Fehler im Markisentuch?

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ROLLLÄDEN UND SONNENSCHUTZ
3 Fragen an Sattler GmbH, Weberei
1. Wie offensiv gehen Sie mit dem Thema Welligkeiten und Wickelfalten im
Markisentuch gegenüber Ihren Fachhändlern um?
Wir als Hersteller von Markisengeweben transportieren seit Mitte der 90er
Jahre dieses Thema durch Einleger in unseren Kollektionen, die weltweit zum
Einsatz kommen.
2. Wie laut möchten Sie das
Thema in Richtung Endverbraucher kommuniziert wissen?
2.1. von Herstellerseite
Wir begrüßen sehr, dass fast alle Hersteller von Sonnenschutzanlagen in
ihren Kollektionen und in ihrer Argumentation zum Fachhandel hin das Thema
Welligkeit und Wickelfalten offensiv behandeln.
2.2. von Fachhändlerseite
Es ist absolut erstrebenswert und sinnvoll, dass alle Fachhändler eine gemeinsame
Aufklärung zum Endverbraucher hin betreiben. Dies erfüllt die Aufklärungspflicht
und beugt späteren Überraschungen vor. Die bereits geleistete Aufklärungsarbeit
in den letzten sechs bis sieben Jahren zeigt sehr positive Ergebnisse.
nungen innerhalb der Stoffbahnen. Geht
man von einer Stoffdicke von zirka 0,5
Millimeter aus, so entsteht schon hier eine
Differenz von 3,14 Millimeter pro
Tuchwellenumdrehung (siehe Skizze I und
II) zwischen der jeweils oberen und unteren
Stofflage im Nahtbereich. Fixiert
durch die Vernähung oder Verklebung
müssen beide Bahnen allerdings zwangsweise
gleichzeitig eingerollt werden.
Den notwendigen Spannungsausgleich
sucht sich das Gewebe links und rechts
der Naht im einlagigen Bereich, und es
kommt damit zu den Wickelfalten.
Die durch die Stoffspannungen ausgelösten
Welligkeiten zwischen den Säumen
können durch den Aufrollvorgang
noch weiter verstärkt werden und letztendlich
auch zu einer deutlichen Begünstigung
der Faltenbildung auf der Tuchwelle
führen. Dieser Effekt stellt sich je
nach Stoffdessin und Konfektionsart unterschiedlich
dar. Unterschiede können
hier bereits bei gleichen Dessins aus verschiedenen
Fertiungschargen entstehen.
In der Praxis
Wie gehen Hersteller und Fachhändler
mit dem Thema Welligkeit und
Wickelfalten um, und wie wird es jeweils
kommuniziert? Wir haben Unternehmen
aus dem Bereich Weberei, Konfektion
und Markisenhersteller sowie aus dem
Bereich der Fachhändler befragt und
sind zu überraschenden Ergebnissen gekommen.
Herstellerseitig wird fast von der
ganzen Branche mit sehr viel Aufwand
auf die Erscheinungen Welligkeit und
Wickelfalten bei den Markisentüchern
hingewiesen. Dieses erfolgt durch entsprechende
Hinweise in Verkaufsunterlagen
und Preislisten. Teilweise wird in den
Bedienungs- und Montageanleitungen
DER ROLLADEN-JALOUSIEBAUER 7/2003
noch einmal speziell darauf hingewiesen,
um hier auch den Endverbraucher
direkt zu erreichen. In den Kollektionshandbüchern
sind entsprechende Hinweise
bereits Standard. Ergänzt wird der
Informationsfluss durch das Medium Internet.
Hier findet bei allen Herstellern auf
den Internetseiten ein entsprechender
Hinweis statt. Die Problematik Welligkeit
und Wickelfalten wird dadurch effektiv
zum Fachhändler und teilweise auch direkt
zum Endverbraucher transportiert,
ohne eine übermäßige Wertung des Themas
stattfinden zu lassen. Sehr starke Unterstützung
erfahren die Fachhändler
durch die „Richtlinien zur Beurteilung von
konfektionierten Markisentüchern“ und
dem dazugehörigen Flyer, der vom Bundesverband
Konfektion Technischer Textilien
e.V. (BKTex) – www.bktex.de – ausgegeben
wird. In den Unterlagen werden
die Grenzen der Web- und Konfektionstechnik
mit Text und Bild aufgezeigt.
Seitens der Fachhändler konnten bei
der Befragung sehr stark unterschiedliche
Erkenntnisse gewonnen werden. Zum einen
wird die Problematik sehr offensiv
beim Kunden dargestellt, auch hier wird
zum Beispiel der Flyer von BKTex verwendet,
viele Fachhändler informieren
ihren Kunden jedoch wissend oder unwissend
nicht über das Thema Welligkeit
und Wickelfalten im Markisentuch.
Dieses liegt zum einen in der Tatsache
begründet, dass sich der Fachhändler einen
vermeindlichen Wettbewerbsvorteil
gegenüber dem Mitbewerber verspricht,
indem er den Kunden nicht informiert, um
so seiner Meinung nach keine „negativen“
Eigenschaften seines Produktes darstellen
zu müssen. Ein weiterer Aspekt
dieser Handlungsweise ist die nicht ausreichende
Ausbildung in diesem Bereich
und die damit verbundene Unsicherheit,
den Kunden richtig aufklären zu können.
Sehr viele Fachhändler betreiben eine
andere Geschäftspolitik und gehen mit
dem Thema wesentlich offensiver um.
Hier wird der Endverbraucher schon bei
der Beratung über eventuell auftretende
Erscheinungen aufgeklärt, und durch entsprechende
Dokumentationen informiert.
Betrachtet man die Streitigkeiten, die
in Form eines selbstständigen Beweisverfahrens
oder einer Klage vom Gericht
geklärt werden, so kann hier deutlich
festgestellt werden, das in vielen Fällen,
in denen seitens dem allgemein anerkannten
Stand der Technik kein Mangel
im Bereich der Welligkeit und der
Wickelfalten vorgelegen hätte, der Fachhändler
doch juristisch das Nachsehen
hat, weil ihm mangelnde Aufklärung gegenüber
dem Kunden nachgewiesen
wird. In der Regel stellen neun von zehn
Beanstandungen in Bezug auf Welligkeit
und Wickelfalten bei Gerichtsgutachten
keinen Mangel dar, und können seitens
der Sachverständigen ausreichend argumentiert
werden. Sehr hilfreich sind hier
die Informationen vom Bundesverband
Skizze II Wickeldifferenz Quelle: BKTex