Highway-Ausgabe 01/21
Das Magazin rund um dein liebstes Kraut
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DAS CANNABIS-MAGAZIN<br />
HIGHWAY-MAGAZIN.DE<br />
<strong>01</strong>/<strong>21</strong> – NR. 30<br />
JANUAR/<br />
FEBRUAR 20<strong>21</strong><br />
DE 1,90 €<br />
AT 1,90 €<br />
CH 4,20 SFR<br />
1,9o<br />
EURO<br />
GUT IN FORM<br />
AUF BIEGEN UND<br />
BRECHEN:<br />
EFFIZIENTER<br />
GROWEN<br />
GUERILLA-<br />
GROW-<br />
GUIDE<br />
GARANTIERT<br />
GUT GETARNT<br />
IM GEHÖLZ<br />
US-WAHL<br />
NEUE DROGEN-<br />
POLITIK:<br />
DAS ENDE DES<br />
„WAR OF DRUGS“<br />
MYSTERIÖS<br />
INTERVIEW MIT<br />
DEM GEHEIMNIS-<br />
VOLLEN „GÄRTNER<br />
VON GRAFING“<br />
WEED-KUNST<br />
DIE VERRÜCKTEN<br />
POSTER DES<br />
AMSTERDAMERS<br />
„MOSSY GIANT“<br />
LEGAL-DEBATTE<br />
DIE DÜMMSTEN<br />
CANNABIS-ZITATE<br />
AUS DEM<br />
BUNDESTAG
2 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong><br />
Samenwahl
Alternativ-Cover und<br />
Lesetipps Januar/Februar 20<strong>21</strong><br />
S. 28 | DER Gärtner von Grafing<br />
S. 42 | MOssy Giant<br />
Paddy Schmidt<br />
Chefredakteur<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
da war sie nun, die Wahl zum 46. Präsidenten der Vereinigten<br />
Staaten von Amerika. Nicht zuletzt erfreulich für die Cannabisbranche,<br />
hat Joe Biden von den Demokraten das Rennen<br />
gemacht. Und Trump wird nun nicht nur wie schon seit Jahren<br />
vom <strong>Highway</strong>-Magazin, sondern auch endlich von vielen<br />
weiteren angesehen Medien weltweit als das dargestellt und<br />
behandelt, was er ist: ein brabbelnder, soziopathischer Idiot.<br />
Während die Amerikaner über das Amt des Präsidenten abstimmten,<br />
stand in vier der fünfzig Bundesstaaten allerdings<br />
auch gleichzeitig die Frage, ob Cannabis legalisiert werden<br />
soll, auf dem Wahlzettel. Und tatsächlich – in dieser Hinsicht<br />
sind die Amerikaner inzwischen mehr als geeint: in allen vier<br />
Bundesstaaten (Arizona, Montana, New Jersey und South Dakota)<br />
stimmten die Bürger für die Legalisierung von Cannabis<br />
zum Freizeit-Vergnügen, während dort ansonsten keinerlei Einigkeit<br />
herrschte: zwei dieser Staaten stimmten für die Demokraten<br />
und zwei für die Republikaner.<br />
Der Sieg der Demokraten wird die Cannabisbranche jedenfalls<br />
langfristig weltweit beflügeln. Und Trump, auch wenn wieder<br />
aus dem Präsidentenamt enthoben, wird weiter bösartiges und<br />
menschenfeindliches Zeug absondern, um sich die Taschen<br />
vollzustopfen, und sich entgegen aller Fakten – entgegen der<br />
Realität – von nichts und niemandem belehren lassen und<br />
dabei furchtbare Frisuren tragen und zu seinen Aussagen passende<br />
lächerliche Grimassen schneiden. An wen erinnert uns<br />
das? Richtig, an die deutsche Drogenlügenbeauftragte Daniela<br />
Ludwig. Auch sie kämpft einen Kampf, einzig und allein, um<br />
reiche Menschen noch reicher zu machen – und das auf Kosten<br />
von Drogenkonsumenten in ganz Deutschland, deren Leben<br />
durch die Prohibition verschlechtert und in einigen Fällen<br />
gänzlich zerstört wird. Keine Lüge, keine dämliche Aussage,<br />
keine patzige Verweigerung von Antworten ist ihr zu dumm,<br />
der CSU-getreuen Pudeldame.<br />
Und natürlich liest man uns auch im Amt der Drogenbeauftragen<br />
besonders gerne, denn in so einer <strong>Highway</strong>-<strong>Ausgabe</strong><br />
steckt für jeden etwas. Doch auch uns hat Corona das Leben<br />
in diesem Jahr sehr schwer gemacht und trotzdem haben wir<br />
versehentlich den Preis von <strong>Highway</strong> sogar auf 1,90 Euro pro<br />
Magazin abgesenkt. Wer deswegen ein schlechtes Gewissen<br />
hat, kann uns nun über Patreon unterstützen. Das ist mittels<br />
www.patreon.com/highway420 mit ein paar Klicks erledigt<br />
und bereits ab einem Euro pro Monat möglich. Ab 4,20 Euro<br />
ist ein dickes Geschenkpaket enthalten: vollständiges E-Paper-Archiv,<br />
Messetickets, ein <strong>Highway</strong>-Print-Abo zu euch nach<br />
Hause (Versand weltweit inklusive!) und vieles mehr. Wir zählen<br />
auf euch. Denn denkt immer daran: ein Euro für <strong>Highway</strong><br />
ist ein Euro gegen Daniela Ludwig.<br />
Eure <strong>Highway</strong>-Redaktion<br />
S. 62 | GOODIES & WATCHLIST<br />
Das <strong>Highway</strong>-Team bedankt sich bei dem<br />
Patron der <strong>Ausgabe</strong> <strong>01</strong>/20<strong>21</strong>: Jonas S.<br />
A<br />
ZAHLEN BITTE!<br />
84 67<br />
Prozent der US-Bürger<br />
waren im Jahr 1969 noch<br />
strikt gegen eine Cannabislegalisierung<br />
eingestellt<br />
Prozent der US-Bürger sind<br />
heutzutage gänzlich anderer<br />
Meinung und unterstützen<br />
die Legalisierung<br />
HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 3
INHALT <strong>01</strong>/<strong>21</strong> Januar/Februar 20<strong>21</strong><br />
Cannabis: Entkriminalisierung mit<br />
Ordnungswidrigkeit und BuSSgeld?<br />
Seite 36<br />
Seite 18<br />
DISKRETION BEIM<br />
GROW IM WALD<br />
Seite 22<br />
Grow-Report<br />
CANNABIS<br />
AUS DEM<br />
KÜHL-<br />
SCHRANK?<br />
ROYAL GORILLA Seite 24<br />
Der<br />
GÄRTNER<br />
VON<br />
GRAFING<br />
Seite 28<br />
NACH<br />
DER<br />
US-WAHL<br />
Seite 58<br />
SEITE 52<br />
Cannabis GUT IN FORM<br />
Seite 58<br />
Seite 34 GROW-REPORT<br />
CARAMEL<br />
AUTOMATIC<br />
4 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong><br />
SEITE 42<br />
MOSSY GIANT<br />
Nachrichten<br />
2 Kiffer, 2 Meinungen<br />
Zugestellt!<br />
High & Low<br />
Comic<br />
Sortenportrait<br />
Goodies, Watchlist<br />
Zitate, PinNwand<br />
Impressum, Bildnachweise<br />
06<br />
09<br />
10<br />
12<br />
12<br />
20<br />
62<br />
64<br />
66<br />
RUBRIKEN
DUTCH PASSION<br />
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OUR PASSION<br />
DUTCH PASSION<br />
www.dutch-passion.com
Nachrichten-Überblick <strong>01</strong>/<strong>21</strong><br />
Seite 08 – Bitburger steigt bei Berliner Cannabisfirma ein<br />
Seite 08 – EU-Gerichtshof wertet CBD nicht als Betäubungsmittel<br />
Seite 08 – Argentinien: Krankenversicherungen bezahlen Cannabis<br />
Seite 09 – Wohnungsauflösung: Enkelin findet 17 Kilo Hasch bei Oma<br />
Seite 10 – Mobiler Grow: 2.000 Pflanzen auf Binnenschiff angebaut<br />
Seite 10 – Richter Müller – keine Cannabis-Prozesse mehr?<br />
Seite 12 – Neulich im Bundestag: die dümmsten Anti-Cannabis-SprüchE<br />
Seite 14 – Israel will Mitte 20<strong>21</strong> Cannabis vollständig legalisieren<br />
6 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>
HIGH with a VIEW<br />
FOTO DER<br />
AUSGABE<br />
In Mexiko steht die<br />
Legalisierung kurz bevor.<br />
Der Senat hat bereits mit<br />
großer Mehrheit pro<br />
Freigabe gestimmt.<br />
Mehr auf Seite 12.<br />
HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 7
Cannabusiness<br />
Millionen-Invest: Bitburger<br />
steigt bei Berliner<br />
Cannabisfirma ein<br />
Bitburg – Vor etwa einem Jahr<br />
wurde bekannt, dass Krombacher<br />
über eine Beteiligungsgesellschaft<br />
bei dem Cannabis-Unternehmen<br />
Demecan, einer Tochterfirma des<br />
kanadischen Produzenten Wayland<br />
einsteigt. Bei Demecan handelt<br />
es sich um eine der wenigen<br />
Firmen, die in Deutschland mit<br />
Lizenz Medizinalcannabis anbauen<br />
dürfen. Nun zieht Bier-Mitbewerber<br />
Bitburger offenbar nach:<br />
die Beteiligungsgesellschaft Bitburger<br />
Holding investiert Presseberichten<br />
zufolge einen einstelligen<br />
Millionenbetrag in das Canna-<br />
CBD<br />
CBD-Vollspektrum-<br />
Extrakte könnten zu<br />
positiven Urin-THC-<br />
Tests führen<br />
Belmont/Boston – Im Zuge einer<br />
Studie mit 14 Patienten,<br />
die ein CBD-Extrakt mit niedrigen<br />
THC-Konzentrationen<br />
eingenommen hatten, wurde<br />
bei der Hälfte von diesen nach<br />
vier Wochen täglicher Einnahme<br />
ein positiver Test auf<br />
den THC-Metaboliten THC-<br />
COOH im Urin durchgeführt,<br />
wie die Internationale Arbeits-<br />
bis-Start-up Sanity Group aus Berlin.<br />
Zur Sanity Group gehört auch<br />
die CBD-Marke Vaay, die gerade<br />
mit einer deutschlandweiten Werbekampagne<br />
auf sich aufmerksam<br />
gemacht hat. Sanity-Gründer<br />
Finn Age-Hänsel hatte übrigens<br />
Anfang der 2000er-Jahre einen<br />
Vorsitz der Jugendorganisation<br />
der CDU, der Jungen Union (JU),<br />
in Flensburg inne. Wer weiß, vielleicht<br />
fühlte sich Bitburger deshalb<br />
direkt heimisch. Wenn schon<br />
Cannabis, dann wenigstens mit<br />
christlich-konservativem Touch,<br />
oder? Bier bleibe aber weiterhin<br />
das Kerngeschäft, betonte ein Vertreter<br />
der Holding.<br />
Auch wenn der Bierkonsum<br />
der Deutschen im weltweiten<br />
Vergleich noch immer hoch<br />
ist, lässt sich ein Negativtrend<br />
nicht verleugnen: den deutschen<br />
Brauereien laufen seit Jahren die<br />
jüngeren Kunden weg. Unzählige<br />
Misch- und Craftbier-Kreationen,<br />
mit denen Jüngeren der Bierkonsum<br />
schmackhaft gemacht werden<br />
soll, sind Ausdruck eines immer<br />
verzweifelteren Kampfes um die<br />
Gunst der Generationen Y und Z.<br />
Auch die Öttinger-Brauerei, die zu<br />
den umsatzstärksten in Deutschland<br />
gehört, befasst sich schon<br />
länger mit dem Thema Cannabis<br />
und hat bereits ein Hanfbier mit<br />
dem Namen Hanfkiss auf den<br />
Markt gebracht. Offenbar verfolgen<br />
die Bier-Barone eine perfide<br />
Doppelstrategie: auf politischer<br />
Ebene wird mithilfe von Lobbyisten<br />
gegen Cannabis mobilisiert,<br />
doch insgeheim hat man in den<br />
Vorstandsetagen wohl verstanden,<br />
dass man den Trend zum Cannabis<br />
nicht mehr aufhalten kann.<br />
Sieht das Bitburger-Logo zukünftig etwa so aus?<br />
gemeinschaft Cannabis als Medizin<br />
berichtete. Die Forscher<br />
des McLean Hospital Imaging<br />
Centers in Belmont und der<br />
Harvard Medical School in<br />
Boston wendeten ein Extrakt<br />
mit hohem CBD-Spektrum an,<br />
das 10 mg/ml CBD (1,0 %)<br />
und 0,2 mg/ml THC (0,02 %)<br />
enthielt. Das Extrakt wurde<br />
dreimal täglich eingenommen.<br />
Die Patienten verwendeten einen<br />
Mittelwert von 3,48 ml des<br />
Studienprodukts pro Tag, was<br />
einem Mittelwert von 35 mg<br />
CBD pro Tag und 0,8 mg THC<br />
pro Tag entspricht. Das Studienmedikament<br />
wurde gut<br />
vertragen, es kam zu keinen<br />
unerwünschten Ereignissen<br />
und kein Patient berichtete<br />
über Psychoaktivität. Nach<br />
vier Wochen wurden die Teilnehmer<br />
per Urin-Drogentests<br />
geprüft – mit dem Ergebnis,<br />
das sieben der 14 Teilnehmer<br />
positiv auf THC-COOH getestet<br />
wurden, während die<br />
anderen sieben negativ getestet<br />
wurden. Die Autoren der<br />
Studie merkten an, dass „die<br />
Ergebnisse darauf hindeuten,<br />
dass Patienten, die ausschließlich<br />
Vollspektrumprodukte aus<br />
Hanf verwenden, bei einem<br />
Urin-Drogenscreening positive<br />
Testergebnisse für THC-COOH<br />
aufzeigen könnten“.<br />
Gesellschaft<br />
Bewohner von „Hanf“<br />
genervt: Unbekannte<br />
stehlen mal wieder Ortsschilder<br />
Hanf – Der Kiffer-Code 420<br />
ist in den USA schon weitaus<br />
länger ein Hype als hier in<br />
Deutschland, wo nach wie vor<br />
eher wenige darüber Bescheid<br />
wissen. In Übersee hat sich<br />
längst ein veritabler Kult um<br />
die Ziffernkombination gebildet.<br />
Dementsprechend beliebt<br />
sind bei US-Cannabisfreunden<br />
institutionelle Abbildungen der<br />
Zahl. Egal ob Meilenschilder<br />
auf dem <strong>Highway</strong> (mittlerweile<br />
wurden die besonders begehrten<br />
„Mile 420“-Marker teilweise<br />
tatsächlich durch „Mile 419,99“<br />
ersetzt) oder die Zimmernummern<br />
im Hotel – bei nordamerikanischen<br />
Kiffern sind sie als<br />
eine Art Souvenir sehr beliebt.<br />
Doch auch in Deutschland wird<br />
vergleichbares Schindluder getrieben,<br />
auch wenn die 420 hierbei<br />
weniger eine Rolle spielt.<br />
Denn im nordrhein-westfälischen<br />
Hennef gibt es tatsächlich<br />
einen Ortsteil mit dem klingenden<br />
Namen „Hanf“. Schon seit<br />
Jahren hat die Stadtverwaltung<br />
dort mit Schilder-Diebstahl zu<br />
kämpfen, sodass man mittlerweile<br />
gezwungenermaßen dazu<br />
übergegangen ist, das begehrte<br />
Gut nicht mehr nur mit seinem<br />
Rahmen zu verschrauben, sondern<br />
extra zu verschweißen.<br />
Aber auch diese<br />
Maßnahme scheint nicht so<br />
richtig zu helfen. Nachdem<br />
„Hanf“-Schilder in diesem Jahr<br />
bereits zweimal verschwanden,<br />
schlugen Diebe in einer<br />
Nacht-und-Nebel-Aktion kürzlich<br />
wieder zu – und das gleich<br />
fünfmal. Dabei gingen sie alles<br />
andere als vorsichtig vor: die<br />
Pfähle wurden komplett aus<br />
dem Boden gerissen, woraufhin<br />
das beliebte gelbe Schild in aller<br />
Ruhe aus dem Rahmen gelöst<br />
werden konnte. Nachdem laut<br />
offizieller Seite bereits seit Jahrzehnten<br />
jedes Jahr eine Handvoll<br />
Hanf-Schilder abhanden<br />
kommt, dürfte man wohl von<br />
behördlicher Seite so langsam<br />
darüber nachdenken, inwieweit<br />
man die Beschriftung so anpassen<br />
kann, dass Deutschlands<br />
Cannabisfreunde sich weniger<br />
angesprochen fühlen...<br />
8 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>
2 KIFFER, 2 Meinungen<br />
THEMA: „DICHT“ HINTERM STEUER<br />
CBD<br />
Aufatmen in der<br />
CBD-Branche:<br />
EU-Gerichtshof wertet<br />
CBD nicht als<br />
Betäubungsmittel<br />
Luxemburg – Die noch junge<br />
CBD-Branche hat mit vielen<br />
Schwierigkeiten zu kämpfen, auf<br />
regionaler, nationaler und auch<br />
internationaler Ebene. In allen<br />
Belangen gibt es diverse Stolpersteine<br />
und Fallstricke für junge<br />
CBD-Unternehmer, nicht zuletzt<br />
da die Gesetzeslage oft nicht ganz<br />
eindeutig ist bzw. unterschiedlich<br />
interpretiert wird. Neulich<br />
machte die Europäische Union<br />
den CBD-Befürwortern große<br />
Sorge, da sie sich vor wenigen<br />
Monaten dazu verstieg, natürlich<br />
hergestellte CBD-Produkte<br />
als Betäubungsmittel ansehen zu<br />
wollen. Nach dieser Auffassung<br />
wäre dies vermutlich das Ende<br />
für den Großteil des seit Jahren<br />
wachsenden Markts für CBD-<br />
Öle, CBD-Nahrungsergänzungsmittel<br />
und CBD-Lebensmittel.<br />
Denn nach diversen Uneinigkeiten,<br />
wurde Anfang 2<strong>01</strong>9 von der<br />
EU-Kommission beschlossen,<br />
CBD-Produkte unter die Novel-Food-Verordnung<br />
zu fassen.<br />
Dies bedeutete, dass einige der<br />
CBD-Produkte auf dem Markt<br />
plötzlich de facto illegal vertrieben<br />
wurden, weil diese unter die<br />
Novel-Food-Verordnung der EU<br />
fielen, aber keine Zulassung dafür<br />
hatten.<br />
Doch entsprechend<br />
eingereichte Zulassungsanträge<br />
Dutzender Anbieter wurden vor<br />
wenigen Monaten dann auf Eis<br />
gelegt: in ihrer letzten Sitzung vor<br />
der Sommerpause beschloss die<br />
EU-Kommission, sich nun auf<br />
das Einheitsabkommen über die<br />
Betäubungsmittel der Vereinten<br />
Nationen von 1961 zu berufen<br />
und CBD als Betäubungsmittel<br />
ansehen zu wollen. Klar, wenig<br />
sinnvoll, nicht zuletzt da CBD<br />
weder als Betäubungs- noch<br />
Rauschmittel eingesetzt werden<br />
kann, aber solche Mätzchen<br />
kennt man ja von der EU zur<br />
Genüge. Die handelt damit übrigens<br />
ganz entgegen der aktuellen<br />
Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation<br />
WHO, die Cannabis<br />
als weniger gefährlich klassifizieren<br />
möchte als nach den<br />
Maßstäben des UN-Abkommens<br />
von 1961, wo Cannabis, also<br />
THC aber auch CBD, mit Heroin<br />
und Kokain gleichgesetzt wird.<br />
Die EU-Kommision vertrat also<br />
nun neuerdings die Ansicht, dass<br />
wenn CBD als Betäubungsmittel<br />
eingestuft wird, es nicht gleichzeitig<br />
ein Nahrungsmittel und<br />
damit auch kein Novel Food sein<br />
kann. Somit war plötzlich die gesamte<br />
europäische CBD-Branche<br />
in Gefahr – und in heller Aufregung.<br />
Doch ein CBD-Unternehmer,<br />
Antonin Cohen, Gründer<br />
der bekannten CBD-Firma Harmony,<br />
prozessierte seit bereits sechs<br />
Jahren mit einer anderen von ihm<br />
gegründeten Firma, KanaVape, vor<br />
französischen und europäischen<br />
Gerichten, da die französischen<br />
Behörden ihm den Verkauf von aus<br />
der Tschechischen Republik importiertem<br />
CBD-Öl verbieten wollten.<br />
Prozesse, die ihn über 200.000<br />
Euro kosteten und die nun in einem<br />
grandiosen Urteil für die europäische<br />
CBD-Branche mündeten:<br />
der Europäische Gerichtshof wertet<br />
CBD nicht als Betäubungsmittel<br />
und stellt fest, dass aus Cannabis<br />
gewonnenes CBD nicht als Suchtstoff<br />
im Sinne des Einheitsübereinkommens<br />
von 1961 einzustufen ist.<br />
Urteile des Europäischen Gerichtshof<br />
werden in aller Regel von allen<br />
Seiten als letztes Wort akzeptiert.<br />
Somit ist der Zulassung von CBD<br />
als Novel Food also der Weg geebnet.<br />
Eine großartige Nachricht<br />
für alle CBD-Unternehmer und<br />
CBD-Liebhaber. Bleibt zu hoffen,<br />
dass die Europäische Union nicht<br />
weitere Gemeinheiten und Pseudo-Regularien<br />
im Sinne der Pharmalobby<br />
gegen die CBD-Branche<br />
plant...<br />
PRO – Ich weiß, die hier vorgestellte<br />
Meinung ist selbst unter Cannabisfreunden<br />
umstritten, aber wenn<br />
ich ehrlich sein soll, nicht unter denen<br />
meines Freundes- und Bekanntenkreises:<br />
kiffen und Auto fahren<br />
ist kein Ding. Zumindest nicht<br />
für unsereins, die Rund-um-die-<br />
Uhr-Kiffer. Unsereins macht alles<br />
dicht. Zeitung lesen, Essen kochen,<br />
ins Kino gehen, zur Verabredung<br />
gehen, zum Zahnarzt gehen, zur<br />
Beerdigung gehen. Warum in aller<br />
Welt sollten wir also nicht dicht<br />
Auto fahren?<br />
Die meisten Leute, die<br />
rund um die Uhr kiffen, denen<br />
merkt man es nicht an. Und zwar,<br />
weil sich die Dichtheit schwer in<br />
Grenzen hält. Für viele Dauerkonsumenten<br />
ist der Griff zum Joint<br />
nichts anderes als für die Millionen<br />
Nikotinabhängigen der Griff zur<br />
Zigarette: einfach nur ein bisschen<br />
die Nerven beruhigen. Das gilt natürlich<br />
umso mehr für die, die auch<br />
ihre Joints mit Tabak rauchen. Wer<br />
täglich mehrfach Cannabis konsumiert,<br />
ist in der Regel darauf eingestellt<br />
und voll funktionsfähig.<br />
Ja, vor einer langen Autofahrt<br />
rauche ich sogar gerne extra<br />
mal einen Joint: einfach damit ich<br />
entspannter bin, weniger aggressiv<br />
fahre und somit auch das Unfallrisiko<br />
senke. Und klar: wenn ich mal<br />
einen Dab rauche oder ein Stück<br />
Haschkuchen esse, was sich beides<br />
unendlich stärker auswirkt als ein<br />
Joint, dann fahre ich natürlich kein<br />
Auto. Denn dann fühle ich mich ja<br />
auch total berauscht und absolut<br />
nicht fahrtüchtig. Ich fahre natürlich<br />
nur, wenn ich mich auch dazu<br />
in der Lage fühle. Das ist ja auch<br />
das schöne an dieser Droge: jeder<br />
kann absolut zu jedem Zeitpunkt<br />
zuverlässig einschätzen, wie dicht<br />
er ist und ob irgendetwas vielleicht<br />
nicht mehr funktioniert.<br />
Und ja, Folgendes ist<br />
kein Argument, aber dennoch Tatsache:<br />
da ich jeden Tag kiffe, würde<br />
ich aufgrund der lächerlichen deutschen<br />
THC-Blutserum-Grenzwerte<br />
auch zu jeder Zeit meinen Lappen<br />
verlieren, sollte ich einmal getestet<br />
werden – egal, ob ich an dem Tag<br />
bereits geraucht hätte oder nicht.<br />
Also kann ich im Umkehrschluss<br />
in dieser Hinsicht auch die ganze<br />
Zeit dicht Auto fahren. Echt sinnlos...<br />
Stefan Meyer<br />
- Anonym<br />
CONTRA – Auch ich rauche ungefähr<br />
364 Tage im Jahr Gras und auch<br />
ich lache mich über die deutschen<br />
Drogengesetze kaputt und finde es<br />
unfassbar und eine Unverschämtheit<br />
der Bevölkerung und dem gesunden<br />
Menschenverstand gegenüber, dass<br />
Zigtausende Menschen in Deutschland<br />
ihren Führerschein abgegeben<br />
müssen, weil die THC-Werte bei<br />
einer Verkehrskontrolle selbst dann<br />
noch zu hoch sind, wenn man zuletzt<br />
Tage vorher einen Joint geraucht<br />
hat. Mir ist also mehr als bewusst,<br />
dass ich jederzeit den Führerschein<br />
abgegeben müsste, sollte man mich<br />
einmal auffordern zu pinkeln.<br />
Dennoch: ich werde mir<br />
in Zukunft weder einen Plastikbeutel<br />
mit synthetischem Urin umschnallen,<br />
bevor ich mein Auto benutze,<br />
und ich werde diesen Umstand auch<br />
nicht als Grund dafür nutzen, sowieso<br />
jederzeit im akuten Cannabisrausch<br />
Auto zu fahren. Ich möchte<br />
nicht, dass meine Mitmenschen ihre<br />
Autos besteigen, wenn sie vorher<br />
getrunken, gekokst oder Pillen geworfen<br />
haben, und der Gesetzgeber<br />
verbietet ausnahmsweise mal nicht<br />
zu Unrecht all diese Sachen während<br />
des Fahrzeugführens. (Natürlich mal<br />
wieder mit der unrühmlichen Ausnahme<br />
für kleinere Alkoholmengen.)<br />
Und da ich aus Gründen<br />
der Sicherheit nicht möchte, dass<br />
die anderen Autofahrer ihre jeweiligen<br />
Lieblingsdrogen einschmeißen,<br />
bevor sie sich ans Steuer setzen, bin<br />
ich auch bereit, mich selbst einzuschränken<br />
und auch dann nicht unter<br />
direktem Cannabiseinfluss Auto<br />
zu fahren, wenn ich mich so fühle,<br />
als ob ich blendend dazu in der Lage<br />
wäre. Ja grundsätzlich vermeide ich<br />
es komplett, an Tagen Auto zu fahren,<br />
an denen ich zuvor schon gekifft<br />
habe, und sei es schon Stunden her.<br />
Natürlich bin ich dennoch<br />
für die deutliche Erhöhung der<br />
THC-Werte bei Fahrzeugkontrollen.<br />
Mir ist schon klar, dass die meisten<br />
Menschen ein paar Stunden nach<br />
einem Joint wieder ausgezeichnet<br />
Auto fahren können, wenn nicht<br />
sogar vorher schon, und natürlich<br />
würde ich auf der Autobahn lieber<br />
drei bekifften Personen begegnen als<br />
einem Betrunkenen. Dennoch bleibe<br />
ich dabei: Fahrzeuge und schwere<br />
Maschinen sollte man ausschließlich<br />
komplett nüchtern bedienen.<br />
- Christian Fromm<br />
HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 9
Politik<br />
Argentinien: Krankenversicherungen<br />
bezahlen nun Cannabis, Eigenanbau wird möglich<br />
Buenos Aires – Die vor drei Jahren<br />
beschlossenen Gesetze in<br />
Argentinien, die eine medizinische<br />
Legalisierung von Cannabis<br />
herbeiführten, wurden nun<br />
nachgebessert. Denn das Gesetz<br />
von 2<strong>01</strong>7 war so restriktiv, dass<br />
die Menschen Cannabisprodukte<br />
hauptsächlich auf dem Schwarzmarkt<br />
erwerben mussten, da sie<br />
keine Möglichkeit hatten, legal<br />
welche zu kaufen. „Es gab ein<br />
Politik<br />
Cannabis-Referendum:<br />
Neuseeländer stimmen<br />
gegen die Legalisierung<br />
Christchurch – Aus Neuseeland<br />
muss leider ein Rückschritt für<br />
die globale Cannabis-Bewegung<br />
vermeldet werden. Per Referendum<br />
wurde die Bevölkerung<br />
im Rahmen der Parlamentswahlen<br />
Mitte Oktober nach ihrer<br />
Meinung zum Thema Cannabisfreigabe<br />
befragt. Über das<br />
Resultat dürften nicht nur die<br />
Unternehmen des Cannabusi-<br />
Politik<br />
Endlich Rechtssicherheit<br />
im Cannabis-Anbau<br />
für Schweizer<br />
Landwirtschaft<br />
Bern – Die Schweiz ist nach wie<br />
vor riesiger Hanf- und CBD-Produzent<br />
und innerhalb dieser<br />
Branche freut man sich gerade<br />
über gute Nachrichten. Denn<br />
im Rahmen des Agrarpakets<br />
2020, das Mitte November vom<br />
Schweizer Bundesrat verabschiedet<br />
wurde, ist beschlossen<br />
worden, dass ab dem 1. Januar<br />
Gesetz, aber es gab keinen Zugang<br />
zu den Produkten“, berichtete<br />
der argentinische Gesundheitsminister<br />
Ginés González<br />
García laut „New York Times“.<br />
Daher verabschiedete der argentinische<br />
Präsident Alberto Fernández<br />
nun einen Erlass, der Apotheken<br />
den Verkauf von Cannabis<br />
in den verschiedensten Formen<br />
erlaubt und darüber hinaus anordnet,<br />
dass die Versorgung von<br />
ness enttäuscht sein, sondern<br />
auch zahlreiche Konsumenten:<br />
50,7 Prozent der Wähler stimmten<br />
gegen einen kontrollierten<br />
Verkauf, nur 48,4 Prozent dafür.<br />
Premierministerin Jacinda Ardern<br />
gab nach Veröffentlichung<br />
der Ergebnisse übrigens ihre<br />
persönliche Präferenz bekannt:<br />
sie hatte nach eigenen Angaben<br />
pro Cannabis gestimmt. Hätte<br />
die Bevölkerungsmehrheit ebenso<br />
entschieden (was eventuell<br />
der Fall gewesen wäre, hätte<br />
Premierministerin Ardern ihre<br />
Meinung vor dem Referendum<br />
kundgetan), hätten Verkauf, Besitz,<br />
Konsum und Anbau von<br />
20<strong>21</strong> in der Schweiz der Anbau<br />
von Hanfsorten mit einem<br />
THC-Gehalt von unter einem<br />
