25.06.2020 Aufrufe

ZEBRA Journal - Der große Saisonrückblick 2019/20

Die Handball-Saison 2019/2020 verlief anders als gedacht - die Corona-Pandemie stoppte urplötzlich das öffentliche Leben und auch den schönsten Sport der Welt. Die Kieler Nachrichten blickten am Samstag, 13. Juni, im kostenlos der Kieler-Nachrichten-Ausgabe beiliegenden ZEBRA JOURNAL auf einer in vielerlei Hinsicht besondere Spielzeit zurück. Die 68 Seiten starke Sonderbeilage ist wie in den Vorjahren eine Chronik der Saison und ein Nachschlagewerk für Sammler. Jetzt gibt es das ZEBRA JOURNAL auch im Online-Reader.

Die Handball-Saison 2019/2020 verlief anders als gedacht - die Corona-Pandemie stoppte urplötzlich das öffentliche Leben und auch den schönsten Sport der Welt. Die Kieler Nachrichten blickten am Samstag, 13. Juni, im kostenlos der Kieler-Nachrichten-Ausgabe beiliegenden ZEBRA JOURNAL auf einer in vielerlei Hinsicht besondere Spielzeit zurück. Die 68 Seiten starke Sonderbeilage ist wie in den Vorjahren eine Chronik der Saison und ein Nachschlagewerk für Sammler. Jetzt gibt es das ZEBRA JOURNAL auch im Online-Reader.

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EDITORIAL/INHALT<br />

TAMO SCHWARZ<br />

SPORTREDAKTEUR<br />

<strong>Der</strong> Glanz<br />

unvollendeter<br />

Schönheit<br />

Robert Musils „<strong>Der</strong> Mann ohne Eigenschaften“,<br />

„Smile“ von den Beach<br />

Boys, Picassos „Figuren“: unvollendet.<br />

Leonardo da Vincis Schatz an Unfertigem<br />

ist imposant, Michelangelos<br />

Fragmente schillern bis heute, legen<br />

Zeugnis ab von einem rastlosen, perfektionistischen,<br />

aufopfernden Künstler.<br />

Das Unvollendete vermag, farbenfroh<br />

zu leuchten. Und so entfaltet auch<br />

die unvollendete Saison des THW Kiel<br />

eine seltene Schönheit.<br />

Gewiss, ein Beigeschmack bleibt<br />

nach dem Saisonabbruch in der Bundesliga<br />

am 21. Meistertitel der Zebras<br />

haften. <strong>Der</strong> letzte Pinselstrich in der<br />

Champions League und im DHB-Pokal<br />

muss erst noch gemacht werden.<br />

Doch die Imposanz, mit der der THW<br />

Kiel Bundesliga-Tabellenführung und<br />

Königsklassen-Gruppensieg eroberte,<br />

lässt sich in ihrer Strahlkraft auch<br />

über die Krise hinaus konservieren.<br />

Rastlos, perfektionistisch, aufopfernd<br />

–Attribute, mit denen auch Filip<br />

Jicha die Fäden in der Hand hielt. <strong>Der</strong><br />

von der Pandemie ausgebremste<br />

Tscheche legte sein Meisterstück als<br />

Trainer geduldig an, fügte Fragmente<br />

sorgsam aneinander, bot der physischen<br />

und psychischen Abnutzung<br />

mit konsequenter Rotation die Stirn,<br />

reagierte klaglos auf Begleitumstände<br />

wie allein drei 48-Stunden-Doppelspieltorturen.<br />

So wuchs das Schöne<br />

zunächst bleischwer wie im101. Nordderby,<br />

durchschritt Phasen der Erwachsenwerdung,<br />

flirtete beim 31:<strong>20</strong><br />

in Skopje gar mit der Perfektion. <strong>Der</strong><br />

Rekordmeister lotete die Grenzen des<br />

Machbaren in einem Wahnsinnswinter<br />

neu aus, zelebrierte defensiv die<br />

Schönheit des Zerstörens. Und irgendwann,<br />

nach dem Weihnachts-Schlüsselsieg<br />

in Göppingen, gab Filip Jicha<br />

unumwunden zu: „Ich schaue nicht<br />

mehr auf die Schönheit.“ All das lassen<br />

wir auf 68 Seiten Revue passieren,<br />

verabschieden Ole Rahmel, liefern allen<br />

Statistik-Freunden viel Futter und<br />

lassen Filip Jicha einen ganz persönlichen<br />

Blick werfen: auf die Schönheit<br />

des Unvollendeten.<br />

6-23 Die Schale ist zurück: Fünf Jahre haben die Zebras an der Rückkehr der Meisterschale<br />

gearbeitet. Nach dem Saisonabbruch gab es kaum einen Zweifel daran, dassder THW Kiel sie<br />

verdient hat. Die Chronologie einer ganz besonderen Saison. FOTOS: UWE PAESLER (5)/EISENKRÄTZER<br />

24-26 Die Saison in Zahlen: Niclas<br />

Ekbergwar derTop-Scorerder Zebras,<br />

aber werführt die Listender<br />

Sünder oder Siebenmeter-Killer an?<br />

38-46 Meister-Trainer: Filip Jicha im <strong>große</strong>n<br />

Interviewnach seiner Premieren-Saison<br />

als Cheftrainer.<br />

28-31: Kein Ball fliegt mehr: So erlebte der THW<br />

Kiel den Saisonabbruch und den Wegbis zum<br />

Lockdown in der Corona-Krise.<br />

54 Spieler der Saison: Keiner warfür<br />

sein Team so wichtig wie Domagoj<br />

Duvnjak für den THW Kiel.<br />

56-57 Abschied: Ein Küstenjunge verlässt die Förde. Aufdrei JahreimTHW-Trikot blickt<br />

Ole Rahmel zurück und erzählt, wie er die Kieler Mentalitätverinnerlicht hat.<br />

JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong> | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | 3


BLICK ZURÜCK: DIE UNVOLLENDETE<br />

AufFilip Jichas<br />

Premieren-Saison als<br />

Cheftrainer folgte<br />

pandemiebedingt das<br />

erste virtuelle Meisterbier<br />

der THW-Geschichte.<br />

Foto: Sascha Klahn<br />

Wasfür eine Saison!<br />

Eine Handball-Saison endet<br />

normalerweise mit einem<br />

<strong>große</strong>n Finale. Inden<br />

vergangenen sechs Jahren<br />

stand der deutsche Meister<br />

nie vor den beiden letzten<br />

Spieltagen fest, fünfmal<br />

davon erst nach der<br />

allerletzten Partie. Indiesem<br />

Jahr aber war alles anders.<br />

VON MERLE SCHAACK<br />

Die Entscheidung fiel bereits im April am<br />

grünen Tisch. Das Coronavirus verhinderte<br />

ein reguläres Ende, die Saison wird<br />

als „die Unvollendete“ in die Handball-<br />

Geschichte eingehen. Für den THW Kiel<br />

hat sie dennoch historische Dimensionen.<br />

In Zahlen: Die längste Flaute (fünf<br />

Jahre) seit Anfang der 1990er-Jahre ist<br />

vorbei, die Saison <strong><strong>20</strong>19</strong>/<strong>20</strong> bescherte den<br />

Zebras den 21. Meistertitel ihrer Geschichte.<br />

„Corona-Meister“, ein Titel für<br />

die Mannschaft, die bis zum Abbruch die<br />

konstanteste Leistung gebracht hatte.<br />

Ein Titel, der keine Jubelstürme, aber<br />

auch nur wenig Widerspruch auslöste.<br />

Das Virus und seine teils dramatischen<br />

Auswirkungen auf Gesellschaft und<br />

Sport ließen alles, was vorher war,<br />

schnell in den Hintergrund rücken.<br />

2 Vorallem impfte Jicha der<br />

Mannschaft sein Mantra ein:<br />

keine Ausreden, immer<br />

Vollgas, niemals Opferrolle.<br />

Doch zuvor schrieb auch diese Spielzeit<br />

viele Geschichten, auf die es sich<br />

lohnt, zurückzublicken. Es war die Premieren-Saison<br />

von Filip Jicha als Cheftrainer<br />

–und was für eine! <strong>Der</strong> Tscheche<br />

bewegte sich auf dem neuen Parkett von<br />

Anfang an, als hätte er nie etwas anderes<br />

getan, ließ seine Spieler rotieren, verteilte<br />

so die Belastung aus vier Wettbewerben<br />

auf möglichst viele Schultern. Vorallem<br />

aber impfte er der Mannschaft sein<br />

Mantra ein: keine Ausreden, immer Vollgas,<br />

niemals Opferrolle.<br />

Und die Zebras? Setzten das meist eins<br />

zu eins um. Eindrucksvoll meldeten sie<br />

sich nach einer Saison im EHF-Cup in der<br />

Champions League zurück, gehörten in<br />

der durch zahlreiche Underdog-Siege<br />

aufgemischten Liga vom Start weg zur<br />

Spitzengruppe. Im DHB-Pokal konnte<br />

auch ein Feueralarm in Stuttgart den<br />

THW nicht vom Einzug ins Final Four abhalten.<br />

Einzig im Herbst leistete er sich<br />

eine Schwächephase mit einigen<br />

„schwarzen Minuten“ (Domagoj<br />

Duvnjak), die sich auch im Punktestand<br />

in Liga und Champions League widerspiegelte.<br />

Doch nach der EM-Pause ignorierten<br />

die Spieler ihre schweren Beine, fanden<br />

zurück zur Souveränität und ließen nur<br />

noch in der Champions League Punkte.<br />

Dort, wo sie es sich leisten konnten, als<br />

der erste Gruppensieg einer deutschen<br />

Mannschaft im aktuellen Modus in trockenen<br />

Tüchern war.<br />

„Ich will um das Maximale spielen“,<br />

hatte Filip Jicha in der Saisonvorbereitung<br />

gesagt. Dieser Satz, von allen Beteiligten<br />

verinnerlicht, zahlte sich aus, als<br />

Corona den Spielbetrieb jäh stoppte und<br />

die eingefrorenen Tabellenstände über<br />

Titel und Qualifikationen entschieden.<br />

Und so ist in der weiterhin unvollendeten<br />

Saison das Maximale für den THW Kiel<br />

noch immer möglich. <strong>Der</strong> Corona-Meistertitel<br />

ist sicher, außerdem stehen die<br />

Zebras im Halbfinale um die Champions<br />

League und den DHB-Pokal. Beide Entscheidungsrunden<br />

wurden in den Zeitraum<br />

der neuen Saison verlegt. Auch das<br />

gehört zur teils kuriosen Chronologie der<br />

Corona-Saison <strong><strong>20</strong>19</strong>/<strong>20</strong>.<br />

4 | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong>


SUUUUUPER JUNGS!<br />

GLÜCKWUNSCHANDEN THW<br />

Wir sind stolz auf euch.<br />

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DER WEG DURCH DIE SAISON<br />

Trotz Mundschutz empfing THW-Kapitän Domagoj Duvnjak die Meisterschale mit einem Kuss. Ansonsten hatte die Feier aber nicht viel mit<br />

ihren <strong>20</strong> Vorgänger-Partysgemein.<br />

FOTO: UWE PAESLER<br />

Die Rückkehr der Schale<br />

Vor Saisonbeginn verspürten die Zebras eine <strong>große</strong><br />

„Sehnsucht, die Meisterschale wieder nach Kiel zu holen“<br />

(THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi). In der Champions<br />

League wollten sie nach einer Saison im EHF-Cup wieder<br />

die ganz <strong>große</strong> Bühne stürmen. Und im Pokal? Den Titel<br />

verteidigen. Mission Nummer eins gelang,auch wenn die<br />

Meister-Sehnsucht durch die Corona-Krisewohl nur teilweise<br />

gelindert werden konnte. Nummer zwei und drei sind zum<br />

jetzigen Zeitpunkt nur unter-, nicht abgebrochen. Ein<br />

Rückblick auf eine in vielerlei Hinsicht verrückte Saison.<br />

VON MERLE SCHAACK<br />

VOLLESPROGRAMMZUM AUFTAKT<br />

Schon der Aufgalopp der Zebras hatte<br />

es in sich: DHB-Pokal, Supercup, Bundesliga-Start<br />

und Vereins-WM – alles<br />

EndeAugust. Im „First Four“, der ersten<br />

Pokalrunde, marschierten sie nach einem<br />

43:23 über Gastgeber und Drittligist<br />

Eintracht Baunatal und einem 39:23-<br />

Sieg über den Zweitligisten TV Emsdetten<br />

ohne <strong>große</strong> Mühe ins Achtelfinale.<br />

Im Supercup lieferten sie sich ein eng<br />

umkämpftes Duell mit dem Nordrivalen<br />

SG Flensburg-Handewitt, das erst im Siebenmeterwerfen<br />

32:31 zugunsten der<br />

SG endete.<br />

Einensouveränen 31:24 (15:14)-Heimsieg<br />

gegen FrischAuf Göppingen zum Liga-Start<br />

später bekamen die Kieler<br />

gleich die nächste Gelegenheit auf einen<br />

Titel. Als EHF-Cup-Sieger der Vorsaison<br />

waren sie für den „Super Globe“,<br />

die Vereins-WM, qualifiziert, die Ende<br />

August inSaudi-Arabien stattfand. Für<br />

den Klub bedeutete das eine aufwendige<br />

Reiseplanung, für die Spieler eine<br />

körperliche Mehrbelastung von vier<br />

Spielen in fünf Tagen –aber auch die<br />

Aussicht auf ein Preisgeld von 400 000<br />

Dollar für den Turniersieger. Und so<br />

machte sich der THW-Tross auf die Reise<br />

an den Persischen Golf und nutzte die<br />

Gelegenheit nicht zuletzt, um sich unter<br />

Wettkampfbedingungen weiter einzuspielen.<br />

Denn nach dem lockeren Auftaktsieg<br />

über den australischen Vertreter<br />

SydneyUniversity (41:27) boten Zamalek<br />

SC aus Ägypten (32:28 für den THW)<br />

und der amtierende Champions-League-Sieger<br />

Vardar Skopje, den die Zebras<br />

mit 34:30 (19:17) bezwangen, auf<br />

dem Weg ins Finale engagierte Gegenwehr.Dort<br />

wartete dannder gedanklich<br />

frischere FC Barcelona um Ex-Zebra<br />

Aron Palmarsson und verhinderte mit<br />

dem 34:32 (15:17)gegen trotzdem starke<br />

Kieler deren Durchmarsch.<br />

Fortsetzung auf Seite 8<br />

6 | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong>


Foto: Sascha Klahn<br />

MitSicherheit ein<br />

verdienterMeister<br />

Respektvor eurerLeistung und Glückwunsch zum<br />

21. Meistertitel. Wir sind und bleiben an eurerSeite.<br />

Alle Sicherheit für uns im Norden.


DER WEG DURCH DIE SAISON<br />

Nicht immer sah es im 101. Nordderbyaus, als würden die Kieler um Magnus Landin(v.li.) und Lukas Nilsson zuletzt lachen. Dennoch gelang<br />

ihnen ein wichtiger Sieg über die SG Flensburg-Handewitt mit Simon Hald.<br />

FOTOS: SASCHA KLAHN<br />

Verspäteter Abschied, aber deshalb nicht<br />

weniger emotional: Marko Vujin, hier mit<br />

Söhnchen Matej, zogesnach Portugal.<br />

VERWALTUNGSMODUS KOSTET PUNKTE<br />

Mit der Ausbeute von 250 000 Dollar<br />

Preisgeld und viel Spielpraxis starteten<br />

die Kieler so richtig in die Bundesliga-<br />

Saison. Zunächst etwas holprig. Gegen<br />

die Knapper-Klassenerhalt-Künstler Eulen<br />

Ludwigshafen rangen sie sich zu einem<br />

nicht jederzeit sicheren 30:27<br />

(15:14)-Sieg durch, dem die Strapazen<br />

der Klub-WM anzumerken waren. Müde<br />

Beine im sechsten Spiel binnen neun<br />

Tagen, phasenweise unkonzentrierte<br />

Köpfe,amEnde aber zwei Bundesliga-Punkte<br />

–und doch noch Gänsehaut:<br />

Marko Vujin, bis dato wegen<br />

Krankheit nicht offiziell mit und von<br />

denFans verabschiedet, war zurückgekehrt,<br />

um nach sieben Jahren im Zebra-Dress<br />

ein letztes Bad in der THW-<br />

Menge zu nehmen. <strong>Der</strong> Serbe, dessen<br />

Vertrag im Sommer <strong><strong>20</strong>19</strong> ausgelaufen<br />

war, wechselte zu Sporting Lissabon in<br />

die portugiesische Liga.<br />

Beim ersten Auswärts-Auftritt in der<br />

Liga zeigten sich die Zebras spielerisch<br />

deutlich verbessert, überwanden beim<br />

SC Magdeburg das Trauma der Vorsaison,<br />

in der sie in der Getec-Arena mit 30:35<br />

unter die Räder gekommen waren. Die<br />

Einstellung stimmte dieses Mal, doch<br />

das Ergebnis nicht. In der umkämpften<br />

Partie in der brodelnden Halle, der Niclas<br />

Ekberg mit 11/5 Treffern seinen<br />

Stempel aufdrückte, leisteten sich die<br />

Kieler in der zweiten Halbzeit einen<br />

Blackout, bei dem sie fünf Tore in Serie<br />

kassierten. Sokonnten die Zebras ihre<br />

Aufholjagd nicht mehr vollenden, unterlagen<br />

denkbar knapp mit 31:32 (19:18)<br />

und haderten mit zwei Schiedsrichterentscheidungen<br />

in den emotionalen<br />

Schlussminuten. Für die Fans, die die<br />

Partie am Fernseher verfolgt hatten, gab<br />

es einen weiteren Aufreger: 40 Sekunden<br />

vor Schluss und ungeachtet der Dramatik<br />

im noch offenen Spiel schaltete<br />

die ARD zu den Lottozahlen und lieferte<br />

das Endergebnis nicht einmal in der darauffolgenden<br />

Tagesschau nach. Später<br />

entschuldigte sich der Sender.<br />

Da hatten die Kieler Handballer ihren<br />

Fokus längst auf das nächste Spitzenspiel<br />

gerichtet. Nordderby Nummer 101<br />

gegen Flensburg stand an. Vor heimischem<br />

Publikum hielten die Zebras dem<br />

Druck stand, ließen sich vom Jubel der<br />

Fans über die Vertragsverlängerung<br />

von Kapitän Domagoj Duvnjak (bis<br />

<strong>20</strong>22) sowie den Toren von Lukas Nilsson<br />

und Niclas Ekberg (je 5) zur 18:13-<br />

Pausenführung tragen. Dann aber:<br />

Blackout, keine Lösungen gegen Flensburgs<br />

5:1-Abwehr.Binnensieben Minuten<br />

nach Wiederanpfiff hatte der deutsche<br />

Meister ausgeglichen. Und hätte<br />

nicht Niklas Landin im THW-Tor den<br />

Flensburger Flow gestoppt, hätte die<br />

Saison an dieser Stelle vielleicht eine<br />

ganz andere Wendung genommen.<br />

Doch auf den Dänen war Verlass,<br />

schließlich der 28:24-Sieg in trockenen<br />

Tüchern –und der THW wieder mitten<br />

im Rennen um die vorderenLiga-Plätze.<br />

Drei Tage später: Champions-League-<br />

Premiere im Kieler Handballtempel. Ex-<br />

Zebra Andreas Wolff war mit seinem<br />

neuen Klub Vive Kielce zu Gast –und verdarb<br />

den Kielern die Partystimmung.<br />

Am Ende eines umkämpften Spiels, in<br />

dem sich kein Team mit mehr als zwei<br />

Toren absetzen konnte, lenkte der Nationalkeeper<br />

den entscheidenden Wurf<br />

von Miha Zarabecumden Pfosten. Kurz<br />

zuvor hatten die Kieler, angeführt vom<br />

starken Nikola Bilyk (7 Tore), noch mit<br />

Fortsetzung auf Seite10<br />

8 | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong>


Gemeinsam<br />

zu einem<br />

verdienten Titel!<br />

Herzlichen<br />

Glückwunsch<br />

zur Meisterschaft<br />

<strong><strong>20</strong>19</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong><br />

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DER WEG DURCH DIE SAISON<br />

zwei Toren geführt. Nun nutzte Alex<br />

Dujshebaev für Kielce die Chance zum<br />

30:30 (14:15)-Unentschieden. Spätestens<br />

jetzt war klar: Neben dem Modus,<br />

in dem der THW Europas Spitzenklubs<br />

dominieren konnte, gab es noch einen<br />

zweiten: Den, in dem die Zebras erkämpfte<br />

Polster blitzschnell verspielen<br />

konnten. Nach der Partie gegen Kielce<br />

prägte THW-KapitänDomagoj Duvnjak<br />

den Begriff der „schwarzen Minuten“.<br />

Und Kreisläufer Hendrik Pekeler zürnte:<br />

„Wir müssenecht lernen, abgeklärterzu<br />

werden. Denn das unterscheidet gute<br />

von sehr guten Mannschaften. So ein<br />

Verwaltungsmodus darf nicht existieren.“<br />

48-STUNDEN-MARATHON<br />

Dieser Ärger kam dem THW rückblickend<br />

gelegen. Denn es folgte die Zeit,<br />

in der die Zebras in der Champions League<br />

die wichtigsten Grundsteinefür den<br />

restlichen Saisonverlauf legten. „Wir<br />

können in dieser Phase keine Titel gewinnen.<br />

Aber wir können die Möglichkeit<br />

dazu verspielen“, lautete einer der<br />

Lieblingssätze Filip Jichas zum Herbstbeginn.<br />

Auf dem Programm: Neun Spiele<br />

in einem Monat, nur zwei davon in<br />

Kiel. Und mehrfach das Phänomen der<br />

„48-Stunden-Spiele“, sprich: Zwischen<br />

den jeweiligen Anpfiffen von Auswärtsspiel<br />

Nummer eins und zweilagen maximal<br />

48 Stunden –und eine Reise. Ein<br />

Umstand, den Jicha und Geschäftsführer<br />

Viktor Szilagyi einmal lautstark kritisierten,<br />

um sich dann wieder auf den<br />

nun schon zementierten Spielplan zu<br />

konzentrieren.<br />

Zwischen dem mühsamen und von<br />

technischen Fehlern geprägten 34:29<br />

(17:17)-Liga-Sieg beim Bergischen HC<br />

und dem Königsklassen-Kracher bei Telekom<br />

Veszprém waren essogar nur 45<br />

Stunden. Die Reisezeit von Düsseldorf<br />

über Wien und weiter nach Veszprém<br />

vertrieben sich die Spielermit individuellemVideostudium<br />

auf mobilen Endgeräten.<br />

Und setzten dann am Balaton den<br />

widrigen Vorbereitungsbedingungen<br />

zum Trotz und ohne Lukas Nilsson<br />

(Schulterprobleme)ein <strong>große</strong>sAusrufezeichen.ImDuell<br />

der Rotierenden stellte<br />

Jicha die beim BHC geschonten Miha<br />

Zarabec und Pavel Horak auf,<br />

Veszprém-Trainer David Davis tauschte<br />

in seinem Star-Ensemble ohnehin munter<br />

durch. Auf einer Position indes konnten<br />

die Kieler nichtwechseln: Im rechten<br />

Rückraum war Harald Reinkindauf sich<br />

allein gestellt, nachdem Steffen Weinhold<br />

sich früh am Fuß verletzt hatte. Ein<br />

Anriss der Plantarfaszie, der ihn bis<br />

Jahresende fast alle Spiele undden Einsatzbei<br />

der EM kostensollte. Es begann<br />

der Reinkind-Run, ein Dauerlauf des<br />

Norwegers, der bis zu Weinholds Genesung<br />

Alleinunterhalter auf seinerPosition<br />

war –und der diese Rolle bereits in<br />

Veszprém mit Bravour ausfüllte. Acht<br />

Tore steuerte er zum überraschend deutlichen,<br />

aber hochverdienten 37:31<br />

(16:13)-Sieg bei, und für einen kurzen<br />

Moment war Filip Jicha fast wunschlos<br />

glücklich. Er sei „wahnsinnig stolz“,<br />

verkündete der Trainer.<br />

DASRISIKOSPIELTMIT<br />

Harald Reinkind flog<br />

als Dauerbrenner im<br />

rechten Rückraum<br />

durch die Saison–und<br />

in Veszprém auch<br />

immer wieder<br />

erfolgreich durch die<br />

Abwehr der Ungarn.<br />

FOTO: DAVID VÖRÖS<br />

Kurzes IntermezzoinKiel, bei dem der<br />

THW eine Halbzeit lang Anlauf für den<br />

31:23 (13:12)-Sieg über Meshkov Brest<br />

nahm, dann ging es wieder auf Reisen.<br />

Dieses Mal im Pokal zur HSG Wetzlar.<br />

Lange sah es so aus, als würde der Un-<br />

Durch viele „48-Stunden-Spiele“ wurde Analyse-Arbeit auf Reisen für THW-Trainer Filip Jicha<br />

(li.) und GeschäftsführerViktorSzilagyi fast zur Gewohnheit. FOTO: SASCHA KLAHN Fortsetzung auf Seite12<br />

10 | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong>


WIR GRATULIEREN DEM<br />

THW KIEL ZUR DEUTSCHEN<br />

MEISTERSCHAFT <strong><strong>20</strong>19</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong>!


