurzeln<br />

sehr wild wuchern und<br />

es dementsprechend zu Konflikten<br />

mit in der Nähe sprießenden<br />

Pflanzen kommen kann. Bei<br />

vielen Spaziergängern aufgrund<br />

ihrer piksenden Härchen unbeliebt<br />

sind außerdem Brennnesseln.<br />

In so ziemlich jedem deutschen<br />

Wald heimisch, eignen<br />

sie sich sozusagen als äußerer<br />

„Schutzwall“. Mit langen Hosen<br />

und festem Schuhwerk stellen sie<br />

zwar keine echte Hürde dar, für<br />

leichter bekleidete Personen ist<br />

die Durchquerung eines kleinen<br />

Brennnesselfeldes aber ziemlich<br />

unattraktiv. Ilex-Büsche fallen<br />

ebenfalls durch ihre stachelige<br />

Schmerzhaftigkeit auf, gegenüber<br />

Brennnesseln<br />

können sie außerdem mit einem<br />

höheren Wuchs und Undurchsichtigkeit<br />

punkten. Allerdings<br />

kommen sie in deutschen Wäldern<br />

weniger häufig vor und sind<br />

in der Anschaffung nicht gerade<br />

günstig.<br />

Während Brombeeren,<br />

Brennnesseln und Co. durch<br />

die Aussicht auf Schmerzen abschreckend<br />

wirken, gibt es einige<br />

Pflanzen, die unliebsame Besucher<br />

auf eine gänzlich andere<br />

Art fernhalten können: denn diese<br />

sondern, manche nur in ihrer<br />

Blütezeit, manche andauernd, einen<br />

sehr unangenehmen Geruch<br />

ab. Eigentlich ein Schutzmechanismus<br />

gegen Feinde, könnten<br />

auf diese Art vielleicht auch<br />

empfindliche Spaziergänger vertrieben<br />

werden. Außerdem können<br />

sie helfen, den charakteristischen<br />

Geruch von blühendem<br />

Cannabis zu überdecken oder<br />

24 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>


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Baumwipfeln platziert wurden.<br />

Klar, das reduziert die Sichtbarkeit<br />

enorm, die Angst vor Spaziergängern<br />

dürfte so kaum noch<br />

eine Rolle spielen. Auch für die<br />

meisten Tiere sind die wertvollen<br />

Pflanzen dann nicht mehr ohne<br />

Weiteres zu erreichen. Aus logistischer<br />

Sicht ist diese Methode<br />

aber sicherlich recht aufwendig:<br />

gerade größere Pflanzentöpfe<br />

voller Erde kann man halt nicht<br />

mal eben hoch in die Baumkrone<br />

werfen. Auch ist der Platz dort<br />

oben naturgemäß stark begrenzt.<br />

Das größte Problem dürften aber<br />

Sturmschäden sein, die nicht<br />

nur den Pflanzen selbst schaden<br />

können. Nicht auszudenken, was<br />

alles passieren könnte, wenn so<br />

ein schwerer Topf mal herabrauschen<br />

würde. Wohl dem, der sich<br />

dann gerade zufällig unter dem<br />

betroffenen Baum befindet. In<br />

Anbetracht dessen ist eine Anlage<br />

in einer Baumkrone aus moralischen<br />

Gesichtspunkten wohl<br />

nur in Ausnahmefällen zu rechtfertigen.<br />

Nun, wie sieht es denn<br />

mit irreführender Beschilderung<br />

aus? Könnte nicht ein an einem<br />

Baumstamm in der Nähe der Anlage<br />

angebrachtes Warn-Schild<br />

eine gute Idee sein, um neugierige<br />

Naturburschen abzuschrecken?<br />

„Achtung Zecken“-Schilder<br />

beispielsweise sind keine<br />

Seltenheit. Und was gibt es Ekeligeres<br />

für Mensch (und Hund)<br />

als Zecken am Körper? Von der<br />

Gesundheitsgefahr durch eine<br />

Hirnhautentzündung mal ganz<br />

abgesehen. Es könnte allerdings<br />

zu einem Problem werden, wenn<br />

der zuständige Forstbeamte, der<br />

für die Anbringung derartiger<br />

Warnhinweise verantwortlich<br />

ist, ein solches Schild als Fälschung<br />

entlarvt. Dann dürfte<br />

es nur noch eine Frage der Zeit<br />

sein, bis die Anlage in der Nähe<br />

auffliegt. Ähnliches gilt für un-<br />

www.verdampftnochmal.de<br />

zumindest zu verfälschen. Der<br />

„Stinkende Gänsefuß“ etwa sondert<br />

(vor allem in seiner Blütezeit<br />

von Mai/Juni bis September) ein<br />

widerliches Odeur von verwesendem<br />

Fisch ab, das für Menschen<br />

sehr unangenehm riecht.<br />

Und dann wären da noch die<br />

Gewächse aus der Familie des<br />

„Scheinhanfs“. Die haben zwar<br />

weder Stacheln noch Gestank<br />

zur Abwehr und wirken demnach<br />

auch nicht abschreckend.<br />

Es zeichnet sie jedoch eine andere<br />

Eigenschaft aus: sie sind,<br />

wie der Name bereits andeutet,<br />

für das unerfahrene Auge von regulären<br />

Cannabispflanzen kaum<br />

zu unterscheiden. Okay, und was<br />

soll das bringen, so etwas in der<br />

Nähe einer Guerilla-Anlage zu<br />

pflanzen? Schließlich ist das Ziel<br />

doch Diskretion. Unbeteiligte<br />

Personen sollen doch ferngehalten,<br />

ihre Neugier nicht noch zusätzlich<br />

angefacht werden! Man<br />

kann das Unverständnis eines<br />

jeden Growers nachvollziehen,<br />

der sich an dieser Stelle verwundert<br />

die Augen reibt. Wenn man<br />

sich auch dabei tief ins Reich der<br />

Spekulation bewegt, sind aber<br />

durchaus Szenarien denkbar, in<br />

denen der falsche Hanf von den<br />

echten Cannabispflanzen ablenkt,<br />

als botanische Nebelkerze<br />

sozusagen. Hier muss jeder Grower<br />

selbst entscheiden, wie viel<br />

Experimentierfreude er an den<br />

Tag legen möchte. Das gilt auch<br />

für die folgenden Maßnahmen,<br />

die allesamt mit Vorsicht genossen<br />

werden sollten, aber vielleicht,<br />

je nach Einzelfall, den ein<br />

oder anderen nützlichen Ansatz<br />

enthalten können.<br />

So sind etwa Fälle bekannt,<br />

bei denen Guerilla-Grower<br />

ihr Cannabis nicht direkt in<br />

oder auf dem Waldboden pflanzten,<br />

sondern in Pflanzentöpfen,<br />

die auf stabilen Ästen hoch in<br />

Ein schwarzer Pflanzentopf fällt auf.<br />

Der orange Topf ist offensichtlich komplett indiskutabel<br />

Erdige Optik hilft,doch der Topf ist noch zu erkennen<br />

Das Camouflage-Muster lässt die Muskeln spielen<br />

HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 25


In der Natur sind Pflanzentöpfe wie diese optisch weniger auffällig<br />

scheinbare Drahtzäune, mit denen<br />

man versuchen könnte, den<br />

Zugang zur Anlage zu verhindern.<br />

Sicherlich dürfte das beim<br />

durchschnittlichen Spaziergänger<br />

wie geplant funktionieren,<br />

den aufmerksamen Förster hingegen<br />

dürfte es hingegen in seinem<br />

Gefühl bestärken, dass hier<br />

etwas ganz gewaltig faul ist.<br />

Technikaffine Bastler<br />

könnten sich eventuell für einen<br />

Bewegungsmelder erwärmen.<br />

Das batteriebetriebene Gerät<br />

könnte, gut getarnt und in der<br />

Nähe der Anlage angebracht,<br />

bei Aktivierung eine Tonfolge<br />

abspielen, die in der Lage<br />

ist, Unbeteiligte zum Rückzug<br />

zu animieren. Gemeint sind<br />

hier freilich nicht etwa übliche<br />

Alarmsirenen. Als wirkungsvoll<br />

könnte sich hingegen etwa Hundegebell<br />

erweisen. Einmal davon<br />

abgesehen, dass so ein Gerät natürlich<br />

unter keinen Umständen<br />

entdeckt werden dürfte, sprechen<br />

diverse technische Unwägbarkeiten<br />

jedoch gegen ein verlässliches<br />

und dauerhaftes Funktionieren<br />

einer solchen Maßnahme.<br />

Apropos Technik: eine geräuscharme<br />

Drohne kann durchaus<br />

ein gutes Mittel sein, um erst<br />

einmal die Umgebung aus der<br />

Vogelperspektive zu inspizieren,<br />

bevor man seiner Guerilla-Anlage<br />

einen heimlichen Besuch abstattet.<br />

Auch bei der Standortsuche<br />

selbst kann ein solches Gerät<br />

natürlich hervorragende Dienste<br />

leisten. Und zu guter Letzt soll<br />

noch auf eine Sicherheits-Maßnahme<br />

hingewiesen werden, die<br />

man vergleichsweise leicht zu<br />

Hause vorbereiten und durchführen<br />

kan: alle Materialien, mit<br />

denen man seine Anlage unter<br />

Umständen ausstattet, wie etwa<br />

Blumentöpfe oder Plastikplanen,<br />

können vor der Nutzung so bemalt<br />

oder beklebt werden, dass<br />

sie inmitten der sie umgebenden<br />

Flora und Fauna optisch möglichst<br />

wenig hervorstechen. Ein<br />

Camouflage-Muster (man sehe<br />

sich am besten zur Inspiration<br />

die Gelände-Kleidung der Bundeswehr<br />

an) ist natürlich im Vergleich<br />

zu einer Oberfläche aus<br />

glänzendem Metall oder schwarzem<br />

Plastik deutlich im Vorteil,<br />

was die Sicht- bzw. Unsichtbarkeit<br />

angeht. Alternativ kann man<br />

auch zu Töpfen aus recyceltem<br />

Papier greifen. Aufgrund ihres<br />

„erdigen“ Looks fügen sich diese<br />

gut in die Landschaft ein und<br />

sind darüber hinaus komplett<br />

biologisch abbaubar. Der Vollständigkeit<br />

sei noch darauf hingewiesen<br />

(obwohl es eigentlich<br />

selbstverständlich sein sollte),<br />

dass es ein absolutes No-Go ist,<br />

etwas am Ort der Pflanzung zurückzulassen,<br />

dass Rückschlüsse<br />

auf die Identität oder den Wohnort<br />

des Growers zuließe. Pflanzenfotos<br />

mit dem Smartphone<br />

(Stichwort: Geo-Daten) sollten<br />

ebenfalls ein absolutes Tabu sein.<br />

Bleibt noch, nachdem<br />

also Umgebung und Equipment<br />

so gut es geht für den Guerilla-Grow<br />

optimiert wurden, auf<br />

den Grower selbst bzw. auf dessen<br />

Kleidung einzugehen. Auch<br />

hier empfehlen sich gedeckte,<br />

erdige und waldige Farben, um<br />

im Unterholz nicht zu sehr hervorzustechen.<br />

Man sollte es hier<br />

mit der Tarnung aber nicht übertreiben:<br />

derartige Waldfarben<br />

sind zwar gut geeignet, aber es<br />

ist wichtig, nicht über das Ziel<br />

hinauszuschießen – es wäre wohl<br />

eher kontraproduktiv, wie ein<br />

Sniper im Geländeeinsatz auszusehen,<br />

da es immer mal sein<br />

kann, dass man trotz aller Vorsichtsmaßnahmen<br />

auf Unbeteiligte<br />

trifft. Insgesamt bleibt also<br />

festzuhalten, dass es eine Menge<br />

kleiner und großer Stellschrauben<br />

gibt, um einen Grow so gut<br />

wie möglich abzusichern. Der<br />

hier genannte Katalog erhebt<br />

keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit,<br />

denn die Möglichkeiten<br />

sind schier endlos und nur von<br />

Vorstellungskraft, Gelände und<br />

Geldbeutel begrenzt. Den Kopf<br />

einzuschalten und den allseits<br />

beschworenen gesunden Menschenverstand<br />

zu nutzen, kann<br />

beim Thema Guerilla-Growing<br />

jedenfalls nicht schaden und<br />

letztlich den Unterschied zwischen<br />

einer reichhaltigen Ernte<br />

und dem Auffliegen der Pflanzung<br />

bedeuten. Und das bedeutet<br />

selbst in Ländern, wo der<br />

Anbau nicht verboten ist, in aller<br />

Regel, dass man sich von seinen<br />

Wintervorräten verabschieden<br />

kann...<br />

26 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>


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QUICK DELIVERY, PRECISE DOSING & SIMPLE USAGE<br />

HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 27


28 HIGHWAY 06/20


Grafing, ein beschauliches 12.000-Seelen-Städtchen<br />

in der Nähe von München. Hier verläuft das Leben<br />

eigentlich in ruhigen Bahnen – bis 2020: plötzlich<br />

sprießen immer wieder wild gesäte Cannabispflanzen<br />

inmitten des Stadtgebiets und ein CSU-Landtagsabgeordneter<br />

macht auf einer Parteiveranstaltung unbewusst<br />

Werbung für einen geheimnisvollen Cannabis-<br />

Instagram-Account namens „Der Gärtner von Grafing“.<br />

Wer steckt hinter den Aktionen und was ist sein Ziel?<br />

<strong>Highway</strong> hat den cannabisaffinen „Gärtner“ zum<br />

Gespräch getroffen.<br />

Der Öffentlichkeit wurdest<br />

du erstmals bekannt,<br />

als CSU-Mitglieder auf<br />

einer politischen Veranstaltung<br />

versehentlich<br />

mit Schildern posierten, auf<br />

denen auch einer deiner Sticker<br />

angebracht war. Auch wir von<br />

<strong>Highway</strong> haben damals darüber<br />

berichtet und uns köstlich amüsiert.<br />

Erzähl doch mal, wie war<br />

das für dich, aus sicherer „Entfernung“<br />

zu beobachten, wie dein<br />

Plan tatsächlich aufgeht, wie die<br />

CSU in Erklärungsnot gerät, wie<br />

sich die Presse auf den Fall stürzt?<br />

Du musst dabei doch eine diebische<br />

Freude empfunden haben<br />

oder etwa nicht?<br />

Ganz ehrlich, ich hätte nicht gedacht,<br />

dass ihnen das nicht auffällt.<br />

Ich meine, ich gucke mir doch<br />

vorher an, was ich in die Kamera<br />

halte oder? Als ich am selben<br />

Abend dann den Instagram-Post<br />

der Landkreis-Union gesehen<br />

habe, hatte ich Tränen vor Lachen<br />

in den Augen. Da habe ich nicht<br />

lange überlegt und das ganze gerepostet<br />

und mit dem Kommentar<br />

„Das freut den Gärtner, dass die<br />

Union Werbung macht“ versehen.<br />

Scheinbar sind sie mir immer noch<br />

böse deswegen, da ich seitdem von<br />

ihnen auf Instagram blockiert wurde;<br />

oder sie sind verärgert, dass ich<br />

die Presse dadurch auf den Sticker<br />

hingewiesen habe, denn in dem ersten<br />

Artikel über die Kandidatenkür<br />

ist der Presse der nämlich noch gar<br />

nicht aufgefallen.<br />

Lässt die CSU ihre (Wahl-)Plakate<br />

in der Stadt jetzt eigentlich beschatten,<br />

um dir vielleicht auf die<br />

Schliche zu kommen? Auf welche<br />

Vorsichtsmaßnahmen achtest<br />

du, wenn du in deiner Rolle als<br />

„Gärtner“ unterwegs bist?<br />

Na ja, ich würde ganz einfach<br />

sagen, den anderen immer einen<br />

Schritt voraus zu sein. Meinen<br />

Quellen zufolge gab es in der Tat<br />

Überlegungen dieser Art bzw. es<br />

wurde überlegt, bei Instagram einen<br />

Aufruf zur Ermittlung des<br />

HIGHWAY 06/20 29


Gärtners zu starten, wogegen sich<br />

aber dann die Mehrheit ausgesprochen<br />

hat.<br />

Seit wann führst du eigentlich<br />

schon dieses Doppelleben als<br />

mysteriöser „Gärtner von Grafing“?<br />

Welches Ereignis hat den<br />

Ausschlag für dein ungewöhnliches<br />

Engagement gegeben und<br />

was möchtest du damit erreichen?<br />

Wirklich aktiv bin ich seit Frühjahr<br />

2<strong>01</strong>9. Braucht es denn immer irgendein<br />

Ereignis, um selbst aktiv zu werden?<br />

Wenn jeder auf irgendein Ereignis<br />

wartet, wartet man ewig, dann<br />

ändert sich nie was. Da ich mich<br />

schon immer für Schwächere eingesetzt<br />

habe, dachte ich mir, wieso setzt<br />

du dich nicht für den schwachen und<br />

wehrlosen Hanf ein, der in meinen<br />

Augen grundlos diskriminiert und<br />

schlechtgeredet wird. Mein Ziel ist<br />

es einfach, den Leuten die Augen<br />

zu öffnen und dass sie sich vielleicht<br />

auch einmal mit der Thematik befassen<br />

und nicht nur das populistische<br />

Gelaber von Marlene Mortler oder<br />

Daniela Ludwig wiedergeben, den<br />

beiden Kompetenzbomben, die in<br />

der freien Wirtschaft wohl arbeitslos<br />

wären. Mitunter wäre es noch ein<br />

Ziel, so viele Leute wie möglich zum<br />

Mitmachen zu animieren, um in naher<br />

Zeit möglichst ganz Deutschland<br />

mit schönen, früher bei uns auch<br />

mal heimischen Hanfpflanzen zu<br />

überziehen. Außerdem kann so ein<br />

Zeichen gesetzt werden, dass Natur<br />

sich nicht verbieten lässt. Letztendlich<br />

sollte so viel Druck durch Überlastung<br />

der Behörden entstehen, dass<br />

Cannabis zwangsläufig legalisiert<br />

wird und das Ganze eben in dem<br />

Sinne des Eigenanbaus gestattet wird<br />

– um es mit Martin Luther Kings<br />

Worten zu sagen: „ I have a dream.“<br />

Und gemeinsam könnten wir diesen<br />

Traum auch Realität werden lassen.<br />

Wissen eigentlich die Menschen<br />

aus deinem näheren Freundes-<br />

und Familienkreis über deine<br />

Aktivitäten Bescheid? Grafing<br />

hat nur etwa 12.000 Einwohner:<br />

hast du nicht Angst, enttarnt zu<br />

werden?<br />

Bescheid wissen leider viel zu viele,<br />

so ist meine Identität sogar im Bayerischen<br />

Landtag und im Bundestag<br />

bekannt. Glücklicherweise ist<br />

eigenständiges Denken aber noch<br />

nicht verboten und so wird die Aktivität<br />

von den meisten mit Humor<br />

aufgefasst.<br />

Unter den Pflanzen, die du guerillamäßig<br />

im Grafinger Stadtgebiet<br />

ausgesät hast, sind da eigentlich<br />

auch THC-haltige Sorten<br />

dabei oder handelt es sich ausschließlich<br />

um Nutzhanf ?<br />

Ausschließlich um Nutzhanf bzw.<br />

Bio-Hanfsamen aus dem Biomarkt,<br />

unbestrahlt, sodass sie keimfähig<br />

sind, genau wie solche Samen, die<br />

manche statt Chiasamen oder ähnlichem<br />

verzehren. Vielleicht bin ich<br />

ja gar nicht der Gärtner, sondern<br />

nur ein Verrückter, der sein Müsli<br />

in der Stadt verteilt.<br />

Vor Kurzem haben israelische<br />

Aktivisten per Drohne gefüllte<br />

Cannabis-Baggys über Tel Aviv<br />

abgeworfen. Was hältst du von<br />

dieser Aktion? Könntest du dir<br />

so etwas in einem zweiten Schritt<br />

auch vorstellen oder ginge dir das<br />

zu weit?<br />

Ich fand die Aktion klasse, glaube<br />

aber dass das bei uns nie geschehen<br />

wird, weil in unserer materiellen,<br />

ich-fixierten Welt der Geiz und die<br />

Bequemlichkeit, lieber nichts zu<br />

machen, überwiegt und den meisten<br />

die Bereitschaft abgeht, sich<br />

irgendwo einzubringen, zu engagieren<br />

oder etwas zu unterstützen,<br />

und sich jeder drauf verlässt, „das<br />

30 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>


wird schon wer machen“. Aber genau<br />

das ist der Punkt: alleine sind<br />

wir schwach, aber gemeinsam sind<br />

wir stark. Von mir selbst wird es so<br />

eine Aktion aber auch nicht geben,<br />

denn ich versuche mich im rechtlichen<br />

Bereich zu bewegen und würde<br />

diesen damit definitiv verlassen.<br />

Woran glaubst du, liegt es, dass<br />

sich Deutschland mit der Legalisierung<br />

so schwer tut? Natürlich<br />

gibt es immer Länder, die noch<br />

rigider sind, wie etwa Frankreich,<br />

aber auch viele Europäer,<br />

die deutlich weniger Berührungsängste<br />

haben, von Nordamerika<br />

mal ganz zu schweigen. Sollte das<br />

wirklich vor allem an der deutschen<br />

Alkohol-Kultur liegen?<br />

Vielleicht liegt es an der Kompetenz<br />

der zuständigen Parlamentarier,<br />

bei denen eigenständiges<br />

Denken scheinbar nicht vorhanden<br />

ist, und an der Bequemlichkeit der<br />

Community, sich immer alles gefallen<br />

zu lassen.<br />

Wann wird Cannabis in Deutschland<br />

deiner Ansicht nach komplett<br />

legalisiert?<br />

Wenn wir nicht aufstehen, wird<br />

sich auch die nächsten 20 Jahre<br />

nichts ändern.<br />

Was würdest du unserer Drogenbeauftragten<br />

Daniela Ludwig gerne<br />

mal sagen, wenn du die Chance<br />

hättest?<br />

Ich glaube, es würde mich sehr<br />

viel Selbstbeherrschung kosten,<br />

sachlich zu bleiben. Aber ich würde<br />

ihr nahelegen, ihr Mandat aufzugeben,<br />

ihr aufzeigen, dass sie<br />

dermaßen falsch am Platz ist und<br />

vielleicht nochmal die Hauptschule<br />

aufzusuchen sollte. Vielleicht bringen<br />

die ihr da bei, was Buchstaben<br />

und Zahlen bedeuten, sodass sie<br />

in der Lage ist, in Zukunft irgendwann<br />

einmal Berichte und Statistiken<br />

zu lesen, anstatt ihre private<br />

Meinung, die noch realitätsfremder<br />

als mancher Bild-Zeitungsartikel<br />

ist, zu verbreiten.<br />

Welche sind für die dich persönlich<br />

die wichtigsten Argumente<br />

pro Legalisierung?<br />

Ein einzelnes wichtigstes Argument<br />

habe ich eigentlich gar nicht, wenn<br />

man jedoch die Zusammenhänge<br />

versteht, sind alle Argumente entscheidend.<br />

Auf der einen Seite würde<br />

der Schwarzmarkt geschwächt<br />

und für Konsumenten würde dort<br />

kein Kontakt zu härteren Drogen<br />

entstehen. Auch würde durch eine<br />

Legalisierung für die Deutschen<br />

eine ganz neue Wirtschaftsbranche<br />

als Einnahmequelle geschaffen. Zugleich<br />

wäre es eine große Entlastung<br />

für die Justiz, denn immerhin wird<br />

alle drei Minuten ein Strafverfahren<br />

wegen Cannabis eingeleitet. Durch<br />

die Steuermehreinnahmen könnte<br />

zudem gleichzeitig ein großer Teil<br />

in die Präventionsarbeit fließen, um<br />

eben den Jugendschutz zu stärken.<br />

Letztendlich sind dies alles viele<br />

ineinandergreifende Argumente,<br />

die für eine Legalisierung sprechen.<br />

Nicht zu vergessen ist auch, dass die<br />

Toleranz für Leute, die Cannabis<br />

konsumieren, durch eine Legalisierung<br />

steigen würde.<br />

Vor Kurzem wurdest du von der<br />

„Süddeutschen“ interviewt und<br />

HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 31


Ungewöhnlicher Blick auf das beschauliche Grafing<br />

32 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>


Das Logo des „Gärtners“<br />

unter anderem gefragt, ob du jeden<br />

Morgen „Haschisch aus der<br />

Wasserpfeife frühstückst“. Wie<br />

sehr ärgern dich solche Fragen?<br />

Na ja, irgendwann hat man aufgehört,<br />

sich über die Stigmatisierung<br />

zu ärgern. Muss einer, der<br />

sich für Hanf einsetzt, gleich ein<br />

Kiffer sein? Ist einer, der sich für<br />

Flüchtlinge einsetzt, selbst ein<br />

Flüchtling?<br />

Was sind die Zukunftspläne des<br />

„Gärtners von Grafing“? Sind<br />

besondere Aktionen in Aussicht,<br />

auf die man sich als Cannabisfreund<br />

schon mal freuen darf ?<br />

Wie schon erwähnt, Hauptziel ist<br />

es, ganz Deutschland mit Hanfpflanzen<br />

zu übersähen. Dazu würde<br />

ich mir wünschen, möglichst<br />

viele begeistern zu können, mitzumachen<br />

und sich zu engagieren.<br />

Nur gemeinsam können wir was<br />

erreichen. Was sonst noch so alles<br />

geplant ist, kann ich schlecht verraten<br />

– nicht, dass noch irgendwer<br />

dem Ganzen zuvorkommt...<br />

Kommen wir zu unserer traditionellen<br />

Abschlussfrage. Hast du<br />

eine Lieblings-Cannabissorte?<br />

Der bisher größte Erfolg des „Gärtners“: CSU-Kreistagskandidatin Susanne Linhart hält<br />

auf einer Kreisdelegiertenversammlung zur Unterstützung von Landrat Rober Niedergesäß<br />

ein Schild mit „Gärtner“-Aufkleber hoch, der zu allem Überfluss auch noch das stolze<br />

Wappentier von Grafing beim Joint-Rauchen zeigt<br />

Als braver und gesetzestreuer<br />

Bürger würde ich natürlich nie in<br />

Deutschland Cannabis zu Freizeitzwecken<br />

rauchen. In Ländern,<br />

wo das Gesetz dies jedoch zulässt,<br />

gebe ich zu, konsumiere ich äußerst<br />

gerne. So einen wirklichen<br />

Favorit in Sachen Strain habe ich<br />

da nicht. Ich finde es aber auch<br />

schwer, mich da festzulegen, weil<br />

ein Naturprodukt selten dem<br />

anderen gleicht. Keine Blüte ist<br />

gleich, auch bei zwei verschiedenen<br />

Blüten vom selben Strain<br />

merkt man die Unterschiede.<br />

HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 33


Keine <strong>Highway</strong>-<strong>Ausgabe</strong><br />

ohne Grow-Bericht von<br />

unserem Chuck Lore. Wie<br />

so häufig wurde ein einzelner<br />

Samen aufgezogen.<br />

Die Wahl traf zwar mal<br />

wieder eine selbstblühende<br />

Automatic-Sorte, allerdings<br />

diesmal ohne größeren<br />

Sativa-Einschlag – im<br />

Gegenteil, denn die aufgezogene<br />

Caramel Automatic<br />

aus dem Hause Zamnesia<br />

Seeds gehört zum absoluten<br />

Indica-Lager.<br />

Grow-Report<br />

CARAMEL<br />

AUTO<br />

Do-it-yourself-Experte<br />

Chuck Lore<br />

Wer unsere Anzuchtberichte<br />

regelmäßig mitliest,<br />

wird sich über die<br />

Sortenwahl wundern.<br />

Denn es handelt sich<br />

bei der Caramel Automatic von<br />

Zamnesia Seeds um eine Pflanze<br />

mit fast reiner Indica-Genetik,<br />

lediglich für den selbstblühenden<br />

Effekt wurde Ruderalis mit eingekreuzt.<br />

Diese Sorten sind für ein<br />

starkes körperliches High bekannt,<br />

das ist normalerweise nicht unser<br />

Ding. Aber weil das Aroma der Art<br />

einmalig sein soll und wir den Samen<br />

zudem als Geschenk erhalten<br />

hatten, pflanzten wir ihn ein.<br />

Wie fast immer erfolgte<br />

die Aufzucht in einem Pflanzkübel<br />

mit 30 Liter Inhalt. Das Licht kam<br />

von einer modernen, 200 Watt starken<br />

LED-Leuchte. Damit versorgten<br />

wir das Gewächs mit einer photosynthetisch<br />

aktiven Strahlung<br />

(PAR) von rund 750 µmol/(s·m²)<br />

in Bodennähe. Auch hier werden<br />

regelmäßige Leser erstaunen, weil<br />

das deutlich mehr ist, als wir sonst<br />

einsetzen. Der Grund für diese<br />

ungewöhnlich starke Beleuchtung<br />

war der, dass wir neben der Anzucht<br />

der Pflanze ein zusätzliches<br />

Ziel hatten. Zum Ersten wollten<br />

wir wissen, ob eine misslungene<br />

Aufzucht in der Vergangenheit<br />

nicht doch auf einen anderen Fehler<br />

als auf die zu üppig gewählte<br />

Lichtleistung zurückzuführen war.<br />

Zum Zweiten wollten wir dicke,<br />

fette Buds zum Angeben haben.<br />

Und die bilden sich in der Regel,<br />

wenn die Pflanze mehr Licht bekommt,<br />

als sie in Pflanzenmasse<br />

umsetzen kann. Die Wirtschaftlichkeit<br />

des Anbaus sank zwar<br />

dadurch, aber dafür war die Ernte<br />

ansehnlicher. Genau, wir wollten<br />

unserem Bekanntenkreis zeigen,<br />

dass wir nicht nur Theoretiker waren,<br />

sondern auch respektable Ergebnisse<br />

vorweisen konnten, wenn<br />

wir es denn wollten. Die tägliche<br />

Beleuchtungsdauer stellten wir auf<br />

18 Stunden ein, das reichte aus,<br />

damit der Calvin-Zyklus nachts abgeschlossen<br />

werden konnte. Einen<br />

längeren Zeitraum einzustellen,<br />

trauten wir uns nicht, mehr als 18<br />

Stunden täglich erschien uns doch<br />

ein wenig zu viel zu sein.<br />

Vier Tage nach der Einsaat<br />

konnten wir die neue Schönheit<br />

begrüßen. Sie wuchs ein wenig<br />

langsam, zwei Wochen nach der<br />

Keimung war sie gerade erst acht<br />

Zentimeter hoch und spannte auch<br />

nur 13 Zentimeter im Durchmesser<br />

auf. Dazu waren die Blätter des ersten<br />

Blattpaares bräunlich – kein gutes<br />

Zeichen. Zwei Wochen später<br />

hatten sich unsere Bedenken zerstreut,<br />

die kleine Pflanze hatte sich<br />

bestens entwickelt. 18 Zentimeter<br />

war sie hoch und sie spannte stolze<br />

34 Zentimeter auf. Die neueren<br />

Caramel Automatic<br />

Blätter waren allesamt saftig-grün<br />

und der Stamm fest. Zwar hatte<br />

sie laut Produzent nur noch einen<br />

Monat, um zu reifen, aber wir sind<br />

mittlerweile den Herstellerangaben<br />

gegenüber recht schmerzfrei<br />

geworden. Meist stimmten weder<br />

die versprochene Erntemenge noch<br />

die Zeit bis zur Ernte mit den tatsächlichen<br />

Ergebnissen überein.<br />

Sensationell war allerdings das<br />

Wachstum, das die Caramel Automatic<br />

vorlegte. In nur einer Woche<br />

schoss sie fast 20 Zentimeter<br />

nach oben, wir staunten. Auch die<br />

Blütenbildung schritt fort, unsere<br />

Neugier auf das Endergebnis stieg.<br />

Sechs Tage nach dem errechneten<br />

Termin war es dann so weit, die<br />

Pflanze konnte geerntet werden.<br />

34 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>


Wie erwartet, waren die Blüten<br />

im oberen Bereich gut ausgebildet,<br />

blieben aber hinter unseren Erwartungen<br />

zurück. Schade. Zufrieden<br />

waren wir dennoch, weil es praktisch<br />

keinen Verschnitt gab. Die<br />

komplette Ernte war ausschließlich<br />

erste Wahl.<br />

Wir ahnten schon vor<br />

der Berechnung, dass dieses Marihuana<br />

recht teuer werden würde.<br />

Die Energiekosten für die 69 Tage<br />

beliefen sich auf etwa 45 Euro, die<br />

anteiligen Kosten für die Leuchte<br />

auf etwa 14 Euro. Das Saatgut<br />

war geschenkt. Erde, Dünger und<br />

Sonstiges rechneten wir pauschal<br />

mit 5 Euro ein. Alles in allem also<br />

64 Euro, die uns die schlussendlich<br />

13,5 Gramm gekostet hatten. Mit<br />

4,74 Euro je Gramm hatten wir<br />

also einen so gerade eben noch akzeptablen<br />

Preis gezahlt. Fazit: Die<br />

Aufzucht der Pflanze war unkompliziert<br />

und lediglich der geringe<br />

Ertrag war unschön. Von Vorteil<br />

waren die schnelle Reife der Automatic<br />

Caramel und ihre kompakte<br />

Größe. Es wäre durchaus denkbar<br />

gewesen, gleich drei Stück ihrer Art<br />

parallel aufzuziehen. Überzeugend<br />

waren der gute Geschmack und die<br />

entspannende Wirkung. Unserer<br />

Meinung nach ein Gras, geschaffen<br />

für die späten Abendstunden.<br />

Getrocknete Caramel-Automatic-Blüte<br />

GROW-PROTOKOLL<br />

1.6. Tag der Aussaat<br />

5.6. Keimling durchbricht das Erdreich<br />

19.6. 8 Zentimeter hoch, 13 Zentimeter<br />

im Durchmesser<br />

3.7. 18 Zentimeter hoch, 34 Zentimeter<br />

im Durchmesser<br />

1.7. 32 Zentimeter hoch, 58 Zentimeter<br />

im Durchmesser<br />

17.7. 46 Zentimeter hoch, 58 Zentimeter<br />

im Durchmesser, Blüten deutlich<br />

erkennbar<br />

24.7. 65 Zentimeter hoch, 58 Zentimeter<br />

Durchmesser, Blüten werden dichter,<br />

erste Blätter werden welk<br />

31.7. Größe unverändert, Blütenbildung<br />

schreitet fort, erste Narben verfärben<br />

sich<br />

7.8. Größe unverändert, Trichome milchig,<br />

Ernte steht unmittelbar bevor<br />

8.8. Pflanze wurde geerntet<br />

2.8. Errechneter Tag der Ernte laut Seedbank<br />

8.8. Tatsächlicher Erntetag<br />

Zeit von Einsaat bis zur Ernte:<br />

69 Tage<br />

Zeit von sichtbarer Keimung bis<br />

zur Ernte: 65 Tage<br />

Erntevolumen (frisch): 55,5 Gramm<br />

Erntevolumen (getrocknet): 13,5 Gramm<br />

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Ein Beitrag zum Alternativen Drogen- und Suchtbericht 2020<br />

