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Heft 81-82 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Editorial<br />

Obwohl das Anti-Stalinismus-Referat auf dem Sonderparteitag der<br />

SED Anfang Dezember 1989 ein zentrales Stück Gründungskonsens<br />

der PDS konstituierte, bestehen in der PDS erhebliche Zweifel<br />

fort, ob es überhaupt angehe, den Begriff des Stalinismus im<br />

Zusammenhang mit der Beschreibung des realen Sozialismus zu<br />

verwenden; hält sich hartnäckig die Auffassung, Stalinismus sei<br />

ein »Kampfbegriff« des »Gegners«; und wird mit Bezug darauf<br />

kaum weniger hartnäckig gefordert, man solle doch, ehe man die<br />

Diskussion vertiefe, erst einmal definieren, was unter Stalinismus<br />

eigentlich zu verstehen sei.<br />

Bundesvorstand und Geschichtskommission der PDS haben sich<br />

mit einer Konferenz am 21. Juni 1997 glücklicherweise darauf<br />

besonnen, daß die Definition eines gesellschaftlichen Zusammenhangs<br />

schwerlich am Anfang des entsprechenden Klärungsprozesses<br />

stehen, sondern vielmehr – wenn überhaupt – erst in dessen Resultat<br />

gefunden werden kann. Also wurde – wie im vorliegenden <strong>Heft</strong> von<br />

»UTOPIE kreativ« in vollständiger Dokumentation der Redebeiträge<br />

nachzulesen ist – am 21. Juni nur sehr selten definiert und »eingeordnet«,<br />

dafür aber umso mehr die berühmte »Kärrnerarbeit« geleistet.<br />

(Und es hat selbstverständlich sehr viel mit Stalinismus zu tun,<br />

daß diese Kärrnerarbeit erst jetzt, nach dem Untergang der Sowjetunion<br />

und der DDR, wirklich geleistet werden kann; denn alle – ihrer<br />

Selbsteinschätzung zufolge – vom Stalinismus »gereinigten« Parteien<br />

und Parteiführungen dieser beiden Länder haben es zugelassen [die<br />

Parteien] und gewollt [nur ihre Führungen?], daß alles die stalinistischen<br />

Verbrechen konkret Dokumentierende unter unheiligem Verschluß<br />

blieb und die überlebenden Augenzeugen, wenn sie im Lande<br />

blieben, »um der Sache willen« schwiegen.)<br />

Kärrnerarbeit also zu einem zentralen Kapitel stalinistischen<br />

Alltags: der Verfolgung von Kommunisten durch Kommunisten.<br />

»Von der Lubjanka bis Hohenschönhausen« war die Konferenz<br />

thematisiert – hieß das wirklich, wie mancher argwöhnte, Nichtgleichsetzbares<br />

gleichsetzen zu wollen? Gewiß: Die Zahlen der<br />

Toten, sie sind von unterschiedlicher »Größenordnung«. Aber die<br />

Methoden und Ziele der Verfolgung, die ihr zugrunde gelegten<br />

Politiken und Ideologien: Sie glichen sich – wie wir seit dem 21. Juni<br />

noch genauer wissen. Und waren – wie auf der Konferenz mit vielen<br />

neuen Details vor allem aus den Archiven des Politbüros des ZK der<br />

KPdSU in bisher wohl seltener Stringenz dargestellt wurde – nicht<br />

zeitweilige »Verirrung«, sondern Konstituante des Realsozialismus.

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