recke:in - Das Magazin der Graf Recke Stiftung Ausgabe 1/2010
Die Netzwerker
Die Netzwerker
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Nr. 1, März <strong>2010</strong><br />
Die Netzwerker<br />
Aus dem Inhalt:<br />
„Sie schickt mir <strong>der</strong> Himmel“<br />
E<strong>in</strong>e Ausstellung unter Beteiligung<br />
<strong>der</strong> <strong>Graf</strong>-<strong>Recke</strong>-<strong>Stiftung</strong> gab jetzt<br />
E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Welt psychisch<br />
erkrankter Menschen. Seite 8<br />
E<strong>in</strong> Netzwerk rund ums Wohl <strong>der</strong> Bewohner (rechts Beiratsvorsitzende<br />
Ruth Hochgrewe) hat <strong>der</strong> Sozialtherapeutische Dienst im<br />
Walter-Kobold-Haus (l<strong>in</strong>ks STD-Leiter<strong>in</strong> Petra Hantusch) geknüpft.<br />
Wie das Netzwerk von Mitarbeitern, Kirchengeme<strong>in</strong>de und<br />
Ehrenamtlichen getragen wird, lesen Sie ab Seite 4.<br />
Wenn Musik Tore öffnet<br />
Nicht immer melodiös, aber mit<br />
Begeisterung und Leidenschaft<br />
übt e<strong>in</strong>e Musiktherapiegruppe<br />
<strong>in</strong> Rat<strong>in</strong>gen. Seite 10<br />
Kita-K<strong>in</strong><strong>der</strong> für Haiti<br />
<strong>Das</strong> Erdbeben <strong>in</strong> Mittelamerika hat<br />
die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte so<br />
sehr beschäftigt, dass sie etwas<br />
unternehmen wollten. Seite 11<br />
Künstler mit Leidenschaft<br />
In e<strong>in</strong>er alten Fabrik mitten <strong>in</strong><br />
Düsseldorf leben junge Menschen<br />
mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen ihre<br />
Kreativität aus. Seite 12<br />
Selbstbewusst mit Karib & Co.<br />
E<strong>in</strong>e neue Generation Pferd tritt<br />
ihren Dienst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hildener<br />
Reitpädagogik an. Seite 14
Editorial<br />
<strong>recke</strong>:<strong>in</strong>fos 3<br />
Dr. Re<strong>in</strong>hard v. Dalwigk<br />
Präses des Kuratoriums<br />
Liebe Leser<strong>in</strong>, lieber Leser,<br />
<strong>der</strong> h<strong>in</strong>ter uns liegende Jahreswechsel sowie <strong>der</strong> im Januar <strong>2010</strong> erstmals realisierte<br />
Neujahrsempfang waren für mich Anlass, die Vergangenheit und das abgelaufene<br />
Geschäftsjahr Revue passieren zu lassen. Gern nutze ich die Gelegenheit, Ihnen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
ersten <strong>Ausgabe</strong> unserer <strong>recke</strong>:<strong>in</strong> im neuen Jahr E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> diese Gedanken zu geben.<br />
H<strong>in</strong>ter uns liegt e<strong>in</strong> weiteres bewegtes Jahr. Neben personellen Verän<strong>der</strong>ungen im Vorstandsbereich<br />
s<strong>in</strong>d die Veräußerung des defizitären Gesundheitsbereichs sowie e<strong>in</strong>ige<br />
dr<strong>in</strong>gend notwendige Verkäufe nicht betriebsnotwendiger Immobilien realisiert worden.<br />
Wir legen den Fokus wie<strong>der</strong> auf unsere Kernkompetenzen. Um diese Kernaufgaben<br />
– die optimale Betreuung und Versorgung unserer Klientel mit unterschiedlichsten<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen – erbr<strong>in</strong>gen zu können, benötigen wir Geld, geeignete Immobilien und<br />
E<strong>in</strong>richtungen sowie e<strong>in</strong>e Unternehmensorganisation. Sie s<strong>in</strong>d die notwendige Voraussetzung,<br />
jedoch wäre das, worauf unsere <strong>Stiftung</strong> heute mit großem Selbstbewusstse<strong>in</strong><br />
zurückblicken kann, ohne den E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>es jeden Mitarbeitenden so nicht möglich<br />
gewesen. Wir s<strong>in</strong>d stolz auf unsere Mitarbeitenden und auf die Leistung, die sie täglich,<br />
an welcher Stelle und <strong>in</strong> welcher Position auch immer, <strong>in</strong> unseren E<strong>in</strong>richtungen erbr<strong>in</strong>gen.<br />
Und wir wollen mit unserem Tun und Handeln dazu beitragen, die Bed<strong>in</strong>gungen<br />
für ihre verantwortungsvollen Aufgaben zur Wahrnehmung unseres <strong>Stiftung</strong>sauftrags<br />
zu optimieren.<br />
Ich glaube gerade angesichts <strong>der</strong> vor uns liegenden Herausfor<strong>der</strong>ungen fest daran, dass<br />
wir geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>er guten Zukunft entgegen gehen, wenn wir unseren Leitsatz „<strong>Das</strong><br />
Leben meistern” <strong>in</strong> erlebbares Verhalten umsetzen. Je<strong>der</strong> kann mit gutem Beispiel<br />
vorangehen. Würden nicht viele ‚Probleme' durch unser begeistertes Handeln und <strong>der</strong><br />
Freude an den Herausfor<strong>der</strong>ungen zu lösbaren Aufgaben werden?<br />
Zu Beg<strong>in</strong>n des neuen Jahres möchte ich Ihnen mit diesen Gedanken Mut machen, <strong>der</strong><br />
allseits verbreiteten Zögerlichkeit durch eigenes, entschlossenes Handeln entgegenzuwirken.<br />
Und me<strong>in</strong> ganz beson<strong>der</strong>er Dank gilt allen, die uns im abgelaufenen Geschäftsjahr<br />
auf dem geme<strong>in</strong>samen Weg aktiv begleitet und unterstützt haben. Unsere Partner,<br />
Wegbegleiter, Freunde und För<strong>der</strong>er bitte ich zugleich, uns weiter gewogen zu bleiben.<br />
Begleiten Sie uns auf unserem oft nicht e<strong>in</strong>fachen Weg wohlwollend – gern auch engagiert<br />
– und stehen Sie uns kritisch, offen und ehrlich mit Rat und Tat zur Seite.<br />
Mit herzlichen Grüßen<br />
Aufgaben<br />
geme<strong>in</strong>sam<br />
meistern<br />
Wer wir s<strong>in</strong>d<br />
und was wir tun<br />
Die <strong>Graf</strong>-<strong>Recke</strong>-<strong>Stiftung</strong> ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong><br />
ältesten diakonischen E<strong>in</strong>richtungen<br />
Deutschlands. 1822 gründete <strong>Graf</strong> von<br />
<strong>der</strong> <strong>Recke</strong>-Volmerste<strong>in</strong> e<strong>in</strong> „Rettungshaus“<br />
für Straßenk<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> Düsselthal.<br />
Zur K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendhilfe kamen die<br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenhilfe (1986) und die Altenhilfe<br />
(1995) h<strong>in</strong>zu. Heute besteht die<br />
<strong>Stiftung</strong> aus dem Geschäftsbereich<br />
<strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> Erziehung & Bildung <strong>in</strong><br />
Gestalt <strong>der</strong> Tochtergesellschaft Educon<br />
GmbH und <strong>der</strong> beiden För<strong>der</strong>schulen<br />
sowie den Geschäftsbereichen <strong>Graf</strong><br />
<strong>Recke</strong> Sozialpsychiatrie & Heilpädagogik<br />
und <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> Wohnen & Pflege<br />
samt Dorotheenpark gGmbH<br />
Seniorenzentrum <strong>in</strong> Hilden. Zur <strong>Stiftung</strong><br />
gehören auch die Ev. Kirchengeme<strong>in</strong>de<br />
bei <strong>der</strong> <strong>Graf</strong>-<strong>Recke</strong>-<strong>Stiftung</strong> <strong>in</strong><br />
Wittlaer-E<strong>in</strong>brungen und die Dienstleistungsgesellschaft<br />
DiFS GmbH.<br />
Alle Informationen und aktuelle<br />
News aus <strong>der</strong> <strong>Graf</strong>-<strong>Recke</strong>-<strong>Stiftung</strong> f<strong>in</strong>den<br />
Sie auf unserer Homepage:<br />
www.graf-<strong>recke</strong>-stiftung.de<br />
Gute Noten für Haus Berl<strong>in</strong><br />
Pflegee<strong>in</strong>richtung <strong>der</strong> <strong>Graf</strong>-<strong>Recke</strong>-<strong>Stiftung</strong> <strong>in</strong> Neumünster<br />
schnitt bei <strong>der</strong> MDK-Prüfung mit <strong>der</strong> Gesamtnote 2,6 ab.<br />
Der E<strong>in</strong>gangsbereich im neu gestalteten Haus Berl<strong>in</strong> <strong>in</strong> Neumünster.<br />
Mit <strong>der</strong> Gesamtnote 2,6 bewertete <strong>der</strong><br />
Mediz<strong>in</strong>ische Dienst <strong>der</strong> Krankenkassen<br />
(MDK) die Haus Berl<strong>in</strong> gGmbH. In e<strong>in</strong>er<br />
geme<strong>in</strong>samen Prüfung mit <strong>der</strong> Heimaufsicht<br />
waren im November zehn Gutachter<br />
durch die Pflegee<strong>in</strong>richtung <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>in</strong><br />
Neumünster gegangen. Nach Informationen<br />
<strong>der</strong> Geschäftsführung rangiert das<br />
Haus damit auf dem dritten Rang bei den<br />
bis dah<strong>in</strong> im Diakonischen Werk Schleswig-<br />
Holste<strong>in</strong> erhobenen Transparenzberichten.<br />
Pflegebedürftige und Angehörige sollen<br />
sich <strong>in</strong> Zukunft mit Hilfe von Noten über die<br />
Qualität von Pflegeheimen <strong>in</strong>formieren.<br />
Grundlage s<strong>in</strong>d die Ergebnisse <strong>der</strong> MDK-<br />
Qualitätsprüfungen und an<strong>der</strong>er Gutachten.<br />
Bis Ende <strong>2010</strong> sollen alle ambulanten<br />
und stationären E<strong>in</strong>richtungen geprüft werden.<br />
Im Haus Berl<strong>in</strong> wurden zum Zeitpunkt<br />
<strong>der</strong> Prüfung 131 Bewohner versorgt, von<br />
denen 15 <strong>in</strong> die Prüfung e<strong>in</strong>bezogen und<br />
13 befragt wurden. Inzwischen leben 140<br />
Menschen im Haus Berl<strong>in</strong>. Die Bauarbeiten<br />
an den „bettenführenden Stationen“ s<strong>in</strong>d<br />
<strong>in</strong>zwischen abgeschlossen. Im Verlaufe des<br />
Jahres soll e<strong>in</strong>e Kapazität von 166 Plätzen<br />
erreicht werden.<br />
Schumacher-Brauerei schenkt mit Freude<br />
Anja Welschen, Birgit Kleekamp und Frank Spielmann<br />
Foto: Künstle<br />
Foto: Haus Berl<strong>in</strong><br />
Über Sachspenden im Wert von 3000 Euro<br />
freut sich das Seniorenzentrum Zum<br />
Königshof. <strong>Das</strong> Seniorenzentrum <strong>der</strong> <strong>Graf</strong>-<br />
<strong>Recke</strong>-<strong>Stiftung</strong> <strong>in</strong> Unterrath ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungen<br />
und Organisationen, die 2009<br />
vom traditionellen Adventsbasar „Mit Freude<br />
schenken“ <strong>der</strong> Altbierbrauerei Schumacher<br />
profitieren. Bei dieser jährlichen Veranstaltung<br />
spenden Mitarbeitende <strong>der</strong> ältesten<br />
Hausbrauerei Düsseldorfs ihre Tr<strong>in</strong>kgel<strong>der</strong>,<br />
Gäste kaufen Tombola-Lose und spenden<br />
für den guten Zweck. Von <strong>der</strong> sachgebundenen<br />
Spende wurden unter an<strong>der</strong>em<br />
e<strong>in</strong> Snoezelset für die Wohlfühloase des<br />
Hauses sowie zwei M<strong>in</strong>i-Anlagen und e<strong>in</strong><br />
Plattenspieler angeschafft, berichtete Anja<br />
Welschen, Leiter<strong>in</strong> des Sozialtherapeutischen<br />
Dienstes des Seniorenzentrums bei<br />
<strong>der</strong> Spendenübergabe <strong>in</strong> Anwesenheit von<br />
E<strong>in</strong>richtungsleiter<strong>in</strong> Birgit Kleekamp und<br />
SPD-Ratsherr Frank Spielmann, <strong>der</strong> den<br />
Kontakt zur Brauerei herstellte.<br />
Medienberichte über<br />
Ermittlungen gegen<br />
Ex-Mitarbeitende<br />
Nach e<strong>in</strong>er ARD-Tagesschau-Meldung<br />
am 8. März hat es e<strong>in</strong>e Flut von<br />
Medienberichten zu staatsanwaltschaftlichen<br />
Ermittlungen gegen frühere<br />
Mitarbeitende e<strong>in</strong>er ehemaligen<br />
Wohngruppe <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong>stochter Educon<br />
gegeben. Die Staatsanwaltschaft<br />
prüft <strong>der</strong>zeit Vorwürfe <strong>der</strong> körperlichen<br />
Misshandlung von Schutzbefohlenen<br />
und Freiheitsberaubung. Die Educon<br />
hatte hierzu wie folgt Stellung genommen:<br />
Bereits Mitte 2008 waren erste Vorwürfe<br />
gegen die Gruppenleitung bekannt<br />
geworden, aufgrund <strong>der</strong>er sich die<br />
damalige Educon-Geschäftsführung<br />
sofort von <strong>der</strong> zuständigen Gruppenleitung<br />
getrennt hat. Im Sommer 2009<br />
s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> heutigen Educon-Geschäftsführung,<br />
seit 2009 im Amt, weitere Vorwürfe<br />
bekannt geworden. Die<br />
Geschäftsführung hat sofort <strong>in</strong>tensive<br />
Gespräche mit den betroffenen Mitarbeitern<br />
geführt und daraufh<strong>in</strong> bei <strong>der</strong><br />
Staatsanwaltschaft Düsseldorf und<br />
dem Landesjugendamt Anzeige erstattet.<br />
Die betroffenen Mitarbeiter und die<br />
verantwortliche Bereichsleitung wurden<br />