Cannabis: Entkriminalisierung mit<br />

Ordnungswidrigkeit und Bußgeld?<br />

36 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>


Seit die SPD-Fraktion im<br />

Februar 2020 ihr Positionspapier<br />

zu Cannabis<br />

verabschiedet hat, gibt<br />

es im Bundestag theoretisch<br />

eine Mehrheit<br />

für die Entkriminalisierung<br />

von Cannabis.<br />

Am häufigsten wird die<br />

Herabstufung des Besitzes<br />

geringer Mengen zur<br />

Ordnungswidrigkeit diskutiert.<br />

Doch wäre das<br />

wirklich ein Fortschritt?<br />

Dieser Artikel diskutiert<br />

verschiedene Szenarien<br />

einer Liberalisierung der<br />

Rechtslage. Erschienen<br />

ist er erstmals im Alternativen<br />

Drogen- und<br />

Suchtbericht 2020, der<br />

kürzlich veröffentlicht<br />

wurde. Autoren dieses<br />

Beitrags sind Rechtsanwalt<br />

Helmut Pollähne,<br />

der langjährige Polizeichef<br />

Münsters, Hubert<br />

Wimber, sowie das<br />

Oberhaupt des Deutschen<br />

Handverbands,<br />

Georg Wurth.<br />

Meinungsumfragen zeigen,<br />

dass die derzeitige<br />

repressive Cannabispolitik<br />

in Deutschland<br />

keinen Rückhalt in der<br />

Bevölkerung mehr hat. 59 Prozent<br />

der Befragten waren 2<strong>01</strong>8 laut<br />

Infratest Dimap der Meinung,<br />

dass „der Besitz geringer Cannabis-Mengen<br />

zum Eigenverbrauch<br />

nicht mehr strafrechtlich verfolgt<br />

werden sollte“. Im Bundestag sind<br />

nur noch CDU/CSU und AfD<br />

dafür, weiterhin Strafverfahren<br />

für jeden noch so kleinen Krümel<br />

Cannabis einzuleiten. Alle anderen<br />

Fraktionen, die Mehrheit also,<br />

würde Cannabis grundsätzlich legalisieren,<br />

also den Markt für Erwachsene<br />

regulieren und staatlich<br />

kontrollierte Fachgeschäfte oder<br />

Anbauclubs einführen. Grüne,<br />

Linke und FDP haben teilweise<br />

seit vielen Jahren entsprechende<br />

Positionen verabschiedet.<br />

Die SPD-Fraktion<br />

im Deutschen Bundestag ist der<br />

jüngste Spross im Legalize-Boot.<br />

Am 11.2.2020 verabschiedeten die<br />

Sozialdemokraten ein Positionspapier<br />

mit dem Titel „Cannabis:<br />

Neue Wege gehen!“ (SPD-Bundestagsfraktion<br />

2020). Darin bekennt<br />

sich die Fraktion zumindest<br />

perspektivisch zur Legalisierung<br />

von Cannabis: „Wir sehen in der<br />

regulierten Cannabis-Abgabe an<br />

Erwachsene in Deutschland eine<br />

gute Chance für eine erfolgreiche<br />

Cannabis-Politik.“ Allerdings<br />

schlagen die Sozialdemokraten<br />

als Zwischenschritt kommunale<br />

Modellprojekte vor, um Erkenntnisse<br />

für optimale Regulierungen<br />

zu sammeln. Bei der Entkriminalisierung<br />

der Konsumenten und<br />

Konsumentinnen möchte aber<br />

auch die SPD-Fraktion sofort<br />

handeln: „Um kurzfristig bereits<br />

Verbesserungen zu erreichen, setzt<br />

sich die SPD-Bundestagsfraktion<br />

dafür ein, den Besitz von kleinen<br />

Mengen von Cannabis nicht weiter<br />

strafrechtlich zu verfolgen, sondern<br />

zukünftig ordnungsrechtlich<br />

zu ahnden.“ Gäbe es eine freie<br />

Abstimmung im Bundestag, könnte<br />

die Mehrheit also mit sofortiger<br />

Wirkung das Ende der Strafverfolgung<br />

von Cannabis Konsumierenden<br />

beschließen.<br />

Über den Koalitionszwang<br />

kann die Unionsfraktion<br />

die SPD allerdings noch daran<br />

hindern, mit der Opposition<br />

abzustimmen, und so ihre repressive<br />

Cannabispolitik weiter<br />

durchsetzen. Doch auch in der<br />

Union mehren sich die Stimmen<br />

für eine Reform der Cannabispolitik.<br />

Einzelne CDU-Bundestagsabgeordnete<br />

sprechen sich für<br />

Legalisierung oder kommunale<br />

Modellprojekte aus und auch die<br />

Entkriminalisierung der Konsumierenden<br />

ist Thema. Auch die<br />

Bundesdrogenbeauftragte Daniela<br />

Ludwig befürwortete nach einem<br />

Besuch bei der DPolG Bayern die<br />

Umstufung des Besitzes geringer<br />

Mengen Cannabis zur Ordnungswidrigkeit<br />

(DPolG-TV 2020).<br />

Allerdings ging es hier weniger<br />

um die Intention, die Konsumierenden<br />

zu entkriminalisieren,<br />

sondern im Gegenteil pflichtete<br />

Ludwig der Forderung der Polizeigewerkschaft<br />

bei, dass diese<br />

über Bußgelder endlich wieder<br />

eine staatliche Sanktion erfahren<br />

sollten. Die DPolG Bayern hatte<br />

bemängelt, dass Strafverfahren,<br />

die eingestellt werden, keine Belastung<br />

für die Täter seien.<br />

Schnell verhängte Bußgelder<br />

wegen einer Ordnungswidrigkeit<br />

könnten das ändern. In<br />

seiner Sitzung vom 20.9.2<strong>01</strong>9 hat<br />

sich der Bundesvorstand des Bundes<br />

Deutscher Kriminalbeamter<br />

(BDK) mit der Drogenpolitik befasst.<br />

Im BDK sind ca. 15.000 Angehörige<br />

der Polizei (vorwiegend<br />

Kriminalbeamtinnen und Kriminalbeamte)<br />

organisiert. Der in<br />

dieser Sitzung verabschiedete Vorstandsbeschluss<br />

befürwortet eine<br />

Überführung der konsumnahen<br />

Delikte vom Strafrecht in das Ordnungswidrigkeitenrecht,<br />

begleitet<br />

von Interventions- und Hilfsmaßnahmen.<br />

Er regt außerdem eine<br />

Überprüfung an, ob das portugiesische<br />

Modell mit einer Vorladung<br />

von Konsumierenden vor eine<br />

Kommission, die im Wesentlichen<br />

eine beratende Funktion hat, auf<br />

Deutschland übertragen werden<br />

kann.<br />

Sind Cannabis Konsumierende<br />

bereits entkriminalisiert?<br />

Viele Menschen<br />

glauben,<br />

der Besitz geringer<br />

Mengen<br />

Cannabis sei in<br />

Deutschland<br />

legal. Politiker<br />

behaupten<br />

immer wieder,<br />

Strafverfahren<br />

wegen solcher<br />

Delikte würden<br />

regelmäßig<br />

eingestellt,<br />

sodass es gar<br />

keine Strafverfolgung<br />

von<br />

Cannabiskonsumenten<br />

und<br />

-konsumentinnen<br />

gebe.<br />

Tatsächlich ist<br />

1992 der § 31a<br />

in das Betäubungsmittelgesetz<br />

eingefügt<br />

worden.<br />

Danach kann<br />

die Staatsanwaltschaft<br />

von<br />

der Strafverfolgung<br />

absehen,<br />

wenn die<br />

Schuld des Täters<br />

als gering<br />

anzusehen ist,<br />

kein öffentliches<br />

Interesse<br />

an der Strafverfolgung<br />

besteht und<br />

Georg Wurth<br />

lediglich eine geringe Menge zum<br />

Eigenbedarf „im Spiel“ ist. Vor<br />

diesem rechtlichen Hintergrund<br />

hat das Bundesverfassungsgericht<br />

1994 im sogenannten Cannabis-Beschluss<br />

zwar festgestellt,<br />

dass die Strafbarkeitsbestimmungen<br />

des BtMG auch bezogen auf<br />

Cannabis verfassungskonform<br />

sind, aber eben auch, dass der<br />

Besitz geringer Mengen Cannabis<br />

zum gelegentlichen Eigenverbrauch<br />

aus Gründen des Übermaßverbots<br />

im Regelfall nicht<br />

bestraft werden soll.<br />

Auf diesen Beschluss<br />

geht die derzeit praktizierte „Entkriminalisierung“<br />

von Cannabiskonsumenten<br />

und -konsumentinnen<br />

nach § 31a BtMG immer noch<br />

zurück. Bei der Umsetzung wurde<br />

den Bundesländern viel Spielraum<br />

gelassen, was zu einem Flickenteppich<br />

an unterschiedlichen Regelungen<br />

führte. Die Definition<br />

Hubert Wimber<br />

HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 37


Lindau ein 60-jähriger,<br />

zu 90 Prozent schwerbehinderter<br />

Epilepsiepatient<br />

zu 450 Euro<br />

Geldstrafe auf Bewährung<br />

verurteilt. Er war<br />

am Bahnhof mit 0,63<br />

Gramm Haschisch aufgegriffen<br />

worden, woraufhin<br />

eine Hausdurchsuchung<br />

ohne weitere<br />

Ergebnisse durchgeführt<br />

wurde. Die Staatsanwaltschaft<br />

hatte das<br />

Verfahren wegen zweier<br />

banaler Verkehrsvergehen<br />

in den Akten des<br />

Angeklagten nicht eingestellt.<br />

In Amberg in<br />

der Oberpfalz wurde im<br />

Helmut Pollähne November 2<strong>01</strong>7 wegen<br />

0,9 Gramm Marihuana<br />

gegen einen 20-Jährigen<br />

der geringen Menge schwankt<br />

zwischen 6 und 15 Gramm, teilweise<br />

werden die Verfahren immer<br />

eingestellt, teilweise nur bei<br />

„Ersttätern“, teilweise nicht bei<br />

Jugendlichen, grundsätzlich nicht<br />

vor Gericht verhandelt, weil er<br />

früher als Drogenhändler aufgefallen<br />

war. Seine noch offene Bewährungsstrafe<br />

von einem Jahr und<br />

zehn Monaten wurde wegen der<br />

0,9 Gramm auf zwei Jahre erhöht.<br />

bei Gefangenen, nicht bei Bewährungsauflagen<br />

Und auch<br />

etc. Ein Vergleich eingestellte Strafverfahren kön-<br />

der polizeilichen Ermittlungsverfahren<br />

nen erhebliche Konsequenzen<br />

mit den Verurteiltenzahlen<br />

nach der Strafverfolgungsstatistik<br />

und Eingriffe in Bürgerrechte<br />

mit sich bringen. Es kommt zu<br />

zeigt, dass die überwiegende Überwachungsmaßnahmen und<br />

Mehrzahl der polizeilichen Ermittlungsverfahren<br />

nicht mit einer<br />

Hausdurchsuchungen. Die Personen<br />

werden unter Umständen<br />

justiziellen Verurteilung endet. trotz Einstellung des Verfahrens<br />

Trotzdem werden bei Weitem<br />

nicht alle Strafverfahren eingestellt<br />

und die Einstellungsquote ist<br />

über Jahre als BTM-Straftäter<br />

in polizeilichen Datensammlungen<br />

gespeichert und müssen mit<br />

von Bundesland<br />

zu Bundesland<br />

sehr unterschiedlich.<br />

Es kommt<br />

in allen Bundesländern<br />

immer<br />

wieder zu Gerichtsverfahren<br />

und erheblichen<br />

Strafen wegen<br />

sehr geringer<br />

Cannabismengen.<br />

Hier einige<br />

Beispiele aus<br />

Bayern, wo das<br />

besonders häufig<br />

vorkommt:<br />

Im November<br />

2<strong>01</strong>9 wurde ein<br />

<strong>21</strong>-Jähriger in<br />

Wolfratshausen<br />

wegen 0,3<br />

Gramm Marihuana<br />

zu 32 Sozialstunden<br />

verurteilt.<br />

Im April<br />

2<strong>01</strong>9 wurde in<br />

Der vollständige Bericht ist zum Preis von<br />

20 Euro über den Buchhandel (ISBN 978-3-<br />

95853-636-4) erhältlich oder kostenlos als<br />

PDF abrufbar unter:<br />

www.alternativer-drogenbericht.de<br />

Problemen bei der nächsten Verkehrskontrolle<br />

rechnen. Ganz<br />

grundsätzlich fühlt sich ein ansonsten<br />

unbescholtener Bürger<br />

nicht entkriminalisiert, wenn gegen<br />

ihn ein Strafverfahren geführt<br />

wird wegen einer Tat, die er nicht<br />

moralisch verwerflich findet, auch<br />

wenn das Verfahren am Ende eingestellt<br />

wird. Strafverfahren werden<br />

wegen jedes noch so kleinen<br />

Krümels immer eröffnet. Die Zahl<br />

dieser Verfahren erreicht jedes<br />

Jahr neue Rekorde. 2<strong>01</strong>9 gab es in<br />

Deutschland über 186.000 Strafverfahren<br />

wegen „Allgemeiner Bt-<br />

MG-Verstöße mit Cannabis“ ohne<br />

Handel, Einfuhr großer Mengen<br />

etc., also wegen konsumbezogener<br />

Cannabisdelikte. Das waren fast<br />

83 Prozent aller Strafverfahren<br />

wegen Cannabis. Kein Wunder,<br />

dass immer mehr Menschen und<br />

Politiker diese Praxis beenden<br />

wollen, auch um die Polizei von<br />

diesen Aufgaben zu entlasten.<br />

Welche juristischen Möglichkeiten<br />

gibt es, Cannabis Konsumierende<br />

zu entkriminalisieren?<br />

Wenn eine vollständige Regulierung<br />

des Cannabis-Marktes mit<br />

Fachgeschäften für Erwachsene<br />

politisch noch nicht durchsetzbar<br />

ist, die Konsumierenden aber<br />

entkriminalisiert werden sollen,<br />

dann gibt es dafür drei verschiedene<br />

Ansätze:<br />

1. Der Besitz geringer Mengen<br />

bleibt strafbar, wird aber faktisch<br />

nicht bestraft. Bei diesem Ansatz<br />

bleibt der Besitz von Cannabis<br />

auch in kleinsten Mengen eine<br />

Straftat, das Verfahren kann aber<br />

bei Vorliegen der Tatbestandsvoraussetzungen<br />

des § 31a BtMG<br />

eingestellt werden. Allerdings<br />

sind hier die Details entscheidend.<br />

„Kann“ ein Strafverfahren im Ermessen<br />

der Staatsanwälte eingestellt<br />

werden, „soll“ es regelmäßig<br />

eingestellt werden oder „muss“ es<br />

in jedem Fall eingestellt werden?<br />

Zu dieser Frage gibt es eine unterschiedliche<br />

Verwaltungspraxis<br />

in den jeweiligen Bundesländern,<br />

sodass die Einstellungspraxis bei<br />

Wiederholungstätern, Jugendlichen,<br />

Menschen auf Bewährung<br />

und solchen, die andere Vergehen<br />

in den Akten haben, erheblich<br />

voneinander abweicht. Teilweise<br />

kommt es am Ende doch zu<br />

erheblichen Strafen für geringe<br />

Mengen. In jedem Fall bleibt es<br />

dabei, dass weit über 100.000<br />

Menschen pro Jahr in Deutschland<br />

den Stempel „Straftäter“<br />

aufgedrückt bekommen und<br />

Polizei und Staatsanwaltschaft<br />

diese Verfahren abarbeiten müssen.<br />

Wer in diesem Rahmen eine<br />

weitergehende Entkriminalisierung<br />

durchführen will, kann also<br />

im BtMG festlegen, dass solche<br />

Strafverfahren wegen konsumbezogener<br />

Delikte immer eingestellt<br />

werden „müssen“. Da das BVerfG<br />

1994 auch eingefordert hat, dass<br />

Der Alternative Drogen- und Suchtbericht 2020 ist bereits<br />

der siebte herausgegebene Alternativ-Bericht. Herausgegeben<br />

wird er von akzept e.V. sowie der Deutschen<br />

Aidshilfe. Deren Ziel ist es, den bei einer Vielzahl von<br />

drogenpolitikbedingten Fragen feststellbaren Reformstau<br />

zu thematisieren. Die Herausgeber wollen mit dem jährlich<br />

erscheinenden Alternativen Drogen- und Suchtbericht<br />

die Unzufriedenheiten mit der nationalen Drogenpolitik<br />

bündeln, Wege der Veränderungen beschreiben und die<br />

dringend erforderliche Ergänzungen zum Drogen- und<br />

Suchtbericht der Bundesregierung liefern. Der jährliche<br />

Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung geht zwar<br />

durchaus detailliert auf aktuelle Entwicklungen ein, lässt<br />

aber wesentliche Fragen unbeantwortet. Es fehlt eine<br />

wissenschaftlich fundierte Gesamtstrategie mit klar definierten<br />

Zielen. Hoch wirksame Methoden der Prävention<br />

beziehungsweise zur Reduzierung von Gesundheitsrisiken<br />

beim Drogenkonsum kommen teilweise nicht zur Anwendung.<br />

Der Alternative Drogen- und Suchtbericht will<br />

dabei helfen, Erkenntnisse der Sucht- und Präventionsforschung<br />

in dauerhaft erfolgreiche Maßnahmen zu übersetzen<br />

und Wege zu einer effektiveren, erfahrungswissenschaftlich<br />

untermauerten Drogenpolitik aufzeigen.<br />

38 HIGHWAY 06/20


die Einstellungspraxis bundesweit<br />

einheitlich erfolgen sollte, könnte<br />

dann auch die geringe Menge direkt<br />

im BtMG definiert werden.<br />

Im Rahmen dieser Systematik ist<br />

damit nur ein kleiner Schritt nach<br />

vorn möglich. Es gäbe weniger tatsächliche<br />

Strafen, aber die Stigmatisierung<br />

als Straftäter inklusive<br />

Eintrag im Polizeicomputer und<br />

der Aufwand bei den Strafverfolgungsbehörden<br />

blieben bestehen.<br />

2. Der Besitz geringer Mengen ist<br />

keine Straftat mehr, sondern wird<br />

als Ordnungswidrigkeit mit Bußgeld<br />

geahndet. Das wäre tatsächlich<br />

ein wesentlicher Schritt in die<br />

richtige Richtung. Cannabiskonsumenten<br />

und Cannabiskonsumentinnen<br />

würden nicht mehr als<br />

Straftäter stigmatisiert. Ähnlich<br />

wie beim Falschparken müssten<br />

sie ein Bußgeld bezahlen und hätten<br />

mit keinerlei weiteren Konsequenzen<br />

zu rechnen. Hierzu einige<br />

grundsätzliche Bemerkungen<br />

zum Ordnungswidrigkeitenrecht.<br />

Eine Ordnungswidrigkeit<br />

ist in unserem<br />

Rechtssystem eine<br />

rechtswidrige und<br />

vorwerfbare Handlung,<br />

für die das Gesetz<br />

eine Ahndung<br />

durch eine Geldbuße<br />

vorsieht (§ 1 Abs.1<br />

OWiG). Der Unrechtsgehalt<br />

einer<br />

Ordnungswidrigkeit<br />

ist zwar geringer<br />

als bei einer Straftat,<br />

aber es bleibt<br />

ein Fehlverhalten,<br />

das der Gesetzgeber<br />

sanktioniert. Es gilt<br />

anders als im Strafrecht<br />

das Opportunitätsprinzip,<br />

das den<br />

Bußgeldbehörden<br />

auch die Möglichkeit<br />

einräumt, von<br />

der Verfolgung abzusehen,<br />

wenn die<br />

Zuwiderhandlung<br />

unbedeutend ist und<br />

kein öffentliches Interesse<br />

an der Ahndung<br />

besteht. Bußgeldbehörden<br />

sind<br />

die nach Landesrecht<br />

festgelegten Verwaltungsbehörden,<br />

im<br />

Regelfall die kommunalen<br />

Ordnungsbehörden<br />

der Kreise<br />

und kreisfreien Städte.<br />

In deren Haushalt<br />

fließen dann auch die<br />

Bußgelder. Die Polizei ist nur ausnahmsweise<br />

(z. B. bei Verkehrsordnungswidrigkeiten)<br />

mit im<br />

Spiel. Die Ermessensspielräume<br />

der Bußgeldbehörden sind in vielen<br />

Fällen durch Verwaltungsvorschriften<br />

stark eingeschränkt. Eine<br />

Regelung wie in Portugal sieht das<br />

deutsche Ordnungswidrigkeitenrecht<br />

bisher nicht vor. Es kann daher<br />

nicht ausgeschlossen werden,<br />

und so scheint es ja auch die Intention<br />

der Bundesdrogenbeauftragten<br />

zu sein, dass auf der Grundlage<br />

einer Ordnungswidrigkeit<br />

annähernd 100 Prozent der Betroffenen<br />

tatsächlich ein Bußgeld<br />

bezahlen müssten, während aktuell<br />

die Mehrzahl der entsprechenden<br />

Strafverfahren ohne staatliche<br />

Sanktion eingestellt wird. Deshalb<br />

profitieren nicht alle gleichermaßen<br />

von dieser Änderung. Eine<br />

große Erleichterung wäre das für<br />

Konsumierende, die derzeit wegen<br />

eines Cannabis-Strafverfahrens<br />

um ihren Arbeitsplatz oder<br />

ihr soziales Renommee fürchten<br />

müssen und sich die Zahlung des<br />

Bußgeldes ohne Weiteres leisten<br />

können. Diejenigen, die durch<br />

ein Cannabis-Strafverfahren keinen<br />

Job zu verlieren und wenig<br />

Geld haben, werden durch die<br />

OWi-Lösung stärker sanktioniert<br />

als vorher. Ihnen droht sogar Erzwingungshaft,<br />

wenn sie das Bußgeld<br />

nicht zahlen können. Die<br />

Wirkung dieser Herabstufung zur<br />

Ordnungswidrigkeit bringt also<br />

ein soziales Ungleichgewicht mit<br />

sich. Außerdem dürfte die Herabstufung<br />

kleiner Cannabisdelikte<br />

zur OWi regionale Unterschiede<br />

weiter verstärken, anstatt sie wie<br />

vom BVerfG gefordert anzugleichen.<br />

Denn ein wichtiger Aspekt<br />

dieser Umstufung wäre, dass das<br />

Legalitätsprinzip nicht mehr greifen<br />

würde. Die dann zuständige<br />

Bußgeldbehörde muss nicht mehr<br />

wie die Polizei bei Straftaten in<br />

jedem Fall einschreiten, sondern<br />

kann bei Ordnungswidrigkeiten<br />

auch mal wegschauen. Das könnte<br />

in liberalen Bundesländern<br />

dazu führen, dass gegen Cannabis<br />

Konsumierende fast gar nicht<br />

mehr vorgegangen wird. In repressiveren<br />

Bundesländern könnte ein<br />

regelmäßig anfallendes Bußgeld<br />

die Motivation der Behörden sogar<br />

noch steigern, weil endlich<br />

weniger für den Papierkorb gearbeitet<br />

wird und in jedem Fall<br />

eine staatliche Sanktion erfolgt.<br />

Nur deshalb spricht sich zum<br />

Beispiel die Bayerische Polizeigewerkschaft<br />

für die OWi-Lösung<br />

bei „Ersttätern“ aus. Wie bei den<br />

Details der Einstellungsregeln für<br />

Strafverfahren käme es auch bei<br />

der OWi-Lösung auf das Kleingedruckte<br />

an. Wie hoch wäre die geringe<br />

Menge? Wie hoch wäre das<br />

Bußgeld? Ob sich ein Konsument<br />

durch diese Maßnahme entkriminalisiert<br />

fühlt, kommt sicher auch<br />

darauf an, ob er 50 oder 500 Euro<br />

zahlen muss. Viele Städte und<br />

Bundesstaaten in den USA gehen<br />

diesen Weg zur Zeit recht konsequent.<br />

Ein aktuelles Beispiel: Im<br />

April 2020 hat der US-Staat Vir-<br />

HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 39


den Besitz in der Öffentlichkeit,<br />

nicht um<br />

die zu Hause gelagerte<br />

Erntemenge. Insofern<br />

wäre eine tatsächlich<br />

legale Besitzmenge<br />

von 10 Gramm in der<br />

Öffentlichkeit schon<br />

ein riesiger Fortschritt.<br />

Fazit<br />

ginia beschlossen, den Besitz von<br />

bis zu einer Unze Cannabis (28,35<br />

Gramm) nur noch ausschließlich<br />

mit einem Bußgeld von 25 Dollar<br />

zu ahnden. Zuvor drohten auf dieses<br />

Vergehen bis zu 30 Tage Gefängnis<br />

und der Entzug des Führerscheins.<br />

Eine offene Frage, die<br />

sich bei diesem Modell noch stellt:<br />

Wer ist eigentlich dafür zuständig,<br />

Verdächtige zu durchsuchen, Ordnungswidrigkeiten<br />

festzustellen<br />

und die Bußgelder einzutreiben?<br />

Weiterhin die Polizei? Städtische<br />

Beschäftigte wie bei der Parkraumüberwachung?<br />

Und in welche<br />

Kasse fließen die Einnahmen aus<br />

den Bußgeldern? Auf all diese<br />

Fragen haben die Befürworterinnen<br />

und Befürworter einer Bußgeldregelung<br />

bisher keine Antworten<br />

gegeben.<br />

3. Der Besitz geringer Mengen<br />

wird in keiner Weise sanktioniert.<br />

Das BtMG könnte so geändert<br />

werden, dass der Besitz einer<br />

geringen Menge Cannabis zum<br />

Eigenverbrauch ersatzlos aus der<br />

Strafbarkeit entlassen wird. Es<br />

wäre dann schlicht legal, ein paar<br />

Gramm Blüten zu besitzen. Das<br />

wäre die konsequenteste Variante<br />

der Entkriminalisierung. In<br />

diesem Fall würde das Cannabis<br />

auch nicht mehr beschlagnahmt.<br />

Polizei und Justiz wären auf einen<br />

Schlag von über 100.000<br />

Strafverfahren pro Jahr entlastet.<br />

Nach dem im November 2<strong>01</strong>6 in<br />

Kraft getretenen „Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz“<br />

(NpSG) ist<br />

der Erwerb und Besitz der dort<br />

geregelten Substanzen (u. a. synthetische<br />

Cannabinoide) zwar verboten.<br />

Diese Handlungen werden<br />

aber im § 5 NpSG weder unter<br />

Strafe gestellt noch als Ordnungswidrigkeiten<br />

verfolgt. Es gibt überhaupt<br />

keinen vernünftigen Grund,<br />

bei Erwerb und Besitz von Cannabis<br />

hinter die dort getroffene Regelung<br />

zurückzugehen. Spätestens<br />

hier stellt sich die Frage nach der<br />

Motivation der Entscheider. Wollen<br />

sie eine Lockerung, weil der<br />

öffentliche Druck zu groß wird?<br />

Oder haben sie verstanden, dass<br />

der Konsum von Cannabis ebenso<br />

wie der von Alkohol nicht per se<br />

moralisch verwerflich oder eine<br />

Gefahr für andere ist? Im letzteren<br />

Fall ergibt „ein bisschen Strafe“<br />

im Grunde keinen Sinn. Es käme<br />

ja auch niemand auf die Idee,<br />

Menschen, die mit einer Bierflasche<br />

erwischt werden, mit einem<br />

Bußgeld zu belegen. Aus Sicht<br />

des Staates gibt es keinen Grund,<br />

diese beiden im Wesentlichen gleichen<br />

Tatbestände ungleich zu behandeln.<br />

Was ist eine „geringe Menge zum<br />

Eigenverbrauch“?<br />

In allen drei Varianten der Entkriminalisierung<br />

stellt sich die Frage,<br />

bei welchem Wert die Menge<br />

festgelegt wird, bis zu der von Eigenkonsum<br />

ausgegangen werden<br />

Die massenhafte Strafverfolgung<br />

von Cannabiskonsumenten<br />

und -konsumentinnen<br />

muss so schnell wie<br />

möglich beendet werden.<br />

Sie ist unverhältnismäßig,<br />

teuer und<br />

schädlich. Die Herabstufung<br />

zur Ordnungswidrigkeit<br />

wäre ein<br />

Schritt in die richtige<br />

Polizisten im Einsatz Richtung, hätte aber<br />

auch Nachteile und<br />

wäre für manche sogar<br />

eine Verschärfung der Situation.<br />

kann. Hier offenbart sich, dass im<br />

Grunde bei jeder Variante, die eine Die Autoren plädieren dafür, Frieden<br />

mit Cannabis Konsumierenden<br />

Obergrenze festsetzt, immer noch<br />

Konsumierende staatlicher Verfolgung<br />

ausgesetzt sein werden. Es dass ihr Verhalten nicht verwerfli-<br />

zu schließen und anzuerkennen,<br />

gibt viele einfache Konsumierende,<br />

die erheblich größere Mengen hol. Der Besitz geringer Mengen<br />

cher ist als der Konsum von Alko-<br />

Cannabis besitzen als die aktuell Cannabis zum Eigenverbrauch sollte<br />

legal sein und keinerlei staatlicher<br />

diskutierten Werte von 6 bis 30<br />

Gramm. Einige bauen selbst Cannabis<br />

an, um Kontakte mit dem<br />

Abschließend noch Fol-<br />

Sanktion unterliegen.<br />

Schwarzmarkt zu vermeiden. Sie gendes: Zu Beginn dieses Jahres<br />

haben nach der Ernte natürlich fand unter den Mitgliedern des<br />

einen größeren Vorrat. Andere Schildower Kreises eine durchaus<br />

haben nur unregelmäßig die Möglichkeit<br />

zum Einkauf oder wollen Sinnhaftigkeit einer Bußgeldrege-<br />

kontroverse Online-Diskussion zur<br />

zu häufige Kontakte zum Schwarzmarkt<br />

vermeiden. Oder sie fahren Schluss der Debatte hat Cornelius<br />

lung für Konsumierende statt. Zum<br />

über die Grenze in die Niederlande Nestler, Lehrstuhlinhaber für Strafrecht<br />