DER WEG DURCH DIE SAISON<br />

Die neue THW-Abwehr ließ Vardar Skopje keine Chance. FOTO: DUKOVSKI Mr. Zuverlässig: Niclas Ekberg. FOTO: IMAGO /EIBNER<br />

derdog, der sich stets in der Rolle des Favoritenschrecks<br />

gefällt, dem THW die<br />

Tür zum Viertelfinale vor der Nase zuschlagen.<br />

In der 41. Minute führten die<br />

Gastgeber mit 21:17, die Rittal-Arena<br />

drohte überzukochen. Erst der eingewechselte<br />

Dario Quenstedt brachte den<br />

THW wiederins Spiel –nachdem Niklas<br />

Landin seinen Platz im Torfreiwillig geräumt<br />

hatte. Aber inder Schlussphase<br />

machtensich die Zebras ihre Aufholjagd<br />

beinahe mit einer katastrophalen Fehlerquote<br />

selbst wieder zunichte. Dem<br />

siebten Feldspieler und einem Last-Minute-Treffer<br />

von Hendrik Pekeler („So<br />

kannman normalerweise kein Spiel gewinnen.“)<br />

war der 26:25 (12:14)-Sieg<br />

und damit der Einzug ins Viertelfinale<br />

zu verdanken. Auch beim 30:27 (17:12)<br />

beim TBVLemgo siegten die Kieler ohne<br />

Glanz, auch hier kehrte zwischendurch<br />

der Schlendrian ein. „Das kann auf lange<br />

Sichtgefährlich sein. Wirmüssen uns<br />

Gedanken über den Spielverlauf machen“,<br />

sagte Niclas Ekberg, indieser<br />

Phase der Saison die personifizierte<br />

Treffsicherheit und längst führendes Zebra<br />

in der mannschaftsinternen Torschützenliste.<br />

So war es auch beim 31:23<br />

(14:13)-Heimsieg gegen Aufsteiger HSG<br />

Nordhorn-Lingen, zudem Ekberg –genau<br />

wie Lukas Nilsson –sieben Treffer<br />

beisteuerte. Dennoch war es ein Sieg mit<br />

angezogener Handbremse, ehe es wieder<br />

auf Europa-Tournee ging: Skopje,<br />

schon wiederWetzlar (dieses Mal in der<br />

Bundesliga), dann Montpellier.<br />

„WIR STRAHLEN WIEDERETWAS AUS“<br />

Bei Vardar Skopje setzte der THW sein<br />

zweites Champions-League-Fanal, in<br />

den Hauptrollen Niklas und Magnus<br />

Landin, als Strippenzieher im HintergrundFilip<br />

Jicha. Eigens für dieses Spiel<br />

packte der Trainer eine neue Abwehr-<br />

Formation aus, die er seine Mannschaft<br />

im Trainingslager hatte einüben lassen.<br />

Die „verschobene 5:1“ stützt sich auf die<br />

Mit einem Last-Minute-Treffer sicherteKreisläufer<br />

Hendrik Pekeler den Zebras in Wetzlar<br />

den Einzug ins Pokal-Viertelfinale.<br />

FOTO: AURIN SAWELLION<br />

enorme Spannweite von Magnus Landin<br />

und viel Beweglichkeit angesichts<br />

<strong>große</strong>r Räume. Beim Titelverteidiger<br />

stand, beziehungsweise schnellte sie<br />

hin und her wie eine Eins –und dahinter<br />

hielt Niklas Landin im TorVersuch um<br />

Versuch von Timur Dibirov und Co. Vier<br />

Gegentore kassiertendie Zebras bis zur<br />

Pause. Vier! „Die erste Halbzeit war die<br />

schönste, die ich mit den Jungs bisher<br />

hatte“, befand der begeisterte Trainer<br />

angesichts der 16:4-Führung, aus der<br />

letztlich ein 31:<strong>20</strong>-Sieg werden sollte.<br />

Ein Auftritt naheander Perfektion.<br />

Beflügelt von diesemErlebnis und angespornt<br />

von dem Zitter-Abend im Pokal<br />

ging es weiter nach Wetzlar –und<br />

dieses Mal zündete der THW-Turbo<br />

auch in der Rittal-Arena direkt zu Beginn.<br />

Nur ein Gegentor in den ersten<br />

zehn Minuten, spätestens bei der Pausenführung<br />

von 17:10 hatten die Zebras<br />

das Kräfteverhältnis zurechtgerückt.<br />

Nikola Bilyk (7 Tore) bewies einmal<br />

mehr,dass er sich in Sachen Konstanz im<br />

Vergleichzur Vorsaison deutlich gesteigert<br />

hatte, und Niklas Landin im Tor<br />

(14/1 Paraden) verdiente sich wie so oft<br />

das Prädikat Weltklasse. Gegen Ende<br />

ging der THW in den Kräftesparmodus<br />

über, so dass das 30:26 knapper wirkte,<br />

als die Partie je war.<strong>Der</strong> Verzicht auf einen<br />

Kantersieg sollte sich aber wieder<br />

nur 48 Stunden und eine Flugreise später<br />

in Südfrankreich auszahlen.<br />

Dennbei Montpellier HB brauchten die<br />

Zebras all ihre körperlichenund mentalen<br />

Reserven, uminihrer Termin-Hatz<br />

auch beim Champions-League-Sieger<br />

von <strong>20</strong>03 und <strong>20</strong>18 zu bestehen. Die personellen<br />

Reserven indes schrumpften:<br />

Patrick Wiencek war mit Knie-, Rune<br />

Dahmke bald mit Oberschenkel-Problemen<br />

abgemeldet. Die knappe 17:16-<br />

Pausenführung wich in der zweiten<br />

Halbzeit zwischenzeitlich einem Drei-<br />

Tore-Rückstand. Doch die Kieler, allen<br />

voran Hendrik Pekeler, der in Abwehr<br />

und Angriff am Kreis im Dauereinsatz<br />

war,bissensich zurück in die Partie. Mit<br />

Pekeler an der Spitze der neu formierten<br />

und kraftraubenden 3:2:1-Abwehr (Jicha:<br />

„Ich habe ihn gefragt, ob er das<br />

schafft.“)holten sie TorumTor auf. Auch<br />

dankLukas Nilsson, der mit elf Treffern<br />

eines seiner besten Saisonspiele machte<br />

und hinterher übers ganze Gesicht<br />

strahlte. „Als wir den Schlusspfiff gehört<br />

haben, war das ein richtig geiles Gefühl“,<br />

gab der Schwede nach dem 33:30-<br />

Sieg zu, das gleichzeitig das dritte<br />

schwere Auswärtsspiel in einer Woche<br />

und das zweite 48-Stunden-Spiel innerhalb<br />

von 13 Tagen gewesen war. Des<br />

Siegensmüde war der Rückraum-Shooter<br />

indes noch lange nicht. „Ich habe<br />

Fortsetzung auf Seite14<br />

12 | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong>


WIRLIEFERN<br />

HIPPHIPPHURRA<br />

Daaanke Jungs! Wir jubeln mit euch und gratulieren ganz herzlich zur<br />

Meisterschaft.<br />

Die wichtigste Zutat für dieses Erfolgsrezept: eure tolle Leistung!


DER WEG DURCH DIE SAISON<br />

schon wieder richtig Bock. Wir haben<br />

gerade einfach eine tolle Stimmung in<br />

der Mannschaft“, sagte er. Filip Jicha<br />

zeigte sich stolz auf seine Truppe. „Sie<br />

wollte nicht als Opferder Belastung dastehen.“<br />

Und auch Geschäftsführer Viktor<br />

Szilagyi machte kein Hehl aus seiner<br />

Freude über die vielen Rädchen, die in<br />

dieser Phase der Saison in und um die<br />

Mannschaft ineinandergriffen. „Wir<br />

strahlen wiederetwas aus“,sagte er.Vor<br />

allem Titelhunger.<br />

Den bekam –nach einer Woche Nationalmannschaftspause<br />

–auch die MT Melsungen<br />

zu spüren. Die Mannschaft von<br />

Trainer Heiko Grimmwar in der Vorsaison<br />

zweimal in Kiel untergegangen<br />

(<strong>20</strong>:37 in der Liga und19:31imPokal), also<br />

gewarnt. Es half alles nichts. Auch<br />

nicht die direkte Rote Karte, die Domagoj<br />

Duvnjak bereits in der 5. Minute für<br />

einen(versehentlichen)Griff ins Gesicht<br />

von Julius Kühnkassierte. Zwar brauchten<br />

die Zebras etwas, um den Verlust ihres<br />

Kapitäns zu verarbeiten, dann aber<br />

waren es einmal mehr Niklas Landins<br />

(18 Paraden) Instinkt für gegnerische<br />

Würfe und Niclas Ekbergs Treffsicherheit<br />

(10/6), die die Weichen wieder Richtung<br />

Kantersieg stellten. Diesmal<br />

fuhr die MT mit einer 26:38-Klatsche<br />

nach Hause.<br />

DER SCHOCK STOPPT DEN FLOW<br />

Wer sollte diesen THW im Flow stoppen?Nicht<br />

Motor Zaporozhye,auch wenn<br />

die Kieler sich in der Ukraine unkonzentriert<br />

präsentierten und der 30:27<br />

(15:13)-Sieg ihnen nach einer zwischenzeitlichen<br />

Sechs-Tore-Führung wegen<br />

einer hohen Fehlerquote noch fast entglitten<br />

wäre. Im Spitzenspiel bei den<br />

Rhein-Neckar Löwen zeigte sich dann:<br />

<strong>Der</strong> THW Kielkannsich nur selbst stoppen.<br />

Zunächst in überragender Verfassung,<br />

erspielte er sich nach <strong>20</strong> Minuten<br />

eine 13:6-Führung. Um dann völlig den<br />

Faden zu verlieren. Wie das passierte?<br />

Allgemeines Schulterzucken. „Das ist<br />

für mich unerklärlich“, sagte Hendrik<br />

Pekeler nach der Partie,die letztlich mit<br />

26:25 (10:13) an die Löwen ging. Geschockt<br />

waren die Kieler nicht nur von<br />

ihrem eigenen Blackout, der die erste<br />

Niederlage seit 13 Partien verursachte,<br />

sondern auch von einer neuerlichen<br />

Schulterverletzung bei Youngster Gisli<br />

Kristjánsson. Als er in Mannheim unter<br />

Tränen in die Kabine schlich, war aber<br />

noch niemandem klar, dass es sein letzter<br />

Auftritt für die Zebras gewesen war.<br />

In der EM-Pause sollte er zum SC Magdeburg<br />

wechseln.<br />

„Wir waren über diese Niederlage so<br />

erschrocken, dass wir gegen Porto<br />

gleich noch malverloren haben“, fasste<br />

Filip Jicha später in der Retrospektive<br />

zusammen, was den Zebras drei Tage<br />

später im eigenen Wohnzimmer gegen<br />

In Mannheimging plötzlich nichts mehr bei PavelHorak (re.)und seinen Zebra-Kollegen. Sie<br />

verspielten gegen Andy Schmid und die Löweneine Sieben-Tore-Führung.<br />

FOTO: DPA<br />

die Kraftpakete des FC Porto widerfuhr.<br />

Krampf statt Befreiung, Schockstarre<br />

statt Wiedergutmachung.Eswar knapp,<br />

aber für Ruhe im THW-Lager sorgte der<br />

Auftritt bei der 27:28 (14:13)-Niederlage<br />

nicht. Direkt nach dem Spiel zürnte Jicha:<br />

„Ich denke, dass ich heute bei 80<br />

Prozent der Spieler feststellen werde,<br />

dass sie nicht alles getan haben.“ Und<br />

Regisseur Miha Zarabec stellte fest:<br />

„Wir haben gegen die Löwen unser<br />

Selbstvertrauen verloren.“<br />

Umso größer war der Druck wiederum<br />

drei Tage später beim Rückspiel am Atlantik.<br />

Und ohne Topschütze Niclas Ekberg,der<br />

wegen einerEinblutung an der<br />

Achillessehne nur Siebenmeter werfen<br />

konnte. Auch zu Hause bot Porto den<br />

Zebras einen kräftezehrenden Kampf,<br />

brachte sie kurz nach derPause mit14:19<br />

ins Hintertreffen. Dann zog sich der<br />

THW aber am eigenen Schopf aus der<br />

Krise. Allen voranHarald Reinkind, dem<br />

nach wie vor keine andere Wahl blieb,<br />

als im rechtenRückraum den Dauerläufer<br />

und -werferzugeben.Zunächst wenig<br />

erfolgreich,doch der Norweger versuchte<br />

es unermüdlich weiter, verbesserte<br />

seineTrefferquote und steuerte mit<br />

seinem achten Torschließlich auch den<br />

ersehnten Treffer zum 30:29 (14:16)-<br />

Endstand bei. „Früher konnte ich Fehl-<br />

Fortsetzung auf Seite16<br />

14 | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong>


Erst kommt<br />

das Spiel und<br />

dann auch<br />

das Glück!<br />

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DER WEG DURCH DIE SAISON<br />

Erleichterung und Freude nach Abpfiff: Mit dem knappen Auswärtssieg<br />

in Portofanden die Zebras wieder in die Spur. FOTO: FABIO POCO<br />

Unglaubliche 22 Würfeauf sein Torhielt Niklas Landin gegen Hannover–auch<br />

diesenSiebenmeter vonTimo Kastening. FOTO: DPA<br />

würfe nicht einfach ausblenden, habe<br />

das mehr und mehr gelernt, auch durch<br />

Filip“, beschrieb der Norweger anschließend<br />

seine Entwicklung. „Das ist<br />

nichtimmer einfach.Aber ich helfe niemandem,<br />

wenn ich michschone.“<br />

Ein Schongang verbot sich auch im<br />

Spitzen-Duell mit der TSV Hannover-<br />

Burgdorf, die Überraschungsmannschaft<br />

der Bundesliga-Saison. Als sie<br />

Mitte November ihre Visitenkarte im<br />

Kieler Handball-Tempel abgab, tat sie<br />

es als Tabellenführer. Und das wollten<br />

die Zebras so nicht stehen lassen. Zehn<br />

Minuten Turbo-THW brauchte es, um<br />

die Kräfteverhältnisse zurechtzurücken.<br />

Einige Aktionen zum Zungeschnalzen<br />

von Nikola Bilyk und Magnus Landin,<br />

dazu eine bewegliche 6:0-Abwehr –<br />

schon stand es 8:2, und der 32:23 (17:12)-<br />

Sieg derZebrasgeriet nicht mehr in Gefahr.Sowurdeaus<br />

dem erwarteten Top-<br />

Spiel eine Partie der Nebenschauplätze.<br />

Randnotiz eins: Mit Sven Ehrig, wegen<br />

des akuten Linkshänder-Mangels mit<br />

einemZweitspielrecht ausgestattet, gab<br />

ein Eigengewächsaus dem Nachwuchs<br />

sein Bundesliga-Debüt. Randnotiz zwei:<br />

Nach Minuspunkten übernahmen die<br />

Zebras die Tabellenführung von Hannover.<br />

Randnotiz drei, auf die der THW<br />

gern verzichtet hätte: Nachdem er sein<br />

1000. Bundesliga-Tor erzielt hatte, zog<br />

sich DomagojDuvnjak einen Muskelfaserriss<br />

in der Wade zu –der nächste Kandidat<br />

fürs THW-Lazarett.<br />

Es sollte nicht der letzte bleiben: Mit<br />

Schambeinproblemen meldete sich vor<br />

dem Champions-League-Heimspiel gegen<br />

Motor Zaporozhye auch noch Nikola<br />

Bilyk ab. Ohne vier Rückraumspieler<br />

(Weinhold, Kristjánsson, Duvnjak und<br />

Bilyk) und dafür phasenweise mit Linksaußen<br />

Rune Dahmke auf der Spielmacherposition<br />

(„Wenn ich da auftauche,<br />

weiß man, dass es brennt.“) empfingen<br />

die Zebras die Ukrainer, die kaum noch<br />

eine Chance aufs Achtelfinale hatten.<br />

Und es blieb dabei: Zu Hausetat sich der<br />

THW in der Königsklasse schwer, das<br />

32:32 (16:17) gegen Zaporozhye glich<br />

mit den vielen vergebenen Chancen<br />

eher Krampf als Kampf. Dahmke, ein<br />

Kieler Lichtblick an diesem Tag, fasste<br />

die „schwarzen Minuten“ so zusammen:<br />

„Uns fehlt momentan die Cleverness.<br />

Die kann man schwer trainieren,<br />

das kommt mit dem Selbstbewusstsein.<br />

Momentangehtder Ball in den entscheidenden<br />

Situationen nicht ganz so leicht<br />

von der Hand.“<br />

Kopf–und gegendie mit der fortschreitenden<br />

Spielzeit und der hohen Belastung<br />

einhergehenden schweren Beine.<br />

17 Partien absolvierten die Zebras im<br />

November und Dezember, Filip Jicha<br />

hatte zwei neue Lieblingssätze: „Wir<br />

dürfen keine Menschlichkeit zeigen.“<br />

Und: „Bis Endedes Jahres werden keine<br />

Schönheitspreise mehr verliehen.“<br />

Hätte es einen Preis für Spannung in<br />

den Schlussminuten gegeben, wären<br />

die Kieler allerdings Anwärter Nummer<br />

einsdarauf gewesen. Vonden zehn Partien<br />

zwischen dem 3. November und 3.<br />

Dezember endeten sieben mit weniger<br />

als zwei Toren Differenz. Auch das Liga-<br />

Heimspiel gegen den SC DHfK Leipzig<br />

wurde zu einer Zitterpartie, in der der<br />

Kieler Angriff massive Probleme mit der<br />

starken LeipzigerDeckunghatte, Lukas<br />

Nilsson nicht aus seinem Formtief herausfand<br />

und Steffen Weinhold bei seinem<br />

ersten Einsatz seit September länger<br />

als den eigentlich geplanten Kurzeinsatz<br />

auf der Platte bleiben musste.<br />

Auch Bilyk kehrte zurück, hatte <strong>große</strong>n<br />

Anteil an der zwischenzeitlichen 11:7-<br />

Führung der Kieler. Dann aber wieder:<br />

Krampf. Bis in die Schlussphase, in der<br />

Hendrik Pekeler vorne und hinten Verantwortungübernahm<br />

und so das 27:26<br />

(12:11) rettete.<br />

Mit dem 31:27 (14:13)-Sieg beim HC Erlangen<br />

holten sich die Zebras vor allem<br />

im zweiten Durchgang Sicherheit im<br />

Angriffzurück –gerade rechtzeitig zum<br />

nächsten Champions-League-Kracher<br />

gegen Montpellier HB. Denn die Franzosen<br />

legten ein flottes Tempo vor,bei dem<br />

beide Abwehrreihen Schwierigkeiten<br />

hatten, die Löcher zu stopfen. Montpellier<br />

war den Kielern in puncto Frische<br />

überlegen,absolvierten die Zebras doch<br />

ZITTERN IN DER SCHLUSSPHASE<br />

einmalmehrdas dritte Spiel in sechs Tagen.<br />

Nach dem 16:19-Pausenrückstand<br />

Glänztegegen Zaporozhyenicht nur auf <strong>Der</strong> THW Kielkämpfte in dieser Phase kämpften sie sich heran, verpassten<br />

der Außenposition: Allzweckwaffe Rune der Saison also nicht nur gegen die Gegner,<br />

Dahmke. FOTO: UWE PAESLER sondern auch gegen den eigenen<br />

Fortsetzung auf Seite18<br />

16 | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong>


Malschwarz.<br />

Malweiß.<br />

Aber immerTHW.<br />

Wirgratulieren dem<br />

„Deutscher Meister <strong>20</strong><strong>20</strong>“.<br />

…und freuen unsauf tolle<br />

Heimspiele in voller Halle!<br />

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DER WEG DURCH DIE SAISON<br />

Nikola Bilyk (re.)brachteimmer wieder Dynamik ins THW-Spiel, auch in der Zitterpartie gegen den SC DHfK Leipzig.<br />

