Wussten Sie schon - Dekanat Bamberg
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2 Zum Nachdenken<br />
Sechzig Sekunden sind<br />
eine Minute. Sechzig<br />
Minuten ergeben eine<br />
Stunde. Vierundzwanzig<br />
Stunden einen Tag.<br />
Und 365 Tage im Normalfall<br />
ein Jahr. Das<br />
ist klar. Und es ist gerade<br />
der Sinn der Zeit, dass sie ganz<br />
zuverlässig immer gleich tickt. Es gibt<br />
nur einen Bereich im Jahr, der sich<br />
den Gesetzmäßigkeiten der Zeit einfach<br />
nicht beugen will.<br />
Das begann <strong>schon</strong> lange bevor wir<br />
lebten, mit der Frage, wann denn eigentlich<br />
die Zeit dafür ist. Seit 1800<br />
Jahren wird darüber diskutiert. Nach<br />
vielem hin und her wurde der 25. Dezember<br />
festgelegt. Aber bis heute<br />
bleibt der fade Beigeschmack der<br />
Willkürlichkeit. Halten wir trotzdem<br />
fest: Seit ca. 1800 Jahren steht der<br />
genaue Termin fest. Halt, stopp,<br />
stimmt noch nicht ganz. Seit einigen<br />
Jahrzehnten wird wieder vermehrt<br />
angezweifelt, dass der Termin akzeptabel<br />
ist. Der Fokus liegt dabei diesmal<br />
nicht auf dem Tag, sondern auf dem<br />
Jahr. Das Jahr Null ist gar nicht das<br />
Jahr Null - da ist man sich inzwischen<br />
sicher. Und bei all den massiven<br />
Auseinandersetzungen, welches Jahr<br />
denn genau das Jahr Null ist, schalteten<br />
sich plötzlich ein paar Leute ein,<br />
die das Zeitchaos perfekt machen. Es<br />
ist gar nicht so wichtig, wann Null ist,<br />
sagen sie: Jesus wird doch jedes Jahr<br />
geboren!<br />
Von dieser zeitlichen Einordnung<br />
kann man halten, was man will, aber<br />
ich gebe zu Bedenken, dass um Weihnachten<br />
herum vermehrt Zeitanoma-<br />
Weihnachten<br />
Zeit für<br />
Überraschungen<br />
lien auftreten:<br />
Wer erinnert sich<br />
nicht an das Warten<br />
auf Heilig Abend? Ist<br />
in dem abgeschlossenen<br />
Zimmer wirklich<br />
das, was <strong>schon</strong> seit<br />
Monaten auf meinen<br />
Wunschzettel ganz oben steht? Kein<br />
Mensch der Welt erzählt mir, dass der<br />
Heilige Abend genau wie alle anderen<br />
Tage aus nur 24 Stunden besteht. Und<br />
wer mir heute weiß machen will, dass<br />
die Adventszeit mindestens vier Wochen<br />
dauert, kann ich nur milde anlächeln.<br />
Kein Adventskalender der Welt<br />
kann mir das verkaufen. Wären es wirklich<br />
vier Wochen, hätte ich alle Zeit der<br />
Welt. Dann wären meine Geschenke<br />
längst verpackt, die Plätzchen gebacken<br />
– längst!<br />
Und so beginnt unser Kirchenjahr gar<br />
nicht zuverlässig, sondern voller Überraschungen.<br />
Übrigens nicht nur im Bezug<br />
auf die Zeit: So wird der allmächtige<br />
Herrscher der Heerscharen als Säugling<br />
geboren. Von einer Frau die weit,<br />
weit weg von zu Hause unterwegs ist,<br />
mit einem Mann, der weiß, dass er dieses<br />
Kind nicht gezeugt hat. Angebetet<br />
von Hirten, nicht von den Herrschern<br />
der Welt... Weihnachten ist eine einzige<br />
Überraschung. Eine Sinfonie des Unerwarteten<br />
und Unpassenden. Wenn also<br />
dieses neue Jahr im Advent bei Ihnen<br />
nicht so beginnt, wie <strong>Sie</strong> es sich erhofft<br />
und geplant haben, wenn die ganze<br />
Welt Kopf zu stehen scheint, dann ärgern<br />
<strong>Sie</strong> sich nicht – dann ist das vielleicht<br />
einfach Weihnachten.<br />
Vikarin Anna <strong>Bamberg</strong>er