Prozent, die nicht im EU-Sortenkatalog<br />
für Hanf gelistet<br />
sind, auch in der in der gewerblichen<br />
Landwirtschaft sowie<br />
im produzierenden Gartenbau<br />
offiziell zugelassen sind. Konkret<br />
wird Hanf bzw. Cannabis<br />
sativa L. unter anderem aus<br />
Anhang 1, Punkt 4 der Saatund<br />
Pflanzgut-Verordnung des<br />
Eidgenössischen Departements<br />
für Wirtschaft, Bildung und Forschung<br />
(WBF) entfernt. Die Änderungen<br />
bedeuten in der Folge<br />
auch, dass die Vermehrungs-<br />
allen Patienten mit Rezept von<br />
den öffentlichen wie privaten Versicherungen<br />
bezahlt wird.<br />
„Wir ersetzen einen bestehenden<br />
Schwarzmarkt durch<br />
eine Qualitätskontrolle, die bei<br />
allen medizinischen Produkten,<br />
insbesondere bei denen, die<br />
an Kinder abgegeben werden,<br />
von zentraler Bedeutung ist“, so<br />
Gesundheitsminister González<br />
García. Doch damit noch nicht<br />
genug: auch der Eigenanbau von<br />
erkrankten Personen mit Rezept<br />
(bzw. der Anbau für diese) soll<br />
nun in Argentien möglich werden,<br />
ohne damit weiter gegen das<br />
Gesetz zu verstoßen, das bislang<br />
mehrjährige Haftstrafen dafür<br />
vorsieht. Die entsprechenden Genehmigungen<br />
werden „auf Einzelfallbasis“<br />
erfolgen, sagte der<br />
Gesundheitsminister, stellte aber<br />
gleichzeitig heraus, dass man dabei<br />
breites Verständnis für die verschiedensten<br />
Krankheitsbilder,<br />
bei denen Cannabis hilft, aufbringen<br />
werde – und weiter: „Auch<br />
wenn es keine Heilung bringt, ist<br />
auch eine Verbesserung der Lebensqualität<br />
keine Kleinigkeit.“<br />
Freizeit-Cannabis gesetzlich reguliert<br />
werden können. Die in<br />
Neuseeland bestehenden Medizinalcannabis-Gesetze<br />
bleiben<br />
von dem Resultat der Volksbefragung<br />
zur freizeitlichen Legalisierung<br />
aber unangetastet. Könnte<br />
trotz des klaren Resultats jedoch<br />
trotzdem ein kleiner Hoffnungsschimmer<br />
für die neuseeländischen<br />
Cannabisfreunde bestehen?<br />
Denn das Referendum ist<br />
für die Regierung nicht bindend.<br />
Aller Voraussicht nach trotzdem<br />
nicht, denn eine Handlung entgegen<br />
des nun zum Ausdruck gekommenen<br />
Wählerwillens wird<br />
nicht erwartet.<br />
materialverordnung ab dem<br />
1. Januar 20<strong>21</strong> nicht mehr auf<br />
Hanf anwendbar ist und Saatgut<br />
sowie Jungpflanzen von allen<br />
Hanfsorten mit einem THC-Gehalt<br />
von unter einem Prozent<br />
zum Anbau in der gewerblichen<br />
Landwirtschaft und im<br />
gewerblichen Gartenbau (auch<br />
in Treibhäusern) in der Schweiz<br />
ohne vorhergehendes Sortenzulassungsverfahren<br />
frei verkehrsfähig<br />
sind. Die in gewissen<br />
Kantonen geltende Meldepflicht<br />
für den Hanfanbau ist von diesen<br />
Änderungen nicht betroffen<br />
und kann auch nach dem 1. Januar<br />
20<strong>21</strong> bestehen bleiben.<br />
Zugestellt!<br />
Lieber<br />
Niema Movassat,<br />
Menschen, die den<br />
Glauben an die Politik<br />
verloren haben,<br />
halten sich an dir<br />
fest. Ein bisschen-<br />
Hoffnung kann so<br />
viel ausmachen.<br />
Unter einer Gesichtmaske<br />
mit Hanfblatt-Muster<br />
hast du<br />
die Cannabisdebatte<br />
im Bundestag<br />
bestritten.<br />
Mitten im Plenarsaal,<br />
wo nur die<br />
Anzüge noch grauer<br />
sind als die Gesichter,<br />
dort hast du<br />
„das Blatt“ mit Würde<br />
getragen.<br />
Die Hetzer konnten<br />
dir nicht viel entgegensetzen<br />
außer<br />
einer wirren Anekdote<br />
um irgendwelche<br />
Bahngleise in Sachsen.<br />
Willkommen in<br />
der Welt der CDU.<br />
Wir brauchen Leute<br />
wie dich da oben:<br />
bitte lass dich nicht<br />
weichklopfen von<br />
den Bier-Baronen<br />
und Oxycodon-<br />
Opportunisten!<br />
Herzlichst,<br />
<strong>Highway</strong><br />
10 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>
Growen wie<br />
die Profis<br />
Neu!<br />
Keep it Organic<br />
HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 11
Politik<br />
Offizielle Anfrage an<br />
Regierung: „Wieso ist<br />
Cannabis kein Brokkoli?“<br />
Berlin – Ob Daniela Ludwig damals<br />
wohl bewusst war, welche<br />
Lawine sie mit ihrem mittlerweile<br />
berühmten Brokkoli-Vergleich<br />
lostreten würde? Wer weiß, vielleicht<br />
lacht sie sich ob der oft als<br />
Sarkasmus getarnten Empörung<br />
der Legalisierungsbefürworter<br />
heimlich ins Fäustchen. Man<br />
wird es wohl nie erfahren, muss<br />
aber konstatieren, dass, wenn<br />
auch bisher sonst nicht viel von<br />
ihr kam (und kommen wird), der<br />
„Brokkoli“ auf dem besten Wege<br />
dahin ist, Politik-Geschichte zu<br />
schreiben. Und wir waren live<br />
dabei, toll! In einer sogenannten<br />
„Kleinen Anfrage“ der Linkspartei<br />
an die Bundesregierung,<br />
taucht es nun erneut auf, das freche<br />
Kreuzblütengewächs. 25 Fragen<br />
zum Themenkomplex Cannabis<br />
und Repression hatte die<br />
Partei den Regierenden im September<br />
vorgelegt, nun sind die<br />
Antworten einer breiten Öffentlichkeit<br />
zugänglich. Angesichts<br />
ihrer immer stärker schwindenden<br />
Argumentationsgrundlage,<br />
ist es nicht überraschend, wie<br />
schwer sich CDU und SPD mit<br />
den Antworten tun – das Herumlavieren<br />
erreicht mitunter<br />
unerträgliche Ausmaße. Tja,<br />
wenn man versucht, harte Fakten<br />
gemäß der eigenen völlig veralteten<br />
Ideologie zu verbiegen,<br />
dann knarzt es heftig im Gebälk.<br />
Nicht nur einmal werden Statistiken<br />
aus den USA auf äußerst<br />
kreative Weise umgedichtet und<br />
mit Spekulativem aufgebauscht.<br />
Wie auch<br />
schon bei der Bundestagsdebatte<br />
zum Cannabis-Kontrollgesetz<br />
lässt sich erahnen, dass<br />
die Legalisierung-Gegner<br />
den Stuss, den sie<br />
da so verzapfen, eigentlich<br />
selbst nicht mehr<br />
glauben. Doch, immerhin<br />
bei einer Antwort<br />
gibt es tatsächlich nichts zu<br />
deuteln, klarer und faktenbasierter<br />
hätte die Replik tatsächlich<br />
nicht ausfallen können:<br />
Frage 5: „Wieso ist Cannabis<br />
kein Brokkoli?“<br />
Antwort: „Cannabis (Cannabis<br />
sativa) ist eine Pflanzenart der<br />
Gattung Hanf (Cannabis), aus<br />
der Familie der Hanfgewächse<br />
(Cannabaceae). Brokkoli (Brassica<br />
oleracea) ist eine Pflanzenart<br />
der Gattung Kohl (Brassica)<br />
aus der Familie der Kreuzblütengewächse<br />
(Brassicaceae).“<br />
Wir vom <strong>Highway</strong>-Magazin<br />
postulieren es ja schon lange: in<br />
der deutschen Politik (aber auch<br />
im deutschen Journalismus) ist<br />
Cannabis und die Forderung<br />
nach der fälligen Legalisierung<br />
schon längst zur Lachnummer<br />
verkommen. Ein Großteil der<br />
Politiker interessieren sich einen<br />
feuchten Dreck um die Interessen<br />
von Millionen Cannabiskonsumenten.<br />
Solange diese sich<br />
aber erst darüber aufregen, wenn<br />
entweder die Polizei vor der Tür<br />
steht oder aber das Gras alle ist,<br />
wird das auch noch einige Zeit<br />
lang so bleiben...<br />
HIGH<br />
LOW<br />
Witzigerweise existiert tatsächlich<br />
ein US-Cannabismagazin namens „Broccoli“<br />
HIGH & LOW – Gewinner & Verlierer<br />
Staat Mexiko<br />
Presseberichten zufolge steht der<br />
mittelamerikanische Staat kurz<br />
vor Inkrafttreten der Legalisierung.<br />
Mit 82 zu 18 Stimmen verabschiedeten<br />
die Senatoren den entsprechenden<br />
Gesetzentwurf. Bevor<br />
die 130 Millionen Einwohner in<br />
den Genuss von legal vertriebenem<br />
Weed kommen, muss es allerdings<br />
noch das Okay vom Unterhaus<br />
geben, was nur als Formsache gilt.<br />
Alexander Krauß<br />
Der CDU-Bundestagsabgeordnete<br />
aus Thüringen kann sich zum wiederholten<br />
Mal einen Platz in der<br />
Rangliste der dümmsten Anti-Cannabis-Zitate<br />
des <strong>Highway</strong>s erkämpfen.<br />
Seine Anekdote über eine Gras<br />
rauchende Kollegin aus dem sächsischen<br />
Landtag sollte wohl die<br />
Gefährlichkeit von Cannabis illustrieren,<br />
demonstriert allerdings nur<br />
Krauß’ eigene Unfähigkeit, ganze<br />
Sätze zu formulieren. Radeberger<br />
wird es ihm danken...<br />
12 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>
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HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 13
Bust<br />
Wohnungsauflösung:<br />
Enkelin findet 17 Kilo<br />
Hasch bei Oma<br />
Symbolbild<br />
Berlin – 17 Kilo Haschisch in den<br />
eigenen vier Wänden aufzubewahren,<br />
das kann einen auch ohne<br />
paranoide Neigung ganz schön<br />
nervös machen. Neugierige Nachbarn<br />
„lauern“ buchstäblich an jeder<br />
Ecke und selbst der vorsichtigste<br />
Cannabisfreund ist vor dem übermächtigen<br />
Zufall nicht gefeit. Wie<br />
oft schon haben Feuerwehrmänner<br />
und Polizisten, etwa nach kleineren<br />
Ruhestörungen, Nachbarschaftsstreits<br />
oder Wohnungsbränden,<br />
Cannabis-Anlagen oder Blütenmaterial<br />
entdeckt? Da macht es durchaus<br />
Sinn, sich ein anderes Plätzchen<br />
für die Ware zu suchen, mit dem<br />
man selbst nicht so ohne Weiteres<br />
in Verbindung gebracht werden<br />
kann. Ein Mann aus Berlin sah das<br />
offenbar ähnlich und dachte wohl,<br />
eine zufriedenstellende, wenn auch<br />
geschmacklose Lösung für das Problem<br />
gefunden zu haben. Er hinterlegte<br />
das verbotene Gut einfach in<br />
der Wohnung einer alten Dame aus<br />
der entfernteren Verwandtschaft.<br />
Doch genutzt haben alle Vorsichts-<br />
Polizeifoto<br />
maßnahmen im Endeffekt nichts:<br />
nachdem die Wohnung der Seniorin<br />
aufgelöst wurde, fand die verdutzte<br />
Enkelin am vergangenen Dienstag<br />
das in Plastiktüten verpackte Haschisch.<br />
Sie informierte umgehend<br />
die Polizei, die etwas später in der<br />
Wohnung einen Mann antraf, der<br />
nun als dringend tatverdächtig gilt.<br />
Der Mann, seinerseits Schwager<br />
eines Onkels der Finderin, befindet<br />
sich seitdem in Untersuchungshaft.<br />
Bust<br />
Mobiler Grow:<br />
2.000 Pflanzen auf<br />
Binnenschiff angebaut<br />
Rotterdam – Bereits im Oktober ereignete<br />
sich in den Niederlanden<br />
ein Cannabis-Bust, wie auch der<br />
<strong>Highway</strong>-Redaktion bisher noch<br />
kein vergleichbarer unterkam. In<br />
Werkendam bei Rotterdam stießen<br />
Ermittler auf mehr als 2.000<br />
Pflanzen, doch wurden sie nicht,<br />
wie sonst üblich, in einer abgelegenen<br />
Fabrikhalle fündig. Es<br />
handelte sich auch nicht um einen<br />
ausgemusterten Bauernhof, nein,<br />
tatsächlich befand sich die Anlage<br />
auf einem Lastkahn. Als, was die<br />
leerstehende Bodenfläche angeht,<br />
nicht eben verwöhnter Holländer<br />
muss man halt kreativ werden<br />
und was fürs Wohnen gilt, gilt fürs<br />
Growen erst recht. Wenn man auf<br />
einem Boot wohnen kann, dann<br />
kann man dort auch anbauen – ist<br />
doch klar. Ob die Sache allerdings<br />
wirklich so einfach ist, darf bezweifelt<br />
werden, wenn man sich die<br />
Beschreibung der enttarnten Anlage<br />
zu Gemüte führt: freiliegende<br />
Elektronik und ein mit Wasser<br />
bedeckter Boden sind eine denkbar<br />
ungünstige Kombination. Die<br />
Beamten mussten beim Rückbau<br />
der Anlage also diesmal besonders<br />
vorsichtig vorgehen und konnten<br />
sich dementsprechend nicht ganz<br />
so austoben wie die Berserker vom<br />
Dienst. Der Kahn wurde also beschlagnahmt<br />
und in einen anderen<br />
Hafen transportiert, um ihn<br />
genauer zu untersuchen. Fraglich<br />
ist, wie lange das Schiff schon genutzt<br />
wurde, um Cannabisanbau<br />
zu betreiben. Vielleicht hatten die<br />
Grower den guten alten Traum von<br />
der mobilen Plantage auf internationalen<br />
Gewässern im Kopf, doch<br />
davon müssen sie sich jetzt erst einmal<br />
verabschieden. Ein Verdächtiger<br />
wurde bereits festgenommen,<br />
doch seitens der Ermittler wird von<br />
weiteren Mittätern ausgegangen.<br />
Duisburg – Angesichts der andauernden<br />
Gegenüberstellung von Alkohol<br />
und Cannabis, die sowohl<br />
gleichdick. von Legalisierungsbefürwortern<br />
Raucherzubehör auf hohem Niveau<br />
als auch -gegnern immer wieder<br />
vorgebracht wird (mit unterschiedlichen<br />
Stoßrichtungen freilich)<br />
und die man durchaus als absurde<br />
Substanz-Rivalität bezeichnen<br />
Designed and Made in Austria<br />
Custom Logos and könnte, Designs entbehrt es nicht einer<br />
gewissen Ironie wie nah Cannabis-<br />
Grinder<br />
und Hopfengewächse sich ver-<br />
Design your own<br />
wandtschaftlich eigentlich stehen:<br />
denn botanisch gesehen sind sie<br />
sozusagen „Geschwister“ unter<br />
Wir von gleichdick. designen und produzieren unsere<br />
Grinder selbst. Deshalb können wir in kürzester<br />
14 Zeit HIGHWAY alle <strong>01</strong>/<strong>21</strong> eure Custom-Wünsche erfüllen.<br />
Cut don't Grind<br />
Die Grindermanufaktur
Bust<br />
Bremen: Unbekannter<br />
lässt drei Kilo Marihuana<br />
am Bahnhof stehen<br />
Bremen – Eine merkwürdige<br />
Story hat sich neulich an einem<br />
Mittwochnachmittag in Bremen<br />
zugetragen. Und zwar sorgte ein<br />
herrenloser blauer Trolley, der<br />
an Gleis 2/3 des Hauptbahnhofs<br />
abgestellt wurde, für große<br />
Aufregung. Wie bei derartigen<br />
Fällen üblich, ging die Polizei<br />
erst einmal vom Schlimmsten<br />
aus und ließ das verwaiste<br />
Gepäckstück von Spezialisten<br />
untersuchen. Derweil mussten<br />
mehrere Gleise stundenlang gesperrt<br />
werden, weshalb sich zum<br />
Unmut der Passagiere 18 Züge<br />
verspäteten. Zum Glück konnte<br />
ein versuchter Bombenanschlag<br />
schnell ausgeschlossen werden.<br />
Dass es sich trotzdem nicht ein-<br />
Justiz<br />
Richter Müller – keine<br />
Cannabis-Prozesse mehr?<br />
Frankfurt (Oder) – Wer sich ein wenig<br />
für Cannabis in Deutschland und die<br />
Legalisierungsbemühungen interessiert,<br />
kennt aller Wahrscheinlichkeit<br />
nach auch Jugendrichter Andreas<br />
Müller, einst als „Deutschlands härtester<br />
Jugendrichter“ verschrien, der<br />
sich seit Jahren offen für die Cannabis-Legalisierung<br />
einsetzt, worüber<br />
wir immer wieder mal berichteten.<br />
Ende 2<strong>01</strong>9 wandte sich Müller in<br />
Zusammenarbeit mit dem Deutschen<br />
Hanfverband mit einem sogenannten<br />
Normenkontrollantrag ans Bundesverfassungsgericht,<br />
um zwei Cannabis-Fälle,<br />
in denen er ein Urteil sprechen<br />
soll, aussetzen zu lassen, bis die<br />
Verfassungsmäßigkeit des Verbots<br />
von Cannabis vom Verfassungsgericht<br />
überprüft worden ist. Ein<br />
umjubeltes Ereignis, dessen weitere<br />
Folgen noch auf sich warten lassen.<br />
In seinem Buch „Kiffen und Kriminalität:<br />
Der Jugendrichter zieht Bilanz“<br />
sowie vielen weiteren Gelegenheiten<br />
äußert sich Müller überdies<br />
ausführlich in Richtung dringender<br />
Legalisierung. Wie „Vice“ nun berichtete,<br />
hat die Staatsanwaltschaft<br />
Frankfurt (Oder) diese und ähnliche<br />
öffentliche Äußerungen jetzt zum<br />
Anlass genommen, um in einem<br />
aktuellen Prozess um 28,4 Gramm<br />
Cannabis einen Befangenheitsantrag<br />
gegen Richter Müller zu stellen. Sein<br />
fach nur um ein x-beliebiges vergessenes<br />
Gepäckstück handelte,<br />
wurde nach Öffnung des Koffers<br />
schnell klar: denn neben diversen<br />
Kleidungstücken fanden die<br />
Beamten darin auch noch ganze<br />
drei Kilogramm Marihuana. Ein<br />
Blick auf die Bänder der Überwachungskameras<br />
offenbarte,<br />
dass der Koffer von einem unbekannten<br />
Mann gegen 14.30<br />
Uhr an besagtem Gleis abgestellt<br />
wurde. Der mutmaßliche Besitzer<br />
verließ das Bahnhofsgelände<br />
danach wieder schnurstracks in<br />
Richtung Innenstadt und konnte<br />
seitdem nicht ausfindig gemacht<br />
werden. Ob da wohl eine geplante<br />
Übergabe im Rahmen eines<br />
fetten Deals schief gegangen ist?<br />
Ob der Gesuchte wohl sozusagen<br />
auf halbem Wege kalte Füße bekam<br />
und lieber schnell das Weite<br />
suchte? Schade jedenfalls um das<br />
ganze Weed, das nun wohl ein<br />
trauriges Dasein in irgendeiner<br />
Asservatenkammer fristen wird...<br />
Normenkontrollantrag ist dabei ausdrücklich<br />
nicht als Begründung für<br />
diesen Schritt aufgeführt, sondern<br />
ausschließlich Müllers öffentliche<br />
Äußerungen zum Thema Cannabis.<br />
„Wir haben uns aufgrund<br />
einer Gesamtschau dieser<br />
Publikation und seiner Äußerungen<br />
in den Medien dazu entschieden,<br />
die Besorgnis der Befangenheit anzunehmen.<br />
Wir gehen davon aus,<br />
dass er sich unverrückbar endgültig<br />
festgelegt hat und unabhängig von<br />
diesem Normenkontrollantrag nicht<br />
mehr zu einer Verurteilung kommen<br />
kann“, äußerte sich Ricarda Böhme,<br />
Staatsanwältin und stellvertretende<br />
Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft<br />
Frankfurt (Oder). Sollte dem<br />
Befangenheitsantrag stattgegeben<br />
werden, hat dies auch keine Auswirkungen<br />
auf den Antrag beim Bundesverfassungsgericht,<br />
Müller würde<br />
für den Moment lediglich dieser<br />
eine Fall entzogen werden. Darauf<br />
könnten sich aber bei zukünftigen<br />
Verhandlungen weitere Staatsanwaltschaften<br />
berufen und ebenfalls<br />
Befangenheitsanträge bei Cannabis-Prozessen<br />
stellen. Andreas Müller<br />
selbst sind Kommentare dazu im<br />
laufenden Verfahren nicht gestattet.<br />
Wie „Vice“ herausstellt, ist es eigentlich<br />
fast schon verwunderlich, dass<br />
erst jetzt eine Staatsanwaltschaft auf<br />
diese Idee kommt – denn ein Richter,<br />
der sich öffentlich gegen statt für<br />
Cannabis positionieren würde, hätte<br />
vermutlich auch so einige Befangenheitsanträge<br />
am Hals.<br />
HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 15
Politik<br />
Neulich im Bundestag:<br />
das waren die dümmsten<br />
Anti-Cannabis-Sprüche<br />
Berlin – Als vor Kurzem die 186.<br />
Sitzung des Bundestags abgehalten<br />
wurde, ging es mal wieder heiß her.<br />
Vor allem beim guten alten Cannabis-Thema,<br />
das auf der Tagesordnung<br />
stand, gerieten die Gemüter<br />
so richtig in Wallung. Wer sich die<br />
Mühe macht, das Plenarprotokoll<br />
zu studieren (oder die entsprechende<br />
Videoaufzeichnung zu schauen),<br />
erkennt schnell, dass die Fraktion<br />
der Prohibitionsbefürworter,<br />
die ja inzwischen (theoretisch) nur<br />
noch CDU/CSU/AFD umfasst,<br />
komplett ideologiegesteuert „argumentiert“,<br />
wobei wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse ignoriert sowie<br />
Zahlen und Statistiken negiert bzw.<br />
sogar einfach falsch wiedergegeben<br />
werden. Wir vom <strong>Highway</strong>-Magazin<br />
haben uns erlaubt, ein paar der<br />
irrsinnigsten Zitate dieser Debatte<br />
rund um das Cannabis-Kontrollgesetz<br />
der Grünen zusammenzustellen<br />
und sie mit einem kurzen<br />
Kommentar aus der Redaktion zu<br />
versehen. Gehen wir also direkt in<br />
die Vollen mit unserem Liebling<br />
Alexander Krauß von der CDU.<br />
Aufmerksamen <strong>Highway</strong>-Lesern<br />
könnte er aufgrund seiner Auslassungen<br />
in der Vergangenheit noch<br />
in schlechter Erinnerung geblieben<br />
sein. Seine Beschreibung San Franciscos,<br />
das seiner Meinung nach<br />
durch die Cannabislegalisierung<br />
zum Höllenpfuhl aus Obdachlosigkeit<br />
und Urinlachen geworden ist,<br />
spricht Bände über den geistigen Zustand<br />
des gebürtigen Erlabrunners.<br />
Aber wie in der aktuellen Debatte<br />
klar wird, hat der Gute sein Pulver<br />
noch lange nicht verschossen:<br />
„Acht von neun Tütchen, kann man<br />
sagen, werden weiterhin auf dem [kanadischen]<br />
Schwarzmarkt gekauft.“<br />
Die Statistik spricht eine andere<br />
Sprache. Auch wenn der Schwarzmarkt<br />
zugegebenermaßen trotz<br />
Freigabe noch Bestand hat, werden<br />
laut „Bloomberg Canada“ bereits<br />
über fünfzig Prozent des Cannabis<br />
auf legalem Weg erworben. Zudem<br />
ist die Legalisierung eben auch erst<br />
knapp drei Jahre her.<br />
„Auch die Illusion, es gibt dann ein<br />
sauberes Cannabis, ist natürlich unsinnig.<br />
Also, Entschuldigung, es gibt<br />
doch nicht nur die Wahl zwischen<br />
schädlich und schädlicher, sondern die<br />
Entscheidung sollte doch sein: muss ich<br />
überhaupt etwas nehmen, was schädlich<br />
ist? Da kann ich nur sagen: man<br />
muss überhaupt nichts Schädliches<br />
nehmen.“<br />
Genau! Es ist doch ganz egal, dass<br />
seit Menschengedenken Drogen<br />
konsumiert werden. Wenn die<br />
CDU der Meinung ist, dass man<br />
einfach nichts (angeblich) Schädliches<br />
einnehmen muss, dann hat<br />
sich die Sache ein für allemal erledigt.<br />
Basta! Puh, Glück gehabt,<br />
dass Bier, Wein und Schnaps nicht<br />
schädlich sind...<br />
„Ich unterhalte mich sehr gern mit<br />
Wissenschaftlern, auch weil sie ein<br />
Studium haben, mit den Leuten, die<br />
in den Drogenkliniken arbeiten. Das<br />
kann ich jedem von Ihnen nur empfehlen.<br />
Sprechen Sie einmal mit den Leuten,<br />
die dann diese Menschen vor sich<br />
haben, etwa einen 28-Jährigen oder<br />
einen 30-Jährigen, und verfolgen Sie<br />
den Konsum zehn Jahre zurück! Wir<br />
hatten im Sächsischen Landtag eine<br />
Kollegin der Linkspartei, die mit 18 in<br />
den Landtag gewählt worden war, Immunität<br />
genoss durch ihr Mandat. Sie<br />
war der erste Fall, dass eine junge Frau<br />
das Gefühl hatte, sie müsste sich neben<br />
Eisenbahnschienen bewegen. Es war<br />
unklar, ob man sie für zurechnungsfähig<br />
erklären kann oder nicht. Um diese<br />
Leute, wenn die 30 Jahre alt sind,<br />
kümmern Sie sich dann nicht mehr, die<br />
fallen dann bei Ihnen durchs Netz, sind<br />
Ihnen dann egal. Ich finde, dass auch<br />
diese Menschen, die mit Einstiegsdrogen<br />
in diesem Bereich angefangen<br />
haben und dann zu härteren Drogen<br />
gekommen sind, es verdient haben, dass<br />
man ihnen weiterhilft.“<br />
Hä? Hat der Alex seine Medizin<br />
etwa noch nicht bekommen? Der<br />
Arme redet schon wieder wirr, und<br />
das vor versammelter Mannschaft.<br />
Peinlich!<br />
„Meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />
wir brauchen kein Konjunkturprogramm<br />
für Drogendealer. Cannabis<br />
gehört weiterhin verboten, weil es der<br />
Gesundheit schadet.“<br />
Eine komplett sinnlose Umkehrung<br />
des tatsächlichen Sachverhalts.<br />
Soviel Chuzpe muss man<br />
auch erst mal haben!<br />
Krauß’ CSU-Kollege Stefan Pilsinger<br />
bläst gleich mal in dasselbe<br />
Horn:<br />
„Als Arzt und ebenso als Gesundheitspolitiker<br />
kann ich<br />
es also nicht verantworten,<br />
eine<br />
Substanz zu legalisieren,<br />
die nachweislich<br />
auch<br />
schädlich ist.“<br />
Was soll man<br />
dazu noch sagen?<br />
Merken<br />
dieses Politkasper<br />
eigentlich<br />
gar nichts<br />
mehr? Benötigt<br />
an dieser Stelle<br />
jemand ernsthaft<br />
noch eine<br />
Auflistung aller<br />
legal in Deutschland erhältlichen<br />
Substanzen, deren potenzielles<br />
Gesundheitsrisiko wissenschaftlich<br />
belegt ist?<br />
CDU/CSU und AFD verstehen<br />
sich offenbar auch bestens,<br />
wie man am folgenden Zitat von<br />
AFD-Mitglied Detlev Spangenberg<br />
sieht:<br />
„Außerdem ist es für mich erstaunlich,<br />
dass ausgerechnet die Fraktion der Grünen<br />
hier mit einer Erlaubnis kommt.<br />
Die Grünen zeichnen sich doch aus als<br />
Verbots-, Schikane- und Gängelpartei.<br />
Wieso wollen ausgerechnet Sie hier mal<br />
etwas gestatten? Ich habe darüber lange<br />
nachgedacht. Ich kann es mir nur so<br />
erklären, dass Sie Ihrer Klientel noch<br />
mehr das Gehirn vernebeln wollen.“<br />
Und das aus dem Mund eines<br />
Politikers, dessen eigene Klientel<br />
nicht gerade für geistige Beweglichkeit<br />
bekannt ist? Komplett<br />
indiskutable Äußerung, die einer<br />
Bundestagsdebatte nicht würdig<br />
sein sollte, sich hier aber leider<br />
perfekt einfügt. Danke Merkel!<br />
Christoph Ploß ergreift einmal<br />
mehr für CDU/CSU das Wort<br />
und versucht, sich als sorgenvoller<br />
Mahner zu gerieren, dem nur das<br />
Wohl der Bevölkerung am Herzen<br />
liegt:<br />
„Wir werden nicht den Weg der Legalisierung<br />
gehen; denn er bedeutet unsägliches<br />
Leid, er bedeutet, dass es zu<br />
Abhängigkeiten kommt, dass es Therapien<br />
geben muss, dass viele Menschen<br />
darunter leiden. Wir werden<br />
stattdessen den Weg der Prävention<br />
einschlagen.“<br />
Niema Movassat (Mitte) war<br />
einer der wenigen, die in der<br />
Debatte eine gute Figur machten<br />
Da das Konstrukt aus Prohibition<br />
und Prävention ja schon seit<br />
einem Jahrhundert nicht funktioniert,<br />
sollte man es am besten<br />
auch die nächsten 10.000 Jahre<br />
auf diesem Weg versuchen, das<br />
klingt logisch. Den Zusammenhang<br />
zwischen Legalisierung und<br />