<strong>in</strong> Abstimmung mit <strong>der</strong> Mitarbeitervertretung<br />
und den zuständigen<br />
Behörden mit sofortiger Wirkung vom<br />
Dienst suspendiert. Die Anstellungsverhältnisse<br />
wurden <strong>in</strong>zwischen<br />
gekündigt. Zur Aufarbeitung <strong>der</strong> vergangenen<br />
Geschehnisse wurde e<strong>in</strong>e<br />
Arbeitsgruppe gebildet, die sich <strong>in</strong>tensiv<br />
mit den Vorkommnissen ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzt<br />
und Maßnahmen def<strong>in</strong>iert hat,<br />
um <strong>der</strong>artige Fehlentwicklungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Zukunft frühzeitig zu erkennen und zu<br />
vermeiden.<br />
Der Educon ist die zügige und umfassende<br />
Aufklärung aller Vorwürfe e<strong>in</strong><br />
beson<strong>der</strong>es Anliegen, sie hat daher<br />
den zuständigen Ämtern und Behörden,<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Staatsanwaltschaft<br />
und <strong>der</strong> Heimaufsicht des Landesjugendamtes,<br />
bei den weiteren<br />
Ermittlungen ihre une<strong>in</strong>geschränkte<br />
Unterstützung zugesagt.<br />
<strong>recke</strong>:<strong>in</strong><br />
1/10<br />
<strong>recke</strong>:<strong>in</strong>
4<br />
Titelthema<br />
Titelthema 5<br />
Netzwerk fürs Bewohnerwohl<br />
Im Sozialtherapeutischen Dienst des Walter-Kobold-Hauses werden vielfältige Angebote für<br />
die Bewohner geplant und organisiert. Dabei greift die Leiter<strong>in</strong> des Sozialtherapeutischen<br />
Dienstes, Petra Hantusch, auf e<strong>in</strong> gut geknüpftes Netzwerk zurück.<br />
Von Jan Caspers<br />
Es kann se<strong>in</strong>, dass <strong>der</strong> überaus freundliche<br />
E<strong>in</strong>druck, den die E<strong>in</strong>gangshalle des Walter-<br />
Kobold-Hauses Ende Januar auf den Besucher<br />
macht, durch die Witterungsbed<strong>in</strong>gungen<br />
auf <strong>der</strong> E<strong>in</strong>brunger Straße <strong>in</strong> Düsseldorf<br />
noch verstärkt wird, denn wer von<br />
W<strong>in</strong>d und Schnee durchnässt hier e<strong>in</strong>tritt,<br />
f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em großzügig gestalteten<br />
Empfangsbereich wie<strong>der</strong>, <strong>in</strong> den das noch<br />
etwas schwache Sonnenlicht durch zahlreiche<br />
Fenster h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>fällt. Im Zentrum des<br />
Raumes bef<strong>in</strong>den sich durch Stellwände<br />
und Pflanzen vom Haupte<strong>in</strong>gang abgeschirmte<br />
Sitzgruppen, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>ige<br />
Bewohner zum Lesen o<strong>der</strong> zu Gesprächen<br />
Platz genommen haben. Nach oben h<strong>in</strong> ist<br />
<strong>der</strong> Raum offen, so dass man mehrere Etagen<br />
hoch bis zu e<strong>in</strong>er großen Fensterkuppe<br />
im Dach schauen kann. Zur Straßenfront<br />
h<strong>in</strong> schaffen e<strong>in</strong> Cafe und e<strong>in</strong> Friseursalon,<br />
die nicht nur von den Bewohnern, son<strong>der</strong>n<br />
auch von externer Kundschaft besucht werden<br />
können, e<strong>in</strong>e lebhafte und e<strong>in</strong>ladende<br />
Atmosphäre, die das ungemütliche W<strong>in</strong>terwetter,<br />
das draußen herrscht, augenblicklich<br />
vergessen lässt.<br />
<strong>Das</strong> Büro von Petra Hantusch, <strong>der</strong> Leiter<strong>in</strong><br />
des Sozialtherapeutischen Dienstes, grenzt,<br />
nur durch e<strong>in</strong>e Glastür getrennt, direkt an<br />
diese E<strong>in</strong>gangshalle. Der Sozialtherapeutische<br />
Dienst arbeitet im Walter-Kobold-<br />
Haus, das 1997 als Altenpflegeheim <strong>der</strong><br />
<strong>Graf</strong>-<strong>Recke</strong>-<strong>Stiftung</strong> eröffnet worden ist,<br />
eng mit den Bereichen <strong>der</strong> Hauswirtschaft<br />
und Pflege zusammen und ist erster<br />
Ansprechpartner bei Anfragen zum Heime<strong>in</strong>zug,<br />
erläutert Hantusch. E<strong>in</strong> guter Kontakt<br />
zu den Sozialdiensten <strong>der</strong> Krankenhäuser<br />
und e<strong>in</strong>e umfassende und e<strong>in</strong>fühlsame<br />
Beratung von Angehörigen und Bewohnern<br />
seien sehr wichtig.<br />
Steht e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zugsterm<strong>in</strong> für e<strong>in</strong>en neuen<br />
Bewohner fest, werden die entsprechenden<br />
Schnittstellen des Hauses vom Sozialtherapeutischen<br />
Dienst über den Neue<strong>in</strong>zug<br />
<strong>in</strong>formiert. Denn für jeden Bewohner liegt<br />
spätestens sechs Wochen nach dem E<strong>in</strong>zug<br />
e<strong>in</strong>e aktuelle Pflegeplanung vor, die sich an<br />
Schwe<strong>in</strong> im Haus – das Netzwerk macht’s möglich!<br />
Foto: Künstle<br />
den Bedürfnissen, Wünschen und <strong>in</strong>dividuellen<br />
Fähigkeiten bzw. Problemstellungen<br />
orientiert. „Um möglichst viel über die Persönlichkeit<br />
und die Interessen <strong>in</strong> Erfahrung<br />
br<strong>in</strong>gen zu können, s<strong>in</strong>d persönliche<br />
Gespräche mit den Angehörigen sowie<br />
e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Beschäftigung mit je<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />
Lebensgeschichte zw<strong>in</strong>gend notwendig“,<br />
macht Petra Hantusch im H<strong>in</strong>blick<br />
auf die Betreuung durch den Sozialtherapeutischen<br />
Dienst deutlich. Es sei dabei<br />
wichtig zu erfahren, was e<strong>in</strong> Mensch im<br />
Laufe se<strong>in</strong>es Lebens beson<strong>der</strong>s gern<br />
gemacht hat, denn nur so ist man <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Lage, auf diese Vorlieben ganz spezifisch<br />
e<strong>in</strong>gehen zu können. Da vor allem unter<br />
den älteren Bewohnern <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong>er, die<br />
an Demenz leiden, bei über 70 Prozent<br />
liegt, werde bei <strong>der</strong> Betreuung <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
versucht, durch verschiedene Unternehmungen<br />
das Er<strong>in</strong>nerungsvermögen an<br />
eigene Erfahrungen anzuregen und die<br />
Bewohner aktiv zu beschäftigen.<br />
Deshalb laufen im Büro von Petra Hantusch<br />
auch die Fäden <strong>der</strong> Organisation von Veranstaltungen,<br />
Angeboten und Festen zusammen.<br />
„E<strong>in</strong>e wichtige Rolle spielen die Feste<br />
und Feiertage wie etwa Nikolaus, Weihnachten<br />
o<strong>der</strong> Silvester”, erklärt Hantusch.<br />
Solche Veranstaltungen werden aus Platzgründen<br />
meist <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />
Wohnbereiche gefeiert. Den Nikolaus o<strong>der</strong><br />
den Weihnachtsmann spielen zumeist<br />
ehrenamtliche Helfer aus <strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>de<br />
<strong>der</strong> <strong>Graf</strong>-<strong>Recke</strong>-<strong>Stiftung</strong>, die durch<br />
die Wohnbereiche ziehen und den<br />
gespannten Bewohnern Geschenke überreichen.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus, berichtet die Leiter<strong>in</strong>,<br />
engagiert <strong>der</strong> Sozialtherapeutische<br />
Dienst zu diesen Anlässen Musiker, die<br />
durch das geme<strong>in</strong>schaftliche S<strong>in</strong>gen von<br />
Advents- und Weihnachtslie<strong>der</strong>n sowie<br />
durch das Aufsagen von Gedichten ebenso<br />
K<strong>in</strong>dheitser<strong>in</strong>nerungen anregen wie die liebevoll<br />
zusammengestellten Weihnachtsdekorationen<br />
aus Tannenzweigen, Nüssen<br />
und Lebkuchen.<br />
Neben den großen Feiertagen organisiert<br />
<strong>der</strong> Sozialtherapeutische Dienst für die<br />
Bewohner über das Jahr verteilt zahlreiche<br />
Veranstaltungen und Aktivitäten. Dazu<br />
gehören Karnevalsfeiern, Diavorträge über<br />
Skand<strong>in</strong>avien, <strong>der</strong> Besuch klassischer Konzerte,<br />
Grillfeste o<strong>der</strong> Projektwochen mit<br />
unterschiedlichen Themenschwerpunkten.<br />
Je nach Jahreszeit stehen diese Wochen<br />
INFO<br />
Ehrenamtliche Hilfe gefragt<br />
Wer die Arbeit des Sozialtherapeutischen<br />
Dienstes im Walter-Kobold-<br />
Haus <strong>in</strong> Düsseldorf-Wittlaer ehrenamtlich<br />
unterstützen möchte, wendet<br />
sich an Petra Hantusch. Telefonisch ist<br />
sie unter 0211/4055472 erreichbar, per<br />
E-mail unter p.hantusch@graf-<strong>recke</strong>stiftung.de.<br />
Im Dorotheenpark Seniorenzentrum<br />
<strong>in</strong> Hilden hat Adelheid<br />
Re<strong>in</strong>ers, Leiter<strong>in</strong> Sozialtherapeutischer<br />
Dienst, über Jahre e<strong>in</strong>en festen Kreis<br />
von Ehrenamtlichen aufgebaut, die<br />
regelmäßig zur Betreuung <strong>der</strong> Bewohner<br />
kommen. Dieser Kreis trifft sich<br />
jeden zweiten Montag im Monat von<br />
15 bis 16 Uhr zum fröhlichen Kaffeeklatsch<br />
mit Austausch im Haus Ahorn,<br />
Horster Allee 7 <strong>in</strong> Hilden. Am Ehrenamt<br />
Interessierte melden sich telefonisch<br />
unter 02103/571400 o<strong>der</strong> per<br />
Mail: a.re<strong>in</strong>ers@graf-<strong>recke</strong>-stiftung.de.<br />
unter dem Motto „Frühl<strong>in</strong>gserwachen“,<br />
„Sommerfrische“ und „Goldener Oktober“,<br />
wobei das gesamte Walter-Kobold-Haus<br />
dann dementsprechend geschmückt wird.<br />
Ausflüge <strong>in</strong> das Apollo-Varieté o<strong>der</strong> den<br />
Krefel<strong>der</strong> Zoo, <strong>der</strong> Besuch e<strong>in</strong>es Rockkonzerts,<br />
<strong>der</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für die jüngeren<br />
Pflegebedürftigen im Walter-Kobold-Haus<br />
angeboten wird, o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Schifffahrt auf<br />
dem Rhe<strong>in</strong> runden das vielfältige Programm<br />
ab. Im September steht dann sogar<br />
e<strong>in</strong> Bewohnerurlaub an, den man <strong>in</strong> Haren<br />
an <strong>der</strong> Ems verbr<strong>in</strong>gen wird.<br />
Auch für jene Bewohner, die aufgrund ihrer<br />
körperlichen Verfassung nicht an den Aktivitäten<br />
außerhalb des Walter-Kobold-Hauses<br />
teilnehmen können, wird e<strong>in</strong>iges geboten.<br />
Neben den dem Walter-Kobold-Haus<br />
<strong>in</strong>zwischen treu verbundenen Musikern,<br />
die Operetten- und Musicalmelodien, alte<br />
Schlager und Volkslie<strong>der</strong> vortragen, sowie<br />
Zauberern, Clowns und Stelzenläufer<br />
erfreuen sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Rudi und Felix<br />
großer Beliebtheit. Die beiden „Therapieschwe<strong>in</strong>e“<br />
statten den Hausbewohnern <strong>in</strong><br />
Begleitung ihres Besitzers mittlerweile<br />
regelmäßig Besuche ab. Sie lassen sich ausgiebig<br />
streicheln und füttern und führen<br />
sogar das e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Kunststück vor.<br />
Angeregt durch den erfolgreichen Besuch<br />
<strong>der</strong> Therapieschwe<strong>in</strong>e entstand daraus e<strong>in</strong><br />
Projekt mit <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe <strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>de<br />
<strong>der</strong> <strong>Graf</strong>-<strong>Recke</strong>-<strong>Stiftung</strong>:<br />
Geme<strong>in</strong>sam mit e<strong>in</strong>igen Senioren des Hauses<br />
gestalteten die K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong> rosa Schwe<strong>in</strong><br />
aus Pappmaché, das nun die E<strong>in</strong>gangshalle<br />
des Hauses ziert (siehe auch Titelseite).<br />
Neben dem für die Bewohnerbeschäftigung<br />
zur Verfügung stehenden Budget<br />
werden die zusätzlichen Kosten, die für<br />
beson<strong>der</strong>en Aktivitäten anfallen, vor allem<br />
durch den Bastelkreis <strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>de<br />
<strong>der</strong> <strong>Graf</strong>-<strong>Recke</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />
abgedeckt, <strong>der</strong> se<strong>in</strong>e<br />
übers Jahr gefertigten<br />
Produkte vor den Osterund<br />
Weihnachtsfeiertagen auf selbst organisierten<br />
Basaren verkauft. Auch Tanz- und<br />
Musikprojekte sowie <strong>der</strong> Kauf von Spielen,<br />
Blumen o<strong>der</strong> B<strong>in</strong>gopreisen werden durch<br />
den Erlös dieses Basars unterstützt. Zudem<br />
stellen <strong>der</strong> För<strong>der</strong>vere<strong>in</strong> des Walter-Kobold-<br />
