ZEBRA Journal - Der große Saisonrückblick 2019/20
Die Handball-Saison 2019/2020 verlief anders als gedacht - die Corona-Pandemie stoppte urplötzlich das öffentliche Leben und auch den schönsten Sport der Welt. Die Kieler Nachrichten blickten am Samstag, 13. Juni, im kostenlos der Kieler-Nachrichten-Ausgabe beiliegenden ZEBRA JOURNAL auf einer in vielerlei Hinsicht besondere Spielzeit zurück. Die 68 Seiten starke Sonderbeilage ist wie in den Vorjahren eine Chronik der Saison und ein Nachschlagewerk für Sammler. Jetzt gibt es das ZEBRA JOURNAL auch im Online-Reader.
Die Handball-Saison 2019/2020 verlief anders als gedacht - die Corona-Pandemie stoppte urplötzlich das öffentliche Leben und auch den schönsten Sport der Welt. Die Kieler Nachrichten blickten am Samstag, 13. Juni, im kostenlos der Kieler-Nachrichten-Ausgabe beiliegenden ZEBRA JOURNAL auf einer in vielerlei Hinsicht besondere Spielzeit zurück. Die 68 Seiten starke Sonderbeilage ist wie in den Vorjahren eine Chronik der Saison und ein Nachschlagewerk für Sammler. Jetzt gibt es das ZEBRA JOURNAL auch im Online-Reader.
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EDITORIAL/INHALT
TAMO SCHWARZ
SPORTREDAKTEUR
Der Glanz
unvollendeter
Schönheit
Robert Musils „Der Mann ohne Eigenschaften“,
„Smile“ von den Beach
Boys, Picassos „Figuren“: unvollendet.
Leonardo da Vincis Schatz an Unfertigem
ist imposant, Michelangelos
Fragmente schillern bis heute, legen
Zeugnis ab von einem rastlosen, perfektionistischen,
aufopfernden Künstler.
Das Unvollendete vermag, farbenfroh
zu leuchten. Und so entfaltet auch
die unvollendete Saison des THW Kiel
eine seltene Schönheit.
Gewiss, ein Beigeschmack bleibt
nach dem Saisonabbruch in der Bundesliga
am 21. Meistertitel der Zebras
haften. Der letzte Pinselstrich in der
Champions League und im DHB-Pokal
muss erst noch gemacht werden.
Doch die Imposanz, mit der der THW
Kiel Bundesliga-Tabellenführung und
Königsklassen-Gruppensieg eroberte,
lässt sich in ihrer Strahlkraft auch
über die Krise hinaus konservieren.
Rastlos, perfektionistisch, aufopfernd
–Attribute, mit denen auch Filip
Jicha die Fäden in der Hand hielt. Der
von der Pandemie ausgebremste
Tscheche legte sein Meisterstück als
Trainer geduldig an, fügte Fragmente
sorgsam aneinander, bot der physischen
und psychischen Abnutzung
mit konsequenter Rotation die Stirn,
reagierte klaglos auf Begleitumstände
wie allein drei 48-Stunden-Doppelspieltorturen.
So wuchs das Schöne
zunächst bleischwer wie im101. Nordderby,
durchschritt Phasen der Erwachsenwerdung,
flirtete beim 31:20
in Skopje gar mit der Perfektion. Der
Rekordmeister lotete die Grenzen des
Machbaren in einem Wahnsinnswinter
neu aus, zelebrierte defensiv die
Schönheit des Zerstörens. Und irgendwann,
nach dem Weihnachts-Schlüsselsieg
in Göppingen, gab Filip Jicha
unumwunden zu: „Ich schaue nicht
mehr auf die Schönheit.“ All das lassen
wir auf 68 Seiten Revue passieren,
verabschieden Ole Rahmel, liefern allen
Statistik-Freunden viel Futter und
lassen Filip Jicha einen ganz persönlichen
Blick werfen: auf die Schönheit
des Unvollendeten.
6-23 Die Schale ist zurück: Fünf Jahre haben die Zebras an der Rückkehr der Meisterschale
gearbeitet. Nach dem Saisonabbruch gab es kaum einen Zweifel daran, dassder THW Kiel sie
verdient hat. Die Chronologie einer ganz besonderen Saison. FOTOS: UWE PAESLER (5)/EISENKRÄTZER
24-26 Die Saison in Zahlen: Niclas
Ekbergwar derTop-Scorerder Zebras,
aber werführt die Listender
Sünder oder Siebenmeter-Killer an?
38-46 Meister-Trainer: Filip Jicha im großen
Interviewnach seiner Premieren-Saison
als Cheftrainer.
28-31: Kein Ball fliegt mehr: So erlebte der THW
Kiel den Saisonabbruch und den Wegbis zum
Lockdown in der Corona-Krise.
54 Spieler der Saison: Keiner warfür
sein Team so wichtig wie Domagoj
Duvnjak für den THW Kiel.
56-57 Abschied: Ein Küstenjunge verlässt die Förde. Aufdrei JahreimTHW-Trikot blickt
Ole Rahmel zurück und erzählt, wie er die Kieler Mentalitätverinnerlicht hat.
JUNI 2020 | ZEBRA JOURNAL | 3
BLICK ZURÜCK: DIE UNVOLLENDETE
AufFilip Jichas
Premieren-Saison als
Cheftrainer folgte
pandemiebedingt das
erste virtuelle Meisterbier
der THW-Geschichte.
Foto: Sascha Klahn
Wasfür eine Saison!
Eine Handball-Saison endet
normalerweise mit einem
großen Finale. Inden
vergangenen sechs Jahren
stand der deutsche Meister
nie vor den beiden letzten
Spieltagen fest, fünfmal
davon erst nach der
allerletzten Partie. Indiesem
Jahr aber war alles anders.
VON MERLE SCHAACK
Die Entscheidung fiel bereits im April am
grünen Tisch. Das Coronavirus verhinderte
ein reguläres Ende, die Saison wird
als „die Unvollendete“ in die Handball-
Geschichte eingehen. Für den THW Kiel
hat sie dennoch historische Dimensionen.
In Zahlen: Die längste Flaute (fünf
Jahre) seit Anfang der 1990er-Jahre ist
vorbei, die Saison 2019/20 bescherte den
Zebras den 21. Meistertitel ihrer Geschichte.
„Corona-Meister“, ein Titel für
die Mannschaft, die bis zum Abbruch die
konstanteste Leistung gebracht hatte.
Ein Titel, der keine Jubelstürme, aber
auch nur wenig Widerspruch auslöste.
Das Virus und seine teils dramatischen
Auswirkungen auf Gesellschaft und
Sport ließen alles, was vorher war,
schnell in den Hintergrund rücken.
2 Vorallem impfte Jicha der
Mannschaft sein Mantra ein:
keine Ausreden, immer
Vollgas, niemals Opferrolle.
Doch zuvor schrieb auch diese Spielzeit
viele Geschichten, auf die es sich
lohnt, zurückzublicken. Es war die Premieren-Saison
von Filip Jicha als Cheftrainer
–und was für eine! Der Tscheche
bewegte sich auf dem neuen Parkett von
Anfang an, als hätte er nie etwas anderes
getan, ließ seine Spieler rotieren, verteilte
so die Belastung aus vier Wettbewerben
auf möglichst viele Schultern. Vorallem
aber impfte er der Mannschaft sein
Mantra ein: keine Ausreden, immer Vollgas,
niemals Opferrolle.
Und die Zebras? Setzten das meist eins
zu eins um. Eindrucksvoll meldeten sie
sich nach einer Saison im EHF-Cup in der
Champions League zurück, gehörten in
der durch zahlreiche Underdog-Siege
aufgemischten Liga vom Start weg zur
Spitzengruppe. Im DHB-Pokal konnte
auch ein Feueralarm in Stuttgart den
THW nicht vom Einzug ins Final Four abhalten.
Einzig im Herbst leistete er sich
eine Schwächephase mit einigen
„schwarzen Minuten“ (Domagoj
Duvnjak), die sich auch im Punktestand
in Liga und Champions League widerspiegelte.
Doch nach der EM-Pause ignorierten
die Spieler ihre schweren Beine, fanden
zurück zur Souveränität und ließen nur
noch in der Champions League Punkte.
Dort, wo sie es sich leisten konnten, als
der erste Gruppensieg einer deutschen
Mannschaft im aktuellen Modus in trockenen
Tüchern war.
„Ich will um das Maximale spielen“,
hatte Filip Jicha in der Saisonvorbereitung
gesagt. Dieser Satz, von allen Beteiligten
verinnerlicht, zahlte sich aus, als
Corona den Spielbetrieb jäh stoppte und
die eingefrorenen Tabellenstände über
Titel und Qualifikationen entschieden.
Und so ist in der weiterhin unvollendeten
Saison das Maximale für den THW Kiel
noch immer möglich. Der Corona-Meistertitel
ist sicher, außerdem stehen die
Zebras im Halbfinale um die Champions
League und den DHB-Pokal. Beide Entscheidungsrunden
wurden in den Zeitraum
der neuen Saison verlegt. Auch das
gehört zur teils kuriosen Chronologie der
Corona-Saison 2019/20.
4 | ZEBRA JOURNAL | JUNI 2020
SUUUUUPER JUNGS!
GLÜCKWUNSCHANDEN THW
Wir sind stolz auf euch.
/cittipark.kiel /cittipark.kiel citti-park-blog.de
www.citti-park-kiel.de
Besser einkaufen. Besser leben.
DER WEG DURCH DIE SAISON
Trotz Mundschutz empfing THW-Kapitän Domagoj Duvnjak die Meisterschale mit einem Kuss. Ansonsten hatte die Feier aber nicht viel mit
ihren 20 Vorgänger-Partysgemein.
FOTO: UWE PAESLER
Die Rückkehr der Schale
Vor Saisonbeginn verspürten die Zebras eine große
„Sehnsucht, die Meisterschale wieder nach Kiel zu holen“
(THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi). In der Champions
League wollten sie nach einer Saison im EHF-Cup wieder
die ganz große Bühne stürmen. Und im Pokal? Den Titel
verteidigen. Mission Nummer eins gelang,auch wenn die
Meister-Sehnsucht durch die Corona-Krisewohl nur teilweise
gelindert werden konnte. Nummer zwei und drei sind zum
jetzigen Zeitpunkt nur unter-, nicht abgebrochen. Ein
Rückblick auf eine in vielerlei Hinsicht verrückte Saison.
VON MERLE SCHAACK
VOLLESPROGRAMMZUM AUFTAKT
Schon der Aufgalopp der Zebras hatte
es in sich: DHB-Pokal, Supercup, Bundesliga-Start
und Vereins-WM – alles
EndeAugust. Im „First Four“, der ersten
Pokalrunde, marschierten sie nach einem
43:23 über Gastgeber und Drittligist
Eintracht Baunatal und einem 39:23-
Sieg über den Zweitligisten TV Emsdetten
ohne große Mühe ins Achtelfinale.
Im Supercup lieferten sie sich ein eng
umkämpftes Duell mit dem Nordrivalen
SG Flensburg-Handewitt, das erst im Siebenmeterwerfen
32:31 zugunsten der
SG endete.
Einensouveränen 31:24 (15:14)-Heimsieg
gegen FrischAuf Göppingen zum Liga-Start
später bekamen die Kieler
gleich die nächste Gelegenheit auf einen
Titel. Als EHF-Cup-Sieger der Vorsaison
waren sie für den „Super Globe“,
die Vereins-WM, qualifiziert, die Ende
August inSaudi-Arabien stattfand. Für
den Klub bedeutete das eine aufwendige
Reiseplanung, für die Spieler eine
körperliche Mehrbelastung von vier
Spielen in fünf Tagen –aber auch die
Aussicht auf ein Preisgeld von 400 000
Dollar für den Turniersieger. Und so
machte sich der THW-Tross auf die Reise
an den Persischen Golf und nutzte die
Gelegenheit nicht zuletzt, um sich unter
Wettkampfbedingungen weiter einzuspielen.
Denn nach dem lockeren Auftaktsieg
über den australischen Vertreter
SydneyUniversity (41:27) boten Zamalek
SC aus Ägypten (32:28 für den THW)
und der amtierende Champions-League-Sieger
Vardar Skopje, den die Zebras
mit 34:30 (19:17) bezwangen, auf
dem Weg ins Finale engagierte Gegenwehr.Dort
wartete dannder gedanklich
frischere FC Barcelona um Ex-Zebra
Aron Palmarsson und verhinderte mit
dem 34:32 (15:17)gegen trotzdem starke
Kieler deren Durchmarsch.
Fortsetzung auf Seite 8
6 | ZEBRA JOURNAL | JUNI 2020
Foto: Sascha Klahn
MitSicherheit ein
verdienterMeister
Respektvor eurerLeistung und Glückwunsch zum
21. Meistertitel. Wir sind und bleiben an eurerSeite.
Alle Sicherheit für uns im Norden.
DER WEG DURCH DIE SAISON
Nicht immer sah es im 101. Nordderbyaus, als würden die Kieler um Magnus Landin(v.li.) und Lukas Nilsson zuletzt lachen. Dennoch gelang
ihnen ein wichtiger Sieg über die SG Flensburg-Handewitt mit Simon Hald.
FOTOS: SASCHA KLAHN
Verspäteter Abschied, aber deshalb nicht
weniger emotional: Marko Vujin, hier mit
Söhnchen Matej, zogesnach Portugal.
VERWALTUNGSMODUS KOSTET PUNKTE
Mit der Ausbeute von 250 000 Dollar
Preisgeld und viel Spielpraxis starteten
die Kieler so richtig in die Bundesliga-
Saison. Zunächst etwas holprig. Gegen
die Knapper-Klassenerhalt-Künstler Eulen
Ludwigshafen rangen sie sich zu einem
nicht jederzeit sicheren 30:27
(15:14)-Sieg durch, dem die Strapazen
der Klub-WM anzumerken waren. Müde
Beine im sechsten Spiel binnen neun
Tagen, phasenweise unkonzentrierte
Köpfe,amEnde aber zwei Bundesliga-Punkte
–und doch noch Gänsehaut:
Marko Vujin, bis dato wegen
Krankheit nicht offiziell mit und von
denFans verabschiedet, war zurückgekehrt,
um nach sieben Jahren im Zebra-Dress
ein letztes Bad in der THW-
Menge zu nehmen. Der Serbe, dessen
Vertrag im Sommer 2019 ausgelaufen
war, wechselte zu Sporting Lissabon in
die portugiesische Liga.
Beim ersten Auswärts-Auftritt in der
Liga zeigten sich die Zebras spielerisch
deutlich verbessert, überwanden beim
SC Magdeburg das Trauma der Vorsaison,
in der sie in der Getec-Arena mit 30:35
unter die Räder gekommen waren. Die
Einstellung stimmte dieses Mal, doch
das Ergebnis nicht. In der umkämpften
Partie in der brodelnden Halle, der Niclas
Ekberg mit 11/5 Treffern seinen
Stempel aufdrückte, leisteten sich die
Kieler in der zweiten Halbzeit einen
Blackout, bei dem sie fünf Tore in Serie
kassierten. Sokonnten die Zebras ihre
Aufholjagd nicht mehr vollenden, unterlagen
denkbar knapp mit 31:32 (19:18)
und haderten mit zwei Schiedsrichterentscheidungen
in den emotionalen
Schlussminuten. Für die Fans, die die
Partie am Fernseher verfolgt hatten, gab
es einen weiteren Aufreger: 40 Sekunden
vor Schluss und ungeachtet der Dramatik
im noch offenen Spiel schaltete
die ARD zu den Lottozahlen und lieferte
das Endergebnis nicht einmal in der darauffolgenden
Tagesschau nach. Später
entschuldigte sich der Sender.
Da hatten die Kieler Handballer ihren
Fokus längst auf das nächste Spitzenspiel
gerichtet. Nordderby Nummer 101
gegen Flensburg stand an. Vor heimischem
Publikum hielten die Zebras dem
Druck stand, ließen sich vom Jubel der
Fans über die Vertragsverlängerung
von Kapitän Domagoj Duvnjak (bis
2022) sowie den Toren von Lukas Nilsson
und Niclas Ekberg (je 5) zur 18:13-
Pausenführung tragen. Dann aber:
Blackout, keine Lösungen gegen Flensburgs
5:1-Abwehr.Binnensieben Minuten
nach Wiederanpfiff hatte der deutsche
Meister ausgeglichen. Und hätte
nicht Niklas Landin im THW-Tor den
Flensburger Flow gestoppt, hätte die
Saison an dieser Stelle vielleicht eine
ganz andere Wendung genommen.
Doch auf den Dänen war Verlass,
schließlich der 28:24-Sieg in trockenen
Tüchern –und der THW wieder mitten
im Rennen um die vorderenLiga-Plätze.
Drei Tage später: Champions-League-
Premiere im Kieler Handballtempel. Ex-
Zebra Andreas Wolff war mit seinem
neuen Klub Vive Kielce zu Gast –und verdarb
den Kielern die Partystimmung.
Am Ende eines umkämpften Spiels, in
dem sich kein Team mit mehr als zwei
Toren absetzen konnte, lenkte der Nationalkeeper
den entscheidenden Wurf
von Miha Zarabecumden Pfosten. Kurz
zuvor hatten die Kieler, angeführt vom
starken Nikola Bilyk (7 Tore), noch mit
Fortsetzung auf Seite10
8 | ZEBRA JOURNAL | JUNI 2020
Gemeinsam
zu einem
verdienten Titel!
Herzlichen
Glückwunsch
zur Meisterschaft
2019/2020
foerde-sparkasse.de
S Förde
Sparkasse
DER WEG DURCH DIE SAISON
zwei Toren geführt. Nun nutzte Alex
Dujshebaev für Kielce die Chance zum
30:30 (14:15)-Unentschieden. Spätestens
jetzt war klar: Neben dem Modus,
in dem der THW Europas Spitzenklubs
dominieren konnte, gab es noch einen
zweiten: Den, in dem die Zebras erkämpfte
Polster blitzschnell verspielen
konnten. Nach der Partie gegen Kielce
prägte THW-KapitänDomagoj Duvnjak
den Begriff der „schwarzen Minuten“.
Und Kreisläufer Hendrik Pekeler zürnte:
„Wir müssenecht lernen, abgeklärterzu
werden. Denn das unterscheidet gute
von sehr guten Mannschaften. So ein
Verwaltungsmodus darf nicht existieren.“
48-STUNDEN-MARATHON
Dieser Ärger kam dem THW rückblickend
gelegen. Denn es folgte die Zeit,
in der die Zebras in der Champions League
die wichtigsten Grundsteinefür den
restlichen Saisonverlauf legten. „Wir
können in dieser Phase keine Titel gewinnen.
Aber wir können die Möglichkeit
dazu verspielen“, lautete einer der
Lieblingssätze Filip Jichas zum Herbstbeginn.
Auf dem Programm: Neun Spiele
in einem Monat, nur zwei davon in
Kiel. Und mehrfach das Phänomen der
„48-Stunden-Spiele“, sprich: Zwischen
den jeweiligen Anpfiffen von Auswärtsspiel
Nummer eins und zweilagen maximal
48 Stunden –und eine Reise. Ein
Umstand, den Jicha und Geschäftsführer
Viktor Szilagyi einmal lautstark kritisierten,
um sich dann wieder auf den
nun schon zementierten Spielplan zu
konzentrieren.
