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Fehler im Markisentuch?

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<strong>Fehler</strong> <strong>im</strong> <strong>Markisentuch</strong>?<br />

Immer wieder ein Thema für Diskussionen ergibt sich aus vermeintlichen<br />

<strong>Fehler</strong>n <strong>im</strong> <strong>Markisentuch</strong> durch Wickelfalten und Welligkeiten,<br />

die seitens des Kunden als Reklamation definiert werden. Wo<br />

liegen die Grenzen der Webtechnik und der Konfektion, wie gehen<br />

Hersteller und Fachhändler mit der Problematik um, welche Möglichkeiten<br />

bestehen <strong>im</strong> Bereich der Aufklärungsarbeit und wie laut<br />

soll das Thema in der Branche kommuniziert werden. Welche weiteren<br />

Problempunkte gibt es? Wir fragten Markisenhersteller, Webereien<br />

und Konfektionäre und Fachhändler.<br />

Die Ursachen<br />

Die Acrylfaser besteht heute aus Acrylnitril-Kopol<strong>im</strong>er<br />

(zirka 93 Prozent des Gewichtes)<br />

und Vinylazetat (zirka sieben<br />

Prozent des Gewichtes). Die Herstellung<br />

der Fasern erfolgt weitestgehend <strong>im</strong> Ringspinnverfahren.<br />

Die fast bei allen Markisentüchern<br />

enstehenden Welligkeiten liegen<br />

in der Ursache darin begründet,<br />

dass die Acryltücher aus Garnen gewebt<br />

werden, die schon be<strong>im</strong> Ausspinnen in<br />

der Garnherstellung als auch in den Webereien<br />

unter ständiger Spannung stehen.<br />

Da die Dehnungsfähigkeit – zum<br />

Beispiel durch farbbedingte Unterschiede<br />

– nicht bei allen Garnen gleich ist,<br />

sind diese Welligkeiten schon bereits direkt<br />

nach dem Abweben in der Weberei<br />

festzustellen. Durch die verschiedenen<br />

Rückdehnungen der Garne entstehen<br />

Spannungsunterschiede <strong>im</strong> <strong>Markisentuch</strong>,<br />

die sich natürlich je nach Anzahl<br />

Schuss und Kette unterschiedlich verhalten.<br />

Diese Erscheinungen waren schon<br />

seit Beginn der <strong>Markisentuch</strong>herstellung<br />

<strong>im</strong>mer vorhanden. Bis vor zirka zehn Jahren<br />

konnte diese Erscheinung durch die<br />

Beigabe von Formaldehyd in der Kunstharzausrüstung<br />

sehr stark beeinflusst werden,<br />

so dass die Welligkeit <strong>im</strong> <strong>Markisentuch</strong><br />

nie ein nennenswertes Thema war.<br />

Dieses Formaldehyd hatte eine Katalysatorfunktion<br />

– das heißt, es war unter an-<br />

Skizze I Wickeldifferenz Quelle: BKTex<br />

ROLLLÄDEN UND SONNENSCHUTZ 37<br />

Bild 1, Fadenbruch<br />

derem dazu gedacht, die Kunstharze tief<br />

in die hohlen Kapillare der Fasern einzulagern<br />

und damit die Rückdehnungseffekte<br />