Hauses sowie e<strong>in</strong>e Anzahl von Sponsoren<br />
Gel<strong>der</strong> für solche Zwecke ebenso bereit wie<br />
für die Wohnraumgestaltung, Angehörigenarbeit<br />
o<strong>der</strong> die Verschönerung <strong>der</strong> Gartenanlage.<br />
Auch den Angehörigen und<br />
„Feste Strukturen<br />
vermitteln das Gefühl<br />
von Sicherheit.“<br />
E<strong>in</strong> echter Bastelkreis: Hier wird zum Wohle <strong>der</strong> Bewohner geschnitten, gefaltet und geklebt.<br />
an<strong>der</strong>en <strong>in</strong>teressierten Gästen wird e<strong>in</strong> Programm<br />
geboten, zum Beispiel <strong>in</strong> Form <strong>der</strong><br />
regelmäßigen Vorträge über den Umgang<br />
mit Demenz, die im Haus stattf<strong>in</strong>den.<br />
Es s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs nicht nur die Feiern und<br />
Projekte, die geplant werden wollen. Auch<br />
die normalen Tagesabläufe im Walter-<br />
Kobold-Haus muss <strong>der</strong> Sozialtherapeutische<br />
Dienst <strong>in</strong> Abstimmung mit <strong>der</strong> Hauswirtschaft<br />
und Pflege durch spezielle<br />
Betreuungsangebote organisieren. „Es ist<br />
gerade für demente Menschen äußerst<br />
wichtig, dass man ihnen <strong>in</strong> ihrem Tagesablauf<br />
feste Strukturen bietet, die ihnen das<br />
Gefühl von Sicherheit vermitteln“, sagt Petra<br />
Hantusch mit Blick auf die zeitlich straff<br />
geglie<strong>der</strong>te Wochenplanung. Hier hat je<strong>der</strong><br />
Wochentag durch die Mahlzeiten sowie die<br />
e<strong>in</strong>zelnen Betreuungsangebote e<strong>in</strong> zeitliches<br />
Raster, wobei auf die <strong>in</strong>dividuellen<br />
Bef<strong>in</strong>dlichkeiten selbstverständlich Rücksicht<br />
genommen werde. So werden beispielsweise<br />
Aktivitäten<br />
wie Gymnastik, 10 M<strong>in</strong>uten-Aktivierung<br />
o<strong>der</strong><br />
auch hauswirtschaftliche<br />
Aktivitäten angeboten, die sich an diejenigen<br />
Bewohner richten, die dort geför<strong>der</strong>t<br />
werden sollen und können. „Man trifft sich<br />
zwischen den Mahlzeiten auch zu Gesellschaftsspielen,<br />
zum geme<strong>in</strong>samen S<strong>in</strong>gen,<br />
<strong>in</strong> Vorlesegruppen zum Gesprächskreis<br />
o<strong>der</strong> zu Spaziergängen“, sagt Petra Hantusch.<br />
Nicht alle Bewohner<strong>in</strong>nen können <strong>in</strong> Gruppen<br />
beschäftigt werden, daher werden sie<br />
Foto: Künstle<br />
<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelbetreuungen begleitet. E<strong>in</strong> vielfältige<br />
Angebot wird durch Mitarbeitende <strong>der</strong><br />
Pflege und des Sozialtherapeutischen<br />
Dienstes erbracht, wie basaler Stimulation,<br />
Aromatherapie und biografieorientierter<br />
Musikangebote. Ergänzt wird es auch hier<br />
durch die Unterstützung ehrenamtlicher<br />
Helfer aus <strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>de. „Sie übernehmen,<br />
zum Teil über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum<br />
h<strong>in</strong>weg, e<strong>in</strong>zelne Bewohner und<br />
betreuen diese, <strong>in</strong>dem sie mit ihnen spazieren<br />
gehen, spielen, Gespräche führen o<strong>der</strong><br />
ihnen vorlesen“, erklärt die Leiter<strong>in</strong> des Sozialtherapeutischen<br />
Dienstes.<br />
Noch viele an<strong>der</strong>e Fäden und Knoten<br />
<strong>Das</strong> Netzwerk hat noch viele an<strong>der</strong>e Fäden<br />
und Knoten: Die Konfirmanden und Gruppen<br />
<strong>der</strong> Evangelischen K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte<br />
<strong>der</strong> Educon werden bei Veranstaltungen<br />
wie Sankt Mart<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gebunden. Die Kirchengeme<strong>in</strong>de<br />
bietet im Walter-Kobold-<br />
Haus e<strong>in</strong>en „Kirchenkaffee“ an, die Wittlaerer<br />
Kirchen s<strong>in</strong>d mit regelmäßigen Gottesdiensten<br />
vor Ort. Für die Sterbebegleitung<br />
wird neben <strong>der</strong> Betreuung durch die Mitarbeiter<br />
des Walter-Kobold-Hauses und <strong>der</strong><br />
Angehörigen auf Wunsch auch die ökumenische<br />
Hospizgruppe Kaiserswerth e.V. <strong>in</strong><br />
die Begleitung e<strong>in</strong>gebunden. Auch Angehörige<br />
ehemaliger Bewohner übernehmen<br />
immer wie<strong>der</strong> ehrenamtliche Tätigkeiten<br />
bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelbetreuung sowie bei Festen<br />
und Veranstaltungen. „Gerade diese <strong>in</strong>dividuelle<br />
Betreuung”, sagt Petra Hantusch, „ist<br />
<strong>in</strong> solch umfassen<strong>der</strong> Form nur dank e<strong>in</strong>es<br />
Netzwerks möglich, das auch ganz stark<br />
von Ehrenamtlichen mitgetragen wird“.<br />
<strong>recke</strong>:<strong>in</strong> 1/10<br />
1/10<br />
<strong>recke</strong>:<strong>in</strong>
6<br />
Titelthema<br />
Titelthema 7<br />
Lichtblicke im Alltag<br />
Wer das Walter-Kobold-Haus kennt, kennt auch Heide Ribisel. Sie ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> ehrenamtlichen<br />
Helfer<strong>in</strong>nen im Zentrum für Pflege und Rehabilitation <strong>in</strong> Düsseldorf-Wittlaer und gerne im<br />
Dienste <strong>der</strong> Bewohner<strong>in</strong>nen und Bewohner unterwegs.<br />
Konzentriert bei <strong>der</strong> ehrenamtlichen Arbeit: Heide Ribisel (l<strong>in</strong>ks) und Ursula Freimuth vom Bastelkreis.<br />
Von Peter Reuter<br />
E<strong>in</strong> Ehrenamt im ursprünglichen S<strong>in</strong>ne ist<br />
e<strong>in</strong> ehrenvolles und freiwilliges öffentliches<br />
Amt, das nicht auf Entgelt ausgerichtet ist.<br />
In Deutschland s<strong>in</strong>d 23 Millionen Menschen<br />
über 14 Jahren ehrenamtlich <strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>en,<br />
Verbänden, Initiativen o<strong>der</strong> Kirchen<br />
tätig. Viele Bereiche des öffentlichen und<br />
sozialen Lebens würden ohne Ehrenamtliche<br />
kaum mehr existieren.<br />
E<strong>in</strong>e dieser ehrenamtlichen Helfer<strong>in</strong>nen ist<br />
Heide Ribisel. Die gelernte K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärtner<strong>in</strong><br />
und Mutter von zwei Töchtern ist schon seit<br />
20 Jahren tätig, zuerst als Mitarbeiter<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppenarbeit <strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>de,<br />
später dann <strong>in</strong> <strong>der</strong> persönlichen<br />
Betreuung für e<strong>in</strong>e Bewohner<strong>in</strong> des Walter-<br />
Kobold-Hauses <strong>in</strong> Düsseldorf-Wittlaer.<br />
Daraus entwickelte sich e<strong>in</strong>e generelle Aktivität<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> ehrenamtlichen Arbeit für das<br />
Walter-Kobold-Haus. „Wenn man e<strong>in</strong>mal<br />
gesehen hat, wie viel Arbeit und Hilfe <strong>in</strong> so<br />
e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung benötigt wird“, sagt Heide<br />
Ribisel, „hört man nicht mehr auf damit.“<br />
Foto: Künstle<br />
schen Kirchengeme<strong>in</strong>de, die e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />
von Aufgaben erledigen. Die Haupttätigkeit<br />
besteht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Organisation des Seniorentreffs<br />
im Geme<strong>in</strong>dehaus, <strong>der</strong> dreimal <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Woche stattf<strong>in</strong>det. Je nach Mobilität, können<br />
die Bewohner eigenständig zu dieser<br />
Veranstaltung kommen, sie können aber<br />
auch von den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Gruppe<br />
abgeholt und später wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die E<strong>in</strong>richtungen<br />
zurückgebracht werden. „Hier<br />
haben die Bewohner die Möglichkeit, aus<br />
ihrem Alltag herauszukommen und sich bei<br />
Kaffee und Kuchen und schönen Gesprächen<br />
zu entspannen und zu amüsieren“, so<br />
Ribisel. E<strong>in</strong> weiterer wichtiger Teilbereich<br />
<strong>der</strong> Arbeit ist die Organisation <strong>der</strong> Basare,<br />
die meist vor Ostern und Weihnachten<br />
stattf<strong>in</strong>den. Für diese Basare teilen sich die<br />
Frauen <strong>in</strong> zwei Gruppen, um jeweils e<strong>in</strong>mal<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche zu basteln und ihre Produkte<br />
dann bei den Basaren zu verkaufen.<br />
Aber auch während des Jahres werden die<br />
Produkte im Walter-Kobold-Haus präsentiert<br />
und angeboten und können dort<br />
erworben werden. „Die Erlöse kommen vollständig<br />
den Bewohnern zu Gute. Davon<br />
f<strong>in</strong>anzieren wir kle<strong>in</strong>e Feste o<strong>der</strong> musikalische<br />
Aufführungen“, berichtet Heide Ribisel.<br />
So fanden <strong>in</strong> den letzten Jahren e<strong>in</strong> Oktoberfest,<br />
e<strong>in</strong> Wiener Café und verschiedene<br />
Auftritte von Musik- und Tanzgruppen statt.<br />
Gerade die Aktivitäten rund um die E<strong>in</strong>zelbetreuung<br />
seien sehr zeitaufwändig, aber<br />
Durch die persönliche Betreuung <strong>der</strong><br />
Bewohner<strong>in</strong> hielt sie sich fast täglich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>richtung auf, so dass die Erweiterung<br />
ihrer Arbeit fast logisch war. Doch Heide<br />
Ribisel arbeitet natürlich nicht alle<strong>in</strong>e, um<br />
sie herum gibt es e<strong>in</strong>e feste Gruppe von<br />
ungefähr zehn Frauen aus <strong>der</strong> Evangeliauch<br />
die Vorbereitung des Gottesdienstes,<br />
<strong>der</strong> e<strong>in</strong>mal im Monat im Haus stattf<strong>in</strong>det,<br />
o<strong>der</strong> die alltägliche Hilfe bei <strong>der</strong> Essensverteilung<br />
wollen erledigt werden. Dementsprechend<br />
muss die Arbeit mit dem Sozialen<br />
Dienst und untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> gut koord<strong>in</strong>iert<br />
se<strong>in</strong>. „Wir s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe gut organisiert<br />
und arbeiten als Team zusammen.<br />
Als E<strong>in</strong>zelkämpfer kann man nicht viel erreichen.<br />
Doch alle verb<strong>in</strong>det etwas, nämlich<br />
das Interesse am Menschen.”<br />
Wenn man e<strong>in</strong>e solche Aufgabe hat, könne<br />
man dabei nicht nur Dienst nach Vorschrift<br />
machen, sagt Ribisel: „Die Stunden s<strong>in</strong>d<br />
nicht wichtig. Es ist ja wun<strong>der</strong>bar, wenn<br />
man den Menschen helfen kann. Ehrenamt<br />
ist ja auch ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>bahnstraße, denn die<br />
Blicke o<strong>der</strong> Worte, die man von den Bewohnern<br />
zurückbekommt, entschädigen für alle<br />
Mühen.“ Gerade bei solchen Angeboten<br />
wie dem Gedächtnistra<strong>in</strong><strong>in</strong>g kann man die<br />
Früchte se<strong>in</strong>er Arbeit erkennen. „Da sieht<br />
man die Fortschritte und es geht e<strong>in</strong>em das<br />
Herz auf“, freut sich die Betreuer<strong>in</strong>.<br />
Hauptsächlich gehe es darum, den Sozialtherapeutischen<br />
Dienst zu unterstützen:<br />
„Wir arbeiten Hand <strong>in</strong> Hand und s<strong>in</strong>d immer<br />
im Gespräch.“ Vom Sozialtherapeutischen<br />
Dienst werden die Ehrenamtlichen wie<strong>der</strong>um<br />
umfassend angeleitet und fortgebildet.<br />
Regelmäßig gibt es Gesprächskreise zum<br />
Zwecke des Austauschs und Fortbildungsangebote<br />
zu den unterschiedlichsten Themen,<br />
zum Beispiel zum Umgang mit<br />
demenziell verän<strong>der</strong>ten Bewohnern o<strong>der</strong><br />
dazu, wie man mit Abschied und Trauer<br />
umgeht. „Wichtig ist, dass wir <strong>in</strong> allen Bereichen<br />
zusammenarbeiten. Der Sozialtherapeutische<br />
Dienst, <strong>der</strong> För<strong>der</strong>vere<strong>in</strong> und wir<br />
ehrenamtlichen Helfer“, me<strong>in</strong>t Ribisel. „Es<br />
mag übertrieben kl<strong>in</strong>gen, aber die <strong>Graf</strong>-<br />
<strong>Recke</strong>-<strong>Stiftung</strong> ist e<strong>in</strong>e große Geme<strong>in</strong>schaft.<br />
Durch die räumliche Nähe bekommt man<br />
e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung zu den Bewohnern, zu<br />
den E<strong>in</strong>richtungen und den Angehörigen.<br />
Wir haben hier e<strong>in</strong> Zusammengehörigkeitsund<br />
Solidaritätsgefühl, das se<strong>in</strong>esgleichen<br />
sucht. Deswegen“, me<strong>in</strong>t sie, „gibt es hier<br />