an der Universität Köln, dazu<br />

und decken sich dort mit einem<br />

größeren Vorrat für mehrere Monate<br />

ein. Es gibt Menschen, die regierung an dem Cannabis-Ver-<br />

geschrieben: „Wenn die Bundes-<br />

100 Gramm, und welche, die 1.000 bot weiter festhält, obwohl dieses<br />

Gramm besitzen, ohne Cannabis Verbot nur Schaden anrichtet, aber<br />

zu verkaufen.<br />

keinen Nutzen erbringt, dann soll<br />

Die einzige Möglichkeit, sie die Konsumenten wenigstens<br />

alle Konsumierenden zu entkriminalisieren,<br />

wäre der Verzicht auf es schon bei den synthetischen<br />

richtig entkriminalisieren, wie sie<br />

eine konkrete Obergrenze, solange Cannabinoiden im Rahmen des<br />

kein Handel nachgewiesen werden NSPG gemacht hat. So sind die<br />

kann, oder eine recht hohe Grenze. synthetischen Cannabinoide zwar<br />

Die Vorstellung hinter den aktuellen<br />

Regelungen, dass jeder Besitz Konsumenten nicht strafbewehrt.<br />

verboten, aber der Besitz ist für die<br />

oberhalb von 6 oder 15 Gramm auf Genauso ist der Besitz geringer<br />

potentiellen Handel hindeutet, ist Mengen von Cannabis nicht nur<br />

jedenfalls realitätsfremd. Das sollte<br />

den Entscheidern bewusst sein, dient auch keinerlei andere Sank-<br />

nicht strafwürdig, sondern er ver-<br />

auch wenn sich die Festlegung einer<br />

Obergrenze zur Zeit vermutlich Ordnungswidrigkeit herbeiführen<br />

tionen, wie sie die Einstufung als<br />

nicht wird vermeiden lassen. In den würde.“ Dem ist aus unserer Sicht<br />

meisten Verfahren geht es aber um nichts hinzuzufügen.<br />

40 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>


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„The Herbalist“


ZU BESUCH BEI<br />

M O S S Y<br />

GIANT<br />

In unserer Artikelserie über Cannabis-Künstler verschlägt es uns<br />

diesmal nach Ijmuiden in der Nähe von Amsterdam. Dort lebt<br />

Pieter van Tongeren alias Mossy Giant, dessen detailreiche Zeichnungen<br />

aufmerksamen Cannabisfreunden zum Beispiel bereits<br />

im Zusammenhang mit der Samenbank Exotic Seeds aufgefallen<br />

sein könnten. Der sympathische Illustrator war so freundlich, uns<br />

ein Interview zu geben und verrät darin einiges über seine Kunst,<br />

seine Verbindung zu den USA, aber auch seinen Verbindungen in<br />

die Cannabisbranche und welche Rolle Cannabis bei seiner Arbeit<br />

und in seinem Leben spielt.<br />

Hinter dem Künstlernamen<br />

„Mossy Giant“ verbirgt sich<br />

der niederländische Illustrator<br />

Pieter van Tongeren. Der<br />

33-jährige Hüne und ehemalige<br />

Basketball-Spieler lebt<br />

mit seiner Frau und seiner<br />

kleinen Tochter in IJmuiden<br />

in der Nähe von Amsterdam.<br />

Seine Werke kann man etwa<br />

im dortigen Cannabis-Museum<br />

besichtigen oder auf seiner<br />

Website www.mossygiant.com<br />

Hallo Pieter, wie bist du eigentlich<br />

zur Illustration<br />

gekommen? Hast du etwas<br />

in dieser Richtung gelernt<br />

oder hast du einen Quereinstieg<br />

hingelegt?<br />

Zeichnen war ein großer Teil meiner<br />

Kindheit. Als ich aufwuchs, habe<br />

ich immer mit Bleistift, Filzstift und<br />

Farbe gemalt und gebastelt. Mit der<br />

Zeit wurde ich immer besser. Es hat<br />

mir wirklich geholfen, dass meine<br />

Eltern mich dabei unterstützt haben,<br />

und sie haben mich stets dazu<br />

gedrängt, kreativ zu sein. Später trat<br />

das Zeichnen gegenüber dem Basketball<br />

in den Hintergrund, aber selbst<br />

während meiner Basketballkarriere<br />

habe ich viel gezeichnet. Ich erhielt<br />

nämlich ein Basketballstipendium,<br />

um in den USA zu spielen und an<br />

einer Universität in Indiana zu studieren<br />

– dort entschied ich mich für<br />

Grafikdesign und nahm das Zeichnen<br />

wirklich ernst. Mit 23 Jahren<br />

machte ich meinen Abschluss und<br />

hörte mit dem Sport auf. Ich begann,<br />

mich voll und ganz auf meine Kunst<br />

zu konzentrieren.<br />

Wie sieht der Arbeits-Alltag<br />

eines erfolgreichen niederländischen<br />

Cannabis-Zeichners aus?<br />

Würdest du dich selbst überhaupt<br />

als Cannabis-Illustrator<br />

bezeichnen?<br />

Meine Tage beginnen mit Meditation<br />

und einer kalten Dusche,<br />

dann frühstücke ich mit meiner<br />

kleinen Tochter und meiner Frau.<br />

Anschließend fahre ich mit dem<br />

Fahrrad in mein Atelier und mein<br />

Tag beginnt mit Kaffee und Zeichnen<br />

oder Malen. Damit fange ich<br />

immer an und später am Tag erledige<br />

ich E-Mails und andere computerbezogene<br />

Kundenarbeiten.<br />

Dann lasse ich mich wieder auf<br />

das Zeichnen ein und fahre gegen<br />

17 Uhr nach Hause, um meine<br />

Tochter abzuholen und mit der<br />

Familie zu Abend zu essen. Die<br />

Abende sind zum Skizzieren oder<br />

Lesen und für weitere Meditation<br />

und natürlich zum Cannabis rauchen!<br />

Ich bezeichne mich eigentlich<br />

nicht als Cannabis-Illustrator,<br />

aber es gefällt mir, dass ich so gesehen<br />

werde. Vielleicht sollte ich<br />

das in mein Marketing einbauen.<br />

Verkaufst du auch Bilder in die<br />

USA oder ist deine Fangemeinde<br />

eher auf Europa beschränkt?<br />

Ich denke, beides. Ich arbeite viel<br />

mit Amerikanern wie Europäern<br />

zusammen und meine Kunst<br />

wird auf beiden Kontinenten<br />

genossen. Ich verkaufe deutlich<br />

mehr Arbeiten an amerikanische<br />

Enthusiasten – wenn ich eine<br />

Druckveröffentlichung mache,<br />

gehen die meisten Aufträge in die<br />

USA. Ich denke, das liegt daran,<br />

dass meine Kunst stark von der<br />

amerikanischen Kultur inspiriert<br />

ist, mit den Hippie-Vans, Hippies,<br />

Bären usw. Aber ich denke, diese<br />

Themen sind universell und überall<br />

auf der Welt können sich die<br />

Menschen damit identifizieren.<br />

Verkaufst du mehr in Länder, die<br />

gegenüber Cannabis toleranter<br />

sind oder spielt die Gesetzgebung<br />

weniger eine Rolle?<br />

Ich glaube nicht, dass eine tolerante<br />

Gesetzgebung eine große<br />

Rolle dabei spielt, wer meine<br />

Kunst kauft. Zum Beispiel habe<br />

ich schon viel nach Russland<br />

verkauft und die haben eine sehr<br />

strenge Gesetzgebung bezüglich<br />

Weed. Ich denke, der größte Faktor<br />

ist, ob ein Land eine blühende<br />

Cannabis-Szene hat oder nicht.<br />

Wenn die Leute mit der Cannabiskultur<br />

vertraut sind, wollen sie<br />

auch die Kunst, die dazu gehört.<br />

Ich weiß, dass Deutschland eine<br />

große Untergrund-Cannabiskultur<br />

hat, und was Europa angeht,<br />

bestellen die Deutschen am meisten<br />

– vielen Dank an dieser Stelle!<br />

Cannabiskultur und Kunst gehen<br />

Hand in Hand. Eine gute Cannabiskultur<br />

kann auch in einem<br />

Land mit strengen Gesetzen und<br />

Vorschriften existieren.<br />

Wir sind zum ersten Mal auf<br />

deine Arbeit im Rahmen der<br />

Kooperation mit der Samenbank<br />

„Exotic Seeds“ aufmerksam geworden.<br />

Erzähl mal, wie kam es<br />

dazu?<br />

Exotic Seeds gehört nach wie<br />

vor zu meinen liebsten Kooperationen<br />

ever! Vor ein paar Jahren<br />

wandten sie sich an mich mit der<br />

Frage, ob ich ihre Markenidentität<br />

kreieren könnte, und der heute<br />

berühmte „Exotic Greenman“<br />

war geboren. Wir wurden sehr<br />

gute Freunde und haben zusammen<br />

tonnenweise Ganja-Abenteuer<br />

erlebt und sind zu vielen<br />

Ausstellungen und Messen rund<br />

HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 43


„The Plant Carrier“


um den Globus gefahren, um die<br />

Marke zu pushen. Exotic Seeds<br />

hat immer einen besonderen<br />

Platz in meinem Herzen, weil sie<br />

mir die Türen zu Vielem in dieser<br />

Branche geöffnet haben und die<br />

Dinge auf die richtige Art und<br />

Weise tun. Wahre Breeder und<br />

Liebhaber der Pflanze.<br />

Gab es noch andere Kooperationen<br />

im Cannabusiness, von denen<br />

du unseren Lesern erzählen<br />

möchtest?<br />

Nun, wer jemals nach Amsterdam<br />

kommst, würde ich vorschlagen,<br />

könnte das Cannabismuseum<br />

in Amsterdam zu besuchen.<br />

Es ist das zweite Weed-Museum<br />

in Amsterdam, und ich habe alle<br />

Kunstwerke dafür geschaffen.<br />

Es ist eine ziemlich coole Erfahrung,<br />

und man bekommt viel von<br />

meiner Kunst zu sehen. Ansonsten<br />

würde ich empfehlen, meine<br />

Website mossygiant.com zu besuchen<br />

oder meine Instagram-Seite<br />

@mossygiant zu checken. Dort<br />

gibt es eine Menge verschiedener<br />

Projekte zu sehen, an denen<br />

ich im Laufe der Jahre gearbeitet<br />

habe.<br />

Der Stil deiner besonders detaillierten<br />

Zeichnungen erinnert an<br />

die Untergrundlegende Robert<br />

Crumb. Welche anderen Künstler<br />

haben dich inspiriert und den<br />

Weg zu deinem heutigen Stil geebnet?<br />

Das Komische ist, dass ich noch<br />

nie von Robert Crumb gehört hatte,<br />

obwohl ich eine Zeit lang in<br />

einem ähnlichen Stil wie er<br />

gezeichnet hatte. Dann hat<br />

mich jemand auf seine Arbeit<br />

aufmerksam gemacht,<br />

und ich habe wirklich angefangen,<br />

in seinen Sachen zu<br />

wühlen, so hat er dann doch<br />

auch meine Arbeit inspiriert.<br />

Andere Künstler, die mich<br />

inspirieren, sind Jean Giraud<br />

(Moebius) und eine Menge<br />

anderer europäischer<br />

Comic-Kunst. Gewöhnlich<br />

gibt es jedes Jahr nur wenige<br />

Künstler, denen ich folge<br />

und von denen ich mich inspirieren<br />

lasse, das schwankt.<br />

Ich wähle verschiedene Stile<br />

aus und versuche ihre Herangehensweise<br />

auf meine<br />

Themen wirken zu lassen.<br />

Welche Rolle spielt Cannabis<br />

in deinem Arbeitsablauf<br />

? Rauchst du während<br />

der Arbeit Weed oder stört<br />

es eher den Prozess?<br />

Das ist eine gute Frage – und<br />

die Leute sind von der Antwort<br />

für gewöhnlich überrascht.<br />

Meistens rauche ich<br />

während meines Arbeitstags<br />

überhaupt nicht. Na ja, sagen<br />

wir meistens, weil mein<br />

Atelierkollege (übrigens<br />

der Betreiber von Soma’s<br />

Sacred Seeds) immer Joints<br />

und Pfeifchen dabei hat, also,<br />

ja, manchmal rauche ich auch<br />

tagsüber. Die meiste Zeit brauche<br />

ich jedoch einen nüchternen<br />

Kopf, um mich wirklich auf das<br />

Inking zu konzentrieren. Es ist<br />

etwas anders, wenn ich in diesem<br />

Teil des Prozess mit Bleistift<br />

arbeite, denn dann kann ich Fehler<br />

natürlich leicht korrigieren,<br />

und der Funke der Kreativität,<br />

den das Weed in mir entzündet,<br />

hilft in dieser Phase wirklich. Die<br />

wichtigste Rolle, die Cannabis für<br />

mich spielt, ist jedoch, am Ende<br />

des Tages zu entspannen und mir<br />

dabei die Arbeiten noch einmal<br />

anzusehen, die ich über den Tag<br />

geschaffen habe. Ich liebe es sehr,<br />

nach Hause zu gehen, einen Joint<br />

zu rauchen und meine Zeichnun-


„Reefer Rascals“


HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 47<br />

„The Hunter“


„The Mossy Pranksters“


gen anzuschauen. Während dieser<br />

kostbaren Zeit kommen mir neue<br />

Ideen, Dinge, die ich besser machen<br />

oder ändern kann, und ich<br />

finde oft Lösungen für Probleme.<br />

Man kann also sagen, dass Cannabis<br />

meine Kreativität sehr, sehr<br />

stark fördert und beeinflusst.<br />

Hand aufs Herz, was macht dir<br />

mehr Spaß: Line-Art oder das<br />

Kolorieren?<br />

Ich bevorzuge eigentlich das frühe<br />

Stadium der Bleistiftvorzeichung,<br />

also die Phase vor dem Inking und<br />

der Koloration. Dieses Stadium ist<br />

das kreativste und freieste.<br />

Deine Zeichnungen explodieren<br />

vor Detailreichtum. Woher<br />

weißt du, wann und ob ein Bild<br />

fertig und es an der Zeit ist, den<br />

Stift ruhen zu lassen? Glaubst<br />

du, dass es in einer Zeichnung<br />

überhaupt so etwas wie „zu viele<br />

Details“ geben kann?<br />

Ich zeichne so lange weiter, bis<br />

es sich richtig anfühlt, aufzuhören,<br />

und ich habe normalerweise<br />

vorher keine Ahnung, wann eine<br />

Zeichnung fertig ist, es passiert<br />

sozusagen einfach. Ich mache die<br />

Schattierungen und irgendwann<br />

sieht es fertig aus und ich sage mir:<br />

„Nun ist es gut.“ Und ja, es kann<br />

zu viele Details geben, das hängt<br />

aber davon ab, wie groß die Zeichnung<br />

ist. Je größer das Format,<br />

desto mehr Details kann ich darin<br />

verstecken.<br />

Welches deiner Bilder kommt bei<br />

deinen Fans am besten an?<br />

Das wäre wohl „Big Trees“, dieses<br />

Werk hat die Leute wirklich elektrisiert.<br />

Die große Cannabispflanze<br />

und der Bauer auf dem Traktor. Es<br />

ist nicht einmal die detaillierteste<br />

oder verrückteste meiner Arbeiten,<br />

aber die Leute lieben es.<br />

Welches ist dein persönliches<br />

Lieblingsbild und aus welchem<br />

Grund?<br />

Mein Lieblingsstück im Moment<br />

(das schwankt) ist der „Plant Carrier“.<br />

Mein Ziel für dieses Bild war<br />

es, die symbiontische Verbindung<br />

zwischen Pflanzen und Pilzen aufzuzeigen.<br />

Den meisten Growern<br />

dürfte die Mykorrhiza-Verbindung<br />

bekannt sein. Die Beziehung<br />

zwischen Pflanze und Pilz ist super<br />

wichtig, um glückliche und<br />

gesunde Pflanzen zu züchten und<br />

gleichzeitig den Boden in gutem<br />

Zustand zu halten. Es ist ein sehr<br />

alchemistisches Stück mit dem<br />

archetypischen Bio-Farmer im<br />

Zentrum des Geschehens, einem<br />

Mann, der es versteht, Pflanzen<br />

anzubauen und die Umwelt nicht<br />

zu schädigen, sondern ihr damit<br />

zu nützen.<br />

Deine Werke sind mit Naturmotiven<br />

durchsetzt. Woher rührt<br />

deine Faszination für Flora und<br />

Fauna?<br />

Nun, das ist ganz einfach: dieser<br />

Planet besteht zu 99 Prozent aus<br />

grünen Blattorganismen, das andere<br />

eine Prozent sind wir und andere<br />

Organismen. Pflanzen sind<br />

bei Weitem in der Mehrheit. Wir<br />

Menschen können ohne Pflanzen<br />

nicht überleben, aber Pflanzen<br />

können leicht ohne Menschen<br />

überleben. Das Schreckliche ist,<br />

dass die Menschen die natürlichen<br />

Lebensräume zerstören, die<br />

der Schlüssel für das Überleben<br />

ihrer eigenen Spezies sind! Ich<br />

hoffe, dass das Zeichnen und Darstellen<br />

einer gesunden Beziehung<br />

zwischen Menschen und Pflanzen<br />

dazu beiträgt, die Menschen<br />

zu einem respektvolleren und<br />

liebevolleren Umgang mit ihrer<br />

Umgebung und dem Planeten zu<br />

bewegen. Ich hoffe, dass durch das<br />

Zeichnen von Cannabis-Sujets und<br />

indem sie in ein positives Licht<br />

gerückt werden, dazu beigetragen<br />