Zwischen dem mühsamen und von
technischen Fehlern geprägten 34:29
(17:17)-Liga-Sieg beim Bergischen HC
und dem Königsklassen-Kracher bei Telekom
Veszprém waren essogar nur 45
Stunden. Die Reisezeit von Düsseldorf
über Wien und weiter nach Veszprém
vertrieben sich die Spielermit individuellemVideostudium
auf mobilen Endgeräten.
Und setzten dann am Balaton den
widrigen Vorbereitungsbedingungen
zum Trotz und ohne Lukas Nilsson
(Schulterprobleme)ein großesAusrufezeichen.ImDuell
der Rotierenden stellte
Jicha die beim BHC geschonten Miha
Zarabec und Pavel Horak auf,
Veszprém-Trainer David Davis tauschte
in seinem Star-Ensemble ohnehin munter
durch. Auf einer Position indes konnten
die Kieler nichtwechseln: Im rechten
Rückraum war Harald Reinkindauf sich
allein gestellt, nachdem Steffen Weinhold
sich früh am Fuß verletzt hatte. Ein
Anriss der Plantarfaszie, der ihn bis
Jahresende fast alle Spiele undden Einsatzbei
der EM kostensollte. Es begann
der Reinkind-Run, ein Dauerlauf des
Norwegers, der bis zu Weinholds Genesung
Alleinunterhalter auf seinerPosition
war –und der diese Rolle bereits in
Veszprém mit Bravour ausfüllte. Acht
Tore steuerte er zum überraschend deutlichen,
aber hochverdienten 37:31
(16:13)-Sieg bei, und für einen kurzen
Moment war Filip Jicha fast wunschlos
glücklich. Er sei „wahnsinnig stolz“,
verkündete der Trainer.
DASRISIKOSPIELTMIT
Harald Reinkind flog
als Dauerbrenner im
rechten Rückraum
durch die Saison–und
in Veszprém auch
immer wieder
erfolgreich durch die
Abwehr der Ungarn.
FOTO: DAVID VÖRÖS
Kurzes IntermezzoinKiel, bei dem der
THW eine Halbzeit lang Anlauf für den
31:23 (13:12)-Sieg über Meshkov Brest
nahm, dann ging es wieder auf Reisen.
Dieses Mal im Pokal zur HSG Wetzlar.
Lange sah es so aus, als würde der Un-
Durch viele „48-Stunden-Spiele“ wurde Analyse-Arbeit auf Reisen für THW-Trainer Filip Jicha
(li.) und GeschäftsführerViktorSzilagyi fast zur Gewohnheit. FOTO: SASCHA KLAHN Fortsetzung auf Seite12
10 | ZEBRA JOURNAL | JUNI 2020
WIR GRATULIEREN DEM
THW KIEL ZUR DEUTSCHEN
MEISTERSCHAFT 2019/2020!
DER WEG DURCH DIE SAISON
Die neue THW-Abwehr ließ Vardar Skopje keine Chance. FOTO: DUKOVSKI Mr. Zuverlässig: Niclas Ekberg. FOTO: IMAGO /EIBNER
derdog, der sich stets in der Rolle des Favoritenschrecks
gefällt, dem THW die
Tür zum Viertelfinale vor der Nase zuschlagen.
In der 41. Minute führten die
Gastgeber mit 21:17, die Rittal-Arena
drohte überzukochen. Erst der eingewechselte
Dario Quenstedt brachte den
THW wiederins Spiel –nachdem Niklas
Landin seinen Platz im Torfreiwillig geräumt
hatte. Aber inder Schlussphase
machtensich die Zebras ihre Aufholjagd
beinahe mit einer katastrophalen Fehlerquote
selbst wieder zunichte. Dem
siebten Feldspieler und einem Last-Minute-Treffer
von Hendrik Pekeler („So
kannman normalerweise kein Spiel gewinnen.“)
war der 26:25 (12:14)-Sieg
und damit der Einzug ins Viertelfinale
zu verdanken. Auch beim 30:27 (17:12)
beim TBVLemgo siegten die Kieler ohne
Glanz, auch hier kehrte zwischendurch
der Schlendrian ein. „Das kann auf lange
Sichtgefährlich sein. Wirmüssen uns
Gedanken über den Spielverlauf machen“,
sagte Niclas Ekberg, indieser
Phase der Saison die personifizierte
Treffsicherheit und längst führendes Zebra
in der mannschaftsinternen Torschützenliste.
So war es auch beim 31:23
(14:13)-Heimsieg gegen Aufsteiger HSG
Nordhorn-Lingen, zudem Ekberg –genau
wie Lukas Nilsson –sieben Treffer
beisteuerte. Dennoch war es ein Sieg mit
angezogener Handbremse, ehe es wieder
auf Europa-Tournee ging: Skopje,
schon wiederWetzlar (dieses Mal in der
Bundesliga), dann Montpellier.
„WIR STRAHLEN WIEDERETWAS AUS“
Bei Vardar Skopje setzte der THW sein
zweites Champions-League-Fanal, in
den Hauptrollen Niklas und Magnus
Landin, als Strippenzieher im HintergrundFilip
Jicha. Eigens für dieses Spiel
packte der Trainer eine neue Abwehr-
Formation aus, die er seine Mannschaft
im Trainingslager hatte einüben lassen.
Die „verschobene 5:1“ stützt sich auf die
Mit einem Last-Minute-Treffer sicherteKreisläufer
Hendrik Pekeler den Zebras in Wetzlar
den Einzug ins Pokal-Viertelfinale.
FOTO: AURIN SAWELLION
enorme Spannweite von Magnus Landin
und viel Beweglichkeit angesichts
großer Räume. Beim Titelverteidiger
stand, beziehungsweise schnellte sie
hin und her wie eine Eins –und dahinter
hielt Niklas Landin im TorVersuch um
Versuch von Timur Dibirov und Co. Vier
Gegentore kassiertendie Zebras bis zur
Pause. Vier! „Die erste Halbzeit war die
schönste, die ich mit den Jungs bisher
hatte“, befand der begeisterte Trainer
angesichts der 16:4-Führung, aus der
letztlich ein 31:20-Sieg werden sollte.
Ein Auftritt naheander Perfektion.
Beflügelt von diesemErlebnis und angespornt
von dem Zitter-Abend im Pokal
ging es weiter nach Wetzlar –und
dieses Mal zündete der THW-Turbo
auch in der Rittal-Arena direkt zu Beginn.
Nur ein Gegentor in den ersten
zehn Minuten, spätestens bei der Pausenführung
von 17:10 hatten die Zebras
das Kräfteverhältnis zurechtgerückt.
Nikola Bilyk (7 Tore) bewies einmal
mehr,dass er sich in Sachen Konstanz im
Vergleichzur Vorsaison deutlich gesteigert
hatte, und Niklas Landin im Tor
(14/1 Paraden) verdiente sich wie so oft
das Prädikat Weltklasse. Gegen Ende
ging der THW in den Kräftesparmodus
über, so dass das 30:26 knapper wirkte,
als die Partie je war.Der Verzicht auf einen
Kantersieg sollte sich aber wieder
nur 48 Stunden und eine Flugreise später
in Südfrankreich auszahlen.
Dennbei Montpellier HB brauchten die
Zebras all ihre körperlichenund mentalen
Reserven, uminihrer Termin-Hatz
auch beim Champions-League-Sieger
von 2003 und 2018 zu bestehen. Die personellen
Reserven indes schrumpften:
Patrick Wiencek war mit Knie-, Rune
Dahmke bald mit Oberschenkel-Problemen
abgemeldet. Die knappe 17:16-
Pausenführung wich in der zweiten
Halbzeit zwischenzeitlich einem Drei-
Tore-Rückstand. Doch die Kieler, allen
voran Hendrik Pekeler, der in Abwehr
und Angriff am Kreis im Dauereinsatz
war,bissensich zurück in die Partie. Mit
Pekeler an der Spitze der neu formierten
und kraftraubenden 3:2:1-Abwehr (Jicha:
„Ich habe ihn gefragt, ob er das
schafft.“)holten sie TorumTor auf. Auch
dankLukas Nilsson, der mit elf Treffern
eines seiner besten Saisonspiele machte
und hinterher übers ganze Gesicht
strahlte. „Als wir den Schlusspfiff gehört
haben, war das ein richtig geiles Gefühl“,
gab der Schwede nach dem 33:30-
Sieg zu, das gleichzeitig das dritte
schwere Auswärtsspiel in einer Woche
und das zweite 48-Stunden-Spiel innerhalb
von 13 Tagen gewesen war. Des
Siegensmüde war der Rückraum-Shooter
indes noch lange nicht. „Ich habe
Fortsetzung auf Seite14
12 | ZEBRA JOURNAL | JUNI 2020
WIRLIEFERN
HIPPHIPPHURRA
Daaanke Jungs! Wir jubeln mit euch und gratulieren ganz herzlich zur
Meisterschaft.
Die wichtigste Zutat für dieses Erfolgsrezept: eure tolle Leistung!
DER WEG DURCH DIE SAISON
schon wieder richtig Bock. Wir haben
gerade einfach eine tolle Stimmung in
der Mannschaft“, sagte er. Filip Jicha
zeigte sich stolz auf seine Truppe. „Sie
wollte nicht als Opferder Belastung dastehen.“
Und auch Geschäftsführer Viktor
Szilagyi machte kein Hehl aus seiner
Freude über die vielen Rädchen, die in
dieser Phase der Saison in und um die
Mannschaft ineinandergriffen. „Wir
strahlen wiederetwas aus“,sagte er.Vor
allem Titelhunger.
Den bekam –nach einer Woche Nationalmannschaftspause
–auch die MT Melsungen
zu spüren. Die Mannschaft von
Trainer Heiko Grimmwar in der Vorsaison
zweimal in Kiel untergegangen
(20:37 in der Liga und19:31imPokal), also
gewarnt. Es half alles nichts. Auch
nicht die direkte Rote Karte, die Domagoj
Duvnjak bereits in der 5. Minute für
einen(versehentlichen)Griff ins Gesicht
von Julius Kühnkassierte. Zwar brauchten
die Zebras etwas, um den Verlust ihres
Kapitäns zu verarbeiten, dann aber
waren es einmal mehr Niklas Landins
(18 Paraden) Instinkt für gegnerische
Würfe und Niclas Ekbergs Treffsicherheit
(10/6), die die Weichen wieder Richtung
Kantersieg stellten. Diesmal
fuhr die MT mit einer 26:38-Klatsche
nach Hause.
DER SCHOCK STOPPT DEN FLOW
Wer sollte diesen THW im Flow stoppen?Nicht
Motor Zaporozhye,auch wenn
die Kieler sich in der Ukraine unkonzentriert
präsentierten und der 30:27
(15:13)-Sieg ihnen nach einer zwischenzeitlichen
Sechs-Tore-Führung wegen
einer hohen Fehlerquote noch fast entglitten
wäre. Im Spitzenspiel bei den
Rhein-Neckar Löwen zeigte sich dann:
Der THW Kielkannsich nur selbst stoppen.
Zunächst in überragender Verfassung,
erspielte er sich nach 20 Minuten
eine 13:6-Führung. Um dann völlig den
Faden zu verlieren. Wie das passierte?
Allgemeines Schulterzucken. „Das ist
für mich unerklärlich“, sagte Hendrik
Pekeler nach der Partie,die letztlich mit
26:25 (10:13) an die Löwen ging. Geschockt
waren die Kieler nicht nur von
ihrem eigenen Blackout, der die erste
Niederlage seit 13 Partien verursachte,
sondern auch von einer neuerlichen
Schulterverletzung bei Youngster Gisli
Kristjánsson. Als er in Mannheim unter
Tränen in die Kabine schlich, war aber
noch niemandem klar, dass es sein letzter
Auftritt für die Zebras gewesen war.
In der EM-Pause sollte er zum SC Magdeburg
wechseln.
„Wir waren über diese Niederlage so
erschrocken, dass wir gegen Porto
gleich noch malverloren haben“, fasste
Filip Jicha später in der Retrospektive
zusammen, was den Zebras drei Tage
später im eigenen Wohnzimmer gegen
In Mannheimging plötzlich nichts mehr bei PavelHorak (re.)und seinen Zebra-Kollegen. Sie
verspielten gegen Andy Schmid und die Löweneine Sieben-Tore-Führung.
FOTO: DPA
die Kraftpakete des FC Porto widerfuhr.
Krampf statt Befreiung, Schockstarre
statt Wiedergutmachung.Eswar knapp,
aber für Ruhe im THW-Lager sorgte der
Auftritt bei der 27:28 (14:13)-Niederlage
nicht. Direkt nach dem Spiel zürnte Jicha:
„Ich denke, dass ich heute bei 80
Prozent der Spieler feststellen werde,
dass sie nicht alles getan haben.“ Und
Regisseur Miha Zarabec stellte fest:
„Wir haben gegen die Löwen unser
Selbstvertrauen verloren.“
Umso größer war der Druck wiederum
drei Tage später beim Rückspiel am Atlantik.
Und ohne Topschütze Niclas Ekberg,der
wegen einerEinblutung an der
Achillessehne nur Siebenmeter werfen
konnte. Auch zu Hause bot Porto den
Zebras einen kräftezehrenden Kampf,
brachte sie kurz nach derPause mit14:19
ins Hintertreffen. Dann zog sich der
THW aber am eigenen Schopf aus der
Krise. Allen voranHarald Reinkind, dem
nach wie vor keine andere Wahl blieb,
als im rechtenRückraum den Dauerläufer
und -werferzugeben.Zunächst wenig
erfolgreich,doch der Norweger versuchte
es unermüdlich weiter, verbesserte
seineTrefferquote und steuerte mit
seinem achten Torschließlich auch den
ersehnten Treffer zum 30:29 (14:16)-
Endstand bei. „Früher konnte ich Fehl-
Fortsetzung auf Seite16
14 | ZEBRA JOURNAL | JUNI 2020
Erst kommt
das Spiel und
dann auch
das Glück!
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DER WEG DURCH DIE SAISON
Erleichterung und Freude nach Abpfiff: Mit dem knappen Auswärtssieg
in Portofanden die Zebras wieder in die Spur. FOTO: FABIO POCO
Unglaubliche 22 Würfeauf sein Torhielt Niklas Landin gegen Hannover–auch
diesenSiebenmeter vonTimo Kastening. FOTO: DPA
würfe nicht einfach ausblenden, habe
das mehr und mehr gelernt, auch durch
Filip“, beschrieb der Norweger anschließend
seine Entwicklung. „Das ist
nichtimmer einfach.Aber ich helfe niemandem,
wenn ich michschone.“
Ein Schongang verbot sich auch im
Spitzen-Duell mit der TSV Hannover-
Burgdorf, die Überraschungsmannschaft
der Bundesliga-Saison. Als sie
Mitte November ihre Visitenkarte im
Kieler Handball-Tempel abgab, tat sie
es als Tabellenführer. Und das wollten
die Zebras so nicht stehen lassen. Zehn
Minuten Turbo-THW brauchte es, um
die Kräfteverhältnisse zurechtzurücken.
Einige Aktionen zum Zungeschnalzen
von Nikola Bilyk und Magnus Landin,
dazu eine bewegliche 6:0-Abwehr –
schon stand es 8:2, und der 32:23 (17:12)-
Sieg derZebrasgeriet nicht mehr in Gefahr.Sowurdeaus
dem erwarteten Top-
Spiel eine Partie der Nebenschauplätze.
Randnotiz eins: Mit Sven Ehrig, wegen
des akuten Linkshänder-Mangels mit
einemZweitspielrecht ausgestattet, gab
ein Eigengewächsaus dem Nachwuchs
sein Bundesliga-Debüt. Randnotiz zwei:
Nach Minuspunkten übernahmen die
Zebras die Tabellenführung von Hannover.
Randnotiz drei, auf die der THW
gern verzichtet hätte: Nachdem er sein
1000. Bundesliga-Tor erzielt hatte, zog
sich DomagojDuvnjak einen Muskelfaserriss
in der Wade zu –der nächste Kandidat
fürs THW-Lazarett.
Es sollte nicht der letzte bleiben: Mit
Schambeinproblemen meldete sich vor
dem Champions-League-Heimspiel gegen
Motor Zaporozhye auch noch Nikola
Bilyk ab. Ohne vier Rückraumspieler
(Weinhold, Kristjánsson, Duvnjak und
Bilyk) und dafür phasenweise mit Linksaußen
Rune Dahmke auf der Spielmacherposition
(„Wenn ich da auftauche,
weiß man, dass es brennt.“) empfingen
die Zebras die Ukrainer, die kaum noch
eine Chance aufs Achtelfinale hatten.
Und es blieb dabei: Zu Hausetat sich der
THW in der Königsklasse schwer, das
32:32 (16:17) gegen Zaporozhye glich
mit den vielen vergebenen Chancen
eher Krampf als Kampf. Dahmke, ein
Kieler Lichtblick an diesem Tag, fasste
die „schwarzen Minuten“ so zusammen:
„Uns fehlt momentan die Cleverness.
Die kann man schwer trainieren,
das kommt mit dem Selbstbewusstsein.
Momentangehtder Ball in den entscheidenden
Situationen nicht ganz so leicht
von der Hand.“
Kopf–und gegendie mit der fortschreitenden
Spielzeit und der hohen Belastung
einhergehenden schweren Beine.
17 Partien absolvierten die Zebras im
November und Dezember, Filip Jicha
hatte zwei neue Lieblingssätze: „Wir
dürfen keine Menschlichkeit zeigen.“
Und: „Bis Endedes Jahres werden keine
Schönheitspreise mehr verliehen.“
Hätte es einen Preis für Spannung in
den Schlussminuten gegeben, wären
die Kieler allerdings Anwärter Nummer
einsdarauf gewesen. Vonden zehn Partien
zwischen dem 3. November und 3.
Dezember endeten sieben mit weniger
als zwei Toren Differenz. Auch das Liga-
Heimspiel gegen den SC DHfK Leipzig
wurde zu einer Zitterpartie, in der der
Kieler Angriff massive Probleme mit der
starken LeipzigerDeckunghatte, Lukas
Nilsson nicht aus seinem Formtief herausfand
und Steffen Weinhold bei seinem
ersten Einsatz seit September länger
als den eigentlich geplanten Kurzeinsatz
auf der Platte bleiben musste.
Auch Bilyk kehrte zurück, hatte großen
Anteil an der zwischenzeitlichen 11:7-
Führung der Kieler. Dann aber wieder:
Krampf. Bis in die Schlussphase, in der
Hendrik Pekeler vorne und hinten Verantwortungübernahm
und so das 27:26
(12:11) rettete.
Mit dem 31:27 (14:13)-Sieg beim HC Erlangen
holten sich die Zebras vor allem
im zweiten Durchgang Sicherheit im
Angriffzurück –gerade rechtzeitig zum
nächsten Champions-League-Kracher
gegen Montpellier HB. Denn die Franzosen
legten ein flottes Tempo vor,bei dem
beide Abwehrreihen Schwierigkeiten
hatten, die Löcher zu stopfen. Montpellier
war den Kielern in puncto Frische
überlegen,absolvierten die Zebras doch
ZITTERN IN DER SCHLUSSPHASE
einmalmehrdas dritte Spiel in sechs Tagen.