auch so viele Leute, die sich ehrenamtlich<br />
e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.“<br />
„Wir würden viel vermissen”<br />
Ohne ehrenamtliche Mitarbeit wären viele Angebote <strong>in</strong> Pflegezentren und<br />
Seniorene<strong>in</strong>richtungen überhaupt nicht möglich, sagt Birgit Kleekamp, Leiter<strong>in</strong> <strong>der</strong> beiden<br />
Düsseldorfer E<strong>in</strong>richtungen Walter-Kobold-Haus und Zum Königshof.<br />
Welche Bedeutung hat das Ehrenamt im Allgeme<strong>in</strong>en<br />
und für Ihre E<strong>in</strong>richtung?<br />
Kleekamp Ehrenamtlich Mitarbeitende<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> wichtiges B<strong>in</strong>deglied <strong>in</strong> das<br />
Geme<strong>in</strong>wesen und um die stationäre E<strong>in</strong>richtung<br />
herum. Durch sie können wir<br />
unsere Arbeit auch für <strong>in</strong>teressierte Laien<br />
transparent machen. Außerdem s<strong>in</strong>d Ehrenamtliche<br />
auch e<strong>in</strong> gutes Korrektiv, sie sprechen<br />
die Bedürfnisse <strong>der</strong> Bewohner an, die<br />
dies oft selbst nicht mehr können, und<br />
geben uns damit gute H<strong>in</strong>weise. Ohne die<br />
vielen engagierten Ehrenamtlichen würde<br />
es viele Angebote für unsere Bewohner<br />
nicht geben, vom Hundebesuchsdienst bis<br />
zum Brettspiel mit den Bewohnern, und<br />
gerade bei E<strong>in</strong>zelgesprächen und -begleitung<br />
werden die Hauptamtlichen sehr von<br />
den Ehrenamtlichen unterstützt.<br />
Wie werden die Ehrenamtler von Ihren Mitarbeitern<br />
gesehen? Wie ist <strong>der</strong> Umgang?<br />
Die Ehrenamtlichen s<strong>in</strong>d oft Teil des Teams,<br />
s<strong>in</strong>d feste Größen im Alltag und werden<br />
von den Hauptamtlichen voll akzeptiert.<br />
Welche Aufgaben werden von den Ehrenamtlichen<br />
wahrgenommen? Wo s<strong>in</strong>d Schnittstellen<br />
zu den Hauptamtlichen, wo Trennl<strong>in</strong>ien?<br />
Tätigkeit und Umfang werden vere<strong>in</strong>bart.<br />
Wir s<strong>in</strong>d den Ehrenamtlichen gegenüber<br />
nicht weisungsbefugt. Mögliche Unstimmigkeiten<br />
werden im Gespräch mit <strong>der</strong> Leitung<br />
des Sozialtherapeutischen Dienstes<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungsleitung gelöst. Ehrenamtliche<br />
verpflichten sich aber zum Beispiel<br />
ebenso zur Verschwiegenheit über Belange<br />
<strong>der</strong> Bewohner und <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung wie<br />
Hauptamtliche.<br />
Wie kann man ehrenamtliche Mitarbeiter<br />
gew<strong>in</strong>nen und sie an die E<strong>in</strong>richtung b<strong>in</strong>den?<br />
Ehrenamtliche gew<strong>in</strong>nen wir durch Mundzu-Mund-Propaganda,<br />
über die Kirchengeme<strong>in</strong>de,<br />
über Angehörigenarbeit, über<br />
Praktikantene<strong>in</strong>sätze und e<strong>in</strong>en Vermittlungsdienst<br />
<strong>der</strong> Diakonie. Unsere Ehrenamtlichen<br />
s<strong>in</strong>d uns wichtig, sie werden mit<br />
Geburtstags- und Weihnachtsgrüßen<br />
bedacht wie die Hauptamtlichen. Zudem<br />
f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong> bis zwei Mal im Jahr e<strong>in</strong> „Dankeschön-Essen“<br />
für sie statt. Auch nehmen sie<br />
an <strong>in</strong>ternen Fortbildungen teil.<br />
Was würden Sie ohne diese Menschen tun?<br />
Wir würden viel Unterstützung und Anregung<br />
vermissen. Und vor allem würden<br />
unseren Bewohnern die Besuche fehlen.<br />
<strong>Das</strong> wäre von hauptamtlichen Mitarbeitenden<br />
nicht zu kompensieren!<br />
Die Fragen stellte Peter Reuter.<br />
Stellen Sie sich mal bitte vor....<br />
Wer s<strong>in</strong>d die Mitarbeitenden, die vor Ort mit den von uns betreuten Menschen<br />
arbeiten? Wir fragen nach. In dieser <strong>Ausgabe</strong> stellen sich zwei<br />
ehrenamtliche Mitarbeiter<strong>in</strong>nen aus dem Walter-Kobold-Haus <strong>in</strong><br />
Düsseldorf-Wittlaer und dem Haus L<strong>in</strong>de im Dorotheenpark <strong>in</strong> Hilden vor.<br />
Wally Freitag<br />
Ich wurde 1935 <strong>in</strong> Ostpreußen geboren.<br />
In den Kriegswirren mussten wir Richtung<br />
Westen fliehen, wo wir über Schwer<strong>in</strong><br />
nach P<strong>in</strong>neberg und schließlich nach<br />
Wuppertal kamen. Dort habe ich als<br />
„Hausmädchen <strong>in</strong> bessergestellten Familien”<br />
gearbeitet und 1954 geheiratet. 18<br />
Jahre war ich dreifache Mutter und Hausfrau.<br />
1972 wurden im <strong>Graf</strong>-<strong>Recke</strong>-Stift<br />
Erzieher für die heim<strong>in</strong>terne Ausbildung<br />
gesucht und wir zogen dorth<strong>in</strong>. Hier<br />
blieb ich bis zu me<strong>in</strong>er Pensionierung<br />
1995 als Erzieher<strong>in</strong>. 1997 schaute ich mir<br />
das gerade erbaute Walter-Kobold-Haus<br />
an und fragte, ob Hilfe gebraucht werde.<br />
Ich fand e<strong>in</strong>e schöne und <strong>in</strong>teressante<br />
Aufgabe, <strong>in</strong>dem ich für die Bewohner da<br />
war, e<strong>in</strong>fach mal zuhörte, kle<strong>in</strong>e Handreichungen<br />
machte, mit ihnen spazieren<br />
g<strong>in</strong>g, sang o<strong>der</strong> spielte, ihnen etwas vorlas<br />
o<strong>der</strong> beim Essen half. Freude, die wir<br />
geben, kehrt <strong>in</strong>s eigene Herz zurück, und<br />
was Gott mir gegeben hat, versuche ich,<br />
so gut ich kann, an me<strong>in</strong>e Mitmenschen<br />
weiterzugeben.<br />
Annemarie Asbeck<br />
Ich b<strong>in</strong> 80 Jahre alt und seit 20 Jahren für<br />
die Bewohner<strong>in</strong>nen und Bewohner im<br />
Haus L<strong>in</strong>de im Dorotheenpark <strong>in</strong> Hilden<br />
aktiv. Damals kam ich als Wan<strong>der</strong>führer<strong>in</strong><br />
des Sauerländischen Gebirgsvere<strong>in</strong>s Hilden<br />
<strong>in</strong>s damalige Altenheim des Dorotheenheims<br />
und wir unternahmen<br />
wöchentliche Spaziergänge im angrenzenden<br />
Wald und Park. Als me<strong>in</strong> Mann <strong>in</strong><br />
Rente g<strong>in</strong>g und sich zu Hause um die<br />
Küchenarbeit kümmerte, suchte ich e<strong>in</strong>e<br />
neue Aufgabe. Seitdem b<strong>in</strong> ich jeden<br />
Donnerstagnachmittag im Haus L<strong>in</strong>de.<br />
Während <strong>der</strong> kalten Jahreszeit wird das<br />
Glücksspiel „Zocken” im Bistro gespielt,<br />
wobei es ums Würfeln, Zählen und vor<br />
allem um den Spaß am Spiel geht. In den<br />
wärmeren Jahreszeiten unternehmen wir<br />
geme<strong>in</strong>same Spaziergänge mit Bewohnern<br />
und Mitarbeitern. Seit Juli 2009 b<strong>in</strong><br />
ich ehrenamtliches Mitglied im Bewohnerbeirat.<br />
Gerne übernehme ich auch<br />
Krankenbesuche im Zimmer. Es muss<br />
wohl stimmen, dass Rentner oft weniger<br />
Zeit haben als Berufstätige.<br />
<strong>recke</strong>:<strong>in</strong> 1/10<br />
1/10<br />
<strong>recke</strong>:<strong>in</strong>
8<br />
Sozialpsychiatrie & Heilpädagogik<br />
Sozialpsychiatrie & Heilpädagogik 9<br />
„Sie schickt mir <strong>der</strong> Himmel”<br />
Um <strong>der</strong> Stigmatisierung psychischer Erkrankungen entgegenzuwirken, wurde die Aktionswoche<br />
„GRENZen erLEBEN“ <strong>in</strong>itiiert. Tatkräftig unterstützt von Mitarbeitenden des Sozialpsychiatrischen<br />
Verbunds wurde Besuchern das Thema auf verschiedene Weise nähergebracht.<br />
Blick <strong>in</strong> den Ausstellungsraum.<br />
(rbd) Sucht- und Psychiatriekoord<strong>in</strong>ation<br />
des Gesundheitsamtes, das Düsseldorfer<br />
Bündnis gegen Depression, das Kompetenznetz<br />
Schizophrenie und die Volkshochschule<br />
haben die Aktionswoche „GRENZen<br />
erLEBEN“ <strong>in</strong>itiiert. Tatkräftig mit geplant und<br />
durchgeführt wurde die Veranstaltung von<br />
den Mitarbeitenden des Sozialpsychiatrischen<br />
Verbunds <strong>der</strong> <strong>Graf</strong>-<strong>Recke</strong>-<strong>Stiftung</strong>.<br />
Den Kern <strong>der</strong> Aktionswoche bildete die<br />
gleichnamige Erlebnisausstellung <strong>der</strong> Caritas<br />
<strong>in</strong> Traunste<strong>in</strong>, die 2008 mit dem Antistigma-Preis<br />
<strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für<br />
Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde<br />
(DGPPN) ausgezeichnet wurde.<br />
Die Erlebnisausstellung ermöglicht es psychisch<br />
gesunden Besuchern, am Beispiel<br />
So müde und traurig<br />
Von Sarah Lün<strong>in</strong>g<br />
E<strong>in</strong> ganz alltäglicher E<strong>in</strong>kauf im Supermarkt,<br />
das ist me<strong>in</strong>e Aufgabe. Ich schaue auf die<br />
Liste <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Hand und entdecke ganz alltägliche<br />
D<strong>in</strong>ge wie Eier, Milch o<strong>der</strong> Mehl,<br />
die ich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>kaufswagen legen soll,<br />
aufgelistet. Los geht es also!<br />
Und da beg<strong>in</strong>nen auch schon die Stimmen<br />
und Geräusche, die aus dem Kopfhörer <strong>in</strong><br />
me<strong>in</strong>e Ohren dr<strong>in</strong>gen und langsam immer<br />
lauter werden. „Du gehörst nicht dazu! Du<br />
Foto: Sozialpsychiatrie & Heilpädagogik<br />
von Depression und Psychose Symptome<br />
und typische Krankheitsphänomene dieser<br />
psychischen Erkrankungen nachzuempf<strong>in</strong>den<br />
(siehe untenstehenden Erlebnisbericht).<br />
warst schon immer an<strong>der</strong>s“, flüstert e<strong>in</strong>e<br />
Frauenstimme. „Wir passen auf dich auf“,<br />
höre ich e<strong>in</strong>e dunkle Männerstimme wispern.<br />
Dazwischen immer wie<strong>der</strong> die typischen<br />
Durchsagen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Supermarkt,<br />
die jedoch verwirrende und völlig s<strong>in</strong>nlose<br />
Produkte ankündigen und mich irritieren.<br />
Die Packung Reis auf me<strong>in</strong>er Liste kann ich<br />
trotzdem abhaken und <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en Wagen<br />
packen. Aber war das Paket Eier, das ich kurz<br />
zuvor gefunden hatte, nicht eben noch aus<br />
braunem Karton und nicht, wie jetzt, aus<br />
weißem? Langsam bewege ich mich mit<br />
licht, me<strong>in</strong>t Geschäftsbereichsleiter<strong>in</strong><br />
Nicole Paulussen. Insgesamt sei die Veranstaltung<br />
ihrem Anspruch, e<strong>in</strong>en Beitrag zur<br />
Entstigmatisierung psychiatrischer Erkrankungen<br />
zu leisten, voll gerecht geworden,<br />
so Paulussen. „Wir haben dazu auch sehr<br />
nette Rückmeldungen von den Besuchern<br />
bekommen.”<br />
Mitarbeiter des Sozialpsychiatrischen Verbunds<br />
<strong>der</strong> <strong>Graf</strong>-<strong>Recke</strong>-<strong>Stiftung</strong> betreuten<br />
auch die Besucher <strong>der</strong> Erlebnisräume.<br />
„Mutig fand ich e<strong>in</strong>ige Betroffene, die die<br />
dort simulierten Situationen schon erlebt<br />
und Strategien entwickelt haben, damit<br />
umzugehen” berichtet e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Mitarbeiter<strong>in</strong>nen,<br />
Annette Streit. „Es gab auch e<strong>in</strong>ige,<br />
die sich deswegen nicht trauten, den<br />
Supermarkt selbst zu betreten, die aber<br />
zuschauten, wie An<strong>der</strong>e auf die Situation<br />
reagierten. Auch Angehörige hatten Sorge<br />
mitzumachen, waren aber danach sehr<br />
bee<strong>in</strong>druckt, was ihre Familienmitglie<strong>der</strong><br />
täglich erleben.” Im Rahmen <strong>der</strong> Erlebnisausstellung<br />
wie auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Telefonaktion<br />
<strong>der</strong> Rhe<strong>in</strong>ischen Post im Vorfeld <strong>der</strong> Veranstaltung,<br />
bei <strong>der</strong> die Leiter<strong>in</strong> des Sozialpsychiatrischen<br />
Zentrums <strong>der</strong> <strong>Graf</strong>-<strong>Recke</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />
Petra Lehmann Rede und Antwort<br />
stand, wurde das breite öffentliche Interesse<br />
am Thema deutlich. „Es gab jede Menge<br />
Fragen”, erzählt Annette Streit, und Petra<br />
Lehmann berichtet von ihrem ersten Telefonat<br />
im Rahmen <strong>der</strong> Aktion: „Die Anrufer<strong>in</strong><br />
sagte zu mir: ‘Sie schickt mir <strong>der</strong> Himmel!’”<br />
den an<strong>der</strong>en Besuchern des „Supermarktes“<br />
durch die Regalgänge, auf <strong>der</strong> Suche nach<br />
