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City-Magazin-Ausgabe-2020-09-Steyr

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LEBEN

SMARTER FRONTMAN.

Marc Zeller zieht wertvolle

Lehren aus der Leere.

An der

FRONT

Linzer Szene-Lokal zeigt Kampfgeist

›› Manchmal muss

man erst etwas

verlieren, um es

wirklich schätzen

zu lernen

Marc Zeller,

Geschäftsführer RememBar

Fotos: T. Duschlbauer

Menschenleere Räume,

eine verlassene Bar,

keine Lichter, keine

Musik: ein ungewöhnliches

Bild für die RememBar,

die sich üblicherweise

als Trend-Lokal der Linzer

Nachtszene so gar nicht „still

und leise“ präsentiert. „Es sind

eigenartige Zeiten“, sagt Chef

Marc Zeller, der gemeinsam

mit seinem Geschäftspartner

Gerald Pointner die angesagte

Cafébar und Clublounge im

Jahre 2000 eröffnete. „Heuer

würden wir unser 20-jähriges

Bestehen feiern“, erklärt der

charismatische 47jährige,

„aber daraus wird wohl nichts.“

Die Coronakrise habe den Unternehmer

und sein Team mit

voller Härte getroffen: „Am

Schlimmsten war es, den Mitarbeitern

zu sagen, dass wir

jetzt zusperren müssen... und

das für längere Zeit. Von unseren

geringfügigen Angestellten

mussten wir uns trennen,

die anderen in Kurzarbeit

schicken. Ich habe nicht gedacht,

dass ich je in so eine Situation

kommen würde.“

Klarer Fall. Man versuche

mit vereinten Kräften, den

entstandenen Verlust und

Schaden so gering wie möglich

zu halten, meint Zeller. Seit

Ende Juni ist die RememBar –

natürlich unter Sicherheitsvorkehrungen

– Freitag und

Samstag wieder geöffnet: „…

und zwar von 20:00 bis 01:00

Uhr.“ Die ersten Wochen nach

der Wiedereröffnung liefen

überraschend gut: „Ich habe so

etwas noch nie erlebt! Die Leute

waren so glücklich, wieder

ausgehen zu können. Viele haben

sich sogar extra bei uns bedankt,

dass wir wieder geöffnet

haben. Auch die Freude unter

meinen Mitarbeitern war

groß.“ Mit den zunehmenden

Corona-Neuinfektionen fielen

aber leider wieder die Besucherzahlen:

„Nach zwei, drei

Wochen nahm der Gästefluss

sehr deutlich ab. Die Leute sind

verhalten und verunsichert.“ Er

selbst bemühe sich, in Krisenzeiten

wie diesen kühlen Kopf

zu bewahren: „Ich glaube, wir

werden mit diesem Virus zu leben

lernen müssen. Covid-19

ist natürlich ernst zu nehmen

– aber das bedeutet meiner

Meinung nicht, das ganze Leben

dem unterzuordnen.“

Gewöhnungsbedürftig.

Die Sicherheitsvorkehrungen

im Betrieb sind vorbildlich:

Händedesinfektionsmittel-

Spender am Eingang, Maskenpflicht

beim Gang zum Tisch,

Sicherheitsabstand. „Die meisten

Gäste halten sich auch

ohne Probleme daran“, sagt

Zeller. Eine Umstellung wäre

die Reduktion seines Arbeitspensums

auf knapp 50

Prozent, so der Linzer „Nachtkönig“

weiter: „Wir haben zwar

regelmäßige Meetings und einige

geschäftliche Termine.

Aber so viel Freizeit wie jetzt

hatte ich noch nie.“ Trotz des

REMEMBAR WIRD 20.

Niemand hätte gedacht,

dass das Jubiläum mit

einer Krise einhergeht.

finanziellen und organisatorischen

Nachteils sieht der gelernte

Koch und Kellner darin

aber durchaus auch das Positive:

„So schlimm die Corona-Akutphase

war – ich habe

die Zeit zuhause mit meiner

Familie sehr genossen. Man

wird sehen, in welche Richtung

es sich weiterentwickeln wird.“

Neuanfang. Jeder Rückschritt,

jede Niederlage biete

auch die Möglichkeit eines

Neubeginns, denkt der Unternehmer

positiv: „Ich hoffe,

dass wir das alle gut überstehen

und gestärkt daraus hervorgehen.“

Pläne für den

Herbst gibt es schon: „Wir

werden den Tagesbetrieb im

RememBar-Café wieder beginnen.“

Das Wichtigste sei

ihm der Zusammenhalt und

die gute Dynamik des Teams:

„Wir stärken uns gegenseitig

den Rücken. Alle sind dankbar,

wieder ein bisschen in die

Normalität zurückzukehren,

in Kontakt mit anderen Menschen

treten zu können." Auch,

wenn die Situation alles andere

als leicht ist – Zeller versucht,

optimistisch zu bleiben:

„Manchmal muss man erst etwas

verlieren, um es wirklich

schätzen zu lernen.“

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