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#108 3<br />
news<br />
Marc Emery auf Abschiedstour<br />
Ende September muss der „Prince of Pot“ eine<br />
fünfjährige Haftstrafe in den USA antreten<br />
Nachdem schon seine beiden Mitangeklagten im Juli diesen<br />
Jahres in den USA zu Bewährungsstrafen verurteilt<br />
worden waren, muss sich auch Marc Emery in Seattle vor Gericht<br />
wegen Cannabissamenhandels verantworten.<br />
Er bekannte sich schuldig und wird wahrscheinlich zu fünf<br />
Jahren Haft in einem US-Bundesgefängnis verurteilt. Täte er<br />
das nicht, wäre sein Auslieferungsverfahren weiter voran getrieben<br />
worden, was eine Haftstrafe von mindestens 30 Jahren<br />
bis hin zu lebenslänglich nach sich gezogen hätte.<br />
Marc Emery, der bekannteste Legalisierungsaktivist aus Kanada,<br />
handelte in seiner Heimat jahrelang legal mit Samen und<br />
versendete auch unzählige Pakete in die USA. Die damalige<br />
Bush-Administration stellte deshalb einen Auslieferungsantrag,<br />
der Emery erst einmal in Auslieferungshaft brachte. Der<br />
D - Richtlinie fördert Kriminalität<br />
Herabsetzung der "Geringen Menge" <strong>als</strong> Ursache für<br />
steigende Jugendkriminalität in NRW<br />
Irgendetwas passt da nicht: Der Drogensuchtbericht spricht<br />
von einer sinkenden Zahl von CannabiskonsumentInnen im<br />
jugendlichen Alter, die Zahlen des Nordrhein-westfälischen<br />
Justizministeriums lassen eher das Gegenteil vermuten:<br />
Bei den Betäubungsmitteldelikten verzeichnet die Statistik einen<br />
deutlichen Gesamtanstieg der Verurteilungen um ein Viertel<br />
(24,8 Prozent) auf knapp 19 300 Personen.<br />
Hauptgrund dafür sei die 2007 erfolgte Senkung der Eigenbedarfsgrenzen<br />
für Haschisch und Marihuana von zehn auf sechs<br />
Gramm, so Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter<br />
(CDU).<br />
Trotz Aufhebung der Strafbarkeitsgrenze für den Besitz harter<br />
Drogen von ehem<strong>als</strong> 0,5 Gramm wurden in dieser Deliktgruppe<br />
2008 weniger Jugendliche (minus 3,6 Prozent) verurteilt, die<br />
Zahl der Drogentoten steigt jedoch erstm<strong>als</strong> seit 2003 wieder<br />
an.<br />
folgende Prozess zog sich über vier Jahre hin und endete angesichts<br />
der drohenden Strafe bei einer Auslieferung mit dem<br />
Schuldeingeständnis vor dem US-Gericht.<br />
Momentan befindet sich Marc Emery auf Abschiedstour<br />
durch Kanada: bevor er seine Haftstrafe antreten muss, bereist<br />
er 30 Städte seines Heimatlandes, um die Menschen noch einmal<br />
wach zu rütteln, bevor er für mehrere Jahre hinter Gitter<br />
muss. Er hofft, im Laufe der Haftzeit nach Kanada ausgeliefert<br />
zu werden, um dort seine Reststrafe absitzen zu können.<br />
Momentan stehen die Chancen hierfür nicht allzu gut, da die<br />
konservative kanadische Regierung bei Drogendelikten kein<br />
Interesse an einer Abschiebung kanadischer Staatsbürger hat.<br />
Mehr zum Thema: www.cannabisculture.com<br />
Im Klartext: Die Polizei in NRW jagt systematisch einfache Coffeeshopbesucher<br />
und einfache Konsumenten, zudem werden<br />
durch die "sechs Gramm Regelung" deutlich mehr Anzeigen<br />
geschrieben <strong>als</strong> vor 2007. Der einzig bisher zählbare Erfolg<br />
dieser Law-and-Order Strategie ist sowohl ein Anstieg der<br />
Kriminalitätsrate <strong>als</strong> auch der Zahl der Drogentoten und, last<br />
but not least: Das Massenphänomen Komasaufen ist die legale<br />