den Gegenständen auf me<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>kaufsliste.<br />
Ich merke, dass es mir schwer fällt, mich<br />
zu konzentrieren, während die Stimmen<br />
mich vor vergifteten Produkten o<strong>der</strong> sogar<br />
dem Teufel warnen. Und die drei Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
<strong>in</strong> weißen Kitteln und mit dunklen<br />
Brillen machen die Situation auch nicht<br />
angenehmer. Unangenehm nah kommt<br />
mir e<strong>in</strong>e, läuft stumm und mit bösem<br />
Gesichtsausdruck neben mir her. Ich versuche<br />
sie abzuschütteln, aber da ist schon die<br />
Mitarbeiter<strong>in</strong>nen mit schwarzen Brillen und weißen Kitteln machen das E<strong>in</strong>kaufen auch nicht angenehmer.<br />
Nächste und <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>kaufswagen<br />
s<strong>in</strong>d plötzlich D<strong>in</strong>ge, die ich dort gar nicht<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gelegt habe. Die Nudeln stehen doch<br />
so nicht auf me<strong>in</strong>er Liste, o<strong>der</strong> etwa doch?<br />
Dafür fehlt aber das Paket Kaffee, das ich<br />
eben noch aus dem Regal genommen<br />
habe. Und die Stimmen sprechen weiter<br />
mit mir, während ich die Gummibärchen<br />
suche, die zwar auf me<strong>in</strong>er Liste stehen,<br />
aber nirgendwo zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d. Auch wenn<br />
ich versuche ruhig zu bleiben, mich nicht<br />
irritieren zu lassen, bemerke ich, dass me<strong>in</strong>e<br />
Nervosität steigt und ich immer hektischer<br />
werde. Ich habe noch lange nicht alle Artikel<br />
<strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Wagen, immer wie<strong>der</strong> stören<br />
mich die stummen Mitarbeiter<strong>in</strong>nen; sie<br />
verfolgen mich offensichtlich.<br />
Plötzlich verstummen die Stimmen <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en<br />
Ohren und die nun wie<strong>der</strong> freundlich<br />
lächelnden Mitarbeiter<strong>in</strong>nen des „Supermarktes“<br />
nehmen uns die Kopfhörer und<br />
E<strong>in</strong>kaufswagen ab. Gerade mal sieben<br />
M<strong>in</strong>uten, die mir vorkamen wie e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e<br />
Ewigkeit, hat dieser Versuch gedauert, <strong>der</strong><br />
verdeutlichen soll, wie Menschen mit e<strong>in</strong>er<br />
Psychose ihren Alltag wahrnehmen. Ich b<strong>in</strong><br />
erleichtert, dass für mich mit dem Verlassen<br />
des Erlebnisraums, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong> typischer<br />
Supermarkt mit se<strong>in</strong>en Gängen und Regalen<br />
voller Supermarktartikeln aufgebaut ist,<br />
<strong>der</strong> Spuk vorbei ist. Wie es se<strong>in</strong> muss, Tag<br />
und Nacht mit den Stimmen im Kopf und<br />
dem ständigen Gefühl des Verfolgtwerdens<br />
leben zu müssen, möchte ich mir nach dieser<br />
Erfahrung gar nicht vorstellen.<br />
Den an<strong>der</strong>en Besuchern geht es ähnlich.<br />
Auf dem Weg zum zweiten Erlebnisraum<br />
<strong>der</strong> Ausstellung „GRENZen erLEBEN“ tauscht<br />
Foto: Künstle<br />
man sich über die E<strong>in</strong>drücke aus. Ich b<strong>in</strong><br />
froh über die kle<strong>in</strong>e Pause, denn mit dem<br />
Besuch des zweiten Raumes soll uns näher<br />
gebracht werden, wie sich e<strong>in</strong> Mensch<br />
während e<strong>in</strong>er Depression fühlen kann.<br />
Nach <strong>der</strong> Begrüßung und e<strong>in</strong>er kurzen E<strong>in</strong>führung<br />
werde ich vor e<strong>in</strong>en lang gestreckten,<br />
komplett grau e<strong>in</strong>gerichteten Raum<br />
geführt.<br />
Monoton und grau<br />
Bevor ich den Raum betrete, bekomme ich<br />
e<strong>in</strong>e schwere Bleiweste angelegt. Im Raum<br />
werde ich aufgefor<strong>der</strong>t, mich auf den niedrigen<br />
Hocker vor mir zu setzen. Es ist dunkel<br />
und <strong>der</strong> graue, schlauchförmige Raum wird<br />
nur durch e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Tischlampe erhellt,<br />
die mir gegenüber am an<strong>der</strong>en Ende des<br />
Raums auf e<strong>in</strong>em Schreibtisch stehend,<br />
spärlich entgegenleuchtet. <strong>Das</strong> Gewicht<br />
<strong>der</strong> Weste zieht mich nach unten. „Ich b<strong>in</strong> so<br />
müde und traurig“, höre ich e<strong>in</strong>e monotone<br />
Frauenstimme über die Kopfhörer. Immer<br />
wie<strong>der</strong> sagt sie mir, dass alles ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n<br />
INFO<br />
mehr mache und wie traurig es sei. Auch<br />
wenn ich versuche, an etwas an<strong>der</strong>es zu<br />
denken, so dr<strong>in</strong>gt die Stimme immer wie<strong>der</strong><br />
zu mir durch und ich werde selber träge<br />
und schwerer. Dann plötzlich e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e<br />
Stimme, die mich auffor<strong>der</strong>t, mich an den<br />
Schreibtisch am an<strong>der</strong>en Ende des Raums<br />
zu setzen und me<strong>in</strong>en letzten glücklichen<br />
Moment auf dem Block neben <strong>der</strong> Lampe<br />
aufzuschreiben. Dafür habe ich fünf M<strong>in</strong>uten<br />
Zeit. Schwerfällig stehe ich auf und setze<br />
mich an den Tisch. Da ist schon wie<strong>der</strong><br />
die monotone Frauenstimme, die immer<br />
wie<strong>der</strong> sagt, wie s<strong>in</strong>nlos alles ist. Ich versuche<br />
mich zu konzentrieren und daran zu<br />
er<strong>in</strong>nern, wann ich das letzte Mal glücklich<br />
war. Als mir endlich e<strong>in</strong> glücklicher Moment<br />
e<strong>in</strong>fällt, kann ich kaum e<strong>in</strong>en kompletten<br />
Satz aufschreiben, ohne gedanklich abzuschweifen.<br />
Als die Zeit vorbei ist und das<br />
Licht wie<strong>der</strong> angeht, b<strong>in</strong> ich erleichtert, die<br />
Weste abstreifen zu können und den engen<br />
Raum h<strong>in</strong>ter mir zu lassen. Richtig leicht<br />
fühle ich mich aber immer noch nicht, und<br />
erst als ich vor dem Gebäude stehe und im<br />
Sonnensche<strong>in</strong> frische Luft atmen kann,<br />
komme ich langsam zur Ruhe.<br />
E<strong>in</strong>e Mitarbeiter<strong>in</strong> vom Team, das im<br />
Anschluss an den Besuch <strong>der</strong> Erlebnisräume<br />
Reflektionsgespräche führt, berichtet,<br />
dass es Vielen so gehe wie mir. „E<strong>in</strong> Mann<br />
me<strong>in</strong>te, er könne nun verstehen warum<br />
Ratschläge, man solle doch e<strong>in</strong>fach an<br />
etwas An<strong>der</strong>es, Positives denken, so wenig<br />
helfen,“ beschreibt sie. Und auch die körperliche<br />
und gedankliche Schwere, die e<strong>in</strong>e<br />
Vielzahl <strong>der</strong> Besucher empfunden haben,<br />
kann ich nun nur zu gut nachvollziehen.<br />
Wie erst muss es sich dann für e<strong>in</strong>en an<br />
Depression erkrankten Menschen anfühlen,<br />
<strong>der</strong> se<strong>in</strong>e Krankheit nicht so ohne Weiteres<br />
abstreifen und h<strong>in</strong>ter sich lassen kann?<br />
Die Ausstellungsmacher<br />
Initiatoren <strong>der</strong> Veranstaltung waren die Sucht- und Psychiatriekoord<strong>in</strong>ation des<br />
Gesundheitsamtes und die Volkshochschule <strong>der</strong> Landeshauptstadt Düsseldorf, das<br />
Düsseldorfer Bündnis gegen Depressionen und das Kompetenznetz Schizophrenie.<br />
Projektpartner waren das LVR-Kl<strong>in</strong>ikum Düsseldorf (Kl<strong>in</strong>iken <strong>der</strong> He<strong>in</strong>rich-He<strong>in</strong>e-Universität<br />
Düsseldorf ), die Kaiserswerther Diakonie, die Kl<strong>in</strong>ik für Psychiatrie und Psychotherapie<br />
und Sozialpsychiatrische Hilfen, die <strong>Graf</strong>-<strong>Recke</strong>-<strong>Stiftung</strong>, das Selbsthilfe-Service-Büro<br />
des Gesundheitsamtes <strong>der</strong> Landeshauptstadt Düsseldorf, das<br />
Jugendamt <strong>der</strong> Landeshauptstadt Düsseldorf, die Arbeiterwohlfahrt, Vita gGmbH<br />
Düsseldorf, Dr. Michael med. van Kampen (für die nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzt<strong>in</strong>nen und<br />
Ärzte), die Psychotherapeutenkammer Nordrhe<strong>in</strong>, Arbeit & Integration e.V., Renatec<br />
sowie Selbsthilfegruppen <strong>in</strong> Düsseldorf. Schirmherr <strong>der</strong> Aktionswoche war <strong>der</strong> Düsseldorfer<br />
Oberbürgermeister Dirk Elbers.<br />
Parallel dazu gab es e<strong>in</strong> umfassendes<br />
Begleitprogramm aus Vorträgen, öffentlichen<br />
Sprechstunden und e<strong>in</strong>er Präsentation<br />
des Düsseldorfer Versorgungsangebots<br />
für psychisch Kranke auf dem „Markt <strong>der</strong><br />
Möglichkeiten”. Dieser Abschlusstag, bei<br />
dem <strong>der</strong> Sozialpsychiatrische Verbund <strong>der</strong><br />
<strong>Graf</strong>-<strong>Recke</strong>-<strong>Stiftung</strong> mit geme<strong>in</strong>samen<br />
Ständen mit an<strong>der</strong>en Trägern vertreten war,<br />
habe noch e<strong>in</strong>mal die gute Kooperation<br />
und Vernetzung <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Düsseldorfer<br />
Träger im Bereich <strong>der</strong> Psychiatrie verdeut<strong>recke</strong>:<strong>in</strong><br />
1/10<br />
1/10<br />
<strong>recke</strong>:<strong>in</strong>
10<br />
Sozialpsychiatrie & Heilpädagogik<br />
Erziehung & Bildung 11<br />
Wenn Musik Tore öffnet<br />
Nicht immer melodiös, aber fast immer ausdrucksvoll und laut ist die Musik, die e<strong>in</strong>e Gruppe von<br />
Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung regelmäßig im Haus Haarbach Höfe <strong>in</strong> Rat<strong>in</strong>gen spielt.<br />
Ziel <strong>der</strong> regelmäßigen Übungen: Sich ausdrücken, Fähigkeiten entdecken – und Spaß haben.<br />
Kita-K<strong>in</strong><strong>der</strong> für Haiti<br />
<strong>Das</strong> schwere Erdbeben auf Haiti war auch für die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>der</strong> Ev. K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte <strong>in</strong> Düsseldorf-E<strong>in</strong>brungen<br />
e<strong>in</strong> Thema. Als sie darüber gesprochen hatten, war es aber für sie nicht erledigt.<br />
Auf Initiative des Elternbeirats machten sie sich ans Werk und bastelten Spendendosen.<br />
Mit Musik und Gitta geht es besser: Im Haus Haarbach Höfe wird mit Leidenschaft musiziert.<br />
Von Peter Reuter<br />
Ne<strong>in</strong>, melodiös ist das nicht, was es hier zu<br />
hören gibt. Wenn die Truppe Instrumente<br />
wie das Xylophon, die Triangel, die Flöte<br />
und die Trommel mit Herz und Seele spielt,<br />
geht es weniger darum, den Zuhörer zu<br />
bezaubern, als viel mehr um den therapeutischen<br />
Zweck für die Aktiven. Musik ist e<strong>in</strong><br />
Angebot, mithilfe dessen sich im Haus<br />
Haarbach Höfe elf geistig beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te<br />
Bewohner ausdrücken können.<br />
Seit Oktober letzten Jahres arbeitet die<br />
Musiktherapeut<strong>in</strong> Gitta Alandt e<strong>in</strong>mal pro<br />
Woche e<strong>in</strong>e Stunde mit den musikbegeisterten<br />
Bewohnern. „<strong>Das</strong> Grundlegende ist es<br />
natürlich, erst e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e Vertrauensbasis<br />
zu schaffen. Die Menschen müssen mich<br />
INFO<br />
Haarbach Höfe<br />
<strong>Das</strong> Wohnhaus Haarbach Höfe <strong>in</strong> Rat<strong>in</strong>gen<br />
ist e<strong>in</strong>e teilstationäre E<strong>in</strong>richtung<br />
des Heilpädagogischen Verbunds <strong>der</strong><br />
<strong>Graf</strong>-<strong>Recke</strong>-<strong>Stiftung</strong> für 32 Menschen<br />
mit geistigen und komplexen Mehrfachbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen.<br />
Der Heilpädagogische<br />
Verbund bietet Betreuung <strong>in</strong><br />
Wohnhäusern sowie ambulante<br />
Begleitung im Betreuten Wohnen für<br />
Menschen mit geistigen o<strong>der</strong> Mehrfachbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen<br />
an.<br />
Foto: Künstle<br />
kennen und akzeptieren lernen“, so Gitta<br />
Alandt. Sie kennt die Bedeutung <strong>der</strong> Musik:<br />
„Musik und Gefühl machen ke<strong>in</strong>en Unterschied<br />
zwischen beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t und gesund, alt<br />
o<strong>der</strong> jung!“, schwärmt die Musiktherapeut<strong>in</strong>.<br />
„Musik kann dramatisieren und Spannungen<br />
abbauen, kann Menschen <strong>in</strong><br />