Prävention muss ihm anscheinend<br />
mal jemand genau erklären.<br />
„Cannabiskonsum ist der Einstieg in<br />
das harte Drogengeschäft.“<br />
Ah, keine Cannabisdebatte wäre<br />
je vollständig ohne die gute alte<br />
Einstiegsdrogen-Theorie. Das<br />
blöde ist nur, dass sie klipp und<br />
klar widerlegt wurde. Das sieht<br />
neben dem globalen Wissenschaftsbetrieb<br />
übrigens auch das<br />
Bundesverfassungsgericht seit den<br />
90er-Jahren so.<br />
„Nein, die [Zwischenfrage] lasse ich<br />
jetzt nicht zu.“<br />
„Nein, [keine Zwischenfrage] danke.<br />
Wir hatten, glaube ich, schon genügend<br />
Austausch.“<br />
In einer Debatte keine Fragen<br />
zuzulassen, ist immer ein gutes<br />
Zeichen. Am liebsten wäre dem<br />
Chrissibär wohl ein kompletter<br />
Verzicht auf Austausch. Bei seiner<br />
lächerlichen Haltung auch kein<br />
Wunder.<br />
Angesichts dieser geballten Ignoranz<br />
schmerzen dem deutschen<br />
Cannabisfreund zurecht Herz<br />
und Hirn. Schließen wir also wenigstens<br />
mit einem versöhnlichen<br />
Zitat von Martina Stamm-Fiebig<br />
aus den Reihen der SPD:<br />
„Vor allem soll Cannabis kontrolliert<br />
an die Gruppen abgegeben werden, die<br />
ihn haben möchten.“<br />
Ja genau, gebt endlich den Cannabis<br />
frei! Äh... den Hanf natürlich!<br />
16 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>
Politik<br />
Israel will Mitte 20<strong>21</strong><br />
Cannabis vollständig<br />
legalisieren<br />
Jerusalem – Die Israelis, mit weitem<br />
Abstand die Kiff-Weltmeister von<br />
2<strong>01</strong>7 (27 Prozent der Bevölkerung<br />
zwischen 18 und 65 Jahren hatten<br />
innerhalb eines Jahres Cannabis<br />
konsumiert; Zweiter war<br />
Island mit 18 Prozent und Dritter<br />
die USA mit 16 Prozent der Bevölkerung),<br />
werden aller Wahrscheinlichkeit<br />
nach Mitte 20<strong>21</strong><br />
Cannabis vollständig legalisieren.<br />
Bislang ist in Israel lediglich Cannabis<br />
als Medizin legal und auch<br />
weit verbreitet. Darüber hinaus<br />
ist der Freizeit-Konsum teilweise<br />
dekriminalisiert. Wer in der Öffentlichkeit<br />
beim Kiffen erwischt<br />
wird, darf sich momentan auf<br />
Strafgelder in mittlerer dreistelliger<br />
Euro-Höhe einstellen. Der<br />
Konsum in der Öffentlichkeit soll<br />
auch nach der Legalisierung voraussichtlich<br />
nicht erlaubt sein, allerdings<br />
natürlich im Privaten. Es<br />
soll eine vollständig legale Industrie<br />
rund um Cannabis entstehen<br />
können. Auch einen Zeitrahmen<br />
für die Legalisierung gibt es schon<br />
– und die kommt bald: spätestens<br />
Ende August 20<strong>21</strong> soll es so<br />
weit sein. Der Verkauf ist dann in<br />
Fachgeschäften an alle Personen<br />
ab <strong>21</strong> Jahren gestattet. Werbung<br />
für Cannabisprodukte wird verboten<br />
sein, Ein- und Ausfuhr aus<br />
dem Land nicht gestattet. Auch<br />
der Verkauf von Edibles, die wie<br />
Süßigkeiten aussehen, wird nicht<br />
erlaubt sein, in anderen Formen<br />
aber schon. Der Staat will für „angemessene<br />
Preise“ sorgen, um den<br />
Schwarzmarkt auszutrocknen, ein<br />
Eigenanbau daheim ist jedoch bislang<br />
nicht vorgesehen, dies soll<br />
Avi Nissenkorn<br />
aber zu einem späteren Zeitpunkt<br />
noch einmal überdacht werden.<br />
Mutmaßlich werden,<br />
wie auch in Kanada geschehen,<br />
bevorzugt Unternehmen mit Produktionserlaubnissen<br />
ausgestattet,<br />
die bereits medizinisches Cannabis<br />
herstellen, so ein Insider gegenüber<br />
„Haaretz“. Die Produktionsstandards<br />
sollen allerdings<br />
weniger streng ausfallen und sich<br />
eher an der Lebensmittelindustrie<br />
orientieren. „In dem Moment, in<br />
dem Marihuana als Genussmittel<br />
leichter zugänglich wird, wird sich<br />
der Markt wirklich öffnen. Die Patienten<br />
werden wählen können, ob<br />
sie Cannabis ohne Rezept kaufen<br />
wollen, so wie sie Kopfschmerztabletten<br />
in der Apotheke kaufen.<br />
Wir haben begonnen, uns auf<br />
eine große Produktionssteigerung<br />
vorzubereiten und wir haben die<br />
Größe unserer Farm im Norden<br />
verdreifacht“, so Avinoam Sapir,<br />
Geschäftsführer von Tikun Olam,<br />
einem Unternehmen, das bisher<br />
medizinisches Cannabis verkauft.<br />
Und wie kommt es<br />
eigentlich zur Legalisierung?<br />
Es kann so einfach sein! Denn<br />
offenbar sitzen einige ziemlich<br />
schlaue Köpfe in der israelischen<br />
Regierung: bei einer Abwägung<br />
des gesundheitlichen Schadens<br />
durch Cannabis und der negativen<br />
Auswirkungen durch dessen<br />
Kriminalisierung sei man zur Erkenntnis<br />
gelangt, dass die Prohibition<br />
mehr Schaden anrichtet als<br />
eine Legalisierung, so der stellvertretende<br />
Justizminister Amit<br />
Merari. Darüber hinaus habe<br />
man sich auch genau die konkreten<br />
Auswirkungen von Verboten<br />
und Zulassungen von Cannabis in<br />
anderen Ländern angesehen und<br />
habe eine Legalisierung für nützlich<br />
befunden. Justizminister Avi<br />
Nissenkorn drückte es noch drastischer<br />
aus: „Es ist an der Zeit, den<br />
Fortschritt einzuläuten<br />
und Cannabis in<br />
Israel zu legalisieren.<br />
Dies ist eine bedeutende,<br />
ganzheitliche und<br />
verantwortungsvolle<br />
Reform, die zeigt,<br />
dass der Staat Israel<br />
die Realität nicht<br />
ignoriert und in die<br />
Fußstapfen anderer<br />
entwickelter Länder<br />
tritt.“ Wir wussten es<br />
schon immer: wenn<br />
es um Cannabis geht,<br />
ist und bleibt Deutschland<br />
einfach ein Entwicklungsland.<br />
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HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 17
18 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>
HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 19
STRAIN-PORTRAIT<br />
OG LA AFFIE<br />
OG LA AFFIE<br />
OG LA AFFIE<br />
20 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>
Bei dem Strain OG LA<br />
Affie haben wir es mal<br />
wieder mit einem Vertreter<br />
zu tun, der auch<br />
noch eine andere Namensvariante<br />
mitführt – und<br />
zwar einfach nur LA Affie oder<br />
aber Afghan Bombay Kush.<br />
Denn in Afghanistan liegt auch<br />
der Ursprung dieser Pflanze, die<br />
nicht groß verändert wurde und<br />
die als 100-prozentige Indica daherkommt.<br />
Angeboten wird die<br />
Sorte von verschiedenen Samenbanken,<br />
in feminisierter oder<br />
auch regulärer Variante, besonders<br />
weit verbreitet ist die Variante<br />
von DNA Genetics, die auch<br />
als eine der beiden Elternpflanzen<br />
der ebenfalls von dieser Samenbank<br />
geführten und schwer<br />
beliebten LA Confidential dient.<br />
Als reine Indica kann LA Affie<br />
natürlich gut zur Schmerzmedikation<br />
oder bei Einschlafproblemen<br />
genutzt werden. Aber auch<br />
Freunde des gepflegten Abchillens<br />
werden mit diesem Strain<br />
natürlich zufriedengestellt – wer<br />
mit einem guten Film und einem<br />
Joint dieser Sorte nicht glücklich<br />
wird, dem ist vermutlich nicht<br />
zu helfen. (Oder derjenige ist<br />
eventuell auch einfach nur eingeschlafen,<br />
denn die Potenz dieses<br />
Strains ist ordentlich und macht<br />
nicht unbedingt fit.) Hilfe wird<br />
jedoch eventuell beim Anbau<br />
benötigt, ist es doch nicht die<br />
pflegeleichteste aller Sorten. Sie<br />
kann mitunter ein wenig rumzicken,<br />
sodass unter Umständen<br />
auch Fachleute auf Trab gehalten<br />
werden können. Nach grob<br />
sieben Wochen Blütezeit verbreitet<br />
sie dann indoor ihr schwer zu<br />
beschreibendes Aroma, das Lust<br />
auf eine sofortige Smoke-Session<br />
macht. Der Outdoor-Anbau<br />
ist in hiesigen Breitengeraden<br />
möglich, aber ein früher Herbst<br />
kann durchaus für viel Ärger sorgen,<br />
wenn der Oktober kalt und<br />
nass wird.<br />
HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> <strong>21</strong>
Cannabisblätter im Wald<br />
22 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>
DISKRETION BEIm GROW im WALD<br />
Ach ja, die Zeit zum Jahreswechsel ist für die Outdoor-Grower unter uns ein einziges<br />
langes und gemütliches Thanksgiving... Winter, Weihnachten, Silvester stehen an –<br />
und dabei werden die Vorräte, die man im Laufe des Jahres aufgezogen und geerntet<br />
hat, allesamt durchprobiert. Girl Scout Cookies und Weihnachtsplätzchen, was könnte<br />
es Schöneres geben? Na klar, dabei vorm heimischen Kaminfeuer vom nächsten<br />
Outdoor-Grow zu träumen. Denn bald ist schon wieder Zeit, sich für die Sorten der<br />
kommenden Saison festzulegen und einen oder mehrere geeignete Spots ins Auge zu<br />
fassen. Wir wollen an dieser Stelle einmal einen Denkanstoß anderer Art geben und<br />
uns mit der Frage beschäftigen, wie man einen solchen Outdoor-Grow hinsichtlich der<br />
Unauffindbarkeit optimieren kann – welche Möglichkeiten gibt es, um die Anpflanzung<br />
möglichst unauffällig zu gestalten oder eventuelle Passanten in der Nähe erst<br />
gar nicht den Weg in die Richtung dieser einschlagen zu lassen?<br />
HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 23
Dass die Grow-Industrie<br />
eher zu den Profiteuren<br />
der Corona-Krise<br />
gehört, liegt nahe. Die<br />
Angst, aufgrund von<br />
Lieferengpässen mit leeren Händen<br />
dazustehen, in Kombination<br />
mit der allgemeinen Empfehlung<br />
der Regierung, so gut es geht zu<br />
Hause zu bleiben, konnte die<br />
Branche vor dem Unglück vieler<br />
anderer bewahren. Kein Wunder,<br />
dass sich die meisten Cannabisfreunde<br />
noch einmal entweder<br />
mit dem Endprodukt oder dem<br />
für dessen Anbau benötigten Zubehör<br />
eingedeckt haben. Abgesehen<br />
davon ist Cannabis natürlich<br />
auch einfach die perfekte Droge<br />
zum Daheimbleiben und Nichtstun.<br />
Unter den Privat-Growern<br />
gibt es allerdings eine Gruppe,<br />
die in Corona-Zeiten durchaus<br />
zusätzliche Schwierigkeiten bekommen<br />
kann: die Guerilla-Grower.<br />
Denn wer seine Cannabissamen<br />
einfach im Wald verteilt,<br />
anstatt sich ein Zelt in die Wohnung<br />
zu stellen, bekam in den<br />
vergangenen Monaten ein Problem.<br />
Wo es in normalen Zeiten<br />
in der Regel Förster oder Jäger<br />
sind, die hin und wieder mal<br />
durch Zufall auf eine derartige<br />
Pflanzung stoßen, strömen in<br />
den letztem Monaten verstärkt<br />
Städter, die zu Lockdown-Zeiten<br />
die Natur für sich entdeckt haben,<br />
in die Wälder. Wer in den<br />
letzten Monaten entgegen seiner<br />
sonstigen Gewohnheiten mal einen<br />
ausgedehnten Waldspaziergang<br />
gemacht hat, ist selbst der<br />
beste Beweis für diese Theorie.<br />
Leider hinterlassen die<br />
neuen Besucher dort natürlich<br />
auch ihre Spuren. Und zwar nicht<br />
nur Plastikmüll und Getränkedosen,<br />
sondern auch in Form von<br />
Denunziationen. Wer sich die<br />
Mühe macht und nach aufgeflogenen<br />
Guerilla-Anlagen googelt,<br />
wird nicht umhinkommen, zu<br />
bemerken, wie viele davon in der<br />
Outdoor-Saison 2020 entdeckt<br />
wurden. Besonders deutlich<br />
wird dies im direkten Vergleich<br />
mit der entsprechenden Nachrichtenlage<br />
im coronafreien Jahr<br />
zuvor. In Anbetracht der Tatsache,<br />
dass uns Corona (und damit<br />
auch die Maßnahmen) noch<br />
länger erhalten bleibt, wollen wir<br />
das Thema Guerilla-Growing an<br />
dieser Stelle einmal ausschließlich<br />
unter den Gesichtspunkten<br />
der Diskretion betrachten.<br />
Und da neue Situationen neue<br />
Herangehensweisen erfordern,<br />
sollen auch extravagante Sicherheits-Maßnahmen<br />
ins Spiel gebracht<br />
werden. Auch wenn sie<br />
im Einzelfall vielleicht nicht immer<br />
umsetzbar sind, könnten sie<br />
mithin für den ein oder anderen<br />
Denkanstoß sorgen. Deutsche<br />
Wald-Grower haben übrigens gegenüber<br />
ihren Pendants aus weniger<br />
dicht besiedelten Ländern<br />
von Haus aus mit einem Nachteil<br />
zu kämpfen: es gibt einfach<br />
nur sehr, sehr wenige Gebiete,<br />
die man als wirklich abgeschieden,<br />
geschweige denn unberührt<br />
bezeichnen könnte. Deutschland<br />
ist eben nicht Kanada! Höchstens<br />
Cannabisfreunde aus den<br />
weniger besiedelten östlichen<br />
Bundesländern haben diesbezüglich<br />
vielleicht einen kleinen<br />
Vorteil im Vergleich mit ihren<br />
Landsleuten aus anderen Ecken<br />
Deutschlands.<br />
Was also tun? Ganz<br />
zu Beginn der Unternehmung<br />
sollte man sich<br />
zunächst daran<br />
erinnern, wie<br />
ein guter Aktienfond<br />
funktioniert.<br />
Aber<br />
was bitte haben<br />
Aktienfonds<br />
mit Guerilla-Growing<br />
zu<br />
schaffen? Ganz<br />
einfach: die<br />
Streuung des Risikos.<br />
Genauso<br />
wie in einem Fond die Wertpapiere<br />
verschiedenster Unternehmen<br />
zusammengefasst werden,<br />
gilt es, im Optimalfall die Samen<br />
nicht bloß an einem für geeignet<br />
befundenen Ort auszusäen,<br />
sondern sie auf mehrere Plätze<br />
aufzuteilen, die idealerweise<br />
auch nicht zu nah beieinander<br />
liegen. Der bestimmende Faktor<br />
der Wahl sollte dabei die Zugänglichkeit<br />
und Einsichtigkeit<br />
sein. Je schwerer die Stelle für<br />
den Gelegenheits-Wanderer zu<br />
erreichen ist und je weniger gut<br />
sie zu sehen ist, desto länger hat<br />
man als Grower seine Ruhe. Gut<br />
kann es zum Beispiel sein, wenn<br />
ein Waldstück von Flussläufen<br />
abgegrenzt wird. Ein Ort, der<br />
vielleicht sogar ausschließlich<br />
mithilfe eines Kanus oder ähnlichem<br />
zugänglich ist, könnte sich<br />
durchaus gut eignen, auch, wenn<br />
dies für den Grower ein paar<br />
Beschwerlichkeiten bedeutet. Es<br />
sollte hierbei jedoch darauf geachtet<br />
werden, dass man auch<br />
auf dem Wasserweg hin zum<br />
Ziel nicht allzu sehr auf dem<br />
Präsentierteller sitzt, denn möglicherweise<br />
könnten sich zufällig<br />
auftauchende Spaziergänger<br />
vom Ufer aus über mitgeführtes<br />
Equipment etc. wundern. Überall<br />
da, wo Wasser im Spiel ist,<br />
sollte natürlich auch ein Überschwemmungsrisiko<br />
mit in die<br />
Überlegungen des Growers einbezogen<br />
werden.<br />
Hervorragend zum<br />
Abschirmen eignen sich zudem<br />
Pflanzen. Was wäre in einem<br />
Wald bitteschön weniger auffällig?<br />
Die Redewendung „den<br />
Wald vor lauter Bäumen nicht sehen“<br />
kommt nicht von ungefähr.<br />
Brombeer-Ranken etwa sind für<br />
ihre Undurchdringlichkeit und<br />
Robustheit bekannt, die Stacheln<br />
sind da nur das Tüpfelchen auf<br />
dem i. Niemand hat Lust darauf,<br />
sich durch Brombeerbüsche zu<br />
kämpfen. Nur der Grower selbst<br />
sollte sich einen kleinen Durchgang<br />
freimachen (der natürlich<br />
wiederum gut kaschiert sein<br />
will). Allerdings sollte man stets<br />
darauf achten, dass Brombeerwurzeln<br />
sehr wild wuchern und<br />
es dementsprechend zu Konflikten<br />
mit in der Nähe sprießenden<br />
Pflanzen kommen kann. Bei<br />
vielen Spaziergängern aufgrund<br />
ihrer piksenden Härchen unbeliebt<br />
sind außerdem Brennnesseln.<br />
In so ziemlich jedem deutschen<br />
Wald heimisch, eignen<br />
sie sich sozusagen als äußerer<br />
„Schutzwall“. Mit langen Hosen<br />
und festem Schuhwerk stellen sie<br />
zwar keine echte Hürde dar, für<br />
leichter bekleidete Personen ist<br />
die Durchquerung eines kleinen<br />
Brennnesselfeldes aber ziemlich<br />
unattraktiv. Ilex-Büsche fallen<br />
ebenfalls durch ihre stachelige<br />
Schmerzhaftigkeit auf, gegenüber<br />
Brennnesseln<br />
können sie außerdem mit einem<br />
höheren Wuchs und Undurchsichtigkeit<br />
punkten. Allerdings<br />
kommen sie in deutschen Wäldern<br />
weniger häufig vor und sind<br />
in der Anschaffung nicht gerade<br />
günstig.<br />
Während Brombeeren,<br />
Brennnesseln und Co. durch<br />
die Aussicht auf Schmerzen abschreckend<br />
wirken, gibt es einige<br />
Pflanzen, die unliebsame Besucher<br />
auf eine gänzlich andere<br />
Art fernhalten können: denn diese<br />
sondern, manche nur in ihrer<br />
Blütezeit, manche andauernd, einen<br />
sehr unangenehmen Geruch<br />
ab. Eigentlich ein Schutzmechanismus<br />
gegen Feinde, könnten<br />
auf diese Art vielleicht auch<br />
empfindliche Spaziergänger vertrieben<br />
werden. Außerdem können<br />
sie helfen, den charakteristischen<br />
Geruch von blühendem<br />
Cannabis zu überdecken oder<br />
24 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>
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Baumwipfeln platziert wurden.<br />
Klar, das reduziert die Sichtbarkeit<br />
enorm, die Angst vor Spaziergängern<br />
dürfte so kaum noch<br />
eine Rolle spielen. Auch für die<br />
meisten Tiere sind die wertvollen<br />
Pflanzen dann nicht mehr ohne<br />
Weiteres zu erreichen. Aus logistischer<br />
Sicht ist diese Methode<br />
aber sicherlich recht aufwendig:<br />
gerade größere Pflanzentöpfe<br />
voller Erde kann man halt nicht<br />
mal eben hoch in die Baumkrone<br />
werfen. Auch ist der Platz dort<br />
oben naturgemäß stark begrenzt.<br />
Das größte Problem dürften aber<br />
Sturmschäden sein, die nicht<br />
nur den Pflanzen selbst schaden<br />
können. Nicht auszudenken, was<br />
alles passieren könnte, wenn so<br />
ein schwerer Topf mal herabrauschen<br />
würde. Wohl dem, der sich<br />
dann gerade zufällig unter dem<br />
betroffenen Baum befindet. In<br />
Anbetracht dessen ist eine Anlage<br />
in einer Baumkrone aus moralischen<br />
Gesichtspunkten wohl<br />
nur in Ausnahmefällen zu rechtfertigen.<br />
Nun, wie sieht es denn<br />
mit irreführender Beschilderung<br />
aus? Könnte nicht ein an einem<br />
Baumstamm in der Nähe der Anlage<br />
angebrachtes Warn-Schild<br />
eine gute Idee sein, um neugierige<br />
Naturburschen abzuschrecken?<br />
„Achtung Zecken“-Schilder<br />
beispielsweise sind keine<br />
Seltenheit. Und was gibt es Ekeligeres<br />
für Mensch (und Hund)<br />
als Zecken am Körper? Von der<br />
Gesundheitsgefahr durch eine<br />
Hirnhautentzündung mal ganz<br />
abgesehen. Es könnte allerdings<br />
zu einem Problem werden, wenn<br />
der zuständige Forstbeamte, der<br />
für die Anbringung derartiger<br />
Warnhinweise verantwortlich<br />
ist, ein solches Schild als Fälschung<br />
entlarvt. Dann dürfte<br />
es nur noch eine Frage der Zeit<br />
sein, bis die Anlage in der Nähe<br />
auffliegt. Ähnliches gilt für un-<br />
www.verdampftnochmal.de<br />
zumindest zu verfälschen. Der<br />
„Stinkende Gänsefuß“ etwa sondert<br />
(vor allem in seiner Blütezeit<br />
von Mai/Juni bis September) ein<br />
widerliches Odeur von verwesendem<br />
Fisch ab, das für Menschen<br />
sehr unangenehm riecht.<br />
Und dann wären da noch die<br />
Gewächse aus der Familie des<br />
„Scheinhanfs“. Die haben zwar<br />
weder Stacheln noch Gestank<br />
zur Abwehr und wirken demnach<br />
auch nicht abschreckend.<br />
Es zeichnet sie jedoch eine andere<br />
Eigenschaft aus: sie sind,<br />
wie der Name bereits andeutet,<br />
für das unerfahrene Auge von regulären<br />
Cannabispflanzen kaum<br />
zu unterscheiden. Okay, und was<br />
soll das bringen, so etwas in der<br />
Nähe einer Guerilla-Anlage zu<br />
pflanzen? Schließlich ist das Ziel<br />
doch Diskretion. Unbeteiligte<br />
Personen sollen doch ferngehalten,<br />
ihre Neugier nicht noch zusätzlich<br />
angefacht werden! Man<br />
kann das Unverständnis eines<br />
jeden Growers nachvollziehen,<br />
der sich an dieser Stelle verwundert<br />
die Augen reibt. Wenn man<br />
sich auch dabei tief ins Reich der<br />
Spekulation bewegt, sind aber<br />
durchaus Szenarien denkbar, in<br />
denen der falsche Hanf von den<br />
echten Cannabispflanzen ablenkt,<br />
als botanische Nebelkerze<br />
sozusagen. Hier muss jeder Grower<br />
selbst entscheiden, wie viel<br />
Experimentierfreude er an den<br />
Tag legen möchte. Das gilt auch<br />
für die folgenden Maßnahmen,<br />
die allesamt mit Vorsicht genossen<br />
werden sollten, aber vielleicht,<br />
je nach Einzelfall, den ein<br />
oder anderen nützlichen Ansatz<br />
enthalten können.<br />
So sind etwa Fälle bekannt,<br />
bei denen Guerilla-Grower<br />
ihr Cannabis nicht direkt in<br />
oder auf dem Waldboden pflanzten,<br />
sondern in Pflanzentöpfen,<br />
die auf stabilen Ästen hoch in<br />
Ein schwarzer Pflanzentopf fällt auf.<br />
Der orange Topf ist offensichtlich komplett indiskutabel<br />
Erdige Optik hilft,doch der Topf ist noch zu erkennen<br />
Das Camouflage-Muster lässt die Muskeln spielen<br />
HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 25
In der Natur sind Pflanzentöpfe wie diese optisch weniger auffällig<br />
scheinbare Drahtzäune, mit denen<br />
man versuchen könnte, den<br />
Zugang zur Anlage zu verhindern.<br />
Sicherlich dürfte das beim<br />
durchschnittlichen Spaziergänger<br />
wie geplant funktionieren,<br />
den aufmerksamen Förster hingegen<br />
dürfte es hingegen in seinem<br />
Gefühl bestärken, dass hier<br />
etwas ganz gewaltig faul ist.<br />
Technikaffine Bastler<br />
könnten sich eventuell für einen<br />
Bewegungsmelder erwärmen.<br />
Das batteriebetriebene Gerät<br />
könnte, gut getarnt und in der<br />
Nähe der Anlage angebracht,<br />
bei Aktivierung eine Tonfolge<br />
abspielen, die in der Lage<br />
ist, Unbeteiligte zum Rückzug<br />
zu animieren. Gemeint sind<br />
hier freilich nicht etwa übliche<br />
Alarmsirenen. Als wirkungsvoll<br />
könnte sich hingegen etwa Hundegebell<br />
erweisen. Einmal davon<br />
abgesehen, dass so ein Gerät natürlich<br />
unter keinen Umständen<br />
entdeckt werden dürfte, sprechen<br />
diverse technische Unwägbarkeiten<br />
jedoch gegen ein verlässliches<br />
und dauerhaftes Funktionieren<br />
einer solchen Maßnahme.<br />
Apropos Technik: eine geräuscharme<br />
Drohne kann durchaus<br />
ein gutes Mittel sein, um erst<br />
einmal die Umgebung aus der<br />
Vogelperspektive zu inspizieren,<br />
bevor man seiner Guerilla-Anlage<br />
einen heimlichen Besuch abstattet.<br />
Auch bei der Standortsuche<br />
selbst kann ein solches Gerät<br />
natürlich hervorragende Dienste<br />
leisten. Und zu guter Letzt soll<br />
noch auf eine Sicherheits-Maßnahme<br />
hingewiesen werden, die<br />
man vergleichsweise leicht zu<br />
Hause vorbereiten und durchführen<br />
kan: alle Materialien, mit<br />
denen man seine Anlage unter<br />
Umständen ausstattet, wie etwa<br />
Blumentöpfe oder Plastikplanen,<br />
können vor der Nutzung so bemalt<br />
oder beklebt werden, dass<br />
sie inmitten der sie umgebenden<br />
Flora und Fauna optisch möglichst<br />
wenig hervorstechen. Ein<br />
Camouflage-Muster (man sehe<br />
sich am besten zur Inspiration<br />
die Gelände-Kleidung der Bundeswehr<br />
an) ist natürlich im Vergleich<br />
zu einer Oberfläche aus<br />
glänzendem Metall oder schwarzem<br />
Plastik deutlich im Vorteil,<br />
was die Sicht- bzw. Unsichtbarkeit<br />
angeht. Alternativ kann man<br />
auch zu Töpfen aus recyceltem<br />
Papier greifen. Aufgrund ihres<br />
„erdigen“ Looks fügen sich diese<br />
gut in die Landschaft ein und<br />
sind darüber hinaus komplett<br />
biologisch abbaubar. Der Vollständigkeit<br />
sei noch darauf hingewiesen<br />
(obwohl es eigentlich<br />
selbstverständlich sein sollte),<br />
dass es ein absolutes No-Go ist,<br />
etwas am Ort der Pflanzung zurückzulassen,<br />
dass Rückschlüsse<br />
auf die Identität oder den Wohnort<br />
des Growers zuließe. Pflanzenfotos<br />
mit dem Smartphone<br />
(Stichwort: Geo-Daten) sollten<br />
ebenfalls ein absolutes Tabu sein.<br />
Bleibt noch, nachdem<br />
also Umgebung und Equipment<br />
so gut es geht für den Guerilla-Grow<br />
optimiert wurden, auf<br />
den Grower selbst bzw. auf dessen<br />
Kleidung einzugehen. Auch<br />
hier empfehlen sich gedeckte,<br />
erdige und waldige Farben, um<br />
im Unterholz nicht zu sehr hervorzustechen.<br />
Man sollte es hier<br />
mit der Tarnung aber nicht übertreiben:<br />
derartige Waldfarben<br />
sind zwar gut geeignet, aber es<br />
ist wichtig, nicht über das Ziel<br />
hinauszuschießen – es wäre wohl<br />
eher kontraproduktiv, wie ein<br />
Sniper im Geländeeinsatz auszusehen,<br />
da es immer mal sein<br />
kann, dass man trotz aller Vorsichtsmaßnahmen<br />
auf Unbeteiligte<br />
trifft. Insgesamt bleibt also<br />
festzuhalten, dass es eine Menge<br />
kleiner und großer Stellschrauben<br />
gibt, um einen Grow so gut<br />
wie möglich abzusichern. Der<br />
hier genannte Katalog erhebt<br />
keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit,<br />
denn die Möglichkeiten<br />
sind schier endlos und nur von<br />
Vorstellungskraft, Gelände und<br />
Geldbeutel begrenzt. Den Kopf<br />
einzuschalten und den allseits<br />
beschworenen gesunden Menschenverstand<br />
zu nutzen, kann<br />
beim Thema Guerilla-Growing<br />
jedenfalls nicht schaden und<br />
letztlich den Unterschied zwischen<br />
einer reichhaltigen Ernte<br />
