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Eröffnung durch Prof. Wolfgang Schulhoff

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<strong>Eröffnung</strong> <strong>durch</strong> <strong>Prof</strong>. <strong>Wolfgang</strong> <strong>Schulhoff</strong><br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Wolfgang</strong> <strong>Schulhoff</strong><br />

Handwerkskammer Düsseldorf<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Wolfgang</strong> <strong>Schulhoff</strong><br />

Dipl.-Volkswirt Köln 1965. Inhaber der Firma Georg<br />

<strong>Schulhoff</strong> Heizung-Lüftung-Sanitärinstallation, Düsseldorf.<br />

1983 – 2002 Mitglied des Deutschen Bundestages,<br />

seit 2003 Präsident der Handwerkskammer<br />

Düsseldorf und seit 2005 Präsident des Nordrhein-<br />

Westfälischen Handwerkstags (NWHT). Er wurde 1994<br />

als Honorarprofessor für Volkswirtschaft an die Hochschule<br />

für Technik und Wirtschaft Mittweida berufen.<br />

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist mir eine große Freude, Sie zu<br />

unserem 4. Röpke-Symposium ganz herzlich zu begrüßen. Mein besonderer<br />

Gruß und Dank gilt zuallererst unseren Referenten, die von nah und fern angereist<br />

sind. Darunter sind viele alte Freunde des Handwerks.<br />

Allen voran begrüße ich Martin Wilde, den Geschäftsführer des Bundes Katholischer<br />

Unternehmer; denn dieses Symposium ist in enger Kooperation mit<br />

dem BKU vorbereitet worden.<br />

Nachdem wir dem Ratsvorsitzenden der EKD, Präses Nikolaus Schneider, den<br />

Europäischen Handwerkspreis verliehen haben, können Sie an dieser Kooperation<br />

die tadellose ökumenische Gesinnung des Handwerks ablesen!<br />

Ganz besonders freut mich, dass unser Programm auch ein wenig internationales<br />

Flair hat. Ich begrüße sehr herzlich <strong>Prof</strong>essor Gerrit Meijer aus Maastricht<br />

und Dr. Werner Teufelsbauer aus Wien. Seien Sie uns allen herzlich willkommen!<br />

Und wir erwarten noch meinen Schweizer Unternehmerkollegen Thomas<br />

Minder.<br />

13


4. Röpke-Symposium<br />

Es entwickelt sich zu einer schönen Tradition, dass die Moderation des Röpke-<br />

Symposiums wieder in den bewährten Händen von Holger Steltzner liegt. Ich<br />

begrüße auch ihn sehr herzlich.<br />

Ich brauche in diesem Kreis nicht zu erwähnen, dass Herr Steltzner einer der<br />

Herausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ ist und ein Ökonom <strong>durch</strong><br />

und <strong>durch</strong>. Wir erkennen das daran, was er schreibt. Und ich freue mich besonders,<br />

und da schlägt mein Herz hoch, wenn wir von Ihnen etwas über Europa<br />

lesen können.<br />

Dass erneut so viele Teilnehmer zu unserem Symposium gekommen sind, ist<br />

nicht selbstverständlich. Denn diejenigen, die schon an zurückliegenden Veranstaltungen<br />

teilgenommen haben, wissen es schon: Unsere Röpke-Symposien<br />

sind nichts für Faulenzer, sondern hier wird hart und lange gearbeitet! Ich kann<br />

Ihnen versichern: Wir haben uns auch diesmal viel vorgenommen.<br />

Ich bin daran natürlich ganz unschuldig; denn dafür hat wieder Dr. Thomas<br />

Köster gesorgt. Er füllt unser „Kompetenzzentrum Soziale Marktwirtschaft“<br />

mit Leben. Dafür, lieber Thomas, nochmals ganz herzlichen Dank!<br />

Thomas Köster wird zusammen mit Martin Wilde unserem Moderator Holger<br />

Steltzner bei der Bewältigung des Mammutprogramms dieser Veranstaltung<br />

zur Seite stehen.<br />

Meine Damen und Herren, wenn man eine Zwischenbilanz der bisherigen drei<br />

Röpke-Symposien ziehen will, kann man ohne falsche Bescheidenheit feststellen:<br />