Euphorie o<strong>der</strong> Trance versetzen, kann entspannend<br />
o<strong>der</strong> heilend wirken, die Möglichkeiten<br />
s<strong>in</strong>d nahezu unbegrenzt. Sie öffnet<br />
Tore, die man bisher nicht kannte.“<br />
Auch Heidi, die fast ke<strong>in</strong>en Term<strong>in</strong> für die<br />
Musiktherapie im Haus auslässt, ist begeistert.<br />
„Mit Instrumenten umzugehen, macht sehr<br />
viel Spaß, das könnte ich viel öfter machen",<br />
freut sich die Bewohner<strong>in</strong>. Und auch Alandt<br />
me<strong>in</strong>t: „Ich würde gerne häufiger mit den<br />
Bewohnern arbeiten, aber auch so kann<br />
man schon Fortschritte erkennen.“<br />
Sie selbst kam über die mediz<strong>in</strong>ische Diagnostik<br />
zur Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Alten- und Pflegeheim.<br />
Hier arbeitete sie für den Sozialen<br />
Dienst, <strong>in</strong> dem es auch e<strong>in</strong>e psychiatrische<br />
Abteilung gab. Im Verlaufe ihrer gerontopsychiatrischen<br />
Ausbildung hatte Alandt<br />
e<strong>in</strong> Schlüsselerlebnis: „Als mich e<strong>in</strong>e sonst<br />
stumme Dame fragte, warum ich sänge,<br />
jedoch nicht mit ihr, wurde mir bewusst,<br />
dass Musik <strong>der</strong> Weg se<strong>in</strong> würde.“ Danach<br />
entschloss sie sich zu e<strong>in</strong>er musiktherapeutischen<br />
Ausbildung und hat nun e<strong>in</strong>e eigene<br />
Praxis.<br />
Bei <strong>der</strong> Therapie mit den Bewohnern sei es<br />
vor allem wichtig, darauf zu achten, dass<br />
alle sich auf e<strong>in</strong>er Ebene fühlen. „Die<br />
Bewohner sollen mich als Teil von ihnen<br />
betrachten. Ich leite sie zwar an, aber ich<br />
gebe ihnen nicht das Gefühl, über ihnen zu<br />
stehen.“ Es ist also durchaus möglich, dass<br />
e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Teilnehmer etwas besser kann als<br />
sie o<strong>der</strong> dass je<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe mal <strong>der</strong><br />
Dirigent se<strong>in</strong> darf. Es gehe um die Frage,<br />
wor<strong>in</strong> die spezielle Bedeutung <strong>der</strong> Musik für<br />
beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te Menschen liegt: Wie kann ihnen<br />
Musik zugänglich gemacht werden, wie<br />
können sie Musik <strong>in</strong>dividuell erleben und<br />
nutzen? „Wir haben mit <strong>der</strong> Zeit schon<br />
bestimmte Rituale entwickelt. Manchmal<br />
dürfen die Teilnehmer aber auch e<strong>in</strong>fach<br />
mal machen, was sie wollen. Man versucht<br />
immer, den besten Weg zu f<strong>in</strong>den, um<br />
etwas aus ihnen herauszukitzeln.“<br />
Nonverbale Kommunikation<br />
E<strong>in</strong>e wichtige Eigenschaft <strong>der</strong> Musik bestehe<br />
dar<strong>in</strong>, dass ihr Erleben nicht ausschließlich<br />
an e<strong>in</strong>e bestimmte körperliche Konstitution<br />
gebunden sei. Je<strong>der</strong> Mensch kann<br />
Musik erleben, ganz gleich, wie e<strong>in</strong>geschränkt<br />
er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Bewegungen und<br />
Artikulationsmöglichkeiten ist. „Bei unserer<br />
Gruppe geht es um nonverbale Kommunikation,<br />
je<strong>der</strong> unserer Teilnehmer soll versuchen,<br />
sich mit <strong>der</strong> Musik o<strong>der</strong> dem Gesang<br />
auszudrücken. Und wenn man ganz genau<br />
zuhört und h<strong>in</strong>sieht, kann man daran den<br />
momentanen Gefühlszustand feststellen“,<br />
erklärt Alandt.<br />
Musiktherapie, sagt Alandt, ist nicht dazu<br />
da, e<strong>in</strong> Orchester o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Musical auf die<br />
Be<strong>in</strong>e zu stellen, son<strong>der</strong>n Kontakt- und<br />
Kommunikationsschwierigkeiten zu überw<strong>in</strong>den,<br />
geistige Fähigkeiten wie<strong>der</strong>zuerwecken,<br />
zu bewahren und weiterzuentwickeln,<br />
den eigenen Spiel-Raum zu erweitern<br />
und Freude <strong>in</strong>s Leben zu br<strong>in</strong>gen. „Wir<br />
möchten ihre Ressourcen för<strong>der</strong>n und<br />
ihnen Würde und Achtung schenken.“<br />
Heidi kann die positive Wirkung <strong>der</strong> regelmäßigen<br />
Therapie bestätigen: „Mit <strong>der</strong><br />
Musik und Gitta geht es mir besser“, sagt sie<br />
mit großer Überzeugung.<br />
Von Sarah Lün<strong>in</strong>g<br />
„Guck mal hier, das b<strong>in</strong> ich!“, ruft Charlotte<br />
stolz und zeigt mit ihrem F<strong>in</strong>ger auf e<strong>in</strong>e<br />
<strong>der</strong> kle<strong>in</strong>en Figuren, die auf <strong>der</strong> Weltkugel<br />
aus Pappmachee aufgeklebt s<strong>in</strong>d. Alle K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
aus <strong>der</strong> Gelben Gruppe s<strong>in</strong>d hier mit<br />
e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en selbst gemalten Papierfigur<br />
wie<strong>der</strong>zuf<strong>in</strong>den, unter <strong>der</strong> ihr Name steht.<br />
Doch Charlotte weiß noch mehr und deutet<br />
auf e<strong>in</strong>e bestimmte Stelle auf dem mit<br />
blauem Papier verkleideten Ballon, den die<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> geme<strong>in</strong>sam mit ihrer Erzieher<strong>in</strong><br />
gebastelt haben: „Hier ist Haiti“, erklärt die<br />
Kle<strong>in</strong>e.<br />
Mit dieser Karibik<strong>in</strong>sel, auf <strong>der</strong> vor wenigen<br />
Wochen e<strong>in</strong> schreckliches Erdbeben<br />
geschehen ist, haben sich Charlotte und die<br />
an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>der</strong> Evangelischen K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte<br />
<strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> Erziehung & Bildung<br />
ganz genau beschäftigt. Und deshalb<br />
handelt es sich bei <strong>der</strong> Weltkugel <strong>in</strong> den<br />
Händen des Mädchens auch nicht um e<strong>in</strong><br />
ganz alltägliches Bastelstück <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>,<br />
son<strong>der</strong>n um e<strong>in</strong>e Spendendose mit e<strong>in</strong>em<br />
kle<strong>in</strong>en Schlitz mitten auf dem Nordpol.<br />
„Unseren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n geht es so gut, da wollten<br />
wir etwas zurück geben,“ erklärt Christ<strong>in</strong>e<br />
Wilhelmi vom Elternbeirat. Der hatte die<br />
Idee, <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte Spendendosen<br />
aufzustellen und für die Erdbebenopfer<br />
auf <strong>der</strong> Karibik-Insel zu sammeln. Auf die<br />
Idee kamen die Eltern durch das momentane<br />
Motto <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte: „K<strong>in</strong><strong>der</strong> dieser<br />
Welt“. Und so wurde Anfang Februar <strong>in</strong><br />
den Räumen <strong>der</strong> Roten, <strong>der</strong> Gelben, <strong>der</strong><br />
Blauen und <strong>der</strong> Grünen Gruppe jeweils e<strong>in</strong>e<br />
Basteln für den guten Zweck <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte <strong>in</strong> Wittlaer-E<strong>in</strong>brungen.<br />
Julia Rauh von <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>nothilfe nahm die gefüllten Spendenboxen persönlich entgegen.<br />
von den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n selbstgestaltete Spendendose<br />
aufgestellt. Dar<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sgesamt 940<br />
Euro zusammengekommen, die für K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
auf Haiti bestimmt s<strong>in</strong>d und zu denen nicht<br />
nur die Eltern und Erzieher ihren Teil beigetragen<br />
haben, son<strong>der</strong>n auch die K<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />
„Manche K<strong>in</strong><strong>der</strong> haben ihre Spardosen<br />
geknackt o<strong>der</strong> ihr Taschengeld beigetragen,“<br />
berichtet die Leiter<strong>in</strong> <strong>der</strong> Blauen Gruppe<br />
Annemarie Ros<strong>in</strong>g und freut sich über<br />
die Hilfsbereitschaft ihrer Schützl<strong>in</strong>ge.<br />
Für die K<strong>in</strong><strong>der</strong> war diese Woche e<strong>in</strong>e ganz<br />
beson<strong>der</strong>e. Sie haben <strong>in</strong> diesen Tagen nicht<br />
nur fleißig Geld für die Opfer des Erdbebens<br />
gesammelt, son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong>e Menge über<br />
die Geschehnisse <strong>in</strong> Mittelamerika erfahren.<br />
Foto: Künstle<br />
Foto: Künstle<br />
Im täglichen Morgenkreis sprachen die<br />
Erzieher<strong>in</strong>nen mit den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n über die<br />
Ereignisse und erklärten nicht nur, was e<strong>in</strong><br />
Erdbeben ist, son<strong>der</strong>n auch, was die Katastrophe<br />
für die Menschen dort bedeutet.<br />
„Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> können stolz se<strong>in</strong>“<br />
Gefreut über die Anteilnahme und die Sammelaktion<br />
<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> hat sich auch Julia<br />
Rauh von <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>nothilfe <strong>in</strong> Duisburg.<br />
Sie ist am Ende <strong>der</strong> Sammelaktion <strong>in</strong> die<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte nach Wittlaer gekommen,<br />
um den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und ihren Eltern persönlich<br />
für die Spendenaktion zu danken.<br />
„Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> können stolz se<strong>in</strong> auf die<br />
Summe, die da zusammengekommen ist,“<br />
betont Rauh, als sie von Ricarda, Ann-Christ<strong>in</strong><br />
und Johanna im Namen aller K<strong>in</strong><strong>der</strong>,<br />
Eltern und Erzieher e<strong>in</strong>en Umschlag mit <strong>der</strong><br />
gesammelten Summe überreicht bekommt.<br />
Mit dem Geld wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> haitianischen<br />
Hauptstadt Port-au-Pr<strong>in</strong>ce e<strong>in</strong> Zentrum, das<br />
die K<strong>in</strong><strong>der</strong>nothilfe errichtet hat, unterstützt.<br />
Dort bekommen täglich mehrere hun<strong>der</strong>t<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> Nahrung, Unterkunft und Schutz,<br />
berichtet Julia Rauh.<br />
„Uns war es beson<strong>der</strong>s wichtig, dass das<br />
Geld K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> Haiti zugutekommt,“ erklärt<br />
Christ<strong>in</strong>e Wilhelmi, denn schließlich sei es<br />
e<strong>in</strong>e Aktion von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n für K<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />
<strong>recke</strong>:<strong>in</strong> 1/10<br />
1/10<br />
<strong>recke</strong>:<strong>in</strong>
12<br />
Sozialpsychiatrie & Heilpädagogik<br />
<strong>recke</strong>:<strong>in</strong>fos 13<br />
Künstler mit Leidenschaft<br />
Künstlerwerkstätten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>time und sonst eher schwer zugängliche Räume. E<strong>in</strong>e Gruppe von<br />
fünf jungen Erwachsenen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen durfte jedoch im Atelier des Künstlers Jörg<br />
Alvermann ihre Kreativität ausleben– e<strong>in</strong> Projekt mit Erfolg und Folgen: e<strong>in</strong>er Ausstellung.<br />
Malen und gestalten, wie <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelne möchte – Kreativität und Maltechnik werden ke<strong>in</strong>e Grenzen gesetzt.<br />
Von Peter Reuter<br />
In e<strong>in</strong>em Fabrikgebäude an <strong>der</strong> Königsberger<br />
Straße <strong>in</strong> Düsseldorf brennt am späten<br />
Freitagnachmittag noch Licht. Doch hier<br />
wird nicht mehr gewerblich produziert. In<br />
se<strong>in</strong>em Atelier auf <strong>der</strong> Industriebrache<br />
arbeitet <strong>der</strong> Künstler Jörg Alvermann. Und<br />
heute hat er zum wie<strong>der</strong>holten Male Gäste.<br />
Ganz locker lassen Sven, Christ<strong>in</strong>a, Sonja,<br />
Melanie und Andreas, Bewohner aus dem<br />
Heilpädagogischen Verbund aus Rat<strong>in</strong>gen,<br />
ihre P<strong>in</strong>sel über die Le<strong>in</strong>wände kreisen.<br />
Ob rot, gelb, grün, blau, ob P<strong>in</strong>sel, Rolle o<strong>der</strong><br />
Spritztechnik, alles wird hier verwendet.<br />
Schon zum achten Mal besuchte die Gruppe<br />
die Künstlerwerkstatt von Jörg Alvermann,<br />
um ihren Ideen freien Lauf zu lassen.<br />
Kunst mit ganzem Körpere<strong>in</strong>satz.<br />