und dem Auffliegen der Pflanzung<br />
bedeuten. Und das bedeutet<br />
selbst in Ländern, wo der<br />
Anbau nicht verboten ist, in aller<br />
Regel, dass man sich von seinen<br />
Wintervorräten verabschieden<br />
kann...<br />
26 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>
SCIENTIFICALLY DEVELOPED FOR<br />
QUICK DELIVERY, PRECISE DOSING & SIMPLE USAGE<br />
HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 27
28 HIGHWAY 06/20
Grafing, ein beschauliches 12.000-Seelen-Städtchen<br />
in der Nähe von München. Hier verläuft das Leben<br />
eigentlich in ruhigen Bahnen – bis 2020: plötzlich<br />
sprießen immer wieder wild gesäte Cannabispflanzen<br />
inmitten des Stadtgebiets und ein CSU-Landtagsabgeordneter<br />
macht auf einer Parteiveranstaltung unbewusst<br />
Werbung für einen geheimnisvollen Cannabis-<br />
Instagram-Account namens „Der Gärtner von Grafing“.<br />
Wer steckt hinter den Aktionen und was ist sein Ziel?<br />
<strong>Highway</strong> hat den cannabisaffinen „Gärtner“ zum<br />
Gespräch getroffen.<br />
Der Öffentlichkeit wurdest<br />
du erstmals bekannt,<br />
als CSU-Mitglieder auf<br />
einer politischen Veranstaltung<br />
versehentlich<br />
mit Schildern posierten, auf<br />
denen auch einer deiner Sticker<br />
angebracht war. Auch wir von<br />
<strong>Highway</strong> haben damals darüber<br />
berichtet und uns köstlich amüsiert.<br />
Erzähl doch mal, wie war<br />
das für dich, aus sicherer „Entfernung“<br />
zu beobachten, wie dein<br />
Plan tatsächlich aufgeht, wie die<br />
CSU in Erklärungsnot gerät, wie<br />
sich die Presse auf den Fall stürzt?<br />
Du musst dabei doch eine diebische<br />
Freude empfunden haben<br />
oder etwa nicht?<br />
Ganz ehrlich, ich hätte nicht gedacht,<br />
dass ihnen das nicht auffällt.<br />
Ich meine, ich gucke mir doch<br />
vorher an, was ich in die Kamera<br />
halte oder? Als ich am selben<br />
Abend dann den Instagram-Post<br />
der Landkreis-Union gesehen<br />
habe, hatte ich Tränen vor Lachen<br />
in den Augen. Da habe ich nicht<br />
lange überlegt und das ganze gerepostet<br />
und mit dem Kommentar<br />
„Das freut den Gärtner, dass die<br />
Union Werbung macht“ versehen.<br />
Scheinbar sind sie mir immer noch<br />
böse deswegen, da ich seitdem von<br />
ihnen auf Instagram blockiert wurde;<br />
oder sie sind verärgert, dass ich<br />
die Presse dadurch auf den Sticker<br />
hingewiesen habe, denn in dem ersten<br />
Artikel über die Kandidatenkür<br />
ist der Presse der nämlich noch gar<br />
nicht aufgefallen.<br />
Lässt die CSU ihre (Wahl-)Plakate<br />
in der Stadt jetzt eigentlich beschatten,<br />
um dir vielleicht auf die<br />
Schliche zu kommen? Auf welche<br />
Vorsichtsmaßnahmen achtest<br />
du, wenn du in deiner Rolle als<br />
„Gärtner“ unterwegs bist?<br />
Na ja, ich würde ganz einfach<br />
sagen, den anderen immer einen<br />
Schritt voraus zu sein. Meinen<br />
Quellen zufolge gab es in der Tat<br />
Überlegungen dieser Art bzw. es<br />
wurde überlegt, bei Instagram einen<br />
Aufruf zur Ermittlung des<br />
HIGHWAY 06/20 29
Gärtners zu starten, wogegen sich<br />
aber dann die Mehrheit ausgesprochen<br />
hat.<br />
Seit wann führst du eigentlich<br />
schon dieses Doppelleben als<br />
mysteriöser „Gärtner von Grafing“?<br />
Welches Ereignis hat den<br />
Ausschlag für dein ungewöhnliches<br />
Engagement gegeben und<br />
was möchtest du damit erreichen?<br />
Wirklich aktiv bin ich seit Frühjahr<br />
2<strong>01</strong>9. Braucht es denn immer irgendein<br />
Ereignis, um selbst aktiv zu werden?<br />
Wenn jeder auf irgendein Ereignis<br />
wartet, wartet man ewig, dann<br />
ändert sich nie was. Da ich mich<br />
schon immer für Schwächere eingesetzt<br />
habe, dachte ich mir, wieso setzt<br />
du dich nicht für den schwachen und<br />
wehrlosen Hanf ein, der in meinen<br />
Augen grundlos diskriminiert und<br />
schlechtgeredet wird. Mein Ziel ist<br />
es einfach, den Leuten die Augen<br />
zu öffnen und dass sie sich vielleicht<br />
auch einmal mit der Thematik befassen<br />
und nicht nur das populistische<br />
Gelaber von Marlene Mortler oder<br />
Daniela Ludwig wiedergeben, den<br />
beiden Kompetenzbomben, die in<br />
der freien Wirtschaft wohl arbeitslos<br />
wären. Mitunter wäre es noch ein<br />
Ziel, so viele Leute wie möglich zum<br />
Mitmachen zu animieren, um in naher<br />
Zeit möglichst ganz Deutschland<br />
mit schönen, früher bei uns auch<br />
mal heimischen Hanfpflanzen zu<br />
überziehen. Außerdem kann so ein<br />
Zeichen gesetzt werden, dass Natur<br />
sich nicht verbieten lässt. Letztendlich<br />
sollte so viel Druck durch Überlastung<br />
der Behörden entstehen, dass<br />
Cannabis zwangsläufig legalisiert<br />
wird und das Ganze eben in dem<br />
Sinne des Eigenanbaus gestattet wird<br />
– um es mit Martin Luther Kings<br />
Worten zu sagen: „ I have a dream.“<br />
Und gemeinsam könnten wir diesen<br />
Traum auch Realität werden lassen.<br />
Wissen eigentlich die Menschen<br />
aus deinem näheren Freundes-<br />
und Familienkreis über deine<br />
Aktivitäten Bescheid? Grafing<br />
hat nur etwa 12.000 Einwohner:<br />
hast du nicht Angst, enttarnt zu<br />
werden?<br />
Bescheid wissen leider viel zu viele,<br />
so ist meine Identität sogar im Bayerischen<br />
Landtag und im Bundestag<br />
bekannt. Glücklicherweise ist<br />
eigenständiges Denken aber noch<br />
nicht verboten und so wird die Aktivität<br />
von den meisten mit Humor<br />
aufgefasst.<br />
Unter den Pflanzen, die du guerillamäßig<br />
im Grafinger Stadtgebiet<br />
ausgesät hast, sind da eigentlich<br />
auch THC-haltige Sorten<br />
dabei oder handelt es sich ausschließlich<br />
um Nutzhanf ?<br />
Ausschließlich um Nutzhanf bzw.<br />
Bio-Hanfsamen aus dem Biomarkt,<br />
unbestrahlt, sodass sie keimfähig<br />
sind, genau wie solche Samen, die<br />
manche statt Chiasamen oder ähnlichem<br />
verzehren. Vielleicht bin ich<br />
ja gar nicht der Gärtner, sondern<br />
nur ein Verrückter, der sein Müsli<br />
in der Stadt verteilt.<br />
Vor Kurzem haben israelische<br />
Aktivisten per Drohne gefüllte<br />
Cannabis-Baggys über Tel Aviv<br />
abgeworfen. Was hältst du von<br />
dieser Aktion? Könntest du dir<br />
so etwas in einem zweiten Schritt<br />
auch vorstellen oder ginge dir das<br />
zu weit?<br />
Ich fand die Aktion klasse, glaube<br />
aber dass das bei uns nie geschehen<br />
wird, weil in unserer materiellen,<br />
ich-fixierten Welt der Geiz und die<br />
Bequemlichkeit, lieber nichts zu<br />
machen, überwiegt und den meisten<br />
die Bereitschaft abgeht, sich<br />
irgendwo einzubringen, zu engagieren<br />
oder etwas zu unterstützen,<br />
und sich jeder drauf verlässt, „das<br />
30 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>
wird schon wer machen“. Aber genau<br />
das ist der Punkt: alleine sind<br />
wir schwach, aber gemeinsam sind<br />
wir stark. Von mir selbst wird es so<br />
eine Aktion aber auch nicht geben,<br />
denn ich versuche mich im rechtlichen<br />
Bereich zu bewegen und würde<br />
diesen damit definitiv verlassen.<br />
Woran glaubst du, liegt es, dass<br />
sich Deutschland mit der Legalisierung<br />
so schwer tut? Natürlich<br />
gibt es immer Länder, die noch<br />
rigider sind, wie etwa Frankreich,<br />
aber auch viele Europäer,<br />
die deutlich weniger Berührungsängste<br />
haben, von Nordamerika<br />
mal ganz zu schweigen. Sollte das<br />
wirklich vor allem an der deutschen<br />
Alkohol-Kultur liegen?<br />
Vielleicht liegt es an der Kompetenz<br />
der zuständigen Parlamentarier,<br />
bei denen eigenständiges<br />
Denken scheinbar nicht vorhanden<br />
ist, und an der Bequemlichkeit der<br />
Community, sich immer alles gefallen<br />
zu lassen.<br />
Wann wird Cannabis in Deutschland<br />
deiner Ansicht nach komplett<br />
legalisiert?<br />
Wenn wir nicht aufstehen, wird<br />
sich auch die nächsten 20 Jahre<br />
nichts ändern.<br />
Was würdest du unserer Drogenbeauftragten<br />
Daniela Ludwig gerne<br />
mal sagen, wenn du die Chance<br />
hättest?<br />
Ich glaube, es würde mich sehr<br />
viel Selbstbeherrschung kosten,<br />
sachlich zu bleiben. Aber ich würde<br />
ihr nahelegen, ihr Mandat aufzugeben,<br />
ihr aufzeigen, dass sie<br />
dermaßen falsch am Platz ist und<br />
vielleicht nochmal die Hauptschule<br />
aufzusuchen sollte. Vielleicht bringen<br />
die ihr da bei, was Buchstaben<br />
und Zahlen bedeuten, sodass sie<br />
in der Lage ist, in Zukunft irgendwann<br />
einmal Berichte und Statistiken<br />
zu lesen, anstatt ihre private<br />
Meinung, die noch realitätsfremder<br />
als mancher Bild-Zeitungsartikel<br />
ist, zu verbreiten.<br />
Welche sind für die dich persönlich<br />
die wichtigsten Argumente<br />
pro Legalisierung?<br />
Ein einzelnes wichtigstes Argument<br />
habe ich eigentlich gar nicht, wenn<br />
man jedoch die Zusammenhänge<br />
versteht, sind alle Argumente entscheidend.<br />
Auf der einen Seite würde<br />
der Schwarzmarkt geschwächt<br />
und für Konsumenten würde dort<br />
kein Kontakt zu härteren Drogen<br />
entstehen. Auch würde durch eine<br />
Legalisierung für die Deutschen<br />
eine ganz neue Wirtschaftsbranche<br />
als Einnahmequelle geschaffen. Zugleich<br />
wäre es eine große Entlastung<br />
für die Justiz, denn immerhin wird<br />
alle drei Minuten ein Strafverfahren<br />
wegen Cannabis eingeleitet. Durch<br />
die Steuermehreinnahmen könnte<br />
zudem gleichzeitig ein großer Teil<br />
in die Präventionsarbeit fließen, um<br />
eben den Jugendschutz zu stärken.<br />
Letztendlich sind dies alles viele<br />
ineinandergreifende Argumente,<br />
die für eine Legalisierung sprechen.<br />
Nicht zu vergessen ist auch, dass die<br />
Toleranz für Leute, die Cannabis<br />
konsumieren, durch eine Legalisierung<br />
steigen würde.<br />
Vor Kurzem wurdest du von der<br />
„Süddeutschen“ interviewt und<br />
HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 31
Ungewöhnlicher Blick auf das beschauliche Grafing<br />
32 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>
Das Logo des „Gärtners“<br />
unter anderem gefragt, ob du jeden<br />
Morgen „Haschisch aus der<br />
Wasserpfeife frühstückst“. Wie<br />
sehr ärgern dich solche Fragen?<br />
Na ja, irgendwann hat man aufgehört,<br />
sich über die Stigmatisierung<br />
zu ärgern. Muss einer, der<br />
sich für Hanf einsetzt, gleich ein<br />
Kiffer sein? Ist einer, der sich für<br />
Flüchtlinge einsetzt, selbst ein<br />
Flüchtling?<br />
Was sind die Zukunftspläne des<br />
„Gärtners von Grafing“? Sind<br />
besondere Aktionen in Aussicht,<br />
auf die man sich als Cannabisfreund<br />
schon mal freuen darf ?<br />
Wie schon erwähnt, Hauptziel ist<br />
es, ganz Deutschland mit Hanfpflanzen<br />
zu übersähen. Dazu würde<br />
ich mir wünschen, möglichst<br />
viele begeistern zu können, mitzumachen<br />
und sich zu engagieren.<br />
Nur gemeinsam können wir was<br />
erreichen. Was sonst noch so alles<br />
geplant ist, kann ich schlecht verraten<br />
– nicht, dass noch irgendwer<br />
dem Ganzen zuvorkommt...<br />
Kommen wir zu unserer traditionellen<br />
Abschlussfrage. Hast du<br />
eine Lieblings-Cannabissorte?<br />
Der bisher größte Erfolg des „Gärtners“: CSU-Kreistagskandidatin Susanne Linhart hält<br />
auf einer Kreisdelegiertenversammlung zur Unterstützung von Landrat Rober Niedergesäß<br />
ein Schild mit „Gärtner“-Aufkleber hoch, der zu allem Überfluss auch noch das stolze<br />
Wappentier von Grafing beim Joint-Rauchen zeigt<br />
Als braver und gesetzestreuer<br />
Bürger würde ich natürlich nie in<br />
Deutschland Cannabis zu Freizeitzwecken<br />
rauchen. In Ländern,<br />
wo das Gesetz dies jedoch zulässt,<br />
gebe ich zu, konsumiere ich äußerst<br />
gerne. So einen wirklichen<br />
Favorit in Sachen Strain habe ich<br />
da nicht. Ich finde es aber auch<br />
schwer, mich da festzulegen, weil<br />
ein Naturprodukt selten dem<br />
anderen gleicht. Keine Blüte ist<br />
gleich, auch bei zwei verschiedenen<br />
Blüten vom selben Strain<br />
merkt man die Unterschiede.<br />
HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 33
Keine <strong>Highway</strong>-<strong>Ausgabe</strong><br />
ohne Grow-Bericht von<br />
unserem Chuck Lore. Wie<br />
so häufig wurde ein einzelner<br />
Samen aufgezogen.<br />
Die Wahl traf zwar mal<br />
wieder eine selbstblühende<br />
Automatic-Sorte, allerdings<br />
diesmal ohne größeren<br />
Sativa-Einschlag – im<br />
Gegenteil, denn die aufgezogene<br />
Caramel Automatic<br />
aus dem Hause Zamnesia<br />
Seeds gehört zum absoluten<br />
Indica-Lager.<br />
Grow-Report<br />
CARAMEL<br />
AUTO<br />
Do-it-yourself-Experte<br />
Chuck Lore<br />
Wer unsere Anzuchtberichte<br />
regelmäßig mitliest,<br />
wird sich über die<br />
Sortenwahl wundern.<br />
Denn es handelt sich<br />
bei der Caramel Automatic von<br />
Zamnesia Seeds um eine Pflanze<br />
mit fast reiner Indica-Genetik,<br />
lediglich für den selbstblühenden<br />
Effekt wurde Ruderalis mit eingekreuzt.<br />
Diese Sorten sind für ein<br />
starkes körperliches High bekannt,<br />
das ist normalerweise nicht unser<br />
Ding. Aber weil das Aroma der Art<br />
einmalig sein soll und wir den Samen<br />
zudem als Geschenk erhalten<br />
hatten, pflanzten wir ihn ein.<br />
Wie fast immer erfolgte<br />
die Aufzucht in einem Pflanzkübel<br />
mit 30 Liter Inhalt. Das Licht kam<br />
von einer modernen, 200 Watt starken<br />
LED-Leuchte. Damit versorgten<br />
wir das Gewächs mit einer photosynthetisch<br />
aktiven Strahlung<br />
(PAR) von rund 750 µmol/(s·m²)<br />
in Bodennähe. Auch hier werden<br />
regelmäßige Leser erstaunen, weil<br />
das deutlich mehr ist, als wir sonst<br />
einsetzen. Der Grund für diese<br />
ungewöhnlich starke Beleuchtung<br />
war der, dass wir neben der Anzucht<br />
der Pflanze ein zusätzliches<br />
Ziel hatten. Zum Ersten wollten<br />
wir wissen, ob eine misslungene<br />
Aufzucht in der Vergangenheit<br />
nicht doch auf einen anderen Fehler<br />
als auf die zu üppig gewählte<br />
Lichtleistung zurückzuführen war.<br />
Zum Zweiten wollten wir dicke,<br />
fette Buds zum Angeben haben.<br />
Und die bilden sich in der Regel,<br />
wenn die Pflanze mehr Licht bekommt,<br />
als sie in Pflanzenmasse<br />
umsetzen kann. Die Wirtschaftlichkeit<br />
des Anbaus sank zwar<br />
dadurch, aber dafür war die Ernte<br />
ansehnlicher. Genau, wir wollten<br />
unserem Bekanntenkreis zeigen,<br />
dass wir nicht nur Theoretiker waren,<br />
sondern auch respektable Ergebnisse<br />
vorweisen konnten, wenn<br />
wir es denn wollten. Die tägliche<br />
Beleuchtungsdauer stellten wir auf<br />
18 Stunden ein, das reichte aus,<br />
damit der Calvin-Zyklus nachts abgeschlossen<br />
werden konnte. Einen<br />
längeren Zeitraum einzustellen,<br />
trauten wir uns nicht, mehr als 18<br />
Stunden täglich erschien uns doch<br />
ein wenig zu viel zu sein.<br />
Vier Tage nach der Einsaat<br />
konnten wir die neue Schönheit<br />
begrüßen. Sie wuchs ein wenig<br />
langsam, zwei Wochen nach der<br />
Keimung war sie gerade erst acht<br />
Zentimeter hoch und spannte auch<br />
nur 13 Zentimeter im Durchmesser<br />
auf. Dazu waren die Blätter des ersten<br />
Blattpaares bräunlich – kein gutes<br />
Zeichen. Zwei Wochen später<br />
hatten sich unsere Bedenken zerstreut,<br />
die kleine Pflanze hatte sich<br />
bestens entwickelt. 18 Zentimeter<br />
war sie hoch und sie spannte stolze<br />
34 Zentimeter auf. Die neueren<br />
Caramel Automatic<br />
Blätter waren allesamt saftig-grün<br />
und der Stamm fest. Zwar hatte<br />
sie laut Produzent nur noch einen<br />
Monat, um zu reifen, aber wir sind<br />
mittlerweile den Herstellerangaben<br />
gegenüber recht schmerzfrei<br />
geworden. Meist stimmten weder<br />
die versprochene Erntemenge noch<br />
die Zeit bis zur Ernte mit den tatsächlichen<br />
Ergebnissen überein.<br />
Sensationell war allerdings das<br />
Wachstum, das die Caramel Automatic<br />
vorlegte. In nur einer Woche<br />
schoss sie fast 20 Zentimeter<br />
nach oben, wir staunten. Auch die<br />
Blütenbildung schritt fort, unsere<br />
Neugier auf das Endergebnis stieg.<br />
Sechs Tage nach dem errechneten<br />
Termin war es dann so weit, die<br />
Pflanze konnte geerntet werden.<br />
34 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>
Wie erwartet, waren die Blüten<br />
im oberen Bereich gut ausgebildet,<br />
blieben aber hinter unseren Erwartungen<br />
zurück. Schade. Zufrieden<br />
waren wir dennoch, weil es praktisch<br />
keinen Verschnitt gab. Die<br />
komplette Ernte war ausschließlich<br />
erste Wahl.<br />
Wir ahnten schon vor<br />
der Berechnung, dass dieses Marihuana<br />
recht teuer werden würde.<br />
Die Energiekosten für die 69 Tage<br />
beliefen sich auf etwa 45 Euro, die<br />
anteiligen Kosten für die Leuchte<br />
auf etwa 14 Euro. Das Saatgut<br />
war geschenkt. Erde, Dünger und<br />
Sonstiges rechneten wir pauschal<br />
mit 5 Euro ein. Alles in allem also<br />
64 Euro, die uns die schlussendlich<br />
13,5 Gramm gekostet hatten. Mit<br />
4,74 Euro je Gramm hatten wir<br />
also einen so gerade eben noch akzeptablen<br />
Preis gezahlt. Fazit: Die<br />
Aufzucht der Pflanze war unkompliziert<br />
und lediglich der geringe<br />
Ertrag war unschön. Von Vorteil<br />
waren die schnelle Reife der Automatic<br />
Caramel und ihre kompakte<br />
Größe. Es wäre durchaus denkbar<br />
gewesen, gleich drei Stück ihrer Art<br />
parallel aufzuziehen. Überzeugend<br />
waren der gute Geschmack und die<br />
entspannende Wirkung. Unserer<br />
Meinung nach ein Gras, geschaffen<br />
für die späten Abendstunden.<br />
Getrocknete Caramel-Automatic-Blüte<br />
GROW-PROTOKOLL<br />
1.6. Tag der Aussaat<br />
5.6. Keimling durchbricht das Erdreich<br />
19.6. 8 Zentimeter hoch, 13 Zentimeter<br />
im Durchmesser<br />
3.7. 18 Zentimeter hoch, 34 Zentimeter<br />
im Durchmesser<br />
1.7. 32 Zentimeter hoch, 58 Zentimeter<br />
im Durchmesser<br />
17.7. 46 Zentimeter hoch, 58 Zentimeter<br />
im Durchmesser, Blüten deutlich<br />
erkennbar<br />
24.7. 65 Zentimeter hoch, 58 Zentimeter<br />
Durchmesser, Blüten werden dichter,<br />
erste Blätter werden welk<br />
31.7. Größe unverändert, Blütenbildung<br />
schreitet fort, erste Narben verfärben<br />
sich<br />
7.8. Größe unverändert, Trichome milchig,<br />
Ernte steht unmittelbar bevor<br />
8.8. Pflanze wurde geerntet<br />
2.8. Errechneter Tag der Ernte laut Seedbank<br />
8.8. Tatsächlicher Erntetag<br />
Zeit von Einsaat bis zur Ernte:<br />
69 Tage<br />
Zeit von sichtbarer Keimung bis<br />
zur Ernte: 65 Tage<br />
Erntevolumen (frisch): 55,5 Gramm<br />
Erntevolumen (getrocknet): 13,5 Gramm<br />
FEINSTE ZUTATEN<br />
FÜR DEINEN DREH<br />
AKTIVKOHLE<br />
AUS KOKOSNUSS-<br />
SCHALEN<br />
2 KERAMIKKAPPEN<br />
GIZEH-ONLINE.COM<br />
MIT MAGNETVERSCHLUSS
Ein Beitrag zum Alternativen Drogen- und Suchtbericht 2020<br />
Cannabis: Entkriminalisierung mit<br />
Ordnungswidrigkeit und Bußgeld?<br />
36 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>
Seit die SPD-Fraktion im<br />
Februar 2020 ihr Positionspapier<br />
zu Cannabis<br />
verabschiedet hat, gibt<br />
es im Bundestag theoretisch<br />
eine Mehrheit<br />
für die Entkriminalisierung<br />
von Cannabis.<br />
Am häufigsten wird die<br />
Herabstufung des Besitzes<br />
geringer Mengen zur<br />
Ordnungswidrigkeit diskutiert.<br />
Doch wäre das<br />
wirklich ein Fortschritt?<br />
Dieser Artikel diskutiert<br />
verschiedene Szenarien<br />
einer Liberalisierung der<br />
Rechtslage. Erschienen<br />
ist er erstmals im Alternativen<br />
Drogen- und<br />
Suchtbericht 2020, der<br />
kürzlich veröffentlicht<br />
wurde. Autoren dieses<br />
Beitrags sind Rechtsanwalt<br />
Helmut Pollähne,<br />
der langjährige Polizeichef<br />
Münsters, Hubert<br />
Wimber, sowie das<br />
Oberhaupt des Deutschen<br />
Handverbands,<br />
Georg Wurth.<br />
Meinungsumfragen zeigen,<br />
dass die derzeitige<br />
repressive Cannabispolitik<br />
in Deutschland<br />
keinen Rückhalt in der<br />
Bevölkerung mehr hat. 59 Prozent<br />
der Befragten waren 2<strong>01</strong>8 laut<br />
Infratest Dimap der Meinung,<br />
dass „der Besitz geringer Cannabis-Mengen<br />
zum Eigenverbrauch<br />
nicht mehr strafrechtlich verfolgt<br />
werden sollte“. Im Bundestag sind<br />
nur noch CDU/CSU und AfD<br />
dafür, weiterhin Strafverfahren<br />
für jeden noch so kleinen Krümel<br />
Cannabis einzuleiten. Alle anderen<br />
Fraktionen, die Mehrheit also,<br />
würde Cannabis grundsätzlich legalisieren,<br />
also den Markt für Erwachsene<br />
regulieren und staatlich<br />
kontrollierte Fachgeschäfte oder<br />
Anbauclubs einführen. Grüne,<br />
Linke und FDP haben teilweise<br />
seit vielen Jahren entsprechende<br />
Positionen verabschiedet.<br />
Die SPD-Fraktion<br />
im Deutschen Bundestag ist der<br />
jüngste Spross im Legalize-Boot.<br />
Am 11.2.2020 verabschiedeten die<br />
Sozialdemokraten ein Positionspapier<br />
mit dem Titel „Cannabis:<br />
Neue Wege gehen!“ (SPD-Bundestagsfraktion<br />
2020). Darin bekennt<br />
sich die Fraktion zumindest<br />
perspektivisch zur Legalisierung<br />
von Cannabis: „Wir sehen in der<br />
regulierten Cannabis-Abgabe an<br />
Erwachsene in Deutschland eine<br />
gute Chance für eine erfolgreiche<br />
Cannabis-Politik.“ Allerdings<br />
schlagen die Sozialdemokraten<br />
als Zwischenschritt kommunale<br />
Modellprojekte vor, um Erkenntnisse<br />
für optimale Regulierungen<br />
zu sammeln. Bei der Entkriminalisierung<br />
der Konsumenten und<br />
Konsumentinnen möchte aber<br />
auch die SPD-Fraktion sofort<br />
handeln: „Um kurzfristig bereits<br />
Verbesserungen zu erreichen, setzt<br />
sich die SPD-Bundestagsfraktion<br />
dafür ein, den Besitz von kleinen<br />
Mengen von Cannabis nicht weiter<br />
strafrechtlich zu verfolgen, sondern<br />
zukünftig ordnungsrechtlich<br />
zu ahnden.“ Gäbe es eine freie<br />
Abstimmung im Bundestag, könnte<br />
die Mehrheit also mit sofortiger<br />
Wirkung das Ende der Strafverfolgung<br />
von Cannabis Konsumierenden<br />
beschließen.<br />
Über den Koalitionszwang<br />
kann die Unionsfraktion<br />
die SPD allerdings noch daran<br />
hindern, mit der Opposition<br />
abzustimmen, und so ihre repressive<br />
Cannabispolitik weiter<br />
durchsetzen. Doch auch in der<br />
Union mehren sich die Stimmen<br />
für eine Reform der Cannabispolitik.<br />
Einzelne CDU-Bundestagsabgeordnete<br />
sprechen sich für<br />
Legalisierung oder kommunale<br />
Modellprojekte aus und auch die<br />
Entkriminalisierung der Konsumierenden<br />
ist Thema. Auch die<br />
Bundesdrogenbeauftragte Daniela<br />
Ludwig befürwortete nach einem<br />
Besuch bei der DPolG Bayern die<br />
Umstufung des Besitzes geringer<br />
Mengen Cannabis zur Ordnungswidrigkeit<br />
(DPolG-TV 2020).<br />
Allerdings ging es hier weniger<br />
um die Intention, die Konsumierenden<br />
zu entkriminalisieren,<br />
sondern im Gegenteil pflichtete<br />
Ludwig der Forderung der Polizeigewerkschaft<br />
bei, dass diese<br />
über Bußgelder endlich wieder<br />
eine staatliche Sanktion erfahren<br />
sollten. Die DPolG Bayern hatte<br />
bemängelt, dass Strafverfahren,<br />
die eingestellt werden, keine Belastung<br />
für die Täter seien.<br />
Schnell verhängte Bußgelder<br />
wegen einer Ordnungswidrigkeit<br />
könnten das ändern. In<br />
seiner Sitzung vom 20.9.2<strong>01</strong>9 hat<br />
sich der Bundesvorstand des Bundes<br />
Deutscher Kriminalbeamter<br />
(BDK) mit der Drogenpolitik befasst.<br />
Im BDK sind ca. 15.000 Angehörige<br />
der Polizei (vorwiegend<br />
Kriminalbeamtinnen und Kriminalbeamte)<br />
organisiert. Der in<br />
dieser Sitzung verabschiedete Vorstandsbeschluss<br />
befürwortet eine<br />
Überführung der konsumnahen<br />
Delikte vom Strafrecht in das Ordnungswidrigkeitenrecht,<br />
begleitet<br />
von Interventions- und Hilfsmaßnahmen.<br />
Er regt außerdem eine<br />
Überprüfung an, ob das portugiesische<br />
Modell mit einer Vorladung<br />
von Konsumierenden vor eine<br />
Kommission, die im Wesentlichen<br />
eine beratende Funktion hat, auf<br />
Deutschland übertragen werden<br />
kann.<br />
Sind Cannabis Konsumierende<br />
bereits entkriminalisiert?<br />
Viele Menschen<br />
glauben,<br />
der Besitz geringer<br />
Mengen<br />
Cannabis sei in<br />
Deutschland<br />
legal. Politiker<br />
behaupten<br />
immer wieder,<br />
Strafverfahren<br />
wegen solcher<br />
Delikte würden<br />
regelmäßig<br />
eingestellt,<br />
sodass es gar<br />
keine Strafverfolgung<br />
von<br />
Cannabiskonsumenten<br />
und<br />
-konsumentinnen<br />
gebe.<br />
Tatsächlich ist<br />
1992 der § 31a<br />
in das Betäubungsmittelgesetz<br />
eingefügt<br />
worden.<br />
Danach kann<br />
die Staatsanwaltschaft<br />
von<br />
der Strafverfolgung<br />
absehen,<br />
wenn die<br />
Schuld des Täters<br />