FOTO: UWE PAESLER<br />

aber immer wieder den Ausgleich. Einige<br />

Landin-Paradensowie der starke Nikola<br />

Bilyk sorgten in der Schlussphase<br />

dafür,dassder THW endlich die Vorzeichen<br />

umdrehen konnte. Mit der Schluss-<br />

Sirene hielt Landin schließlich den<br />

33:32-Sieg fest. Zwei Punkte, verdient<br />

mit letzterKraft und <strong>große</strong>m Willen,verleiteten<br />

Trainer Jicha zu <strong>große</strong>n Worten:<br />

„Ich liebe meine Jungsfür diese Einstellung.Sie<br />

haben alles in dem Spiel gelassen,<br />

und auch wenn wir verloren hätten,<br />

würde ich ihnen jetzt sagen,dass ich sie<br />

liebe“, lobte er. „Dieser Ausdruck des<br />

Willens und die Tatsache, dass sie sich<br />

nicht indie Opferrolle begeben, ist etwas<br />

ganz Außergewöhnliches.“<br />

Dennoch war die Zitter-Phase nicht<br />

vorbei. Im DHB-Achtelfinale trug auch<br />

ein Grillmeister im Umlauf der „Scharrena“<br />

dazu bei. <strong>Der</strong> löste in der 37. Minute,<br />

als die Zebras mit 22:19 führten, einen<br />

Feueralarm aus –die Partie beim TVB<br />

Stuttgart wurde unterbrochen, die Arena<br />

evakuiert. „Sowas habeich noch nie erlebt“,<br />

sollte Hendrik Pekeler später sagen.<br />

Zunächst verkrafteten die Kieler<br />

die rund 40-minütige Unterbrechung<br />

besser, setzten sich auf 27:<strong>20</strong> ab. Doch<br />

dann schwang sich Johannes Bitter im<br />

TVB-Tor zu Höchstleistungen auf und<br />

beendeteden Kieler Torreigen. <strong>Der</strong> Vorsprung<br />

der nun fahrigen Zebras schmolz<br />

Tor für Tor, Domagoj Duvnjak musste<br />

sein Comeback nach dem Muskelfaserriss<br />

in der entscheidenden Schlussphase<br />

geben, und Niclas Ekberg rettete sein<br />

Team mit seinem zehnten Treffer<br />

schließlich vor der Verlängerung. <strong>Der</strong><br />

35:34-Sieg sicherte dem Titelverteidiger<br />

die Final-Four-Teilnahme. „Die Jungs<br />

sind tot“, konstatierte Jicha.<br />

So griff der Verein vor dem Heimspiel<br />

gegen GWD Minden zu einem Psycho-<br />

Trick, ließ Rune Dahmke vor dem Anpfiff<br />

über den Videowürfel seine Vertragsverlängerung<br />

bis <strong>20</strong>22 verkünden. Jubelstürme,<br />

„Rune“-Sprechchöre für den<br />

Kieler Jung –diese Energiekonnten die<br />

müdenZebras gut gebrauchen. Unterm<br />

Strich blieb das 29:27 (14:12) dennoch<br />

ein müderAuftrittder überspielten Kieler,<br />

dessen Resultat bei ihren Fans dennoch<br />

Freude auslöste: Nach 826 Tagen<br />

kletterte der THW Kiel auch nach Pluspunkten<br />

wieder auf Platz eins der Bundesliga-Tabelle:<br />

Schützenhilfe hatte es<br />

aus Magdeburg gegeben. <strong>Der</strong> SCM hatte<br />

die SG Flensburg-Handewitt geschlagen,<br />

die nun hinter die Zebras zurückfiel.<br />

„Dort hinzukommen ist leichter, als<br />

dort oben zu bleiben“, mahnte Filip Jicha.<br />

Schon bei den Füchsen Berlin zeigte<br />

sich:Erhatte recht. Denn nach der17:12-<br />

Pausenführung gegen personell dezimierte<br />

Berliner (unter anderem fehlten<br />

mit Dejan Milosavljevund Silvio Heinevetter<br />

zwei Torhüter) kehrten die<br />

„schwarzen Minuten“ zurück. Begünstigt<br />

durch eine unerklärliche Hektik im<br />

Zebra-Tross holten die Füchseauf, sorgte<br />

eine Rote Karte gegenMijajlo Marsenic<br />

im Duell mit Miha Zarabec für emotionalen<br />

Zündstoff und einen Hexenkessel<br />

Max-Schmeling-Halle, in der die<br />

Kieler viel Lehrgeld zahlten und mit dem<br />

28:29 auch gleich die Tabellenführung<br />

wieder an Flensburg verloren.<br />

KRAFTAKTE UND ENERGIESPARMODUS<br />

Feueralarm-Pause: Filip Jicha (v.li.), Viktor Szilagyi und Christian Sprenger warten mit der<br />

Mannschaft im Presseraum auf die Fortsetzung des Pokal-Viertelfinals. FOTO: THW KIEL/ ROBOHM<br />

Gelegenheit, sie wieder zurückzuerobern,<br />

gab es drei Tage später, schon<br />

wieder beim TVB Stuttgart –dieses Mal<br />

Fortsetzung auf Seite<strong>20</strong><br />

18 | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong>


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DER WEG DURCH DIE SAISON<br />

Gegen Jahresende gab es gleich mehrfach enttäuschte Mienen bei den Zebras um Harald Reinkind (v.li.), Pavel Horak, Miha Zarabec und<br />

Steffen Weinhold.<br />

FOTOS (2): UWE PAESLER<br />

aber in der weniger feueralarmgefährdetenPorsche-Arena.<br />

Und gegen einen<br />

etwas weniger bissigen TVB. Die<br />

Schwächephase nach hoher Führung<br />

konnten die Zebras beim 29:21 (13:7)-<br />

Sieg dennoch nicht abstellen. Zwischenzeitlich<br />

schmolz ihr Sechs-Tore-<br />

Vorsprungauf nur noch ein Törchenzusammen.<br />

In der Schlussphase brachte<br />

Domagoj Duvnjak (Jicha: „Er hat immer<br />

dann Verantwortung übernommen,<br />

wenn es nicht lustig war.“) die nötige<br />

Ruheins Spiel, ließ Dario Quenstedt nur<br />

noch einen der letzten fünf Stuttgarter<br />

Würfe passieren –die Tabellenführung<br />

wechselte wieder nach Kiel. Zufrieden<br />

waren die Kieler aber nicht. „Wir sind<br />

noch keine Top-Mannschaft“, sagte<br />

Hendrik Pekeler, der bei deutlichen<br />

Führungen „vielleicht eine innere Zufriedenheit“<br />

ausgemacht hatte. Es fehle<br />

der Killerinstinkt, das Vermögen, den<br />

Sack frühzeitig zuzumachen.<br />

Die Unzufriedenheit über die Leistungsschwankungen<br />

im eigenen Spiel<br />

bekam Aufsteiger HBW Balingen-Weilstetten<br />

zu spüren, mit dem die Zebras<br />

kurzen Prozess machten und ihn mit<br />

36:26 (19:10), nach der Pause im Energiesparmodus<br />

(vier vergebene Siebenmeter<br />

inklusive), nach Hause schickten.<br />

Das Weihnachtsfest vor Augen folgte<br />

das Waterloo gegen die HSG Wetzlar.<br />

Zwei Tage vor Heiligabend blieben<br />

beim Kieler Publikum alle Wünsche offen,<br />

als die Mannschaft von Kai Wandschneider<br />

die Sparkassen-Arena stürmte<br />

und sich einen 27:<strong>20</strong> (13:9)-Sieg bescherte.Und<br />

die Zebras? Kraftlos,ideenlos,<br />

glücklos lieferten sie die<br />

„schlechteste Leistung dieser Saison“<br />

(Duvnjak) ab. Filip Jicha sprach anschließend<br />

vom „fatalen Versagen der<br />

Schützen“. Besinnlichkeit? Fehlanzeige!<br />

Am zweiten Weihnachtstag musste<br />

der THW bei FrischAuf Göppingen bestehen,<br />

um echte Krisenstimmung kurz vor<br />

der EM-Pause zu vermeiden. Trotz Fersenprellung<br />

biss Niklas Landin auf die<br />

Zähne, auch Steffen Weinhold, der wegen<br />

Fußbeschwerden die EM sausen<br />

ließ, stand bereit, Verantwortung zu<br />

übernehmen. <strong>Der</strong> knappe 27:26 (16:15)-<br />

Sieg war kein spielerischer Befreiungsschlag,<br />

sondern „ein reiner Kraftakt“<br />

(Jicha). Doch auch der brachte zwei<br />

Punkte,verhinderteeine handfeste Krise.<br />

Ebenso wie der ungefährdete 31:24<br />

(18:13)-Heimsieg über den TBV Lemgo<br />

zum Jahresausklang. Ende gut, alles gut<br />

– als Tabellenführer verabschiedeten<br />

sich die Zebrasindie EM-Pause.<br />

DOMINANZNACHDER EM-PAUSE<br />

Die Europameisterschaft in Norwegen,<br />

Österreich und Schweden erwies<br />

sich für viele Zebras als Impuls zur rechten<br />

Zeit. DomagojDuvnjak hob sein Abwehr-Spiel<br />

an der Spitze der kroatischen<br />

5:1-Deckung auf ein neues Level,<br />

wurde zum besten Spieler des Turniers<br />

gewählt. Nikola Bilyk avancierte, getragen<br />

vom österreichischen Heimpublikum,<br />

zum drittbesten Torschützen des<br />

Turniers, Harald Reinkind gewann mit<br />

Norwegen Bronze,Miha Zarabec sorgte<br />

mit Slowenien bis zum Halbfinal-Aus<br />

gegenden späteren Europameister Spanien<br />

für Furore, und Hendrik Pekeler<br />

und Patrick Wiencek bildeten im Innenblock<br />

des DHB-Teams das unverzichtbare<br />

Gerüst für Platz fünf. Pekeler<br />

Fortsetzung auf Seite 22<br />

Domagoj Duvnjakholtefür den THW oft die Kohlen aus dem Feuer.In<br />

Berlin konnteaber auch er die Niederlage nicht verhindern. FOTO: DPA<br />

Mit allen Mitteln versuchten Patrick Wiencek (v.li), Hendrik Pekeler<br />

und Nikola Bilyk die HSG Wetzlar zu stoppen –vergeblich.<br />

<strong>20</strong> | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong>


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DER WEG DURCH DIE SAISON<br />

(Achillessehnen) und Wiencek (Knie)<br />

kehrten dann auch angeschlagen nach<br />

Kiel zurück. Abgesehen davon blieb der<br />

THW Kiel von EM-Verletzungen verschont.<br />

Und die Liga wartete gleichmit einem<br />

Spitzenspiel auf: Eine Woche nach dem<br />

EM-FinalereistendieKielerzurTSVHannover-Burgdorf,zudieserZeitihrdirekter<br />

Verfolger. Und holten die Niedersachsen,<br />

die davon träumten, den Tabellenführer<br />

zu stürzen, schnell auf den Boden<br />

der Tatsachen zurück. Niklas Landin<br />

hatte seine Fersenprellung überstanden<br />

und nach dem enttäuschenden Vorrunden-Aus<br />

der Dänen bei der EM nun besonders<br />

<strong>große</strong>n Titelhunger. 17 TSV-<br />

Würfe parierte er,während Hendrik Pekeler<br />

den schmerzenden Achillessehnen<br />

trotzte.Dem Kreisläufer gelang das<br />

Kunststück, sich mehr übers Feld zu<br />

schleppen als zu laufen, aber immer im<br />

richtigen Moment Hannovers Regisseur<br />

Morten Olsen auf den Füßen zu stehen.<br />

„Das mag der nämlich gar nicht.“ Gesagt,<br />

getan, gewonnen – mit 32:25<br />

(18:13), Meisterambitionen untermauert<br />

–ein Ausrufezeichen.<br />

DasnächstefolgteimChampions-League-Heimspiel<br />

gegen Vardar Skopje.<strong>Der</strong><br />

mazedonische Spitzenklub hatte seit<br />

dem Hinspiel weiter anSchrecken eingebüßt,<br />

den Trainer gewechselt, erneut<br />

finanzielle Schwierigkeiten offenbart.<br />

Eine Top-Mannschaft in Auflösung begriffen<br />

gastierte in Kiel, gab sich aber<br />

keineswegs von vornherein geschlagen.<br />

Trotzdem hatte der THW von Anfangan<br />

alles im Griff, 15 Landin-Paraden trugen<br />

maßgeblich dazu bei. Und als die Nordmazedonier<br />

im zweiten Durchgang müde<br />

gespielt waren, konnten die Zebras<br />

bis zum 34:23 (18:14)-Sieg davonziehen.<br />

Von EM-Müdigkeit war auch gegen<br />

den HC Erlangen nichts zu spüren. Nach<br />

einerSchrecksekunde, als Patrick Wiencek<br />

nach einem unglücklichen Ellenbogencheck<br />

an die Schläfe kurzzeitig bewusstlos<br />

zu Boden ging, schüttelten sich<br />

dieKielereinmalundknacktendenHCE<br />

mit ihrer 3:2:1-Abwehr.Auch ohne Bilyk<br />

(Infekt) und Wiencek, der noch eine weitere<br />

Partie aussetzen musste, konterten<br />

sie sich zum 29:15 (12:8).<br />

Wienceks Fehlen im anschließenden<br />

Königsklassen-Spitzenspiel ließ die Zebras<br />

noch engerzusammenrücken. „Wir<br />

brauchenjedenKieler“,appellierteTrainer<br />

Jicha vor dem vorgezogenen Duell<br />

um den Gruppensieg mit Telekom<br />

Veszprém an die Fans. Und die lieferten,<br />

schufen Spitzenspiel-Atmosphäre für<br />

den Kampf mit dem Starensemble vom<br />

Balaton. Sie sahen eine Begegnung auf<br />

Augenhöhe,jederzeitumkämpft,niebereit,<br />

sich vorentscheidend in eine Richtung<br />

zu neigen. Sie sollte erst in letzter<br />

Sekunde ihren Sieger finden, als Niklas<br />

Landin den letzten Wurf von Vuko Borozan<br />

parierte. Es war so knapp, dass sogar<br />

Hendrik Pekeler trotzteden Achillessehnen-Schmerzenund überzeugtebeim Start nach der<br />

EM wie seine Teamkollegen mit einer starken Leistung in Hannover. FOTO: IMAGO /JOACHIM SIELSKI<br />

Hendrik Pekeler, der sonst mit dem<br />

Schlusspfiff stets eine detaillierte Analyse<br />

parat hat, keinen Grund für den 29:28-<br />

Sieg ausmachen konnte, an dem er<br />

selbst mit einer Weltklasse-Leistung in<br />

Angriff und Abwehr beteiligt war. „Wir<br />

haben halt ein Tormehrgemacht“, sagte<br />

er trocken. Das „Warum“ war auch egal,<br />

das „Was“ zählte –dennmit diesem Sieg<br />

hatten die Kieler den Gruppensieg und<br />

damit den direkten Einzug ins Viertelfinale<br />

sicher.<br />

Und die Phase der Kieler Dominanz<br />

war noch nicht vorbei, den TVB Stuttgart<br />

–mit Bundesliga-Rückkehrer und Ex-<br />

Zebra Christian Zeitz –schickten sie mit<br />

einem35:23 (19:11)-Kantersieg wieder in<br />

die Heimat,reistendann zum HBWBalingen-Weilstetten,umdort<br />

mit 32:<strong>20</strong> (18:11)<br />

zu siegen. Nur keine unnötigen Punkte<br />

in der Liga lassen, lautete die Devise,<br />

während vermeintliche Underdogs immer<br />

wieder für Favoritenstürze sorgten–<br />

wie zum Beispiel das abgeschlagene Tabellenschlusslicht<br />

HSG Nordhorn-Lingen<br />

bei den Füchsen Berlin.<br />

(FAST) MAKELLOSES KALENDERJAHR<br />

Die Zebrasverlegten sich also darauf,<br />

die wirklich wichtigen Punkte einzusammeln<br />

und erledigten ihre letzten beiden<br />

Gruppenphasen-Auswärtsreisen in<br />

der Champions League im Energiesparmodus.<br />

Die 30:33 (13:16)-Niederlage bei<br />

Meshkov Brest und die 30:32 (18:16)-Niederlage<br />

bei Vive Kielce waren die ersten<br />

Punktverluste im neuen Kalenderjahr<br />

und quasi bedeutungslos. Denn in der<br />

Liga waren die Zebras weiterhin da,<br />

wenn es drauf ankam. Zum Beispiel bei<br />

GWDMinden,imvierten Auswärtsspiel in<br />

Folge. Trotz des 16:17-Rückstands zur<br />

Pause blieben sie ruhig, drehtendas Ergebnis<br />

rechtzeitig in einen 29:26-Sieg<br />

und erfüllten damit den Wunsch von<br />

TrainerFilipJicha, der vor der Partie gefordert<br />

hatte, seine Schützlinge mögen<br />

sich „bloß nicht ablenken lassen“. Im<br />

SinnhatteerdabeidasnahendeSpitzenspiel<br />

gegen die Rhein-Neckar Löwen<br />

nur vier Tage später.Estraf aber auch auf<br />

die sich inzwischen häufenden Nachrichten<br />

über die rascheAusbreitungdes<br />

Coronavirus nun auch in Deutschland<br />

zu.<br />

Die Tragweite des Schlagwortes „Corona“<br />

hätte man schon im Vorfeld der<br />

Partie gegen die Rhein-Neckar Löwen<br />

erahnen können. Beim Tabellensechsten,<br />

kürzlich von einer EHF-Cup-Reise<br />

aus Spanien zurückgekehrt, fehlte Ale-<br />

22 | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong>


DER WEG DURCH DIE SAISON<br />

xanderPettersson mit Fieber.Auch Jannik<br />

Kohlbacherhatte noch kürzlichüber<br />

Fieber geklagt, spielte trotzdem. Gedankenaneine<br />

Infektionmit dem Coronavirus(die<br />

sich später bei beiden sowie<br />

zahlreichen anderen Mitgliedern aus<br />

dem Löwen-Tross bestätigte) verdrängte<br />

die Handball-Nachrichtenlage. Die<br />

Schweigeminute für den ehemaligen<br />

THW-Aufsichtsratsvorsitzenden Reinhard<br />

Ziegenbein, Martin Schwalbs<br />

Comeback als Trainer bei den Mannheimern,<br />

die Chance auf wegweisende<br />

„Big Points“ für den THW Kiel. Die sicherten<br />

sich die Zebras in der zweiten<br />

Halbzeit, in der den Mannheimern nur<br />

noch sechs Tore gelangen.Sowurde das<br />

27:21 (13:15) zu einem THW-Sieg mit<br />

Signalwirkung. Und obwohl noch während<br />

die Spieler unter der Dusche standen,<br />

die politische Forderung nach einem<br />

Großveranstaltungsverbot die<br />

Runde machte, konnte an diesem<br />

Abend noch niemand glauben, dass es<br />

der letzte Auftritt der Zebras in dieser<br />

Saison gewesen sein sollte.<br />

Doch genau so war es, denn in den folgenden<br />

Tagen und Wochen gab es kein<br />

anderes Thema mehr als die sich rasch<br />

ausbreitende Pandemie und Möglichkeiten<br />

ihrer Eindämmung. Am 21. April<br />

stimmten die Klubvertreter mit <strong>große</strong>r<br />

44 Tage nach der Meister-Entscheidung der Liga bekam die Zebra-Herde die Schale überreicht.<br />

Eine denkwürdige Feier –mit ganz viel Abstand und wenig Jubel. FOTO: UWE PAESLER<br />

Mehrheit für einenAbbruch der Saison,<br />

der THW wurde nach der Quotientenregelung<br />

zum Meister erklärt. Video-<br />

Schalte statt Bierduschen, stille Freude<br />

statt Party auf dem Rathausbalkon. Ein<br />

merkwürdiger Triumph nach jahrelanger<br />

Meister-Flaute.<br />

MERKWÜRDIGE MEISTERFEIER<br />

44 Tage nach der Meister-Entscheidung<br />

kamen die Zebras dann zueiner<br />

skurrilen Ehrung in ihrer gespenstisch<br />

leeren Heimspielstätte zusammen. Unter<br />

dem spärlichen Applaus weniger<br />

handverlesener Teilnehmer musstensie<br />

sich ihre Medaillen selbst umhängen.<br />

Nach der Übergabe der Schale<br />

schwenkte Kapitän Domagoj Duvnjak<br />

sie ein bisschen unbeholfen hin und her,<br />

küsste sie mit Mundschutz. GroßeFreude<br />

wollte nicht aufkommen. Geisterfeier<br />

statt Meisterfeier. Nikola Bilyk gab einen<br />

Einblick in die Gefühlswelt der Zebras:<br />

„Es ist ganz komisch. Wir hätten<br />

die Saison so, so gernezuEnde gespielt.<br />

Die Emotionen und Gefühle fehlen, die<br />

normalerweise in solchen Momentenda<br />

sind. Ich hoffe, dass sich diese Situation<br />

nicht mehr wiederholenwird.“<br />

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JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong> | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | 23


SAISON-STATISTIK<br />

24 | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong>


BUNDESLIGASAISON <strong><strong>20</strong>19</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong><br />

Handball-Bundesliga |Saison <strong><strong>20</strong>19</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong><br />

Torhüter -Paraden<br />

1. Johannes Bitter<br />

2. Jannick Green<br />

3. Niklas Landin<br />

4. Daniel Rebmann<br />

5. Nebojsa Simic<br />

6. Peter Johannesson<br />

7. MalteSemisch<br />

8. Till Klimpke<br />

9. Nikolas Katsigiannis<br />

10. Joel Birlehm<br />

.<br />

27. Dario Quenstedt<br />

TVBStuttgart<br />

SC Magdeburg<br />

Frisch AufGöppingen<br />

MT Melsungen<br />

TBVLemgo Lippe<br />

GWDMinden<br />

HSGWetzlar<br />

HC Erlangen<br />

SC DHfK Leipzig<br />

Torhüter -gehaltene Siebenmeter<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

Johannes Bitter<br />

Bart Ravensbergen<br />

Nebojsa Simic<br />

Dejan Milosavljev<br />

TVBStuttgart<br />

HSGNordhorn-Lingen<br />

MT Melsungen<br />

Füchse Berlin<br />

5.<br />

6.<br />

Joel Birlehm<br />

Jannick Green<br />

SC DHfK Leipzig<br />

SC Magdeburg<br />

Nikolas Katsigiannis HC Erlangen<br />

16<br />

GorazdSkof Eulen Ludwigshafen<br />

16<br />

9. Niklas Landin<br />

14<br />

MalteSemisch GWDMinden<br />

14<br />

Till Klimpke HSGWetzlar<br />

14<br />

Björn Buhrmester HSGNordhorn-Lingen 14<br />

Torbjørn Bergerud<br />

.<br />

SG Flensburg-Handewitt 14<br />

31. Dario Quenstedt<br />

5<br />

98<br />

281<br />

243<br />

231<br />

212<br />

<strong>20</strong>4<br />

199<br />

180<br />

178<br />

172<br />

166<br />

24<br />

21<br />

19<br />

19<br />

17<br />

16<br />

KN-Grafik|<br />

lina.schlapkohl@kieler-nachrichten.de |Quelle: Handball-Bundesliga<br />

Wir danken<br />

dem THW Kiel für<br />

viele spannende<br />

Momente!<br />

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Nicht nur in der<br />

Nationalmannschaft<br />

erlebteJohannes<br />

Bitter mit der EM-<br />

Teilnahme einen<br />

zweiten Frühling.<br />

Auch in der Bundesliga<br />

lieferteder<br />

Keeper des TVB<br />

Stuttgart zuverlässig<br />

ab, verzeichnetedie<br />

meistenParaden und<br />

hielt auch die meisten<br />

Strafwürfe.<br />

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JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong> | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | 25