wird, die Pflanze zu entstigmatisieren<br />

und sie einem breiteren<br />

Spektrum von Menschen zugänglich<br />

zu machen. Cannabis ist eine<br />

jener Pflanzen, die helfen können,<br />

die Menschheit zu einer gesünderen,<br />

einer ausgewogeneren Lebensweise<br />

zu führen.<br />

Du wohnst in den Niederlanden.<br />

Nicht nur aus deutscher Sicht<br />

wird Holland oft als ein Paradies<br />

für Cannabis-Liebhaber wahrgenommen.<br />

Bist du mit der Cannabis-Gesetzgebung<br />

in deinem<br />

Heimatland zufrieden oder findest<br />

du, dass es weiteren Verbesserungsbedarf<br />

gibt?<br />

Nein, ich bin nicht zufrieden mit<br />

der Art und Weise, wie die Cannabisgesetzgebung<br />

in meinem<br />

Land ist. Es ist ein sehr veraltetes<br />

und vages Rechtssystem. Das Gesetz<br />

schafft eine Situation, in der<br />

der Coffeeshop-Besitzer und die<br />

Grower auf einem Schwarzmarkt<br />

arbeiten und illegale Aktivitäten<br />

begehen müssen, aber gleichzeitig<br />

ist es ihnen gesetzlich<br />

erlaubt, Gras<br />

an Coffeeshop-Kunden<br />

zu verkaufen.<br />

Das ist für mich<br />

eine sehr vage Situation.<br />

Und wenn<br />

man erwischt wird<br />

und zufällig beim<br />

falschen Richter<br />

landet, kann einem<br />

alles weggenommen<br />

werden, das ist sehr<br />

hart. Entweder sollte<br />

man sagen, dass<br />

man dafür oder dagegen<br />

ist und klare<br />

Gesetze machen,<br />

die gut funktionieren.<br />

Das System hat<br />

uns zwar lange Zeit<br />

sehr gut getan, aber<br />

ich denke, es ist an<br />

der Zeit, es zu aktualisieren.<br />

Wenn<br />

dieses Land seine<br />

Gesetze aktualisiert<br />

und es unserem Agrarsystem<br />

erlaubt,<br />

legales Weed anzubauen<br />

und es rund<br />

um den Globus zu<br />

exportieren, könnten<br />

die Niederlande auf diesem<br />

Feld weltweit führend werden.<br />

Also, auf geht’s!<br />

Glaubst du oder kannst du in<br />

deinem weiteren Umfeld beobachten,<br />

dass eine tolerante<br />

Gesetzgebung zu mehr Cannabiskonsumenten<br />

führt, insbesondere<br />

unter jungen Menschen?<br />

Ich glaube, dass tolerante Gesetze<br />

nicht zu mehr Cannabiskonsumenten<br />

führen, sondern<br />

eher zu informierten und sicheren<br />

Konsumenten. Es macht das<br />

Rauchen von Gras zu einer normaleren<br />

Sache und deshalb, denke<br />

ich, auch weniger aufregend.<br />

Wenn es weniger aufregend ist,<br />

macht es das Rauchen in jungen<br />

Jahren natürlich weit weniger interessant.<br />

Ich denke, was tolerante<br />

Gesetze bringen, ist eine gute<br />

Aufklärung über Cannabis und<br />

eine Gesellschaft, die weiß, was<br />

sie raucht und wie es ihren Körper<br />

und Geist beeinflusst. Eine<br />

Gesellschaft, in der die Menschen<br />

auf der Grundlage von<br />

Vorkenntnissen über die Pflanze<br />

solide und fundierte Entscheidungen<br />

darüber treffen können,<br />

ob Cannabis für sie persönlich<br />

etwas Gutes ist oder nicht.<br />

Welches ist deine bevorzugte<br />

Cannabissorte?<br />

Meine Lieblingssorten im Moment<br />

sind Mango Cream von<br />

Exotic Seeds und Lavnesia von<br />

Soma Seeds.<br />

Übrigens, auf welchem Teil deines<br />

Körpers wächst eigentlich<br />

Moos? Oder auf wen oder was<br />

bezieht sich dein Künstlername<br />

„Mossy Giant“?<br />

Manche Leute bezeichnen meinen<br />

Bart als Moos! „Mossy Giant“<br />

(Moos-Gigant) bezieht sich<br />

auf einen Baum: Bäume sind oft<br />

vollständig mit Moos bedeckt,<br />

und sie sind wahre lebende Riesen.<br />

Mossy Giant bedeutet also<br />

Baum, und Baum ist auch ein<br />

amerikanisches Slangwort für<br />

Weed („trees“). Zuletzt bin ich<br />

selbst der Mossy Giant, ich bin<br />

2 Meter und 10 Meter groß und<br />

liebe Moos und Bäume.<br />

www.mossygiant.com<br />

@mossygiant<br />

HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 49


SCHNELLE Hilfe bei Nikotinsucht?<br />

CBD-Pouches<br />

von Cannadips<br />

CBD ist in aller Munde – und das im Fall der Produktneuheit<br />

Cannadips gleich erst recht. Denn die kleinen Beutelchen<br />

(Pouches) können in den Mund eingelegt werden<br />

und verströmen nicht nur verschiedene Geschmacksrichtungen,<br />

sondern geben auch Cannabidiol an die Mundschleimhaut<br />

und somit den ganzen Körper ab. Vor allem<br />

in den skandinavischen Ländern ist ein artverwandtes<br />

Produkt erhältlich, dessen Beutelformat als Ideengeber<br />

für Cannadips diente: Snus. Das sind Tabakbeutelchen,<br />

die man sich in den Mund einlegt, um damit der Nikotinsucht<br />

zu frönen. Wie auch Zigaretten sind Snus-Produkte<br />

natürlich nicht gesundheitsfördernd und daher möchten<br />

viele Konsumenten damit aufhören. Die CBD-reichen<br />

Cannadips hingegen enthalten keinerlei Tabak oder<br />

Nikotin, kommen allerdings ebenfalls im Pouch-Format<br />

daher. Somit stellt sich die Frage, ob man den Nikotin-Entzug<br />

bei Snus, aber auch bei Zigaretten und anderen<br />

Tabakprodukten, mit CBD im Allgemeinen und mit<br />

Cannadips im Speziellen wohl unterstützen und erfolgreicher<br />

gestalten kann? Ein Beitrag unseres Werbepartners<br />

Cannadips. Ein Beitrag unseres Werbepartners Cannadips<br />

Gut ein Jahr nach der offiziellen<br />

Online-Einführung<br />

in Europa haben<br />

die CBD-Pouches der<br />

Marke Cannadips aus<br />

Kalifornien bereits eine treue<br />

Gruppe von Konsumenten in<br />

verschiedenen europäischen<br />

Ländern gewonnen. Ursprünglich<br />

inspiriert von Snus, einem in<br />

den nordischen Ländern beliebten<br />

Tabakprodukt für den oralen<br />

Konsum, bietet Cannadips im<br />

gleichen Format CBD-Pouches<br />

an, also kleine Beutelchen zum<br />

Einlegen in den Mund, jedoch<br />

ohne THC, Tabak oder Nikotin.<br />

Dieses Format ermöglicht nicht<br />

nur die rauchlose Aufnahme von<br />

CBD, sondern auch eine hohe<br />

Wirksamkeit durch die wasserlöslichen<br />

CBD-Moleküle, die<br />

direkt im Mund (sublingual) in<br />

den Blutkreislauf aufgenommen<br />

werden. Es mag zwar auf den<br />

ersten Blick eine große Ähnlichkeit<br />

zwischen Cannadips CBD<br />

und Tabak-Snus geben, aber – da<br />

50 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>


Egal, ob beim Kaffee am<br />

Schreibtisch oder in der<br />

Freizeit bei einer Partie<br />

Backgammon –<br />

Können Cannadips die Lust<br />

auf Nikotin vertreiben?<br />

ohne Tabak und Nikotin – ist<br />

die einzige Gemeinsamkeit der<br />

Pouch (das Beutelformat) und<br />

alle damit verbundenen Vorteile.<br />

Während herkömmliche Methoden<br />

wie das Vaporisieren, Öl,<br />

Tinkturen oder Edibles immer<br />

noch den größten Teil der Cannabismarkttrends<br />

ausmachen,<br />

haben die CBD-Pouches von<br />

Cannadips jedoch zweifellos<br />

begonnen, einer neuen Nische<br />

für diejenigen den Weg zu bereiten,<br />

die CBD ohne jegliche<br />

Form der Inhalation und ohne<br />

unnötige Kalorienzufuhr genießen<br />

möchten und vielleicht<br />

auch einfach keine Liebhaber<br />

des Geschmacks oder der Textur<br />

von Ölen und Tinkturen sind.<br />

Die diskrete Verwendung von<br />

Pouches gibt den Konsumenten<br />

überdies auch die Freiheit, sie<br />

jederzeit und überall mitzunehmen<br />

und zu nutzen, ohne jemanden<br />

in der Umgebung dadurch<br />

zu stören. Darüber hinaus können<br />

die Konsumenten dank der<br />

hohen Bioverfügbarkeit und der<br />

vordefinierten Dosierung pro<br />

Beutel ihre CBD-Einnahme besser<br />

steuern. Da Cannadips CBD<br />

im gleichen Beutel-Format erhältlich<br />

sind, sind natürlich auch<br />

bereits einige Snus-Konsumenten<br />

auf den Geschmack gekommen<br />

– insbesondere diejenigen,<br />

die bereits CBD-Nutzer waren,<br />

aber auch einige, die am liebsten<br />

ganz auf Snus verzichten möchten.<br />

Durch Cannadips brauchen<br />

sie ab sofort nicht mehr auf ihre<br />

Gewohnheiten zu verzichten,<br />

bleiben aber dennoch Tabak und<br />

Nikotin fern.<br />

Kann also CBD bei<br />

Tabakabhängigkeit und Nikotinentzug<br />

helfen? Während einige<br />

Leute diese Frage aufgrund eigener<br />

Erfahrung bejahen würden,<br />

gibt es allgemein gesprochen<br />

allerdings noch nicht genügend<br />

Studien, die diese Behauptung<br />

untermauern würden. Dies gilt<br />

für viele Aspekte von Cannabidiol.<br />

Es gab schon einige, aber es<br />

benötigt noch viele weitere Studien<br />

zu CBD und dessen Nutzen<br />

in jeder Hinsicht. Wie auch<br />

immer, einer Studie zufolge, die<br />

von der Abteilung für klinische<br />

Pharmakologie am Londoner<br />

University College durchgeführt<br />

wurde, konnte aufgezeigt werden,<br />

dass CBD die Abhängigkeit<br />

nach Zigaretten beeinflusst. Für<br />

das Experiment wurden 30 nicht<br />

behandlungswillige, abhängige<br />

Zigarettenraucher als Teilnehmer<br />

rekrutiert, von denen jeder<br />

800 Milligramm orales CBD<br />

oder ein entsprechendes Placebo<br />

erhielt. Die Ergebnisse zeigten,<br />

dass die Teilnehmer, die CBD<br />

erhielten, im Vergleich zu denjenigen,<br />

die lediglich ein Placebo<br />

erhalten hatten, viel geringer<br />

auf tabakbezogene<br />

Stimuli reagierten.<br />

Tatsächlich war<br />

das Niveau nicht<br />

höher, als wenn<br />

sie sich durch das<br />

Rauchen mit Nikotin<br />

„nikotingesättigt“<br />

fühlten.<br />

Auch wurden gezeigte<br />

Bilder mit<br />

Raucher-Kontext<br />

von den Teilnehmern,<br />

die CBD<br />

erhielten, als weniger<br />

angenehm<br />

beurteilt als durch<br />

die Teilnehmer der<br />

Kontrollgruppe.<br />

Eine andere Studie<br />

der Universität mit<br />

dem Titel „Cannabidiol<br />

(CBD)<br />

kann den Zigarettenkonsum<br />

bei Tabakrauchern verringern“<br />

zeigte vorläufige Ergebnisse, die<br />

darauf hindeuten, dass CBD<br />

eine mögliche Behandlungsform<br />

von Nikotinabhängigkeit sein<br />

könnte. In dieser Studie mit 24<br />

Teilnehmern zeigten Raucher,<br />

die kein CBD, sondern Placebos<br />

erhielten, keinen Unterschied in<br />

der Anzahl der gerauchten Zigaretten,<br />

während die mit CBD behandelten<br />

Personen die Anzahl<br />

der gerauchten Zigaretten während<br />

der Studiendauer um etwa<br />

vierzig Prozent reduziert hatten.<br />

Obwohl verschiedene Studien,<br />

wie die beiden letztgenannten,<br />

vielversprechende Ergebnisse<br />

zeigen, die die potenzielle Rolle<br />

von CBD bei der Tabak- und Nikotinabhängigkeit<br />

anerkennen,<br />

muss unbedingt darauf hingewiesen<br />

werden, dass es sich hierbei<br />

um begrenzte Studien in kontrollierten<br />

Umgebungen handelt<br />

und noch viel weitere Forschung<br />

nötig ist.<br />

Im Sommer 2<strong>01</strong>9 beschloss<br />

man bei Cannadips Europa,<br />

die Cannadips-CBD-Pouches<br />

durch ein Mitglied des eigenen<br />

Teams auf die Probe zu stellen.<br />

Versuchsperson war der Geschäftsführer<br />

Felix Sundstrom, der zu<br />

diesem Zeitpunkt bereits seit mehr<br />

als 25 Jahren Tabak-Snus konsumierte.<br />

Felix hatte die Absicht, damit<br />

aufzuhören, hatte aber bis zu<br />

diesem Zeitpunkt keine greifbaren<br />

Alternativen, die den Gewohnheitswandel<br />

und das mögliche<br />

Verlangen, das dabei entstehen<br />

könnte, überbrücken könnten. Mit<br />

den CBD-Pouches von Cannadips<br />

als Substitut und ermutigt durch<br />

die Studien, die das Potenzial<br />

von CBD als Hilfe bei der Tabakabhängigkeit<br />

aufzeigten, stimmte<br />

Felix schnell dem vorgeschlagenen<br />

zwölfmonatigen Experiment<br />

zu. Wie bei jeder Sucht stellte sich<br />

Felix vor, dass die ersten paar Monate<br />

schwierig werden würden. In<br />

seinem Fall war er jedoch in der<br />

Lage, seine Tabakbeutel langsam<br />

und immer häufiger durch Cannadips<br />

zu ersetzen, ohne dass er<br />

dabei seine Routine ändern musste.<br />

Da der Cannadips-Geschmack<br />

teilweise bis zu zwei Stunden anhält,<br />

vergaß Felix manchmal sogar,<br />

dass er CBD-Dosierungen anstelle<br />

von Tabak konsumierte. Am<br />

Ende der zwölf Monate war Felix<br />

frei von Snus-Produkten und hatte<br />

kein Verlangen mehr nach Tabak<br />

oder Nikotin. Auch wenn dieses<br />

Experiment zwar erfolgreich<br />

war, kann man dennoch natürlich<br />

nicht zwangsläufig davon ausgehen,<br />

dass es auch anderen Konsumenten<br />

zum gleichen Ergebnis<br />

verhilft. Die Versuchsperson in<br />

diesem Fall hatte auch den starken<br />

Wunsch, ihren Nikotinkonsum<br />

komplett einzustellen.<br />

Für diejenigen, die<br />

sich auch auf die Suche nach<br />

einem geeigneten THC-freien<br />

CBD-Produkt für ihre eigenen<br />

Bedürfnisse machen möchten, ist<br />

das Verständnis aller Aspekte des<br />

gewünschten Produkts von entscheidender<br />

Bedeutung. In diesem<br />

Punkt möchte Cannadips daher<br />

besondere Transparenz bieten<br />

und veröffentlicht umfangreiche<br />

Laborergebnisse. Jede Charge von<br />

CBD-Produkten von Cannadips,<br />

die nach Europa verschickt wird,<br />

wird getestet, um das Cannabinoidprofil<br />

und die Wirksamkeit<br />

des Hanfextrakts zu bestimmen.<br />

Die Laborergebnisse sind online<br />

unter cannadips.eu anhand der<br />

Chargennummer, die auf der<br />

Rückseite der Dose zu finden ist,<br />

abrufbar. Jeder Laborbericht enthält<br />

überdies detaillierte Angaben<br />

zu allen Inhaltsstoffen und ihren<br />

Produzenten. Die CBD-Pouches<br />

von Cannadips verwenden ein<br />

geschütztes Verfahren, das die<br />

wertvollen Terpen- und Flavonoidverbindungen<br />

des amerikanischen<br />

Hanfs bewahrt. Das verbleibende<br />

THC wird extrahiert,<br />

um ein hochwertiges, THC-freies<br />

Endprodukt mit breitem Wirkungsspektrum<br />

zu erhalten. Jede<br />

Cannadips CBD-Dose wird mit<br />

15 Pouches geliefert, wobei jeder<br />

Pouch zehn Milligramm CBD<br />

enthält.<br />

HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 51


SCHNEIDEN, BIEGEN, BRECHEN etc.<br />

GUT IN FORM<br />

Mr. José<br />

Grow-Experte<br />

Die Form von Pflanzen hat einen erheblichen Einfluss auf die Gesamtqualität und -quantität<br />

der Ernte. Die unteren Blüten sind oft durch Blätter beschattet und erhalten nicht genügend<br />

Licht für eine intensive Entwicklung. Das Ziel sowohl von privaten als auch kommerziellen<br />

Züchtern ist daher in der Regel eine ausgewogene Qualität der Blüten, unabhängig davon, von<br />

welchem Teil der Pflanze sie stammen. Um dieses Problem zu lösen, haben Grower eine Reihe<br />

von Techniken entwickelt. In diesem Artikel aus der Feder von Mr. José werden wir uns die interessantesten<br />