Sie haben sich innerhalb kurzer Zeit zu einem Flaggschiff der ordnungspolitischen<br />

Diskussion in unserem Lande entwickelt. Hier wird auf höchstem<br />

Niveau über die Grundlagen der Sozialen Marktwirtschaft nachgedacht. Ich<br />

kenne keinen anderen Wirtschaftszweig, der sich dieser Aufgabe so ernsthaft<br />

und so gründlich stellt wie wir.<br />

Unsere bisherigen Röpke-Symposien folgten einer ganz bestimmten Dramaturgie.<br />

Sie behandelten Themen, die uns, dem Handwerk, aber nicht nur dem<br />

Handwerk allein, unter den Nägeln brennen.<br />

Beim 1. Röpke-Symposium ging es uns ganz grundlegend um die Frage: Was<br />

zeichnet den Unternehmer in der Sozialen Marktwirtschaft aus? Worin besteht<br />

seine Funktion innerhalb der Wirtschafts- und Sozialordnung? Eine Leitidee<br />

14


<strong>Prof</strong>. <strong>Wolfgang</strong> <strong>Schulhoff</strong><br />

ist mir persönlich dabei sehr deutlich geworden: Wir müssen dafür sorgen, dass<br />

der vollhaftende Eigentümer-Unternehmer<br />

wieder als Normalfall in unserer<br />

Marktwirtschaft angesehen wird. Denn er<br />

ist kein bemitleidenswertes Auslaufmo-<br />

Vollhaftender Eigentümer-Unternehmer als<br />

Maßstab für Revitalisierung der Sozialen<br />

Marktwirtschaft<br />

dell, kein von der Evolution vergessener Saurier des Kapitalismus, sondern er<br />

muss der Maßstab für die Erneuerung oder – besser – die Revitalisierung der<br />

Sozialen Marktwirtschaft sein.<br />

Beim 2. Röpke-Symposium haben wir uns ganz konsequent mit dem Manager-<br />

Unternehmer befasst. Manager-Unternehmer handeln unter ganz anderen Voraussetzungen<br />

als Eigentümer-Unternehmer. Sie haften in aller Regel nicht für<br />

die Folgen ihres Fehlverhaltens, obwohl hier ja in den letzten Jahren einiges<br />

geschehen ist. Wir haben alle in der Finanzmarktkrise gelernt, dass Nichthaftung<br />

eine Einladung zur Verantwortungslosigkeit ist.<br />

Ich bin sehr stolz darauf, dass es uns gelungen ist, mit unserem 2. Röpke-<br />

Symposium den Anstoß für das Gesetz zur Angemessenheit der Vorstandsver-<br />

gütung vom Juli 2009 zu geben. Wer hat<br />

schon das Glück, dass seine Vorschläge so<br />

schnell und fast unverwässert zum Gesetz<br />

werden? Allerdings muss ich sagen: Es war<br />

Gesetz zur Angemessenheit der Vorstandsvergütung:<br />

ordnungspolitischer Erfolg des<br />

Handwerks<br />

ein langer Weg. Die ersten Vorschläge hatte ich bereits 2002 als Abgeordneter<br />

des Deutschen Bundestages vorgelegt, als noch niemand etwas davon wissen<br />

wollte, insbesondere meine eigene Partei, die CDU, nicht.<br />

Ich nutze diese Gelegenheit sehr gerne, der früheren Landesregierung unter<br />

Jürgen Rüttgers von Herzen zu danken. Sie hat unseren Vorschlag mit einer<br />

Bundesratsinitiative auf den Weg gebracht und gegen viele Widerstände auch<br />

<strong>durch</strong>gesetzt.<br />

Ich freue mich, in diesem Zusammenhang die damalige Wirtschaftsministerin,<br />

Frau Thoben, begrüßen zu dürfen. Ganz herzlich willkommen! Auch Sie<br />

haben uns sehr geholfen. Ich weiß, es war nicht einfach, auch nicht bei uns<br />

hier in Nordrhein-Westfalen. Aber wenn man etwas will, kann man sich auch<br />

<strong>durch</strong>setzen.<br />

Bei der dritten Aufl age des Röpke-Symposiums haben wir uns schließlich mit<br />

der Finanzmarktregulierung befasst – ein Thema, das für den Mittelstand auf<br />