BUNDESLIGASAISON <strong><strong>20</strong>19</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong> –TORJÄGER UND ZEITSTRAFENSÜNDER<br />

Handball-Bundesliga |Saison <strong><strong>20</strong>19</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong><br />

Torschützen<br />

1. Bjarki Mar Elisson<br />

2. Hans Lindberg<br />

3. Michael Damgaard<br />

4. Robert Weber<br />

5. Niclas Ekberg<br />

6. MarcelSchiller<br />

7. Patrick Zieker<br />

8. Timo Kastening<br />

9. UweGensheimer<br />

10. Jeffrey Boomhouwer<br />

.<br />

37. Harald Reinkind<br />

52. Nikola Bilyk<br />

58. Hendrik Pekeler<br />

72. Domagoj Duvnjak<br />

93. Patrick Wiencek<br />

95. Magnus Landin<br />

108. Lukas Nilsson<br />

115. SteffenWeinhold<br />

132. Miha Zarabec<br />

159. Ole Rahmel<br />

174. Rune Dahmke<br />

253. Gisli Kristjánsson*<br />

257. Dario Quenstedt<br />

267. PavelHorak<br />

Niklas Landin<br />

TBVLemgo Lippe<br />

Füchse Berlin<br />

SC Magdeburg<br />

HSGNordhorn-Lingen<br />

Frisch AufGöppingen<br />

TVBStuttgart<br />

TSVHannover-Burgdorf<br />

Rhein-Neckar Löwen<br />

Bergischer HC<br />

davonSiebenmeter<br />

89 (0)<br />

80 (0)<br />

74 (0)<br />

66 (0)<br />

54 (0)<br />

54 (5)<br />

48 (0)<br />

46 (0)<br />

42 (3)<br />

30 (0)<br />

26 (0)<br />

4 (0)<br />

3 (0)<br />

2 (0)<br />

2 (0)<br />

216 (72)<br />

<strong>20</strong>3 (104)<br />

166 (0)<br />

164 (58)<br />

164 (102)<br />

157 (72)<br />

144 (45)<br />

144 (50)<br />

134 (59)<br />

131 (44)<br />

KN-Grafik|<br />

lina.schlapkohl@kieler-nachrichten.de |Quelle: Handball-Bundesliga |<br />

*Gisli Kristjánsson spielte ab Januar <strong>20</strong><strong>20</strong> für den SC Magdeburg und hat je<br />

zwei Tore für den THW und für den SCM geworfen<br />

Kam aus Berlin und war beim TBV Lemgo<br />

Lippe sogleich in Trefferlaune: Bjarki Mar<br />

Elisson. <strong>Der</strong> Isländer sicherte sich die Torjägerkrone.<br />

FOTO: IMAGO /EIBNER<br />

An Gunnar Dietrich vorbeizukommen, ist<br />

kein Vergnügen, wie auch Leipzigs Franz<br />

Semper in diesem Duell feststellen musste.<br />

Dietrichs Attacken wurden in der vergangenen<br />

Bundesliga-Saison 26-mal mit Zeitstrafengeahndet.<br />

Zweimal sah der Kapitän<br />

der Eulen LudwigshafenRot.<br />

FOTO: IMAGO/EIBNER<br />

Handball-Bundesliga |Saison <strong><strong>20</strong>19</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong><br />

Zeitstrafen<br />

1. Gunnar Dietrich Eulen Ludwigshafen<br />

26<br />

2. KaiDippe<br />

Eulen Ludwigshafen<br />

24<br />

3. Nikolai Link HC Erlangen<br />

23<br />

4. Jakov Gojun Füchse Berlin<br />

23<br />

5. Lucas Meister GWDMinden<br />

23<br />

RomasKirveliavicius Balingen-Weilstetten<br />

23<br />

7. Jacob Bagersted Frisch AufGöppingen<br />

22<br />

8. Sebastian Firnhaber HC Erlangen<br />

21<br />

9. Adam Lönn TVBStuttgart<br />

21<br />

10. Nils Torbrügge HSGWetzlar<br />

<strong>20</strong><br />

.<br />

Piotr Chrapkowski SC Magdeburg <strong>20</strong><br />

18.<br />

40.<br />

84.<br />

102.<br />

131.<br />

161.<br />

186.<br />

189.<br />

215.<br />

Hendrik Pekeler<br />

Steffen Weinhold<br />

Patrick Wiencek<br />

Harald Reinkind<br />

Nikola Bilyk<br />

Lukas Nilsson<br />

Ole Rahmel<br />

Rune Dahmke<br />

Niklas Landin<br />

Domagoj Duvnjak<br />

PavelHorak<br />

Niclas Ekberg<br />

Miha Zarabec<br />

4<br />

4<br />

7<br />

6<br />

13<br />

17<br />

Rote Karten<br />

2<br />

0<br />

0<br />

0<br />

1<br />

1<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

4 0<br />

4 0<br />

3 0<br />

2<br />

1<br />

2<br />

0<br />

1<br />

1<br />

Magnus Landin 1<br />

0<br />

0<br />

0<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

2<br />

4<br />

KN-Grafik|<br />

lina.schlapkohl@kieler-nachrichten.de |Quelle: Handball-Bundesliga<br />

26 | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong>


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DIE CORONA-CHRONOLOGIE<br />

. FOTO: SASCHA KLAHN<br />

Und kein Ball fliegt mehr<br />

Das Virus kamlangsam, leise, entfaltete zusehends seine<br />

pandemische Wucht. Die Krise um das Coronavirus brach<br />

sich auch in den Mikrokosmos Handball hinein Bahn. Wie<br />

paralysiert wurde eine ganze Sportart von der Dynamik der<br />

Entwicklungen überrollt. Und mit ihr Rekordmeister THW<br />

Kiel, der ungewöhnliche Maßnahmen ergriff, handlungsfähig<br />

blieb. Eine Chronologie der Ereignisse.<br />

VON TAMO SCHWARZ<br />

Am 8. März ahnt noch niemand etwas<br />

von der Krise, die schon wenige Tage<br />

später losbrechen soll. Die Stimmung ist<br />

durch die Trauer um den ehemaligen<br />

THW-Aufsichtsratsvorsitzenden Reinhard<br />

Ziegenbein getrübt. Die Zebras siegen<br />

im Spitzenspiel gegen die Rhein-<br />

Neckar Löwen mit 27:21, die Nationalspieler<br />

Hendrik Pekeler, Steffen Weinhold<br />

und Patrick Wiencek verabschieden<br />

sich zur Nationalmannschaft, voller<br />

Vorfreudeauf die Arbeit mit dem neuen<br />

Bundestrainer Alfred Gislason. Und<br />

dann?<br />

Schon zwei Tage später macht die Absage<br />

von Großveranstaltungen inStädten<br />

und Kreisen die Runde. Schleswig-Holstein<br />

untersagt wenig späteralle Veranstaltungen<br />

mit mehr als 1000 Besuchern<br />

bis zum 10.April. Dem THW Kiel drohen<br />

zu diesem Zeitpunkt somit mindestens<br />

zwei Geisterspiele gegen den Bergischen<br />

HC und SC Magdeburg. THW-GeschäftsführerViktor<br />

Szilagyi spricht von<br />

einer „nie dagewesenen Ausnahmesituation“.<br />

Und die Nationalmannschaft?<br />

Zunächst soll das Test-Länderspiel am<br />

13.März gegen die Niederlande stattfinden<br />

–ohne Zuschauer.<br />

Fast täglich: Richtungswechsel, neue<br />

Entwicklungen, pure Dynamik. Das<br />

Länderspiel gegen die Niederlande am<br />

13. März wird abgesagt. Die Handball-<br />

Bundesligasetzt ihren Spielbetrieb aufgrund<br />

des Coronavirus zunächst bis zum<br />

Fortsetzung auf Seite 30<br />

Ein Satz sorgte am 8. Dezember in<br />

der Sparkassen-Arena für einen außerordentlichen<br />

Gänsehaut-Moment:<br />

„Ich bin Kieler, und ich bleibe Kieler.“<br />

Per Videobotschaft verkündete<br />

Rune Dahmke seine Vertragsverlängerung<br />

bis <strong>20</strong>22.Bereits im August hatte<br />

Dahmkes Linksaußen-Positionskollege<br />

Magnus Landin seinen Vertrag bis<br />

<strong>20</strong>23 verlängert. Damit ist der THW<br />

auf dem linken Flügel für die Zukunft<br />

gut aufgestellt.<br />

Ein <strong>große</strong>s Fragezeichen hatte es<br />

auch in Sachen Domagoj Duvnjak gegeben.<br />

Würde der Kroate den Verein<br />

nach Ablauf seines Vertrages im<br />

Zebrastreifen<br />

Sommer <strong>20</strong><strong>20</strong> verlassen (müssen),<br />

wenn Superstar Sander Sagosen an<br />

die Förde wechselt? Die Antwortgaben<br />

die Zebras im September: Sagosen<br />

kommt, Duvnjak bleibt – der<br />

Käpt’n verlängert seinen Vertrag um<br />

zwei Jahre bis <strong>20</strong>22. „Ich bin überglücklich“,<br />

sagte „Dule“ im Anschluss.<br />

„Ich bleibe, um zu helfen.“<br />

Für die Fans des THW gab es aber<br />

noch mehr Grund,ausgelassen zu jubeln.<br />

Und manchmal hatten sie<br />

durch ihr Votum sogar maßgeblichen<br />

Anteil daran: Bei der Wahl zum Kieler<br />

Sportler des Jahres <strong><strong>20</strong>19</strong> lag Torwart<br />

Niklas Landin in der Gunst der Wähler<br />

ganz vorn und trat damit in die<br />

Fußstapfen seiner Vorgänger zwischen<br />

den schwarz-weißen Pfosten<br />

in der Kieler Arena –Michael Krieter,<br />

Henning Fritz, Thierry Omeyer.Völligverdient,<br />

bescherte <strong><strong>20</strong>19</strong> dem Dänen<br />

doch nicht nur den Weltmeistertitel<br />

mit der dänischen Nationalmannschaft,<br />

sondern gleich zwei<br />

„Pötte“ mit dem THW,den DHB-Pokal<br />

und den EHF-Cup im heimischen<br />

„Wohnzimmer“ Sparkassen-Arena.<br />

Landin:„Ich bin überrascht–das bedeutet<br />

mir sehr viel.“<br />

tas<br />

28 | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong>


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DIE CORONA-CHRONOLOGIE<br />

22. April aus, die Champions League soll<br />

bis zum 12. April pausieren. Das Final<br />

Four um den DHB-Pokal in Hamburg<br />

(4./5.April) wird verschoben. „Jetzt geht<br />

es auch um die Solidarität der Vereine<br />

untereinander“, sagt Szilagyi. <strong>Der</strong> THW<br />

steht vor einer sechswöchigen Pflichtspielpause.<br />

Den Klubs droht – auch angesichts<br />

möglicher Geisterspiele –ein finanzielles<br />

Fiasko. Frank Bohmann, Geschäftsführer<br />

der Handball-Bundesliga<br />

(HBL) favorisiert erstmals ein Szenario,<br />

bei dem der aktuelle Tabellenstand für<br />

die Saisonwertung herangezogen würde:<br />

„Dann wäre der THW deutscher<br />

Meister.Ich denke, dass auch keiner etwas<br />

dagegen sagen würde.“<br />

Am 17. März trifft das Coronavirus die<br />

Zebras zum ersten Mal ganz unmittelbar:Quarantäne!NationalspielerJannik<br />

Kohlbacher ist positiv auf das Virus getestet<br />

worden, der Deutsche Handballbund<br />

schickt alle Akteure, diebeim ersten<br />

Gislason-Lehrgang in Aschersleben<br />

dabeiwaren,ineine zweiwöchige häusliche<br />

Quarantäne –also auch die Kieler<br />

Pekeler,Weinhold und Wiencek. Das Pokal-Final-Four<br />

ist auf den 27./28. Juni<br />

verschoben.<br />

HBL-Präsident Uwe Schwenker rechnet<br />

schon am 22. März nichtmehr mit einer<br />

Fortsetzung der Saison, die HBL beziffert<br />

den Schaden auf 25 Millionen Euro.<br />

„Die Lage ist sehr ernst“, sagt der<br />

ehemalige THW-Manager. Auch für<br />

Marc Weinstock, Aufsichtsratsvorsitzender<br />

der Zebras, machen „Geisterspiele<br />

keinen Sinn“. Weinstock spricht<br />

von der „größten Wirtschaftskrise seit<br />

dem Zweiten Weltkrieg“. Längst gilt der<br />

Fokus der kommenden Saison. Aber<br />

wann und wie geht es überhaupt weiter?<br />

Am 8. März saßen hier zum letzten Mal THW-Fans. Seitdem hat esinder Kieler Sparkassen-<br />

Arena<br />

„<br />

kein Spiel mehr gegeben.<br />

FOTO: SASCHA KLAHN<br />

Als Familie steht man<br />

in guten und inschlechten<br />

Zeiten zusammen.<br />

Domagoj Duvnjak,<br />

THW-Kapitän<br />

Für den THW Kiel mit Kurzarbeit und<br />

Gehaltsverzicht. Spieler, Trainer, Mitarbeiterder<br />

THW KielHandball-Bundesliga<br />

GmbH &Co. KG willigen am 2. April<br />

geschlossen in die Kurzarbeit ein,darüber<br />

hinaus verzichten die Profis auf (erhebliche)<br />

Teile ihres Gehalts. So will der<br />

Klub das Minus aus drei ausgefallenen<br />

Bundesliga-Heimspielen sowie Einnahmeverlusten<br />

aus dem DHB-Pokal –nach<br />

Berechnungen unserer Zeitung eine siebenstellige<br />

Summe –ausgleichen. <strong>Der</strong><br />

THW beschreitet bei der Krisenbewältigung<br />

allerdings einen Sonderweg, entscheidet<br />

sich für „Besserungsscheine“.<br />

Alle 40 Mitarbeiter sollen einen Teil des<br />

Verzichts zurückerhalten, wenn das Ergebnis<br />

des Geschäftsjahres <strong><strong>20</strong>19</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong><br />

am Ende besser ausfällt als angenom-<br />

men. So wird es im Juni auch kommen.<br />

„Als Familie steht man in guten und in<br />

schlechten Zeiten zusammen“, sagt<br />

THW-Kapitän Domagoj Duvnjak.<br />

Am 5. April nimmt ein möglicher Saisonabbruch<br />

erste Konturen an. Sportliche<br />

Absteigersollesnicht geben, die Liga<br />

auf <strong>20</strong> Mannschaften aufgestockt<br />

werden. Zudem wird es in der kommenden<br />

Saison keinen DHB-Pokal geben.<br />

Jetzt wäre der 16. Mai der späteste Termin<br />

für einen möglichen Re-Start. Virologen<br />

schließen Spiele unter Einbeziehung<br />

von Publikumbis zum Jahresende<br />

mittlerweile zum Teil sogar ganz aus.<br />

Abgehakt! Die Politik gibt am 15. April<br />

die Richtung vor: Großveranstaltungen<br />

bleibenbiszum31.Augustuntersagt.„In<br />

dieser Saison werden wir, glaube ich,<br />

keinen Handball mehr sehen“, prognostiziert<br />

Viktor Szilagyi. „Geisterspiele<br />

würden den wirtschaftlichen Schaden<br />

nur erhöhen.“ Das Final Four in der<br />

Trauer beim THW Kiel: Am 22. Februar<br />

ist Reinhard Ziegenbein nach<br />

schwerer Krankheit im Alter von 63<br />

Jahren gestorben. Zehn Jahre lang<br />

hatte der Rechtsanwalt und Notar<br />

dem Aufsichtsrat der Zebras angehört,<br />

war ab <strong>20</strong>14 Vorsitzender des<br />

Kontrollgremiums. Bereits im Februar<br />

hatte Ziegenbein aus gesundheitlichen<br />

Gründen seinen Abschied<br />

verkündet.<br />

Insgesamt prägte Ziegenbein ereignisreiche<br />

und erfolgreiche Jahre<br />

beim THW, indenen der Klub allein<br />

fünf Meistertitel und zweimal den<br />

Gewinn der Champions League feiern<br />

konnte. In der Zeit von <strong>20</strong>09 bis<br />

Zebrastreifen<br />

zu seinem Ausscheiden<strong><strong>20</strong>19</strong>wurden<br />

zudem Meilensteine in Sachen Zukunftsausrichtung<br />

und Professionalisierung<br />

gesetzt. Besonders stolz<br />

war Reinhard Ziegenbein darauf,<br />

nach vielen Jahren der Planung in<br />

seinerAmtszeit als Aufsichtsratsvorsitzender<br />

endlich das THW-Leistungszentrum<br />

in Altenholz realisiert<br />

zu haben. In seine Zeit als Vorsitzender<br />

fielen allerdings auch stürmische<br />

Jahre der sportlichen Krise, die Ziegenbein<br />

authentisch und vor allem<br />

unbeugsam durchschiffte. Das Festhalten<br />

an seinem<br />

Freund<br />

Alfred Gislason<br />

bezeichnete<br />

Ziegenbein<br />

als „schwierigste<br />

Entscheidung“<br />

seiner Amtszeit.<br />

Doch Ziegenbein<br />

hielt<br />

dem Druck von<br />

innen und außen<br />

stand –und<br />

hinterließ schließlich ein bestelltes<br />

Feld, ordnete die sportliche Zukunft<br />

für die Ära nach Alfred Gislason. tas<br />

30 | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong>


Krisenbesprechung: Nach diesem Treffen im März imTrainingszentrum in Altenholz sollten sich die Zebras fast drei Monate nicht mehr in<br />

Mannschaftsstärketreffen. Die Kontaktbeschränkungen in der Corona-Krise verhinderten es.<br />

FOTO: SASCHA KLAHN<br />

Champions League wurde bereits auf<br />

den 22./23. August verschoben. In der<br />

Bundesliga stehen die Zeichen auf Abbruch.<br />

Füchse-Manager Bob Hanning<br />

prescht mit einem Vorschlag nach vorne:<br />

Turbo-Finale mit allen Teams an einem<br />

Ort in Turnierform –Quarantäne-<br />

Hotel inklusive.<br />

Am 21. April ist der THW Kieldeutscher<br />

Meister. Ein Titel für die Geschichtsbücher.Die<br />

Saisonwird nach der Quotientenregel<br />

berechnet, die Corona-Meisterschaft<br />

–der 21. Titel für die Zebras –<br />

hat einen Beigeschmack, auchwenn das<br />

Votum der Klubs für einen Abbruch mit<br />

63 von 70 Stimmen deutlich ausfällt. <strong>Der</strong><br />

Abbruch sei „bitter, aber alternativlos“<br />

(Schwenker), der Titel sei „total verdient“<br />

(Szilagyi). Filip Jicha erlebt mit<br />

seinen Spielern eine virtuelle kleine<br />

„Meisterfeier“ via Videokonferenz.<br />

„Dieser Titel fühlt sicheinmalig an, und<br />

ich hoffe, dass eseine einmalige Erfahrung<br />

bleiben wird“, sagt der Tscheche.<br />

Alle üblichen Feierlichkeiten fallen aus.<br />

Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer<br />

kündigt allerdings an: „Mein Balkon<br />

steht für die nächste Partybereit.“<br />

Auch bei der Europäischen Handballföderation<br />

(EHF) fallen die Entscheidungen<br />

am grünen Tisch. Am 24. April<br />

erhält der THW das direkte Ticket für<br />

den Einzug ins Final Four der Champions<br />

League, das nun am 28./29. Dezember<br />

in Köln ausgetragen werden soll.<br />

Achtel- und Viertelfinale in der Königsklasse<br />

sind gestrichen. Kurios: Norwegens<br />

Superstar Sander Sagosen hat sich<br />

mit Paris Saint-Germain für das prestigeträchtigeHalbfinale<br />

qualifiziert, wird<br />

im Dezember aber mit seinem neuen<br />

Verein in der Lanxess Arena auflaufen –<br />

dem THW Kiel.<br />

Damit ist klar:Die Saison <strong><strong>20</strong>19</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong>ist<br />

für den THW Kiel endgültig beendet.<br />

Das Pokal-Final-Fourist auf den 27./28.<br />

Februar <strong>20</strong>21 verschoben. Frühestens<br />

am 2. September könnte die HBL mit<br />

dem Supercup in Düsseldorfindie neue<br />

Saison starten.<br />

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JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong> | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL |31


Saison <strong><strong>20</strong>19</strong>|<strong>20</strong> – d<br />

Deutsche<br />

34 | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong>


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JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong> | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | 35