auszugleichen. Dieses führte in der<br />

Vergangenheit zu einer deutlichen Unterdrückung<br />

der Welligkeiten be<strong>im</strong> Gebrauch<br />

der Markisentücher.<br />

Zu dem genannten Zeitpunkt wurde<br />

vom Gesetzgeber das Formaldehyd verboten,<br />

und es musste von den Chemieherstellern<br />

3M mit Scotchgard und Dupont<br />

mit Teflon ein Substitutionsprodukt<br />

für Formaldehyd eingesetzt werden.<br />

Diese Ersatzprodukte können bis heute<br />

nicht die gleiche Funktion wie Formaldehyd<br />

ausüben, denn seit besagtem<br />

Zeitpunkt stellt sich die Problematik der<br />

Welligkeit <strong>im</strong> <strong>Markisentuch</strong> verstärkt<br />

dar. Die angesprochenen Oberflächeneffekte,<br />

die je nach Helligkeit des <strong>Markisentuch</strong>es<br />

und des Lichteinfallswinkels<br />

mehr oder weniger stark sichtbar sind,<br />

werden durch Feuchtigkeit und Nutzung<br />

der Markise als Regenschutz noch verstärkt.<br />

Es muss hier natürlich deutlich festgestellt<br />

werden, dass es sich bei den<br />

heutigen Herstellungsverfahren um den<br />

allgemeinen anerkannten Stand der<br />

Technik handelt.<br />

Die Entstehung der Wickelfalten liegt<br />

in der Herstellung der Längsnähte der<br />

Markisentücher begründet. Hier liegen<br />

die Wicklungen der Nähte und Säume<br />

doppelt aufeinander. Bedingt durch die<br />

Wickeldifferenz zwischen der oberen<br />

und unteren Stofflage kommt es schon<br />

ohne den Einfluss von Spannsystemen,<br />

Beschwerungen und so weiter zu Span-<br />

Bild 2, eingewebte Fremdfaser<br />

DER ROLLADEN-JALOUSIEBAUER 7/2003


38<br />

ROLLLÄDEN UND SONNENSCHUTZ<br />

3 Fragen an Sattler GmbH, Weberei<br />

1. Wie offensiv gehen Sie mit dem Thema Welligkeiten und Wickelfalten <strong>im</strong><br />

<strong>Markisentuch</strong> gegenüber Ihren Fachhändlern um?<br />

Wir als Hersteller von Markisengeweben transportieren seit Mitte der 90er<br />

Jahre dieses Thema durch Einleger in unseren Kollektionen, die weltweit zum<br />

Einsatz kommen.<br />

2. Wie laut möchten Sie das<br />

Thema in Richtung Endverbraucher kommuniziert wissen?<br />

2.1. von Herstellerseite<br />

Wir begrüßen sehr, dass fast alle Hersteller von Sonnenschutzanlagen in<br />

ihren Kollektionen und in ihrer Argumentation zum Fachhandel hin das Thema<br />

Welligkeit und Wickelfalten offensiv behandeln.<br />

2.2. von Fachhändlerseite<br />

Es ist absolut erstrebenswert und sinnvoll, dass alle Fachhändler eine gemeinsame<br />

Aufklärung zum Endverbraucher hin betreiben. Dies erfüllt die Aufklärungspflicht<br />

und beugt späteren Überraschungen vor. Die bereits geleistete Aufklärungsarbeit<br />

