Fehler im Markisentuch?

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ROLLLÄDEN UND SONNENSCHUTZ
3 Fragen an Georg Musculus,
Konfektionär und Fachhändler
1. Wie offensiv gehen Sie mit dem Thema Welligkeiten und Wickelfalten im
Markisentuch gegenüber Ihren Fachhändlern um?
Produkteigenschaften von Markisentüchern sind Bestandteil unserer Geschäftsbedingungen.
2. Wie laut möchten Sie das Thema in Richtung Endverbraucher kommuniziert
wissen?
Wir bieten unseren Partnern Schulungen rund um das Markisentuch. In diesen
Schulungen wird die Problematik „Wickelverhalten“ und so weiter besonders
hervorgehoben.
2.1. von Herstellerseite
Hersteller erreichen den Endverbraucher nur über die hauseigenen Prospekte.
Hier sollte ein Hinweis unbedingt erfolgen.
2.2. von Fachhändlerseite
Fachhändler müssten nachweislich vor Verkauf informieren, damit bei späteren
Kundenbeanstandungen Rechtssicherheit besteht.
Was tun?
Es stellt sich natürlich die Frage wo
sich der goldene Mittelweg befindet. Eine
sehr treffende Beschreibung hat Jürgen
Schulz von der Firma Leiner GmbH
mit seinen Anworten zu unserer Umfrage
geliefert, indem er auf einen „normalen“
Umgang mit dem Thema Welligkeit und
Wickelfalten hinweist (siehe Kasten).
Mit Sicherheit kann festgestellt werden,
dass der Fachhändler eine Hinweispflicht
gegenüber dem Kunden besitzt,
die wenn er dieser Hinweispflicht
nicht nachkommt, ihn bei einer späteren
Reklamation oder Streitigkeit mit einem
Kunden in eine sehr schlechte Verhandlungsposition,
bis hin zum Verlieren eines
Rechtsstreites bringen kann. Gerade diese
Gegebenheiten sollten für den Fachhändler
Grund genug sein wesentlich offener
mit dem Thema Welligkeit und
Wickelfalten umzugehen. Es geht hier
nicht darum dem Kunden zu suggerieren
er erhalte ein Produkt, welches schon mit
der Übernahme nach der Montage mit
Einschränkungen in Funktion und Optik
behaftet ist, sondern insbesondere bei
der Dessinauswahl schon auf die Möglichkeiten
der Erscheinungen hinzuweisen.
Das Thema Welligkeit und Wickelfalten
darf kein Tabuthema sein, es sollte
offen und ehrlich kommuniziert werden.
Gerade der Hinweis bei der Beratung
oder im Angebot erspart oftmals den Ärger
nach der Montage und unliebsame
Verzögerungen bei der Bezahlung durch
den Kunden. Das Nachschieben der entsprechenden
Informationen in einer Auftragsbestätigung
reicht nicht aus und
kann ein mühsam zum Kunden aufgebautes
Vertrauensverhältnis sehr schnell
zerstören.
Ein normaler Umgang mit dem Thema
in der gesamten Branche kann nur dann
DER ROLLADEN-JALOUSIEBAUER 7/2003
erfolgen, wenn für alle Fachhändler die
gleichen Grundbedingungen herrschen.
Dieser Zustand kann aber nur bei gleichlautenden
Aussagen hergestellt werden.
Ein faltenfreies Markisentuch gibt es heute
nicht und wird nach dem jetzigen
Stand der Technik wahrscheinlich nicht
zeitnah entwickelt werden. Gerade deshalb
ergibt es keinen Vorteil, wenn die
entsprechenden Informationen nicht an
den Kunden weitergegeben werden.
Gerade die heute so widersprüchlichen
Aussagen an der Verkaufsfront machen
es dem einzelnen Fachhändler sehr
schwer entsprechende Reklamationen zu
argumentieren. Sieht man die Entwicklung
im Bereich der Markisengestelle sowie
der Fertigungs- und Beschichtungsqualität
und die daraus resultierenden
stetig wachsenden Qualitätsansprüche
des Kunden, so kann die Qualität des
Markisentuches diesem Tempo nicht folgen.
Für den Laien sind in den letzten
Jahren keine wesentlichen Unterschiede
im Bereich des Markisentuches festzustel-
3 Fragen an Erhardt Markisen
Bild 6, Graubruch
len, wehe dem Fachhändler der seine
Markise neben eine wenig genutzte
Markise aus dem Jahr 1993 oder früher
hängt. Hier ist der Ärger vorgegeben
und es kann nur durch eine entsprechende
Aufklärung beim Verkaufsgespräch
vorgebeugt werden. Auch wenn sich die
Optik in Bezug auf Welligkeit und Faltenbildung
bei der alten Anlage mitunter
besser als bei der neuen Markise darstellt,
so kann gerade diesem Punkt mit
dem Hinweis auf das Verbot von Formaldehyd
sehr effektiv entgegnet werden.
Auch der Einsatz von Rutsch- oder Rollenlagern
bei gekoppelten Markisen mit
durchgehenden Tüchern machen den
Hinweis auf die Welligkeit und Faltenbildung
im Markisentuch unumgänglich.
Natürlich wird durch immer längere
Garantiezeiten der Hersteller zusätzlich
das Anspruchsdenken des Endverbrauchers
gefördert und auf die gesamte
Markise übertragen. Man muss sich hier
jedoch immer vor Augen halten, dass es
sich bei dem Markisentuch um Textilien
handelt, die von der Oberflächenstruktur
und Haltbarkeit dem Werkstoff Stahl und
Aluminium weit unterlegen sind. Über die
Haltbarkeit von Markisentüchern werden
sehr oft unterschiedliche Angaben gemacht.
Wird hier einerseits von 15 bis
20 Jahren gesprochen, so sollte doch
eher der Einzelfall betrachtet werden.
Grundsätzlich muss immer der Einsatzort
1. Wie offensiv gehen Sie mit dem Thema Welligkeiten und Wickelfalten im
Markisentuch gegenüber Ihren Fachhändlern um?
Diese Informationen sind integraler Bestandteil bei jeder Kundenschulung im
Winter. Wir erreichen damit zirka 800 Personen. Bei jedem Markisenzubehör
befindet sich eine bebilderte Information.
2. Wie laut möchten Sie das Thema in Richtung Endverbraucher kommuniziert
wissen?
2.1. von Herstellerseite
Es ist sinnvoll hier eine branchenübergreifende Lösung über den Bundesverband
zum Endverbraucher hin zu finden.
2.2. von Fachhändlerseite
Der Fachhändler muss noch wesentlich mehr über „textile Erscheinungen“
erfahren. Jeder Hersteller sollte im Rahmen seiner Kundenschulungen massiv
darauf hinweisen.