davon näher ansehen.<br />

Nach dem Biegen<br />

steigt das Ende des<br />

Zweigs bald wieder<br />

nach oben und wächst<br />

dem Licht entgegen<br />

52 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>


Bevor wir das Thema der<br />

Optimierung von Cannabispflanzen<br />

durch Manipulation<br />

des Wachstums<br />

vertiefen, sei angemerkt,<br />

dass man als „kleiner“ Heim-Grower<br />

viel mehr Möglichkeiten hat,<br />

das Wachstum der Pflanzen zu<br />

kontrollieren. Einige Methoden<br />

sind relativ zeitaufwendig und erschweren<br />

zudem die Arbeit nach<br />

der Ernte erheblich. Das bedeutet,<br />

dass ihre Effektivität zumindest<br />

äußerst fragwürdig ist – hauptsächlich<br />

wegen der erhöhten Arbeitskosten.<br />

In einigen Fällen ist es<br />

praktisch unmöglich, die nachstehend<br />

erwähnten Verfahren in großen<br />

Anzuchtbetrieben durchzuführen.<br />

Aber es gibt vielleicht eine<br />

unendliche Anzahl verschiedener<br />

Methoden, die man zu Hause ausprobieren<br />

kann. Wir werden nun<br />

jedoch nur die sinnvollsten davon<br />

diskutieren, also diejenigen, die<br />

am weitesten verbreitet und am<br />

effizientesten sind.<br />

Anzahl der Pflanzen und Größe<br />

der Töpfe<br />

Der grundlegende Faktor, der<br />

sich auf die Form einer Pflanze<br />

auswirkt, ist der ober- und unterirdisch<br />

verfügbare Raum. Wer schon<br />

einmal ein dicht besätes Hanffeld<br />

gesehen hat, dem ist wahrscheinlich<br />

aufgefallen, dass die Pflanzen<br />

dort außer dem Hauptstamm nur<br />

wenige Seitenzweige aufweisen,<br />

wenn überhaupt. Bei der Ernte<br />

schneiden die Bauern die Spitzen<br />

der Hauptstämme ab, und der Rest<br />

der Stämme wird zur Herstellung<br />

von Fasern und anderen Produkten<br />

verwendet. Sofern eine Pflanze<br />

jedoch genügend Platz um sich<br />

herum hat, kann sie deutlich mehr<br />

Äste und massive Blüten bilden.<br />

Der Grund dafür, dass Pflanzen<br />

auf diese Weise wachsen, ist das<br />

Licht und sein Farbspektrum.<br />

Denn das Licht berührt die unteren<br />

Zweige, durchdringt aber zuerst<br />

die darüberliegenden Blätter.<br />

Dies führt zu Veränderungen des<br />

Farbspektrums und zu einer Zunahme<br />

eines Teils des roten Spektrums,<br />

der als far-red oder ferner<br />

Rotbereich (FR) bezeichnet wird.<br />

Ein höherer Anteil an FR sendet<br />

Signale an die unteren Zweige,<br />

die besagen, dass sie keine idealen<br />

Lichtverhältnisse haben. Daher<br />

reagieren sie mit einer raschen<br />

Wachstumsbeschleunigung, um<br />

direktes Sonnenlicht (bzw. künstliche<br />

Beleuchtung) zu erhalten<br />

und eine Abschattung durch die<br />

darüber liegenden Blätter zu vermeiden.<br />

Wenn die Pflanzen genü-<br />

HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 53


Ohne Biegen des<br />

Zweigs würde diese<br />

Blüte weniger Licht<br />

erhalten und könnte<br />

sich nicht so gut<br />

entwickeln. Wenn<br />

man direkt auf den<br />

Stängel neben der<br />

Blüte schaut, kann<br />

man sehen, wo sie<br />

gebogen wurde.<br />

gend Platz um sich herum haben,<br />

kommen die unteren Zweige früh<br />

aus dem Schatten und beginnen<br />

stärker zu wachsen. Dieser Prozess<br />

führt zu der konischen, etwas<br />

weihnachtsbaumähnlichen Form<br />

ausgewachsener Pflanzen. Wenn<br />

die Samen oder Klone zu nahe<br />

beieinander gepflanzt werden, können<br />

die unteren Zweige also kein<br />

optimales Licht erhalten und ihr<br />

Wachstum bricht wegen des fatalen<br />

Lichtmangels bald ab. Solche<br />

Pflanzen enden schwach, ohne<br />

richtige Blüten und werden schnell<br />

gelb.<br />

Ein weiteres wichtiges<br />

Kriterium ist der Platz, der dem<br />

Wurzelsystem zur Verfügung steht.<br />

Es fällt auf, dass Pflanzen in Töpfen<br />

nur geringfügig breiter werden<br />

als der Topf selbst. Je breiter der<br />

Topf, desto größer ist die durchschnittliche<br />

Breite der Pflanze, die<br />

in den Topf gesetzt wird. Auf der<br />

Grundlage dieser Faktoren entstand<br />

die Methode Sea of Green<br />

(SOG), die oft für die Indoor-Kultur<br />

verwendet wird. Die Pflanzen<br />

werden dicht nebeneinander in<br />

ziemlich enge Töpfe gepflanzt oder<br />

gesät. Das Ergebnis dieses Anbauprozesses<br />

ist ein dichtes Kronendach,<br />

das aus Pflanzen mit einem<br />

Hauptstamm und ein bis vier massiven<br />

Blüten besteht. In einem solchen<br />

Fall ist der Ertrag pro Pflanze<br />

geringer, aber da es mehr Pflanzen<br />

innerhalb der Anbaufläche gibt, ist<br />

der Ertrag pro Quadratmeter gleich<br />

oder sogar höher als beim Anbau<br />

weniger großer Pflanzen. Ein weiterer<br />

Vorteil dieser Technik ist die<br />

Möglichkeit, mehr Ernten pro<br />

Jahr zu erzielen als beim Anbau<br />

großer Pflanzen, die länger wachsen<br />

müssen. Es bedeutet, dass die<br />

Anbaufläche und die verbrauchte<br />

Energie effizienter genutzt werden.<br />

Der Sea of Green kann sowohl von<br />

privaten als auch von kommerziellen<br />

Growern angewendet werden.<br />

Ein wichtiger Faktor für den Erfolg<br />

dieses Verfahrens ist die Wahl der<br />

geeigneten Sorte. Sie sollte niedrig<br />

und nicht zu buschig wachsen.<br />

Um noch bessere Ergebnisse zu<br />

erzielen, empfehle ich, alle unteren<br />

Zweige im Wachstums- oder<br />

frühen Blühstadium zu entfernen.<br />

Dies verbessert den Luftstrom zwischen<br />

den Pflanzen, trägt zur Homogenität<br />

der Kultur bei und erleichtert<br />

die Arbeit nach der Ernte.<br />

Pinching und Pruning<br />

Die beiden Techniken Pinching<br />

und Pruning werden vorwiegend<br />

in kleineren Anbauräumen eingesetzt<br />

und gelten als sehr effektiv.<br />

Pinching, zu deutsch etwa abkneifen,<br />

bedeutet, neue Triebe am<br />

Haupttrieb oder an den Seitenzweigen<br />

zu entfernen. Ziel dessen<br />

ist entweder, die Entwicklung eines<br />

neuen Triebs zu verhindern, was<br />

in der Regel durch Abkneifen der<br />

Seitentriebe geschieht, oder das<br />

vertikale Wachstum der Pflanzen<br />

zu verlangsamen und die Entwicklung<br />

der unteren Triebe zu<br />

fördern, was durch das Abkneifen<br />

des Hauptstamms oder der Spitzen<br />

der Seitenzweige geschehen kann.<br />

Pruning, also das Beschneiden,<br />

hingegen bezeichnet das Entfernen<br />

der Seitenzweige. Nicht alle Seitenzweige<br />

können eine Chance haben,<br />

genügend Licht zu erhalten und<br />

schöne kompakte Blüten zu entwickeln.<br />

Mit einem Rückschnitt kann<br />

man solche Zweige loswerden, die<br />

nicht sehr vielversprechend aussehen<br />

oder anderweitig hinderlich<br />

sind. In den meisten Fällen werden<br />

die endgültigen Buds umso größer<br />

und kompakter sein, je weniger<br />

Blüten die Pflanze erzeugt. Deshalb<br />

beschränken viele Grower<br />

die Anzahl der Zweige durch Beschneiden<br />

auf eine geringe Anzahl<br />

– auf acht, sechs, vier, zwei oder<br />

sogar nur einen Hauptzweig. Selbst<br />

kommerzielle Grower entfernen<br />

oft wenig Erfolg versprechende<br />

Zweige.<br />

Biegen und Umleiten von Zweigen<br />

Die effektivste Form einer Pflanze<br />

ist, wenn all ihre Teile die gleiche<br />

Lichtintensität erhalten. Ein<br />

weiterer, relativ einfacher Schritt,<br />

um dies zu erreichen, besteht darin,<br />

die Zweige so auszurichten,<br />

dass sie sich nicht beschatten oder<br />

berühren. Dabei kann ein unterstützendes<br />

Gärtnernetz oder ein<br />

anderes Material mit Ösen, durch<br />

die die Zweige geleitet werden<br />

können, sehr hilfreich sein. Die<br />

Löcher des Netzes sollten etwa<br />

zehn mal zehn Zentimeter groß<br />

sein und etwa zehn Zentimeter<br />

über den Pflanzen angebracht<br />

werden, die vom Wachstumsstadium<br />

in die Blütephase übergehen.<br />

Überschüssige und aussichtslose<br />

Zweige sollten entfernt werden.<br />

Wenn die Pflanzen wachsen, sollte<br />

man jeden Zweig separat im<br />

Auge halten. Idealerweise wird<br />

jedes Loch im Netz auch genutzt.<br />

Schnell wachsende Zweige können<br />

über das Netz gebogen und<br />

in das nächste freie Loch gelenkt<br />

werden. Das Ergebnis sollte eine<br />

gleichmäßige Blütenwand sein.<br />

Die Methode ist allgemein als<br />

„Screen of Green“ (SCROG) bekannt.<br />

Solch ein Stütznetz wird<br />

nicht nur für Indoor-Kulturen,<br />

sondern auch für den Anbau im<br />

Gewächshaus und sogar im Freien<br />

verwendet. Es dient nicht nur<br />

der besseren Lichtdurchdringung,<br />

sondern auch der Stützung der<br />

Zweige, die sich unter dem Gewicht<br />

der heranreifenden Blumen<br />

oft biegen, an benachbarte Pflanzen<br />

anlehnen oder gar abbrechen.<br />

Und es gibt noch einen weiteren<br />

Vorteil, der verhindert, dass Zweige<br />

nachgeben, denn die Pflanzen<br />

selbst versuchen, derartiges zu verhindern,<br />

indem sie Energie in die<br />

Stärkung der gefährdeten Stängel<br />

oder Zweige investieren. Wenn<br />

Pflanzen in der Natur wachsen,<br />

sind die Stängel und Äste in der<br />

Regel dicker als bei Pflanzen, die<br />

unter kontrollierten Bedingungen<br />

angebaut werden. Der Grund dafür<br />

ist, dass sie gezwungen sind,<br />

mehr Energie in ihre Stabilität<br />

zu investieren, um verschiedenen<br />

Wetterbedingungen wie Wind,<br />

Regen usw. standzuhalten. Diese<br />

Energie kann dann jedoch erschöpft<br />

sein und fehlen, wenn sie<br />

für die Blütenbildung benötigt<br />

wird. Wenn es also gelingt, ein<br />

Nachgeben der Zweige zu verhindern,<br />

kann die Pflanze alle verfügbare<br />

Energie für die Bildung von<br />

Blüten nutzen.<br />

Die Zweige können<br />

auch ohne den Einsatz eines<br />

Netzes auf verschiedene Weise<br />

gebogen werden, etwa mithilfe<br />

54 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>


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Screen of Green<br />

von Gartendraht: wenn man einen<br />

Zweig mit Draht umwickelt,<br />

biegt man ihn in die gewünschte<br />

Form und fixiert den Draht entweder<br />

an der Pflanze selbst oder<br />

am Topf. In diesem Moment zeigt<br />

die Spitze des Zweiges zwar zur<br />

Seite oder nach unten, aber innerhalb<br />

von zehn Minuten zeigt<br />

sie wieder nach oben zum Licht.<br />

Der Draht kann bis zur Ernte am<br />

Zweig belassen oder nach einiger<br />

Zeit gelockert werden. Der Zweig<br />

behält dann gewöhnlich seine<br />

Form. Eine andere Möglichkeit<br />

besteht darin, den Zweig mit<br />

den Fingern sanft an der Stelle<br />

zu reiben, an der man ihn biegen<br />

möchte. Die Faser im Stiel<br />

wird weicher und biegt sich dann<br />

dadurch. Eine weitere Möglichkeit<br />

besteht darin, einen bereits<br />

unflexiblen Zweig zu brechen.<br />

In diesem Fall muss der Zweig<br />

vorsichtig gebogen werden, bis<br />

sich der Faden lockert und biegt.<br />

Dies kann man bei bereits verholzten<br />

Ästen so machen. Junge<br />

56 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>


heißt an den höchstmöglichen Ertrag,<br />

dann hat es tatsächlich einen<br />

Sinn. Und auch eine kleine Korrektur<br />

der Blattzahl ist da keine<br />

Ausnahme. Eine Cannabispflanze<br />

kann etwa dreieinhalb Quadratmeter<br />

Blattfläche pro Quadratmeter<br />

Anbaufläche produzieren.<br />

Diese Blattmenge übersteigt den<br />

tatsächlichen Bedarf für eine gute<br />

Photosynthese und Transpiration.<br />

Daher muss sich niemand scheuen,<br />

einige Blätter zu entfernen, um<br />

eine bessere Lichtverteilung zu<br />

erreichen. Dazu sollte man solche<br />

Blätter wählen, deren Entfernung<br />

tatsächlich merklich mehr Licht<br />

an Stellen, an denen eine höhere<br />

Lichtintensität benötigt wird, bringen<br />

würde. Wenn sich im oberen<br />

Teil der Pflanze ein großes Blatt<br />

befindet, das die Spitzen eines<br />

oder mehrerer Zweige überschattet,<br />

ist es absolut sinnvoll, dieses<br />

zu entfernen. Andererseits gibt es<br />

keinen Grund, ein gesundes Blatt<br />

im mittleren Teil der Pflanze zu<br />

entfernen, das keinen Schatten auf<br />

die Blüten wirft. Wenn man zu oft<br />

und zu viele Blätter entfernt, würde<br />

dies zu einer Verlangsamung<br />

der Photosynthese führen und die<br />

Pflanze unnötig belasten. Zudem<br />

beginnt die Pflanze, neue Blätter<br />

zu bilden, was neben den Energiekosten<br />

oft auch die Qualität der<br />

Blüten mindert, da auch in ihnen<br />

neue Blätter wachsen können.<br />

Temperatur und Lichtintensität<br />

Triebe würden auf diese Weise<br />

vollständig brechen, die Faszikel<br />

würden beschädigt und der Ast<br />

würde austrocknen. Biegen, ohne<br />

Stämme und Äste zu beschädigen,<br />

wird als Low-Stress-Training<br />

bezeichnet, während das Brechen<br />

von Zweigen als High-Stress-Training<br />

bezeichnet wird.<br />

Blätter entfernen<br />

Pflanzen sind schon viel länger<br />

auf diesem Planeten als die<br />

Menschheit und in dieser Zeit<br />

konnten sie sich ideal an die lokalen<br />

Bedingungen anpassen.<br />

Macht es also Sinn, sich in ihr<br />

Wachstum einzumischen? Wenn<br />

wir an die Effizienz denken, das<br />

Zusammenfassend ist festzuhalten,<br />

dass die ideale Form der<br />

Pflanzen in erster Linie durch die<br />

richtige Planung des gesamten<br />

Wachstumszyklus, die richtigen<br />

klimatischen Bedingungen und<br />

eine angemessene Beleuchtung<br />

erreicht werden kann. Die Höhe<br />

der Pflanzen lässt sich auch einfach<br />

durch die Anpassung der<br />

Temperatur im Wachstumsraum<br />

steuern, insbesondere unter vollständig<br />

kontrollierten Bedingungen.<br />

Je größer der Unterschied<br />

zwischen Tag- und Nachttemperaturen<br />

ist, desto schneller wachsen<br />

die Pflanzen. Dazu startet man<br />

den Wachstumszyklus mit einem<br />

Unterschied zwischen Tag- und<br />

Nachttemperatur von 0 bis 2 °C<br />

und vergrößert diesen Unterschied<br />

allmählich, bis der Übergang zur<br />

Blütephase beginnt. Eine ausreichende<br />

Beleuchtungsintensität<br />

stellt auf der anderen Seite sicher,<br />

dass die Pflanzen nicht zu schnell<br />

in die Höhe wachsen.<br />

HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 57


EIN GESPALTENES LAND IST SICH IN EINER SACHE EINIG<br />

NACH US-WAHL 2020:<br />

LANDESWEITE LEGALISIERUNG IN REichweite?<br />

Was für ein Kampf und was für ein Krampf – die US-Wahl im November<br />

2020 hatte es in sich. Bei einer Rekordbeteiligung entfielen fast 74 Millionen<br />

Stimmen auf die Republikaner unter Donald Trump und über 80 Millionen<br />

Stimmen auf Joe Biden und die Demokraten, die damit das Rennen um die<br />

Präsidentschaft machten. Doch richtig genießen können sie ihren Sieg noch<br />

nicht, denn sie werden unentwegt von Donald Trump mit Schmutz und Dreck<br />

beworfen. Wir vom <strong>Highway</strong>-Magazin küren daher einen ganz anderen<br />

Gewinner dieser Wahl: Cannabis. Denn in vier Bundesstaaten stand nicht nur<br />

die Frage nach dem nächsten Präsidenten auf dem Wahlzettel, sondern auch<br />

die Frage, ob Cannabis legalisiert werden soll. Und die Antwort lautete viermal<br />

