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Highway-Ausgabe 01/21

Das Magazin rund um dein liebstes Kraut

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Dass die Grow-Industrie<br />

eher zu den Profiteuren<br />

der Corona-Krise<br />

gehört, liegt nahe. Die<br />

Angst, aufgrund von<br />

Lieferengpässen mit leeren Händen<br />

dazustehen, in Kombination<br />

mit der allgemeinen Empfehlung<br />

der Regierung, so gut es geht zu<br />

Hause zu bleiben, konnte die<br />

Branche vor dem Unglück vieler<br />

anderer bewahren. Kein Wunder,<br />

dass sich die meisten Cannabisfreunde<br />

noch einmal entweder<br />

mit dem Endprodukt oder dem<br />

für dessen Anbau benötigten Zubehör<br />

eingedeckt haben. Abgesehen<br />

davon ist Cannabis natürlich<br />

auch einfach die perfekte Droge<br />

zum Daheimbleiben und Nichtstun.<br />

Unter den Privat-Growern<br />

gibt es allerdings eine Gruppe,<br />

die in Corona-Zeiten durchaus<br />

zusätzliche Schwierigkeiten bekommen<br />

kann: die Guerilla-Grower.<br />

Denn wer seine Cannabissamen<br />

einfach im Wald verteilt,<br />

anstatt sich ein Zelt in die Wohnung<br />

zu stellen, bekam in den<br />

vergangenen Monaten ein Problem.<br />

Wo es in normalen Zeiten<br />

in der Regel Förster oder Jäger<br />

sind, die hin und wieder mal<br />

durch Zufall auf eine derartige<br />

Pflanzung stoßen, strömen in<br />

den letztem Monaten verstärkt<br />

Städter, die zu Lockdown-Zeiten<br />

die Natur für sich entdeckt haben,<br />

in die Wälder. Wer in den<br />

letzten Monaten entgegen seiner<br />

sonstigen Gewohnheiten mal einen<br />

ausgedehnten Waldspaziergang<br />

gemacht hat, ist selbst der<br />

beste Beweis für diese Theorie.<br />

Leider hinterlassen die<br />

neuen Besucher dort natürlich<br />

auch ihre Spuren. Und zwar nicht<br />

nur Plastikmüll und Getränkedosen,<br />

sondern auch in Form von<br />

Denunziationen. Wer sich die<br />

Mühe macht und nach aufgeflogenen<br />

Guerilla-Anlagen googelt,<br />

wird nicht umhinkommen, zu<br />

bemerken, wie viele davon in der<br />

Outdoor-Saison 2020 entdeckt<br />

wurden. Besonders deutlich<br />

wird dies im direkten Vergleich<br />

mit der entsprechenden Nachrichtenlage<br />

im coronafreien Jahr<br />

zuvor. In Anbetracht der Tatsache,<br />

dass uns Corona (und damit<br />

auch die Maßnahmen) noch<br />

länger erhalten bleibt, wollen wir<br />

das Thema Guerilla-Growing an<br />

dieser Stelle einmal ausschließlich<br />

unter den Gesichtspunkten<br />

der Diskretion betrachten.<br />

Und da neue Situationen neue<br />

Herangehensweisen erfordern,<br />

sollen auch extravagante Sicherheits-Maßnahmen<br />

ins Spiel gebracht<br />

werden. Auch wenn sie<br />

im Einzelfall vielleicht nicht immer<br />

umsetzbar sind, könnten sie<br />

mithin für den ein oder anderen<br />

Denkanstoß sorgen. Deutsche<br />

Wald-Grower haben übrigens gegenüber<br />

ihren Pendants aus weniger<br />

dicht besiedelten Ländern<br />

von Haus aus mit einem Nachteil<br />

zu kämpfen: es gibt einfach<br />

nur sehr, sehr wenige Gebiete,<br />

die man als wirklich abgeschieden,<br />

geschweige denn unberührt<br />

bezeichnen könnte. Deutschland<br />

ist eben nicht Kanada! Höchstens<br />

Cannabisfreunde aus den<br />

weniger besiedelten östlichen<br />

Bundesländern haben diesbezüglich<br />

vielleicht einen kleinen<br />

Vorteil im Vergleich mit ihren<br />

Landsleuten aus anderen Ecken<br />

Deutschlands.<br />

Was also tun? Ganz<br />

zu Beginn der Unternehmung<br />

sollte man sich<br />

zunächst daran<br />

erinnern, wie<br />

ein guter Aktienfond<br />

funktioniert.<br />

Aber<br />

was bitte haben<br />

Aktienfonds<br />

mit Guerilla-Growing<br />

zu<br />

schaffen? Ganz<br />

einfach: die<br />

Streuung des Risikos.<br />

Genauso<br />