Nach dem 16:19-Pausenrückstand
Glänztegegen Zaporozhyenicht nur auf Der THW Kielkämpfte in dieser Phase kämpften sie sich heran, verpassten
der Außenposition: Allzweckwaffe Rune der Saison also nicht nur gegen die Gegner,
Dahmke. FOTO: UWE PAESLER sondern auch gegen den eigenen
Fortsetzung auf Seite18
16 | ZEBRA JOURNAL | JUNI 2020
Malschwarz.
Malweiß.
Aber immerTHW.
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DER WEG DURCH DIE SAISON
Nikola Bilyk (re.)brachteimmer wieder Dynamik ins THW-Spiel, auch in der Zitterpartie gegen den SC DHfK Leipzig.
FOTO: UWE PAESLER
aber immer wieder den Ausgleich. Einige
Landin-Paradensowie der starke Nikola
Bilyk sorgten in der Schlussphase
dafür,dassder THW endlich die Vorzeichen
umdrehen konnte. Mit der Schluss-
Sirene hielt Landin schließlich den
33:32-Sieg fest. Zwei Punkte, verdient
mit letzterKraft und großem Willen,verleiteten
Trainer Jicha zu großen Worten:
„Ich liebe meine Jungsfür diese Einstellung.Sie
haben alles in dem Spiel gelassen,
und auch wenn wir verloren hätten,
würde ich ihnen jetzt sagen,dass ich sie
liebe“, lobte er. „Dieser Ausdruck des
Willens und die Tatsache, dass sie sich
nicht indie Opferrolle begeben, ist etwas
ganz Außergewöhnliches.“
Dennoch war die Zitter-Phase nicht
vorbei. Im DHB-Achtelfinale trug auch
ein Grillmeister im Umlauf der „Scharrena“
dazu bei. Der löste in der 37. Minute,
als die Zebras mit 22:19 führten, einen
Feueralarm aus –die Partie beim TVB
Stuttgart wurde unterbrochen, die Arena
evakuiert. „Sowas habeich noch nie erlebt“,
sollte Hendrik Pekeler später sagen.
Zunächst verkrafteten die Kieler
die rund 40-minütige Unterbrechung
besser, setzten sich auf 27:20 ab. Doch
dann schwang sich Johannes Bitter im
TVB-Tor zu Höchstleistungen auf und
beendeteden Kieler Torreigen. Der Vorsprung
der nun fahrigen Zebras schmolz
Tor für Tor, Domagoj Duvnjak musste
sein Comeback nach dem Muskelfaserriss
in der entscheidenden Schlussphase
geben, und Niclas Ekberg rettete sein
Team mit seinem zehnten Treffer
schließlich vor der Verlängerung. Der
35:34-Sieg sicherte dem Titelverteidiger
die Final-Four-Teilnahme. „Die Jungs
sind tot“, konstatierte Jicha.
So griff der Verein vor dem Heimspiel
gegen GWD Minden zu einem Psycho-
Trick, ließ Rune Dahmke vor dem Anpfiff
über den Videowürfel seine Vertragsverlängerung
bis 2022 verkünden. Jubelstürme,
„Rune“-Sprechchöre für den
Kieler Jung –diese Energiekonnten die
müdenZebras gut gebrauchen. Unterm
Strich blieb das 29:27 (14:12) dennoch
ein müderAuftrittder überspielten Kieler,
dessen Resultat bei ihren Fans dennoch
Freude auslöste: Nach 826 Tagen
kletterte der THW Kiel auch nach Pluspunkten
wieder auf Platz eins der Bundesliga-Tabelle:
Schützenhilfe hatte es
aus Magdeburg gegeben. Der SCM hatte
die SG Flensburg-Handewitt geschlagen,
die nun hinter die Zebras zurückfiel.
„Dort hinzukommen ist leichter, als
dort oben zu bleiben“, mahnte Filip Jicha.
Schon bei den Füchsen Berlin zeigte
sich:Erhatte recht. Denn nach der17:12-
Pausenführung gegen personell dezimierte
Berliner (unter anderem fehlten
mit Dejan Milosavljevund Silvio Heinevetter
zwei Torhüter) kehrten die
„schwarzen Minuten“ zurück. Begünstigt
durch eine unerklärliche Hektik im
Zebra-Tross holten die Füchseauf, sorgte
eine Rote Karte gegenMijajlo Marsenic
im Duell mit Miha Zarabec für emotionalen
Zündstoff und einen Hexenkessel
Max-Schmeling-Halle, in der die
Kieler viel Lehrgeld zahlten und mit dem
28:29 auch gleich die Tabellenführung
wieder an Flensburg verloren.
KRAFTAKTE UND ENERGIESPARMODUS
Feueralarm-Pause: Filip Jicha (v.li.), Viktor Szilagyi und Christian Sprenger warten mit der
Mannschaft im Presseraum auf die Fortsetzung des Pokal-Viertelfinals. FOTO: THW KIEL/ ROBOHM
Gelegenheit, sie wieder zurückzuerobern,
gab es drei Tage später, schon
wieder beim TVB Stuttgart –dieses Mal
Fortsetzung auf Seite20
18 | ZEBRA JOURNAL | JUNI 2020
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DER WEG DURCH DIE SAISON
Gegen Jahresende gab es gleich mehrfach enttäuschte Mienen bei den Zebras um Harald Reinkind (v.li.), Pavel Horak, Miha Zarabec und
Steffen Weinhold.
FOTOS (2): UWE PAESLER
aber in der weniger feueralarmgefährdetenPorsche-Arena.
Und gegen einen
etwas weniger bissigen TVB. Die
Schwächephase nach hoher Führung
konnten die Zebras beim 29:21 (13:7)-
Sieg dennoch nicht abstellen. Zwischenzeitlich
schmolz ihr Sechs-Tore-
Vorsprungauf nur noch ein Törchenzusammen.
In der Schlussphase brachte
Domagoj Duvnjak (Jicha: „Er hat immer
dann Verantwortung übernommen,
wenn es nicht lustig war.“) die nötige
Ruheins Spiel, ließ Dario Quenstedt nur
noch einen der letzten fünf Stuttgarter
Würfe passieren –die Tabellenführung
wechselte wieder nach Kiel. Zufrieden
waren die Kieler aber nicht. „Wir sind
noch keine Top-Mannschaft“, sagte
Hendrik Pekeler, der bei deutlichen
Führungen „vielleicht eine innere Zufriedenheit“
ausgemacht hatte. Es fehle
der Killerinstinkt, das Vermögen, den
Sack frühzeitig zuzumachen.
Die Unzufriedenheit über die Leistungsschwankungen
im eigenen Spiel
bekam Aufsteiger HBW Balingen-Weilstetten
zu spüren, mit dem die Zebras
kurzen Prozess machten und ihn mit
36:26 (19:10), nach der Pause im Energiesparmodus
(vier vergebene Siebenmeter
inklusive), nach Hause schickten.
Das Weihnachtsfest vor Augen folgte
das Waterloo gegen die HSG Wetzlar.
Zwei Tage vor Heiligabend blieben
beim Kieler Publikum alle Wünsche offen,
als die Mannschaft von Kai Wandschneider
die Sparkassen-Arena stürmte
und sich einen 27:20 (13:9)-Sieg bescherte.Und
die Zebras? Kraftlos,ideenlos,
glücklos lieferten sie die
„schlechteste Leistung dieser Saison“
(Duvnjak) ab. Filip Jicha sprach anschließend
vom „fatalen Versagen der
Schützen“. Besinnlichkeit? Fehlanzeige!
Am zweiten Weihnachtstag musste
der THW bei FrischAuf Göppingen bestehen,
um echte Krisenstimmung kurz vor
der EM-Pause zu vermeiden. Trotz Fersenprellung
biss Niklas Landin auf die
Zähne, auch Steffen Weinhold, der wegen
Fußbeschwerden die EM sausen
ließ, stand bereit, Verantwortung zu
übernehmen. Der knappe 27:26 (16:15)-
Sieg war kein spielerischer Befreiungsschlag,
sondern „ein reiner Kraftakt“
(Jicha). Doch auch der brachte zwei
Punkte,verhinderteeine handfeste Krise.
Ebenso wie der ungefährdete 31:24
(18:13)-Heimsieg über den TBV Lemgo
zum Jahresausklang. Ende gut, alles gut
– als Tabellenführer verabschiedeten
sich die Zebrasindie EM-Pause.
DOMINANZNACHDER EM-PAUSE
Die Europameisterschaft in Norwegen,
Österreich und Schweden erwies
sich für viele Zebras als Impuls zur rechten
Zeit. DomagojDuvnjak hob sein Abwehr-Spiel
an der Spitze der kroatischen
5:1-Deckung auf ein neues Level,
wurde zum besten Spieler des Turniers
gewählt. Nikola Bilyk avancierte, getragen
vom österreichischen Heimpublikum,
zum drittbesten Torschützen des
Turniers, Harald Reinkind gewann mit
Norwegen Bronze,Miha Zarabec sorgte
mit Slowenien bis zum Halbfinal-Aus
gegenden späteren Europameister Spanien
für Furore, und Hendrik Pekeler
und Patrick Wiencek bildeten im Innenblock
des DHB-Teams das unverzichtbare
Gerüst für Platz fünf. Pekeler
Fortsetzung auf Seite 22
Domagoj Duvnjakholtefür den THW oft die Kohlen aus dem Feuer.In
Berlin konnteaber auch er die Niederlage nicht verhindern. FOTO: DPA
Mit allen Mitteln versuchten Patrick Wiencek (v.li), Hendrik Pekeler
und Nikola Bilyk die HSG Wetzlar zu stoppen –vergeblich.
20 | ZEBRA JOURNAL | JUNI 2020
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DER WEG DURCH DIE SAISON
(Achillessehnen) und Wiencek (Knie)
kehrten dann auch angeschlagen nach
Kiel zurück. Abgesehen davon blieb der
THW Kiel von EM-Verletzungen verschont.
Und die Liga wartete gleichmit einem
Spitzenspiel auf: Eine Woche nach dem
EM-FinalereistendieKielerzurTSVHannover-Burgdorf,zudieserZeitihrdirekter
Verfolger. Und holten die Niedersachsen,
die davon träumten, den Tabellenführer
zu stürzen, schnell auf den Boden
der Tatsachen zurück. Niklas Landin
hatte seine Fersenprellung überstanden
und nach dem enttäuschenden Vorrunden-Aus
der Dänen bei der EM nun besonders
großen Titelhunger. 17 TSV-
Würfe parierte er,während Hendrik Pekeler
den schmerzenden Achillessehnen
trotzte.Dem Kreisläufer gelang das
Kunststück, sich mehr übers Feld zu
schleppen als zu laufen, aber immer im
richtigen Moment Hannovers Regisseur
Morten Olsen auf den Füßen zu stehen.
„Das mag der nämlich gar nicht.“ Gesagt,
getan, gewonnen – mit 32:25
(18:13), Meisterambitionen untermauert
–ein Ausrufezeichen.
DasnächstefolgteimChampions-League-Heimspiel
gegen Vardar Skopje.Der
mazedonische Spitzenklub hatte seit
dem Hinspiel weiter anSchrecken eingebüßt,
den Trainer gewechselt, erneut
finanzielle Schwierigkeiten offenbart.
Eine Top-Mannschaft in Auflösung begriffen
gastierte in Kiel, gab sich aber
keineswegs von vornherein geschlagen.
Trotzdem hatte der THW von Anfangan
alles im Griff, 15 Landin-Paraden trugen
maßgeblich dazu bei. Und als die Nordmazedonier
im zweiten Durchgang müde
gespielt waren, konnten die Zebras
bis zum 34:23 (18:14)-Sieg davonziehen.
Von EM-Müdigkeit war auch gegen
den HC Erlangen nichts zu spüren. Nach
einerSchrecksekunde, als Patrick Wiencek
nach einem unglücklichen Ellenbogencheck
an die Schläfe kurzzeitig bewusstlos
zu Boden ging, schüttelten sich
dieKielereinmalundknacktendenHCE
mit ihrer 3:2:1-Abwehr.Auch ohne Bilyk
(Infekt) und Wiencek, der noch eine weitere
Partie aussetzen musste, konterten
sie sich zum 29:15 (12:8).
Wienceks Fehlen im anschließenden
Königsklassen-Spitzenspiel ließ die Zebras
noch engerzusammenrücken. „Wir
brauchenjedenKieler“,appellierteTrainer
Jicha vor dem vorgezogenen Duell
um den Gruppensieg mit Telekom
Veszprém an die Fans. Und die lieferten,
schufen Spitzenspiel-Atmosphäre für
den Kampf mit dem Starensemble vom
Balaton. Sie sahen eine Begegnung auf
Augenhöhe,jederzeitumkämpft,niebereit,
sich vorentscheidend in eine Richtung
zu neigen. Sie sollte erst in letzter
Sekunde ihren Sieger finden, als Niklas
Landin den letzten Wurf von Vuko Borozan
parierte. Es war so knapp, dass sogar
Hendrik Pekeler trotzteden Achillessehnen-Schmerzenund überzeugtebeim Start nach der
EM wie seine Teamkollegen mit einer starken Leistung in Hannover. FOTO: IMAGO /JOACHIM SIELSKI
Hendrik Pekeler, der sonst mit dem
Schlusspfiff stets eine detaillierte Analyse
parat hat, keinen Grund für den 29:28-
Sieg ausmachen konnte, an dem er
selbst mit einer Weltklasse-Leistung in
Angriff und Abwehr beteiligt war. „Wir
haben halt ein Tormehrgemacht“, sagte
er trocken. Das „Warum“ war auch egal,
das „Was“ zählte –dennmit diesem Sieg
hatten die Kieler den Gruppensieg und
damit den direkten Einzug ins Viertelfinale
sicher.
Und die Phase der Kieler Dominanz
war noch nicht vorbei, den TVB Stuttgart
–mit Bundesliga-Rückkehrer und Ex-
Zebra Christian Zeitz –schickten sie mit
einem35:23 (19:11)-Kantersieg wieder in
die Heimat,reistendann zum HBWBalingen-Weilstetten,umdort
mit 32:20 (18:11)
zu siegen. Nur keine unnötigen Punkte
in der Liga lassen, lautete die Devise,
während vermeintliche Underdogs immer
wieder für Favoritenstürze sorgten–
wie zum Beispiel das abgeschlagene Tabellenschlusslicht
HSG Nordhorn-Lingen
bei den Füchsen Berlin.
(FAST) MAKELLOSES KALENDERJAHR
Die Zebrasverlegten sich also darauf,
die wirklich wichtigen Punkte einzusammeln
und erledigten ihre letzten beiden
Gruppenphasen-Auswärtsreisen in
der Champions League im Energiesparmodus.
Die 30:33 (13:16)-Niederlage bei
Meshkov Brest und die 30:32 (18:16)-Niederlage
bei Vive Kielce waren die ersten
Punktverluste im neuen Kalenderjahr
und quasi bedeutungslos. Denn in der
Liga waren die Zebras weiterhin da,
wenn es drauf ankam. Zum Beispiel bei
GWDMinden,imvierten Auswärtsspiel in
Folge. Trotz des 16:17-Rückstands zur
Pause blieben sie ruhig, drehtendas Ergebnis
rechtzeitig in einen 29:26-Sieg
und erfüllten damit den Wunsch von
TrainerFilipJicha, der vor der Partie gefordert
hatte, seine Schützlinge mögen
sich „bloß nicht ablenken lassen“. Im
SinnhatteerdabeidasnahendeSpitzenspiel
gegen die Rhein-Neckar Löwen
nur vier Tage später.Estraf aber auch auf
die sich inzwischen häufenden Nachrichten
über die rascheAusbreitungdes
Coronavirus nun auch in Deutschland
zu.
Die Tragweite des Schlagwortes „Corona“
hätte man schon im Vorfeld der
Partie gegen die Rhein-Neckar Löwen
erahnen können. Beim Tabellensechsten,
kürzlich von einer EHF-Cup-Reise
aus Spanien zurückgekehrt, fehlte Ale-
22 | ZEBRA JOURNAL | JUNI 2020
DER WEG DURCH DIE SAISON
xanderPettersson mit Fieber.Auch Jannik
Kohlbacherhatte noch kürzlichüber
Fieber geklagt, spielte trotzdem. Gedankenaneine
Infektionmit dem Coronavirus(die
sich später bei beiden sowie
zahlreichen anderen Mitgliedern aus
dem Löwen-Tross bestätigte) verdrängte
die Handball-Nachrichtenlage. Die
Schweigeminute für den ehemaligen
THW-Aufsichtsratsvorsitzenden Reinhard
Ziegenbein, Martin Schwalbs
Comeback als Trainer bei den Mannheimern,
die Chance auf wegweisende
„Big Points“ für den THW Kiel. Die sicherten
sich die Zebras in der zweiten
Halbzeit, in der den Mannheimern nur
noch sechs Tore gelangen.Sowurde das
27:21 (13:15) zu einem THW-Sieg mit
Signalwirkung. Und obwohl noch während
die Spieler unter der Dusche standen,
die politische Forderung nach einem
Großveranstaltungsverbot die
Runde machte, konnte an diesem
Abend noch niemand glauben, dass es
der letzte Auftritt der Zebras in dieser
Saison gewesen sein sollte.
Doch genau so war es, denn in den folgenden
Tagen und Wochen gab es kein
anderes Thema mehr als die sich rasch
ausbreitende Pandemie und Möglichkeiten
ihrer Eindämmung. Am 21. April
stimmten die Klubvertreter mit großer
44 Tage nach der Meister-Entscheidung der Liga bekam die Zebra-Herde die Schale überreicht.
Eine denkwürdige Feier –mit ganz viel Abstand und wenig Jubel. FOTO: UWE PAESLER
Mehrheit für einenAbbruch der Saison,
der THW wurde nach der Quotientenregelung
zum Meister erklärt. Video-
Schalte statt Bierduschen, stille Freude
statt Party auf dem Rathausbalkon. Ein
merkwürdiger Triumph nach jahrelanger
Meister-Flaute.
MERKWÜRDIGE MEISTERFEIER
44 Tage nach der Meister-Entscheidung
kamen die Zebras dann zueiner
skurrilen Ehrung in ihrer gespenstisch
leeren Heimspielstätte zusammen. Unter
dem spärlichen Applaus weniger
handverlesener Teilnehmer musstensie
sich ihre Medaillen selbst umhängen.
Nach der Übergabe der Schale
schwenkte Kapitän Domagoj Duvnjak
sie ein bisschen unbeholfen hin und her,
küsste sie mit Mundschutz. GroßeFreude
wollte nicht aufkommen. Geisterfeier
statt Meisterfeier. Nikola Bilyk gab einen
Einblick in die Gefühlswelt der Zebras:
„Es ist ganz komisch. Wir hätten
die Saison so, so gernezuEnde gespielt.