ja... werfen wir also einen zumindest in dieser Hinsicht neidischen Blick<br />

auf unseren entfernten Verwandten auf der anderen Seite des Atlantiks.<br />

Schaut man als West- oder<br />

Mitteleuropäer, noch dazu<br />

als kiffender und somit<br />

vermutlich halbwegs klar<br />

denkender Mensch nach<br />

Amerika, dann gab es in den letzten<br />

Monaten und Jahren doch einiges,<br />

worüber man sich wundern<br />

musste. Republikanischer Trump-<br />

Kult, QAnon und Hillbillys mit<br />

Schrotflinten kommen einem doch<br />

recht merkwürdig vor und Lieschen<br />

Müller aus Musterstadt fühlt<br />

sich da wohl eher zu den Demokraten<br />

hingezogen, die einen ganz<br />

anderen Menschenschlag vertreten,<br />

etwa tendenziell Großstädter<br />

aus den Küstenstädten, Mitarbeiter<br />

von Tech-Konzernen oder<br />

(zumindest im Gegensatz zu den<br />

Republikanern) annähernd linke<br />

Firmenchefs. Man möchte sich gar<br />

58 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>


nicht vorstellen, wie in den Staaten<br />

so ein Weihnachtsessen mit zehn<br />

Personen abläuft, wenn fünf davon<br />

die Republikaner und fünf davon<br />

die Demokraten gewählt haben.<br />

Viele amerikanische Familien sind<br />

darüber schon zerbrochen und so<br />

kommt das Thema heutzutage bei<br />

solchen Zusammenkünften besser<br />

nicht auf den Tisch, wenn man<br />

den Frieden wahren will. Doch<br />

worüber dann quatschen, bei<br />

welchem Gesprächsstoff könnte<br />

Friede, Freude, Eierkuchen herrschen?<br />

Jetzt, mit dem Beginn der<br />

ersten Zwanzigerjahre des neuen<br />

Jahrtausends gibt es darauf in den<br />

USA eine klare Antwort: Weed.<br />

Marihuana. Cannabis. Egal, ob<br />

Demokraten oder Republikaner –<br />

unterm Strich herrscht Einigkeit:<br />

67 Prozent der amerikanischen Bevölkerung<br />

sind für eine landesweite<br />

und flächendeckende Legalisierung<br />

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von Cannabis,<br />

wie eine große<br />

Umfrage des<br />

Pew Research<br />

Centers aus<br />

dem Jahr 2<strong>01</strong>9<br />

ergab. Nimmt<br />

man noch diejenigen<br />

Amerikaner<br />

hinzu,<br />

die sich lediglich,<br />

aber dennoch<br />

immerhin,<br />

für eine<br />

medizinische<br />

Cannabis-Legalisierung<br />

aussprechen,<br />

dann sind sogar<br />

91 Prozent<br />

aller Amerikaner<br />

für<br />

legale Cannabisprodukte.<br />

Noch zwanzig<br />

Jahre zuvor<br />

wäre dies<br />

nicht möglich<br />

gewesen; vor<br />

fünfzig Jahren,<br />

zu Beginn der<br />

1970er-Jahre<br />

waren sogar<br />

noch 84 Prozent der Amerikaner<br />

gegen eine Cannabis-Legalisierung.<br />

Und nun das: bei den<br />

Präsidentschaftswahlen 2020 wurden<br />

auf Bestreben von Bürgerinitiativen<br />

hin nebenher auch noch<br />

einige andere Abstimmungen<br />

durchgeführt, so etwa in New Jersey,<br />

Arizona, South Dakota und<br />

Montana, wo die Bevölkerung<br />

darüber abstimmen durfte, ob<br />

man sich an das Cannabis-Verbot,<br />

das eigentlich in den Vereinigten<br />

Staaten von Amerika angeordnet<br />

ist, halten möchte – oder lieber<br />

nicht und im eigenen Staat das<br />

grüne Kraut freigibt. So wählten<br />

in Montana und auch South Dakota<br />

die Einwohner mehrheitlich<br />

Donald Trump und die Republikaner,<br />

während sich in Arizona<br />

und New Jersey die Bevölkerung<br />

bei der Wahl für Joe Biden und<br />

die Demokraten entschied. Doch<br />

in einem Punkt waren sich die<br />

Einwohner von allen vier Staaten<br />

einig: Cannabis muss für jede<br />

volljährige Person freigegeben<br />

werden! Entsprechend diesem<br />

Wunsch werden die vier Staaten<br />

nun bald die Legalisierung in die<br />

Tat umsetzen und einen legalen<br />

Verkauf in die Wege leiten. Somit<br />

haben in den USA bereits 15<br />

Staaten (Alaska, Arizona, Colorado,<br />

Illinois, Kalifornien, Maine,<br />

Massachusetts, Michigan, Montana,<br />

Nevada, New Jersey, Oregon,<br />

South Dakota, Vermont und der<br />

Staat Washington) sowie der District<br />

of Columbia (Washington,<br />

D.C.) und die US-Außengebiete<br />

Guam und die Nördlichen Marianen<br />

Cannabis als Genussmittel<br />

vollständig legalisiert. 16 weitere<br />

Bundesstaaten und die Amerikanischen<br />

Jungferninseln haben<br />

den Freizeitgebrauch von Cannabis<br />

inzwischen dekriminalisiert.<br />

Der medizinische Gebrauch (mit<br />

Rezept) ist inzwischen in 35 der<br />

50 Staaten, in vier der fünf Außengebieten<br />

der USA sowie dem<br />

District of Columbia legalisiert.<br />

Mississippi ist der neueste Zugang<br />

auf legal-medizinischer Ebene,<br />

ebenfalls als Nebenprodukt einer<br />

Abstimmung der Wahl vom 3.<br />

November. Die übrigen US-Staaten<br />

haben bis auf Idaho und Nebraska<br />

zumindest CBD freigegeben.<br />

Somit gibt es praktisch kaum<br />

noch Staaten in den USA, wo man<br />

nicht Cannabis in der ein oder anderen<br />

Form legal erwerben kann.<br />

HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 59


Präsident Reagan und McGruff, der Hund<br />

In Oregon gab es ebenfalls im Zuge<br />

der Präsidentschaftswahl einige<br />

weitere interessante Abstimmungen<br />

zum Umgang mit Drogen bzw.<br />

Drogenkonsumenten. Nicht nur<br />

wurden dort auf Wunsch der Bevölkerung<br />

nun geringe Mengen Kokain,<br />

Heroin und Methamphetamin<br />

dekriminalisiert, sondern es wurde<br />

auch Psilocybin legalisiert, der Bestandteil<br />

sogenannter Magic Mushrooms.<br />

Psilocybin wurde durch<br />

die November-Wahl jetzt auch in<br />

Washington, D.C. legalisiert und für<br />

20<strong>21</strong> ist dort eine Abstimmung über<br />

die Freigabe aller kontrollierten<br />

Substanzen vorgesehen. Kassandra<br />

Frederique von der Interessensvertretung<br />

Drug Policy Alliance<br />

kommentierte diesen Vorgang so,<br />

dass die Verabschiedung<br />

dieser Maßnahmen<br />

in<br />

Oregon zeige,<br />

dass die<br />

Wähler auf<br />

einen neuen<br />

Ansatz in der<br />

Drogenpolitik<br />

erpicht<br />

seien, um das<br />

Drogenthema<br />

als Gesundheitsproblem<br />

anzugehen<br />

und der Behandlung<br />

von<br />

Konsumenten<br />

Vorrang einzuräumen.<br />

Sie sagte, dass<br />

sie erwarte,<br />

dass andere<br />

Staaten dem<br />

Beispiel folgen<br />

würden,<br />

etwa Kalifornien,<br />

Vermont<br />

und Washington.<br />

Das Modell<br />

in Oregon<br />

ist übrigens<br />

nach portugiesischem<br />

Vorbild gestrickt,<br />

wo der Besitz von kleinen<br />

Mengen egal welcher Droge nicht<br />

bestraft wird, wodurch Portugal mit<br />

die wenigstens Drogentoten in ganz<br />

Europa hat. All diese neuen Entwicklungen<br />

in den USA lassen die<br />

schnell zu begeisternden unter den<br />

amerikanischen Prohibitions-Kritikern<br />

schon verlocken und den Krieg<br />

gegen die Drogen nicht nur wie üblich<br />

(und absolut berechtigt) für gescheitert<br />

zu erklären, sondern gleich<br />

für beendet. In der öffentlichen Meinung<br />

Amerikas werden inzwischen<br />

sogar auch Drogen wie Pilze, LSD<br />

oder MDMA als potentielle Heilmittel<br />

wahrgenommen. Und wir reden<br />

hier nicht von ein paar Hundert<br />

Leuten, die im VW-Bus oder gar im<br />

Wald wohnen und Tollkirsche zum<br />

Frühstück konsumieren, sondern<br />

von angesehenen Wissenschaftlern<br />

sowie einflussreichen Politikern<br />

und Journalisten, deren öffentliche<br />

Meinung überall in den USA registriert<br />

wird.<br />

Den größten Schritt<br />

nach vorne hat sicherlich der Staat<br />

Oregon unternommen, wo nun<br />

auch harte Drogen dekriminalisiert<br />

sind. Aber auch, wenn sich die Bevölkerung<br />

großteils einig ist – die<br />

Gesetze in den Vereinigten Staaten<br />

unterscheiden sich schon noch stark<br />

und die Unterschiede und Ungerechtigkeiten<br />

sind groß. Viele sitzen<br />

wegen Weed im Knast, ohne jemals<br />

irgendjemandem etwas getan oder<br />

auch nur selbst Gras verkauft zu haben,<br />

teilweise mit unmenschlichen<br />

Strafen. In Alabama sitzt beispielsweise<br />

seit 2<strong>01</strong>1 der behinderte Militär-Veteran<br />

Lee Carroll Brooker im<br />

Gefängnis, weil er damals mit ein<br />

paar Pflanzen zum medizinischen<br />

Eigenanbau erwischt wurde. Da er<br />

20 Jahre zuvor aber schon einmal<br />

wegen eines Raubüberfalls verurteilt<br />

wurde, bekam er für seine Medizin<br />

eine lebenslange Haftstrafe<br />

ohne Möglichkeit auf Bewährung:<br />

für ein paar Gramm Gras verurteilt,<br />

im Knast zu sterben, während anderswo<br />

im Land die Cannabisshops<br />

aus dem Boden sprießen. Der Krieg<br />

gegen die Drogen ist halt vor allem<br />

ein Krieg gegen die eigene Bevölkerung<br />

– und als Resultat gibt es<br />

unter dieser genauso viele Vorstrafen<br />

wegen Drogenbesitzes wie College-Abschlüsse.<br />

Trotz allem sterben<br />

jedes Jahr mehr Amerikaner an<br />

Überdosen als in den kriegerischen<br />

Auseinandersetzungen in Vietnam,<br />

Afghanistan und Irak zusammen<br />

starben. Mehr als 20 Prozent der<br />

weit über zwei Millionen inhaftierten<br />

Amerikaner sitzen wegen<br />

Drogen im Knast, die meisten ohne<br />

sonst irgendetwas verbrochen oder<br />

jemandem geschadet zu haben.<br />

Überproportional häufig betroffen<br />

sind dabei schwarze Amerikaner,<br />

die dreieinhalb mal häufiger das Risiko<br />

fürchten müssen, wegen Weed<br />

eingebuchtet zu werden, als ihre<br />

weißen Mitbürger.<br />

Doch warum ist das so?<br />

Blicken wir zurück auf den Beginn<br />

des Kriegs gegen die Drogen vor<br />

bald fast fünfzig Jahren: der schmierige<br />

und verbrecherische US-Präsident<br />

Richard Nixon von den Republikanern,<br />

so verbrecherisch, dass er<br />

der einzige amerikanische Präsident<br />

der Geschichte war, der jemals zurücktreten<br />

musste (das geschah im<br />

Zuge der Watergate-Affäre), erklärte<br />

in den frühen 1970er-Jahren<br />

den „Krieg gegen die Drogen“, um<br />

Konsumenten, Händler und die<br />

Drogen selbst auszutrocknen und<br />

auszurotten. Welche Drogen? Alle<br />

Drogen! Außer Alkohol, Nikotin<br />

und pharmazeutischen Produkten<br />

selbstverständlich. Warum? Tja, das<br />

ist eine gute Frage. Offenbar nicht,<br />

um die Gesundheit der Bevölkerung<br />

anzuheben, sondern um diese zu<br />

unterdrücken, wie man heute weiß.<br />

John Ehrlichman, von 1969 bis<br />

1973 Nixons Chefberater für innere<br />

Angelegenheiten, eine der Schlüsselfiguren<br />

in der Watergate-Affäre<br />

und dadurch überführter Straftäter,<br />

wurde in den 1990er-Jahren vom<br />

Journalist Dan Baum zum Krieg<br />

gegen die Drogen interviewt und<br />

verriet Schreckliches zu den Motiven<br />

der Nixon-Regierung, damals<br />

den „War on Drugs“ auszurufen,<br />

der seitdem trotz lauter Misserfolgen<br />

anhält: „Die Nixon-Kampagne<br />

1968 und die folgende Regierung<br />

hatten zwei Feinde: die linken<br />

Kriegsgegner und die Schwarzen.<br />

Verstehen Sie, was ich damit sagen<br />

will? Wir wussten, dass wir es<br />

nicht verbieten konnten, gegen den<br />

Krieg oder schwarz zu sein, aber<br />

dadurch, dass wir die Öffentlichkeit<br />

dazu brachten, die Hippies<br />

mit Marihuana und die Schwarzen<br />

mit Heroin zu assoziieren und beides<br />

heftig bestraften, konnten wir<br />

diese Gruppen diskreditieren. Wir<br />

konnten ihre Anführer verhaften,<br />

ihre Wohnungen durchsuchen, ihre<br />

Versammlungen beenden und sie so<br />

Abend für Abend in den Nachrichten<br />

verunglimpfen. Wussten wir,<br />

dass wir über die Drogen gelogen<br />

haben? Natürlich wussten wir das!“<br />

Ganz genau so stellt<br />

man sich das vor. Jedem intelligent<br />

denkendem Menschen ist klar, dass<br />

die Drogenprohibition einfach nicht<br />

funktioniert. Nach Nixon kam<br />

60 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>


Präsident Ronald Reagan mit seiner<br />

Gattin Nancy („Um unserer<br />

Kinder willen flehe ich jeden von<br />

Ihnen an, in Ihrem Widerstand gegen<br />

die Drogen unnachgiebig und<br />

unflexibel zu sein.“), die fast noch<br />

schärfer gegen die Drogen hetzten<br />

und doch in den 1980er-Jahren mitansehen<br />

mussten, wie Kokain und<br />

Crack das ganze Land zersetzten.<br />

Inzwischen weiß auch der letzte,<br />

dass selbst bei diesen Drogen der<br />

„Krieg“ nichts als zusätzliche Opfer<br />

auf allen Seiten bringt, aber gerade<br />

die Amerikaner haben durch<br />

die Crack-Welle des ausgehenden<br />

letzten Jahrtausends und die in den<br />

letzten Jahren aufgekommene katastrophale<br />

Opiod-Welle, die 2<strong>01</strong>9<br />

ganz allein 48.000 Tote einforderte,<br />

erfahren, dass Cannabis nichts mit<br />

alledem zu tun hat und im Vergleich<br />

dazu eine praktisch vollständig<br />

harmlose Droge, ein harmloses<br />

Genussmittel darstellt, ja selbst<br />

deutlich harmloser als die erlaubte<br />

Droge Alkohol. Auch in den<br />

Vereinigten Staaten haben sich die<br />

Befürworter der Prohibition noch<br />

nicht vollständig von der Bildfläche<br />

verabschiedet (auch dort verdienen<br />

ja nicht zuletzt einige Leute<br />

dadurch ihr Geld), aber jetzt, nach<br />

50 Jahren „War on Drugs“ haben<br />

die meisten Amerikaner erkannt,<br />

dass dieser Krieg ein sinnloser und<br />

zerstörerischer ist, der maximal<br />

den Interessen von Drogenkartellen<br />

und Pharmaunternehmen<br />

dient. Klar, die deutsche CDU/<br />

CSU-Mafia lässt sich weiter für<br />

ein paar Extra-Tausender oder ein<br />

bisschen Macht und Größenwahn<br />

von der Pharma- und Alkohollobby<br />

einwickeln, weiterhin Cannabis<br />

zu unterdrücken, aber ausgerechnet<br />

in dem Land, wo offenbar fast<br />

die Hälfte der Bevölkerung wahnsinnig<br />

genug ist, einen offenkundig<br />

menschenverachtenden Freak wie<br />

Donald Trump als Präsidenten haben<br />

zu wollen, sind die Menschen<br />

flächendeckend für die Legalisierung<br />

von Cannabis.<br />

Ganz ausgeglichen ist<br />

die Meinung dazu zwischen Anhängern<br />

der Demokraten und denen<br />

der Republikaner dann aber<br />

doch nicht, wenn man sich die<br />

genauen Zahlen anschaut. Die 67<br />

Prozent der amerikanischen Bevölkerung,<br />

die für eine grundsätzliche<br />

Freigabe von Cannabis als Genussmittel<br />

sind, teilen sich nach den beiden<br />

Parteien derart auf: 55 Prozent<br />

der republikanischen Anhänger<br />

wünschen sich dies auf Bundesebene,<br />

bei den Wählern der Demokraten<br />

sind es sogar stolze 78 Prozent.<br />

Dieses Verhältnis ist nicht nur<br />

der Gesamtdurchschnitt, sondern<br />

kommt auch gut parteiübergreifend<br />

mit der Meinung der 40- bis<br />

75-jährigen Amerikaner überein.<br />

Die Unter-40-Jährigen sind sogar<br />

zu über 70 Prozent für die Legalisierung,<br />

ganz gleich welcher Partei<br />

sie sich zugehörig fühlen. Erst bei<br />

den über 75-jährigen Amerikaner<br />

kehrt sich das Ganze dann ins<br />

Gegenteil um und die Prohibition<br />

findet größere Zustimmung als<br />

die Legalisierung. Unterm Strich<br />

scheint sich die Legalisierung von<br />

zumindest Cannabis also in den<br />

Köpfen der Amerikaner als einzig<br />

richtiger Weg manifestiert zu haben.<br />

Immer mehr Bürgerwahlen<br />

werden in immer mehr US-Staaten<br />

Cannabis legalisieren und unter<br />

den Politikern dieser<br />

ärgert sich niemand<br />

darüber: nicht nur<br />

wird der Wunsch der<br />

Bevölkerung erfüllt,<br />

die Gefängnisse und<br />

die Gemeinden entlastet,<br />

es wird auch<br />

noch verdammt viel<br />

Cannabissteuergeld<br />

in die klammen Kassen<br />

gespült. Jeder ist<br />

ein Gewinner. Der<br />

US-Cannabismarkt<br />

wird auf 34 Milliarden<br />

Dollar im Jahr<br />

2025 geschätzt.<br />

Bevor nun<br />

jeder Staat einzeln<br />

legalisiert, könnte<br />

man doch direkt auf<br />

Bundesebene legalisieren,<br />

mag der ein oder<br />

andere einwenden.<br />

Und richtig, mit dieser<br />

Frage werden sich Joe<br />

Biden, Kamala Harris<br />

und die zukünftige<br />

amerikanische Regierung<br />

beschäftigen.<br />

Nicht nur beschäftigen<br />

müssen, sondern vermutlich<br />

auch beschäftigen<br />

wollen. Wie echte Politiker,<br />

wie Menschen, die tatsächlich etwas<br />

zum Besseren wenden wollen und<br />

nicht nur Jahrzehnte alte, widerlegte<br />

und unwürdige Theorien und Politiken<br />

durchpeitschen, so wie die<br />

unsäglichen Politiker der deutschen<br />

Unionsparteien, die sich in dem<br />

oben bereits wiedergegebenen Zitat<br />

von John Ehrlichman sicherlich<br />

selbst erkennen: „Wussten wir, dass<br />

wir über die Drogen gelogen haben?<br />

Natürlich wussten wir das!“ Deutschen<br />

Cannabisbefürwortern bleibt<br />

somit vor allem vermutlich die Hoffnung<br />

auf eine baldige landesweite<br />

Legalisierung in den USA, damit<br />

sich anschließend auch hierzulande<br />

etwas tut. Und das ist durch die Wahl<br />

von Joe Biden zum Präsidenten auch<br />

deutlich wahrscheinlicher geworden,<br />

als wenn der orangefarbene Donald<br />

Trump wiedergewählt worden wäre.<br />

Wir dürfen also gespannt sein.<br />

HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 61


Kampf dem Pappmaul! Eine<br />

der nervigsten Nebenerscheinungen<br />

des Cannabis-Konsums<br />

ist und bleibt der<br />

MOUTHWATERING MINTS<br />

Lutschpastillen<br />

trockene Mund. Klar, Bonbons,<br />

Fruchtgummis etc. helfen natürlich<br />

auch, aber in den USA hat<br />

z. B. bei dabbing.de<br />

man in Sachen „cotton mouth“<br />

noch einen Schritt weiter gedacht.<br />

Flintts Mouthwatering Mints enthalten Spilanthol, ein Alkalamid,<br />

das aus der Parakresse gewonnen wird und neben einem leichten Kribbeln<br />

auf der Zunge für einen fühlbar verstärkten Speichelfluss sorgt. Erhältlich<br />

sind die Bonbons in den drei Geschmacksrichtungen Minze, Zitrone,<br />

Kirsche und, je nach Wirkstoffgehalt, in verschiedenen „Mundbewässerungs-Stärken“.<br />

Tierfreunde aufgepasst! Wie<br />

wäre es mit dem bis dato einzigen<br />

Katzen-Spielzeug, das Kitty Doobie<br />

sowohl den Stubentiger selbst als<br />

Tierspielzeug<br />

auch seinen cannabisaffinen Dosenöffner<br />

gleichermaßen erfreut? etsy.com<br />

Der gehäkelte Joint enthält natürlich<br />

keinerlei Weed, dafür aber etwas,<br />

das Samtpfoten eh viel lieber<br />

mögen: Katzenminze. Die ist übrigens in einer Art Teebeutel im Inneren des<br />

Doobies gesichert, sodass nichts herausfallen kann. Wer also demnächst keine<br />

Lust hat, schon wieder alleine zu smoken, der reiche seinem felligen Freund<br />

doch mal den Katzenjoint von etsy-Verkäufer illumiknitiDesign. Mit einem<br />

Preis von knapp unter sieben Euro für ein handgefertigtes Einzelstück halten<br />

sich die Anschaffungskosten in Grenzen, das Tier ist happy, die Vorraussetzungen<br />

für Dutzende witzige Katzenfotos und -Videos geschaffen und das alleine<br />

Rauchen gehört ein für allemal der Vergangenheit an. Witzige Idee aus Kanada!<br />

So wie auch bei den anderen<br />

beiden Goodies, die<br />

wir oben vorgestellt haben, MoodPICKS<br />

handelt es sich bei diesem Produkt<br />

aus Israel um eine echt ori-<br />

CBD<br />

ginelle Idee: wer auf die Wirkung trichomeshell.com<br />

von CBD abfährt oder einfach<br />

gerade ein besonders THC-reiches<br />

Weed am Start hat, kann<br />

sich in Zukunft einfach einen sogenannten Moodpick in den Joint schieben.<br />

Die sehen im Grunde aus wie etwas zu kurz geratene Zahnstocher (daher<br />

die Anlehnung an das englische „Toothpick“), bestehen zu hundert Prozent<br />

aus natürlichem, rauchbarem Material und enthalten exakt 100 Milligramm<br />

CBD pro Stück für die volle Dosis Cannabidiol. Nur günstig sind die Dinger,<br />

zumindest zum jetzigen Zeitpunkt, noch nicht so wirklich: für gerade einmal<br />

fünf „Picks“ muss man rund 30 Euro latzen. Auf die ebenfalls erhältliche<br />

THC-Variante muss man als Europäer leider bis auf Weiteres verzichten.<br />

Unter dem Zusatz „Anbau,<br />

Ernte und Konsum“ veröffentlicht<br />

unser Do-it-yourself-Spezialist<br />

Chuck Lore bereits<br />

Cannabis<br />

Fachliteratur<br />

die zweite Auflage seines 2<strong>01</strong>7<br />

erschienen „Cannabis“-Buchs in<br />

nachtschatten.ch<br />

Kooperation mit dem Schweizer<br />

Nachtschattenverlag. Die Neuauflage<br />

umfasst neben einigen,<br />

dem technischen Fortschritt geschuldeten, inhaltlichen Änderungen und Erweiterungen<br />

