Buddhismus>>liches Verstehen können uns tief beruhigen.Wenn wir etwas verstehen, können wirunsere Erfahrungen in einen größeren Zusammenhangeinordnen und ihnen so Sinngeben, und das beruhigt uns sehr. Aber ersttiefes nichtbegriffliches Verstehen reicht tiefgenug, dass wir mit Zuversicht und Vertrauendurchs Leben gehen. Darum geht es imdritten Teil.Und nun?Wir bleiben am Üben dran, wenn wir freundlichzur Kenntnis nehmen wollen und können,was gerade mit uns los ist. Mit der Zeitsind wir sogar froh, dass wir beim regelmäßigenInnehalten deutlicher spüren, dass wirüber- oder unterfordert, unruhig oder müdesind. Denn erst wenn wir das bemerken,können wir überlegen, ob wir einfach so weitermachenwollen oder vielleicht doch etwasan unserem Tagesablauf ändern. Zunächst ändernwir ganz kleine Dinge: Wir legen ab undzu eine kleine Pause ein, stehen kurz auf undbewegen uns oder – tun für ein paar Momentemal nichts. Das beruhigt und inspiriert,und wenn wir dann wieder einigermaßenausgeglichen sind, können wir in aller Ruheüberlegen, wie wir dem, was uns beruhigtoder inspiriert, mehr Raum geben und mehrvon dem lassen können, was uns unter Drucksetzt oder blockiert.Mit dieser Haltung betrachten wir Meditationsübungennicht mehr als Techniken zurSelbstoptimierung, sondern als Hilfe, genauerhinzuschauen und hinzuspüren. Wenn wirdas tun, bemerken wir unrealistische Erwartungen,reaktive Muster und schädlicheGewohnheiten. Und wenn wir sie immerwieder bemerken, entdecken wir den Spielraumfür neues Verhalten. Wir entdeckenmehr Optionen und tun nicht immer nurmehr vom Selben. Unser Blick auf die Weltwird realistischer, und wir machen das Besteaus unseren Erfahrungen, auch dann, wennsie mal unangenehm sind. Wir haben eingewisses Maß an Ausdauer und Gelassenheit,Freude am Leben und setzen uns und andereweniger unter Druck.An dem Punkt fühlen wir uns einigermaßenim Reinen mit uns und der Welt, dennwir sehen deutlich, dass und wie regelmäßigesMeditieren unser Leben immer mehrvereinfacht. Wir haben das Leben zwar nichtganz, aber doch ziemlich gut im Griff, vertrauenauf unsere Übungen und auf unsereFähigkeit, mit dem Auf und Ab des Lebenseinigermaßen gut umzugehen. Und dannpassiert meist etwas, das uns aus der Bahnwirft oder zumindest heftig irritiert undverunsichert. Uns dämmert, dass uns auchMeditation nicht vor dem Auf und Ab desLebens bewahrt, genauso wenig wie Statusund Besitz, Anerkennung und Zuwendung,schöne Erfahrungen und kluge Gedanken.Dann dämmert uns, dass zum Erwachsenwerdenmöglicherweise auch dazugehört, dasswir den Weg mit Zuversicht und Vertrauenalleine gehen lernen. Das ist das Thema desdritten Teils.>>24 Buddhismus in Österreich 07–09 | 2020
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