Foto: Sozialpsychiatrie & Heilpädagogik<br />
Foto: Sozialpsychiatrie & Heilpädagogik<br />
Die fünf Bewohner des teilstationären<br />
Wohnhauses für 24 Menschen mit körperlichen,<br />
geistigen o<strong>der</strong> komplexen Mehrfachbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen<br />
an <strong>der</strong> Giesserstraße <strong>in</strong><br />
Rat<strong>in</strong>gen waren vorerst zum letzten Mal im<br />
Atelier von Künstler Jörg Alvermann zu<br />
Gast. Die Bandbreite <strong>der</strong> Kunstwerke ist<br />
groß: Der im Rollstuhl sitzende Andreas<br />
benutzt Rolle und P<strong>in</strong>sel und versucht, die<br />
Techniken <strong>in</strong> wechselnden Farbkomb<strong>in</strong>ationen<br />
auf die Le<strong>in</strong>wand zu br<strong>in</strong>gen. Der<br />
Auto- und Motorsportfan Sven konzentriert<br />
sich auf die Abbildungen e<strong>in</strong>er Harley<br />
Davidson, die er für se<strong>in</strong>en Vater gemalt hat.<br />
„Der freut sich bestimmt darüber.”<br />
Künstlerateliers s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>time und sonst kaum<br />
zugängliche Orte. Selten besteht die Möglichkeit,<br />
Künstler <strong>in</strong> den Räumen zu erleben,<br />
<strong>in</strong> denen die Kunstwerke entstehen und<br />
Ideen o<strong>der</strong> Gedanken <strong>in</strong> materielle Form<br />
gebracht werden. Der Gruppe aus <strong>der</strong> Giesserstraße<br />
diese Räume zugänglich zu<br />
machen, geht auf e<strong>in</strong>e Initiative von Christoph<br />
Schluckebier zurück. Der Bereichsleiter<br />
sprach den Künstler Alvermann an, <strong>der</strong><br />
auch Firmen o<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten die Möglichkeit<br />
bietet, Erfahrungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kunst zu<br />
sammeln. „Es geht darum, mit möglichst<br />
unterschiedlichen Menschen Kunst zu<br />
machen“, erklärt Alvermann. „Die Menschen<br />
sollen ihre Scheu ablegen und e<strong>in</strong>fach<br />
anfangen.“<br />
<strong>Das</strong> muss man <strong>der</strong> Gruppe von Christoph<br />
Schluckebier nicht zweimal sagen. „<strong>Das</strong><br />
macht riesigen Spaß hier“, me<strong>in</strong>t Christ<strong>in</strong>a<br />
und malt weiter am bunten Namenszug<br />
ihrer Wohngruppe „Sirius“. Direkt daneben<br />
steht Melanie, die den Schriftzug „Pluto“ mit<br />
vielen bunten Verzierungen fertig gestellt<br />
hat; sie erklärt: „<strong>Das</strong> s<strong>in</strong>d alles Planeten und<br />
Sterne!“ Und Sonja sagt: „Ich male hier e<strong>in</strong>fach<br />
drauf los.“ Auch <strong>der</strong> sonst eher ruhige<br />
Andreas blüht beim Malen richtig auf.<br />
„Sonst ist es manchmal schwierig, ihn für<br />
Aktivitäten zu gew<strong>in</strong>nen, was auch an se<strong>in</strong>er<br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung liegt. Aber hier ist er voll <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>em Element“, sagt Schluckebier und<br />
geht <strong>in</strong> Deckung, denn Andreas br<strong>in</strong>gt<br />
gerade mit ausufernden P<strong>in</strong>selschwüngen<br />
bunte Punkte auf die rote Le<strong>in</strong>wand.<br />
Die Charaktereigenschaften <strong>der</strong> Teilnehmer<br />
kommen <strong>in</strong> den Bil<strong>der</strong>n und ihren Arbeitsweisen<br />
zum Ausdruck. Der e<strong>in</strong>e geht forsch<br />
an die Sache ran, jemand wie Andreas blüht<br />
auf, auch die etwas ängstliche Christ<strong>in</strong>a<br />
traut sich, ihren Ideen freien Lauf zu lassen.<br />
Ke<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Teilnehmer wird <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Tun<br />
e<strong>in</strong>geschränkt, im Gegenteil. „Wir freuen<br />
uns, wenn die Leute aus sich herauskommen<br />
und ohne Hilfe o<strong>der</strong> Anleitung ihre<br />
Gefühle sprechen lassen. Sie sollen ihre<br />
Angst und Hemmung verlieren. <strong>Das</strong>s es<br />
handwerklich nicht immer gut umgesetzt<br />
ist, darum geht es nicht“, me<strong>in</strong>t Alvermann.<br />
Wobei das nicht <strong>in</strong> allen Fällen zutrifft, denn<br />
drei <strong>der</strong> fertig gestellten Kunstwerke haben<br />
sogar schon Käufer gefunden. „Von dem<br />
Erlös machen wir bei uns im Haus mit dem<br />
Fortsetzung auf <strong>der</strong> nächsten Seite<br />
INFO<br />
Vernissage und Ausstellung<br />
Die Bil<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kunstgruppe s<strong>in</strong>d im<br />
Haus Giesserstraße, Giesserstraße 1 <strong>in</strong><br />
40878 Rat<strong>in</strong>gen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ausstellung<br />
zu sehen. Diese wird am Freitag, 26.<br />
März, 15 Uhr, mit e<strong>in</strong>er Vernissage<br />
eröffnet. Nach e<strong>in</strong>er kurzen Begrüßung<br />
laden die Bewohner des Hauses ihre<br />
Angehörigen, Freunde, Betreuer und<br />
<strong>in</strong>teressierte Gäste zu e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en<br />
Buffet. Für die musikalische Untermalung<br />
<strong>der</strong> Vernissage sorgt DJ Sven,<br />
selbst auch als Künstler <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausstellung<br />
vertreten.<br />
Handwerker öffneten Türen<br />
Zum dritten Mal präsentierte die DiFS ihre Gewerke an<br />
e<strong>in</strong>em Tag <strong>der</strong> Offenen Tür <strong>der</strong> Öffentlichkeit.<br />
Geschäftsführer<strong>in</strong> Daniela Baumann und Tischlermeister Horst Faure machen den Anfang beim Baumsägen.<br />
Jörg e<strong>in</strong> großes Pizzaessen“, freuen sich die<br />
Nachwuchskünstler. Und auch am Ende des<br />
Projektes verschw<strong>in</strong>den die Bil<strong>der</strong> nicht aus<br />
dem Blick <strong>der</strong> Öffentlichkeit; vielmehr werden<br />
sie demnächst im Haus Giesserstraße<br />
ausgestellt (siehe Infokasten).<br />
„<strong>Das</strong>s wir bei den Teilnehmern sowie den<br />
Mitarbeitenden e<strong>in</strong>e so große Begeisterung<br />
Foto: Künstle<br />
(rbd) Tag <strong>der</strong> Offenen Tür <strong>in</strong> den Werkstätten<br />
<strong>der</strong> Dienstleistung, Fachberatung, Service<br />
GmbH, kurz DiFS: Geschäftsführer<strong>in</strong><br />
Daniela Baumann und ihre Mitarbeitenden<br />
gaben ihren Gästen die Möglichkeit, h<strong>in</strong>ter<br />
die Kulissen <strong>der</strong> Gewerke zu blicken. Und<br />
um die Dienstleistungen <strong>der</strong> DiFS künftig<br />
noch besser schätzen zu können, durften<br />
sich die Gäste bei e<strong>in</strong>em „Baumscheibensägewettbewerb“<br />
versuchen. Geschäftsführer<strong>in</strong><br />
Baumann nutzte den dritten Tag <strong>der</strong><br />
Offenen Tür <strong>in</strong> ihrer Begrüßungsrede zu<br />
e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Zwischenfazit für ihr Unternehmen.<br />
Hervorgegangen ist die heutige<br />
DiFS aus dem damaligen Berufsbildungszentrum,<br />
dem heutigen ArbeitsPädagogischen<br />
Zentrum (APZ) <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> Erziehung<br />
& Bildung. Schon damals haben die<br />
Mitarbeitenden mit den Jugendlichen<br />
Maler-, Tischler- o<strong>der</strong> Gartenpflegeararbeiten<br />
sowohl für die <strong>Stiftung</strong> als auch Externe<br />
geleistet. Da aber die Ausbildung im APZ<br />
Vorrang vor den Kundenwünschen hat,<br />
wurde es arbeitspädagogisch umkonzeptioniert,<br />
während die DiFS sich professionell<br />
am freien Markt aufstellte. Dabei werden<br />
weiterh<strong>in</strong> Auszubildende aus dem Arbeits-<br />
Pädagogischen Zentrum <strong>in</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs- und<br />
Arbeitsmöglichkeiten <strong>der</strong> realen Arbeitswelt<br />
<strong>in</strong>tegriert. E<strong>in</strong>em ehemaligen Praktikanten<br />
konnte die DiFS sogar selbst e<strong>in</strong>en<br />
Ausbildungsplatz anbieten.<br />
Gestartet mit e<strong>in</strong>em Tischlermeister, drei<br />
Gärtnern, zwei ausgeliehenen Malergesellen<br />
aus <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> Erziehung & Bildung,<br />
e<strong>in</strong>em Hausmeister und <strong>der</strong> Geschäftsführer<strong>in</strong>,<br />
wuchs die DiFS <strong>in</strong> den nächsten drei<br />
Jahren auf 19 Mitarbeitende an. Mit <strong>der</strong><br />
schließlich auch noch <strong>in</strong>tegrierten Gebäu<strong>der</strong>e<strong>in</strong>igung<br />
kommt das DiFS-Team <strong>in</strong>zwischen<br />
auf rund 100 Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen.<br />
Zu den Gewerken des regionalen<br />
Dienstleisters gehören heute die Malerei,<br />
die Tischlerei, die Gebäu<strong>der</strong>e<strong>in</strong>igung, <strong>der</strong><br />
Gartenservice und die Haustechnik. Auch<br />
bietet die DiFS Entrümpelungen und Kle<strong>in</strong>umzüge<br />
an.<br />
Fortsetzung von Seite 12: Künstler mit Leidenschaft<br />
auslösen, hätten wir gar nicht gedacht“,<br />
freut sich Schluckebier. Der Erfolg gibt ihm<br />
Recht. Und deshalb strebt er auch e<strong>in</strong>e Wie<strong>der</strong>holung<br />
des Projektes im nächsten Jahr<br />
an. Dann aber vielleicht nicht mit P<strong>in</strong>sel, Farben<br />
und Le<strong>in</strong>wand, son<strong>der</strong>n mit Ton o<strong>der</strong><br />
ähnlichen Materialien. „Egal was es ist,<br />
Hauptsache wir können so etwas im nächsten<br />
Jahr noch e<strong>in</strong>mal machen“, hofft Sonja.<br />
Nordkirchen<br />
„auf e<strong>in</strong>em guten<br />
Weg mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>”<br />
In den nächsten zwei Jahren wird sich<br />
für die Anstaltskirchengeme<strong>in</strong>de <strong>der</strong><br />
<strong>Graf</strong>-<strong>Recke</strong>-<strong>Stiftung</strong> e<strong>in</strong>iges verän<strong>der</strong>n:<br />
Sie wird ihre Zusammenarbeit mit <strong>der</strong><br />
Kirchengeme<strong>in</strong>de Kaiserswerth mit<br />
dem Ziel e<strong>in</strong>es Zusammenschlusses<br />
<strong>in</strong>tensivieren. Pfarrer Dietmar Redeker<br />
nennt hierfür Gründe: So seien die beiden<br />
Geme<strong>in</strong>den bereits jetzt durch<br />
Neubaugebiet und K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte<br />
immer enger verwoben. „Außerdem<br />
macht es S<strong>in</strong>n, die <strong>Graf</strong>-<strong>Recke</strong>-Kirche<br />
als e<strong>in</strong>zige evangelische Kirche <strong>in</strong> Wittlaer<br />
und E<strong>in</strong>brungen auch für alle Evangelischen<br />
zu ihrer 'Stadtteilkirche' zu<br />
machen“, so Redeker.<br />
Die <strong>Graf</strong>-<strong>Recke</strong>-<strong>Stiftung</strong> wird ihren Vertrag<br />
mit <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de nach 2013<br />
nicht mehr verlängern, hat aber zugesagt,<br />
dass sie weiterh<strong>in</strong> alle Personalund<br />
Sachkosten übernehmen wird,<br />
dass also die haupt- und ehrenamtliche<br />
Arbeit wie bisher weitergehen<br />
kann. Vorstand Petra Skodzig betont,<br />
dass sie das hohe Engagement <strong>der</strong><br />
Geme<strong>in</strong>de für die Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
schätzt und auf jeden Fall erhalten<br />
wolle. Ebenso solle die <strong>in</strong>tegrative<br />
Arbeit über den „Tellerrand“ <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
h<strong>in</strong>aus erhalten und ausgebaut<br />
werden. Damit das Zusammengehen<br />
gel<strong>in</strong>gt und sich für die Mitglie<strong>der</strong> bei<strong>der</strong><br />
Geme<strong>in</strong>den auf Dauer als Gew<strong>in</strong>n<br />
erweist, werden ihm viele Gespräche<br />
zwischen den beiden Presbyterien,<br />
dem Vorstand und dem Kuratorium<br />
<strong>der</strong> <strong>Graf</strong>-<strong>Recke</strong>-<strong>Stiftung</strong> und den Kreissynodalvorständen<br />
<strong>der</strong> Kirchenkreise<br />
Düsseldorf und Düsseldorf-Mettmann<br />
vorausgehen. Dabei geht es nicht nur<br />
um F<strong>in</strong>anzfragen, son<strong>der</strong>n auch um die<br />
<strong>in</strong>haltliche Gestaltung <strong>der</strong> künftigen<br />
Geme<strong>in</strong>dearbeit <strong>in</strong> E<strong>in</strong>brungen. Die<br />
bisherigen Gespräche s<strong>in</strong>d nach Me<strong>in</strong>ung<br />
aller Beteiligten sehr konstruktiv<br />
verlaufen. <strong>Das</strong> gegenseitige Kennenlernen<br />
hat schon vor über e<strong>in</strong>em Jahr mit<br />
regelmäßigen Gesprächen zwischen<br />
Presbyteriumsmitglie<strong>der</strong>n bei<strong>der</strong><br />