in den letzten sechs bis sieben Jahren zeigt sehr positive Ergebnisse.<br />

nungen innerhalb der Stoffbahnen. Geht<br />

man von einer Stoffdicke von zirka 0,5<br />

Mill<strong>im</strong>eter aus, so entsteht schon hier eine<br />

Differenz von 3,14 Mill<strong>im</strong>eter pro<br />

Tuchwellenumdrehung (siehe Skizze I und<br />

II) zwischen der jeweils oberen und unteren<br />

Stofflage <strong>im</strong> Nahtbereich. Fixiert<br />

durch die Vernähung oder Verklebung<br />

müssen beide Bahnen allerdings zwangsweise<br />

gleichzeitig eingerollt werden.<br />

Den notwendigen Spannungsausgleich<br />

sucht sich das Gewebe links und rechts<br />

der Naht <strong>im</strong> einlagigen Bereich, und es<br />

kommt damit zu den Wickelfalten.<br />

Die durch die Stoffspannungen ausgelösten<br />

Welligkeiten zwischen den Säumen<br />

können durch den Aufrollvorgang<br />

noch weiter verstärkt werden und letztendlich<br />

auch zu einer deutlichen Begünstigung<br />

der Faltenbildung auf der Tuchwelle<br />

führen. Dieser Effekt stellt sich je<br />

nach Stoffdessin und Konfektionsart unterschiedlich<br />

dar. Unterschiede können<br />

hier bereits bei gleichen Dessins aus verschiedenen<br />

Fertiungschargen entstehen.<br />

In der Praxis<br />

Wie gehen Hersteller und Fachhändler<br />

mit dem Thema Welligkeit und<br />

Wickelfalten um, und wie wird es jeweils<br />

kommuniziert? Wir haben Unternehmen<br />

aus dem Bereich Weberei, Konfektion<br />

und Markisenhersteller sowie aus dem<br />

Bereich der Fachhändler befragt und<br />

sind zu überraschenden Ergebnissen gekommen.<br />

Herstellerseitig wird fast von der<br />

ganzen Branche mit sehr viel Aufwand<br />

auf die Erscheinungen Welligkeit und<br />

Wickelfalten bei den Markisentüchern<br />

hingewiesen. Dieses erfolgt durch entsprechende<br />

Hinweise in Verkaufsunterlagen<br />

und Preislisten. Teilweise wird in den<br />

Bedienungs- und Montageanleitungen<br />

DER ROLLADEN-JALOUSIEBAUER 7/2003<br />

noch einmal speziell darauf hingewiesen,<br />

um hier auch den Endverbraucher<br />

direkt zu erreichen. In den Kollektionshandbüchern<br />

sind entsprechende Hinweise<br />

bereits Standard. Ergänzt wird der<br />

Informationsfluss durch das Medium Internet.<br />

Hier findet bei allen Herstellern auf<br />

den Internetseiten ein entsprechender<br />

Hinweis statt. Die Problematik Welligkeit<br />

und Wickelfalten wird dadurch effektiv<br />

zum Fachhändler und teilweise auch direkt<br />

zum Endverbraucher transportiert,<br />

ohne eine übermäßige Wertung des Themas<br />

stattfinden zu lassen. Sehr starke Unterstützung<br />

erfahren die Fachhändler<br />

durch die „Richtlinien zur Beurteilung von<br />

konfektionierten Markisentüchern“ und<br />

dem dazugehörigen Flyer, der vom Bundesverband<br />

Konfektion Technischer Textilien<br />

e.V. (BKTex) – www.bktex.de – ausgegeben<br />

wird. In den Unterlagen werden<br />

die Grenzen der Web- und Konfektionstechnik<br />

mit Text und Bild aufgezeigt.<br />

Seitens der Fachhändler konnten bei<br />

der Befragung sehr stark unterschiedliche<br />

Erkenntnisse gewonnen werden. Zum einen<br />

wird die Problematik sehr offensiv<br />

be<strong>im</strong> Kunden dargestellt, auch hier wird<br />

zum Beispiel der Flyer von BKTex verwendet,<br />

viele Fachhändler informieren<br />

ihren Kunden jedoch wissend oder unwissend<br />

nicht über das Thema Welligkeit<br />

und Wickelfalten <strong>im</strong> <strong>Markisentuch</strong>.<br />

Dieses liegt zum einen in der Tatsache<br />

begründet, dass sich der Fachhändler einen<br />