Die Emotionen und Gefühle fehlen, die
normalerweise in solchen Momentenda
sind. Ich hoffe, dass sich diese Situation
nicht mehr wiederholenwird.“
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JUNI 2020 | ZEBRA JOURNAL | 23
SAISON-STATISTIK
24 | ZEBRA JOURNAL | JUNI 2020
BUNDESLIGASAISON 2019/2020
Handball-Bundesliga |Saison 2019/2020
Torhüter -Paraden
1. Johannes Bitter
2. Jannick Green
3. Niklas Landin
4. Daniel Rebmann
5. Nebojsa Simic
6. Peter Johannesson
7. MalteSemisch
8. Till Klimpke
9. Nikolas Katsigiannis
10. Joel Birlehm
.
27. Dario Quenstedt
TVBStuttgart
SC Magdeburg
Frisch AufGöppingen
MT Melsungen
TBVLemgo Lippe
GWDMinden
HSGWetzlar
HC Erlangen
SC DHfK Leipzig
Torhüter -gehaltene Siebenmeter
1.
2.
3.
Johannes Bitter
Bart Ravensbergen
Nebojsa Simic
Dejan Milosavljev
TVBStuttgart
HSGNordhorn-Lingen
MT Melsungen
Füchse Berlin
5.
6.
Joel Birlehm
Jannick Green
SC DHfK Leipzig
SC Magdeburg
Nikolas Katsigiannis HC Erlangen
16
GorazdSkof Eulen Ludwigshafen
16
9. Niklas Landin
14
MalteSemisch GWDMinden
14
Till Klimpke HSGWetzlar
14
Björn Buhrmester HSGNordhorn-Lingen 14
Torbjørn Bergerud
.
SG Flensburg-Handewitt 14
31. Dario Quenstedt
5
98
281
243
231
212
204
199
180
178
172
166
24
21
19
19
17
16
KN-Grafik|
lina.schlapkohl@kieler-nachrichten.de |Quelle: Handball-Bundesliga
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JUNI 2020 | ZEBRA JOURNAL | 25
BUNDESLIGASAISON 2019/2020 –TORJÄGER UND ZEITSTRAFENSÜNDER
Handball-Bundesliga |Saison 2019/2020
Torschützen
1. Bjarki Mar Elisson
2. Hans Lindberg
3. Michael Damgaard
4. Robert Weber
5. Niclas Ekberg
6. MarcelSchiller
7. Patrick Zieker
8. Timo Kastening
9. UweGensheimer
10. Jeffrey Boomhouwer
.
37. Harald Reinkind
52. Nikola Bilyk
58. Hendrik Pekeler
72. Domagoj Duvnjak
93. Patrick Wiencek
95. Magnus Landin
108. Lukas Nilsson
115. SteffenWeinhold
132. Miha Zarabec
159. Ole Rahmel
174. Rune Dahmke
253. Gisli Kristjánsson*
257. Dario Quenstedt
267. PavelHorak
Niklas Landin
TBVLemgo Lippe
Füchse Berlin
SC Magdeburg
HSGNordhorn-Lingen
Frisch AufGöppingen
TVBStuttgart
TSVHannover-Burgdorf
Rhein-Neckar Löwen
Bergischer HC
davonSiebenmeter
89 (0)
80 (0)
74 (0)
66 (0)
54 (0)
54 (5)
48 (0)
46 (0)
42 (3)
30 (0)
26 (0)
4 (0)
3 (0)
2 (0)
2 (0)
216 (72)
203 (104)
166 (0)
164 (58)
164 (102)
157 (72)
144 (45)
144 (50)
134 (59)
131 (44)
KN-Grafik|
lina.schlapkohl@kieler-nachrichten.de |Quelle: Handball-Bundesliga |
*Gisli Kristjánsson spielte ab Januar 2020 für den SC Magdeburg und hat je
zwei Tore für den THW und für den SCM geworfen
Kam aus Berlin und war beim TBV Lemgo
Lippe sogleich in Trefferlaune: Bjarki Mar
Elisson. Der Isländer sicherte sich die Torjägerkrone.
FOTO: IMAGO /EIBNER
An Gunnar Dietrich vorbeizukommen, ist
kein Vergnügen, wie auch Leipzigs Franz
Semper in diesem Duell feststellen musste.
Dietrichs Attacken wurden in der vergangenen
Bundesliga-Saison 26-mal mit Zeitstrafengeahndet.
Zweimal sah der Kapitän
der Eulen LudwigshafenRot.
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Handball-Bundesliga |Saison 2019/2020
Zeitstrafen
1. Gunnar Dietrich Eulen Ludwigshafen
26
2. KaiDippe
Eulen Ludwigshafen
24
3. Nikolai Link HC Erlangen
23
4. Jakov Gojun Füchse Berlin
23
5. Lucas Meister GWDMinden
23
RomasKirveliavicius Balingen-Weilstetten
23
7. Jacob Bagersted Frisch AufGöppingen
22
8. Sebastian Firnhaber HC Erlangen
21
9. Adam Lönn TVBStuttgart
21
10. Nils Torbrügge HSGWetzlar
20
.
Piotr Chrapkowski SC Magdeburg 20
18.
40.
84.
102.
131.
161.
186.
189.
215.
Hendrik Pekeler
Steffen Weinhold
Patrick Wiencek
Harald Reinkind
Nikola Bilyk
Lukas Nilsson
Ole Rahmel
Rune Dahmke
Niklas Landin
Domagoj Duvnjak
PavelHorak
Niclas Ekberg
Miha Zarabec
4
4
7
6
13
17
Rote Karten
2
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Magnus Landin 1
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1
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1
1
2
4
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lina.schlapkohl@kieler-nachrichten.de |Quelle: Handball-Bundesliga
26 | ZEBRA JOURNAL | JUNI 2020
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DIE CORONA-CHRONOLOGIE
. FOTO: SASCHA KLAHN
Und kein Ball fliegt mehr
Das Virus kamlangsam, leise, entfaltete zusehends seine
pandemische Wucht. Die Krise um das Coronavirus brach
sich auch in den Mikrokosmos Handball hinein Bahn. Wie
paralysiert wurde eine ganze Sportart von der Dynamik der
Entwicklungen überrollt. Und mit ihr Rekordmeister THW
Kiel, der ungewöhnliche Maßnahmen ergriff, handlungsfähig
blieb. Eine Chronologie der Ereignisse.
VON TAMO SCHWARZ
Am 8. März ahnt noch niemand etwas
von der Krise, die schon wenige Tage
später losbrechen soll. Die Stimmung ist
durch die Trauer um den ehemaligen
THW-Aufsichtsratsvorsitzenden Reinhard
Ziegenbein getrübt. Die Zebras siegen
im Spitzenspiel gegen die Rhein-
Neckar Löwen mit 27:21, die Nationalspieler
Hendrik Pekeler, Steffen Weinhold
und Patrick Wiencek verabschieden
sich zur Nationalmannschaft, voller
Vorfreudeauf die Arbeit mit dem neuen
Bundestrainer Alfred Gislason. Und
dann?
Schon zwei Tage später macht die Absage
von Großveranstaltungen inStädten
und Kreisen die Runde. Schleswig-Holstein
untersagt wenig späteralle Veranstaltungen
mit mehr als 1000 Besuchern
bis zum 10.April. Dem THW Kiel drohen
zu diesem Zeitpunkt somit mindestens
zwei Geisterspiele gegen den Bergischen
HC und SC Magdeburg. THW-GeschäftsführerViktor
Szilagyi spricht von
einer „nie dagewesenen Ausnahmesituation“.
Und die Nationalmannschaft?
Zunächst soll das Test-Länderspiel am
13.März gegen die Niederlande stattfinden
–ohne Zuschauer.
Fast täglich: Richtungswechsel, neue
Entwicklungen, pure Dynamik. Das
Länderspiel gegen die Niederlande am
13. März wird abgesagt. Die Handball-
Bundesligasetzt ihren Spielbetrieb aufgrund
des Coronavirus zunächst bis zum
Fortsetzung auf Seite 30
Ein Satz sorgte am 8. Dezember in
der Sparkassen-Arena für einen außerordentlichen
Gänsehaut-Moment:
„Ich bin Kieler, und ich bleibe Kieler.“
Per Videobotschaft verkündete
Rune Dahmke seine Vertragsverlängerung
bis 2022.Bereits im August hatte
Dahmkes Linksaußen-Positionskollege
Magnus Landin seinen Vertrag bis
2023 verlängert. Damit ist der THW
auf dem linken Flügel für die Zukunft
gut aufgestellt.
Ein großes Fragezeichen hatte es
auch in Sachen Domagoj Duvnjak gegeben.
Würde der Kroate den Verein
nach Ablauf seines Vertrages im
Zebrastreifen
Sommer 2020 verlassen (müssen),
wenn Superstar Sander Sagosen an
die Förde wechselt? Die Antwortgaben
die Zebras im September: Sagosen
kommt, Duvnjak bleibt – der
Käpt’n verlängert seinen Vertrag um
zwei Jahre bis 2022. „Ich bin überglücklich“,
sagte „Dule“ im Anschluss.
„Ich bleibe, um zu helfen.“
Für die Fans des THW gab es aber
noch mehr Grund,ausgelassen zu jubeln.
Und manchmal hatten sie
durch ihr Votum sogar maßgeblichen
Anteil daran: Bei der Wahl zum Kieler
Sportler des Jahres 2019 lag Torwart
Niklas Landin in der Gunst der Wähler
ganz vorn und trat damit in die
Fußstapfen seiner Vorgänger zwischen
den schwarz-weißen Pfosten
in der Kieler Arena –Michael Krieter,
Henning Fritz, Thierry Omeyer.Völligverdient,
bescherte 2019 dem Dänen
doch nicht nur den Weltmeistertitel
mit der dänischen Nationalmannschaft,
sondern gleich zwei
„Pötte“ mit dem THW,den DHB-Pokal
und den EHF-Cup im heimischen
„Wohnzimmer“ Sparkassen-Arena.
Landin:„Ich bin überrascht–das bedeutet
mir sehr viel.“
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28 | ZEBRA JOURNAL | JUNI 2020
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DIE CORONA-CHRONOLOGIE
22. April aus, die Champions League soll
bis zum 12. April pausieren. Das Final
Four um den DHB-Pokal in Hamburg
(4./5.April) wird verschoben. „Jetzt geht
es auch um die Solidarität der Vereine
untereinander“, sagt Szilagyi. Der THW
steht vor einer sechswöchigen Pflichtspielpause.
Den Klubs droht – auch angesichts
möglicher Geisterspiele –ein finanzielles
Fiasko. Frank Bohmann, Geschäftsführer
der Handball-Bundesliga
(HBL) favorisiert erstmals ein Szenario,
bei dem der aktuelle Tabellenstand für
die Saisonwertung herangezogen würde:
„Dann wäre der THW deutscher
Meister.Ich denke, dass auch keiner etwas
dagegen sagen würde.“
Am 17. März trifft das Coronavirus die
Zebras zum ersten Mal ganz unmittelbar:Quarantäne!NationalspielerJannik
Kohlbacher ist positiv auf das Virus getestet
worden, der Deutsche Handballbund
schickt alle Akteure, diebeim ersten
Gislason-Lehrgang in Aschersleben
dabeiwaren,ineine zweiwöchige häusliche
Quarantäne –also auch die Kieler
Pekeler,Weinhold und Wiencek. Das Pokal-Final-Four
ist auf den 27./28. Juni
verschoben.
HBL-Präsident Uwe Schwenker rechnet
schon am 22. März nichtmehr mit einer
Fortsetzung der Saison, die HBL beziffert
den Schaden auf 25 Millionen Euro.
„Die Lage ist sehr ernst“, sagt der
ehemalige THW-Manager. Auch für
Marc Weinstock, Aufsichtsratsvorsitzender
der Zebras, machen „Geisterspiele
keinen Sinn“. Weinstock spricht
von der „größten Wirtschaftskrise seit
dem Zweiten Weltkrieg“. Längst gilt der
Fokus der kommenden Saison. Aber
wann und wie geht es überhaupt weiter?
Am 8. März saßen hier zum letzten Mal THW-Fans. Seitdem hat esinder Kieler Sparkassen-
Arena
„
kein Spiel mehr gegeben.
FOTO: SASCHA KLAHN
Als Familie steht man
in guten und inschlechten
Zeiten zusammen.
Domagoj Duvnjak,
THW-Kapitän
Für den THW Kiel mit Kurzarbeit und
Gehaltsverzicht. Spieler, Trainer, Mitarbeiterder
THW KielHandball-Bundesliga
GmbH &Co. KG willigen am 2. April
geschlossen in die Kurzarbeit ein,darüber
hinaus verzichten die Profis auf (erhebliche)
Teile ihres Gehalts. So will der
Klub das Minus aus drei ausgefallenen
Bundesliga-Heimspielen sowie Einnahmeverlusten
aus dem DHB-Pokal –nach
Berechnungen unserer Zeitung eine siebenstellige
Summe –ausgleichen. Der
THW beschreitet bei der Krisenbewältigung
allerdings einen Sonderweg, entscheidet
sich für „Besserungsscheine“.
Alle 40 Mitarbeiter sollen einen Teil des
Verzichts zurückerhalten, wenn das Ergebnis
des Geschäftsjahres 2019/2020
am Ende besser ausfällt als angenom-
men. So wird es im Juni auch kommen.
„Als Familie steht man in guten und in
schlechten Zeiten zusammen“, sagt
THW-Kapitän Domagoj Duvnjak.
Am 5. April nimmt ein möglicher Saisonabbruch
erste Konturen an. Sportliche
Absteigersollesnicht geben, die Liga
auf 20 Mannschaften aufgestockt
werden. Zudem wird es in der kommenden
Saison keinen DHB-Pokal geben.
Jetzt wäre der 16. Mai der späteste Termin
für einen möglichen Re-Start. Virologen
schließen Spiele unter Einbeziehung
von Publikumbis zum Jahresende
mittlerweile zum Teil sogar ganz aus.
Abgehakt! Die Politik gibt am 15. April
die Richtung vor: Großveranstaltungen
bleibenbiszum31.Augustuntersagt.„In
dieser Saison werden wir, glaube ich,
keinen Handball mehr sehen“, prognostiziert
Viktor Szilagyi. „Geisterspiele
würden den wirtschaftlichen Schaden
nur erhöhen.“ Das Final Four in der
Trauer beim THW Kiel: Am 22. Februar
ist Reinhard Ziegenbein nach
schwerer Krankheit im Alter von 63
Jahren gestorben. Zehn Jahre lang
hatte der Rechtsanwalt und Notar
dem Aufsichtsrat der Zebras angehört,
war ab 2014 Vorsitzender des
Kontrollgremiums. Bereits im Februar
hatte Ziegenbein aus gesundheitlichen
Gründen seinen Abschied
verkündet.
Insgesamt prägte Ziegenbein ereignisreiche
und erfolgreiche Jahre
beim THW, indenen der Klub allein
fünf Meistertitel und zweimal den
Gewinn der Champions League feiern
konnte. In der Zeit von 2009 bis
Zebrastreifen
zu seinem Ausscheiden2019wurden
zudem Meilensteine in Sachen Zukunftsausrichtung
und Professionalisierung
gesetzt. Besonders stolz
war Reinhard Ziegenbein darauf,
nach vielen Jahren der Planung in
seinerAmtszeit als Aufsichtsratsvorsitzender
endlich das THW-Leistungszentrum
in Altenholz realisiert
zu haben. In seine Zeit als Vorsitzender
fielen allerdings auch stürmische
Jahre der sportlichen Krise, die Ziegenbein
authentisch und vor allem
unbeugsam durchschiffte. Das Festhalten
an seinem
Freund
Alfred Gislason
bezeichnete
Ziegenbein
als „schwierigste
Entscheidung“
seiner Amtszeit.
Doch Ziegenbein
hielt
dem Druck von
innen und außen
stand –und
hinterließ schließlich ein bestelltes
Feld, ordnete die sportliche Zukunft
für die Ära nach Alfred Gislason. tas
30 | ZEBRA JOURNAL | JUNI 2020
Krisenbesprechung: Nach diesem Treffen im März imTrainingszentrum in Altenholz sollten sich die Zebras fast drei Monate nicht mehr in
Mannschaftsstärketreffen. Die Kontaktbeschränkungen in der Corona-Krise verhinderten es.
FOTO: SASCHA KLAHN
Champions League wurde bereits auf
den 22./23. August verschoben. In der
Bundesliga stehen die Zeichen auf Abbruch.
Füchse-Manager Bob Hanning
prescht mit einem Vorschlag nach vorne:
Turbo-Finale mit allen Teams an einem
Ort in Turnierform –Quarantäne-
Hotel inklusive.
Am 21. April ist der THW Kieldeutscher
Meister. Ein Titel für die Geschichtsbücher.Die
Saisonwird nach der Quotientenregel
berechnet, die Corona-Meisterschaft
–der 21. Titel für die Zebras –
hat einen Beigeschmack, auchwenn das
Votum der Klubs für einen Abbruch mit
63 von 70 Stimmen deutlich ausfällt. Der
Abbruch sei „bitter, aber alternativlos“
(Schwenker), der Titel sei „total verdient“
(Szilagyi). Filip Jicha erlebt mit
seinen Spielern eine virtuelle kleine
„Meisterfeier“ via Videokonferenz.
„Dieser Titel fühlt sicheinmalig an, und
ich hoffe, dass eseine einmalige Erfahrung
bleiben wird“, sagt der Tscheche.
Alle üblichen Feierlichkeiten fallen aus.
Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer
kündigt allerdings an: „Mein Balkon
steht für die nächste Partybereit.“
Auch bei der Europäischen Handballföderation
(EHF) fallen die Entscheidungen
am grünen Tisch. Am 24. April
erhält der THW das direkte Ticket für
den Einzug ins Final Four der Champions
League, das nun am 28./29. Dezember
in Köln ausgetragen werden soll.
Achtel- und Viertelfinale in der Königsklasse
sind gestrichen. Kurios: Norwegens
Superstar Sander Sagosen hat sich
mit Paris Saint-Germain für das prestigeträchtigeHalbfinale
qualifiziert, wird
im Dezember aber mit seinem neuen
Verein in der Lanxess Arena auflaufen –
dem THW Kiel.
Damit ist klar:Die Saison 2019/2020ist
für den THW Kiel endgültig beendet.
Das Pokal-Final-Fourist auf den 27./28.
Februar 2021 verschoben. Frühestens
am 2. September könnte die HBL mit
dem Supercup in Düsseldorfindie neue
Saison starten.
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JUNI 2020 | ZEBRA JOURNAL |31
Saison 2019|20 – d
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34 | ZEBRA JOURNAL | JUNI 2020
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JUNI 2020 | ZEBRA JOURNAL | 35
INTERVIEW MIT FILIP JICHA
Abschluss einer
denkwürdigen Saison.
Filip Jicha erscheint zum
Interviewtermin im
Schiffercafé am
Tiessenkai als Easy Rider
mit dem Motorrad. Der
38-jährige Tscheche ruht
in sich: trotz ungewisser
Zukunft, trotz der Sorge
um das Coronavirus. Und er
verrät: Sein Kader steht,
und daran werdesich auch
nichts mehr ändern.
„Ich vermisse
den Handball“
Herr Jicha, Sie wurden vonder Corona-
Pandemie ausgebremst. Wiehat sich
das auf Ihr Leben ausgewirkt?
