Ypsilon - 04-2020 - Starke Männer
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uchtipp<br />
Die brennenden Hamster<br />
Axel Berger und Thorsten Thews begeben<br />
sich auf eine (Geschäfts-)Reise in<br />
den Burnout und wieder hinaus. Das<br />
Buch ist ein Erlebnisbericht und Ratgeber<br />
mit Beispielen aus der Praxis und<br />
nützlichen Tipps, wie Sie aus dem „verbrennenden<br />
Hamsterrad“ entkommen<br />
können, und zeigt, dass das Streben<br />
nach persönlichem Erfolg keineswegs<br />
im Fiasko enden muss.<br />
Schardt Verlag, ISBN 978-3-89841-985-7.<br />
Wege aus dem Burnout<br />
Stufe 4<br />
Das Burnout ist in vollem Umfang ausgebrochen, es kommt zu<br />
einem „kompletten Stillstand“, beschreibt Niederhuber, der<br />
selbst ein Burnout hinter sich hat. „Dieser wird als plötzlich eintretend<br />
empfunden und zeigt sich auf verschiedenste Arten und<br />
in unterschiedlicher Intensität, beispielsweise durch Panikattacken,<br />
emotionale Lähmungen oder starke körperliche Schmerzen.“<br />
Betroffene berichten zum Beispiel davon, plötzlich nicht<br />
mehr an der roten Ampel aufs Gas steigen zu können und regungslos<br />
im Auto zu verharren. „Bei einem Burnout wird die<br />
kleinste Aufgabe, beispielsweise zum Supermarkt zu gehen oder<br />
zu telefonieren, zu einem immensen Kraft- und Gewaltakt.“ Ein<br />
bekannter Schlüsselsatz: „Ich kann nicht mehr!“ Betroffene<br />
empfinden oft Schuld- und Hilflosigkeitsgefühle sowie depressive<br />
Verstimmungen.<br />
Burnout-Experte Günter Niederhuber gibt Tipps<br />
zur Bewältigung und Prävention von Burnout:<br />
1 Reflektieren Sie, welche Ursachen Ihrem Burnout<br />
zugrunde liegen.<br />
1 Beginnen Sie einen innerlichen Veränderungsprozess<br />
und eignen Sie sich ein neues Verhaltensmuster an: Es ist okay,<br />
nein zu sagen! Delegieren bedeutet nicht Schwäche! Perfektionismus<br />
sind Erwartungshaltungen, die nicht erfüllt werden<br />
können! Und: Ein gesunder Egoismus ist nicht verwerflich!<br />
1 Gestalten Sie Ihren Alltag ausschließlich mit den Dingen,<br />
die Ihnen guttun!<br />
1 Entspannungsübungen wie Yoga oder Progressive<br />
Muskelentspannung helfen, loszulassen und den eigenen<br />
Körper (neu) wahrzunehmen.<br />
Foto: Privat<br />
Wachsendes Gras<br />
Besonders in der letzten Stufe ist eine Abgrenzung zur Depression<br />
oft schwierig. Prinzipiell kann ein Burnout in eine Depression<br />
übergehen oder auch infolge einer Depression entstehen.<br />
„Der entscheidende Unterschied ist, dass sich bei Burnout die<br />
negativen Gefühle auf Leistung und Tätigkeiten, nicht auf alle<br />
Lebensbereiche beziehen“, erklärt der Experte. „Lebensfreude<br />
und Überlebenswille sind nach wie vor vorhanden.“ Während<br />
eine Depression kontextfrei diagnostiziert werden kann, ist<br />
beim Burnout immer die Ursache, nämlich chronische Überforderung,<br />
ausschlaggebend. Der Hausarzt als erster Ansprechpartner<br />
wird gegebenenfalls zu einem Psychologen oder Burnout-Coach<br />
überweisen. „Zuerst müssen aber stets organische<br />
Ursachen für die Beschwerden ausgeschlossen werden!“ Ein<br />
Burnout kann bis zu zwölf Monate dauern, der Weg in die (Arbeits-)Normalität<br />
sollte bestenfalls schrittweise erfolgen. So hat<br />
es auch Rudi Anschober gemacht, der Jahre nach seinem Burnout<br />
das Land durch die stressige Coronakrise geleitet hat. Vieles<br />
macht er heute anders als früher. In einem Interview mit der<br />
Kronen Zeitung formulierte er es so: „Ich habe gelernt, dass das<br />
Gras nicht schneller wächst, wenn man daran zieht.“<br />
1 Kommunizieren Sie klar Ihre aktuelle Lage und betonen<br />
Sie, dass Burnout eine ernstzunehmende Krankheit ist!<br />
Präventiv gilt:<br />
1 Legen Sie regelmäßige Pausen während Ihrer Arbeit ein.<br />
1 Nehmen Sie sich bewusst Auszeiten, zum Beispiel<br />
mit Familie und Freunden. Gehen Sie Ihrem Hobby<br />
regelmäßig nach!<br />
1 Achten Sie auf geregelte (gesunde!) Mahlzeiten und<br />
ausreichend Schlaf.<br />
1 Betreiben Sie regelmäßig Sport und bewegen Sie sich<br />
im Alltag ausreichend.<br />
1 Ändern Sie gegebenenfalls Ihre Lebensumstände.<br />
Gestehen Sie Stress ein, nehmen Sie Hilfe an und fragen Sie<br />
sich: Welche Bedürfnisse sind mir wichtig im Leben?<br />
<strong>Ypsilon</strong> <strong>04</strong>/<strong>2020</strong> 15