vermeindlichen Wettbewerbsvorteil<br />

gegenüber dem Mitbewerber verspricht,<br />

indem er den Kunden nicht informiert, um<br />

so seiner Meinung nach keine „negativen“<br />

Eigenschaften seines Produktes darstellen<br />

zu müssen. Ein weiterer Aspekt<br />

dieser Handlungsweise ist die nicht ausreichende<br />

Ausbildung in diesem Bereich<br />

und die damit verbundene Unsicherheit,<br />

den Kunden richtig aufklären zu können.<br />

Sehr viele Fachhändler betreiben eine<br />

andere Geschäftspolitik und gehen mit<br />

dem Thema wesentlich offensiver um.<br />

Hier wird der Endverbraucher schon bei<br />

der Beratung über eventuell auftretende<br />

Erscheinungen aufgeklärt, und durch entsprechende<br />

Dokumentationen informiert.<br />

Betrachtet man die Streitigkeiten, die<br />

in Form eines selbstständigen Beweisverfahrens<br />

oder einer Klage vom Gericht<br />

geklärt werden, so kann hier deutlich<br />

festgestellt werden, das in vielen Fällen,<br />

in denen seitens dem allgemein anerkannten<br />

Stand der Technik kein Mangel<br />

<strong>im</strong> Bereich der Welligkeit und der<br />

Wickelfalten vorgelegen hätte, der Fachhändler<br />

doch juristisch das Nachsehen<br />

hat, weil ihm mangelnde Aufklärung gegenüber<br />

dem Kunden nachgewiesen<br />

wird. In der Regel stellen neun von zehn<br />

Beanstandungen in Bezug auf Welligkeit<br />

und Wickelfalten bei Gerichtsgutachten<br />

keinen Mangel dar, und können seitens<br />

der Sachverständigen ausreichend argumentiert<br />

werden. Sehr hilfreich sind hier<br />

die Informationen vom Bundesverband<br />

Skizze II Wickeldifferenz Quelle: BKTex


Bild 3, Dickstelle<br />

Bild 4, Musterversatz<br />

Bild 5, Schreib- und Kreideeffekt<br />

Konfektion Technischer Textilien e.V. (BK<br />

Tex) sowie der dokumentierbare Standard<br />

der Branche, der in der Regel die<br />

allgemein anerkannten Regeln der Technik<br />

darstellen. Da fast alle Hersteller und<br />

Konfektionäre entsprechende Hinweise<br />

in ihren Unterlagen haben, fällt es hier<br />

dem Sachverständigen <strong>im</strong> Streitfall leicht<br />

den Nachweis zu führen, ob Abweichungen<br />

stattgefunden haben. �<br />

3 Fragen an Sauleda S. A.,<br />

Weberei<br />

1. Wie offensiv gehen Sie mit dem<br />

Thema Welligkeiten und Wickelfalten<br />

<strong>im</strong> <strong>Markisentuch</strong> gegenüber<br />

Ihren Fachhändlern um?<br />

Als Weberei werden wir nur ganz<br />

wenig mit dem Thema konfrontiert.<br />

2. Wie laut möchten Sie das<br />

Thema in Richtung Endverbraucher<br />

kommuniziert wissen?<br />

2.1. von Herstellerseite<br />

laut<br />

2.2. von Fachhändlerseite<br />

sehr laut


40<br />

ROLLLÄDEN UND SONNENSCHUTZ<br />

3 Fragen an Georg Musculus,<br />

Konfektionär und Fachhändler<br />

1. Wie offensiv gehen Sie mit dem Thema Welligkeiten und Wickelfalten <strong>im</strong><br />

<strong>Markisentuch</strong> gegenüber Ihren Fachhändlern um?<br />

Produkteigenschaften von Markisentüchern sind Bestandteil unserer Geschäftsbedingungen.<br />

2. Wie laut möchten Sie das Thema in Richtung Endverbraucher kommuniziert<br />

wissen?<br />

Wir bieten unseren Partnern Schulungen rund um das <strong>Markisentuch</strong>. In diesen<br />

Schulungen wird die Problematik „Wickelverhalten“ und so weiter besonders<br />

hervorgehoben.<br />

2.1. von Herstellerseite<br />

Hersteller erreichen den Endverbraucher nur über die hauseigenen Prospekte.<br />

Hier sollte ein Hinweis unbedingt erfolgen.<br />

2.2. von Fachhändlerseite<br />

Fachhändler müssten nachweislich vor Verkauf informieren, damit bei späteren<br />