auch ein neues Erscheinungsbild, ein handlicheres Format und<br />

endlich auch zahlreiche Abbildungen. Gerade für Einsteiger in die Materie<br />

ist das Werk sehr gut geeignet und beleuchtet neben dem obligatorischen<br />

Anbau auch ansonsten oft Vernachlässigtes zum Themenkomplex Konsum.<br />

62 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>


Hin und wieder<br />

kommt man nicht<br />

umhin, an Orten<br />

Philter „Pocket“<br />

zu rauchen, an denen<br />

Luftfilter<br />

dies nicht erwünscht<br />

ist. Sei es das heimische<br />

philterlabs.com<br />

Schlafzimmer oder die<br />

Toilette im Zug, manchmal<br />

muss man sich eben<br />

zurückhalten. Wer das partout nicht kann oder möchte, aber auch<br />

kein Interesse an einer Staubsauger-Operation wie im Kifferfilm<br />

„Lommbock“ hat, für den könnte der mobile Filter von Philter<br />

Labs etwas sein. Die Verwendung ist denkbar einfach: kräftig am<br />

Joint oder Vapo ziehen, den Qualm einhalten und in das Mundstück<br />

des Philters (der übrigens selbst wie ein kleiner Vapo aussieht)<br />

hineinpusten. Auf diese Weise gelangt nur noch ein Bruchteil des<br />

Rauchs in die Raumluft und für Diskretion ist gesorgt. Man sollte<br />

sich allerdings im Klaren darüber sein, dass das Hineinblasen des<br />

Qualms in den Filter ein ein wenig Kraft in der Lunge erfordert.<br />

Das geht beim ähnlich gelagerten SmokeBuddy zwar leichter, doch<br />

dafür ist dieser nicht so klein und unscheinbar wie das Gerät aus<br />

dem Hause Philter Labs.<br />

So schlimm ist die Apokalypse scheinbar gar nicht<br />

STONER WATCHLIST<br />

Wow, was für eine Riesen-Sause!<br />

Bei This<br />

Is The End handelt<br />

es sich um eine randvoll<br />

gepackte Wundertüte<br />

von Film. Wo sonst kann<br />

man bitteschön in gut anderthalb<br />

Stunden die nahende Apokalypse,<br />

einen Exorzismus, dämonische<br />

Höllenhunde sowie einen Auftritt<br />

der Backstreet Boys erleben – und<br />

dabei auch noch herzhaft lachen?<br />

In Zeiten glattgebügelter und<br />

tot-getesteter Mainstream-Unterhaltung<br />

sind solche wilden Ritte<br />

auf der großen Leinwand rar gesät.<br />

Hollywoods Vorzeige-Stoner<br />

Seth Rogen, der diesmal vor und<br />

hinter der Kamera sowie als Autor<br />

aktiv war, rief – und all die<br />

üblichen Verdächtigen sind aus<br />

ihren Löchern gekommen, um bei<br />

dieser fetten Party dabei zu sein:<br />

James Franco, Jay Baruchel, Jonah<br />

Hill, Danny McBride, Jason<br />

Segel, Michael Cera, Channing<br />

Tatum, Rihanna – und wohl noch<br />

mindestens zehn weitere Stars, die<br />

dem Autor bei dem mörderischen<br />

Tempo, das der Film vorlegt, wohl<br />

entgangen sind. Zugegeben, einige<br />

haben nur kurze Cameo-Auftritte<br />

am Rande (Rihanna etwa segnet<br />

bereits nach gut 15 Minuten das<br />

Zeitliche), aber die fallen dafür teilweise<br />

derart aus der Rolle (Tatums<br />

Auftritt gegen Ende muss man sehen,<br />

um es zu glauben), dass man<br />

angesichts des Gezeigten nur den<br />

Hut vor so viel Selbstironie ziehen<br />

kann. Gut, vom Plot darf man<br />

jetzt nicht zu viel erwarten, aber<br />

auf die Idee kommt man erst gar<br />

nicht – als Sammelbecken für die<br />

von der Leine gelassenen Stars,<br />

allerhand Skurrilitäten und filmhistorischen<br />

Querverweise funktioniert<br />

er prächtig. Worum es<br />

geht, ist schnell erzählt: während<br />

einer Party in der Villa von James<br />

Franco bricht die Apokalypse über<br />

L.A. herein, der Erdboden bricht<br />

This Is The End<br />

Horror-Komödie<br />

USA<br />

Erscheinungsjahr: 2<strong>01</strong>3<br />

Regie: Seth Rogen, Evan Goldberg<br />

Länge: 107 Minuten<br />

Mit Seth Rogen, Jonah Hill, James Franco,<br />

Jay Baruchel, Danny McBride<br />

auf, Feuerstürme überziehen das<br />

Land. Nur einer kleinen Gruppe<br />

von Überlebenden gelingt es, sich<br />

in der Villa zu verschanzen. Doch<br />

die Katastrophe ist damit noch<br />

längst nicht überstanden...<br />

Was This Is The End<br />

abgesehen von der wilden Genre-Mixtur<br />

(Horror- und Katastrophenfilm,<br />

Fantasy, Komödie,<br />

Kammerspiel, Hollywood-Satire,<br />

Musical) und des massiven<br />

Star-Aufgebots so einzigartig<br />

macht, ist, dass die Figuren allesamt<br />

sich selbst spielen. Was bei<br />

einer weniger selbstbewussten<br />

Produktion schnell gimmickhaft<br />

wirken kann, sorgt hier für Lachkrämpfe,<br />

da wirklich keiner der<br />

Protagonisten beim Self-Roasting<br />

geschont wird – im Gegenteil.<br />

Allein, wie Michael Cera zu Beginn<br />

des Films sein Softie-Image<br />

als Koks- und Nuttensüchtiger<br />

Creep konterkariert, ist Gold<br />

wert. Und das Beste: da hat der<br />

Film gerade mal den ersten Gang<br />

eingelegt. Löblich auch, dass die<br />

zahlreichen computergenerierten<br />

Spezialeffekte deutlich besser<br />

sind, als es für einen Film dieser<br />

Bauart eigentlich nötig gewesen<br />

wäre. Ansonsten merkt man<br />

den Darstellern zu jeder Zeit an,<br />

dass sie beim Dreh eine Menge<br />

Spaß gehabt haben müssen, was<br />

schnell auf den Zuschauer überspringt.<br />

Und wenn die ganze<br />

Bande am Ende zusammen mit<br />

den Backstreet Boys ein Ständchen<br />

zum Besten gibt, dann kann<br />

man nicht anders als bester Laune<br />

auf dem Sofa zu verbleiben.<br />

Was kann man in diesen Zeiten<br />

mehr von einer Komödie verlangen?<br />

Übrigens: am besten funktioniert<br />

der Film natürlich, wenn<br />

man ihn zusammen mit ein paar<br />

guten Freunden (aber nicht zu<br />

vielen), guten Joints und, diesmal<br />

besonders wichtig, im englischen<br />

Originalton, schaut.<br />

HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 63


HÖRT, HÖRT!<br />

„DER GRÖSSTE UND DÜMMSTE<br />

KRIEG ALLER ZEITEN.“<br />

Andreas Kunz über den „War on Drugs“ (derbund.ch)<br />

PinNwand<br />

@bolando.bolado<br />

@dsybot<br />

@kranzulrich<br />

@rastammarket<br />

„Aber mit den Jahren<br />

wurde mir klar, dass<br />

ich nicht nur Musik für<br />

Jugendliche mache, sondern<br />

auch Millionen von<br />

erwachsenen Menschen<br />

erreiche. Jene werden<br />

wegen ihrem Konsum als<br />

Kriminelle verfolgt,<br />

bestraft und letztlich<br />

noch stigmatisiert. Und<br />

andere dürfen freudig<br />

weiter saufen. Diese<br />

Ungerechtigkeit überwog<br />

so stark, dass ich<br />

für mich entschied, zum<br />

Sprachrohr zu werden.“<br />

GReeeN,<br />

Pop-Star<br />

„Weil Cannabis sehr abhängig<br />

machen kann und<br />

die seelische Entwicklung<br />

ausbremst. Es hat<br />

auch andere, negative<br />

Konsequenzen. Ich fühle<br />

mich vielleicht ruhig<br />

im Kopf, aber ich<br />

kann mich im Unterricht<br />

nicht mehr konzentrieren,<br />

lerne nicht mehr<br />

so gut. Eine geeignete<br />

Medikation bei ADHS<br />

kann Methylphenidat,<br />

zum Beispiel Ritalin,<br />

sein. Sie helfen und<br />

machen nicht abhängig.“<br />

Christoph Möller,<br />

Jugendpsychiatrie-Chefarzt<br />

„Das Problem der aktuellen<br />

Drogenpolitik besteht<br />

darin, dass viele Facetten<br />

der Suchtproblematik im<br />

Jahresbericht systematisch<br />

ausgeklammert werden.“<br />

Dr. Heino Stöver,<br />

Suchtforscher, über den<br />

Drogen- und Suchtbericht<br />

2020 der Bundesregierung<br />

„Vor fast genau zwei<br />

Jahren wurde in Kanada<br />

Cannabis legalisiert.<br />

Die Regelungen dort<br />

sind so nah an unserem<br />

grünen Cannabiskontrollgesetz,<br />

dass nicht<br />

auszuschließen ist, dass<br />

Justin Trudeau und seine<br />

Beraterinnen und Berater<br />

ursprünglich mal einen<br />

Blick auf unseren Vorschlag<br />

geworfen haben.“<br />

„Die Präventionskampagne<br />

der Drogenbeauftragten<br />

zum Cannabis-Konsum von<br />

Jugendlichen [Mach dich<br />

schlau!] agiert schon<br />

wieder mit dem erhobenen<br />

Zeigefinger und wird<br />

genauso verstauben wie<br />

viele andere vorher.“<br />

Dr. Kirsten<br />

Kappert-Gonther,<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

„Der Fall Tobias<br />

Pietsch zeigt: Die<br />

Staatsanwaltschaft beharrt<br />

auf Paragrafen;<br />

das Gericht scheint<br />

schon einen Schritt<br />

weiter zu sein. Der<br />

Weg zu einer Legalisierung<br />

– an der, wenn<br />

man es unvoreingenommen<br />

betrachtet, im <strong>21</strong>.<br />

Jahrhundert kein Weg<br />

vorbeiführt − wird aber<br />

noch ein weiter sein. “<br />

Karl Kovacs,<br />

Badische Zeitung,<br />

zum „Hanfnah“-Prozess<br />

„Ich will legal kiffen,<br />

weil ich mit Alkohol<br />

immer so scheiße bin.“<br />

Hella von Sinnen,<br />

DHV-Promi-Kampagne<br />

„Der Bericht enthält 30<br />

Fotos der Drogenbeauftragten.<br />

Er dient offenbar<br />

in erster Linie der<br />

Selbstdarstellung von<br />

Frau Ludwig.<br />

Dieser Drogen- und Suchtbericht<br />

ist einfach nur<br />

peinlich.“<br />

Dr. Wieland Schinnenburg,<br />

FDP, über den Drogen- und<br />

Suchtbericht 2020<br />

„Mehr denn je liest sich<br />

der diesjährige Drogen-<br />

und Suchtbericht<br />

wie eine Erfolgsstory<br />

deutscher Drogenpolitik.<br />

Der Schwerpunkt auf die<br />

Prävention blendet aber<br />

die negativen Folgen der<br />

Repressionspolitik fast<br />

gänzlich aus.“<br />

Niema Movassat,<br />

DIE LINKE, über den<br />

Drogen- und<br />

Suchtbericht 2020<br />

„Ich habe als Arzt mit<br />

der Verordnung von medizinischem<br />

Cannabis<br />

beispielsweise bei chronischen<br />

Schmerzsyndromen<br />

sehr gute Erfahrungen<br />

gemacht. Kein Rauschmittel<br />

ist ohne Risiko. Alkohol<br />

und Nikotin richten<br />

ganz legal extrem<br />

viel Schaden an und der<br />

Staat verdient daran.“<br />

Peter Zamory,<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

„Ne fette Cannabis-<br />

Steuer und alle sind<br />

glücklich!“<br />

Claus Dieter Clausnitzer,<br />

DHV-Promi-Kampagne<br />

64 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>


WORTSALAT<br />

In diesem Buchstabensalat verstecken sich fünf Begriffe<br />

mit Cannabis-Bezug. Um welche Wörter handelt es sich?<br />

L<br />

I<br />

H<br />

M<br />

X<br />

L<br />

X<br />

K<br />

C<br />

K<br />

K<br />

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O<br />

W<br />

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K<br />

O<br />

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X<br />

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M<br />

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M<br />

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L<br />

D<br />

I<br />

SUCHBILD<br />

„Les Fumeurs de KiFF“ (1887)<br />

ÖlGemälde von Gabriel Ferrier<br />

Fünf Fehler haben sich im unteren Bild eingeschlichen.<br />

Wer hat ein gutes Auge und spürt sie alle auf ?<br />

K<br />

Wortsalat: URINTEST, SKUNKY, VIERZWEINULL, ACTITUBE, GRENZWERT Quiz: mortler Suchbild: siehe nächste Seite<br />

Diese Wörter sind versteckt:<br />

Cannabis-Quiz<br />

1 URINTEST 2 URININSTINKT 3 ACTITUBE<br />

4 ACTIVISION 5 SKUNKY 6 SKURRSKURR<br />

7 GRENZWERT 8 GRENZENLOS 9 VIERZWEINULL<br />

10 VIERHUNDERTZWEI<br />

An dieser Stelle warten sieben knifflige Fragen zum<br />

Thema Cannabis auf die Leserschaft, mit denen das<br />

eigene Fachwissen unter Beweis gestellt werden kann.<br />

Quelle: http://suchsel.bastelmaschine.de<br />

Aus den richtigen Antworten ergibt sich dann das<br />

gesuchte Lösungswort. Viel Spaß!<br />

Welcher Promi ist DHV-Testimonial?<br />

m) Mark Benecke i) Otto s) Sido t) Olaf Scholz<br />

Wie hieß der erste Bundesdrogenbeauftragte der BRD?<br />

a) Lindner o) Lintner s) Linde e) Lindemann<br />

Welcher US-Bundesstaat beschloss kürzlich die Legalisierung?<br />

r) Arizona f) Utah h) Colorado v) Idaho<br />

Wer trug im Bundestag einen Mund-Nase-Schutz mit Hanf-Muster?<br />

t) N. Movassat d) S. Pilsinger s) A. Gauland l) A. Merkel<br />

Wieviele Neuseeländer stimmten im Referendum gegen Cannabis?<br />

a) 30 % b) 78 % v) 46 % l) 50,7 %<br />

Welche Cannabissorte existiert nicht?<br />

f) Versace n) Gelato k) Chanel #5 e) Hilfiger OG<br />

Welche Brauerei investiert kürzlich in ein Cannabisunternehmen?<br />

h) Diebels t) Radeberger e) Paulaner r) Bitburger<br />

Die nächste<br />

<strong>Ausgabe</strong> des <strong>Highway</strong>-Magazins<br />

ist ab dem 23. Februar 20<strong>21</strong><br />

am gut sortierten Kiosk und Im HEad-/<br />

Grow-Shop erhältlich!<br />

HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 65


Mehr Händler auf <strong>Highway</strong>-Magazin.de<br />

FACHHäNDLER DEUtschland<br />

Growshop Headshop Grow- und Headshop<br />

PLZ (DE) Name Stadt Straße www.<br />

04105 Kif-Kif Leipzig Kurt-Schumacher-Str. 39 kif-kif.de<br />

06108 Ketama Damba Halle Ludwig-Wucherer-Str. 33 die-kraeuterhexe.de<br />

06110 Hanf-Box Halle Böllberger Weg 6 ak-seeds.com<br />

1<strong>01</strong>78 Hanfmuseum Berlin Mühlendamm 5 hanfmuseum.de<br />

10243 Udopea Berlin Berlin Warschauerstr. 72 udopea.de<br />

10249 Klaus der Gärtner Berlin Strassmannstr. 1 klausdergärtner.de<br />

10317 Buschmann-Shop Berlin Archibaldweg 26 buschmannshop.de<br />

10437 Kaya Foundation Berlin Schliemannstr. 26 kayagrow.de<br />

10969 Gras Grün Berlin Ritterstr. 43 grasgruen.de<br />

12049 Pegasus Berlin Mahlowerstr. 2 pegasus-unleashed.com<br />

1<strong>21</strong>09 Greenlight-Shop Berlin Ullsteinstr. 73 greenlight-shop.de<br />

12435 Verdampftnochmal Berlin Karl-Kunger-Str. 28 verdampftnochmal.de<br />

13347 Sun Seed Bank Berlin Amsterdamer Str. 23 sun-seed-bank.de<br />

18057 Pegasus Rostock Barnstorfer Weg 23 pegasus-unleashed.com<br />

24114 Flower-Power-Kiel Kiel Sophienblatt 80 flower-power-kiel.de<br />

26112 Fantasia Oldenburg Staulinie 16/17 fantasia-ol.de<br />

26954 Black Sheep Nordenham Atenser Allee 20 nicht vorhanden<br />

32052 Chalice Herford Herford Steinstr. 22 chalice-grow.de<br />

34117 Jelly Joker Kassel Neue Fahrt 3 jelly-joker.de<br />

37124 U-Farm Rosdorf Hambergstr. 1 u-farm.de<br />

4<strong>21</strong>03 Halloween-Store Wuppertal Neumarktstr. 35 halloween-stores.de<br />

45127 Krazy8 Essen Viehofer Str. 28 nicht vorhanden<br />

45127 Weedzz Recklinghausen Münsterstr. 13-15 weedzz.de<br />

45879 Cheech Gelsenkirchen Kirchstr. 37 cheech-headshop.de<br />

49090 Chalice Osnabrück Osnabrück Kirksweg 8 chalice-grow.de<br />

52076 Skilled Staff Aachen Werkstr. 30 shop.skilledstaff.rocks<br />

58135 Imagro Hagen Swolinzkystr. 3 imagro.de<br />

58706 Green Gates Menden Neumarkt 11 www.green-gates.de<br />

59348 GBK – Gärtnereibedarf Kortmann Lüdinghausen Olfener Str. 112 gbk-shop.de<br />

60311 Neutral Frankfurt am Main Fahrgasse 97 neutral-ffm.net<br />

60486 Mr. Nice Shop Frankfurt am Main Große Seestr. 36 mr-nice-shop.com<br />

60594 Bong Headshop Frankfurt am Main Elisabethenstr. <strong>21</strong> bong-headshop.de<br />

61348 Nasha Head- & Growshop Bad Homburg Obergasse 5 nasha-grow.de<br />

64283 Growshop Darmstadt Elisabethenstr. 34 growshopda.de<br />

68159 New Asia Headshop Mannheim F1, 10 (Nähe Paradeplatz) new-asia-headshop.de<br />

69254 Kalidad Malsch Am Bahnhof 6 kalidad.de<br />

7<strong>01</strong>78 Ivory Stuttgart Marienstr. 32 ivory-stuttgart.de<br />

7<strong>01</strong>78 Rauchbombe Stuttgart Tübinger Str. 85 rauchbombe-stuttgart.de<br />

73037 Glasshouse Göppingen Jahnstr. 86 ghouse.de<br />

73037 Nirwana Raucherladen Schrozberg Bahnhofstr. 13 nicht vorhanden<br />

76133 Glasgalerie Karlsruhe Zähringerstr. 49 nicht vorhanden<br />

76646 Planet Blunt Bruchsal Bannweideweg 4 planet-blunt.de<br />

76646 Das Gewächshaus Bruchsal Bannweideweg 4 sgwaechshaus.de<br />

77933 Hanfnah Lahr Werderstr. 28 hanfnah.de<br />

79102 Hanfnah Freiburg Schützenallee 3 hanfnah.de<br />

79540 Hanfnah Lörrach Basler Str. 86 hanfnah.de<br />

81677 Hanf – der etwas andere Bioladen München Einsteinstr. 163 hanfbioladen.de<br />

85077 Smart City Garden Manching Weberstr. 2 smartcitygarden.de<br />

90439 my420gadgets Nürnberg Schweinauer Str. 56 my420gadgets.de<br />

93047 Hempy’s Shop Regensburg Wahlenstr. 23 hempy.de<br />

93055 GrowArt Profitechnik Regensburg Auweg 42a growartprofitechnik.de<br />

94032 Geko Passau Brunngasse 27 geko-garten.de<br />

94113 Geko Garten Tiefenbach Unterkaining 2 geko-garten.de<br />

94315 Hempy’s Shop Straubing Am Platzl 41 hempy.de<br />

97506 Karma Grafenrheinfeld Marktplatz 4 nicht vorhanden<br />

99734 Plantplanet Nordhausen Wallrothstr. 8b plantplanet.de<br />

Verlag<br />

Four Twenty Solutions GmbH<br />

Obergrünewalder Str. 3,<br />

4<strong>21</strong>03 Wuppertal<br />

Telefon: 0202/37909957<br />

Mail: info@highway-magazin.de<br />

Web: www.highway-magazin.de<br />

Chefredakteur<br />

Paddy Schmidt (ViSdPR)<br />

Ehren-Chefredakteurin der <strong>Ausgabe</strong><br />

Doreen<br />

Autoren<br />

Mr. Haze Amaze<br />

Jörg Auf dem Hövel<br />

Leonardo Bardelle<br />

Steffen Dietrich<br />

Dr. Dope<br />

Christian Fromm<br />

Gregor Fröhlich<br />

Mr. José<br />

Chuck Lore<br />

Lorenz Minks<br />

Iven Sohmann<br />

Fotografen<br />

siehe Bildnachweise auf dieser Seite<br />

Illustrationen & Layout<br />

John Ahrens<br />

Matthieu Lambert<br />

Paco Ramírez<br />

Abo und Händler-Abonnement<br />

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AGB und Infos hierzu unter<br />

www.highway-magazin.de<br />

Vertrieb<br />

IPS Pressevertrieb GmbH<br />

Postfach 12 11<br />

53334 Meckenheim<br />

Telefon: 02225-88<strong>01</strong>0<br />

Mail: info@ips-pressevertrieb.de<br />

Druck<br />

Dierichs Druck+Media GmbH & Co. KG<br />

Frankfurter Straße 168<br />

341<strong>21</strong> Kassel<br />

Erscheinungsweise<br />

zweimonatlich<br />

IMPRESSUM<br />

66 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong><br />

BILDNACHWEISE HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong><br />

Titel: Mossy Giant, „Big Trees“<br />

Seite 6-7: picture alliance / ZUMAPRESS.com | El Universal<br />

Seite 17: Blue and White election campaign<br />

Seite 20,<strong>21</strong>: Adobe Stock/Thomas Pajot<br />

Seite 22-23: Adobe Stock/Thomas Pajot<br />

Seite 30-33: Der Gärtner von Grafing<br />

Seite 36: <strong>Highway</strong>/Adobe Stock/Thomas Pajot<br />

Seite 37 oben: Leap Deutschland<br />

Seite 37 unten: cannabisnormal.de<br />

Seite 38: strafverteidiger-bremen.de<br />

Seite 42-49: Mossy Giant, www.mossygiant.com<br />

Seite 50-51: Cannadips<br />

Seite 52-57: Mr. José<br />

Seite 63: Sony Pictures Releasing<br />

Wir möchten darauf hinweisen, dass Erwerb, Verkauf und<br />

Besitz von Cannabis in den meisten Staaten nach wie vor<br />

illegal ist. Ebenfalls ist der Anbau von Cannabis in den<br />

meisten Staaten verboten und kann ohne Ausnahmegenehmigung<br />

mit empfindlichen Strafen belegt werden. Vorliegendes<br />

Magazin dient der Aufklärung und Information und soll<br />

keine Anleitung oder Aufforderung zum Konsum, Erwerb,<br />

Verkauf oder Anbau von illegalen Drogen darstellen.<br />

Nachdruckgenehmigungen<br />

Nachdruckgenehigungen für Texte, Fotos<br />

und Grafiken und Aufnahme in elektronische<br />

Datenbanken und Mailboxen<br />

nur mit schriftlicher Genehmigung des<br />

Verlags. Ausgenommen sind die auf Seite<br />

74 aufgeführten Fotos und Grafiken mit<br />

Creative-Commons-Lizenzen.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte,<br />

Bilder, Dateien und Datenträger übernimmt<br />

der Verlag keine Haftung. Kürzungen von<br />

Leserbriefen und Beiträgen vorbehalten.<br />

Suchbild-Lösung


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68 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>

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