Alternative zum jetzt illegalisierten Coffeeshopbesuch am Wochenende.<br />
Schon 2007 hatte der stellvertretende Landesvorsitzende des<br />
Deutschen Richterbundes NRW, Reiner Lindemann, kommen<br />
sehen, was die Herabsetzung der "Geringen Menge" in Zukunft<br />
bewirken wird und sich kaum zwei Jahre später dann auch bestätigt<br />
hat:<br />
"Die Eigenbedarfsgrenzen waren eingeführt worden, um Gerichte<br />
und Staatsanwaltschaften von Bagatellfällen zu entlasten.<br />
Der Mehraufwand darf nicht unterschätzt werden."<br />
USA - Ungewöhnlicher Protest<br />
Päarchen schmuggelt Hanfpflanze ins Capitol<br />
Der 58-jährigen Abigail Storm-Eggink ist es gelungen zusammen<br />
mit ihrem Ehemann Dan Eggin (71), eine Cannabispflanze<br />
ins Washingtoner Capitol zu schmuggeln.<br />
Sie wurde auf dem Gelände vorläufig festgenommen und<br />
wegen Besitzes nicht verkehrsfähiger Substanzen angezeigt.<br />
Die Aktion diente <strong>als</strong> Protest gegen die Hanf-Gesetzgebung sowie<br />
ihre eigene Verurteilung zu 15 Tagen Gefängnis aufgrund<br />
des Besitzes von 18 Cannabispflanzen.<br />
„Dann würde ich mich schuldig bekennen“, so Storm-Eggink,<br />
„das möchte ich aber nicht. Ich fühle mich betrogen und möchte<br />
meine Pflanzen wieder haben. Sie sind wertvoll. Gott hat sie<br />
den Menschen gegeben und die (Gras-)pflanzen gehören dem<br />
Menschen.“<br />
D - Verschwenderische Repression<br />
Eine Kosten/Nutzen Bilanz bitte<br />
„Mittlerweile soll Cannabis das umsatzstärkste Produkt der<br />
dortigen Landwirtschaft sein, noch vor Südfrüchten“, sagt Georg<br />
Wurth im „Junge Welt“-Interview zu der Situation in den<br />
USA. Er spricht über die dortigen Legalisierungsbemühungen<br />
und damit verbundenen Auswirkungen auf die Finanzlage<br />
und überträgt Studien aus anderen Ländern auf deutsche Verhältnisse.<br />
„Demnach betragen die Ausgaben für Polizei und<br />
Justiz etwa eine Milliarde Euro, die Steuereinnahmen könnten<br />
etwa eine halbe Milliarde ausmachen“, erklärt Georg Wurth.<br />
Doch bei uns hat die Bundesregierung Bedenken und keine<br />
Vorstellung, was das Cannabis-Verbot in volkswirtschaftlicher<br />
Sicht kostet. Die Grünen und die Linke sprechen sich zwar für<br />
eine Legalisierung aus, aber bisher haben sie sich nicht durchgesetzt.<br />
Am Ende spricht Georg Wurth von unserer „Lobbykratie“<br />
und macht den Befürwortern einer Freigabe von Cannabis<br />
Mut, sich aktiv dafür einzusetzen.<br />
D - Das Münchener Oktoberfest -<br />
die größte offene Drogenszene der Welt<br />
Grünen-Chefin Claudia Roth redet Tacheles<br />
Kurz vor der Eröffnung des Münchner Oktoberfestes nimmt<br />
Claudia Roth im Interview mit "Der Standard" kein Blatt vor<br />
den Mund, <strong>als</strong> sie nach der Legalisierung von Hanf & Co gefragt<br />
wird:<br />
"Ich finde, dass man die Legalisierung von weichen Drogen<br />
nicht nur anstreben soll, um die Budgetlöcher zu stopfen. Es<br />
geht vor allem darum, die Illegalisierung von Menschen zu<br />
überwinden, aber auch, um eine gewisse Qualitätskontrolle zu<br />
gewährleisten. Gerade in einem Land, in dem in den kommenden<br />
Wochen die größte offene Drogenszene der Welt, nämlich<br />
das Münchener Oktoberfest, stattfindet, ist eine Liberalisierung<br />
weicher Drogen dringend notwendig. So wie es derzeit gehandhabt<br />
wird, ist es doppelbödig. Dass Menschen zu weichen<br />
Drogen greifen, ist eine Realität, wenn man das nicht erkennt,<br />
fördert man die Schwarzmärkte."