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bonalifestyle-Ausgabe 1 | 2016

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LIFESTYLE<br />

SWISS ART<br />

Eligius Schelbert gibt jeder Glocke mit<br />

gezielten Hammerschlägen auf dem Amboss<br />

den richtigen Ton. Dazu braucht er keine<br />

Stimmgabel.<br />

Er sei ein Glockenschmied und kein Glo-<br />

So konnte Eligius Schelbert einmal gleich 300<br />

bel», schmunzelt der Schmied, der von sich<br />

ckengiesser, betont Eligius Schelbert in sei-<br />

kleine Froschmaul-Treichlen nach Japan liefern<br />

behauptet, er erkenne jede seiner Glocken von<br />

ner Schmiede im schwyzerischen Muotathal.<br />

– die bimmeln jetzt wohl eher in asiatischen<br />

Weitem an ihrem Ton.<br />

Der Urgrossvater, ja, der habe noch gegossen,<br />

Familienstuben als an den Hälsen von Kühen.<br />

Die Produktion wird zumeist in Zeh-<br />

aber seit drei Generationen hat sich die Fami-<br />

Bis zu 30 Arbeitsgänge sind nötig,<br />

nerserien eingeteilt: Um zehn Glocken herzu-<br />

lie Schelbert aufs Schmieden von Glocken aus<br />

bis aus dem Stahlblech eine fertige Glocke ge-<br />

stellen, arbeitet Eligius Schelbert zusammen<br />

Stahlblech verlegt. Dieser Beruf wurde Eligius<br />

worden ist. Schelbert wählt je nach Modell die<br />

mit einem Helfer zwei Tage lang. Im Frühling ist<br />

quasi in die Wiege gelegt – darauf deutet schon<br />

geeignete Blechstärke – die kann für die grösste<br />

Hochsaison – «kaum ist der Schnee weg, wollen<br />

sein Vorname hin: Eligius ist der Patron der<br />

Froschmaul-Treichle bis zu vier Millimeter be-<br />

die Händler die Ware haben». Daher wird den<br />

Hufschmiede. Und seine Kindheit verbrachte<br />

tragen. Der Rohling wird auf einer Presse mit<br />

Winter hindurch vorgearbeitet, damit die Wa-<br />

er mehr oder weniger beim Vater in der Werk-<br />

250 Tonnen Druck geformt und gewölbt und<br />

rengestelle voll sind. Hersteller von Treichlen<br />

statt.<br />

die so entstandenen Halbschalen zusammen-<br />

gibt es in der Schweiz nicht mehr viele. Und<br />

Die Produktion hat er allerdings ge-<br />

geschweisst. «Dieser Vorgang ist für die Qua-<br />

auch der jetzt 62-jährige Eligius Schelbert denkt<br />

genüber seinen Eltern praktisch verdoppelt:<br />

lität entscheidend, es dürfen keine Spannun-<br />

bereits, da keine Nachkommen übernehmen<br />

Gegen 5000 Glocken verlassen jährlich seinen<br />

gen und Risse entstehen»», verrät der Meister.<br />

wollen, ans Aufhören oder Übergeben. Bis ins<br />

kleinen Betrieb. Begehrt sind sie in ländlichen<br />

Dann wird die Glocke geschliffen, gehämmert<br />

2018 wird er jedoch noch täglich in der Schmit-<br />

Gebieten der Schweiz, aber auch bei Bauern<br />

und gebürstet und mit dem Klöppel sowie Steg<br />

te stehen, den Hammer schwingen, die Funken<br />

und Trachtenvereinen in Österreich, Südtirol<br />

und Bügel versehen. Dank seiner lebenslan-<br />

sprühen lassen und mit feinem Ohr horchen,<br />

und Süddeutschland. Doch nicht nur Kühe tra-<br />

gen Übung arbeitet Schelbert dann ohne jedes<br />

ob der Klang seiner Glocken rein und genau<br />

gen Schelbert-Glocken, ein wichtiger Kunden-<br />

Hilfsmittel den perfekten Ton heraus: Mittels<br />

sei.<br />

kreis sind auch Brauchtumsgruppen wie das<br />

gezielten Hammerschlägen auf den Kranz –<br />

Innerschwyzer Chlausjagen, «dort muss jeder<br />

seine eigene Trychle haben», sagt Schelbert.<br />

Nicht zu vergessen sind die Touristen. Und<br />

die Schweizer Firmen im Ausland, welche sie<br />

gerne als urchige Kundengeschenke bestellen.<br />

den untersten Teil der Glocke, wo der Klöppel<br />

aufschlagen wird – weitet oder verengt er den<br />

Umfang. Je enger die Öffnung, desto heller<br />

wird der Klang, je weicher das Blech, desto<br />

dunkler der Ton. «Mein Ohr ist die Stimmga-<br />

www<br />

schelbert.ch<br />

Schmiede und Ladengeschäft Eligius<br />

Schelbert, 6436 Muotathal<br />

Tel. 031 830 11 32<br />

Führungen möglich ab 10 Personen,<br />

nur auf Voranmeldung<br />

bona<br />

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