15


4. Röpke-Symposium<br />

den ersten Blick weit weg zu sein scheint. Aber nur auf den ersten Blick! In<br />

Wirklichkeit ist es ein heißes Eisen. Der Tagungsband des 3. Röpke-Symposiums<br />

enthält eine Fülle von ordnungspoli-<br />

Bessere Regulierung der Finanzmärkte bleibt<br />

tisch <strong>durch</strong>dachten Vorschlägen für eine<br />

dringende Aufgabe der Ordnungspolitik<br />

weitere und bessere Regulierung der Finanzmärkte,<br />

und das ist nötiger denn je. Wir sehen ja, was alles heute auf uns<br />

zukommt. Es gibt ja noch immer einen enormen Regelungsbedarf. Man denke<br />

nur an die unselige Rolle der Ratingagenturen, die erst von der Politik <strong>durch</strong><br />

Privilegien in ihre marktbeherrschende Stellung gebracht wurden. Immer noch<br />

gibt es nur drei, die wirklich etwas zu sagen haben.<br />

Große Sorge bereitet mir in diesem Zusammenhang die Währungskrise, deren<br />

Ende noch nicht abzusehen ist. Wer nach Griechenland oder Irland schaut,<br />

kann nicht übersehen, wie wir im Euro-Raum mit immer größeren Schritten in<br />

eine Transferunion geraten, in der die sparsamen und leistungsfähigen Länder<br />

für die haushaltspolitischen Disziplinlosigkeiten anderer Länder aufkommen<br />

müssen. Das ist meiner Ansicht nach der Abschied von der Stabilitätskultur,<br />

die uns bei der Einführung des Euro versprochen wurde. Was heute hier läuft,<br />

ist ein Vertragsbruch – ein ganz klarer Vertragsbruch. Ein solches Kartell der<br />

währungspolitischen Verantwortungslosigkeit kann kein erfolgreicher Weg<br />

für Europa sein. So wird der Euro zu einem Sprengsatz der europäischen Integration.<br />

Aus der Finanzmarktregulierung und der aktuellen Währungspolitik lässt sich<br />

eine glasklare Lehre ziehen: Wir erleben hier eine Erosion der Verantwortungskultur,<br />

weil viel zu viele glauben, dass im Notfall ein anderer für ihre Verbindlichkeiten<br />

einspringt. Und das ist natürlich der Steuerzahler. Wir brauchen<br />

deshalb eine Renaissance der Verantwortungskultur, wie sie für den persönlich<br />

haftenden Unternehmer selbstverständlich ist.<br />

Und genau das soll das Leitmotiv dieser Veranstaltung sein. Wir wollen all<br />

die Themen, die in den bisherigen Symposien angeklungen sind, sozusagen<br />

zusammenführen und aus der Vogelperspektive einige Fragen aufwerfen, die<br />

an das Grundsätzliche gehen sollen.<br />

Dreh- und Angelpunkt dafür ist die Rolle des Eigentums und des Eigentümers<br />

in der Sozialen Marktwirtschaft. Persönliches Eigentum ist eine unverzicht bare<br />

Persönliches Eigentum ist Voraussetzung einer<br />

freien Gesellschaft<br />

16<br />

Voraussetzung einer freien Gesellschaft –<br />

nicht nur für die Marktwirtschaft, son-


<strong>Prof</strong>. <strong>Wolfgang</strong> <strong>Schulhoff</strong><br />

dern auch für den Rechtsstaat und letztlich für unsere Demokratie. Es ist nicht<br />

