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BACHWOCHE Stuttgart - Bach Cantatas

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Wenn dieses Werk in einer ersten Fassung als Probestück anlässlich<br />

<strong>Bach</strong>s Bewerbung um die Organistenstelle an Divi Blasii in Mühlhausen<br />

zum 1. Ostertag, 24.4.1707 entstanden ist – wie vermutet wird –,<br />

dann läge mit ihm eine seiner frühesten Gottesdienstkantaten vor; in<br />

zweiter Fassung erstmalig sub communione im Frühgottesdienst des 1.<br />

Ostertages, 9.4.1724, in Leipzig neben BWV 31 (zum Evangelium) in<br />

der Nikolaikirche zu Leipzig erklungen. Prediger zum Festtagesevangelium,<br />

Mk 16,1-8, war Superintendent D. Salomon Deyling; oder am<br />

gleichen Tag in der Universitätskirche St. Pauli (Prediger unbekannt),<br />

oder am gleichen Tag als Musik zum Evangelium in der Thomaskirche<br />

durch die 2. Kantorei. Hier predigte Thomaspastor Lic. Christian Weise.<br />

Es handelt sich um eine Choralkantate per omnes versus, dem das<br />

Osterlied Martin Luthers von 1524 zugrunde liegt. Luther seinerseits<br />

griff auf die lateinische Sequenz Victimae paschali laudes des Wipo (um<br />

990–nach 1048) zurück. Die 7 Strophen werden kompositorisch symmetrisch<br />

klar gegliedert um Versus 4 (Satz 5) herum:<br />

Satz 5<br />

(5) Ringen zwischen Tod und Leben Versus 4 (Chor)<br />

/ \<br />

(6) Am Kreuz das Osterlamm Satz 4 Satz 6<br />

(4) An unserer Stelle Christus Versus 3 (Aria) Versus 5 (Aria)<br />

/ \<br />

(7) Über uns des Herrn Gnadenfest Satz 3 Satz 7<br />

(3) Über uns des Todes Gewalt Versus 2 (Duett) Versus 6 (Duett)<br />

/ \<br />

(8) Wir leben wohl Satz 2 Satz 8<br />

(2) Christ lag in Todesbanden Versus 1 (Chor) Versus 7 (Chor)<br />

/<br />

1. Sinfonia<br />

Musikalisch außerordentlich sparsam und in kleingliedriger Form (jede<br />

Verszeile bildet ein eigenes dreistimmiges Fugato) vertont, wird damit<br />

Versus 4 (Satz 5) auch inhaltlich herausgehoben: Christus erweist sich<br />

nicht nur dieser Welt als der Auferstandene, sondern auch der Welt des<br />

Todes; ja diesem Erweis kommt deshalb besondere Bedeutung zu, weil<br />

mit der Tötung des Todes die Auferstehung Christi beginnt. Dieser<br />

Mittelpunkt erhält gleichsam eine Umrahmung: die Versus 3 und 5 (Sätze<br />

4 und 6) mit der neu- und alttestamentlichen Entsprechung der Bedeutung<br />

Christi als Passahlamm, das unsere Stelle vor Gott einnimmt.<br />

Zu dieser Aussage führen einerseits die Versus 1 und 2 (Sätze 2 und 3)<br />

mit dem Gedanken hin, dass Christus im Tod lag und über uns der Tod<br />

herrschte, während andererseits die Versus 6 und 7 (Sätze 7 und 8) das<br />

Gnadenfest Gottes mit dem neuen Lebenserhalt in Licht (Sonne) und<br />

Kost (Brot, Wort) besingen. ©M. Petzoldt<br />

<strong>Stuttgart</strong>er <strong>Bach</strong>woche 2006<br />

17.–26.2.2006<br />

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