Kundenbeanstandungen Rechtssicherheit besteht.<br />

Was tun?<br />

Es stellt sich natürlich die Frage wo<br />

sich der goldene Mittelweg befindet. Eine<br />

sehr treffende Beschreibung hat Jürgen<br />

Schulz von der Firma Leiner GmbH<br />

mit seinen Anworten zu unserer Umfrage<br />

geliefert, indem er auf einen „normalen“<br />

Umgang mit dem Thema Welligkeit und<br />

Wickelfalten hinweist (siehe Kasten).<br />

Mit Sicherheit kann festgestellt werden,<br />

dass der Fachhändler eine Hinweispflicht<br />

gegenüber dem Kunden besitzt,<br />

die wenn er dieser Hinweispflicht<br />

nicht nachkommt, ihn bei einer späteren<br />

Reklamation oder Streitigkeit mit einem<br />

Kunden in eine sehr schlechte Verhandlungsposition,<br />

bis hin zum Verlieren eines<br />

Rechtsstreites bringen kann. Gerade diese<br />

Gegebenheiten sollten für den Fachhändler<br />

Grund genug sein wesentlich offener<br />

mit dem Thema Welligkeit und<br />

Wickelfalten umzugehen. Es geht hier<br />

nicht darum dem Kunden zu suggerieren<br />

er erhalte ein Produkt, welches schon mit<br />

der Übernahme nach der Montage mit<br />

Einschränkungen in Funktion und Optik<br />

behaftet ist, sondern insbesondere bei<br />

der Dessinauswahl schon auf die Möglichkeiten<br />

der Erscheinungen hinzuweisen.<br />

Das Thema Welligkeit und Wickelfalten<br />

darf kein Tabuthema sein, es sollte<br />

offen und ehrlich kommuniziert werden.<br />

Gerade der Hinweis bei der Beratung<br />

oder <strong>im</strong> Angebot erspart oftmals den Ärger<br />

nach der Montage und unliebsame<br />

Verzögerungen bei der Bezahlung durch<br />

den Kunden. Das Nachschieben der entsprechenden<br />

Informationen in einer Auftragsbestätigung<br />

reicht nicht aus und<br />

kann ein mühsam zum Kunden aufgebautes<br />

Vertrauensverhältnis sehr schnell<br />

zerstören.<br />

Ein normaler Umgang mit dem Thema<br />

in der gesamten Branche kann nur dann<br />

DER ROLLADEN-JALOUSIEBAUER 7/2003<br />

erfolgen, wenn für alle Fachhändler die<br />

gleichen Grundbedingungen herrschen.<br />

Dieser Zustand kann aber nur bei gleichlautenden<br />

Aussagen hergestellt werden.<br />

Ein faltenfreies <strong>Markisentuch</strong> gibt es heute<br />

nicht und wird nach dem jetzigen<br />

Stand der Technik wahrscheinlich nicht<br />

zeitnah entwickelt werden. Gerade deshalb<br />

ergibt es keinen Vorteil, wenn die<br />

entsprechenden Informationen nicht an<br />

den Kunden weitergegeben werden.<br />

Gerade die heute so widersprüchlichen<br />

Aussagen an der Verkaufsfront machen<br />

es dem einzelnen Fachhändler sehr<br />

schwer entsprechende Reklamationen zu<br />

argumentieren. Sieht man die Entwicklung<br />

<strong>im</strong> Bereich der Markisengestelle sowie<br />

der Fertigungs- und Beschichtungsqualität<br />

und die daraus resultierenden<br />

stetig wachsenden Qualitätsansprüche<br />

des Kunden, so kann die Qualität des<br />

<strong>Markisentuch</strong>es diesem Tempo nicht folgen.<br />

Für den Laien sind in den letzten<br />

Jahren keine wesentlichen Unterschiede<br />

<strong>im</strong> Bereich des <strong>Markisentuch</strong>es festzustel-<br />