als gering<br />
anzusehen ist,<br />
kein öffentliches<br />
Interesse<br />
an der Strafverfolgung<br />
besteht und<br />
Georg Wurth<br />
lediglich eine geringe Menge zum<br />
Eigenbedarf „im Spiel“ ist. Vor<br />
diesem rechtlichen Hintergrund<br />
hat das Bundesverfassungsgericht<br />
1994 im sogenannten Cannabis-Beschluss<br />
zwar festgestellt,<br />
dass die Strafbarkeitsbestimmungen<br />
des BtMG auch bezogen auf<br />
Cannabis verfassungskonform<br />
sind, aber eben auch, dass der<br />
Besitz geringer Mengen Cannabis<br />
zum gelegentlichen Eigenverbrauch<br />
aus Gründen des Übermaßverbots<br />
im Regelfall nicht<br />
bestraft werden soll.<br />
Auf diesen Beschluss<br />
geht die derzeit praktizierte „Entkriminalisierung“<br />
von Cannabiskonsumenten<br />
und -konsumentinnen<br />
nach § 31a BtMG immer noch<br />
zurück. Bei der Umsetzung wurde<br />
den Bundesländern viel Spielraum<br />
gelassen, was zu einem Flickenteppich<br />
an unterschiedlichen Regelungen<br />
führte. Die Definition<br />
Hubert Wimber<br />
HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 37
Lindau ein 60-jähriger,<br />
zu 90 Prozent schwerbehinderter<br />
Epilepsiepatient<br />
zu 450 Euro<br />
Geldstrafe auf Bewährung<br />
verurteilt. Er war<br />
am Bahnhof mit 0,63<br />
Gramm Haschisch aufgegriffen<br />
worden, woraufhin<br />
eine Hausdurchsuchung<br />
ohne weitere<br />
Ergebnisse durchgeführt<br />
wurde. Die Staatsanwaltschaft<br />
hatte das<br />
Verfahren wegen zweier<br />
banaler Verkehrsvergehen<br />
in den Akten des<br />
Angeklagten nicht eingestellt.<br />
In Amberg in<br />
der Oberpfalz wurde im<br />
Helmut Pollähne November 2<strong>01</strong>7 wegen<br />
0,9 Gramm Marihuana<br />
gegen einen 20-Jährigen<br />
der geringen Menge schwankt<br />
zwischen 6 und 15 Gramm, teilweise<br />
werden die Verfahren immer<br />
eingestellt, teilweise nur bei<br />
„Ersttätern“, teilweise nicht bei<br />
Jugendlichen, grundsätzlich nicht<br />
vor Gericht verhandelt, weil er<br />
früher als Drogenhändler aufgefallen<br />
war. Seine noch offene Bewährungsstrafe<br />
von einem Jahr und<br />
zehn Monaten wurde wegen der<br />
0,9 Gramm auf zwei Jahre erhöht.<br />
bei Gefangenen, nicht bei Bewährungsauflagen<br />
Und auch<br />
etc. Ein Vergleich eingestellte Strafverfahren kön-<br />
der polizeilichen Ermittlungsverfahren<br />
nen erhebliche Konsequenzen<br />
mit den Verurteiltenzahlen<br />
nach der Strafverfolgungsstatistik<br />
und Eingriffe in Bürgerrechte<br />
mit sich bringen. Es kommt zu<br />
zeigt, dass die überwiegende Überwachungsmaßnahmen und<br />
Mehrzahl der polizeilichen Ermittlungsverfahren<br />
nicht mit einer<br />
Hausdurchsuchungen. Die Personen<br />
werden unter Umständen<br />
justiziellen Verurteilung endet. trotz Einstellung des Verfahrens<br />
Trotzdem werden bei Weitem<br />
nicht alle Strafverfahren eingestellt<br />
und die Einstellungsquote ist<br />
über Jahre als BTM-Straftäter<br />
in polizeilichen Datensammlungen<br />
gespeichert und müssen mit<br />
von Bundesland<br />
zu Bundesland<br />
sehr unterschiedlich.<br />
Es kommt<br />
in allen Bundesländern<br />
immer<br />
wieder zu Gerichtsverfahren<br />
und erheblichen<br />
Strafen wegen<br />
sehr geringer<br />
Cannabismengen.<br />
Hier einige<br />
Beispiele aus<br />
Bayern, wo das<br />
besonders häufig<br />
vorkommt:<br />
Im November<br />
2<strong>01</strong>9 wurde ein<br />
<strong>21</strong>-Jähriger in<br />
Wolfratshausen<br />
wegen 0,3<br />
Gramm Marihuana<br />
zu 32 Sozialstunden<br />
verurteilt.<br />
Im April<br />
2<strong>01</strong>9 wurde in<br />
Der vollständige Bericht ist zum Preis von<br />
20 Euro über den Buchhandel (ISBN 978-3-<br />
95853-636-4) erhältlich oder kostenlos als<br />
PDF abrufbar unter:<br />
www.alternativer-drogenbericht.de<br />
Problemen bei der nächsten Verkehrskontrolle<br />
rechnen. Ganz<br />
grundsätzlich fühlt sich ein ansonsten<br />
unbescholtener Bürger<br />
nicht entkriminalisiert, wenn gegen<br />
ihn ein Strafverfahren geführt<br />
wird wegen einer Tat, die er nicht<br />
moralisch verwerflich findet, auch<br />
wenn das Verfahren am Ende eingestellt<br />
wird. Strafverfahren werden<br />
wegen jedes noch so kleinen<br />
Krümels immer eröffnet. Die Zahl<br />
dieser Verfahren erreicht jedes<br />
Jahr neue Rekorde. 2<strong>01</strong>9 gab es in<br />
Deutschland über 186.000 Strafverfahren<br />
wegen „Allgemeiner Bt-<br />
MG-Verstöße mit Cannabis“ ohne<br />
Handel, Einfuhr großer Mengen<br />
etc., also wegen konsumbezogener<br />
Cannabisdelikte. Das waren fast<br />
83 Prozent aller Strafverfahren<br />
wegen Cannabis. Kein Wunder,<br />
dass immer mehr Menschen und<br />
Politiker diese Praxis beenden<br />
wollen, auch um die Polizei von<br />
diesen Aufgaben zu entlasten.<br />
Welche juristischen Möglichkeiten<br />
gibt es, Cannabis Konsumierende<br />
zu entkriminalisieren?<br />
Wenn eine vollständige Regulierung<br />
des Cannabis-Marktes mit<br />
Fachgeschäften für Erwachsene<br />
politisch noch nicht durchsetzbar<br />
ist, die Konsumierenden aber<br />
entkriminalisiert werden sollen,<br />
dann gibt es dafür drei verschiedene<br />
Ansätze:<br />
1. Der Besitz geringer Mengen<br />
bleibt strafbar, wird aber faktisch<br />
nicht bestraft. Bei diesem Ansatz<br />
bleibt der Besitz von Cannabis<br />
auch in kleinsten Mengen eine<br />
Straftat, das Verfahren kann aber<br />
bei Vorliegen der Tatbestandsvoraussetzungen<br />
des § 31a BtMG<br />
eingestellt werden. Allerdings<br />
sind hier die Details entscheidend.<br />
„Kann“ ein Strafverfahren im Ermessen<br />
der Staatsanwälte eingestellt<br />
werden, „soll“ es regelmäßig<br />
eingestellt werden oder „muss“ es<br />
in jedem Fall eingestellt werden?<br />
Zu dieser Frage gibt es eine unterschiedliche<br />
Verwaltungspraxis<br />
in den jeweiligen Bundesländern,<br />
sodass die Einstellungspraxis bei<br />
Wiederholungstätern, Jugendlichen,<br />
Menschen auf Bewährung<br />
und solchen, die andere Vergehen<br />
in den Akten haben, erheblich<br />
voneinander abweicht. Teilweise<br />
kommt es am Ende doch zu<br />
erheblichen Strafen für geringe<br />
Mengen. In jedem Fall bleibt es<br />
dabei, dass weit über 100.000<br />
Menschen pro Jahr in Deutschland<br />
den Stempel „Straftäter“<br />
aufgedrückt bekommen und<br />
Polizei und Staatsanwaltschaft<br />
diese Verfahren abarbeiten müssen.<br />
Wer in diesem Rahmen eine<br />
weitergehende Entkriminalisierung<br />
durchführen will, kann also<br />
im BtMG festlegen, dass solche<br />
Strafverfahren wegen konsumbezogener<br />
Delikte immer eingestellt<br />
werden „müssen“. Da das BVerfG<br />
1994 auch eingefordert hat, dass<br />
Der Alternative Drogen- und Suchtbericht 2020 ist bereits<br />
der siebte herausgegebene Alternativ-Bericht. Herausgegeben<br />
wird er von akzept e.V. sowie der Deutschen<br />
Aidshilfe. Deren Ziel ist es, den bei einer Vielzahl von<br />
drogenpolitikbedingten Fragen feststellbaren Reformstau<br />
zu thematisieren. Die Herausgeber wollen mit dem jährlich<br />
erscheinenden Alternativen Drogen- und Suchtbericht<br />
die Unzufriedenheiten mit der nationalen Drogenpolitik<br />
bündeln, Wege der Veränderungen beschreiben und die<br />
dringend erforderliche Ergänzungen zum Drogen- und<br />
Suchtbericht der Bundesregierung liefern. Der jährliche<br />
Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung geht zwar<br />
durchaus detailliert auf aktuelle Entwicklungen ein, lässt<br />
aber wesentliche Fragen unbeantwortet. Es fehlt eine<br />
wissenschaftlich fundierte Gesamtstrategie mit klar definierten<br />
Zielen. Hoch wirksame Methoden der Prävention<br />
beziehungsweise zur Reduzierung von Gesundheitsrisiken<br />
beim Drogenkonsum kommen teilweise nicht zur Anwendung.<br />
Der Alternative Drogen- und Suchtbericht will<br />
dabei helfen, Erkenntnisse der Sucht- und Präventionsforschung<br />
in dauerhaft erfolgreiche Maßnahmen zu übersetzen<br />
und Wege zu einer effektiveren, erfahrungswissenschaftlich<br />
untermauerten Drogenpolitik aufzeigen.<br />
38 HIGHWAY 06/20
die Einstellungspraxis bundesweit<br />
einheitlich erfolgen sollte, könnte<br />
dann auch die geringe Menge direkt<br />
im BtMG definiert werden.<br />
Im Rahmen dieser Systematik ist<br />
damit nur ein kleiner Schritt nach<br />
vorn möglich. Es gäbe weniger tatsächliche<br />
Strafen, aber die Stigmatisierung<br />
als Straftäter inklusive<br />
Eintrag im Polizeicomputer und<br />
der Aufwand bei den Strafverfolgungsbehörden<br />
blieben bestehen.<br />
2. Der Besitz geringer Mengen ist<br />
keine Straftat mehr, sondern wird<br />
als Ordnungswidrigkeit mit Bußgeld<br />
geahndet. Das wäre tatsächlich<br />
ein wesentlicher Schritt in die<br />
richtige Richtung. Cannabiskonsumenten<br />
und Cannabiskonsumentinnen<br />
würden nicht mehr als<br />
Straftäter stigmatisiert. Ähnlich<br />
wie beim Falschparken müssten<br />
sie ein Bußgeld bezahlen und hätten<br />
mit keinerlei weiteren Konsequenzen<br />
zu rechnen. Hierzu einige<br />
grundsätzliche Bemerkungen<br />
zum Ordnungswidrigkeitenrecht.<br />
Eine Ordnungswidrigkeit<br />
ist in unserem<br />
Rechtssystem eine<br />
rechtswidrige und<br />
vorwerfbare Handlung,<br />
für die das Gesetz<br />
eine Ahndung<br />
durch eine Geldbuße<br />
vorsieht (§ 1 Abs.1<br />
OWiG). Der Unrechtsgehalt<br />
einer<br />
Ordnungswidrigkeit<br />
ist zwar geringer<br />
als bei einer Straftat,<br />
aber es bleibt<br />
ein Fehlverhalten,<br />
das der Gesetzgeber<br />
sanktioniert. Es gilt<br />
anders als im Strafrecht<br />
das Opportunitätsprinzip,<br />
das den<br />
Bußgeldbehörden<br />
auch die Möglichkeit<br />
einräumt, von<br />
der Verfolgung abzusehen,<br />
wenn die<br />
Zuwiderhandlung<br />
unbedeutend ist und<br />
kein öffentliches Interesse<br />
an der Ahndung<br />
besteht. Bußgeldbehörden<br />
sind<br />
die nach Landesrecht<br />
festgelegten Verwaltungsbehörden,<br />
im<br />
Regelfall die kommunalen<br />
Ordnungsbehörden<br />
der Kreise<br />
und kreisfreien Städte.<br />
In deren Haushalt<br />
fließen dann auch die<br />
Bußgelder. Die Polizei ist nur ausnahmsweise<br />
(z. B. bei Verkehrsordnungswidrigkeiten)<br />
mit im<br />
Spiel. Die Ermessensspielräume<br />
der Bußgeldbehörden sind in vielen<br />
Fällen durch Verwaltungsvorschriften<br />
stark eingeschränkt. Eine<br />
Regelung wie in Portugal sieht das<br />
deutsche Ordnungswidrigkeitenrecht<br />
bisher nicht vor. Es kann daher<br />
nicht ausgeschlossen werden,<br />
und so scheint es ja auch die Intention<br />
der Bundesdrogenbeauftragten<br />
zu sein, dass auf der Grundlage<br />
einer Ordnungswidrigkeit<br />
annähernd 100 Prozent der Betroffenen<br />
tatsächlich ein Bußgeld<br />
bezahlen müssten, während aktuell<br />
die Mehrzahl der entsprechenden<br />
Strafverfahren ohne staatliche<br />
Sanktion eingestellt wird. Deshalb<br />
profitieren nicht alle gleichermaßen<br />
von dieser Änderung. Eine<br />
große Erleichterung wäre das für<br />
Konsumierende, die derzeit wegen<br />
eines Cannabis-Strafverfahrens<br />
um ihren Arbeitsplatz oder<br />
ihr soziales Renommee fürchten<br />
müssen und sich die Zahlung des<br />
Bußgeldes ohne Weiteres leisten<br />
können. Diejenigen, die durch<br />
ein Cannabis-Strafverfahren keinen<br />
Job zu verlieren und wenig<br />
Geld haben, werden durch die<br />
OWi-Lösung stärker sanktioniert<br />
als vorher. Ihnen droht sogar Erzwingungshaft,<br />
wenn sie das Bußgeld<br />
nicht zahlen können. Die<br />
Wirkung dieser Herabstufung zur<br />
Ordnungswidrigkeit bringt also<br />
ein soziales Ungleichgewicht mit<br />
sich. Außerdem dürfte die Herabstufung<br />
kleiner Cannabisdelikte<br />
zur OWi regionale Unterschiede<br />
weiter verstärken, anstatt sie wie<br />
vom BVerfG gefordert anzugleichen.<br />
Denn ein wichtiger Aspekt<br />
dieser Umstufung wäre, dass das<br />
Legalitätsprinzip nicht mehr greifen<br />
würde. Die dann zuständige<br />
Bußgeldbehörde muss nicht mehr<br />
wie die Polizei bei Straftaten in<br />
jedem Fall einschreiten, sondern<br />
kann bei Ordnungswidrigkeiten<br />
auch mal wegschauen. Das könnte<br />
in liberalen Bundesländern<br />
dazu führen, dass gegen Cannabis<br />
Konsumierende fast gar nicht<br />
mehr vorgegangen wird. In repressiveren<br />
Bundesländern könnte ein<br />
regelmäßig anfallendes Bußgeld<br />
die Motivation der Behörden sogar<br />
noch steigern, weil endlich<br />
weniger für den Papierkorb gearbeitet<br />
wird und in jedem Fall<br />
eine staatliche Sanktion erfolgt.<br />
Nur deshalb spricht sich zum<br />
Beispiel die Bayerische Polizeigewerkschaft<br />
für die OWi-Lösung<br />
bei „Ersttätern“ aus. Wie bei den<br />
Details der Einstellungsregeln für<br />
Strafverfahren käme es auch bei<br />
der OWi-Lösung auf das Kleingedruckte<br />
an. Wie hoch wäre die geringe<br />
Menge? Wie hoch wäre das<br />
Bußgeld? Ob sich ein Konsument<br />
durch diese Maßnahme entkriminalisiert<br />
fühlt, kommt sicher auch<br />
darauf an, ob er 50 oder 500 Euro<br />
zahlen muss. Viele Städte und<br />
Bundesstaaten in den USA gehen<br />
diesen Weg zur Zeit recht konsequent.<br />
Ein aktuelles Beispiel: Im<br />
April 2020 hat der US-Staat Vir-<br />
HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 39
den Besitz in der Öffentlichkeit,<br />
nicht um<br />
die zu Hause gelagerte<br />
Erntemenge. Insofern<br />
wäre eine tatsächlich<br />
legale Besitzmenge<br />
von 10 Gramm in der<br />
Öffentlichkeit schon<br />
ein riesiger Fortschritt.<br />
Fazit<br />
ginia beschlossen, den Besitz von<br />
bis zu einer Unze Cannabis (28,35<br />
Gramm) nur noch ausschließlich<br />
mit einem Bußgeld von 25 Dollar<br />
zu ahnden. Zuvor drohten auf dieses<br />
Vergehen bis zu 30 Tage Gefängnis<br />
und der Entzug des Führerscheins.<br />
Eine offene Frage, die<br />
sich bei diesem Modell noch stellt:<br />
Wer ist eigentlich dafür zuständig,<br />
Verdächtige zu durchsuchen, Ordnungswidrigkeiten<br />
festzustellen<br />
und die Bußgelder einzutreiben?<br />
Weiterhin die Polizei? Städtische<br />
Beschäftigte wie bei der Parkraumüberwachung?<br />
Und in welche<br />
Kasse fließen die Einnahmen aus<br />
den Bußgeldern? Auf all diese<br />
Fragen haben die Befürworterinnen<br />
und Befürworter einer Bußgeldregelung<br />
bisher keine Antworten<br />
gegeben.<br />
3. Der Besitz geringer Mengen<br />
wird in keiner Weise sanktioniert.<br />
Das BtMG könnte so geändert<br />
werden, dass der Besitz einer<br />
geringen Menge Cannabis zum<br />
Eigenverbrauch ersatzlos aus der<br />
Strafbarkeit entlassen wird. Es<br />
wäre dann schlicht legal, ein paar<br />
Gramm Blüten zu besitzen. Das<br />
wäre die konsequenteste Variante<br />
der Entkriminalisierung. In<br />
diesem Fall würde das Cannabis<br />
auch nicht mehr beschlagnahmt.<br />
Polizei und Justiz wären auf einen<br />
Schlag von über 100.000<br />
Strafverfahren pro Jahr entlastet.<br />
Nach dem im November 2<strong>01</strong>6 in<br />
Kraft getretenen „Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz“<br />
(NpSG) ist<br />
der Erwerb und Besitz der dort<br />
geregelten Substanzen (u. a. synthetische<br />
Cannabinoide) zwar verboten.<br />
Diese Handlungen werden<br />
aber im § 5 NpSG weder unter<br />
Strafe gestellt noch als Ordnungswidrigkeiten<br />
verfolgt. Es gibt überhaupt<br />
keinen vernünftigen Grund,<br />
bei Erwerb und Besitz von Cannabis<br />
hinter die dort getroffene Regelung<br />
zurückzugehen. Spätestens<br />
hier stellt sich die Frage nach der<br />
Motivation der Entscheider. Wollen<br />
sie eine Lockerung, weil der<br />
öffentliche Druck zu groß wird?<br />
Oder haben sie verstanden, dass<br />
der Konsum von Cannabis ebenso<br />
wie der von Alkohol nicht per se<br />
moralisch verwerflich oder eine<br />
Gefahr für andere ist? Im letzteren<br />
Fall ergibt „ein bisschen Strafe“<br />
im Grunde keinen Sinn. Es käme<br />
ja auch niemand auf die Idee,<br />
Menschen, die mit einer Bierflasche<br />
erwischt werden, mit einem<br />
Bußgeld zu belegen. Aus Sicht<br />
des Staates gibt es keinen Grund,<br />
diese beiden im Wesentlichen gleichen<br />
Tatbestände ungleich zu behandeln.<br />
Was ist eine „geringe Menge zum<br />
Eigenverbrauch“?<br />
In allen drei Varianten der Entkriminalisierung<br />
stellt sich die Frage,<br />
bei welchem Wert die Menge<br />
festgelegt wird, bis zu der von Eigenkonsum<br />
ausgegangen werden<br />
Die massenhafte Strafverfolgung<br />
von Cannabiskonsumenten<br />
und -konsumentinnen<br />
muss so schnell wie<br />
möglich beendet werden.<br />
Sie ist unverhältnismäßig,<br />
teuer und<br />
schädlich. Die Herabstufung<br />
zur Ordnungswidrigkeit<br />
wäre ein<br />
Schritt in die richtige<br />
Polizisten im Einsatz Richtung, hätte aber<br />
auch Nachteile und<br />
wäre für manche sogar<br />
eine Verschärfung der Situation.<br />
kann. Hier offenbart sich, dass im<br />
Grunde bei jeder Variante, die eine Die Autoren plädieren dafür, Frieden<br />
mit Cannabis Konsumierenden<br />
Obergrenze festsetzt, immer noch<br />
Konsumierende staatlicher Verfolgung<br />
ausgesetzt sein werden. Es dass ihr Verhalten nicht verwerfli-<br />
zu schließen und anzuerkennen,<br />
gibt viele einfache Konsumierende,<br />
die erheblich größere Mengen hol. Der Besitz geringer Mengen<br />
cher ist als der Konsum von Alko-<br />
Cannabis besitzen als die aktuell Cannabis zum Eigenverbrauch sollte<br />
legal sein und keinerlei staatlicher<br />
diskutierten Werte von 6 bis 30<br />
Gramm. Einige bauen selbst Cannabis<br />
an, um Kontakte mit dem<br />
Abschließend noch Fol-<br />
Sanktion unterliegen.<br />
Schwarzmarkt zu vermeiden. Sie gendes: Zu Beginn dieses Jahres<br />
haben nach der Ernte natürlich fand unter den Mitgliedern des<br />
einen größeren Vorrat. Andere Schildower Kreises eine durchaus<br />
haben nur unregelmäßig die Möglichkeit<br />
zum Einkauf oder wollen Sinnhaftigkeit einer Bußgeldrege-<br />
kontroverse Online-Diskussion zur<br />
zu häufige Kontakte zum Schwarzmarkt<br />
vermeiden. Oder sie fahren Schluss der Debatte hat Cornelius<br />
lung für Konsumierende statt. Zum<br />
über die Grenze in die Niederlande Nestler, Lehrstuhlinhaber für Strafrecht<br />
an der Universität Köln, dazu<br />
und decken sich dort mit einem<br />
größeren Vorrat für mehrere Monate<br />
ein. Es gibt Menschen, die regierung an dem Cannabis-Ver-<br />
geschrieben: „Wenn die Bundes-<br />
100 Gramm, und welche, die 1.000 bot weiter festhält, obwohl dieses<br />
Gramm besitzen, ohne Cannabis Verbot nur Schaden anrichtet, aber<br />
zu verkaufen.<br />
keinen Nutzen erbringt, dann soll<br />
Die einzige Möglichkeit, sie die Konsumenten wenigstens<br />
alle Konsumierenden zu entkriminalisieren,<br />
wäre der Verzicht auf es schon bei den synthetischen<br />
richtig entkriminalisieren, wie sie<br />
eine konkrete Obergrenze, solange Cannabinoiden im Rahmen des<br />
kein Handel nachgewiesen werden NSPG gemacht hat. So sind die<br />
kann, oder eine recht hohe Grenze. synthetischen Cannabinoide zwar<br />
Die Vorstellung hinter den aktuellen<br />
Regelungen, dass jeder Besitz Konsumenten nicht strafbewehrt.<br />
verboten, aber der Besitz ist für die<br />
oberhalb von 6 oder 15 Gramm auf Genauso ist der Besitz geringer<br />
potentiellen Handel hindeutet, ist Mengen von Cannabis nicht nur<br />
jedenfalls realitätsfremd. Das sollte<br />
den Entscheidern bewusst sein, dient auch keinerlei andere Sank-<br />
nicht strafwürdig, sondern er ver-<br />
auch wenn sich die Festlegung einer<br />
Obergrenze zur Zeit vermutlich Ordnungswidrigkeit herbeiführen<br />
tionen, wie sie die Einstufung als<br />
nicht wird vermeiden lassen. In den würde.“ Dem ist aus unserer Sicht<br />
meisten Verfahren geht es aber um nichts hinzuzufügen.<br />
40 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>
HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 41
„The Herbalist“
ZU BESUCH BEI<br />
M O S S Y<br />
GIANT<br />
In unserer Artikelserie über Cannabis-Künstler verschlägt es uns<br />
diesmal nach Ijmuiden in der Nähe von Amsterdam. Dort lebt<br />
Pieter van Tongeren alias Mossy Giant, dessen detailreiche Zeichnungen<br />
aufmerksamen Cannabisfreunden zum Beispiel bereits<br />
im Zusammenhang mit der Samenbank Exotic Seeds aufgefallen<br />
sein könnten. Der sympathische Illustrator war so freundlich, uns<br />
ein Interview zu geben und verrät darin einiges über seine Kunst,<br />
seine Verbindung zu den USA, aber auch seinen Verbindungen in<br />
die Cannabisbranche und welche Rolle Cannabis bei seiner Arbeit<br />
und in seinem Leben spielt.<br />
Hinter dem Künstlernamen<br />
„Mossy Giant“ verbirgt sich<br />
der niederländische Illustrator<br />
Pieter van Tongeren. Der<br />
33-jährige Hüne und ehemalige<br />
Basketball-Spieler lebt<br />
mit seiner Frau und seiner<br />
kleinen Tochter in IJmuiden<br />
in der Nähe von Amsterdam.<br />
Seine Werke kann man etwa<br />
im dortigen Cannabis-Museum<br />
besichtigen oder auf seiner<br />
Website www.mossygiant.com<br />
Hallo Pieter, wie bist du eigentlich<br />
zur Illustration<br />
gekommen? Hast du etwas<br />
in dieser Richtung gelernt<br />
oder hast du einen Quereinstieg<br />
hingelegt?<br />
Zeichnen war ein großer Teil meiner<br />
Kindheit. Als ich aufwuchs, habe<br />
ich immer mit Bleistift, Filzstift und<br />
Farbe gemalt und gebastelt. Mit der<br />
Zeit wurde ich immer besser. Es hat<br />
mir wirklich geholfen, dass meine<br />
Eltern mich dabei unterstützt haben,<br />
und sie haben mich stets dazu<br />
gedrängt, kreativ zu sein. Später trat<br />
das Zeichnen gegenüber dem Basketball<br />
in den Hintergrund, aber selbst<br />
während meiner Basketballkarriere<br />
habe ich viel gezeichnet. Ich erhielt<br />
nämlich ein Basketballstipendium,<br />
um in den USA zu spielen und an<br />
einer Universität in Indiana zu studieren<br />
– dort entschied ich mich für<br />
Grafikdesign und nahm das Zeichnen<br />
wirklich ernst. Mit 23 Jahren<br />
machte ich meinen Abschluss und<br />
hörte mit dem Sport auf. Ich begann,<br />
mich voll und ganz auf meine Kunst<br />
zu konzentrieren.<br />
Wie sieht der Arbeits-Alltag<br />
eines erfolgreichen niederländischen<br />
Cannabis-Zeichners aus?<br />
Würdest du dich selbst überhaupt<br />
als Cannabis-Illustrator<br />
bezeichnen?<br />
Meine Tage beginnen mit Meditation<br />
und einer kalten Dusche,<br />
dann frühstücke ich mit meiner<br />
kleinen Tochter und meiner Frau.<br />
Anschließend fahre ich mit dem<br />
Fahrrad in mein Atelier und mein<br />
Tag beginnt mit Kaffee und Zeichnen<br />
oder Malen. Damit fange ich<br />
immer an und später am Tag erledige<br />
ich E-Mails und andere computerbezogene<br />
Kundenarbeiten.<br />
Dann lasse ich mich wieder auf<br />
das Zeichnen ein und fahre gegen<br />
17 Uhr nach Hause, um meine<br />
Tochter abzuholen und mit der<br />
Familie zu Abend zu essen. Die<br />
Abende sind zum Skizzieren oder<br />
Lesen und für weitere Meditation<br />
und natürlich zum Cannabis rauchen!<br />
Ich bezeichne mich eigentlich<br />
nicht als Cannabis-Illustrator,<br />
aber es gefällt mir, dass ich so gesehen<br />
werde. Vielleicht sollte ich<br />
das in mein Marketing einbauen.<br />
Verkaufst du auch Bilder in die<br />
USA oder ist deine Fangemeinde<br />
eher auf Europa beschränkt?<br />
Ich denke, beides. Ich arbeite viel<br />
mit Amerikanern wie Europäern<br />
zusammen und meine Kunst<br />
wird auf beiden Kontinenten<br />
genossen. Ich verkaufe deutlich<br />
mehr Arbeiten an amerikanische<br />
Enthusiasten – wenn ich eine<br />
Druckveröffentlichung mache,<br />
gehen die meisten Aufträge in die<br />
USA. Ich denke, das liegt daran,<br />
dass meine Kunst stark von der<br />
amerikanischen Kultur inspiriert<br />
ist, mit den Hippie-Vans, Hippies,<br />
Bären usw. Aber ich denke, diese<br />
Themen sind universell und überall<br />
auf der Welt können sich die<br />
Menschen damit identifizieren.<br />
Verkaufst du mehr in Länder, die<br />
gegenüber Cannabis toleranter<br />
sind oder spielt die Gesetzgebung<br />
weniger eine Rolle?<br />
Ich glaube nicht, dass eine tolerante<br />
Gesetzgebung eine große<br />
Rolle dabei spielt, wer meine<br />
Kunst kauft. Zum Beispiel habe<br />
ich schon viel nach Russland<br />
verkauft und die haben eine sehr<br />
strenge Gesetzgebung bezüglich<br />
Weed. Ich denke, der größte Faktor<br />
ist, ob ein Land eine blühende<br />
Cannabis-Szene hat oder nicht.<br />
Wenn die Leute mit der Cannabiskultur<br />
vertraut sind, wollen sie<br />
auch die Kunst, die dazu gehört.<br />
Ich weiß, dass Deutschland eine<br />
große Untergrund-Cannabiskultur<br />
hat, und was Europa angeht,<br />
bestellen die Deutschen am meisten<br />
– vielen Dank an dieser Stelle!<br />
Cannabiskultur und Kunst gehen<br />
Hand in Hand. Eine gute Cannabiskultur<br />
