retail 1/2011: 90 Jahre Handelsverband
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etail <strong>90</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Handelsverband</strong><br />
Vier Herren legten ihr<br />
Vermächtnis in meine Hände.<br />
Diplomkaufmann Paul Mailáth-Pokorny, Jahrgang 1923, übernahm 1974 die<br />
Präsidentschaft im <strong>Handelsverband</strong>. Für die <strong>90</strong>-<strong>Jahre</strong>-Festschrift lässt er seine<br />
Erinnerungen über Nachkriegsjahre, Aufbruchstimmung und Verbandssorgen im<br />
Gespräch mit Stefan Mumelter und Petra Denk Revue passieren.<br />
interview | seite 34<br />
Petra Denk: Herr Mailáth-Pokorny, Sie haben<br />
den <strong>Handelsverband</strong> über eine lange Zeit als<br />
Präsident geführt und später als Ehrenpräsident<br />
begleitet. Daher freuen wir uns ganz besonders,<br />
dass Sie in diesem Interview Ihre Erfahrungen<br />
mit uns teilen wollen. Können Sie<br />
uns erzählen, wie es dazu kam, dass Sie Präsident<br />
des <strong>Handelsverband</strong>es wurden?<br />
Paul Mailáth-Pokorny: Es war im Jahr 1974.<br />
Ich habe damals Ankerbrot und Hammerbrot<br />
als Vorstandsvorsitzender vertreten und hatte<br />
daher natürlich viel zu tun mit den Großformen<br />
des Einzelhandels. Der amtierende<br />
<strong>Handelsverband</strong>-Präsident Herr Julius Meinl<br />
III. bat mich damals, zu ihm zu kommen. Zu<br />
meiner Überraschung empfingen mich gleich<br />
vier Herren. Da waren neben Herrn Meinl<br />
noch Herr Erich Kastner, Gesellschafter von<br />
Kastner & Öhler, Herr Walter Palmers und<br />
Herr Thomas Knaur von der Drogeriekette<br />
M. Wallace anwesend. Herr Palmers erzählte,<br />
dass sie nach dem ersten Weltkrieg eine Plattform<br />
gegründet hatten, um sich gegenseitig<br />
bei ihren Vorhaben abzustimmen. Diese Plattform<br />
existierte jedoch nur bis 1938, dann kam<br />
Hitler und der Verband wurde aufgelöst.<br />
Als mich die vier Herren baten, den Verband<br />
zu übernehmen, fühlte es sich für mich an<br />
wie ein Vermächtnis. Diese vier Herren, die ja<br />
Neugründer des Verbandes nach dem zweiten<br />
Weltkrieg waren, baten mich, ihr Erbe anzutreten.<br />
Die Plattform für größere Formen<br />
des Einzelhandels sollte ich weiterführen. Ich<br />
fühlte mich geehrt. Doch dieses Erbe anzutreten,<br />
war gar nicht so leicht. Sie müssen sich<br />
das so vorstellen: Herr Meindl hat dem Verband<br />
ein kleines Büro am Stephansplatz zur<br />
Verfügung gestellt, dabei handelte es sich um<br />
ein einziges Zimmer. So klein haben wir damals<br />
angefangen.<br />
Stefan Mumelter: Haben Ihnen die vier Herren<br />
auch etwas über ihre Erfahrungen aus der Zeit<br />
vor dem Krieg erzählt?