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GURU Magazin Juli 2020

Stadtmagazin für Mönchengladbach

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KOLUMNE<br />

NOTIZEN AUS DER PROVINZ<br />

Kolumne<br />

Ihr Helmut Wichlatz<br />

Drei-Generationen-Heimwerken oder<br />

„FDJ trifft Kliemannsland“<br />

In Zeiten wie diesen kommt man ja<br />

auf Ideen. Einige sind sinnvoll, andere<br />

weniger. Wieder andere sind längst<br />

überfällig, doch die meisten sind<br />

abwegig. Zum Glück habe ich ja Zugriff<br />

auf eine gut bestückte Familie. Neben<br />

rüstigen Eltern sind da meine Frau, zwei<br />

Kinder und sogar schon zwei Enkel. Also<br />

durchaus genug Personal, wenn es einem<br />

coronabedingt langweilig wird und eine<br />

dieser Ideen nach Realisierung giert.<br />

Und so haben wir vielleicht ungewollt einen<br />

Trend geboren, der sicher noch um sich greifen<br />

wird: das Drei-Generationen-Heimwerken.<br />

Was man dazu benötigt? Einen handwerklich<br />

bewanderten Vater, einen<br />

handwerklich ambitionierten Sohn und sich<br />

selbst. Und natürlich eine Aufgabe, die den<br />

Einsatz von 160 Jahren hochmotivierter<br />

Männlichkeit auch rechtfertigt. In unserem<br />

Fall war dies ein altes Stalldach, das abgedeckt<br />

und mit neuen Platten aus Teerpappe<br />

gedeckt werden musste. An sich kein Problem<br />

für drei hochmotivierte Handwerker unterschiedlichen<br />

Fähigkeitsgrades.<br />

In unserem Fall kam jedoch neben dem unterschiedlichen<br />

Alter auch eine völlig unterschiedliche<br />

Herangehensweise erschwerend<br />

hinzu. Denn während mein Sohn ein<br />

großer Verehrer des deutschen Youtubers<br />

Fynn Kliemann ist, hat mein Vater Disziplin<br />

und eine bestimmte Herangehensweise<br />

noch bei der Freien Deutschen Jugend gelernt<br />

und später perfektioniert. Mir hingegen<br />

ist es relativ egal, wie gearbeitet wird. Was<br />

zählt, ist das, was hinten rauskommt, um es<br />

mal mit Helmut Kohl zu sagen. Die Kombination<br />

aus spaßorientiertem telegenen Hobbyhandwerken<br />

auf der einen und zielgerichteter<br />

Disziplin und aus der Not heraus<br />

geborenem Improvisationstalent auf der anderen<br />

Seite macht das gemeinsame Handwerken<br />

wirklich zu einer Herausforderung,<br />

faszinierend und zugleich erschreckend.<br />

Viele Irritationen kommen durch den Einsatz<br />

von Kommunikation auf. Denn da kann es<br />

neben einem eindeutigen „zu viel“ ein<br />

ebenso offensichtliches „zu wenig“ geben.<br />

Während mein Sohn, um beim Beispiel der<br />

Kommunikation zu bleiben, selbst die Suche<br />

nach einem geeigneten Schraubenzieher<br />

gerne ausgiebig kommentiert und mit der<br />

passenden Such-Musik aus seinem Handy<br />

inszeniert, neigt mein Vater zum grimmigen<br />

Vorsichhinbrüten und gelegentlich eingestreuten<br />

Worten, die er jedoch an niemanden<br />

Speziellen richtet. Um es dem zufälligen<br />

Empfänger seiner Botschaften noch ein<br />

bisschen schwieriger zu machen, benutzt er<br />

selbstkreierte oder kurz nach dem Abdanken<br />

Walter Ulbrichts ausgestorbene Termini.<br />

Oder er vereinfacht es für die offensichtlich<br />

unterbelichteten Empfänger zu „das Ding“,<br />

konkreter „das Ding da“ oder wirklich exakt<br />

„das Ding neben dem Gerät, wo der ganze<br />

Scheiß drum verteilt ist“. Gelegentlich versieht<br />

er es mit einer Nummernangabe wie<br />

„Zwölfer“ oder einem „kreuzschlitz“, wodurch<br />

man einen Hinweis zugespielt bekommt,<br />

dass es sich eventuell um ein Ding<br />

zum Drehen oder Schrauben handeln könnte.<br />

Konkreter sind Ansagen wie „Motteck“,<br />

wobei der an sich für den Laien bereits beeindruckend<br />

daherkommende<br />

Fäustel natürlich<br />

nicht zu den<br />

Mottecks im klassischen Sinne zählt.<br />

Eingeklemmt zwischen Echtzeit-Vloggen<br />

und verbalem Minimalismus arbeite ich zufrieden<br />

mein Pensum ab und genieße das<br />

langsam einsetzende Nachlassen des<br />

Schmerzes, nachdem kurzfristig ein vorwitziger<br />

Nagel durch die Sohle meines rechten<br />

Schuhs in meinen Fuß eingedrungen war.<br />

Dies hatte mein Sohn zu einer ausgiebigen<br />

Darstellung aller drohenden gesundheitlichen<br />

Nachteile genutzt, die durch eine Blutvergiftung<br />

im Allgemeinen hervorgerufen<br />

werden können, während mein Vater sich zu<br />

einem mitfühlenden „schön blöd“ hinreißen<br />

ließ. Dem folgte ein warnendes „tropf´ nicht<br />

auf die neuen Onduline-Platten“. Man muss<br />

halt Prioritäten setzen und die Dinger haben<br />

schließlich Geld gekostet. Auf eine Diskussion<br />

darüber, dass man die Blutflecken nicht<br />

sieht, weil die Platten oben liegen und der<br />

Regen sie darüber hinaus eh wegwaschen<br />

würde, habe ich mich nicht eingelassen. Dafür<br />

habe ich ja meinen Sohn. Nach rund<br />

fünfminütiger Einleitung seiner Argumentationskette<br />

brach der jedoch ab, denn mein Vater<br />

summte hämmernd und nagelnd zufrieden<br />

vor sich hin. „Bau auf, bau auf, bau auf,<br />

Freie Deutsche Jugend bau auf … schmeiß´<br />

mal noch so´n Ding hoch!“<br />

In diesem Sinne „Love&Peace&kreuzschlitz“<br />

Ihnen allen. Bleiben Sie gesund, sonst wär´<br />

schön blöd.<br />

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ist jeweils der 15. des Vormonats. Die<br />

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