kann auch in einem<br />
Land mit strengen Gesetzen und<br />
Vorschriften existieren.<br />
Wir sind zum ersten Mal auf<br />
deine Arbeit im Rahmen der<br />
Kooperation mit der Samenbank<br />
„Exotic Seeds“ aufmerksam geworden.<br />
Erzähl mal, wie kam es<br />
dazu?<br />
Exotic Seeds gehört nach wie<br />
vor zu meinen liebsten Kooperationen<br />
ever! Vor ein paar Jahren<br />
wandten sie sich an mich mit der<br />
Frage, ob ich ihre Markenidentität<br />
kreieren könnte, und der heute<br />
berühmte „Exotic Greenman“<br />
war geboren. Wir wurden sehr<br />
gute Freunde und haben zusammen<br />
tonnenweise Ganja-Abenteuer<br />
erlebt und sind zu vielen<br />
Ausstellungen und Messen rund<br />
HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 43
„The Plant Carrier“
um den Globus gefahren, um die<br />
Marke zu pushen. Exotic Seeds<br />
hat immer einen besonderen<br />
Platz in meinem Herzen, weil sie<br />
mir die Türen zu Vielem in dieser<br />
Branche geöffnet haben und die<br />
Dinge auf die richtige Art und<br />
Weise tun. Wahre Breeder und<br />
Liebhaber der Pflanze.<br />
Gab es noch andere Kooperationen<br />
im Cannabusiness, von denen<br />
du unseren Lesern erzählen<br />
möchtest?<br />
Nun, wer jemals nach Amsterdam<br />
kommst, würde ich vorschlagen,<br />
könnte das Cannabismuseum<br />
in Amsterdam zu besuchen.<br />
Es ist das zweite Weed-Museum<br />
in Amsterdam, und ich habe alle<br />
Kunstwerke dafür geschaffen.<br />
Es ist eine ziemlich coole Erfahrung,<br />
und man bekommt viel von<br />
meiner Kunst zu sehen. Ansonsten<br />
würde ich empfehlen, meine<br />
Website mossygiant.com zu besuchen<br />
oder meine Instagram-Seite<br />
@mossygiant zu checken. Dort<br />
gibt es eine Menge verschiedener<br />
Projekte zu sehen, an denen<br />
ich im Laufe der Jahre gearbeitet<br />
habe.<br />
Der Stil deiner besonders detaillierten<br />
Zeichnungen erinnert an<br />
die Untergrundlegende Robert<br />
Crumb. Welche anderen Künstler<br />
haben dich inspiriert und den<br />
Weg zu deinem heutigen Stil geebnet?<br />
Das Komische ist, dass ich noch<br />
nie von Robert Crumb gehört hatte,<br />
obwohl ich eine Zeit lang in<br />
einem ähnlichen Stil wie er<br />
gezeichnet hatte. Dann hat<br />
mich jemand auf seine Arbeit<br />
aufmerksam gemacht,<br />
und ich habe wirklich angefangen,<br />
in seinen Sachen zu<br />
wühlen, so hat er dann doch<br />
auch meine Arbeit inspiriert.<br />
Andere Künstler, die mich<br />
inspirieren, sind Jean Giraud<br />
(Moebius) und eine Menge<br />
anderer europäischer<br />
Comic-Kunst. Gewöhnlich<br />
gibt es jedes Jahr nur wenige<br />
Künstler, denen ich folge<br />
und von denen ich mich inspirieren<br />
lasse, das schwankt.<br />
Ich wähle verschiedene Stile<br />
aus und versuche ihre Herangehensweise<br />
auf meine<br />
Themen wirken zu lassen.<br />
Welche Rolle spielt Cannabis<br />
in deinem Arbeitsablauf<br />
? Rauchst du während<br />
der Arbeit Weed oder stört<br />
es eher den Prozess?<br />
Das ist eine gute Frage – und<br />
die Leute sind von der Antwort<br />
für gewöhnlich überrascht.<br />
Meistens rauche ich<br />
während meines Arbeitstags<br />
überhaupt nicht. Na ja, sagen<br />
wir meistens, weil mein<br />
Atelierkollege (übrigens<br />
der Betreiber von Soma’s<br />
Sacred Seeds) immer Joints<br />
und Pfeifchen dabei hat, also,<br />
ja, manchmal rauche ich auch<br />
tagsüber. Die meiste Zeit brauche<br />
ich jedoch einen nüchternen<br />
Kopf, um mich wirklich auf das<br />
Inking zu konzentrieren. Es ist<br />
etwas anders, wenn ich in diesem<br />
Teil des Prozess mit Bleistift<br />
arbeite, denn dann kann ich Fehler<br />
natürlich leicht korrigieren,<br />
und der Funke der Kreativität,<br />
den das Weed in mir entzündet,<br />
hilft in dieser Phase wirklich. Die<br />
wichtigste Rolle, die Cannabis für<br />
mich spielt, ist jedoch, am Ende<br />
des Tages zu entspannen und mir<br />
dabei die Arbeiten noch einmal<br />
anzusehen, die ich über den Tag<br />
geschaffen habe. Ich liebe es sehr,<br />
nach Hause zu gehen, einen Joint<br />
zu rauchen und meine Zeichnun-
„Reefer Rascals“
HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 47<br />
„The Hunter“
„The Mossy Pranksters“
gen anzuschauen. Während dieser<br />
kostbaren Zeit kommen mir neue<br />
Ideen, Dinge, die ich besser machen<br />
oder ändern kann, und ich<br />
finde oft Lösungen für Probleme.<br />
Man kann also sagen, dass Cannabis<br />
meine Kreativität sehr, sehr<br />
stark fördert und beeinflusst.<br />
Hand aufs Herz, was macht dir<br />
mehr Spaß: Line-Art oder das<br />
Kolorieren?<br />
Ich bevorzuge eigentlich das frühe<br />
Stadium der Bleistiftvorzeichung,<br />
also die Phase vor dem Inking und<br />
der Koloration. Dieses Stadium ist<br />
das kreativste und freieste.<br />
Deine Zeichnungen explodieren<br />
vor Detailreichtum. Woher<br />
weißt du, wann und ob ein Bild<br />
fertig und es an der Zeit ist, den<br />
Stift ruhen zu lassen? Glaubst<br />
du, dass es in einer Zeichnung<br />
überhaupt so etwas wie „zu viele<br />
Details“ geben kann?<br />
Ich zeichne so lange weiter, bis<br />
es sich richtig anfühlt, aufzuhören,<br />
und ich habe normalerweise<br />
vorher keine Ahnung, wann eine<br />
Zeichnung fertig ist, es passiert<br />
sozusagen einfach. Ich mache die<br />
Schattierungen und irgendwann<br />
sieht es fertig aus und ich sage mir:<br />
„Nun ist es gut.“ Und ja, es kann<br />
zu viele Details geben, das hängt<br />
aber davon ab, wie groß die Zeichnung<br />
ist. Je größer das Format,<br />
desto mehr Details kann ich darin<br />
verstecken.<br />
Welches deiner Bilder kommt bei<br />
deinen Fans am besten an?<br />
Das wäre wohl „Big Trees“, dieses<br />
Werk hat die Leute wirklich elektrisiert.<br />
Die große Cannabispflanze<br />
und der Bauer auf dem Traktor. Es<br />
ist nicht einmal die detaillierteste<br />
oder verrückteste meiner Arbeiten,<br />
aber die Leute lieben es.<br />
Welches ist dein persönliches<br />
Lieblingsbild und aus welchem<br />
Grund?<br />
Mein Lieblingsstück im Moment<br />
(das schwankt) ist der „Plant Carrier“.<br />
Mein Ziel für dieses Bild war<br />
es, die symbiontische Verbindung<br />
zwischen Pflanzen und Pilzen aufzuzeigen.<br />
Den meisten Growern<br />
dürfte die Mykorrhiza-Verbindung<br />
bekannt sein. Die Beziehung<br />
zwischen Pflanze und Pilz ist super<br />
wichtig, um glückliche und<br />
gesunde Pflanzen zu züchten und<br />
gleichzeitig den Boden in gutem<br />
Zustand zu halten. Es ist ein sehr<br />
alchemistisches Stück mit dem<br />
archetypischen Bio-Farmer im<br />
Zentrum des Geschehens, einem<br />
Mann, der es versteht, Pflanzen<br />
anzubauen und die Umwelt nicht<br />
zu schädigen, sondern ihr damit<br />
zu nützen.<br />
Deine Werke sind mit Naturmotiven<br />
durchsetzt. Woher rührt<br />
deine Faszination für Flora und<br />
Fauna?<br />
Nun, das ist ganz einfach: dieser<br />
Planet besteht zu 99 Prozent aus<br />
grünen Blattorganismen, das andere<br />
eine Prozent sind wir und andere<br />
Organismen. Pflanzen sind<br />
bei Weitem in der Mehrheit. Wir<br />
Menschen können ohne Pflanzen<br />
nicht überleben, aber Pflanzen<br />
können leicht ohne Menschen<br />
überleben. Das Schreckliche ist,<br />
dass die Menschen die natürlichen<br />
Lebensräume zerstören, die<br />
der Schlüssel für das Überleben<br />
ihrer eigenen Spezies sind! Ich<br />
hoffe, dass das Zeichnen und Darstellen<br />
einer gesunden Beziehung<br />
zwischen Menschen und Pflanzen<br />
dazu beiträgt, die Menschen<br />
zu einem respektvolleren und<br />
liebevolleren Umgang mit ihrer<br />
Umgebung und dem Planeten zu<br />
bewegen. Ich hoffe, dass durch das<br />
Zeichnen von Cannabis-Sujets und<br />
indem sie in ein positives Licht<br />
gerückt werden, dazu beigetragen<br />
wird, die Pflanze zu entstigmatisieren<br />
und sie einem breiteren<br />
Spektrum von Menschen zugänglich<br />
zu machen. Cannabis ist eine<br />
jener Pflanzen, die helfen können,<br />
die Menschheit zu einer gesünderen,<br />
einer ausgewogeneren Lebensweise<br />
zu führen.<br />
Du wohnst in den Niederlanden.<br />
Nicht nur aus deutscher Sicht<br />
wird Holland oft als ein Paradies<br />
für Cannabis-Liebhaber wahrgenommen.<br />
Bist du mit der Cannabis-Gesetzgebung<br />
in deinem<br />
Heimatland zufrieden oder findest<br />
du, dass es weiteren Verbesserungsbedarf<br />
gibt?<br />
Nein, ich bin nicht zufrieden mit<br />
der Art und Weise, wie die Cannabisgesetzgebung<br />
in meinem<br />
Land ist. Es ist ein sehr veraltetes<br />
und vages Rechtssystem. Das Gesetz<br />
schafft eine Situation, in der<br />
der Coffeeshop-Besitzer und die<br />
Grower auf einem Schwarzmarkt<br />
arbeiten und illegale Aktivitäten<br />
begehen müssen, aber gleichzeitig<br />
ist es ihnen gesetzlich<br />
erlaubt, Gras<br />
an Coffeeshop-Kunden<br />
zu verkaufen.<br />
Das ist für mich<br />
eine sehr vage Situation.<br />
Und wenn<br />
man erwischt wird<br />
und zufällig beim<br />
falschen Richter<br />
landet, kann einem<br />
alles weggenommen<br />
werden, das ist sehr<br />
hart. Entweder sollte<br />
man sagen, dass<br />
man dafür oder dagegen<br />
ist und klare<br />
Gesetze machen,<br />
die gut funktionieren.<br />
Das System hat<br />
uns zwar lange Zeit<br />
sehr gut getan, aber<br />
ich denke, es ist an<br />
der Zeit, es zu aktualisieren.<br />
Wenn<br />
dieses Land seine<br />
Gesetze aktualisiert<br />
und es unserem Agrarsystem<br />
erlaubt,<br />
legales Weed anzubauen<br />
und es rund<br />
um den Globus zu<br />
exportieren, könnten<br />
die Niederlande auf diesem<br />
Feld weltweit führend werden.<br />
Also, auf geht’s!<br />
Glaubst du oder kannst du in<br />
deinem weiteren Umfeld beobachten,<br />
dass eine tolerante<br />
Gesetzgebung zu mehr Cannabiskonsumenten<br />
führt, insbesondere<br />
unter jungen Menschen?<br />
Ich glaube, dass tolerante Gesetze<br />
nicht zu mehr Cannabiskonsumenten<br />
führen, sondern<br />
eher zu informierten und sicheren<br />
Konsumenten. Es macht das<br />
Rauchen von Gras zu einer normaleren<br />
Sache und deshalb, denke<br />
ich, auch weniger aufregend.<br />
Wenn es weniger aufregend ist,<br />
macht es das Rauchen in jungen<br />
Jahren natürlich weit weniger interessant.<br />
Ich denke, was tolerante<br />
Gesetze bringen, ist eine gute<br />
Aufklärung über Cannabis und<br />
eine Gesellschaft, die weiß, was<br />
sie raucht und wie es ihren Körper<br />
und Geist beeinflusst. Eine<br />
Gesellschaft, in der die Menschen<br />
auf der Grundlage von<br />
Vorkenntnissen über die Pflanze<br />
solide und fundierte Entscheidungen<br />
darüber treffen können,<br />
ob Cannabis für sie persönlich<br />
etwas Gutes ist oder nicht.<br />
Welches ist deine bevorzugte<br />
Cannabissorte?<br />
Meine Lieblingssorten im Moment<br />
sind Mango Cream von<br />
Exotic Seeds und Lavnesia von<br />
Soma Seeds.<br />
Übrigens, auf welchem Teil deines<br />
Körpers wächst eigentlich<br />
Moos? Oder auf wen oder was<br />
bezieht sich dein Künstlername<br />
„Mossy Giant“?<br />
Manche Leute bezeichnen meinen<br />
Bart als Moos! „Mossy Giant“<br />
(Moos-Gigant) bezieht sich<br />
auf einen Baum: Bäume sind oft<br />
vollständig mit Moos bedeckt,<br />
und sie sind wahre lebende Riesen.<br />
Mossy Giant bedeutet also<br />
Baum, und Baum ist auch ein<br />
amerikanisches Slangwort für<br />
Weed („trees“). Zuletzt bin ich<br />
selbst der Mossy Giant, ich bin<br />
2 Meter und 10 Meter groß und<br />
liebe Moos und Bäume.<br />
www.mossygiant.com<br />
@mossygiant<br />
HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 49
SCHNELLE Hilfe bei Nikotinsucht?<br />
CBD-Pouches<br />
von Cannadips<br />
CBD ist in aller Munde – und das im Fall der Produktneuheit<br />
Cannadips gleich erst recht. Denn die kleinen Beutelchen<br />
(Pouches) können in den Mund eingelegt werden<br />
und verströmen nicht nur verschiedene Geschmacksrichtungen,<br />
sondern geben auch Cannabidiol an die Mundschleimhaut<br />
und somit den ganzen Körper ab. Vor allem<br />
in den skandinavischen Ländern ist ein artverwandtes<br />
Produkt erhältlich, dessen Beutelformat als Ideengeber<br />
für Cannadips diente: Snus. Das sind Tabakbeutelchen,<br />
die man sich in den Mund einlegt, um damit der Nikotinsucht<br />
zu frönen. Wie auch Zigaretten sind Snus-Produkte<br />
natürlich nicht gesundheitsfördernd und daher möchten<br />
viele Konsumenten damit aufhören. Die CBD-reichen<br />
Cannadips hingegen enthalten keinerlei Tabak oder<br />
Nikotin, kommen allerdings ebenfalls im Pouch-Format<br />
daher. Somit stellt sich die Frage, ob man den Nikotin-Entzug<br />
bei Snus, aber auch bei Zigaretten und anderen<br />
Tabakprodukten, mit CBD im Allgemeinen und mit<br />
Cannadips im Speziellen wohl unterstützen und erfolgreicher<br />
gestalten kann? Ein Beitrag unseres Werbepartners<br />
Cannadips. Ein Beitrag unseres Werbepartners Cannadips<br />
Gut ein Jahr nach der offiziellen<br />
Online-Einführung<br />
in Europa haben<br />
die CBD-Pouches der<br />
Marke Cannadips aus<br />
Kalifornien bereits eine treue<br />
Gruppe von Konsumenten in<br />
verschiedenen europäischen<br />
Ländern gewonnen. Ursprünglich<br />
inspiriert von Snus, einem in<br />
den nordischen Ländern beliebten<br />
Tabakprodukt für den oralen<br />
Konsum, bietet Cannadips im<br />
gleichen Format CBD-Pouches<br />
an, also kleine Beutelchen zum<br />
Einlegen in den Mund, jedoch<br />
ohne THC, Tabak oder Nikotin.<br />
Dieses Format ermöglicht nicht<br />
nur die rauchlose Aufnahme von<br />
CBD, sondern auch eine hohe<br />
Wirksamkeit durch die wasserlöslichen<br />
CBD-Moleküle, die<br />
direkt im Mund (sublingual) in<br />
den Blutkreislauf aufgenommen<br />
werden. Es mag zwar auf den<br />
ersten Blick eine große Ähnlichkeit<br />
zwischen Cannadips CBD<br />
und Tabak-Snus geben, aber – da<br />
50 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>
Egal, ob beim Kaffee am<br />
Schreibtisch oder in der<br />
Freizeit bei einer Partie<br />
Backgammon –<br />
Können Cannadips die Lust<br />
auf Nikotin vertreiben?<br />
ohne Tabak und Nikotin – ist<br />
die einzige Gemeinsamkeit der<br />
Pouch (das Beutelformat) und<br />
alle damit verbundenen Vorteile.<br />
Während herkömmliche Methoden<br />
wie das Vaporisieren, Öl,<br />
Tinkturen oder Edibles immer<br />
noch den größten Teil der Cannabismarkttrends<br />
ausmachen,<br />
haben die CBD-Pouches von<br />
Cannadips jedoch zweifellos<br />
begonnen, einer neuen Nische<br />
für diejenigen den Weg zu bereiten,<br />
die CBD ohne jegliche<br />
Form der Inhalation und ohne<br />
unnötige Kalorienzufuhr genießen<br />
möchten und vielleicht<br />
auch einfach keine Liebhaber<br />
des Geschmacks oder der Textur<br />
von Ölen und Tinkturen sind.<br />
Die diskrete Verwendung von<br />
Pouches gibt den Konsumenten<br />
überdies auch die Freiheit, sie<br />
jederzeit und überall mitzunehmen<br />
und zu nutzen, ohne jemanden<br />
in der Umgebung dadurch<br />
zu stören. Darüber hinaus können<br />
die Konsumenten dank der<br />
hohen Bioverfügbarkeit und der<br />
vordefinierten Dosierung pro<br />
Beutel ihre CBD-Einnahme besser<br />
steuern. Da Cannadips CBD<br />
im gleichen Beutel-Format erhältlich<br />
sind, sind natürlich auch<br />
bereits einige Snus-Konsumenten<br />
auf den Geschmack gekommen<br />
– insbesondere diejenigen,<br />
die bereits CBD-Nutzer waren,<br />
aber auch einige, die am liebsten<br />
ganz auf Snus verzichten möchten.<br />
Durch Cannadips brauchen<br />
sie ab sofort nicht mehr auf ihre<br />
Gewohnheiten zu verzichten,<br />
bleiben aber dennoch Tabak und<br />
Nikotin fern.<br />
Kann also CBD bei<br />
Tabakabhängigkeit und Nikotinentzug<br />
helfen? Während einige<br />
Leute diese Frage aufgrund eigener<br />
Erfahrung bejahen würden,<br />
gibt es allgemein gesprochen<br />
allerdings noch nicht genügend<br />
Studien, die diese Behauptung<br />
untermauern würden. Dies gilt<br />
für viele Aspekte von Cannabidiol.<br />
Es gab schon einige, aber es<br />
benötigt noch viele weitere Studien<br />
zu CBD und dessen Nutzen<br />
in jeder Hinsicht. Wie auch<br />
immer, einer Studie zufolge, die<br />
von der Abteilung für klinische<br />
Pharmakologie am Londoner<br />
University College durchgeführt<br />
wurde, konnte aufgezeigt werden,<br />
dass CBD die Abhängigkeit<br />
nach Zigaretten beeinflusst. Für<br />
das Experiment wurden 30 nicht<br />
behandlungswillige, abhängige<br />
Zigarettenraucher als Teilnehmer<br />
rekrutiert, von denen jeder<br />
800 Milligramm orales CBD<br />
oder ein entsprechendes Placebo<br />
erhielt. Die Ergebnisse zeigten,<br />
dass die Teilnehmer, die CBD<br />
erhielten, im Vergleich zu denjenigen,<br />
die lediglich ein Placebo<br />
erhalten hatten, viel geringer<br />
auf tabakbezogene<br />
Stimuli reagierten.<br />
Tatsächlich war<br />
das Niveau nicht<br />
höher, als wenn<br />
sie sich durch das<br />
Rauchen mit Nikotin<br />
„nikotingesättigt“<br />
fühlten.<br />
Auch wurden gezeigte<br />
Bilder mit<br />
Raucher-Kontext<br />
von den Teilnehmern,<br />
die CBD<br />
erhielten, als weniger<br />
angenehm<br />
beurteilt als durch<br />
die Teilnehmer der<br />
Kontrollgruppe.<br />
Eine andere Studie<br />
der Universität mit<br />
dem Titel „Cannabidiol<br />
(CBD)<br />
kann den Zigarettenkonsum<br />
bei Tabakrauchern verringern“<br />
zeigte vorläufige Ergebnisse, die<br />
darauf hindeuten, dass CBD<br />
eine mögliche Behandlungsform<br />
von Nikotinabhängigkeit sein<br />
könnte. In dieser Studie mit 24<br />
Teilnehmern zeigten Raucher,<br />
die kein CBD, sondern Placebos<br />
erhielten, keinen Unterschied in<br />
der Anzahl der gerauchten Zigaretten,<br />
während die mit CBD behandelten<br />
Personen die Anzahl<br />
der gerauchten Zigaretten während<br />
der Studiendauer um etwa<br />
vierzig Prozent reduziert hatten.<br />
Obwohl verschiedene Studien,<br />
wie die beiden letztgenannten,<br />
vielversprechende Ergebnisse<br />
zeigen, die die potenzielle Rolle<br />
von CBD bei der Tabak- und Nikotinabhängigkeit<br />
anerkennen,<br />
muss unbedingt darauf hingewiesen<br />
werden, dass es sich hierbei<br />
um begrenzte Studien in kontrollierten<br />
Umgebungen handelt<br />
und noch viel weitere Forschung<br />
nötig ist.<br />
Im Sommer 2<strong>01</strong>9 beschloss<br />
man bei Cannadips Europa,<br />
die Cannadips-CBD-Pouches<br />
durch ein Mitglied des eigenen<br />
Teams auf die Probe zu stellen.<br />
Versuchsperson war der Geschäftsführer<br />
Felix Sundstrom, der zu<br />
diesem Zeitpunkt bereits seit mehr<br />
als 25 Jahren Tabak-Snus konsumierte.<br />
Felix hatte die Absicht, damit<br />
aufzuhören, hatte aber bis zu<br />
diesem Zeitpunkt keine greifbaren<br />
Alternativen, die den Gewohnheitswandel<br />
und das mögliche<br />
Verlangen, das dabei entstehen<br />
könnte, überbrücken könnten. Mit<br />
den CBD-Pouches von Cannadips<br />
als Substitut und ermutigt durch<br />
die Studien, die das Potenzial<br />
von CBD als Hilfe bei der Tabakabhängigkeit<br />
aufzeigten, stimmte<br />
Felix schnell dem vorgeschlagenen<br />
zwölfmonatigen Experiment<br />
zu. Wie bei jeder Sucht stellte sich<br />
Felix vor, dass die ersten paar Monate<br />
schwierig werden würden. In<br />
seinem Fall war er jedoch in der<br />
Lage, seine Tabakbeutel langsam<br />
und immer häufiger durch Cannadips<br />
zu ersetzen, ohne dass er<br />
dabei seine Routine ändern musste.<br />
Da der Cannadips-Geschmack<br />
teilweise bis zu zwei Stunden anhält,<br />
vergaß Felix manchmal sogar,<br />
dass er CBD-Dosierungen anstelle<br />
von Tabak konsumierte. Am<br />
Ende der zwölf Monate war Felix<br />
frei von Snus-Produkten und hatte<br />
kein Verlangen mehr nach Tabak<br />
oder Nikotin. Auch wenn dieses<br />
Experiment zwar erfolgreich<br />
war, kann man dennoch natürlich<br />
nicht zwangsläufig davon ausgehen,<br />
dass es auch anderen Konsumenten<br />
zum gleichen Ergebnis<br />
verhilft. Die Versuchsperson in<br />
diesem Fall hatte auch den starken<br />
Wunsch, ihren Nikotinkonsum<br />
komplett einzustellen.<br />
Für diejenigen, die<br />
sich auch auf die Suche nach<br />
einem geeigneten THC-freien<br />
CBD-Produkt für ihre eigenen<br />
Bedürfnisse machen möchten, ist<br />
das Verständnis aller Aspekte des<br />
gewünschten Produkts von entscheidender<br />
Bedeutung. In diesem<br />
Punkt möchte Cannadips daher<br />
besondere Transparenz bieten<br />
und veröffentlicht umfangreiche<br />
Laborergebnisse. Jede Charge von<br />
CBD-Produkten von Cannadips,<br />
die nach Europa verschickt wird,<br />
wird getestet, um das Cannabinoidprofil<br />
und die Wirksamkeit<br />
des Hanfextrakts zu bestimmen.<br />
Die Laborergebnisse sind online<br />
unter cannadips.eu anhand der<br />
Chargennummer, die auf der<br />
Rückseite der Dose zu finden ist,<br />
abrufbar. Jeder Laborbericht enthält<br />
überdies detaillierte Angaben<br />
zu allen Inhaltsstoffen und ihren<br />
Produzenten. Die CBD-Pouches<br />
von Cannadips verwenden ein<br />
geschütztes Verfahren, das die<br />
wertvollen Terpen- und Flavonoidverbindungen<br />
des amerikanischen<br />
Hanfs bewahrt. Das verbleibende<br />
THC wird extrahiert,<br />
um ein hochwertiges, THC-freies<br />
Endprodukt mit breitem Wirkungsspektrum<br />
zu erhalten. Jede<br />
Cannadips CBD-Dose wird mit<br />
15 Pouches geliefert, wobei jeder<br />
Pouch zehn Milligramm CBD<br />
enthält.<br />
HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 51
SCHNEIDEN, BIEGEN, BRECHEN etc.<br />
GUT IN FORM<br />
Mr. José<br />
Grow-Experte<br />
Die Form von Pflanzen hat einen erheblichen Einfluss auf die Gesamtqualität und -quantität<br />
der Ernte. Die unteren Blüten sind oft durch Blätter beschattet und erhalten nicht genügend<br />
Licht für eine intensive Entwicklung. Das Ziel sowohl von privaten als auch kommerziellen<br />
Züchtern ist daher in der Regel eine ausgewogene Qualität der Blüten, unabhängig davon, von<br />
welchem Teil der Pflanze sie stammen. Um dieses Problem zu lösen, haben Grower eine Reihe<br />
von Techniken entwickelt. In diesem Artikel aus der Feder von Mr. José werden wir uns die interessantesten<br />
davon näher ansehen.<br />
Nach dem Biegen<br />
steigt das Ende des<br />
Zweigs bald wieder<br />
nach oben und wächst<br />
dem Licht entgegen<br />
52 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>
Bevor wir das Thema der<br />
Optimierung von Cannabispflanzen<br />
durch Manipulation<br />
des Wachstums<br />
vertiefen, sei angemerkt,<br />
dass man als „kleiner“ Heim-Grower<br />
viel mehr Möglichkeiten hat,<br />
das Wachstum der Pflanzen zu<br />
kontrollieren. Einige Methoden<br />
sind relativ zeitaufwendig und erschweren<br />
zudem die Arbeit nach<br />
der Ernte erheblich. Das bedeutet,<br />
dass ihre Effektivität zumindest<br />
äußerst fragwürdig ist – hauptsächlich<br />
wegen der erhöhten Arbeitskosten.<br />
In einigen Fällen ist es<br />
praktisch unmöglich, die nachstehend<br />
erwähnten Verfahren in großen<br />
Anzuchtbetrieben durchzuführen.<br />
Aber es gibt vielleicht eine<br />
unendliche Anzahl verschiedener<br />
Methoden, die man zu Hause ausprobieren<br />
kann. Wir werden nun<br />
jedoch nur die sinnvollsten davon<br />
diskutieren, also diejenigen, die<br />
am weitesten verbreitet und am<br />
effizientesten sind.<br />
Anzahl der Pflanzen und Größe<br />
der Töpfe<br />
Der grundlegende Faktor, der<br />
sich auf die Form einer Pflanze<br />
auswirkt, ist der ober- und unterirdisch<br />
verfügbare Raum. Wer schon<br />
einmal ein dicht besätes Hanffeld<br />
gesehen hat, dem ist wahrscheinlich<br />
aufgefallen, dass die Pflanzen<br />
dort außer dem Hauptstamm nur<br />
wenige Seitenzweige aufweisen,<br />
wenn überhaupt. Bei der Ernte<br />
schneiden die Bauern die Spitzen<br />
der Hauptstämme ab, und der Rest<br />
der Stämme wird zur Herstellung<br />
von Fasern und anderen Produkten<br />
verwendet. Sofern eine Pflanze<br />
jedoch genügend Platz um sich<br />
herum hat, kann sie deutlich mehr<br />
Äste und massive Blüten bilden.<br />
Der Grund dafür, dass Pflanzen<br />
auf diese Weise wachsen, ist das<br />
Licht und sein Farbspektrum.<br />
Denn das Licht berührt die unteren<br />
Zweige, durchdringt aber zuerst<br />
die darüberliegenden Blätter.<br />
Dies führt zu Veränderungen des<br />
Farbspektrums und zu einer Zunahme<br />
eines Teils des roten Spektrums,<br />
der als far-red oder ferner<br />
Rotbereich (FR) bezeichnet wird.<br />
Ein höherer Anteil an FR sendet<br />
Signale an die unteren Zweige,<br />
die besagen, dass sie keine idealen<br />
Lichtverhältnisse haben. Daher<br />
reagieren sie mit einer raschen<br />
Wachstumsbeschleunigung, um<br />
direktes Sonnenlicht (bzw. künstliche<br />
Beleuchtung) zu erhalten<br />
und eine Abschattung durch die<br />