INTERVIEW MIT FILIP JICHA<br />

Abschluss einer<br />

denkwürdigen Saison.<br />

Filip Jicha erscheint zum<br />

Interviewtermin im<br />

Schiffercafé am<br />

Tiessenkai als Easy Rider<br />

mit dem Motorrad. <strong>Der</strong><br />

38-jährige Tscheche ruht<br />

in sich: trotz ungewisser<br />

Zukunft, trotz der Sorge<br />

um das Coronavirus. Und er<br />

verrät: Sein Kader steht,<br />

und daran werdesich auch<br />

nichts mehr ändern.<br />

„Ich vermisse<br />

den Handball“<br />

Herr Jicha, Sie wurden vonder Corona-<br />

Pandemie ausgebremst. Wiehat sich<br />

das auf Ihr Leben ausgewirkt?<br />

Gewaltig! Zum ersten Mal in meinem<br />

Leben bin ich so lange am Stück mit<br />

meiner Familie zu Hause, schlafe in<br />

meinem eigenen Bett. Dasist eine gewaltige<br />

Umstellung, aber auch eine<br />

schöne. Ich hatte schon einmal ein<br />

Jahr Auszeit, um meine Ideen reifen<br />

lassen zu können. Aber diese Situation<br />

jetzt ist etwas anderes. Die ersten<br />

paar Wochen habe ich die erzwungene<br />

freie Zeit wirklich genossen.<br />

Gärtnern, Spazieren, Homeschooling:<br />

IhreFamilie dürfte sich über die<br />

neu gewonnene Zeit mit Ihnen<br />

gefreut haben, oder?<br />

Ich habe den Tagimmer so gestaltet,<br />

dass ich mich auch um Handball gekümmert<br />

habe. Ich will die Zeit nicht<br />

verschenken. Sechs, sieben Wochen<br />

lang haben wir uns zu Hause von allem<br />

distanziert. Ich habeinden ersten<br />

zwei, drei Wochen für die Familie gekocht<br />

–morgens, mittags, abends mit<br />

allem Drum und Dran. Spanische Gerichte,<br />

Meeresfrüchte. Keiner durfte<br />

in die Küche, und ichhabe immer gesagt:<br />

Bistro Jicha hat wieder geöffnet.<br />

Nach drei Wochen war der Spaß aber<br />

auch nicht mehr so groß. Außerdem<br />

habe ich relativ viel zugenommen,<br />

ich musste weg davon.<br />

Auch Familienfilme<br />

auf Netflix waren am Anfang<br />

sehr beliebt –aber<br />

das ist jetzt auch vorbei.<br />

Danach kam schon auch<br />

eine Phase, in der mir die<br />

Decke ein bisschen auf den<br />

Kopf fiel. Ich habe gemerkt:<br />

Ich vermisse den<br />

Handball. Ich musste<br />

mich sortieren, das Wet-<br />

Fortsetzung auf Seite40<br />

FOTO: UWE PAESLER<br />

38 | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong>


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INTERVIEW MIT FILIP JICHA<br />

ter wurde schlecht. Da musste ich ein<br />

bisschen kämpfen. Alles war auf einmal<br />

so weit weg. Jetzt denke ich aber, dass<br />

wir auf dem richtigen Weg sind, das Virus<br />

in den Griff zu kriegen. Und ich bin<br />

ausgeruht, Feuer und Flamme.<br />

Angenehmer Nebeneffekt: Konnten Sie<br />

Ihr Handicap beimGolf verbessern?<br />

Als die Plätze wieder geöffnet haben,<br />

war Licht am Ende des Tunnels. Dann<br />

bin ich abends los, umein paar Bälle zu<br />

schlagen. Ich brauche nur zwei Minuten<br />

zum Golfplatz. Dabei kann ich komplett<br />

abschalten. Ich war ein sehr guter Golfer,als<br />

ich nach Kiel kam aus Barcelona.<br />

VoreinerWoche habe ich mit Daniel Kubes<br />

eine Runde gespielt und musste feststellen,<br />

dass ich wieder auf dem Niveau<br />

von vor Spanien bin. Ich werde im Sommer<br />

daran arbeiten.<br />

Hatten Sie Sorge um IhreAngehörigenin<br />

Tschechien?Wie haben Sie insgesamt den<br />

Verlaufder Pandemie wahrgenommen?<br />

Ich schätze essehr, inwelcher Welt wir<br />

lebendürfen, gerade in Europa. Ich fühle<br />

mich privilegiert, denn durch diese<br />

Pandemie werdeneszigtausende Familien<br />

schwer haben, sogar existenzielle<br />

Probleme haben. Das macht mir Angst.<br />

Davor habe ich <strong>große</strong>nRespekt. Bei meinen<br />

Eltern weiß ich, dass sie sehr vernünftig<br />

sind. MeineSchwester und meine<br />

Nichtenhaben für sie eingekauft.<br />

Zum erstenMal müssen Sie eine Zukunft<br />

planen, bei der sogar der Start in die<br />

nächste Saison völlig ungewissist –wie<br />

gehen Sie diese Aufgabe an?<br />

Du planst es fünfmal. Ich habe jetzt fünf<br />

Szenarien. Die Sommervorbereitung<br />

steht. Meine Mannschaft hatte ihr letztes<br />

Training am 13.März. Solltedie Bundesliga<br />

erst im Dezember oder sogar erst<br />

im Februar wieder starten mit einem<br />

neuen Modus, müsste ich noch einmal<br />

umdenken. Es ist einfach ein Riesenunterschied<br />

zwischen Fithalten und<br />

Waldläufen und handballerischen Bewegungen.<br />

Diese lange Pause ist etwas,<br />

was man im Profisport allenfalls von den<br />

Streiks in den amerikanischen Ligen<br />

kennt. Darum müssen wir uns jetzt auch<br />

an ihnen ein wenig orientieren.<strong>Der</strong> Körper<br />

ist einfach nicht an diese lange Pause<br />

gewöhnt. Viele werden das leider<br />

nichtüberstehen. Darum muss man sich<br />

als Trainerteam noch mehr Gedanken<br />

machen,wie wir die Spielerauffangen.<br />

Wann wünschen Sie sich den Re-Start?<br />

So schnell wie möglich! Aus sportlicher<br />

Sichtfände ich esgut, wenn die Athleten<br />

nichtamEndeviele Spieleineinersehr<br />

kurzen Zeit haben. Es wäre programmiert,<br />

dass sie das nichtüberleben. Aber<br />

im Moment muss sich nicht das Wirtschaftliche<br />

an den Sport anpassen, sondern<br />

umgekehrt. Amliebsten wäre mir<br />

<strong>Der</strong> Gewinn der deutschen Meisterschaft in seiner erstenSaison als Cheftrainer brachteFilip<br />

Jicha die Ehrung als Bundesliga-Trainer der Saison ein.<br />

FOTO: UWE PAESLER<br />

ein Start im September, aber ich weiß,<br />

dass das nicht möglich ist. Wir müssen<br />

uns anpassen.<br />

Haben Sie das Gefühl, für jedes<br />

Szenario gut aufgestellt zu sein?<br />

Das bin ich. Das ist mein Job. Ich sehe<br />

diese Zeit nicht als Krise, sondern als<br />

Herausforderung. Man braucht viel<br />

Fantasie. Alle fragen sich, ob oder wann<br />

es eine zweite oder dritte Pandemie-<br />

Welle geben wird. Ich habe mich intensiv<br />

mit allen Szenarien beschäftigt, die<br />

einen Saisonstart bis November vorsehen.<br />

Später wäre eine herkömmliche<br />

Saison nicht mehr möglich.<br />

Deutscher Meister, Trainer des Jahres:<br />

Haben Sie die Bilanz Ihrer Premierensaisonals<br />

Coach überhaupt schon<br />

realisieren können?<br />

„ Ich habe nichts<br />

erlebt, was ich nicht<br />

erwartet habe. Aber ich<br />

lerne jeden Tagdazu.<br />

Ein wenig. Je mehr ich darüber nachdenke,<br />

desto mehr finde ich es schade,<br />

dass wir ausgebremst wurden. Meinen<br />

Jungs wurde die Möglichkeit genommen,<br />

um noch mehr zu spielen.Ich sage<br />

nicht, dass wir etwas gewonnen hätten.<br />

Aberich bin mir sicher,dass wir auf dem<br />

richtigenWeg waren.Meine Belohnung<br />

sind nicht persönliche Auszeichnungen,<br />

sondern vielmehr die Energie in der Kabine.<br />

Dafür lohnen sich zehn, zwölf Monateharte<br />

Arbeit und Opfer.Ich war mit<br />

unseremFlow,unserem Arbeitsambiente<br />

sehr zufrieden. Oft hatte ich das Gefühl,<br />

dass mich die Jungs nicht brauchen.<br />

Es ist meinZiel als Trainer, das zu<br />

merken. Wir waren auf einem gemeinsamen<br />

Weg.<br />

In der Retrospektive: Washaben Sie<br />

übersich gelernt? Wo musstenSie<br />

IhreMeinung ändern, umsteuern?<br />

Ich habe nichts erlebt, was ich nicht erwartet<br />

habe. Aber ich lerne jeden Tag<br />

dazu. Das ist meine Lebenseinstellung.<br />

Die Rolle des Cheftrainers fordert, dass<br />

Fortsetzung auf Seite 42<br />

40 | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong>


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INTERVIEW MIT FILIP JICHA<br />

Auch wenn die Gestik manchmal an seinen<br />

Vorgänger Alfred Gislason erinnert, geht<br />

Jicha als Coach seinen eigenen Weg. FOTO: PAE<br />

man sein Ego ein bisschen unterdrückt.<br />

Ohnemeine Erfahrung als Spielerkönnte<br />

ich diesen Job niemals ausüben. Damals<br />

war mein Ego sehr groß. Als Trainer<br />

läuft das Geschäft anders. Wo ich<br />

mich ändern musste? Wenn etwas, was<br />

ich mir vorgenommen habe, mit der<br />

Mannschaft nichtfunktioniert, kann ich<br />

nicht stur bleiben, sondern muss etwas<br />

anderes probieren. Das habe ich gelernt.<br />

<strong>Der</strong> gegenseitigeRespekt hilft dabei<br />

sehr. Die Gegenwart gehört nicht<br />

mir, sondern meinen Spielern. Ich begleite<br />

sie nur.<br />

Fällt es Ihnen leicht, Ihr Ego<br />

so sehrzuzügeln?<br />

Mit meiner Spielerkarriere<br />

habe ich ein Buch geschlossen,das<br />

super schön war. Damit habe ich auch<br />

ein paar meiner Eigenschaften geschlossen.<br />

Geblieben ist nur meine Erfahrung,<br />

und jetzt lebe ich mein neues<br />

Leben. Das Leben ist wie eine Achterbahn–man<br />

weißnie, was kommt.<br />

Waswar in Ihrem neuen Leben<br />

der schönste Moment?<br />

Die schönste Entdeckung ist, dass es mir<br />

tatsächlich Spaß bringt. Das konnte ich<br />

nicht wissen, auch wenn ich ein Bauchgefühl<br />

hatte. Ich bin jetzt ein Handballtrainer,<br />

aber realisiere das noch gar<br />

nicht. Ich lebe und mache das, es macht<br />

mir Spaß. Aber ich nehme mich noch<br />

nicht als Handballtrainer wahr.<br />

Es warnicht zu erwarten, dassin<br />

allen Wettbewerben viele Rädchen<br />

so schnellineinandergreifen –was<br />

wardafür ausschlaggebend?<br />

Mehrere Komponenten. Ich habe viel<br />

Erfahrung als Spieler sammeln können<br />

und hatte das Glück, immer in Mannschaften<br />

zu spielen, die gut organisiert<br />

waren und um den Erfolg spielten. Ich<br />

war ein Teil davon, dass es funktioniert<br />

hat.Das konnte kein Zufall sein. Zudem<br />

hat Alfred als mein Vorgänger schon<br />

viele Dinge übergeben an mich. Das ist<br />

nicht selbstverständlich, dafür bin ich<br />

ihm dankbar.Dritter Punktist das letzte<br />

Jahr hier in Kiel an seiner Seite. Ich erinnere<br />

mich noch an meine ersten Trainingseinheiten:<br />

Alfred ist einfach gegangen.<br />

Als junger Trainer brauchst du<br />

ein gewisses Feedback. Ich hatte dann<br />

schon im Oktober begriffen: Du bekommst<br />

als Trainer kein Feedback. Du<br />

musst dein Ding machen. Ohne Alfred<br />

wäreesnicht möglich, dass ich jetztmeinen<br />

eigenen Weggehe.<br />

Wiehat sich die Zusammenarbeit<br />

mit Ihrem Co-Trainer Christian<br />

Sprenger entwickelt?<br />

Ich habe ihn relativ schnell nach dem<br />

Jobangebot gefragt: Machst du das mit<br />

mir? Ich schätzte ihn schon als Spieler.<br />

Er ist eine Bereicherung, ein Riesengewinn<br />

für den THW Kiel. Mit solchen<br />

Menschen willst du Kriege gewinnen.<br />

Ich schätze ihn, weil er auch kritisch zu<br />

mir ist. Ich freue mich, dass wir um die<br />

Mannschaft herum so viele tolle Menschen<br />

haben. Das macht diesen Verein<br />

einmalig. Ich versuche, so viele wie<br />

möglich einzubinden. Schaut man sich<br />

die US-Profiligen als Vorbild an: Dort<br />

hastdu15Spieler und 30 Leute im Staff.<br />

Und jeder ist wichtig. Das versuche ich<br />

aufzubauen.<br />

Istdie Ärader Beleidigungsstunden<br />

vorbei, oder fliegenbei Filip Jicha<br />

auchmal die Fetzen?<br />

Ich koche oft vor Wut. Oft kriegen Viktor<br />

(Geschäftsführer Szilagyi, d. Red.) und<br />

Sprengi nur die erste Welle ab. Aber so<br />

wie in den 90er- Jahren, beispielsweise<br />

bei Noka, ist es bei mir nicht. Manchmal<br />

mache ich schon etwas kaputt. Aber ich<br />

streue kein Salz in die Wunden, werde<br />

nicht persönlich.<br />

„ Am Ende geht es<br />

aber nicht darum, dass<br />

Filip Jicha recht hat,<br />

sondern dass der Handball<br />

gewinnt und wir ihn immer<br />

weiter verbessern.<br />

Haben Sie den Eindruck, sich gestalterisch<br />

einbringen zukönnen beim Verein, bei der<br />

Liga, bei den Verbänden, wenn es um die<br />

Zukunft geht?<br />

Natürlich versuche ich, eine Stimme zu<br />

sein und meine Meinung zu sagen. Das<br />

habeich immer getan,und da wird mich<br />

niemand ändern. Ich melde mich aber<br />

nur,wenn ich auch etwas zu sagen habe.<br />

Diese Stimmebringe ich zum Beispiel in<br />

den Trainerrunden ein, und zwar aus der<br />

Überzeugung, den THW Kiel und meine<br />

Spieler zu vertreten. Für diese Spitzenspieler<br />

wird häufig zu kurz gedacht. Sie<br />

machen aber die Qualität unsererSportart<br />

aus.<br />

Finden Sie da Gehör?<br />

Wiedas halt so ist, wenn man eine Gruppe<br />

vertritt, die nur <strong>20</strong> oder 15 Prozent der<br />

Gesamtheit ausmacht. Soungefähr findet<br />

man dann ja auch Gehör.Aber das ist<br />

ein politisches Leben, und da muss man<br />

sich die Zeit nehmen, diskutieren und<br />

immer wieder seine Gründe benennen.<br />

Ich kann auch die Vereine verstehen,<br />

die nicht so viele NationalspielerimKader<br />

haben,die 80 Prozent der Menschen<br />

im Handball, die nichtinder Champions<br />

Fortsetzung auf Seite 44<br />

42 | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong>


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INTERVIEW MIT FILIP JICHA<br />

League spielen. Das ist manchmal sehr<br />

mühsam,das kannte ich noch nicht, und<br />

oft merke ich auch, dass ich da noch viel<br />

lernen muss. Am Ende gehtesaber nicht<br />

darum, dass Filip Jicha recht hat, sondern<br />

dassder Handball gewinnt und wir<br />

ihn immer weiter verbessern.<br />

IhreThemen sind in diesem Zusammenhang<br />

häufig die übermäßige Belastung<br />

der Spitzenspieler und zuletzt auchimmer<br />

wieder die Regelauslegung, vorallem<br />

beim Zeitspiel –für das Sie sich eine Shotclockwünschen.<br />

Sonst noch etwas?<br />

Wie man das alles unter einen Hut bekommt.<br />

Käme der THW Kiel, oder auch<br />

Flensburg oder die Rhein-Neckar Löwen,<br />

nicht als Spitzenverein, würden<br />

vielleicht bei unseren Auswärtsspielen<br />

nicht soviele Leute in die Arenen kommen.<br />

Davon profitieren auch andere<br />

Klubs, zum Beispiel durch Spitzenspielzuschläge.<br />

Wenn die Spitzenvereine an<br />

Niveau verlieren, verliert die ganze Liga<br />

an Niveau. Ich vertrete mit meiner Meinung<br />

nicht nur den THW Kiel, sondern<br />

den Handball an sich. Aber es sind tatsächlich<br />

sehr schwierige Themen. Was<br />

das Regelwerk angeht, finde ich, dass<br />

man auf die Statistiken schauen muss.<br />

Die Angriffs-Dauer unserer Gegner ist<br />

in der Bundesliga signifikant länger als<br />

in der Champions League. Ich würde<br />

vorschlagen,dassman für einen Angriff<br />

30 Sekunden hat, aber dannnichtwie im<br />

Basketball werfen muss, sondern dass<br />

dann der Arm der Schiedsrichter hochgeht<br />

und noch vier Pässe bleiben, um<br />

weiterzuspielen. Prellen zählt als Pass.<br />

Dann hätte man maximale Angriffslängen<br />

von 35 bis 51 Sekunden,aber nicht –<br />

wie jetzt teilweise –zweioder gar zweieinhalb<br />

Minuten. In 30 bis 40 Sekunden<br />

schafft man drei strukturierte Angriffe.<br />

Wenn man damit nicht zum Torabschluss<br />

kommt, weiß ich nicht, warum<br />

man deshalb einen Vorteil haben sollte.<br />

Diese Lösung würde auch den Druck<br />

von den Schiedsrichtern nehmen, die<br />

derzeit selbst entscheiden müssen,<br />

wann sie passives Spiel anzeigen.<br />

„ Wenn du nett bist<br />

und aufpasst, dass<br />

alle zufrieden sind,<br />

wirst dunie nach<br />

ganz oben kommen.<br />

Finden Sie,der THW Kiel mussdaauch in<br />

der öffentlichen Diskussion vorangehen?<br />

Wiegesagt, dasist eine politische Frage.<br />

Wenn der THW Kiel etwas sagt, sind <strong>20</strong><br />

Prozent schon malgleich dagegen. Aber<br />

wir kommen nur weiter, wenn wir miteinander<br />

sprechen, auch mit den<br />

Schiedsrichtern, vor deren Leistung ich<br />

<strong>große</strong>n Respekt habe. Letztlich wollen<br />

wir als Handball ja attraktiver werden<br />

und wachsen. Aber zuerst muss eine Vision<br />

da sein.<br />

Istdie Pandemie nur Krise oder auch<br />

Gestaltungs-Chancefür den Handball?<br />

Ich glaube, dass viele jetzt eher vor<br />

Neuerungen zurückschrecken. Die<br />

Chance sehe ich eher bei den Athleten,<br />

bei den Klubs,inihrer jeweiligen Struktur<br />

etwas ändern zu können. Aber im<br />

Regelwerk und im Handball allgemein<br />

Akribie wird<br />

bei Jichagroß<br />

geschrieben. Hier<br />

erklärt er dem<br />

jungenGisli<br />

Kristjánsson, was<br />

er auf dem Feld<br />

tun soll. Die<br />

Zusammenarbeit<br />

mit dem Isländer<br />

endetejedoch nur<br />

Wochen nach<br />

diesem Spiel in<br />

Mannheim.Beim<br />

THW sah man<br />

keine sportliche<br />

Perspektivefür den<br />

<strong>20</strong>-Jährigen, der<br />

sich im Januar dem<br />

SC Magdeburg<br />

anschloss.<br />

FOTO: MARCO WOLF<br />

stößtman in dieser Situationnichtunbedingt<br />

auf offene Ohren. Wenn die Krise<br />

vorbei ist, wird erst mal geschaut werden,wer<br />

sie überhaupt überstanden hat.<br />

Planen Sie noch mit der Mannschaft, wie<br />

sie ursprünglich konzipiert war? Oder<br />

wirdesvor dem Re-Start Abgängegeben<br />

–beispielsweise Lukas Nilsson oder Miha<br />

Zarabec, um die sich immerwieder Abschieds-Gerüchteranken?<br />

Wir werden mit dem Kader starten, der<br />

jetzt sosteht. Da müsste schon etwas<br />

passieren, von dem ich jetzt gerade<br />

nichts weiß und wovon ich derzeit nicht<br />

ausgehe.<br />

Das heißt, ohneOle Rahmel, aber mit<br />

Sander Sagosen als Neuzugang und auch<br />

nachwie vormit Zarabec und Nilsson?<br />

Ja. Ich hätte gerne auchnoch Pavel Horak<br />

für eine weitere Saison als Abwehr-<br />

Backup. Aber da laufen noch die Gespräche,<br />

und es hängt auch davon ab,<br />

wann wir wieder spielen können. Dabei<br />

bleiben wird Sven Ehrig auf Rechtsaußen,<br />

sicherlich mit Zweitspielrecht für<br />

den TSV Altenholz. Diese Chance hat er<br />

sich verdient. Wir gehen lieber mit einem<br />

kleineren Kader in die Saison, der<br />

eine gewisse Qualität ausstrahlt. Sollten<br />

sich unsere Leistungsträger verletzen,<br />

helfen die Spieler Nummer 18, 19oder<br />

23 sowieso nicht. Dann geraten die Saisonziele<br />

in Gefahr.<br />

Ihr FreundTomáš Satoranskýspielt als<br />

Point Guardbei den ChicagoBulls in der<br />

NBA. Waskann der Handball vonder<br />

Fortsetzung auf Seite 46<br />

44 | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong>


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INTERVIEW MIT FILIP JICHA<br />

Ein Mann mit Visionen: Filip Jicha lässt sich auch aus US-Profiligenwie der NBA inspirieren –wohl wissend, dassdiese Ideen im Handball nicht<br />

so schnell umsetzbar sind.<br />

FOTOS: UWE PAESLER<br />

Basketball-Profiliga in den USAlernen?<br />

Die Stellen, andenen man Leute einstellt.<br />

Spieler sind immer die teuersten.<br />

Man kann auch mehr Geld ins Team<br />

ums Team investieren.Ich habe auch Visionen,<br />

die ich gerne verwirklichen würde.<br />

Das ist Zukunftsmusik, zuerst muss<br />

das Wirtschaftliche stimmen, damit wir<br />

uns darüber überhaupt Gedanken machen<br />

können. Aber in der NBA ist es zum<br />

Beispiel üblich, einen Skills-Manager<br />

zu haben. Also eine Person, die sich um<br />

die individuellen Fähigkeiten der Spieler<br />

kümmert. Warum nicht einen Trainer<br />

haben, der jeden Spieler imVerein, angefangen<br />

von der A- oder B-Jugend, <strong>20</strong><br />

Minuten pro Woche betreut? Ich habe<br />

keine Zeit dazu, mit jedem Spieler seine<br />

Armführung zubesprechen. Das kann<br />

ich ein-, zweimal sagen,aber nichtöfter.<br />

Eine persönliche Betreuung würde jeden<br />

Spieler unglaublich viel weiterbringen.Was<br />

ich von der NBA noch gelernt<br />

habe: Das ist eine individuelle<br />

Sportart, verpacktineine Mannschaftssportart.<br />

Wann bekommt denn der THW<br />

seinen Skills-Manager?<br />

Das wird noch dauern, glaube ich. Erst<br />

einmal müssen wir schauen, wie viele<br />

Jahre wir von der Corona-Pandemie zurückgeworfen<br />

werden. Aber von der Vision<br />

wird uns das nicht abbringen.<br />

Saison-Abschluss-<br />

Interviewam<br />

Tiessenkai, v.li.:<br />

Filip Jicha, KN-<br />

Redakteur Tamo<br />

Schwarz und<br />

KN-Redakteurin<br />

Merle Schaack.<br />

Apropos ChicagoBulls: Auch Sie haben<br />

die Dokumentation „The LastDance“ über<br />

MichaelJordan begeistert verschlungen.<br />

Jordan ist eine der größten Sportikonen.<br />

Welche Maßstäbe haterfürSie gesetzt?<br />

Was mir unglaublich imponiert hat, ist,<br />

dasserinder Serie als Arschloch dargestellt<br />

wird. Und das ist genau das, was<br />

man letztendlich haben muss. Wenn du<br />

nett bist und aufpasst, dass alle zufrieden<br />

sind, wirst du nie nach ganz oben<br />

kommen.<br />

Selten wardie Frage so angemessen wie<br />

heute:Wie verbringenSie den Sommer?<br />

Ich fahre zu meinen Eltern nach Pilsen,<br />

später kommt Hana mit den Kindern<br />

nach. Wirwerden etwas zwischenPilsen<br />

und unserer Wohnung in Prag pendeln.<br />

Außerdem spiele ich aus Tradition eine<br />

Woche Golf mit einigen befreundeten<br />

Ex-Handballern. Besonders freue ich<br />

mich aber, dass ich meine Eltern mal<br />

länger als nur drei Tage sehenkann. Dafür<br />

habe ich mir in den letzten Jahren<br />

nicht die Zeit genommen, weil wir immer<br />

irgendwo hingefahren sind. Vielleicht<br />

baue ich etwas mit meinem Vater<br />

Miroslav. Wir haben uns schon eine<br />

Zapfanlage gekauft. Dafür wollen wir<br />

vielleicht ein richtiges Zapfpultbauen –<br />

natürlich nur für Pilsner Urquell (lacht).<br />

Interview: Merle Schaack<br />

und Tamo Schwarz<br />

46 | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong>


SPORT STYLE<br />

<strong>20</strong><strong>20</strong><br />

SPORT STYLE <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

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SPORT STYLE <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

