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4 TITELTHEMA
Münchner Ärztliche Anzeigen
Kommunikation in Ausbildung und Praxis
Reden ist Silber,
Zuhören Gold
Kommunikation ist bis
jetzt noch kaum ein
Thema in den medizinischen
Staatsexamen.
Prof. Dr. Jana Jünger,
Internistin und Direktorin
des Instituts für
medizinische und pharmazeutische
Prüfungsfragen
(IMPP), möchte
das ändern.
Frau Prof. Jünger, in der aktuellen
Zeit scheinen die Themen Kommunikation
und sprechende Medizin
sehr weit weg. Warum sollten wir
uns dennoch damit beschäftigen?
Sprechende Medizin ist natürlich
nicht vergleichbar mit einem neuen
Gerät oder einem Impfstoff gegen
das Coronavirus, auf den gerade alle
warten. Aber sie ist genauso wichtig.
Aktuell finden Sie in der ARD Mediathek
den Film „Hiobsbotschaft“, an
dem wir beteiligt waren, über den
passenden Umgang mit schlechten
Nachrichten. Es berührt mich sehr,
wenn ich Facebook-Reaktionen oder
direkte Zuschriften lese über die
Katastrophen, die manche Patient*innen
erlebt haben. Zum Beispiel
berichten mir Patient*innen, ihr
Arzt habe ihnen vor mehreren anderen
Anwesenden ungerührt gesagt:
„Sie haben überall Berge von Metastasen.
Den nächsten Urlaub können
Sie vergessen“. Wenn ich so etwas
lese, weiß ich, dass es um die Kommunikation
bei uns Ärzt*innen insgesamt
noch nicht besonders gut
bestellt ist – auch wenn viele Kolleg*innen
sich z.B. privat fortgebildet
haben oder anderweitig eine gute
Kommunikation gelernt haben.
Sie sind Direktorin des Instituts
für Medizinische Prüfungsfragen.
Warum beschäftigt Sie das Thema
Kommunikation?
Weil dieses Thema in meinem eigenen
Studium nicht vorkam. An der
Universität Heidelberg habe ich
daher Mitte der 1990er begonnen,
Anamnesegruppen mit Schwerpunkt
Kommunikation für Studierende
anzubieten und Gruppen für die
interprofessionelle Zusammenarbeit
mit der Pflege zu entwickeln. Kurz
vor den Staatsexamina, den IMPP-
Prüfungen, kam aber plötzlich keiner
mehr in meine Kurse! Damals dachte
ich: Wie kann es sein, dass diese