darüber liegenden Blätter zu vermeiden.<br />
Wenn die Pflanzen genü-<br />
HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 53
Ohne Biegen des<br />
Zweigs würde diese<br />
Blüte weniger Licht<br />
erhalten und könnte<br />
sich nicht so gut<br />
entwickeln. Wenn<br />
man direkt auf den<br />
Stängel neben der<br />
Blüte schaut, kann<br />
man sehen, wo sie<br />
gebogen wurde.<br />
gend Platz um sich herum haben,<br />
kommen die unteren Zweige früh<br />
aus dem Schatten und beginnen<br />
stärker zu wachsen. Dieser Prozess<br />
führt zu der konischen, etwas<br />
weihnachtsbaumähnlichen Form<br />
ausgewachsener Pflanzen. Wenn<br />
die Samen oder Klone zu nahe<br />
beieinander gepflanzt werden, können<br />
die unteren Zweige also kein<br />
optimales Licht erhalten und ihr<br />
Wachstum bricht wegen des fatalen<br />
Lichtmangels bald ab. Solche<br />
Pflanzen enden schwach, ohne<br />
richtige Blüten und werden schnell<br />
gelb.<br />
Ein weiteres wichtiges<br />
Kriterium ist der Platz, der dem<br />
Wurzelsystem zur Verfügung steht.<br />
Es fällt auf, dass Pflanzen in Töpfen<br />
nur geringfügig breiter werden<br />
als der Topf selbst. Je breiter der<br />
Topf, desto größer ist die durchschnittliche<br />
Breite der Pflanze, die<br />
in den Topf gesetzt wird. Auf der<br />
Grundlage dieser Faktoren entstand<br />
die Methode Sea of Green<br />
(SOG), die oft für die Indoor-Kultur<br />
verwendet wird. Die Pflanzen<br />
werden dicht nebeneinander in<br />
ziemlich enge Töpfe gepflanzt oder<br />
gesät. Das Ergebnis dieses Anbauprozesses<br />
ist ein dichtes Kronendach,<br />
das aus Pflanzen mit einem<br />
Hauptstamm und ein bis vier massiven<br />
Blüten besteht. In einem solchen<br />
Fall ist der Ertrag pro Pflanze<br />
geringer, aber da es mehr Pflanzen<br />
innerhalb der Anbaufläche gibt, ist<br />
der Ertrag pro Quadratmeter gleich<br />
oder sogar höher als beim Anbau<br />
weniger großer Pflanzen. Ein weiterer<br />
Vorteil dieser Technik ist die<br />
Möglichkeit, mehr Ernten pro<br />
Jahr zu erzielen als beim Anbau<br />
großer Pflanzen, die länger wachsen<br />
müssen. Es bedeutet, dass die<br />
Anbaufläche und die verbrauchte<br />
Energie effizienter genutzt werden.<br />
Der Sea of Green kann sowohl von<br />
privaten als auch von kommerziellen<br />
Growern angewendet werden.<br />
Ein wichtiger Faktor für den Erfolg<br />
dieses Verfahrens ist die Wahl der<br />
geeigneten Sorte. Sie sollte niedrig<br />
und nicht zu buschig wachsen.<br />
Um noch bessere Ergebnisse zu<br />
erzielen, empfehle ich, alle unteren<br />
Zweige im Wachstums- oder<br />
frühen Blühstadium zu entfernen.<br />
Dies verbessert den Luftstrom zwischen<br />
den Pflanzen, trägt zur Homogenität<br />
der Kultur bei und erleichtert<br />
die Arbeit nach der Ernte.<br />
Pinching und Pruning<br />
Die beiden Techniken Pinching<br />
und Pruning werden vorwiegend<br />
in kleineren Anbauräumen eingesetzt<br />
und gelten als sehr effektiv.<br />
Pinching, zu deutsch etwa abkneifen,<br />
bedeutet, neue Triebe am<br />
Haupttrieb oder an den Seitenzweigen<br />
zu entfernen. Ziel dessen<br />
ist entweder, die Entwicklung eines<br />
neuen Triebs zu verhindern, was<br />
in der Regel durch Abkneifen der<br />
Seitentriebe geschieht, oder das<br />
vertikale Wachstum der Pflanzen<br />
zu verlangsamen und die Entwicklung<br />
der unteren Triebe zu<br />
fördern, was durch das Abkneifen<br />
des Hauptstamms oder der Spitzen<br />
der Seitenzweige geschehen kann.<br />
Pruning, also das Beschneiden,<br />
hingegen bezeichnet das Entfernen<br />
der Seitenzweige. Nicht alle Seitenzweige<br />
können eine Chance haben,<br />
genügend Licht zu erhalten und<br />
schöne kompakte Blüten zu entwickeln.<br />
Mit einem Rückschnitt kann<br />
man solche Zweige loswerden, die<br />
nicht sehr vielversprechend aussehen<br />
oder anderweitig hinderlich<br />
sind. In den meisten Fällen werden<br />
die endgültigen Buds umso größer<br />
und kompakter sein, je weniger<br />
Blüten die Pflanze erzeugt. Deshalb<br />
beschränken viele Grower<br />
die Anzahl der Zweige durch Beschneiden<br />
auf eine geringe Anzahl<br />
– auf acht, sechs, vier, zwei oder<br />
sogar nur einen Hauptzweig. Selbst<br />
kommerzielle Grower entfernen<br />
oft wenig Erfolg versprechende<br />
Zweige.<br />
Biegen und Umleiten von Zweigen<br />
Die effektivste Form einer Pflanze<br />
ist, wenn all ihre Teile die gleiche<br />
Lichtintensität erhalten. Ein<br />
weiterer, relativ einfacher Schritt,<br />
um dies zu erreichen, besteht darin,<br />
die Zweige so auszurichten,<br />
dass sie sich nicht beschatten oder<br />
berühren. Dabei kann ein unterstützendes<br />
Gärtnernetz oder ein<br />
anderes Material mit Ösen, durch<br />
die die Zweige geleitet werden<br />
können, sehr hilfreich sein. Die<br />
Löcher des Netzes sollten etwa<br />
zehn mal zehn Zentimeter groß<br />
sein und etwa zehn Zentimeter<br />
über den Pflanzen angebracht<br />
werden, die vom Wachstumsstadium<br />
in die Blütephase übergehen.<br />
Überschüssige und aussichtslose<br />
Zweige sollten entfernt werden.<br />
Wenn die Pflanzen wachsen, sollte<br />
man jeden Zweig separat im<br />
Auge halten. Idealerweise wird<br />
jedes Loch im Netz auch genutzt.<br />
Schnell wachsende Zweige können<br />
über das Netz gebogen und<br />
in das nächste freie Loch gelenkt<br />
werden. Das Ergebnis sollte eine<br />
gleichmäßige Blütenwand sein.<br />
Die Methode ist allgemein als<br />
„Screen of Green“ (SCROG) bekannt.<br />
Solch ein Stütznetz wird<br />
nicht nur für Indoor-Kulturen,<br />
sondern auch für den Anbau im<br />
Gewächshaus und sogar im Freien<br />
verwendet. Es dient nicht nur<br />
der besseren Lichtdurchdringung,<br />
sondern auch der Stützung der<br />
Zweige, die sich unter dem Gewicht<br />
der heranreifenden Blumen<br />
oft biegen, an benachbarte Pflanzen<br />
anlehnen oder gar abbrechen.<br />
Und es gibt noch einen weiteren<br />
Vorteil, der verhindert, dass Zweige<br />
nachgeben, denn die Pflanzen<br />
selbst versuchen, derartiges zu verhindern,<br />
indem sie Energie in die<br />
Stärkung der gefährdeten Stängel<br />
oder Zweige investieren. Wenn<br />
Pflanzen in der Natur wachsen,<br />
sind die Stängel und Äste in der<br />
Regel dicker als bei Pflanzen, die<br />
unter kontrollierten Bedingungen<br />
angebaut werden. Der Grund dafür<br />
ist, dass sie gezwungen sind,<br />
mehr Energie in ihre Stabilität<br />
zu investieren, um verschiedenen<br />
Wetterbedingungen wie Wind,<br />
Regen usw. standzuhalten. Diese<br />
Energie kann dann jedoch erschöpft<br />
sein und fehlen, wenn sie<br />
für die Blütenbildung benötigt<br />
wird. Wenn es also gelingt, ein<br />
Nachgeben der Zweige zu verhindern,<br />
kann die Pflanze alle verfügbare<br />
Energie für die Bildung von<br />
Blüten nutzen.<br />
Die Zweige können<br />
auch ohne den Einsatz eines<br />
Netzes auf verschiedene Weise<br />
gebogen werden, etwa mithilfe<br />
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von Gartendraht: wenn man einen<br />
Zweig mit Draht umwickelt,<br />
biegt man ihn in die gewünschte<br />
Form und fixiert den Draht entweder<br />
an der Pflanze selbst oder<br />
am Topf. In diesem Moment zeigt<br />
die Spitze des Zweiges zwar zur<br />
Seite oder nach unten, aber innerhalb<br />
von zehn Minuten zeigt<br />
sie wieder nach oben zum Licht.<br />
Der Draht kann bis zur Ernte am<br />
Zweig belassen oder nach einiger<br />
Zeit gelockert werden. Der Zweig<br />
behält dann gewöhnlich seine<br />
Form. Eine andere Möglichkeit<br />
besteht darin, den Zweig mit<br />
den Fingern sanft an der Stelle<br />
zu reiben, an der man ihn biegen<br />
möchte. Die Faser im Stiel<br />
wird weicher und biegt sich dann<br />
dadurch. Eine weitere Möglichkeit<br />
besteht darin, einen bereits<br />
unflexiblen Zweig zu brechen.<br />
In diesem Fall muss der Zweig<br />
vorsichtig gebogen werden, bis<br />
sich der Faden lockert und biegt.<br />
Dies kann man bei bereits verholzten<br />
Ästen so machen. Junge<br />
56 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>
heißt an den höchstmöglichen Ertrag,<br />
dann hat es tatsächlich einen<br />
Sinn. Und auch eine kleine Korrektur<br />
der Blattzahl ist da keine<br />
Ausnahme. Eine Cannabispflanze<br />
kann etwa dreieinhalb Quadratmeter<br />
Blattfläche pro Quadratmeter<br />
Anbaufläche produzieren.<br />
Diese Blattmenge übersteigt den<br />
tatsächlichen Bedarf für eine gute<br />
Photosynthese und Transpiration.<br />
Daher muss sich niemand scheuen,<br />
einige Blätter zu entfernen, um<br />
eine bessere Lichtverteilung zu<br />
erreichen. Dazu sollte man solche<br />
Blätter wählen, deren Entfernung<br />
tatsächlich merklich mehr Licht<br />
an Stellen, an denen eine höhere<br />
Lichtintensität benötigt wird, bringen<br />
würde. Wenn sich im oberen<br />
Teil der Pflanze ein großes Blatt<br />
befindet, das die Spitzen eines<br />
oder mehrerer Zweige überschattet,<br />
ist es absolut sinnvoll, dieses<br />
zu entfernen. Andererseits gibt es<br />
keinen Grund, ein gesundes Blatt<br />
im mittleren Teil der Pflanze zu<br />
entfernen, das keinen Schatten auf<br />
die Blüten wirft. Wenn man zu oft<br />
und zu viele Blätter entfernt, würde<br />
dies zu einer Verlangsamung<br />
der Photosynthese führen und die<br />
Pflanze unnötig belasten. Zudem<br />
beginnt die Pflanze, neue Blätter<br />
zu bilden, was neben den Energiekosten<br />
oft auch die Qualität der<br />
Blüten mindert, da auch in ihnen<br />
neue Blätter wachsen können.<br />
Temperatur und Lichtintensität<br />
Triebe würden auf diese Weise<br />
vollständig brechen, die Faszikel<br />
würden beschädigt und der Ast<br />
würde austrocknen. Biegen, ohne<br />
Stämme und Äste zu beschädigen,<br />
wird als Low-Stress-Training<br />
bezeichnet, während das Brechen<br />
von Zweigen als High-Stress-Training<br />
bezeichnet wird.<br />
Blätter entfernen<br />
Pflanzen sind schon viel länger<br />
auf diesem Planeten als die<br />
Menschheit und in dieser Zeit<br />
konnten sie sich ideal an die lokalen<br />
Bedingungen anpassen.<br />
Macht es also Sinn, sich in ihr<br />
Wachstum einzumischen? Wenn<br />
wir an die Effizienz denken, das<br />
Zusammenfassend ist festzuhalten,<br />
dass die ideale Form der<br />
Pflanzen in erster Linie durch die<br />
richtige Planung des gesamten<br />
Wachstumszyklus, die richtigen<br />
klimatischen Bedingungen und<br />
eine angemessene Beleuchtung<br />
erreicht werden kann. Die Höhe<br />
der Pflanzen lässt sich auch einfach<br />
durch die Anpassung der<br />
Temperatur im Wachstumsraum<br />
steuern, insbesondere unter vollständig<br />
kontrollierten Bedingungen.<br />
Je größer der Unterschied<br />
zwischen Tag- und Nachttemperaturen<br />
ist, desto schneller wachsen<br />
die Pflanzen. Dazu startet man<br />
den Wachstumszyklus mit einem<br />
Unterschied zwischen Tag- und<br />
Nachttemperatur von 0 bis 2 °C<br />
und vergrößert diesen Unterschied<br />
allmählich, bis der Übergang zur<br />
Blütephase beginnt. Eine ausreichende<br />
Beleuchtungsintensität<br />
stellt auf der anderen Seite sicher,<br />
dass die Pflanzen nicht zu schnell<br />
in die Höhe wachsen.<br />
HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 57
EIN GESPALTENES LAND IST SICH IN EINER SACHE EINIG<br />
NACH US-WAHL 2020:<br />
LANDESWEITE LEGALISIERUNG IN REichweite?<br />
Was für ein Kampf und was für ein Krampf – die US-Wahl im November<br />
2020 hatte es in sich. Bei einer Rekordbeteiligung entfielen fast 74 Millionen<br />
Stimmen auf die Republikaner unter Donald Trump und über 80 Millionen<br />
Stimmen auf Joe Biden und die Demokraten, die damit das Rennen um die<br />
Präsidentschaft machten. Doch richtig genießen können sie ihren Sieg noch<br />
nicht, denn sie werden unentwegt von Donald Trump mit Schmutz und Dreck<br />
beworfen. Wir vom <strong>Highway</strong>-Magazin küren daher einen ganz anderen<br />
Gewinner dieser Wahl: Cannabis. Denn in vier Bundesstaaten stand nicht nur<br />
die Frage nach dem nächsten Präsidenten auf dem Wahlzettel, sondern auch<br />
die Frage, ob Cannabis legalisiert werden soll. Und die Antwort lautete viermal<br />
ja... werfen wir also einen zumindest in dieser Hinsicht neidischen Blick<br />
auf unseren entfernten Verwandten auf der anderen Seite des Atlantiks.<br />
Schaut man als West- oder<br />
Mitteleuropäer, noch dazu<br />
als kiffender und somit<br />
vermutlich halbwegs klar<br />
denkender Mensch nach<br />
Amerika, dann gab es in den letzten<br />
Monaten und Jahren doch einiges,<br />
worüber man sich wundern<br />
musste. Republikanischer Trump-<br />
Kult, QAnon und Hillbillys mit<br />
Schrotflinten kommen einem doch<br />
recht merkwürdig vor und Lieschen<br />
Müller aus Musterstadt fühlt<br />
sich da wohl eher zu den Demokraten<br />
hingezogen, die einen ganz<br />
anderen Menschenschlag vertreten,<br />
etwa tendenziell Großstädter<br />
aus den Küstenstädten, Mitarbeiter<br />
von Tech-Konzernen oder<br />
(zumindest im Gegensatz zu den<br />
Republikanern) annähernd linke<br />
Firmenchefs. Man möchte sich gar<br />
58 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>
nicht vorstellen, wie in den Staaten<br />
so ein Weihnachtsessen mit zehn<br />
Personen abläuft, wenn fünf davon<br />
die Republikaner und fünf davon<br />
die Demokraten gewählt haben.<br />
Viele amerikanische Familien sind<br />
darüber schon zerbrochen und so<br />
kommt das Thema heutzutage bei<br />
solchen Zusammenkünften besser<br />
nicht auf den Tisch, wenn man<br />
den Frieden wahren will. Doch<br />
worüber dann quatschen, bei<br />
welchem Gesprächsstoff könnte<br />
Friede, Freude, Eierkuchen herrschen?<br />
Jetzt, mit dem Beginn der<br />
ersten Zwanzigerjahre des neuen<br />
Jahrtausends gibt es darauf in den<br />
USA eine klare Antwort: Weed.<br />
Marihuana. Cannabis. Egal, ob<br />
Demokraten oder Republikaner –<br />
unterm Strich herrscht Einigkeit:<br />
67 Prozent der amerikanischen Bevölkerung<br />
sind für eine landesweite<br />
und flächendeckende Legalisierung<br />
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von Cannabis,<br />
wie eine große<br />
Umfrage des<br />
Pew Research<br />
Centers aus<br />
dem Jahr 2<strong>01</strong>9<br />
ergab. Nimmt<br />
man noch diejenigen<br />
Amerikaner<br />
hinzu,<br />
die sich lediglich,<br />
aber dennoch<br />
immerhin,<br />
für eine<br />
medizinische<br />
Cannabis-Legalisierung<br />
aussprechen,<br />
dann sind sogar<br />
91 Prozent<br />
aller Amerikaner<br />
für<br />
legale Cannabisprodukte.<br />
Noch zwanzig<br />
Jahre zuvor<br />
wäre dies<br />
nicht möglich<br />
gewesen; vor<br />
fünfzig Jahren,<br />
zu Beginn der<br />
1970er-Jahre<br />
waren sogar<br />
noch 84 Prozent der Amerikaner<br />
gegen eine Cannabis-Legalisierung.<br />
Und nun das: bei den<br />
Präsidentschaftswahlen 2020 wurden<br />
auf Bestreben von Bürgerinitiativen<br />
hin nebenher auch noch<br />
einige andere Abstimmungen<br />
durchgeführt, so etwa in New Jersey,<br />
Arizona, South Dakota und<br />
Montana, wo die Bevölkerung<br />
darüber abstimmen durfte, ob<br />
man sich an das Cannabis-Verbot,<br />
das eigentlich in den Vereinigten<br />
Staaten von Amerika angeordnet<br />
ist, halten möchte – oder lieber<br />
nicht und im eigenen Staat das<br />
grüne Kraut freigibt. So wählten<br />
in Montana und auch South Dakota<br />
die Einwohner mehrheitlich<br />
Donald Trump und die Republikaner,<br />
während sich in Arizona<br />
und New Jersey die Bevölkerung<br />
bei der Wahl für Joe Biden und<br />
die Demokraten entschied. Doch<br />
in einem Punkt waren sich die<br />
Einwohner von allen vier Staaten<br />
einig: Cannabis muss für jede<br />
volljährige Person freigegeben<br />
werden! Entsprechend diesem<br />
Wunsch werden die vier Staaten<br />
nun bald die Legalisierung in die<br />
Tat umsetzen und einen legalen<br />
Verkauf in die Wege leiten. Somit<br />
haben in den USA bereits 15<br />
Staaten (Alaska, Arizona, Colorado,<br />
Illinois, Kalifornien, Maine,<br />
Massachusetts, Michigan, Montana,<br />
Nevada, New Jersey, Oregon,<br />
South Dakota, Vermont und der<br />
Staat Washington) sowie der District<br />
of Columbia (Washington,<br />
D.C.) und die US-Außengebiete<br />
Guam und die Nördlichen Marianen<br />
Cannabis als Genussmittel<br />
vollständig legalisiert. 16 weitere<br />
Bundesstaaten und die Amerikanischen<br />
Jungferninseln haben<br />
den Freizeitgebrauch von Cannabis<br />
inzwischen dekriminalisiert.<br />
Der medizinische Gebrauch (mit<br />
Rezept) ist inzwischen in 35 der<br />
50 Staaten, in vier der fünf Außengebieten<br />
der USA sowie dem<br />
District of Columbia legalisiert.<br />
Mississippi ist der neueste Zugang<br />
auf legal-medizinischer Ebene,<br />
ebenfalls als Nebenprodukt einer<br />
Abstimmung der Wahl vom 3.<br />
November. Die übrigen US-Staaten<br />
haben bis auf Idaho und Nebraska<br />
zumindest CBD freigegeben.<br />
Somit gibt es praktisch kaum<br />
noch Staaten in den USA, wo man<br />
nicht Cannabis in der ein oder anderen<br />
Form legal erwerben kann.<br />
HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 59
Präsident Reagan und McGruff, der Hund<br />
In Oregon gab es ebenfalls im Zuge<br />
der Präsidentschaftswahl einige<br />
weitere interessante Abstimmungen<br />
zum Umgang mit Drogen bzw.<br />
Drogenkonsumenten. Nicht nur<br />
wurden dort auf Wunsch der Bevölkerung<br />
nun geringe Mengen Kokain,<br />
Heroin und Methamphetamin<br />
dekriminalisiert, sondern es wurde<br />
auch Psilocybin legalisiert, der Bestandteil<br />
sogenannter Magic Mushrooms.<br />
Psilocybin wurde durch<br />
die November-Wahl jetzt auch in<br />
Washington, D.C. legalisiert und für<br />
20<strong>21</strong> ist dort eine Abstimmung über<br />
die Freigabe aller kontrollierten<br />
Substanzen vorgesehen. Kassandra<br />
Frederique von der Interessensvertretung<br />
Drug Policy Alliance<br />
kommentierte diesen Vorgang so,<br />
dass die Verabschiedung<br />
dieser Maßnahmen<br />
in<br />
Oregon zeige,<br />
dass die<br />
Wähler auf<br />
einen neuen<br />
Ansatz in der<br />
Drogenpolitik<br />
erpicht<br />
seien, um das<br />
Drogenthema<br />
als Gesundheitsproblem<br />
anzugehen<br />
und der Behandlung<br />
von<br />
Konsumenten<br />
Vorrang einzuräumen.<br />
Sie sagte, dass<br />
sie erwarte,<br />
dass andere<br />
Staaten dem<br />
Beispiel folgen<br />
würden,<br />
etwa Kalifornien,<br />
Vermont<br />
und Washington.<br />
Das Modell<br />
in Oregon<br />
ist übrigens<br />
nach portugiesischem<br />
Vorbild gestrickt,<br />
wo der Besitz von kleinen<br />
Mengen egal welcher Droge nicht<br />
bestraft wird, wodurch Portugal mit<br />
die wenigstens Drogentoten in ganz<br />
Europa hat. All diese neuen Entwicklungen<br />
in den USA lassen die<br />
schnell zu begeisternden unter den<br />
amerikanischen Prohibitions-Kritikern<br />
schon verlocken und den Krieg<br />
gegen die Drogen nicht nur wie üblich<br />
(und absolut berechtigt) für gescheitert<br />
zu erklären, sondern gleich<br />
für beendet. In der öffentlichen Meinung<br />
Amerikas werden inzwischen<br />
sogar auch Drogen wie Pilze, LSD<br />
oder MDMA als potentielle Heilmittel<br />
wahrgenommen. Und wir reden<br />
hier nicht von ein paar Hundert<br />
Leuten, die im VW-Bus oder gar im<br />
Wald wohnen und Tollkirsche zum<br />
Frühstück konsumieren, sondern<br />
von angesehenen Wissenschaftlern<br />
sowie einflussreichen Politikern<br />
und Journalisten, deren öffentliche<br />
Meinung überall in den USA registriert<br />
wird.<br />
Den größten Schritt<br />
nach vorne hat sicherlich der Staat<br />
Oregon unternommen, wo nun<br />
auch harte Drogen dekriminalisiert<br />
sind. Aber auch, wenn sich die Bevölkerung<br />
großteils einig ist – die<br />
Gesetze in den Vereinigten Staaten<br />
unterscheiden sich schon noch stark<br />
und die Unterschiede und Ungerechtigkeiten<br />
sind groß. Viele sitzen<br />
wegen Weed im Knast, ohne jemals<br />
irgendjemandem etwas getan oder<br />
auch nur selbst Gras verkauft zu haben,<br />
teilweise mit unmenschlichen<br />
Strafen. In Alabama sitzt beispielsweise<br />
seit 2<strong>01</strong>1 der behinderte Militär-Veteran<br />
Lee Carroll Brooker im<br />
Gefängnis, weil er damals mit ein<br />
paar Pflanzen zum medizinischen<br />
Eigenanbau erwischt wurde. Da er<br />
20 Jahre zuvor aber schon einmal<br />
wegen eines Raubüberfalls verurteilt<br />
wurde, bekam er für seine Medizin<br />
eine lebenslange Haftstrafe<br />
ohne Möglichkeit auf Bewährung:<br />
für ein paar Gramm Gras verurteilt,<br />
im Knast zu sterben, während anderswo<br />
im Land die Cannabisshops<br />
aus dem Boden sprießen. Der Krieg<br />
gegen die Drogen ist halt vor allem<br />
ein Krieg gegen die eigene Bevölkerung<br />
– und als Resultat gibt es<br />
unter dieser genauso viele Vorstrafen<br />
wegen Drogenbesitzes wie College-Abschlüsse.<br />
Trotz allem sterben<br />
jedes Jahr mehr Amerikaner an<br />
Überdosen als in den kriegerischen<br />
Auseinandersetzungen in Vietnam,<br />
Afghanistan und Irak zusammen<br />
starben. Mehr als 20 Prozent der<br />
weit über zwei Millionen inhaftierten<br />
Amerikaner sitzen wegen<br />
Drogen im Knast, die meisten ohne<br />
sonst irgendetwas verbrochen oder<br />
jemandem geschadet zu haben.<br />
Überproportional häufig betroffen<br />
sind dabei schwarze Amerikaner,<br />
die dreieinhalb mal häufiger das Risiko<br />
fürchten müssen, wegen Weed<br />
eingebuchtet zu werden, als ihre<br />
weißen Mitbürger.<br />
Doch warum ist das so?<br />
Blicken wir zurück auf den Beginn<br />
des Kriegs gegen die Drogen vor<br />
bald fast fünfzig Jahren: der schmierige<br />
und verbrecherische US-Präsident<br />
Richard Nixon von den Republikanern,<br />
so verbrecherisch, dass er<br />
der einzige amerikanische Präsident<br />
der Geschichte war, der jemals zurücktreten<br />
musste (das geschah im<br />
Zuge der Watergate-Affäre), erklärte<br />
in den frühen 1970er-Jahren<br />
den „Krieg gegen die Drogen“, um<br />
Konsumenten, Händler und die<br />
Drogen selbst auszutrocknen und<br />
auszurotten. Welche Drogen? Alle<br />
Drogen! Außer Alkohol, Nikotin<br />
und pharmazeutischen Produkten<br />
selbstverständlich. Warum? Tja, das<br />
ist eine gute Frage. Offenbar nicht,<br />
um die Gesundheit der Bevölkerung<br />
anzuheben, sondern um diese zu<br />
unterdrücken, wie man heute weiß.<br />
John Ehrlichman, von 1969 bis<br />
1973 Nixons Chefberater für innere<br />
Angelegenheiten, eine der Schlüsselfiguren<br />
in der Watergate-Affäre<br />
und dadurch überführter Straftäter,<br />
wurde in den 1990er-Jahren vom<br />
Journalist Dan Baum zum Krieg<br />
gegen die Drogen interviewt und<br />
verriet Schreckliches zu den Motiven<br />
der Nixon-Regierung, damals<br />
den „War on Drugs“ auszurufen,<br />
der seitdem trotz lauter Misserfolgen<br />
anhält: „Die Nixon-Kampagne<br />
1968 und die folgende Regierung<br />
hatten zwei Feinde: die linken<br />
Kriegsgegner und die Schwarzen.<br />
Verstehen Sie, was ich damit sagen<br />
will? Wir wussten, dass wir es<br />
nicht verbieten konnten, gegen den<br />
Krieg oder schwarz zu sein, aber<br />
dadurch, dass wir die Öffentlichkeit<br />
dazu brachten, die Hippies<br />
mit Marihuana und die Schwarzen<br />
mit Heroin zu assoziieren und beides<br />
heftig bestraften, konnten wir<br />
diese Gruppen diskreditieren. Wir<br />
konnten ihre Anführer verhaften,<br />
ihre Wohnungen durchsuchen, ihre<br />
Versammlungen beenden und sie so<br />
Abend für Abend in den Nachrichten<br />
verunglimpfen. Wussten wir,<br />
dass wir über die Drogen gelogen<br />
haben? Natürlich wussten wir das!“<br />
Ganz genau so stellt<br />
man sich das vor. Jedem intelligent<br />
denkendem Menschen ist klar, dass<br />
die Drogenprohibition einfach nicht<br />
funktioniert. Nach Nixon kam<br />
60 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>
Präsident Ronald Reagan mit seiner<br />
Gattin Nancy („Um unserer<br />
Kinder willen flehe ich jeden von<br />
Ihnen an, in Ihrem Widerstand gegen<br />
die Drogen unnachgiebig und<br />
unflexibel zu sein.“), die fast noch<br />
schärfer gegen die Drogen hetzten<br />
und doch in den 1980er-Jahren mitansehen<br />
mussten, wie Kokain und<br />
Crack das ganze Land zersetzten.<br />
Inzwischen weiß auch der letzte,<br />
dass selbst bei diesen Drogen der<br />
„Krieg“ nichts als zusätzliche Opfer<br />
auf allen Seiten bringt, aber gerade<br />
die Amerikaner haben durch<br />
die Crack-Welle des ausgehenden<br />
letzten Jahrtausends und die in den<br />
letzten Jahren aufgekommene katastrophale<br />
Opiod-Welle, die 2<strong>01</strong>9<br />
ganz allein 48.000 Tote einforderte,<br />
erfahren, dass Cannabis nichts mit<br />
alledem zu tun hat und im Vergleich<br />
dazu eine praktisch vollständig<br />