Gewaltig! Zum ersten Mal in meinem
Leben bin ich so lange am Stück mit
meiner Familie zu Hause, schlafe in
meinem eigenen Bett. Dasist eine gewaltige
Umstellung, aber auch eine
schöne. Ich hatte schon einmal ein
Jahr Auszeit, um meine Ideen reifen
lassen zu können. Aber diese Situation
jetzt ist etwas anderes. Die ersten
paar Wochen habe ich die erzwungene
freie Zeit wirklich genossen.
Gärtnern, Spazieren, Homeschooling:
IhreFamilie dürfte sich über die
neu gewonnene Zeit mit Ihnen
gefreut haben, oder?
Ich habe den Tagimmer so gestaltet,
dass ich mich auch um Handball gekümmert
habe. Ich will die Zeit nicht
verschenken. Sechs, sieben Wochen
lang haben wir uns zu Hause von allem
distanziert. Ich habeinden ersten
zwei, drei Wochen für die Familie gekocht
–morgens, mittags, abends mit
allem Drum und Dran. Spanische Gerichte,
Meeresfrüchte. Keiner durfte
in die Küche, und ichhabe immer gesagt:
Bistro Jicha hat wieder geöffnet.
Nach drei Wochen war der Spaß aber
auch nicht mehr so groß. Außerdem
habe ich relativ viel zugenommen,
ich musste weg davon.
Auch Familienfilme
auf Netflix waren am Anfang
sehr beliebt –aber
das ist jetzt auch vorbei.
Danach kam schon auch
eine Phase, in der mir die
Decke ein bisschen auf den
Kopf fiel. Ich habe gemerkt:
Ich vermisse den
Handball. Ich musste
mich sortieren, das Wet-
Fortsetzung auf Seite40
FOTO: UWE PAESLER
38 | ZEBRA JOURNAL | JUNI 2020
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INTERVIEW MIT FILIP JICHA
ter wurde schlecht. Da musste ich ein
bisschen kämpfen. Alles war auf einmal
so weit weg. Jetzt denke ich aber, dass
wir auf dem richtigen Weg sind, das Virus
in den Griff zu kriegen. Und ich bin
ausgeruht, Feuer und Flamme.
Angenehmer Nebeneffekt: Konnten Sie
Ihr Handicap beimGolf verbessern?
Als die Plätze wieder geöffnet haben,
war Licht am Ende des Tunnels. Dann
bin ich abends los, umein paar Bälle zu
schlagen. Ich brauche nur zwei Minuten
zum Golfplatz. Dabei kann ich komplett
abschalten. Ich war ein sehr guter Golfer,als
ich nach Kiel kam aus Barcelona.
VoreinerWoche habe ich mit Daniel Kubes
eine Runde gespielt und musste feststellen,
dass ich wieder auf dem Niveau
von vor Spanien bin. Ich werde im Sommer
daran arbeiten.
Hatten Sie Sorge um IhreAngehörigenin
Tschechien?Wie haben Sie insgesamt den
Verlaufder Pandemie wahrgenommen?
Ich schätze essehr, inwelcher Welt wir
lebendürfen, gerade in Europa. Ich fühle
mich privilegiert, denn durch diese
Pandemie werdeneszigtausende Familien
schwer haben, sogar existenzielle
Probleme haben. Das macht mir Angst.
Davor habe ich großenRespekt. Bei meinen
Eltern weiß ich, dass sie sehr vernünftig
sind. MeineSchwester und meine
Nichtenhaben für sie eingekauft.
Zum erstenMal müssen Sie eine Zukunft
planen, bei der sogar der Start in die
nächste Saison völlig ungewissist –wie
gehen Sie diese Aufgabe an?
Du planst es fünfmal. Ich habe jetzt fünf
Szenarien. Die Sommervorbereitung
steht. Meine Mannschaft hatte ihr letztes
Training am 13.März. Solltedie Bundesliga
erst im Dezember oder sogar erst
im Februar wieder starten mit einem
neuen Modus, müsste ich noch einmal
umdenken. Es ist einfach ein Riesenunterschied
zwischen Fithalten und
Waldläufen und handballerischen Bewegungen.
Diese lange Pause ist etwas,
was man im Profisport allenfalls von den
Streiks in den amerikanischen Ligen
kennt. Darum müssen wir uns jetzt auch
an ihnen ein wenig orientieren.Der Körper
ist einfach nicht an diese lange Pause
gewöhnt. Viele werden das leider
nichtüberstehen. Darum muss man sich
als Trainerteam noch mehr Gedanken
machen,wie wir die Spielerauffangen.
Wann wünschen Sie sich den Re-Start?
So schnell wie möglich! Aus sportlicher
Sichtfände ich esgut, wenn die Athleten
nichtamEndeviele Spieleineinersehr
kurzen Zeit haben. Es wäre programmiert,
dass sie das nichtüberleben. Aber
im Moment muss sich nicht das Wirtschaftliche
an den Sport anpassen, sondern
umgekehrt. Amliebsten wäre mir
Der Gewinn der deutschen Meisterschaft in seiner erstenSaison als Cheftrainer brachteFilip
Jicha die Ehrung als Bundesliga-Trainer der Saison ein.
FOTO: UWE PAESLER
ein Start im September, aber ich weiß,
dass das nicht möglich ist. Wir müssen
uns anpassen.
Haben Sie das Gefühl, für jedes
Szenario gut aufgestellt zu sein?
Das bin ich. Das ist mein Job. Ich sehe
diese Zeit nicht als Krise, sondern als
Herausforderung. Man braucht viel
Fantasie. Alle fragen sich, ob oder wann
es eine zweite oder dritte Pandemie-
Welle geben wird. Ich habe mich intensiv
mit allen Szenarien beschäftigt, die
einen Saisonstart bis November vorsehen.
Später wäre eine herkömmliche
Saison nicht mehr möglich.
Deutscher Meister, Trainer des Jahres:
Haben Sie die Bilanz Ihrer Premierensaisonals
Coach überhaupt schon
realisieren können?
„ Ich habe nichts
erlebt, was ich nicht
erwartet habe. Aber ich
lerne jeden Tagdazu.
Ein wenig. Je mehr ich darüber nachdenke,
desto mehr finde ich es schade,
dass wir ausgebremst wurden. Meinen
Jungs wurde die Möglichkeit genommen,
um noch mehr zu spielen.Ich sage
nicht, dass wir etwas gewonnen hätten.
Aberich bin mir sicher,dass wir auf dem
richtigenWeg waren.Meine Belohnung
sind nicht persönliche Auszeichnungen,
sondern vielmehr die Energie in der Kabine.
Dafür lohnen sich zehn, zwölf Monateharte
Arbeit und Opfer.Ich war mit
unseremFlow,unserem Arbeitsambiente
sehr zufrieden. Oft hatte ich das Gefühl,
dass mich die Jungs nicht brauchen.
Es ist meinZiel als Trainer, das zu
merken. Wir waren auf einem gemeinsamen
Weg.
In der Retrospektive: Washaben Sie
übersich gelernt? Wo musstenSie
IhreMeinung ändern, umsteuern?
Ich habe nichts erlebt, was ich nicht erwartet
habe. Aber ich lerne jeden Tag
dazu. Das ist meine Lebenseinstellung.
Die Rolle des Cheftrainers fordert, dass
Fortsetzung auf Seite 42
40 | ZEBRA JOURNAL | JUNI 2020
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INTERVIEW MIT FILIP JICHA
Auch wenn die Gestik manchmal an seinen
Vorgänger Alfred Gislason erinnert, geht
Jicha als Coach seinen eigenen Weg. FOTO: PAE
man sein Ego ein bisschen unterdrückt.
Ohnemeine Erfahrung als Spielerkönnte
ich diesen Job niemals ausüben. Damals
war mein Ego sehr groß. Als Trainer
läuft das Geschäft anders. Wo ich
mich ändern musste? Wenn etwas, was
ich mir vorgenommen habe, mit der
Mannschaft nichtfunktioniert, kann ich
nicht stur bleiben, sondern muss etwas
anderes probieren. Das habe ich gelernt.
Der gegenseitigeRespekt hilft dabei
sehr. Die Gegenwart gehört nicht
mir, sondern meinen Spielern. Ich begleite
sie nur.
Fällt es Ihnen leicht, Ihr Ego
so sehrzuzügeln?
Mit meiner Spielerkarriere
habe ich ein Buch geschlossen,das
super schön war. Damit habe ich auch
ein paar meiner Eigenschaften geschlossen.
Geblieben ist nur meine Erfahrung,
und jetzt lebe ich mein neues
Leben. Das Leben ist wie eine Achterbahn–man
weißnie, was kommt.
Waswar in Ihrem neuen Leben
der schönste Moment?
Die schönste Entdeckung ist, dass es mir
tatsächlich Spaß bringt. Das konnte ich
nicht wissen, auch wenn ich ein Bauchgefühl
hatte. Ich bin jetzt ein Handballtrainer,
aber realisiere das noch gar
nicht. Ich lebe und mache das, es macht
mir Spaß. Aber ich nehme mich noch
nicht als Handballtrainer wahr.
Es warnicht zu erwarten, dassin
allen Wettbewerben viele Rädchen
so schnellineinandergreifen –was
wardafür ausschlaggebend?
Mehrere Komponenten. Ich habe viel
Erfahrung als Spieler sammeln können
und hatte das Glück, immer in Mannschaften
zu spielen, die gut organisiert
waren und um den Erfolg spielten. Ich
war ein Teil davon, dass es funktioniert
hat.Das konnte kein Zufall sein. Zudem
hat Alfred als mein Vorgänger schon
viele Dinge übergeben an mich. Das ist
nicht selbstverständlich, dafür bin ich
ihm dankbar.Dritter Punktist das letzte
Jahr hier in Kiel an seiner Seite. Ich erinnere
mich noch an meine ersten Trainingseinheiten:
Alfred ist einfach gegangen.
Als junger Trainer brauchst du
ein gewisses Feedback. Ich hatte dann
schon im Oktober begriffen: Du bekommst
als Trainer kein Feedback. Du
musst dein Ding machen. Ohne Alfred
wäreesnicht möglich, dass ich jetztmeinen
eigenen Weggehe.
Wiehat sich die Zusammenarbeit
mit Ihrem Co-Trainer Christian
Sprenger entwickelt?
Ich habe ihn relativ schnell nach dem
Jobangebot gefragt: Machst du das mit
mir? Ich schätzte ihn schon als Spieler.
Er ist eine Bereicherung, ein Riesengewinn
für den THW Kiel. Mit solchen
Menschen willst du Kriege gewinnen.
Ich schätze ihn, weil er auch kritisch zu
mir ist. Ich freue mich, dass wir um die
Mannschaft herum so viele tolle Menschen
haben. Das macht diesen Verein
einmalig. Ich versuche, so viele wie
möglich einzubinden. Schaut man sich
die US-Profiligen als Vorbild an: Dort
hastdu15Spieler und 30 Leute im Staff.
Und jeder ist wichtig. Das versuche ich
aufzubauen.
Istdie Ärader Beleidigungsstunden
vorbei, oder fliegenbei Filip Jicha
auchmal die Fetzen?
Ich koche oft vor Wut. Oft kriegen Viktor
(Geschäftsführer Szilagyi, d. Red.) und
Sprengi nur die erste Welle ab. Aber so
wie in den 90er- Jahren, beispielsweise
bei Noka, ist es bei mir nicht. Manchmal
mache ich schon etwas kaputt. Aber ich
streue kein Salz in die Wunden, werde
nicht persönlich.
„ Am Ende geht es
aber nicht darum, dass
Filip Jicha recht hat,
sondern dass der Handball
gewinnt und wir ihn immer
weiter verbessern.
Haben Sie den Eindruck, sich gestalterisch
einbringen zukönnen beim Verein, bei der
Liga, bei den Verbänden, wenn es um die
Zukunft geht?
Natürlich versuche ich, eine Stimme zu
sein und meine Meinung zu sagen. Das
habeich immer getan,und da wird mich
niemand ändern. Ich melde mich aber
nur,wenn ich auch etwas zu sagen habe.
Diese Stimmebringe ich zum Beispiel in
den Trainerrunden ein, und zwar aus der
Überzeugung, den THW Kiel und meine
Spieler zu vertreten. Für diese Spitzenspieler
wird häufig zu kurz gedacht. Sie
machen aber die Qualität unsererSportart
aus.
Finden Sie da Gehör?
Wiedas halt so ist, wenn man eine Gruppe
vertritt, die nur 20 oder 15 Prozent der
Gesamtheit ausmacht. Soungefähr findet
man dann ja auch Gehör.Aber das ist
ein politisches Leben, und da muss man
sich die Zeit nehmen, diskutieren und
immer wieder seine Gründe benennen.
Ich kann auch die Vereine verstehen,
die nicht so viele NationalspielerimKader
haben,die 80 Prozent der Menschen
im Handball, die nichtinder Champions
Fortsetzung auf Seite 44
42 | ZEBRA JOURNAL | JUNI 2020
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INTERVIEW MIT FILIP JICHA
League spielen. Das ist manchmal sehr
mühsam,das kannte ich noch nicht, und
oft merke ich auch, dass ich da noch viel
lernen muss. Am Ende gehtesaber nicht
darum, dass Filip Jicha recht hat, sondern
dassder Handball gewinnt und wir
ihn immer weiter verbessern.
IhreThemen sind in diesem Zusammenhang
häufig die übermäßige Belastung
der Spitzenspieler und zuletzt auchimmer
wieder die Regelauslegung, vorallem
beim Zeitspiel –für das Sie sich eine Shotclockwünschen.
Sonst noch etwas?
Wie man das alles unter einen Hut bekommt.
Käme der THW Kiel, oder auch
Flensburg oder die Rhein-Neckar Löwen,
nicht als Spitzenverein, würden
vielleicht bei unseren Auswärtsspielen
nicht soviele Leute in die Arenen kommen.
Davon profitieren auch andere
Klubs, zum Beispiel durch Spitzenspielzuschläge.
Wenn die Spitzenvereine an
Niveau verlieren, verliert die ganze Liga
an Niveau. Ich vertrete mit meiner Meinung
nicht nur den THW Kiel, sondern
den Handball an sich. Aber es sind tatsächlich
sehr schwierige Themen. Was
das Regelwerk angeht, finde ich, dass
man auf die Statistiken schauen muss.
Die Angriffs-Dauer unserer Gegner ist
in der Bundesliga signifikant länger als
in der Champions League. Ich würde
vorschlagen,dassman für einen Angriff
30 Sekunden hat, aber dannnichtwie im
Basketball werfen muss, sondern dass
dann der Arm der Schiedsrichter hochgeht
und noch vier Pässe bleiben, um
weiterzuspielen. Prellen zählt als Pass.
Dann hätte man maximale Angriffslängen
von 35 bis 51 Sekunden,aber nicht –
wie jetzt teilweise –zweioder gar zweieinhalb
Minuten. In 30 bis 40 Sekunden
schafft man drei strukturierte Angriffe.
Wenn man damit nicht zum Torabschluss
kommt, weiß ich nicht, warum
man deshalb einen Vorteil haben sollte.
Diese Lösung würde auch den Druck
von den Schiedsrichtern nehmen, die
derzeit selbst entscheiden müssen,
wann sie passives Spiel anzeigen.
„ Wenn du nett bist
und aufpasst, dass
alle zufrieden sind,
wirst dunie nach
ganz oben kommen.
Finden Sie,der THW Kiel mussdaauch in
der öffentlichen Diskussion vorangehen?
Wiegesagt, dasist eine politische Frage.
Wenn der THW Kiel etwas sagt, sind 20
Prozent schon malgleich dagegen. Aber
wir kommen nur weiter, wenn wir miteinander
sprechen, auch mit den
Schiedsrichtern, vor deren Leistung ich
großen Respekt habe. Letztlich wollen
wir als Handball ja attraktiver werden
und wachsen. Aber zuerst muss eine Vision
da sein.
Istdie Pandemie nur Krise oder auch
Gestaltungs-Chancefür den Handball?
Ich glaube, dass viele jetzt eher vor
Neuerungen zurückschrecken. Die
Chance sehe ich eher bei den Athleten,
bei den Klubs,inihrer jeweiligen Struktur
etwas ändern zu können. Aber im
Regelwerk und im Handball allgemein
Akribie wird
bei Jichagroß
geschrieben. Hier
erklärt er dem
jungenGisli
Kristjánsson, was
er auf dem Feld
tun soll. Die
Zusammenarbeit
mit dem Isländer
endetejedoch nur
Wochen nach
diesem Spiel in
Mannheim.Beim
THW sah man
keine sportliche
Perspektivefür den
20-Jährigen, der
sich im Januar dem
SC Magdeburg
anschloss.
FOTO: MARCO WOLF
stößtman in dieser Situationnichtunbedingt
auf offene Ohren. Wenn die Krise
vorbei ist, wird erst mal geschaut werden,wer
sie überhaupt überstanden hat.
Planen Sie noch mit der Mannschaft, wie
sie ursprünglich konzipiert war? Oder
wirdesvor dem Re-Start Abgängegeben
–beispielsweise Lukas Nilsson oder Miha
Zarabec, um die sich immerwieder Abschieds-Gerüchteranken?
Wir werden mit dem Kader starten, der
jetzt sosteht. Da müsste schon etwas
passieren, von dem ich jetzt gerade
nichts weiß und wovon ich derzeit nicht
ausgehe.
Das heißt, ohneOle Rahmel, aber mit
Sander Sagosen als Neuzugang und auch
nachwie vormit Zarabec und Nilsson?
Ja. Ich hätte gerne auchnoch Pavel Horak
für eine weitere Saison als Abwehr-
Backup. Aber da laufen noch die Gespräche,
und es hängt auch davon ab,
wann wir wieder spielen können. Dabei
bleiben wird Sven Ehrig auf Rechtsaußen,
sicherlich mit Zweitspielrecht für
den TSV Altenholz. Diese Chance hat er
sich verdient. Wir gehen lieber mit einem
kleineren Kader in die Saison, der
eine gewisse Qualität ausstrahlt. Sollten
sich unsere Leistungsträger verletzen,
helfen die Spieler Nummer 18, 19oder
23 sowieso nicht. Dann geraten die Saisonziele
in Gefahr.
Ihr FreundTomáš Satoranskýspielt als
Point Guardbei den ChicagoBulls in der
NBA. Waskann der Handball vonder
Fortsetzung auf Seite 46
44 | ZEBRA JOURNAL | JUNI 2020
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INTERVIEW MIT FILIP JICHA
Ein Mann mit Visionen: Filip Jicha lässt sich auch aus US-Profiligenwie der NBA inspirieren –wohl wissend, dassdiese Ideen im Handball nicht
so schnell umsetzbar sind.
FOTOS: UWE PAESLER
Basketball-Profiliga in den USAlernen?
Die Stellen, andenen man Leute einstellt.
Spieler sind immer die teuersten.
Man kann auch mehr Geld ins Team
ums Team investieren.Ich habe auch Visionen,
die ich gerne verwirklichen würde.
