Perspektiven - Chemical Sensitivity Network
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drophoben organischen Lösungsmittel haben bekannte<br />
Mechanismen, die in der Lage sein sollten,<br />
den vorgeschlagenen Teufelskreis um überhöhtes<br />
NMDA/Stickoxid/Peroxinitrit zu initiieren, und so<br />
MCS auszulösen. Wenn MCS erst einmal ausgelöst<br />
ist, ist vorgezeichnet, dass durch Simulation<br />
dieses Kreislaufs die Symptome von Chemikaliensensitivität<br />
hervorgerufen werden.<br />
Erklärungen für die rätselhaftesten<br />
Kennzeichen von MCS:<br />
Wenn diese Theorie korrekt sein sollte, beantwortet<br />
sie die schwierigsten Fragen zu MCS.<br />
1. Wie bewirken Pestizide (Organophosphate<br />
und Carbamate) und hydrophobe organische<br />
Lösungsmittel die Auslösung von MCS? Jedes<br />
löst den Beginn eines Teufelskreises aus, der<br />
NMDA-Rezeptoren, Stickoxid und Peroxintrit<br />
im Gehirn involviert, wobei die Organophosphate/Carbamate<br />
über einen bekannten Mechanismus<br />
wirken und hydrophobe organische<br />
Lösungsmittel über einen anderen.<br />
2. Wie lösen hydrophobe organische Lösungsmittel<br />
die Symptome von MCS aus? Sie wirken<br />
über den gleichen Mechanismus, wie er<br />
für solche Lösungsmittel oben unter Nr. 1 vorgeschlagen<br />
wurde.<br />
3. Warum ist MCS chronisch? Vermutlich aus<br />
zwei Gründen: Wegen der verschiedenen<br />
Rückkopplungsschleifen, die die erhöhte<br />
4.<br />
Stickoxid/Peroxinitrit/NMDA-Aktivität aufrechterhalten<br />
und auch weil die Veränderungen in<br />
den Synapsen des Gehirns langfristiger Natur<br />
sein können.<br />
Warum sind MCS-Betroffene so überaus empfindlich<br />
gegenüber organischen Lösungsmitteln?<br />
Weil es vier verschiedene Mechanismen<br />
gibt, über die Stickoxid und Peroxinitrit die<br />
Reaktion bewirken können, wobei die synergistische<br />
Wirkung der Kombination von allen<br />
vieren zu derartig ausgeprägter Empfindlichkeit<br />
führt. Die vier Mechanismen sind gut dokumentiert,<br />
wenn auch ihre Relevanz für MCS<br />
in Frage gestellt werden kann.<br />
5. Wie werden die Symptome von MCS hervorgerufen?<br />
Möglicherweise durch dieselben Mechanismen,<br />
wie sie schon früher für die Symptome<br />
von CFS vorgeschlagen wurden.<br />
6. Wie kann man die Überlappungen von MCS<br />
mit CFS, Fibromyalgie, post-traumatischer<br />
Belastungsstörung und Golfkriegssyndrom er-<br />
Umweltmedizin international<br />
<strong>Chemical</strong> <strong>Sensitivity</strong> <strong>Network</strong> <strong>Perspektiven</strong> - Herbst 2006<br />
klären? Es wird vorgeschlagen, dass an allen<br />
überhöhtes Stickoxid und Peroxinitrit beteiligt<br />
sind. Alle können ebenfalls eine erhöhte<br />
NMDA-Aktivität verursachen.<br />
Aus weiteren Veröffentlichungen<br />
von Martin Pall<br />
Karlheinz Ramm, August 2006<br />
In neueren Veröffentlichungen bezieht Prof. Pall<br />
auch Pyrethroide und Organochlorpestizide (Chlordane,<br />
Lindan) in die Klasse der - möglicherweise<br />
nach dem beschriebenen Muster – MCS-auslösenden<br />
Substanzen ein. Die involvierten Pestizide<br />
unterscheiden sich durch ihre chemische Struktur<br />
und die Art und Weise ihrer biochemischen Wirkung<br />
bei Insekten und Menschen. Organophosphate<br />
und Carbamate hemmen, wie oben beschrieben,<br />
beide das Enzym Actetylcholinesterase. Die Pyrethroide<br />
öffnen Natriumkanäle im Gehirn. Die Organochlorpestizide<br />
hemmen sog. GABA-Rezeptoren,<br />
Stellen, an denen GABA 15 im Gehirn aktiv werden<br />
kann. Das interessante sei, dass, obwohl alle auf<br />
verschiedene Ziele im Gehirn einwirkten, sie dennoch<br />
eine gleichartige Reaktion hervorriefen, die<br />
erhöhte NMDA-Aktivität und erhöhtes Stickoxid involviere.<br />
Vanilloid Rezeptor<br />
Das vermutliche Ziel für organische Lösungsmittel,<br />
der Vanilloid-Rezeptor 16 , sei ebenfalls dafür<br />
bekannt, in der Lage zu sein, Anstiege in der<br />
NMDA-Aktivität und der Stickoxidkonzentration zu<br />
bewirken. Es gebe auch experimentelle Hinweise<br />
für übermäßige Aktivität des Vanilloid-Rezeptors<br />
bei MCS.<br />
Organspezifizität der Symptome<br />
Ein spezifisches Gewebe, das von den oben beschriebenen<br />
Prozessen (Stickoxid/Peroxinitrid/<br />
NMDA-Theorie) betroffen sei, könne dabei eine<br />
ebenso spezifische Reaktion entwickeln, während<br />
ein benachbartes Gewebe nicht betroffen sei, wodurch<br />
die Variabilität der Symptome erklärbar werde.<br />
Ein Beispiel dafür sei, dass, wenn die Amygdala 17<br />
von dieser Biochemie betroffen ist, zu vermuten<br />
sei, dass ein Patient Symptome in Form von Angst<br />
und möglichen Panikattacken zeigt. Ähnlich, wenn<br />
bestimmte Regionen des Gastrointestinaltrakts<br />
betroffen sind, können Reizdarmsymptome<br />
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