harmlose Droge, ein harmloses<br />
Genussmittel darstellt, ja selbst<br />
deutlich harmloser als die erlaubte<br />
Droge Alkohol. Auch in den<br />
Vereinigten Staaten haben sich die<br />
Befürworter der Prohibition noch<br />
nicht vollständig von der Bildfläche<br />
verabschiedet (auch dort verdienen<br />
ja nicht zuletzt einige Leute<br />
dadurch ihr Geld), aber jetzt, nach<br />
50 Jahren „War on Drugs“ haben<br />
die meisten Amerikaner erkannt,<br />
dass dieser Krieg ein sinnloser und<br />
zerstörerischer ist, der maximal<br />
den Interessen von Drogenkartellen<br />
und Pharmaunternehmen<br />
dient. Klar, die deutsche CDU/<br />
CSU-Mafia lässt sich weiter für<br />
ein paar Extra-Tausender oder ein<br />
bisschen Macht und Größenwahn<br />
von der Pharma- und Alkohollobby<br />
einwickeln, weiterhin Cannabis<br />
zu unterdrücken, aber ausgerechnet<br />
in dem Land, wo offenbar fast<br />
die Hälfte der Bevölkerung wahnsinnig<br />
genug ist, einen offenkundig<br />
menschenverachtenden Freak wie<br />
Donald Trump als Präsidenten haben<br />
zu wollen, sind die Menschen<br />
flächendeckend für die Legalisierung<br />
von Cannabis.<br />
Ganz ausgeglichen ist<br />
die Meinung dazu zwischen Anhängern<br />
der Demokraten und denen<br />
der Republikaner dann aber<br />
doch nicht, wenn man sich die<br />
genauen Zahlen anschaut. Die 67<br />
Prozent der amerikanischen Bevölkerung,<br />
die für eine grundsätzliche<br />
Freigabe von Cannabis als Genussmittel<br />
sind, teilen sich nach den beiden<br />
Parteien derart auf: 55 Prozent<br />
der republikanischen Anhänger<br />
wünschen sich dies auf Bundesebene,<br />
bei den Wählern der Demokraten<br />
sind es sogar stolze 78 Prozent.<br />
Dieses Verhältnis ist nicht nur<br />
der Gesamtdurchschnitt, sondern<br />
kommt auch gut parteiübergreifend<br />
mit der Meinung der 40- bis<br />
75-jährigen Amerikaner überein.<br />
Die Unter-40-Jährigen sind sogar<br />
zu über 70 Prozent für die Legalisierung,<br />
ganz gleich welcher Partei<br />
sie sich zugehörig fühlen. Erst bei<br />
den über 75-jährigen Amerikaner<br />
kehrt sich das Ganze dann ins<br />
Gegenteil um und die Prohibition<br />
findet größere Zustimmung als<br />
die Legalisierung. Unterm Strich<br />
scheint sich die Legalisierung von<br />
zumindest Cannabis also in den<br />
Köpfen der Amerikaner als einzig<br />
richtiger Weg manifestiert zu haben.<br />
Immer mehr Bürgerwahlen<br />
werden in immer mehr US-Staaten<br />
Cannabis legalisieren und unter<br />
den Politikern dieser<br />
ärgert sich niemand<br />
darüber: nicht nur<br />
wird der Wunsch der<br />
Bevölkerung erfüllt,<br />
die Gefängnisse und<br />
die Gemeinden entlastet,<br />
es wird auch<br />
noch verdammt viel<br />
Cannabissteuergeld<br />
in die klammen Kassen<br />
gespült. Jeder ist<br />
ein Gewinner. Der<br />
US-Cannabismarkt<br />
wird auf 34 Milliarden<br />
Dollar im Jahr<br />
2025 geschätzt.<br />
Bevor nun<br />
jeder Staat einzeln<br />
legalisiert, könnte<br />
man doch direkt auf<br />
Bundesebene legalisieren,<br />
mag der ein oder<br />
andere einwenden.<br />
Und richtig, mit dieser<br />
Frage werden sich Joe<br />
Biden, Kamala Harris<br />
und die zukünftige<br />
amerikanische Regierung<br />
beschäftigen.<br />
Nicht nur beschäftigen<br />
müssen, sondern vermutlich<br />
auch beschäftigen<br />
wollen. Wie echte Politiker,<br />
wie Menschen, die tatsächlich etwas<br />
zum Besseren wenden wollen und<br />
nicht nur Jahrzehnte alte, widerlegte<br />
und unwürdige Theorien und Politiken<br />
durchpeitschen, so wie die<br />
unsäglichen Politiker der deutschen<br />
Unionsparteien, die sich in dem<br />
oben bereits wiedergegebenen Zitat<br />
von John Ehrlichman sicherlich<br />
selbst erkennen: „Wussten wir, dass<br />
wir über die Drogen gelogen haben?<br />
Natürlich wussten wir das!“ Deutschen<br />
Cannabisbefürwortern bleibt<br />
somit vor allem vermutlich die Hoffnung<br />
auf eine baldige landesweite<br />
Legalisierung in den USA, damit<br />
sich anschließend auch hierzulande<br />
etwas tut. Und das ist durch die Wahl<br />
von Joe Biden zum Präsidenten auch<br />
deutlich wahrscheinlicher geworden,<br />
als wenn der orangefarbene Donald<br />
Trump wiedergewählt worden wäre.<br />
Wir dürfen also gespannt sein.<br />
HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 61
Kampf dem Pappmaul! Eine<br />
der nervigsten Nebenerscheinungen<br />
des Cannabis-Konsums<br />
ist und bleibt der<br />
MOUTHWATERING MINTS<br />
Lutschpastillen<br />
trockene Mund. Klar, Bonbons,<br />
Fruchtgummis etc. helfen natürlich<br />
auch, aber in den USA hat<br />
z. B. bei dabbing.de<br />
man in Sachen „cotton mouth“<br />
noch einen Schritt weiter gedacht.<br />
Flintts Mouthwatering Mints enthalten Spilanthol, ein Alkalamid,<br />
das aus der Parakresse gewonnen wird und neben einem leichten Kribbeln<br />
auf der Zunge für einen fühlbar verstärkten Speichelfluss sorgt. Erhältlich<br />
sind die Bonbons in den drei Geschmacksrichtungen Minze, Zitrone,<br />
Kirsche und, je nach Wirkstoffgehalt, in verschiedenen „Mundbewässerungs-Stärken“.<br />
Tierfreunde aufgepasst! Wie<br />
wäre es mit dem bis dato einzigen<br />
Katzen-Spielzeug, das Kitty Doobie<br />
sowohl den Stubentiger selbst als<br />
Tierspielzeug<br />
auch seinen cannabisaffinen Dosenöffner<br />
gleichermaßen erfreut? etsy.com<br />
Der gehäkelte Joint enthält natürlich<br />
keinerlei Weed, dafür aber etwas,<br />
das Samtpfoten eh viel lieber<br />
mögen: Katzenminze. Die ist übrigens in einer Art Teebeutel im Inneren des<br />
Doobies gesichert, sodass nichts herausfallen kann. Wer also demnächst keine<br />
Lust hat, schon wieder alleine zu smoken, der reiche seinem felligen Freund<br />
doch mal den Katzenjoint von etsy-Verkäufer illumiknitiDesign. Mit einem<br />
Preis von knapp unter sieben Euro für ein handgefertigtes Einzelstück halten<br />
sich die Anschaffungskosten in Grenzen, das Tier ist happy, die Vorraussetzungen<br />
für Dutzende witzige Katzenfotos und -Videos geschaffen und das alleine<br />
Rauchen gehört ein für allemal der Vergangenheit an. Witzige Idee aus Kanada!<br />
So wie auch bei den anderen<br />
beiden Goodies, die<br />
wir oben vorgestellt haben, MoodPICKS<br />
handelt es sich bei diesem Produkt<br />
aus Israel um eine echt ori-<br />
CBD<br />
ginelle Idee: wer auf die Wirkung trichomeshell.com<br />
von CBD abfährt oder einfach<br />
gerade ein besonders THC-reiches<br />
Weed am Start hat, kann<br />
sich in Zukunft einfach einen sogenannten Moodpick in den Joint schieben.<br />
Die sehen im Grunde aus wie etwas zu kurz geratene Zahnstocher (daher<br />
die Anlehnung an das englische „Toothpick“), bestehen zu hundert Prozent<br />
aus natürlichem, rauchbarem Material und enthalten exakt 100 Milligramm<br />
CBD pro Stück für die volle Dosis Cannabidiol. Nur günstig sind die Dinger,<br />
zumindest zum jetzigen Zeitpunkt, noch nicht so wirklich: für gerade einmal<br />
fünf „Picks“ muss man rund 30 Euro latzen. Auf die ebenfalls erhältliche<br />
THC-Variante muss man als Europäer leider bis auf Weiteres verzichten.<br />
Unter dem Zusatz „Anbau,<br />
Ernte und Konsum“ veröffentlicht<br />
unser Do-it-yourself-Spezialist<br />
Chuck Lore bereits<br />
Cannabis<br />
Fachliteratur<br />
die zweite Auflage seines 2<strong>01</strong>7<br />
erschienen „Cannabis“-Buchs in<br />
nachtschatten.ch<br />
Kooperation mit dem Schweizer<br />
Nachtschattenverlag. Die Neuauflage<br />
umfasst neben einigen,<br />
dem technischen Fortschritt geschuldeten, inhaltlichen Änderungen und Erweiterungen<br />
auch ein neues Erscheinungsbild, ein handlicheres Format und<br />
endlich auch zahlreiche Abbildungen. Gerade für Einsteiger in die Materie<br />
ist das Werk sehr gut geeignet und beleuchtet neben dem obligatorischen<br />
Anbau auch ansonsten oft Vernachlässigtes zum Themenkomplex Konsum.<br />
62 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>
Hin und wieder<br />
kommt man nicht<br />
umhin, an Orten<br />
Philter „Pocket“<br />
zu rauchen, an denen<br />
Luftfilter<br />
dies nicht erwünscht<br />
ist. Sei es das heimische<br />
philterlabs.com<br />
Schlafzimmer oder die<br />
Toilette im Zug, manchmal<br />
muss man sich eben<br />
zurückhalten. Wer das partout nicht kann oder möchte, aber auch<br />
kein Interesse an einer Staubsauger-Operation wie im Kifferfilm<br />
„Lommbock“ hat, für den könnte der mobile Filter von Philter<br />
Labs etwas sein. Die Verwendung ist denkbar einfach: kräftig am<br />
Joint oder Vapo ziehen, den Qualm einhalten und in das Mundstück<br />
des Philters (der übrigens selbst wie ein kleiner Vapo aussieht)<br />
hineinpusten. Auf diese Weise gelangt nur noch ein Bruchteil des<br />
Rauchs in die Raumluft und für Diskretion ist gesorgt. Man sollte<br />
sich allerdings im Klaren darüber sein, dass das Hineinblasen des<br />
Qualms in den Filter ein ein wenig Kraft in der Lunge erfordert.<br />
Das geht beim ähnlich gelagerten SmokeBuddy zwar leichter, doch<br />
dafür ist dieser nicht so klein und unscheinbar wie das Gerät aus<br />
dem Hause Philter Labs.<br />
So schlimm ist die Apokalypse scheinbar gar nicht<br />
STONER WATCHLIST<br />
Wow, was für eine Riesen-Sause!<br />
Bei This<br />
Is The End handelt<br />
es sich um eine randvoll<br />
gepackte Wundertüte<br />
von Film. Wo sonst kann<br />
man bitteschön in gut anderthalb<br />
Stunden die nahende Apokalypse,<br />
einen Exorzismus, dämonische<br />
Höllenhunde sowie einen Auftritt<br />
der Backstreet Boys erleben – und<br />
dabei auch noch herzhaft lachen?<br />
In Zeiten glattgebügelter und<br />
tot-getesteter Mainstream-Unterhaltung<br />
sind solche wilden Ritte<br />
auf der großen Leinwand rar gesät.<br />
Hollywoods Vorzeige-Stoner<br />
Seth Rogen, der diesmal vor und<br />
hinter der Kamera sowie als Autor<br />
aktiv war, rief – und all die<br />
üblichen Verdächtigen sind aus<br />
ihren Löchern gekommen, um bei<br />
dieser fetten Party dabei zu sein:<br />
James Franco, Jay Baruchel, Jonah<br />
Hill, Danny McBride, Jason<br />
Segel, Michael Cera, Channing<br />
Tatum, Rihanna – und wohl noch<br />
mindestens zehn weitere Stars, die<br />
dem Autor bei dem mörderischen<br />
Tempo, das der Film vorlegt, wohl<br />
entgangen sind. Zugegeben, einige<br />
haben nur kurze Cameo-Auftritte<br />
am Rande (Rihanna etwa segnet<br />
bereits nach gut 15 Minuten das<br />
Zeitliche), aber die fallen dafür teilweise<br />
derart aus der Rolle (Tatums<br />
Auftritt gegen Ende muss man sehen,<br />
um es zu glauben), dass man<br />
angesichts des Gezeigten nur den<br />
Hut vor so viel Selbstironie ziehen<br />
kann. Gut, vom Plot darf man<br />
jetzt nicht zu viel erwarten, aber<br />
auf die Idee kommt man erst gar<br />
nicht – als Sammelbecken für die<br />
von der Leine gelassenen Stars,<br />
allerhand Skurrilitäten und filmhistorischen<br />
Querverweise funktioniert<br />
er prächtig. Worum es<br />
geht, ist schnell erzählt: während<br />
einer Party in der Villa von James<br />
Franco bricht die Apokalypse über<br />
L.A. herein, der Erdboden bricht<br />
This Is The End<br />
Horror-Komödie<br />
USA<br />
Erscheinungsjahr: 2<strong>01</strong>3<br />
Regie: Seth Rogen, Evan Goldberg<br />
Länge: 107 Minuten<br />
Mit Seth Rogen, Jonah Hill, James Franco,<br />
Jay Baruchel, Danny McBride<br />
auf, Feuerstürme überziehen das<br />
Land. Nur einer kleinen Gruppe<br />
von Überlebenden gelingt es, sich<br />
in der Villa zu verschanzen. Doch<br />
die Katastrophe ist damit noch<br />
längst nicht überstanden...<br />
Was This Is The End<br />
abgesehen von der wilden Genre-Mixtur<br />
(Horror- und Katastrophenfilm,<br />
Fantasy, Komödie,<br />
Kammerspiel, Hollywood-Satire,<br />
Musical) und des massiven<br />
Star-Aufgebots so einzigartig<br />
macht, ist, dass die Figuren allesamt<br />
sich selbst spielen. Was bei<br />
einer weniger selbstbewussten<br />
Produktion schnell gimmickhaft<br />
wirken kann, sorgt hier für Lachkrämpfe,<br />
da wirklich keiner der<br />
Protagonisten beim Self-Roasting<br />
geschont wird – im Gegenteil.<br />
Allein, wie Michael Cera zu Beginn<br />
des Films sein Softie-Image<br />
als Koks- und Nuttensüchtiger<br />
Creep konterkariert, ist Gold<br />
wert. Und das Beste: da hat der<br />
Film gerade mal den ersten Gang<br />
eingelegt. Löblich auch, dass die<br />
zahlreichen computergenerierten<br />
Spezialeffekte deutlich besser<br />
sind, als es für einen Film dieser<br />
Bauart eigentlich nötig gewesen<br />
wäre. Ansonsten merkt man<br />
den Darstellern zu jeder Zeit an,<br />
dass sie beim Dreh eine Menge<br />
Spaß gehabt haben müssen, was<br />
schnell auf den Zuschauer überspringt.<br />
Und wenn die ganze<br />
Bande am Ende zusammen mit<br />
den Backstreet Boys ein Ständchen<br />
zum Besten gibt, dann kann<br />
man nicht anders als bester Laune<br />
auf dem Sofa zu verbleiben.<br />
Was kann man in diesen Zeiten<br />
mehr von einer Komödie verlangen?<br />
Übrigens: am besten funktioniert<br />
der Film natürlich, wenn<br />
man ihn zusammen mit ein paar<br />
guten Freunden (aber nicht zu<br />
vielen), guten Joints und, diesmal<br />
besonders wichtig, im englischen<br />
Originalton, schaut.<br />
HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 63
HÖRT, HÖRT!<br />
„DER GRÖSSTE UND DÜMMSTE<br />
KRIEG ALLER ZEITEN.“<br />
Andreas Kunz über den „War on Drugs“ (derbund.ch)<br />
PinNwand<br />
@bolando.bolado<br />
@dsybot<br />
@kranzulrich<br />
@rastammarket<br />
„Aber mit den Jahren<br />
wurde mir klar, dass<br />
ich nicht nur Musik für<br />
Jugendliche mache, sondern<br />
auch Millionen von<br />
erwachsenen Menschen<br />
erreiche. Jene werden<br />
wegen ihrem Konsum als<br />
Kriminelle verfolgt,<br />
bestraft und letztlich<br />
noch stigmatisiert. Und<br />
andere dürfen freudig<br />
weiter saufen. Diese<br />
Ungerechtigkeit überwog<br />
so stark, dass ich<br />
für mich entschied, zum<br />
Sprachrohr zu werden.“<br />
GReeeN,<br />
Pop-Star<br />
„Weil Cannabis sehr abhängig<br />
machen kann und<br />
die seelische Entwicklung<br />
ausbremst. Es hat<br />
auch andere, negative<br />
Konsequenzen. Ich fühle<br />
mich vielleicht ruhig<br />
im Kopf, aber ich<br />
kann mich im Unterricht<br />
nicht mehr konzentrieren,<br />
lerne nicht mehr<br />
so gut. Eine geeignete<br />
Medikation bei ADHS<br />
kann Methylphenidat,<br />
zum Beispiel Ritalin,<br />
sein. Sie helfen und<br />
machen nicht abhängig.“<br />
Christoph Möller,<br />
Jugendpsychiatrie-Chefarzt<br />
„Das Problem der aktuellen<br />
Drogenpolitik besteht<br />
darin, dass viele Facetten<br />
der Suchtproblematik im<br />
Jahresbericht systematisch<br />
ausgeklammert werden.“<br />
Dr. Heino Stöver,<br />
Suchtforscher, über den<br />
Drogen- und Suchtbericht<br />
2020 der Bundesregierung<br />
„Vor fast genau zwei<br />
Jahren wurde in Kanada<br />
Cannabis legalisiert.<br />
Die Regelungen dort<br />
sind so nah an unserem<br />
grünen Cannabiskontrollgesetz,<br />
dass nicht<br />
auszuschließen ist, dass<br />
Justin Trudeau und seine<br />
Beraterinnen und Berater<br />
ursprünglich mal einen<br />
Blick auf unseren Vorschlag<br />
geworfen haben.“<br />
„Die Präventionskampagne<br />
der Drogenbeauftragten<br />
zum Cannabis-Konsum von<br />
Jugendlichen [Mach dich<br />
schlau!] agiert schon<br />
wieder mit dem erhobenen<br />
Zeigefinger und wird<br />
genauso verstauben wie<br />
viele andere vorher.“<br />
Dr. Kirsten<br />
Kappert-Gonther,<br />
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />
„Der Fall Tobias<br />
Pietsch zeigt: Die<br />
Staatsanwaltschaft beharrt<br />
auf Paragrafen;<br />
das Gericht scheint<br />
schon einen Schritt<br />
weiter zu sein. Der<br />
Weg zu einer Legalisierung<br />
– an der, wenn<br />
man es unvoreingenommen<br />
betrachtet, im <strong>21</strong>.<br />
Jahrhundert kein Weg<br />
vorbeiführt − wird aber<br />
noch ein weiter sein. “<br />
Karl Kovacs,<br />
Badische Zeitung,<br />
zum „Hanfnah“-Prozess<br />
„Ich will legal kiffen,<br />
weil ich mit Alkohol<br />
immer so scheiße bin.“<br />
Hella von Sinnen,<br />
DHV-Promi-Kampagne<br />
„Der Bericht enthält 30<br />
Fotos der Drogenbeauftragten.<br />
Er dient offenbar<br />
in erster Linie der<br />
Selbstdarstellung von<br />
Frau Ludwig.<br />
Dieser Drogen- und Suchtbericht<br />
ist einfach nur<br />
peinlich.“<br />
Dr. Wieland Schinnenburg,<br />
FDP, über den Drogen- und<br />
Suchtbericht 2020<br />
„Mehr denn je liest sich<br />
der diesjährige Drogen-<br />
und Suchtbericht<br />
wie eine Erfolgsstory<br />
deutscher Drogenpolitik.<br />
Der Schwerpunkt auf die<br />
Prävention blendet aber<br />
die negativen Folgen der<br />
Repressionspolitik fast<br />
gänzlich aus.“<br />
Niema Movassat,<br />
DIE LINKE, über den<br />
Drogen- und<br />
Suchtbericht 2020<br />
„Ich habe als Arzt mit<br />
der Verordnung von medizinischem<br />
Cannabis<br />
beispielsweise bei chronischen<br />
Schmerzsyndromen<br />
sehr gute Erfahrungen<br />
gemacht. Kein Rauschmittel<br />
ist ohne Risiko. Alkohol<br />
und Nikotin richten<br />
ganz legal extrem<br />
viel Schaden an und der<br />
Staat verdient daran.“<br />
Peter Zamory,<br />
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />
„Ne fette Cannabis-<br />
Steuer und alle sind<br />
glücklich!“<br />
Claus Dieter Clausnitzer,<br />
DHV-Promi-Kampagne<br />
64 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>
WORTSALAT<br />
In diesem Buchstabensalat verstecken sich fünf Begriffe<br />
mit Cannabis-Bezug. Um welche Wörter handelt es sich?<br />
L<br />
I<br />
H<br />
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L<br />
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D<br />
I<br />
SUCHBILD<br />
„Les Fumeurs de KiFF“ (1887)<br />
ÖlGemälde von Gabriel Ferrier<br />
Fünf Fehler haben sich im unteren Bild eingeschlichen.<br />
Wer hat ein gutes Auge und spürt sie alle auf ?<br />
K<br />
Wortsalat: URINTEST, SKUNKY, VIERZWEINULL, ACTITUBE, GRENZWERT Quiz: mortler Suchbild: siehe nächste Seite<br />
Diese Wörter sind versteckt:<br />
Cannabis-Quiz<br />
1 URINTEST 2 URININSTINKT 3 ACTITUBE<br />
4 ACTIVISION 5 SKUNKY 6 SKURRSKURR<br />
7 GRENZWERT 8 GRENZENLOS 9 VIERZWEINULL<br />
10 VIERHUNDERTZWEI<br />
An dieser Stelle warten sieben knifflige Fragen zum<br />
Thema Cannabis auf die Leserschaft, mit denen das<br />
eigene Fachwissen unter Beweis gestellt werden kann.<br />
Quelle: http://suchsel.bastelmaschine.de<br />
Aus den richtigen Antworten ergibt sich dann das<br />
gesuchte Lösungswort. Viel Spaß!<br />
Welcher Promi ist DHV-Testimonial?<br />
m) Mark Benecke i) Otto s) Sido t) Olaf Scholz<br />
Wie hieß der erste Bundesdrogenbeauftragte der BRD?<br />
a) Lindner o) Lintner s) Linde e) Lindemann<br />
Welcher US-Bundesstaat beschloss kürzlich die Legalisierung?<br />
r) Arizona f) Utah h) Colorado v) Idaho<br />
Wer trug im Bundestag einen Mund-Nase-Schutz mit Hanf-Muster?<br />
t) N. Movassat d) S. Pilsinger s) A. Gauland l) A. Merkel<br />
Wieviele Neuseeländer stimmten im Referendum gegen Cannabis?<br />
a) 30 % b) 78 % v) 46 % l) 50,7 %<br />
Welche Cannabissorte existiert nicht?<br />
f) Versace n) Gelato k) Chanel #5 e) Hilfiger OG<br />
Welche Brauerei investiert kürzlich in ein Cannabisunternehmen?<br />
h) Diebels t) Radeberger e) Paulaner r) Bitburger<br />
Die nächste<br />
<strong>Ausgabe</strong> des <strong>Highway</strong>-Magazins<br />
ist ab dem 23. Februar 20<strong>21</strong><br />
am gut sortierten Kiosk und Im HEad-/<br />
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HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong> 65
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PLZ (DE) Name Stadt Straße www.<br />
04105 Kif-Kif Leipzig Kurt-Schumacher-Str. 39 kif-kif.de<br />
06108 Ketama Damba Halle Ludwig-Wucherer-Str. 33 die-kraeuterhexe.de<br />
06110 Hanf-Box Halle Böllberger Weg 6 ak-seeds.com<br />
1<strong>01</strong>78 Hanfmuseum Berlin Mühlendamm 5 hanfmuseum.de<br />
10243 Udopea Berlin Berlin Warschauerstr. 72 udopea.de<br />
10249 Klaus der Gärtner Berlin Strassmannstr. 1 klausdergärtner.de<br />
10317 Buschmann-Shop Berlin Archibaldweg 26 buschmannshop.de<br />
10437 Kaya Foundation Berlin Schliemannstr. 26 kayagrow.de<br />
10969 Gras Grün Berlin Ritterstr. 43 grasgruen.de<br />
12049 Pegasus Berlin Mahlowerstr. 2 pegasus-unleashed.com<br />
1<strong>21</strong>09 Greenlight-Shop Berlin Ullsteinstr. 73 greenlight-shop.de<br />
12435 Verdampftnochmal Berlin Karl-Kunger-Str. 28 verdampftnochmal.de<br />
13347 Sun Seed Bank Berlin Amsterdamer Str. 23 sun-seed-bank.de<br />
18057 Pegasus Rostock Barnstorfer Weg 23 pegasus-unleashed.com<br />
24114 Flower-Power-Kiel Kiel Sophienblatt 80 flower-power-kiel.de<br />
26112 Fantasia Oldenburg Staulinie 16/17 fantasia-ol.de<br />
26954 Black Sheep Nordenham Atenser Allee 20 nicht vorhanden<br />
32052 Chalice Herford Herford Steinstr. 22 chalice-grow.de<br />
34117 Jelly Joker Kassel Neue Fahrt 3 jelly-joker.de<br />
37124 U-Farm Rosdorf Hambergstr. 1 u-farm.de<br />
4<strong>21</strong>03 Halloween-Store Wuppertal Neumarktstr. 35 halloween-stores.de<br />
45127 Krazy8 Essen Viehofer Str. 28 nicht vorhanden<br />
45127 Weedzz Recklinghausen Münsterstr. 13-15 weedzz.de<br />
45879 Cheech Gelsenkirchen Kirchstr. 37 cheech-headshop.de<br />
49090 Chalice Osnabrück Osnabrück Kirksweg 8 chalice-grow.de<br />
52076 Skilled Staff Aachen Werkstr. 30 shop.skilledstaff.rocks<br />
58135 Imagro Hagen Swolinzkystr. 3 imagro.de<br />
58706 Green Gates Menden Neumarkt 11 www.green-gates.de<br />
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60311 Neutral Frankfurt am Main Fahrgasse 97 neutral-ffm.net<br />
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60594 Bong Headshop Frankfurt am Main Elisabethenstr. <strong>21</strong> bong-headshop.de<br />
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64283 Growshop Darmstadt Elisabethenstr. 34 growshopda.de<br />
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69254 Kalidad Malsch Am Bahnhof 6 kalidad.de<br />
7<strong>01</strong>78 Ivory Stuttgart Marienstr. 32 ivory-stuttgart.de<br />
7<strong>01</strong>78 Rauchbombe Stuttgart Tübinger Str. 85 rauchbombe-stuttgart.de<br />
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76133 Glasgalerie Karlsruhe Zähringerstr. 49 nicht vorhanden<br />
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76646 Das Gewächshaus Bruchsal Bannweideweg 4 sgwaechshaus.de<br />
77933 Hanfnah Lahr Werderstr. 28 hanfnah.de<br />
79102 Hanfnah Freiburg Schützenallee 3 hanfnah.de<br />
79540 Hanfnah Lörrach Basler Str. 86 hanfnah.de<br />
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93055 GrowArt Profitechnik Regensburg Auweg 42a growartprofitechnik.de<br />
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94113 Geko Garten Tiefenbach Unterkaining 2 geko-garten.de<br />
94315 Hempy’s Shop Straubing Am Platzl 41 hempy.de<br />
97506 Karma Grafenrheinfeld Marktplatz 4 nicht vorhanden<br />
99734 Plantplanet Nordhausen Wallrothstr. 8b plantplanet.de<br />
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Chefredakteur<br />
Paddy Schmidt (ViSdPR)<br />
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Christian Fromm<br />
Gregor Fröhlich<br />
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Chuck Lore<br />
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Erscheinungsweise<br />
zweimonatlich<br />
IMPRESSUM<br />
66 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong><br />
BILDNACHWEISE HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong><br />
Titel: Mossy Giant, „Big Trees“<br />
Seite 6-7: picture alliance / ZUMAPRESS.com | El Universal<br />
Seite 17: Blue and White election campaign<br />
Seite 20,<strong>21</strong>: Adobe Stock/Thomas Pajot<br />
Seite 22-23: Adobe Stock/Thomas Pajot<br />
Seite 30-33: Der Gärtner von Grafing<br />
Seite 36: <strong>Highway</strong>/Adobe Stock/Thomas Pajot<br />
Seite 37 oben: Leap Deutschland<br />
Seite 37 unten: cannabisnormal.de<br />
Seite 38: strafverteidiger-bremen.de<br />
Seite 42-49: Mossy Giant, www.mossygiant.com<br />
Seite 50-51: Cannadips<br />
Seite 52-57: Mr. José<br />
Seite 63: Sony Pictures Releasing<br />
Wir möchten darauf hinweisen, dass Erwerb, Verkauf und<br />
Besitz von Cannabis in den meisten Staaten nach wie vor<br />
illegal ist. Ebenfalls ist der Anbau von Cannabis in den<br />
meisten Staaten verboten und kann ohne Ausnahmegenehmigung<br />
mit empfindlichen Strafen belegt werden. Vorliegendes<br />
Magazin dient der Aufklärung und Information und soll<br />
keine Anleitung oder Aufforderung zum Konsum, Erwerb,<br />
Verkauf oder Anbau von illegalen Drogen darstellen.<br />
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74 aufgeführten Fotos und Grafiken mit<br />
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68 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>