3 Fragen an Erhardt Markisen<br />

Bild 6, Graubruch<br />

len, wehe dem Fachhändler der seine<br />

Markise neben eine wenig genutzte<br />

Markise aus dem Jahr 1993 oder früher<br />

hängt. Hier ist der Ärger vorgegeben<br />

und es kann nur durch eine entsprechende<br />

Aufklärung be<strong>im</strong> Verkaufsgespräch<br />

vorgebeugt werden. Auch wenn sich die<br />

Optik in Bezug auf Welligkeit und Faltenbildung<br />

bei der alten Anlage mitunter<br />

besser als bei der neuen Markise darstellt,<br />

so kann gerade diesem Punkt mit<br />

dem Hinweis auf das Verbot von Formaldehyd<br />

sehr effektiv entgegnet werden.<br />

Auch der Einsatz von Rutsch- oder Rollenlagern<br />

bei gekoppelten Markisen mit<br />

durchgehenden Tüchern machen den<br />

Hinweis auf die Welligkeit und Faltenbildung<br />

<strong>im</strong> <strong>Markisentuch</strong> unumgänglich.<br />

Natürlich wird durch <strong>im</strong>mer längere<br />

Garantiezeiten der Hersteller zusätzlich<br />

das Anspruchsdenken des Endverbrauchers<br />

gefördert und auf die gesamte<br />

Markise übertragen. Man muss sich hier<br />

jedoch <strong>im</strong>mer vor Augen halten, dass es<br />

sich bei dem <strong>Markisentuch</strong> um Textilien<br />

handelt, die von der Oberflächenstruktur<br />

und Haltbarkeit dem Werkstoff Stahl und<br />

Aluminium weit unterlegen sind. Über die<br />

Haltbarkeit von Markisentüchern werden<br />

sehr oft unterschiedliche Angaben gemacht.<br />

Wird hier einerseits von 15 bis<br />

20 Jahren gesprochen, so sollte doch<br />

eher der Einzelfall betrachtet werden.<br />

Grundsätzlich muss <strong>im</strong>mer der Einsatzort<br />

1. Wie offensiv gehen Sie mit dem Thema Welligkeiten und Wickelfalten <strong>im</strong><br />

<strong>Markisentuch</strong> gegenüber Ihren Fachhändlern um?<br />

Diese Informationen sind integraler Bestandteil bei jeder Kundenschulung <strong>im</strong><br />

Winter. Wir erreichen damit zirka 800 Personen. Bei jedem Markisenzubehör<br />

befindet sich eine bebilderte Information.<br />

2. Wie laut möchten Sie das Thema in Richtung Endverbraucher kommuniziert<br />

wissen?<br />

2.1. von Herstellerseite<br />

Es ist sinnvoll hier eine branchenübergreifende Lösung über den Bundesverband<br />

zum Endverbraucher hin zu finden.<br />

2.2. von Fachhändlerseite<br />

Der Fachhändler muss noch wesentlich mehr über „textile Erscheinungen“<br />

erfahren. Jeder Hersteller sollte <strong>im</strong> Rahmen seiner Kundenschulungen massiv<br />

darauf hinweisen.