SPORT STYLE<br />

<strong>20</strong><strong>20</strong><br />

NIKLAS<br />

HUMMELSPORT.DE


WIE NUTZT HENDRIK PEKELER DIE PAUSE?<br />

Schaffe, schaffe, Häusle baue: Hendrik Pekeler istzwarkein Schwabe,aber das Kinderhausfür seine Töchter Fine Sophia und Stine Marie kann<br />

sich dennochsehen lassen. Nur der Anstrich fehlt noch.<br />

FOTOS: UWE PAESLER<br />

Die guten Seiten der Krise<br />

VONTAMO SCHWARZ<br />

..........................................................<br />

Gibt es das überhaupt? Die guten Seiten der Krise?<br />

Nationalspieler Hendrik Pekeler antwortet mit einem „Ja,<br />

aber ...“Die Pause hat dem geschundenen Körper des<br />

Kreisläufers gutgetan. <strong>Der</strong> 28-Jährige sagt aber auch:<br />

„Ich wäre froh, wenn ich wieder Handball spielen dürfte.“<br />

Ständige Werkzeugsuche ade: In seiner Garage<br />

baute sich Pekeler kurzerhand eine<br />

French-Cleat-Werkzeugwand.<br />

Körper und Geist im Einklang. Während<br />

der Corona-Krise für einen Profi-Handballer<br />

fast unmöglich. Oder? „Wir Handballer<br />

haben uns eine lange Pause immer<br />

gewünscht. Aber für meinen Geschmack<br />

ist das jetzt zu lange“, sagt<br />

Hendrik Pekeler. <strong>Der</strong> 2,03 Meter <strong>große</strong><br />

Kreisläufer kam <strong>20</strong>18 von den Rhein-Neckar<br />

Löwen zurück zum THW Kiel, hat<br />

seitdem in 99 Partien für die Zebras 291<br />

Tore geworfen. In der abgebrochenen<br />

Corona-Saison fehlte der 28-Jährige nie,<br />

traf in 48 Begegnungen 153-mal. „Er hat<br />

dem Team Stabilität gegeben“, sagte<br />

THW-Chefcoach Filip Jichaüber seinen<br />

Defensiv-Strategenund Dauerbrenner.<br />

Laufen, Kraft- und Stabilitätsübungen<br />

–angeregt und begleitet von Athletiktrainer<br />

Hinrich Brockmann. Dazu: jede<br />

Menge Ungewissheit. Wann geht es<br />

wieder los? Wird es dann nur Englische<br />

Wochen geben? Pekeler will bereit sein,<br />

hat an seinen Blessuren gearbeitet. Mit<br />

„ Irgendwann hofft<br />

man, dass esbald einen<br />

Zeitpunkt gibt, auf den<br />

man hintrainieren kann.<br />

Physiotherapeut Reemko Dietrich aus<br />

der „THW Sport Physio Praxis“ und Osteopath<br />

Jan Bock an einer Reizung der<br />

Achillessehne, an einer Hüftfehlstellungund<br />

daraus resultierenden Fehlbelastungen.<br />

„In einem normalenSommer<br />

haben wir nur vier Wochen Pause. Jetzt<br />

sind es schon fast drei Monate“, sagtPekeler.<br />

Aber was ist in diesen Zeiten<br />

schon normal?<br />

<strong>Der</strong> Körper kann genesen. Und der<br />

Geist? „Die ersten drei,vier Wochen waren<br />

mental eine Wohltat.“Pekeler blickt<br />

zurück. Auf viel Zeit. Zeit mit Ehefrau<br />

Johanna und mit seinen beiden Töchtern<br />

Fine Sophia (4) und Stine Marie (1).<br />

Pekeler lacht: „Johanna würde wohl sagen,dass<br />

ich so gut drauf war wie schon<br />

lange nichtmehr.“ Zeichnet sich der Nationalspieler–Europameister<br />

und Olympia-Bronzemedaillengewinner<br />

<strong>20</strong>16 –<br />

ansonsten durch defensive Zerstörungswut<br />

aus, reifte seit Beginn der Pandemie-Zwangspause<br />

der Handwerker in<br />

dem Glückstädter.Pekelerdurchpflügte<br />

den Vorgarten, pflegte den Rasen. Und<br />

er baute: einen Tisch für die Terrasse, ein<br />

Spielhausfür Fine und Stine.Und –weil<br />

er ständig irgendein Werkzeug in einer<br />

der vielen Kisten suchen musste –gleich<br />

noch eine ganze Werkzeugwand<br />

(„French Cleat“) dazu.<br />

„Wir haben uns gut eingespielt.“ Zu<br />

Beginn einer zweiwöchigen häuslichen<br />

48 | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong>


Quarantäne, nachdem Nationalmannschaftskollege<br />

Jannik Kohlbacher positiv<br />

auf das Coronavirus getestet<br />

wordenwar,hatte Pekeler<br />

noch Zweifel: „So lange<br />

am Stück mit den Kindern<br />

zusammen – das gab es<br />

noch nie.“ Aber dann war<br />

alles gut. Irgendwann meldeten<br />

sich aber doch die<br />

Gedanken. „Die Ungewissheit<br />

ist das Schwierigste.<br />

Irgendwann hofft man,<br />

dass es bald einen Zeitpunkt<br />

gibt, auf den man<br />

hintrainieren kann.“ Den<br />

gibt es aber nicht. Noch<br />

nicht. <strong>Der</strong> Re-Start der<br />

Handball-Bundesliga ist<br />

noch nicht terminiert, die<br />

Spieler des THW Kiel befinden<br />

sich weiter in Kurzarbeit.<br />

„Irgendwann hast<br />

du auch Gedanken wie:<br />

Was wird? Was bringt die<br />

Zukunft? Geht es irgendwann<br />

normal weiter?“ An<br />

der IST-Hochschule für<br />

Management in Düsseldorf<br />

studiert Pekeler per Fernstudium<br />

Sportmanagement.<br />

Ein Plan B?<br />

Die Zeit nach dem Profihandball<br />

ist nochweit weg.<br />

Pekeler ist 28 Jahre alt.<br />

Trotz einer beachtlichenTitelsammlung<br />

mit den<br />

Rhein-Neckar Löwen und<br />

dem THWKiel –vier Meistertitel,<br />

ein Champions-<br />

League-Sieg, zwei Pokaltriumphe<br />

sowie <strong><strong>20</strong>19</strong> der<br />

Gewinn des EHF-Cups mit<br />

den Zebras –hat der Kreisläufer<br />

noch viel vor. Sein<br />

Vertrag in Kiel läuft im<br />

Sommer <strong>20</strong>21aus. Doch die<br />

Zeichen stehen auf Verlängerung.<br />

Zu viel darf noch<br />

nicht verraten werden,<br />

aber: „Ich würdegern bleiben,<br />

und wir sind schon<br />

recht weit in den Gesprächen.“<br />

Kiel –beziehungsweise<br />

das frischerworbene<br />

Eigenheim in Altenholz in<br />

der Nähe des THW-Leistungszentrums<br />

– ist Heimathafen,<br />

Ankerplatz geworden.<br />

„Es ist trotzdem<br />

bedrückend, wenn du deinem<br />

Job nicht nachgehen<br />

kannst. Die Gemeinschaft<br />

mit meinen Mitspielern,<br />

andere Gesprächsthemen<br />

fehlen mir, auch wenn wir<br />

uns ab und zu in Altenholz<br />

im Kraftraum über den<br />

Weg laufen“, sagt Pekeler<br />

und schiebt im selben<br />

Atemzug hinterher: „Das<br />

ist schon traurig.“ Besonders<br />

würden ihm seine<br />

Töchter leidtun: „Sie haben<br />

momentan keine Kontakte<br />

nach außen, vermissen die<br />

Kita und ihre Freunde.“<br />

„In diesem Jahr können<br />

wir das schöne Wetter mal<br />

mitnehmen“, sagt Pekeler.<br />

Wo ansonsten nur vier Wochen<br />

Raum für Urlaub bieten<br />

zwischen Saisonende<br />

und Trainingsstart, klafft<br />

im Sommer <strong>20</strong><strong>20</strong> eineriesige<br />

Lücke. Es könnte also<br />

sein, dass die vier Pekelers<br />

aufbrechen nach Schweden<br />

in ein Ferienhaus in<br />

der Nähe von Göteborg in<br />

der Provinz Hallands län.<br />

Wer dort einmal die Natur<br />

genossen hat, weiß: Vielleicht<br />

gibt es sie doch, die<br />

guten Seiten der Krise.<br />

Zwangspause und<br />

Ruhe für den<br />

geschundenen<br />

Körper: Hendrik<br />

Pekeler,Handball-<br />

Nationalspieler des<br />

THW Kiel, nutzt die<br />

Zeit während der<br />

Corona-Krise für die<br />

Rehabilitation und<br />

arbeitet mit<br />

Sportphysiotherapeut<br />

ReemkoDietrich in<br />

der „THW Sport Physio<br />

Praxis“daran, alte<br />

Beschwerden an den<br />

Achillessehnen zu<br />

beheben.<br />

FOTO: SASCHA KLAHN<br />

WIRGRATULIEREN ZUM<br />

MEISTERTITEL<br />

…und bedankenuns aufdiesemWeg herzlich<br />

fürdas uns entgegengebrachte Vertrauen.<br />

Wirfreuenuns,dasswir auch in dieser Saison die<br />

Mannschaft desTHW Kiel in puncto Regeneration<br />

undRehabilitation tatkräftig unterstützen durften.<br />

Selbst in Zeiten vonCoronakonnten wirden Spielern<br />

eine professionelleAnlaufstellebieten, in der<br />

siewährend dieser ZwangspauseihreVerletzungen<br />

oder Probleme ausder Saison auskurierenkonnten.<br />

Zudemmöchteich mich an dieser Stelle bei meinem<br />

großartigenPhysioteambedanken, dasinder<br />

Krisensituationschnell gehandeltsowie dieneuen<br />

Hygienevorschriften undPraxisregelnsofortumgesetzthat.Gemeinsam<br />

haben wirein Coronakonzept<br />

entwickelt,umunserePatienten weiterhinmit bestmöglicher<br />

Sicherheit sowohl aktivinder Praxis als<br />

auch telefonischzuunterstützen. So konnte unsere<br />

Praxis geöffnetbleiben undunsereArbeitunter den<br />

schwierigenUmständenverantwortungsvoll<br />

undgewissenhaft<br />

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JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong> | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | 49


EIN LEISER ABSCHIED<br />

Will nun am Balaton Hobby-Torwarttrainer<br />

und Winzer werden: Keeper-Legende Arpad<br />

Sterbik.<br />

FOTO: IMAGO/HORSTMÜLLER<br />

<strong>Der</strong> beste Bundesliga-Feldtorschütze wechselt<br />

in die Flensburger Geschäftsstelle: Holger<br />

Glandorf.<br />

FOTO: SASCHA KLAHN<br />

Ließ sich eine Hintertür offen und verlängerte<br />

seine Karrierewegen Corona doch noch mal:<br />

Michael V. Knudsen. FOTO: UWE PAESLER<br />

Plötzlich Handball-Rentner<br />

Sie würden eine veritable Weltauswahl abgeben: Arpad Sterbik,<br />

Victor Tomas, Holger Glandorf, Gudjon Valur Sigurdsson,<br />

Kim Ekdahl du Rietz, Michael V. Knudsen, Raul Entrerrios, als<br />

Verstärkung noch BlazenkoLackovic und Martin Strobel. Eine,<br />

die zusammen auf rund 1800 Länderspiele und 13 Champions-<br />

League-Titel kommt, dieden Handball geprägt hat.Sie alle<br />

absolvierten ihr (vermeintlich) letztes Spiel, ohneeszu<br />

wissen. Corona verwehrte diesen Stars einen gebührenden<br />

Abschied. Und manche wollen nun doch weitermachen.<br />

VON MERLE SCHAACK<br />

Die jüngste Karriereende-Meldung<br />

kam aus Hamburg: Blazenko Lackovic,<br />

der <strong>große</strong> Teile seiner erfolgreichen Karriere<br />

beim HSVHandballverbracht hat,<br />

wird vom spielenden Co-Trainer ausschließlich<br />

zum Co-Trainer von Torsten<br />

Jansen. <strong>Der</strong> kroatische Olympiasieger,<br />

der 197 Länderspiele und 315 Bundesliga-Auftritte<br />

in seiner Vita stehen hat,<br />

feierte nach seinem Wechsel aus Flensburg<br />

(<strong>20</strong>04-<strong>20</strong>08) in die Hansestadt mit<br />

dem HSV die größten Titel der Vereinsgeschichte<br />

(deutsche Meisterschaft<br />

<strong>20</strong>11, Champions-League-Sieg <strong>20</strong>13),<br />

kehrte nach Zwischenstationen in Skopje<br />

sowie als Feuerwehrmann beim THW<br />

Kiel (Februar <strong>20</strong>16 bis Juni <strong>20</strong>17) zum<br />

damaligen Drittligisten zurück und will<br />

nun statt als Abwehr-Recke von der Seitenlinie<br />

beim Projekt Rückkehr ins<br />

Oberhaushelfen.<br />

fihandball bekanntgegeben, war dann<br />

aber im März <strong>20</strong>18 zunächstals Aushilfe<br />

für den Rückraum zu den Löwen zurückgekehrt<br />

und anschließend zu Paris<br />

St. Germain nach Frankreich gewechselt.<br />

Dort läuft sein Vertrag Ende Juni<br />

aus, auf die geplante Olympia-Teilnahme<br />

in Tokio muss er nun verzichten –<br />

nicht aber auf einen Asien-Aufenthalt.<br />

Denn Ekdahl du Rietz wird seinem Ruf<br />

als Weltenbummler weiter gerecht,<br />

schrieb sich für „Global Studies“ander<br />

Universität in Hongkong ein.<br />

Ohnekonkrete Pläne für die Zeit nach<br />

seiner beeindruckenden Karriere tritt<br />

Arpad Sterbik (40) ab. Dem Torhüter, zuletzt<br />

bei Telekom Veszprém unter Vertrag,<br />

gelang in seiner fast <strong>20</strong>-jährigen<br />

Profi-Zeit mit Stationen in Veszprém,<br />

Ciudad Real (später Atletico Madrid),<br />

beim FC Barcelona und Vardar Skopje<br />

das Kunststück, nahezu jedes Jahr einen<br />

Titel zu gewinnen –allein viermal (<strong>20</strong>06,<br />

<strong>20</strong>08, <strong>20</strong>09, <strong>20</strong>17) die Champions League.Dem<br />

Handball will Sterbik verbunden<br />

bleiben, bei Veszprém künftig vielleicht<br />

im Training aushelfen. „Ich werde<br />

versuchen, Torhüter zu coachen, aber<br />

ich sehe mich nicht als professioneller<br />

Trainer.“ Stattdessen will er sich mit sei-<br />

Deutlich jüngerals der 39-Jährige beendet<br />

der Schwede Kim Ekdahl du Rietz<br />

(30), in der Bundesliga einst für die<br />

Rhein-Neckar Löwen aktiv, seine Karriere<br />

–zum zweiten Mal. <strong>Der</strong> schwedische<br />

Rückraumspieler hatte bereits im<br />

Sommer <strong>20</strong>17 seinenAbschied vom Pronem<br />

kleinen Weinberg am Balaton als<br />

Winzer versuchen.<br />

Voll ins Trainer-Leben stürzt sich hingegen<br />

Gudjon Valur Sigurdsson:Die isländische<br />

Tor-Maschine sah in Corona-Zeiten<br />

keine Chance auf einen neuen Vertrag<br />

als Linksaußen –weder bei seinem<br />

aktuellen Klub Paris St. Germain noch in<br />

anderen europäischen Top-Vereinen.<br />

So entschied sich der 40-jährigeEx-Kieler<br />

für den Sprung ins kalte Wasser und<br />

die Rückkehr nach Deutschland: als<br />

Trainerdes Zweitligisten VfL Gummersbach.<br />

Schon vor Ausbruch der Pandemie<br />

hatten zwei deutsche (Ex-) Nationalspieler<br />

ihr Karriereende bekanntgegeben.<br />

Martin Strobel: Bei der Heim-WM<br />

<strong><strong>20</strong>19</strong> als Spielmacher und Kopf der<br />

Mannschaft von Bundestrainer Christian<br />

Prokop eingeplant,zog er sich in der<br />

Hauptrundeeinen Kreuzbandriss zu. Eine<br />

Verletzung, die das Karriereende des<br />

heute 33-Jährigen einleitete. Zwar<br />

kehrte er für HBW Balingen-Weilstetten<br />

wieder aufs Feld und als Aufsteiger<br />

auch indie Erste Liga zurück, doch auf<br />

die Teilnahme an der EM <strong>20</strong><strong>20</strong> verzichtete<br />

er und gab im Februar sein Karriereende<br />

nach der Saison bekannt. Eine<br />

Olympia-Teilnahme im Sommer hatte er<br />

aber noch nicht ausgeschlossen. Diese<br />

Entscheidung nahm ihm das Coronavirus<br />

ab.<br />

Vonnoch längerer Hand geplant war<br />

das Karriereende vom besten Feldtorschützen<br />

der Bundesliga-Historie: Holger<br />

Glandorf. <strong>Der</strong> Weltmeister von <strong>20</strong>07<br />

kündigte bereits <strong>20</strong>18 bei seiner Vertragsverlängerung<br />

mit der SG Flensburg-Handewitt<br />

an, im Sommer <strong>20</strong><strong>20</strong> als<br />

Spieler abzutreten. Mit nun 37 Jahren<br />

50 | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong>


Widmet sich fortan einem Studium: Kim Ekdahl<br />

du Rietz.<br />

FOTO: UWE PAESLER<br />

wechselt er vom Feld auf die Flensburger<br />

Geschäftsstelle.<br />

Schult von Linksaußen auf Trainer um: Gudjon<br />

Valur Sigurdsson.<br />

FOTO: DPA<br />

Noch ein Flensburger Urgestein wollte<br />

dieser Tage das Bällewerfen einstellen:<br />

Michael V. Knudsen,auch dem Kieler<br />

Publikum durch zahlreiche hitzige <strong>Der</strong>bys<br />

bestens bekannt. <strong>Der</strong> Däne wechselte<br />

<strong>20</strong>14 nach dem Champions-League-Sieg<br />

mit der SG und neunJahren in<br />

Flensburg zu Bjerringbro-Silkeborg,<br />

kündigte im Dezember sein Karriereende<br />

an. Doch er wollte nicht Corona seine<br />

Laufbahn beenden lassen, ruderte zurück<br />

und unterschrieb für ein weiteres<br />

Jahr bei den Dänen.<br />

Ähnliche Überlegungen gibt es beim<br />

FC Barcelona, wo mit Victor Tomas (35)<br />

und Raul Entrerrios gleich zwei spanische<br />

Handball-Größen drohen, still und<br />

leise abzutreten. Beide kündigten bereits<br />

vor Monaten ihr Karriereende im<br />

Sommer an.Tomas, der seinLeben lang<br />

nur für den FC Barcelona auf Torejagd<br />

ging, weil ein Herzproblem ihn nach 16<br />

JahrenProfihandball dazu zwingt.Dass<br />

sie nun aber das Final Four um die<br />

Wird nun ausschließlich als Co-Trainer arbeiten:<br />

Blazenko Lackovic. FOTO: UWE PAESLER<br />

Champions League verpassen, das aus<br />

dem Mai auf Ende Dezember verlegt<br />

wurde, brachte Spielerund Klub wieder<br />

ins Grübeln. Tomas wird wohl aus gesundheitlichen<br />

Gründen bei seiner Entscheidung<br />

bleiben. Im Fall Entrerrios<br />

hingegen zeichnet sich ab, dass der 39-<br />

Jährige ein weiteres Jahr an Bordbleibt,<br />

um bis zu den Olympischen Spielen in<br />

Tokio <strong>20</strong>21 weiterspielen zu können.<br />

<strong>Der</strong> ein oder andere Handball-Altstar<br />

verabschiedet sich vielleicht also doch<br />

noch auf der <strong>große</strong>n Bühne.<br />

(Stand: 9. Juni <strong>20</strong><strong>20</strong>)<br />

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JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong> | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | 51


DER WICHTIGSTE SPIELER DER LIGA<br />

Das Team steht für Domagoj Duvnjak(Nummer 4) über allem. Auch deshalb isterder unangefochtene Leader beim THW Kiel. FOTO: UWE PAESLER<br />