übertrieben, wenn man sagt: Auf persönlichem Eigentum beruht ganz entscheidend<br />

unsere westliche Zivilisation mit ihrer Freiheit, ihrem Wohlstand<br />

und ihrer Sicherheit.<br />

Eigentum hat viele Vorteile:<br />

■ Eigentum grenzt die Handlungssphären der Menschen untereinander ab.<br />

Es markiert Grenzen, die niemand überschreiten darf, der keinen Unfrieden<br />

stiften will. Es markiert die Grenzen, innerhalb derer jeder nach seiner<br />

Fasson selig werden und seinen Plänen und Zielen nachkommen kann.<br />

Dafür braucht man natürlich klare Regeln. Deshalb hängen Eigentum und<br />

Rechtsstaat unaufl öslich zusammen.<br />

■ Eigentum setzt Grenzen auch für den Staat: Nur wenn wir einen klaren Begriff<br />

von Eigentum haben, verfügen wir über einen klaren Maßstab, welche<br />

Entscheidungen der Staat an sich ziehen darf und aus welchen Dingen er<br />

sich gefälligst heraushalten muss. Die vornehmste Aufgabe des Staates ist es,<br />

das Eigentum zu sichern, aber nicht, in das Eigentum einzugreifen. Eingriffe<br />

in das Eigentum sind nur zulässig, wenn sich alle Betroffenen über allgemeine<br />

Regeln, z. B. der Besteuerung des Eigentums, verständigen. Denn Eigentum<br />

und Rechtsstaat hängen in der Demokratie zusammen: „No taxation<br />

without representation“ hieß es in der amerikanischen Revolution. Das gilt<br />

heute immer noch.<br />

■ Eigentum motiviert zu nachhaltigem Wirtschaften. Was allen gemeinsam<br />

gehört, geht meist schnell vor die Hunde. Wer noch die Bilder der Städte<br />

und Landschaften am Ende des Bestehens der DDR vor Augen hat, weiß,<br />

was der Sozialismus letztlich vollbracht hat. Ich hatte seinerzeit ein Erlebnis.<br />

Ich war noch vor der Wende in einer Stadt im Erzgebirge. Dort waren<br />

viele Häuser zerstört. Da fragte ich einen alten Herren: „Sind das noch<br />

Kriegsfolgen?“ „Nein“, sagte er mir, „das war der Sozialismus.“<br />

Deshalb gilt: Mit dem, was einem selbst gehört, geht man immer pfl eglicher<br />

um. Das Verantwortungsgefühl wächst vor allem bei dem, der Eigentümer<br />

ist, der von der Verwendung seines Eigentums profi tieren kann und davon<br />

auch lange etwas haben will. Das bedeutet „Nachhaltigkeit“ im besten Sinne<br />

des Wortes.<br />

■ Eigentum ermöglicht Kreativität. Wo es viele Eigentümer gibt, da gibt es<br />

auch einen Wettstreit der Ideen. Jeder Eigentümer hat eigene Ziele, die er<br />

17


4. Röpke-Symposium<br />

18<br />

verfolgt. Jeder Eigentümer hat ein einzigartiges Wissen. Jeder Eigentümer<br />

kennt andere Bedürfnisse von Kunden. Nur da, wo es viele Eigentümer gibt,<br />

kann der Markt als lebendiges Entdeckungsverfahren wirken.<br />

■ Eigentum wirkt weit über den Markt hinaus. Nur dort, wo es ein breit gestreutes<br />

Eigentum gibt, lassen sich Ziele verfolgen, für die es am Markt keinen<br />

Platz gibt und die auch politisch nicht immer mehrheitsfähig sind. Als<br />

Vorsitzender der Museumsinsel Hombroich – ein wunderschönes Kunstprojekt,<br />

die meisten kennen es, und wenn nicht, darf ich Sie bitten, es sich<br />

einmal anzusehen; es liegt unweit von Düsseldorf, in Neuss – weiß ich,<br />

wovon ich rede: Unser kulturelles Leben wäre furchtbar arm, wenn wir nur<br />

solche Kunst oder Musik fi nanzieren könnten, für die es einen Markt gibt.<br />

Jede Gesellschaft braucht starke Eigentümer, die als Mäzene aus eigenem<br />

Antrieb Dinge fi nanzieren, die sonst niemand fi nanzieren würde.<br />

■ Und was für die Kultur gilt, das gilt letztlich auch für unsere Demokratie.<br />

