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GESUNDHEIT<br />

„Rudern ist ein anspruchsvoller Sport“<br />

Dr. Götz Dimanski im Interview über positive Effekte und Risiken der Wassersportart<br />

Sie nennen Weser, Lesum sowie Geeste<br />

ihre Reviere und drehen auf dem Werdersee<br />

ihre Runden: Die Mitglieder<br />

von insgesamt fünf Rudersportvereinen in<br />

Bremen und Bremerhaven sind dort auf gemütlichen<br />

Wanderfahrten unterwegs oder<br />

absolvieren ihre Trainingseinheiten für anstehende<br />

Wettkämpfe. Im Interview erklärt<br />

Sportmediziner Götz Dimanski, warum der<br />

vielseitige Rudersport bis ins hohe Alter<br />

empfehlenswert ist.<br />

30<br />

Wie gesundheitsfördernd ist die Sportart<br />

Rudern?<br />

Sie ist sehr vielfältig und trägt aus mehreren<br />

Gründen dazu bei, gesund zu bleiben.<br />

Das Rudern an der frischen Luft hat positive<br />

Effekte auf das Immunsystem, weil man der<br />

Witterung ausgesetzt ist – das trainiert das<br />

Atemsystem in besonderem Maße. Auch die<br />

Ausdauer und das Herz-Kreislauf-System<br />

werden trainiert sowie die Muskulatur der<br />

Arme, des Rumpfs, Rückens und der Beine.<br />

Neben Kraft und Ausdauer wird zudem der<br />

Gleichgewichtssinn geschult, der für die Stabilisierung<br />

des Boots unerlässlich ist.<br />

Was ist das Besondere an dieser Kraftausdauersportart?<br />

Wie dieser Begriff schon vermuten lässt,<br />

kombiniert das Rudern Ausdauer und Kraft.<br />

Da das Ein- und Aussetzen der Boote mühevoll<br />

ist, rudern die meisten Sportler längere<br />

Strecken, damit dieser Aufwand sich lohnt.<br />

Wer schon einmal in einem Sportruderboot<br />

saß, wird schnell gemerkt haben, wie anspruchsvoll<br />

es ist, die langen Hebelarme der<br />

Ruder zu bewegen. Die gesamten Muskelpartien<br />

des Rumpfs und der Beine werden<br />

also über einen längeren Zeitraum kräftig<br />

aktiviert – und das hält fit!<br />

Ambitionierte Ruderer betreiben nebenbei<br />

oft andere Sportarten. Warum ist das<br />

wichtig?<br />

Die Ausdauer kann man nebenbei durch<br />

Laufen, Radfahren oder Schwimmen zusätzlich<br />

trainieren. Auch die Maximalkraft<br />

lässt sich an Krafttrainingsmaschinen und<br />

durch Hantelübungen steigern. So trainieren<br />

Sportruderer ihre Maximalkraft, die zum Teil<br />

weit über den Kraftaufwand beim Rudern<br />

hinausgeht. Das Rudern fällt dann entsprechend<br />

leichter.<br />

Die Ruderbewegungen sind recht monoton.<br />

Empfehlen Sie einen Ausgleichssport?<br />

Das Rudern ist eigentlich sehr vielseitig.<br />

Dennoch ist es grundsätzlich ratsam, auch<br />

spielerische, unvorhersehbare Bewegungen,<br />

wie zum Beispiel im Tischtennis, zu trainieren,<br />

um flexibel zu bleiben. Außerdem ist das<br />

Rudern bei uns im Winter nur eingeschränkt<br />

möglich, sodass die meisten aktiven Sportler<br />

ohnehin andere Sportarten kombinieren.<br />

Welches Alter ist ideal, um mit dem Rudern<br />

anzufangen?<br />

Es gibt dieses Sprichwort „Was Hänschen<br />

nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr“, welches<br />

auf eine komplexe Sportart wie das<br />

Rudern besonders zutrifft. Rudern ist ein<br />

anspruchsvoller Sport. Wer im Sportrudern<br />

erfolgreich sein und an Wettkämpfen teilnehmen<br />

will, sollte mit sieben oder acht Jahren<br />

beginnen. Die Vereine bieten in der Regel<br />

altersgerechte Trainingsmöglichkeiten an.<br />

Welche Fähigkeiten müssen gegeben sein?<br />

Schwimmen ist eine absolute Grundvoraussetzung,<br />

denn natürlich kommt es vor,<br />

dass man ins Wasser fällt. Darüber hinaus<br />

birgt das Rudern immer ein gewisses Kollisionsrisiko<br />

durch Schiffsverkehr und andere<br />

Wassersportler. Da man rückwärts rudert<br />

liegen Hindernisse entgegen der Blickrichtung<br />

– das ist nicht ganz ungefährlich.<br />

Wie sieht es mit Rudern im fortgeschrittenen<br />

Alter aus?<br />

Rudern ist ein Teamsport, der bis ins hohe<br />

Alter betrieben werden kann. Bezeichnend<br />

ist, dass man gemeinschaftlich agiert.<br />

Neben der Bewegung an der frischen Luft ist<br />

dies ein weiterer Aspekt von Bedeutung: Im<br />

Team werden soziale Kontakte gepflegt.<br />

Wie wichtig ist das Rudertraining an der<br />

Maschine?<br />

Statt ausschließlich an der Rudermaschine<br />

zu trainieren empfehle ich kurze Einheiten<br />

an diversen Geräten, zum Beispiel ein Zirkel<br />

aus fünf Minuten Stairmaster, fünf Minuten<br />

Laufband mit Steigung, dann am Crosstrainer<br />

und so weiter. Da gehört dann auch die<br />

Rudermaschine dazu. So bleibt das Training<br />

kurzweilig und es kommt nicht zu Überlastungen.<br />

DAS INTERVIEW FÜHRTE KRISTINA WIEDE<br />

Foto: RehaZentrum<br />

Dr. Götz Dimanski erlangte 1989 den<br />

Facharzt für Sportmedizin. 1991 kam er<br />

von Leipzig nach Bremen, wo er 23 Jahre<br />

Werder Bremens Fußballer als Mannschaftsarzt<br />

betreute. Heute führt er die<br />

Geschäfte des RehaZentrum Bremen<br />

und praktiziert dort als Chefarzt der<br />

Abteilung für Sportmedizin und Physiotherapie.<br />

Seine Tätigkeitsschwerpunkte<br />

liegen im Bereich der nichtoperativen<br />

Diagnostik sowie der Therapie von<br />

Erkrankungen und Verletzungen des<br />

gesamten Bewegungsapparats.<br />

Foto: Adobe Stock

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