Das ist Zukunftsmusik, zuerst muss
das Wirtschaftliche stimmen, damit wir
uns darüber überhaupt Gedanken machen
können. Aber in der NBA ist es zum
Beispiel üblich, einen Skills-Manager
zu haben. Also eine Person, die sich um
die individuellen Fähigkeiten der Spieler
kümmert. Warum nicht einen Trainer
haben, der jeden Spieler imVerein, angefangen
von der A- oder B-Jugend, 20
Minuten pro Woche betreut? Ich habe
keine Zeit dazu, mit jedem Spieler seine
Armführung zubesprechen. Das kann
ich ein-, zweimal sagen,aber nichtöfter.
Eine persönliche Betreuung würde jeden
Spieler unglaublich viel weiterbringen.Was
ich von der NBA noch gelernt
habe: Das ist eine individuelle
Sportart, verpacktineine Mannschaftssportart.
Wann bekommt denn der THW
seinen Skills-Manager?
Das wird noch dauern, glaube ich. Erst
einmal müssen wir schauen, wie viele
Jahre wir von der Corona-Pandemie zurückgeworfen
werden. Aber von der Vision
wird uns das nicht abbringen.
Saison-Abschluss-
Interviewam
Tiessenkai, v.li.:
Filip Jicha, KN-
Redakteur Tamo
Schwarz und
KN-Redakteurin
Merle Schaack.
Apropos ChicagoBulls: Auch Sie haben
die Dokumentation „The LastDance“ über
MichaelJordan begeistert verschlungen.
Jordan ist eine der größten Sportikonen.
Welche Maßstäbe haterfürSie gesetzt?
Was mir unglaublich imponiert hat, ist,
dasserinder Serie als Arschloch dargestellt
wird. Und das ist genau das, was
man letztendlich haben muss. Wenn du
nett bist und aufpasst, dass alle zufrieden
sind, wirst du nie nach ganz oben
kommen.
Selten wardie Frage so angemessen wie
heute:Wie verbringenSie den Sommer?
Ich fahre zu meinen Eltern nach Pilsen,
später kommt Hana mit den Kindern
nach. Wirwerden etwas zwischenPilsen
und unserer Wohnung in Prag pendeln.
Außerdem spiele ich aus Tradition eine
Woche Golf mit einigen befreundeten
Ex-Handballern. Besonders freue ich
mich aber, dass ich meine Eltern mal
länger als nur drei Tage sehenkann. Dafür
habe ich mir in den letzten Jahren
nicht die Zeit genommen, weil wir immer
irgendwo hingefahren sind. Vielleicht
baue ich etwas mit meinem Vater
Miroslav. Wir haben uns schon eine
Zapfanlage gekauft. Dafür wollen wir
vielleicht ein richtiges Zapfpultbauen –
natürlich nur für Pilsner Urquell (lacht).
Interview: Merle Schaack
und Tamo Schwarz
46 | ZEBRA JOURNAL | JUNI 2020
SPORT STYLE
2020
SPORT STYLE 2020
SPORT STYLE 2020
SPORT STYLE 2020
SPORT STYLE
2020
NIKLAS
HUMMELSPORT.DE
WIE NUTZT HENDRIK PEKELER DIE PAUSE?
Schaffe, schaffe, Häusle baue: Hendrik Pekeler istzwarkein Schwabe,aber das Kinderhausfür seine Töchter Fine Sophia und Stine Marie kann
sich dennochsehen lassen. Nur der Anstrich fehlt noch.
FOTOS: UWE PAESLER
Die guten Seiten der Krise
VONTAMO SCHWARZ
..........................................................
Gibt es das überhaupt? Die guten Seiten der Krise?
Nationalspieler Hendrik Pekeler antwortet mit einem „Ja,
aber ...“Die Pause hat dem geschundenen Körper des
Kreisläufers gutgetan. Der 28-Jährige sagt aber auch:
„Ich wäre froh, wenn ich wieder Handball spielen dürfte.“
Ständige Werkzeugsuche ade: In seiner Garage
baute sich Pekeler kurzerhand eine
French-Cleat-Werkzeugwand.
Körper und Geist im Einklang. Während
der Corona-Krise für einen Profi-Handballer
fast unmöglich. Oder? „Wir Handballer
haben uns eine lange Pause immer
gewünscht. Aber für meinen Geschmack
ist das jetzt zu lange“, sagt
Hendrik Pekeler. Der 2,03 Meter große
Kreisläufer kam 2018 von den Rhein-Neckar
Löwen zurück zum THW Kiel, hat
seitdem in 99 Partien für die Zebras 291
Tore geworfen. In der abgebrochenen
Corona-Saison fehlte der 28-Jährige nie,
traf in 48 Begegnungen 153-mal. „Er hat
dem Team Stabilität gegeben“, sagte
THW-Chefcoach Filip Jichaüber seinen
Defensiv-Strategenund Dauerbrenner.
Laufen, Kraft- und Stabilitätsübungen
–angeregt und begleitet von Athletiktrainer
Hinrich Brockmann. Dazu: jede
Menge Ungewissheit. Wann geht es
wieder los? Wird es dann nur Englische
Wochen geben? Pekeler will bereit sein,
hat an seinen Blessuren gearbeitet. Mit
„ Irgendwann hofft
man, dass esbald einen
Zeitpunkt gibt, auf den
man hintrainieren kann.
Physiotherapeut Reemko Dietrich aus
der „THW Sport Physio Praxis“ und Osteopath
Jan Bock an einer Reizung der
Achillessehne, an einer Hüftfehlstellungund
daraus resultierenden Fehlbelastungen.
„In einem normalenSommer
haben wir nur vier Wochen Pause. Jetzt
sind es schon fast drei Monate“, sagtPekeler.
Aber was ist in diesen Zeiten
schon normal?
Der Körper kann genesen. Und der
Geist? „Die ersten drei,vier Wochen waren
mental eine Wohltat.“Pekeler blickt
zurück. Auf viel Zeit. Zeit mit Ehefrau
Johanna und mit seinen beiden Töchtern
Fine Sophia (4) und Stine Marie (1).
Pekeler lacht: „Johanna würde wohl sagen,dass
ich so gut drauf war wie schon
lange nichtmehr.“ Zeichnet sich der Nationalspieler–Europameister
und Olympia-Bronzemedaillengewinner
2016 –
ansonsten durch defensive Zerstörungswut
aus, reifte seit Beginn der Pandemie-Zwangspause
der Handwerker in
dem Glückstädter.Pekelerdurchpflügte
den Vorgarten, pflegte den Rasen. Und
er baute: einen Tisch für die Terrasse, ein
Spielhausfür Fine und Stine.Und –weil
er ständig irgendein Werkzeug in einer
der vielen Kisten suchen musste –gleich
noch eine ganze Werkzeugwand
(„French Cleat“) dazu.
„Wir haben uns gut eingespielt.“ Zu
Beginn einer zweiwöchigen häuslichen
48 | ZEBRA JOURNAL | JUNI 2020
Quarantäne, nachdem Nationalmannschaftskollege
Jannik Kohlbacher positiv
auf das Coronavirus getestet
wordenwar,hatte Pekeler
noch Zweifel: „So lange
am Stück mit den Kindern
zusammen – das gab es
noch nie.“ Aber dann war
alles gut. Irgendwann meldeten
sich aber doch die
Gedanken. „Die Ungewissheit
ist das Schwierigste.
Irgendwann hofft man,
dass es bald einen Zeitpunkt
gibt, auf den man
hintrainieren kann.“ Den
gibt es aber nicht. Noch
nicht. Der Re-Start der
Handball-Bundesliga ist
noch nicht terminiert, die
Spieler des THW Kiel befinden
sich weiter in Kurzarbeit.
„Irgendwann hast
du auch Gedanken wie:
Was wird? Was bringt die
Zukunft? Geht es irgendwann
normal weiter?“ An
der IST-Hochschule für
Management in Düsseldorf
studiert Pekeler per Fernstudium
Sportmanagement.
Ein Plan B?
Die Zeit nach dem Profihandball
ist nochweit weg.
Pekeler ist 28 Jahre alt.
Trotz einer beachtlichenTitelsammlung
mit den
Rhein-Neckar Löwen und
dem THWKiel –vier Meistertitel,
ein Champions-
League-Sieg, zwei Pokaltriumphe
sowie 2019 der
Gewinn des EHF-Cups mit
den Zebras –hat der Kreisläufer
noch viel vor. Sein
Vertrag in Kiel läuft im
Sommer 2021aus. Doch die
Zeichen stehen auf Verlängerung.
Zu viel darf noch
nicht verraten werden,
aber: „Ich würdegern bleiben,
und wir sind schon
recht weit in den Gesprächen.“
Kiel –beziehungsweise
das frischerworbene
Eigenheim in Altenholz in
der Nähe des THW-Leistungszentrums
– ist Heimathafen,
Ankerplatz geworden.
„Es ist trotzdem
bedrückend, wenn du deinem
Job nicht nachgehen
kannst. Die Gemeinschaft
mit meinen Mitspielern,
andere Gesprächsthemen
fehlen mir, auch wenn wir
uns ab und zu in Altenholz
im Kraftraum über den
Weg laufen“, sagt Pekeler
und schiebt im selben
Atemzug hinterher: „Das
ist schon traurig.“ Besonders
würden ihm seine
Töchter leidtun: „Sie haben
momentan keine Kontakte
nach außen, vermissen die
Kita und ihre Freunde.“
„In diesem Jahr können
wir das schöne Wetter mal
mitnehmen“, sagt Pekeler.
Wo ansonsten nur vier Wochen
Raum für Urlaub bieten
zwischen Saisonende
und Trainingsstart, klafft
im Sommer 2020 eineriesige
Lücke. Es könnte also
sein, dass die vier Pekelers
aufbrechen nach Schweden
in ein Ferienhaus in
der Nähe von Göteborg in
der Provinz Hallands län.
Wer dort einmal die Natur
genossen hat, weiß: Vielleicht
gibt es sie doch, die
guten Seiten der Krise.
Zwangspause und
Ruhe für den
geschundenen
Körper: Hendrik
Pekeler,Handball-
Nationalspieler des
THW Kiel, nutzt die
Zeit während der
Corona-Krise für die
Rehabilitation und
arbeitet mit
Sportphysiotherapeut
ReemkoDietrich in
der „THW Sport Physio
Praxis“daran, alte
Beschwerden an den
Achillessehnen zu
beheben.
FOTO: SASCHA KLAHN
WIRGRATULIEREN ZUM
MEISTERTITEL
…und bedankenuns aufdiesemWeg herzlich
fürdas uns entgegengebrachte Vertrauen.
Wirfreuenuns,dasswir auch in dieser Saison die
Mannschaft desTHW Kiel in puncto Regeneration
undRehabilitation tatkräftig unterstützen durften.
Selbst in Zeiten vonCoronakonnten wirden Spielern
eine professionelleAnlaufstellebieten, in der
siewährend dieser ZwangspauseihreVerletzungen
oder Probleme ausder Saison auskurierenkonnten.
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JUNI 2020 | ZEBRA JOURNAL | 49
EIN LEISER ABSCHIED
Will nun am Balaton Hobby-Torwarttrainer
und Winzer werden: Keeper-Legende Arpad
Sterbik.
FOTO: IMAGO/HORSTMÜLLER
Der beste Bundesliga-Feldtorschütze wechselt
in die Flensburger Geschäftsstelle: Holger
Glandorf.
FOTO: SASCHA KLAHN
Ließ sich eine Hintertür offen und verlängerte
seine Karrierewegen Corona doch noch mal:
Michael V. Knudsen. FOTO: UWE PAESLER
Plötzlich Handball-Rentner
Sie würden eine veritable Weltauswahl abgeben: Arpad Sterbik,
Victor Tomas, Holger Glandorf, Gudjon Valur Sigurdsson,
Kim Ekdahl du Rietz, Michael V. Knudsen, Raul Entrerrios, als
Verstärkung noch BlazenkoLackovic und Martin Strobel. Eine,
die zusammen auf rund 1800 Länderspiele und 13 Champions-
League-Titel kommt, dieden Handball geprägt hat.Sie alle
absolvierten ihr (vermeintlich) letztes Spiel, ohneeszu
wissen. Corona verwehrte diesen Stars einen gebührenden
Abschied. Und manche wollen nun doch weitermachen.
VON MERLE SCHAACK
Die jüngste Karriereende-Meldung
kam aus Hamburg: Blazenko Lackovic,
der große Teile seiner erfolgreichen Karriere
beim HSVHandballverbracht hat,
wird vom spielenden Co-Trainer ausschließlich
zum Co-Trainer von Torsten
Jansen. Der kroatische Olympiasieger,
der 197 Länderspiele und 315 Bundesliga-Auftritte
in seiner Vita stehen hat,
feierte nach seinem Wechsel aus Flensburg
(2004-2008) in die Hansestadt mit
dem HSV die größten Titel der Vereinsgeschichte
(deutsche Meisterschaft
2011, Champions-League-Sieg 2013),
kehrte nach Zwischenstationen in Skopje
sowie als Feuerwehrmann beim THW
Kiel (Februar 2016 bis Juni 2017) zum
damaligen Drittligisten zurück und will
nun statt als Abwehr-Recke von der Seitenlinie
beim Projekt Rückkehr ins
Oberhaushelfen.
fihandball bekanntgegeben, war dann
aber im März 2018 zunächstals Aushilfe
für den Rückraum zu den Löwen zurückgekehrt
und anschließend zu Paris
St. Germain nach Frankreich gewechselt.
Dort läuft sein Vertrag Ende Juni
aus, auf die geplante Olympia-Teilnahme
in Tokio muss er nun verzichten –
nicht aber auf einen Asien-Aufenthalt.
Denn Ekdahl du Rietz wird seinem Ruf
als Weltenbummler weiter gerecht,
schrieb sich für „Global Studies“ander
Universität in Hongkong ein.
Ohnekonkrete Pläne für die Zeit nach
seiner beeindruckenden Karriere tritt
Arpad Sterbik (40) ab. Dem Torhüter, zuletzt
bei Telekom Veszprém unter Vertrag,
gelang in seiner fast 20-jährigen
Profi-Zeit mit Stationen in Veszprém,
Ciudad Real (später Atletico Madrid),
beim FC Barcelona und Vardar Skopje
das Kunststück, nahezu jedes Jahr einen
Titel zu gewinnen –allein viermal (2006,
2008, 2009, 2017) die Champions League.Dem
Handball will Sterbik verbunden
bleiben, bei Veszprém künftig vielleicht
im Training aushelfen. „Ich werde
versuchen, Torhüter zu coachen, aber
ich sehe mich nicht als professioneller
Trainer.“ Stattdessen will er sich mit sei-
Deutlich jüngerals der 39-Jährige beendet
der Schwede Kim Ekdahl du Rietz
(30), in der Bundesliga einst für die
Rhein-Neckar Löwen aktiv, seine Karriere
–zum zweiten Mal. Der schwedische
Rückraumspieler hatte bereits im
Sommer 2017 seinenAbschied vom Pronem
kleinen Weinberg am Balaton als
Winzer versuchen.
Voll ins Trainer-Leben stürzt sich hingegen
Gudjon Valur Sigurdsson:Die isländische
Tor-Maschine sah in Corona-Zeiten
keine Chance auf einen neuen Vertrag
als Linksaußen –weder bei seinem
aktuellen Klub Paris St. Germain noch in
anderen europäischen Top-Vereinen.
So entschied sich der 40-jährigeEx-Kieler
für den Sprung ins kalte Wasser und
die Rückkehr nach Deutschland: als
Trainerdes Zweitligisten VfL Gummersbach.
Schon vor Ausbruch der Pandemie
hatten zwei deutsche (Ex-) Nationalspieler
ihr Karriereende bekanntgegeben.
Martin Strobel: Bei der Heim-WM
2019 als Spielmacher und Kopf der
Mannschaft von Bundestrainer Christian
Prokop eingeplant,zog er sich in der
Hauptrundeeinen Kreuzbandriss zu. Eine
Verletzung, die das Karriereende des
heute 33-Jährigen einleitete. Zwar
kehrte er für HBW Balingen-Weilstetten
wieder aufs Feld und als Aufsteiger
auch indie Erste Liga zurück, doch auf
die Teilnahme an der EM 2020 verzichtete
er und gab im Februar sein Karriereende
nach der Saison bekannt. Eine
Olympia-Teilnahme im Sommer hatte er
aber noch nicht ausgeschlossen. Diese
Entscheidung nahm ihm das Coronavirus
ab.
Vonnoch längerer Hand geplant war
das Karriereende vom besten Feldtorschützen
der Bundesliga-Historie: Holger
Glandorf. Der Weltmeister von 2007
kündigte bereits 2018 bei seiner Vertragsverlängerung
mit der SG Flensburg-Handewitt
an, im Sommer 2020 als
Spieler abzutreten. Mit nun 37 Jahren
50 | ZEBRA JOURNAL | JUNI 2020
Widmet sich fortan einem Studium: Kim Ekdahl
du Rietz.
FOTO: UWE PAESLER
wechselt er vom Feld auf die Flensburger
Geschäftsstelle.
Schult von Linksaußen auf Trainer um: Gudjon
Valur Sigurdsson.
FOTO: DPA
Noch ein Flensburger Urgestein wollte
dieser Tage das Bällewerfen einstellen:
Michael V. Knudsen,auch dem Kieler
Publikum durch zahlreiche hitzige Derbys
bestens bekannt. Der Däne wechselte
2014 nach dem Champions-League-Sieg
mit der SG und neunJahren in
Flensburg zu Bjerringbro-Silkeborg,
kündigte im Dezember sein Karriereende
an. Doch er wollte nicht Corona seine
Laufbahn beenden lassen, ruderte zurück
und unterschrieb für ein weiteres
Jahr bei den Dänen.
Ähnliche Überlegungen gibt es beim
FC Barcelona, wo mit Victor Tomas (35)
und Raul Entrerrios gleich zwei spanische
Handball-Größen drohen, still und
leise abzutreten. Beide kündigten bereits
vor Monaten ihr Karriereende im
Sommer an.Tomas, der seinLeben lang
nur für den FC Barcelona auf Torejagd
ging, weil ein Herzproblem ihn nach 16
JahrenProfihandball dazu zwingt.Dass
sie nun aber das Final Four um die
Wird nun ausschließlich als Co-Trainer arbeiten:
Blazenko Lackovic. FOTO: UWE PAESLER
Champions League verpassen, das aus
dem Mai auf Ende Dezember verlegt
wurde, brachte Spielerund Klub wieder
ins Grübeln. Tomas wird wohl aus gesundheitlichen
Gründen bei seiner Entscheidung
bleiben. Im Fall Entrerrios
hingegen zeichnet sich ab, dass der 39-
Jährige ein weiteres Jahr an Bordbleibt,
um bis zu den Olympischen Spielen in
Tokio 2021 weiterspielen zu können.
Der ein oder andere Handball-Altstar
verabschiedet sich vielleicht also doch
noch auf der großen Bühne.
(Stand: 9. Juni 2020)
SCHMECKTAMBESTEN
AUSMEISTERSCHALEN
UNDPOKALEN.
hella. Stolzer Getränkepartner des THW Kiel.
