BT_03-2020_OST_Endpdf
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ZUKUNFTSLOTSE THOMAS STROBEL<br />
„Corona-Momentum“ als Chance<br />
Startups mit Nachhaltigkeitsvorteilen könnten ebenso wie Jung-Unternehmen mit neuartigen Digitalangeboten<br />
gestärkt aus der Corona-Krise hervorgehen, wenn sie das „Corona-Momentum“ nutzen.<br />
Diese These vertritt der Münchner Zukunftslotse und Ingenieur Thomas Strobel.<br />
Herr Strobel, Sie erkunden gemeinsam<br />
mit dem Mittelstand Zukunftshorizonte<br />
für neue Geschäftsmodelle.<br />
Was kommt aus Ihrer Sicht nach der<br />
Pandemie?<br />
Thomas Strobel: Wir werden keine Zeitenwende<br />
„nach Corona“ bekommen;<br />
vielmehr werden wir weiter mit dem<br />
Risiko von Pandemien leben müssen.<br />
Aus meiner Sicht hat die Zeit massiver<br />
Veränderungen raumgreifend begonnen.<br />
Wesentliches Kennzeichen: Eine<br />
gedankenlos konsumierende Überflussgesellschaft<br />
wurde durch Covid-19 auf<br />
eine normale Wohlstandsgesellschaft<br />
mit einem Mehr an Nachhaltigkeitsbewusstsein<br />
zurückgebremst. Digitale Unterrichts-<br />
und Studienangebote, Videokonferenzen<br />
statt Geschäftsreisen oder<br />
der Mobilitätsschwenk in Richtung Fahrrad<br />
in den Innenstädten sind Ausdruck<br />
dafür; das lässt sich nicht mehr auf einen<br />
Status „vor Corona“ zurückdrängen.<br />
Lassen Sie uns auf das „Corona-<br />
Momentum“ zu sprechen kommen …<br />
Gründer und junge Technologiefirmen,<br />
die noch zu Pandemiezeiten ihre zukunftsorientierten<br />
Konzepte in Angriff<br />
nehmen, können jetzt womöglich dieses<br />
Momentum nutzen, das so schnell nicht<br />
wiederkommt: Die sonst gefährlichen,<br />
etablierten Wettbewerber oder „Platzhirsche“<br />
haben zumeist gerade Besseres<br />
zu tun, als sich branchenfremden Wadenbeißern<br />
zu erwehren: Sie sind die<br />
nächsten zwölf bis 18 Monate massiv<br />
auf ihr eigenes Überleben in der Krise<br />
fokussiert und können darum Quereinsteigern<br />
und Innovatoren weniger Aufmerksamkeit<br />
widmen.<br />
Welche Weichenstellungen liegen in<br />
der Luft?<br />
Corona zwingt uns zu zahlreichen<br />
Transformationen, damit wir nicht in die<br />
alten Problemfelder von Klimawandel,<br />
Ressourcenbedarf, Globalisierung, Wegwerfgesellschaft<br />
etc. zurückfallen. Der<br />
Einstieg in eine nachhaltigere Lebensweise<br />
und Wirtschaft bietet sich jetzt an.<br />
Er wird sicher auch bei einem kleinen<br />
Prozentsatz der mündigen Verbraucher<br />
zu einem veränderten Kauf- und Konsumverhalten<br />
führen und kann von<br />
langfristig erfolgreichen Unternehmen<br />
als Chance genutzt werden. Auch das<br />
Redesign von Liefer- und Wertschöpfungsketten<br />
ist ein großes Wirtschaftsthema<br />
in nächster Zeit; eine spontane<br />
Renationalisierung in diesem Zusammenhang<br />
wäre aber kontraproduktiv.<br />
Welche Gründungen braucht das<br />
Land jetzt?<br />
Digitale Startups und Firmen, die unsere<br />
Konsumgewohnheiten als Verbraucher<br />
nachhaltig konzeptionell verändern<br />
wollen und können – mit Geldgebern,<br />
im Bunde mit der Wissenschaft und im<br />
Dialog mit der zukunftsorientierten Politik.<br />
Zur Person<br />
Der Münchner Zukunftslotse Thomas<br />
Strobel ist Geschäftsführer der FENWIS<br />
GmbH. Der 57-jährige Diplom-Ingenieur<br />
für Maschinenwesen mit Berufserfahrung<br />
in branchenübergreifenden<br />
Strategie- und Planungsteams sowie<br />
im Innovationsmanagement gilt als besonders<br />
industrienah. Als Zukunftslotse<br />
ist er methodisch und inhaltlich darauf<br />
spezialisiert, für mittelständische<br />
Unternehmen und Industrieverbände<br />
aus Zukunftstrends systematisch erfolgversprechende<br />
Geschäftsstrategien,<br />
neue Geschäftsmodelle und Umsetzungspläne<br />
abzuleiten.<br />
Zukunftslotse und Ingenieur Thomas<br />
Strobel. Bild: W+M/R.Succo<br />
www.<br />
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