Bild 7, Knickfalten<br />

Bild 8, Welligkeiten <strong>im</strong> Nahtbereich<br />

und der Einsatzzweck der Markise unterschieden<br />

werden. Hinzu kommen die<br />

möglichen Lastwechselzahlen, die sich<br />

durch den Einsatz von Automatiksteuerungen<br />

deutlich erhöhen können. Gewerblich<br />

genutzte Markisen unterliegen<br />

in der Regel einem deutlich höheren Verschleiß,<br />

da sie bei Wind und Wetter genutzt<br />

werden. Letztendlich muss jeder<br />

Hersteller selbst durch seine Garantieregelung<br />

über den Zeitraum entscheiden.<br />

Wenn man die momentane Entwicklung<br />

in der Fügetechnik (siehe Artikel RJB<br />

6/2003) betrachtet, und hier davon ausgehen<br />

kann, dass sich durch die Klebetechnik<br />

in absehbarer Zeit eine Verbesserung<br />

in der Haltbarkeit und Wasserdichte<br />

der Markisennähte ergibt, so muss hier besonders<br />

darauf geachtet werden, dass die<br />

technischen Neuerungen richtig kommuniziert<br />

werden, und nicht Alleinstellungsmerkmale<br />

seitens einiger weniger gesucht<br />

werden. Zu groß ist gerade hier die Gefahr,<br />

dass durch einseitige Aussagen wie<br />

zum Beispiel „das faltenfreie <strong>Markisentuch</strong>“<br />

unterschiedliche Meinungen in der<br />

Branche entstehen und damit jede Grundlage<br />

entziehen eine gemeinsame Argumentationsgrundlage<br />

zu schaffen. �<br />

Bild 9, Welligkeiten <strong>im</strong> Saumbereich


42<br />

ROLLLÄDEN UND SONNENSCHUTZ<br />

Bild 10, Welligkeiten <strong>im</strong> Bahnbereich Bild 11, Stauch- und Wickelfalten Bild 12, Überwicklungsfalten Fotos: BKTex<br />

Es sollte an dieser Stelle noch einmal<br />

deutlich festgestellt werden, dass es nicht<br />

darum geht, unliebsame Erscheinungen<br />

wie Welligkeit und Wickelfalten gegenüber<br />

dem Endverbraucher zu legit<strong>im</strong>ieren,<br />

sondern entsprechend dem ständig<br />

fortschreitenden Entwicklungsstand in der<br />

Faserherstellung, der Weberei und Konfektion<br />

Grundlagen zu schaffen, die eine<br />

einheitliche und technisch einwandfreie<br />

Branchenaussage möglich machen, um<br />

den Endverbraucher opt<strong>im</strong>al beraten zu<br />

können.<br />

Der Standard<br />

Neben den Fragen zu Welligkeiten<br />

und Wickelfalten wollten wir natürlich<br />

DER ROLLADEN-JALOUSIEBAUER 7/2003<br />

auch wissen, wie die sonstige Verarbeitung<br />

der Markisentücher stattfindet. Hier<br />

hat sich das Rollen der Markisentücher<br />

während der Fertigung und be<strong>im</strong> Transport<br />

zum Kunden klar durchgesetzt. Bei<br />

den meisten Unternehmen beträgt der Anteil<br />

der gerollten Tücher nahezu 100 Prozent.<br />

Gerade hier zeigt sich die Innovationsbereitschaft<br />

der Branche, da bedingt<br />

durch das Rollen der Markisentücher<br />

Knickfalten und das Thema Lichtbruch<br />

weitestgehend auf dem Rückzug sind.<br />

In den Richtlinien des BKTex werden<br />

die Standards (Bild 1 bis 12) <strong>im</strong> Bereich<br />

� Fadenbruch,<br />

� eingewebte Fremdfaser,<br />

� Dickstelle<br />

3 Fragen an Leiner GmbH, Hersteller<br />

1. Wie offensiv gehen Sie mit dem Thema Welligkeiten und Wickelfalten <strong>im</strong><br />

<strong>Markisentuch</strong> gegenüber Ihren Fachhändlern um?<br />

Hinweis <strong>im</strong> Kollektionsordner und Informationen bei unseren Herbstschulungen<br />

für die Fachhändler.<br />

2. Wie laut möchten Sie das Thema in Richtung Endverbraucher kommuniziert<br />

wissen?<br />

2.1. von Herstellerseite<br />

Wenn die Fachhändler nicht „normaler“ mit dem Thema umgehen, muss die<br />

Herstellerseite offensiver vorgehen.<br />

2.2. von Fachhändlerseite<br />

Das Thema muss so „normal“ sein, wie die Montage. Die Fachhändler sollten<br />

aktiv damit umgehen, gegebenenfalls können die Hersteller besser unterstützen.<br />

