immobilia 2020/05 - SVIT
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IMMOBILIENWIRTSCHAFT<br />
AREALENTWICKLUNG<br />
NEUER CAMPUS<br />
DER UNI LAUSANNE<br />
Als Bildungsinstitution sieht sich die<br />
Universität am Ufer des Genfersees<br />
in puncto Nachhaltigkeit in einer Vorbildfunktion.<br />
Die Institution transformiert<br />
deshalb ihren Campus in den<br />
nächsten zwei Jahrzehnten in ein<br />
2000-Watt-Areal.<br />
TEXT— DANIEL KELLENBERGER*<br />
ERNEURUNG DES CAMPUS<br />
Auf einer Fläche von 90 Hektar – mehr als 100<br />
Fussballfelder gross – erstreckt sich der Campus der<br />
Uni Lausanne (UNIL). Er beherbergt nicht nur zahlreiche<br />
Grünflächen und Rebberge, sondern auch 35<br />
Gebäude, die zum Teil veraltet sind. Die UNIL gehört<br />
denn auch zu den grossen Energieverbrauchern<br />
im Kanton Waadt, die jährlich mehr als 5 GWh Wärmebedarf<br />
und 0,5 GWh Strombedarf aufweisen. Bei<br />
Energieeffizienz und -versorgung, aber auch bei<br />
weiteren Aspekten wie der Mobilität oder der grauen<br />
Energie wollen die Verantwortlichen ansetzen<br />
und durch verschiedene Massnahmen die Erneuerung<br />
des Campus vorantreiben. Als Leitlinie für dieses<br />
langfristige Projekt dient die neue Ausprägung in<br />
Transformation des Labels 2000-Watt-Areal, nach<br />
welcher der Campus 2019 zertifiziert wurde.<br />
PLANEN UND PRIORISIEREN<br />
Die Zertifizierung ist dabei nicht etwa der Endpunkt<br />
des Transformationsprozesses, sondern symbolisiert<br />
vielmehr dessen Beginn. Die Uni Lausanne verpflichtet<br />
sich damit, über einen Zeitraum von 20 Jahren bestimmte<br />
Zielwerte zu erreichen. Die Verwendung des<br />
Standards half den Verantwortlichen der UNIL, die<br />
Massnahmen zur Erreichung dieser Ziele zu planen.<br />
Dabei nutzten sie die Kriterien des Standards nicht in<br />
Der Genfersee verhilft<br />
der Uni Lausanne<br />
nicht nur zu<br />
einem sehenswerten<br />
Panorama, sondern<br />
bietet mit seinem<br />
Wasser auch einen<br />
erneuerbaren Energieträger.<br />
BILD: UNIL /<br />
ALAIN HERZOG<br />
erster Linie, um das Zertifikat zu erhalten –, vielmehr<br />
legten sie so die Prioritäten fest.<br />
Als Erstes erstellte das Projektteam eine Übersicht<br />
zu den verschiedenen Gebäudetypen und deren energetischem<br />
Zustand. Mit Blick auf die graue Energie<br />
– einem der zentralen Aspekte bei 2000-Watt-Arealen<br />
– entschied man sich, die veralteten Gebäude nicht<br />
rückzubauen, sondern zu sanieren. Damit der laufende<br />
Lehrbetrieb durch die Sanierungen nicht beeinträchtigt<br />
wird, weichen die Nutzenden während dieser Phase<br />
in Neu- und Erweiterungsbauten aus. Diese Gebäude<br />
mit einer Fläche von 66 000 m 2 kann die UNIL für<br />
die Aufnahme zusätzlicher Studierender nutzen, sobald<br />
die Erneuerungen abgeschlossen sind.<br />
2000-WATT-AREAL IN TRANSFORMATION<br />
Das Zertifikat «2000-Watt-Areal» zeichnet Siedlungsgebiete<br />
aus, die sich für den Klimaschutz einsetzen und einen nachhaltigen<br />
Umgang mit Ressourcen vorweisen. Die neue Ausprägung<br />
in Transformation eignet sich für Areale mit einem hohen<br />
Anteil an Bestandsbauten. Um das Zertifikat zu erhalten,<br />
erarbeitet die Arealträgerschaft eine Sanierungsstrategie für<br />
die kommenden maximal 20 Jahre. Mit den darin enthaltenen<br />
Massnahmen müssen am Ende des Betrachtungraums die<br />
Zielwerte für Primärenergie und Treibhausgasemissionen erreicht<br />
werden. Mit dem Zertifikat lassen sich auch bestehende<br />
Quartiere kompatibel zum 2000-Watt-Areal transformieren.<br />
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IMMOBILIA / Mai <strong>2020</strong>