Ein ausgezeichneter Leader<br />

Welthandballer war er schon<br />

vor sieben Jahren. Nach einer<br />

verletzungsträchtigen Phase<br />

seiner Karriere ist Domagoj<br />

Duvnjak als Sportler gereift.<br />

<strong>Der</strong> Leader des THW Kiel<br />

wurde zum wichtigsten<br />

Spieler der Liga gewählt -<br />

und ist vielleicht<br />

besser dennje.<br />

VON MERLE SCHAACK<br />

Ich bin gesund, das<br />

ist das Wichtigste. Und<br />

ich genieße eseinfach,<br />

Handball zuspielen.<br />

Domagoj Duvnjak,<br />

MVP der Bundesliga-Saison<br />

Das Spiel des Kroatenlebt von Hingabe.<br />

Egal, ob Domagoj Duvnjak im Angriff<br />

die Fäden zieht oder als Abwehrspitze<br />

dem Gegner das Aufbauspiel zerstört –<br />

auf dem Feld kennt er nur Vollgas.<br />

Schon bald nach seinem Wechsel aus<br />

der kroatischen Talentschmiede Zagreb<br />

in die Bundesliga, damals zum HSV, bekam<br />

der Spielmacher deshalb den Spitznamen<br />

„Duracell-Dule“. Nicht zu stoppen<br />

auf dem Feld. Daneben hingegen<br />

neigt er wenigerzuSpektakel. Schlafen<br />

gilt als sein liebstes Hobby,der überlastete<br />

Körper eines internationalenDauerbrenners<br />

nimmt sich jede Pause, die er<br />

kriegen kann. Denn im Beruf nahm<br />

„Dule“selbst sie sich lange nicht.<br />

Das änderte sich, als langwierige Patellasehnenprobleme<br />

ihn <strong>20</strong>17 zu einer<br />

Knie-Operation zwangen. Weiterzumachen<br />

wie zuvor war plötzlich keine Option<br />

mehr.„Ich bin nicht mehrder Jüngste“,<br />

sagt Duvnjak (32) nun. „Ich habe<br />

gelernt, auf meinen Körper zu hören.“<br />

Schon in der Vorsaison zahlte sich das<br />

aus,der Regisseur blieb von <strong>große</strong>nVerletzungen<br />

verschont, tastete sich wieder<br />

an sein altes Niveau heran. In der vergangenen,<br />

letztendlich abgebrochenen<br />

Corona-Saison, war er in den entscheidenden<br />

Minuten oft wieder derjenige,<br />

der die Ruhe bewahrte, strukturierte<br />

und den Zebras als Leader somanchen<br />

Punkt rettete. „Er hat immer dann Verantwortung<br />

übernommen, wenn es<br />

nichtlustig war“, drücktTrainerFilip Jicha<br />

es aus. Auchder Kapitän hat lobende<br />

Worte für seinen Coach: „Filip passt<br />

auf mich auf. Wenn er im Training sieht,<br />

dass ich müde bin, schickt ermich zum<br />

Fahrradfahren.“<br />

Und so wurde die Saison <strong><strong>20</strong>19</strong>/<strong>20</strong> für<br />

Duvnjak so etwas wie ein zweiter Früh-<br />

„<br />

ling.Spätestens seit der Europameisterschaft<br />

im Januar,bei der er Kroatien bis<br />

ins Finale führte und als MVP (MostValuable<br />

Player) des Turniers ausgezeichnet<br />

wurde, gehört er auch wieder zum<br />

Favoritenkreis umden Welthandballer-<br />

Titel. Den für den Liga-MVP,zudem ihn<br />

Trainer, Geschäftsführer und Fans wählten,<br />

bekam er im Rahmen der Meisterehrung<br />

bereits überreicht. Nicht, dass<br />

der Kroate sich aus persönlichen Auszeichnungen<br />

viel machen würde. „Es ist<br />

eine <strong>große</strong> Ehre, aber ehrlichgesagtbedeutet<br />

es mir viel mehr, dass wir deutscher<br />

Meister geworden sind“, sagt er.<br />

Und schiebt hinterher: „Ich bedanke<br />

michauch bei jedem Mitarbeiter im Verein<br />

und bei meiner Mannschaft. Ohne<br />

sie wäre ich nicht, wo ich bin.“ Womöglich<br />

auf dem Zenit einer <strong>große</strong>n Handballer-Karriere.<br />

Eine, die nun durch die<br />

Corona-Pandemie auf unbestimmte Zeit<br />

unterbrochen ist. Wie alle Sportler versucht<br />

auch Duvnjak, das Beste draus zu<br />

machen, sich über den Sommer so fit wie<br />

möglich halten. „Sonst wird es für den<br />

Körper gefährlich, wenn wir wieder<br />

spielen“, sagt er, dessen Highlight des<br />

Jahres weder eine persönliche Auszeichnung<br />

noch ein Handball-Titel ist –<br />

sondern die Geburt von Söhnchen Šime.<br />

Was mit Baby aus dem Hobby Schlafen<br />

wird? Kein Problem für Duvnjak: „Jetzt<br />

schlafe ich noch besser–weil ich mit einem<br />

Lächeln schlafe.“<br />

54 | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong>


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ABSCHIED: OLE RAHMEL<br />

Für den Jungen vonder Insel Norderney istdie Ostsee Heimatgeworden: „Hätteich nie für möglich gehalten“, sagt Ole Rahmel. FOTO: UWE PAESLER<br />

Abschied ohne Groll<br />

Treffen mit Ole Rahmel in<br />

Strande. Die Sonne bahnt<br />

sich ihren Wegdurch die<br />

Wolken, eine kalte Brise<br />

Abschied weht über den<br />

Strand. Wo ließe sich besser<br />

zurückblicken auf drei Jahre<br />

beim THW Kiel als an der<br />

Ostsee-Wasserkante?<br />

VON TAMO SCHWARZ<br />

Zuerst hatte der Ostfriesen-Jung von<br />

der Insel Norderney Vorurteile vor dem<br />

Seitenwechsel ans andere Ufer Norddeutschlands.<br />

Dann lernte er die Ostsee<br />

„kennen und lieben“, schloss Freundschaften,nahmWeggabelungen<br />

auf seiner<br />

Lebenslinie. Allzu gern wäre der 30-<br />

Jährige noch länger ein Zebra geblieben.Aber<br />

das ist eineandere Geschichte.<br />

Rahmel sucht sich einen Stein auf der<br />

Buhne, setzt sich, die Sonne im Rücken.<br />

Interview auf Abstand. Verrückte Zeiten.<br />

Aber seinen offenen Blick, dieses<br />

schelmisch Wissbegierige hat der Linkshänder<br />

nicht eingebüßt. Am Vortag Yoga<br />

mit Freundin Julia, daneben Radtouren,<br />

Jogging –Rahmelruht in sich.Und:<br />

Er hat Wurzeln geschlagen. Seine sportliche<br />

Bilanz beim Handball-Rekordmeister<br />

liest sich glanzvoll: Pokalsieger<br />

und EHF-Cup-Sieger <strong><strong>20</strong>19</strong>, deutscher<br />

Meister <strong>20</strong><strong>20</strong>. Wird ja auch nicht jeder.<br />

185 Tore in151 Spielen warf Rahmel für<br />

den THW.Ermusste sich ein- und unterordnen<br />

hinter Niclas Ekberg. <strong>Der</strong><br />

Schwedewar und ist beim THW Kiel die<br />

klare Nummer eins auf der Rechtsaußenposition.<br />

Rahmel tat das immer unaufgeregt,<br />

geerdet, sagte einmal: „Ich<br />

habe nun mal jemanden vor mir,der unser<br />

bester Spieler ist, derimmer präsent<br />

ist, die beste Quote hat und eine tolle<br />

Performance zeigt. Ganz ehrlich: Als<br />

Trainer würde ich Niclas auch spielen<br />

lassen.“<br />

Das zeichnete ihn aus. Darum geht er<br />

jetzt auch nicht imGroll. „Ich habe in<br />

Kiel den Handball von seiner professio-<br />

„ Ich habe in Kiel<br />

den Handball von seiner<br />

professionellsten Seite<br />

erlebt, was Mitspieler,<br />

Wettbewerbe,<br />

Trainingsqualität angeht.<br />

nellsten Seite erlebt, was Mitspieler,<br />

Wettbewerbe, Trainingsqualität angeht.<br />

Die beiden Siege beim Final Four in<br />

Hamburg und in Kiel im EHF-Cup <strong><strong>20</strong>19</strong><br />

waren sicher emotionale Highlights.“<br />

AuchParis ist Rahmel in Erinnerung geblieben.<br />

Beim 29:29 in der Champions<br />

League „gegen all diese Weltstars“, bei<br />

dem sich Rahmel in der Deckung mit Nikola<br />

Karabatic und dem Pariser Publikum<br />

anlegte, habe er sich „als Faktor<br />

gefühlt“. War das denn nicht immer so?<br />

„Ich fühle schon Dankbarkeit gegenüberAlfred<br />

Gislason.Erhat mich geholt.<br />

Und ich habe sein Vertrauen gespürt.<br />

Aber erwar nicht so kommunikativ wie<br />

beispielsweise Filip Jicha oder Christian<br />

Sprenger.“<br />

Gislasons Ecken und Kanten korrespondierten<br />

mit Rahmels neuer Heimat.<br />

Endlich zurück am Meer! „Und trotzdem<br />

hätte ich es nichtfür möglich gehalten,dass<br />

ich mich in Schleswig-Holstein<br />

so wohlfühle. Auch wenn ich auf die<br />

Menschen und ihre norddeutsche Zurückhaltung<br />

gefasst war.“ Rahmel legte<br />

seineVorurteile ab, erkundete das Land.<br />

Rahmel erinnert sich grinsend: „Allein<br />

die Steilküste –soschön! In Ostfriesland<br />

ist Besuch ja schon zwei Tage im Voraus<br />

zu sehen.“ Aber Rahmel zog es auch ins<br />

Landesinnere. In den Wald.<br />

Er machte seinen Jagdschein, erschloss<br />

sich ein neues Hobby, schloss<br />

56 | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong>


...gebraut mit<br />

Leib und Seele.<br />

185Torein151<br />

Spielen für den<br />

THW Kiel:<br />

Linkshänder Ole<br />

Rahmel wäre<br />

gern länger<br />

geblieben.<br />

FOTO: UWE PAESLER<br />

Freundschaften. Das Jagen<br />

brachte ihn und seinen Vater<br />

Jürgen einander näher.<br />

„Das hat Emotionen freigesetzt.<br />

Insofern hat mir Kiel<br />

ein neues Hobby beschert,<br />

das Beschäftigung, Ventil<br />

ist, auch etwas Meditatives<br />

hat. Das hat meine Freizeit<br />

ausgefüllt.“ Mittlerweile<br />

haben beide auch Rahmels<br />

jüngeren Bruder Leif mit ins<br />

Boot geholt. „Mein Traum<br />

ist es, dass wir drei irgendwann<br />

einmal zu dritt ein<br />

Jagdrevier bewirtschaften.“<br />

Kein Wunder also, dass<br />

Rahmel sagt: „Ich bin mir sicher,dass<br />

ich im Sommer jedes<br />

Jahr ein paar Tage herkommen<br />

werde, um zu jagen,<br />

Freunde zu treffen,die<br />

Landschaft zu genießen.Da<br />

gibt es andere Stationen in<br />

meiner Karriere, wo ich<br />

nicht so gedacht habe.“ Dabei<br />

hatte sich der fünfmalige<br />

Nationalspieler den<br />

Wechsel zum Liga-Primus<br />

THW ganz anders vorgestellt.<br />

„Mit so einem Wechsel<br />

geht man ja davon aus,<br />

dass die Sorgen aus dem<br />

vorherigen Verein verschwunden<br />

sind.“ Doch<br />

dann kamen Krisensitzungen,<br />

Niederlagen, schlechte<br />

Stimmung. „Die Truppe<br />

war nicht homogen. Ich war<br />

enttäuscht. Viele denken: In<br />

Kiel stellt sich der Erfolg von<br />

alleine ein, hagelt es Siege,<br />

regnet es Titel.“ Doch das<br />

zweite Jahr in Kiel („Überragend“)<br />

und das dritte<br />

(„Mega“) sorgten dafür,<br />

dass Rahmel seinen Wechsel<br />

„zu keinem Zeitpunkt<br />

bereut“ hat.<br />

Und was kommt als<br />

Nächstes? Die nächste Station<br />

könnte Benfica Lissabon<br />

heißen. Das pfeifen die<br />

Spatzen von den Dächern.<br />

Zumindest weiß Ole Rahmel:<br />

„Ich will die Kieler<br />

Mentalität gern weiter in<br />

mir tragen, will mich weiter<br />

international vergleichen<br />

können. Mal sehen, ob das<br />

in den nächsten Jahren<br />

funktioniert. Ich traue es mir<br />

zu.“ Und der nächsteprivate<br />

Schritt ist auch schon geplant.<br />

Julia, die Yoga-Lehrerin<br />

ist und International<br />

Management studiert hat,<br />

kommt mit. „Wir wollen<br />

zum ersten Mal zusammenziehen“,<br />

sagt Ole Rahmel<br />

und lacht. Und er geht mit<br />

dem Meistertitel. „Ich hätte<br />

dem Verein und den Kielern<br />

einen normalen Saisonverlauf<br />

und eine Meisterfeier<br />

gewünscht. Ich weiß nicht,<br />

wie sich eine vollendete<br />

Meisterschaft anfühlt, aber<br />

diese unvollendete fühlt<br />

sich wie ein verdienter,aber<br />

ungefeierter Erfolg an.“<br />

Ostfriese Ole Rahmel hat<br />

sich in Kiel nicht verbiegen<br />

lassen. Allzu gern wäre der<br />

30-Jährige noch länger ein<br />

Zebra geblieben. Aber das<br />

ist eine andere Geschichte.<br />

JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong> | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | 57


DIE ZUKUNFT IST UNGEWISS<br />

LeereRänge und Geisterspiele sind das Worst-Case-Szenario für den Handball in Deutschland. Das Geld aus den Ticketverkäufen macht in der<br />

Bundesliga den Großteil der Klub-Einnahmen aus.<br />

FOTO: SASCHA KLAHN<br />

Und waskommt dann?<br />

Professionalisierung war zuletzt das wichtigste Wort in Handball-<br />

Deutschland. Dann kam die Corona-Krise. Bessere TV-Verträge,<br />

mehr Aufmerksamkeit,der Anspruch, die klare Nummer eins<br />

hinter dem Fußball zu sein, waren die Ziele. Nun geht es für die<br />

Sportart und viele ihrer Vereine nicht mehr um schneller, höher,<br />

weiter, sondern schlicht ums Überleben. Ohne Denkverbote<br />

wollten die Funktionäre sich austauschen, um einen Weg zurück<br />

zu einemSpielbetrieb zu finden. Zweieinhalb Monate vor dem<br />

geplanten Bundesliga-Start ist bisher nur klar: Die kommende<br />

Saison wird ein Kompromiss. Ein Überblick über die Baustellen<br />

einer Sportart, derenZukunft ungewiss ist.<br />

malen Vorbereitung“ auf den Neustart<br />

erarbeitet hat. Daran mitgewirkt haben<br />

die Bundestrainer Dr. Patrick Luig (Bildung<br />

und Wissenschaft) und David Gröger<br />

(Athletik) sowie Prof. Dirk Büsch<br />

(DHB-Koordinator Netzwerk Wissenschaft).<br />

Denn das Fitness-Programm, mit dem<br />

die Spieler sich seit Anfang März eigenverantwortlich<br />

in Form halten, reicht allenfalls<br />

als Grundlage, absolvieren sie in<br />

einer durchschnittlichen Trainingswoche<br />

sonst doch etwa1000 Würfe undPässe.<br />

„Daneben fehlen aktuell schnelle<br />

Richtungswechsel, Bremsbewegungen,<br />

Sprünge –all das geht eigentlich nur auf<br />

einem normalen Hallenboden“, sagt<br />

Gröger. Für die Trainer ist deshalb klar:<br />

Je länger die Handball-Pause wird, desto<br />

länger müsste auch die Vorbereitung<br />

sein, umdie Belastung ohne signifikant<br />

höheres Verletzungsrisiko behutsam<br />

wieder zu steigern. Für den langjährigen<br />

Rückraumspieler der SG Flensburg-<br />

Handewitt, Holger Glandorf (37), gingen<br />

die bisherigen Bemühungen um eine<br />

Entlastungder Spieler „in die richtige<br />

Richtung“. „Wenn aber Nationalspieler<br />

jetztals positive Erkenntnis aus der Corona-Krise<br />

ziehen, dass der Saisonabbruch<br />

das Beste sei, was ihrem Körper<br />

passieren konnte, dannahnt manschon,<br />

was die Jahre der Vielfachbelastungden<br />

Sportlern antun können.“<br />

VON MERLE SCHAACK UND TAMO SCHWARZ<br />

SPORTLICHE INTERESSEN:<br />

ZURÜCKINS TRAINING<br />

Schon jetzt ist klar: Nie hattendie Spitzenhandballer<br />

eine so lange Pause zwischen<br />

zwei Spielzeiten. Waseinigen geschundenen<br />

Körpern zunächst zugutekam,kannaber<br />

auchschnell zum Bumerang<br />

werden. „Die Vereine müssen das<br />

Traininglangsamhochfahren, um späteren<br />

Verletzungen vorzubeugen. Das betrifft<br />

spezielldie Schulter,aber auch das<br />

Knie und das Sprunggelenk“, sagt Axel<br />

Kromer, Sportvorstand beim Deutschen<br />

Handballbund (DHB), der eine Taskforce„Return<br />

to competition“ ins Leben<br />

gerufen und einen Leitfaden zur „opti-<br />

WIRTSCHAFTLICHE INTERESSEN<br />

IN DER PANDEMIE<br />

<strong>Der</strong> Start der Vorbereitung hängt vom<br />

angepeilten Saisonstart ab. Und für den<br />

gibtesgleichmehrereFaktoren:Zuallererst<br />

natürlich den Verlauf der Pandemie.<br />

Gibt eseine zweite Welle? Ist irgendwann<br />

ein Impfstoff in Sicht? Das Coronavirus<br />

und dessen Bekämpfung, gepaart<br />

mit politischen Entscheidungen in Bundesländern<br />

und Landkreisen, sind die<br />

<strong>große</strong>n Unbekannten in einer Rechnung,<br />

die am Ende für die Vereine wirtschaftlich<br />

aufgehen muss. Und so spielt<br />

das Geld beim Blick indie Handball-Zukunft<br />

momentan die Hauptrolle. Dabei<br />

Fortsetzung auf Seite60<br />

58 | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong>


DIE ZUKUNFT IST UNGEWISS<br />

„ Kein einziger Bundesligist<br />

ist nicht existenziell<br />

Je<br />

bedroht. Kredite helfen<br />

niemandem, die Klubs<br />

brauchen Soforthilfen.<br />

Viktor Szilagyi,<br />

THW-Geschäftsführer<br />

„ später wir<br />

Ich<br />

anfangen, desto länger<br />

können wir mit Kurzarbeit<br />

arbeiten, und umso wirtschaftlicher<br />

ist es für uns.<br />

Marc Weinstock,<br />

THW-Aufsichtsratsvorsitzender<br />

„ bin trotzdem<br />

optimistisch, dass wir zum<br />

Ende der Saison hin wieder<br />

Handball-Emotionen mit<br />

Zuschauern erleben dürfen.<br />

Sabine Holdorf-Schust,<br />

THW-Geschäftsführerin<br />

werden die unterschiedlichen Interessen<br />

von Verbänden und Klubsoffenbar.<br />

Frank Bohmann, Geschäftsführer der<br />

Handball-Bundesliga (HBL), plädiert<br />

dafür,möglichst bald wiederzuspielen,<br />

um nicht in der medialen Versenkung zu<br />

verschwinden. <strong>Der</strong> Ligaverband ließ die<br />

Vereine auch prüfen, wie viele Geisterspiele<br />

für sie zu stemmen wären.<br />

Die HBL arbeitet an einem Generalkonzept,<br />

das die Rückkehr in den Spielbetrieb<br />

für September oder Oktober und<br />

miteinerbegrenztenZuschauerzahlvorsieht.<br />

„Wir dürfen nicht inSchockstarre<br />

verfallen. Wenn wir den Handball für ein<br />

Jahr wegsperren, wäre das ein Rückschritt<br />

um 40 Jahre“, mahnt Bohmann.<br />

Sein Stufenkonzept könnte mit einer 25-<br />

prozentigen Hallenauslastung beginnen,sich<br />

dannsukzessive steigern. Den<br />

bisher anberaumtenBeginnmit dem Supercup<br />

am 2. Septemberhalten die meisten<br />

Vereinsvertreter kaum noch für<br />

denkbar. Kritisch sieht Bohmann auch<br />

GeisterspieleohneeinefinanzielleKompensation<br />

durch Bundoder Länder: „Bei<br />

Geisterspielen müssten die Vereine die<br />

Kosten erheblich reduzieren, aber die<br />

meisten Kosten sind nicht verhandelbar.<br />

Das ist ein Dilemma.“ Auchfür HBL-Päsident<br />

Uwe Schwenker sei „Oktoberder<br />

späteste Zeitpunkt“ für einen Re-Start<br />

im Bundesliga-Handball. „Das Worst-<br />

Case-Szenario wäre, wenn unsere<br />

Sportart in diesemJahr überhaupt nicht<br />

mehr stattfindet. Um überhaupt wieder<br />

insBewusstseinderÖffentlichkeitzugelangen,<br />

sind die Klubsgewillt,auch drei,<br />

vier Geister-Heimspiele am Beginn der<br />

Saison durchzuziehen“, sagtder 61-jährige<br />

ehemaligeTHW-Managerund hofft<br />

auf staatliche Unterstützung als Kompensation<br />

für entgangene Einnahmen<br />

aufgrund von Geisterspielen.<br />

Ganz andere Töne kommen aus dem<br />

Aufsichtsrat des THW Kiel. „Je später<br />

wir anfangen, desto länger können wir<br />

mit Kurzarbeit arbeiten, und umso wirtschaftlicher<br />

ist es für uns. Die Phase, in<br />

der wir die Mannschaft in den Trainingsbetriebzurückholen,aberkeineEinnahmen<br />

haben, ist die, die uns richtig wehtun<br />

wird“, sagt der THW-Aufsichtsratschef<br />

Marc Weinstock. Auch er zeich-<br />

Fortsetzung auf Seite 62<br />

Zebrastreifen<br />

Wer erinnert sich noch an die Handball-Weltmeisterschaft<br />

<strong>20</strong>07? Damals<br />

wurde auch in Kiel um Tore und<br />

das Weiterkommen gespielt. Solch<br />

internationales Flair könnte sich<br />

schon bald wiederholen. Und wiederholen.<br />

Denn: <strong>Der</strong> Deutsche<br />

Handball-Bund (DHB) will die <strong>20</strong>er-<br />

Jahre zum „Jahrzehnt des Handballs“<br />

machen, und die Kieler Sparkassen-Arena,die<br />

nicht mehr lange so<br />

heißt und früher Ostseehalle genannt<br />

wurde, hat ihren Hut als Austragungsort<br />

für die Handball-Europameisterschaft<br />

<strong>20</strong>24 in Deutschland in<br />

denRinggeworfen. „Wir können die<br />

Anforderungen des DHB auf jeden<br />

Fall erfüllen“, sagte Arena-Geschäftsführer<br />

Stefan Wolf. Man habe<br />

sich für eine der Vorrundengruppen<br />

–mit oder ohne deutscheBeteiligung<br />

–beworben und sei auch angesichts<br />

der WM-Vergabe <strong>20</strong>27 nicht abgeneigt.<br />

Denn auch für die WM <strong>20</strong>27 hat<br />

Deutschland den Zuschlag bekommen.<br />

Er galt als <strong>große</strong>s Versprechen des<br />

europäischen Handballs, als neuer<br />

Aron Palmarsson. Doch im Januar<br />

trennten sich die Wege von Gisli<br />

Kristjánsson und dem THW Kiel. Anfang<br />

November hatte sich der <strong>20</strong>-<br />

Jährige bei der<br />

25:26-Niederlage<br />

bei den<br />

Rhein-Neckar<br />

Löwen erneut<br />

schwer an der<br />

Schulter verletzt.<br />

Dann kam<br />

dem Youngster<br />

mit dem leicht chaotischen Ruf die<br />

sportliche Perspektive abhanden.<br />

Beim SC Magdeburg fandKristjánsson<br />

eine neueHeimat –und verletztesich<br />

gleich in seinem ersten Spiel wieder<br />

an der Schulter.Dennoch verlängerten<br />

die Bördeländer den nur bis zum<br />

Saisonende datierten Vertrag des Isländers<br />

um zwei Jahre bis <strong>20</strong>23. tas<br />

60 | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong>


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DIE ZUKUNFT IST UNGEWISS<br />