JUNI 2020 | ZEBRA JOURNAL | 51
DER WICHTIGSTE SPIELER DER LIGA
Das Team steht für Domagoj Duvnjak(Nummer 4) über allem. Auch deshalb isterder unangefochtene Leader beim THW Kiel. FOTO: UWE PAESLER
Ein ausgezeichneter Leader
Welthandballer war er schon
vor sieben Jahren. Nach einer
verletzungsträchtigen Phase
seiner Karriere ist Domagoj
Duvnjak als Sportler gereift.
Der Leader des THW Kiel
wurde zum wichtigsten
Spieler der Liga gewählt -
und ist vielleicht
besser dennje.
VON MERLE SCHAACK
Ich bin gesund, das
ist das Wichtigste. Und
ich genieße eseinfach,
Handball zuspielen.
Domagoj Duvnjak,
MVP der Bundesliga-Saison
Das Spiel des Kroatenlebt von Hingabe.
Egal, ob Domagoj Duvnjak im Angriff
die Fäden zieht oder als Abwehrspitze
dem Gegner das Aufbauspiel zerstört –
auf dem Feld kennt er nur Vollgas.
Schon bald nach seinem Wechsel aus
der kroatischen Talentschmiede Zagreb
in die Bundesliga, damals zum HSV, bekam
der Spielmacher deshalb den Spitznamen
„Duracell-Dule“. Nicht zu stoppen
auf dem Feld. Daneben hingegen
neigt er wenigerzuSpektakel. Schlafen
gilt als sein liebstes Hobby,der überlastete
Körper eines internationalenDauerbrenners
nimmt sich jede Pause, die er
kriegen kann. Denn im Beruf nahm
„Dule“selbst sie sich lange nicht.
Das änderte sich, als langwierige Patellasehnenprobleme
ihn 2017 zu einer
Knie-Operation zwangen. Weiterzumachen
wie zuvor war plötzlich keine Option
mehr.„Ich bin nicht mehrder Jüngste“,
sagt Duvnjak (32) nun. „Ich habe
gelernt, auf meinen Körper zu hören.“
Schon in der Vorsaison zahlte sich das
aus,der Regisseur blieb von großenVerletzungen
verschont, tastete sich wieder
an sein altes Niveau heran. In der vergangenen,
letztendlich abgebrochenen
Corona-Saison, war er in den entscheidenden
Minuten oft wieder derjenige,
der die Ruhe bewahrte, strukturierte
und den Zebras als Leader somanchen
Punkt rettete. „Er hat immer dann Verantwortung
übernommen, wenn es
nichtlustig war“, drücktTrainerFilip Jicha
es aus. Auchder Kapitän hat lobende
Worte für seinen Coach: „Filip passt
auf mich auf. Wenn er im Training sieht,
dass ich müde bin, schickt ermich zum
Fahrradfahren.“
Und so wurde die Saison 2019/20 für
Duvnjak so etwas wie ein zweiter Früh-
„
ling.Spätestens seit der Europameisterschaft
im Januar,bei der er Kroatien bis
ins Finale führte und als MVP (MostValuable
Player) des Turniers ausgezeichnet
wurde, gehört er auch wieder zum
Favoritenkreis umden Welthandballer-
Titel. Den für den Liga-MVP,zudem ihn
Trainer, Geschäftsführer und Fans wählten,
bekam er im Rahmen der Meisterehrung
bereits überreicht. Nicht, dass
der Kroate sich aus persönlichen Auszeichnungen
viel machen würde. „Es ist
eine große Ehre, aber ehrlichgesagtbedeutet
es mir viel mehr, dass wir deutscher
Meister geworden sind“, sagt er.
Und schiebt hinterher: „Ich bedanke
michauch bei jedem Mitarbeiter im Verein
und bei meiner Mannschaft. Ohne
sie wäre ich nicht, wo ich bin.“ Womöglich
auf dem Zenit einer großen Handballer-Karriere.
Eine, die nun durch die
Corona-Pandemie auf unbestimmte Zeit
unterbrochen ist. Wie alle Sportler versucht
auch Duvnjak, das Beste draus zu
machen, sich über den Sommer so fit wie
möglich halten. „Sonst wird es für den
Körper gefährlich, wenn wir wieder
spielen“, sagt er, dessen Highlight des
Jahres weder eine persönliche Auszeichnung
noch ein Handball-Titel ist –
sondern die Geburt von Söhnchen Šime.
Was mit Baby aus dem Hobby Schlafen
wird? Kein Problem für Duvnjak: „Jetzt
schlafe ich noch besser–weil ich mit einem
Lächeln schlafe.“
54 | ZEBRA JOURNAL | JUNI 2020
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ABSCHIED: OLE RAHMEL
Für den Jungen vonder Insel Norderney istdie Ostsee Heimatgeworden: „Hätteich nie für möglich gehalten“, sagt Ole Rahmel. FOTO: UWE PAESLER
Abschied ohne Groll
Treffen mit Ole Rahmel in
Strande. Die Sonne bahnt
sich ihren Wegdurch die
Wolken, eine kalte Brise
Abschied weht über den
Strand. Wo ließe sich besser
zurückblicken auf drei Jahre
beim THW Kiel als an der
Ostsee-Wasserkante?
VON TAMO SCHWARZ
Zuerst hatte der Ostfriesen-Jung von
der Insel Norderney Vorurteile vor dem
Seitenwechsel ans andere Ufer Norddeutschlands.
Dann lernte er die Ostsee
„kennen und lieben“, schloss Freundschaften,nahmWeggabelungen
auf seiner
Lebenslinie. Allzu gern wäre der 30-
Jährige noch länger ein Zebra geblieben.Aber
das ist eineandere Geschichte.
Rahmel sucht sich einen Stein auf der
Buhne, setzt sich, die Sonne im Rücken.
Interview auf Abstand. Verrückte Zeiten.
Aber seinen offenen Blick, dieses
schelmisch Wissbegierige hat der Linkshänder
nicht eingebüßt. Am Vortag Yoga
mit Freundin Julia, daneben Radtouren,
Jogging –Rahmelruht in sich.Und:
Er hat Wurzeln geschlagen. Seine sportliche
Bilanz beim Handball-Rekordmeister
liest sich glanzvoll: Pokalsieger
und EHF-Cup-Sieger 2019, deutscher
Meister 2020. Wird ja auch nicht jeder.
185 Tore in151 Spielen warf Rahmel für
den THW.Ermusste sich ein- und unterordnen
hinter Niclas Ekberg. Der
Schwedewar und ist beim THW Kiel die
klare Nummer eins auf der Rechtsaußenposition.
Rahmel tat das immer unaufgeregt,
geerdet, sagte einmal: „Ich
habe nun mal jemanden vor mir,der unser
bester Spieler ist, derimmer präsent
ist, die beste Quote hat und eine tolle
Performance zeigt. Ganz ehrlich: Als
Trainer würde ich Niclas auch spielen
lassen.“
Das zeichnete ihn aus. Darum geht er
jetzt auch nicht imGroll. „Ich habe in
Kiel den Handball von seiner professio-
„ Ich habe in Kiel
den Handball von seiner
professionellsten Seite
erlebt, was Mitspieler,
Wettbewerbe,
Trainingsqualität angeht.
nellsten Seite erlebt, was Mitspieler,
Wettbewerbe, Trainingsqualität angeht.
Die beiden Siege beim Final Four in
Hamburg und in Kiel im EHF-Cup 2019
waren sicher emotionale Highlights.“
AuchParis ist Rahmel in Erinnerung geblieben.
Beim 29:29 in der Champions
League „gegen all diese Weltstars“, bei
dem sich Rahmel in der Deckung mit Nikola
Karabatic und dem Pariser Publikum
anlegte, habe er sich „als Faktor
gefühlt“. War das denn nicht immer so?
„Ich fühle schon Dankbarkeit gegenüberAlfred
Gislason.Erhat mich geholt.
Und ich habe sein Vertrauen gespürt.
Aber erwar nicht so kommunikativ wie
beispielsweise Filip Jicha oder Christian
Sprenger.“
Gislasons Ecken und Kanten korrespondierten
mit Rahmels neuer Heimat.
Endlich zurück am Meer! „Und trotzdem
hätte ich es nichtfür möglich gehalten,dass
ich mich in Schleswig-Holstein
so wohlfühle. Auch wenn ich auf die
Menschen und ihre norddeutsche Zurückhaltung
gefasst war.“ Rahmel legte
seineVorurteile ab, erkundete das Land.
Rahmel erinnert sich grinsend: „Allein
die Steilküste –soschön! In Ostfriesland
ist Besuch ja schon zwei Tage im Voraus
zu sehen.“ Aber Rahmel zog es auch ins
Landesinnere. In den Wald.
Er machte seinen Jagdschein, erschloss
sich ein neues Hobby, schloss
56 | ZEBRA JOURNAL | JUNI 2020
...gebraut mit
Leib und Seele.
185Torein151
Spielen für den
THW Kiel:
Linkshänder Ole
Rahmel wäre
gern länger
geblieben.
FOTO: UWE PAESLER
Freundschaften. Das Jagen
brachte ihn und seinen Vater
Jürgen einander näher.
„Das hat Emotionen freigesetzt.
Insofern hat mir Kiel
ein neues Hobby beschert,
das Beschäftigung, Ventil
ist, auch etwas Meditatives
hat. Das hat meine Freizeit
ausgefüllt.“ Mittlerweile
haben beide auch Rahmels
jüngeren Bruder Leif mit ins
Boot geholt. „Mein Traum
ist es, dass wir drei irgendwann
einmal zu dritt ein
Jagdrevier bewirtschaften.“
Kein Wunder also, dass
Rahmel sagt: „Ich bin mir sicher,dass
ich im Sommer jedes
Jahr ein paar Tage herkommen
werde, um zu jagen,
Freunde zu treffen,die
Landschaft zu genießen.Da
gibt es andere Stationen in
meiner Karriere, wo ich
nicht so gedacht habe.“ Dabei
hatte sich der fünfmalige
Nationalspieler den
Wechsel zum Liga-Primus
THW ganz anders vorgestellt.
„Mit so einem Wechsel
geht man ja davon aus,
dass die Sorgen aus dem
vorherigen Verein verschwunden
sind.“ Doch
dann kamen Krisensitzungen,
Niederlagen, schlechte
Stimmung. „Die Truppe
war nicht homogen. Ich war
enttäuscht. Viele denken: In
Kiel stellt sich der Erfolg von
alleine ein, hagelt es Siege,
regnet es Titel.“ Doch das
zweite Jahr in Kiel („Überragend“)
und das dritte
(„Mega“) sorgten dafür,
dass Rahmel seinen Wechsel
„zu keinem Zeitpunkt
bereut“ hat.
Und was kommt als
Nächstes? Die nächste Station
könnte Benfica Lissabon
heißen. Das pfeifen die
Spatzen von den Dächern.
Zumindest weiß Ole Rahmel:
„Ich will die Kieler
Mentalität gern weiter in
mir tragen, will mich weiter
international vergleichen
können. Mal sehen, ob das
in den nächsten Jahren
funktioniert. Ich traue es mir
zu.“ Und der nächsteprivate
Schritt ist auch schon geplant.
Julia, die Yoga-Lehrerin
ist und International
Management studiert hat,
kommt mit. „Wir wollen
zum ersten Mal zusammenziehen“,
sagt Ole Rahmel
und lacht. Und er geht mit
dem Meistertitel. „Ich hätte
dem Verein und den Kielern
einen normalen Saisonverlauf
und eine Meisterfeier
gewünscht. Ich weiß nicht,
wie sich eine vollendete
Meisterschaft anfühlt, aber
diese unvollendete fühlt
sich wie ein verdienter,aber
ungefeierter Erfolg an.“
Ostfriese Ole Rahmel hat
sich in Kiel nicht verbiegen
lassen. Allzu gern wäre der
30-Jährige noch länger ein
Zebra geblieben. Aber das
ist eine andere Geschichte.
JUNI 2020 | ZEBRA JOURNAL | 57
DIE ZUKUNFT IST UNGEWISS
LeereRänge und Geisterspiele sind das Worst-Case-Szenario für den Handball in Deutschland. Das Geld aus den Ticketverkäufen macht in der
Bundesliga den Großteil der Klub-Einnahmen aus.
FOTO: SASCHA KLAHN
Und waskommt dann?
Professionalisierung war zuletzt das wichtigste Wort in Handball-
Deutschland. Dann kam die Corona-Krise. Bessere TV-Verträge,
mehr Aufmerksamkeit,der Anspruch, die klare Nummer eins
hinter dem Fußball zu sein, waren die Ziele. Nun geht es für die
Sportart und viele ihrer Vereine nicht mehr um schneller, höher,
weiter, sondern schlicht ums Überleben. Ohne Denkverbote
wollten die Funktionäre sich austauschen, um einen Weg zurück
zu einemSpielbetrieb zu finden. Zweieinhalb Monate vor dem
geplanten Bundesliga-Start ist bisher nur klar: Die kommende
Saison wird ein Kompromiss. Ein Überblick über die Baustellen
einer Sportart, derenZukunft ungewiss ist.
malen Vorbereitung“ auf den Neustart
erarbeitet hat. Daran mitgewirkt haben
die Bundestrainer Dr. Patrick Luig (Bildung
und Wissenschaft) und David Gröger
(Athletik) sowie Prof. Dirk Büsch
(DHB-Koordinator Netzwerk Wissenschaft).
Denn das Fitness-Programm, mit dem
die Spieler sich seit Anfang März eigenverantwortlich
in Form halten, reicht allenfalls
als Grundlage, absolvieren sie in
einer durchschnittlichen Trainingswoche
sonst doch etwa1000 Würfe undPässe.
„Daneben fehlen aktuell schnelle
Richtungswechsel, Bremsbewegungen,
Sprünge –all das geht eigentlich nur auf
einem normalen Hallenboden“, sagt
Gröger. Für die Trainer ist deshalb klar:
Je länger die Handball-Pause wird, desto
länger müsste auch die Vorbereitung
sein, umdie Belastung ohne signifikant
höheres Verletzungsrisiko behutsam
wieder zu steigern. Für den langjährigen
Rückraumspieler der SG Flensburg-
Handewitt, Holger Glandorf (37), gingen
die bisherigen Bemühungen um eine
Entlastungder Spieler „in die richtige
Richtung“. „Wenn aber Nationalspieler
jetztals positive Erkenntnis aus der Corona-Krise
ziehen, dass der Saisonabbruch
das Beste sei, was ihrem Körper
passieren konnte, dannahnt manschon,
was die Jahre der Vielfachbelastungden
Sportlern antun können.“
VON MERLE SCHAACK UND TAMO SCHWARZ
SPORTLICHE INTERESSEN:
ZURÜCKINS TRAINING
Schon jetzt ist klar: Nie hattendie Spitzenhandballer
eine so lange Pause zwischen
zwei Spielzeiten. Waseinigen geschundenen
Körpern zunächst zugutekam,kannaber
auchschnell zum Bumerang
werden. „Die Vereine müssen das
Traininglangsamhochfahren, um späteren
Verletzungen vorzubeugen. Das betrifft
spezielldie Schulter,aber auch das
Knie und das Sprunggelenk“, sagt Axel
Kromer, Sportvorstand beim Deutschen
Handballbund (DHB), der eine Taskforce„Return
to competition“ ins Leben
gerufen und einen Leitfaden zur „opti-
WIRTSCHAFTLICHE INTERESSEN
IN DER PANDEMIE
Der Start der Vorbereitung hängt vom
angepeilten Saisonstart ab. Und für den
gibtesgleichmehrereFaktoren:Zuallererst
natürlich den Verlauf der Pandemie.
Gibt eseine zweite Welle? Ist irgendwann
ein Impfstoff in Sicht? Das Coronavirus
und dessen Bekämpfung, gepaart
mit politischen Entscheidungen in Bundesländern
und Landkreisen, sind die
großen Unbekannten in einer Rechnung,
die am Ende für die Vereine wirtschaftlich
aufgehen muss. Und so spielt
das Geld beim Blick indie Handball-Zukunft
momentan die Hauptrolle. Dabei
Fortsetzung auf Seite60
58 | ZEBRA JOURNAL | JUNI 2020
DIE ZUKUNFT IST UNGEWISS
„ Kein einziger Bundesligist
ist nicht existenziell
Je
bedroht. Kredite helfen
niemandem, die Klubs
brauchen Soforthilfen.
Viktor Szilagyi,
THW-Geschäftsführer
„ später wir
Ich
anfangen, desto länger
können wir mit Kurzarbeit
arbeiten, und umso wirtschaftlicher
ist es für uns.
Marc Weinstock,
THW-Aufsichtsratsvorsitzender
„ bin trotzdem
optimistisch, dass wir zum
Ende der Saison hin wieder
Handball-Emotionen mit
Zuschauern erleben dürfen.
Sabine Holdorf-Schust,
THW-Geschäftsführerin
werden die unterschiedlichen Interessen
von Verbänden und Klubsoffenbar.
Frank Bohmann, Geschäftsführer der
Handball-Bundesliga (HBL), plädiert
dafür,möglichst bald wiederzuspielen,
um nicht in der medialen Versenkung zu
verschwinden. Der Ligaverband ließ die
Vereine auch prüfen, wie viele Geisterspiele
für sie zu stemmen wären.
Die HBL arbeitet an einem Generalkonzept,
das die Rückkehr in den Spielbetrieb
für September oder Oktober und
miteinerbegrenztenZuschauerzahlvorsieht.
„Wir dürfen nicht inSchockstarre
verfallen. Wenn wir den Handball für ein
Jahr wegsperren, wäre das ein Rückschritt
um 40 Jahre“, mahnt Bohmann.
Sein Stufenkonzept könnte mit einer 25-
prozentigen Hallenauslastung beginnen,sich
dannsukzessive steigern. Den
bisher anberaumtenBeginnmit dem Supercup
am 2. Septemberhalten die meisten
Vereinsvertreter kaum noch für
denkbar. Kritisch sieht Bohmann auch
GeisterspieleohneeinefinanzielleKompensation
durch Bundoder Länder: „Bei
Geisterspielen müssten die Vereine die
Kosten erheblich reduzieren, aber die
meisten Kosten sind nicht verhandelbar.
Das ist ein Dilemma.“ Auchfür HBL-Päsident
Uwe Schwenker sei „Oktoberder
späteste Zeitpunkt“ für einen Re-Start
im Bundesliga-Handball. „Das Worst-
Case-Szenario wäre, wenn unsere
Sportart in diesemJahr überhaupt nicht
mehr stattfindet. Um überhaupt wieder
insBewusstseinderÖffentlichkeitzugelangen,
sind die Klubsgewillt,auch drei,
vier Geister-Heimspiele am Beginn der
Saison durchzuziehen“, sagtder 61-jährige
ehemaligeTHW-Managerund hofft
auf staatliche Unterstützung als Kompensation
für entgangene Einnahmen
aufgrund von Geisterspielen.
Ganz andere Töne kommen aus dem
Aufsichtsrat des THW Kiel. „Je später
wir anfangen, desto länger können wir
mit Kurzarbeit arbeiten, und umso wirtschaftlicher
ist es für uns. Die Phase, in
der wir die Mannschaft in den Trainingsbetriebzurückholen,aberkeineEinnahmen
haben, ist die, die uns richtig wehtun
wird“, sagt der THW-Aufsichtsratschef
Marc Weinstock. Auch er zeich-
Fortsetzung auf Seite 62
Zebrastreifen
Wer erinnert sich noch an die Handball-Weltmeisterschaft
2007? Damals
wurde auch in Kiel um Tore und
das Weiterkommen gespielt. Solch
internationales Flair könnte sich
schon bald wiederholen. Und wiederholen.