Auch diese ist angewiesen auf Eigentümer, die sich engagieren. Wer unternehmerische<br />

Verantwortung trägt, der ist<br />

Träger unternehmerischer Verantwortung oft<br />

häufi g auch zur politischen Verantwor-<br />

auch Träger politischer Verantwortung<br />

tung bereit. Der Eigentümer ist daher oft<br />

auch der Citoyen, der sich in Ehrenämtern für das Gemeinwesen engagiert.<br />

Davon haben wir viel zu wenige in der heutigen Zeit, und leider immer<br />

weniger, wenn ich die politische Landschaft betrachte.<br />

Dass das Eigentum all diese Vorteile wirklich entfaltet, ist nicht selbstverständlich.<br />

Das hängt vielmehr von Rahmenbedingungen ab, die von der Politik<br />

geschaffen und garantiert werden müssen.<br />

Erstens: Eigentum braucht Vertragsfreiheit!<br />

Nur wer nach freier Entscheidung Verträge eingehen und mit anderen kooperieren<br />

kann, kann die Potenziale seines Eigentums voll nutzen. Wo aber die<br />

Vertragsfreiheit eingeschränkt ist, wird das Eigentum viele seiner nützlichen<br />

Funktionen nicht erfüllen können. Deshalb muss gelten: Jeder Eigentümer<br />

muss grundsätzlich selbst entscheiden können, wofür er sein Eigentum einsetzen<br />

will und welche Pläne er damit verfolgt. Jeder Versuch des Staates, ihm<br />

hier hineinzureden, untergräbt die Freiheit. Das entbindet ihn aber nicht der<br />

sozialen Verpfl ichtung seines Handelns. Freiheit ist nicht grenzenlos!


Zweitens: Eigentum braucht Haftung!<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Wolfgang</strong> <strong>Schulhoff</strong><br />

Freiheit heißt, selbst zu entscheiden, mit wem und zu welchen Zwecken Verträge<br />

abzuschließen sind. Jeder Eigentümer hat das Recht, die Vorteile zu genießen,<br />

die ihm aus der Verwendung seines Eigentums erwachsen. Aber er muss<br />

auch für die Risiken geradestehen. Er darf keine Möglichkeit haben, Nachteile<br />

und Kosten seiner freien Entscheidung auf andere abzuwälzen. Nur dann wird<br />

er in seinen Entscheidungen auch verantwortlich handeln. Das war ja oft Thema<br />

unserer Gespräche hier.<br />

Jeder Eigentümer muss wissen, dass ihm schlimmstenfalls der Gerichtsvollzieher<br />

als letzte Instanz der Marktwirtschaft im Nacken sitzt – und nicht der Staat<br />

als Sicherheitsnetz bereitsteht. Wir haben das ja bei der Krise der sog. systemischen<br />

Banken gesehen; ich weiß nicht, ob wir da alles richtig gemacht haben.<br />

Erst wenn man sich über die grundlegende Bedeutung des Eigentums für<br />

Marktwirtschaft, Rechtsstaat und Demokratie im Klaren ist, kann man die Stel-<br />

lung des Unternehmers in der Marktwirtschaft<br />

richtig würdigen. Er ist der eigentliche<br />

Träger der Marktwirtschaft. Echter Unter-<br />

Echte Unternehmer sind Träger der Marktwirtschaft<br />

nehmer ist derjenige, bei dem Eigentum und Leitung seines Unternehmens<br />

weitgehend in einer Hand liegen. Echter Unternehmer ist derjenige, der mit<br />

Haut und Haaren für seine Entscheidungen haftet.<br />

Ein solches Unternehmerleben birgt Risiken und kann manchmal ganz schön<br />

anstrengend sein. Aber es ist auch ungeheuer spannend und erfüllend, was ich<br />