Geme<strong>in</strong>den und geme<strong>in</strong>samen Gottesdiensten<br />
begonnen. Man kann<br />
sagen, so Pfarrer Redeker, „wir s<strong>in</strong>d auf<br />
e<strong>in</strong>em guten Weg mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.“<br />
<strong>recke</strong>:<strong>in</strong> 1/10<br />
1/10<br />
<strong>recke</strong>:<strong>in</strong>
14<br />
Erziehung & Bildung<br />
Wohnen & Pflege 15<br />
Selbstbewusst mit Karib & Co.<br />
Die ersten Pferde kamen als Rasenmäher <strong>in</strong>s Dorotheenheim. Heute gehören die Reittiere auf<br />
dem Hildener Gelände <strong>der</strong> <strong>Graf</strong>-<strong>Recke</strong>-<strong>Stiftung</strong> zum Alltagsbild, jedoch haben sie heute wichtigere<br />
Aufgaben als vor 30 Jahren. Jetzt sorgte <strong>der</strong> För<strong>der</strong>vere<strong>in</strong> für e<strong>in</strong>e neue Generation.<br />
na und Josie, vier Rosse <strong>in</strong> allen Formen und<br />
Farben, stehen Petra Zych für ihre Arbeit zur<br />
Verfügung.<br />
Veranstaltungsreihe <strong>2010</strong><br />
Die Veranstaltungsreihe des Geschäftsbereichs <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> Wohnen & Pflege gehört bereits zum<br />
festen Bestandteil des Term<strong>in</strong>kalen<strong>der</strong>s <strong>in</strong> den Seniorene<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Düsseldorf-Wittlaer,<br />
-Unterrath und <strong>in</strong> Hilden. Dies s<strong>in</strong>d die diesjährigen Term<strong>in</strong>e.<br />
Helmut Hirche vom För<strong>der</strong>vere<strong>in</strong> und...<br />
Foto: Künstle<br />
(rbd) Mit Blitz und Donner hat alles begonnen.<br />
1978 traten die beiden als Rasenmäher<br />
ihren Dienst im damaligen Dorotheenheim<br />
an. Inzwischen s<strong>in</strong>d Pferde auf dem Hildener<br />
Areal <strong>der</strong> <strong>Graf</strong>-<strong>Recke</strong>-<strong>Stiftung</strong> fest etabliert.<br />
Jetzt hat <strong>der</strong> För<strong>der</strong>vere<strong>in</strong> Dorotheenheim<br />
e. V. die Anschaffung e<strong>in</strong>er weiteren<br />
Generation Reittiere f<strong>in</strong>anziert und sorgt<br />
weiterh<strong>in</strong> für <strong>der</strong>en Futter sowie tierärztliche<br />
Behandlungen wie Impfungen und<br />
Wurmkuren.<br />
Als Blitz und Donner damals <strong>in</strong>s Dorotheenheim<br />
kamen, war es ihre Bestimmung, den<br />
Rasen kurz zu halten. Gleichzeitig wussten<br />
die Bewohner <strong>der</strong> Seniorene<strong>in</strong>richtung sie<br />
als Streicheltiere zu schätzen. „Auch wenn<br />
es immer mal wie<strong>der</strong> Probleme gab, wenn<br />
sie sie mit weichem Brot und an<strong>der</strong>en<br />
schwer verdaulichen Sachen fütterten“,<br />
er<strong>in</strong>nert sich Helmut Hirche, damals leiten<strong>der</strong><br />
Erzieher <strong>in</strong> den Jugendhilfee<strong>in</strong>richtungen<br />
des Dorotheenheims, heute stellvertreten<strong>der</strong><br />
För<strong>der</strong>vere<strong>in</strong>svorsitzen<strong>der</strong>.<br />
Die ausgebildete Gymnastiklehrer<strong>in</strong> mit<br />
Zusatzausbildung zur Reitpädagog<strong>in</strong> ist seit<br />
1998 für die Arbeit mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, Jugendlichen<br />
und Pferden verantwortlich, unterstützt<br />
von N<strong>in</strong>a Terwesten. „Wir arbeiten mit<br />
traumatisierten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen,<br />
die kaum Anerkennung erfahren haben“,<br />
berichtet Zych. „Bei <strong>der</strong> Arbeit mit den Pferden<br />
merken sie, dass sie selbst etwas können.“<br />
Karib & Co. sorgen für ganz neue<br />
Erfahrungen: Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen<br />
striegeln sie, halftern auf und reiten auch<br />
selbst, traben und galoppieren sogar. „<strong>Das</strong><br />
ist für die K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen e<strong>in</strong> ganz<br />
wichtiger Beitrag zur Entwicklung ihres<br />
Selbstbewusstse<strong>in</strong>s.“<br />
Karib war e<strong>in</strong> „Kle<strong>in</strong>er Onkel“<br />
Die Tiere müssen selbstverständlich<br />
bestimmten Erfor<strong>der</strong>nissen entsprechen.<br />
Für den Araberwallach Karib ke<strong>in</strong> Problem:<br />
Er hat jahrelang auf <strong>der</strong> Rat<strong>in</strong>ger Waldbühne<br />
„Blauer See“ den „Kle<strong>in</strong>en Onkel“ <strong>in</strong> Pippi<br />
Langstrumpf gegeben. „Als er hierher kam,<br />
hatte er noch die Tupfer auf dem Fell, die er<br />
für diese Rolle aufgemalt bekam“, erzählt<br />
die Reitpädagog<strong>in</strong>. Die Tupfer s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen<br />
ausgewachsen, aber Karib alias Kle<strong>in</strong>er<br />
Onkel bestätigt <strong>in</strong> <strong>der</strong> alltäglichen<br />
Arbeit, dass se<strong>in</strong>e als Waldbühnendarsteller<br />
gesammelten Erfahrungen im Umgang mit<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Reitpädagogik zum Tragen<br />
kommen.<br />
Beson<strong>der</strong>s stolz ist Reitpädagog<strong>in</strong> Zych auf<br />
den offenen Stall, den <strong>der</strong> För<strong>der</strong>vere<strong>in</strong><br />
damals f<strong>in</strong>anzierte und <strong>in</strong> dem die vier Pferde<br />
e<strong>in</strong> und aus auf die Koppel laufen können.<br />
„Durch die ständige Möglichkeit zum<br />
Freilauf s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Reitstunde ausgeglichen“,<br />
sagt Zych. Im Moment ist aufgrund<br />
<strong>der</strong> w<strong>in</strong>terlichen Verhältnisse aber Pause für<br />
den Araber, das polnische Halbblut, den<br />
Hafl<strong>in</strong>ger und das ebenso kle<strong>in</strong>e wie aufmüpfige<br />
Shetlandpony.<br />
E<strong>in</strong>es ist Petra Zych noch ganz wichtig,<br />
nämlich die Beantwortung <strong>der</strong> Frage: Was<br />
...Pädagog<strong>in</strong> Petra Zych mit <strong>der</strong> neuen Generation.<br />
Hirche und se<strong>in</strong> För<strong>der</strong>vere<strong>in</strong>, den er nach<br />
se<strong>in</strong>em Ausscheiden aus dem Berufsdienst<br />
1993 gründete und dessen Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
langjährige Hildener Bürgermeister Günter<br />
Scheib ist, haben die Tradition <strong>der</strong> Pferde<br />
auf dem Gelände <strong>in</strong> Hilden bis heute aufrecht<br />
erhalten. Die Jugend- und Altenhilfe<br />
wird <strong>in</strong>zwischen von <strong>der</strong> <strong>Graf</strong>-<strong>Recke</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />
bzw. ihren Tochtergesellschaften Educon<br />
und Dorotheenpark getragen. Seit<br />
1996 dienen die Pferde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugendhilfe<br />
<strong>der</strong> Reitpädagogik, jetzt wurde hierfür e<strong>in</strong>e<br />
neue Generation geholt: Bolero, Karib, Diawurde<br />
aus den vier Vorgängerpferden?<br />
„E<strong>in</strong>es mussten wir wegen e<strong>in</strong>er unheilbaren<br />
Krankheit e<strong>in</strong>schläfern, e<strong>in</strong>es wurde von<br />
e<strong>in</strong>er Kolleg<strong>in</strong> übernommen, die an<strong>der</strong>en<br />
zwei leben jetzt bestens versorgt auf dem<br />
Gnadenhof <strong>der</strong> Gisela-Carstens-<strong>Stiftung</strong> bei<br />
Hamburg.“<br />
IMPRESSUM<br />
<strong>recke</strong>:<strong>in</strong><br />
<strong>Das</strong> Magaz<strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Graf</strong>-<strong>Recke</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />
<strong>Ausgabe</strong> 1/<strong>2010</strong><br />
Herausgeber:<br />
Vorstand <strong>der</strong> <strong>Graf</strong>-<strong>Recke</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />
E<strong>in</strong>brunger Str. 82<br />
40489 Düsseldorf<br />
Redaktion:<br />
Unternehmenskommunikation<br />
<strong>der</strong> <strong>Graf</strong>-<strong>Recke</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />
Text und Konzept:<br />
Dr. Roelf Bleeker-Dohmen (rbd)<br />
Fotos und Layout:<br />
Thomas Künstle<br />
Druck & Auflage:<br />
Druckerei Perpéet,<br />
3.000 Exemplare<br />
Mitglied <strong>der</strong><br />
Diakonie Rhe<strong>in</strong>land-Westfalen-Lippe<br />
Foto: Künstle<br />
Thema Demenz Erleben Sie Menschen, die<br />
an Demenz erkrankt s<strong>in</strong>d, oft als exotisch,<br />
unnormal o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>fach verwirrt? Stephan<br />
Kostrzewa möchte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Vortrag darstellen,<br />
dass das Verhalten von an Demenz<br />
erkrankten Menschen mitunter verständlich<br />
und nachvollziehbar ist, wenn man sich auf<br />
den Betroffenen e<strong>in</strong>lässt. Gerade für Angehörige<br />
kann es hilfreich se<strong>in</strong>, zu verstehen,<br />
was bei Demenz eigentlich passiert. Der<br />
Vortrag über Demenz soll hierbei unterstützen<br />
und Antworten auf Fragen geben. Do.,<br />
18.3., 18 Uhr, <strong>in</strong> D-Wittlaer, Mi., 23.6., 18<br />
Uhr, <strong>in</strong> D-Unterrath, Do., 8.7., 18 Uhr, <strong>in</strong><br />
Hilden<br />
Thema Vorsorgevollmacht<br />
und Patientenverfügung Zur<br />
Absicherung des eigenen Willens<br />
im Alter gibt es verschiedene<br />
Möglichkeiten. Neben e<strong>in</strong>er<br />
Vollmacht und e<strong>in</strong>er Betreuungsverfügung<br />
gibt es auch die<br />
Möglichkeit <strong>der</strong> Patientenverfügung. Am<br />
1.9.2009 ist das neue Patientenverfügungsgesetz<br />
<strong>in</strong> Kraft getreten. Was hat sich verän<strong>der</strong>t?<br />
Gelten die alten Verfügungen noch?<br />
Viele Fragen s<strong>in</strong>d weiter offen. Die Veranstaltung<br />
soll Fragen klären und Unsicherheiten<br />
abbauen. Klaus Niel vom Betreuungsvere<strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Diakonie wird die Unterschiede<br />
zwischen Vollmacht, Patientenverfügung<br />
und Betreuungsverfügung erläutern<br />
und Antwort auf Fragen zu diesem<br />
aktuellen Thema geben. Di., 23.3., 19 Uhr,<br />
<strong>in</strong> D-Unterrath, Di., 27.4., 16 Uhr, <strong>in</strong> Hilden,<br />
Do., 28.10., 18 Uhr, <strong>in</strong> D-Wittlaer<br />
5. Gesundheitstag <strong>der</strong> <strong>Graf</strong>-<strong>Recke</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />
Sonntag, 31.10.<strong>2010</strong>, 14-18 Uhr, im Walter-Kobold-Haus<br />
Auch im Jahr <strong>2010</strong> besteht wie<strong>der</strong> Gelegenheit, sich über das<br />
Angebot <strong>der</strong> <strong>Graf</strong>-<strong>Recke</strong>-<strong>Stiftung</strong> rund um Service, Wohnen und<br />
Pflege zu <strong>in</strong>formieren. Nähere Informationen zur Veranstaltung<br />
gibt es beim Walter-Kobold-Haus, E<strong>in</strong>brunger Straße 71, 40489<br />
Düsseldorf, Telefon: 0211/4055-0.<br />
Was müssen K<strong>in</strong><strong>der</strong> dazuzahlen? Was tun,<br />
wenn die stationäre Unterbr<strong>in</strong>gung <strong>der</strong><br />
Eltern nicht aus eigenen Mitteln gezahlt<br />
werden kann? Müssen die K<strong>in</strong><strong>der</strong> Unterhalt<br />
zahlen o<strong>der</strong> kann unterstützend Sozialhilfe<br />
beantragt werden? Rechtsanwalt Christian<br />
Müssemeyer gibt Antworten und nennt<br />
e<strong>in</strong>e Fülle von Praxisbeispielen. Do., 10.6.,<br />
18 Uhr, <strong>in</strong> D-Wittlaer, Di., 5.10., 19 Uhr, <strong>in</strong><br />
D-Unterrath, Do, 4.11., 16 Uhr, <strong>in</strong> Hilden.<br />
Die Veranstaltungsorte:<br />
Pflegezentrum Walter-Kobold-Haus, Multifunktionsraum,<br />
E<strong>in</strong>brunger Str. 71,<br />
Düsseldorf-Wittlaer<br />
Seniorenzentrum Zum Königshof,<br />
Großer Saal, Unterrather Str. 60, Düsseldorf-Unterrath<br />
Dorotheenpark Seniorenzentr., Haus<br />
L<strong>in</strong>de, Bistro, Horster Allee 5, Hilden<br />
<strong>recke</strong>:<strong>in</strong> 1/10<br />
1/10<br />
<strong>recke</strong>:<strong>in</strong>
Wir s<strong>in</strong>d Ihre Bank.<br />
Als Genossenschaftsbank mit christlichen Wurzeln und Werten bietet die<br />
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Kirche und ihrer Diakonie zugeschnitten s<strong>in</strong>d.<br />
Wir f<strong>in</strong>anzieren Altenheime, Krankenhäuser, Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tene<strong>in</strong>richtungen und<br />
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Wir freuen uns auf das Gespräch mit Ihnen.<br />
KD-BANK eG – die Bank für Kirche und Diakonie www.KD-BANK.de Fon 0231-58444-0 Info@KD-BANK.de