wie in einem Fond die Wertpapiere<br />

verschiedenster Unternehmen<br />

zusammengefasst werden,<br />

gilt es, im Optimalfall die Samen<br />

nicht bloß an einem für geeignet<br />

befundenen Ort auszusäen,<br />

sondern sie auf mehrere Plätze<br />

aufzuteilen, die idealerweise<br />

auch nicht zu nah beieinander<br />

liegen. Der bestimmende Faktor<br />

der Wahl sollte dabei die Zugänglichkeit<br />

und Einsichtigkeit<br />

sein. Je schwerer die Stelle für<br />

den Gelegenheits-Wanderer zu<br />

erreichen ist und je weniger gut<br />

sie zu sehen ist, desto länger hat<br />

man als Grower seine Ruhe. Gut<br />

kann es zum Beispiel sein, wenn<br />

ein Waldstück von Flussläufen<br />

abgegrenzt wird. Ein Ort, der<br />

vielleicht sogar ausschließlich<br />

mithilfe eines Kanus oder ähnlichem<br />

zugänglich ist, könnte sich<br />

durchaus gut eignen, auch, wenn<br />

dies für den Grower ein paar<br />

Beschwerlichkeiten bedeutet. Es<br />

sollte hierbei jedoch darauf geachtet<br />

werden, dass man auch<br />

auf dem Wasserweg hin zum<br />

Ziel nicht allzu sehr auf dem<br />

Präsentierteller sitzt, denn möglicherweise<br />

könnten sich zufällig<br />

auftauchende Spaziergänger<br />

vom Ufer aus über mitgeführtes<br />

Equipment etc. wundern. Überall<br />

da, wo Wasser im Spiel ist,<br />

sollte natürlich auch ein Überschwemmungsrisiko<br />

mit in die<br />

Überlegungen des Growers einbezogen<br />

werden.<br />

Hervorragend zum<br />

Abschirmen eignen sich zudem<br />

Pflanzen. Was wäre in einem<br />

Wald bitteschön weniger auffällig?<br />

Die Redewendung „den<br />

Wald vor lauter Bäumen nicht sehen“<br />

kommt nicht von ungefähr.<br />

Brombeer-Ranken etwa sind für<br />

ihre Undurchdringlichkeit und<br />

Robustheit bekannt, die Stacheln<br />

sind da nur das Tüpfelchen auf<br />

dem i. Niemand hat Lust darauf,<br />

sich durch Brombeerbüsche zu<br />

kämpfen. Nur der Grower selbst<br />

sollte sich einen kleinen Durchgang<br />

freimachen (der natürlich<br />

wiederum gut kaschiert sein<br />

will). Allerdings sollte man stets<br />

darauf achten, dass Brombeerwurzeln<br />

sehr wild wuchern und<br />

es dementsprechend zu Konflikten<br />

mit in der Nähe sprießenden<br />

Pflanzen kommen kann. Bei<br />

vielen Spaziergängern aufgrund<br />

ihrer piksenden Härchen unbeliebt<br />

sind außerdem Brennnesseln.<br />

In so ziemlich jedem deutschen<br />

Wald heimisch, eignen<br />

sie sich sozusagen als äußerer<br />

„Schutzwall“. Mit langen Hosen<br />

und festem Schuhwerk stellen sie<br />

zwar keine echte Hürde dar, für<br />

leichter bekleidete Personen ist<br />

die Durchquerung eines kleinen<br />

Brennnesselfeldes aber ziemlich<br />

unattraktiv. Ilex-Büsche fallen<br />

ebenfalls durch ihre stachelige<br />

Schmerzhaftigkeit auf, gegenüber<br />

Brennnesseln<br />

können sie außerdem mit einem<br />

höheren Wuchs und Undurchsichtigkeit<br />

punkten. Allerdings<br />

kommen sie in deutschen Wäldern<br />

weniger häufig vor und sind<br />

in der Anschaffung nicht gerade<br />

günstig.<br />

Während Brombeeren,<br />

Brennnesseln und Co. durch<br />

die Aussicht auf Schmerzen abschreckend<br />

wirken, gibt es einige<br />

Pflanzen, die unliebsame Besucher<br />

auf eine gänzlich andere<br />

Art fernhalten können: denn diese<br />

sondern, manche nur in ihrer<br />

Blütezeit, manche andauernd, einen<br />

sehr unangenehmen Geruch<br />

ab. Eigentlich ein Schutzmechanismus<br />

gegen Feinde, könnten<br />

auf diese Art vielleicht auch<br />

empfindliche Spaziergänger vertrieben<br />

werden. Außerdem können<br />

sie helfen, den charakteristischen<br />

Geruch von blühendem<br />

Cannabis zu überdecken oder<br />

24 HIGHWAY <strong>01</strong>/<strong>21</strong>

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