3 Fragen an Markilux/Schmitzwerke,<br />

Hersteller, Konfektionär und Weberei<br />

1. Wie offensiv gehen Sie mit dem Thema Welligkeiten und Wickelfalten <strong>im</strong><br />

<strong>Markisentuch</strong> gegenüber Ihren Fachhändlern um?<br />

In unseren Verkaufsunterlagen weisen wir deutlich auf die Möglichkeit von<br />

Wickelfalten und ihre Unvermeidlichkeit hin.<br />

2. Wie laut möchten Sie das Thema in Richtung Endverbraucher kommuniziert<br />

wissen?<br />

2.1. von Herstellerseite<br />

Deutlich, aber nicht übertrieben. Das Phänomen ist nicht neu. Schließlich wollen<br />

wir uns nicht rechtfertigen müssen, wenn ein Tuch keine Wickelfalten hat.<br />

2.2. von Fachhändlerseite<br />

Der Fachhändler muss <strong>im</strong>mer aufklären.<br />

� Musterversatz<br />

� Schreib- und Kreideeffekt<br />

� Graubruch<br />

� Knickfalten<br />

� Welligkeit <strong>im</strong> Nahtbereich<br />

� Welligkeit <strong>im</strong> Saumbereich<br />

� Welligkeit <strong>im</strong> Bahnbereich<br />

� Stauch und Wickelfalten<br />

� Überwicklungsfalten<br />

mit Hilfe von Fotos dokumentiert, die mit<br />

einem Maßstab versehen sind, um auch<br />

einen realistischen Größenvergleich mit<br />

Vorkommnissen in der Praxis stattfinden<br />

zu lassen. Natürlich müssen auch diese<br />

Richtlinien entsprechend den technischen<br />

Neuerungen angepasst werden, um alle<br />

Herstellungs- und Fertigungstechniken<br />

berücksichtigen zu können.<br />

Die Zukunft<br />

Man darf sich natürlich nicht mit dem<br />

jetzigen Zustand der Markisentücher zufrieden<br />

geben. Hier sind vor allem die<br />

Faserhersteller und die Webereien gefragt,<br />

um wesentliche Verbesserungen in<br />

diesen Bereichen durch neue Herstellungs-<br />

oder Ausrüstungsverfahren herbeizuführen<br />

und damit die Grundlage für<br />

mögliche Verbesserungen in der Konfektion<br />

zu schaffen.<br />

Wie bereits berichtet werden neue<br />

Klebetechniken zum Konfektionieren der<br />

Markisentücher entwickelt und bereits auf<br />

dem Markt angewendet. Die Entwicklung<br />

in diesem Bereich macht stetige<br />

Fortschritte und sollte sich sobald eine hohe<br />

Prozesssicherheit und realistische Verarbeitungsgeschwindigkeit<br />

einstellt auf<br />

dem Markt durchsetzen. Die Optik des<br />

<strong>Markisentuch</strong>es stellt sich zum jetzigen<br />

Zeitpunkt schon deutlich besser dar als<br />

bei der genähten Naht.<br />

Erstrebenswert wären natürlich umfangreiche<br />

Schulungen der Fachhändler um<br />

das Thema Welligkeit und Wickelfalten<br />

auf „normale“ Art und Weise an den Endverbraucher<br />

zu bringen, und damit unliebsame<br />

Reklamationen auf ein Min<strong>im</strong>um zu<br />

senken. Hier sind die Hersteller gefragt,<br />

die Schulungen zu veranstalten und die<br />

Teilnahme der Fachhändler zu fördern.<br />

Olaf Vögele

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