Denn: Der Deutsche
Handball-Bund (DHB) will die 20er-
Jahre zum „Jahrzehnt des Handballs“
machen, und die Kieler Sparkassen-Arena,die
nicht mehr lange so
heißt und früher Ostseehalle genannt
wurde, hat ihren Hut als Austragungsort
für die Handball-Europameisterschaft
2024 in Deutschland in
denRinggeworfen. „Wir können die
Anforderungen des DHB auf jeden
Fall erfüllen“, sagte Arena-Geschäftsführer
Stefan Wolf. Man habe
sich für eine der Vorrundengruppen
–mit oder ohne deutscheBeteiligung
–beworben und sei auch angesichts
der WM-Vergabe 2027 nicht abgeneigt.
Denn auch für die WM 2027 hat
Deutschland den Zuschlag bekommen.
Er galt als großes Versprechen des
europäischen Handballs, als neuer
Aron Palmarsson. Doch im Januar
trennten sich die Wege von Gisli
Kristjánsson und dem THW Kiel. Anfang
November hatte sich der 20-
Jährige bei der
25:26-Niederlage
bei den
Rhein-Neckar
Löwen erneut
schwer an der
Schulter verletzt.
Dann kam
dem Youngster
mit dem leicht chaotischen Ruf die
sportliche Perspektive abhanden.
Beim SC Magdeburg fandKristjánsson
eine neueHeimat –und verletztesich
gleich in seinem ersten Spiel wieder
an der Schulter.Dennoch verlängerten
die Bördeländer den nur bis zum
Saisonende datierten Vertrag des Isländers
um zwei Jahre bis 2023. tas
60 | ZEBRA JOURNAL | JUNI 2020
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DIE ZUKUNFT IST UNGEWISS
Der vergoldeteWurfarm als Trophäe für
den Champions-League-Sieger wird
nach derzeitigem Planungsstand erstim
Dezember vergeben. Die EHF hofft, das
Final Four in Köln dann vorZuschauern
spielen lassen zu können. FOTO: SASCHA KLAHN
net ein Worst-Case-Szenario, aber ein
anderes als Schwenker: „Wenn wir die
Spieler zurückholen, es danneine zweite
Welle und einen erneuten Shutdown
gibt und wir sie dann wieder in Kurzarbeit
schicken müssen.“ Weinstocks Präferenz
darum: Ein ausgeruhter, gut (in
den Arenen) vorbereiteter Saisonstart
erst im Januar 2021.
THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi
unterscheidet seit Beginn der Krise zwischen
Wunsch- und Realitätsdenken.
„Wunsch wäre, so schnell wie möglich so
viele Leute wie möglich wieder inder
Halle zuhaben und schrittweise das zu
tun,waswirambestenkönnen“,sagtder
Österreicher.„Aber ich mache mirauch
Sorgen: Kein einziger Bundesligist ist
nicht existenziell bedroht. Der Hilfeschrei
aus den Verbänden ist laut. Kredite
helfen niemandem, die Klubs brauchen
Soforthilfen.“
SPIELPLAN-DICKICHTUND DAS
EWIGE THEMABELASTUNG
„Je späterder Start, desto größer werdendieAuswirkungensein,wirdinallen
Wettbewerben eine Modusänderung
kommen müssen“, sagt THW-Geschäftsführer
Viktor Szilagyi. Im eng getakteten
europäischen Handball-Kalender
war der Spielplanauch ohnePandemie-Unterbrechung
schonseit Jahren
ein Puzzle der höchstenSchwierigkeitsstufe.
Im Januar will der Weltverband
(IHF) inÄgypten die Weltmeisterschaft
ausrichten. Vom 23. Juli bis 8. August
2021sollenStandjetztinTokiodieumein
Jahr verschobenen Olympischen Spiele
über die Bühne gehen. Je später der
Handball also in seine neue Saison startet,
desto enger drängen sich die Spieltermine.
Verdichtet wird der Spielplan
ohnehin durch die Nachhol-Endrunden
Fortsetzung auf Seite 64
in Champions League (28./29. Dezember)
und DHB-Pokal (27./28. Februar).
Und noch ist die Hoffnung bei der Europäischen
Handballföderation (EHF)
ungebrochen, dass das Final Fourumdie
Champions League Ende Dezember als
Handball-SpektakelmitPublikuminder
Kölner Lanxess Arena ausgetragen werdenkann.„DieEHFundallebetroffenen
Interessensgruppen sind sich einig, dass
ein Final Four 2020 nur im Jahr 2020
stattfinden kann. Darüber hinaus gibt es
einengrundlegendenKonsens,substanzielle
Kosten zu vermeiden, die nicht
durch Ticketeinnahmen gedeckt sind“,
sagt EHF-Präsident Michael Wiederer.
„Allerdings gehen wir aktuell davon
aus, dass das Final Four –wie auch die
Frauen-Europameisterschaft im Dezem-
FastsahesimJanuaraus,alssollteAlfred
Gislason sein Traumjob vorerst
verwehrt bleiben. Nach seinem Abschied
vom THW Kiel im Sommer
2019 hatte sich der Erfolgscoach eine
Pauseverordnet,um2020eineNationalmannschaft
zu übernehmen. Wer
den 60-Jährigen ein bisschen kennt,
wusste, dass ihn besonders die Aufgabe
des deutschen Bundestrainers
reizte. Während das DHB-Team unter
Bundestrainer Christian Prokop
bei der Europameisterschaft in Norwegen,
Österreich und Schweden
aufdemWegzuPlatzfünfeinedurchwachsene
Leistung zeigte und die
Funktionäre öffentlich eher Unruhe
als Stabilität verströmten, verfolgte
Zebrastreifen
Gislason das Geschehen von seinem
Wohnsitz in Wendgräben aus. Nachdem
die DHB-Spitze Prokop aber
überraschend noch während der
Hauptrunde eine Jobgarantie bis zu
den Olympischen Spielen gegeben
hatte, war der Isländer schon drauf
und dran, beim russischen Verband
zu unterschreiben. Das sorgte beim
DHB für ein Umdenken. Man entschiedsich,
Prokop (Vertrag bis 2022)
unmittelbar durch Gislason zu ersetzen.DerkamvorderCorona-Kriseallerdings
nur noch dazu, einen Lehrgang
mit der Nationalmannschaft
abzuhalten –die anschließend
in Quarantäne
musste, weil
Rhein-Neckar Löwe
Jannik Kohlbacher positiv
auf das Virus getestet
wurde. Gislasons
Feuertaufe als Bundestrainer
wird nach derzeitigem Stand die
Qualifikationfür die EM 2022,die im
November diesesJahres starten soll.
Die Olympia-Qualiist auf März 2021
verschoben, Olympia selbst in den
Sommer 2021. Kein Start nach Gislasons
Geschmack. „Ich hatte mir das
natürlich anders erträumt“, sagte er.
Immerhin, den Traumjob hat er aber –
mit Vertragbis 2022.
scha
62 | ZEBRA JOURNAL | JUNI 2020
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DIE ZUKUNFT IST UNGEWISS
ber in Dänemark und Norwegen –vor
Zuschauern gespielt werden kann.“
Mit einem „Back to Handball“-Programm
will die EHF die Auswirkungen
der Pandemie auf den Handball so gering
wiemöglich halten. Wiederer: „Wir
haben Ende Mai intensive Gespräche
mit allen Verbänden geführt. Das Ganze
ist auchTeil des Masterplans fürden europäischen
Handball, der im Januar präsentiert
und jetzt noch einmalangepasst
wurde. In den Gesprächen ging es nicht
nur um finanzielle Hilfe, sondern um Unterstützung
in allen Bereichen wie zum
Beispiel Aus- und Fortbildung.“
Auf europäischer Ebene klingt also alles
noch diffus. In Deutschland hat man
mit der Absage des DHB-Pokals in der
kommendenSaison versucht, eine erste
Schneise ins Spielplan-Dickicht zu
schlagen. Zahlreiche weitere Reformen
wurden in den vergangenenWochen öffentlich
diskutiert. Vielen erteilt HBL-
Präsident Uwe Schwenker eine Absage:
„Es wird keine radikalen Änderungen
wie beispielsweise eine Spielzeitverkürzunggeben.“
Doch Ex-Weltmeister Holger
Glandorf fordert eine Spielplan-Revolution
in der Handball-Bundesliga
zum besseren Schutz der Spieler vor einer
Überbelastung. „Was man als Erfahrung
aus der Corona-Krise überlegen
kann, sind kombinierte Spieltage mit
Gegnern aus einer Region, um die Reisebelastungengeringzuhalten“,sagteder
Feldtor-Rekordschütze der Bundesliga.
Dennoch droht Verdichtung durch die
Weltmeisterschaft im Januar und am
Saisonende durch die Olympischen
Spiele. „Jeder Verband hat dabei seine
eigenen Interessen. Ich persönlich würdeschongerndiebeidenFinal-Four-Turniere
spielen“, sagt Nationalspieler
Hendrik Pekeler vom THW Kiel. „Die
Frageist also, wo Einschnitte überhaupt
möglich sind. Eine WM-Absage wäre
wohl das Sinnvollste, um dann im Januar
in den anderen Wettbewerben spielen
zu können.“ Ein weiterer Reformvorschlag
ist aus dem THW-Aufsichtsrat zu
vernehmen. Marc Weinstock sieht den
Modus der ChampionsLeague mit zwei
Achter-GruppeninderfolgendenSaison
kaumdurchführbar. Sein Vorschlag: vier
Vierer-Turniere an jeweils einem Wochenende.
Die vier Sieger dieser „Mini-
Final-Fours“ ziehen in das Final Fourder
Königsklasse ein.
Dassesso kommenwird,scheinteher
unwahrscheinlich. „Die EHF plant mit
„ Ich persönlich
Ich
würde schon gern
die beiden
Final-Four-Turniere spielen.
Hendrik Pekeler,
THW-Kreisläufer
Sehnsucht nach den Fans: Die Zebras wollen möglichstbald wieder gemeinsam mit ihren Anhängern
in ihrem „Wohnzimmer“jubeln.
FOTO: UWE PAESLER
einem Saisonstart der Champions League
wie vorgesehen mit 16 Mannschaften
und im September 2020“, hieß es auf
Anfrage dieser Zeitung aus Wien. „Natürlich
können wir in der gegenwärtigen
Situation andere Szenarien nicht per se
ausschließen, aber aktuell laufen all unsere
Planungen auf den September hinaus“,
sagt EHF-Präsident Michael Wiederer.
Man habe Gespräche mit vielen
Klubvertretern geführt. „Dabeikristallisiertesichvorallemeinesheraus:Siealle
wollen Planungssicherheit –und daran
arbeiten wir.“
DASHANDBALL-GEFÜHL
Auf derStrecke bleibtmomentan:das
Handball-Gefühl. „Ich hoffe noch, dass
es im September wieder losgeht. Oktober
wäre auch okay“, sagt THW-Linksaußen
Rune Dahmke. Ähnlich erging es
in den vergangenen Wochen Kapitän
„ vermisse den
Ich
Handball. So viele
Monate ohne Handball –
das ist gefährlich.
Domagoj Duvnjak,
THW-Kapitän
Domagoj Duvnjak: „Ich hoffe, dass es
zum ersten und letzten Mal eine solche
MeisterfeierohnePublikumwar.Ichvermisse
den Handball. So viele Monate ohne
Handball –das ist gefährlich“,soder
Bundesliga-MVP,den es nach der Meisterfeier
mit Ehefrau Lucija und Säugling
Šime in die kroatische Heimat zog.
Duvnjak: „Alle warten auf uns.“
„Wir wünschen uns alle, dass wir das,
was den Handball ausmacht, bald wieder
in Kiel erleben dürfen“, sagt THW-
Geschäftsführerin Sabine Holdorf-
Schust. „Zur Meisterfeier in die leere
Halle zu kommen, tat richtig weh. Auch
einebegrenzteZuschauerzahlwäreeine
logistische und organisatorische Herausforderung.
Zum Beispiel verhindert
einMundschutzauchEmotionen.Ichbin
trotzdem optimistisch, dass wir zum Ende
der Saison hinwiederHandball-Emotionen
mit Zuschauern erleben dürfen.
Die
„
Leute lechzen danach.“
hoffe noch, dass
es im September wieder
losgeht. Oktober
wäre auch okay.
Rune Dahmke,
THW-Linksaußen
64 | ZEBRA JOURNAL | JUNI 2020
ZU GUTER LETZT
Eine Reise ins Ungewisse
Der Ausblick auf den Sommer:
trüb. Trainingslager,
Testspiele, Vorverkauf: Fehlanzeige,
vorerst. Noch ist
unklar, wann die Bundesliga
ihren Re-Start plant. Geblieben
ist die Vorfreude auf zwei
attraktive Final-Four-Turniere.
VON TAMO SCHWARZ
Für gewöhnlich öffnen wir an dieser
StelleeinFenster.Weitgeöffnetmachtes
den Blick frei aus der vergangenenSaison
in die nahe Zukunft, in den Sommer.
Trainingsstart, Trainingslager, Testspielgegner,
Vorbereitungsturniere, Pokalauslosung,
Supercup, Saisonstart.
Doch diese im Bewusstseinaller (Kieler)
Handballfans zementierte Reihenfolge
in Richtung einer neuen, von den Fans
ersehnten, Saison –sie wurde durch die
Corona-Krise vollends auf den Kopf gestellt.
Klar ist darum im Juni 2020, dass
bis dato so gut wie nichts klarist.
Startet die Bundesliga im September,
im Oktober oder gar erst im Januar 2021
in die neueSpielzeit? Davon hängtalles
ab: der Trainingsstart, das Zebra-Trainingslager
(geplant in Dänemark), und
nicht zuletzt auch der Kartenvorverkauf.
Die Kieler Dauerkartenbesitzer müssen
sich in Geduld üben. „Es gibt derzeit
überhaupt keinen Fixpunkt, an dem wir
uns orientieren können. Klar ist, dass wir
uns nur eine minimale Anzahl an Geisterspielen
leisten können“, sagt THW-
Geschäftsführerin Sabine Holdorf-
Schust. Ligaweit betrage der Anteil an
TV-Einnahmen gerade einmal drei Prozent
am Gesamtbudget, das sei, so Holdorf-Schust,
„der Riesen-Unterschied
zum Fußball“. „Angesichts der vielen offenen
Fragen wäre es nicht seriös, zum
jetzigen Zeitpunkt mit dem Dauerkarten-Verkauf
zu starten.Deshalb werden
wirerstdann,wennwirverlässlicheLeitlinienausderPolitikerhaltenhaben,den
Dauerkartenverkauf beginnen können.“
Holdorf-Schust betont: „Die
Stammblätterbehalten auf jedenFall ihre
Gültigkeit, selbst wenn wir im Momentnicht
garantieren können, dass jeder
Fan jedes Spiel der kommenden Saison
live in der Arenaverfolgen kann.“
Plötzlich ist die Währungder Fans,ihre
Dauerkarten, instabil geworden, bleiben
nur wenige Lichtblicke an einem irgendwie
vernebelten Horizont. Zum
Beispiel der: Die Zebras werden im Duell
mit dem Nordrivalen SG Flensburg-
Handewitt die Saison mit dem Supercup
eröffnen. Geplant ist die Partie im Düsseldorfer
ISS Domefür den 2. September
(verschoben vom 26. August). Ein Datum,
das nach jetzigem Stand kaum zu
halten sein wird.
Verschoben wurden auch die Final-
Four-Turniere in der Champions League
und im DHB-Pokal –für beide ist der
THWKiel qualifiziert.Inder Königsklasse
steht das Final Four in Köln mittlerweile
am 28. und 29. Dezember auf dem Programm.IhrenTitelimDHB-Pokalwollen
die Zebrasbeim Final Four in Hamburg am
27. und 28. Februar 2021 verteidigen. Für
die Spielzeit 2020/21 wurde der Pokalwettbewerb
gestrichen. Für die deutschen
Nationalspieler geht es vom 12.bis
14.März in Berlin um die Olympia-Qualifikation
–sofern die Olympischen Spiele in
Tokio (23. Juli bis 8. August) nicht doch
noch endgültig abgesagt werden. Das
Fenster in die Zukunft ist weitgeöffnet –
doch der Blick ist getrübt. Eine Reiseins
Ungewisse.
Handball-Bundesliga |Saison 2019/2020
Abschlusstabelle
Meister für die Champions League qualifiziert für die European Handball League qualifiziert
GESAMT
Platzierung Mannschaft Spiele Quotient Tore Tordiff. Punkte
1. THW Kiel 26/34 169,2 782:650 +132 44 :8
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
SG Flensburg-Handewitt
SC Magdeburg
TSVHannover-Burgdorf
Rhein-Neckar Löwen
Füchse Berlin
MT Melsungen
SC DHfK Leipzig
HSGWetzlar
TBVLemgo Lippe
Frisch AufGöppingen
TVBStuttgart
Bergischer HC
HC Erlangen
TSVGWD Minden
HBWBalingen-Weilstetten
Die Eulen Ludwigshafen
HSGNordhorn-Lingen
27/34
27/34
27/34
26/34
27/34
26/34
26/34
27/34
27/34
26/34
27/34
27/34
27/34
26/34
27/34
27/34
27/34
155,6
144,4
133,3
130,8
129,6
123,1
103,8
100,0
100,0
88,5
77,8
74,1
74,1
69,2
59,3
55,6
14,8
732:647
782:717
778:736
729:686
775:723
716 :700
714 :714
754:754
765:768
679:684
709:759
709:728
695:739
690:720
741:818
639 :702
643:787
+85
+65
+42
+43
+52
+16
0
0
-3
-5
-50
-19
-44
-30
-77
-63
-144
42 :12
39 :15
36 :18
34 :18
35 :19
32 :20
27 :25
27 :27
27 :27
23 :29
21 :33
20 :34
20 :34
18 :34
16 :38
15 :39
4:50
HEIM
Tore Punkte
375:312 26 :0
424:336
426:376
382 :344
352:314
409 :367
366 :330
375:353
331 :302
351:338
359 :355
386 :384
377:376
379:385
400 :401
354:357
333 :353
297:373
26 :2
23 :5
21 :5
19 :5
22 :6
20 :6
20 :6
16 :8
15 :11
15 :11
16 :12
14 :14
14 :14
13 :15
12 :14
10 :18
AUSWÄRTS
Tore Punkte
358:314 18 :6
356:341
357 :335
377:372
396:392
366 :356
350:370
395:399
379:384
339:361
332:383
348 :382
336 :363
316 :354
306 :349
358:390
341:417
16 :10
16 :12
15 :13
15 :13
13 :13
12 :14
12 :16
11 :15
7:19
7:19
7:21
6:20
6:20
5:21
5:23
3:23
2:24 346 :414 2:26
KN-Grafik |lina.schlapkohl@kieler-nachrichten.de |Quelle: liquimoly-hbl.de
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66 | ZEBRA JOURNAL | JUNI 2020