<strong>Der</strong> vergoldeteWurfarm als Trophäe für<br />

den Champions-League-Sieger wird<br />

nach derzeitigem Planungsstand erstim<br />

Dezember vergeben. Die EHF hofft, das<br />

Final Four in Köln dann vorZuschauern<br />

spielen lassen zu können. FOTO: SASCHA KLAHN<br />

net ein Worst-Case-Szenario, aber ein<br />

anderes als Schwenker: „Wenn wir die<br />

Spieler zurückholen, es danneine zweite<br />

Welle und einen erneuten Shutdown<br />

gibt und wir sie dann wieder in Kurzarbeit<br />

schicken müssen.“ Weinstocks Präferenz<br />

darum: Ein ausgeruhter, gut (in<br />

den Arenen) vorbereiteter Saisonstart<br />

erst im Januar <strong>20</strong>21.<br />

THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi<br />

unterscheidet seit Beginn der Krise zwischen<br />

Wunsch- und Realitätsdenken.<br />

„Wunsch wäre, so schnell wie möglich so<br />

viele Leute wie möglich wieder inder<br />

Halle zuhaben und schrittweise das zu<br />

tun,waswirambestenkönnen“,sagtder<br />

Österreicher.„Aber ich mache mirauch<br />

Sorgen: Kein einziger Bundesligist ist<br />

nicht existenziell bedroht. <strong>Der</strong> Hilfeschrei<br />

aus den Verbänden ist laut. Kredite<br />

helfen niemandem, die Klubs brauchen<br />

Soforthilfen.“<br />

SPIELPLAN-DICKICHTUND DAS<br />

EWIGE THEMABELASTUNG<br />

„Je späterder Start, desto größer werdendieAuswirkungensein,wirdinallen<br />

Wettbewerben eine Modusänderung<br />

kommen müssen“, sagt THW-Geschäftsführer<br />

Viktor Szilagyi. Im eng getakteten<br />

europäischen Handball-Kalender<br />

war der Spielplanauch ohnePandemie-Unterbrechung<br />

schonseit Jahren<br />

ein Puzzle der höchstenSchwierigkeitsstufe.<br />

Im Januar will der Weltverband<br />

(IHF) inÄgypten die Weltmeisterschaft<br />

ausrichten. Vom 23. Juli bis 8. August<br />

<strong>20</strong>21sollenStandjetztinTokiodieumein<br />

Jahr verschobenen Olympischen Spiele<br />

über die Bühne gehen. Je später der<br />

Handball also in seine neue Saison startet,<br />

desto enger drängen sich die Spieltermine.<br />

Verdichtet wird der Spielplan<br />

ohnehin durch die Nachhol-Endrunden<br />

Fortsetzung auf Seite 64<br />

in Champions League (28./29. Dezember)<br />

und DHB-Pokal (27./28. Februar).<br />

Und noch ist die Hoffnung bei der Europäischen<br />

Handballföderation (EHF)<br />

ungebrochen, dass das Final Fourumdie<br />

Champions League Ende Dezember als<br />

Handball-SpektakelmitPublikuminder<br />

Kölner Lanxess Arena ausgetragen werdenkann.„DieEHFundallebetroffenen<br />

Interessensgruppen sind sich einig, dass<br />

ein Final Four <strong>20</strong><strong>20</strong> nur im Jahr <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

stattfinden kann. Darüber hinaus gibt es<br />

einengrundlegendenKonsens,substanzielle<br />

Kosten zu vermeiden, die nicht<br />

durch Ticketeinnahmen gedeckt sind“,<br />

sagt EHF-Präsident Michael Wiederer.<br />

„Allerdings gehen wir aktuell davon<br />

aus, dass das Final Four –wie auch die<br />

Frauen-Europameisterschaft im Dezem-<br />

FastsahesimJanuaraus,alssollteAlfred<br />

Gislason sein Traumjob vorerst<br />

verwehrt bleiben. Nach seinem Abschied<br />

vom THW Kiel im Sommer<br />

<strong><strong>20</strong>19</strong> hatte sich der Erfolgscoach eine<br />

Pauseverordnet,um<strong>20</strong><strong>20</strong>eineNationalmannschaft<br />

zu übernehmen. Wer<br />

den 60-Jährigen ein bisschen kennt,<br />

wusste, dass ihn besonders die Aufgabe<br />

des deutschen Bundestrainers<br />

reizte. Während das DHB-Team unter<br />

Bundestrainer Christian Prokop<br />

bei der Europameisterschaft in Norwegen,<br />

Österreich und Schweden<br />

aufdemWegzuPlatzfünfeinedurchwachsene<br />

Leistung zeigte und die<br />

Funktionäre öffentlich eher Unruhe<br />

als Stabilität verströmten, verfolgte<br />

Zebrastreifen<br />

Gislason das Geschehen von seinem<br />

Wohnsitz in Wendgräben aus. Nachdem<br />

die DHB-Spitze Prokop aber<br />

überraschend noch während der<br />

Hauptrunde eine Jobgarantie bis zu<br />

den Olympischen Spielen gegeben<br />

hatte, war der Isländer schon drauf<br />

und dran, beim russischen Verband<br />

zu unterschreiben. Das sorgte beim<br />

DHB für ein Umdenken. Man entschiedsich,<br />

Prokop (Vertrag bis <strong>20</strong>22)<br />

unmittelbar durch Gislason zu ersetzen.<strong>Der</strong>kamvorderCorona-Kriseallerdings<br />

nur noch dazu, einen Lehrgang<br />

mit der Nationalmannschaft<br />

abzuhalten –die anschließend<br />

in Quarantäne<br />

musste, weil<br />

Rhein-Neckar Löwe<br />

Jannik Kohlbacher positiv<br />

auf das Virus getestet<br />

wurde. Gislasons<br />

Feuertaufe als Bundestrainer<br />

wird nach derzeitigem Stand die<br />

Qualifikationfür die EM <strong>20</strong>22,die im<br />

November diesesJahres starten soll.<br />

Die Olympia-Qualiist auf März <strong>20</strong>21<br />

verschoben, Olympia selbst in den<br />

Sommer <strong>20</strong>21. Kein Start nach Gislasons<br />

Geschmack. „Ich hatte mir das<br />

natürlich anders erträumt“, sagte er.<br />

Immerhin, den Traumjob hat er aber –<br />

mit Vertragbis <strong>20</strong>22.<br />

scha<br />

62 | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong>


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DIE ZUKUNFT IST UNGEWISS<br />

ber in Dänemark und Norwegen –vor<br />

Zuschauern gespielt werden kann.“<br />

Mit einem „Back to Handball“-Programm<br />

will die EHF die Auswirkungen<br />

der Pandemie auf den Handball so gering<br />

wiemöglich halten. Wiederer: „Wir<br />

haben Ende Mai intensive Gespräche<br />

mit allen Verbänden geführt. Das Ganze<br />

ist auchTeil des Masterplans fürden europäischen<br />

Handball, der im Januar präsentiert<br />

und jetzt noch einmalangepasst<br />

wurde. In den Gesprächen ging es nicht<br />

nur um finanzielle Hilfe, sondern um Unterstützung<br />

in allen Bereichen wie zum<br />

Beispiel Aus- und Fortbildung.“<br />

Auf europäischer Ebene klingt also alles<br />

noch diffus. In Deutschland hat man<br />

mit der Absage des DHB-Pokals in der<br />

kommendenSaison versucht, eine erste<br />

Schneise ins Spielplan-Dickicht zu<br />

schlagen. Zahlreiche weitere Reformen<br />

wurden in den vergangenenWochen öffentlich<br />

diskutiert. Vielen erteilt HBL-<br />

Präsident Uwe Schwenker eine Absage:<br />

„Es wird keine radikalen Änderungen<br />

wie beispielsweise eine Spielzeitverkürzunggeben.“<br />

Doch Ex-Weltmeister Holger<br />

Glandorf fordert eine Spielplan-Revolution<br />

in der Handball-Bundesliga<br />

zum besseren Schutz der Spieler vor einer<br />

Überbelastung. „Was man als Erfahrung<br />

aus der Corona-Krise überlegen<br />

kann, sind kombinierte Spieltage mit<br />

Gegnern aus einer Region, um die Reisebelastungengeringzuhalten“,sagteder<br />

Feldtor-Rekordschütze der Bundesliga.<br />

Dennoch droht Verdichtung durch die<br />

Weltmeisterschaft im Januar und am<br />

Saisonende durch die Olympischen<br />

Spiele. „Jeder Verband hat dabei seine<br />

eigenen Interessen. Ich persönlich würdeschongerndiebeidenFinal-Four-Turniere<br />

spielen“, sagt Nationalspieler<br />

Hendrik Pekeler vom THW Kiel. „Die<br />

Frageist also, wo Einschnitte überhaupt<br />

möglich sind. Eine WM-Absage wäre<br />

wohl das Sinnvollste, um dann im Januar<br />

in den anderen Wettbewerben spielen<br />

zu können.“ Ein weiterer Reformvorschlag<br />

ist aus dem THW-Aufsichtsrat zu<br />

vernehmen. Marc Weinstock sieht den<br />

Modus der ChampionsLeague mit zwei<br />

Achter-GruppeninderfolgendenSaison<br />

kaumdurchführbar. Sein Vorschlag: vier<br />

Vierer-Turniere an jeweils einem Wochenende.<br />

Die vier Sieger dieser „Mini-<br />

Final-Fours“ ziehen in das Final Fourder<br />

Königsklasse ein.<br />

Dassesso kommenwird,scheinteher<br />

unwahrscheinlich. „Die EHF plant mit<br />

„ Ich persönlich<br />

Ich<br />

würde schon gern<br />

die beiden<br />

Final-Four-Turniere spielen.<br />

Hendrik Pekeler,<br />

THW-Kreisläufer<br />

Sehnsucht nach den Fans: Die Zebras wollen möglichstbald wieder gemeinsam mit ihren Anhängern<br />

in ihrem „Wohnzimmer“jubeln.<br />

FOTO: UWE PAESLER<br />

einem Saisonstart der Champions League<br />

wie vorgesehen mit 16 Mannschaften<br />

und im September <strong>20</strong><strong>20</strong>“, hieß es auf<br />

Anfrage dieser Zeitung aus Wien. „Natürlich<br />

können wir in der gegenwärtigen<br />

Situation andere Szenarien nicht per se<br />

ausschließen, aber aktuell laufen all unsere<br />

Planungen auf den September hinaus“,<br />

sagt EHF-Präsident Michael Wiederer.<br />

Man habe Gespräche mit vielen<br />

Klubvertretern geführt. „Dabeikristallisiertesichvorallemeinesheraus:Siealle<br />

wollen Planungssicherheit –und daran<br />

arbeiten wir.“<br />

DASHANDBALL-GEFÜHL<br />

Auf derStrecke bleibtmomentan:das<br />

Handball-Gefühl. „Ich hoffe noch, dass<br />

es im September wieder losgeht. Oktober<br />

wäre auch okay“, sagt THW-Linksaußen<br />

Rune Dahmke. Ähnlich erging es<br />

in den vergangenen Wochen Kapitän<br />

„ vermisse den<br />

Ich<br />

Handball. So viele<br />

Monate ohne Handball –<br />

das ist gefährlich.<br />

Domagoj Duvnjak,<br />

THW-Kapitän<br />

Domagoj Duvnjak: „Ich hoffe, dass es<br />

zum ersten und letzten Mal eine solche<br />

MeisterfeierohnePublikumwar.Ichvermisse<br />

den Handball. So viele Monate ohne<br />

Handball –das ist gefährlich“,soder<br />

Bundesliga-MVP,den es nach der Meisterfeier<br />

mit Ehefrau Lucija und Säugling<br />

Šime in die kroatische Heimat zog.<br />

Duvnjak: „Alle warten auf uns.“<br />

„Wir wünschen uns alle, dass wir das,<br />

was den Handball ausmacht, bald wieder<br />

in Kiel erleben dürfen“, sagt THW-<br />

Geschäftsführerin Sabine Holdorf-<br />

Schust. „Zur Meisterfeier in die leere<br />

Halle zu kommen, tat richtig weh. Auch<br />

einebegrenzteZuschauerzahlwäreeine<br />

logistische und organisatorische Herausforderung.<br />

Zum Beispiel verhindert<br />

einMundschutzauchEmotionen.Ichbin<br />

trotzdem optimistisch, dass wir zum Ende<br />

der Saison hinwiederHandball-Emotionen<br />

mit Zuschauern erleben dürfen.<br />

Die<br />

„<br />

Leute lechzen danach.“<br />

hoffe noch, dass<br />

es im September wieder<br />

losgeht. Oktober<br />

wäre auch okay.<br />

Rune Dahmke,<br />

THW-Linksaußen<br />

64 | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong>


ZU GUTER LETZT<br />

Eine Reise ins Ungewisse<br />

<strong>Der</strong> Ausblick auf den Sommer:<br />

trüb. Trainingslager,<br />

Testspiele, Vorverkauf: Fehlanzeige,<br />

vorerst. Noch ist<br />

unklar, wann die Bundesliga<br />

ihren Re-Start plant. Geblieben<br />

ist die Vorfreude auf zwei<br />

attraktive Final-Four-Turniere.<br />

VON TAMO SCHWARZ<br />

Für gewöhnlich öffnen wir an dieser<br />

StelleeinFenster.Weitgeöffnetmachtes<br />

den Blick frei aus der vergangenenSaison<br />

in die nahe Zukunft, in den Sommer.<br />

Trainingsstart, Trainingslager, Testspielgegner,<br />

Vorbereitungsturniere, Pokalauslosung,<br />

Supercup, Saisonstart.<br />

Doch diese im Bewusstseinaller (Kieler)<br />

Handballfans zementierte Reihenfolge<br />

in Richtung einer neuen, von den Fans<br />

ersehnten, Saison –sie wurde durch die<br />

Corona-Krise vollends auf den Kopf gestellt.<br />

Klar ist darum im Juni <strong>20</strong><strong>20</strong>, dass<br />

bis dato so gut wie nichts klarist.<br />

Startet die Bundesliga im September,<br />

im Oktober oder gar erst im Januar <strong>20</strong>21<br />

in die neueSpielzeit? Davon hängtalles<br />

ab: der Trainingsstart, das Zebra-Trainingslager<br />

(geplant in Dänemark), und<br />

nicht zuletzt auch der Kartenvorverkauf.<br />

Die Kieler Dauerkartenbesitzer müssen<br />

sich in Geduld üben. „Es gibt derzeit<br />

überhaupt keinen Fixpunkt, an dem wir<br />

uns orientieren können. Klar ist, dass wir<br />

uns nur eine minimale Anzahl an Geisterspielen<br />

leisten können“, sagt THW-<br />

Geschäftsführerin Sabine Holdorf-<br />

Schust. Ligaweit betrage der Anteil an<br />

TV-Einnahmen gerade einmal drei Prozent<br />

am Gesamtbudget, das sei, so Holdorf-Schust,<br />

„der Riesen-Unterschied<br />

zum Fußball“. „Angesichts der vielen offenen<br />

Fragen wäre es nicht seriös, zum<br />

jetzigen Zeitpunkt mit dem Dauerkarten-Verkauf<br />

zu starten.Deshalb werden<br />

wirerstdann,wennwirverlässlicheLeitlinienausderPolitikerhaltenhaben,den<br />

Dauerkartenverkauf beginnen können.“<br />

Holdorf-Schust betont: „Die<br />

Stammblätterbehalten auf jedenFall ihre<br />

Gültigkeit, selbst wenn wir im Momentnicht<br />

garantieren können, dass jeder<br />

Fan jedes Spiel der kommenden Saison<br />

live in der Arenaverfolgen kann.“<br />

Plötzlich ist die Währungder Fans,ihre<br />

Dauerkarten, instabil geworden, bleiben<br />

nur wenige Lichtblicke an einem irgendwie<br />

vernebelten Horizont. Zum<br />

Beispiel der: Die Zebras werden im Duell<br />

mit dem Nordrivalen SG Flensburg-<br />

Handewitt die Saison mit dem Supercup<br />

eröffnen. Geplant ist die Partie im Düsseldorfer<br />

ISS Domefür den 2. September<br />

(verschoben vom 26. August). Ein Datum,<br />

das nach jetzigem Stand kaum zu<br />

halten sein wird.<br />

Verschoben wurden auch die Final-<br />

Four-Turniere in der Champions League<br />

und im DHB-Pokal –für beide ist der<br />

THWKiel qualifiziert.Inder Königsklasse<br />

steht das Final Four in Köln mittlerweile<br />

am 28. und 29. Dezember auf dem Programm.IhrenTitelimDHB-Pokalwollen<br />

die Zebrasbeim Final Four in Hamburg am<br />

27. und 28. Februar <strong>20</strong>21 verteidigen. Für<br />

die Spielzeit <strong>20</strong><strong>20</strong>/21 wurde der Pokalwettbewerb<br />

gestrichen. Für die deutschen<br />

Nationalspieler geht es vom 12.bis<br />

14.März in Berlin um die Olympia-Qualifikation<br />

–sofern die Olympischen Spiele in<br />

Tokio (23. Juli bis 8. August) nicht doch<br />

noch endgültig abgesagt werden. Das<br />

Fenster in die Zukunft ist weitgeöffnet –<br />

doch der Blick ist getrübt. Eine Reiseins<br />

Ungewisse.<br />

Handball-Bundesliga |Saison <strong><strong>20</strong>19</strong>/<strong>20</strong><strong>20</strong><br />

Abschlusstabelle<br />

Meister für die Champions League qualifiziert für die European Handball League qualifiziert<br />

GESAMT<br />

Platzierung Mannschaft Spiele Quotient Tore Tordiff. Punkte<br />

1. THW Kiel 26/34 169,2 782:650 +132 44 :8<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

5.<br />

6.<br />

7.<br />

8.<br />

9.<br />

10.<br />

11.<br />

12.<br />

13.<br />

14.<br />

15.<br />

16.<br />

17.<br />

18.<br />

SG Flensburg-Handewitt<br />

SC Magdeburg<br />

TSVHannover-Burgdorf<br />

Rhein-Neckar Löwen<br />

Füchse Berlin<br />

MT Melsungen<br />

SC DHfK Leipzig<br />

HSGWetzlar<br />

TBVLemgo Lippe<br />

Frisch AufGöppingen<br />

TVBStuttgart<br />

Bergischer HC<br />

HC Erlangen<br />

TSVGWD Minden<br />

HBWBalingen-Weilstetten<br />

Die Eulen Ludwigshafen<br />

HSGNordhorn-Lingen<br />

27/34<br />

27/34<br />

27/34<br />

26/34<br />

27/34<br />

26/34<br />

26/34<br />

27/34<br />

27/34<br />

26/34<br />

27/34<br />

27/34<br />

27/34<br />

26/34<br />

27/34<br />

27/34<br />

27/34<br />

155,6<br />

144,4<br />

133,3<br />

130,8<br />

129,6<br />

123,1<br />

103,8<br />

100,0<br />

100,0<br />

88,5<br />

77,8<br />

74,1<br />

74,1<br />

69,2<br />

59,3<br />

55,6<br />

14,8<br />

732:647<br />

782:717<br />

778:736<br />

729:686<br />

775:723<br />

716 :700<br />

714 :714<br />

754:754<br />

765:768<br />

679:684<br />

709:759<br />

709:728<br />

695:739<br />

690:7<strong>20</strong><br />

741:818<br />

639 :702<br />

643:787<br />

+85<br />

+65<br />

+42<br />

+43<br />

+52<br />

+16<br />

0<br />

0<br />

-3<br />

-5<br />

-50<br />

-19<br />

-44<br />

-30<br />

-77<br />

-63<br />

-144<br />

42 :12<br />

39 :15<br />

36 :18<br />

34 :18<br />

35 :19<br />

32 :<strong>20</strong><br />

27 :25<br />

27 :27<br />

27 :27<br />

23 :29<br />

21 :33<br />

<strong>20</strong> :34<br />

<strong>20</strong> :34<br />

18 :34<br />

16 :38<br />

15 :39<br />

4:50<br />

HEIM<br />

Tore Punkte<br />

375:312 26 :0<br />

424:336<br />

426:376<br />

382 :344<br />

352:314<br />

409 :367<br />

366 :330<br />

375:353<br />

331 :302<br />

351:338<br />

359 :355<br />

386 :384<br />

377:376<br />

379:385<br />

400 :401<br />

354:357<br />

333 :353<br />

297:373<br />

26 :2<br />

23 :5<br />

21 :5<br />

19 :5<br />

22 :6<br />

<strong>20</strong> :6<br />

<strong>20</strong> :6<br />

16 :8<br />

15 :11<br />

15 :11<br />

16 :12<br />

14 :14<br />

14 :14<br />

13 :15<br />

12 :14<br />

10 :18<br />

AUSWÄRTS<br />

Tore Punkte<br />

358:314 18 :6<br />

356:341<br />

357 :335<br />

377:372<br />

396:392<br />

366 :356<br />

350:370<br />

395:399<br />

379:384<br />

339:361<br />

332:383<br />

348 :382<br />

336 :363<br />

316 :354<br />

306 :349<br />

358:390<br />

341:417<br />

16 :10<br />

16 :12<br />

15 :13<br />

15 :13<br />

13 :13<br />

12 :14<br />

12 :16<br />

11 :15<br />

7:19<br />

7:19<br />

7:21<br />

6:<strong>20</strong><br />

6:<strong>20</strong><br />

5:21<br />

5:23<br />

3:23<br />

2:24 346 :414 2:26<br />

KN-Grafik |lina.schlapkohl@kieler-nachrichten.de |Quelle: liquimoly-hbl.de<br />

Impressum<br />

Das Zebra-<strong>Journal</strong> ist eine<br />

Sonderveröffentlichung vonKieler<br />

Nachrichten und THW Kiel<br />

Handball-Bundesliga GmbH &Co. KG<br />

Verantwortlich für den Inhalt:<br />

Christian Longardt, Chefredakteur<br />

Redaktion: Merle Schaack, Tamo Schwarz<br />

Layout/Produktion: Susanne Färber<br />

Anzeigen: Svenja Nefen, Leiterin Sales<br />

Kieler Nachrichten/ THW Kiel<br />

Handball-Bundesliga GmbH &Co. KG<br />

Druck: Kieler Zeitung GmbH &Co,<br />

Offsetdruck KG<br />

Umschlag: G+D Grafik +Druck<br />

GmbH &Co. KG<br />

Titelfoto: Sascha Klahn<br />

66 | <strong>ZEBRA</strong> JOURNAL | JUNI <strong>20</strong><strong>20</strong>

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