Stylus-Koeln-Bonn-1-2020
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Andō war 1994 auf Einladung von Museumsgründer Karl-Heinrich Müller an den Niederrhein gekommen,
um dessen Konzept einer Museumslandschaft kennenzulernen. Begeistert befasste sich der Japaner mit
den Gegebenheiten des Ortes und fügte mit der Architektur der Langen Foundation seinen persönlichen Baustein
zum Mosaik des Kulturraums hinzu.
Im Innern des Baus geht es sehr japanisch weiter: Die Sammlung des verstorbenen Stifter-Ehepaars Marianne
und Viktor Langen umfasst eine Vielzahl an Exponaten aus dem Land der aufgehenden Sonne aus dem 12. bis
20. Jahrhundert, daneben aber auch antike Kunst aus aller Welt.
Begehbare Skulpturen
1987 wurde das Museum Insel Hombroich eröffnet,
der erste Teil des späteren Kulturraums.
Nach und nach entstanden dezentrale Ausstellungspavillons,
in denen Müllers Sammlung ein
Zuhause fand. Entworfen wurden sie von Erwin
Heerich. Dass Heerich eigentlich kein Architekt,
sondern Bildhauer war, fügt sich ins Konzept.
Die Bauten, die er entwarf, sollten schließlich
keine Ausstellungshüllen, sondern begehbare
Skulpturen sein. Entsprechend sind manche von
ihnen sogar leer, innen geben Fenster den Blick
in Landschaftsstillleben frei – Natur kunstvoll
in Szene gesetzt.
Von außen haben die Bauten eine moderne,
teils kubische Form. Der verwendete Abbruchklinker
dagegen weckt Assoziationen mit romantischen
Ruinen. Manche wirken beinahe
märchenhaft zeitlos, auch weil keine Funktion
zu erkennen ist.
Foto: Bildarchiv Foto Marburg | Tomas Riehle
Fotos: Bildarchiv Foto Marburg | Tomas Riehle
Das liegt auch daran, dass weder Absperrungen
noch Hinweisschilder oder erklärende Tafeln
den Blick lenken oder ablenken. Dem Besucher
soll ein unvoreingenommenes Sehen ermöglicht
werden. Auch künstliches Licht gibt es nicht. Das
riesige Gelände hat bis heute zudem keine Aufseher,
obwohl hier unschätzbare Werte ausgestellt
sind. Das fügt sich alles in die Idee des Museumsgründers
Karl-Heinrich Müller. Für ihn war
„Hombroich nicht allein der Bau eines Museums,
sondern der Versuch, eine neue Lebensform zu
finden, mit allen Gedanken und Dingen, die man
bisher fast als verrufen in der Gesellschaft sehen
könnte“.
22 stylus. Köln/Bonn 1|2020
Kunst und Natur in Harmonie
Eine Architektur mit minimalistischen Formen und Materialien, Parks, Wasserflächen und Geländestufen – teils
kunstvoll, teils sehr naturnah: Das sind bestimmende Elemente im Kulturraum Hombroich. Auf einer Gesamtfläche
von mehr als 60 Hektar verwirklichte der Kunstsammler und Mäzen Karl-Heinrich Müller seine Vision einer „Kunst
parallel zur Natur“.
Müller hatte seit den Siebzigerjahren eine umfangreiche Sammlung zusammengetragen, darunter Klassiker der
modernen Malerei von Paul Cézanne, Gustav Klimt und Henri Matisse. Hinzu kamen Skulpturen von Alberto
Giacometti und Hans Arp, aber auch Artefakte aus Asien, Afrika und dem präkolumbianischen Amerika. Was
fehlte, war ein passender Ausstellungsort. 1982 wurde er fündig: Zwischen den Flussarmen der Erft schlummerte
ein zu Beginn des 19. Jahrhunderts angelegter Landschaftspark in seinem Dornröschenschlaf. Müller erwarb
das Gelände und betraute den Landschaftsarchitekten Bernhard Korte mit der Kultivierung. Die geschah
behutsam, sodass eine Harmonie von Natur und Kultur entstand – passend zur Vision des Museumsgründers.
Museum, Künstlerstätte,
Veranstaltungsort
Zum Konzept gehört auch, dass die Insel
gleichzeitig „Künstlerstätte, Landschaft und
Ort für Architektur sowie für Ereignisse der
Kunst, Literatur, Philosophie und Musik“ ist,
wie es auf der Homepage heißt. Von Beginn an lebten
auf der Museumsinsel verschiedene Künstler,
die an ihrer Entwicklung mitwirkten, wie Erwin
Heerich, der Bildhauer und Beuys-Schüler Anatol
Herzfeld oder der Maler Gotthard Graubner,
der die Ausstellungen in den Pavillons konzipiert
hat. Bis heute finden auf dem Gelände Konzerte,
Performances und Symposien statt.
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