in meinem langjährigen Leben als Unternehmer immer wieder selbst erlebt<br />

habe. Manchmal wollte man auch aus seiner Haut schlüpfen. Aber letztlich<br />

bindet einen das Eigentum der Firma.<br />

Viele Probleme unserer Wirtschafts- und Sozialordnung sind darauf zurückzuführen,<br />

dass dieses Unternehmerbild leider an Verbindlichkeit verloren hat.<br />

In zu vielen Unternehmen liegen Eigentum und Leitung nicht mehr in einer<br />

Hand. In zu vielen Unternehmen stehlen sich Eigentümer und Manager aus<br />

der Verantwortung, wenn es ernst wird.<br />

Lassen Sie mich deshalb zum Kern der Sache kommen! Wenn wir die Verantwortungskultur<br />

stärken wollen, dann müssen wir dem klassischen Eigentümer-<br />

Unternehmer, wie er im Handwerk nach wie vor stilbildend ist, wieder mehr<br />

19


4. Röpke-Symposium<br />

Luft zum Atmen geben. Wir müssen uns auch all die Fälle vornehmen, in denen<br />

das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist. Das heißt vor allem: Wir<br />

müssen das Haftungsprinzip in manager-<br />

Stärkung der Verantwortungskultur und rogeführten<br />

Unternehmen noch robuster<br />

bustere Gestaltung der Haftungsprinzipien in<br />

managergeführten Unternehmen<br />

gestalten als bisher. Denn man sieht ja an<br />

der Handhabung in der Praxis, dass sich<br />

die Herren da oben schon wieder Schleichwege bedienen, mit denen sie aus<br />

ihrer Haftung herauskommen.<br />

Ich will den Referenten nicht vorgreifen, aber lassen Sie mich zumindest einige<br />

kritische Fragen aufwerfen:<br />

■ Ist es nicht so, dass die Kompliziertheit unseres Steuersystems vor allem die<br />

kleinen inhabergeführten Unternehmen trifft, die sich hoch spezialisierte<br />

Steuerrechtsabteilungen mit Edeljuristen nicht leisten können?<br />

■ Ist es nicht so, dass die Abwälzung von Bürokratiekosten auf die Unternehmen<br />

gerade die kleinen und mittelständischen Betriebe in besonderem<br />

Maße trifft?<br />

■ Haben wir im Steuerrecht wirklich eine lückenlose Rechtsformneutralität<br />

erreicht, oder gibt es nicht doch nach wie vor zu viele Anreize, sich in<br />

Rechtsformen mit Haftungsbeschränkung zu fl üchten?<br />

■ Leiden nicht gerade die kleinen inhabergeführten Unternehmen besonders<br />

stark unter einem Arbeits- und Sozialrecht, das auf die großen Unternehmen<br />

in unserem Lande zugeschnitten ist?<br />

Offene Fragen gibt es auch mit Blick auf die managergeführten Unternehmen:<br />

■<br />

■<br />

■<br />

20<br />

Was müssen wir über die erreichten Verbesserungen hinaus noch tun, um<br />

das Haftungsprinzip für Manager zu stärken?<br />

Wie können wir die Rechte der Eigentümer in Publikumsgesellschaften so<br />

stärken, dass sie die Kontrolle der Vorstände wirksam vornehmen können?<br />

Was müssen wir tun, damit Aktionäre ihrer Verantwortung als Eigentümer<br />

wieder stärker gerecht werden?<br />

■ Was ist an politischer Rahmensetzung notwendig, um den Akteuren die<br />

richtigen Anreize für verantwortungsbewusstes Verhalten zu geben? Sollte<br />

dies nicht Frage eines lebendigen Wettbewerbs um eine vernünftige Unternehmensverfassung<br />

sein?


<strong>Prof</strong>. <strong>Wolfgang</strong> <strong>Schulhoff</strong><br />

Alles Fragen, die ich an das Podium weitergebe. Ich kann sie persönlich gar<br />

nicht beantworten. Antworten darauf wird dieses Symposium ergeben, und<br />

ich hoffe, dass wir viele Antworten bekommen.<br />

Für den weiteren Programmablauf darf ich nun das Wort Herrn Holger<br />

Steltzner geben.<br />

21

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