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Münchner Ärztliche Anzeigen
TITELTHEMA 5
Themen in den Prüfungen nicht
vorkommen? Zum Glück hatten wir
in Heidelberg damals einen guten
Dekan, Prof. Sonntag, sodass wir ab
1999 zunächst in der inneren Medizin
und später über das fächerübergreifende
Programm Medi-KIT als
erster medizinischer Reformstudiengang
flächendeckend Kommunikationskurse
verpflichtend einführen
konnten. Vor dem Hintergrund
dieser Erfahrungen möchte ich gern
Reformansätze aus den verschiedenen
Fakultäten über den Masterplan
Medizinstudium 2020 in die Staatsexamina
einbringen. Zudem möchten
wir die Kompetenzen und das
Wissen anderer Berufsgruppen
stärker für den Patienten und das
Team nutzbar machen. Da ich selbst
ursprünglich eine Pflegeausbildung
durchlaufen habe, finde ich es toll,
wie interprofessionell das IMPP
schon seit vielen Jahren aufgestellt
ist.
Foto: Shutterstock
Zum Thema
erschienen:
Ärztliche Kommunikation:
Praxisbuch zum Masterplan
Medizinstudium 2020
November 2018, Schattauer Verlag,
Stuttgart, ISBN 978-3-608-43252-7
Wie ist es aktuell um das Thema
Kommunikation in den medizinischen
Prüfungen bestellt?
Derzeit wird es nur in den schriftlichen,
theoretischen Prüfungsfragen
an einigen Stellen mit abgefragt. Im
mündlichen Staatsexamen wird im
Schnitt aber nur knapp drei Minuten
direkt mit dem Patienten unter den
Augen der Prüfer*innen gesprochen.
Ansonsten wird immer nur über ihn
gesprochen. Wir möchten, dass der
Patient der primäre Ansprechpartner
ist. Zuzuhören ist entscheidend, um
wichtige Informationen für die Diagnostik
zu erlangen. Außerdem entstehen
dadurch Beziehung und Vertrauen
– zwei wichtige Grundlage für jede
Behandlung. Meiner Ansicht nach gehen
einige Menschen vor allem deshalb
zu Heilpraktikern, weil wir Ärzt*innen
im Schnitt zu wenig zuhören.
Welche Änderungen möchten Sie
im Staatsexamen vornehmen?
Aktuell planen wir 25 Minuten für
das Anamnesegespräch mit dem
Patienten und noch einmal 25 Minuten
für die körperliche Untersuchung,
in der auch parallel zur Untersuchung
weiter mit dem Patienten
gesprochen werden kann. Dabei ist
es wichtig, dass die Studierenden
den Patienten sagen, was sie gerade
tun und dass sie achtsam mit ihnen
umgehen. Zum Beispiel sollten sie
die Patienten nicht ständig aufstehen,
sich hinlegen und wieder aufstehen
lassen oder sie leicht bekleidet
bei offenem Fenster untersuchen.
Wir möchten, dass Patienten
in einer würdigen und angemessenen
Art und Weise untersucht werden.
Gerade der respektvolle
Umgang ist noch nicht überall in der
Ausbildung Thema und wird von den
Studierenden oft vergessen. Auch
Übungen mit Schauspielern sind
noch nicht flächendeckend vorhanden.
Wir möchten den engagierten
Kolleg*innen, die freiwillig Kurse für
Studierende anbieten, mit einer
Änderung der Prüfungsordnung den
Rücken stärken. Auch die Studierenden,
die diese Kurse besuchen,
möchten wir darin bestärken.
Warum kommt Kommunikation im
praktischen Alltag vieler Ärzt*innen
zu kurz?
Viele sagen: „Ich habe keine Zeit
dafür“, und das stimmt teilweise
auch. Aber Zeit ist nicht alles. Man
kann auch in begrenzter Zeit wertschätzend
sein und die Sorgen der
Patient*innen anhören. Man kann
auch in kurzer Zeit jemandem etwas
Tröstendes sagen. Im Rahmen von
Modellprojekten haben wir dazu
bereits ein paar Teams vor Ort trainiert,
z.B. die Weiterbildungsassistenten
in der Urologie an der Universitätsklinik
Düsseldorf, die auch im Film
„Hiobsbotschaft“ vorkommen. Wir
haben sie interprofessionell, gemeinsam
mit den Pflegenden, 80 Stunden
lang in Kommunikation ausgebildet
und vor allem nicht nur in Workshops,
sondern auch direkt am Arbeitsplatz
im Gespräch mit ihren Patient*innen.
Was bringt ein solches Training
Ärzt*innen, die bereits fest im
Beruf stehen?
Es verbessert nicht nur die Kommunikation
mit den Patient*innen, sondern
auch das Miteinander im Team,
die Arbeitsabläufe und Absprachen.
Und davon profitiert letztlich die
ganze Institution. Wer z.B. heute in
der Düsseldorfer Urologie ein
Gespräch mit einem Patienten über
eine Tumordiagnose führen muss,
gibt vorher seinen Piepser ab und
wird währenddessen nicht gestört.
Das vorher übliche Vorgehen wurde